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Allgemeinbildung Wirtschaft für

Dummies
Schummelseite
EIN PAAR KURZE TIPPS ZUM UMGANG MIT GELD
Sparen Sie für Ihre Altersvorsorge, für langfristige, größere Anschaffungen und
für unvorhersehbare Notfälle.
Ohne private Altersvorsorge werden Sie nicht auskommen. Nutzen Sie dazu
die staatlichen Förderangebote.
Haben Sie Geldprobleme, führen Sie ein Haushaltsbuch, das Ihnen verrät,
wofür Sie Ihr Geld ausgeben und woher das Loch in Ihrer Brieftasche stammt.
Wenn Sie einen Kredit aufnehmen, kalkulieren Sie die Raten so, dass finanziell
noch Luft ist, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert.
Investieren Sie in nichts, was Sie nicht verstehen. Lesen Sie alle Angaben
sorgfältig, fragen Sie sich immer, wo der Haken sein könnte und wo Verluste
lauern.
Machen Sie bei Finanzprodukten den Plausibilitätscheck: Klingt das Angebot
realistisch? Und vergessen Sie nie: Je höher der versprochene Gewinn, umso
höher das Risiko.
Ganz ohne Versicherungen werden Sie nicht auskommen. Unterscheiden Sie
zwischen notwendigen, sinnvollen und unnötigen Versicherungen.

EIN PAAR KURZE TIPPS FÜR KONSUMENTEN,


MIETER UND ARBEITNEHMER
Wenn Sie wissen wollen, wie ökologisch ein Produkt ist, betrachten Sie dessen
ökologischen Fußabdruck über den gesamten Lebenszyklus.
Wollen Sie eine Wohnung mieten, nutzen Sie Checklisten für Bewerbung,
Besichtigung, Umzug, Renovierung, Mietvertrag und Auszug (die Sie in Kapitel
7 finden).
Der Vergleich, ob Sie besser kaufen oder mieten sollten, ist kompliziert – ein
einfacher Vergleich von Miete und Tilgung führt in die Irre.
Je besser Ihre Ausbildung, umso besser Ihre Chancen am Arbeitsmarkt, umso
geringer das Risiko, arbeitslos zu werden.

DAS STAATLICHE STEUER-TRANSFER-SYSTEM


Ohne Steuern funktioniert keine Marktwirtschaft.
Das staatliche Sozialleistungssystem besteht aus dem
Sozialversicherungssystem, dem Steuer-Transfer-System sowie Hartz IV und
der Sozialhilfe.
Die wichtigsten Ausgleichsleistungen des Steuer-Transfer-Systems sind das
Kindergeld und der Familienleistungsausgleich, das Erziehungs- und
Elterngeld, die Ausbildungs- und Aufstiegsförderung sowie das Wohngeld.

VOM UMGANG MIT WIRTSCHAFTSKRISEN


Die großen Geißeln moderner marktwirtschaftlicher Wirtschaftssysteme sind
Inflation und Deflation, Arbeitslosigkeit, Banken- und Börsenkrisen.
Erwarten Sie eine Inflation, so sollten Sie kein Geld verleihen, wenig Geld auf
dem Konto oder in der Brieftasche haben und größere Anschaffungen
möglichst bald tätigen.
Erwarten Sie eine Deflation, so sollten Sie Geld verleihen, sich kein Geld
leihen, Ihr Geld auf dem Konto oder in der Brieftasche halten, Sachwerte eher
meiden und größere Anschaffungen möglichst lange hinauszögern.
Wenn Arbeitslosigkeit droht, sollten Sie in Bildung und Ausbildung investieren.
Vermeiden Sie Langzeitarbeitslosigkeit.
Schützen Sie sich vor Bankenkrisen, indem Sie nicht mehr als 100.000 Euro
auf einem Konto bei einer Bank haben. Je nachdem, wie ängstlich Sie sind,
können Sie sich Sachwerte oder Gold als Schutz zulegen.

VOM UMGANG MIT DER MARKTWIRTSCHAFT


Achten Sie auf die Preise – die sagen (fast) immer die Wahrheit.
Versuchen Sie stets, das anzubieten, was knapp ist – dafür wird man in einer
Marktwirtschaft belohnt.
Wenn der Staat sich in die Preisbildung einmischt, führt das zumeist zu
schlechten Ergebnissen.
Allgemeinbildung Wirtschaft für Dummies
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in
der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Das vorliegende Werk wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch
übernehmen Autoren und Verlag für die Richtigkeit von Angaben,
Hinweisen und Ratschlägen sowie eventuelle Druckfehler keine
Haftung.
Coverfoto: © Nataliya Yakovleva / stock.adobe.com
Korrektur: Frauke Wilkens, München
Print ISBN: 978-3-527-71706-4
ePub ISBN: 978-3-527-82653-7
Über die Autoren
Hanno Beck war Mitglied der Wirtschaftsredaktion der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung und ist seit 2006 Professor für
Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an der Hochschule
Pforzheim. Neben zahlreichen Veröffentlichungen in
Fachzeitschriften hat er mehr als 20 Bücher, sowohl
populärwissenschaftliche als auch Lehrbücher, veröffentlicht. Er
hat mehrere Journalistenpreise gewonnen und zweimal den
Deutschen Finanzbuchpreis. Seine Steuererklärung macht er
nicht selbst, sondern spielt stattdessen lieber Gitarre und ist stolz
darauf, dass er die altehrwürdige Börsenzeitung dazu gebracht
hat, das Wort »Labradoroholiker« zu drucken.
Aloys Prinz ist nach Stationen im Saarland, Köln, Berlin und
Mainz seit 2000 Professor für Volkswirtschaftslehre, insbesondere
Finanzwissenschaft, an der Westfälischen Wilhelms-Universität
Münster. Er hat zahlreiche Beiträge in in- und ausländischen
Fachzeitschriften sowie zahlreiche Bücher veröffentlicht.
Zusammen mit Hanno Beck gewann er 2015 den Deutschen
Finanzbuchpreis. Als Professor für Finanzwissenschaft könnte er
seine Steuererklärung selbst machen, tut es aber nicht.
Stattdessen tanzt er lieber Tango.
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titelblatt
Impressum
Über die Autoren
Einleitung
Über dieses Buch
Törichte Annahmen über den Leser
Wie das Buch aufgebaut ist
Symbole, die in diesem Buch verwendet werden
Wie es weitergeht

Teil I: Geld und persönliche Finanzen


Kapitel 1: Sparen
Sparen: So funktioniert das
Das Schuldeneinmaleins
Ein Haushaltsbuch führen
Geldanlage: Die Produkte
Das Einmaleins der Geldanlage

Kapitel 2: Kapitalmärkte, Geld und Banken


Wozu wir Kapitalmärkte brauchen
Wozu wir Banken brauchen
Eine kleine Geldkunde
Eine kleine Bankenkunde

Kapitel 3: Schulden
Gute Schulden, schlechte Schulden
Überschuldung
Das Krediteinmaleins
Staatsverschuldung
Teil II: Einkaufen
Kapitel 4: Shopping
Womit man bezahlen kann
Bar oder mit Karte zahlen
Onlineshopping
Das kleine Shoppingschutzeinmaleins
Rückgabe, Reklamation und Nachbesserung
Schnäppchenalarm: Sonderangebote
Mehr Disziplin beim Shoppen

Kapitel 5: Nepper, Schlepper, Bauernfänger


Das Böse ist immer und überall: Ein Überblick
Betrugsmaschen im Alltag
Betrugsmaschen im Internet
Betrugsmaschen am Kapitalmarkt

Kapitel 6: Konsum, Gesundheit und Moral


Konsum und Umweltschutz
Konsum und Gesundheit
Konsum und Moral
Konsum und Gütesiegel
Konsum und Glück

Teil III: Wohnen, Arbeiten, Leben


Kapitel 7: Wohnen
Eine Wohnung mieten
Das Mietverhältnis

Kapitel 8: Die eigenen vier Wände


Kaufen oder mieten?
Die Finanzierung
Fördergelder und Zuschüsse
Bauen oder kaufen

Kapitel 9: Arbeiten
Der deutsche Arbeitsmarkt: Akteure und Gesetze
Die Spieler
Löhne und Lohnverhandlungen
Einige wichtige Gesetze
Was Sie über Unternehmen wissen müssen
Der Job

Teil IV: Versicherungen und Altersvorsorge


Kapitel 10: Versicherungen
So funktionieren Versicherungen
Wichtige Versicherungen
Sinnvolle Versicherungen
Weitere Versicherungen

Kapitel 11: Die staatliche Rente


Alterssicherung in Deutschland
Die gesetzliche Rentenversicherung
Altersrente: Höhe und Dynamisierung

Kapitel 12: Private Altersvorsorge


Wenn der Arbeitgeber mithilft: Betriebliche Altersvorsorge
Wenn die Rente nicht reicht: Private Altersvorsorge
Subventionierung der privaten Altersvorsorge: Die Riester-Rente

Teil V: Staat und Marktwirtschaft


Kapitel 13: Steuern
Warum wir Steuern zahlen
Steuern: Eine Definition
Die Einkommensteuer
Unternehmensbesteuerung

Kapitel 14: Hier zahlt der Staat


Das Sozialleistungssystem im Überblick
Die gesetzliche Krankenversicherung
Die gesetzliche Pflegeversicherung
Die Arbeitslosenversicherung
Die gesetzliche Unfallversicherung
Das Steuer-Transfer-System
Hartz IV und Sozialhilfe

Kapitel 15: Vom Umgang mit Wirtschaftskrisen


Inflation und Deflation
Arbeitslosigkeit
Bankenkrisen
Börsenkrisen

Kapitel 16: Leben in der Marktwirtschaft


Arten von Märkten
Plan und Markt
Wie Märkte funktionieren
Was Märkte nicht können
Eingriffe in Marktpreise: Mietendeckel und Mindestlöhne

Teil VI: Der Top-Ten-Teil


Kapitel 17: Zehn ökonomische Ideen als Lebenshilfe
Anreize
Knappheit
Märkte
Preise sagen immer die Wahrheit
Arbeit
Sparen
Diversifikation
Nichts ist kostenlos, vieles umsonst
Wettbewerb
Glück

Literatur
Stichwortverzeichnis
End User License Agreement

Tabellenverzeichnis
Kapitel 8
Tabelle 8.1 Mieten oder kaufen?

Kapitel 13
Tabelle 13.1 Der Einkommensteuertarif anhand von
Berechnungsbeispielen: Single-T...

Illustrationsverzeichnis
Kapitel 2
Abbildung 2.1 Angebot und Nachfrage an den Kapitalmärkten

Kapitel 9
Abbildung 9.1 Das Unternehmen als Ort der Produktion
Einleitung
Mal ganz ehrlich: Verstehen Sie Ihre Steuererklärung? Wissen
Sie, wie die Altersvorsorge in Deutschland funktioniert oder wie
viel Rente Sie erwarten können? Haben Sie sich jemals gefragt,
wie Geld entsteht und Ihre Bank funktioniert – und keine Antwort
bekommen? Wie funktionieren Umweltsiegel beim Einkauf und
was ist von ihnen zu halten? Wie funktioniert der Wohnungsmarkt,
sollten Sie kaufen oder mieten? Und wie oft merken Sie, dass Sie
eigentlich nicht so genau wissen, wie unsere Wirtschaft
funktioniert, auf was Sie als Sparer, Konsument oder Steuerzahler
achten müssen?
In Deutschland kann man es zu einer Professur bringen, ohne
jemals einen Mietvertrag gesehen zu haben; die meisten
Deutschen haben, was Kenntnisse in Sachen Wirtschaft angeht,
große Lücken. Das liegt sicher auch daran, dass
Wirtschaftsthemen nicht gerade den Ruf haben, einfach und
unterhaltsam zu sein.

Über dieses Buch


Wir glauben, nein wir wissen, dass das auch anders geht –
Wirtschaft ist nicht so schwer, sie ist spannend, lehrreich und
hilfreich. Wer weiß, wie man spart, einkauft, investiert, wohnt,
arbeitet, ist klar im Vorteil, und einige Dinge, die Sie in diesem
Buch erfahren, sind bares Geld wert.
Wir werden Ihnen all diejenigen Fragen beantworten, die Sie sich
sicher schon oft gestellt haben:

Warum und wie sollte man sparen?


Was sollten Sie als Konsument wissen?
Wie funktionieren Wohnungssuche, Mietvertrag,
Versicherungen, Gewerkschaften, Tarifverhandlungen?
Wie funktioniert unser Sozialsystem?
Warum und wofür zahlen wir Steuern?
Was sind Wirtschaftskrisen und wie sollen Sie damit
umgehen?

Diese Fragen und viele mehr wollen wir in diesem Buch


beantworten, so einfach wie möglich und so differenziert wie
nötig. Dass wir dabei nicht alle Fragenkomplexe bis ins kleinste
Detail behandeln können, liegt in der Natur der Sache. Die
Themen, die wir als wichtig erachten, muss man nicht teilen – es
ist auch nicht erforderlich. Unsere Auswahl an Fragestellungen ist
groß, Sie können sich das heraussuchen, was Sie gerade
interessiert. Die Kapitel sind so geschrieben, dass sie unabhängig
voneinander gelesen werden können.
Dieses Buch soll Ihnen Fragen beantworten, die auftauchen,
wenn Sie abends die Nachrichten schauen, die Ihnen einfallen,
wenn Sie im Supermarkt an der Kasse stehen oder ein
Versicherungsvertreter vor der Tür steht. Es soll Sie dazu
befähigen, besser zu entscheiden, geschickter zu handeln und
mehr von dieser verwirrenden, aber auch faszinierenden Welt der
Wirtschaft zu verstehen. Wenn wir Sie darüber hinaus motivieren
und befähigen können, weitergehende Literatur zum Thema
Wirtschaft zu lesen – umso besser. Dabei hoffen wir, dass das
Buch leicht zu lesen und unterhaltsam ist.

Törichte Annahmen über den


Leser
Unser Buch wendet sich an alle, die an Wirtschaft interessiert
sind, die mehr wissen wollen über die Welt, in der sie als
Konsument, Arbeitnehmer, Versicherter, Rentner, Patient oder
was auch immer leben. Es ist ein Wegweiser durch den
alltäglichen Dschungel namens »Wirtschaft« und setzt keinerlei
Fachkenntnisse voraus.
Wir verwenden Formeln oder Grafiken sehr sparsam und
vermeiden Fremdwörter; wir haben uns beim Schreiben
angestrengt, damit Sie es beim Lesen leichter haben. Wenn Sie
Interesse am Thema Wirtschaft haben, können und sollten Sie
dieses Buch lesen. Nach der Lektüre sollten Sie in der Lage sein,
die Abendnachrichten besser zu verstehen und zu beurteilen.
Vielleicht kann es auch dazu beitragen, dass Sie als Konsument,
Sparer, Steuerzahler und Bürger bessere Entscheidungen treffen.

Wie das Buch aufgebaut ist


Dieses Buch ist in sechs Teile aufgeteilt.

Teil I: Geld und persönliche Finanzen


In Teil I geht es um Geld und persönliche Finanzen – das
Fundament für ein zumindest finanziell abgesichertes Leben. Wir
verraten Ihnen, warum und wie Sie am besten sparen, wann Sie
Schulden machen können und wann nicht, welche
Finanzprodukte es gibt und was von ihnen zu halten ist. Des
Weiteren finden Sie hier einen Grundkurs zum Thema Geld,
Kapital und Kapitalmärkte sowie das kleine Schuldeneinmaleins.

Teil II: Einkaufen


In Teil II geht es um Ihr Leben als Konsument: Wir klären, wie und
womit man bezahlen kann, welche Fallen es beim
Onlineshopping gibt, welche Rechte Sie als Verbraucher haben
und wie Sie disziplinierter shoppen können. Wir nehmen Sie mit
auf einen Ausflug in die Welt der Betrüger, Nepper und Schlepper
und verraten Ihnen, mit welchen Tricks diese Bauernfänger
arbeiten. Darüber hinaus schauen wir uns an, wie Sie als
Konsument verantwortungsvoll und nachhaltig shoppen können,
welche Umweltsiegel und Nachhaltigkeitsinitiativen es beim
Einkaufen gibt und wo deren Probleme liegen.
Teil III: Wohnen, Arbeiten, Leben
Teil III beschäftigt sich mit den zentralen Bereichen Ihres Lebens:
Wohnen und Arbeiten. Wir klären, was Sie als Mieter und
potenzieller Bauherr wissen müssen. Wir zeigen Ihnen, wie der
deutsche Arbeitsmarkt funktioniert und welche Akteure Sie hier
kennen müssen.

Teil IV: Versicherungen und Altersvorsorge


Teil IV beschäftigt sich mit Versicherungen und Altersvorsorge.
Wie funktionieren Versicherungen, welche Versicherungen
brauchen Sie und welche sind nicht so wichtig? Zudem schauen
wir uns die Systeme der Alterssicherung in Deutschland an: die
gesetzliche Rentenversicherung, die private und betriebliche
Altersvorsorge. Hier erfahren Sie, welche Rentenansprüche Sie
haben und wo der Staat Ihnen bei der Altersvorsorge unter die
Arme greift.

Teil V: Staat und Marktwirtschaft


Teil V beschäftigt sich mit dem Wirtschaftssystem der
Bundesrepublik Deutschland: Wie, warum und welche Steuern
müssen Sie zahlen? Wo gibt es Geld vom Staat? Wie entstehen
Wirtschaftskrisen und wie kann man sich als Bürger davor
schützen? Zum Abschluss dieses Teils schauen wir uns an, wie
Märkte und unser Wirtschaftssystem grundsätzlich funktionieren.

Teil VI: Der Top-Ten-Teil


Kein … für Dummies-Buch ohne den berühmten Top-Ten-Teil. Wir
haben für Sie in diesem Teil die zehn wichtigsten Ideen noch
einmal kurz und knapp zusammengefasst.

Symbole, die in diesem Buch


verwendet werden
Wie in allen … für Dummies-Büchern kommen auch in diesem
eine Reihe von Symbolen vor:

Hier stehen wichtige Dinge, die Sie sich merken sollten.

Dieses Symbol verweist auf Begriffe, die neu eingeführt


werden.

Dieses Symbol kennzeichnet Beispiele.

Dieses Zeichen dient dazu, Sachverhalte klarzustellen und


Sie vor Denkfehlern zu warnen.

Dieses Zeichen dient dazu, Ihnen bereits vertraute


Zusammenhänge in Erinnerung zu bringen.

Wie es weitergeht
Los geht es erst einmal mit dem für viele Menschen wichtigsten
Thema: Geld und persönliche Finanzen. Sicher, Geld ist nicht
alles, aber ohne Geld ist vieles andere auch nicht so prickelnd.
Und wenn Sie dann wissen, wie man spart und investiert,
kommen all die anderen wichtigen Fragen des Lebens, inklusive
der existenziellen Frage, wo man denn eine Versicherung
herbekommt, die einen im Fall einer Entführung durch
Außerirdische entschädigt. Viel Spaß beim Lesen.
Teil I
Geld und persönliche Finanzen
IN DIESEM TEIL …
Geld ist nicht alles – aber ohne Geld ist alles nichts, heißt es
immer. Man muss es nicht so extrem sehen, aber wenn die
persönlichen Finanzen nicht stimmen, wird das Leben
anstrengend. In diesem Teil geht es darum, wann man spart,
wann man sich verschulden kann, wie man mit Banken
umgeht und wie man sich gegen die Stürme des Lebens
absichert.
Kapitel 1
Sparen
IN DIESEM KAPITEL
Sparen: so funktioniert das
Ein Haushaltsbuch führen
Geldanlage: die Produkte
Das Einmaleins der Geldanlage

In diesem Kapitel geht es ums Sparen: Wann spart man, wie viel
soll man sparen, wo und wie kann man sein Geld anlegen? Sie
lernen hier das kleine Einmaleins des Sparens und der
Geldanlage.

Sparen: So funktioniert das


Was ist Sparen? Eigentlich ganz einfach: Sparen bedeutet, dass
man mehr einnimmt, als man ausgibt – wenn man also am Ende
des Monats noch Geld übrig hat, dann spart man. Warum aber
sollte man sparen? Da gibt es mehrere Gründe:

Langfristig wollen Sie fürs Alter vorsorgen, also für die Zeit,
wenn das Einkommen geringer sein wird als heute.
Kurzfristig wollen Sie auf ein Ziel sparen – ein neues Auto, ein
Eigenheim oder was auch immer.
Sie möchten für alle Fälle eine Reserve haben, beispielsweise
wenn die Waschmaschine oder das Auto streiken.
Oder Sie sind einfach in der glücklichen Lage, dass das
Einkommen größer ist als die aktuellen Bedürfnisse, sodass
Sie am Ende des Monats noch etwas überhaben.

Egal warum oder wofür Sie sparen, wichtig dabei ist es, die
Ersparnisse klug zu verwalten und anzulegen, also nicht einfach
unters Kopfkissen zu stopfen, sondern sicher anzulegen und
möglichst so, dass sie sich ohne weiteres Zutun vermehren.
Diesen Mehrertrag, den Ihre Ersparnisse erzielen, während Sie
sie jemand anders (einer Bank, einer Versicherung oder anderen
Finanzzauberern) anvertrauen, nennt man Rendite.

Die Rendite ist der Ertrag, den ein gesparter Betrag abwirft.
Wenn Sie 100 Euro zur Bank bringen und diese Ihnen nach
sagen wir einem Jahr 110 Euro zurückzahlt, dann haben Sie
eine Rendite von 10 Prozent erzielt. Sie teilen einfach den
zusätzlichen Betrag (10 Euro) durch den angelegten Betrag
(100 Euro) und multiplizieren das Ergebnis mit 100 – dann
haben Sie die Rendite in Prozent.

Das Schuldeneinmaleins
Das Gegenteil von Sparen ist Schuldenmachen – man leiht sich
von einer Bank oder einem Bekannten Geld, das man später
zurückzahlen muss, zumeist gegen eine Art Leihgebühr. Geld
leihen kostet eben. Schulden machen ist nichts Verwerfliches,
wenn Sie einige Regeln beachten:

Objekt: Auf Kredit kauft man nur Dinge, die es Ihnen


langfristig ermöglichen, den Kredit auch wieder
zurückzuzahlen. Man kauft Arbeitsgeräte oder andere Dinge,
die man zum Geldverdienen benötigt, auf Kredit, aber man
fährt nicht auf Pump in Urlaub, denn mit dem Urlaub verdienen
Sie kein Geld, mit dem Sie den Kredit zurückzahlen können.
Raten: Wenn Sie den Kredit in Raten zurückzahlen, dann
kalkulieren Sie diese Raten so, dass Sie die auch noch
zurückzahlen können, wenn mit dem Monatseinkommen mal
etwas schiefläuft. Also keine Ratenverpflichtungen, die keine
finanzielle Luft mehr zum Atmen lassen.
Ausnahme: Die Regel zu den Raten gilt umso mehr, wenn
Sie doch Konsumgüter auf Pump finanzieren. Schnüren Sie
sich nicht selbst die Luft ab, indem Sie sich zu viele Raten
aufhalsen.
Laufzeit: Je länger die Laufzeit des Kredits, umso sicherer die
Kalkulationsgrundlage, weil Sie dann den Zins kennen, den
Sie für den Kredit bezahlen müssen. Der Nachteil: Fallen die
Zinsen während dieser Laufzeit, so verpassen Sie eine
günstigere Finanzierung.

Überschuldet – was jetzt zu tun ist


Wenn Sie Ihre Raten unregelmäßig bezahlen und wenn immer mehr Mahnungen ins
Haus flattern, wird es höchste Zeit, eine Schuldnerberatung aufzusuchen. Es gibt
staatlich anerkannte Schuldnerberatungen, die meist kostenfrei arbeiten, aber auch
unseriöse Anbieter, die Gebühren verlangen und dieses Geld oft nicht wert sind (das
örtliche Rathaus, Sozialämter oder Wohlfahrtsverbände sagen Ihnen, wo Sie
Beratungsstellen finden).
Und so geht der Weg aus der Überschuldung: In der Regel vor allem darüber, dass Sie
oder Ihr Schuldnerberater mit denen sprechen, denen Sie Geld schulden. Vielleicht
lassen die sich ja auf einen Zahlungsaufschub ein, der Ihnen Luft verschafft. Zunächst
einigen sich in einer Schuldenregulierung alle Gläubiger auf einen
Schuldenbereinigungsplan, der eine Tilgung der Schulden festlegt. Dabei müssen aber
alle Gläubiger zustimmen. Funktioniert das nicht und scheitert auch ein gerichtlicher
Versuch der Einigung mit den Gläubigern, bleibt noch die Verbraucherinsolvenz, mit der
man alle seine Schulden loswerden kann. Dazu muss man in einer maximal sechs
Jahre langen Wohlverhaltensphase den pfändbaren Anteil seines Einkommens an
einen Treuhänder zahlen und darf keine neuen Schulden mehr machen. Für
Selbstständige gilt abweichend davon ein Regelinsolvenzverfahren. Den nicht
pfändbaren Teil Ihres Guthabens schützen Sie, indem Sie bei Ihrer Bank beantragen,
dass Ihr Girokonto in ein Pfändungsschutzkonto umgewandelt wird, damit haben Sie
Basispfändungsschutz; etwas mehr als 1.100 Euro auf diesem Konto dürfen dann nicht
gepfändet werden.

Die häufigsten Ursachen von Überschuldung sind Arbeitslosigkeit,


ein zu geringes Einkommen, eine Trennung oder Scheidung,
Krankheit, gescheiterte Selbstständigkeit und zu exzessives
Konsumverhalten – also die drei oder vier Handyverträge
beispielsweise. Und wenn das mit dem Schuldenmachen
schiefgeht, droht eine Notsituation, die rasch eskalieren kann.
Dann wird es Zeit zu handeln, suchen Sie unbedingt eine
Schuldnerberatung auf.

Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene, in der sogenannten


Makroökonomik, spielen Sparen und Schuldenmachen eine
etwas andere Rolle. Eine wirtschaftspolitische Ausrichtung,
die Keynesianer, betonen, dass Sparen der Wirtschaft
Nachfrage entzieht und staatliche Schulden die Wirtschaft
ankurbeln. Gegner dieser Theorie betonen, dass Sparen
nötig ist, um Investitionen zu finanzieren (und damit
Wachstum), und dass staatliche Schuldenmacherei zu
Verschwendung und in den Staatsbankrott zu führen droht.
Wer hat recht? Vermutlich beide, je nach Situation.

Ein Haushaltsbuch führen


Ist bei Ihnen am Ende des Geldes meistens noch zu viel Monat
übrig? Schaffen Sie es nicht, einen Spargroschen auf die Seite zu
legen? Woran liegt das? Vielleicht daran, dass Sie zu wenig Geld
haben? Vielleicht aber auch daran, dass Sie zu wenig darüber
wissen, wofür und warum Sie wie viel Geld ausgeben. Wenn Sie
wissen wollen, warum das Geld nie reicht, ist es eine gute Idee,
ein Haushaltsbuch zu führen. Warum? Ein Haushaltsbuch zeigt
Ihnen

wofür Sie Ihr Geld ausgeben,


was Ihre größten Ausgabenposten sind,
welche Konsumangewohnheiten Sie haben und
wo sich das Loch in Ihrer Brieftasche befindet.
Mithilfe eines Haushaltsbuches erkennen Sie, wohin das Geld
abfließt, und das ist ein erster Schritt, Sparen zu lernen. Gut, aber
wie führt man ein Haushaltsbuch? Einfach nur alle Ausgaben und
Einnahmen auf einen Zettel schreiben ist ein Anfang, aber sicher
zu wenig. Hier gilt es, ein paar Dinge zu beachten:

Nutzen Sie technische Unterstützung.


Bilden Sie Kategorien.
Trennen Sie zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen
Ausgaben.
Seien Sie diszipliniert.

Das Haushaltsbuch: Technische


Unterstützung
Natürlich kann man ein Haushaltsbuch auch auf Papier, in einem
Buch führen, aber das ist aufwendig. Mittlerweile gibt es eine
Fülle von Apps für das Smartphone oder den Rechner, die man
nutzen kann; wer Apps nicht mag, wer ungern auf dem Telefon
tippt, kann sich auch mit einer Tabellenkalkulation behelfen. Und
wer Bildschirme gar nicht mag – Haushaltsbücher und
Finanzplaner kann man auch in der Papierversion preisgünstig
erwerben. Warum soll man sich das Leben unnötig schwer
machen?

Wer sortiert, gewinnt: Kategorien bilden


Einfach unsortiert alle Ausgaben auflisten bringt rein gar nichts –
Sie wollen ja wissen, wofür Sie Ihr Geld zum Fenster rauswerfen.
Also bildet man Kategorien, Blöcke von Ausgaben: Essen,
Ausgehen, Mobilität und so weiter. Vermeiden Sie nach
Möglichkeit die Kategorie »Sonstiges« – da sammelt sich rasch
so vieles an, dass man dann wieder den Überblick verliert. Sie
können innerhalb der einzelnen Kategorien dann nochmals
Unterkategorien bilden, also beispielsweise finden sich dann
unter den Punkt »Essen« Punkte wie »Süßigkeiten«, »Obst«,
»Fleisch«, »Alkohol« oder »Backwaren«. Das hilft ungemein
dabei, die Posten zu finden, bei denen das meiste Geld
versickert. Und wenn Sie beispielsweise herausfinden, dass der
Posten »Süßigkeiten« sehr groß ist, können Sie sich fragen, ob
es Ihnen das wirklich wert ist oder ob es an der Zeit ist, etwas zu
verändern.

Regelmäßige und unregelmäßige


Ausgaben
Unterscheiden Sie zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen
Ausgaben: Miete, Versicherungen, Beiträge und andere
regelmäßige Ausgaben haben eine andere Bedeutung als
unregelmäßige Ausgaben – zumeist machen sie den Großteil des
Haushaltsbudgets aus. Deswegen lohnt es sich auch, diese
Posten genauer zu untersuchen, hier kann man nachhaltig Geld
sparen: Brauchen Sie das Zeitschriftenabonnement wirklich?
Können Sie einen billigeren Telefonvertrag finden? Nutzen Sie
den Fitnessclub wirklich so sehr, dass sich die monatlichen
Beiträge lohnen?

Wer seine Ausgaben senken will, nutzt


Preisvergleichsportale. Die kostenlosen Portale finanzieren
sich über Sponsoren: Klicken die Kunden der Portale bei
ihrem Besuch des Portals auf einen Link, bekommt das
Portal Geld vom Anbieter des betreffenden Links. Deswegen
ist es keine schlechte Idee, bei einer Suche mehrere Portale
zu befragen.

Ohne die geht es nicht: Disziplin


Ein Haushaltsbuch ist nur dann sinnvoll, wenn man

wirklich alle Ausgaben einträgt und


es wenigstens ein paar Monate lang führt.
Das Eintragen der Ausgaben kann lästig sein, ist schnell
vergessen, und schon stimmen die Zahlen nicht mehr. Hier sind
die Apps für das Smartphone klar im Vorteil, weil man dann im
Moment des Geldausgebens die Ausgabe sofort erfassen kann.
Nicht jeder hat die Disziplin, alle Rechnungen und Belege zu
sammeln und diese am Abend oder am Wochenende ins
Haushaltsbuch einzutragen. Und wenn Sie das Buch nicht
wenigstens drei bis fünf Monate führen, erkennen Sie
möglicherweise nicht, wo die großen Löcher in Ihrer Kasse sind.

Die größten Löcher in Ihrer Kasse entstehen durch


übersteigerte Handyrechnungen, Alkohol, Zigaretten, die
Kosten für den Überziehungskredit bei der Bank und das
legendäre Kleinvieh – kleine Ausgaben hier und dort, die sich
unbemerkt auftürmen. Dieses Kleinvieh erkennen Sie, wenn
Sie das Haushaltsbuch konsequent führen.

Geldanlage: Die Produkte


Gut, wenn Sie nun Geld übrig haben, haben Sie die Qual der
Wahl – welches Produkt soll es denn sein? Die verfügbaren
Geldanlageprodukte unterscheiden sich in mehreren Punkten:

Risiko: Das Risiko einer Geldanlage kann man zum einen


über die Wahrscheinlichkeit definieren, bei dieser Anlage sein
gesamtes Geld zu verlieren, oder über die Schwankung
(sogenannte Volatilität) des Wertes – je häufiger und heftiger
der Wert des Investments schwankt, umso riskanter ist die
Angelegenheit.
Rendite: Das ist der Ertrag der Anlage. Als Faustformel gilt:
Je höher die erwartete Rendite, desto riskanter das
Investment.
Liquidität: Das ist die Geldnähe des Investments. Je rascher
Sie aus dem Investment wieder Bargeld machen können,
umso liquider ist das betreffende Investment.
Komplexität und Transparenz: Manche Produkte sind
einfach zu verstehen und klar nachvollziehbar, andere
hingegen sind recht kompliziert.

Welche Produkte müssen Sie kennen?

Aktien,
Anleihen,
Immobilien,
Derivate,
Fonds.

Dax und Co: Aktien


Aktien sind einfach verbriefte und handelbare Beteiligungen an
einem Unternehmen – wer eine Aktie der Deutschen Bank hat, ist
teilweise Mitinhaber der Deutschen Bank. Dementsprechend
richtet sich der Wert der Aktie (Kurs genannt) danach, wie gut es
dem Unternehmen geht – bei guten Geschäften steigt auch der
Wert der Aktien.

Wenn Sie wissen möchten, wie sich die Aktien im


Durchschnitt entwickeln, schauen Sie auf sogenannte
Aktienindizes wie den Dax oder den Dow-Jones-Index.
Solche Indizes bilden vereinfacht gesagt den
Durchschnittskurs ausgewählter Aktien eines Landes oder
einer Region ab.
Und wie ein echter Inhaber haben Sie ein Mitspracherecht bei
Entscheidungen des Unternehmens (das geschieht per
Abstimmung auf der jährlichen Hauptversammlung des
Unternehmens) und einen Anspruch auf einen Anteil am Gewinn
des Unternehmens (der kommt in Form der sogenannten
Dividende). Allerdings richtet sich das Ausmaß der Mitsprache
und der Gewinnbeteiligung nach der Höhe Ihres Anteils – wenn
Sie nur eine von einer Million Aktien besitzen, haben Sie auch nur
Anspruch auf ein Millionstel des Gewinns und Ihre eine Stimme
steht gegen die restlichen 999.999 Stimmen.

Aktien bieten tendenziell eine hohe Rendite, haben aber ein


höheres Risiko. Vor allem kann der Wert einer Aktie stark
schwanken. Da der Wert schwankt, empfiehlt es sich, Aktien
nur langfristig zu halten – damit verhindern Sie, dass Sie eine
Aktie mitten in einem Kursrutsch verkaufen müssen, weil Sie
Geld brauchen, statt auf den nächsten Aufschwung zu
warten. Grundsätzlich sind Aktien aber ein recht einfaches
und transparentes Produkt.

Kredite zu verkaufen: Anleihen


Anleihen sind verbriefte Kredite. Also: Sie leihen jemandem 100
Euro mit der Vereinbarung, dass er Ihnen dieses Geld in einem
Jahr zurückzahlt, plus 10 Euro als Leihgebühr. Das Ganze halten
Sie auf einem Zettel fest, einem Schuldschein. Wenn Sie diesen
Schuldschein jetzt an eine dritte Person verkaufen, dann haben
Sie eine Anleihe verkauft (bisweilen spricht man auch von
»Renten«). Anleihen werden von Unternehmen ausgegeben
(Unternehmensanleihen) und von Staaten (das sind dann
Staatsanleihen).
Die 100 Euro sind der sogenannte Nennwert der Anleihe, die
Dauer, bis der Kredit zurückgezahlt wird, ist die Laufzeit, die 10
Euro der Zins (teilt man die 10 Euro durch die 100 Euro, so erhält
man den sogenannten Nominalzins von 10 Prozent). Verkaufen
Sie diese Anleihe zu sagen wir 90 Euro (weil Sie glauben, dass
derjenige, dem Sie das Geld geliehen haben, es nicht
zurückzahlen wird), haben Sie einen Preis für diese Anleihe, das
ist der Kurs.
Jetzt eine wichtige Sache bei Anleihen: Derjenige, der Ihnen den
Kredit für 90 Euro abgekauft hat, hat 90 Euro bezahlt, bekommt
aber am Ende der Laufzeit (wenn der Schuldner das Geld doch
zurückzahlt) 100 Euro. Damit beläuft sich sein Ertrag auf 10 Euro
Zinsen dividiert durch den Kaufkurs von 90 macht 11,11 Prozent
Effektivzins. Er hat nur 90 Euro investiert, bekommt aber gemäß
Vereinbarung 10 Euro Zinsen, und bezogen auf den tatsächlichen
Kapitaleinsatz von 90 Euro sind das dann effektiv 11,11 Prozent.

Wenn der Kurs einer Anleihe sinkt (steigt), dann steigt


(sinkt) ihre effektive Verzinsung.
Verglichen mit Aktien haben Anleihen den Vorteil, dass – solange
der Schuldner der Anleihe nicht pleitegeht – man immer das
versprochene Geld zurückbekommt, egal wie gut oder schlecht es
dem Schuldner geht. Der Gewinn einer Aktie schwankt mit den
Gewinnen des Unternehmens, der Ertrag einer Anleihe nicht.

Anleihen bieten zumeist eine niedrigere Rendite als Aktien,


haben aber dafür ein geringeres Risiko. Hält man sie bis zum
Ende der Laufzeit, bekommt man auch den vollen Wert
ausgezahlt. Muss man sie aber vorher verkaufen, weil man
Geld benötigt, kann es sein, dass man sie mit einem
Kursverlust verkaufen muss. Anleihen sind etwas
komplizierter als Aktien, weil bei der Berechnung des
effektiven Zinses auch noch die Laufzeit zu berücksichtigen
ist – das macht die Sache schwieriger.

Auch diese Steine können Sie kaufen:


Immobilien
Immobilien sind ein einfaches, fast langweiliges Produkt: Ein paar
Steine und etwas Mörtel, Mieteinnahmen und
Instandhaltungskosten – das war's. Grundsätzlich stimmt das,
aber sobald man in die Details geht, wird es etwas komplizierter.
Für das Investment in Immobilien gibt es drei Kriterien: erstens
die Lage, zweitens die Lage und drittens die Lage.
Und wie kann man in Immobilien investieren? Hier gibt es
verschiedene Möglichkeiten:

das Eigenheim (das wir uns in Kapitel 8 anschauen) oder die


eigene Wohnung, die Sie vermieten;
Aktien von Immobilienunternehmen, also von Unternehmen,
die mit Immobilien ihr Geld verdienen;
Immobilienfonds, bei denen viele Anleger gemeinsam Geld in
einen Topf werfen, um Immobilien zu finanzieren, oder
Immobilienbeteiligungen, also eine direkte Beteiligung an
Immobilienprojekten (beispielsweise an Einkaufszentren,
Studentenwohnungen).

Ein Investment in Immobilien ist zumeist eher langfristig


angelegt (außer in offenen Immobilienfonds), die Rendite ist
vergleichsweise niedrig, das Risiko entsprechend geringer.
So einfach ein Immobilieninvestment ist, so kompliziert kann
es werden, wenn man in die Details geht

Sammelbecken für Kleinanleger: Fonds


Ein Fonds ist eine Kapitalsammelstelle: Viele Menschen werfen
ihr Geld in einen Topf – das ist der Fonds –, der Betreuer des
Fonds (die Fondsgesellschaft) nimmt dieses Geld und investiert
es in verschiedene Produkte. Der Anlageerfolg (oder -misserfolg)
wird dann entsprechend den Anteilen der Anleger unter diesen
aufgeteilt. Ist der Fonds erfolgreich, steigt der Wert Ihrer
Fondsanteile, greift die Fondsgesellschaft bei der Geldanlage
daneben, verlieren Sie Ihr Geld. Worin der Fonds investiert, wird
vorher festgelegt, bevor man den Anlegern die Fondsanteile zum
Kauf anbietet – das kann alles Mögliche sein, alle Produkte, alle
Länder, alle Währungen. Sie können wählen zwischen Aktien-
und Anleihefonds, zwischen Fonds, die in kaukasische
Internetaktien investieren oder französische
Unternehmensanleihen.
Eine Spielart von Fonds sind sogenannte Exchange Traded
Funds, das sind Fonds, die nicht aktiv von einem Menschen
verwaltet werden, sondern einfach stur nach einer festen Regel
anlegen; zumeist folgen sie einem Börsenindex wie dem Dax
oder dem Dow-Jones-Index. Da sie ohne einen solchen
Fondsmanager auskommen, sind diese Produkte deutlich
günstiger als Fonds mit einem Fondsmanager (die man auch
»aktiv« nennt) – so ein Fondsmanager, der das Geld aktiv
verwaltet, kostet eben.

Das Profil eines Fonds hängt davon ab, in welche Produkte


dieser investiert. Zwei Dinge müssen Sie beachten: Der
Fonds kostet zum einen beim Kauf einen Ausgabeaufschlag
(zwischen 2 und 5 Prozent), das kann ordentlich ins Geld
gehen. Bisweilen können Sie diesen Aufschlag verhandeln
oder im Internet Fonds ohne Aufschlag kaufen. Hinzu kommt
noch eine Verwaltungsvergütung, die zwischen 0,5 und 2
Prozent liegen kann, auch das frisst ordentlich Rendite.
Wenn Sie einen Fonds bei Ihrer Hausbank kaufen wollen,
wird die Ihnen in der Regel die Produkte des eigenen Hauses
anbieten – da lohnt es sich, sich vorher zu informieren.

Nicht ganz ohne: Derivate


Derivate sind Finanzprodukte, die sich aus anderen
Finanzprodukten ableiten. Sie können sie nutzen, um sich
abzusichern oder um wild zu spekulieren. Bauern haben sich
bereits vor Jahrhunderten abgesichert, indem sie ihre Ernte
bereits verkauften, bevor sie in der Scheune war. Sie einigten sich
mit dem Käufer, zu welchem Preis sie ihre Ernte in ein paar
Monaten verkaufen würden (man nennt das »auf Termin«). Waren
die Preise dann nach der Ernte niedriger als der vereinbarte
Preis, dann tat ihnen das nicht weh – sie hatten ja bereits einen
festen Preis ausgehandelt. Lag der tatsächliche Preis aber höher,
dann tat das zwar weh, war aber nicht existenzbedrohend (das
wäre es gewesen, wenn die Preise niedrig gewesen wären und
man nicht abgesichert wäre). Die Gegenpartei – derjenige, der mit
dem Bauern den Preis ausgehandelt hat –, profitiert hingegen,
wenn der tatsächliche Preis höher ist als der ausgehandelte
Preis, auf diesem Weg hat er sich vor zu hohen Preisen
geschützt. Wie Sie sehen, eine perfekte gegenseitige
Versicherung.
Die Produkte nennen sich hier Optionsscheine, Terminkontrakte,
Futures – aber im Grundsatz bauen sie alle auf dem oben
beschriebenen Prinzip auf. Darauf aufbauend kann man sich nun
die wildesten Konstruktionen ausdenken, und die gibt es auch.
Wenn Sie sich dafür interessieren, sollten Sie sich weiterführende
Literatur besorgen, die Dinge werden hier sehr schnell sehr
kompliziert.

Derivate können der Absicherung dienen oder der


hemmungslosen Zockerei, es kommt darauf an, was man mit
ihnen macht. Faustregel: Fassen Sie Derivate nur an, wenn
Sie wirklich verstanden haben, was Sie da machen.

Alles, was Geld bringt: Alternative


Investments
Unter dem Sammelbegriff »alternative Investments« finden sich
solche Produkte wie Hedgefonds, Rohstoffe oder exotische
Investments wie Holz – alles, was nicht in die anderen Kategorien
hineinpasst. Wer hier einsteigen will, muss sich extrem gut
auskennen; zudem sollten Sie maximal 10 Prozent Ihres Geldes
in solche Positionen investieren.

Das Einmaleins der Geldanlage


Wenn Sie nun also in der glücklichen Lage sind, etwas Geld
beiseitezulegen, dann möchten Sie natürlich auch, dass dieses
Geld erstens sicher anlegt ist, dass Sie zweitens bei Bedarf
schnell an dieses Geld kommen und drittens möchten Sie auch
ein wenig Rendite dafür sehen – also eine angemessene
Belohnung dafür erhalten, dass Sie auf Ihr Geld verzichten und
das Risiko eingehen, davon etwas zu verlieren. Damit das
funktioniert, müssen Sie ein paar goldene Regeln des
Investierens beachten. Wir müssen reden über:

den Zinseszins,
Risiko und Rendite,
Liquidität,
Diversifikation und
die Passgenauigkeit der Anlage.

Das achte Weltwunder: Der Zinseszins


Die Idee des Zinseszinses wurde schon als stärkste Kraft im
Universum, als achtes Weltwunder, als größte Erfindung der
Menschheit gepriesen. Dabei ist das Prinzip ganz einfach: Man
fängt mit einem kleinen Betrag an, der verzinst wird, auf die
Zinsen, die man auf diesen Betrag erhalten hat, bekommt man
wieder Zinsen – und so weiter. Ein einfaches Beispiel: Sie legen
100 Euro an und bekommen jedes Jahr einen Zins von 10
Prozent. Die Zinszahlung – und das ist die wichtige Annahme –
legen Sie wieder zum gleichen Zinssatz an. Und so sieht das
dann aus:

Nach einem Jahr sind aus den 100 Euro 110 Euro geworden,
nämlich die ursprünglichen 100 Euro plus 10 Euro (= 10
Prozent von 100) Zinsen.
Aus diesen 110 Euro werden, wenn man sie wieder ein Jahr
anlegt, 121 Euro, nämlich die ursprünglichen 110 Euro plus 11
Euro (= 10 Prozent auf 110 Euro).
Sie ahnen, was passiert: Legt man diese 121 Euro ein
weiteres Jahr an, so werden das 133,10 Euro, nämlich die
ursprünglichen 121 Euro plus 12,10 Euro Zinsen (= 10 Prozent
von 121 Euro).
Nach drei Jahren sind aus den 100 Euro bereits 133,10 Euro
geworden, einfach durch Nichtstun. Die Botschaft dieser
Rechnung ist klar: Je länger Sie Ihr Geld anlegen, umso mehr
Zeit hat es, sich ohne Ihr weiteres Zutun zu vermehren. Je früher
Sie also mit dem Sparen anfangen, umso mehr werden Sie später
ernten.

Die 72er-Regel: Wenn Sie ungefähr wissen wollen, nach


wie vielen Jahren sich eine Anlage bei gegebenem Zins
verdoppelt, nehmen Sie einfach die Zahl 72 und dividieren
diese durch den Zinssatz. Also: Wenn Sie 100 Euro zu einem
Zinssatz von 3 Prozent anlegen, dann werden aus diesen
100 Euro nach rund 72 : 3 = 24 Jahren 200 Euro.

Risiko und Rendite


Das ist die goldene Regel des Investierens, und sie gilt immer: Je
ertragreicher eine Investition ist, umso teurer ist sie. Also:
Entweder Sie lassen Ihr Geld auf dem Sparbuch, wo es nur wenig
Zinsen gibt (wenn überhaupt), aber sicher ist, oder Sie stecken Ihr
Geld in Aktien oder andere Produkte, die mehr Ertrag
versprechen, aber dafür ein höheres Risiko haben, dass Sie das
eingesetzte Geld verlieren. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt
es nicht, nie. Und noch mal: Nein, es gibt keine Ausnahmen, auch
keine Geheimtipps.

Wenn Ihnen jemand ein Geschäft anbietet, das absolut


sicher ist, aber riesige Gewinne abwirft, zögern Sie nicht:
Rufen Sie die Polizei. Vor Ihnen sitzt ein Betrüger.

Immer schön flüssig bleiben: Liquidität


Unter Liquidität versteht man die Verfügbarkeit einer Geldanlage.
Bei bestimmten Anlageformen können Sie jederzeit Ihr Geld
zurückfordern, bei anderen Anlagen hingegen dauert es eine
Weile, das Geld sozusagen aus der Anlage wieder flüssig zu
machen – eben liquide. Hier gilt die einfache Regel: Je länger Sie
Ihr Geld binden, desto mehr Rendite können Sie verlangen. Wenn
Sie darauf bestehen, täglich über Ihr Geld verfügen zu können,
gibt es wenig bis gar nichts, wenn Sie aber jemandem Ihr Geld für
zehn Jahre überlassen, gibt es schon etwas mehr. Dafür kommen
Sie dann halt nicht mehr ohne Weiteres an Ihr Geld, wenn ein
Notfall eintritt.

Eine Faustformel: Zwei bis drei Monatsgehälter sollten Sie


liquide anlegen, sodass Sie jederzeit an Geld kommen, wenn
die Waschmaschine kaputtgeht oder der Wagen streikt.

Nicht alle Eier in einen Korb:


Diversifikation
Wenn Sie Eier transportieren wollen, legen Sie nie alle Eier in
einen Korb – fällt der nämlich herunter, sind alle Eier hinüber.
Genau das ist die Idee der Diversifikation: Man setzt nicht sein
ganzes Geld auf ein Investment, nur um dann zuzusehen, wie
alles Geld verloren geht, wenn dieses Investment den Bach
hinuntergeht. Sie verteilen Ihr Geld also und zwar so, dass die
Risiken, denen Ihre Gelder dann ausgesetzt sind, möglichst
wenig miteinander zu tun haben. Wenn Sie beispielsweise die
Hälfte Ihres Geldes in eine Regenschirmfabrik stecken und die
andere Hälfte in einen Sonnencremehersteller, dann ist eine
Hälfte Ihres Geldes immer sicher – egal ob Regen oder
Sonnenschein. Also: Streuen Sie Ihr Geld, setzen Sie nicht alles
auf eine Karte.

Und noch eine Faustformel: Etliche Profis raten zu der


sogenannten 1:n-Strategie: Teilen Sie Ihr Geld zu gleichen
Teilen auf verschiedene Anlageobjekte, beispielsweise ein
Viertel in Aktien, ein Viertel in Anleihen, ein Viertel in
Immobilien und ein Viertel in Bares. Empirische Studien
zeigen, dass diese Strategie in der Praxis gar nicht so
schlecht abschneidet.

Investment nach Maß: Passgenauigkeit


Die letzte Regel: Es gibt nicht das ideale Investment. Ihre
Geldanlage hängt ab von vielen Faktoren, unter anderem:

Risikobereitschaft: Wenn Sie eher der ängstliche (mutige)


Typ sind, sollten Sie vorsichtig (mutig) investieren, also in eher
sichere (riskantere) Anlagen mit niedriger (hoher) Rendite
investieren.
Zeithorizont: Benötigen Sie Ihr Geld bald, investieren Sie in
liquide Investments; sparen Sie auf lange Frist, kann es auch
ein riskanteres Investment sein, weil man hoffen kann, dass
man auf lange Frist eine gute Rendite einfährt.
Restliches Vermögen: Wenn Sie schon ein Eigenheim
haben, sollten Sie nicht noch mehr Geld in Immobilien stecken
(denken Sie an die Diversifikation).
Sparziel: Was haben Sie mit den Ersparnissen vor? Auch
diese Frage hat Einfluss darauf, wie Sie investieren.

Ein letzter Rat: Banken beraten in der Regel nicht ganz neutral,
suchen Sie also entweder mehrere Bankberater (oder Berater von
Finanzvertrieben) auf, oder überlegen Sie, ob Sie einmal etwas
Geld für einen unabhängigen Honorarberater investieren – das
kann sich wirklich lohnen.

Die letzte Faustformel für dieses Kapitel: Etliche Profis


raten, dass der Anteil an Aktien im eigenen Vermögen in
Prozent 100 minus das Lebensalter betragen sollte. Wenn
Sie also 40 (60) Jahre alt sind, sollte der Aktienanteil in Ihrem
Vermögen 60 (40) Prozent betragen. Mit steigendem Alter
hält man also weniger riskante Aktien.
Kapitel 2
Kapitalmärkte, Geld und
Banken
IN DIESEM KAPITEL

Wozu wir Kapitalmärkte brauchen


Wozu wir Banken brauchen
Eine kleine Geldkunde
Eine kleine Bankenkunde

Wer Sparen will, muss nicht nur wissen wie, sondern auch wo
man sparen kann. Deswegen widmen wir uns in diesem Kapitel
dem, was ein deutscher Bundespräsident einmal als »Monster«
bezeichnet hat: Kapitalmärkte. Wir schauen uns auch eine
Branche mit einem denkbar schlechten Ruf an: die Banken.

Wozu wir Kapitalmärkte


brauchen
Stellen Sie sich vor, Sie möchten sich 1.000 Euro leihen, und
zwar genau für zwei Jahre. Mit dem Geld wollen Sie ein riskantes
Unternehmen finanzieren. Und jetzt stellen Sie sich vor, es gäbe
keine Banken und keine Finanzmärkte – wo wollen Sie denn nun
dieses Geld herbekommen? Sie müssten im Bekanntenkreis
rumfragen, eine Anzeige aufgeben, vielleicht auf Facebook einen
Post machen – egal wie, es wäre eine beschwerliche Sache.
Noch schlimmer wird es, wenn Sie jemandem 1.000 Euro für zwei
Jahre leihen wollen – wo finden Sie denn jemanden, der genau
diesen Betrag genau für zwei Jahre braucht und dem Sie darüber
hinaus auch noch vertrauen können? Das ist fast unmöglich.
Jeden Tag, jede Stunde leihen sich Menschen Geld und verleihen
es – aber wie finden die denn eigentlich zueinander? Ganz
einfach, über sogenannte Finanzintermediäre und über
Finanzmärkte.

Finanzmärkte sind alle Märkte, auf denen Finanzprodukte


wie Aktien, Anleihen oder Ähnliches gehandelt werden.
Finanzintermediäre sind alle Personen oder Unternehmen,
die zwischen Angebot und Nachfrage auf diesen Märkten
vermitteln.
Sie können sich einen Finanzmarkt vorstellen wie einen
Wochenmarkt, auf dem Anbieter von Äpfeln, Eiern oder Gemüse
auf Kunden treffen, die diese Leckereien kaufen wollen. Nur dass
auf Finanzmärkten nicht Obst oder Gemüse, sondern Aktien,
Anleihen oder andere Finanztitel gehandelt werden – Angebot
trifft auf Nachfrage. Aber wer genau sind die Anbieter, wer die
Kunden?

Auf Finanzmärkten wird Kapital angeboten, also das, was


Ökonomen Ersparnisse nennen: Wenn Ihr laufendes
Einkommen größer ist als Ihre laufenden Einnahmen, dann
wollen Sie diesen Überschuss anlegen – das sind Ihre
Ersparnisse, die Sie in Aktien, Anleihen, Sparguthaben
anlegen.
Wer ein Haus, eine Fabrik oder eine Autobahn bauen will,
braucht dazu mehr Geld, als er zur Verfügung hat, und das
leiht er sich auf den Kapitalmärkten. Er investiert also diese
geliehenen Gelder. An den Kapitalmärkten werden also
diejenigen Kapital nachfragen, die investieren wollen.

Das Ergebnis: An Kapitalmärkten bieten Menschen, die sparen


wollen, ihr Geld anderen Menschen an, die investieren wollen.
Ökonomen sprechen davon, dass an den Kapitalmärkten
Ersparnisse (das Angebot an Kapital) in Investitionen (das, was
die Nachfrage nach Kapital daraus macht) umgewandelt werden;
und der Preis, zu dem Ersparnisse verkauft (Investitionen
gekauft) werden, ist die Rendite eines Investments und der
Ersparnisse.
Gut, aber welche Rolle spielen dabei Banken? Sie sind
Finanzintermediäre, sie (und noch andere Akteure) übernehmen
für ihre Kunden den Gang an die Kapitalmärkte. Wenn Sie
beispielsweise Geld auf Ihrem Sparkonto einzahlen, nimmt Ihre
Bank dieses Geld und bietet es für Sie an den Kapitalmärkten an.
Und wenn Sie einen Kredit für den Hausbau haben wollen, dann
holen Sie sich den von Ihrer Bank, und die wiederum besorgt sich
das Geld an den Kapitalmärkten. Die Bank ist also sozusagen der
Dienstleister, der Vermittler, der für Sie den Gang an die
Kapitalmärkte übernimmt. Abbildung 2.1 zeigt die Akteure an den
Kapitalmärkten.

Abbildung 2.1: Angebot und Nachfrage an den Kapitalmärkten

Wie Sie sehen, gibt es noch viele andere Vermittler, also


Finanzintermediäre:
Pensionsfonds legen das Geld von Arbeitnehmern aus der
betrieblichen Altersvorsorge (mehr hierzu finden Sie in Kapitel
12) an; sogenannte berufsständische Versorgungswerke
machen das für freie Berufe wie Rechtsanwälte, Architekten
oder Notare.
Versicherungsunternehmen legen das Geld ihrer Kunden
ebenfalls auf den Kapitalmärkten an – hier wandert also
beispielsweise das Geld aus Ihrer Lebensversicherung hin
(mehr zu Versicherungen finden Sie in Kapitel 10).
Private Equity und Venture Capital sind spezielle Fonds, die
das Geld ihrer Kunden in nichtbörsliche Beteiligungen
investieren, also Unternehmen, die nicht an der Börse sind,
aber Geld benötigen; Venture-Capital-Gesellschaften legen
das Geld ihrer Kunden in ganz junge, riskante Unternehmen
an.
Hedgefonds sind Vermögensverwalter für reiche Kunden; sie
legen das Geld ihrer Kunden in alles an, was rentabel sein
könnte und verwenden dabei alle Arten von
Finanzinstrumenten. Zumeist sind diese Fonds darauf
bedacht, das Risiko ihrer Kunden so gering wie möglich zu
halten, ihr Image als Zocker ist in den meisten Fällen nicht
gerechtfertigt.
Investmentfonds haben Sie bereits im vorherigen Kapitel
kennengelernt; sie sammeln Geld von Kunden ein und
investieren es in alle möglichen Märkte, dabei unterliegen sie
– im Gegensatz zu Hedgefonds – in der Regel strengen
gesetzlichen Vorgaben.

Gehandelt wird auf vielen Märkten, die Börsenplätze, die Sie aus
dem Fernsehen kennen – New York, Frankfurt, London –, sind
nur die bekanntesten. Es gibt auch elektronische Plattformen, auf
denen Kapital rein digital gehandelt wird, oder aber Private
Placements, also die Vermittlung von Kapital auf ganz privater
Basis.
Und wer fragt Kapital nach? Grob gesagt sind das

Unternehmen. Sie benötigen Kapital für Expansion,


Forschung, Entwicklung oder Ersatz von Kapital, das sie sich
in Form von Anleihen, Aktien oder Krediten beschaffen. Sie
nutzen aber auch Devisenmärkte für ihr internationales
Geschäft oder Derivate zur Absicherung von Rechnungen in
ausländischer Währung.
Regierungen sind sehr große Nachfrager von Kapital; wenn
Staaten sich verschulden, so tun sie dies über Kapitalmärkte.
Andere Akteure besorgen sich über die Kapitalmärkte Geld
für kurzfristige Zahlungen oder nutzen Derivatemärkte zur
Absicherung von Geschäften.

Gut, jetzt wissen Sie, wie Kapitalmärkte funktionieren und wozu


wir sie benötigen, aber wozu brauchen wir Banken?

Wozu wir Banken brauchen


Banken bieten mehr als die Vermittlung von Kapital, nämlich eine
ganze Reihe von Dienstleistungen, wie

das Einlagengeschäft,
das Zahlungsverkehrsgeschäft,
das Kreditgeschäft,
das Wertpapiergeschäft und Vermögensverwaltung und
sonstige Handelsgeschäfte.

Schauen wir uns diese einzelnen Felder einmal etwas näher an.

Wir passen auf Ihr Geld auf: Das


Einlagengeschäft
Banken nehmen Ihr Geld entgegen und verwahren oder
verwalten es für Sie.
Das Einlagengeschäft einer Bank sind alle Gelder, die die
Bank von ihren Kunden entgegennimmt. Wann immer Sie
Geld auf die Bank bringen, wird dieses als Einlage bei der
Bank bezeichnet. Man spricht auch vom Passivgeschäft der
Bank, weil diese Einlagen auf der Passivseite der
Bankenbilanz (das ist die rechte Seite der Bilanz) verbucht
werden.
Wenn Sie Ihr Geld auf die Bank bringen, dann haben Sie
verschiedene Möglichkeiten, dieses Geld anzulegen:

auf einem Girokonto, hier können Sie jederzeit über Ihr Geld
verfügen;
als Termineinlage, hier können Sie Ihr Geld erst nach einer
vereinbarten Frist oder nach einer Kündigungsfrist abrufen
(dafür erhalten Sie aber eine Verzinsung auf Ihr Geld); oder
als Spareinlage, hier können Sie erst drei Monate nach
Kündigung über Ihr Geld wieder verfügen.

Das Girokonto: Worauf man achten muss


Die wohl wichtigste Dienstleistung der Bank ist das Girokonto, über das Sie Ihre
laufenden Geschäfte abwickeln – hier geht Ihr Gehalt ein, hier werden Ihre
Rechnungen abgebucht. Natürlich macht die Bank das nicht gratis. Wenn Sie ein
billiges Konto suchen, achten Sie auf die verschiedenen Kostenarten, die dabei
anfallen können: Neben der Jahresgrundgebühr können auch weitere Kosten anfallen

für eine Kreditkarte,


für die EC-Karte, mit der Sie bargeldlos zahlen können,
für einzelne Überweisungen,
für Zweit- oder Partnerkarten,
für das Bezahlen oder Abheben in fremder Währung,
für den Versand beziehungsweise den Druck von Kontoauszügen.

Da die Banken keine einheitlichen Preismodelle haben, ist der Kostenvergleich eine
mühsame Sache, aber im Internet finden Sie Vergleichsrechner, die Ihnen diese Suche
erleichtern. Nicht zuletzt sollten Sie bei der Wahl Ihres Girokontos auch darauf achten,
dass die Bank ein gut ausgebautes Automatennetz hat, damit Sie im Zweifelsfall
schnell an Bargeld kommen; heben Sie Geld bei fremden Banken ab, wird das rasch
teuer. Wollen Sie Ihr Konto zu einer anderen Bank übertragen, so reicht ein Schreiben
an die Bank mit Angabe der IBAN aus. Viele Banken bieten einen kostenlosen digitalen
Umzugsservice Ihres Kontos an.

Zahlungsverkehrsgeschäft und
Zahlungsarten
Ohne Zahlungsverkehr würde unsere Wirtschaft sofort
zusammenbrechen: Jeden Tag bezahlen wir Rechnungen,
verleihen Geld, kaufen ein – die Zahlungsströme zwischen
Kunden, Geschäften, Unternehmen, Banken, Dienstleistern und
wem sonst noch ist der Lebensstrom einer modernen
Volkswirtschaft. Grundsätzlich geht es darum, Forderungen zu
begleichen oder Waren bzw. Dienstleistungen zu kaufen. Das
kann man mit Bargeld machen, zumeist aber geschieht das
bargeldlos, mittels Überweisung oder bargeldlosem
Zahlungsverkehr. Das kann auf verschiedenen Wegen
geschehen:

Bei einer Überweisung überträgt der Schuldner ein Guthaben


von seinem Girokonto an den Gläubiger; in Europa geschieht
das im Rahmen des sogenannten SEPA-Verfahrens (SEPA
bedeutet Single Euro Payments Area).
Bei einer Lastschrift wird Ihr Konto von Ihrem Gläubiger mit
einem vorher festgelegten Betrag belastet; das passiert
beispielsweise, wenn Sie etwas im Internet bestellen und
vorher eine sogenannte Einzugsermächtigung erteilt haben;
dann darf der Händler, bei dem Sie eingekauft haben, den
Rechnungsbetrag von Ihrem Konto abbuchen.
Bei einem Verrechnungsscheck wird die auf den Scheck
gedruckte Summe nicht in bar ausgezahlt, sondern kann
immer nur einem Konto gutgeschrieben werden. Dieser
Scheck muss innerhalb einer bestimmten Frist nach
Ausstellung eingelöst werden.
Bei einem Wechsel weist der Aussteller des Wechsels eine
zweite Person (den Bezogenen) an, bei Fälligkeit eine
bestimmte Geldsumme an den Aussteller oder eine andere
dritte Person auszuzahlen.
Bargeldlos zahlt man auch über die Girocard
(umgangssprachlich EC-Karte genannt, das war der alte
Name). Das Girocard-Verfahren ist ein deutsches Verfahren,
im Ausland kann man über Systeme wie Maestro oder V Pay
ebenfalls mit seiner Karte bezahlen. Bei diesen Karten wird
das Geld von Ihrem Konto abgebucht, wenn Sie mit der Karte
bezahlen.

Falls Sie Ihre Girocard verlieren, sollten Sie sie sofort


sperren lassen. Dazu können Sie die Notrufnummer 116 116
wählen.

Im Gegensatz zu Girokarten erhalten Sie bei einer


Kreditkarte einen Kredit von der Institution, die diese
Kreditkarte herausgibt. Sie kaufen mit der Karte ein, aber
abgerechnet wird erst in der Regel am Ende eines Monats, bis
dahin haben Sie auf Pump eingekauft.
Dann gibt es noch Prepaidkarten, die man erst mit einem
Guthaben aufladen muss, mit dem man dann bezahlen kann.
Ist kein Guthaben mehr vorhanden, ist Schluss mit dem
Geldausgeben.

Jede dieser Zahlungsmethoden hat ihre Vor- und Nachteile, und


ihre Kosten lassen sich schwer miteinander vergleichen. Schauen
Sie beim Vergleich auf diese Kriterien:

Sicherheit,
Bequemlichkeit,
Akzeptanz (wo können Sie überall damit bezahlen?),
Kosten,
Anonymität (sind Ihre Daten vor Dritten, auch dem Staat,
geschützt).

Elektronische Zahlungssysteme
Im Zusammenhang mit dem Zahlungsverkehr wird auch oft von elektronischem Geld
gesprochen – gemeint ist damit die Idee, dass man mit elektronisch gespeicherten
Werteinheiten bezahlen kann. Man unterscheidet dabei zwischen Kartengeld
(elektronische Geldbörse) und Netzgeld (Cyberwallet). Bei Kartengeld ist der Wert
einfach auf einem Magnetstreifen oder Chip auf einer Karte gespeichert – das sind also
die erwähnten Prepaidkarten. Bei Netzgeld sind die Werte digital gespeichert, aber man
kann damit auch Fernzahlungen vornehmen und muss nicht wie im Falle der Karte
persönlich mit der Karte vor Ort sein. Netzgeld eignet sich für schnelle Bezahlung
kleinerer Beträge vor allem im Netz, ohne dass man dabei seine Bankverbindung
preisgeben muss. Ein Beispiel von Netzgeld nutzen Sie vielleicht auch, nämlich den
Onlinebezahldienst PayPal. Sie eröffnen dort ein Konto, hinterlegen Ihre
Bankverbindung und PayPal übernimmt die gesamte Zahlungsabwicklung, wenn Sie
online shoppen. Gutscheinkarten wie beispielsweise für Starbucks, iTunes oder
Amazon sind übrigens kein E-Geld, da sie nur von den ausgebenden Stellen – also
Starbucks, Apple oder Amazon – akzeptiert werden.

Wir können Ihnen was leihen: Das


Kreditgeschäft
Das zweite große Geschäftsfeld der Banken ist das
Kreditgeschäft: Banken leihen ihren Kunden Geld, wobei sich
diese Kredite hinsichtlich ihrer Bedingungen unterscheiden:

Laufzeit: Für welchen Zeitraum überlässt die Bank dem


Kunden das Geld? Kann der Kredit vorzeitig gekündigt
werden?
Art der Tilgung: Wie und wie lange muss der Kunde den
Kredit zurückzahlen?
Zinssatz: Was kostet es den Kunden, sich Geld zu leihen?
Sicherheiten: Muss der Kunde Sicherheiten hinterlegen, auf
die die Bank zugreifen kann, falls der Kunde den Kredit nicht
zurückzahlen kann?

Die Kosten eines Kredits bestimmen sich über diese Konditionen,


wobei grundsätzlich gilt: Je riskanter der Kredit – je länger die
Laufzeit, je weniger Sicherheiten –, desto höher die Kosten. Unter
der Fülle von verschiedenen Krediten sind die wichtigsten:

Der Dispositionskredit: Die Bank erlaubt Ihnen, Ihr Konto zu


überziehen, also mehr auszugeben, als auf Ihrem Konto
vorhanden ist. Sie können mit diesem Kredit unkompliziert und
schnell über zusätzliches Geld verfügen. Allerdings setzt die
Bank hier ein Limit, und dieser Kredit ist mit Abstand der
teuerste. Nutzen Sie ihn nur in Notfällen.
Den Ratenkredit (Verbraucherdarlehen) nutzen Sie für die
Finanzierung größerer Konsumgüter wie Auto, Küchengerät
oder Ähnliches; die Tilgung erfolgt in Raten. Ratenkredite
werden auch von Einzelhändlern vergeben.
Realkredite (Baufinanzierung oder Hypothekendarlehen)
finanzieren Immobilien oder deren Sanierung und
Renovierung. Die Immobilie dient dabei zumeist als Sicherheit.

Wir beschäftigen uns im nächsten Kapitel noch einmal näher mit


den verschiedenen Kreditarten.

Das Wertpapiergeschäft und


Vermögensverwaltung
Banken übernehmen auch beratende Funktionen – sie beraten
ihre Kunden bei der Geldanlage, kaufen für ihre Kunden
Wertpapiere und verwahren diese im sogenannten Depot. Für
diese Beratung und Verwaltung von Wertpapieren verlangt die
Bank allerdings Gebühren, weswegen manche Kunden das lieber
selbst in die Hand nehmen – die Möglichkeiten dazu werden
immer größer.
Wenn eine Bank Ihnen im Beratungsgespräch Fonds (siehe
Kapitel 1) empfiehlt, wird sie zumeist Fondsprodukte aus
dem eigenen Haus empfehlen, da sie daran verdient. Lassen
Sie sich nicht davon täuschen, dass die Fonds einen anderen
Namen haben, die Fondsgesellschaft gehört in der Regel zur
Bank. Fragen Sie nach alternativen Produkten, die
Hausmarke ist nicht immer die beste Wahl.

Restposten: Sonstige Handelsgeschäfte


Banken bieten auch weitere Geschäfte an wie beispielsweise den
Handel mit ausländischen Geldern (Devisen), den Kauf von
Edelmetallen oder auch die Vermittlung von Immobilien.

Eine kleine Geldkunde


Jetzt haben wir schon eine Menge über Geld gesprochen, ohne
eigentlich zu sagen, was es ist – also: Was ist Geld?

Geld ist alles, womit man bezahlen respektive tauschen


kann. Das können Scheine, Edelmetalle oder Bits sein, aber
auch Muscheln, Zigaretten oder andere knappe Dinge.
Wichtig an Geld ist nur, dass es erstens knapp ist (oder
knapp gehalten wird) und zweitens allgemein als
Zahlungsmittel akzeptiert wird.

Was ist Geld?


Was Geld ist, kann man sich auch über seine Funktionen
erschließen:

Tauschmittel: Geld ermöglicht es Ihnen, Güter zu kaufen oder


zu verkaufen, Schulden zu machen oder Kredite zu vergeben
– vereinfacht gesagt kann man mit Geld Werte übertragen.
Geld ermöglicht es Ihnen, Werte aufzubewahren, also zu
speichern. Statt Kartoffeln zu kaufen und sie im Keller zu
lagern, können Sie Geld auf die hohe Kante legen und dann
Kartoffeln kaufen, wenn Sie diese brauchen.
Mithilfe von Geld kann man die Preise von Gütern vergleichen:
Wenn ein Snickers 1 Euro kostet und ein Bier 2 Euro, dann ist
ein Bier doppelt so viel wert wie ein Snickers.

Stellen Sie sich eine Welt ohne Geld vor. Sie wollen ein
Bier, und der Wirt will für das Bier einen Wein, den Sie nicht
haben, sie haben nur ein Snickers. Ohne Geld müssten Sie
jemanden suchen, der einen Wein hat und dafür ein Snickers
akzeptiert, und Sie wüssten zudem nicht, wie viele Snickers
ein Wein wert ist oder ein Bier. Wenn das Bier 2 Euro kostet,
das Snickers 1 Euro und der Wein ebenfalls 2 Euro kostet,
kann man sofort vergleichen, und das Bier bezahlen Sie nun
mit 2 Euro statt mit einem Snickers.
Die nächste Frage ist natürlich, wo das Geld herkommt. Geld gibt
es vermutlich schon fast so lange, wie Menschen tauschen,
einfach, weil Geld den Tausch von Gütern kolossal vereinfacht.
Als Geld genutzt wurden anfangs Edelmetalle, Gewürze, aber
auch Vieh – alles, was knapp war, am besten in kleine,
einheitliche Einheiten teilbar ist (dann kann man besser rechnen
und auch kleine Beträge auszahlen) und einigermaßen
unverderblich ist (wer will schon, dass sein Geld verschimmelt,
während es in der Brieftasche liegt?).
Der erste Schritt hin zu unserem modernen Geldsystem findet
wohl im 10. Jahrhundert in China statt, wo man den Toten Geld
mit auf die Reise ins Jenseits gibt. Irgendwann kam man auf die
Idee, den Toten statt Goldmünzen einen Schuldschein mit ins
Grab zu geben – den kann man ja jederzeit später einlösen. Also
landete statt Gold Papier im Grab. Von da aus ist es nur ein
kleiner Schritt hin zu der Idee, dass man statt mit Gold mit Zetteln
bezahlt, die man bei Vorlage dann gegen Gold tauschen kann.
Damit hat man das, was man eine goldgedeckte Währung nennt.

Unter einer goldgedeckten Währung versteht man eine


Papierwährung, die vollständig durch Goldvorräte gedeckt ist;
man kann also die Geldscheine jederzeit gegen eine vorher
festgesetzte Menge von Gold eintauschen.
In Europa gab es während der französischen Revolution erste
Versuche, Papiergeld zu etablieren, die grandios scheiterten, weil
man zu viel von diesem Geld herstellte. Erst zu Beginn des 20.
Jahrhunderts trat Papiergeld seinen Siegeszug an und ist heute
weltweit etabliert. Dieses Papiergeld ist schon lange nicht mehr
durch Gold gedeckt, es ist durch nichts – genau, nichts (!) –
gedeckt. Sie können also die Geldscheine in Ihrer Tasche nicht
bei der Notenbank, die diese Scheine ausgibt, gegen echte, reale
Werte eintauschen. Also, wie genau entsteht unser modernes
Papiergeld?

So entsteht Geld
Modernes Geld entsteht durch Kreditvergabe – schauen wir uns
einmal dazu ein einfaches Beispiel an (in der Realität ist es ein
wenig komplizierter, aber vom Prinzip her funktioniert das so):

Ein Unternehmen möchte ein neues Werk bauen und fragt


dazu einen Kredit bei der Geschäftsbank nach.
Nehmen wir an, die Bank hat gerade kein Geld zur Verfügung
– woher nimmt sie dann das Geld, das sie dem Unternehmen
im Zuge der Kreditvergabe auf dessen Konto gutschreibt?
Die Bank reicht den Kredit des Unternehmens bei der
Notenbank (auch Zentralbank genannt) – das ist sozusagen
die Bank der Geschäftsbanken – ein, und die Notenbank, die
das Recht hat, Geld zu drucken, stellt der Geschäftsbank
dafür im Gegenzug Geld zur Verfügung (das die Notenbank
selbst gedruckt hat), das die Geschäftsbank dann dem
Unternehmen zur Verfügung stellen kann.

Damit ist das Geld in die Welt gekommen: Die Notenbank gibt
also der Geschäftsbank Geld, das diese an die Kunden
weiterreichen kann; als Pfand für dieses Geld hat die Notenbank
den Kredit, den die Geschäftsbank ihr überlassen hat. Wenn Sie
so wollen, ist das Geld, das die Notenbank rausgegeben hat,
nicht durch Gold, sondern durch diesen Kredit gedeckt. Wenn das
Unternehmen den Kredit wieder zurückzahlt, gibt die
Geschäftsbank dieses Geld zurück an die Notenbank und erhält
den Kredit zurück; das Geschäft ist beendet.

Die Notenbank kann auch Geld in Umlauf bringen, indem


sie Gold, fremde Währungen oder Wertpapiere von Banken
ankauft und mit dem von ihr geschaffenen Geld bezahlt. In
diesem Fall ist – wenn Sie so wollen – zumindest das Geld,
das sie beispielsweise für den Kauf von Gold herausgegeben
hat, durch einen Wert – das Gold – gedeckt. Aber der
überwiegende Teil unseres Geldes ist durch nichts gedeckt.
Dieses Geld, das auf diesem Weg entsteht, nennt man auch
Zentralbankgeld. Aber es gibt noch eine andere Art von Geld, das
sogenannte Giralgeld. Und wie entsteht das? Dazu muss man
verstehen, wie eine Bank arbeitet: Eine Bank nimmt Geld von
Kunden an, das sie für ihre Kunden verwahrt. Aber anstatt dieses
Geld im Keller liegen zu lassen, verleiht sie es an andere Kunden
weiter, und dadurch entsteht zusätzliches Geld. Ein kleines
Beispiel:

Kunde Nummer eins zahlt 100 Euro Bargeld auf sein


Girokonto ein; die Bank bekommt die 100 Euro, der Kunde
eine Gutschrift auf seinem Girokonto.
Die Bank nimmt einen Teil dieser 100 Euro – sagen wir 80
Euro – und verleiht ihn in Form von Bargeld an den Kunden
Nummer zwei.
Rechnen wir einmal zusammen: Kunde eins hat 100 Euro auf
seinem Girokonto, mit denen er jederzeit einkaufen gehen
kann. Zugleich hat Kunde Nummer zwei 80 Euro Bargeld in
der Tasche, mit denen er einkaufen gehen kann.
Ergebnis: Aus 100 Euro, die Kunde eins bei der Bank
eingezahlt hat, sind nun 180 Euro geworden. Die
Geschäftsbank hat also neues Geld geschaffen, und dieses
Geld nennt man Giralgeld.

Geschäftsbanken haben also die Fähigkeit, selbst Geld zu


schaffen. Der Eindruck, dass die Banken sich sozusagen ihr
eigenes Geld drucken können und damit lustig machen können,
was sie wollen, ist allerdings falsch. Denn erstens können sie
dieses Geld nur den Kunden zur Verfügung stellen, die damit
einkaufen, die Banken müssen für den Wert, den dieses Geld
repräsentiert, auch geradestehen. Zweitens können die Banken
kein Geld aus dem Nichts schaffen, sie verleihen nur das Geld
anderer Kunden weiter. Darüber hinaus muss eine Bank immer
einen angemessenen Vorrat an Geld zur Verfügung haben, für
den Fall, dass Kunde eins plötzlich etwas von seinem Geld
abziehen will.

So funktioniert eine Bankenkrise


Das Geschäftsmodell einer Bank besteht darin, das Geld anderer Leute zu verleihen.
Man nimmt Geld von Kunde eins, verspricht ihm dafür sagen wir 2 Prozent Zinsen und
verleiht dieses Geld weiter an Kunde zwei, von dem man 3 Prozent Zinsen verlangt.
Die Differenz von einem Prozentpunkt ist der Gewinn der Bank. Diese Nummer
funktioniert aber nur, wenn nicht alle Kunden, die der Bank Geld leihen, dieses plötzlich
zurückhaben wollen – die Bank könnte das gar nicht zurückzahlen, weil sie es
weiterverliehen hat. Solange aber immer genügend neue Kunden bei der Bank
einzahlen, kann man aus den neuen Kundengeldern die Ansprüche der anderen
Kunden befriedigen. Stellen Sie sich eine Bank wie einen großen Topf voller Geld vor,
in den viele Leute einzahlen, andere etwas daraus entnehmen. Und solange immer
genügend Geld im Topf ist, kann die Bank etwas aus dem Topf verleihen, ohne Angst
haben zu müssen, dass dieser auf einmal leer ist. Wenn aber – warum auch immer –
alle Kunden, die der Bank Geld geliehen haben, das auf einen Schlag zurückhaben
wollen, fällt die Bank um, weil sie ja einen Teil dieser Gelder an andere Kunden
weiterverliehen hat – nicht alle Kunden werden ihr Geld bekommen. Einen solchen Fall,
wenn alle Kunden auf einmal ihre Gelder abziehen wollen, nennt man Bank Run.

Geld, Vertrauen und Inflation


Warum also funktioniert Geld eigentlich? Gedeckte Währungen,
also Währungen, die durch irgendwelche Werte wie Gold oder
Silber gedeckt sind, funktionieren, weil man hier einen reellen
Gegenwert hat. Dieser Gegenwert speist sich letztlich daraus,
dass die Werte, die hinter dieser Währung stehen, knapp und
begehrt sind. Goldmünzen oder ähnliche Währungen haben also
immer einen Wert, weil sie selbst knapp und begehrt sind, und
was knapp und begehrt ist, hat auch einen Wert.
Wertvoll durch Knappheit
Aber wie ist das mit Papiergeld oder Geld, das nur in Computern
existiert? Papiergeld oder elektronisches Geld kann man per
Knopfdruck beliebig vermehren, es hat also keinen echten
Gegenwert. Theoretisch also kann Papier oder Strom (also
Computergeld) nicht als Zahlungsmittel funktionieren, weil es
keinen Wert hat. Das ist so, als würde jemand versuchen, Sie mit
Sand zu bezahlen – würden Sie diese Währung annehmen? Eher
nicht, denn Sand gibt es viel zu viel, er hat keinen echten Wert für
sie. Was also macht Papiergeld oder elektronisches Geld so
begehrenswert, dass wir es als Bezahlung akzeptieren?
Die Antwort ändert sich nicht: Knappheit. Wir akzeptieren alles,
was knapp ist und damit durch seine Knappheit einen Wert hat.
Allerdings mit einer Einschränkung: Wir akzeptieren Papiergeld
als Bezahlung, solange wir glauben, dass andere Menschen
dieses Geld ebenfalls als Bezahlung akzeptieren. Das wiederum
garantiert bei staatlichem Geld der Staat, indem er bestimmt,
dass dieses Geld offizielles Zahlungsmittel ist (Sie können also –
selbst wenn sonst niemand dieses Geld mehr will – damit Ihre
Steuern beim Staat bezahlen, deswegen hat es einen Wert für
Sie).
Wir akzeptieren Papiergeld als Bezahlung, weil erstens der
Staat uns garantiert, dass alle anderen Bürger dieses Geld
wiederum auch als Bezahlung akzeptieren, und zweitens,
weil der Staat dieses Geld knapp hält, also die Wirtschaft
damit nicht überschwemmt.
Das macht also Geld aus:

dass man weiß, dass es von anderen Menschen als


Zahlungsmittel akzeptiert wird, und
dass es angemessen knapp ist.

Zu viel des Guten: Inflation


Wenn der Staat eine Wirtschaft mit Geld überschwemmt und so
viel Geld vorhanden ist wie Sand, dann ist es auch wie Sand –
niemand wird es mehr akzeptieren. Wenn also der Staat zu viel
Geld in Umlauf bringt, ist es nicht mehr knapp, und damit nicht
mehr begehrenswert (was passiert, wenn alle Menschen auf
einmal mit Sand zahlen wollen?). Das ist der Moment, in dem das
Geld nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptiert wird. Wenn zu viel
Geld in Umlauf kommt, kommt es in der Regel zu Inflation.

Als Inflation bezeichnet man einen Zustand, in dem die


durchschnittlichen Preise aller Güter – also nicht nur
einzelner Güter – steigen.
Warum? Ganz einfach: Zu viel Geld jagt zu wenig Güter. Die
Menschen haben immer mehr Geld in den Taschen, wollen es
ausgeben, wenn aber die Unternehmen nicht genügend rasch
mehr Güter produzieren können, heben sie stattdessen die Preise
an – es kommt zu Inflation.
Der Zusammenhang zwischen Geld
drucken und Inflation
Intuitiv verstehen wir diesen Zusammenhang: Wenn die Notenbank mehr Geld in
Umlauf bringt, steigen die Preise. Wie muss man sich das vorstellen? Nehmen wir
einmal an, dass wir in unserer Volkswirtschaft insgesamt zehn Güter herstellen, die
jeweils 5 Euro kosten. Dann brauchen wir eine Geldmenge von 10 × 5 = 50 Euro, damit
alle Güter bezahlt werden können, wenn man sie verkauft. Aber halt – wenn jeder
Geldschein sagen wir zweimal zum Bezahlen verwendet wird, dann reicht schon eine
Geldmenge von 25 Euro, um alle Güter zu bezahlen. Steigt nun das in Umlauf
befindliche Geld, so gibt es drei Möglichkeiten: Entweder die Produktion steigt, es
werden mehr Güter produziert, dann steht der gewachsenen Geldmenge ein größerer
Güterberg gegenüber – dann kommt es nicht zu Inflation. Oder aber die Produktion
steigt nicht, dann jagt mehr Geld den gleichen Güterberg, die Kunden bieten mehr, die
Preise steigen – wir bekommen Inflation. Letzte Möglichkeit: Das Geld wechselt nicht
mehr so häufig den Besitzer und bleibt länger in den Brieftaschen (man sagt dann,
dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt, in unserem Beispiel würde dann
beispielsweise jeder Geldschein nur noch einmal zum Bezahlen verwendet, dann
könnte sich die Geldmenge verdoppeln, ohne dass es zu Inflation kommen würde). Der
erste Fall – mehr Geld steigert die Produktion – bezeichnet eine ökonomische Schule,
die man Keynesianismus nennt; den zweiten Fall – mehr Geld führt zu mehr Inflation –
bezeichnet man als Monetarismus.

Steigen die Preise, kommt es also zu Inflation, sollten Sie


keine Kredite vergeben, sondern eher einen Kredit
aufnehmen, weil bei steigenden Preisen der reale Wert des
Kredits mit der Zeit abnimmt. Allerdings lohnt sich das nicht
lange, da auch die Kreditzinsen mit der Inflationsrate
ansteigen werden.

Modernes Geld: Bitcoin, Blockchain etc.


Nun wissen Sie sicherlich, dass modernes Geld längst schon
nicht mehr überwiegend aus Papier besteht, sondern nur in
Computern existiert. Für die oben besprochenen Prozesse, wie
Geld entsteht, spielt das keine Rolle, da ändert sich nichts. Was
sich aber ändert, ist, dass es mittlerweile auch Geld gibt, das
nicht vom Staat bereitgestellt wird, sondern privat – sogenanntes
Cybermoney. Eine solche Cyberwährung ist der Bitcoin. Wie
funktioniert das?

Bitcoin ist eine elektronische Währung, die von Privatleuten


geschaffen wird und nur im Internet existiert.
Sie wollen Bitcoins schaffen? Kein Problem, so geht das:

Sie brauchen eine spezielle Software, eine Wallet (das ist das
englische Wort für Brieftasche).
In der Wallet speichern Sie Ihre Bitcoins und können damit
bezahlen.
Selbst Bitcoins erzeugen können Sie, indem Sie Ihren
Rechner komplizierte Rechenaufgaben lösen lassen. Ist die
Aufgabe gelöst, bekommen Sie eine bestimmte Menge an
Bitcoins zugewiesen. In der Praxis sind die Aufgaben so
komplex und rechenintensiv, dass man das mit einem
handelsüblichen Rechner nicht mehr bewältigen kann.
Alle Bitcoin-Transaktionen werden im sogenannten
Blockchain-Verfahren in einem elektronischen Buch, dem
Ledger, gespeichert. Das Besondere: Dieses Buch wird auf
allen Rechnern gespeichert, die Bitcoin nutzen.
Das ist der Clou am Blockchain-Verfahren: dass jede
Transaktion – Kauf, Verkauf, Schaffung neuer Bitcoins – auf
vielen Rechnern gespeichert wird. Dadurch kann man kaum
Bitcoin-Transaktionen fälschen, aber zugleich anonym
bezahlen.

Bleibt nur noch eine Frage übrig: Warum vertrauen Menschen


Bitcoin, warum hat sich Bitcoin als Zahlungsmittel etabliert? Dafür
sorgt eine weitere Besonderheit: Mehr als 21 Millionen Bitcoin
können nicht geschaffen werden, hier hat das Programm eine
Obergrenze eingezogen. Damit ist sichergestellt, dass Bitcoins
nicht unbegrenzt vermehrt werden können – Bitcoins haben also
eine eingebaute Garantie, dass sie immer knapp bleiben werden.
Außerdem ist der Prozess, Bitcoins zu schaffen, aufwendig und
verbraucht enorm viel Strom – den Bitcoins steht damit als Wert
sozusagen eine mittlerweile extrem hohe Stromrechnung
gegenüber.

Laut dem Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index


der Universität Cambridge verbrauchte der Handel mit Bitcoin
2019 etwa 62 Terawattstunden pro Jahr. Der Stromverbrauch
des Bitcoin-Systems steht weltweit an 43. Stelle, zwischen
der Schweiz und Tschechien.

Bitcoins werden vor allem als Spekulationsobjekt


gehandelt. Die Kursschwankungen von Bitcoin sind
allerdings massiv, sodass ein Investment in Bitcoin allenfalls
eine Wette ist. Eine ernsthafte Altersvorsorge ist damit nicht
möglich.

Eine kleine Bankenkunde


Ein kurzer Überblick über das deutsche Bankensystem kann zu
Ende dieses Kapitels nicht schaden. Zum Bankensystem gehören

die privaten Geschäftsbanken,


die Sparkassen,
die Genossenschaftsbanken,
sogenannte Spezialinstitute und
das Europäische System der Zentralbanken.

Das schauen wir uns mal näher an.

Sie kennen uns: Die privaten


Geschäftsbanken
Private Geschäftsbanken sind privatrechtlich organisiert. Dazu
zählen

Großbanken, zum Beispiel die Deutsche Bank oder die


Commerzbank,
Direktbanken wie die ING-DiBa oder die Comdirect,
Privatbanken, die persönlich haftende Gesellschafter haben
und sich hauptsächlich um die Betreuung vermögender
Privatkunden kümmern,
ausländische Banken und Zweigstellen ausländischer Banken.

Bisweilen werden diese Banken auch als Universalbanken


bezeichnet. Sie bieten die ganze Palette von Bankgeschäften an,
die wir bereits weiter vorn in diesem Kapitel kennengelernt haben.

Öffentlich-rechtliche Institute
Der zweite große Bereich im deutschen Bankenwesen sind die
sogenannten öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute, also Banken,
bei denen öffentlich-rechtliche Gesellschafter an Bord sind. Das
sind

die Sparkassen, die in der Regel im Besitz regionaler Träger


(Städte, Gemeinden, Landkreise) sind;
die Landesbanken, die im Besitz von Bundesländern,
regionalen Sparkassen oder anderen Mischformen sind. Eine
Landesbank ist ein Spitzeninstitut der Sparkassen, in der
Regel getragen von den regionalen Sparkassen- und
Giroverbänden, gemeinsam mit dem jeweiligen Bundesland.
Üblicherweise unterstützen Landesbanken die bankmäßigen
Geschäfte der Bundesländer, auch von Kommunen und
Kommunalverbänden. Als sogenannte Girozentrale dienen sie
den Sparkassen als eine zentrale Verrechnungsstelle für den
bargeldlosen Zahlungsverkehr.
die öffentlich-rechtlichen Institute, die der Bund trägt,
beispielsweise die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die
1948 gegründet wurde, um den Wiederaufbau der deutschen
Wirtschaft zu finanzieren.

Die Sparkassen wurden im 18. Jahrhundert gegründet, um den


Sparsinn und die Vermögensbildung vor allem der ärmeren
Bevölkerung zu fördern; zudem sollen sie die ortsansässige
Bevölkerung mit Krediten versorgen.

Bis 2005 gab es für die Sparkassen eine Besonderheit:


Gegenüber den Kunden des Instituts bestand die
Gewährträgerhaftung, die besagte, dass die Träger bei einer
Pleite der Sparkasse gegenüber den Kunden einspringen
soll. Dazu gab es die sogenannte Anstaltslast, die besagte,
dass die Träger eine Sparkasse bei Bedarf mit den nötigen
Finanzmitteln versorgen musste. 2005 wurde die
Gewährträgerhaftung abgeschafft, die Anstaltslast
umgestaltet.

Raiffeisen und Co: Die


Genossenschaftsbanken
Im 19. Jahrhundert konnte man nicht einfach zur Bank gehen und
einen Kredit aufnehmen – erst recht nicht, wenn man ein kleiner
Bauer oder Handwerker war. Unabhängig voneinander, aber fast
zeitgleich, hatten Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann
Schulze-Delitzsch die gleiche Idee, um Abhilfe zu schaffen:
Genossenschaften. Eine Genossenschaft ist eine Gesellschaft,
die »darauf gerichtet ist, den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer
Mitglieder zu fördern«, wie es das Genossenschaftsgesetz
definiert. Mehrere Menschen mit gleichen Interessen schließen
sich zusammen, um sich gegenseitig zu helfen. Die Mitglieder
einer Genossenschaftsbank sind Teilhaber und Kunden zugleich;
sie beteiligen sich an der Bank, mit der sie ihre Geschäfte
machen. Damit können sie die Geschäfte und Geschäftspolitik
der Bank mitbestimmen. Die Volks- und Raiffeisenbanken sind
eigenständig und agieren regional, und aufgrund ihrer Größe
können sie natürlich nicht alle Leistungen anbieten, die das
moderne Bankgeschäft ausmachen. Deswegen bietet die
genossenschaftliche Finanzgruppe übergreifend für alle Banken
des Verbundes Finanzdienstleistungen an, beispielsweise über
die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die R+V Versicherung oder
die Fondsgesellschaft Union Investment. Zentralbank und
Spitzeninstitut der Genossenschaftlichen Finanzgruppe ist die DZ
Bank, sie unterstützt zudem die Geschäfte der Volks- und
Raiffeisenbanken.

Die Bank der Banken: Die Europäische


Zentralbank
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist keine Bank, wie Sie sie
kennen, sie ist sozusagen die Bank der Banken und die
Währungsbehörde für das Euro-Währungsgebiet sowie eines der
sieben Organe der Europäischen Union (EU). Vereinfacht gesagt
druckt sie das Geld, das wir benutzen, und kontrolliert den Umlauf
und die umlaufende Menge an Geld. Die Geschäftsbanken, bei
denen Sie Ihr Konto haben oder Kredite aufnehmen, besorgen
sich bei der EZB Geld.

Ein weiterer Aufgabenbereich der EZB und der Deutschen


Bundesbank ist die Bankenaufsicht, mit deren Hilfe die
Stabilität sowohl einzelner Banken als auch des gesamten
Finanzsystems gesichert werden soll. Auch die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist
mit der Aufsicht über Banken, Finanzdienstleister,
Versicherungen und den Wertpapierhandel beauftragt. Sie ist
auch für Verbraucherschutz, die Bekämpfung von
Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zuständig.
Das Reich des Bösen: Die
Investmentbanken
In der Öffentlichkeit gelten sie mittlerweile als Inbegriff des Bösen:
Investmentbanken. Investmentbanken beschäftigen sich
vorzugsweise mit Dingen, die normalsterbliche Bankkunden nicht
nachfragen.

Sie begleiten Unternehmen beim Börsengang oder bei der


Ausgabe von Aktien und Anleihen.
Sie handeln mit Aktien und Wertpapieren aller Art.
Sie beraten und begleiten Unternehmen bei Fusionen und
Übernahmen.

Das sind also Dienstleistungen, die man als durchschnittlicher


Bankkunde eher selten beansprucht.

In den Vereinigten Staaten gab es bis 1999 eine gesetzlich


vorgeschriebene Trennung zwischen Investmentbanken und
Banken, die auf das herkömmliche Kreditgeschäft
spezialisiert waren. Das Gegenteil dieses sogenannten
Trennbankensystems ist das in Europa übliche
Universalbankensystem, bei dem eine Bank alle
Dienstleistungen anbietet. Die Frage, welches der beiden
Systeme besser ist für die Stabilität des Finanzsektors, ist
heiß umstritten.

Restposten: Sonstige Spezialinstitute


Es bleibt noch ein Restposten verschiedener Banken mit
Spezialaufgaben, so beispielsweise

Banken, die Immobilienfinanzierung betreiben,


Bausparkassen, die über Bausparverträge die Finanzierung
von Wohnimmobilien unterstützen,
Kreditinstitute mit Sonderaufgaben wie beispielsweise die
Kreditanstalt für Wiederaufbau.
Kapitel 3
Schulden
IN DIESEM KAPITEL
Gute Schulden, schlechte Schulden
Überschuldung
Das Krediteinmaleins
Staatsverschuldung

Nicht jeder von uns kann sparen, manchmal übersteigen die


Ausgaben die Einnahmen, vor allem dann, wenn größere
Anschaffungen ins Haus stehen. In solchen Fällen leiht man sich
Geld, nimmt also einen Kredit auf. So einfach das klingt, so
tückisch kann das werden – es sein denn, man beachtet ein paar
einfache Regeln. In diesem Kapitel geht es darum, wie man
richtig Schulden macht.

Gute Schulden, schlechte


Schulden
Fast jeder von uns hat schon einmal Schulden gemacht – und es
überlebt. Schulden sind nichts Schlechtes, es kommt aber darauf
an, warum und wofür man Schulden macht. Also – warum
verschulden sich Menschen?

Da sind zum einen große Anschaffungen wie ein Haus oder


ein Auto. In der Regel kann man so einen großen Betrag nicht
mal eben aus der Portokasse zahlen, also leiht man sich Geld.
Wer eine eigene Firma gründet oder sich selbstständig macht,
kommt um Kredite nicht herum. Man leiht sich heute Geld, um
mit diesem Geld zu arbeiten, es zu vermehren, sodass man
aus den Erlösen dieser Arbeit erstens den Kredit zurückzahlen
kann und zweitens dann auch noch ein Gewinn übrig bleibt.
Persönliche Schicksalsschläge wie Arbeitslosigkeit, Krankheit
oder Trennung können rasch dazu führen, dass man sein
Einkommen verliert und in einen finanziellen Abwärtsstrudel
gerät.
Manche Menschen fallen in einen Konsumrausch – Internet,
Abonnements, Handyrechnungen oder Shoppingsendungen
im Fernsehen sind bisweilen finanzielle Neutronenbomben.
Eng damit verbunden ist das Problem, dass man den
Überblick über die eigenen Finanzen verliert und dann in einer
Schuldenfalle landet.
Nicht zuletzt Neid und Statusdenken können zu einem
Ausgabeverhalten verführen, das dem eigenen Einkommen
nicht angemessen ist.

Das sind eine ganze Menge Gründe, und Sie erkennen sicherlich,
dass einige davon für Schulden weniger problematisch sind als
andere. Die Folgen von Schulden hängen davon ab, wofür man
Schulden macht. Wenn Sie so wollen, gibt es drei Arten von
Schulden:

gute Schulden,
schlechte Schulden und
gefährliche Schulden.

Das schauen wir uns mal näher an.

Ertragreich: Gute Schulden


Gute Schulden sind solche, die einen Ertrag versprechen, also
Schulden für das eigene Geschäft oder die eigene Firma,
für Ausbildung oder
für Vermögenswerte.

Warum das gute Schulden sind, liegt auf der Hand: Sie
versprechen einen späteren Ertrag, aus dem man den Kredit
samt Zinsen zurückzahlen kann. Die Idee ist simpel: Man leiht
sich Geld, vermehrt es und kann aus dem so erwirtschafteten
Gewinn den Kredit zurückzahlen. Geht die Rechnung so auf,
droht von solchen Schulden keine Gefahr – im Gegenteil,
langfristig können Sie auf diese Art reicher werden. Und wer
Vermögenswerte kauft – beispielsweise ein Haus –, hat
zumindest einen Gegenwert, den er versilbern kann, um den
Kredit zurückzuzahlen.
Einen Haken hat das allerdings schon: Wenn die eigene Firma
pleitegeht, die Selbstständigkeit schiefgeht, kann man den Kredit
nicht zurückzahlen; dann drohen echte Probleme.

Unternehmensgründer finden Unterstützung – auch in Form


von Krediten – bei Förderbanken wie der Kreditanstalt für
Wiederaufbau (KfW) oder regionalen Förderbanken.
Das gilt auch für die Vermögenswerte, die man auf Pump kauft:
Verlieren diese an Wert, so helfen sie auch nicht mehr bei der
Rückzahlung. Seien Sie also vorsichtig damit, was Sie per Kredit
finanzieren – riskante Aktienspekulationen sollte man nie auf
Kredit machen. Die große Kunst besteht darin, Chancen und
Risiken kreditfinanzierter Unternehmungen gegeneinander
abzuwägen. Das ist (leider) nicht immer einfach.

Ihre Kreditwürdigkeit überprüfen Banken und Lieferanten


zumeist mithilfe der Schufa (Schutzgemeinschaft für
allgemeine Kreditsicherung), die Informationen über die
Kreditwürdigkeit von Kunden sammelt und diese
Informationen gegen Gebühr weitergibt.

Luxus auf Pump: Schlechte Schulden


Schlechte Schulden sind solche Schulden, denen keine Aussicht
auf einen späteren Ertrag gegenübersteht. Vereinfacht gesagt:
Wenn Sie auf Pump in Urlaub fahren, dann fragt sich, wo das
Geld herkommen soll, mit dem Sie den Kredit zurückzahlen
wollen.

Halten Sie sich im Zweifelfall an eine einfache Faustregel:


Kein Konsum, kein Luxus auf Pump.

Unterliegen Sie nicht der Illusion, dass man ja


beispielsweise das neue Smartphone zur Not wieder
verkaufen kann, um zu Geld zu gelangen. Sobald man etwas
auspackt, ist es gebraucht, und man kann es nur noch für
weniger Geld verkaufen. Bei solchen Geschäften legt man
meistens drauf.
Das soll jetzt nicht heißen, dass Sie nie Ihr Konto überziehen oder
einen Kredit aufnehmen dürfen. Sie müssen allerdings immer
überprüfen, ob Ihr monatliches Einkommen genügend Spielraum
lässt, um einen Kredit zurückzuzahlen. Denken Sie dabei auch
dran:

Es tauchen immer wieder unvorhergesehene Probleme auf


wie eine kaputte Waschmaschine oder eine Krankheit.
Kalkulieren Sie Ihr Budget regelmäßig mit einem
Sicherheitspuffer.
Viele kleine Beträge ergeben große Summen – probieren Sie
es einmal mit dem Haushaltsbuch, das finden Sie in Kapitel 1.

Sofortkredit ohne Schufa?


Wenn man tief im Schuldensumpf steckt, ist das verführerisch: Sofortkredit ohne
Schufa-Prüfung. Schnell, unproblematisch an frisches Geld kommen – das versprechen
Kreditvermittler. Wichtig dabei ist zu wissen, dass Kreditvermittler selbst keine Darlehen
vergeben, sondern bloß für ihre Kunden bei Banken Kredite suchen. Eine
Erfolgsgarantie gibt es da nicht, dafür aber ist sicher, dass die Einschaltung eines
Kreditvermittlers den Kredit verteuert.
Und noch schlimmer: Hier treiben sich viele unseriöse Anbieter herum, die Ihnen nur
weiteres Geld aus der Tasche ziehen, indem sie überzogene Gebühren verlangen oder
teure Finanzprodukte vermitteln, die Sie nicht brauchen. Oft wird den Kunden nur
vorgegaukelt, dass der gewünschte Kredit vermittelt werde, während im
Kleingedruckten steht, dass man nur für die Dienstleistungen des Vermittlers bezahlt.
Woran erkennt man unseriöse Vermittler? Wer Ihnen hohe Kreditsummen ohne
Sicherheiten anbietet, Vorkosten oder Vermittlungsgebühren im Voraus verlangt
(beispielsweise indem die Unterlagen per Nachnahme verschickt werden), behauptet,
dass eine Schufa-Auskunft nicht nötig sei, eine gebührenpflichtige Hotline vorhält, eine
seltsame Homepage ohne Impressum führt, ist mit ziemlicher Sicherheit unseriös.
Meiden Sie Anbieter, die Geld im Voraus verlangen oder versuchen, Ihnen teure
Finanzprodukte aufzuschwatzen. Gezahlt wird nur nach erfolgreicher Vermittlung, und
lesen Sie genau, was man Ihnen mitteilt, oft suggerieren die Unterlagen der Anbieter,
dass der Kredit bereits bewilligt oder die Bewilligung nur Formsache sei – lesen Sie
stets das Klein-gedruckte.
Sollten Sie auf einen unseriösen Vermittler reingefallen sein, gibt es möglicherweise
noch Rettung: Sie haben ein 14-tägiges Widerrufsrecht, Sie können wegen Täuschung
anfechten oder wegen Wucher klagen, oder möglicherweise wegen Nichtleistung die
Zahlung verweigern. Aber auf alle Fälle sollten Sie dann eine Schuldnerberatung
aufsuchen.

Eine einfache Faustformel lautet, dass man zwei bis vier


Monatseinkommen als Notfallreserve auf der hohen Kante
haben sollte.

Finger weg: Gefährliche Schulden


Neben den schlechten Schulden gibt es gefährliche Schulden,
nämlich solche, die existenzbedrohend werden, wenn Sie diese
nicht begleichen können. Es geht um Schulden

bei Ihrer Krankenkasse,


Mietschulden,
Steuerschulden und
Unterhaltsschulden.

Schulden bei der Krankenkasse


Die meisten von uns zahlen automatisch ihre Beiträge zur
Krankenkasse, da diese vom Arbeitgeber (oder Sozialamt)
abgebucht werden. Aber Selbstständige können schnell in Verzug
mit ihren Beiträgen geraten, das wird dann zum Problem. Die
unmittelbare Folge ist, dass die Krankenkasse ihr Leistungen
einschränken kann und nur noch bei akuten Erkrankungen und
Schmerzzuständen sowie bei unaufschiebbaren Behandlungen
(beispielsweise bei einer Schwangerschaft) zahlt. Aber immerhin:
Die Kasse kann Sie nicht rauswerfen. Die schlechte Nachricht:
Die nicht gezahlten Beiträge müssen Sie nachzahlen. Man kann
aber mit der Kasse Stundung und Ratenzahlungen vereinbaren.
Obdachlosigkeit vermeiden: Mietschulden
Mietschulden sind brandgefährlich – zahlen Sie Ihre Miete nicht,
droht Ihnen Obdachlosigkeit. Dabei zählen auch Nebenkosten
und Nachzahlungen zu den Mietschulden. Ab zwei Monaten
Mietrückstand kann der Vermieter Ihnen fristlos kündigen; er
muss Sie in diesem Fall auch nicht vorher abmahnen.

Wenn Sie Ihre Miete nicht mehr zahlen können, brauchen


Sie Hilfe: Der örtliche Mieterverein, das Sozialamt, das
Wohnungsamt oder das Jobcenter sind erste Anlaufstellen.
Viele Kommunen haben auch Anlaufstellen für Notfälle und
städtische Übergangswohnungen. Am besten lassen Sie es
nicht so weit kommen.
Ebenfalls vermeiden sollten Sie eine Stromsperre, weil Sie Ihren
Strom nicht bezahlen – ab 100 Euro Schulden kann man Ihnen
den Saft abdrehen, abgesehen von Härtefällen wie der
Versorgung von Kleinkindern oder Pflegebedürftigen.
Dem Staat, was des Staates ist: Steuerschulden
Der Staat als Gläubiger ist unerbittlich: Wenn Sie Ihre
Steuerschulden nicht zahlen, kommen zusätzliche Gebühren und
Zinsen auf Sie zu; zudem kann der Staat den ihm zustehenden
Betrag sofort und ohne Gerichtsbeschluss eintreiben, indem er
pfänden lässt. Wenn Sie die Steuern nicht bezahlen können,
setzen Sie sich umgehend mit Ihrem Finanzamt in Verbindung
und versuchen Sie, eine Stundung zu erreichen oder zumindest
eine Aussetzung des Vollzugs, um den Gerichtvollzieher zu
stoppen. Man kann sich mit dem Finanzamt auch auf
Ratenzahlungen einigen (die Säumniszuschläge fallen aber
trotzdem an).

Unter bestimmten Voraussetzungen können Sie einen


Erlass des Säumniszuschlages beantragen.
Drücken gilt nicht: Unterhaltsschulden
Auch wenn Sie Schulden haben, müssen Sie Unterhalt zahlen.
Können Sie das nicht mehr, entstehen Unterhaltsschulden.
Zunächst springen das Jugendamt oder das Sozialamt ein und
zahlt einen Unterhaltsvorschuss, was bedeutet, dass Sie die
Schulden nun bei diesen Ämtern haben. Das kann unangenehm
werden, weil das zuständige Amt – sollten Sie auf absehbare Zeit
nicht in der Lage sein, Ihre Schulden zu begleichen – einen
Gerichtsbeschluss erwirken kann. Dann drohen
Zwangsvollstreckung und Lohnpfändung, schlimmstenfalls Geld-
oder Freiheitsstrafe.

Auch bei Unterhaltsschulden besteht die Möglichkeit der


Privatinsolvenz. Allerdings verschwinden offene
Unterhaltszahlungen nach dem Verfahren nicht, wenn Sie
Ihre Unterhaltspflicht pflichtwidrig verletzt haben.

Überschuldung
Haben Sie zu viele schlechte Schulden gemacht oder waren die
Unternehmungen, die Sie per Kredit finanziert haben, nicht
erfolgreich, dann droht die Überschuldung. Warnzeichen dafür
sind:

zu hohe monatliche Raten, die Ihr Konto aufessen,


Ihr Konto ist regelmäßig überzogen (wenn es gesperrt wird, ist
es vermutlich schon zu spät),
eine steigende Zahl von Gläubigern,
regelmäßige Mahnungen,
Sie leihen sich Geld, um andere Schulden zurückzahlen zu
können.

Spätestens, wenn Gerichtsbeschlüsse ins Haus flattern oder der


Gerichtsvollzieher an der Tür klingelt, ist es zu spät. Was nun?
Zunächst mal verschaffen Sie sich einen Überblick, dazu reicht
ein einfaches Stück Papier: Auf der linken Seite schreiben Sie
auf, was Sie an monatlichen Einnahmen haben, auf der rechten
Seite notieren Sie die monatlichen Ausgaben. Wenn die rechte
Seite größer ist als die linke Seite, verstehen Sie das Problem.
Schritt Nummer eins ist nun der Blick auf Ihre Vermögenswerte:
Was besitzen Sie an Wertgegenständen, die Sie verkaufen
könnten, um mit dem Erlös Ihre Schulden zu reduzieren?
Meistens kommt dabei nicht viel herum, aber ohnehin ist Schritt
Nummer zwei unvermeidbar: Sie schauen auf der rechten Seite
nach, was Sie dort kürzen können. Beispielsweise:

Abos von Zeitschriften, Filmkanälen (Netflix oder Amazon


Prime) oder Klingeltönen,
Mitgliedschaften in Clubs und Vereinen,
schlechte Konsumangewohnheiten, die teuer sind (rauchen,
viel auswärts essen),
Luxusausgaben (Besuch im Freizeitbad, teure
Wochenendausflüge),
unnötige oder zu teure Versicherungen (bisweilen ist man
überversichert, dazu finden Sie mehr in Kapitel 10).

Ein weiterer Schritt besteht darin, vorhandene Verträge danach zu


untersuchen, ob Sie diese durch billigere Angebote ersetzen
können, beispielsweise bei Versicherungen. Kommt es ganz hart,
sollten Sie auch über den Umzug in eine billigere Wohnung
nachdenken.

Der Schuldenwächter: Die Schufa


Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) ist so etwas wie der
oberste Schuldenaufseher in Deutschland. Sie sammelt Informationen über jeden von
uns – Konto, laufende Kredite und Verträge, Mobilfunkvertrag, Leasingverträge,
Kreditkarten, gekündigte Kredite, Informationen aus öffentlichen
Schuldnerverzeichnissen, nicht geleistete Zahlungen – und gibt Unternehmen Auskunft
darüber. Wenn Sie also einen Kredit beantragen oder etwas auf Raten kaufen wollen,
können die Bank und das Unternehmen sich bei der Schufa darüber erkundigen, wie es
um Ihre Finanzen bestellt ist. Unternehmen nutzen die Schufa, um sich über die
Zahlungsfähigkeit potenzieller Kunden zu informieren. Hat die Schufa einen negativen
Eintrag über Sie, dann kann es sein, dass es nichts mit dem Kredit oder dem Ratenkauf
wird. Und was hat die Schufa über Sie gespeichert? Das können Sie kostenlos
erfahren, und darüber hinaus auch noch, welches Unternehmen was über Sie zu
welchem Zweck abgefragt hat. Dazu fordern Sie ganz einfach eine kostenlose Kopie
Ihrer personenbezogenen Daten an. Gegen eine Gebühr können Sie auch eine Schufa-
Bonitätsauskunft bestellen, die Sie Geschäftspartnern oder Vermietern zeigen können
(manche verlangen eine solche Auskunft), um damit Ihre Zahlungsfähigkeit zu
dokumentieren.

Der nächste Schritt setzt auf der linken Seite Ihrer Aufstellung an:
Welche Möglichkeiten gibt es, die Einnahmen zu steigern? Sie
können bei Ihrem Chef nach einem höheren Gehalt fragen oder
falls Sie keinen Job haben, sich nach einem umsehen. Das klingt
einfach, ist es aber nicht, keine Frage. Einen Versuch ist es
allemal wert.
Falls alle diese Bemühungen nichts bringen, wird es ernst: Dann
kommt der Kuckuck.
Gerichtsvollzieher und Vermögensauskunft
Häufen sich die Mahnungen und unbezahlten Rechnungen, so
steht unerwünschter Besuch ins Haus: Der Gerichtsvollzieher. Er
kündigt sich in der Regel an, aber unterdrücken Sie den Impuls,
einfach die Tür nicht zu öffnen – im Zweifelsfall kommt er mit
einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss wieder und lässt
Ihre Wohnung vom Schlüsseldienst öffnen – auf Ihre Kosten.
Allerdings reichen offene Rechnungen oder Mahnungen nicht
aus, Ihr Gläubiger muss sogenannte vollstreckbare Titel besitzen,
also Vollstreckungsbescheide, Gerichtsurteile und notarielle
Urkunden. Das gilt aber nicht für Behörden, beispielsweise das
Finanzamt, die können schon mit einem Bescheid vollstrecken
und schicken Ihnen zwar nicht den Gerichtsvollzieher, aber einen
Vollstreckungsbeamten ins Haus.
Wenn der Gerichtsvollzieher auf dem Spielplan steht, drohen zwei
Maßnahmen:

Sachpfändung: Der Gerichtsvollzieher sucht nach


pfändbaren Gegenständen. Kleinere nimmt er sofort mit, auf
größere kommt ein Pfandsiegel (der berüchtigte Kuckuck).
Vermögensauskunft: Früher nannte man das
»Offenbarungseid«. Sie müssen nun alles angeben, was Sie
haben: Einkommen, Bargeld, Konten, Auto, Aktien,
Kapitallebensversicherungen und andere Wertgegenstände.

Gepfändet wird alles, was Wert hat, außen vor sind nur
Gegenstände des persönlichen Gebrauchs (beispielsweise
Kleidung, Wäsche) und Haushaltsgegenstände (zum Beispiel
Geschirr, Elektrogeräte, Kühlschrank) für eine bescheidene
Haushaltsführung. Gehören Gegenstände in Ihrem Haushalt
anderen Personen, dürfen sie nicht gepfändet werden. Auto und
Computer werden nicht gepfändet, wenn Sie diese für berufliche
Zwecke benötigen.
Widerstehen Sie der Versuchung, vor dem Besuch des
Gerichtsvollziehers wertvolle Gegenstände in den Keller oder
zu Nachbarn zu schaffen. Tun Sie das, stehen Sie mit einem
Bein bereits im Gefängnis. Das gilt auch für den Fall, dass
Sie das Pfandsiegel entfernen oder beschädigen.
Wenn es geht, vermeiden Sie die Vermögensauskunft, indem Sie
Ihre Schulden begleichen oder eine Einigung mit den Gläubigern
suchen. Als Folge dieser Vermögensauskunft – die ja auch die
Schufa (siehe den Kasten »Der Schuldenwächter: Die Schufa«)
erfährt – kann Ihnen Ihr Dispositionskredit gekündigt werden, Sie
bekommen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, und
Pfändungen sind nun wahrscheinlicher. Ist es so weit gekommen,
hilft nur noch eins: der Gang in die Privatinsolvenz.

Der letzte Gang: Privatinsolvenz


Kommt es hart auf hart, dann hilft nur noch ein letzter Schritt, die
Privatinsolvenz. Das ist ein geregeltes Verfahren, das Ihnen dabei
hilft, nach frühestens drei und spätestens sechs Jahren Ihre
Schulden hinter sich zu lassen. Und so funktioniert das Ganze:

1. Als Erstes müssen Sie mit Ihren Gläubigern eine


außergerichtliche Einigung versuchen.
2. Scheitert die Einigung, können Sie beim Insolvenzgericht
einen Antrag auf Eröffnung des
Verbraucherinsolvenzverfahrens stellen. Dabei muss eine
geeignete Stelle oder Person bezeugen, dass der
außergerichtliche Einigungsversuch gescheitert ist.
3. Es folgt – wenn das Gericht es für sinnvoll erachtet – ein
Schuldenbereinigungsverfahren; das ist ein weiterer Versuch,
eine Einigung mit den Gläubigern zu erzielen, unterstützt vom
Gericht.
4. Scheitert dieser Versuch, versucht der Insolvenzverwalter, im
Insolvenzverfahren das noch vorhandene Sach- und
Geldvermögen an die Gläubiger zu verteilen.
5. Ist das Vermögen verteilt, folgt die Wohlverhaltensphase,
während der Sie den pfändbaren Anteil Ihres Einkommens an
einen Treuhänder (der wird vom Gericht bestimmt) abtreten
müssen und Ihnen bestimmte Pflichten auferlegt werden. Der
Treuhänder verteilt dieses Geld an die Gläubiger.
6. Läuft alles glatt, werden Ihnen sechs Jahre nach der Eröffnung
des Insolvenzverfahrens die noch vorhandenen Restschulden
erlassen (wenn Sie die Verfahrenskosten selbst tragen
können, fünf Jahre; begleichen Sie neben diesen Kosten auch
noch 35 Prozent der angemeldeten Schulden innerhalb von
drei Jahren, sind es drei Jahre). Einige Schulden,
beispielsweise Geldstrafen, sind davon ausgenommen.
7. Drei Jahre nach dem Erlass der Restschulden vergisst auch
die Schufa, dass Sie Privatinsolvenz angemeldet hatten.

Privatinsolvenz – die eigentlich Verbraucherinsolvenz heißt


– kann jede natürliche Person anmelden, die nicht
selbstständig war; Selbstständige und Unternehmer müssen
in der Regel eine Regelinsolvenz anmelden. In der Praxis
sind die Unterschiede zwischen den beiden Verfahren recht
gering.
Sie haben auch die Möglichkeit eines Insolvenzplanverfahrens:
Sie können jederzeit noch vor dem Ende Ihres
Insolvenzverfahrens einen Insolvenzplan vorlegen. Stimmt die
Mehrheit Ihrer Gläubiger diesem Plan zu, können Sie sich auch
auf diesem Weg entschulden.
Kleidung, Eheringe, alltägliche Dinge und
Einrichtungsgegenstände sowie Gegenstände, die zur
Berufsausübung benötigt werden, können nicht gepfändet
werden (also auch Ihr Auto, wenn Sie es für den Job oder
den Weg dorthin benötigen); eine eigene Wohnung oder ein
eigenes Haus hingegen können gepfändet werden.
So einfach das klingt – dieses Verfahren ist kein
Zuckerschlecken. Sie sollten auf alle Fälle eine kompetente
Beratung in Anspruch nehmen. Wenden Sie sich an
Beratungsstellen, beispielsweise bei gemeinnützigen Trägern und
Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas oder dem Diakonischen
Werk, hier ist die Beratung in der Regel kostenlos.

So geht es nicht: Ein Ehepaar, das sich in der


Privatinsolvenz befand, beantragte beim Finanzamt, ihm aus
gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen die
Steuerschulden zu erlassen. Das Finanzamt willigte zunächst
ein, zog aber die Einwilligung zurück, als es erfuhr, dass das
Ehepaar einen Monat zuvor eine Million Euro im Lotto
gewonnen hatte. Der Bundesfinanzhof gab dem Finanzamt
recht (V B82 15).

Schulden vermeiden
Gerichtsvollzieher, Vermögensauskunft, Privatinsolvenz – anstatt
sich das anzutun, ist es besser, Schulden gleich ganz zu
vermeiden. Hier ein paar Ideen dazu, was gegen Überschuldung
hilft:

Zahlen Sie möglichst bar. Studien zeigen, dass Menschen


mehr Geld ausgeben, wenn sie mit Karte bezahlen.
Zahlen Sie Rechnungen immer sofort. Das verhindert, dass
sich ein Berg an Rechnungen anhäuft. Wenn Sie die
Rechnung nicht bezahlen können, ist das das erste
Alarmzeichen.
Bezahlen Sie zuerst die gefährlichen Schulden wie Miete,
Nebenkosten, Versicherungen und so weiter – das verhindert,
dass Sie ohne Strom und Wohnung dastehen.
Machen Sie keine Schulden für Konsum (Reisen, Handy und
Ähnliches). Und nein, es gibt keine Ausnahmen von dieser
Regel.
Prüfen Sie, ob Sie Ansprüche an den Staat haben (Hartz IV,
Wohngeld oder Ähnliches). Das ist Ihr gutes Recht.
Prüfen Sie Verträge darauf hin, ob Sie sie wirklich brauchen
oder ob Sie die alten Verträge kündigen und neue, billigere
abschließen können.
Überprüfen Sie Abos und regelmäßige Verpflichtungen und
überlegen Sie, was Sie kündigen können.
Schreiben Sie Einkaufszettel und kaufen Sie nur das ein, was
auf dem Zettel steht.
Führen Sie ein Haushaltsbuch (wie das geht, finden Sie in
Kapitel 1).

Zugegeben, das ist alles nicht einfach, aber immer noch besser
als der Gang zum Insolvenzgericht, oder?

Das Krediteinmaleins
Jetzt haben wir viel über Schulden und Kredite gehört – was fehlt,
ist ein kleines Einmaleins der Kredite, was sie sind und worauf
Sie achten müssen. Die erste Frage: Wie kommt man an einen
Kredit?

Der Weg zum Kredit


Der Weg zum Kredit erfolgt in Schritten:
1. Klären Sie, wofür Sie den Kredit brauchen und welche Summe
Sie benötigen.
2. Holen Sie Angebote ein und vergleichen Sie diese – wobei ein
solcher Vergleich schwieriger ist, als man denkt.
3. Fragen Sie bei der betreffenden Bank nach, dort verlangt man
dann die entsprechenden Unterlagen von Ihnen – Ausweis,
Gehaltsnachweise, eventuell Vermögensnachweise, Schufa-
Auskunft etc.
4. Die Bank wird Ihre Bonität prüfen und entscheiden, wie riskant
der Kredit an Sie wäre.
5. Kommt sie zu einem positiven Ergebnis, wird der Kredit
bewilligt.

Um verschiedene Kredite miteinander zu vergleichen, benötigen


Sie den effektiven Jahreszins – das ist der Preis des Kredits, der
im Gegensatz zum sogenannten Sollzins alle anfallenden Kosten
der Kreditaufnahme (also auch Gebühren, Provisionen,
Abschlussgebühren und Ähnliches) berücksichtigt (aber Vorsicht:
es kann sein, dass auch hier noch ein paar Nebenkosten fehlen).

Ein Vergleich verschiedener Kredite ist nur über den


effektiven Jahreszins möglich. Dazu können Sie einen der
zahlreichen Kreditvergleichsrechner nutzen, die Sie im
Internet finden.
Bei einem ersten Angebot des Kreditgebers weiß der allerdings
nichts über Sie. Daher kann er kein auf Sie persönlich
zugeschnittenes Angebot abgeben. Deswegen müssen Anbieter
zusätzlich den sogenannten 2/3-Zinssatz nennen. Das ist der
Zinssatz, zu dem mindestens zwei Drittel der Kunden des
betreffenden Anbieters einen Kredit erhalten. Dieser Zins gibt
Ihnen also an, welchen Zinssatz Sie mit einer Wahrscheinlichkeit
von 66 Prozent erwarten können, wenn die Bank Ihnen ein
persönliches Angebot macht.
Kredit: Die Bestandteile
Ein Kredit ist nichts anderes als die zeitweise Überlassung von
Geld. Er besteht aus

der Kreditsumme,
dem Zinssatz,
der Laufzeit und
der Tilgung,

Die Kreditsumme
Bei der Kreditsumme müssen Sie sich fragen, wie viel Kredit Sie
sich leisten können – je höher die Summe, desto höher ist auch
die monatliche Rate (allerdings spielen der Zins und die Laufzeit
hier ebenfalls eine wichtige Rolle). Überlegen Sie also, wie viel
Geld Sie pro Monat entbehren können, und berücksichtigen Sie
auch Stressfälle – ein Verdiener fällt aus, unvorhersehbare
Ausgaben kommen dazu; sorgen Sie also dafür, dass Sie
ausreichend Puffer haben.

Zusätzlich zum Kredit können Sie eine


Restschuldversicherung abschließen, die einspringt, wenn
Sie wegen Schicksalsschlägen wie Krankheit,
Arbeitslosigkeit, Unfall, Scheidung oder Tod nicht mehr
zahlen können. Allerdings kostet das auch ordentlich etwas
und lohnt sich nur für große Kredite mit langer Laufzeit. Und:
Die Kosten dafür sind in der Regel nicht im Effektivzins
enthalten.
Der Zinssatz
Der Zins ist der Preis für die Überlassung des Kredits.
Grundsätzlich gilt: Je riskanter der Kredit, desto höher der
Zinssatz (als Entschädigung für das Risiko). Normalerweise
gilt auch, dass der Zins umso höher ist, je länger die Laufzeit
des Kredits ist. Ausnahme ist der Überziehungskredit Ihrer
Bank, der regelmäßig sehr teuer ist.
Verwirrend ist es, dass es verschiedene Arten von Zinsen gibt.
Die wichtigsten sind:

Nominalzinssatz: Das ist der Zins, der auf dem Preisschild


des Kredits steht; seine Aussagekraft ist zumeist
überschaubar.
Effektivzinssatz: Das ist der Zinssatz, der alle Kosten des
Kredits miteinbezieht. Der ist besonders wichtig. Ihn nutzen
Sie, um Kredite zu vergleichen.
Realzinssatz: Das ist der inflationsbereinigte Zinssatz, also
der Zins, den man erhält, wenn man die Inflationsrate
herausrechnet.

Inflation frisst die Kaufkraft Ihres Einkommens – wenn alles


immer teurer wird, wird Ihr Gehalt immer weniger wert.
Deswegen enthält die Zinsforderung der Bank immer einen
Betrag für diese Geldentwertung – bei hoher Inflation ist auch
der Nominalzins höher. Als Faustformel gilt: Nominalzins
minus Inflationsrate ergibt den Realzins.
Eine weitere Entscheidung betrifft die Frage, ob Sie einen festen
oder einen flexiblen Zinssatz wählen wollen. Bei einem flexiblen
Zinssatz werden die Zinsen, die Sie zahlen müssen, regelmäßig
an den aktuellen Marktzinssatz angepasst. Das ist ein
zweischneidiges Schwert: Steigen die Marktzinsen, ist das
schlecht für Sie; sinken die Zinsen, freuen Sie sich. Beim festen
Zinssatz wird dieser einmal festgelegt und dann über die gesamte
Laufzeit des Kredits nicht mehr geändert. Das verspricht Ihnen
Sicherheit. Sollten aber die Zinsen sinken, ärgern Sie sich, dass
Sie so einen hohen Zinssatz zahlen.

Natürlich können Sie Ihren Kredit umschulden, wenn Sie


irgendwo günstigere Konditionen entdecken oder wenn Sie
einen festen Zins zahlen und die Marktzinsen dramatisch
gesunken sind. Aber in der Regel fordern die Banken dann
eine Vorfälligkeitsentschädigung dafür, dass man Sie früher
aus dem Kredit entlässt – und diese macht oft den gesamten
Zinsvorteil zunichte. Hier müssen Sie genau rechnen oder
einen entsprechenden Rechner im Internet nutzen.
Die Laufzeit
Die Laufzeit eines Kredits hat zwei Folgen: Je länger (kürzer) die
Laufzeit ist, umso teurer (billiger) ist er in der Regel. Zugleich aber
sinkt mit steigender Laufzeit die monatliche Rate; das macht es
einfacher, diese zu zahlen. Mit längerer Laufzeit kann man sich
also größere Anschaffungen leisten, ohne dass man sich zu stark
bei den aktuellen Ausgaben einschränken muss.
Des Weiteren gilt: Je länger die Laufzeit, umso geringer die
Möglichkeit, von sinkenden Zinsen zu profitieren – falls die Zinsen
aber steigen, freut man sich über die lange Laufzeit. Wie Sie
sehen, gibt es hier keine allgemeingültigen Ratschläge. Das sind
Entscheidungen, die Sie individuell treffen müssen – im Zweifel
mithilfe eines guten Beraters.
Die Tilgung
Die monatliche Rate, mit der Sie Ihren Kredit zurückzahlen,
enthält zwei Komponenten: den Zins und die Tilgung. Mit dem
Zins bezahlen Sie die Kosten des Kredits, mit der Tilgung zahlen
Sie die Kreditsumme zurück.
Viele Banken bieten Sonderkonditionen an, flexible
Rückzahlungsmodalitäten wie Tilgungsaussetzung und
Tilgungssatzwechsel. Das macht Sie flexibler, kostet aber
(natürlich) auch etwas.

Privatkredite, Bürgschaften und Leasing


Bleibt noch ein letzter kurzer Blick auf das, was man Restposten
nennen könnte – ein paar Anmerkungen zu

Privatkrediten,
Leasing und
Bürgschaften.

Von Freund zu Freund: Privatkredite


Vor allem bei kleineren Summen kann man natürlich auch
Bekannte und Freunde fragen, ob sie bereit sind, etwas Geld
auszuleihen. Hier sind Sie völlig frei, keine Schufa (ein
Privatkredit wird auch nicht bei der Schufa gemeldet), keine
Vorschriften, es herrscht allgemeine Vertragsfreiheit. Aber
bedenken Sie: Hier steht eine Freundschaft auf dem Spiel, wenn
die Sache schiefgeht.

Am besten leihen Sie Freunden nur Geld, wenn Sie darauf


im Ernstfall auch verzichten können. Und wenn Sie das tun,
machen Sie einen schriftlichen Vertrag. Sie können den
Betrag auch überweisen, mit »Kredit« als
Verwendungszweck; dann ist das dokumentiert.
Mittlerweile gibt es auch im Internet Plattformen, die Kredite von
privat an privat vermitteln. Hier fallen dann aber Gebühren und
Zinsen an; das ist dann nicht unbedingt billiger als der Kredit von
einer Bank.
Ein anderer Weg sind Arbeitgeberdarlehen. Ihr Arbeitgeber kann
(muss aber nicht) Ihnen aus einer finanziellen Klemme helfen.
Zumeist sind diese Darlehen zweckgebunden (Ausnahme: Sie
dürfen kein Arbeitgeberdarlehen aufnehmen, um damit die
Produkte des eigenen Unternehmens zu kaufen).
Alles nur geliehen: Leasing
Leasing ist eine spezielle Art der Finanzierung: Der Leasinggeber
überlässt Ihnen ein Objekt (nehmen wir einmal ein Auto) zur
Nutzung gegen eine monatliche Leasingrate und für einen
festgelegten Zeitraum. Sie bezahlen mit den Leasingraten nur die
Nutzung des Autos, erwerben aber kein Eigentum (finanzieren
Sie das Auto mit einem normalen Kredit, dann gehört es am Ende
Ihnen).
Lohnt sich Leasing? Schwer zu sagen, es kommt darauf an. Als
Vorteile von Leasing sind zu nennen:

Sie zahlen nur für die Nutzung des Autos, können sich
theoretisch ein teureres Modell leisten.
Sie sind nur für die Laufzeit des Vertrags an das Auto
gebunden, danach können Sie auf ein anderes Modell
umsteigen.
Die monatlichen Raten sind geringer als bei einer
Vollfinanzierung des Autos.
Sie haben keinen Aufwand beim Verkauf des Autos, das
nimmt nach Ende des Vertrags die Leasinggesellschaft wieder
zurück (Sie können aber theoretisch, je nach Vertrag, nach
Ablauf der Vertragslaufzeit das Auto kaufen).
Nutzen Sie das Auto gewerblich, können Sie die Leasingraten
möglicherweise von der Steuer absetzen.

So weit, so gut – gibt es auch Nachteile?

Sie sind nicht Eigentümer des Autos, können darüber also


nicht frei verfügen.
Sie sind für die Laufzeit an den Vertrag gebunden.
Leasing ist meist teurer als ein Autokredit; es kommen
eventuell noch Zusatzkosten für Verschleiß oder zu viel
gefahrene Kilometer hinzu.
Sie sind beim Autoleasing verpflichtet, eine
Vollkaskoversicherung abzuschließen.

Wie Sie sehen, muss man sich das im Einzelfall gut überlegen –
wie meistens im Leben.
Nur in Ausnahmefällen: Bürgschaften
Eine Bürgschaft ist eine einfache Sache: Wenn Sie Bürge sind,
verpflichten Sie sich, die Schulden eines Dritten zu übernehmen,
falls dieser zahlungsunfähig wird. Man unterscheidet zwei Arten
von Bürgschaft:

Bei einer Ausfallbürgschaft werden Sie als Bürge erst zur


Kasse gebeten, wenn alle Versuche fehlgeschlagen sind, vom
Gläubiger Geld zu bekommen.
Bei einer selbstschuldnerischen Bürgschaft müssen Sie sofort
zahlen, sobald der Gläubiger in Verzug gerät.

In der Regel können Sie eine Bürgschaft nicht kündigen, aber Sie
können die Dauer der Bürgschaft festlegen sowie den
Maximalbetrag, für den Sie bürgen. Das reduziert Ihr Risiko als
Bürge.

Überlegen Sie es sich drei- bis fünfmal, ob Sie bürgen


wollen. Aus einer Bürgschaft wieder herauszukommen, ist
schwierig, sie wird sogar vererbt.

Staatsverschuldung
Jetzt haben wir so viel über Schulden gelernt, bleibt aber noch ein
Schuldner übrig, der größte von allen: der Staat. Also, was ist
davon zu halten, dass der Staat sich bis über beide Ohren
verschuldet? Zunächst einmal: Warum sollte sich ein Staat
verschulden?

Warum es Staatsverschuldung gibt


Wenn man über Staatsverschuldung nachdenkt, hilft es, sich den
Staat als einen Haushalt vorzustellen, der mit seinen Mitteln
wirtschaften muss – das bringt einige Erkenntnisse, denn im
Grunde genommen ist der Staat ja letztlich auch nur ein Haushalt
mit Einnahmen und Ausgaben. Mit dieser Vorstellung im
Hinterkopf findet man rasch Gründe, warum sich ein Staat
verschulden sollte:

Investitionen,
dringender unvorhergesehener Bedarf.

Daneben gibt es aber auch zwei Ursachen von Verschuldung, die


nur für einen Staat zutreffen, nämlich

Konjunkturpolitik und
politische Staatsverschuldung.

Staatliche Investitionen
Sie haben gesehen, dass es sinnvoll ist, sich für größere
Investitionen zu verschulden, und das stimmt auch für den Staat.
Autobahnen, Schienennetze, Versorgungsleitungen und sonstige
große Infrastrukturprojekte kann man auch als Staat nicht aus der
Portokasse finanzieren. Also nimmt man Schulden auf, die man
aus den Erträgen dieser Investitionen – größeres
Wirtschaftswachstum und damit mehr Steuereinnahmen – dann
zurückzahlen kann.
Welches Ausmaß von Staatsverschuldung ist akzeptabel?
Viele Ökonomen verweisen hier auf die Investitionen: Der
Staat sollte sich demnach nur für Investitionen verschulden.
Eine ähnliche Regel gab es bis 2011 im deutschen
Grundgesetz.
Man kann Staatsverschuldung aus dieser Perspektive auch mit
dem Argument der Generationengerechtigkeit verstehen: Baut
der Staat eine Autobahn, so werden neben der aktuellen
Generation von Autofahrern auch zukünftige Generationen davon
profitieren. Also kann man künftige Generationen auch daran
finanziell beteiligen, indem man sich heute dafür verschuldet und
die spätere Generation diese Schulden zurückzahlt. Das Ganze
nennt sich Pay-as-you-use-Prinzip, also in etwa »zahle so, wie es
genutzt wird«.
Unvorhergesehener Bedarf
Im Privaten sind es Katastrophen wie Autopannen, kaputte
Kühlschränke oder Ähnliches, die das Haushaltsbudget belasten
und dazu führen können, dass man kurzfristig einen höheren
Bedarf an finanziellen Mitteln hat. Im Falle des Staates können
das Katastrophen wie Kriege, Naturkatastrophen oder auch
politische Ereignisse wie beispielsweise die deutsche
Wiedervereinigung sein, die einen plötzlichen Mittelbedarf
auslösen, den man dann nur mittels Schulden schultern kann. Im
Falle der Wiedervereinigung kann man auch wieder mit der
Generationengerechtigkeit argumentieren, denn von der
Wiedervereinigung werden unsere Kinder und Kindeskinder
etwas haben – also können wir sie über die Schuldenfinanzierung
auch an den Kosten beteiligen.
Die Wogen glätten: Konjunkturpolitik
Die Grundidee staatlicher Konjunkturpolitik stammt vom
Jahrhundertökonomen John Maynard Keynes (1883–1946) und
ist mittlerweile politische Folklore. Am Anfang steht die
Beobachtung, dass jede Volkswirtschaft Phasen erlebt, in denen
es ihr gut geht, in denen die Geschäfte gut laufen, die Preise
steigen, der Wirtschaftsmotor überhitzt, die abgelöst werden von
Phasen, in denen die Geschäfte schlecht laufen, die
Arbeitslosigkeit steigt und die Produktion sinkt.
Die Grundidee staatlicher Konjunkturpolitik besteht darin, dass die
Phasen des wirtschaftlichen Abschwungs ausgelöst werden durch
einen Mangel an Nachfrage – vereinfacht gesagt passiert
Folgendes: Die Nachfrage sinkt, die Unternehmen reagieren
darauf mit einem Rückgang der Produktion und entlassen
Arbeitnehmer, was dazu führt, dass diese weniger Lohn haben
und deswegen weniger kaufen können, was die Nachfrage
nochmals senkt, worauf wieder die Unternehmen reagieren und
so weiter.

Geht es der Wirtschaft gut (die Produktion steigt, die


Arbeitslosigkeit sinkt), so sprechen Ökonomen von einem
Aufschwung oder Boom; oft ist dieser Boom aber mit
steigenden Preisen verbunden. Sinken Produktion und
Beschäftigung, so spricht man von einem Abschwung oder
Rezession.
Stimmt diese Diagnose, so ist das Gegenmittel einfach darin zu
sehen, dass der Staat einspringt: Sinkt die Nachfrage der
Konsumenten, so gibt er mehr Geld aus, das erhöht die
Nachfrage wieder und verhindert so, dass die Wirtschaft in ein Tal
abrutscht. Und diese Mehrausgaben werden dann per Schulden
finanziert.
So einfach diese Idee klingt, so problematisch ist sie auch:

Was, wenn die Ursache des Abschwungs nicht ein Ausfall von
Nachfrage ist? Dann funktioniert diese Politik nicht.
Oft dauert es zu lange, bis der Staat erkennt, dass er handeln
muss, bis er handelt, bis die Mehrausgaben des Staates ihre
Wirkung entfalten. Auch dann funktioniert diese Politik nicht.
Die Idee dieser Konjunkturpolitik ist nicht nur, dass der Staat in
schlechten Zeiten mehr Geld ausgibt, sondern dass er in
guten Zeiten Geld spart und die in der Rezession gemachten
Schulden wieder zurückzahlt. Diesen Teil der Übung
vergessen Politiker gerne.

Es ist der letzte Punkt, der zu einer weiteren Ursache von


Staatsverschuldung führt: Politik.
Politische Staatsverschuldung
Politiker haben vorrangig ein Ziel: Sie wollen wiedergewählt
werden, und daran richten sie auch ihre Politik aus. Mit Blick auf
die Staatsverschuldung bedeutet das, dass Politiker gerne
Wohltaten an die Wähler verteilen, die sie mit Schulden
finanzieren, weil die nicht so wehtun wie Steuern (mit denen man
ja regulär die staatlichen Ausgaben finanziert). Und die negativen
Folgen der Staatsverschuldung (beispielsweise die lästige
Tatsache, dass man seine Schulden irgendwann auch
zurückzahlen muss) werden auf die Zeit nach den Wahlen
vertagt.
Eine andere Idee zur politischen Staatsverschuldung stellt darauf
ab, dass Politiker gerne Prestigeobjekte planen – große
Leuchtturmprojekte, die weithin sichtbar sind und bei denen man
wählerwirksam bei der Einweihung ein Band durchschneiden
kann – und diese Projekte dann mit Schulden finanzieren.
Verschwenderisch mit Geld umzugehen ist kein Privileg für den
einfachen Bürger.

Wenn Sie wissen wollen, wie liederlich Politiker bisweilen


mit unseren Steuergeldern umgehen, werfen Sie einen Blick
in das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler. Dort
werden jedes Jahr die schlimmsten Fälle staatlicher
Geldverschwendung dokumentiert.

Folgen von Staatsverschuldung


Die Folgen der Staatsverschuldung hängen – ähnlich wie bei
Privatpersonen – auch davon ab, wofür sich der Staat
verschuldet:

Verwendet der Staat das Geld für unproduktive Zwecke –


beispielsweise teure Prestigeprojekte –, dann ist das
nachteilig für die Staatsfinanzen und auch für die zukünftigen
Generationen.
Schuldenfinanzierte sinnvolle Investitionen hingegen können
das Wachstum eines Landes befeuern.
Eine mögliche Folge zu hoher Staatsverschuldung kann
Inflation sein: Die Preise steigen, was es dem Staat erleichtert,
seine Schulden zurückzuzahlen – auf Kosten seiner
Gläubiger.
Im ungünstigsten Fall endet die ganze Geschichte in einem
Staatsbankrott: Der Staat erklärt, dass er seine Schulden nicht
zurückzahlen wird, und die Gläubiger sind angeschmiert.

Staaten verschulden sich, indem sie Staatsanleihen


ausgeben – das sind nichts anderes als Kredite an einen
Staat. Wenn Sie also eine deutsche Bundesanleihe im Wert
von 1.000 Euro kaufen, bedeutet das, dass Sie der
Bundesrepublik Deutschland 1.000 Euro geliehen haben. Im
Allgemeinen gelten Staatsanleihen von Industriestaaten als
sehr sicheres Investment (wer glaubt ernsthaft, dass
Deutschland seine Schulden nicht mehr zurückzahlen
kann?).
Teil II
Einkaufen
IN DIESEM TEIL …
Eigentlich, so sollte man meinen, ist nichts einfacher als Geld
ausgeben: Sehen, bezahlen, mitnehmen. Oder? Ganz so
einfach ist es nicht, Fallstricke gibt es überall. Da ist zunächst
die Frage, womit beziehungsweise wie man bezahlt – bar, mit
Karte, Lastschrift oder elektronisch? Und als wäre das nicht
genug, sind da noch die vielen Nepper, Schlepper und
Bauernfänger, die darauf aus sind, uns übers Ohr zu hauen –
Fake Shops, Telefonbetrug, falsche Gewinnspiele, Abofallen.
Schwindler, Betrüger und Gauner wollen nur Ihr Bestes
(nämlich Ihr Geld), und in diesem Teil helfen wir Ihnen, sich vor
diesen Leuten zu schützen. Doch nicht nur das: Was ist denn
mit der Idee, dass man ohne Reue konsumieren will – wie
kann man konsumieren, ohne den Planeten zu zerstören? Zur
Beantwortung dieser Frage wollen wir Ihnen ein paar Ideen zu
Konsum, Umweltschutz, Moral, Gesundheit und Glück
mitgeben, aber ohne erhobenen Zeigefinger – es liegt an
Ihnen, ob Sie sich darauf einlassen wollen oder nicht.
Kapitel 4
Shopping
IN DIESEM KAPITEL
Womit man bezahlen kann
Bar oder mit Karte zahlen
Onlineshopping
Das kleine Shoppingschutz-Einmaleins
Rückgabe, Reklamation und Nachbesserung
Schnäppchenalarm: Sonderangebote
Geldfallen: mehr Disziplin beim Shoppen

Wenn man es geschafft hat, etwas Geld zu verdienen und zu


sparen, kommt der schöne Teil der Übung: Geld ausgeben. Aber
wie gibt man sein Geld am besten aus, wie bezahlt man, und
welche Fallen lauern beim Einkauf? Mit diesen Fragen beschäftigt
sich dieses Kapitel.

Womit man bezahlen kann


Klarer Fall – bezahlen muss man, doch womit? Im zweiten Kapitel
haben wir schon etwas über Zahlungsarten gelernt, hier wollen
wir noch einmal einen genaueren Blick auf die verschiedenen
Bezahlmöglichkeiten werfen. Bezahlen können Sie grundsätzlich
mit

Bargeld,
Debitkarte,
Kreditkarte,
Prepaidkarte,
per Lastschrift oder Überweisung,
per Vorkasse, Rechnung oder Nachnahme.

Schauen wir uns das mal näher an.

Bargeld: Scheine und Münzen


Das kennen Sie: »Bargeld lacht.« In der Eurozone lachen vor
allem die 50-Euro-Scheine, wertmäßig machen sie den größten
Anteil des Banknotenumlaufs aus, gefolgt von den 100-Euro-
Scheinen. Bei den Münzen ist es etwas kleinteiliger: Die 1-Cent-
Münze ist von den Stückzahlen her die am meisten verbreitete
Münze, zusammen mit der 2- und der 5-Cent-Münze machen sie
rund zwei Drittel der umlaufenden Münzen aus; wertmäßig aber
sind das nur rund 7 Prozent des Münzumlaufs. Die 1- und 2-Euro-
Münzen kommen auf rund 70 Prozent des Wertes aller
umlaufenden Münzen.

Beschädigtes Geld …
… können Sie bei der Bundesbank in neues Geld umtauschen, wenn Sie entweder
mehr als die Hälfte des Geldscheins vorlegen oder nachweisen können, dass die
fehlenden Teile von Geldscheinen, von denen die Hälfte oder weniger vorgelegt wird,
vernichtet wurden. Auch beschädigte Münzen ersetzt die Bundesbank, allerdings nur,
wenn – das gilt auch für Scheine – die Beschädigung nicht mutwillig war. Verpacken
Sie alle Reste des Geldes, füllen Sie den »Erstattungsantrag für beschädigte DM/Euro-
Note(n)/-Münze(n)« aus (den finden Sie auf der Homepage der Deutschen
Bundesbank) und bringen oder schicken Sie das Ganze an die Deutsche Bundesbank
(alternativ können Sie auch Ihre Bank bitten, das für Sie zu übernehmen).

Über die Vor- und Nachteile der Bezahlung mit Bargeld sprechen
wir in diesem Kapitel etwas weiter hinten.
Bargeld ist zwar gesetzliches Zahlungsmittel, aber
Verkäufer dürfen die Annahme von Bargeld – auch von
bestimmten Scheinen, beispielsweise 500-Euro-Scheinen –
ablehnen. Sie müssen allerdings darauf vor dem Kauf
hinweisen. Was Münzen angeht, muss ein Händler maximal
50 Stück akzeptieren.

Debitkarten, auch EC-Karte genannt


Eine Debitkarte hat fast jeder von uns, das ist vor allem die
umgangssprachlich als EC-Karte bezeichnete Karte, die heute
allerdings Girocard heißt. Girocard ist das gemeinsame
Rahmenwerk für Debitkarten in Deutschland, das den
Zahlungsverkehr vereinheitlichen soll. Ohne ein solches
vereinheitlichendes Rahmenwerk könnte der Kunde der
bayerischen A-Bank kein Geld bei der B-Bank in Rheinland-Pfalz
abheben.
Debitkarten sind mit einem Girokonto verbunden und ermöglichen
damit bargeldlose Bezahlung sowie das Geldabheben vom
Automaten. Der zu zahlende Betrag wird direkt vom Konto
abgebucht. Zum Bezahlen muss man eine PIN eingeben, die mit
dem Chip abgeglichen wird, der sich auf der Karte befindet. Wenn
Sie ein Girokonto bei Ihrer Bank eröffnen, bekommen Sie mehr
oder weniger automatisch eine Girocard dazu, auf der dann der
Name Ihrer Bank steht. Das Girocard-Verfahren wird im Ausland
nicht unterstützt, weswegen die meisten deutschen Karten
zusätzlich eine Bezahlfunktion von Maestro (vom Unternehmen
Mastercard, damit können Sie weltweit zahlen) oder V Pay (vom
Unternehmen Visa, das funktioniert nur innerhalb Europas)
haben, zwei international verbreitete Debitkartensysteme.
Wenn Sie auf Ihre Girokarte schauen, finden Sie dort in der
Regel ein »V« für V Pay oder ein Logo von Maestro – damit
wissen Sie, mit welchem System Sie im Ausland bezahlen.
Manche Karten bieten auch beide Systeme an.
Wenn Sie mit Karte zahlen, werden Sie bisweilen dazu
aufgefordert, statt der PIN eine Unterschrift abzugeben – dann
bezahlen Sie mittels eines elektronischen Lastschriftverfahrens.
Der Händler liest aus der Karte die Bankinformationen aus, lässt
Sie unterschreiben und hat damit das Recht, den auf dem Bon
ausgewiesenen Betrag von Ihrer Bank abzubuchen. Diese
Version haben viele Händler gewählt, weil es die billigere
Alternative zum PIN-Verfahren war, für das die Händler die
Banken bezahlen müssen. Da aber diese Gebühren mittlerweile
sinken, gehen Experten davon aus, dass diese Form des
Bezahlens in den kommenden Jahren verschwinden wird.

Kreditkarten: Visa und Co


Der Unterschied zwischen einer Debit- und einer Kreditkarte ist
rasch erklärt: Während bei einer Debitkarte der zu zahlende
Betrag sofort vom Girokonto abgebucht wird, geschieht das bei
einer Kreditkarte nicht. Die Kreditkartenumsätze werden zumeist
über einen Monat gesammelt und dann zusammen in Rechnung
gestellt. Die Kreditkartengesellschaft gibt Ihnen also einen Kredit,
den Sie am Ende des Monats begleichen müssen.
Das funktioniert recht einfach:

Sie beantragen bei Ihrer Bank eine Kreditkarte, die Sie


bekommen, wenn Sie einen Wohnsitz in Deutschland haben,
mindestens 18 Jahre alt und kreditwürdig sind (über
Kreditwürdigkeit und Schufa haben Sie in Kapitel 3 einiges
gelernt).
Die Bank legt dann einen sogenannten Verfügungsrahmen
fest, das ist sozusagen der Kredit, den Ihnen Ihre Bank
monatlich einräumt.
Nun bezahlen Sie mit der Karte – bei manchen Karten können
Sie auch per PIN Geld abheben, ansonsten reicht Ihre
Unterschrift; manche Karten erlauben auch kontaktloses
Bezahlen.
Am Ende des Monats schickt Ihnen Ihre Bank die
Kreditkartenabrechnung, die Sie dann begleichen müssen.
Bezahlen Sie nicht alles auf einen Schlag, fallen Zinsen an.
Manche Kreditkarten sind direkt mit dem Girokonto
verbunden, es gibt auch Prepaidvarianten.

Bezahlen können Sie mit der Kreditkarte fast überall und weltweit,
vor allem bei Hotelbuchungen, für Mietwagen und Flüge.

Manche Kreditkartenunternehmen wie Mastercard oder


Visa bieten auch Debitkarten an, die man fälschlicherweise
für Kreditkarten halten könnte. In der Regel können Sie damit
auch überall bezahlen, aber bei der Buchung von Mietautos
oder bei Hotelreservierungen kann es zu Problemen
kommen.
Ein solcher Service ist in der Regel nicht kostenlos. Folgende
Kosten können anfallen:

eine Jahresgebühr (die auch entfallen kann, wenn man


beispielsweise einen bestimmten Mindestumsatz macht),
Gebühren beim Geldabheben von Geldautomaten,
Gebühren bei Zahlungen im Ausland,
Kreditzinsen für noch nicht gezahlte Außenstände.

Die genauen Konditionen müssen Sie erfragen, wenn Sie sich auf
die Suche nach einer Kreditkarte begeben. Der
Konditionenvergleich wird dadurch erschwert, dass
Kreditkartenanbieter ihre Karten oft mit Zusatzfunktionen,
beispielsweise Versicherungen, versehen.

Schauen Sie bei den Zusatzangeboten, vor allem den


Versicherungen, genau hin. Oft sind deren Leistungen schon
durch andere Versicherungen, die Sie bereits haben,
abgedeckt.

Prepaidkarten: Vorab bezahlt


Prepaidkarten sind ein einfaches Produkt: Sie laden die Karte mit
einem bestimmten Geldbetrag auf, den Sie dann ausgeben
können. Ist die Karte leer, ist Schluss. Prepaidkarten eignen sich
deswegen vor allem für Jugendliche, Menschen mit schlechter
Kreditwürdigkeit oder Menschen, die Angst haben, die Kontrolle
über ihre Ausgaben zu verlieren.

Die meisten Girokarten bieten auch Prepaidfunktionen an.


Finden Sie auf Ihrer Karte zusätzlich ein Symbol, das
aussieht wie eine Funkwelle, können Sie auch kontaktlos
bezahlen, Sie müssen die Karte also nur an das
Bezahlterminal halten.
Ein paar Nachteile sind allerdings mit Prepaidkarten verbunden:

Die Karte muss stets aufgeladen sein, damit Sie sie benutzen
können, das macht sie unflexibel.
Solche Karten werden nicht überall akzeptiert, beispielsweise
bei Hotelbuchungen oder Mietwagen.
Solche Karten können rasch teuer werden: Jahres- oder
Monatsgebühren, Aktivierungsgebühr, Gebühren für das
Bezahlen, für das Abheben von Geld an Automaten oder
Zahlvorgänge in fremder Währung, eine Aufladegebühr, es
kann sogar eine Inaktivitätsgebühr anfallen, wenn Sie die
Karte wenig nutzen.
Lastschrift und Überweisung
Eine Lastschrift (auch als Einzugsermächtigung bekannt)
bedeutet, dass Sie dem Unternehmen, dem Sie Geld schulden,
die Erlaubnis erteilen, den betreffenden Betrag von Ihrem Konto
abzubuchen. Bei einer Überweisung hingegen weisen Sie Ihre
Bank an, den Betrag an das betreffende Unternehmen zu
überweisen.

IBAN, BIC und SEPA


Bei Überweisungen und Lastschriften müssen Sie stets die sogenannte IBAN-Nummer
(International Bank Account Number) angeben, das ist eine standardisierte Nummer,
mit deren Hilfe der internationale Zahlungsverkehr vereinheitlicht werden soll. Diese
Nummer reicht aus, wenn man im sogenannten SEPA-Raum bezahlen will, das ist ein
Standard, auf den sich zahlreiche europäische Staaten geeinigt haben, um
grenzüberschreitende Zahlungen abzuwickeln (Single Euro Payments Area). Bei
internationalen Überweisungen außerhalb dieses Raums müssen Sie noch den BIC
(Bank Identifier Code) angeben. Sie finden Ihre IBAN-Nummer und den BIC auf Ihren
Kontoauszügen.

Und was macht man, wenn man eine Fehlüberweisung getätigt


hat oder unberechtigt Geld abgebucht wurde? Das kommt darauf
an:

Bei einer falschen Abbuchung über Lastschrift haben Sie acht


Wochen Zeit, diese zurückzurufen. Wurde die Lastschrift ohne
Ihre Erlaubnis getätigt, sind es sogar 13 Monate.
Haben Sie eine falsche Überweisung getätigt und diese nicht
sofort bei Ihrer Bank reklamiert, wird es schwieriger: Sie
können Ihre Bank beauftragen, die Überweisung
zurückzuholen (wofür diese zumeist Gebühren verlangen),
aber es gibt keine Garantie, dass die Bank Ihr Geld
zurückholen kann.

Vorkasse, Nachnahme, Rechnung


Bleiben noch drei Zahlungsarten, die Sie sicherlich kennen:
Vorkasse: Sie zahlen zuerst, dann wird die Ware geliefert.
Das Problem liegt hier auf der Hand: Wird die Ware nicht
geliefert oder ist sie schadhaft, wird es schwer, das Geld
zurückzuholen.
Nachnahme: Sie zahlen nach Erhalt der Ware an den
Zusteller. Der Nachteil hier: Sie müssen zu Hause sein, um die
Sendung in Empfang zu nehmen, und natürlich kostet das
etwas. Aber auch hier: Stellen Sie erst später fest, dass die
Sendung beschädigt oder wertlos ist, ist das Geld weg.
Rechnung: Sie erhalten mit der Ware eine Rechnung und
zahlen diese innerhalb von (in der Regel) 14 Tagen. Das ist für
den Kunden recht vorteilhaft, weil er damit Zeit hat, die Ware
zu begutachten, bevor er zahlen muss.

Bar oder mit Karte zahlen


Eine Frage, die sich stellt, wenn man sich entschlossen hat,
etwas Geld auszugeben, ist die nach der Bezahlung: Bar oder mit
Karte? Beide Zahlungsmethoden haben ihre Vor- und Nachteile.

Cash aus de Täsch: Vor- und Nachteile von


Bargeld
Was sind die Vorteile von Bargeld?

Der wichtigste Vorteil von Bargeld ist, dass man einen


besseren Überblick darüber hat, was man ausgibt. Wer mit
Karte bezahlt, kann die Kontrolle über seine Ausgaben
verlieren.
Die Hemmschwelle, Geld auszugeben, ist höher, wenn man
bar bezahlt.
Bargeld ist anonym, man muss keine Bedenken haben, dass
irgendjemand – Unternehmen, der Staat, die bessere Hälfte –
erfährt, was man gekauft hat.
Aber natürlich hat Bargeld auch Nachteile:

Sie müssen immer von der Bank Nachschub holen. Finden


Sie keine Filiale Ihrer Bank, kann das rasch teuer werden.
Bargeld ist schwer und verstopft die Taschen.

Was geht schneller – mit Karte oder bar zahlen?


Überraschenderweise ist das Bezahlen mit Bargeld Studien
zufolge – eine davon stammt von der Deutschen
Bundesbank – immer noch schneller. Die Bundesbank
schätzt, dass das Bargeld rund sieben Sekunden schneller
ist. Doch das könnte sich ändern, je mehr sich kontaktloses
Bezahlen und Bezahlen per Smartphone verbreitet.

Mit Karte zahlen


Wie sehen demgegenüber die Vorteile einer Kartenzahlung aus?

Die Bezahlung geht schnell und unkompliziert.


Karten sparen Platz in der Brieftasche.
Man kann auch spontan größere Beträge ausgeben (ob das
allerdings immer ein Vorteil ist?).

Amerikanische Ökonomen haben unter Studenten Tickets


für ein Basketballspiel versteigert. Die Hälfte der Studenten
musste bar, die andere Hälfte hingegen per Kreditkarte
zahlen. Das Ergebnis: Die Studenten, die mit Kreditkarte
zahlen sollten, boten knapp doppelt so viel wie die
Studenten, die bar zahlen sollten. Plastikgeld ist für unser
Gehirn Spielgeld.
Dieses Beispiel zeigt bereits, dass Karten einige Nachteile haben:
Wer mit Plastik bezahlt, kann schnell den Überblick über seine
Finanzen und Ausgaben verlieren. Das wurde sogar in
wissenschaftlichen Experimenten bestätigt.
Kartenzahlungen können mit Zusatzkosten verbunden sein.
Sie können nicht mit jeder Karte überall bezahlen.
Kartenzahlungen werden gespeichert. Damit können sich
Probleme mit dem Datenschutz ergeben. Anonym ist der
Bezahlvorgang dann nicht mehr.
Karten haben Sicherheitsprobleme. Wenn es jemandem
gelingt, Ihre PIN zu knacken, die Karte zu stehlen, kann das
viel Ärger bedeuten.

Den letzten Punkt wollen wir uns einmal etwas näher anschauen
– welche Betrugsarten gibt es bei Karten?
Typische Betrugsarten bei Karten sind:

Cash Trapping: Man platziert eine Abdeckleiste am


Geldautomaten, sodass der Kunde den Eindruck hat, die
Geldausgabe hätte nicht funktioniert. Gibt der Kunde entnervt
auf, kommt der Gauner, entfernt die Abdeckleiste und holt sich
das Geld.
Skimming: Man kopiert eine Karte mittels eines Lesegeräts
(das man beispielsweise unauffällig vor den Schlitz eines
Geldautomaten montiert hat), späht die PIN aus und stellt
dann eine Kopie der Karte her, mit der man nun Geld abheben
kann.
Phishing: Man versucht mittels gefälschter E-Mails oder
Homepages an Ihr Passwort oder Ihre Konto- und
Kreditkartennummern zu kommen.

Ein paar einfache Verhaltensregeln helfen dabei, sich vor


Kartenbetrug zu schützen:
Geben Sie Ihre PIN stets verdeckt ein, sodass niemand
mitlesen kann.
Behandeln Sie Ihre Karte wie Bargeld: Lassen Sie sie niemals
offen herumliegen (beispielsweise im Wagen), schauen Sie,
ob Sie nach dem Bezahlvorgang Ihre Karte wieder
ausgehändigt bekommen und keinen Dummy.
Kontrollieren Sie regelmäßig Ihre Kontoauszüge darauf hin, ob
sich dort Unregelmäßigkeiten zeigen.
Bleibt Ihre Karte im Automaten stecken oder verlieren Sie sie,
lassen Sie sie sofort sperren.

Sie können Ihre Karte jederzeit unter dem Sperr-Notruf 116


116 sperren lassen.
Doch der Betrug mit Karten ist nur die Spitze des Eisbergs – Zeit,
sich einer der beliebtesten Shoppingarten anzunehmen. Was
kann schiefgehen, wenn man im Internet einkaufen geht?

Onlineshopping
Onlineshopping ist einfach: Surfen, klicken, kaufen – fertig. Leider
ist es nicht ganz so einfach, denn beim Onlineshopping lauern
einige Fallen, die schnell sehr teuer werden können,
beispielsweise

der Identitätsdiebstahl,
Fake Shops und
Fallen bei der Bezahlung mit PayPal.

Gespaltene Persönlichkeit:
Identitätsdiebstahl
Die erste Variante des Internetbetrugs ist recht einfach: Man
eröffnet unter dem Namen des Opfers einen Kunden-Account und
bestellt fleißig. Entweder man fängt das Paket vor der Haustür
des Opfers ab oder man lässt es gleich an eine andere Adresse
liefern – und das Opfer erhält die Rechnung. Komplizierte
Betrugsmaschen laufen darauf hinaus, dass man sich Daten von
Ihnen aneignet und Sie mit einem Trick zu einer
Videoidentifikation bewegt, bei der Bilder von Ihnen und Ihrem
Ausweis aufgenommen werden. Oft geschieht das mittels einer
gefälschten Stellenanzeige, bei der man ein
Onlinebewerbungsverfahren vorgaukelt, oder über eine
Mietanzeige, bei der man ein Kautionskonto nutzen muss, und
ohne dass Sie es ahnen, haben Sie schon ein Konto bei einer
Bank eröffnet – auf das dann aber nur der Betrüger Zugriff hat,
ohne dass Sie es wissen.
Gegenmaßnahmen:

Geben Sie Ihre persönlichen Daten nicht ohne Not preis,


verschicken Sie keine Kopien Ihres Personalausweises und
Vorsicht bei Aufforderungen zu einer Videoidentifikation.
Fragen Sie bei einer Video- oder Postidentifikation, warum das
nötig ist und was der Sinn ist.
Geben Sie bei einer Video- oder Postidentifikation stets an,
warum Sie sich identifizieren.

Mit dem HPI Identity Leak Checker


(https://sec.hpi.de/ilc/) können Sie kostenlos online
feststellen, ob Ihre Daten bereits im Internet für jeden frei
zugänglich sind, und überprüfen, ob Ihre E-Mail zusammen
mit persönlichen Daten von Ihnen frei verfügbar sind.

Onlinebanking: PIN und TAN


Bankraub findet heutzutage online statt – also gilt es auch hier, Vorsichtsmaßnahmen
zu ergreifen. Neben der PIN, mit der Sie sich in Ihr Bankkonto einloggen, brauchen Sie
auch eine Transaktionsnummer (TAN), einen Freigabecode für eine Überweisung.
Diese TAN wird per SMS gesendet oder mit Zusatzgeräten (TAN-Generatoren) erzeugt,
mittlerweile gibt es auch Apps dafür. Beim Onlineshopping müssen mindestens zwei
von drei Sicherheitsmerkmalen erfüllt sein, als da wären: Sie müssen etwas wissen
(eine PIN oder ein Passwort), Sie müssen ein zusätzliches Gerät haben (ein Telefon,
das eine SMS empfängt, oder eine Karte) und drittens kann das ein biometrisches
Merkmal sein (Fingerabdruck). Die gute Nachricht: Solange man Ihnen nicht
schwerwiegende Versäumnisse oder Fehler vorwerfen kann (beispielsweise dass Sie
die PIN auf die Rückseite der Karte notiert haben), bleiben Sie nicht auf dem Schaden
sitzen, die Banken müssen für die notwendige Sicherheitsarchitektur sorgen.

Gibt's doch gar nicht: Fake Shops


Manche Angebote sind zu gut, um wahr zu sein – ein iPhone für
150 Euro, eine Markenhandtasche zum halben Preis, wer würde
da nicht sofort bestellen? Besser, Sie tun das nicht, denn wenn
ein Angebot zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es auch nicht
wahr, sondern ein Angebot eines sogenannten Fake Shops. Das
Geschäftsmodell ist ziemlich einfach: Man setzt eine falsche
Website mit supergünstigen Angeboten auf, lockt Kunden an,
lässt sie Vorkasse bezahlen und liefert dann nicht.
Okay, woran erkennen Sie einen Fake Shop?

Die Angebote sind zu gut und zu billig. Das sollte Sie


misstrauisch machen.
Checken Sie die Homepage: Hat sie ein Impressum? Dort
muss auch eine Handelsregisternummer stehen, die man
überprüfen kann. Checken Sie die Telefonnummer, rufen Sie
ruhig dort an. Wenn niemand antwortet oder die Nummer
falsch ist, wissen Sie, was los ist.
Auch eine Erweiterung der Adresse um zusätzliche Domain-
Endungen, beispielsweise ».de.com« statt nur ».de« ist ein
Alarmsignal.
Es wird Vorkasse verlangt. Grundsätzlich gilt: Erst die Ware,
dann das Geld.
Ein Gütesiegel kann auf eine seriöse Seite hinweisen. Aber
Vorsicht: Oft schmücken sich Fake Shops mit erfundenen
Siegeln oder fälschen gültige Siegel. Klicken Sie auf das
Siegel, wenn die Homepage ein solches hat; es sollte mit der
Homepage des Siegelanbieters verlinkt sein.
Fehlen die allgemeine Geschäftsbedingungen oder sind sie in
lausigem Deutsch gehalten, ist das ein Hinweis auf einen
Betrüger.
Ein Shop, der Bezahlung per Rechnung anbietet, ist
vertrauenswürdiger, da Sie ja dann erst zahlen, wenn die
Ware eingetroffen ist.
Und nicht zuletzt: Googeln Sie den Shop. Handelt es sich um
Betrüger, werden Sie sicher dazu Einträge in einschlägigen
Foren finden. Positive Bewertungen auf der Seite des Shops
hingegen können Sie getrost ignorieren.

Auf der Homepage www.handelsregister.de kann man den


Handelsregistereintrag eines Internetshops überprüfen.
Klicken Sie auf NORMALE SUCHE.
Und wenn Sie hereingefallen sind, was können oder müssen Sie
dann tun?

Wenden Sie sich an Ihre Bank und versuchen Sie, die Zahlung
rückgängig zu machen.
Machen Sie Screenshots von den Seiten des Shops, in dem
Sie einkaufen, sammeln Sie diese zusammen mit allen
Belegen und E-Mails des Anbieters.
Wenden Sie sich umgehend an die Polizei und an die
nächstgelegene Verbraucherzentrale, dort hilft man Ihnen
weiter.

Trotz Käuferschutz: PayPal-Fallen


Das Zahlungssystem PayPal (das Sie aus Kapitel 2 kennen) ist
einfach und praktisch – man eröffnet ein PayPal-Konto, verknüpft
es mit seinem Girokonto und bezahlt über PayPal, das die weitere
Zahlungsabwicklung übernimmt. Das klingt einfach, zumal es bei
PayPal auch einen Käuferschutz gibt, der Sie für den Fall
absichert, dass ein Produkt nicht geliefert wird oder ein faules Ei
geliefert wurde. Aber selbst hier gibt es Betrugsmöglichkeiten.
Zwei beliebte Varianten sind

die Rückversand-Masche und


die Überweisungen mittels »Freunde und Familie«.

Aber auch Verkäufer können hier rasch reinfallen.

PayPal bietet einen Käuferschutz: Sollte ein gekaufter


Artikel nicht versendet worden sein oder aber erheblich von
der Artikelbeschreibung abweichen, erstattet PayPal Ihnen
den gezahlten Betrag einschließlich Versandkosten.
Allerdings gibt es Fristen, Einschränkungen und Ausnahmen.
Lesen Sie dazu unbedingt die PayPal-
Käuferschutzrichtlinien.
Die Rückversand-Masche
Diese Masche funktioniert mit Artikeln, die man per Brief
versenden kann, und läuft wie folgt: Der Verkäufer – er sitzt oft im
Ausland – bietet Sammelkarten oder Ähnliches an, äußerst billig.
Sie kaufen, zahlen über PayPal mit Käuferschutz, doch statt der
seltenen Karten kommt billiger Ersatz. Und jetzt machen Sie den
Fehler: Sie senden die Karten per Brief zurück und erhalten dafür
nur eine Portoquittung. Laut PayPal aber gilt der Käuferschutz
nur, wenn Sie einen gültigen Versandbeleg vorweisen können,
der bestimmte Anforderungen erfüllen muss. In den PayPal-
Richtlinien sind diese Anforderungen beschrieben. Nur mit
diesem Versandbeleg nimmt PayPal an, dass sie den Artikel
tatsächlich zurückgesendet haben, und nur dann wirkt der
Käuferschutz. Haben Sie lediglich die Portoquittung, sind Sie Ihr
Geld los. Natürlich können Sie gegen den Verkäufer klagen, aber
der sitzt gewöhnlich im Ausland.
Freunde und Familie
Über PayPal kann man Geld an Freunde und Familie kostenlos
überweisen – das spart Geld. Gewiefte Verkäufer versuchen Sie
davon zu überzeugen, das Geld für den Artikel auf diese Weise
zu überweisen, das spart doch Geld, oder? Eher nicht, denn in
diesem Fall gibt es keinen Käuferschutz und Ihr Geld ist weg.
Also: Die Funktion »Geld an Familie und Freunde« nutzen Sie
nur, wenn Sie Geld an Familie und Freunde überweisen.
Sicher ist niemand: Verkäuferfallen
Auch als Verkäufer sind Sie vor Betrugsmaschen bei PayPal nicht
sicher, auch wenn es hier ein wenig komplizierter ist.

Versenden Sie die Ware ohne gültigen Versandbeleg und der


Käufer behauptet, das Paket sei nicht angekommen, kann er
sein Geld über den Käuferschutz zurückholen und Sie sind
Ihre Ware los.
Eine etwas komplizierte Masche beruht darauf, dass der
Käufer Sie bittet, die Ware an eine andere Adresse zu senden
und bei der Überweisung »versehentlich« eine falsche
Artikelbezeichnung angibt. Unter diesen Umständen kann der
Käufer sein Geld über den Käuferschutz wieder zurückholen
und Sie haben das Nachsehen.
Andere, kompliziertere Betrugsmaschen laufen über die »Geld
an Freunde und Verwandte senden«-Funktion oder über
Dreiecksgeschäfte, bei denen Sie den zu verkaufenden Artikel
an einen angeblichen Verwandten des Käufers übergeben.

Wenn Sie nicht in diese Fallen stolpern wollen, helfen drei


einfache Grundsätze:

keine Überweisungen über »Freunde und Familie«, wenn es


sich nicht wirklich um Freunde oder Familie handelt;
keine Übergabe der Produkte an Dritte;
kontrollieren Sie, ob die Angaben auf Überweisungen und
allen anderen Formularen mit dem tatsächlichen Produkt
übereinstimmen – ignorieren Sie nicht »versehentlich« falsche
Produktbezeichnungen.

Onlineauktionen
Die Zahl der Betrugsmöglichkeiten bei Onlineauktionen ist so
hoch, dass man kaum damit nachkommt, sie alle zu nennen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier ein paar
Abzockereien genannt:

Man berechnet überhöhte Versandkosten – achten Sie darauf.


Lesen Sie die Produktbeschreibung genau. Bisweilen werden
statt der Geräte nur die Verpackungen verkauft, statt der
Software nur die Handbücher oder billige asiatische oder
englische Versionen des Produkts (beispielsweise DVDs). Hin
und wieder werden auch nur Bildmuster eingestellt, kein Bild
des tatsächlich zum Verkauf stehenden Artikels.
Es werden auch gestohlene Waren angeboten.
Manche Accounts sind gehackt, da senden Sie Ihr Geld ins
Nirwana.
Auch auf eBay funktioniert der Dreiecksbetrug: Sie liefern den
Artikel an den Betrüger, ein anderer nichts ahnender eBay-
Nutzer zahlt, und da dieser den Artikel nicht erhält, holt er sein
Geld über den Käuferschutz zurück.
Betrüger eröffnen Bankkonten mit gestohlenen Identitäten.
Überweisen Sie auf diese Konten, ist Ihr Geld weg.

Diese Liste ist leider nicht erschöpfend, aber ein paar einfache
Regeln kann man aus den Ausführungen zum Thema
Shoppingbetrug mitnehmen. Wie schützt man sich vor Betrügern?
Das kleine
Shoppingschutzeinmaleins
Obwohl die Liste der Betrugsmöglichkeiten sehr lang ist, ist auch
die Liste der potenziellen Schutzmaßnahmen umfangreich.
Gehen wie sie durch:

Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es auch


nicht wahr. Misstrauen Sie sensationellen Schnäppchen, diese
sind oft nur Köder.
Seien Sie vorsichtig bei Verkäufern aus dem Ausland.
Abgesehen von potenziellen Rücksendekosten ist es hier
auch schwieriger, Rechtsansprüche durchzusetzen. Muss man
wirklich 20-Euro-Artikel in China bestellen?
Lesen Sie immer das Kleingedruckte, verlassen Sie sich nicht
blind auf Käuferschutz oder Treuhandkonten.
Ist etwas komisch oder läuft schief, lassen Sie keine Zeit
verstreichen, sonst verpassen Sie möglicherweise Fristen.
Zahlen Sie nie per Vorkasse. Per Nachnahme zahlen hilft aber
auch nicht immer, denn Sie wissen ja nicht, was in dem Paket
ist, dessen Empfang Sie bestätigen.
Vertrauen Sie nicht zu sehr positiven Bewertungen, die lassen
sich leicht generieren. Die negativen Bewertungen sind es, die
interessant sind, vor allem, wenn sie alle die gleichen Aspekte
kritisieren.
Wohlklingende Firmennamen sind nichts wert. Steht die Firma
im Telefonbuch? Im Handelsregister?
Googeln Sie den Verkäufer, das Produkt, das Angebot.
Handelt es sich um eine Betrugsmasche, so stehen die
Chancen gut, dass Betrogene darüber in Chatforen berichten.
Achten Sie darauf, dass die Bezahlseiten des Anbieters SSL-
verschlüsselt sind. In der Adresszeile des Browsers steht dann
»https« statt »http«. Oder Sie sehen im Browserfenster ein
kleines Vorhängeschloss.
Geben Sie nie Ihre PIN heraus und gehen Sie mit
persönlichen Daten sparsam um.
Kontrollieren Sie Ihre Kontoauszüge und
Kreditkartenabrechnungen regelmäßig.
Nutzen Sie für das Onlineshopping einen separaten Rechner,
den Sie nicht für das alltägliche Surfen benutzen, und eine
separate E-Mail.

Das sind ein paar grundlegende Verhaltensregeln, die verhindern


sollen, dass Sie Betrügern auf den Leim gehen. Aber manchmal
gibt es auch Ärger mit seriösen Anbietern – das sehen wir uns im
nächsten Kapitel an.

Kaufen Sie Waren im Versandhandel oder an der Haustür,


so können Sie innerhalb der ersten 14 Tage Ihr
Widerrufsrecht nutzen und ohne Angabe von Gründen vom
Kauf zurücktreten; Ihr Geld erhalten Sie dann zurück.

Rückgabe, Reklamation und


Nachbesserung
Wenn Sie etwas gekauft haben, das sich als fehlerhaft
herausstellt, haben Sie natürlich das Recht auf Umtausch. Dabei
gilt eine Ware als mangelhaft, wenn sie nicht den Zweck erfüllt,
für den sie der Kunde gekauft hat – ein Telefon, mit dem man
nicht telefonieren kann, gilt als mangelhaft. Welche Rechte haben
Sie nun? Hier müssen Sie unterscheiden zwischen dem
gesetzlichen Gewährleistungsrecht, der Herstellergarantie und
dem Umtausch:
Das gesetzliche Gewährleistungsrecht sagt, dass jeder
Händler zwei Jahre für die Mängelfreiheit des verkauften
Produkts geradestehen muss. Taucht der Fehler innerhalb der
ersten sechs Monate auf, nimmt der Gesetzgeber automatisch
an, dass der Mangel bereits beim Kauf bestand. Tritt der
Mangel später auf, müssen Sie als Käufer nachweisen, dass
dieser Mangel bereits beim Kauf bestand.
Die Herstellergarantie ist eine freiwillige Leistung des
Herstellers, die je nach Garantie unterschiedliche
Reklamationsfälle abdeckt. Innerhalb der zweijährigen
Gewährleistungszeit können Sie entscheiden, ob Sie die
Garantie nutzen oder die Gewährleistung.
Der Umtausch ist eine freiwillige Leistung des Händlers, wenn
Ihnen ein Produkt doch nicht zusagt. Grundsätzlich muss ein
Händler fehlerfreie Ware nicht zurücknehmen; hier müssen
Sie auf die Kulanz des Händlers hoffen. Haben Sie das
Produkt im Onlinehandel oder an der Haustür gekauft, haben
Sie aber ein 14-tägiges Rückgaberecht ohne Angabe von
Gründen.

Reduzierte Waren werden oft vom Umtausch


ausgeschlossen. Sind diese aber defekt, so können Sie
natürlich vom Gewährleistungsrecht Gebrauch machen, das
gilt auch für reduzierte Waren.
Zur Reklamation benötigen Sie nicht die Originalpackung, aber
einen Kassenbon oder einen anderen Nachweis, dass Sie das
Produkt auch dort gekauft haben, wo Sie reklamieren.
Ist Ihre Reklamation erfolgreich, so können Sie allerdings nicht
sofort Ihr Geld zurückverlangen. Sie dürfen vom Verkäufer
lediglich verlangen, dass er die Ware entweder repariert oder
Ihnen eine einwandfreie Neuware übergibt. Allerdings kann der
Händler auf einer Reparatur bestehen, wenn diese im Vergleich
zu einer Neulieferung deutlich günstiger ist.
Bei billigen Waren ist in der Regel die Ersatzlieferung
angemessen, bei teuren Produkten wird der Händler darauf
bestehen, diese zu reparieren.
Besteht der Händler auf einer Reparatur, so müssen Sie ihm eine
Frist setzen. Lässt der Händler diese verstreichen, so müssen Sie
keine weiteren Reparaturversuche abwarten, sondern können
sofort Ihr Geld zurückverlangen.

Brauchen Sie eine Zusatzversicherung?


Mit Elektrogeräten werden gerne Zusatzversicherungen für den neuen Rechner oder
das neue Telefon verkauft. Hier gibt es verschiedene Angebote: Die
Gewährleistungsfrist wird über die gesetzlichen zwei Jahre hinaus verlängert oder die
Garantie wird erweitert auf Fälle wie Diebstahl, Bedienfehler, Unfallschäden und
Ähnliches. Das klingt alles sehr verlockend, bisweilen aber finden sich Fußangeln im
Kleingedruckten: Verschleißteile wie Akkus sind oft ausgeschlossen, und der
Diebstahlschutz erweist sich bei näherem Hinsehen oft als recht löchrig (zudem sind
Sie gegen Einbruch und Raub auch über die Hausratversicherung geschützt). In der
Regel zahlen die Versicherungen im Schadensfall auch nur den Zeitwert des Geräts,
das macht das Ganze nicht attraktiver – welches Elektrogerät haben Sie länger als
zwei Jahre (in denen die gesetzliche Gewährleistung greift)? Verbraucherschützer
jedenfalls finden, dass die meisten dieser Versicherungen überflüssig sind. Und teuer.
Doch dass die Versicherungen teuer sind, fällt einem dann oft nicht auf, weil die 30
oder 40 Euro im Vergleich zu den 400 oder 500 Euro, die das Gerät kostet, nicht ins
Gewicht zu fallen scheinen. Aber denken Sie daran: Auch 40 Euro sind Geld.

Bevor Sie vor Gericht ziehen, wenn etwas schiefgeht,


können Sie es auch mit einer Schlichtung versuchen. Dazu
wenden Sie sich an eine Verbraucherschlichtungsstelle. Eine
Liste dieser Stellen finden Sie auf der Homepage des
Bundesamtes für Justiz (www.bundesjustizamt.de).

Schnäppchenalarm:
Sonderangebote
Wer einkauft, möchte günstig einkaufen – kein Wunder, dass
unser Gehirn ausflippt, wenn wir Wörter wie »Sonderangebot«,
»Tiefpreis« oder »Aktionspreis« lesen. Doch viele Schnäppchen
entpuppen sich bei näherem Hinsehen als Luftschlösser:

Manches vermeintliche Schnäppchen ist einfach Betrug –


lesen Sie dazu noch einmal das, was weiter vorn in diesem
Kapitel über Fake Shops steht.
Sonderangebote in echten Läden sollen bisweilen nur Kunden
in den Laden locken, damit man ihnen dort andere,
überteuerte Produkte verkaufen kann. »Lockvogelwerbung«
nennt man das. Und dann wundert man sich, dass das
Sonderangebot schon zehn Minuten nach Ladenöffnung
vergriffen ist – natürlich steckt da keine böse Absicht dahinter.
Manche Sonderangebote sind nur eine optische Täuschung –
vergleichen Sie den Grundpreis pro Kilo oder Mengeneinheit.
Oft merkt man gar nicht, dass etwas nicht billig ist, weil man
von einem Preisschild angeschrien wird.
Was in einem Laden ein Sonderangebot ist, ist im anderen
Laden der reguläre Preis.
Der durchgestrichene Preis muss nicht immer das angeben,
was das Produkt vorher gekostet hat. Oft ist es nur die
unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers.
Gelegentlich werden vor den Sonderangebotsaktionen die
Preise der betreffenden Produkte erst hochgesetzt.

Sonderangebote müssen »angemessen lange« vorrätig


sein, sonst kann man sich bei der Verbraucherzentrale
beschweren. Aber: Ist das Sonderangebot vergriffen, haben
Sie als Kunde kein Anrecht darauf, dieses Produkt zu dem
beworbenen Preis zu erhalten.
Gibt es auch »gute« Sonderangebote? Natürlich, beispielsweise
bei

Rabatten,
wenn Sie Saisonartikel außerhalb der Saison kaufen,
wenn Sie die Mode des letzten Jahres kaufen, und neue
Modelle auf den Markt kommen, oder
bei besonderen Anlässen – »Alles muss raus«:
Geschäftsauflösungen oder zu volle Lager.

Immer eine gute Idee ist es, seine Stammhändler zu haben –


Verkäufer sind eher dazu geneigt, treue Stammkunden nicht über
den Tisch zu ziehen oder ihnen auch einmal entgegenzukommen.

Nutzen Sie eine der vielen Preisvergleichsmaschinen im


Internet. Aber denken Sie daran, dass diese auch Geld
verdienen müssen, oft mit Provisionen, wenn sie einen
Kunden vermitteln. Und eine Garantie für den günstigsten
Preis gibt es auch nicht.

Wie Sonderangebote im Gehirn das


rationale Denken ausbremsen
Psychologen beschäftigen sich unter anderem damit, was in unserem Gehirn passiert,
wenn wir rote Preisschilder sehen. Gehirnforscher haben Kunden in den
Kernspintomografen gelegt – sodass man sehen kann, welche Areale des Gehirns in
einem Moment besonders aktiviert werden – und dann hat man sie einen virtuellen
Einkaufsbummel machen lassen. Sahen die Versuchspersonen ein Rabattschild, so
reduzierte sich die Tätigkeit derjenigen Gehirnregion, die für rationales Denken
zuständig ist. Stattdessen kam das Belohnungszentrum des Gehirns (der sogenannte
Nucleus accumbens) so richtig in Schwung. Vereinfacht gesagt: Rabattangebote
schalten die Denkprozesse im Gehirn aus und aktivieren Emotionen und Bauchgefühle.
Einkaufen ist also auch Kopfsache – wie können wir verhindern, dass unser Kopf uns
im Stich lässt, wenn wir einkaufen können? Zeit für ein paar Ratschläge.
Mehr Disziplin beim Shoppen
Wie können Sie verhindern, dass Sie zu viel Geld für zu viele
unnütze oder überteuerte Produkte ausgibt? Hier ein paar Ideen:

Gehen Sie nie hungrig Lebensmittel einkaufen. Wer Hunger


hat, kauft mehr.
Schreiben Sie einen Einkaufszettel und kaufen Sie nur das,
was darauf steht. Damit verhindern Sie Impulskäufe.
Bevor Sie einkaufen, machen Sie Inventur: Was haben Sie
noch alles im Schrank? Das verhindert Doppelkäufe.
Je größer der Einkaufswagen, umso mehr kaufen wir. Nehmen
Sie eine Tasche, einen Karton oder nur Ihre Hände, wenn Sie
keinen Großeinkauf vorhaben.
Bücken Sie sich: Günstige Waren liegen in der Regel unten im
Regal, in Augenhöhe stehen die teuren Produkte.
Großpackungen sind oft nicht billiger. Kontrollieren Sie den
Preis pro Stück oder Kilo.
Ignorieren Sie teure Produkte. Oft gibt es ein Produkt in drei
Varianten: billig, mittel und sehr teuer. Die sehr teure Variante
hat nur die Aufgabe, die mittlere Variante billig erscheinen zu
lassen, damit sie diese statt der billigen kaufen.
Ignorieren Sie knappe Produkte: Oftmals täuschen Anbieter
eine künstliche Knappheit eines Produkts vor (limitierte
Auflage, nur solange Vorrat reicht), weil Menschen auf
Knappheit panisch reagieren und schneller zugreifen.
Ignorieren Sie durchgestrichene Preise.
Kaufen Sie nicht, nur weil etwas billig ist. Die richtige Frage ist
nicht, ob etwas billig ist, sondern ob Sie es wirklich brauchen
und wollen. Drei zum Preis von zwei kann teuer sein, nicht
billig, wenn Sie nur eins brauchen.
Beachten Sie No-Name-Produkte, die keine Markenware sind
– bisweilen verbergen sich hinter diesen Namen
Markenhersteller, die ihre Markenprodukte einfach zu einem
günstigeren Preis an eine andere Zielgruppe verkaufen
wollen, ohne ihre eigenen Preise kaputt zu machen.

Mit ein paar einfachen Klicks im Internet (nehmen Sie als


Suchabfrage »wer steckt dahinter«) finden Sie Homepages,
wo Sie nachlesen können, welche Produkte von welchem
Hersteller stammen.

Braucht man Kundenkarten?


Es gibt fast kein Unternehmen, das nicht Kundenkarten, Bonussysteme und sonstige
Vergünstigungen anbietet. Andere Programme wie Payback sind sogar
unternehmensübergreifend. Lohnen sich solche Programme? Die Antwort ist – wie so
oft –, es kommt drauf an. Erstens muss Ihnen klar sein, dass die Unternehmen viele
Informationen sammeln, wenn Sie an einem solchen Programm teilnehmen. Im
Zweifelsfall wissen die Unternehmen dann auch, wie viel Alkohol, Abführmittel oder
Dieter-Bohlen-CDs Sie gekauft haben. Dann sorgen die Punkte auch dafür, dass Sie
dort einkaufen, wo Sie Punkte bekommen (das ist ja aus Sicht der Anbieter der Sinn
dieser Veranstaltung), das ist aber unter Umständen nicht der billigste Anbieter. Sie
gewinnen zwar Punkte, verlieren aber Geld, weil Sie teurer einkaufen. Oft verfallen
Bonuspunkte, was Sie dazu zwingt, schnell etwas einzukaufen, damit Sie keine Punkte
verlieren. Sie kaufen dann zwar etwas billiger, aber leider nur etwas, was Sie eigentlich
nicht benötigen. Bisweilen können Sie mit diesen Punkten bestimmte Produkte kaufen
– aber brauchen Sie diese Produkte wirklich? Und sind sie dann selbst unter
Berechnung des Rabatts wirklich günstig? Manchmal eher nicht. Nicht zuletzt stellt man
fest, dass man satte Umsätze tätigen muss, um ein paar Punkte einzusammeln.
Kapitel 5
Nepper, Schlepper,
Bauernfänger
IN DIESEM KAPITEL

Ein Überblick
Betrugsmaschen im Alltag
Betrugsmaschen im Internet
Betrugsmaschen am Kapitalmarkt

In diesem Kapitel geht es um die vielen Fallen, die auf Ihrem Weg
lauern: Betrüger und Gauner, die nur Ihr Bestes wollen – nämlich
Ihr Geld. In diesem Kapitel lernen Sie weitverbreitete
Betrugsmaschen kennen und wie Sie sich davor schützen
können.

Das Böse ist immer und


überall: Ein Überblick
Wo immer Menschen Handel betreiben, kommt auch Unlauteres
ins Spiel – Lug und Betrug. Im Zusammenhang mit Wirtschaft
spricht man von Wirtschaftskriminalität, auch wenn es eine
genaue Definition von Wirtschaftskriminalität nicht gibt. Man
erkennt Wirtschaftskriminalität, wenn man sie sieht:

Betrugsdelikte,
Anlage- und Finanzierungsdelikte (beispielsweise
Anlagebetrug, Beteiligungsbetrug oder Betrug bei
Börsenspekulationen),
Kreditbetrug,
Delikte am Arbeitsmarkt (beispielsweise Veruntreuung von
Arbeitsentgelten),
Wettbewerbsdelikte (beispielsweise Subventionsbetrug oder
Verstöße gegen Urheberrechtsbestimmungen),
Insolvenzdelikte (beispielsweise Insolvenzverschleppung),
Abrechnungsbetrug im Gesundheitswesen.

Für die meisten von uns ist vor allem Betrug relevant, also ganz
allgemein die Vorspiegelung falscher Tatsachen mit dem Ziel, das
Opfer um sein Vermögen – um unser Vermögen – zu erleichtern.
Deshalb wollen wir uns in diesem Kapitel vor allem
Betrugsmaschen ansehen, die uns im Alltag unmittelbar betreffen.

Wissen sollten Sie, dass Betrug nach § 263 StGB mit bis zu
fünf Jahren Freiheitsstrafe oder Geldstrafe bestraft werden
kann. Betrug ist also kein Kavaliersdelikt.
Schauen wir uns einmal die gängigsten Betrugsmethoden an.

Betrugsmaschen im Alltag
Gauner lauern überall, auch im Alltag – lassen Sie uns die
beliebtesten Betrugsmaschen durchgehen, allerdings ohne
Anspruch auf Vollständigkeit:

Telefonbetrug,
gefälschte Inkassobriefe,
falsche Gewinnspiele,
falsche Nachnahme,
Trickdiebstahl.
Ruf mich an: Telefonbetrug
Auch über das Telefon versuchen es Betrüger. Spielarten davon
sind:

Ping-Calls: Es klingelt kurz, dann legt der Anrufer auf. Wenn


Sie nun, neugierig geworden, zurückrufen, werden satte
Telefongebühren fällig, die auf dem Konto der Betrüger
landen. Gegenmaßnahme: Rufen Sie nie unbekannte
Nummern zurück.
Call ID Spoofing: Betrüger manipulieren die Telefonnummer,
von der aus sie anrufen, sodass bei Ihnen im Display eine
andere Nummer erscheint (beispielsweise der Polizeinotruf
110, der vortäuscht, dass die Polizei anruft), und überzeugen
dann die angerufene Person, Geheimnummern
herauszugeben oder Schmuck oder Bargeld irgendwo zu
deponieren oder einer dritten Person zu übergeben.
Gegenmaßnahme: Vertrauen Sie nicht der Telefonnummer im
Display und vertrauen Sie Fremden keine
Vermögensgegenstände an.
Ja-Sagen: Betrüger rufen Sie an, bringen Sie dazu, das
Wörtchen »Ja« zu sagen und nehmen das auf. Anschließend
schneiden sie Ihre Worte zusammen, dass es so klingt, als
hätten Sie eine teure Bestellung aufgegeben, und schicken
Ihnen die Rechnung. Gegenmaßnahme: Ist der Anrufer
unbekannt und sein Anliegen unklar – auflegen.
Schockanrufe: Ein Anruf – Ihr Freund, Sohn, Bruder, Partner,
wer auch immer, hat einen schweren Unfall gehabt oder sitzt
im Gefängnis und braucht Hilfe respektive eine Kaution, aber
sofort. Das Geld sehen Sie nie wieder.
Enkeltrick: Ein Klassiker. Ein vermeintlicher Enkel ruft bei
einem alten Menschen an und braucht unbedingt Geld. Muss
man das noch weiter erklären?
Polizistentrick: In die gleiche Kerbe wie der Enkeltrick
schlagen Betrüger, die sich als Polizisten ausgeben und Sie
davon überzeugen, dass Sie ins Visier von Trickbetrügern
geraten sind (was auch stimmt). Um die Betrüger zu stellen,
sollen Sie den Beamten sicherheitshalber Ihr Bargeld
übergeben. Mit dem die falschen Beamten dann
verschwinden.

Unternehmen oder wer auch immer dürfen Sie nicht ohne


Ihre vorherige Zustimmung anrufen (sogenanntes Cold
Calling, Kaltanruf), das ist in Deutschland verboten. Legen
Sie sofort auf.

Gefälschte Inkassobriefe
Was für ein Schock: Ein Brief einer Inkassofirma flattert ins Haus,
man soll sofort zahlen, sonst droht der Gerichtsvollzieher. Viele
Menschen sind derart eingeschüchtert, dass sie zahlen, anstatt
erst einmal zu überprüfen, ob sie wirklich eine offene Rechnung
haben – und fallen auf einen gefälschten Inkassobrief herein. Oft
erkennt man solche Fälschungen schon an der schlechten
Aufmachung und daran, dass das Geld ins Ausland überwiesen
werden soll.

Wenn Sie sich unsicher sind, überprüfen Sie, ob das


Inkassounternehmen wirklich existiert – im Zweifelsfall reicht
ein kurzer Anruf.
Die gleiche Masche verwenden Betrüger, wenn sie für
Verstorbene Nachforderungen stellen oder falsche Rechnungen
schicken.

Falsche Gewinnspiele
»Glückwunsch, Sie haben gewonnen« – wer würde sich da nicht
freuen? Sie sollten besser vorsichtig sein, vor allem dann, wenn
Sie in Vorleistung gehen sollen: Vor der Gewinnübergabe sollen
Sie eine Gebühr überweisen, eine kostenpflichtige
Telefonnummer anrufen oder an Veranstaltungen teilnehmen, auf
denen man Ihnen wertlosen Schrott zu überhöhten Preisen
andreht. Ihr Geld sehen Sie nie wieder, den versprochenen
Gewinn in der Regel auch nicht.

Gegenmaßnahmen: Machen Sie am Telefon keine


Zusagen, geben Sie keine Daten heraus und rufen Sie auch
niemanden an. Wenn Sie an keinem Gewinnspiel
teilgenommen haben, gibt es auch keinen Gewinn. So
einfach ist das.

Falsche Nachnahme
Es klingelt, der Paketbote ist da und hat ein Päckchen – per
Nachnahme. Vielleicht hat Ihr Partner etwas bestellt? Oder das
Päckchen ist für den Nachbarn und Sie gehen, nett wie Sie sind,
in Vorlage. Sie bezahlen die Nachnahme, nehmen das Päckchen
in Empfang, und es enthält nur wertloses Zeug. Man hat Sie
übers Ohr gehauen.

Gegenmaßnahme: Nehmen Sie einfach nichts per


Nachnahme an, wenn Sie nicht sicher wissen, worum es sich
handelt. Und Ihr Nachbar soll Ihnen Bescheid sagen, wenn er
wertvolle Post erwartet.

Flinke Finger: Trickdiebstahl


Beim Trickdiebstahl geht es darum, das Opfer abzulenken, um es
dann um seine Wertsachen zu erleichtern. Dazu gibt es
verschiedene Varianten:

Zutritt zur Wohnung: Man verschafft sich Zutritt zur Wohnung


des Opfers, indem man um ein Glas Wasser oder einen
anderen Gefallen bittet oder vorgibt, die Thermostate
abzulesen, von den Wasserwerken zu sein oder die
Rauchmelder zu prüfen. Dabei wird entweder die Wohnung
ausgekundschaftet oder ein Komplize durchwühlt die
Wohnung, während Sie von dem anderen Gauner abgelenkt
werden.
Ablenkungsmanöver: Man lenkt das Opfer ab, indem man es
anrempelt, mit einem Stadtplan herumfuchtelt, versehentlich
die Kleidung des Opfers beschmutzt, um Hilfe bittet – die Zahl
der Manöver ist groß. Und während Sie abgelenkt sind, stiehlt
der Gauner oder sein Komplize alles, was nicht niet- und
nagelfest ist.
Falsche Dienstleister: Man gibt sich als Monteur,
Fernmeldetechniker oder sonstiger Handwerker aus und bietet
an, kleinere Dienstleistungen schnell und billig durchzuführen.
Entweder er verlangt Vorkasse und verschwindet auf
Nimmerwiedersehen oder er erledigt ungewünschte und
unnütze Dienstleistungen (Thermostate ablesen,
Telefonanschluss überprüfen) für absurd hohe Gebühren.
Vortäuschen von Bargeldnot: Auch beliebt: Man täuscht vor,
dringend Bargeld zu benötigen, fragt nach Geld und bietet als
Pfand einen wertvollen Ring oder einen anderen teuren
Gegenstand an – der sich später als Tinnef erweist.

Das sind nur ein paar Beispiele. Die Zahl der Varianten ist riesig,
aber das Grundmotiv ist immer das Gleiche: ablenken, abzocken,
abhauen.

Betrugsmaschen im Internet
Man muss vermuten, dass eine halbe Stunde nach der Erfindung
des Internets schon die erste Betrugsmasche feststand. Welche
Fallen lauern im Internet auf Sie? Da wären vor allem:

Phishing,
Facebook-Attacken,
Abofallen und
die Post aus Nigeria.
Phishing: Persönliche Daten angeln
Der Begriff »Phishing« ist aus dem englischen »fishing«, also
angeln, und dem Wort »Passwort« zusammensetzt. Es gibt
vielfältige Formen, alle mit dem gleichen Ziel: an persönliche
Daten eines Nutzers zu kommen – Namen, Adressen,
Kreditkarten- oder Kontonummern – mit der Absicht, entweder die
Identität des Opfers zu übernehmen oder gleich direkt sein Konto
zu erleichtern. Und wie kommen die Betrüger an Ihre Daten?

Per E-Mail: Die wohl bekannteste Variante ist eine E-Mail, die
Sie bekommen, in der Sie aufgefordert werden, auf einen Link
zu klicken. Tun Sie das, wird ein Virus auf Ihrer Festplatte
installiert, der Ihren Rechner ausspäht. Ganz typisch: Die
Aufforderung, Ihre E-Mail zu bestätigen, weil sonst Ihr Konto
gesperrt wird.
Über eine Webseite: Mittlerweile fälschen Betrüger auch
Internetseiten, die aussehen wie echte Präsenzen von
Banken; landen Sie auf einer dieser Seiten, installiert sich ein
Virus mit den entsprechenden Folgen.
Per SMS: Das Ganze geht auch per SMS, die Ihnen bestätigt,
dass Sie ein Abonnement abgeschlossen haben.
Freundlicherweise wird gleich ein Link mitgeliefert, falls Sie
das Abo stornieren wollen. Der Link ist natürlich – aber das
hatten wir ja schon.

Die Gegenmaßnahme ist denkbar einfach: Klicken Sie nicht


auf Links von Absendern, die Sie nicht kennen, und wenn ein
Freund oder Kontakt Ihnen eine ansonsten wortlose
Nachricht schickt, die einen Link enthält (oder nur so lapidare
Sätze wie »Schau mal, was ich gefunden habe«), fragen Sie
lieber erst einmal nach. Oft ist die E-Mail des Bekannten
bereits gehackt und der Virus sucht über diese Mail nach
weiteren Opfern.
Soziale Netzwerke: Facebook-Attacken
Solche Phishing-Attacken kommen mittlerweile auch über das
soziale Netzwerk Facebook. Eine Variante besteht darin, Ihnen
eine Freundschaftsanfrage zu schicken. Akzeptieren Sie diese,
hat der Betrüger Einsicht in Ihre gesamten auf Facebook
veröffentlichten Daten und kopiert daraufhin Ihr Profil. Mit diesem
kopierten Profil kontaktiert der Betrüger Ihre Freunde, um diese
auf Links zu locken, die dann einen Virus installieren.

Die Gegenmaßnahme ist einfach: Akzeptieren Sie keine


Freundschaftsanfragen von Fremden, und wenn Ihnen
Freunde, mit denen Sie bereits auf Facebook befreundet
sind, eine erneute Freundschaftsanfrage schicken, werden
Sie misstrauisch – das könnte ein Betrüger sein, der das
Profil Ihres Freundes kopiert hat.

Von wegen kostenlos: Abofallen


Sie surfen auf eine Homepage, auf der man Ihnen kostenlose
Rezepte oder ähnliche Dinge verspricht, oder Sie sind
Unternehmer und man bietet Ihnen einen Eintrag in ein
Branchenbuch an – nur rasch ein paar persönliche Angaben
machen, bitte, und dann erhalten Sie Zugang zu den wertvollen
(?) Inhalten oder stehen in einem Branchenbuch. Tun Sie das, so
kann es sein, dass Ihnen ein paar Tage später eine Rechnung ins
Haus flattert, weil Sie ein Abonnement abgeschlossen haben.
Ignorieren Sie diese Rechnung, kommt rasch eine Mahnung,
dann Post von Inkassounternehmen. Was ist hier schiefgelaufen?
Sie sind in eine sogenannte Abofalle gelaufen. Bei der
Anmeldung haben Sie – unbemerkt – einem kostenpflichtigen
Abonnement zugestimmt. Legal ist das nicht. Bei einer Bestellung
muss es eine Schaltfläche geben, auf der gut lesbar die Worte
»zahlungspflichtig bestellen« oder eine andere eindeutige
Formulierung zu finden sind. Formulierungen wie »bestellen«
oder »anmelden« sind nicht ausreichend. Fehlt diese
Schaltfläche, ist rechtlich gesehen kein Vertrag zustande
gekommen. Was also müssen Sie jetzt tun?

Sind Sie in eine Abofalle getappt, müssen Sie unverzüglich


per Fax mit Sendeprotokoll oder Einschreiben mit
Rückschein widersprechen. Im Zweifelsfall suchen Sie Hilfe
bei der nächsten Verbraucherzentrale.
Wenn Sie ein Abo versehentlich abgeschlossen haben, haben Sie
14 Tage Kündigungsrecht. Wurden Sie auf dieses Recht nicht
hingewiesen, verlängert sich diese Frist sogar. Lassen Sie sich
aber von den unseriösen Anbietern nicht einschüchtern, diese
leben davon, dass Leute eingeschüchtert sind und zahlen. Im
Zweifelsfall kann eine Strafanzeige nicht schaden, auch wenn sie
vermutlich nicht viel bringen wird, weil die Betreiber solcher
Abofallen in der Regel im Ausland sitzen. Deswegen werden Sie
Geld, das Sie schon bezahlt haben, in der Regel nicht
wiedersehen.

Um besonders perfide Abofallen auf manipulierten


Homepages zu vermeiden, bei denen Sie gar nicht merken,
dass Sie einen »Kaufen«-Button anklicken, können Sie bei
Ihrem Mobilfunkanbieter eine sogenannte Drittanbietersperre
einrichten, die verhindert, dass Drittanbieter ihre Rechnungen
über Ihre Mobilfunkrechnung eintreiben können.
Zwei Drohungen übrigens laufen ins Leere:

Wenn minderjährige Kinder das Abo abgeschlossen haben, ist


es nur mit Einverständnis der Eltern gültig – jeder Vertrag
ohne diese Zustimmung ist also ungültig.
Und auch die Drohung, die mangelnde Zahlungsbereitschaft
des Kunden der Schufa zu melden, ist problematisch: Zwar ist
das rechtlich gesehen nicht eindeutig, aber auch gegen solche
Einträge kann man sich wehren.
Haben Sie allerdings ein gültiges Abo abgeschlossen, dann
müssen Sie das auch aussitzen und bezahlen, aber achten Sie
darauf, dass Sie nicht den Kündigungstermin verpassen und sich
das Elend automatisch verlängert (warum hat der Gesetzgeber
hier eigentlich nichts unternommen?).

Für alles gibt es eine App, auch für die Verwaltung Ihrer
Abos: Spezielle Kündigungsdienste verwalten für Sie Ihre
Abos und benachrichtigen Sie, wenn das Ende des Vertrags
naht und eine (unerwünschte?) automatische Verlängerung
des Vertrags ansteht.

Grüße aus Nigeria


Ein Prinz, der sein Vermögen außer Landes schaffen will, ein
verstorbener Millionär, dessen Geld niemandem gehört, eine
Witwe, deren Nachlass verteilt werden muss – jeder von uns hat
schon solche E-Mails erhalten. Profis sprechen hier vom
sogenannten Nigeria-Scam, im Fachjargon auch Vorschussbetrug
genannt. Die Masche ist recht simpel: Man verwickelt das Opfer
in einen E-Mail-Verkehr, in dem man Reichtümer in Aussicht stellt,
die da bald kommen, es muss nur eine kleine Vorgebühr bezahlt
werden, ein Anwalt entlohnt, ein Beamter bestochen werden, und
schon winkt das große Geld. Das Opfer überweist also den
kleinen Betrag, dann noch einen kleinen Betrag, so lange, bis es
ihm dämmert, dass da keine Reichtümer kommen.

Hier hilft nur eine Gegenmaßnahme: Solche Mails sofort


löschen (geben Sie allerdings »Nigeria« und »Scam« bei
einer Internetsuche ein, so finden Sie Seiten von Leuten, die
sich mit diesen Betrügern Späße gemacht und den Spieß
umgedreht haben – eine witzige Lektüre).
Warum sind Nigeria-Mails so
unglaubwürdig?
Ein Prinz, der Geld außer Landes bringt, ein Millionär, der ohne Erben stirbt – die
meisten von uns winken ab, wenn solche Mails kommen, einfach, weil sie so
unglaubwürdig sind. Möglicherweise aber nehmen die Betrüger absichtlich
unglaubwürdige Geschichten: Jeder Mailempfänger, der anbeißt, muss individuell
betreut werden, das ist aufwendig. Und je mehr potenzielle Opfer während dieses
aufwendigen Betreuungsvorgangs abspringen, umso weniger lohnt sich die ganze
Betrugsmasche. Also nimmt man unglaubwürdige Geschichten als Köder: Wer klug ist
und den Schwindel erkennt, antwortet erst gar nicht und erspart den Betrügern damit
unnütze Arbeit. Wer aber auf so unglaubwürdige Geschichten antwortet, ist vermutlich
– Entschuldigung – naiv und fällt damit vermutlich eher auf den Betrug herein. Man
nimmt also unglaubwürdige Geschichten, um die klugen Köpfe unter den
Mailempfängern auszusortieren, und übrig bleiben nur noch solche potenziellen naiven
Opfer, bei denen die Betrüger höhere Erfolgschancen haben. Ganz schön clever.

Mehr als eine Liebelei: Romance


Scamming
Betrüger leben davon, dass ihre Opfer das Gehirn ausschalten –
und was schaltet das Gehirn zuverlässiger aus als Liebe? Das ist
das Geschäftsmodell des sogenannten Romance Scamming, das
in vier Phasen abläuft:

1. Kontaktaufnahme: Die Betrüger suchen auf sozialen Medien,


Singlebörsen und -plattformen Opfer. Dabei geben sie sich als
zumeist englische(r) oder amerikanische(r) Bürger(in) aus
(auch wegen der Sprache) und verwenden dabei gefälschte
Bilder. Zumeist versuchen die Betrüger, das Opfer, sobald es
angebissen hat, auf eine andere Kommunikationsplattform zu
lotsen, weg von der Singlebörse.
2. Bezirzen: Schon nach kurzem Mailverkehr kommen Gedichte,
Liebesschwüre und das Bekenntnis, dass man sich spontan
unsterblich verliebt hat. Oft werden Geschichten erzählt, die
den Köder attraktiver machen sollen, je nach Wahl eine steile
Karriere, Weltreisen, untreue Partner, ein Kind, das gestorben
ist – der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
3. Treffen: Hat das Opfer angebissen, wird ein Treffen
angesetzt. Und jetzt kommt es: Kurz vorher geht etwas schief,
das Geld reicht nicht für den Flug, jemand wird krank und es
fehlt Geld für die Behandlung, neue Dokumente müssen
angefertigt werden und, und, und. Natürlich sind diese
Geschichten erstunken und erlogen, es geht nur darum, dass
das Opfer bereitwillig in die Bresche springt und zahlt.
4. Schleife: Die ganze Geschichte wird so oft wiederholt,
solange das Opfer bereitwillig zahlt.

Das Geld sehen die Opfer niemals wieder, die große Liebe finden
sie auch nicht, und oft gehen sie auch aus Scham nicht zur
Polizei, wobei diese ohnehin nicht viel tun kann. Das Einzige, was
Sie tun können: Finger weg von Internetbekanntschaften, die so
plötzlich und unmotiviert in Ihr Leben platzen und Ihnen nach vier
E-Mails gestehen, dass sie sich verliebt haben. Das soll nicht
heißen, dass man jede Internetbekanntschaft meiden soll,
sondern nur wenn

Ihr Gegenüber jede Kommunikation vermeidet, bei der man


die wahre Identität erkennen könnte – also beispielsweise
Videochats.
Ihr Gegenüber auf einmal dringend Geld braucht, gerne per
Bargeldtransfer beispielsweise über Western Union.
schnell Heiratspläne geschmiedet werden.
in gutem Englisch kommuniziert wird – die bevorzugte
Sprache der Betrüger.

Geben Sie den Namen Ihres neuen Kontakts bei Google


ein mit dem Zusatz »Scammer« – oft bekommt man
Resultate. Auch Bilder kann man auf Google umgekehrt
suchen lassen – Sie laden das Bild auf Google Bilder hoch
und lassen nach ähnlichen Bildern suchen.
Betrugsmaschen am
Kapitalmarkt
Wo viel Geld ist, kann man viel Geld machen – auch illegal. Kein
Wunder, dass am Kapitalmarkt – Sie können noch einmal in
Kapitel 2 nachlesen, wie der funktioniert – auch viele Betrüger
unterwegs sind. Am häufigsten finden Sie dort

Kapitalanlagebetrug,
Schneeballsysteme,
Immobilienbetrug und
Betrug am sogenannten Grauen Kapitalmarkt.

Diese Maschen schauen wir uns einmal näher an.

Wir wollen nur Ihr Bestes:


Kapitalanlagebetrug
Unter Kapitalanlagebetrug wird im engeren Sinne eine Regelung
des § 264a Strafgesetzbuch verstanden, bei der es vereinfacht
gesagt darum geht, beim Verkauf oder Vertrieb von
Finanzprodukten falsche Angaben zu machen oder nachteilige
Tatsachen zu verschweigen – das Ganze nennt sich dann in der
Kriminalstatistik Prospektbetrug.
Wenn man also Wertpapiere, Bezugsrechte und Anteile, die eine
Beteiligung am Ergebnis eines Unternehmens versprechen, mit
falschen Angaben bewirbt, die das betreffende Produkt besser
erscheinen lassen, als es ist (weil entweder falsche Informationen
gegeben oder negative Aspekte verschwiegen werden), droht ein
Gefängnisaufenthalt. Dabei zählt noch nicht einmal die böse
Absicht – egal ob man den Betrug vorhatte oder nur schludrig
war, was zählt sind die falschen Angaben.
Wer Vermögensanlagen anbietet, muss dafür einen
Verkaufsprospekt erstellen, der von der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überprüft wird. Sie
prüft, ob der Prospekt der Vermögensanlage alle
Mindestangaben enthält, ob er verständlich und in sich
widerspruchsfrei ist und ob er alle Kosten und Provisionen
enthält. Nicht geprüft wird, ob alle Angaben inhaltlich richtig
sind. Und erst recht wird nicht geprüft, ob es sich um ein
lohnendes, gutes Investment handelt.
Für angeschmierte Anleger ist der Verkaufsprospekt von zentraler
Bedeutung. Können Sie nachweisen, dass die Angaben in diesem
Prospekt falsch oder unvollständig sind, können Sie Ihr Geld
zurückverlangen.

Ponzi und Co: Schneeballsysteme


Eine der ältesten Betrugsmaschen sind sogenannte
Schneeballsysteme. Sie funktionieren nach einem einfachen
Prinzip: Der Initiator des Schneeballsystems wirbt von Anlegern
Geld ein, mit dem Versprechen, es gewinnbringend zu
investieren. In Wirklichkeit nimmt er die Einzahlungen der
Anleger, um vermeintliche Gewinne an andere Anleger
auszuschütten. Und diese hohen (vermeintlichen) Gewinne
locken wiederum neue Anleger an, die Geld einzahlen, und mit
diesem Geld werden wieder vermeintliche Gewinne andere
Anleger ausgeschüttet. »To rob Peter to pay Paul« wird das oft im
Englischen beschrieben – man nimmt Peter Geld weg, um damit
Paul zu bezahlen. Und da zumeist die Anleger ihre vermeintlichen
Gewinne reinvestieren, also wieder beim Schneeballsystem
anlegen (weil man da ja so hohe Gewinne bekommt), kann der
Initiator des Systems fröhlich die Gelder seiner Kunden
ausgeben, die Gewinne und die Ansprüche gegen ihn stehen ja
nur auf dem Papier, und das ist geduldig.
Paul zahlt bei Ihrer Firma 100 Euro ein, Sie versprechen
ihm zehn Euro Rendite. Pauls Geld geben Sie für Ihre neue
Villa und den Swimmingpool aus, und damit Sie Paul seinen
Gewinn zahlen können, müssen Sie nun Peter als neuen
Kunden gewinnen, er zahlt bei Ihnen 100 Euro ein, damit
zahlen Sie Paul seinen Gewinn, die zehn Euro. Die 100 Euro
von Paul hat dieser ja ohnehin bei Ihnen fest angelegt, die
müssen Sie also gar nicht in der Kasse haben. Und wenn
Peter nun seinen Gewinn sehen will, werben Sie einfach
einen weiteren Kunden an. Und so weiter.
Wenn Sie dieses Prinzip verstanden haben, wissen Sie auch,
wann ein Schneeballsystem – auch Pyramidensystem genannt –
scheitert, nämlich dann, wenn man keine neuen Kunden mehr
findet, mit deren Geldern man die Gewinne der Altkunden
auszahlen kann. Oft wird das noch dadurch beschleunigt, dass
die Kunden ihre gesamte Einlage zurückhaben wollen, also auf
der Auszahlung aller Gelder bestehen – dann wird schnell klar,
dass das Geld längst weg ist.

Der Urvater dieses Schwindels ist der Italiener Charles


Ponzi, der sich in den 1920er-Jahren über ein
Schneeballsystem Millionen erschwindelte, weswegen
Schneeballsysteme auch Ponzi-Schemen genannt werden.
Aber noch vor Ponzi hat eine Frau, die deutsche
Schauspielerin und Sängerin Adele Spitzeder, dieses
Schema benutzt.
Eine Spielart von Schneeballsystemen stellt bisweilen das
sogenannte Multi-Level-Marketing, auch Netzwerk-Marketing,
Empfehlungsmarketing oder Strukturvertrieb genannt, dar. Hier
werden Produkte über Vertriebshierarchien verkauft: Man wird
Verkäufer des Produkts, und zwar als selbstständiger
Vertriebspartner. Der Hersteller eines Produkts verkauft also nicht
an den Großhandel oder direkt an den Endkunden, sondern an
selbstständige Vertriebspartner, die das Produkt weiterverkaufen
sollen (die sich oft damit ein kleines Zubrot verdienen wollen). Der
Vertriebspartner geht in Vorlage, kauft also die Produkte auf
eigene Rechnung, beim Hersteller bleibt sofort ein Gewinn
hängen. Und jetzt der Clou: Der Vertriebspartner kann wiederum
eigene Vertriebspartner werben. Tut er das, ist er an den
Verkaufserfolgen der von ihm geworbenen Vertriebspartner
beteiligt. Werben die von ihm geworbenen Vertriebspartner
wiederum neue Vertriebspartner, ist er auch an deren Erfolg
beteiligt – und so weiter. Und je mehr Vertriebspartner von
Vertriebspartnern geworben werden, umso mehr ähnelt das
Ganze einer Pyramide.
Nicht jedes Netzwerk-Marketing ist ein kriminelles
Pyramidensystem, aber bei folgenden Hinweisen sollten Sie
hellhörig werden:

Das Produkt, das die Vertriebspartner verkaufen sollen,


erweist sich als untauglicher Ladenhüter.
Die Vertriebspartner werden genötigt, selbst das Produkt zu
kaufen oder in irgendeiner Form zu investieren. Die Folge:
Man kauft ein unverkäufliches Produkt, um Vertriebspartner zu
werden und damit andere Vertriebspartner zu werben, von
denen man selbst Provisionen kassiert – und bleibt auf den
Kosten für das Produkt sitzen.
Das wichtigste Ziel des Herstellers scheint es zu sein, neue
Vertriebspartner zu werben, statt das Produkt zu verkaufen.
Für den Einstieg oder die Mitgliedschaft fallen Kosten an, es
gibt kostenpflichtige Schulungen oder Informationsmaterial.
Man kann unverkaufte Produkte nicht an den Hersteller
zurückgeben.

Die Grenze zwischen legitimen Vertriebsmethoden wie


Direktvertrieb und verbrecherischen Pyramidensystemen ist
fließend, man muss sich also jeden Einzelfall anschauen und
entscheiden, was okay und was am Rande der Legalität ist.

Natürlich ist es nett, sich nebenher etwas dazuzuverdienen,


aber wenn so ein Angebot kommt, denken Sie immer daran:
Es gibt keine Schnellstraße zum Reichtum. Wer Ihnen etwas
anderes suggeriert, ist ein Betrüger.

Auch diese Steine können Sie klauen:


Immobilienbetrug
Unter dem Begriff Immobilienbetrug fasst man alle Tatbestände
zusammen, bei denen es darum geht, dass Anlegern eine
Immobilie zu einem völlig überteuerten Preis angedreht wird, oft
spricht man von »Schrottimmobilien«. Im Grunde genommen geht
es darum, dass Anlegern bewusst falsche Versprechungen
gemacht werden, was die Rentabilität und den Ertrag einer
Immobilie angeht, die man verkaufen will. Oftmals gehen solche
vermeintlich günstigen Angebote mit gewissen Merkmalen einher:

Oft werden solche Immobilien als Altersvorsorge,


Inflationsschutz oder einmalige Gelegenheit verkauft, es
werden also eher die Gefahren hervorgehoben, wenn man
nicht investiert.
Oft erfolgt der Vertrieb solcher Immobilien über sogenannte
Strukturvertriebe, also professionelle Finanzdienstleister, die
gerne mit Banken kooperieren.
Hat man nicht genügend Geld, dann wird einem aus einer
Hand gleich ein Kreditvertrag von der Bank angeboten, und
damit der Kredit abgesichert ist, kommt noch eine
Lebensversicherung dazu – alles provisionsträchtige
Geschäfte, die den Preis unbemerkt in die Höhe treiben.
Steuerersparnisse werden gerne als Vorteil angeführt.
Vergessen Sie nicht: Steuern spart man nur, wenn man kein
Geld verdient oder Verluste macht. Was daran ist vorteilhaft?
Der Verkäufer rechnet Ihnen vor, dass sich die Immobilie über
Mieteinnahmen von selbst finanziert. Echt jetzt? Warum sucht
er nach Kunden, wenn sich das Geld von selbst verdient?
Geschätzte Mieteinnahmen sind genau nur das: geschätzt.
Oft gibt man den Käufern eine Mietgarantie, also garantierte
Mieteinnahmen, sodass der Kauf risikolos scheint. Diese
Garantien sind häufig nicht das Papier wert, auf dem sie
angeboten werden. Es gibt kein risikoloses Investment.
Die Kosten solcher Immobilien sind gut versteckt, bei
manchen Immobilienfonds sind es mehr als 10 bis 15 Prozent
der Anlagesumme, die dem Anleger aus der Tasche gezogen
werden.

Fazit: Der Kauf einer Immobilie ist immer ein Risiko, das viel
Geld, Zeit und Nerven kostet. Warum also nicht ein paar Euros
investieren und zu einem unabhängigen Finanzberater gehen?
Und alternative Angebote einholen? Wer bereit ist, sich einen
sechsstelligen Kredit ans Bein zu binden, sollte das wenigstens
investieren.

Eine andere Betrugsmasche bei Immobilien sind gefälschte


Mietangebote: Man findet eine Wohnungsanzeige, die fast zu
gut ist, um wahr zu sein, und ruft sofort an. Man bekommt
auch die Wohnung, aber aus irgendeinem Grund
(Auslandsaufenthalt, Krankheit) soll man im Voraus
bezahlen. Tun Sie das, ist das Geld weg. Also: Niemals in
Vorkasse gehen. Nie.

Der Graue Kapitalmarkt


Eine exakte Definition des Grauen Kapitalmarktes gibt es nicht.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
versteht darunter alle Anbieter von Kapitalmarktdienstleistungen,
die keine Erlaubnis der BaFin benötigen und nur wenige
gesetzliche Vorgaben erfüllen müssen – sozusagen Wildwest am
Kapitalmarkt. Nicht alles, was hier angeboten wird, ist eine
Schurkerei, aber Sie sollten sich allem, was dort angeboten wird,
mit gebührender Vorsicht nähern.
Zumeist versprechen betrügerische Anbieter sensationelle
Gewinne bei zugleich niedrigem Risiko (Sie wissen jetzt bereits,
dass es das nicht gibt), locken mit ethisch oder ökologisch
korrekten Angeboten, verweisen auf die Gauner bei den Banken,
die uns die besten, gewinnträchtigsten Investitionen vorenthalten,
und drängen gerne dazu, dass wir all unsere Investments
auflösen, um bei ihnen einzusteigen. Und wenn es dann noch
schnell gehen muss, damit man die einmalige
Einstiegsgelegenheit nicht verpasst, wissen Sie, dass Sie einem
Gauner gegenübersitzen. Erst recht, wenn Sie unaufgefordert per
Telefon kontaktiert werden.
Als Investments werden unter anderem hier angeboten:

Genussrechte und Unternehmensbeteiligungen,


Crowdfunding,
Direktinvestments in Edelmetalle, Edelsteine, Minen oder
Holz,
Kryptowährungen und
natürlich auch Immobilien.

Wie gesagt, nicht alle Anbieter auf diesem Markt sind


schwarze Schafe, aber im Zweifelsfall lassen Sie lieber
Vorsicht walten, checken Sie den Anbieter, gehen Sie zur
Verbraucherzentrale oder einem unabhängigen
Finanzberater.

Betrug an der Börse


Wo viel Geld im Spiel ist, gibt es viele Anreize, sich dieses Geld
mit unlauteren Mitteln zu erschleichen – womit wir bei der Börse
wären. Es würde den knapp bemessenen Platz sprengen, alle
Strategien zu erörtern, aber die wichtigsten wollen wir Ihnen hier
einmal vorstellen:

Beim Scalping kaufen Profis Aktien von kleinen Unternehmen


– also Unternehmen, von denen nicht viele Aktien im Umlauf
sind – und treiben dann den Kurs dieser Aktie durch gezielte
Meldungen, Gerüchte, Börsenbriefe oder Medienberichte in
die Höhe. Diese Meldungen locken Anleger an, welche die
betreffende Aktie kaufen, der Kurs steigt – und die Profis
steigen mit Gewinn aus. Die Anleger bleiben auf einer
wertlosen Aktie sitzen.
Beim Insiderhandel nutzen Anleger, die aus beruflichen
Gründen an öffentlich nicht bekannte Informationen über ein
Unternehmen gekommen sind, diese sogenannten
Insiderinformationen aus, um die Aktie des Unternehmens zu
kaufen (oder zu verkaufen), bevor diese Informationen in der
Öffentlichkeit bekannt werden.
Beim Frontrunning nutzt ein Händler die Handelsstrategie
seines Auftraggebers. Sie beauftragen beispielsweise den
Berater Ihrer Bank, XYZ-Aktien zu kaufen, weil Sie viel über
das Unternehmen wissen. Der Berater kauft nun zuerst diese
Aktien auf eigene Rechnung, wartet, bis der Kurs steigt, und
verkauft Ihnen die Aktien dann zu einem höheren Preis weiter
– zu Ihrem Schaden.
Bilanzbetrug ist die ganz große Nummer. Das sind
börsennotierte Unternehmen, die ihre Umsatzzahlen und
Bilanzen fälschen, um Anleger dazu zu verleiten, in das
Unternehmen zu investieren. Darüber gibt es ganze
Bibliotheken.

Die Börse ist ein glitschiges Parkett. Hier ein paar


Vorsichtsmaßnahmen, wie man solchen Ärgernissen entgehen
kann:
Vertrauen Sie keinem Tippgeber. Wer auch immer Ihnen
einen heißen Tipp gibt, fragen Sie sich, warum er das tut –
warum behält er sein Wissen nicht für sich und verdient damit
viel Geld? Wenn ein Tipp interessant ist, werden Sie nicht
umhinkommen, sich selbst schlauzumachen und zu
recherchieren.
Augen auf bei Börsenbriefen. Die sind bisweilen interessant
zu lesen; je reißerischer sie aber aufgemacht sind, umso
weniger sollten Sie diesen Briefen trauen. Und noch mal:
Ohne selbst zu denken, geht es nicht.
Meiden Sie Pennystocks. Das sind Aktien, deren Kurswert in
inländischer Währung unter eins liegt, also bei uns Aktien von
Unternehmen, die weniger als ein Euro kosten. Sind zudem
nur wenige dieser Aktien im Umlauf, kann man deren Kurs
leicht manipulieren und damit gutgläubige Anleger hinters
Licht führen.
Achten Sie auf das Geschäftsmodell. Der langfristige Wert
eines Unternehmens – und damit der Aktienkurs – bestimmt
sich immer über den Erfolg des Unternehmens, also über den
Erfolg des Geschäftsmodells. Wenn Sie dieses
Geschäftsmodell nicht verstehen – Finger weg.
Fragen Sie sich, warum sich das lohnen sollte und warum
bisher noch niemand vor Ihnen oder Ihrem Berater auf diese
Investmentidee gekommen ist. Ein kleiner Witz dazu:

Zwei Ökonomen sehen auf der Straße einen Dollar liegen.


Als einer der beiden sich bücken will, um ihn aufzuheben,
sagt der andere: »Lass es. Wenn es sich lohnen würde, hätte
das schon jemand getan.« Genau diesen Gedanken sollten
Sie haben: Da bietet Ihnen jemand ein lukratives Geschäft
an, aber niemand anders wollte sich bisher darauf einlassen?
Warum nur?
So schützen Sie sich
Die Liste der Tricks, Fallen und Betrügereien, die Sie am
Kapitalmarkt finden, ließe sich noch beliebig verlängern – das
Börsenparkett ist glitschig, leicht rutscht man darauf aus. Aber ein
paar einfache Verhaltensregeln schützen Sie davor, Ihr sauer
verdientes und erspartes Geld windigen Geschäftemachern in
den Rachen zu werfen. Als da wären:

Investieren Sie in nichts, was Sie nicht verstehen. Wenn


Sie ein Investment nicht verstehen und der Berater – falls es
überhaupt ein Berater ist – nicht in der Lage ist, Ihnen dieses
Investment zu erklären, lassen Sie die Finger davon. Damit
vermeiden Sie unangenehme Überraschungen.
Lesen Sie alle Prospekte und Angaben sorgfältig, fragen
Sie sich immer, wo der Haken sein könnte und wo Verluste
lauern. Und denken Sie daran: Es gibt keine Investitionen
ohne Verlustrisiko.
Informieren Sie sich über den Anbieter. Oft reicht schon
eine kurze Recherche bei Google, um hellhörig zu werden. Sie
können sich auch über sogenannte Warnlisten informieren,
beispielsweise bei der Stiftung Warentest oder bei
Anlegerschutzgemeinschaften.
Wenden Sie sich im Zweifel an
Verbraucherschutzzentralen oder Aktionärsvereinigungen
– gerne, bevor das Kind respektive die Brieftasche in den
Brunnen gefallen ist.
Machen Sie einen einfachen Plausibilitätscheck: Klingt das
alles realistisch? Ist das überhaupt möglich? Wenn man damit
so leicht reich werden kann, warum machen es nicht mehr
Menschen, warum muss der Berater, der vor Ihnen sitzt,
immer noch Klinken putzen, statt in der Hängematte zu
liegen? Fragen Sie ihn das. Fallen Sie nicht auf Märchen rein
wie »Hohe Rendite bei geringem Risiko« oder »Die Banken
enthalten uns die besten Anlagechancen vor«. Das ist Unfug
und Nepp.

Checken Sie die Kosten des Angebots, achten Sie vor allem auf
versteckte Kosten. Diese sind leider oft nur schwer zu finden. Im
Zweifelsfall suchen Sie einen anderen, neutralen Berater auf. Und
wenn Sie sich unsicher sind – lassen Sie es lieber.

Leider gibt es auch sogenannte Anlegerschützer, die unter


dem Deckmantel des Anlegerschutzes versuchen, betrogene
Anleger ein zweites Mal auszunehmen. Zumeist sind es
Anwälte, die geprellten Anlegern versprechen, ihr Geld
zurückzuholen und dafür satte Gebühren nehmen. Sie führen
im Namen der Anleger gebührenträchtig Prozesse, oft nicht
sonderlich professionell oder erfolgreich.
Kapitel 6
Konsum, Gesundheit und Moral
IN DIESEM KAPITEL
Konsum und Umweltschutz
Konsum und Gesundheit
Konsum und Moral
Konsum und Gütesiegel
Konsum und Glück

In den vorherigen Kapiteln haben Sie etwas darüber gelernt, wie


man spart, kostenbewusst einkauft, gescheit bezahlt und
Betrügereien ausweicht. Kommen wir doch einmal zu etwas
Angenehmem, nämlich dem Geldausgeben. Aber auch hier gibt
es ein paar Dinge, auf die man achten kann (sollte?). Konsum
kann zu Umweltschäden führen oder zulasten Dritter gehen, und
die meisten von uns möchten das nicht. In diesem Kapitel wollen
wir uns der Frage widmen, wie man ohne Reue konsumieren
kann. Und nicht nur das: Vermutlich teilen die meisten von Ihnen
die Einschätzung, dass Geld ausgeben Spaß macht, aber wir
zeigen Ihnen, wie man sein Geld so ausgibt, dass es auch
glücklicher macht.

Konsum und Umweltschutz


Konsum ist etwas Schönes, aber er sollte nicht zulasten Dritter
erfolgen, oder? In der Sprache der Ökonomen spricht man von
sogenannten externen Effekten, die beim Konsum anfallen
können.
Ein externer Effekt liegt vor, wenn Sie etwas konsumieren,
aber durch Ihren Konsum eine dritte Person geschädigt wird,
ohne dass Sie den Schaden bei dieser Person bei Ihrer
Konsumentscheidung berücksichtigen.
Ein Beispiel für einen solchen (negativen) externen Effekt ist das
Rauchen in geschlossenen Räumen: Sie rauchen eine Zigarette
(konsumieren also), und der Rauch belästigt andere Personen im
Raum (fügt diesen einen Schaden zu). Wenn Sie den Schaden,
den Sie mit Ihrem Rauchen den anderen Personen im Raum
zufügen, nicht berücksichtigen (Sie würden immer Rücksicht
nehmen), erzeugen Sie einen externen Effekt.
Bedeutender sind beim Konsum die Umweltschäden, die man mit
seinem Konsum anrichtet. Man konsumiert, und dieser Konsum
schädigt die Umwelt: Klimawandel, Flächenversieglung,
Rückgang biologischer Vielfalt, saure Böden und Regen und
verschmutztes, vergeudetes Wasser. Diese Umweltschäden
belasten andere Menschen. Ein klassischer externer Effekt. Wo
so etwas hinführt, können Sie sich leicht ausmalen: Wenn jeder
ohne Rücksicht auf die Umwelt konsumiert, türmen sich die
Müllberge, steigen die Emissionen und Abgase, erhitzt sich unser
Planet, sterben Arten, bricht uns unsere Lebensgrundlage weg.
Solche externen Effekte sind eigentlich eine Aufgabe für den
Staat, und er kümmert sich auch darum, allerdings kann man sich
fragen, ob der Staat erstens genug dafür tut und zweitens auch
das Richtige.

Externe Effekte müssen, wie Ökonomen sagen,


internalisiert werden, das heißt, die Kosten, die der
Verursacher anderen Personen zufügt, müssen berechnet
und dem Verursacher aufgebrummt werden. Das geschieht
beispielsweise über Ökosteuern.
Wenn Sie also der Meinung sind, dass man – nein, dass Sie –
mehr für die Umwelt tun sollte, dann müssen Sie überlegen,
womit und wem Sie mit Ihrem Konsum Schaden zufügen, und
dann nachdenken, ob Sie entweder Ihr Konsumverhalten ändern
oder die Schäden, die Ihr Konsum verursacht, beheben können.
Womit wir beim Thema nachhaltiger Konsum wären.

Der Begriff Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der


Forstwirtschaft. Nachhaltig wirtschaftet man, wenn man nicht
mehr Holz fällt als nachwachsen kann. Mit dieser Art des
Wirtschaftens sichert man, dass der Bestand an Wäldern
erhalten bleibt.
In der modernen Variante bedeutet Nachhaltigkeit, dass man so
lebt, dass man mit seinem Ressourcenverbrauch die
Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen nicht gefährdet.
Vereinfacht gesagt: Man versucht so zu leben, dass man seinen
Kindern einen intakten Planeten hinterlässt.
Wenn Sie also etwas für den Planeten tun wollen, sollten Sie
versuchen, Ihren Konsum so umweltfreundlich wie möglich zu
gestalten. Dabei sprechen wir über fünf große Bereiche Ihres
Konsums, die wir uns anschauen sollten:

Strom,
Heizung,
Mobilität,
Ernährung,
sonstiger Konsum.
Wollen Sie die Nachhaltigkeit eines Produkts beurteilen,
müssen Sie dessen gesamten Produktlebenszyklus, also alle
Stationen des Produkts auf ihre Umweltfreundlichkeit hin
analysieren – von der Produktion über die Verwendung bis
hin zu Entsorgung oder Recycling.
Eines ist uns dabei aber wichtig: Wir wollen niemanden
bevormunden, niemandem ein schlechtes Gewissen machen
oder Ihnen vorschreiben, wie Sie zu leben haben – das liegt ganz
bei Ihnen. Dass aber der Staat hier eingreifen muss, ist aus
ökonomischer Perspektive klar, aber wie und in welchem Umfang
– darüber lässt sich streiten. Die folgenden Ratschläge sind also
sozusagen ein Angebot.
Wenn Sie nachhaltig leben wollen – was nicht einfach ist –, finden
Sie auf den folgenden Seiten ein paar Ideen, wie Sie das
anstellen können, wobei klar ist, dass das nur einige erste
Vorschläge sind, die zum tieferen Einstieg in das Thema anregen
sollen.

Wenn Sie wissen wollen, wie umweltfreundlich Sie leben,


gehen Sie auf die Homepage des Umweltbundesamtes. Dort
können Sie Ihren individuellen CO2-Fußabdruck ermitteln,
also feststellen, wie viel CO2 Ihr Lebensstil verursacht, und
Sie können sich mit dem bundesrepublikanischen
Durchschnitt vergleichen.

Aus der Steckdose: Strom


Strom wird in Deutschland zu 35 Prozent aus erneuerbaren
Energien gewonnen, 12 Prozent stammen aus der Kernenergie
und 23 Prozent aus Braunkohle. Bei der Verstromung von
Braunkohle fällt Kohlenstoffdioxid (CO2) an, das als
Hauptverursacher des Klimawandels gilt.
Es gibt zwar noch andere sogenannte Treibhausgase, aber
Kohlendioxid kommt die größte Bedeutung zu, weil es in
großen Mengen freigesetzt wird. Kohlendioxid wird immer
freigesetzt, wenn fossile, also kohlenstoffhaltige Stoffe wie
Kohle, Holz oder Erdöl verbrannt werden.
Will heißen: Je weniger Strom Sie verbrauchen, umso weniger
belasten Sie die Umwelt, und nebenbei sparen Sie noch eine
Menge Geld. Was das angeht, gibt es Legionen von Tipps, die wir
Ihnen nicht alle erschöpfend nahebringen können, aber ein paar
Anregungen sind schon drin:

Achten Sie bei Neuanschaffungen von Elektrogeräten darauf,


welche Effizienzklasse sie haben. Effizienzklassen zeigen an,
wie viel Strom ein Gerät verbraucht. Mittlerweile sind alle
Geräte in der Effizienzklasse A. Je mehr Pluszeichen hinter
dem A stehen, umso weniger Strom verbrauchen diese
Geräte.
Schalten Sie Geräte aus, wenn Sie sie nicht benötigen. Viele
Geräte sind nicht wirklich ausgeschaltet, wenn man sie
ausschaltet, sondern stehen nur auf Stand-by. Kaufen Sie
eine Steckerleiste, die Sie per Schalter ausschalten können,
und hängen Sie Ihre Geräte daran, dann können Sie mit
einem Knopfdruck allen Stromfressern den Saft abdrehen.
Tauen Sie Kühl- und Gefrierschränke regelmäßig ab. Je dicker
die Eisschicht, desto höher der Energieverbrauch.
Werfen Sie nur volle Waschmaschinen an und waschen Sie,
wenn möglich, bei niedrigen Temperaturen.
Informieren Sie sich über intelligente Stromzähler. Sie
erfassen Ihren Stromverbrauch elektronisch und fast in
Echtzeit. Damit können Sie erkennen, wann und wo welches
Gerät Strom verbraucht, und damit Stromfressern auf die
Schliche kommen.
Nutzen Sie Energiesparlampen und LED-Leuchten.

Wenn Sie noch mehr für die Umwelt tun wollen, wechseln
Sie den Stromanbieter und wählen Sie die Ökostromvariante.
Im Internet finden Sie Vergleichsrechner, die Ihnen den
billigsten Anbieter von Ökostrom zeigen. Dann kommt Ihr
Strom nur noch aus erneuerbaren Energien.
Wir können Ihnen hier nicht alle Tipps zum Stromsparen
vorstellen. Im Internet finden Sie viele weitere Ideen dazu.

Hauptsache warm: Heizung


Es gibt eine Fülle von Möglichkeiten, wie Sie Ihr Heim beheizen
können:

Gas- und Ölheizungen sind die Klassiker. Sind diese Anlagen


älter als 15 Jahre, sollten Sie sich darüber informieren, ob ein
Austausch des Heizkessels sinnvoll wäre.
Sie können eine Heizung auch mit Holzpellets betreiben.
Mit Sonnenkollektoren und Solarpaneelen können Sie die
Kraft der Sonne für Ihre Heizung nutzen.
Wärmepumpen funktionieren ähnlich wie Kühlschränke, nur
andersherum: Sie leiten die Wärme von außen ins Innere Ihrer
Wohnung.

Es würde für dieses Buch zu weit führen, die Vor- und Nachteile
der einzelnen Möglichkeiten zu diskutieren – hier ist Rat vom
Fachleuten gefragt.
Zwei Ratschläge sollten Sie aber im Zusammenhang mit der
Heizung beherzigen:

Schauen Sie, wo Sie Wärme sparen können, indem Sie Ihr


Heim gegen Wärmeverluste dämmen.
Informieren Sie sich über Förderprogramme, wenn Sie über
Wärmedämmung oder eine neue Heizung nachdenken.

Förderprogramme für klimafreundliche Heiztechnik und


Wärmedämmung finden Sie beim Bundesamt für Wirtschaft
und Ausfuhrkontrolle sowie der Kreditanstalt für
Wiederaufbau.

Ein dicker Brocken: Mobilität


Ein dicker Brocken unserer CO2-Emissionen kommt von der
Mobilität – das ist der tägliche Weg zur Arbeit, die Einkaufsfahrt in
die Stadt, der Ausflug ins Grüne per Auto oder die Urlaubsreisen.
Man könnte ein eigenes Buch darüber schreiben, wie man wo
Emissionen sparen kann – deswegen hier nur ein paar
allgemeine Anregungen, die Sie gerne vertiefen können:

Bilden Sie Fahrgemeinschaften, das spart nicht nur Sprit,


sondern ist auch geselliger und ist disziplinierender in Sachen
Büroschluss.
Wann immer möglich sollten Sie den öffentlichen Nahverkehr
nutzen; das spart nicht nur Emissionen, sondern auch Geld.
Kaufen Sie vergünstigte Fahrkarten oder Dauerkarten, die
können Sie dazu motivieren, diszipliniert das Auto zu Hause
stehen zu lassen.

Eine Beispielrechnung des Umweltbundesamtes: Wer an


220 Tagen 25 Kilometer mit der S-Bahn und zu Fuß statt mit
dem Pkw zur Arbeit pendelt, spart rund 3.700 Euro und rund
320 Kilogramm CO2.

Dass man zu Fuß oder mit dem Rad noch mehr Geld und
Emissionen spart und nebenbei auch etwas für seine
Gesundheit tut, müssen wir nicht weiter erläutern.
Rund ums Auto: Kaufen Sie keine Spritschleuder, sammeln
und beachten Sie Tipps zum Spritsparen, achten Sie auf den
Rollwiderstand der Reifen und den Reifendruck, ebenso wie
auf den Verbrauch und Zustand der Klimaanlage.
Carsharing ist eine Alternative zum Besitz eines Autos;
ebenso wie die Idee, sich das Auto mit den Nachbarn zu
teilen. Faustregel: Fahren Sie weniger als 10.000 Kilometer
pro Jahr, lohnt es sich, über Carsharing nachzudenken.
Ein ganz dicker Brocken ist auch der Urlaub: Je näher Ihr
Reiseziel an der Heimat liegt, umso umweltfreundlicher ist Ihr
Urlaub. Flugreisen sind besonders klimaschädlich.

Wenn Sie mit ruhigem Gewissen reisen wollen, können Sie


Ihre CO2-Emissionen kompensieren, also freiwillige
Zahlungen zur Finanzierung von Treibhausgas mindernden
Investitionen (beispielsweise in Windkraftanlagen oder
Aufforstungsprojekte) leisten. Im Internet finden Sie Anbieter,
die das möglich machen: Sie berechnen den CO2-Ausstoß
Ihrer Reise, welche Investitionen nötig wären, um diesen
Ausstoß zu kompensieren, und welchen Betrag Sie
überweisen müssen.

Umweltschutz mit Messer und Gabel:


Ernährung
Auch Ihre Ernährung hat Einfluss auf die Umwelt, und auch
darüber könnte man ein eigenes Buch schreiben.

Das eigene Buch gibt es auch: Nachhaltige und


ökologische Ernährung für Dummies.
Auch hier nur ein paar Denkanstöße auf dem Weg zum grünen
Konsumenten:
Verringern Sie den Konsum von Fleisch und anderen
tierischen Produkten, das reduziert den CO2-Ausstoß – die
Aufzucht von Tieren benötigt viel Wasser und
landwirtschaftliche Flächen, zudem setzen die Tiere bei der
Verdauung Methan frei.
Essen Sie regional und saisonal. Dass ein Apfel aus
Neuseeland nicht so gut fürs Klima ist, wenn er in Deutschland
gegessen wird, liegt nahe. Und man muss auch nicht
unbedingt im Winter Erdbeeren essen.
Trinken Sie Leitungswasser statt Wasser aus Plastikflaschen.
Kaufen Sie Lebensmittel mit Bio-Siegel.

Muss man sich bio leisten können? Probieren Sie es selbst:


Die Journalistin Rosa Wolf hat sich einen Monat lang im
Selbstversuch von 4,35 Euro am Tag – das entsprach damals
dem geltenden Betrag, der Hartz-IV-Empfängern für die
tägliche Ernährung zugestanden wurde – ausschließlich mit
Biolebensmitteln ernährt.
Der letzte Punkt ist interessant: Lebensmittel, auf denen Sie das
EU-Label Ökologischer Landbau, kurz EU-Bio-Siegel, finden,
erfüllen die Anforderungen der EG-Öko-Verordnung. Das sind
unter anderem:

mindestens 95 Prozent der Zutaten aus ökologischem Anbau,


keine chemisch-synthetischen Dünger,
keine Gentechnik, chemisch-synthetischen
Wachstumsregulatoren oder Hormone,
weitgehender Verzicht auf Antibiotika,
keine Süßstoffe, Stabilisatoren, synthetischen Farbstoffe,
Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker,
keine Pflanzenschutzmittel und
artgerechte Haltung der Nutztiere (allerdings wird dieses
Siegel dafür kritisiert, dass das Tierwohl hier eher
vernachlässigt wird).

Daneben gibt es noch zahlreiche andere Bio-Siegel,


beispielsweise von Anbauverbänden wie Bioland, Naturland oder
Demeter, diese Siegel sind in einigen Punkten strenger als der
EU-Bio-Standard. Daneben haben große Handelsketten auch
eigene Biomarken. Welches Siegel welche Standards erfüllt,
müssen Sie im Zweifelsfall erforschen, wichtig zu wissen ist, dass
die Bezeichnungen »Bio« und »Öko« gesetzlich geschützt sind;
auch Begriffe wie »biologisch« oder »ökologisch«, »kontrolliert
biologisch« oder »kontrolliert ökologisch« sowie »biologischer
oder ökologischer« Landbau dürfen nur für Bioprodukte
verwendet werden.

Wer seine Produkte zu Unrecht mit dem Bio-Siegel


kennzeichnet, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Die
Produkte können eingezogen werden.

Sonstiger Konsum
»Sonstiger Konsum«, das ist alles, wofür man noch Geld ausgibt,
ob bewusst oder unbewusst, ob täglich oder einmalig – der
Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Ein paar Anregungen
wollen wir aber kurz geben:

Putzmittel: Schauen Sie sich Großmutters Haushaltstipps an,


mit Hausmitteln wie Essig, Zitronensäure, Soda und Natron
können Sie viel Geld sparen, grün leben und auch noch
Plastikmüll sparen.
Textilien: Vielleicht müssen Sie ja nicht jede Modewelle
mitmachen und sich jede Saison neu einkleiden, und es lohnt
sich auch, über den Kauf gebrauchter Kleidung
nachzudenken.
Lebensmittel: Kaufen Sie gezielt kleinere Mengen und
vermeiden Sie Impulskäufe. Dann verdirbt auch nichts oder
vergammelt im Schrank,
Selbstanbau: Für ganz Engagierte: Denken Sie über
Selbstanbau von Gemüse oder Obst nach.
Plastikfasten: Vermeiden Sie Plastik, indem Sie in
Unverpackt-Läden oder auf dem Wochenmarkt kaufen.
Reparatur statt Neukauf: Muss etwas gleich auf den Müll,
weil es defekt ist? So teuer ist der Schuhmacher auch nicht.
Neuanschaffungen von Geräten: Achten Sie auf deren
Verbrauch, die angemessene Größe und
Reparaturmöglichkeiten.

Das ist zugegebenermaßen eine kurze Liste, sie soll auch eher
ein Anfang, eine Ermunterung, ein Ansporn sein. Denken Sie mal
darüber nach.

Konsum und Gesundheit


Auch mit dem Thema Konsum und Gesundheit kann man ganze
Bibliotheken füllen, und leider sind sich selbst die Experten
bisweilen nicht darüber einig, was gesund ist, was uns krank
macht. Deswegen wollen wir auch hier nicht näher beleuchten,
was alles diskutiert wird, wir wollen einen anderen Ansatz
versuchen und Ihnen einmal schildern, was uns aus Sicht der
Verhaltensökonomie krank macht und was man dagegen tun
kann. Dazu am Anfang eine einfache Überlegung: Was macht uns
krank oder gesund? Statistisch gesehen ist das rasch
beantwortet: Die größten Krankmacher sind

Alkohol,
Tabak und
Übergewicht, also zu viel essen und zu wenig Bewegung.
Erklärt man das Menschen, so sind sie selten überrascht, wir alle
wissen, wie schädlich trinken, rauchen und Bewegungsmangel
sind – und doch können sich viele von uns nicht dazu aufraffen,
mit dem Trinken oder Rauchen aufzuhören oder mit Sport
anzufangen. Warum? Die Verhaltensökonomie bietet dazu zwei
interessante Erklärungen an: Überoptimismus und
Zeitinkonsistenz.

Selbstüberschätzung: Überoptimismus
Mal ganz ehrlich: Halten Sie sich für einen überdurchschnittlich
guten Autofahrer? Die Chancen sind hoch, dass Sie diese Frage
mit einem Ja beantworten, in Befragungen sehen sich teilweise
70 bis 90 Prozent der Befragten als überdurchschnittlich gute
Fahrer – was statistisch gesehen schräg ist, sind denn 90 Prozent
der Befragten besser als der Durchschnitt? Dieses Phänomen
nennen Psychologen Überoptimismus.

Unter Überoptimismus verstehen Psychologen das


Phänomen, dass Menschen dazu neigen, sich selbst und ihre
Fähigkeiten zu überschätzen, ihren Beitrag zu bestimmten
Ereignissen zu hoch einzuschätzen und zu glauben, dass
ihnen gute Dinge überdurchschnittlich und schlechte Dinge
unterdurchschnittlich oft zustoßen.
Es ist vor allem der letzte Punkt dieser Definition, der uns hier
beschäftigt: Wir glauben immer, dass der Teufel das Nachbarhaus
ansteckt, nicht unser Haus. Gute Ereignisse stoßen uns in
unserer Wahrnehmung häufiger zu als unseren Mitmenschen,
und schlechte Ereignisse verschonen uns eher als unseren
Nachbarn – glauben wir zumindest.
In einer Studie glaubten Studenten, dass sie mit einer 40-
prozentigen Wahrscheinlichkeit höhere Anfangsgehälter
haben werden als ihre Kommilitonen. Die Wahrscheinlichkeit,
dass sie vor dem 40. Lebensjahr einen Herzinfarkt erleiden
werden, schätzten sie im Vergleich zum Durchschnitt rund 38
Prozent niedriger ein.
Zu Überoptimismus finden sich zahlreiche Studien, ob für
Autounfälle, Lungenkrebs bei Rauchern, Scheidungen oder
andere Ereignisse, immer mit dem gleichen Ergebnis: Einem
selbst kann das nicht zustoßen. Sie erahnen den Punkt?
Möglicherweise ernähren wir uns auch deswegen unvernünftig,
rauchen, trinken und essen zu viel, weil wir der Ansicht sind, dass
wir keine gesundheitlichen Probleme bekommen werden – das
wäre dann ein Genuss ohne Reue. Mit der Folge, dass wir zu viel
essen, trinken, rauchen und uns zu wenig bewegen. Was kann
man gegen diesen Überoptimismus unternehmen? Zwei Ideen
dazu:

Tagebuch führen: Führen Sie ein Tagebuch, in dem Sie Ihre


Vorsätze und Einschätzungen sorgfältig dokumentieren. Wenn
Sie später diese Aufzeichnungen vergleichen mit dem, was
tatsächlich eingetreten ist, erkennen Sie, dass Sie bisweilen
ein wenig zu optimistisch sind. Das kann recht heilsam sein.
Schlechte Beispiele vor Augen führen: Möglicherweise sind
wir auch überoptimistisch, weil wir keine Beispiele für die
Folgen schlechter Ernährung vor Augen haben. Also müssen
wir uns solche Beispiele immer wieder ins Bewusstsein rufen,
damit wir daran denken, wie zerbrechlich unsere Gesundheit
sein kann.

Schreiben Sie beispielsweise auf, wie viel Bewegung Sie


für die kommende Woche planen, und vergleichen Sie diese
Vorsätze mit Ihrem tatsächlichen Bewegungsprogramm.
Dieser Vergleich kann ernüchternd sein. Ein Fitness-Tracker
kann Ihnen bei diesem Unterfangen helfen.
Leider zeigen Studien, dass es sehr schwer ist, dem
Überoptimismus zu entkommen. Und als wäre das nicht schon
genug, kommt noch ein weiterer psychologischer Effekt dazu: Wir
haben Schwierigkeiten im Umgang mit der Zukunft.

Gute Vorsätze: Zeitinkonsistenz


Wenn etwas konsistent ist, dann meint man damit, dass etwas
logisch und widerspruchsfrei ist. Also: Wenn A größer als B ist
und B größer als C, dann muss A größer als C sein, alles andere
wäre unlogisch. Bei zeitinkonsistentem Verhalten geht es aber um
ein solches widersprüchliches Verhalten.

Wenn Sie am Montag beschließen, am Dienstag A zu tun,


weil es Ihnen sinnvoll erscheint, am Dienstag aber dann
stattdessen C tun, weil das Ihnen nun sinnvoll erscheint,
obwohl sich mittlerweile nichts geändert hat, dann verhalten
Sie sich zeitinkonsistent.
Und was hat das mit Ihrer Gesundheit zu tun? Sehr viel: Wenn
Sie im Dezember beschließen, dass Sie ab dem ersten Januar
mit dem Rauchen aufhören, aber am ersten Januar
weiterrauchen, ist das ein Beispiel für zeitinkonsistentes
Verhalten. Wenn Sie heute beschließen, dass eine Diät dringend
notwendig für Sie ist, sich aber morgen eine Schweinshaxe im
Speckmantel gönnen, verhalten Sie sich zeitinkonsistent. Wenn
Sie heute genau wissen, dass Sie Sport machen sollten, damit es
Ihnen gut geht, aber morgen doch auf dem Sofa liegen bleiben,
ist das – genau, zeitinkonsistent.
Warum verhalten wir uns so? Das hat wohl viel mit Willenskraft
und ihren Grenzen zu tun.
Der Psychologe Roy Baumeister schildert das so: Sie
wandern auf einem Weg, in der Ferne am Horizont sehen Sie
Ihr Ziel, ein Schloss (ein Leben ohne Zigaretten, Alkohol und
Völlerei). Doch dann macht der Weg eine Biegung, und ein
Haus (eine Versuchung, eine Zigarette, ein Bier) verdeckt die
Sicht auf das Schloss. Und jetzt, da das Ziel verstellt ist,
fallen wir zurück in alte Gewohnheiten. Und rauchen, trinken
oder essen zu viel.
Die Kunst, gute Vorsätze einzuhalten, liegt also darin, unser
zeitinkonsistentes Verhalten zu ändern. Ein paar kleine Kniffe
können dabei helfen:

Selbsthilfegruppen: Suchen Sie sich Gleichgesinnte, die mit


Ihnen zusammen die schlechten Angewohnheiten ändern
wollen – in einer Gruppe ist der Druck größer, sich an einen
einmal gefassten Vorsatz zu halten.
Kleine Teller, kleine Portionen: Machen Sie die Portionen
und die Teller kleiner, dann essen Sie automatisch weniger.
Wetten: Eine Wette darüber, dass man es schafft, mit dem
Rauchen oder Trinken aufzuhören oder soundso viel Kilos
abzunehmen, erhöht die Disziplin. Sie müssen nicht immer um
Geld wetten, wichtig ist nur, dass es Ihnen wehtut, wenn Sie
die Wette verlieren.
Wasser oder Obst als Vorspeise: Beginnen Sie Ihre
Mahlzeiten mit etwas Wasser und Obst, bevor es zum
Hauptgang geht.
Versuchungen vermeiden: Grundsätzlich gilt: Verbannen Sie
die Süßigkeiten und Zigaretten aus dem Haus; alles, was Sie
verleiten könnte, sollten Sie meiden.
Es gibt sogar Homepages, bei denen Sie eine Wette darauf
abschließen können, dass Sie Ihre guten Vorsätze einhalten.
Sie geben dort die Wette an, einen Betrag und einen
neutralen Dritten, der beurteilt, ob Sie die Wette gewonnen
haben.

Ein paar psychologische Befunde zum


Essen
Unsere Essgewohnheiten werden bisweilen durch merkwürdige Details bestimmt, so
spielt die Größe des Tellers oder der Packung eine Rolle. Wer im Kino eine große
Popcornpackung hat, isst deutlich mehr als jemand mit einer kleinen Popcorntüte. Klärt
man die Menschen darüber auf, scheint das nichts daran zu ändern. Und fettarm macht
bisweilen fett: Ein Aufkleber, dass ein Produkt »fettarm« ist, kann dazu führen, dass
man mehr von diesem Produkt konsumiert, mit dem Resultat, dass man rund 34
Prozent mehr Kalorien zu sich nimmt.

Konsum und Moral


Ab einem bestimmten Wohlstand fängt man an, sich Gedanken
über seine Mitmenschen zu machen, auch über diejenigen, die
viele Tausend Kilometer weit weg wohnen, deren Arbeit uns aber
den Erwerb billiger T-Shirts oder günstigen Kaffees ermöglicht.
Niemand möchte sehen, wie andere Menschen leiden, in Armut
aufwachsen oder unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten,
erst recht nicht, wenn man selbst den Eindruck hat, Profiteur
dieses Elends zu sein. Was also kann man dagegen tun? Wer
sich mit dieser Frage beschäftigt, landet bei der Idee des fairen
Handels.

Fairer Handel: Die Idee


Hinter dem Begriff »fairer Handel« stehen viele Organisationen,
Hersteller und Privatleute, die sich auf die Fahne geschrieben
haben, dem internationalen Handel eine soziale, ökologische und
nachhaltige Komponente zu geben. Unter der Fülle der Ziele und
Prinzipien sind die wohl wichtigsten Ideen und Leitlinien:

Fairness und Gleichberechtigung zwischen Konsumenten und


Produzenten im internationalen Handel,
menschliche und sozialverträgliche Arbeitsbedingungen,
Nachhaltigkeit bei den Produkten und den
Produktionsprozessen,
ein besseres Auskommen und Chancen zur wirtschaftlichen
Entwicklung für die Menschen am Ende der Lieferkette,
mehr Transparenz in den Handelsketten (man soll sehen,
woher ein Produkt kommt und wer wie viel daran verdient),
der Aufbau demokratischer Strukturen bei den Produzenten,
Verhinderung von Ausbeutung, Diskriminierung und
Kinderarbeit.

Kurzum, es geht darum, wirtschaftliche, soziale und ökologische


Dimensionen des Handels zu berücksichtigen.
Der Kern des fairen Handels besteht darin, den Produzenten
garantierte Mindestpreise zu zahlen, plus eine Fairtrade-Prämie.
Die Konsumenten zahlen also für das betreffende Produkt

einen festgelegten Mindestpreis, der über dem Weltmarktpreis


liegen kann (ist der Weltmarktpreis höher, dann zahlt der
Kunde den Weltmarktpreis), und
obendrauf eine Fairtrade-Prämie.

Die Erzeuger verdienen damit mehr als unter normalen


Handelsbedingungen, und diese zusätzlichen Erlöse sollen sie in
soziale, ökologische Projekte investieren (die im demokratischen
Prozess festgelegt werden, beispielsweise der Bau von Schulen
oder Brunnen). Der Waren- und Geldfluss soll über die gesamte
Lieferkette verfolgt werden, die Produktionsbedingungen vor Ort
sollen bestimmte soziale und ökologische Standards erfüllen.
Das klingt alles sehr gut und einfach – aber ist es auch so
einfach? Welche Fragen wirft dieses Konzept auf?

Fairer Handel: Die Probleme


So gut das klingt mit dem fairen Handel – es gibt auch Kritik an
diesem Konzept, die wir Ihnen nicht verschweigen wollen. Wie
gerechtfertigt Sie diese Kritik finden, bleibt Ihnen überlassen,
letztlich sind diese Ausführungen nur eine Einladung, sich näher
mit dieser Frage zu beschäftigen.
Letztlich ist es nur eine Spende
Kritiker des fairen Handels sehen darin ein Schema, das
Produzenten dazu verleitet, etwas zu produzieren, was zu diesem
Preis niemand kaufen will – der Aufpreis, den man zahlt, ist
eigentlich eine Spende, im normalen Handel würde man diesen
Preis nicht bezahlen. Das bedeutet, so sagen Kritiker, dass man
beim fairen Handel das Produkt kauft und obendrauf noch eine
Spende in Höhe des Aufpreises gegenüber dem Weltmarktpreis
zahlt.
Aber warum, so die Kritiker, sollte man eine Spende an die
Verpflichtung binden, etwas herzustellen? Wäre es nicht besser,
Geld unabhängig davon zu spenden? Statt die Produzenten mit
einer Spende dazu zu zwingen, etwas zu produzieren, was sie
zum eigentlichen Weltmarktpreis nicht verkaufen können, wäre es
doch sinnvoller, die Spende vom Produktionszwang abzukoppeln
und die Produzenten das produzieren zu lassen, was sie können
und was sich am Markt verkauft. Und mithilfe der Spenden kann
man immer noch alle Ziele verfolgen, die fairer Handel anstrebt.
Wenn Sie diesem Argument etwas abgewinnen können,
machen Sie einfach Folgendes: Kaufen Sie weiterhin
normale Konsumgüter zum Weltmarktpreis, und die Differenz
zum fairen Preis spenden Sie an eine
Entwicklungshilfeorganisation. Unterm Strich wirkt das auch
wie fairer Handel, nur ohne den Zwang für die
Spendenempfänger, etwas produzieren zu müssen.
Falsche Anreize
Zahlt man den Produzenten mehr Geld, so produzieren sie fleißig
weiter, auch wenn es schon längst ein zu großes Angebot am
Markt gibt. Darüber hinaus muss man befürchten, dass die
Produzenten keine Anreize haben, sich nach anderen,
möglicherweise besseren Verdienstmöglichkeiten umzusehen.
Und da die Fairtrade-Gelder in der Regel nur an kleine
Kooperativen von Bauern gezahlt werden, gibt es auch keine
Anreize und Möglichkeiten, moderne Agrartechnologien
einzusetzen, die die Produktion effizienter machen würden.

Die Fairtrade-Organisationen sagen, dass sie den »fairen«,


»gerechten« Preis bezahlen. Aber wo liegt dieser? Welchen
Preis würden Sie als fair erachten, welchen der Produzent?
Das ist keine ökonomische, sondern eine philosophische
Frage, mit sehr verschiedenen Antworten.
Korruption und Willkür nicht ausgeschlossen
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass man keinen vollständigen
Überblick darüber hat, wo welche Beträge landen. Die
Zertifizierung, also Anerkennung, als Fairtrade-Handelspartner
kostet Geld. Dabei kann es zu Korruption und Willkür kommen –
kurzum, man kann sich nicht sicher sein, dass das Geld, das man
freiwillig mehr zahlt, auch die Zwecke erfüllt, die es erfüllen soll.
Ein Freund erzählte, dass er im Urlaub in einem asiatischen
Land eine Familie kennengelernt hat, die kein Geld hatte,
ihre Tochter auf eine Schule zu schicken. Also zahlte er das
Schulgeld. Einmal im Monat spricht man per Skype
miteinander und der Freund lässt sich die Zeugnisse der
Tochter zeigen. Direkter kann man nicht helfen. Es lohnt sich,
über solche Ideen nachzudenken.
Fair ist nicht öko
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass fair produzierte Waren nicht
notwendigerweise auch ökologisch gut sein müssen. Schaut man
sich die Palette der Ziele an, die fairer Handel erreichen will, so
kommt einem das schon vor wie ein Wundermittel, das gegen
alles hilft. Leider funktionieren solche Mittel meist nicht so, wie wir
es gerne hätten.
Moderner Ablasshandel
Dieses Argument bringt viele Leute auf die Palme. Kritiker werfen
den Verfechtern des fairen Handels vor, dass sich auf diesem
Weg die Kunden freikaufen können: Ich kaufe fair gehandelte
Produkte, damit habe ich meinen Anteil zur Rettung der Welt
getan und muss mich nun nicht mehr darum kümmern, was in der
Welt vor sich geht. Frei nach dem Motto: Wenn ich fair gezahlt
habe, bin ich aller Schuld und Verantwortung enthoben.

Konsum und Gütesiegel


Unser Wunsch, ökologischer, nachhaltiger und moralischer zu
leben, wirft ein Problem auf: Wem kann ich trauen? Wie kann ich
wissen, dass das Produkt, das als nachhaltig oder fair beworben
wird, auch wirklich nachhaltig und fair ist? Man mag gerne bereit
sein zu spenden, mehr für Umwelt und Moral zu zahlen, aber
niemand ist bereit, sein Geld Schwindlern oder Blendern in den
Rachen zu werfen, die behaupten, sie würden die Umwelt retten
oder Menschen helfen, sich in Wirklichkeit aber das Geld in die
eigene Tasche stecken.
Was kann man dagegen tun? Eine Antwort ist die sogenannte
Zertifizierung, also eine Überprüfung des Produkts, des Anbieters
und seiner Versprechen. Und wenn man feststellt, dass der
Anbieter tatsächlich ökologische, nachhaltige Produkte verkauft
oder der erhöhte Preis wirklich bei den Produzenten landet, dann
verleiht man ihm ein Gütesiegel, das ihm das bestätigt. Und als
Verbraucher, so die Idee solcher Siegel, kann man dann getrost
dieses Produkt kaufen, weil das Siegel signalisieren soll, dass
hier keine leeren Versprechungen gemacht werden.
Damit sind wir bei einer wichtigen Frage: Welche Siegel sind
vertrauenswürdig? Was, wenn der Produzent sich selbst ein
Gütesiegel verleiht? Mittlerweile gibt es Hunderte, wenn nicht
Tausende von Siegeln für Produkte, für nachhaltige Produktion,
ökologische Schuhe, fairen Kaffee, nachhaltige Mode – da verliert
man rasch den Überblick. Wir wollen hier einen kurzen Blick auf
ein paar wichtige, bekannte Siegel werfen, die Ihnen die
Entscheidung erleichtern sollen. Sie sollen das Phänomen des
Greenwashing verhindern. Ob sie das auch wirklich tun, werden
Sie allerdings selbst entscheiden müssen.

Wenn Produzenten ihre Produkte mit Begriffen wie


klimafreundlich, umweltschonend, regional oder anderen
positiv besetzten Begriffen bewerben und damit den Eindruck
erwecken, sie seien umweltschonend oder nachhaltig,
obwohl das nicht stimmt, spricht man von Greenwashing.

Im Dschungel: Ökosiegel
Die Zahl der Ökosiegel ist enorm, und wer wirklich verstehen will,
wofür sie stehen, muss das Kleingedruckte lesen – aber die
wichtigsten Siegel wollen wir hier kurz vorstellen.
Der Blaue Engel
Den kennen Sie sicherlich, er prangt auf vielen Produkten: der
Blaue Engel. Er bescheinigt den Produkten, die es führen dürfen,
dass sie umweltfreundlicher sind als vergleichbare herkömmliche
Produkte und Dienstleistungen, dass sie bestimmte Umwelt-,
Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften erfüllen.
Das Zeichen selbst gehört dem Bundesministerium für Umwelt,
Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), das die Grundsätze
zur Vergabe des Blauen Engels festlegt. Die Kriterien für die
Vergabe des Engels werden vom Umweltbundesamt erarbeitet
und überprüft, dabei gibt es für jede Produktgruppe
unterschiedliche Vergabekriterien, weshalb man nichts
Allgemeines über die Vergabekriterien sagen kann (die Datei über
die Vergabekriterien für Matratzen beispielsweise ist 22 Seiten
lang – machen Sie sich Ihren eigenen Reim darauf).
Eine unabhängige Jury, die Jury Umweltzeichen, deren Mitglieder
vom BMU berufen werden, entscheidet über neue
Produktgruppen und beschließt die vom Umweltbundesamt
vorgeschlagenen Vergabekriterien. In der Jury sitzen Vertreter
aus Umwelt- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften,
Industrie, Handel, Handwerk, Kommunen, Wissenschaft, Medien,
Kirchen, Jugend und Bundesländern – also auch
Interessenvertreter, die ihre eigene Agenda haben. Eine weitere
unabhängige Organisation überprüft Anträge auf Verleihung des
Engels und die Einhaltung der Anforderungen.

Näheres über den Blauen Engel und die Vergabekriterien


finden Sie unter www.blauer-engel.de.
Europäisches Bio-Logo und deutsches Bio-Siegel
Seit 2010 gibt es das grüne Logo mit den Sternen, das nur
Produkte tragen dürfen, die biologisch erzeugt wurden. In der
Definition des Bio-Logos bedeutet das, dass Produkte zu 95
Prozent aus Biozutaten bestehen müssen, zusätzlich gelten
strenge Vorgaben für die verbleibenden 5 Prozent. Das Logo soll
Gentechnikfreiheit, artgerechte Tierhaltung und den Verzicht auf
chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel
garantieren. Des Weiteren gibt es Vorgaben für Herstellung,
Verarbeitung, Transport und Lagerung. Es darf nur auf Produkten
kleben, die die europäische Öko-Verordnung einhalten.

Unter ökologischem Landbau versteht man den Verzicht


auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und
chemisch hergestellten Dünger. Des Weiteren soll die
Tierhaltung artgerecht sein, die Tiere sollen also genügend
Auslauf haben und ökologisches Futter bekommen. Des
Weiteren ist Gentechnik für Öko tabu.
Das sechseckige deutsche Bio-Siegel ist mit dem EU-Bio-Logo
vergleichbar, aber seine Verwendung ist freiwillig. Die deutschen
Produzenten verwenden es oft zusammen mit dem EU-Bio-Logo.

Das EU-Recht schützt Bezeichnungen wie »bio« oder


»öko«, aber nicht Begriffe wie »umweltgerecht«,
»naturgedüngt«, »unbehandelt« oder »kontrollierter Anbau«.
Wenn Sie Produkte mit dem EU-Bio-Logo wählen, wissen
Sie, dass Sie echtes Bio im Einkaufskorb haben – zumindest
nach Definition der EU.
Deutsche Anbauverbände
Neben dem EU-Bio-Logo und dem deutschen Bio-Siegel gibt es
Siegel, die von landwirtschaftlichen Bio-Verbänden vergeben
werden, zumeist sind deren Kriterien noch strenger als die der
EU. Die wohl bekanntesten sind:

Demeter: Dies ist der wohl älteste Bioverband, der nach


anthroposophischen Prinzipien arbeitet. Die Standards sind
deutlich strenger als das EU-Siegel, beispielsweise muss das
Futter zu 100 Prozent bio sein, Kühe dürfen nicht enthornt
werden und in der Verarbeitung sind nur wenige absolut
notwendige Zusatzstoffe erlaubt.
Bioland: Hier sind die Vorgaben ähnlich streng. Pestizide und
gentechnisch veränderte Organismen werden ebenso
abgelehnt wie Antibiotika oder herkömmliche Medikamente.
Auch hier gibt es detaillierte Richtlinien für einzelne
Produktgruppen.
Ecoland, Biokreis, Gäa, Naturland oder Eco Vin: Sie haben
im Großen und Ganzen ähnlich strenge Standards wie
Demeter oder Bioland.
Bio-Eigenmarken deutscher Discounter – Biobio von Netto,
Biotrend von Lidl oder GUT bio von Aldi. Aber Vorsicht: Das
sind nur die Markennamen der hauseigenen Produktlinie, aber
keine Siegel für besonders bio- oder ökofreundliche Produkte.
Diese Produkte erfüllen als Mindeststandard nur die
Richtlinien der EG-Öko-Verordnung, mit den Siegeln der
Anbauverbände können sie nicht mithalten.

Leider bedeutet »bio« nicht immer automatisch auch »fair«,


und auch das Tierwohl steht bei Bioprodukten nicht im
Vordergrund.

Fair genug? Fairtrade-Siegel


Das wohl wichtigste Siegel für fairen Handel ist das Fairtrade-
Siegel, das dafür sorgen soll, dass alle Zutaten zu 100 Prozent
unter Fairtrade-Bedingungen gehandelt werden und man deren
Handelskette zurückverfolgen kann. Wer das Fairtrade-Siegel an
sein Produkt kleben will, muss die weiter vorn in diesem Kapitel
besprochenen Grundsätze des fairen Handels einhalten.
Verantwortlich für das Siegel ist die Fair Trade Labelling
Organization; die Produzenten und Vermarkter fairer Produkte
sind in der World Fair Trade Organization organisiert, einem
globalen Netzwerk von Produzenten, Ex- und Importeuren, Groß-
und Einzelhändlern. Zusätzlich gibt es spezielle Fairtrade-Siegel
für bestimmte Produktkategorien wie Kosmetik, Textilien oder
Rohstoffe. Eine sogenannte Zertifizierungsorganisation, Flocert,
überprüft die Einhaltung der Standards durch Produzenten und
Händler.

Unter www.siegelklarheit.de finden Sie mehr


Erläuterungen zu vielen weiteren Siegeln. Diese Homepage
ist vom Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) initiiert und
finanziert. Außerdem gibt es mittlerweile auch Apps zur
Erkennung von Siegeln, beispielsweise Nabu-Siegelcheck
oder Siegelklarheit.
Auch bei den Fairtrade-Siegeln gibt es unternehmensspezifische
Siegel, die aber in der Regel eher eine Absichtserklärung des
Unternehmens darstellen als eine Verpflichtung – als Empfehlung
für fairen Handel eher nachrangig. Sie können ja selbst
entscheiden, was Sie von einem Siegel halten, das sich ein
Unternehmen selbst verleiht.

Konsum und Glück


Nun haben wir uns gefragt, wie man mit gutem Gewissen
konsumieren kann, aber macht uns Konsum glücklich? Und wie
gibt man sein Geld so aus, dass man dabei so glücklich wie
möglich wird? Mittlerweile wird das Glück der Menschen
wissenschaftlich erforscht, im Rahmen der Glücksforschung, und
die Ergebnisse dieser Forschung können uns vielleicht dabei
helfen, glücklicher zu werden – auch beim Geldausgeben. Dazu
wollen wir uns erst einmal anschauen, wie Glücksforschung
funktioniert, dann fragen wir, ob mehr Geld uns glücklich macht,
und schauen uns die Tipps an, die Glücksforscher auf Lager
haben, wenn es ums Konsumieren geht.

So wird Glück gemessen


Will man wissen, ob und wie Geld glücklich macht, so muss man
zuerst fragen, wie man Glück misst. Mittlerweile verwendet die
Forschung dazu viele Methoden:

Befragung: Die einfachste Methode besteht darin, die


Menschen zu fragen: »Wie glücklich sind Sie derzeit auf einer
Skala von eins bis fünf?« Mittlerweile gibt es viele Studien, die
diese Frage regelmäßig vielen Personen stellen.
Erlebnis-Stichproben-Methode: Bei dieser Methode
bekommen Versuchspersonen einen tragbaren Computer, der
sie zufällig mehrmals am Tag fragt, was sie gerade tun, wo sie
sind und in welcher Gesellschaft sie sich befinden; zusätzlich
werden sie über ihre aktuellen Emotionen befragt. So kann
man feststellen, welche Tätigkeiten zu welchen Emotionen
führen.
Tagesrekonstruktion: Hier führen Versuchspersonen ein
Tagebuch, in dem sie ihren Tag beschreiben und die Intensität
ihrer Gefühle bei verschiedenen Tätigkeiten angeben.
Bildgebende Verfahren und Messungen: Mittlerweile wird
das Wohlbefinden von Menschen auch anhand körperlicher
Reaktionen wie Blutdruck oder Herzschlag bestimmt. Mithilfe
sogenannter bildgebender Verfahren schaut man den
Menschen sozusagen in den Kopf und beobachtet, welche
Hirnregionen wann durchblutet werden.

Das Grundprinzip dieser Methoden ist das gleiche: Man versucht,


das Wohlbefinden, das Glücksempfinden von Versuchspersonen
zu messen und dabei einen Zusammenhang herzustellen
zwischen deren Glücksempfinden und dem, was sie gerade tun
und in welcher Lebenssituation sie sich befinden. Stellt man
beispielsweise fest, dass Menschen mit einem höheren
Einkommen im Schnitt glücklicher sind als Menschen mit
geringem Einkommen, so kann man daraus ableiten, dass Geld
doch glücklich macht. Tut es das?
Glück und Einkommen
Macht Geld also glücklich? Das ist eine in der Wissenschaft
erbittert geführte Debatte. Manche Forscher sagen Nein, andere
sagen Ja.

Das Pro-Kopf-Einkommen ist in vielen Staaten in den


vergangenen 50 Jahren gestiegen, aber das
durchschnittliche Glücksbefinden in diesen Staaten blieb
mehr oder weniger konstant. Dieser Widerspruch wird – nach
dem Forscher, der ihn zuerst beobachtet hat – als Easterlin-
Paradox bezeichnet.
Ab einem bestimmten Niveau scheint das Einkommen eines
Landes keinen Einfluss mehr auf das Wohlbefinden seiner Bürger
zu haben – was einem nicht unmittelbar einleuchtet, weswegen
man das auch als Paradox bezeichnet. Was könnten die
Ursachen dafür sein?

Naheliegend ist, dass ab einem bestimmten Einkommen


andere Dinge als Geld wichtiger werden – Geld ist eben doch
nicht alles.
Vielleicht achten die Menschen aber nicht nur auf ihr eigenes
Einkommen, sondern auch auf das der Nachbarn? Es gibt
Studien, die zeigen, dass das Glücksempfinden von
Menschen sinkt, wenn das Einkommen der Nachbarn steigt.
Vielleicht gewöhnen sich Menschen auch an ein bestimmtes
Einkommen. Die Gehaltserhöhung macht Sie glücklich, aber
nur vorübergehend, bis Sie sich daran gewöhnt haben.
Neuere Studien stellen den statistischen Zusammenhang, den
das Easterlin-Paradoxon behauptet, grundsätzlich infrage; hier
geht es vor allem um statistische Methoden und
Forschungsdesigns.
Die Messskalen sind mit festen Werten versehen. Es ist daher
kaum möglich festzustellen, ob ein Zufriedenheitsniveau von –
sagen wir – sieben auf einer Skala von eins bis zehn heute
das gleiche Niveau bedeutet wie vor 10, 20 oder gar 30
Jahren. Will heißen: Das Easterlin-Paradox existiert nicht, weil
sich unsere Auffassung von Glück über die Jahre ändert. Das
höhere Einkommen führt dazu, dass wir uns ein höheres
Glück vorstellen können; das bedeutet nicht, dass es uns nicht
glücklicher macht.
Vielleicht ändert sich unsere Auffassung von Glück mit der
Zeit: Je zufriedener wir werden, umso eher können wir uns
noch größeres Glück vorstellen. Heute denken wir, dass es
gar nicht besser gehen kann, doch nächstes Jahr erkennen
wir, dass es sogar noch besser gehen könnte.

Stimmen die Erkenntnisse der Glücksforschung, so können


Sie zwei Tipps mitnehmen, die Sie glücklicher machen:

Vergleichen Sie sich nicht mit Kollegen und Nachbarn.


Vergleiche machen unglücklich.
Machen Sie sich einmal am Tag bewusst, wie gut es
Ihnen geht, was die positiven Dinge in Ihrem Leben sind.

Glück und Geldausgeben


Aus den Studien der Glücksforscher lassen sich nun einige Tipps
ableiten, wie Sie Ihr Geld so ausgeben können, dass es etwas
glücklicher macht:

Kaufen Sie Erlebnisse statt materieller Güter.


Geben Sie Ihr Geld für andere Menschen aus.
Verschaffen Sie sich kleine statt großer Konsumerlebnisse.
Zahlen Sie im Voraus.

Schauen wir uns diese Vorschläge einmal etwas näher an.


Erlebnisse statt materieller Güter
Forscher glauben, dass der Kauf beispielsweise eines Fernsehers
weniger glücklich macht als Urlaub oder Konzertbesuche.
Warum?

Wir neigen dazu, unseren Kauf mit anderen Dingen zu


vergleichen, die wir nicht gekauft haben (»Vielleicht wäre doch
das größere Modell besser gewesen?«), das macht uns
unzufrieden. Bei Erlebnissen tun wir das merkwürdigerweise
nicht.
Es scheint so, dass wir Erlebnisse weniger aus Statusgründen
kaufen als materielle Gegenstände. Der Neid scheint bei
Erlebnissen weniger ausgeprägt zu sein. Erlebnisse bestärken
uns und unsere sozialen Beziehungen, und es macht
glücklich, später über die Erlebnisse zu sprechen.

Also: Kaufen Sie Abenteuer, wagen Sie etwas, und die


Chancen stehen gut, dass Sie dabei auch etwas über sich
selbst herausfinden.
Geben Sie Ihr Geld für andere Menschen aus
In der Tat, Studien zeigen, dass es uns glücklich macht, Geld für
andere Menschen auszugeben, für wohltätige Zwecke oder
Freunde. Es macht uns in unseren Augen zu besseren Menschen
und stärkt soziale Bindungen. Probieren Sie es einmal aus.
Kleine statt großer Konsumerlebnisse kaufen
Die Idee dahinter ist einfach: Wenn Sie etwas Neues kaufen,
nutzt sich das damit verbundene Glücksgefühl rasch ab – der
Stolz und die Freude über den neuen Wagen lassen schnell nach.
Das gilt auch für kleinere Anschaffungen, aber der Trick dabei ist:
Eine große Anschaffung verschafft Ihnen ein Glücksgefühl, viele
kleine Anschaffungen verschaffen Ihnen viele Glücksgefühle.
Also: Freuen Sie sich lieber mehrmals über kleine Dinge
statt nur einmal über eine große Anschaffung.
Im Voraus zahlen
Wenn die Reise, das Auto oder was auch immer bereits bezahlt
ist, können Sie diese Anschaffung viel stärker und intensiver
genießen, als wenn Sie das auf Kredit tun. Kaufen Sie das Auto
auf Kredit, freuen Sie sich zwar, aber im Hinterkopf ist immer der
Gedanke an die Raten, die noch abzustottern sind, das schmälert
das Glücksgefühl. Ein bereits bezahlter Urlaub macht mehr Spaß
als ein Urlaub, in dem man immer daran denken muss, wie man
den Kredit zurückzahlt.

Geld, Glück und Beziehungen


Empirische Studien legen nahe, dass Paare am häufigsten über das Thema Geld
streiten. Und in der Tat: Glückliche Paare streiten weniger, wenn es ums Geld geht.
Und hier finden Sie auch die Glücksformel für eine gute Beziehung: In einer glücklichen
Beziehung nehmen die Partner mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse und Wünsche des
anderen, rechnen nicht vor, was wer bekommt, sondern vertrauen darauf, dass sich
langfristig Vor- und Nachteile ausgleichen. Man debattiert nicht über jede Anschaffung,
sondern gönnt dem Partner etwas, weil man weiß, dass man irgendwann auch zum
Zug kommt. In unglücklichen Beziehungen hingegen wird verhandelt, wer was wann
bekommt. Und: Glückliche Paare fällen ihre Kaufentscheidungen gemeinsam, dann
muss man auch nicht anschließend mit dem Partner darüber streiten, ob die
Anschaffung wirklich notwendig war. Glückliche Paare streiten kürzer und weniger
konfliktbeladen über Geld.
Teil III
Wohnen, Arbeiten, Leben
IN DIESEM TEIL …
Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir bei der Arbeit
und in unserem Zuhause. Wer eine teure, ungemütliche
Wohnung hat, einen unterbezahlten Job, ist unzufrieden.
Grund genug, sich das einmal näher anzuschauen.
Kapitel 7
Wohnen
IN DIESEM KAPITEL
Eine Wohnung mieten
Der Mietvertrag
Das Mietverhältnis

Die meiste Zeit unseres Lebens verbringen wir wohl zu Hause,


umso wichtiger ist es, dass wir uns dort wohlfühlen. Also lohnt es
sich, darüber nachzudenken, wo und wie man wohnen will – das
wollen wir uns in diesem Kapitel anschauen. Im ersten Schritt
wollen wir uns anschauen, worauf man achten muss, wenn man
eine Wohnung sucht und mietet. Die eigenen vier Wände sind
dem nächsten Kapitel vorbehalten.

Eine Wohnung mieten


Wenn Sie sich entschlossen haben, zur Miete zu wohnen,
müssen Sie zuerst eine passende Wohnung suchen und dann
einen Mietvertrag unterschreiben, der gewisse Rechte und
Pflichten mit sich bringt. Schauen wir uns das einmal der Reihe
nach an; beginnen wir mit der Wohnungssuche.

Fragen klären
Am Anfang der Wohnungssuche steht die Frage danach, was Sie
suchen – darüber sollten Sie sich im Klaren sein, um keine Zeit zu
verschwenden. Welche Fragen müssen Sie beantworten?
Wie wollen Sie wohnen – in einer WG oder allein, in einem
Apartment oder nur in einem Zimmer, vielleicht in einem
Studentenwohnheim? Oder suchen Sie eine eigene,
komfortable Wohnung?
Welcher Wohnungstyp (Alt- oder Neubau) soll es sein, wie
soll die Wohnung geschnitten sein, soll sie Balkon, Garage,
Garten oder andere Extras haben?
Wo wollen Sie wohnen? Hier geht es letztlich vor allem um
die Entfernung zum Arbeitsplatz. Faustformel: Je weiter weg
vom Zentrum, desto billiger, aber desto höher die Kosten des
Pendelns. Auch müssen Sie sich fragen, ob Sie eher der
Stadttyp sind oder ein Landei.
Wie viel können Sie zahlen? Faustformel: Die Miete sollte
ein Drittel des Einkommens nicht übersteigen. Die Höhe der
Miete, die Sie zahlen wollen oder können, entscheidet mit
darüber, welche Art von Wohnung für Sie passt.

Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, kommt der


anstrengende Teil: die Suche nach der Wohnung.

Wohngeld
Wenn Sie staatliche Leistungen empfangen (Hartz IV, Sozialhilfe, Grundsicherung),
werden die Kosten einer Wohnung in diesen Leistungen berücksichtigt. Haben Sie
keinen Anspruch auf solche Leistungen, können Sie, wenn Sie knapp bei Kasse sind,
Wohngeld beantragen, das ist ein Mietzuschuss für Personen, die (Unter-)Mieterin oder
Mieter einer Wohnung oder eines Zimmers sind. Sogar Eigentümer von Wohnraum
haben unter Umständen Anspruch auf Wohngeld. Ob Sie einen Anspruch haben und
wie hoch dieser ist, hängt davon ab, wie viel Personen im betreffenden Haushalt leben,
von der Höhe des wohngeldrechtlichen Gesamteinkommens und der Höhe der
zuschussfähigen Miete (oder der Belastung bei Wohnungseigentümern). Suchen Sie im
Internet nach Wohngeldrechnern, die rechnen Ihnen aus, ob Sie einen Anspruch haben
und wenn ja, wie hoch dieser ist. Den Antrag auf Wohngeld stellen Sie bei Ihrer örtlich
zuständigen Wohngeldbehörde.

Wie und wo? Die Suche


Wie und wo kann man suchen? Hier gibt es eine Menge
Möglichkeiten:

Online: Natürlich nutzen Sie Onlineplattformen und


kostenlose Apps zur Wohnungssuche. Insbesondere die Filter,
die man einstellen kann, sind sehr nützlich (»Wie teuer darf
die Wohnung sein?«); Sie können sich auch regelmäßig neue
Angebote zuschicken lassen.
Zeitungen: Vernachlässigen Sie auch nicht Zeitungen und
örtliche Reklameblätter mit ihren Wohnungsanzeigen.
eBay: Heutzutage finden Sie Wohnungsangebote auch auf
eBay, meistens ohne Makler.
Universität: Suchen Sie eine Studentenbude, so sind
Studierendenwerke der örtlichen Universität und Aushänge an
der Universität sehr hilfreich.
Netzwerke: Aktivieren Sie Ihr persönliches Netzwerk –
Freunde, Bekannte und Kollegen. Nutzen Sie auch soziale
Netzwerke wie Facebook, hier gibt es regionale Gruppen, in
denen man gezielt suchen kann.
Anzeigen: Je nachdem, wie dringlich es ist, können Sie auch
eigene Anzeigen aufgeben, eigene Aushänge machen.
Interessentenlisten: Bei Wohnungsgesellschaften und -
genossenschaften oder privaten Vermietern mit mehreren
Immobilien kann man anfragen, ob es eine Interessentenliste
gibt, auf die man sich setzen lassen kann, sodass man
informiert wird, sobald etwas frei wird.

Je nachdem, wo Sie hinwollen, sollten Sie zeitig anfangen zu


suchen. Unter Zeitdruck sucht und verhandelt es sich schlecht.
Sie können auch einen Makler mit der Wohnungssuche
beauftragen; überlegen Sie aber gut, ob es sich lohnt. Die
Kosten für den Makler dürfen nicht mehr als zwei
Monatsmieten plus Mehrwertsteuer betragen.

Einen guten Eindruck machen: Die


Bewerbung
Haben Sie eine Wohnung gefunden, die Sie interessiert, ist der
nächste Schritt die Kontaktaufnahme und die Bewerbung um die
Wohnung. Auch hier helfen ein paar einfache Grundregeln:

Bevorzugen Sie immer die persönliche Kontaktaufnahme, also


Telefon statt E-Mail oder Brief. Das ist direkter, schneller und
auch persönlicher. Es sei denn, der Vermieter wünscht nur
schriftliche Kontaktaufnahme.
Egal ob Brief oder Anruf, folgende Daten sollten Sie im Kopf
haben oder nennen: Name des Vermieters, Adresse der
Wohnung, einen Terminvorschlag. Selbstverständlich halten
Sie auch Ihre Kontaktdaten bereit.
Der erste Eindruck zählt, dazu gehören eine höfliche Anrede
oder gegebenenfalls ein fehlerfreies Anschreiben, das alle
notwendigen Informationen enthält.
Kommunizieren Sie auch Ihre aktuelle Situation und Ihre
Motivation für die Bewerbung.

Auch das hat ein Bekannter schon erlebt: Eine WhatsApp-


Nachricht mit dem Text »Hallo, du vermietest eine Wohnung?
Wann kann ich sie sehen?« Und? Würden Sie sich auf einen
solchen Mieter freuen?

Ein gutes Auge haben: Die Besichtigung


Auch bei der Besichtigung zählt, was bei der Bewerbung punktet:
Höflichkeit, Pünktlichkeit und ein gepflegtes Aussehen. Bringen
Sie eine Bewerbungsmappe mit, in der Sie die wichtigsten
Unterlagen bereithalten, als da wären:

ein Einkommensnachweis,
eine Schufa-Auskunft,
falls nötig, eine Bürgschaft, ein Bafög- oder
Kindergeldnachweis oder eine Immatrikulationsbescheinigung
(beispielsweise bei Studierenden oder Auszubildenden),
eine Bescheinigung zur Mietschuldenfreiheit vom vorherigen
Vermieter (rechtlich gesehen darf der potenzielle Vermieter
diese nicht fordern, ebenso wie die Schufa-Auskunft).
Manche Bewerber legen auch eine Empfehlung vom
Arbeitgeber bei, ein Bewerbungsschreiben und Kopien von
Ausweisen. Darüber lässt sich streiten.

Bestimmte Dinge müssen Sie dem Vermieter mitteilen,


beispielsweise wenn Sie arbeitslos sind und sich die Miete
nicht leisten können oder wenn ein Insolvenzverfahren gegen
Sie läuft.
Versetzen Sie sich in die Lage des Vermieters: Er will nette,
freundliche Leute in seiner Wohnung, die keinen Ärger machen,
sich um den Zustand der Wohnung kümmern und stets pünktlich
ihre Miete zahlen. Dementsprechend will er wissen, was Sie
machen, wie sicher Sie die Miete zahlen können. Fragt er Sie, ob
Sie rauchen, Vorstrafen haben oder nach Ihrer politischen
Einstellung oder Religion, müssen Sie nicht ehrlich antworten.
Aber Sie müssen beispielsweise korrekt angeben, wer in die
Wohnung einziehen soll.
Bei der Besichtigung selbst sollten Sie auf folgende Dinge achten:
Gibt es Gerüche? Geräusche, Verkehrslärm? Wie sind die
Nachbarn und das ganze Umfeld? Am besten, Sie fragen
einmal andere Mieter oder Nachbarn.
Wie ist der Zustand der Wohnung? Beleuchtung,
Lichtverhältnisse, Dämmung, Isolierung, Heizung,
Internetanbindung? Wo sind Anschlüsse für Waschmaschine,
Herd, Internet, wo sind wie viele Steckdosen? Ist die Wohnung
hellhörig?
Gibt es eine Waschküche? Keller oder Dachboden? Was ist
mit der Hausordnung und dem Winterdienst?
Wie ist der Anschluss an den öffentlichen
Personennahverkehr? Gibt es im Umfeld Supermärkte oder
andere wichtige Geschäfte? Sport- und Kulturangebote?
Wie hoch sind die Nebenkosten?

Ein letzter Tipp: Nehmen Sie zur Besichtigung eine neutrale dritte
Person mit, die vielleicht einen etwas klareren Blick auf die
Wohnung hat als Sie.

Glückwunsch: Die Wohnungsübergabe


Hat der Vermieter sich für Sie als Mieter entschieden?
Glückwunsch zur neuen Wohnung! Bei der Übergabe gibt es ein
paar Dinge zu beachten, und zwar sowohl wenn Sie einziehen als
auch wenn Sie ausziehen. In der Regel sollte ein gemeinsamer
Übergabetermin stattfinden, auch wenn das nicht vorgeschrieben
ist. Achten Sie auf folgende Punkte (die auch für den
Übergabetermin gelten, wenn man auszieht):

Zum Zeitpunkt der Wohnungsübergabe befindet sich in der


Wohnung nichts, was Sie nicht mitmieten wollen. Alte Möbel
oder Müll des Vormieters müssen entfernt sein, das müssen
Sie nicht akzeptieren.
War eine Renovierung der Wohnung zugesichert, muss diese
zu Beginn der Mietvertragslaufzeit beendet sein.
Notieren Sie die Zählerstände von Strom und Wasser etc.
Dokumentieren Sie den Zustand der Wohnung per Foto; es
schadet auch nicht, eine dritte Person bei der Übergabe
dabeizuhaben.
Überprüfen Sie die Funktionsfähigkeit aller technischen
Geräte, alle Funktionen in Küche und Bad.
Prüfen Sie, ob alle Schlüssel vorhanden sind und ob sie auch
zu den entsprechenden Schlössern passen.
Fertigen Sie ein Übergabeprotokoll an, in dem der Zustand der
Wohnung beschrieben wird. Einen Rechtsanspruch auf ein
solches Protokoll gibt es allerdings nicht.
Ob Sie die Wohnung renoviert zurückgeben müssen (oder
beim Einzug renovieren müssen), wird im Mietvertrag
festgelegt.

Bei der Rückgabe einer Wohnung gilt grundsätzlich: Die


Wohnung muss so aussehen wie zu Mietbeginn; Sie müssen also
alle von Ihnen vorgenommenen Einbauten entfernen, auch die
Küche, wenn diese von Ihnen eingebaut wurde (wobei sich hier
oft Verhandlungen mit dem Vermieter oder dem Nachmieter
lohnen).

Schönheitsreparaturen
Oft wird im Mietvertrag auch festgelegt, dass der Mieter bestimmte
Schönheitsreparaturen durchführen muss. Passen Sie hier auf, viele dieser Klauseln
sind unwirksam. Zu den Schönheitsreparaturen zählt das Tapezieren oder Streichen
von Decken, Wänden, das Streichen von Fußböden, Innen- und Außentüren, Fenstern,
Heizungen und Rohren. Arbeiten wie das Abschleifen und Versiegeln von
Parkettboden, das Streichen von Fenstern und Türen von außen sowie die Reparatur
von Sanitär- und Heizungsanlage und Elektroinstallation sind Sache des Vermieters.
Etwaige Renovierungsarbeiten sind »ordnungsgemäß« und »fachgerecht«
auszuführen; Sie können diese Arbeiten also auch selbst erledigen, anstatt einen
Handwerker zu engagieren, wenn Sie sich das zutrauen und es anschließend
professionell ausschaut.
Aus- und Umzug
Nicht nur beim Einzug, auch beim Umzug gilt es einige Dinge zu
beachten, als da wären:

Kündigungsfristen,
Nachmieter und
Mitteilung der neuen Adresse.

Kündigungsfristen und Nachmieter


Wollen Sie Ihre Wohnung kündigen, so ist das klar geregelt:

Sie haben eine Kündigungsfrist von drei Monaten.


Sie müssen schriftlich kündigen.
Ihre Kündigung muss den Vermieter spätestens am dritten
Werktag eines Monats erreichen, damit dieser Monat zählt.
Bei Mieterhöhungen, Sanierungsarbeiten oder Gefährdungen
der Gesundheit (beispielsweise durch Schimmel) verkürzt sich
die Kündigungsfrist.

Kündigt Ihnen hingegen der Vermieter, bemisst sich die


Kündigungsfrist nach der Dauer des Mietverhältnisses – je länger
Sie in der Wohnung wohnen, umso länger ist die Kündigungsfrist.
Sie beträgt

drei Monate, wenn Sie bis zu drei Monaten in der Wohnung


wohnen,
sechs Monate, wenn Sie fünf bis acht Jahre dort wohnen, und
neun Monate, wenn Sie dort länger als acht Jahre wohnen.
Auch für Vermieter gelten verkürze Kündigungsfristen,
wenn Sie die Wohnung vertragswidrig nutzen (beispielsweise
zum Drogenhandel), den Hausfrieden stören oder wenn Sie
mit dem Vermieter unter einem Dach wohnen (in letzterem
Fall muss dieser allerdings zusätzlich Eigenbedarf
anmelden).
Wollen Sie – ohne gute Gründe – vorzeitig aus dem Mietvertrag
heraus, müssen Sie entweder auf das Entgegenkommen des
Vermieters hoffen oder einen Nachmieter finden, wenn der
Mietvertrag eine sogenannte Nachmieterklausel enthält. Der
Vermieter muss allerdings nicht jeden Nachmieter akzeptieren;
dieser muss die Miete zahlen können und persönlich für den
Vermieter akzeptabel sein; zudem muss der Mieter ein
schutzwürdiges Interesse an der Beendigung des Mietvertrags
haben (beispielsweise Alter, Krankheit, berufliche
Umorientierung).
Wird Ihnen gekündigt und Sie wollen sich zur Wehr setzen,
müssen Sie schriftlich bis zwei Monate vor Ende der
Kündigungsfrist widersprechen. Ihr Widerspruch hat Chancen,
wenn Sie soziale Härtefälle anmelden können wie
Schwangerschaft, bevorstehende Prüfungen, schwere
Erkrankungen, hohes Alter, lange Wohndauer oder
Schwierigkeiten, zeitig eine neue Wohnung zu finden.
Kein Umzug ohne Ummelden
Wenn Sie umziehen, gibt es eine Fülle von Behördengängen, die
Sie erledigen müssen – hier eine Checkliste:

Einwohnermeldeamt: Sie müssen Ihren neuen Wohnsitz


innerhalb von zwei Wochen beim örtlichen
Einwohnermeldeamt melden. Bringen Sie einen
Personalausweis und eine Bestätigung des Vermieters mit.
Auch Zweitwohnsitze müssen Sie anmelden.
Finanzamt: Teilen Sie dem Finanzamt, das bisher für Sie
zuständig war, Ihren Umzug mit (geben Sie dabei Ihre
Steuernummer an). Ihre nächste Steuererklärung geben Sie
dann bei dem für Sie nun zuständigen Finanzamt ab.
Auto: Ihren Wagen müssen Sie bei der Kfz-Zulassungsstelle
ummelden, dafür benötigen Sie Fahrzeugschein,
Fahrzeugbrief sowie eine elektronische
Versicherungsbestätigung Ihrer Kfz-Haftpflichtversicherung.
Ihr Kennzeichen können Sie übrigens behalten.

Wenn Sie umziehen, ändert sich möglicherweise die


Regionalklasse Ihrer Kfz-Versicherung. Damit kann sich dann
auch Ihre Versicherungsprämie ändern.

Rundfunkbeitrag: Sie zahlen monatlich für die Öffentlich-


Rechtlichen – ob Sie wollen oder nicht –, also müssen Sie
auch Ihre neue Adresse melden. Das geht einfach über
www.rundfunkbeitrag.de.

Bankverbindung: In der Regel müssen Sie nicht die Bank


wechseln, wenn Sie umziehen, aber die Filiale. Eine gute
Bank bietet einen Umzugsservice an.
Gas, Wasser, Strom, Telefon, Internet: Auch hier müssen
Sie sich ummelden. Dabei haben Sie die Gelegenheit zu
überprüfen, ob Sie Ihren Versorger wechseln wollen. Warten
Sie nicht zu lange damit. Vergessen Sie auch nicht
Fitnessclubs, Yogakurse oder andere Freizeitaktivitäten,
Versicherungen, Arbeitgeber, Berater, Krankenkasse und
Zeitschriftenabos.
Schule und Kindergarten: Auch darum müssen Sie sich
rechtzeitig kümmern.
Nachsendeauftrag: Bei der Deutschen Post können Sie
online beantragen, dass Ihre Post und Päckchen an Ihre neue
Adresse weitergeleitet werden.
Freunde und Bekannte: Ein Umzug kann auch ein netter
Anlass sein, sich mal wieder bei Bekannten und Freunden zu
melden.
Haustiere: Wuff! Auch Ihren Vierbeiner müssen Sie
ummelden, eventuell ändert sich dadurch auch die Höhe der
Hundesteuer, die Sie zahlen müssen (aber keine Frage, Ihr
Liebling ist Ihnen das wert).

Das Mietverhältnis
Im Folgenden wollen wir uns die wichtigsten Bestandteile eines
Mietverhältnisses anschauen:

den Mietvertrag,
die Miete,
die Nebenkosten und
Ihre Rechte als Mieter.

Was der Mietvertrag enthält


Im Mietvertrag werden alle Details des Mietverhältnisses
festgehalten, dementsprechend wichtig ist er. Achten Sie auf
folgende Punkte:

Die Vertragsparteien, der Vermieter und der Mieter: Wenn


Sie allein im Vertrag stehen, schulden Sie auch allein die
Miete, wenn – beispielsweise bei einer WG – mehrere
Personen als Mieter im Vertrag stehen, kann der Vermieter
von jedem die Miete in voller Höhe fordern (natürlich nur
einmal).
Eine Beschreibung der Wohnung, Adresse, Lage der
Wohnung (zum Beispiel Erdgeschoss), Anzahl und Art der
Zimmer. Sie sollten auch darauf achten, dass die Nutzung von
Garten, Kellerräumen und Parkplätzen geregelt ist.
Mietzeit – befristet oder unbefristet.
Kündigungsfrist: Enthält der Vertrag keine Regelungen zur
Kündigungsfrist, so gelten automatisch die gesetzlichen
Regelungen.
Nachmieterklauseln sorgen dafür, dass der Vermieter bei
vorzeitiger Kündigung einen Nachmieter akzeptieren muss,
den Sie vorschlagen (allerdings kann man einschränkend eine
Zumutbarkeit für den Vermieter vereinbaren).
Die Miete – das schauen wir uns gleich ausführlicher an – und
Zahlungsweise sowie -termine.
Klauseln zu Schönheitsreparaturen: Hier lohnt es sich im
Streitfall aufzupassen: Viele dieser Klauseln sind juristisch
unwirksam.
Kleinreparaturklauseln, die dem Mieter die Kosten für
sogenannte Kleinreparaturen auferlegen; auch hier sind viele
dieser Klauseln rechtlich unwirksam.
Kaution: Sie kann, je nach Vereinbarung, bar (also als
Überweisung), als (Bank-)Bürgschaft, durch Verpfändung
eines Sparbuchs, anderer Sachen oder Rechte oder über eine
Kautionsversicherung oder Abtretung von Forderungen gegen
Dritte erfolgen. Die Kaution darf maximal drei Nettokaltmieten
betragen.
Hausordnung (wenn eine vorhanden ist), insbesondere zur
Haltung von Tieren.
Haftungsausschluss: Mit Regelungen zum
Haftungsausschluss versucht der Vermieter, Haftung
auszuschließen, wenn ein Mangel in der Wohnung zu
Schäden beim Mieter führt. Aufgepasst! Das kann der
Vermieter nur so weit ausschließen, als ihn kein Verschulden
trifft.

Diese Dinge sollten in Ihrem Mietvertrag geregelt sein, wobei wir


uns einen Punkt etwas näher anschauen wollen: die Höhe der
Miete.

Im Internet finden Sie zahlreiche Vordrucke für


Mietverträge.

Monat für Monat: Die Miete


Der wichtigste finanzielle Teil einer Wohnung ist natürlich die
Miete – aber was ist eigentlich damit gemeint? Hier gibt es
verschiedene Begriffe, die man kennen sollte:

Die Bruttokaltmiete (auch Inklusivmiete genannt) enthält


neben der eigentlichen Miete alle Betriebskosten der
Wohnung außer den Heiz- und Warmwasserkosten.
Die Nettokaltmiete umfasst nur die eigentliche Miete. Alle
Nebenkosten (Müllentsorgung, Schmutzwasser, Hausstrom
etc. sowie Heiz- und Warmwasserkosten) werden in dieser
Miete nicht berücksichtigt und separat ausgewiesen.
Als Warmmiete bezeichnet man in der Regel das, was man
dem Vermieter monatlich zahlt. Darin enthalten ist die
Nettokaltmiete plus eine Vorauszahlung auf alle
Betriebskosten; je nach Vertrag enthält das dann auch die
Kosten für Heizung und Warmwasser.

Bruttowarmmieten, die alle Nebenkosten, auch Heizung


und Warmwasser enthalten, sind in der Regel unzulässig. Die
Abrechnung von Heizung und Warmwasser muss zwingend
verbrauchsabhängig erfolgen.

Die ortsübliche Vergleichsmiete ist diejenige Miete, die für eine


vergleichbare Wohnung in der Umgebung üblich ist. Sie wird
über einen Mietspiegel ermittelt. An dieser Miete können Sie
sich orientieren, wenn Sie wissen wollen, ob die geforderte
Miete angemessen ist.
Der Mietspiegel
Der Mietspiegel wird von der Gemeinde in Zusammenarbeit mit Interessenvertretern
von Vermietern und Mietern erstellt und soll eine Übersicht über die ortsübliche
Vergleichsmiete (Kaltmiete) geben. Der einfache Mietspiegel wird von der Gemeinde
und den Interessenvertretern gemeinsam erstellt, der qualifizierte Mietspiegel wird nach
wissenschaftlichen Grundsätzen ermittelt – Letzterer hat rechtliche Relevanz, wenn es
zu Prozessen über Mieterhöhungen kommt. Im Mietspiegel finden Sie Spannen für die
ortsübliche Vergleichsmiete, gestaffelt nach Wohnungsgröße, Ausstattung und
Baualter. Er gibt Ihnen eine gute Orientierung, wie viel Miete Sie für eine Wohnung
zahlen müssen. Leider hat nicht jede Gemeinde einen Mietspiegel. In solchen Fällen
können Sie entweder Mietspiegel benachbarter oder ähnlicher Gemeinden heranziehen
oder aber Sie schauen sich mehrere Wohnungen im unmittelbaren Umfeld an, um
einen Eindruck vom dortigen Mietniveau zu bekommen. Manchmal hilft auch eine
Anfrage in sozialen Medien wie Facebook, da finden Sie mit Sicherheit eine Gruppe
»Meine Stadt« (oder so ähnlich), wo man Erfahrungen austauschen kann.

Der Mietspiegel gibt Ihnen Orientierung bei Neuvermietungen


oder Mieterhöhungen, vor allem auch bei der Frage, ob die
Mieterhöhung rechtmäßig ist. Wohnen Sie in einem Gebiet, in
dem die Mietpreisbremse gilt, darf die Miete bei der
Neuvermietung nicht mehr als 10 Prozent über der ortsüblichen
Vergleichsmiete liegen. Auch ohne Mietpreisbremse aber gilt,
dass eine Überschreitung der ortsüblichen Vergleichsmiete um
mehr als 50 Prozent als unangemessen hoch gilt (zusätzlich
muss eine Notlage des Mieters vorliegen).

Welche Miete können Sie sich leisten? Eine alte


Faustformel besagt, dass man nicht mehr als 30 Prozent
seines Monatseinkommens für die monatliche Miete
ausgeben sollte.

Die zweite Miete: Nebenkosten


Mittlerweile gelten sie als die zweite Miete – Nebenkosten, wobei
dieser Begriff schon unscharf ist, man unterscheidet zwischen:

Nebenkosten, das sind alle Kosten, die im Zusammenhang


mit dem Besitz, der Instandhaltung und der Verwaltung des
Gebäudes anfallen.
Betriebskosten, das sind alle Kosten, die regelmäßig anfallen
und die der Vermieter sich von den Mietern zurückholen kann,
also die umlagefähigen Nebenkosten.

Es gibt also Nebenkosten, die der Vermieter auf die Mieter


überwälzen kann, und solche, die er selbst tragen muss. In der
sogenannten Betriebskostenverordnung ist festgelegt, welche
Kosten der Vermieter auf die Mieter umlegen darf. Das sind:

Grundsteuer;
Wasser- und Abwasserkosten, wobei Warmwasser
verbrauchsabhängig abgerechnet wird, während
beispielsweise Abwasser, Kaltwasser und Kanalisation mittels
Verteilerschlüssel auf die Mieter umgelegt werden;
Straßenreinigung und Müllabfuhr, Fahrstuhl, Hausreinigung,
Gartenpflege, Schornsteinreinigung, Hausmeister, Antenne
und Kabelanschluss;
Beleuchtung für Treppenhaus, Hausflur, Außenbeleuchtung
oder Waschküche (und sonstige Betriebskosten der
Waschküche);
Gebäudeversicherung (gegen Feuer, Sturm, Wasserschäden)
und Haftpflichtversicherungen für das Gebäude, Öltanks und
Aufzug sowie
sonstige Betriebskosten.

Die sonstigen Betriebskosten sorgen regelmäßig für Ärger.


Als Faustformel gilt, dass diese Kosten regelmäßig anfallen
müssen, sie müssen im Mietvertrag festgelegt sein. Das kann
die Wartung von Feuerlöschern sein, die Wartung der
Dachrinnen und der Blitzschutzanlage oder der Betrieb einer
Sauna oder eines Schwimmbades, das gemeinschaftlich
genutzt wird.
Im Mietvertrag muss stehen, welche Nebenkosten abgerechnet
werden, es sollte dort auch festgehalten werden, nach welchem
Schlüssel sie auf die Mieter umgelegt werden. Bestimmt der
Mietvertrag nichts, wird anhand der Wohnfläche abgerechnet.
Einige Betriebskosten hingegen dürfen nicht auf die Mieter
umgelegt werden, so zum Beispiel:

Instandhaltungskosten des Gebäudes oder Reparaturkosten,


Grunderwerbsteuer, Erbschaftsteuer oder Einkommensteuer
auf die Mieteinnahmen,
Verwaltungskosten,
einmalige Anschlusskosten für Kabel oder Antenne,
Gebühren für Mieterkonten,
Beiträge für den Grundeigentümerverein.

Es gibt Schätzungen, nach denen jede zweite


Nebenkostenabrechnung fehlerhaft ist – überprüfen lohnt
sich also, beispielsweise wenn die Nebenkosten stark von
denen des Vorjahres abweichen. Kommen neue
Nebenkosten hinzu, müssen Sie den Vermieter um Klärung
bitten, sonst wird angenommen, dass Sie diese akzeptieren.
Wenn Sie Ihre Nebenkostenabrechnung nachprüfen wollen, gibt
es einige Punkte, die Sie beachten sollten:

Formale Fehler – sind alle rechtlichen Vorgaben eingehalten?


Wurden die Fristen eingehalten, wurde der korrekte
Abrechnungszeitraum angegeben?
Wurden zulässige Nebenkosten abgerechnet?
Rechnerische Fehler – hat sich der Vermieter verrechnet?
Sind alle Vorauszahlungen korrekt erfasst?
Nach welchem Schlüssel wurden die Nebenkosten umgelegt?
Folgt die Abrechnung dem Gebot der Wirtschaftlichkeit oder
sind die Nebenkosten überteuert?
Ist die Abrechnung für den Mieter nachvollziehbar?

Als Mieter haben Sie das Recht auf Belegeinsicht bei Ihrem
Vermieter, wenn Ihnen Posten der Nebenkostenabrechnung
merkwürdig vorkommen. Sie dürfen die Belege auch
fotografieren. Wollen Sie die Prüfung nicht selbst vornehmen,
können Sie die Hilfe eines Mieterschutzvereins in Anspruch
nehmen (bei dem Sie einen Mitgliedsbeitrag zahlen müssen)
oder einen darauf spezialisierten Dienstleister beauftragen
(was natürlich auch etwas kostet).

Ihre Rechte als Mieter


Gut, über Ihre Rechte und Pflichten als Mieter könnte man ein
ganzes Buch füllen, lassen Sie uns hier also nur einen Blick auf
die häufigsten und wichtigsten Streitpunkte im Mietrecht werfen –
ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Das müssen Sie nicht bezahlen: Mietminderung
Wenn Sie Ihre Wohnung nicht so nutzen können, wie es der
Mietvertrag vorsieht, können Sie gegenüber dem Vermieter die
Miete kürzen. Solche Wohnungsmängel können sein:

Schimmel und Feuchtigkeit,


defekte Einrichtungen (beispielsweise Heizung, Aufzug),
Schäden am Haus oder an der Wohnung (beispielsweise ein
undichtes Dach).

Allerdings müssen diese Mängel erheblich sein, sie müssen die


Nutzung der Wohnung spürbar beeinträchtigen. Wichtig dabei:
Der Vermieter muss den Mangel nicht verschuldet haben, und der
Mieter darf ihn nicht verschuldet haben. Hatten Sie aber bereits
bei Vertragsabschluss Kenntnis von diesem Mangel, können Sie
die Miete nicht kürzen (beispielsweise wussten Sie bereits bei
Mietantritt, dass im Erdgeschoss eine laute Kneipe untergebracht
ist).
Und so gehen Sie bei einer Mietminderung vor:

Informieren Sie den Vermieter nachweislich (schriftlich, per


Einschreiben oder durch persönliche Übergabe) vom Mangel.
Dokumentieren Sie per Foto oder Protokoll den Mangel und
wie sehr dieser das Wohnen beeinträchtigt.
Setzen Sie eine angemessene Frist zur Behebung des
Schadens. Sie können die Miete allerdings bereits ab dem Tag
mindern, an dem der Vermieter vom Mangel Kenntnis erhalten
hat.
Die Höhe der Minderung richtet sich nach dem Einzelfall,
Anhaltspunkte für diese lassen sich im Internet finden. Im
Zweifelsfall holen Sie sich Rechtsrat ein, eine zu hohe
Minderung der Miete kann Ihnen später Probleme bereiten.
Sie müssen natürlich zulassen, dass der Vermieter
Gelegenheit hat, den Mangel zu beseitigen.

Jetzt wird's ernst: Die Kündigung


Als Mieter sind Sie in der Bundesrepublik Deutschland sehr gut
geschützt, aber unter bestimmten Bedingungen darf der
Vermieter Ihnen kündigen:

Sie haben Ihre vertraglichen Pflichten erheblich verletzt,


beispielsweise verstoßen Sie ständig gegen die Hausordnung,
sind mit der Miete im Rückstand, haben die Wohnung ohne
Erlaubnis untervermietet, betreiben ein nicht gestattetes
Gewerbe in der Wohnung oder haben die Wohnung
vorsätzlich beschädigt oder vernachlässigt.
Der Vermieter klagt wegen Eigenbedarf – hier allerdings hat
der Gesetzgeber hohe Anforderungen gestellt, damit dies
zulässig ist.
Der Vermieter wird an einer »angemessenen wirtschaftlichen
Verwertung« der Immobilie gehindert, wenn das Mietverhältnis
weiter fortbesteht. Das kann beispielweise ein geplanter
Abriss mit anschließendem Neubau sein, aber der
Gesetzgeber macht hier sehr enge Vorgaben, um die Mieter
zu schützen.

Generell stellt der Gesetzgeber strenge formale, inhaltliche und


rechtliche Anforderungen an eine Kündigung durch den
Vermieter, um die Mieter vor ungerechtfertigten Kündigungen zu
schützen. Wenn es hart auf hart kommt, müssen Sie sich Hilfe
suchen, bei einem Mieterschutzverein oder einem Rechtsanwalt.

Schutz bietet die sogenannte Sozialklausel, wonach Sie


sich als Mieter auf Härtefallgründe berufen können, auch
wenn die Kündigung gerechtfertigt ist.
Will Ihnen der Vermieter wegen Verstoßes gegen die
vertraglichen Pflichten kündigen – auf gut Deutsch also, weil Sie
sich danebenbenehmen –, so muss er Sie vorher schriftlich und
unter Angabe der Gründe abmahnen. Stellen Sie daraufhin das
beanstandete Verhalten ein, kann Ihnen nicht gekündigt werden.

Eine Untervermietung einer Wohnung über Internetportale


wie Airbnb ist ohne Erlaubnis des Vermieters unzulässig.
Instandhaltung, Renovierung, Modernisierung
Ebenfalls ein häufiger Streitpunkt sind solche Dinge wie
Reparaturen, Instandhaltung, Modernisierung und bauliche
Veränderungen in der Wohnung. Was gilt es zu beachten?
Aufgabe des Vermieters: Instandhaltung
Die Instandhaltung und Instandsetzung der Wohnung ist ganz klar
Aufgabe des Vermieters. Er muss dafür sorgen, dass an der
Wohnung keine Schäden entstehen und ihr ordnungsgemäßer
Zustand gewährleistet ist (Instandhaltung), und er muss Schäden
beseitigen, die durch Witterung, Alter oder Abnutzung entstanden
sind. Die Kosten trägt der Vermieter, er darf solche Arbeiten auch
nicht zum Anlass nehmen, die Miete zu erhöhen.

Sie müssen Instandhaltung und Instandsetzung


unterscheiden von Modernisierungsmaßnahmen, hier gelten
andere Spielregeln.
Renovierung und Schönheitsreparaturen
Grundsätzlich gilt: Der Vermieter muss die Wohnung während der
Laufzeit des Mietvertrags in einem gebrauchsfähigen Zustand
halten. Dazu zählen neben der Instandhaltung auch sogenannte
Schönheitsreparaturen wie Tapezieren, Streichen von Wänden,
Decken, Heizkörpern und Heizrohren, Innentüren und
Fensterrahmen von innen. Allerdings haben die meisten
Mietverträge Klauseln, die sogenannte Kleinreparaturen und
Schönheitsreparaturen dem Mieter übertragen.

Viele Klauseln in Mietverträgen, die Schönheitsreparaturen


und Kleinreparaturen betreffen, sind unzulässig. In solchen
Fällen müssen Sie als Mieter nichts zahlen; das gilt auch,
wenn solche Klauseln im Mietvertrag fehlen. Im Zweifelsfall
lassen Sie die Klauseln zu Schönheitsreparaturen von einem
Mieterschutzverein oder einem Anwalt auf ihre Gültigkeit
prüfen.
Mit Kleinreparaturen oder Verschleißreparaturen sind
Bagatellschäden gemeint, beispielsweise Wasserhähne,
Steckdosen, Rollladengurte, Tür- oder Fensterverschlüsse oder
Lichtschalter. Enthält der Mietvertrag eine Kleinreparaturklausel,
muss der Mieter innerhalb eines gewissen Kostenrahmens
zahlen, der im Mietvertrag festgelegt ist. Das gilt aber nur für
Gegenstände, die der Mieter häufig nutzt.
Und dann sind da noch die Schönheitsreparaturen, also alles,
was sich während des Wohnens abnutzt – Tapezieren, Streichen,
Spachteln, vereinfacht gesagt Farbe, Gips und Tapete. Die Pflicht
zu diesen Arbeiten liegt beim Vermieter, wird von ihm aber gerne
auf den Mieter übertragen.
In der Regel stellt sich die Frage nach den Schönheitsreparaturen
erst, wenn der Mieter auszieht – jetzt geht der Streit los. Generell
gilt auch hier, dass Sie einen Blick in den Mietvertrag werfen
müssen, wobei es sich auch hier lohnt zu prüfen, ob die dortigen
Klauseln gültig sind. Sind sie es nicht oder steht nichts im Vertrag,
müssen Sie beim Auszug auch nicht renovieren. Generell lässt
sich die Frage nach der Renovierungspflicht nicht beantworten,
aber vier Fragen geben Ihnen einen Hinweis darauf, ob Sie
renovieren müssen:

Haben Sie die Wohnung renoviert übernommen?


Ist die Wohnung beim Auszug renovierungsbedürftig?
Sieht der Mietvertrag vor, dass Sie Schönheitsreparaturen
übernehmen müssen?
Sind die Klauseln bezüglich der Schönheitsreparaturen im
Mietvertrag gültig?

Beantworten Sie alle Fragen mit »Ja«, werden Sie um eine


Renovierung nicht umhinkommen.

Streichen Sie die Wände beim Auszug in neutralen,


gedeckten Farben, der Vermieter muss rosa oder schwarze
Wände nicht akzeptieren. Sinnvoll wäre es, sich hier mit dem
Vermieter oder dem Nachmieter zu einigen.
Aus alt wird neu: Modernisierung
Unter dem Begriff Modernisierung versteht man alle Maßnahmen,
die den Gebrauchswert der Wohnung erhöhen, die
Wohnverhältnisse nachhaltig verbessern oder den Verbrauch von
Energie oder Wasser deutlich senken. Und ja, der Vermieter ist
unter bestimmten Voraussetzungen dazu berechtigt, nach einer
Modernisierung die Miete zu erhöhen. Als Mieter müssen Sie
solche Maßnahmen dulden, es sei denn, sie bedeuten eine
unzulässige Härte.

Entstehen Ihnen wegen der Bauarbeiten zur


Modernisierung Unannehmlichkeiten wie Lärm und Dreck,
können Sie für diese Zeit gegebenenfalls die Miete mindern.
Der Vermieter darf nach der Modernisierung die Miete erhöhen,
allerdings nur in engen Grenzen. Er darf die jährliche Miete nur
um bis zu 8 Prozent der für die Wohnung aufgewendeten Kosten
oder nach Maßgabe der ortsüblichen Vergleichsmiete die Miete
erhöhen. Wird die Miete aber damit für den Mieter unbezahlbar,
kann der Mieter auch hier eine Härtefallregelung geltend machen.
Spätestens jetzt wird es Zeit für professionelle Hilfe.
Bauliche Veränderungen
Wollen Sie Ihre Mietwohnung verändern, beispielsweise neue
Wände einziehen, alte Wände herausreißen oder umfangreiche
Umbaumaßnahmen vornehmen, benötigen Sie das
Einverständnis des Vermieters. Haben Sie solche Veränderungen
ohne diese Erlaubnis vorgenommen, müssen Sie diese beim
Auszug wieder rückgängig machen – ohne Entschädigung.

Wollen Sie Ihre Wohnung umgestalten oder modernisieren,


schließen Sie mit Ihrem Vermieter eine
Modernisierungsvereinbarung ab, in der solche Dinge wie ein
Rückbauverzicht, ein Verzicht auf Kündigung während der
Abnutzungszeit oder der Verzicht auf Mieterhöhungen
geregelt sind.
Unsere lieben Kleinen: Haustiere
Sie sind unser Liebstes und ein häufiger Streitpunkt: Haustiere.
Grundsätzlich gilt: Kleintiere wie Hamster, Meerschweinchen,
Zierfische oder Wellensittiche dürfen Sie immer halten, das kann
Ihr Vermieter nicht verbieten. Steht im Mietvertrag nichts zu
Haustieren, dürfen Sie ein Haustier halten, egal ob Hund, Katze
oder Alligator. Allerdings kann der Vermieter per Mietvertrag das
Halten von Haustieren einschränken, zumindest verlangen, dass
Sie eine Erlaubnis einholen (das gilt auch für exotische und
gefährliche Tiere wie Schlangen). Generell das Halten von
Haustieren verbieten darf er nicht. Das bedeutet aber nicht, dass
Sie jedes Tier halten dürfen, hier muss dann im Einzelfall
abgewogen werden – wenn Ihr kleiner Liebling die anderen
Hausbewohner in die Flucht schlägt, die ganze Nacht bellt oder
den Hausflur als Toilette betrachtet, müssen Sie sich auf Ärger
einstellen.
Kapitel 8
Die eigenen vier Wände
IN DIESEM KAPITEL
Kaufen oder mieten?
Die Finanzierung
Fördergelder und Zuschüsse
Bauen oder kaufen

Es gibt kaum einen Ort, an dem wir uns so viel aufhalten, wie
unser Zuhause. Kein Wunder, dass viele Menschen ihre eigenen
vier Wände haben wollen. Darüber hinaus gilt die eigene
Immobilie immer noch als solide Geldanlage. Ist das so? In
diesem Kapitel schauen wir uns an, wer von den eigenen vier
Wänden träumen darf und wie man dieses Projekt pragmatisch
angeht. Aber bitte beachten Sie: Der Kauf eines Hauses oder
einer Wohnung ist ein großes Unternehmen, wir können hier nur
einen ersten Einstieg bieten, indem wir versuchen, Ihnen
aufzuzeigen, worauf Sie achten müssen.

Kaufen oder mieten?


»Miete ist rausgeworfenes Geld« – das haben Sie sicher auch
schon zu hören bekommen, oder? Der Vergleich, der dann
üblicherweise angestellt wird, lautet so: Die Miete sei weg, die
Rate fürs Haus hingegen bedeute, dass man am Ende etwas
dafür in der Hand halte, nämlich sein eigenes Haus. Wenn das so
wäre, dann würde man ja das Haus sozusagen gratis bekommen,
während die Miete in der Tat rausgeworfenes Geld wäre.
Eine der wichtigsten Ökonomenwahrheiten lautet: Es gibt
nichts kostenlos. Wann immer Sie glauben, dass Sie etwas
gratis bekommen, schauen Sie genau hin. Alles und jedes
hat seinen Preis.
Wenn das wirklich stimmen würde, müsste man sich fragen,
warum es überhaupt noch Menschen gibt, die zur Miete wohnen –
das wäre dann ja irrational. Das müssen wir uns genauer
anschauen.

Der unfaire Vergleich Miete und


Zinszahlung
Der Satz »Miete ist rausgeworfenes Geld« beruht letztlich auf der
(falschen) Annahme, dass man die Miete direkt mit der Kreditrate
vergleichen kann. Dass das so nicht richtig ist, zeigt sich, wenn
wir die Kreditrate genauer untersuchen. Sie besteht aus zwei
Teilen:

Ein Teil der Rate tilgt den Kredit.


Der andere Teil bezahlt den Kredit, das sind also die
Zinskosten.

Die Miete in einem Haus wird deshalb in der Regel niedriger sein
als die Kreditrate, die Sie zahlen müssten, wenn Sie dieses Haus
kaufen würden.
Zwar gehört Ihnen nach vollständiger Tilgung der Schulden Ihr
Eigenheim und Sie »haben« etwas. Allerdings hätten Sie auch
etwas Entsprechendes, wenn Sie genauer hinschauen:

Erstens könnten Sie die Differenz zwischen den Zins- und


Tilgungskosten gewinnbringend anlegen; also das, was Sie an
Tilgung sparen, wenn Sie zur Miete wohnen, könnten Sie
beispielsweise in Aktien investieren.
Zweitens erbringt ja auch Ihr Eigenkapital, das Sie in das
Haus investieren, Erträge, die müssen Sie auch
berücksichtigen.

Schauen wir uns den zweiten Punkt einmal etwas näher an,
dahinter steckt ein wichtiges ökonomisches Prinzip.

Das gebundene Eigenkapital


Es geht um das Eigenkapital, das Sie beim Wohnungs- oder
Hauskauf investieren. Um Mieten mit Kaufen zu vergleichen,
müssen Sie unterstellen, dass Sie das Eigenkapital, das bei
einem Immobilienkauf in die Immobilie fließen würde, stattdessen
als Mieter anlegen, in Immobilien oder Aktien oder was auch
immer. Und dafür würden Sie Zinsen bekommen, die Ihnen beim
Hauskauf entgehen, weil Ihr Eigenkapital ja in der Immobilie
gebunden ist.

Vieles ist umsonst, nichts kostenlos


Die Idee, dass man das Eigenheim im Vergleich zu einer Mietwohnung sozusagen
kostenlos bekommt, kann einfach nicht stimmen, sonst würde niemand zur Miete
wohnen. Aber warum eigentlich? Ökonomen bemühen hier die Idee der
Opportunitätskosten. Sie besagt, dass alles, was Sie kaufen oder tun, etwas kostet,
nämlich das, was Sie alternativ getan hätten. Kaufen Sie ein Snickers, so verzichten
Sie darauf, mit diesem Geld ein Mars zu kaufen – das Snickers kostet Sie also ein
Mars, das sind Ihre Opportunitätskosten. Und wenn Sie morgens ausschlafen,
verzichten Sie darauf, in der gleichen Zeit laufen zu gehen oder zu arbeiten, und damit
auf das Vergnügen des Laufens oder auf den Lohn, den Sie erhalten hätten; das sind
die Opportunitätskosten des Schlafens. Alles hat also seinen Preis, der gemessen wird
in dem Verzicht, den Sie auf sich nehmen müssen. Damit ist nichts kostenlos, alles,
was Sie kaufen oder tun, hat Opportunitätskosten. Man kann mit seinem Geld oder
seiner Zeit immer auch etwas anderes anfangen.

Nicht vergessen: Die


Instandhaltungskosten
Stimmt der Vergleich jetzt? Immer noch nicht, es fehlen die
Instandhaltungskosten. Wenn Sie in einem Haus wohnen, gehen
Dinge kaputt, müssen erneuert oder instand gehalten werden –
diese Kosten müssen Sie noch zur Kredittilgung dazurechnen, um
einen fairen Vergleich mit der Miete zu bekommen. Und
vergessen Sie nicht die laufenden Kosten für Müllabfuhr, Wasser,
Heizung und so weiter, auch das will bezahlt werden.

Der Zahn der Zeit: Wertverlust


Und es kommt noch etwas dazu, das gerne vergessen wird: der
zeitbedingte Wertverlust. Den Wertverlust eines Eigenheims
erkennen Sie anhand der sogenannten Abschreibungen seines
Wertes (sozusagen die Abnutzung Ihres Hauses, die ja zu einem
entsprechenden Wertverlust führt). Bei einer gemieteten
Wohnung trägt der Vermieter diese Kosten, beim Eigenheim trägt
man sie selbst.
Ob sich ein Immobilienkauf finanziell lohnt, lässt sich also nicht
ohne Weiteres sagen, aber ein paar allgemeine Aussagen lassen
sich tätigen. Der Kauf einer Immobilie ist umso lohnender,

je niedriger das Zinsniveau ist (umso billiger wird das


Immobiliendarlehen);
je stärker die Mieten steigen (umso teurer wird es, zur Miete
zu wohnen);
je weniger alternative Anlagemöglichkeiten abwerfen, in die
Sie Ihr Geld investieren können (statt damit eine Immobilie zu
kaufen);
je günstiger die aktuellen Immobilienpreise sind.

Achten Sie auf den ersten und den letzten Punkt, die beißen sich
in der Regel: Je niedriger die Bauzinsen, umso mehr Menschen
wollen bauen (weil es billig ist), umso mehr gehen die
Immobilienpreise in die Höhe. Es kann also sein, dass der Vorteil
der niedrigen Bauzinsen durch die steigenden Immobilienpreise
aufgegessen wird.
Eine Faustregel: Teilen Sie den Kaufpreis des Objekts, das
Sie kaufen wollen, durch die Jahreskaltmiete, die Sie für
dieses Haus zahlen müssten (zur Not ziehen Sie die Miete
vergleichbarer Objekte als Maßstab heran). Liegt dieser Wert
bei 20, so ist die Immobilie günstig, Werte ab 25 deuten auf
saftige Preise hin.
Neben den finanziellen Aspekten kommen noch andere Aspekte
hinzu, Tabelle 8.1 gibt Ihnen einen Überblick.
Tabelle 8.1: Mieten oder kaufen?

Mieten Kaufen

Sie brauchen keinen … ist ein Kraftakt, Sie müssen etwas


Finanzierung Kredit und bleiben Eigenkapital aufbringen und Schulden
schuldenfrei. machen.
Sie können jederzeit Mit einer eigenen Immobilie ist man nicht
Mobilität umziehen, sind nicht ganz so flexibel, auch wenn man sie
ortsgebunden. vermieten kann.
… ist Sache des … kostet Sie Geld, Aufmerksamkeit und
Instandhaltung
Vermieters. Mühen.
Steigende Mieten Steigende Mieten sind für Sie zwar kein
Mietpreise können ein Problem Zahlungsproblem, aber das Wohnen in der
werden. eigenen Immobilie wird dadurch auch teurer.
Sie investieren Ihr gesamtes Geld in ein
Objekt (die Immobilie), wenn etwas schiefgeht
Risiko Eigenbedarfskündigung – eine Autobahn wird um die Ecke gebaut
oder so –, ist Ihr gesamtes Geld in Gefahr
(Klumpenrisiko).
Bei bestimmten
Gestaltungsfragen
Sie können Ihr Heim so gestalten, wie Sie es
Gestaltung brauchen Sie das
wollen (alles eine Frage des Geldes).
Einverständnis des
Vermieters.

Die eigene Immobilie als Geldanlage


Die Alternative zur selbst genutzten Immobilie, von der eben die Rede war und bei der
Sie Ihre Immobilie selbst bewohnen, ist eine Immobilie als Geldanlage: Sie vermieten
die Immobilie, die Mieten bezahlen die Kreditraten, und wenn der Kredit abgezahlt ist,
sind die Mieten sozusagen die Rendite des Objekts, freie Einnahmen. Ganz so einfach
ist es nicht. Zum einen dürfen Sie zusätzliche Kosten nicht vergessen: Verwaltung und
Instandhaltung der Immobilie, Kaufnebenkosten und mögliche versteckte Mängel, die
beseitigt werden müssen. Das größte Risiko ist aber, dass Sie keinen Mieter finden
oder dieser die Miete nicht zahlt – und schon kommt die Rückzahlung des Kredits ins
Stocken. Manche Anbieter von Immobilien liefern deswegen gleich eine Mietgarantie
mit, sie versprechen dem Käufer garantierte Mieteinnahmen, bisweilen sogar oberhalb
der ortsüblichen Miete. In der Regel können Sie diesen Garantien nicht vorbehaltlos
vertrauen. Wenn die Gesellschaft, die Ihnen diese Garantie gibt, pleitegeht, ist die
Garantie nichts mehr wert. Und überhaupt – warum braucht das Objekt eine
Mietgarantie, wenn es doch ein so gutes Investment ist?

Die Finanzierung
Haben Sie sich dazu entschlossen zu kaufen, ist die nächste
Frage, ob Sie sich das auch leisten können und welche
Möglichkeiten der Finanzierung es gibt. Schauen wir uns das
einmal an.

Was können Sie sich leisten?


Die erste Frage ist natürlich, ob oder, besser gesagt, ab wann Sie
sich einen Immobilienkauf leisten können. Was Sie sich leisten
können, hängt ab von der gewünschten Größe der Immobilie, der
Lage, den Familienumständen (Kinder oder keine Kinder, Doppel-
oder Einzelverdiener) und natürlich vor allem von Ihrem
Einkommen.
Die maximale Monatsrate für den Kredit ermitteln
In einem ersten Schritt müssen Sie sich hinsetzen, alle
Einnahmen und Ausgaben zusammenstellen und prüfen, wie viel
Sie an monatlicher Belastung vertragen. Das sollten Sie aber
nicht zu knapp kalkulieren, Sie müssen immer damit rechnen,
dass etwas passiert, unvorhergesehene Ausgaben anstehen oder
vielleicht auch Einkommenseinbußen nicht zu vermeiden sind.
Einkommen aus Überstunden oder Extraverdienste sollten Sie bei
dieser Berechnung nicht berücksichtigen.

Eine einfache Faustregel: Die maximale Monatsrate für den


Kredit sollte nicht mehr als ein Drittel Ihres monatlichen
Nettoeinkommens betragen. Nutzen Sie auch die
Eigenheimrechner, die Sie im Internet finden.
Bei den Kosten der Immobilie dürfen Sie nicht vergessen, dass
auch Nebenkosten anfallen – für den Makler, die Notarkosten,
den Grundbucheintrag und die Grunderwerbsteuer (die je nach
Bundesland unterschiedlich hoch ausfällt). Vermutlich fallen auch
Ausgaben für die Renovierung oder Modernisierung des Objekts
an.

Im Internet finden Sie Nebenkostenrechner und


Gebäudekostenrechner, mit deren Hilfe Sie sich einen ersten
Eindruck über die Höhe der Nebenkosten verschaffen
können.
Die monatliche Kreditrate lässt sich recht einfach berechnen, sie
ergibt sich aus dieser Formel:
monatliche Kreditrate = Darlehensbetrag × Sollzins in % +
Tilgungssatz in %) /1200
Das vorhandene Eigenkapital ermitteln
Ebenfalls wichtig ist die Frage, wie viel Eigenkapital Sie
mitbringen – je mehr Geld Sie mitbringen, umso geringer kann die
monatliche Rate werden (oder umso höher die jährliche Tilgung),
und umso niedriger wird auch der Zins sein, den die Bank von
Ihnen fordert.

Die nächste Faustregel: Der Eigenkapitalanteil sollte


mindestens zwischen 20 und 30 Prozent der Kaufsumme
betragen. Es gibt auch Angebote zur Immobilienfinanzierung
ohne Eigenkapital, die aber in der Regel teuer und riskant
sind.
Laufzeit des Kredits festlegen
Die nächste Frage ist, wie lange der Kredit laufen soll. Auch hier
gibt es keine festen Antworten, in der Regel laufen Baudarlehen
zwischen 15 und 35 Jahren. Die konkrete Laufzeit hängt von der
Höhe des Kredits, dem Zins, der gewünschten Tilgung und der Art
des Kredits ab. Womit wir bei den Finanzierungsoptionen wären.

Woher kommt das Geld?


Finanzierungsoptionen
Es gibt verschiedene Arten von Krediten, die alle ihre Vor- und
Nachteile haben. Im Einzelnen wären da

Volltilgerdarlehen,
Annuitätenkredite,
Ratenkredite,
Festdarlehen,
Hypothekendarlehen,
Forward-Darlehen und
Fremdwährungskredite.

Schauen wir uns das mal näher an.


Volltilgerdarlehen
Bei einem Volltilgerdarlehen legen Sie den Zins bis zum Ende der
Laufzeit fest; die (festen) Ratenzahlungen sind so gewählt, dass
am Ende keine Restschuld übrig bleibt. Mit der letzten Rate sind
Sie dann schuldenfrei. Wenn Sie so wollen, ist das eine einfache,
praktische Sache: Sie verhandeln einmal Ihren Kredit, schließen
ab, zahlen jeden Monat die gleiche Rate und sind am Ende
schuldenfrei.
Dieses Arrangement verschafft Ihnen Planungssicherheit; Sie
brauchen keine Anschlussfinanzierung, wenn der Kredit ausläuft,
und sichern sich den verhandelten Zins über die gesamte Laufzeit
des Darlehens. Allerdings können Sie auch nicht ohne Weiteres
die Bank wechseln oder von günstigeren Zinsen profitieren.

Eine Hintertür gibt es immer: Nach zehn Jahren


Vertragslaufzeit haben Sie bei Baukrediten – auch bei
Volltilgerdarlehen – ein Sonderkündigungsrecht nach § 489
BGB.
Entscheiden Sie sich gegen eine Volltilgung, sind Ihre Schulden
nach dem Auslaufen des Darlehens noch nicht vollständig
abbezahlt. Das bedeutet in der Regel, dass Sie eine
Anschlussfinanzierung benötigen, also einen neuen Kredit, um
die Restschulden zu tilgen.

Anschlussfinanzierung und
Vorfälligkeitsentschädigung
Wenn die Zinsbindung Ihres Kredits ausgelaufen ist, aber noch eine Restschuld übrig
bleibt, brauchen Sie einen neuen Kredit, eine sogenannte Anschlussfinanzierung. Jetzt
werden die Kreditkonditionen neu ausgehandelt – das kann vorteilhaft sein, wenn die
Zinsen gesunken sind, aber auch schmerzhaft, wenn sie steigen. Muss ein neuer Kredit
her, stehen Ihnen drei Möglichkeiten offen: Bei einer Prolongation verlängern Sie den
bestehenden Kredit bei Ihrer bisherigen Bank zu neuen Konditionen. Bei einer
Umschuldung wechseln Sie zu einem anderen Kreditanbieter (allerdings fallen hier
Grundbuch- und Notarkosten an). Ein Forward-Darlehen bietet Ihnen die Möglichkeit,
Ihre Anschlussfinanzierung bereits Jahre vor dem Auslauf des alten Kredits
festzulegen. Sind die Zinsen sehr tief, so können Sie auch Ihren Kredit vorzeitig
ablösen, indem Sie einen günstigeren Kredit aufnehmen. Allerdings hat die Bank dann
das Anrecht auf eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung.

Ob das gut oder schlecht ist, hängt vor allem vom Zinsniveau ab:
Sind die aktuellen Zinsen zum Zeitpunkt der
Anschlussfinanzierung niedriger (höher) als die Zinsen, die Sie
beim alten Kredit bezahlt haben, wird es billiger (teurer) für Sie.
Die kürzere Laufzeit der Zinsbindung stellt also ein Risiko und
eine Chance zugleich dar.
Annuitätendarlehen
Bei Annuitätendarlehen wird – stark vereinfacht gesagt – die
Kreditsumme durch die Anzahl der Monate der Laufzeit geteilt
(unterschlagen wir hier einmal die notwendigen Berechnungen
hinsichtlich der Zinsen); Sie zahlen dann den Kredit in
gleichbleibenden monatlichen Raten zurück. Diese Raten – man
spricht von Annuitätenraten oder Annuitäten – beinhalten zum
einen die Tilgung des Kredits (also die Rückzahlung) und zum
anderen die Zinskosten des Kredits. Bei diesem Arrangement
bedeutet das, dass mit jedem Jahr die Tilgung größer, die
Zinszahlung kleiner wird. Warum? Ganz einfach:

Bei einem Kredit von sagen wir 100.000 Euro belaufen sich
die Zinskosten bei einem Zins von 5 Prozent auf 5.000 Euro.
Zahlen Sie jährliche Raten von sagen wir 12.000 Euro, werden
von der Rate des ersten Jahres 7.000 Euro zur Tilgung des
Kredits verwendet, die restlichen 5.000 sind die Zinskosten.
Damit sinkt Ihre Schuldenlast für das nächste Jahr auf 93.000
Euro (100.000 Euro minus 7.000 Euro Tilgung), sodass im
zweiten Jahr nur noch 4.650 Euro an Zinskosten fällig werden
– nämlich 5 Prozent auf 93.000 Euro.

Der Vorteil dieser Kredite ist die konstante – und damit


kalkulierbare – monatliche Belastung.
Ratenkredite
Bei einem Ratenkredit wird die gesamte Kreditsumme über eine
festgelegte Laufzeit bei gleichbleibender Tilgung zurückgezahlt.
Das bedeutet, dass die monatliche Belastung im Laufe der Zeit
abnimmt – warum?

Nehmen wir wieder einen Kredit von 100.000 Euro zu 5


Prozent; Sie vereinbaren mit der Bank eine jährliche Tilgung
von 12.000 Euro.
Dann beträgt Ihre Rate im ersten Jahr 17.000 Euro, nämlich
12.000 Euro Tilgung plus 5.000 Euro Zinskosten.
Im Jahr darauf sind noch 88.000 Euro offen, Sie tilgen wieder
12.000 Euro, müssen aber noch 5 Prozent Zinsen auf 88.000
Euro zahlen, das sind 4.400 Euro, macht zusammen eine
jährliche Rate von 16.400 Euro.

Und so geht das die kommenden Jahre weiter. Infolge der


konstanten Tilgung sinkt die Zinsbelastung und reduziert damit
Ihre jährliche Gesamtbelastung.
Festdarlehen
Eine etwas gewagtere Konstruktion ist das Festdarlehen: Hier
zahlen Sie als monatliche Rate nur die Zinskosten, das
eigentliche Darlehen wird zum Ende der Laufzeit mit einem
Schlag fällig. Bei unserem 100.000-Euro-Kredit mit 5 Prozent
Zinssatz beträgt Ihre jährliche Rate damit 5.000 Euro, und am
Ende der Laufzeit müssen Sie dann auf einen Schlag 100.000
Euro zurückzahlen.
Oft wird dieser Kredit in Verbindung mit einer Lebensversicherung
oder einem Bausparvertrag angeboten: Statt zu tilgen, zahlen Sie
in die Lebensversicherung oder den Bausparvertrag ein; wenn die
Versicherung oder der Vertrag fällig wird, lösen Sie damit den
Kredit ab. Damit können Sie nichts so richtig gewinnen und
bedenken Sie: die Lebensversicherung oder der Bausparvertrag
kostet wieder Gebühren – das macht die Sache teurer. Zudem
findet während der Laufzeit keine Tilgung statt, die Zinsbelastung
bleibt also im Gegensatz zu den anderen Darlehen konstant
hoch.
Wenn die Lebensversicherung Gewinne abwirft, sind Ihre
Beiträge geringer als die Raten bei einem normalen Kredit –
die Gewinne der Lebensversicherung übernehmen dann
einen Teil der Finanzierung. Was aber, wenn die
Lebensversicherung keine oder zu wenig Gewinne abwirft?
Dann haben Sie am Ende der Kreditlaufzeit ein Problem.
Hypothekenkredite
Umgangssprachlich spricht man davon, eine Hypothek
aufzunehmen, obwohl es sich mittlerweile meistens um eine
Grundschuld handelt.
Das Grundprinzip aber ist unverändert: Sie nehmen einen
Baukredit auf und hinterlegen sozusagen als Sicherheit die
Immobilie, die Sie damit kaufen – geht etwas schief und können
Sie den Kredit nicht bezahlen, kann die Bank auf die Immobilie
zugreifen, sie verkaufen und sie erhält aus dem Verkaufserlös
den Kredit zurück. In der Regel werden Baudarlehen heute als
Annuitätendarlehen aufgenommen und nicht über eine Hypothek,
sondern über eine Grundschuld abgesichert. Und was ist der
Unterschied?

Eine Hypothek ist immer an ein konkretes Darlehen gekoppelt;


sinkt die Restschuld des Darlehens, sinkt auch die Hypothek.
Ist das Darlehen abbezahlt, erlischt die Hypothek.
Eine Grundschuld wird im Grundbuch eingetragen, ist aber in
der Höhe unabhängig vom betreffenden Darlehen (wird aber
zu Beginn in der Höhe des Darlehens eingetragen) und sinkt
auch nicht, wenn das Darlehen zurückgezahlt wird. Nach dem
Ende des Darlehens muss sie auf Antrag – mit Zustimmung
des Gläubigers – aus dem Grundbuch gelöscht werden.

Der Vorteil der Grundschuld liegt zum einen in ihrer Flexibilität, sie
kann beispielsweise bei einem Verkauf auf den neuen
Immobilienbesitzer übertragen werden, und sie kann – wenn das
ursprüngliche Darlehen ausläuft – für neue Darlehen verwendet
werden. Das erspart bürokratischen Aufwand und Kosten für den
Notar und den Grundbucheintrag.

Vor dem Kauf einer Immobilie sollten Sie unbedingt den


dazugehörigen Grundbuchauszug lesen. In diesem Auszug
finden Sie alle Informationen über das Objekt, über mögliche
Lasten und Beschränkungen in der Nutzung und
Grundpfandrechte anderer. Einsicht bekommen Sie – mit der
Genehmigung des Eigentümers – beim zuständigen
Amtsgericht.

Hypothekenkredite und Finanzkrise – war


da nicht was?
Hypothekenkredite haben einen schlechten Ruf – waren sie nicht die Ursache der
weltweiten Finanzkrise von 2008? Teilweise schon, die Sache lief (stark) vereinfacht
gesagt wie folgt:
Die Banken vergaben Hypothekenkredite an ihre Kunden; diese Kredite waren mit dem
Wert der Immobilie gesichert, die die Kunden mit dem Kredit gekauft hatten. Als die
Immobilienpreise nun immer weiter stiegen, schienen diese Kredite immer sicherer,
waren sie doch mit Immobilien besichert, die an Wert gewannen. Also vergaben die
Banken weiter Immobilienkredite, die Kunden kauften weiter Immobilien, weswegen die
Immobilienpreise weiter stiegen – und so weiter. Dann schnürten die Banken die
Kredite an Ihre Kunden zu einem Paket und verkauften dieses Paket an sogenannte
institutionelle Investoren – Versicherungen, Vermögensverwalter oder Fonds. Mit den
Verkaufserlösen vergaben sie dann weitere Immobilienkredite, das Rad drehte sich
immer schneller. Irgendwann wurden Immobilienkredite auch an Menschen ohne Job,
Einkommen oder Vermögen vergeben, und als die Zinsen für Kredite anzogen, konnten
viele Kreditnehmer ihren Kredit nicht mehr zahlen, die Häuser wurden
zwangsversteigert, die Immobilienpreise begannen zu fallen, weswegen die Kredite nun
zunehmend mit wertlosen Immobilien besichert waren. Die Banken blieben auf ihren
Kreditforderungen sitzen. Was lernen wir daraus: Auch ein mit einer Immobilie
besicherter Kredit ist nur so viel wert wie die betreffende Immobilie, und deren Wert
kann durchaus auch schnell fallen.

Forward-Darlehen
Forward-Darlehen sind sinnvoll, wenn Sie schon wissen, dass Sie
nach Ablauf der Kreditlaufzeit eine Anschlussfinanzierung
benötigen, weil noch eine Restschuld übrig bleibt, und wenn die
Zinsen gerade günstig sind. Sie können sich mit einem solchen
Darlehen, bereits bevor die Anschlussfinanzierung akut wird, das
aktuelle Zinsniveau sichern.
Wenn Ihr Darlehen in sagen wir drei Jahren ausläuft und Sie
befürchten, dass die Zinsen in drei Jahren deutlich höher sein
werden – was Ihren Anschlusskredit verteuern würde –, dann
können Sie bereits heute einen Kreditvertrag abschließen, der in
drei Jahren beginnt, aber mit dem heutigen Zinsniveau. Natürlich
lässt sich die Bank diesen Service etwas kosten, weswegen Sie
hier nachrechnen müssen.

Sie müssen den Kredit dann auch nehmen, selbst wenn die
dann geltenden Zinsen niedriger sind als die im Forward-
Vertrag vereinbarten Zinsen. Nehmen Sie den Kredit nicht,
verlangt die Bank eine sogenannte
Nichtabnahmeentschädigung.
Wenn Sie so wollen, ist ein Forward-Kredit eine Versicherung
gegen steigende Zinsen, und die kostet halt etwas, wie jede
Versicherung.
Bausparen
Bausparen – das ist so ein Klassiker in der Baufinanzierung. Aber
wie genau funktioniert das eigentlich? Der Ablauf eines
Bausparvertrags ergibt sich wie folgt:

1. Sie schließen einen Bausparvertrag mit einem Anbieter über


eine bestimmte Bausparsumme ab.
2. In der Sparphase zahlen Sie regelmäßige Raten ein, die mit
einem garantierten Zins verzinst werden. Diese Phase dauert
so lange, bis Sie etwa die Hälfte der Bausparsumme
angespart haben.
3. Haben Sie die vereinbarte Summe angespart (man sagt, dass
der Vertrag dann zuteilungsreif ist), können Sie die zweite
Hälfte der Summe als Bauspardarlehen aufnehmen, und zwar
zu einem Zins, der bereits bei Vertragsabschluss vereinbart
wurde.
4. In der Tilgungsphase wird das Darlehen mit regelmäßigen
Raten zurückgezahlt.

Mit einem solchen Vertrag können Sie nicht nur den Bau oder
Kauf einer Immobilie finanzieren, sondern auch Umbau,
Renovierung oder Modernisierung. Bisweilen bieten
Bausparkassen Bausparpläne auch als reines Sparprodukt an.
Sie können nach dem Ende der Ansparphase aber auch die
Auszahlung des Bausparguthabens beantragen oder Sie sparen
nach der Zuteilung weiter – zu den vereinbarten Zinsen.

Wer einen Bausparvertrag vor der Finanzkrise


abgeschlossen hat, kann sich heute über vergleichsweise
hohe Zinsen in der Ansparphase freuen. Aus diesem Grund
haben viele Kunden nach der Zuteilung einfach
weitergespart. Die Bausparkassen kündigen seit einigen
Jahren solche Verträge – sind diese mehr als zehn Jahre
zuteilungsreif oder ist die Bausparsumme komplett
angespart, dürfen sie das auch.
Der Vorteil des Bausparens ist die Sicherheit, die es bietet: Sie
wissen bei Abschluss des Vertrags schon, welchen Zins Sie
später zahlen müssen. Zudem ist das Darlehen in der Regel
günstiger als andere Darlehen, allerdings bezahlen Sie das mit
niedrigeren Zinsen, die Sie in der Ansparphase auf Ihr Guthaben
bekommen (dazu kommen noch Abschlussgebühren und
möglicherweise laufende Gebühren).
Einen Vorteil des Bausparens schauen wir uns weiter
hinten in diesem Kapitel an: Man kann einen Bausparvertrag
mit staatlichen Fördergeldern unterlegen.
Fremdwährungskredite
Die Idee klingt verlockend: In anderen Ländern sind die Zinsen
niedriger, warum also nicht dort einen Kredit aufnehmen und
Zinskosten sparen? In der Praxis funktioniert das so: Sie nehmen
einen Kredit im Ausland zu niedrigen Zinsen auf (in der
Vergangenheit sehr beliebt: Japan, USA, Schweiz), tauschen den
in der Fremdwährung erhaltenen Betrag in Euro, verwenden das
Geld hier und zahlen den Kredit in ausländischer Währung wieder
zurück. Ist das wirklich so einfach?
Überlegen wir einmal: Sie leihen sich zu 3 Prozent 100 Franken in
der Schweiz, tauschen diese zu einem Wechselkurs von eins zu
eins (machen wir uns das Rechnen so einfach wie möglich) in
Euro um und bauen Ihr Häuschen. Wenn die Zinsen im Inland 5
Prozent betragen, müssten Sie zu Hause 5 Euro Zinsen zahlen;
beim Fremdwährungskredit zahlen Sie 3 Euro, die Sie in Franken
umtauschen. Fertig?
Nein. Jetzt nämlich kommt der Wechselkurs ins Spiel, also das
Austauschverhältnis zwischen Euro und Franken. Im Beispiel
hatten wir angenommen, dass dieses bei Aufnahme des Kredits
eins zu eins beträgt. Was aber, wenn Sie zum Zeitpunkt der
Rückzahlung für einen Euro nicht einen Franken bekommen,
sondern nur noch 50 Cent, weil der Euro gegenüber dem Franken
abgewertet hat? Sie müssen zwar immer noch nur 103 Franken
zurückzahlen, aber in Euro gerechnet sind das nun 206 Euro.
Und auf einmal ist der Fremdwährungskredit sehr teuer
geworden, und er wird umso teurer, je stärker der Euro abwertet.
Und jetzt die Frage: Wissen Sie, wo der Wechselkurs Euro zu
Franken in zehn Jahren (oder in noch fernerer Zukunft) liegen
wird? Und sind Sie bereit, Ihre Baufinanzierung mit dieser
Wechselkursspekulation zu verbinden, mit einer Wette darauf, wo
der Wechselkurs in zehn Jahren sein wird?

Unser Rat: Finger weg von Fremdwährungskrediten; diese


können Sie in den Ruin treiben.

Was ist günstiger? Der Kreditvergleich


Welches ist nun der beste, der richtige Kredit für Sie? So
pauschal lässt sich das nicht sagen, weil es von etlichen Faktoren
abhängt: Laufzeit, Eigenkapital, Art des Kredits, das Objekt, Ihr
Einkommen und viele andere Faktoren. Aber ein paar Eckpunkte
kann man beim Kreditvergleich schon berücksichtigen. Achten
Sie beim Vergleich auf folgende Faktoren:

Nominalzins: Der Nominalzins ist der Zins, der im Vertrag


steht. Seine Aussagekraft ist gering, da Aufgelder, Gebühren
und die Art des Kredits hierbei nicht berücksichtigt werden.
Ihre tatsächliche Belastung können Sie damit nicht ermitteln.
Effektiver Jahreszins: Der effektive Jahreszins ist
aussagekräftiger. Er berücksichtigt zusätzliche Kosten wie
Provisionen und Bearbeitungsentgelte sowie die Modalitäten
der Zinsverrechnung. Diesen Zins sollten Sie nutzen, um
Kredite miteinander zu vergleichen.
Effektivzins: Auch der Effektivzins enthält nicht alle Kosten
des Kredits, zum Beispiel nicht die Bereitstellungszinsen. Das
sind Zinsen, die anfallen, weil die Bank Ihnen den Kredit direkt
nach Zusage zur Verfügung stellt, den Sie aber vollständig
oder teilweise erst später abrufen.
Laufzeit: Eine kurze Laufzeit bedeutet in der Regel niedrigere
Zinsen, aber auch ein höheres Risiko bei der notwendigen
Anschlussfinanzierung.
Tilgung: Schauen Sie auf Ihr Recht zur Sondertilgung und
was diese kostet. Und fragen Sie nach: Wie werden die
Tilgungen angerechnet? Manche Banken rechnen alle
Tilgungen erst zum Jahresende statt monatlich an; das
verteuert den Kredit.

Banken bieten auch Kredite mit bereitstellungszinsfreien


Zeiten an – achten Sie darauf in Ihrem Vertrag.
Ein Vergleich verschiedener Kredite ist immer schwierig – im
Zweifelsfall sollten Sie sich professionellen Rat einholen.
Was aber passiert, wenn Sie in Schwierigkeiten geraten, wenn
Sie Ihre Raten nicht zahlen können? Für diese Fälle bieten sich
Versicherungen an:

Eine Restschuldversicherung springt ein und zahlt die


Kreditraten, wenn einer der Partner stirbt, krank oder
unverschuldet arbeitslos wird.
Eine Risikolebensversicherung zahlt nur im Falle des Todes
des Versicherungsnehmers. Im Todesfall kann man mit der
ausgezahlten Versicherungssumme den Kredit bezahlen.
Mit einer Kapitallebensversicherung kann man neben dem
Todesfallschutz auch Kapital ansparen. Hier lohnt es sich aber
hinzuschauen, ob es nicht bessere Produkte gibt, um Kapital
anzusparen.

Fördergelder und Zuschüsse


Eine Wohnung oder ein Haus kaufen oder bauen ist teuer, aber
zum Glück gibt es noch den Staat – er fördert den eigenen
Immobilienbesitz mit verschiedenen Fördertöpfen. Schauen wir
uns einmal die wichtigsten Förderprogramme an.

KfW-Fördermittel
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wurde als staatliche
Förderbank 1948 gegründet, um den Wiederaufbau nach dem
Krieg zu finanzieren. Heute bietet sie umfangreiche Programme
zur Finanzierung des Wohnungsbaus an – Hauskauf, Neubau,
Sanierung und Modernisierung. Die meisten Förderprogramme
drehen sich um das Thema Energieeffizienz und
Umweltfreundlichkeit, es gibt aber auch Förderprogramme für den
Kauf von Wohneigentum und altersgerechtes Umbauen. Die KfW
vergibt zinsgünstige Darlehen (mit Sollzinsbindung und
tilgungsfreien Zeiten zu Beginn des Darlehens) und Zuschüsse.
Die Förderung ist an bestimmte Bedingungen geknüpft, die
Förderprogramme sind miteinander kombinierbar.

Wohn-Riester
Mit einem Wohn-Riester-Vertrag, den grundsätzlich alle nutzen
können, die Anrecht auf eine Riester-Förderung haben, können
Sie ein Haus, eine Eigentumswohnung oder eine eingetragene
Genossenschaftswohnung bauen oder kaufen – und der Staat
schießt Ihnen Geld dazu. Wichtig: Es muss sich um Ihre eigene
Immobilie handeln, Sie müssen selbst darin wohnen, die
Wohnung muss sich in einem Land der Europäischen Union oder
des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) befinden und es
muss Ihr Hauptwohnsitz sein. Ferienwohnungen kann man mit
dem Wohn-Riester also nicht finanzieren und auch keine
Immobilien, die Sie als Geldanlage nutzen.
Die Grundidee der Riester-Rente ist, dass der Staat Zuschüsse
gibt, damit die Menschen privat für das Alter vorsorgen. Es gibt
zwei Riester-Varianten:

Geld-Riester: Das sind Verträge, bei denen Ihre Beiträge


(inklusive der staatlichen Förderung) angespart und bei
Rentenantritt dann als Rente ausgezahlt werden (siehe Kapitel
12).
Die staatliche Förderung Ihrer Immobilie funktioniert in diesem
Fall so, dass Sie Geld aus dem Geld-Riester-Vertrag, das Sie
bereits angespart haben, entnehmen und für die
Immobilienfinanzierung nutzen.
Wohn-Riester: Dabei fließen die Zulagen des Staates direkt
in die Finanzierung der Immobilie. Es gibt zwei Varianten des
Wohn-Riesters:
Riester-Bausparverträge (Bausparen haben wir bereits
weiter vorn in diesem Kapitel besprochen) und
eine Riester-Bauspar-Sofortfinanzierung (das ist eine
Kombination aus einem Darlehen, mit dem Sie sofort
eine Immobilie finanzieren können, und einem
Bausparvertrag, der, wenn er zuteilungsreif ist, diesen
Kredit ablöst). Der Vorteil der Sofortfinanzierung ist,
dass Sie im Gegenteil zum klassischen Bausparvertrag
sofort mit der Immobilienfinanzierung beginnen können.

Klingt alles gut, aber vergessen Sie nicht: Die Riester-


Förderung soll nur helfen, private Altersvorsorge zu bilden.
Das bedeutet, dass die Rente, die Sie aus Ihrem Riester-
Sparen erhalten, später beim Eintritt in den Ruhestand
besteuert wird.
Beim Wohn-Riester ist das etwas komplizierter, wie Sie im Kasten
»Wohn-Riester und Steuern: Das Wohnförderkonto« lesen
können.

Wohn-Riester und Steuern: Das


Wohnförderkonto
Alle Altersbezüge müssen versteuert werden – auch diejenigen aus der Riester-
Förderung. Beim normalen Geld-Riester ist das einfach, dort erhalten Sie jeden Monat
eine Rentenzahlung, die versteuert wird. Beim Wohn-Riester ist das komplizierter,
schließlich erhalten Sie ja keine Rentenzahlung. Ihre Rente ist die selbst genutzte
Immobilie, also der Umstand, dass Sie keine Miete zahlen müssen. Das muss aber
irgendwie versteuert werden, und das geschieht über das sogenannte
Wohnförderkonto: Auf diesem Konto werden – bis zu einer Obergrenze – fiktiv alle
jährlich geförderten Tilgungen und Zulagen verbucht. Diese werden dann verzinst, und
mit Rentenbeginn müssen Sie den auf diesem Konto aufgelaufenen Betrag versteuern.
Das können Sie entweder auf einen Schlag tun – dazu gibt der Gesetzgeber Ihnen
einen Rabatt – oder Sie versteuern bis zum 85. Lebensjahr jährlich einen Teil dieses
Betrags.

Weitere Fördertöpfe
Die Liste der Förderprogramme ist lang, hier wollen wir – ohne
Anspruch auf Vollständigkeit – die wichtigsten auflisten:

Die Wohnungsbauprämie: Wer bestimmte


Einkommensgrenzen nicht überschreitet, bekommt vom Staat
etwas dazu, wenn er Sparverträge abschließt, die er
wohnwirtschaftlich nutzt.
Das Baukindergeld soll Eltern oder Alleinerziehenden helfen,
eine Wohnung oder ein Haus zu finanzieren. Es ist an die Zahl
der Kinder und an bestimmte Einkommensgrenzen gebunden.
Beantragen können Sie dieses Geld bei der KfW.
Die Arbeitnehmersparzulage, kann Ihnen helfen, Ihre
Immobilienfinanzierung aufzustocken.
Förderprogramme des Bundesamts für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle (BAFA), beispielsweise für
Brennstoffzellenheizungen, die Installation von
umweltschonenden Heizsystemen (Pelletöfen,
Hackschnitzelöfen, Kombinationskessel und
Scheitholzvergaserkessel), Solarkollektoranlagen oder
Wärmepumpen.
Programme der Bundesländer zur
Wohnungsbauförderung: Die Förderungen stehen für
Familien mit Kindern oder geringem Einkommen,
Energieeffizienz und Barrierefreiheit zur Verfügung.
Regionale oder kommunale Förderprogramme: Erkundigen
Sie sich vor Ort. Manche Kommunen bieten günstiges
Bauland an, um den Zuzug von Familien zu fördern.
Programme der Kirchen zur Förderung des
Eigenheimbesitzes.
Ziele der Wohnbauförderung
Warum fördert der Staat den Kauf von Immobilen? Man kann sich auf den Standpunkt
stellen, dass die knappen staatlichen Mittel nicht unbedingt an Menschen
ausgeschüttet werden müssen, die genug besitzen, um sich ein Haus oder eine
Wohnung zu kaufen – wäre das Geld nicht bei ärmeren Menschen besser aufgehoben?
Verteidiger dieser Förderung führen vielfältige Ziele an: Senkung des
Energieverbrauchs von Immobilien, städtebauliche Motive wie die Belebung von
Stadtteilen, Schaffung von mehr Wohnraum und vor allem Vermögensbildung ärmerer
Schichten – weswegen manche Förderprogramme an bestimmte Einkommensgrenzen
gebunden sind. Vielleicht stehen auch politische Motive dahinter: Wer Geld von der
amtierenden Regierung bekommt, wählt sie möglicherweise gerne wieder.

Bauen oder kaufen


Ein letzter Punkt zum Thema Wohnen: Soll man eine Wohnung
kaufen oder ein eigenes Haus bauen? Natürlich ist das eine sehr
individuelle Entscheidung, aber einige Aspekte sollten Sie dabei
beachten. Schauen wir uns die wichtigsten an.

Das eigene Haus bauen


Die Vorteile des eigenen Hauses liegen auf der Hand: Man kann
es nach den eigenen Wünschen und Vorstellungen bauen und
individuell passgenau gestalten – vorausgesetzt, man bleibt im
Rahmen dessen, was man ausgeben kann.
Aber genau da liegt der Punkt: Die Kosten für das eigene Haus
können schnell steigen:

Bauzeitverlängerung: Wenn sich die Bauzeit verlängert –


was keineswegs unüblich ist – müssen Sie länger Miete
zahlen, das erhöht Ihre Kosten.
Anschlussfinanzierung: Vergessen Sie nicht die Rücklagen
für die Anschlussfinanzierung und eine mögliche
Vorfälligkeitsentschädigung.
Gebühren: Hinzu kommen diverse Gebühren, die bei
Behörden und Ämtern anfallen – Vermessung,
Bodenuntersuchung, Anschluss an die Kanalisation, an das
Strom- und Gasnetz und Kosten für Entsorgung, um nur einige
zu nennen.
Höhere Kosten als geplant: Erfahrungsgemäß nehmen die
Baukosten im Verlauf der Fertigstellung zu, es ist eher selten,
dass der Kostenvoranschlag eingehalten wird.
Grunderwerbsteuer: Beim Erwerb eines Grundstücks oder
einer Immobilie fällt immer die Grunderwerbsteuer an.

Einer der teuersten Sätze beim Bauen ist »Man baut ja nur
einmal«. Diese Einstellung führt dazu, dass man bei der
Ausstattung gerne die teurere, luxuriösere Variante wählt. In
der Summe addiert sich das zu einer massiven Verteuerung
des Bauvorhabens.
Es kommt noch ein weiterer Kostenblock hinzu, den Sie nicht
vernachlässigen sollten: Versicherungen (einige davon fallen
allerdings auch bei einem Hauskauf an).

Bauherrenhaftpflichtversicherung: Die
Bauherrenhaftpflichtversicherung zahlt, wenn es zu Sach-
oder Personenschäden im Zusammenhang mit Ihrem
Bauvorhaben kommt. Manche Privathaftpflichtversicherungen
schließen dieses Risiko mit ein, aber nur bis zu einer
gewissen Obergrenze.
Bauleistungsversicherung: Die Bauleistungsversicherung
schützt Sie vor Unwetterschäden, Vandalismus, Konstruktions-
oder Materialfehlern und dem Diebstahl von fest verbautem
Material. Daran sollten Sie nicht sparen.
Bauhelfer-Unfallversicherung: Sie schützt, wenn Freunde
oder Verwandte mithelfen, vor möglichen Schäden. Hier gibt
es zum einen die vorgeschriebene Bauhelferversicherung bei
der Berufsgenossenschaft, die Sie zusätzlich mit einer
privaten Versicherung aufstocken können.
Wohngebäudeversicherung: Die Wohngebäudeversicherung
zahlt bei Sturm-, Hagel-, Feuer- oder Wasserschäden. Achten
Sie darauf, ob die Versicherung auch bei Abriss zahlt, für
Sachverständige oder die Beseitigung von Bäumen.
Elementarschadenversicherung: Eine
Elementarschadenversicherung zahlt bei Erdbeben,
Überschwemmungen, Lawinen oder Erdrutschen. Diese
Versicherungen sind allerdings recht teuer.
Feuerrohbauversicherung: Eine Feuerrohbauversicherung
greift, wenn das unfertige Gebäude abbrennt oder der Blitz
einschlägt. Baustoffe und Schäden durch Rauch und
Löscharbeiten deckt diese Versicherung ebenfalls ab.
Gewässerschadenhaftpflichtversicherung
(Öltankversicherung): Sie greift, wenn durch Schäden an
Ihrer Ölheizungsanlage Gewässer verschmutzt werden. Die
Schäden können sehr hoch werden, und selbst wenn man
Ihnen kein Verschulden nachweisen kann, müssen Sie zahlen.

Sie sehen, ein Haus zu bauen ist eine komplexe Veranstaltung,


weswegen es ratsam ist, sich hier professionelle Unterstützung zu
holen.

Eine fertige Immobilie kaufen


Die Alternative zu einem Hausbau ist der Erwerb einer bereits
fertigen Immobilie. Hier wollen wir einen genaueren Blick auf die
Eigentumswohnung werfen, die im Gegensatz zu alleinstehenden
Immobilien einige Besonderheiten aufweist. Die wichtigste ist,
dass Sie mit einer Eigentumswohnung nicht nur einfach eine
Wohnung kaufen, sondern Mitglied einer Eigentümergemeinschaft
werden. Das bedeutet, dass Sie nun zwischen Sondereigentum
und Gemeinschaftseigentum unterscheiden müssen:

Sondereigentum: Das Sondereigentum ist der Teil der


Wohnungsanlage, der Ihnen gehört. Das ist weniger, als man
denkt: Das sind alle Räume innerhalb der Wohnung, die
Innenwände, Deckenverkleidungen, Wand- und
Fußbodenbeläge und die sanitären Anlagen. Die Innentüren
gehören auch dazu, nicht aber die Wohnungstür.
Gemeinschaftseigentum: Das Gemeinschaftseigentum ist
der gesamte Rest: Grundstück, Treppenhaus, Aufzug, Dach,
tragende Wände, Decken, Versorgungsleitungen bis zur
Wohnung, zumeist auch Fenster und Fensterrahmen und Teile
des Balkons. Für die Instandhaltung des
Gemeinschaftseigentums muss die Eigentümergemeinschaft
gemeinsam aufkommen.

In der Teilungserklärung – die Sie vor dem Kauf unbedingt


lesen müssen – ist festgelegt, was Sondereigentum und was
Gemeinschaftseigentum ist. Dort steht auch, wie das Haus
aufgeteilt ist und wie hoch Ihr Anteil am gesamten Eigentum
ist.
Die Verwaltung des Gemeinschaftseigentums,
Instandhaltungsmaßnahmen und bauliche Veränderungen
werden von der Eigentümerversammlung beschlossen. Etliche
Entscheidungen werden mit einfacher oder qualifizierter Mehrheit
getroffen, was bedeutet, dass Sie die Ausgaben für diese
Beschlüsse mittragen müssen, ob Sie wollen oder nicht. Andere
Beschlüsse müssen einstimmig gefällt werden.

Lassen Sie sich vor dem Kauf einer Wohnung die


Protokolle der Eigentümerversammlung zeigen und fragen
Sie nach wichtigen Beschlüssen der Versammlung. Werfen
Sie auch einen Blick in die Gemeinschaftsordnung (bisweilen
auch Satzung oder Statut genannt). Hier können
Einschränkungen in der Nutzung vorgenommen werden, zum
Beispiel wenn es um Haustiere oder ums Musizieren geht.
In der Regel gibt es bei Eigentumswohnungen einen
Hausverwalter, der sich um alles kümmert, die Beschlüsse der
Eigentümerversammlung umsetzt, Reparaturen durchführt oder
durchführen lässt und das Geld der Eigentümer verwaltet. Er
erstellt auch den Wirtschaftsplan, in dem steht, wie hoch die
monatliche Zahlung der Eigentümer zur Bewirtschaftung des
Gemeinschaftseigentums ist – das sogenannte Hausgeld.
Ebenfalls der Hausverwalter erstellt die Jahresabrechnung, in der
steht, welche Kosten für das Gemeinschaftseigentum im
vergangenen Jahr angefallen sind. Haben die Eigentümer zu
wenig Hausgeld gezahlt, müssen sie nachschießen.

Ihre Rechtsschutzversicherung sollte einen Schutz für


Wohnungseigentümer enthalten.
Im Hausgeld stecken also die Betriebskosten des
Gemeinschaftseigentums wie Hausmeister, Verwaltung,
Abwasser, Straßenreinigung, Gartenpflege,
Wohngebäudeversicherung und Verwaltungskosten, aber auch
Instandhaltungskosten und Instandhaltungsrücklagen.

Wenn Sie die Eigentumswohnung vermieten, können Sie


nicht alle Teile des Hausgeldes auf den Mieter abwälzen
(oder umlegen, wie man sagt). Gehen Sie davon aus, dass
das Hausgeld 20 bis 30 Prozent höher ist als die
Nebenkostenabrechnung für einen Mieter.

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Buch Wohnungseigentumsrecht für Dummies.
Kapitel 9
Arbeiten
IN DIESEM KAPITEL
Der deutsche Arbeitsmarkt: Akteure und Gesetze
Was Sie über Unternehmen wissen müssen
Der Job

Arbeit ist nicht das Wichtigste im Leben, aber die meiste Zeit
unseres Lebens verbringen wir damit zu arbeiten. Umso wichtiger
ist es, dass wir gute Entscheidungen darüber treffen, was wir
arbeiten, wo wir arbeiten, was wir dafür bekommen und wie wir
arbeiten wollen. Schauen wir uns in diesem Kapitel die
wichtigsten Elemente an.

Der deutsche Arbeitsmarkt:


Akteure und Gesetze
Wer sich am Arbeitsmarkt behaupten will, tut gut daran,
wenigstens in Grundzügen dessen Aufbau, Gesetze und Akteure
zu kennen. Schauen wir uns das in einem ersten Schritt an.

Die Spieler
Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage zusammen. Am
Arbeitsmarkt sind das diejenigen, die arbeiten wollen, also Arbeit
anbieten, und diejenigen, die Arbeitnehmer einstellen wollen, also
Arbeitsleistung nachfragen. Die Anbieter von Arbeit, die
Arbeitnehmer, sind in Gewerkschaften organisiert, die Nachfrager
von Arbeit, die Arbeitgeber, in Arbeitgeberverbänden.

Arbeitnehmer und die Gewerkschaften


Der eine große Spieler am Arbeitsmarkt sind die Arbeitnehmer,
also diejenigen, die ihre Arbeitskraft anbieten, einen Job suchen –
also die meisten von uns, Sie und ich. Wären wir auf uns allein
gestellt, so hätten wir es aber schwer, unsere Interessen
durchzusetzen. Auch deswegen gibt es Gewerkschaften.
Artikel 9 unseres Grundgesetzes sichert allen Beschäftigten das
Recht zu, Vereinigungen zu bilden, um ihre Interessen in der
Arbeitswelt zu wahren – »Koalitionsfreiheit« wird das genannt.
Auf Arbeitnehmerseite heißen diese Koalitionen Gewerkschaften.
Sie sind freiwillige, demokratisch organisierte Zusammenschlüsse
von Arbeitnehmern mit dem Ziel, die Arbeits- und
Wirtschaftsbedingungen zu fördern, wobei sie finanziell, personell
und organisatorisch unabhängig sein sollen. Die Aufgabe der
Gewerkschaften besteht darin, für bessere Arbeitsbedingungen,
mehr Mitbestimmung und vor allem für höhere Löhne zu streiten.

Gewerkschaften handeln in Tarifrunden, also in


Verhandlungen mit den Arbeitgeberverbänden,
überbetriebliche Tarifverträge aus. Sie führen
Lohnverhandlungen, die über den einzelnen Betrieb
hinausgehen. Große Unternehmen schließen darüber hinaus
mit den Gewerkschaften auch Tarifverträge, die nur für sie
gelten (Haustarifverträge).
Das Grundgesetz und das Tarifvertragsgesetz legen fest, dass die
Gewerkschaften ohne staatliche Einmischung ihre
Lohnforderungen gegenüber Arbeitgeberorganisationen und
Vertretern des öffentlichen Dienstes durchführen dürfen, notfalls
auch unter Zuhilfenahme von Streiks.
Wozu man Gewerkschaften braucht
Die Ursprünge der Gewerkschaften liegen in den 1830er-/40er-Jahren, als Arbeiter
anfangen, sich gegen die sozialen und politischen Verhältnisse aufzulehnen und zu
Arbeitervereinen zusammenzuschließen. Teilweise sind es auch Vereinigungen als
Hilfe zur Selbsthilfe, so wie Unterstützungskassen für Krankheit und Sterbefälle,
Streikvereine und Bildungsvereine. Mitte des 19. Jahrhunderts wächst die
Unzufriedenheit mit den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen. Erste Unruhen,
Aufstände, Boykotts und Streiks sind die Folge. Im Zuge der Revolution 1848 entstehen
Arbeiter- und Gesellenorganisationen, erste Gewerkschaften sowie katholische und
evangelische Arbeitervereine. Die Grundidee einer Gewerkschaft ist einfach: Nur
gemeinsam ist man stark, kann seine Forderungen gegen Arbeitgeber und Obrigkeit
durchsetzen. Der Einzelne ist von seinem Arbeitgeber weitaus mehr abhängig als der
Arbeitgeber von einem einzelnen Arbeitnehmer – verliert der Arbeitnehmer seinen Job,
hat er ein Problem, verliert der Arbeitgeber einen Mitarbeiter, stellt er einfach einen
neuen ein. Vor allem der Streik erweist sich als Motor dieser Organisationen: Weigern
sich die Arbeitgeber, den Forderungen der Gewerkschaft nachzukommen, streikt man,
legt den Betrieb still. Da der Arbeitgeber im Streikfall keine Löhne zahlt, muss die
Gewerkschaft einspringen, indem sie ein Streikgeld bereithält, das mit den Beiträgen
der Gewerkschaftsmitglieder finanziert wird. Der Erfolg eines Streiks hängt damit auch
davon ab, wie gut die Streikenden organisiert sind und wie lange sie den Streik
durchhalten können. Letzteres wiederum hängt von der finanziellen Stärke der
Streikenden ab, also von den Beitragseinnahmen der Organisation.

Welche Gewerkschaften gibt es in Deutschland? Da sind (um nur


die wichtigsten zu nennen)

die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), in der


Eisenbahner, Busfahrer, Binnenschiffer und Angestellte der
Verkehrsbetriebe organisiert sind,
die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GdL), in der
Lokführer sowie das Personal der Bahn organisiert sind,
die Gewerkschaft der Polizei (GdP),
die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für
professionelle Lehrkräfte und Erzieher,
die IG Bauen-Agrar-Umwelt, welche die Baustoffindustrie, die
Land- und Forstwirtschaft und die Gebäudereinigung umfasst,
die IG Bergbau, Chemie, Energie (BCE),
die IG Metall, die Branchen wie Metall und Elektro, Stahl,
Textil und Bekleidung, Holz und Kunststoff sowie Informations-
und Kommunikationstechnologie umfasst,
die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), in der
sich die Beschäftigten aus dem Hotel- und dem
Gaststättengewerbe, der Schlacht-, Obst- und
Gemüseindustrie organisieren,
die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, in der unter
anderem Branchen wie Finanzdienstleistungen, Ver- und
Entsorgung, Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und
Kirchen, Medien, Telekommunikation,
Informationstechnologie, Datenverarbeitung, Postdienste,
Speditionen und Logistik, Verkehr und Handel oder öffentliche
Dienste organisiert sind,
der Marburger Bund, der Berufsverband und die
Fachgewerkschaft für Ärzte,
die Pilotenvereinigung Cockpit.

Darüber hinaus gibt es sogenannte Dachverbände, in denen sich


mehrere Gewerkschaften zusammenschließen:

Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB): Hier sind die größten


Gewerkschaften organisiert (IG Bauen-Agrar-Umwelt, IG
Bergbau Chemie Energie, EVG, GEW, IG Metall, NGG, GdP,
Verdi).
DBB Beamtenbund und Tarifunion (der hieß früher
Deutscher Beamtenbund, DBB): Hier sind Gewerkschaften
des öffentlichen Dienstes und des privaten
Dienstleistungssektors organisiert (wobei Beamte keine
Gewerkschaft im engeren Sinn haben, da sie kein Streikrecht
besitzen).
Christlicher Gewerkschaftsbund (CGB): Hier sind zum
Beispiel die Christliche Gewerkschaft Metall (CGM), die
Gewerkschaft Öffentlicher Dienst und Dienstleistungen (GÖD),
die Christliche Gewerkschaft Postservice und
Telekommunikation (CGPT) oder die Christliche Gewerkschaft
Bergbau, Chemie, Energie organisiert.

So werden Sie Gewerkschaftsmitglied


Neben der Unterstützung von Gewerkschaften bei Tarifkonflikten und dem Aushandeln
der Tariflöhne bieten Gewerkschaften Beratung, Rechtsschutz im Arbeitsleben,
Weiterbildung, bisweilen auch Sonderkonditionen bei einzelnen Produkten. Es lohnt
sich also, über einen Beitritt nachzudenken. Bevor Sie einer Gewerkschaft beitreten,
sollten Sie deren Satzung studieren, damit Sie wissen, auf was Sie sich einlassen. In
der Regel sollte ein schriftlicher Antrag online möglich sein. Nimmt man Sie auf,
erhalten Sie einen Mitgliedsausweis, müssen aber auch einen Mitgliedsbeitrag
entrichten, dessen Höhe sich nach Ihrer finanziellen Situation richtet – die genaue
Höhe entnehmen Sie der Satzung. Eine eventuelle Kündigung erfolgt schriftlich.

Arbeitgeber und Arbeitgeberverbände


Der zweite wichtige Spieler am Arbeitsmarkt sind die Arbeitgeber.
Auch sie organisieren sich in Arbeitgeberverbänden – sozusagen
als Gegengewicht zu den Gewerkschaften. Ein
Arbeitgeberverband vertritt seine Mitglieder nach außen.
Außerhalb von Tarifverhandlungen ist er auch deren politisches
Sprachrohr, er soll die Interessen der Arbeitgeber vertreten.
Zusätzlich berät und informiert er seine Mitglieder, bietet Fort- und
Weiterbildungen sowie Rechtshilfe und Rechtsvertretung an.
Zumeist sind diese Verbände nach Branchen oder
Geschäftsbereichen organisiert.
Es gibt in Deutschland drei große Dachverbände:

Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände


(BDA): In ihr sind Landesvereinigungen der
Arbeitgeberverbände organisiert sowie
Bundesfachspitzenverbände, das sind branchenspezifische
Zusammenschlüsse von Arbeitgebern, beispielsweise der
Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen oder der
Deutsche Hotel- und Gaststättenverband.
Bundesverband der deutschen Industrie (BDI): Hier sind
Arbeitgeber der Industrie und industrienahe Dienstleister
organisiert.
Zentralverband des deutschen Handwerks: Er vertritt die
Interessen des deutschen Handwerks.

Handwerkskammern sowie Industrie- und


Handelskammern
Handwerkskammern sind die gesetzliche Vertretung und die Interessenvertretung aller
Handwerkerinnen und Handwerker eines Bezirks (sie erfüllen also auch hoheitliche
Aufgaben, im Gegensatz zum Zentralverband des deutschen Handwerks, der nur
Lobbyarbeit betreibt). Jeder regionale Handwerksbetrieb muss hier Mitglied werden.
Handwerkskammern führen die Handwerksrolle, in der alle Mitgliedsbetriebe erfasst
werden, regeln die Berufsausbildung und sind für die Fachprüfungen zuständig. Des
Weiteren haben sie die Rechtaufsicht über die Handwerksinnungen; dies sind die
fachlichen Basisorganisationen der Handwerksberufe in einem Bezirk. Zusammen
bilden die Innungen einer Stadt oder eines Kreises die Kreishandwerkerschaft.
Alle anderen Unternehmen und Gewerbetreibenden (außer Freiberuflern und
Landwirten) sind Pflichtmitglieder in der jeweiligen Industrie- und Handelskammer
(IHK). Diese haben im Großen und Ganzen die gleichen Aufgaben wie die
Handwerkskammern.

Die Bundesagentur für Arbeit


Ein weiterer Spieler am deutschen Arbeitsmarkt, den Sie kennen
sollten, ist die Bundesagentur für Arbeit (BA). Sie ist der
entscheidende Akteur am deutschen Arbeitsmarkt, wenn es um
Vermittlung, Weiterbildung oder staatliche Leistungen mit Bezug
zum Arbeitsmarkt geht.
Zum einen unterstützt die BA Sie, wenn Sie arbeitslos werden.
Sie zahlt

Arbeitslosengeld bei Arbeitslosigkeit und Weiterbildung,


Saisonkurzarbeitergeld, Kurzarbeitergeld und
Transferkurzarbeitergeld sowie
Insolvenzgeld.
Des Weiteren hilft Ihnen die BA bei der Suche nach Arbeit durch

Information, Beratung und Vermittlung in neue Beschäftigung,


Förderung der beruflichen Weiterbildung und
Förderung der Aufnahme von Selbstständigkeit.

Dazu gibt es einen Korb von Leistungen, auch Geldleistungen,


beispielsweise Eingliederungszuschüsse, Gründungszuschüsse,
Leistungen zur Eingliederung von Selbstständigen oder
Lohnkostenzuschüsse. Auch die Berufsausbildung fördert die BA,
beispielsweise durch Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen,
ausbildungsbegleitende Hilfen oder Ausbildungsbeihilfen.

Einen Überblick über die Maßnahmen und Hilfen der BA


finden Sie auf dem Serviceportal der Bundesagentur für
Arbeit im Internet.
Vor Ort übernehmen sogenannte Jobcenter, die früher
Arbeitsämter hießen, die Aufgaben der Bundesagentur für Arbeit.
Die Jobcenter betreuen auch die Bezieher von Arbeitslosengeld II
(als Hartz IV bekannt), vermitteln Arbeitslose an potenzielle
Arbeitgeber, fördern Eingliederungsmaßnahmen und berufliche
Weiterbildungen und unterstützen bei Schulden-, Sucht- oder
anderen psychosozialen Problemen. Wer allerdings nicht
erwerbsfähig ist, also nicht arbeiten kann, erhält statt des
Arbeitslosengeldes II das Sozialgeld, wenn er hilfebedürftig ist.
Ebenfalls zur Bundesagentur für Arbeit gehören die
Familienkassen. Diese sind eigenständige Dienststellen der
Bundesagentur für Arbeit, die das Kindergeld und den
Kindergeldzuschlag auszahlen.
Kindergeld können Sie auf der Website der Bundesagentur
für Arbeit beantragen. Familien mit geringem Einkommen
steht darüber hinaus ein Kindergeldzuschlag zu, der
ebenfalls dort beantragt werden kann.

Löhne und Lohnverhandlungen


Nachdem Sie die wesentlichen Spieler am Arbeitsmarkt
kennengelernt haben, können wir jetzt auch erklären, wie Löhne
zustande kommen. Der mit Abstand wichtigste Begriff dabei ist
die Tarifautonomie.

Tarifautonomie bedeutet, dass die Arbeitgeber und -nehmer


die Löhne allein aushandeln. Das heißt, dass sie ohne
staatlichen Einfluss gemeinsam die Löhne und
Arbeitsbedingungen festlegen.
Die Tarifautonomie ist Ausfluss von Artikel 9 Grundgesetz (Sie
erinnern sich – das Recht, Vereinigungen zu bilden) und wird im
Tarifvertragsgesetz konkretisiert. Dieses Gesetz regelt,

was ein Tarifvertrag ist,


wer einen Tarifvertrag abschließen darf und
wer an den Tarif gebunden ist.

Ihre Rechte und Pflichten: Der Tarifvertrag


Ein Tarifvertrag regelt die Rechte und Pflichten der Arbeitnehmer,
also nicht nur die Höhe des Lohns, sondern weitere Details wie
Wochenarbeitszeit, Entgeltfortzahlungsanspruch bei Krankheit,
Eingruppierung und Lohnhöhe bei Eingruppierung, Zulagen,
Zuschläge, Urlaub und Regelungen bei Einführung von
Kurzarbeit.
Es gibt
Branchen- und Flächentarifverträge, die für eine bestimmte
Branche oder Region gelten,
Firmentarifverträge, die für ein bestimmtes Unternehmen
individuell ausgehandelt werden,
Anerkennungstarifverträge, wenn der Flächentarifvertrag
von einem Unternehmen komplett übernommen wird,
Lohn- und Gehaltstarifverträge, die die Höhe der Löhne,
Gehälter und der Ausbildungsvergütungen festlegen,
Rahmentarifverträge, in denen Tätigkeits- und
Qualifikationsmerkmale für einzelne Lohn- und
Gehaltsgruppen fixiert werden,
Manteltarifverträge, die langfristige, allgemeingültige
Vereinbarungen wie beispielsweise Wochenarbeitszeiten,
Kündigungsfristen, Probezeiten oder Schichtarbeit enthalten,
Paralleltarifverträge, bei denen derselbe Tarifvertrag von
verschiedenen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden
abgeschlossen wird, und
Notlagen- oder Sanierungstarifverträge.

Als Gewerkschaftsmitglied können Sie bei der


Gewerkschaft eine Kopie des geltenden Tarifvertrags
bekommen; aber auch Ihr Arbeitgeber muss den Tarifvertrag
im Betrieb auslegen, wenn er einem Tarifvertrag unterliegt,
also tarifgebunden ist.

Wer unterschreibt? Die Tarifpartner


Ein Tarifvertrag wird zwischen Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbänden oder einzelnen Arbeitgebern
abgeschlossen. Will heißen: Auf Arbeitgeberseite dürfen einzelne
Arbeitgeber Tarifverträge abschließen, auf Arbeitnehmerseite nur
Gewerkschaften.
Die Gültigkeit von Tarifverträgen
Das ist eine der zentralen Fragen: Wer unterliegt einem
Tarifvertrag, wer ist tarifgebunden? Hier gibt es mehrere Aspekte:

Grundsätzlich gilt ein Tarifvertrag für alle Mitglieder von


Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbänden.
Der Tarifvertrag gilt für das Gebiet, die Branche oder das
Unternehmen, für das er abgeschlossen worden ist.
Natürlich gilt der Tarifvertrag auch für Unternehmen, die einen
Firmentarifvertrag abgeschlossen haben.
In besonderen Fällen kann ein Tarifvertrag vom
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (im Einvernehmen
mit Vertretern der Spitzenorganisationen von Arbeitgebern und
Arbeitnehmern) nach § 5 des Tarifvertragsgesetzes als
allgemein verbindlich erklärt werden. Er gilt dann auch für
Nichtmitglieder von Gewerkschaften und
Arbeitgeberverbänden.
Dann ist da noch das Günstigkeitsprinzip: Wenn der
Tarifvertrag eine günstigere Regelung vorsieht als der
individuelle Arbeitsvertrag, gilt der Tarifvertrag.
Eigentlich gilt der Tarifvertrag nur für Gewerkschaftsmitglieder.
Wenn aber der Arbeitgeber Nichtmitgliedern weniger zahlen
würde, würden sie wohl alle in die Gewerkschaft eintreten.
Also zahlt er auch den anderen Arbeitnehmern mindestens
den Tarif.

Beamte – die wegen des besonderen Treueverhältnisses


gegenüber dem Staat nicht streiken dürfen – erhalten einen
Sold, der nach dem Bundesbeamtenbesoldungsgesetz
festgelegt wird. Dessen Regelungen orientieren sich an den
Tarifabschlüssen für Arbeiter und Angestellte des öffentlichen
Dienstes.
Ein kurzes Drehbuch: So funktionieren
Lohnverhandlungen
Wie funktionieren Lohnverhandlungen? Das Drehbuch sieht etwa
so aus:

1. Kündigung/Auslaufen des Tarifvertrags: Der bestehende


Tarifvertrag wird gekündigt oder er läuft fristgemäß aus.
2. Tarifverhandlungen: Tarifverhandlungen werden
aufgenommen, oftmals begleitet von Warnstreiks,
Demonstrationen und anderen öffentlichkeitswirksamen
Aktionen. Die Warnstreiks sollen dabei zeitlich und räumlich
begrenzt sein.
3. Schlichtung: Einigt man sich nicht, können die Arbeitgeber
oder die Gewerkschaften die Verhandlungen für gescheitert
erklären. Jetzt kann man eine Schlichtung anrufen oder aber
mit unbegrenzten Streiks beginnen. Der Schlichtung müssen
beide Parteien zustimmen, als Schlichter wird eine neutrale
Person bestimmt.
4. Urabstimmung: Ein unbefristeter Streik muss von der
Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder befürwortet werden.
Daher ist dazu eine Urabstimmung erforderlich. Stimmt die
Mehrheit zu, kommt es zu unbefristeten Streiks.
5. Streik: Die Arbeitgeber können ihrerseits auf Streiks mit einer
Aussperrung reagieren, bei der sie die Arbeitnehmer von ihrer
Arbeitspflicht entbinden und ihnen keinen Lohn zahlen. Das
soll die Kosten des Streiks für die Gewerkschaften erhöhen,
da sie nun mehr Streikgelder zahlen müssen.
6. Einigung: Werden die Verhandlungen wieder aufgenommen
und kommt man zu einer Einigung, müssen die
Gewerkschaftsmitglieder wiederum per Urabstimmung dem
Verhandlungsergebnis zustimmen.
Einige wichtige Gesetze
Wer den deutschen Arbeitsmarkt verstehen will, muss einige der
wichtigsten gesetzlichen Regelungen kennen. Da wären unter
anderem:

Das Arbeitszeitgesetz enthält gesetzliche Regelungen zu


den Arbeitszeiten, zur täglichen Arbeitszeit, zu Ruhepausen,
Vorschriften zu Sonn- und Feiertagen sowie zur Nachtarbeit.
Im Arbeitsschutzgesetz geht es um Details wie die
Vermeidung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und
arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren; hier sind die Pflichten
des Arbeitgebers und die Pflichten und Rechte der
Arbeitnehmer geregelt.
Das Teilzeit- und Befristungsgesetz regelt
Teilzeitarbeitsverhältnisse und die befristeten
Beschäftigungsverhältnisse.
Das Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) enthält
Regelungen zur Leiharbeit.
Das Entgeltfortzahlungsgesetz enthält Regelungen zur
Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und an Feiertagen.
Das Kündigungsschutzgesetz regelt, wann und unter
welchen Umständen einem Arbeitnehmer gekündigt werden
darf.
Das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) regelt die
betriebliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer innerhalb
eines Betriebs, also die Arbeit des Betriebsrates.
Das Tarifautonomiestärkungsgesetz hat 2014 einen
bindenden Mindestlohn am deutschen Arbeitsmarkt
eingeführt.

Betriebsrat und Mitbestimmung


Der Betriebsrat soll die Interessen der Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber
vertreten. Er wird auch an betrieblichen Entscheidungen beteiligt (im öffentlichen Dienst
übernimmt der Personalrat diese Aufgaben). Er achtet darauf, dass die Rechte der
Arbeitnehmer gewahrt bleiben. Der Arbeitgeber muss den Betriebsrat nicht nur über
betriebliche Belange (beispielsweise Personalangelegenheiten, technische oder
organisatorische Belange) informieren, sondern sich mit dem Betriebsrat auch darüber
beraten. Bei bestimmten betrieblichen Angelegenheiten hat der Betriebsrat ein
Mitbestimmungsrecht. Das ist aber nicht zu verwechseln mit der Mitbestimmung nach
dem Mitbestimmungsgesetz, bei dem es darum geht, dass Arbeitnehmer in den
Aufsichtsräten großer Unternehmen vertreten sein müssen.

Was Sie über Unternehmen


wissen müssen
Wenn man schon in einem Unternehmen arbeitet oder ein
eigenes gründet, sollte man wenigstens in groben Zügen wissen,
wie ein Unternehmen grundsätzlich funktioniert. Dabei wollen wir
von allen Besonderheiten in Unternehmen absehen und uns
sozusagen nur das Skelett eines Unternehmens anschauen.

So funktioniert ein Unternehmen


Stellen Sie sich ein Unternehmen vor wie eine schwarze Kiste:
Vorn stopfen Sie etwas hinein (das sind die Produktionsfaktoren,
auch Input genannt), dann passiert etwas im Inneren dieser Kiste
(das ist der Produktionsprozess) und hinten kommt etwas
anderes heraus als das, was man vorn reingesteckt hat (das ist
das fertige Produkt). Abbildung 9.1 zeigt Ihnen, wie ein
Unternehmen grundsätzlich funktioniert.

Abbildung 9.1: Das Unternehmen als Ort der Produktion


Schauen wir uns die drei Teile dieser Grafik an.
Die Produktionsfaktoren
Produktionsfaktoren sind alles, was Sie benötigen, um das
betreffende Produkt herzustellen. Man unterschätzt rasch,
welcher Aufwand erforderlich ist, um die notwendigen
Produktionsfaktoren bereitzustellen:

Produktionsplanung: Sie müssen zunächst planen, welche


und wie viel Produktionsfaktoren Sie für die Herstellung des
Produkts benötigen und welche Menge Sie herstellen wollen –
beides bestimmt Ihren Bedarf an Produktionsfaktoren.
Logistik: Sie müssen planen, wie und wann die
Produktionsfaktoren angeliefert und gegebenenfalls
innerbetrieblich weiterverarbeitet werden.
Finanzierung: Der Ankauf der Produktionsfaktoren muss
auch finanziell geplant werden. Haben Sie zu viele
Produktionsfaktoren auf Lager, bindet das dauerhaft zu viel
Kapital.

Jenseits dieser Planungen gilt es, was die Produktionsfaktoren


angeht, eines festzuhalten: Je teurer die Produktionsfaktoren,
desto teurer die Produktion, und je teurer die Produktion, umso
teurer das Produkt, und je teurer das Produkt, umso geringer die
Nachfrage danach. Diese einfache Gedankenkette erläutert,
warum Arbeitgeber darauf verweisen, dass zu hohe Löhne zu
Arbeitslosigkeit führen können, denn der Lohn ist gleichzeitig der
Preis für den Produktionsfaktor Arbeitsleistung.
Der Produktionsprozess
Über Produktion und Produktionsplanung kann man Bücher
schreiben. Wir wollen hier die vermutlich wichtigste Idee
vorstellen, nämlich das sogenannte Ertragsgesetz. Es hat eine
einfache Aussage: Mit steigendem Einsatz von
Produktionsfaktoren steigen zuerst die Grenzerträge, dann sinken
sie.
Den zusätzlichen Ertrag, der durch eine zusätzlich
eingesetzte Einheit eines Produktionsfaktors (Inputs)
entsteht, nennt man Grenzertrag. Ein Beispiel: Erhöhen Sie
den Dünger auf Ihrem Feld um 1 Kilo (Sie setzen also 1 Kilo
Input zusätzlich ein) und steigt daraufhin die Ernte von 20 auf
25 Kilo, so beträgt der Grenzertrag (also der zusätzliche
Ertrag) 25 – 20 = 5 Kilo.
Das Ertragsgesetz besagt nun Folgendes: Je mehr
Produktionsfaktoren eingesetzt werden (je mehr Dünger Sie
beispielsweise einsetzen), umso geringer wird ab einer
bestimmten Menge der damit verbundene zusätzliche Ertrag (der
Grenzertrag). Wenn also der Düngereinsatz von 2 auf 3 Kilo
steigt, dann steigt der Ertrag um 5 Kilo; erhöhen Sie nun den
Düngereinsatz von 3 auf 4 Kilo, so mag der Ertrag zwar weiter
steigen, aber nicht mehr um 5 Kilo, sondern nur noch sagen wir
um 2 Kilo. Der Grenzertrag ist also gesunken.

Produktionsprozesse, bei denen die Grenzerträge zuerst


steigen, anschließend fallen und dann negativ werden
können, nennt man ertragsgesetzliche Produktion.
Warum ist das so? Beim Produktionsfaktor Arbeit hat zumeist
etwas mit Arbeitsteilung zu tun: Wenn zwei zusammenarbeiten,
erreichen sie mehr, als wenn jeder für sich allein arbeitet. Zwei
Mann können sich Handgriffe teilen; kommt ein Dritter hinzu, kann
er weitere Aufgaben übernehmen, welche die beiden anderen
nicht übernehmen können, was die Gesamtproduktion weiter
steigert. Wenn Sie genauer hinschauen, werden Sie solche
Muster in den meisten Produktionsvorgängen finden, vermutlich
auch in Ihrem Betrieb.
Das fertige Produkt
Haben Sie die Produktionsmittel in einem Produktionsprozess in
Produkte umgewandelt (also etwas produziert), steht am Ende
das fertige Produkt. Damit es sich lohnt, das Produkt herzustellen,
muss das fertige Produkt mehr wert sein als die Kosten der
Herstellung, ansonsten wäre das Produkt Verschwendung: Wenn
Sie etwas produzieren, das in der Herstellung sagen wir 100 Euro
kostet, aber am Markt nur für 80 Euro verkauft werden kann, dann
ist das ein Flop. Die Produktion lohnt sich nicht, die Kosten sind
höher als die Zahlungsbereitschaft der Kunden. Die für die
Produktion eingesetzten Produktionsfaktoren sind verschwendet.
Letzteres bedeutet, dass sie an anderer Stelle sinnvoller hätten
eingesetzt werden können.

Sind die Verkaufserlöse höher als die Produktionskosten,


wird die Differenz zwischen den beiden Größen Gewinn
genannt. Gewinne zeigen den Unternehmen, ob es sich lohnt
zu produzieren. Dauerhafte Verluste zeigen, dass sich die
Produktion nicht (mehr) lohnt.

Damit haben wir eine wichtige Erkenntnis gewonnen:


Unternehmen müssen Gewinne erwirtschaften, sonst ist das,
was sie da machen, Verschwendung.
Die Schlussfolgerung daraus ist für das betroffene Unternehmen
und seine Beschäftigen schmerzhaft und bitter: Unternehmen, die
dauerhaft keine Gewinne machen, haben keine
Existenzberechtigung. Die in den entsprechenden Unternehmen
gebundenen Produktionsfaktoren werden an anderer Stelle der
Wirtschaft gebraucht.

Arten von Unternehmen


Es gibt unterschiedliche Wege, Unternehmen zu gestalten. Dabei
spielt insbesondere eine Rolle, wie viel Kapital ein Unternehmen
benötigt. Genügt ein eher geringeres Kapital, dann kommt eine
Personengesellschaft infrage. Ist ein sehr großer Kapitalbestand
erforderlich, ist die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft
angemessen.
Personengesellschaften sind Unternehmen, die eng an den
Eigentümer gebunden sind. In der Regel haften die
Eigentümer persönlich für die Schulden des Unternehmens.
Die wichtigsten Formen unter den Personengesellschaften sind:

Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR): Sobald Sie


zusammen mit jemandem eine geschäftliche Tätigkeit
betreiben, entsteht eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, bei
der Sie persönlich haften.
Offene Handelsgesellschaft (OHG): Hier haftet jeder
Eigentümer, jeder Eigentümer kann Geschäftsführer sein, die
OHG wird ins Handelsregister eingetragen. Sie ist sozusagen
die offizielle Version einer GbR.
Kommanditgesellschaft (KG): Sie besteht aus zwei Arten
von Eigentümern: den Komplementären, die
Geschäftsführungsbefugnis haben und persönlich haften, und
den Kommanditisten, die keine Geschäftsführungsbefugnis
haben und nicht persönlich haften.

Kapitalgesellschaften sind Unternehmen, die eine eigene


Rechtspersönlichkeit haben (man spricht auch von
juristischen Personen) und bei denen die Eigentümer nicht
persönlich haften, sondern nur das Kapital des
Unternehmens.
Die wichtigsten Kapitalgesellschaften sind:

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH): Hier haften


die Eigentümer nur mit der Kapitaleinlage, die sie getätigt
haben; die Geschäftsführer müssen nicht unbedingt die
Eigentümer sein.
Aktiengesellschaft (AG): Auch hier haftet nur das Kapital des
Unternehmens. Im Unterschied zur GmbH können die
Kapitalanteile am Unternehmen in Form von Aktien an der
Börse gehandelt werden.

Welche dieser Rechtsformen für ein Unternehmen sinnvoll ist,


hängt neben dem Kapitalbedarf von juristischen, steuerlichen und
finanziellen Aspekten ab – jede Unternehmensform hat ihre Vor-
und Nachteile.

Shareholder und Stakeholder


Shareholder und Stakeholder sind zwei Begriffe, die Sie einmal gehört haben sollten.
Unter den Shareholdern versteht man die Eigentümer des Unternehmens. Der
sogenannte Shareholder-Ansatz zielt darauf ab, das Vermögen der Eigentümer zu
maximieren – das Unternehmen soll also einen größtmöglichen Gewinn abwerfen.
Demgegenüber versteht man unter Stakeholdern alle Personen, die ein direktes oder
indirektes Interesse am Unternehmen haben, beispielsweise Mitarbeiter, Lieferanten,
Kunden oder das Management. Vertreter des Stakeholder-Ansatzes fordern, dass man
auch auf die Interessen dieser Gruppen Rücksicht nehmen soll.

Der Job
Die Suche nach dem richtigen Job ist eine Wissenschaft für sich.
An dieser Stelle wollen wir Ihnen nur ein paar Ideen mit auf den
Weg geben.

Wo und wie? Die Suche


Am Anfang steht die Suche nach dem geeigneten Job – wo
finden Sie den?

Natürlich sucht man heute auf Stellenportalen im Internet; hier


stehen oft neben den Stellenangeboten Beschreibungen von
Unternehmen, die Sie für Ihre Suche nutzen können.
In Branchenverzeichnissen finden Sie auch kleinere
Unternehmen, die weniger bekannt sind.
Wenn Sie studieren, können Sie auch die Karriereberatung
der Hochschule nutzen oder auch Ihre Professoren fragen, oft
haben sie gute Kontakte.
Manche Unternehmen inserieren ihre Stellenangebote immer
noch in Zeitungen.

Eine der wichtigsten Plattformen für die Stellensuche ist die


Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit. Sie können hier ein
Nutzerkonto anlegen.
Experten schätzen allerdings, dass ein Drittel aller Stellen auf
dem verdeckten Stellenmarkt vergeben wird. Dabei handelt es
sich um Stellen, die nicht ausgeschrieben sind, sondern
innerbetrieblich, über Beziehungen oder persönliche Kontakte
vergeben werden. Wie kommt man an diese Stellen ran?

Blindbewerbungen: Suchen Sie Unternehmen, die Ihnen


geeignet erscheinen, und schicken Sie eine Bewerbung
dorthin.
Initiativbewerbungen: Bei Initiativbewerbungen kennen Sie
zumindest schon einen Ansprechpartner im Unternehmen,
den Sie anschreiben.
Jobbörsen und Jobmessen: Gehen Sie zu Jobbörsen und
Jobmessen. Dort kann man erste Kontakte zu den
Unternehmen knüpfen, die man dann für die
Initiativbewerbung nutzen kann. Auch Abendveranstaltungen,
Vorträge oder Branchentreffs eignen sich dazu.
Berufliche Netzwerke: Präsentieren Sie sich und Ihre
Fähigkeiten auf XING oder LinkedIn, sodass Unternehmen Sie
dort finden können.

Ein Netzwerk ist auch nützlich, wenn Sie Informationen zu einem


Thema brauchen, mit dem Sie nicht vertraut sind. Möglicherweise
findet sich dort jemand, der Bescheid weiß, oder jemand, der
Ihnen jemanden empfehlen kann, der Ihnen weiterhilft.
Wie bauen Sie ein Netzwerk auf? Ihr Netzwerk sind berufliche
Kontakte, private Kontakte, Laufbahnkontakte, alle Menschen, die
Ihnen in Ihrem Leben begegnen, aber auch Kontakte, die Sie auf
Messen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Sportereignissen und bei
vielen anderen Gelegenheiten knüpfen. So wird auch
verständlich, warum bei manchen Veranstaltungen der wichtigste
Teil die Kaffeepause ist – weil man hier neue Kontakte knüpfen
kann.

Netzwerken
Eine der wichtigsten Tätigkeiten im Beruf ist das Netzwerken, auch Networking
genannt: Man versucht, möglichst viele Menschen zu kennenzulernen, baut möglichst
viele neue Kontakte auf und pflegt diese. Je mehr Menschen man kennt, umso mehr
Informationen hat man, umso mehr Erfahrungen kann man austauschen, umso mehr
Rückhalt und potenzielle Hilfestellung erhält man. Wenn irgendwo in Ihrem Netzwerk
ein Job frei ist, findet er über Ihr Netzwerk den Weg zu Ihnen. Es geht also darum,
möglichst viele Menschen zu kennen, die wiederum andere Menschen kennen. Und je
größer Ihr Netzwerk ist, umso einfacher wird ein Jobwechsel.

Einen guten Eindruck machen: Die


Bewerbung
Die Suche nach dem Job ist eine Wissenschaft für sich, und die
Bewerbung steht dem kaum nach. Lassen Sie uns kurz einen
Blick auf die wichtigsten Aspekte der Bewerbung werfen:

das Bewerbungsschreiben und


das Bewerbungsgespräch.

Möglichst fehlerfrei: Das Bewerbungsschreiben


Das Bewerbungsschreiben besteht aus zwei Teilen, nämlich dem
Anschreiben und dem Lebenslauf. Generell gelten für beide ein
paar einfache, aber wichtige Grundregeln:

Fehlerfreiheit: Wenn Sie in Sachen Rechtschreibung und


Zeichensetzung nicht ganz fit sind, suchen Sie Hilfe. Eine
Bewerbung mit solchen Fehlern wird sofort aussortiert. Lassen
Sie immer (!) noch eine andere Person Ihre Unterlagen
Korrektur lesen und kontrollieren.
Ansprechendes Erscheinungsbild: Der erste Eindruck, den
Ihr potenziell zukünftiger Arbeitgeber bekommt, ist Ihre
Bewerbung, und wenn die aussieht wie Kraut und Rüben, was
denkt er dann wohl über Sie? Auch hier: Haben Sie hier
Schwächen, suchen Sie Hilfe oder nutzen Sie Vorlagen aus
dem Internet.
Korrektheit: Alle Daten und Fakten müssen stimmen –
versteht sich von selbst, oder?
Vollständigkeit: Enthält Ihre Bewerbung alles, was der
Arbeitgeber fordert? Gibt es keine Lücken bei den Unterlagen
oder im Lebenslauf?
PDF- statt Word-Format: Versenden Sie Ihre Bewerbung per
E-Mail oder wünscht der Arbeitgeber, dass Sie sie in ein
Bewerbungsportal hochladen, schicken Sie nur eine Datei im
PDF-Format, niemals mehrere Dateien im
Textverarbeitungsformat. Achten Sie auf einen
aussagekräftigen Betreff in der Mail und einen kurzen,
prägnanten Begleittext in der Mail selbst.
Der richtige Ansprechpartner: Finden Sie den passenden
Ansprechpartner im Unternehmen, ein kurzes Telefonat zeigt
Interesse und kann weitere nützliche Informationen liefern.
Die Reihenfolge der Dokumente in Ihrer Bewerbung lautet
wie folgt: zuerst das Anschreiben, dann Mappe, Deckblatt
(manche Personaler raten allerdings von einem Deckblatt ab),
Lebenslauf, Zeugnisse, dann Referenzen, Zertifikate und
Arbeitsproben.
Seriosität: Verwenden Sie eine seriöse E-Mail-Adresse –
Xenagöttindesfeuers@web.de ist zwar lustig, aber nicht
geeignet für einen seriösen E-Mail-Verkehr.
Lassen Sie uns nun noch einen kurzen Blick auf das Anschreiben
und den Lebenslauf werfen.
Das Anschreiben
Die wichtigsten Punkte sind:

Struktur: Das Anschreiben besteht aus einer Einleitung


(Begrüßung, Motivation für die Bewerbung), dem Hauptteil
(Präsentieren der Person, wichtigste Qualifikationen und
warum man auf die Stelle passt) und dem Schlussteil
(Verabschiedung).
Auf das Unternehmen zugeschnitten: Schneiden Sie das
Anschreiben individuell auf das Unternehmen oder die Stelle
zu, verschicken Sie keine Standardfloskel-Anschreiben, das
zeugt von Desinteresse. Sagen Sie etwas über das
Unternehmen, zeigen Sie, dass Sie sich mit dem
Unternehmen beschäftigt haben.
Einseiter: Das Anschreiben umfasst immer (!) nur eine Seite,
beim Lebenslauf gehen die Meinungen auseinander. Wir
finden, dass eine Seite Lebenslauf ausreichen muss.
Gehaltsvorstellung und Eintrittsdatum: Geben Sie Ihre
Gehaltsvorstellung an, falls dies verlangt wird, ebenso das
mögliche Eintrittsdatum.
Unterschrift: Vergessen Sie die Unterschrift nicht.

Auch hier müssen Sie nicht bei null beginnen – schauen Sie sich
Beispiele für Bewerbungsschreiben im Internet an und passen Sie
diese für Ihre persönliche Situation an.
Der Lebenslauf
Mittlerweile hat sich der tabellarische Lebenslauf durchgesetzt,
aus dem der Personalchef schnell und unkompliziert entnehmen
kann, welche Positionen der Bewerber innehatte und welche
Qualifikationen er aufweist. All das sollte zeitlich passend
aufeinander aufbauen und vollständig sein. Auch hier können Sie
auf Vorlagen aus dem Internet zurückgreifen.
Beim chronologischen Lebenslauf beginnt man mit dem
ersten Job, beim amerikanischen Lebenslauf startet man mit
der aktuellen beruflichen Position und geht dann zeitlich in
die Vergangenheit zurück. Welchen davon man nimmt, ist
Geschmackssache, beides geht.
Was gehört unbedingt in den Lebenslauf?

Persönliche Daten wie Geburtstag und -ort, Anschrift,


Familienstand, Staatsangehörigkeit,
Ausbildung (inklusive Wehrdienst, Freiwilliges Soziales Jahr
oder Ähnliches),
berufliche Laufbahn,
besondere Qualifikationen (EDV-Kenntnisse, Sprachen),
Hobbys. Hier gehen die Meinungen auseinander; sind Sie
Berufseinsteiger, dann ist es durchaus sinnvoll, diese
anzugeben, wenn diese Hobbys etwas über Sie aussagen
(»Candy Crush« beispielsweise ist als Hobby eher wenig
hilfreich; Bergsteigen schon eher). Sind Sie schon lange im
Job, können Sie darauf verzichten.

Lassen Sie keine Lücken im Lebenslauf – der Profi erkennt


diese sofort und macht sich seinen Reim darauf. Haben Sie
solche Lücken, so gehen Sie offen damit um und erläutern
gegebenenfalls im Anschreiben, was da los war.
Das Bewerbungsgespräch
Sind Sie zum Bewerbungsgespräch eingeladen, haben Sie die
erste Hürde genommen. Auf was müssen Sie nun achten?

Bestätigen Sie die Einladung per Telefon beim Sekretariat. Auf


diesem Weg können Sie auch erfahren, wer an dem Gespräch
teilnehmen wird.
Planen Sie ausreichend Zeit für die Anreise. Planen Sie
verspätete Züge und Staus auf der Autobahn ein.
Müssen wir wirklich betonen, dass Sie angemessen gekleidet
sein müssen? Im Zweifelsfall sind Sie lieber etwas
overdressed als zu lässig gekleidet. Fett-, Schmutz- und
Schweißflecke sind ebenso ein No-Go wie Löcher,
Turnschuhe und Tennissocken. Und keine Comicmotive. Im
Zweifelsfall fragen Sie Ihre Mama.
Kein Alkohol, Knoblauch- oder Schweißgeruch, seien Sie
sparsam mit Parfum oder Aftershave.
Bietet man Ihnen etwas zu essen an, lehnen Sie höflich ab.
Das Einzige, das Sie akzeptieren, ist ein Glas stilles Wasser.
Seien Sie vorbereitet – Sie sollten über das Unternehmen und
die ausgeschriebene Stelle gut informiert sein, wenn möglich
auch über Ihren potenziellen Gesprächspartner (den finden
Sie vielleicht auf einem der sozialen Netzwerke).
Halten Sie Blickkontakt und lächeln Sie – niemand mag
schüchterne Miesepeter.
Wickeln Sie nicht die Beine um die Stuhlbeine, fuchteln Sie
nicht zu wild mit den Händen, reduzieren Sie die Zahl Ihrer
»Ähs«.
Manche Berater raten zur sogenannten Spiegeltechnik, bei
der man die Haltung und Bewegungen des Gegenübers
imitiert, das soll Vertrauen schaffen. Aber seien Sie vorsichtig,
das artet leicht in Nachäffen aus und wird dann peinlich.
Bereiten Sie einige Fragen vor, die Sie stellen wollen.
Seien Sie auf Fragen des Personalers vorbereitet.

Der letzte Punkt ist interessant – was fragen Personaler in


Bewerbungsgesprächen? Ein paar Beispiele:

Die Eröffnung ist meistens die Bitte, etwas über sich selbst zu
erzählen.
Warum haben Sie sich bei uns beworben?
Welche Fähigkeiten und Fertigkeiten bringen Sie mit?
Sind Sie bereit umzuziehen?
Nennen Sie Ihre(n) größten Erfolg(e).
Warum sollten wir Sie einstellen? Welchen Mehrwert bieten
Sie uns?
Können Sie uns fünf (drei, zehn) positive
Charaktereigenschaften nennen, die Sie am besten
beschreiben?
Was sind Ihre größten Schwächen?
Was denken Sie über Ihr aktuelles Unternehmen, Ihren
derzeitigen Chef, unsere Branche, die aktuelle Regierung,
diese oder jene Politik?
Der Klassiker, etwas abgegriffen: Wo möchten Sie in fünf
Jahren stehen?

Sie sollten also vorbereitet sein, etwas über sich selbst, das
Unternehmen, in dem Sie arbeiten, und das Unternehmen, bei
dem Sie sich bewerben, sagen zu können. Sie sollten aber auch
über aktuelle politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche
Geschehnisse informiert sein. Und stellen Sie sich auf Fragen ein,
die völlig überraschend sind, bisweilen auch bewusst provokant.
Eine etwas härtere Form des Bewerbungsgesprächs ist das
sogenannte Assessment-Center.

In einem Assessment-Center werden potenzielle


Kandidaten mittels Arbeitssimulationen, Rollenspielen,
Gruppendiskussionen, Persönlichkeits- und Leistungstests
überprüft.
Solche Verfahren verwenden eine Palette von Aufgaben und
Tests, auf die man sich besser vorbereitet – entsprechende Tipps
und Beispiele finden Sie in der Literatur und im Internet.

Googeln Sie sich selbst vor dem Gespräch, entfernen Sie


von Ihren Profilen in sozialen Netzwerken problematische
Fotos oder Posts oder stellen Sie diese Inhalte so, dass nur
Freunde sie sehen können.

Der Arbeitsvertrag: Worauf Sie achten


müssen
Glückwunsch – Sie haben es geschafft und einen Vertrag
ergattert. Hier wollen wir kurz zusammenstellen, worauf Sie bei
einem Arbeitsvertrag achten sollten.

Gehalt: Wie setzt sich das Gehalt zusammen, wie sind die
Arbeitszeiten und wie viel Tage Urlaub haben Sie?
Nebenleistungen: Welche Nebenleistungen (Dienstwagen,
betriebliche Altersvorsorge, Prämien) gibt es? Gibt es
Weihnachtsgeld?
Probezeit: Gibt es eine Probezeit und wie lange dauert sie?
Gibt es Befristungen?
Arbeitszeit: Wie hoch ist Ihre wöchentliche Arbeitszeit? Gibt
es Regelungen für Überstunden, Freizeitausgleich,
Arbeitszeitkonten und Gleitzeit und Nebentätigkeiten?
Arbeitsort: Wo ist Ihr Arbeitsort, ist dieser ohne Ihre
Zustimmung verlegbar? Gibt es Versetzungsklauseln?
Kündigungsfrist: Wie sind die Regelungen zur Kündigung
und zu Änderungen im Arbeitsvertrag?
Aufgabengebiet: Sind das Aufgabengebiet und die
Tätigkeiten korrekt und präzise beschrieben?
Geheimhaltung und Konkurrenz: In manchen Branchen gibt
es Geheimhaltungspflichten und Konkurrenzklauseln, auch
diese sollten Sie beachten.
Welches Gehalt können Sie fordern? Pauschal kann man
das nicht sagen, aber zur Orientierung dienen
Gehaltstabellen bei Stellenbörsen oder Karriereberatungen,
Einkommen von Bekannten oder geltende Tarifverträge. Die
Bundesagentur für Arbeit bietet auf ihrer Homepage einen
Entgeltatlas an. In der Regel gehen Arbeitgeber davon aus,
dass man sich gehaltstechnisch nicht verschlechtern will.
Teil IV
Versicherungen und
Altersvorsorge


IN DIESEM TEIL …
Seien wir ehrlich: Das Leben ist stets lebensgefährlich. In
diesem Teil wollen wir Ihnen zeigen, wie man sich gegen die
Risiken des Lebens schützt. Sie lernen, wie Versicherungen
funktionieren, welche Probleme sie aufwerfen, und wir geben
Ihnen ein paar Ratschläge, welche Versicherungen notwendig
und sinnvoll und welche eher unnötig sind (gut, bei der
Versicherung gegen Entführung durch Außerirdische sind wir
uns nicht ganz sicher).
Darüber hinaus wollen wir Ihnen in diesem Kapitel zeigen, wie
man sich gegen eines der größten Risiken im Leben
versichert: gegen das Risiko, alt zu werden. Ja richtig, alt
werden ist ein Risiko, es bringt nämlich das Risiko mit sich,
dass am Ende des Geldes noch viel Leben übrig ist.
Deswegen ist es wichtig, sich mit der staatlichen Rente und
mit der privaten Altersvorsorge auseinanderzusetzen – in
diesem Teil erfahren Sie alles, was Sie darüber wissen
müssen, damit Sie im Alter nicht mittellos dastehen.
Kapitel 10
Versicherungen
IN DIESEM KAPITEL
So funktionieren Versicherungen
Wichtige Versicherungen
Sinnvolle Versicherungen
Sonstige Versicherungen

Der Volksmund weiß es: Besser, man hat eine Versicherung und
braucht sie nicht, als eine Versicherung zu brauchen und nicht zu
haben. In diesem Kapitel wollen wir Ihnen zuerst erklären, wie
eine Versicherung funktioniert und welche Versicherungen nötig,
sinnvoll oder eher überflüssig sind.

So funktionieren
Versicherungen
Eigentlich ist eine Versicherung ein einfaches Produkt: Man
bezahlt der Versicherung (zumeist) regelmäßig einen Betrag x,
um sich vor einem möglichen Schaden zu schützen; tritt der
Schaden ein, wird man von der Versicherung entschädigt; tritt der
Schaden nicht ein, ist das Geld weg. Eigentlich ist das also eine
Wette: Sie wetten mit der Versicherung, dass Ihnen etwas
Schlimmes zustößt (also ein Schaden eintritt); die Versicherung
hingegen wettet, dass Ihnen nichts zustößt. Stößt Ihnen etwas zu,
gewinnen Sie die Wette und erhalten den Wetteinsatz (die
Zahlung der Versicherung). Stößt Ihnen nichts zu, gewinnt die
Versicherung die Wette; der Wetteinsatz, den sie erhält, sind Ihre
Beitragsprämien.

Es schmerzt Sie, wenn Ihr Lieblingsverein verliert? Dann


wetten Sie darauf, dass er verliert. Gewinnt der Verein, ist Ihr
Wetteinsatz weg, aber Sie haben das tolle Gefühl, dass Ihre
Mannschaft gewonnen hat. Verliert Ihr Team, sind Sie zwar
traurig, aber Sie gewinnen die Wette, was die Trauer ein
wenig dämpft.
Wenn Sie so wollen, glättet eine Versicherung etwas die Wogen
des Lebens: Sie dämpft zwar (durch die Beitragszahlungen) Ihr
Wohlbefinden, wenn alles glattläuft, aber in schlechten Zeiten
dämpft sie den Schmerz, indem sie Ihnen eine Entschädigung
(die Versicherungsleistung) zahlt. Lassen Sie uns nun die
einzelnen Komponenten einer Versicherung anschauen, nämlich

den Beitrag und


die Versicherungsleistung.

Das müssen Sie zahlen: Der Beitrag


Der Beitrag, den Sie an die Versicherung zahlen, bestimmt sich

nach der potenziellen Schadenshöhe und


nach der Wahrscheinlichkeit, mit der ein Schaden eintreten
kann.

Also:

Die Prämie für Ihre Hausratversicherung beispielsweise ist


umso höher, je teurer der Hausrat ist, den Sie versichern
wollen – wer zum Beispiel teure Designermöbel im
Wohnzimmer hat, zahlt eine höhere Prämie.
Wenn Sie sich gegen Hochwasser versichern wollen, so wird
das teurer sein als gegen Erdbebenschäden, weil – zumindest
in unseren Breitengraden – Hochwasser wahrscheinlicher ist
als ein Erdbeben.

Bei der Berechnung des Beitrags treten allerdings zwei Probleme


auf, nämlich

adverse Selektion und


Moral Hazard.

Was ist das? Schauen wir uns das näher an.


Negativauslese: Adverse Selektion
Adverse Selektion wird auch als Negativauslese bezeichnet und
entsteht aufgrund fehlender Informationen. Nehmen wir dazu
beispielsweise eine Kfz-Vollkaskoversicherung, bei der die
Anbieter ein einfaches Kalkül haben: Je riskanter der Fahrstil
eines Fahrers, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er
einen Unfall baut, umso höher muss dementsprechend seine
Prämie sein. Doch die Fahrer wissen das auch, also werden sie
bei Vertragsabschluss so tun, als seien sie die vorsichtigsten
Fahrer der Welt. Wie will die Versicherung jetzt die Prämien
kalkulieren? Nehmen wir an, es gibt zwei Sorten Fahrer: die
übervorsichtigen Sonntagsfahrer und die selbstmörderischen
Raser. Die Sonntagsfahrer nennt man »gute Risiken«, die Raser
»schlechte Risiken«. Eigentlich müsste die Versicherung für beide
Gruppen unterschiedliche Versicherungsprämien verlangen:

50 Euro Prämie müssen die Sonntagsfahrer zahlen, weil sie


wenig Unfälle verursachen.
Für die Raser wären 100 Euro Prämie nötig, weil sie so viele
Unfälle bauen.

Die Versicherung weiß aber nicht, ob ein Fahrer ein Raser oder
ein Sonntagsfahrer ist – welche Prämie soll sie also fordern?
Nehmen wir einmal an, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fahrer
Raser oder Sonntagsfahrer ist, liegt bei 50 Prozent, dann ist die
Antwort klar: Man fordert 75 Euro als Prämie, einfach den
Mittelwert zwischen 50 und 100. Hat man beispielsweise dann
einen Raser als Kunden und einen Sonntagsfahrer, so betragen
die Prämieneinnahmen des Versicherers 75 + 75 = 150 Euro, das
macht genau die Prämien für einen Raser (100) und einen
Sonntagsfahrer (50).
Klingt super, hat aber nur ein Problem: Für den Sonntagsfahrer
sind 75 Euro zu teuer, er weiß ja, dass er kein Raser ist und
deswegen eine Prämie von 50 Euro für ihn fair wäre. Der Raser
hingegen freut sich: Er muss nur 75 Euro zahlen, obwohl er weiß,
dass er potenziell Schäden in Höhe von 100 Euro verursachen
wird. Für den Sonntagsfahrer ist diese Versicherung so zu teuer,
für den Raser so zu günstig. Ergebnis: Nur Raser werden die
Versicherung in dieser Form abschließen, die Sonntagsfahrer
hingegen verzichten.

Adverse Selektion bedeutet, dass nur Personen eine


Versicherung abschließen werden, für die sich diese
Versicherung lohnt. Das sind aber genau die Kunden, die die
Versicherung nicht haben will, weil sie zu teuer sind.
Stimmen diese Überlegungen, kommt man zu dem Ergebnis,
dass es Versicherungen gar nicht geben kann, weil nur die
schlechten Risiken (die Raser) eine Versicherung abschließen.
Für die guten Risiken (die Sonntagsfahrer) lohnt sich das so nicht.
Und damit funktioniert das für die Versicherung nicht. Was kann
eine Versicherung also tun? Hier gibt es folgende Möglichkeiten:

Selbstselektion: Die Versicherung bietet unterschiedliche


Verträge an: Eine günstige Teilkaskoversicherung (bei der der
Versicherungsnehmer einen Teil der Kosten selbst tragen
muss) für die Sonntagsfahrer und eine übermäßig teurer
Vollkaskoversicherung für die Raser (hier übernimmt die
Versicherung alle Kosten).
Screening: Man versucht anhand verschiedener Merkmale
(Wagentyp, unfallfreie Jahre) zu selektieren, wer ein Raser
sein könnte. Deswegen sind die Versicherungen für bestimmte
Wagentypen teurer, weil man vermutet, dass die Besitzer
bestimmter Wagentypen mehr rasen.
Signaling: Die Versicherungsnehmer versuchen der
Versicherung zu zeigen, dass sie ein gutes Risiko sind, indem
sie ein Signal aussenden. Allerdings muss sie dieses Signal
etwas kosten, sonst würde es ja auch ein schlechtes Risiko
aussenden, um den Versicherer zu täuschen. Beispielsweise
machen Sie ein Fahrsicherheitstraining mit und dokumentieren
das der Versicherung. Dass Sie ein solches Training gemacht
haben und dafür Zeit und Geld in die Hand genommen haben,
soll der Versicherung signalisieren, dass Sie ein vorsichtiger,
umsichtiger Fahrer sind – das wäre dann das Signal.

Moralisches Risiko: Moral Hazard


Ein weiteres Problem bei der Berechnung der Prämien ist das
sogenannte moralische Risiko (Moral Hazard). Das gibt es in zwei
Varianten:

Ex-ante Moral Hazard: Man ändert sein Verhalten, weil man


weiß, dass man eine Versicherung hat. Wer eine gute
Krankenversicherung hat, riskiert auch mal etwas mehr (spielt
beispielsweise am Wochenende Fußball), weil ja eventuelle
Schäden durch die Versicherung gedeckt werden.
Ex-post Moral Hazard: Tritt der Schadensfall ein, nimmt man
alle Leistungen in Anspruch, die von der Versicherung bezahlt
werden – egal ob man sie benötigt oder nicht. Wer also beim
Fußball umknickt und einen dicken Knöchel hat, lässt diesen
auf Kosten der Versicherung vorsichtshalber röntgen, auch
wenn es erkennbar nur eine Prellung ist.

Moral Hazard kann also dazu führen, dass die Versicherung viel
zu stark in Anspruch genommen wird. Die Versicherer versuchen
Abhilfe zu schaffen, indem sie Selbstbeteiligungen in ihre Tarife
einbauen oder Beitragsrückvergütungen zahlen, wenn man die
Versicherung eine längere Zeit nicht in Anspruch nimmt.

Das können Sie erwarten: Die Leistung


Die Leistung der Versicherung ist das, was Ihnen im Schadensfall
im Vertrag versprochen wurde, wobei die Höhe der Leistung im
Vertrag definiert ist. Bei Eintritt des Schadens wird zuerst von der
Versicherung geprüft, ob diese tatsächlich zur Zahlung verpflichtet
ist, dann erfolgt die Auszahlung als Sachleistung oder als
Geldleistung.
Die Höhe dieser Leistung hängt ab vom tatsächlichen Schaden
und von den im Versicherungsvertrag vereinbarten Konditionen.
Aber Vorsicht: Widerstehen Sie der Versuchung, den
tatsächlichen Schaden künstlich aufzublähen, das führt Sie rasch
vor Gericht.

Versicherungsbetrug
Man meldet den Verlust von Wertgegenständen, die es nie gegeben hat, fingiert
Autounfälle, ein Freund behauptet, das Gerät aus Versehen kaputt gemacht zu haben,
man gibt den Wert eines gestohlenen Gegenstands zu hoch an – die Liste der
Betrugsmöglichkeiten ist hoch, allesamt mit dem gleichen Ziel: Der
Versicherungsgesellschaft mehr Geld aus den Schatullen zu leiern. Wenn Sie
gegenüber Ihrem Versicherer einen Schaden vortäuschen, um auf diesem Weg mehr
Geld zu erhalten, ist das Versicherungsbetrug und eine Straftat. Tun Sie sich das nicht
an: Die Versicherer beschäftigen Experten, um Betrügern auf die Spur zu kommen, und
sind über ein Hinweis- und Informationssystem miteinander verbunden.
Versicherungsbetrug ist Betrug gemäß § 263 Strafgesetzbuch (StGB); Betrug allgemein
wird mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren oder mit einer
Geldstrafe bestraft. Bei besonders schwererem Betrug kann die Strafe bei bis zu zehn
Jahren liegen. Das lohnt sich nicht, oder?

Grundsätzliche Überlegungen
Bevor Sie eine Versicherung abschließen:

Lesen Sie die Versicherungsunterlagen und das


Produktinformationsblatt sorgfältig
und entscheiden Sie dann, wo Sie Ihre Versicherung kaufen.
Schauen Sie in Ihren Unterlagen nach, ob nicht manche
Risiken bereits durch Versicherungen abgedeckt sind, die Sie
schon haben.
Seien Sie sich über die Höhe des zu versichernden Schadens
im Klaren.
Fragen Sie noch einmal einen unabhängigen Dritten oder
holen Sie zumindest Vergleichsangebote ein.
Vergessen Sie nicht, dass der freundliche Mensch, der Ihnen
einen Police anbietet, an Ihrer Unterschrift ordentlich verdient.

Aber welche Versicherungen brauchen Sie wirklich? Das


diskutieren wir in den folgenden Abschnitten.

Unterschreiben Sie nie unmittelbar nach dem Gespräch mit


einem Versicherungsvertreter. Lassen Sie immer (!) etwas
Bedenkzeit verstreichen, das verhindert auch, dass
talentierte Verkäufer Ihnen etwas aufschwätzen.

Wichtige Versicherungen
In die Kategorie »wichtige Versicherungen« fallen zum einen
Versicherungen, die in Deutschland Pflicht sind, die Sie also
haben müssen, und solche, die nicht gesetzlich vorgeschrieben
sind, die Sie aber unbedingt haben sollten. Von welchen
Versicherungen sprechen wir?
Vorgeschrieben sind

eine Krankenversicherung (entweder eine private oder die


gesetzliche),
die gesetzliche Rentenversicherung, wenn Sie angestellt sind,
und
eine Kfz-Haftpflichtversicherung, wenn Sie ein Kfz besitzen.
Mehr über die gesetzliche Krankenversicherung und die
gesetzliche Rentenversicherung erfahren Sie in Kapitel 14, die
beiden müssen wir also hier nicht weiter besprechen.
Zu den wichtigen Versicherungen, die Sie in Erwägung ziehen
sollten, zählen wir noch hinzu:

eine Privathaftpflichtversicherung,
eine Wohngebäudeversicherung für Immobilienbesitzer (dazu
erfahren Sie in Kapitel 8 mehr),
eine Auslandsreisekrankenversicherung,
eine Krankentagegeldversicherung,
eine Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherung und
unter bestimmten Umständen eine Risikolebensversicherung.

Schauen wir uns diese Versicherungen mal näher an.

Ohne die bleiben Sie stehen: Kfz-


Haftpflichtversicherung
Eine Kfz-Haftpflichtversicherung kommt für Schäden auf, die Sie
mit Ihrem Wagen anderen Menschen zufügen – seien es
gesundheitliche Schäden oder Schäden an deren Auto oder an
anderen Vermögensgegenständen. Ohne diese
Haftpflichtversicherung können Sie Ihr Auto nicht zulassen.

Damit Sie ein Auto zulassen können, benötigen Sie einen


Versicherungsnachweis, dazu beantragen Sie eine
elektronische Versicherungsbestätigung (eVB, früher hieß
das Deckungskarte oder Doppelkarte), die Sie online bei
jeder Versicherung bekommen; sie dient als Nachweis, dass
das Fahrzeug versichert ist. Solange Sie aber die eVB-
Nummer nicht verwenden, können Sie die Versicherung noch
wechseln.
Der Gesetzgeber schreibt bestimmte Mindesthaftungssummen
vor, aber die meisten Profis raten, deutlich höhere
Schadenssummen zu versichern – 100 Millionen Euro für
Sachschäden und 10 bis 15 Millionen Euro für Personenschäden
raten Experten. Bei ungerechtfertigten Ansprüchen gegen Sie –
man will Ihnen also Schäden anhängen, die Sie nicht verursacht
haben – verteidigt Sie Ihr Versicherer.

Die Beiträge zur Kfz-Haftpflichtversicherung können Sie als


Sonderausgaben von der Steuer absetzen.
Die Kfz-Haftpflicht zahlt aber nur für Schäden, die Sie anderen
Personen zufügen, für die Schäden an Ihrem Fahrzeug kommt sie
nicht auf, dazu benötigen Sie eine Kaskoversicherung. Die gibt es
in zwei Varianten:

Vollkaskoversicherung: Sie zahlt rundum für alle Schäden


an Ihrem Auto, die Sie selbst verursacht haben und für
Schäden durch Vandalismus und Fahrerflucht. Die
Vollkaskoversicherung enthält in Deutschland automatisch
immer eine Teilkaskoversicherung, wobei die Selbstbeteiligung
für beide Sparten unterschiedlich festgelegt werden kann.
Teilkaskoversicherung: Sie zahlt bei Schäden, die Sie nicht
selbst an Ihrem Fahrzeug verursacht haben, beispielsweise
Diebstahl, Unwetterschäden, Brand oder Glasbruch durch
Steinschlag (bei Wildschäden müssen Sie genauer in die
Vertragsbedingungen schauen).

Und? Welche von beiden Versicherungen nehmen Sie? Als


Faustregel gilt: Je älter Ihr Fahrzeug ist, umso weniger lohnt sich
eine Vollkasko, weil die Schäden, die dann auftreten, finanziell
betrachtet immer geringer werden – ein nagelneuer Porsche hat
andere Reparaturkosten als ein abgerockter Honda mit 220.000
Kilometer Laufleistung (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses
Manuskripts läuft er einwandfrei). Je älter der Wagen, umso
weniger erstattet die Versicherung im Schadensfall. Bei einer
Vollkasko erstattet die Versicherung teilweise bis 24 Monate (in
der Regel sind es zwölf Monate) nach der Erstzulassung den
Neuwert.
Was beeinflusst die Kosten einer Kfz-Versicherung?

Eine Selbstbeteiligung macht die Versicherung günstiger.


Jedes unfallfreie Jahr senkt den Beitrag (aber nur bei der
Haftpflicht und Vollkaskoversicherung).
Ihr Wohnort und der Fahrzeugtyp haben ebenfalls Einfluss auf
die Höhe der Versicherung, ebenso Merkmale wie gefahrene
Kilometer, der Beruf des Versicherten oder ob der Wagen in
einer Garage untersteht.
Zahlen Sie Ihre Versicherung jährlich, auch das spart Geld.
Je kleiner die Zahl der Personen ist, die den Wagen fahren,
umso günstiger wird die Versicherung. Vor allem Fahranfänger
erhöhen die Prämie.
Bisweilen können Sie Geld sparen, wenn Sie sich auf eine
Werkstattbindung einlassen und den Wagen in einer vom
Versicherer vorgeschriebenen Werkstatt reparieren lassen.

Die Versicherer bewerten viele dieser Kostenfaktoren


unterschiedlich, weshalb sich ein genauer Vergleich lohnt. Egal
ob Voll- oder Teilkasko – Profis empfehlen, auf weitere
Leistungselemente zu achten:

»Keine Einrede wegen grober Fahrlässigkeit«: Die


Versicherung zahlt auch, wenn Sie einen Schaden an Ihrem
Wagen grob fahrlässig verursacht haben. Das gilt allerdings
nicht für Fahrten unter Alkohol- und Drogeneinfluss und wenn
Sie Ihren Wagen mit laufendem Motor und offener Tür nachts
in der Innenstadt stehen lassen.
Marderbisse mit Folgeschäden: Sollten Marder Ihre
Schläuche und Kabel verspeisen, zahlt die Versicherung nicht
nur die Kabel, sondern auch mögliche Folgeschäden wie
einen Motorschaden.
Erweiterte Wildschadendeckung, damit die Versicherung
nicht nur bei Unfällen mit Haarwild (beispielsweise Rehe oder
Wildschweine), sondern auch bei Unfällen mit anderen Tieren
(Kühe, Pferde, Einhörner) zahlt.
Schutzbrief: Sind Sie viel unterwegs, können zusätzliche
Leistungen wie Pannen- und Unfallhilfe vor Ort, Abschleppen,
Rücktransport verletzter Personen, Übernachtungskosten,
Weiter- und Rückfahrservice, Beschaffung eines Mietwagens
(im In- und Ausland) sinnvoll sein.
Mallorca-Police: Sie erhöht die
Haftpflichtversicherungssumme für Mietfahrzeuge im
europäischen Ausland. Vorsicht, wenn Sie viel reisen!

Wenn Sie Ihre Kfz-Versicherung wechseln wollen, müssen


Sie Ihre alte Versicherung bis zum 30. November kündigen.
Erhöht sich Ihr Beitrag oder Ihr Selbstbehalt, ohne dass sich
etwas an den Leistungen ändert, haben Sie ein
Sonderkündigungsrecht.

Wenn es Sie ins Ausland zieht:


Auslandsreisekrankenversicherung
Ihre gesetzliche oder private Krankenversicherung bietet im
Ausland nur einen eingeschränkten Schutz.
Auslandsreisekrankenversicherungen springen für Kosten ein, die
durch Krankheiten und Unfälle entstehen und medizinisch
erforderlich sind, sowie falls erforderlich auch den Rücktransport
– der wird von der gesetzlichen Kasse nicht bezahlt. Auf was
sollten Sie hier achten?

Fordert der Versicherer eine Selbstbeteiligung?


Werden nicht nur medizinisch notwendige, sondern auch
medizinisch sinnvolle Rücktransporte bezahlt? Bei
notwendigen Rücktransporten werden Sie nur nach Hause
gebracht, wenn die Behandlung im Ausland nicht möglich ist.
Manche Kreditkarten enthalten bereits eine
Auslandsreisekrankenversicherung.
Schwangere, chronisch Kranke, ältere Reisende und beruflich
Reisende müssen genau in die Versicherungsbedingungen
schauen, hier gibt es teilweise gesonderte Regelungen
(beispielsweise Höchstaltersgrenzen).
Für längere Reisen sind spezielle Versicherungen notwendig.

Für längere Krankheit:


Krankentagegeldversicherung
Sind Sie unverschuldet krank, so zahlt Ihnen Ihr Arbeitgeber bis
zu sechs Wochen Ihr Gehalt weiter. Danach erhalten
Arbeitnehmer, die Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung
sind, Krankengeld, das aber deutlich niedriger ausfällt als das
Gehalt. Private Krankenversicherungen zahlen nach sechs
Wochen ein sogenanntes Krankentagegeld, sofern es Bestandteil
des Versicherungsvertrags ist.

Vom Krankentagegeld unterscheiden müssen Sie das


Krankenhaustagegeld; das erhalten Sie, wenn Sie eine
solche Versicherung abschließen, als zusätzliche Leistung
bei Krankenhausaufenthalten.
Das Risiko, von dem wir hier sprechen, ist also, dass Sie bei
längerer Krankheit kein Gehalt mehr bekommen – für solche Fälle
hilft eine Krankentagegeldversicherung. Sie lohnt sich für drei
Personenkreise:

Gesetzlich versicherte Arbeitnehmer mit hohem


Einkommen: Das Krankengeld ist nach oben gedeckelt. Das
kann dazu führen, dass ihnen bei hohem Einkommen und
hohen Lebensunterhaltskosten ein Loch in der
Haushaltskasse entsteht. Hier springt das Krankentagegeld
ein.
Privat Versicherte: Sie erhalten kein Krankengeld, weswegen
sie nach sechs Wochen Lohnfortzahlung auf Krankentagegeld
angewiesen sind. In vielen privaten Versicherungen ist dieser
Baustein enthalten.
Selbstständige erhalten keine Lohnfortzahlung, sie benötigen
dringend eine Krankentagegeldversicherung. Selbstständige,
die gesetzlich versichert sind, können wählen, ob sie
Krankengeld (gegen einen entsprechenden Beitragszuschlag)
erhalten wollen. Man kann sogar eine frühere Zahlung
vereinbaren, wenn die sechs Wochen bis zur Zahlung des
Krankengeldes zu lange sind.

Beamte brauchen keine Krankentagegeldversicherung, hier


springt der Dienstherr ein.

Wie hoch sollte die Leistung der Versicherung sein?


Machen Sie eine Aufstellung der festen Kosten, die anfallen,
auch wenn Sie nicht arbeiten können – diese sollte die
Versicherung abdecken.
Ein häufiger Wechsel der Krankentagegeldversicherung ist nicht
günstig, weil im Tarif sogenannte Altersrückstellungen enthalten
sind. Das ist Geld, das der Versicherer zurücklegt, wenn seine
Kosten aufgrund Ihres Alters steigen. Bei einem
Versicherungswechsel geht ein Teil dieser Rückstellungen
verloren.

Berufsunfähigkeitsversicherung
Wenn Sie wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten
können, fällt auch Ihr Verdienst aus. Gesetzlich Versicherte
erhalten unter bestimmten Bedingungen dann eine
Erwerbsminderungsrente. Allerdings ist diese nicht sonderlich
üppig und greift auch nicht in allen Fällen, und wer selbstständig
und nicht gesetzlich versichert ist, erhält gar nichts.

Ihre Renteninformation (siehe Kapitel 11) informiert Sie auch


darüber, was Sie an Erwerbsminderungsrente erhalten
würden, sollten Sie jetzt berufsunfähig werden.
Berufsunfähigkeitsversicherungen zahlen Ihnen eine monatliche
Rente, wenn Sie Ihren zuletzt ausgeübten Beruf wegen
gesundheitlicher Beeinträchtigungen voraussichtlich nicht mehr
ausüben können. Hier liegt ein wichtiger Unterschied zur
Erwerbsminderungsrente: Bevor Sie diese erhalten, mutet der
Gesetzgeber Ihnen zu, jeden Job anzunehmen (also sich
beispielsweise als ehemaliger Arzt an die Supermarktkasse zu
setzen, das ist die sogenannte Verweisbarkeitsklausel), bevor Sie
diese Rente erhalten. Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung
kommt es nur darauf an, dass Sie den Beruf, den Sie zuletzt
ausgeübt haben, nicht mehr ausüben können.
Für wen eignet sich so eine Versicherung?

Selbstständige, die nicht gesetzlich rentenversichert sind,


brauchen dringend solch eine Versicherung.
Erwerbstätige, die mit der knappen Erwerbsminderungsrente
nicht auskommen und keine eigenen Rücklagen haben, um im
Falle von Berufsunfähigkeit abgesichert zu sein.
Auch für Beamte kann sich eine solche Versicherung lohnen:
Sie erhalten zwar bei Dienstunfähigkeit ein Ruhegehalt, das
aber auch unter dem liegen kann, was sie zum Leben
benötigen.

Bei Beamten muss man unterscheiden zwischen


Dienstunfähigkeit und Berufsunfähigkeit. Wenn der Staat
einen Beamten als dienstunfähig in den Ruhestand schickt,
bedeutet das noch nicht, dass er in den Augen des
Versicherers berufsunfähig ist. Deswegen sollten Beamte in
ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung eine
Dienstunfähigkeitsklausel vereinbaren, die besagt, dass man
als berufsunfähig gilt, sobald Dienstunfähigkeit attestiert wird.
Billig sind Berufsunfähigkeitsversicherungen nicht, die Kosten
hängen davon ab,

welchen Beruf Sie ausüben (soziale Berufe und körperlich


anstrengende Berufe abzusichern, ist kostspielig),
ob Sie riskante Hobbys haben,
ob Sie Krankheiten oder Vorerkrankungen haben,
wie alt Sie sind und
wie hoch die Absicherung sein soll (Faustformel: Die
Versicherung sollte 80 Prozent Ihres Einkommens abdecken).

Bei den Kosten der Berufsunfähigkeitsversicherung müssen Sie


unterscheiden zwischen Netto- und Bruttobeitrag:

Der Nettobeitrag (auch Zahlbeitrag) ist der Beitrag, den Sie


tatsächlich bei Beginn der Versicherung zahlen. Die
Versicherung kann aber diesen Beitrag bis zum Bruttobeitrag
erhöhen. Der Bruttobeitrag ist also der Beitrag, bis zu dem
potenziell Ihre Beiträge steigen können.
Wenn Sie die Kosten Ihrer Berufsunfähigkeitsversicherung so
gering wie möglich halten wollen, sollten Sie diese so früh wie
möglich abschließen – je gesünder man ist, umso günstiger ist
der Tarif.
Oft werden Berufsunfähigkeitsversicherungen im Paket mit
anderen Versicherungen – Risikolebensversicherung,
Rentenversicherung – angeboten. Meistens macht das die
Sache nur teurer und komplizierter (beispielsweise wenn Sie
die Risikolebensversicherung kündigen wollen).
Auf ein paar Dinge sollten Sie bei einer
Berufsunfähigkeitsversicherung achten:

Verzichtet die Versicherung auf die abstrakte Verweisbarkeit?


Tut sie das nicht, kann sie unter bestimmten Umständen die
Zahlung mit dem Argument verweigern, dass Sie einen
anderen Beruf ausüben könnten, der Ihrer Lebensstellung
entspricht.
Etwas abgeschwächter ist die konkrete Verweisbarkeit: Wenn
Sie während der Berufsunfähigkeit bereits eine andere
Tätigkeit ausüben, kann der Versicherer Sie konkret auf diese
Tätigkeit verweisen und die Zahlungen einstellen.
Können Sie ohne erneute Gesundheitsprüfung den
Versicherungsschutz nachträglich erhöhen (beispielsweise
wenn Sie heiraten oder Nachwuchs ansteht)?
Unter welchen Bedingungen ist der Versicherungsschutz
ausgeschlossen?
Achten Sie auf eine geringe Spanne zwischen Netto- und
Bruttobetrag, sonst drohen später unangenehme
Beitragserhöhungen.
Bei einer Pauschalregelung erhalten Sie die volle Rente, wenn
ein bestimmter Grad an Berufsunfähigkeit (in der Regel 50
Prozent, bisweilen auch 75 Prozent) erreicht wird. Bei
Staffelregelungen wird eine Rente entsprechend dem Grad
der Berufsunfähigkeit gezahlt (hier kommt es oft zu
Rechtsstreitigkeiten über den tatsächlichen Grad an
Berufsunfähigkeit).
Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung sind:

Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn Sie


überhaupt keinen Beruf mehr ausüben können – wenn Sie als
Zimmermann potenziell in einem Büro arbeiten könnten, zahlt
sie (im Gegensatz zur Berufsunfähigkeitsversicherung) nicht.
Eine Dread-Disease-Versicherung (Schwere-Krankheiten-
Versicherung) zahlt eine einmalige Summe, wenn eine vorher
genau festgelegte Krankheit auftritt.
Eine Grundfähigkeitsversicherung zahlt, wenn Sie
bestimmte elementare Fähigkeiten wie Sehen, Sprechen,
Händebenutzen, Knien oder Bücken verlieren.
Multi-Risk-Versicherungen versichern gegen eine ganze
Palette von Risiken, beispielsweise Grundfähigkeiten, schwere
Krankheiten oder Pflegerisiken.

Die häufigsten Ursachen von


Berufsunfähigkeit …
… sind psychische Erkrankungen und Nervenkrankheiten, gefolgt von Erkrankungen
des Skeletts und des Bewegungsapparates. Kein Wunder, dass in manchen Verträgen
– auch der oben genannten Alternativen – psychische Krankheiten und chronische
Skeletterkrankungen ausgeschlossen sind, achten Sie auf solche Ausschlüsse. Um das
Risiko einzuschätzen, stellt die Versicherung im Antrag Gesundheitsfragen, die Sie
vollständig und wahrheitsgemäß beantworten müssen. Verschweigen Sie hier etwas,
und es kommt raus, verlieren Sie den Versicherungsschutz. Scheuen Sie diese Fragen,
können Sie auf eine Police mit vereinfachter Gesundheitsprüfung zurückgreifen,
allerdings haben diese Verträge Einschränkungen, hier müssen Sie genau hinschauen.
Haben Sie Vorerkrankungen und wollen wissen, wie teuer eine
Berufsunfähigkeitsversicherung für Sie werden könnte, können Sie über einen
Versicherungsmakler eine anonyme Voranfrage stellen, dann wird Ihre Anfrage zuerst
anonym geprüft. Warum ist das sinnvoll? Weil die Versicherer alle personalisierten
Anfragen sowie Daten von beantragten Versicherungen in einer Zentralkartei
zusammentragen. Wird man von einer Versicherung abgelehnt oder gibt es einen
vertraglichen Leistungsausschluss, erfahren das alle Versicherer, da routinemäßig über
diese Datei geprüft wird.
Wenn Sie Familie haben:
Risikolebensversicherung
Eine Risikolebensversicherung zahlt einen vorher vereinbarten
Betrag an die Hinterbliebenen (beispielsweise Ehefrau oder
Kinder) aus, wenn der Versicherungsnehmer stirbt. Für wen ist so
eine Versicherung geeignet?

Wenn Sie Ihre Familie absichern wollen, die im Todesfall ohne


eine Absicherung und Ihr Einkommen dastehen würde.
Wenn Sie einen hohen Kredit haben (beispielsweise für ein
Haus), damit Ihr Partner bei Ihrem Ableben den Kredit
abbezahlen kann.

Sind Sie ledig und haben keine Kredite, so brauchen Sie diese
Versicherung nicht – wen wollen Sie denn bei Ihrem Ableben
beglücken?

Bisweilen fordert Ihre Bank, dass Sie eine


Risikolebensversicherung abschließen, damit sie im Falle
Ihres Todes das Geld aus dem Kredit wiedersieht. Hier kann
man auch eine fallende Versicherungssumme vereinbaren,
die Versicherungssumme sinkt dann zusammen mit dem
Restbetrag des Kredits. Wollen Sie aber Ihre Familie
absichern, so empfiehlt sich eine konstante
Versicherungssumme.
Die Höhe der Prämie richtet sich nach dem Betrag, den die
Versicherung auszahlen soll, dem Gesundheitsstand des
Versicherten, seinem Alter, dem Beruf und (möglicherweise)
riskanten Hobbys.

Faustformel: Um die Familie abzusichern, sollte sich die


Versicherungssumme auf das Drei- bis Fünffache des
Jahreseinkommens belaufen.
Auf was sollten Sie – außer den Kosten – bei einer
Risikolebensversicherung achten?

Bei einer Verlängerungsoption brauchen Sie keine neue


Gesundheitsprüfung, um den Vertrag zu verlängern. Alternativ
können Sie aber auch einfach eine längere Laufzeit wählen
und bei Bedarf kündigen.
Eine mit den Jahren steigende Versicherungssumme ist
meist nicht nötig, da der Absicherungsbedarf mit den Jahren
eher sinkt (beispielsweise wenn das Haus abbezahlt ist und
die Kinder aus dem Haus sind).
Eine Nachversicherungsgarantie gibt Ihnen die Möglichkeit,
den Versicherungsschutz nachträglich zu erhöhen, und das
ohne Gesundheitsprüfung.

Risikolebensversicherung für Paare


Wenn Sie verheiratet sind und sich gegenseitig absichern wollen, bieten viele
Versicherer verbundene Lebensversicherungen an: Die Partner schließen den Vertrag
gemeinsam ab, und derjenige, der überlebt, erhält die Versicherungsleistung – das ist
der Stoff, aus dem Krimis geschnitzt werden. Das Problem bei diesen Verträgen: Was,
wenn man doch beschließt, getrennte Wege zu gehen? Und was, wenn auch der
zweite Partner stirbt, aber noch Kinder da sind, die Schutz benötigen? Zwei separate
Verträge, in denen jeweils der Partner die Summe ausgezahlt bekommt, wenn der
andere Teil stirbt, sind da flexibler; hier können Sie auch unterschiedliche Laufzeiten
und Absicherungsniveaus wählen. Sind Sie nicht verheiratet, können Sie Über-Kreuz-
Versicherungen abschließen: Sie schließen als Versicherungsnehmer eine
Lebensversicherung für das Leben Ihres Partners ab, die Ihnen ausgezahlt wird, wenn
Ihr Partner stirbt. Ihr Partner macht das Gleiche. Der Vorteil dieser Lösung: Sie sparen
Erbschaftsteuer.

Sinnvolle Versicherungen
Darüber, welche Versicherungen sinnvoll sind und welche nicht,
kann man sicher streiten, insofern ist das hier eine etwas
subjektive Auflistung, die Sie nicht teilen müssen. Auch können
wir nicht erschöpfend alle Versicherungen abhandeln – das wäre
Thema für ein eigenes Buch. Aber einen Versuch ist es schon
wert, oder? Wir wollen die sinnvollen Versicherungen, über die
Sie nachdenken sollten, in zwei Gruppen unterteilen:

Versicherungen bei medizinischen Problemen und


sonstige Versicherungen.

Versicherungen bei medizinischen


Problemen
Niemand ist gerne krank, und wenn dann noch Kosten
dazukommen, wird es wirklich unangenehm. Welche
Versicherungen können hier hilfreich sein?

Krankenhauszusatzversicherung: Eine
Krankenhauszusatzversicherung zahlt Leistungen, die Ihre
gesetzliche Krankenkasse nicht übernimmt – beispielsweise
eine Behandlung durch Spezialisten oder eine Unterbringung
im Ein- oder Zweibettzimmer.
Krankentagegeldversicherung: Eine
Krankentagegeldversicherung zahlt einen vereinbarten Betrag
für jeden Tag, den Sie krank sind, sie soll Einkommensverluste
ausgleichen, die bei längerer Krankheit auftreten. Sind Sie
selbstständig oder reicht Ihnen als gesetzlich Versicherter das
Krankengeld Ihrer gesetzlichen Kasse nicht aus, sollten Sie
über so eine Versicherung nachdenken.
Zahnzusatzversicherung: Eine Zahnzusatzversicherung
springt da ein, wo die gesetzliche Kasse nicht oder nur
teilweise zahlt. Brücken, Kronen, Implantate – das kann rasch
sehr teuer werden, sodass es sich lohnt, über so eine
Versicherung nachzudenken.
Pflegezusatzversicherung: Eine private
Pflegezusatzversicherung deckt Kosten ab, die im Pflegefall
nicht von der gesetzlichen Pflegeversicherung gedeckt
werden, und verhindert, dass Ihr Vermögen oder Ihre Kinder
zur Bezahlung der Kosten herangezogen werden.
Kinderinvaliditätsversicherung: Eine
Kinderinvaliditätsversicherung sichert Sie ab, sollte Ihr Kind
schwerbehindert werden. Im Unterschied zu einer
Unfallversicherung spielt es hierbei keine Rolle, ob die
Ursache eine Krankheit oder ein Unfall war.

Generell gilt: Wer gesetzlich versichert ist, kann seinen Schutz


durch eine Fülle verschiedener Zusatzversicherungen ausbauen
– Brillen, Heilpraktiker, Zähne, was auch immer. Notwendig ist
keine, manche sind sinnvoll, aber oft sind die Leistungen
eingeschränkter, als man denkt.

Bei der Krankentagegeldversicherung herrscht


Verwechslungsgefahr: Nicht verwechseln mit dem
Krankengeld, das zahlt Ihnen die gesetzliche Kasse nach
sechs Wochen Krankheit. Ebenfalls etwas anderes ist eine
Krankenhaustagegeldversicherung, sie zahlt einen festen
Betrag im Falle eines Krankenhausaufenthalts.

Sonstige Versicherungen
Auch über Krankheiten hinaus gibt es viele Fälle, in denen eine
gute Versicherung sinnvoll sein kann. Da wären zum Beispiel:

Rechtsschutzversicherung: Eine Rechtsschutzversicherung


übernimmt die Kosten eines Rechtsstreits. Hier gibt es
verschiedene Bausteine, die man sich zusammenstellen kann,
beispielsweise Streit um Verträge, Beruf, Verkehr, Wohnen,
Steuer, Soziales. Aber Vorsicht: Ein Rundum-sorglos-Paket
gibt es nicht, manche Rechtsstreitigkeiten sind nicht
versichert.
Hausratversicherung: Feuer, Leitungswasser, Sturm,
Einbruch, Elementarschäden (Erdrutsch, Hochwasser) oder
Raub – eine Hausratversicherung sichert Schäden im eigenen
Heim aus solchen Ereignissen ab.
Unfallversicherung: Eine private Unfallversicherung
versichert Sie gegen Unfälle des täglichen Lebens. Hier
sollten Sie aufpassen: Viele Risiken, die eine solche
Versicherung absichert, sind bereits durch andere
Versicherungen gedeckt, beispielsweise sind Sie als
Arbeitnehmer durch Ihren Arbeitgeber gegen Arbeits- und
Wegeunfälle versichert. Für Personen, die sich nicht gegen
Berufsunfähigkeit versichern können, kann sie eine Alternative
sein.
Tierhalterhaftpflichtversicherung: Wer Hund oder Pferd hat,
sollte über eine Tierhalterhaftpflichtversicherung nachdenken;
in manchen Bundesländern ist sie (zum Beispiel bei
gefährlichen Hunderassen) sogar Pflicht. Ihre Haftpflicht
springt nur bei Kleintieren (offiziell: bei zahmen Haustieren)
wie Kaninchen oder Vögeln ein.

Ein Fahrrad ist nicht immer Hausrat


In der Regel zahlt die Hausratversicherung den Diebstahl Ihres Zweirads nur, wenn es
aus einem geschlossenen Raum entwendet wird, bisweilen spielt auch die Uhrzeit des
Diebstahls eine Rolle. Wenn Sie sichergehen wollen, dass Ihr Rad versichert ist,
schließen Sie eine Fahrradklausel ab. Sie können zudem den Brandbegriff erweitern,
damit auch Schäden durch Rauch und Ruß gedeckt sind, ebenso wie Seng-, Schmor-
oder Überspannungsschäden. Haben Sie ein Wasserbett oder ein Aquarium, können
Sie zusätzlich eine Wasserschadenversicherung abschließen; bei Wertsachen können
Sie individuell eine höhere Deckungssumme vereinbaren, da die normale
Hausratversicherung solche Schäden nicht zu 100 Prozent abdeckt.

Weitere Versicherungen
Nicht jede Versicherung ist unbedingt notwendig – warum?

Manche Versicherungen sind nur für ganz bestimmte


Personenkreise wichtig,
manche Versicherungen sind einfach überteuert und
bei manchen Versicherungen sind die Leistungen über andere
Versicherungen abgesichert oder aber das Ziel, das man mit
so einer Versicherung verfolgt, lässt sich mit anderen Mitteln
besser erreichen.

Manche Versicherungen fallen auch in mehrere Kategorien, aber


wie gesagt: Unsere Aufzählung muss man nicht teilen, bisweilen
gibt es auch Fälle, in denen die ein oder andere Versicherung
sinnvoll ist. Dieser Abschnitt soll Sie aber ermuntern, über den
Sinn, Zweck und die Kosten solcher Versicherungen etwas näher
nachzudenken.

Nicht sonderlich rentabel:


Kapitallebensversicherungen
Eine Kapitallebensversicherung ist ein Mischprodukt, das aus
zwei Elementen besteht:

Todesfallschutz: Stirbt der Versicherungsnehmer während


der Vertragslaufzeit, erhalten die Hinterbliebenen, die vom
Versicherten als Begünstigte eingesetzt wurden, die
Versicherungssumme ausgezahlt.
Altersvorsorge: Lebt der Versicherungsnehmer zu
Vertragsende noch, erhält er das über die Laufzeit
angesammelte Kapitel ausgezahlt.

Der Betrag, den die Versicherung im Erlebensfall (also wenn Sie


noch leben) auszahlt, setzt sich aus zwei Komponenten
zusammen:

Eine garantierte Leistung, die sich nach dem sogenannten


Garantiezins bestimmt; der Versicherer garantiert Ihnen also
eine feste Verzinsung Ihrer Beiträge.
Eine Überschussbeteiligung für den Fall, dass der Versicherer
bessere Renditen erwirtschaftet als gedacht.
Das Produkt klingt einfach und ist verlockend, doch diesen
Komfort bezahlen Sie als Kunde natürlich auch. Die Kritik an
Kapitallebensversicherungen ist vielfältig:

In Zeiten niedriger Zinsen ist die Verzinsung dieser Produkte


so schlecht, dass ihre Erträge recht bescheiden sind.
Bemängelt werden auch die hohen Kosten dieser Produkte:
Neben einer Abschlussprovision fallen zusätzlich
Verwaltungskosten an, die den Ertrag Ihrer Sparraten deutlich
reduzieren.
Die geringe Verzinsung hat auch mit den Kosten zu tun: Von
Ihrem Sparbeitrag werden erst alle Kosten abgezogen, und
dann wird das, was übrig bleibt, verzinst, das schmälert die
Rendite.
Die Abschlussprovision führt dazu, dass vor allem in den
ersten Jahren eine Kündigung dazu führt, dass man nur einen
geringen Teil der bisher eingezahlten Beiträge zurückerhält.
Die Berechnung der Überschussbeteiligung wird immer wieder
als intransparent bemängelt und führt häufig zu
Auseinandersetzungen.
Nicht zuletzt sind in den vergangenen Kapitalmarktkrisen
Zweifel daran aufgekommen, ob wirklich alle Versicherer ihre
Zahlungsversprechen an ihre Kunden werden einhalten
können.
Auch die Kopplung zweier Produkte wird bemängelt: Statt
Altersvorsorge mit Todesfallschutz zu vermischen, sollten Sie
die beiden Probleme getrennt lösen: eine
Risikolebensversicherung, falls Sie eine benötigen, und ein
Sparprodukt oder einen Sparplan. Das ist flexibler, vor allem
wenn Sie den Todesfallschutz gar nicht oder nicht mehr
benötigen.

Verkürzt gesagt halten Kritiker die Kapitallebensversicherung für


teuer, wenig ertragreich, unflexibel und undurchsichtig, was die
Konditionen angeht.

Eine Variante bei Kapitallebensversicherungen sind


fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen, die
das Geld der Kunden ganz oder teilweise in Investmentfonds
anlegen. Auch hier gelten die oben genannten Kritikpunkte
größtenteils. Ein Unterschied allerdings: Hier können Sie
teilweise selbst bestimmen, in welchen Fonds Ihr Geld
angelegt werden soll. Sie tragen dann das Anlagerisiko oder
sind Vater bzw. Mutter des Investmenterfolgs.
Vor allem in Zeiten niedriger Zinsen sollten Sie sehr genau
prüfen, ob Sie eine Kapitallebensversicherung benötigen. Falls
Sie aber bereits eine besitzen, sollten Sie genau überlegen, was
Sie tun.

Haben Sie eine alte Versicherung mit einem hohen


Garantiezins, so sollten Sie diese in Niedrigzinszeiten
unbedingt halten – Sie haben damit ein Investment, das
einen höheren Ertrag abwirft als der aktuelle Gesamtmarkt.
Zudem sind Verträge, die vor 2005 abgeschlossen wurden,
noch steuerlich begünstigt.
Kommen Sie aber zu dem Schluss, dass Sie mit dem Abschluss
einen Fehler gemacht haben, so gibt es mehrere Möglichkeiten:

Manche Gesellschaften ermöglichen es Ihnen, die Beiträge


temporär zu stunden, Sie können diese später nachzahlen.
Ratsam, wenn Sie nur temporäre Zahlungsschwierigkeiten
haben.
Sie können die Beiträge aus den bei der Versicherung bereits
angesammelten Überschüssen zahlen, Sie nehmen sich
sozusagen einen Vorschuss auf die Überschussbeteiligung.
Sie können die Versicherung beleihen, also einen Kredit
darauf aufnehmen – das ist in der Regel aber teuer. Und: Je
nach Beleihungszeitraum und Beleihungszweck können auch
Altverträge (solche, die vor 2005 abgeschlossen wurden)
steuerpflichtig werden.
Sie können die Versicherungssumme senken, das reduziert
die Beiträge.
Falls Ihre Versicherung eine Dynamik beinhaltet, erhöhen sich
Beiträge und Versicherungsleistung automatisch in
regelmäßigen Abständen. Kündigen Sie diese Dynamik,
sparen Sie Beiträge. Was viele Kunden nicht wissen: Die
Dynamikerhöhungen sind im Verhältnis zum Urvertrag
wesentlich teurer, weil hier oft ein sogenannter
Kleinsummenzuschlag erhoben wird.
Sie können den Vertrag beitragsfrei stellen, dann aber sinkt
die Ablaufleistung der Versicherung und
Zusatzversicherungen, die in dem Vertrag beinhaltet waren.
Allerdings können nur Versicherungen mit Sparanteil, also
Renten- oder Kapitallebensversicherungen, beitragsfrei
gestellt werden. Aus diesen gibt es dennoch eine Leistung, die
im Todes- und Erlebensfall entsprechend reduziert wird.
Sie können Ihren Vertrag auch an spezialisierte Anbieter
verkaufen, die dann den Vertrag – aber auch die Leistungen
aus dem Vertrag – übernehmen. Hierbei spielen aber nicht alle
Versicherer mit.

Eine Kündigung des Vertrags sollte also der letzte Ausweg sein,
denn in der Regel verlieren Sie dabei eine Menge Geld.

Versicherungen gegen Bagatellschäden


Die Brille fällt herunter und ist kaputt? Ihr Gepäck ist weg? Sie
kaufen ein neues Mobiltelefon und der Verkäufer bietet Ihnen eine
Zusatzversicherung an? In solchen Fällen sollten Sie genau
überlegen, ob Sie eine Versicherung dafür benötigen. Hier ein
paar Beispiele:
Eine Brillenversicherung zahlt Ihnen alle paar Jahre eine
neue Brille (wenn Sie eine neue benötigen) oder springt ein,
wenn Ihre Brille kaputtgeht. Oft ist es günstiger, selbst etwas
anzusparen.
Handyversicherungen sind zumeist teuer und schließen viele
Schäden aus.
Viele Glasschäden werden von anderen Versicherungen
bereits abgedeckt, sodass Sie überlegen sollten, ob Sie eine
Glasbruchversicherung wirklich benötigen.
Reisegepäckversicherungen sind oft teuer und verweigern
gerne Zahlungen. Zudem ist das Gepäck oft über die
Hausratversicherung abgedeckt, in vielen Fällen ist die
Fluggesellschaft oder der Reiseveranstalter verantwortlich.
Eine Ausbildungsversicherung oder eine Heirats- oder
Aussteuerversicherung sollen die Kosten der Heirat oder der
Ausbildung abdecken; diese Versicherungen sind in der Regel
verkappte Kapitallebensversicherungen – sparen Sie lieber
auf eigene Faust oder sorgen Sie mit einer
Risikolebensversicherung vor.
Auch bei einer Sterbegeldversicherung (sie soll die Kosten
der Bestattung decken) sollten Sie darüber nachdenken, ob
Sie den Betrag nicht selbst zurücklegen können, wenn Sie
Ihren Hinterbliebenen nicht zur Last fallen wollen.
Eine Reiserücktrittsversicherung kann sinnvoll sein, wenn
man eine teure Reise gebucht hat. Oft sind die Stornokosten
gar nicht so hoch, wie man vermutet – machen Sie sich da
erst schlau, bevor Sie unterschreiben.
Eine Restschuldversicherung springt ein, wenn Sie einen
Kredit haben, die Raten aber nicht mehr bezahlen können.
Diese Versicherungen gelten als recht teuer und weigern sich
oft zu zahlen, vor allem wenn der Kreditnehmer arbeitslos
oder krank wird.
Eine Hochzeitsrücktrittskostenversicherung springt ein,
wenn die Hochzeit ausfällt, aber die Kosten dafür anfallen. Sie
springt aber nicht ein, wenn sich einer der Partner die Sache
anders überlegt.
Eine Insassenunfallversicherung zahlt, wenn Insassen
eines Fahrzeugs verletzt werden. Ist der Fahrer des
Fahrzeugs schuld, zahlt seine Haftpflicht, bei unverschuldeten
Unfällen zahlt der Haftpflichtversicherer des
Unfallverursachers. Diese Versicherung greift also nur bei
Fahrerflucht oder wenn der Unfall durch einen Fußgänger
verursacht wurde, der keine Privathaftpflicht besitzt.
Eine Versicherung gegen häusliche Notfälle
(Wohnungsschutzbrief) zahlt bei in der Regel sehr eng
definierten Schadensfällen (beispielsweise bei einem
verlorenen Schlüssel). Billiger ist es, einen Schlüssel beim
Nachbarn zu deponieren.

Einen haben wir noch …


… nämlich ein paar ganz besonders wichtige Versicherungen. Wenn Sie gerne
Pokémon spielen, können Sie sich dagegen versichern, dass Sie während des
Spielens – weil Sie nur auf Ihr Telefon starren – einen Unfall erleiden. Aber nicht nur
Pokémons, auch Außerirdische und Zombies stellen eine Bedrohung dar: Die Saint
Lawrence Agency in Altamonte Springs in Amerika zahlt Ihnen im Falle einer
Entführung durch Außerirdische bis zu zehn Millionen Dollar, um Schäden wie
psychiatrische Behandlung zu decken, Kosten, die durch eine Doppelidentität
entstehen und Schadensersatz für den Sarkasmus, den man eventuell erleiden muss.
Allerdings wird pro Jahr nur ein Dollar der Versicherungssumme ausgezahlt, das kann
eine Weile dauern. Immerhin: Angeblich wurde in einem Fall der Dollar zehn Jahre lang
ausgezahlt. Und wenn Sie Angst vor einer Zombie-Apokalypse haben – die können Sie
bei der SunAnt-Interactive-Versicherung versichern. Als Golfer können Sie sich gegen
ein Hole-in-one versichern, also den Fall, dass Sie den Ball mit einem Schlag ins Loch
befördern – dann müssen Sie nämlich einen ausgeben, und das kann teuer werden.
Die Versicherung gegen den Weltuntergang allerdings wird unseres Wissens leider
nicht mehr angeboten. Kaum nachvollziehbar, dass so ein nützliches Produkt nicht
mehr in den Regalen der Versicherer liegt.
Kapitel 11
Die staatliche Rente
IN DIESEM KAPITEL
Alterssicherung in Deutschland
Die gesetzliche Rentenversicherung
Altersrente: Höhe und Dynamisierung
Ist die Rente sicher?

Sind Sie ein Mensch, der gerne auf Nummer sicher geht und
deshalb eine Reihe von Versicherungen abgeschlossen hat?
Dann müssen Sie dieses Kapitel lesen.
Es gibt

Versicherungen, die man sich aussuchen kann, die man nicht


haben muss.
Versicherungen, die man haben muss, bei denen man aber
zwischen verschiedenen Anbietern wählen kann und die
miteinander im Wettbewerb stehen, wie zum Beispiel die Kfz-
Haftpflichtversicherung.
Versicherungen, die man abschließen muss und bei denen
man keine Wahl zwischen Unternehmen hat.

Zu Letzteren gehört – neben anderen – die gesetzliche


Rentenversicherung. Wie und inwiefern Sie sich damit absichern,
erfahren Sie in diesem Kapitel.

Alterssicherung in Deutschland
Das deutsche Alterssicherungssystem beruht auf dem
sogenannten Drei-Säulen-Prinzip:

Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV): Sie ist


verbindlich für alle abhängig beschäftigten Personen
(Arbeitnehmer) staatlich vorgeschrieben.
Die betriebliche Altersvorsorge (BAV): Sie ist freiwillig und
ist auf betrieblicher Ebene angesiedelt. Es gibt
Wahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Formen, die
allerdings vom Arbeitgeber gewählt werden können. Zudem
gibt es gesetzlich bindende Vorschriften, die die BAV einhalten
muss.
Die private Altersvorsorge (PAV): Sie ist freiwillig und
weitgehend frei wählbar. Die zusätzliche private
Altersvorsorge wird für bestimmte Formen und unter
bestimmten vorgegebenen Bedingungen staatlich gefördert.
Diese Förderung wird als »Riester-Rente« bezeichnet (nach
einem früheren Arbeitsminister).

Die Alterssicherung ist zu wichtig, um sie zu lange zu


vernachlässigen. Je früher Sie damit beginnen, desto besser
sind Sie finanziell für das Alter gerüstet.

Erste Säule: Gesetzliche


Rentenversicherung
Die GRV ist als Sozialversicherung eine Pflichtversicherung. Das
bedeutet, dass Sie ihr als Arbeitnehmer (also als
nichtselbstständige Person) mehr oder weniger automatisch
beitreten müssen. Schließen Sie einen
sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag ab, werden Sie bei
der Deutschen Rentenversicherung angemeldet. Dazu ist der
jeweilige Arbeitgeber verpflichtet.
Die Beitragszahlung erfolgt jeweils zur Hälfte über den
Arbeitgeber und Sie selbst. Die Berechnung und Abführung Ihres
Beitrags übernimmt ebenfalls der Arbeitgeber. Der Beitrag
bemisst sich nach Ihrem versicherungspflichtigen
(Arbeits-)Entgelt. Grob gesagt ist das das Bruttoeinkommen.
Hierzu zählen auch einmalige Zahlungen wie beispielsweise das
Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie besondere Zuschläge wie
zum Beispiel Überstunden- und Mehrarbeitszuschläge, Prämien
und Sachbezüge. Der Beitragssatz wird bundeseinheitlich
festgelegt und kann sich über die Zeit ändern. Mehr dazu finden
Sie weiter hinten in diesem Kapitel im Abschnitt »Die gesetzliche
Rentenversicherung«.

Organisation und Aufbau der gesetzlichen


Rentenversicherung
Die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung wurden 2005 umbenannt und
firmieren seit diesem Zeitpunkt unter »Deutsche Rentenversicherung« (DRV). Auf der
Ebene des Bundes heißen die beiden verbliebenen Untergliederungen »DRV Bund«
und »DRV Knappschaft-Bahn-See«. Zudem werden die regionalen Träger der DRV mit
ihrer jeweiligen regionalen Zuständigkeit bezeichnet, also zum Beispiel »DRV
Rheinland« oder »DRV Westfalen«. Sehr gut verständliche und kompetente
Informationen zu allen Fragen über die gesetzliche Rente und Rentenversicherung
finden Sie bei der Deutschen Rentenversicherung (DRV) auf ihrer Homepage
https://www.deutsche-rentenversicherung.de/ sowie ihren Untergliederungen.

Zweite Säule: Betriebliche Altersvorsorge


Die betriebliche Altersvorsorge (BAV) ist die zweite Säule der
Alterssicherung in Deutschland. Anders als die GRV ist sie keine
Pflichtabsicherung, sondern kann vom Arbeitgeber angeboten
werden. Nicht jeder Betrieb oder jedes Unternehmen bietet also
eine BAV an. Allerdings kann eine BAV (zusammen mit den
entsprechenden Regeln) in Tarif- oder Betriebsvereinbarungen
festgeschrieben werden. In diesem Fall haben Sie einen
Anspruch darauf, sofern Sie die in den Regelungen
festgeschriebenen Bedingungen erfüllen. Die Beitragszahlung zur
BAV kann so geregelt sein, dass entweder der Arbeitgeber allein
oder Sie allein die Beiträge übernehmen oder aber beide Seiten
sich die Beiträge teilen.

Im Betriebsrentengesetz (Gesetz zur Verbesserung der


betrieblichen Altersversorgung, BetrAVG) sind eine Reihe
wichtiger Regelungen enthalten, die für die BAV insgesamt
gelten. Insbesondere finden Sie dort Vorschriften darüber,
wann eine Betriebsrente unverfallbar ist.
Die BAV ist ungleichmäßig über die einzelnen Branchen verteilt.
Am weitesten verbreitet ist sie im Bereich Banken und
Versicherungen mit einer Abdeckung von mehr als 80 Prozent,
am wenigsten im Gastgewerbe mit etwa 20 Prozent der
Beschäftigten. Anders gesagt, besteht noch reichlich Platz nach
oben für die BAV.
Der Grund dafür, warum gerade die BAV in Zukunft
voraussichtlich an Bedeutung gewinnen wird, liegt in der
demografischen Entwicklung in Deutschland (und auch anderen
hoch entwickelten Volkswirtschaften). Bei steigender
Lebenserwartung und einer recht niedrigen Geburtenrate nimmt
der Anteil derjenigen Personen, die über 65 Jahre alt sind, zu.
Damit geht der GRV sozusagen der Nachwuchs aus. Um auf
persönlicher Ebene die drohende geringere Absicherung über die
GRV aufzufangen, also das Alterseinkommen vom Niveau her zu
stabilisieren, benötigt man zusätzliche Absicherungen. Dazu
eignet sich die BAV sehr gut, da über sie ein rentabler Zugang zu
einer besseren Absicherung möglich ist, und zwar auch, wenn
man selbst die Beiträge zahlt. Dazu erfahren Sie mehr im
nächsten Kapitel.

Dritte Säule: Private Altersvorsorge


Die dritte Säule der Alterssicherung stellt die private
Altersvorsorge (PAV) dar. Nun könnten Sie sagen, dass auch die
BAV zur PAV zu rechnen ist, da sie freiwillig zustande kommt,
also ohne gesetzlichen Zwang. Sie haben recht, und dennoch
unterscheidet man BAV und PAV. Der Grund dafür liegt darin,
dass für die PAV keine speziellen und detaillierten rechtlichen
Vorgaben existieren wie für die BAV.
Außerdem können Sie selbstständig (beispielsweise ohne den
Arbeitgeber) darüber entscheiden, ob, wann, wie und in welcher
Höhe Sie privat für Ihr Alter vorsorgen. Anders ausgedrückt,
nehmen die Freiheitsgrade von der GRV über die BAV bis zur
PAV zu. Und Sie wissen ja: Freiheit ohne Selbstverantwortung
gibt es nicht. Daher sind Sie bei der PAV im Wesentlichen auf sich
selbst angewiesen.
Hier schon vorab einige wichtige Punkte, auf die wir –
unverbindlich – hinweisen möchten, bevor wir uns im nächsten
Kapitel ausführlicher mit der PAV beschäftigen:

Das »Ob« der PAV sollte keine Frage sein. Heutzutage ist die
PAV ein »Muss«, es sei denn, Sie sind bereits anderweitig
hinreichend abgesichert (zum Beispiel GRV und BAV).
Wann sollten Sie mit der PAV beginnen? Am besten so früh
wie möglich, unseres Erachtens aber spätestens mit dem 40.
Lebensjahr. Beginnen Sie später, können Sie den
Zinseszinseffekt nicht mehr so gut nutzen.
Wie sollte Ihre PAV aussehen? Hier kommen sehr viele
Varianten infrage, von Versicherungen über Aktien und
sonstige Wertpapiere bis zu Immobilien. Teilweise wird die
PAV vom Staat gefördert (Riester-Rente, Wohn-Riester etc.).
Ob diese Varianten immer günstiger sind als die nicht
geförderten, lässt sich allgemein nicht ohne Weiteres sagen.
In welcher Höhe sollten Sie privat für Ihr Alter vorsorgen? Es
kommt darauf an, wie viel Sie sich leisten können und wollen.
PAV bedeutet, dass Sie heute sparen, um im Alter ein höheres
Einkommen zur Verfügung zu haben.
Eines scheint jedenfalls sicher zu sein: Sich nur noch auf
die gesetzliche Rente zu verlassen dürfte für die meisten von
Ihnen keine Alternative sein.

Die gesetzliche
Rentenversicherung
Wie funktioniert die gesetzliche Rentenversicherung (GRV)? Hier
müssen wir uns folgende Punkte anschauen:

Die GRV ist eine Pflichtversicherung.


Sie achtet auf den Zusammenhang von Beitrags- und
Rentenzahlung (Äquivalenzprinzip).
Sie erbringt umfangreiche Leistungen auch über die Rente
hinaus.
Sie funktioniert über das sogenannte Umlageverfahren.

Die gesetzliche Rentenversicherung als


Pflichtversicherung
Die gesetzliche Rentenversicherung ist eine Pflichtversicherung.
Dies bedeutet, dass alle nichtselbstständig beschäftigte
Arbeitnehmer quasi automatisch, das heißt kraft Gesetzes, in ihr
versichert sind.
Generell versicherungsfrei hinsichtlich der GRV sind
Selbstständige (hier gibt es Ausnahmen), Beamte, Richter,
Berufssoldaten und Altersrentner. Selbstständige können aber auf
Antrag versicherungspflichtig werden.
Selbstständige müssen den gesamten Beitrag zur GRV selbst
zahlen. Bei pflichtversicherten Arbeitnehmern teilen sich
Arbeitnehmer und Arbeitgeber den Beitrag hälftig. Darüber hinaus
kann man sich auch freiwillig in der GRV versichern. Dies gilt für
nicht versicherungspflichtige Personen ab dem 16. Lebensjahr.

Rentenversicherungspflicht: Ein Muss


Wer nichtselbstständig arbeitet, wird zwangsweise rentenversichert – aber warum?
Warum zwingt der Staat Menschen, fürs Alter vorzusorgen?
Ein Argument lautet, dass Menschen heute nicht wissen, was ihnen morgen fehlt –
»Minderschätzung des zukünftigen Bedarfs« nennt man das. Und um die Menschen
davor zu bewahren, dass sie heute einen Fehler machen (nicht fürs Alter vorsorgen),
den sie morgen bereuen, aber nicht mehr ausbügeln können. Man kann dieses
Argument auch bevormundend nennen.
Ein anderes Argument ist da schon stichhaltiger: Was, wenn Menschen nicht fürs Alter
vorsorgen und sich darauf verlassen, dass der Staat sie später nicht auf der Straße
verhungern lässt? Man gibt also das Geld mit vollen Händen aus, und wenn man in
Rente geht und nichts mehr da ist, lässt man sich von der Allgemeinheit aushalten.
Also zwingt man die Menschen, fürs Alter vorzusorgen. Ein nachvollziehbares
Argument, aber es rechtfertigt nur den Zwang, für eine Mindestrente vorzusorgen. Das
würde jedem die Entscheidung überlassen, ob er sein Geld lieber in der Jugend mit
vollen Händen ausgibt und deswegen im Alter auf kleiner Flamme lebt oder ob er dafür
sorgt, dass er auch im Alter gut leben kann.

Auch wenn Sie einen Minijob ausüben, kann Ihr Arbeitgeber


Sie in der GRV anmelden und für Sie Pauschalbeträge
einzahlen, die sich auf Ihren Rentenanspruch (bekomme ich
überhaupt eine Rente?) und Ihre Rentenhöhe auswirken.
Unter Umständen ist nicht das gesamte Arbeitsentgelt
versicherungspflichtig, da es neben einem Mindestbeitrag (für
freiwillig Versicherte) auch einen Höchstbeitrag (gilt auch für
freiwillig Versicherte) gibt. Der Höchstbetrag kommt dadurch
zustande, dass Sie Beiträge nur bis zur sogenannten
Beitragsbemessungsgrenze zahlen müssen. Übersteigt Ihr
Einkommen diese Grenze, so wird auf das die
Beitragsbemessungsgrenze übersteigende Einkommen kein
GRV-Beitrag erhoben.
Wenn Sie exakt 7.100 Euro verdienen (was die aktuelle
Beitragsbemessungsgrenze für das Jahr 2021 ist), dann
zahlen Sie bei einem Beitragssatz von 18,6 Prozent
Rentenbeiträge von 1.320,60 Euro. Verdienen Sie aber mehr
als 7.100 Euro, so zahlen Sie ebenfalls nur 1.320,60 Euro
Rentenbeiträge; jeder Euro, den Sie oberhalb dieser Grenze
verdienen, wird bei der Berechnung des Beitrags nicht
berücksichtigt.

Von der Versicherungspflicht kann man sich auch befreien


lassen. Dies ist möglich, wenn in der Höhe vergleichbare,
einkommensbezogene Beiträge an eine
Versorgungseinrichtung gezahlt werden und darüber
vergleichbare Leistungsansprüche erworben werden (zum
Beispiel Beiträge an sogenannte berufsständige
Versorgungswerke für Ärzte, Rechtsanwälte und so weiter).

Die gesetzliche Rentenversicherung und


das Äquivalenzprinzip
Ein weiterer Baustein der GRV ist das Äquivalenzprinzip (auf
Deutsch etwa: Gleichwertigkeitsprinzip). Nach diesem Prinzip
richtet sich der Anspruch von Versicherten an die GRV – also an
die Gemeinschaft der Versicherten – danach, welche Beiträge
während der Zeit der Versicherung gezahlt wurden. Wer also
insgesamt mehr Beiträge eingezahlt hat, bekommt auch eine
höhere (Alters-)Rente.
Man kann das noch etwas genauer sagen. Die Höhe der
Beitragszahlungen ergibt sich aus der Versicherungszeit, also aus
der Gesamtzahl der Monate beziehungsweise Jahre, in denen
Beiträge gezahlt wurden, und der Höhe der jeweiligen
Beitragszahlung. Die Höhe der Beitragszahlung wiederum richtet
sich nach der Höhe des versicherungspflichtigen Entgelts.
Die Gesamtbeitragszahlungen sind also umso höher, je
länger die Beiträge gezahlt wurden und je höher das
zugrunde liegende Einkommen war.
Dieses Äquivalenzprinzip wird allerdings an einigen Stellen
durchbrochen und zwar durch die Anrechnung von Zeiten als
Versicherungszeiten, für die keine Beiträge entrichtet wurden wie
beispielsweise Anrechnungszeiten für Fachschulausbildung,
Zurechnungszeiten (das sind Zeiten, die Sie beispielsweise bei
Erwerbsminderung angerechnet bekommen) oder
Kindererziehungszeiten. Man rechnet Ihnen diese Zeiten an, als
hätten Sie Beiträge gezahlt, was Ihre Rente dann natürlich erhöht.
Diese Durchbrechung des Äquivalenzprinzips erfolgt aus
sozialpolitischen und sonstigen Gründen.

Leistungen der gesetzlichen


Rentenversicherung
Wenn Sie bisher geglaubt haben sollten, dass es bei den
Leistungen der GRV nur um Rentenzahlungen geht, haben Sie
sich geirrt. Das Leistungsspektrum der GRV umfasst noch einiges
mehr (wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit):

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben für Arbeitgeber und


Arbeitnehmer,
Leistungen der medizinischen Rehabilitation,
Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit,
Rente wegen Alters und
Rente wegen Todes.

Teilhabe: Auch mit Handicap dabei


Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben für Arbeitgeber
umfassen Zuschüsse für betriebliche Aus- und Weiterbildung
sowie Eingliederung bis hin zu befristeter Probebeschäftigung für
Personen mit Behinderungen und für von Behinderung bedrohte
Personen. Sie kommen also indirekt den betroffenen
Arbeitnehmern zugute, die darüber hinaus weitere Leistungen
erhalten können:

Leistungen zur Erhaltung oder Erlangung eines Arbeitsplatzes,


Leistungen zur Aufnahme einer Selbstständigkeit,
Leistungen zum Erwerb und der behindertengerechten
Ausstattung von Kraftfahrzeugen.

Der Grund dafür, dass diese Leistungen von der GRV


gezahlt werden, liegt darin, dass die betroffenen Personen
dadurch erwerbstätig werden oder bleiben können und damit
Beiträge zahlen. Außerdem beziehen sie dementsprechend
keine Rentenzahlungen.
Medizinische Rehabilitation
Aus demselben Grund bietet gerade auch die GRV Leistungen
der medizinischen Rehabilitation an, die ansonsten in das Gebiet
der gesetzlichen Krankenversicherung (oder anderer Träger)
fallen würden. In diesem Zusammenhang ist eine Klärung der
Zuständigkeit erforderlich. Die GRV-Leistungen sind im Bereich
der medizinischen Rehabilitation direkt berufs- und
arbeitsplatzbezogen, gehen aber bei der onkologischen
Rehabilitation auch darüber hinaus.
Erwerbsminderung: Für die, die nur eingeschränkt
arbeiten können
Eine Rente wegen Erwerbsminderung kann dann gezahlt werden,
wenn

die Erwerbsfähigkeit teilweise oder komplett gemindert ist,


man also weniger als drei (teilweise Erwerbsminderung:
sechs) Stunden täglich arbeiten kann,
die allgemeine Wartezeit (Mindestversicherungszeit) von fünf
Jahren erfüllt ist und
während der letzten fünf Jahre mindestens in drei Jahren
Pflichtbeiträge an die GRV gezahlt wurden.

Diese Rente dient dazu, Personen abzusichern, die aufgrund


gesundheitlicher Probleme keiner (vollen) Erwerbstätigkeit mehr
nachgehen können. Hinzuverdienste sind möglich. Die Rente wird
so lange gezahlt, wie die Erwerbsminderung vorliegt.
Altersrente: Ruhestandsbezüge
Die wohl bedeutendste Rente wegen Alters ist die sogenannte
Regelaltersrente. Auf diese Rente haben alle Versicherte einen
Anspruch,

die die Regelaltersgrenze erreicht haben und


die die allgemeine Wartezeit (Mindestversicherungszeit) von
fünf Jahren erfüllen.

Für Personen ab dem Geburtsjahr 1963 beträgt die


Regelaltersgrenze 67 Jahre, für die vorher Geborenen gibt es
eine stufenweise Regelung von 65 bis 67 Jahre. Man kann zwar
auch schon vorher eine Altersrente beantragen, allerdings mit
entsprechenden Abschlägen bei der Rentenhöhe. Der Abschlag
bei der Rente beträgt 0,3 Prozent pro Monat, also 3,6 Prozent pro
Jahr.
Neben der Regelaltersrente gibt es noch weitere Renten wegen
Alters: Altersrente für langjährig beziehungsweise besonders
langjährig Versicherte, für Schwerbehinderte und für langjährig
unter Tage beschäftigte Bergleute.
Rente wegen Todes: Für Witwen und Waisen
Die Rente wegen Todes sichert Hinterbliebene ab. Zu diesem
Zweck werden folgende Leistungen von der GRV bereitgestellt:

Erziehungsrente,
Waisenrente,
Witwen- und Witwerrente.

Das Konstruktionsprinzip: Die


Umlagefinanzierung
Die Finanzierung der GRV erfolgt nach dem Prinzip der
Umlagefinanzierung. Im Gegensatz zu Privatversicherungen
werden fast die gesamten Einnahmen der GRV im selben Jahr
wieder für Rentenzahlungen ausgegeben.
Das bedeutet, dass die GRV das Geld der Versicherten nicht
»anlegt« oder »anspart« und die Zinsen dem jeweiligen
Versichertenkonto gutschreibt. Die GRV legt kein Vermögen an,
aus dem später Ihre Rente gezahlt würde. Ganz im Gegenteil:
Man könnte auch sagen, dass die GRV »von der Hand in den
Mund« lebt. Daraus folgt dann auch, dass die angesammelten
Rentenansprüche, die Rentenanwartschaften genannt werden,
nicht mit Vermögen hinterlegt sind, sondern »ungedeckte
Anwartschaften« darstellen.

Warum Umlagefinanzierung?
Die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) besteht in Deutschland seit dem Jahr 1891.
Danach hat sie eine sehr lebhafte Geschichte durchlaufen, die geprägt war von zwei
Weltkriegen und einer Hyperinflation nach dem ersten Weltkrieg. Die GRV war dabei
zunächst nach dem Kapitaldeckungsverfahren konzipiert, das auf dem Ansparen, also
der Vermögensbildung, beruhte. Die Hyperinflation nach dem ersten Weltkrieg hatte
das Vermögen vernichtet und im zweiten Weltkrieg wurde es buchstäblich verpulvert.
Das waren unter anderem die Gründe dafür, ab 1957 sukzessive vom
Kapitaldeckungsverfahren zur Umlagefinanzierung überzugehen. Da bei der
Umlagefinanzierung bis auf die Nachhaltigkeitsrücklage, die die Zahlungsfähigkeit der
GRV sichern soll, kein nennenswerter Kapitalstock gebildet wird, kann auch kein
Vermögen vernichtet werden.

Auf der Ausgabenseite der GRV stehen also alle


Rentenzahlungen eines Jahres, die über die Einnahmeseite, die
hauptsächlich aus Beitragszahlungen besteht, gedeckt werden
müssen. Allerdings würde sich ein großer Fehlbetrag ergeben,
wenn nur die Beitragseinnahmen zur Ausgabendeckung
verfügbar wären. Dieser Fehlbetrag resultiert daraus, dass auch
Renten gezahlt werden, denen keine Beitragszahlungen
gegenüberstehen (beispielsweise Renten wegen Arbeitslosigkeit,
wegen Kindererziehungszeiten und sogenannte
versicherungsfremde Leistungen). Um diesen Fehlbetrag zu
decken, gibt es bei der Umlagefinanzierung folgende
Möglichkeiten:

Rentenkürzungen auf der Ausgabenseite,


Beitragssatzerhöhungen und
Zuschüsse des Bundes.

Rentenkürzungen sind so gut wie unmöglich, sodass sie als


ernsthafte Finanzierungsmöglichkeit in normalen Zeiten
ausgeschlossen werden können.
Beitragssatzerhöhungen sind volkswirtschaftlich bedenklich, da
sie die Beschäftigung von Arbeitnehmern über die
Lohnnebenkosten teurer machen. Diese Verteuerung der
Beschäftigung kann leicht zu einem Rückgang der Nachfrage
nach Arbeitskräften und zu höherer Arbeitslosigkeit führen.
Da die beiden anderen Finanzierungsmöglichkeiten ziemlich
unattraktiv sind und mit heftigen Widerständen zu rechnen wäre,
besteht der Ausweg darin, dass mit Steuermitteln aus dem
Bundeshaushalt die Finanzierungslücke geschlossen wird. Etwa
30 Prozent der GRV-Ausgaben werden momentan über den
Bundeszuschuss finanziert.
Für die Zukunft spielt bei der Umlagefinanzierung die
Bevölkerungsentwicklung eine wichtige Rolle. Je weniger
Beschäftigte es gibt, desto höher werden die Beiträge oder
die sonstigen Zahlungen an die GRV, um die
Rentenausgaben zu decken. Außerdem steigen bei
rückläufiger Bevölkerungszahl und steigender
Lebenserwartung die Rentenausgaben. Mit anderen Worten:
Die umlagefinanzierte GRV hat ein schwerwiegendes
demografisches Problem.

Die Finanzierung der gesetzlichen Rente


Lassen Sie uns ein wenig rechnen, um die Finanzierung der
Altersrente zu verstehen. In einem umlagefinanzierten
Rentensystem muss (ohne Bundeszuschuss) folgender
Zusammenhang gelten:
Einnahmen = Ausgaben
Das ist naheliegend, oder? Aber schauen wir uns die beiden
Seiten einmal näher an. Die Einnahmen der gesetzlichen
Rentenversicherung sind die Einzahlungen aller Beitragszahler,
und die sind ihr Lohn, multipliziert mit dem Beitragssatz. Also
ergeben sich die Einnahmen der Rentenversicherung als:
Zahl der Beschäftigten × Durchschnittslohn × Beitragssatz
zur GRV
Die Ausgaben der Rentenversicherung sind die Renten, die sie
an die Rentenempfänger auszahlt, also die
Zahl der Rentenempfänger × Durchschnittsrente.
Wenn aber die Einnahmen der Rentenversicherung gleich den
Ausgaben sein müssen, damit sie nicht insolvent wird, ergibt sich
automatisch durch die obigen Überlegungen:
Zahl der Beschäftigten × Durchschnittslohn × Beitragssatzzur
GRV
= ZahlderRentenempfänger × Durchschnittsrente
In dieser Gleichung können Sie alle Finanzierungsprobleme der
gesetzlichen Rentenversicherung sehen, aber zugleich auch alle
Reformansätze.
Die Grundidee dabei ist recht einfach:

Alles, was die linke Seite der obigen Gleichung größer macht,
führt zu mehr Einnahmen, und stärkt damit die gesetzliche
Rente.
Alles hingegen, was die rechte Seite erhöht, verschlechtert die
finanzielle Lage der Rentenversicherungen.
Alles, was die linke Seite der obigen Gleichung kleiner macht,
führt zu weniger Einnahmen, und schwächt damit die
gesetzliche Rente.
Alles hingegen, was die rechte Seite reduziert, verbessert die
finanzielle Lage der Rentenversicherungen.

Also schauen wir uns das mal an.


Finanzierungsprobleme der Rentenversicherung
Das größte Problem der Rente entsteht, wenn sie sozusagen von
beiden Seiten in die Zange genommen wird und die Zahl der
Beitragszahler auf der linken Seite sinkt (was die Einnahmen
senkt) und zugleich die Zahl der Rentenempfänger auf der
rechten Seite steigt (was die Ausgaben steigert).
Passiert das? Leider ja, nämlich dadurch, dass die Bevölkerung
immer älter wird. Das hat zur Folge, dass man immer mehr
Rentner hat (höhere Ausgaben), aber immer weniger
Beitragszahler (weniger Einnahmen).

Das demografische Problem der


Rentenversicherung
Das demografische Problem der GRV lässt sich mit einfachen Überlegungen zeigen,
dazu brauchen wir zwei Größen, den Rentnerquotienten und das Rentenniveau. Den
Rentnerquotienten erhält man, wenn man die Zahl der Rentenempfänger durch die
Zahl der Beitragszahler dividiert; er sagt aus, wie viel Rentner auf einen Beitragszahler
kommen – je höher dieser Wert, umso mehr Rentner muss ein Beitragszahler
finanzieren. Das Rentenniveau erhält man, wenn man die Durchschnittsrente durch den
Durchschnittslohn dividiert. Wenn also die Durchschnittsrente 50 Euro beträgt und der
Durchschnittslohn 100 Euro, dann ist das Rentenniveau 0,5; die Durchschnittsrente
entspricht damit 50 Prozent des Durchschnittslohns. Jetzt sieht man sehr schön die
Probleme der GRV: Je mehr Rentner auf einen Beitragszahler kommen (der
Rentnerquotient steigt), umso mehr Renten müssen bezahlt werden, umso teurer wird
das alles. Das gilt auch für das Rentenniveau: Je höher die Renten bei
gleichbleibenden Einkommen sind (das Rentenniveau steigt, beispielsweise auf 80
Euro, verglichen mit einem Durchschnittseinkommen von 100 Euro), umso mehr muss
die GRV an Renten auszahlen. Die einzige Stellschraube, die jetzt noch bleibt, ist der
Beitragssatz: Steigt er, kann man damit höhere Renten finanzieren, allerdings auf
Kosten der Beitragszahler. Kurzum: Steigt der Rentnerquotient (es gibt immer mehr
Rentner im Vergleich zu Beitragszahlern), dann muss entweder der Beitragssatz
steigen oder das Rentenniveau sinken, will heißen entweder die Rentner bekommen
weniger Rente oder die Beitragszahler zahlen mehr Beiträge und haben damit ein
geringeres Einkommen.

Das demografische Problem der GRV ist ihr wohl größtes


Problem. Weitere Finanzierungsprobleme der GRV entstehen
durch:

Rentenerhöhungen,
großzügige Ausweitung der Rentenansprüche (Mütterrente,
Rente mit 63),
steigende Arbeitslosigkeit,
steigende Lebenserwartung (führt zu einer längeren
Bezugsdauer bei der Rente und damit zu mehr Ausgaben).

Reformoptionen der Rentenversicherung


Bei den Reformoptionen ist es genauso wie bei den Ursachen der
Finanzierungsprobleme:

Alles, was die linke Seite vergrößert, hilft dem Rentensystem


(weil die Einnahmen steigen),
alles, was die rechte Seite verkleinert (die Ausgaben
reduziert), hilft ebenfalls.
Schauen Sie sich einmal die Optionen an, die die Einnahmen
erhöhen oder die Ausgaben senken:

Bundeszuschuss,
Senken der Zahl der Arbeitslosen,
Verkürzung von Ausbildungszeiten,
Erhöhung des Rentenzugangsalters, also längere
Lebensarbeitszeiten,
Steigerung der Geburtenrate und
Zuwanderung.

Geld vom Staat: Bundeszuschuss


Eins haben wir Ihnen bisher unterschlagen: Der Bund beteiligt
sich derzeit mit rund einem Drittel der Ausgaben an der
Finanzierung der GRV. Das ist durchaus sinnvoll, weil in der GRV
auch Renten und Leistungen ausgezahlt werden, die nicht zuvor
über Beiträge finanziert worden sind. In unserer
Finanzierungsgleichung können Sie sich den Bundeszuschuss so
vorstellen, dass auf der linken Seite ein Milliardenbetrag
hinzuaddiert wird, was die linke Seite und damit die Einnahmen
erhöht.
Arbeitslosigkeit reduzieren
Geringere Arbeitslosigkeit bedeutet mehr Beitragszahler und
damit mehr Einnahmen auf der linken Seite. Entscheidend ist
dabei die sogenannte strukturelle Arbeitslosigkeit. Das ist
diejenige Arbeitslosigkeit, die dadurch entsteht, dass der
Ausbildungsstand nicht den Anforderungen der Arbeitsplätze
entspricht. Ein arbeitslos gewordener Bauarbeiter kann
beispielsweise nicht so ohne Weiteres als Altenpfleger beschäftigt
werden.
Um hier Abhilfe zu schaffen, gibt es
Umschulungsmaßnahmen, die Menschen für einen Beruf
qualifizieren, in dem Arbeitskräfte gesucht werden, und
Mobilitätshilfen, damit zum Beispiel ein arbeitslos
gewordener Metzger in Hamburg einen Job in
Neubrandenburg annimmt.

Gelänge es, die Arbeitslosigkeit dauerhaft zu senken, wäre auch


die GRV entlastet.
Verkürzung von Ausbildungszeiten
Die Verkürzung von Ausbildungszeiten würde dazu führen, dass
junge Menschen früher ins Berufsleben eintreten als bisher. Mit
einer kürzeren Ausbildungszeit steigt die Zahl der Beitragszahler
auf der linken Seite, weil sie früher produktiv tätig werden und
deshalb auch früher Beiträge zur GRV entrichten. Ist diese
Ausbildungszeitverkürzung dauerhaft, erhält die GRV höhere
Beiträge.
Längere Lebensarbeitszeit
Einen wichtigen und nachhaltigen Beitrag zur Minderung des
demografischen Kernproblems der GRV leistet die Verlängerung
der Lebensarbeitszeit durch eine Erhöhung des
Rentenzugangsalters.
Dies ist schon seit Längerem bekannt und wurde auch bereits
berücksichtigt. Die Regelaltersgrenze für die Zahlung einer vollen
Altersrente wurde Schritt für Schritt auf das 67. Lebensjahr
angehoben.
Diese Maßnahme ist deswegen so effektiv, weil sie auf beiden
Seiten unserer Gleichung wirkt:

Auf der linken Seite steigt die Zahl der Beitragszahler (weil die
Menschen länger arbeiten),
auf der rechten Seite sinkt die Zahl der Rentner (weil die
Menschen später in Rente gehen).
So unbeliebt die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist, so
notwendig ist sie, um das demografische Kernproblem der GRV
zu vermindern.
Ein wichtiger Grund dafür ist die auch weiterhin steigende
Lebenserwartung. Um die durchschnittliche Rentenbezugsdauer
trotz steigender Lebenserwartung konstant zu halten, ist eine
Verlängerung der Lebensarbeitszeit erforderlich. Dass in diesem
Zusammenhang auch auf dem Arbeitsmarkt Veränderungen
erforderlich sind, ist offensichtlich. Der Dachdecker wird mit 68
Jahren kaum noch auf Dächer klettern, aber warum soll er nicht
junge Dachdecker ausbilden?

Lebenserwartung und Rentenzugangsalter


Angenommen, Sie sparen privat für Ihre Altersversorgung und es gibt weder die GRV
noch die BAV. Wie viel müssen Sie dann zurücklegen? Offensichtlich hängt das davon
ab, welchen Alterskonsum Sie planen, aber auch davon, wie hoch Ihre
Lebenserwartung ist. Was machen Sie, wenn Ihre Lebenserwartung steigt? Sie haben
dann drei Möglichkeiten:

1. Sie senken Ihren Alterskonsum.


2. Sie sparen mehr.
3. Sie hören später auf zu arbeiten.

Wenn Sie weder Ihren Alterskonsum senken noch Ihre Ersparnisse erhöhen wollen,
bleibt Ihnen nur, länger zu arbeiten. Übertragen auf die GRV sieht das dann so aus, wie
Ihnen die obige Formel sagt:

1. Das Rentenniveau sinkt, das heißt, alle Rentenempfänger können weniger


konsumieren.
2. Der Beitragssatz steigt, das heißt, die Beschäftigten werden gezwungen, mehr
über die GRV zu sparen.
3. Die Lebensarbeitszeit steigt, die Beschäftigten arbeiten länger, der
Rentnerquotient sinkt.

Steigerung der Geburtenrate


Eine Steigerung der Geburtenrate hätte längerfristig einen
positiven Effekt für die GRV (die Zahl der Beitragszahler auf der
linken Seite steigt), aber nur dann, wenn die zusätzlich geborenen
Kinder später auch erwerbstätig werden (sonst tauchen sie auf
der linken Seite gar nicht auf).
Außerdem dauert es lange, bis der Nachwuchs so weit ist,
erwerbstätig zu werden. In dieser Zeit stellen Kinder – rein
ökonomisch gesehen – eine Belastung ihrer Eltern und des
Sozialstaats dar. Erst als Erwerbstätige entlasten sie den
Sozialstaat. Im Endeffekt wäre eine höhere Geburtenrate
wünschenswert, auch wenn erst sehr viel später eine Entlastung
der GRV und des Sozialstaats zu erwarten wäre.
Mehr Beitragszahler: Zuwanderung
Bleibt noch die Zuwanderung, die ebenfalls auf der linken Seite
der Gleichung die Zahl der Beitragszahler erhöht. Das ist aus
vielerlei Gründen zu einem heiklen, heftig umstrittenen Thema der
Politik geworden, mit dem wir uns hier nicht beschäftigen können.
Nur so viel lässt sich hinsichtlich des demografischen Problems
der GRV (und ausschließlich hinsichtlich dieses Problems) sagen:

Zuwanderung könnte nur dann eine Linderung des Problems


darstellen, wenn gut in denjenigen Berufen ausgebildete
Personen zuwandern würden, in denen in Deutschland
Beschäftigte fehlen.
Eine einmalige Zuwanderung qualifizierter Arbeitskräfte nutzt
wenig, weil die Zugewanderten nach dem Erwerbsleben
ebenfalls Rentenansprüche in der GRV hätten. Nur eine
verstetigte Zuwanderung in den Berufen mit Mangel an
Beschäftigten könnte kurz- und längerfristig zur
Problemlösung beitragen.
Im Endeffekt muss man wohl feststellen, dass aufgrund des
demografischen Kernproblems der GRV die Frage der
künftigen Alterssicherung nicht ausschließlich und nicht
einmal vorrangig in der GRV und mit der GRV beantwortet
werden kann. Ohne einen Ausbau der BAV und der PAV wird
es nicht gehen.
Der Hauptgrund dafür ist die Umlagefinanzierung der GRV. War
sie einst die Konsequenz des Scheiterns des
Kapitaldeckungsverfahrens, so ist sie jetzt infolge der
demografischen Entwicklung selbst zum Problem geworden, allen
bisherigen Reformen der GRV zum Trotz.

Altersrente: Höhe und


Dynamisierung
Nach so viel Theorie nun zurück zu Ihnen und der Frage, welche
Rente Sie einmal erwartet. Eine Auskunft darüber flattert Ihnen
regelmäßig ins Haus: die Renteninformation.

Was Sie im Alter erwartet: Die


Renteninformation
Vermutlich werden Sie sich schwertun, Ihre eigene Rente auszurechnen, aber das
müssen Sie glücklicherweise nicht: Die Deutsche Rentenversicherung schickt Ihnen
regelmäßig die sogenannte Renteninformation, der Sie entnehmen können, ab wann
Sie Ihre Rente erhalten können und wie hoch diese voraussichtlich sein wird. Die
Renteninformation sagt Ihnen, wie hoch Ihr heutiger Rentenanspruch auf Basis der
bisher getätigten Einzahlungen ist, wie hoch Ihre Rente sein wird, wenn Sie weiter
einzahlen wie bisher, und wie hoch Ihre Rente sein wird, wenn man annimmt, dass
diese jedes Jahr angepasst wird. Zudem erfahren Sie aus der Renteninformation auch,
wie hoch Ihre Rente wäre, wenn Sie voll erwerbsgemindert wären. Sie finden sogar
einen Hinweis darauf, wie hoch Ihre Rente ist, wenn man die Inflationsrate
berücksichtigt, aber Vorsicht – niemand weiß, wie hoch die Inflationsrate in zehn oder
zwanzig Jahren sein wird. Mithilfe der Renteninformation können Sie ausrechnen, wie
viel Geld Ihnen im Alter zur Verfügung steht respektive fehlt; dann wissen Sie auch, wie
viel Sie noch aus eigener Tasche vorsorgen müssen.
Wenn Sie es genauer wissen wollen, was Sie erwartet, müssen
Sie ein wenig tiefer in die Materie eintauchen – lassen Sie uns
einen Versuch wagen und die Rentenformel betrachten.
Die Höhe Ihrer Rente wird beim Rentenzugang ermittelt. Dazu ist
im § 64 Sozialgesetzbuch VI eine Vorschrift enthalten, die
sogenannte Rentenformel. Sie gilt für die Rente pro Monat.

Die Höhe einer Zugangsrente, also derjenigen Rente, die


Sie erhalten, wenn Sie »in Rente gehen«, können Sie wie
folgt berechnen:
Rente pro Monat [in Euro] = persönliche Entgeltpunkte ×
Rentenartfaktor
            × aktueller Rentenwert [in Euro]
Ihre Rente bestimmt sich also durch drei Elemente:

persönliche Entgeltpunkte,
Rentenartfaktor und
Entgeltpunkte.

Persönliche Entgeltpunkte
Ihre persönlichen Entgeltpunkte ergeben sich als:
persönliche Entgeltpunkte = Entgeltpunkte ×
Rentenzugangsfaktor
Die Entgeltpunkte
Abgesehen von Zu- und Abschlägen bilden die Entgeltpunkte die
Erwerbsbiografie einer Person ab. Ein Entgeltpunkt entspricht
dem Durchschnittsverdienst aller Beschäftigten eines Jahres. Die
durchschnittliche Zahl der Entgeltpunkte für Beitragszeiten
entspricht dem durchschnittlichen Arbeitsentgelt einer Person
über die gesamte Versicherungszeit in Relation zum
Durchschnittsverdienst aller Beschäftigten, wenn wir die
Entgeltpunkte für beitragsfreie oder beitragsgeminderte Zeiten
einmal außen vor lassen.

Die Zahl der Versicherungsjahre geht also in die


persönlichen Entgeltpunkte ein; Entgeltpunkte werden Jahr
für Jahr der Versicherungszeit ermittelt und aufaddiert.
Der Rentenzugangsfaktor
Der Rentenzugangsfaktor hat die Aufgabe, vorgezogenen und
hinausgeschobenen Rentenbezug in die Rentenberechnung
einzubeziehen. Er kommt also zum Einsatz, wenn Sie früher oder
später in Rente gehen.

Ist die Wartezeit erfüllt und die Regelaltersgrenze erreicht,


gehen Sie also zum »normalen« Rentenalter in Rente, beträgt
der Rentenzugangsfaktor bei einer Altersrente 1,0.
Wird der Rentenbezug hinausgeschoben, arbeiten Sie also
länger, erhöht sich die Rente um 0,5 Prozent pro Monat des
Aufschubs.
Wird der Rentenbezug vorgezogen, gehen Sie also früher in
den Ruhestand, kürzt sich die Rente um 0,3 Prozent pro
Monat des Vorziehens.

In den persönlichen Entgeltpunkten spiegelt sich das


Äquivalenzprinzip der GRV wider:

Personen, die gegenüber dem Durchschnitt der Beschäftigten


mehr Beiträge in die GRV eingezahlt haben, erhalten höhere
Entgeltpunkte und damit eine höhere Rente.
Diejenigen, die den Rentenbeginn über die Regelaltersgrenze
hinausschieben, erhalten eine höhere Rente, weil sich die
erwartete Rentenlaufzeit verkürzt.
Beim vorzeitigen Rentenbezug dagegen verlängert sich die
erwartete Rentenlaufzeit; dementsprechend erfolgt eine
Kürzung der Rente.

Hätten Sie über Ihr gesamtes Arbeitsleben von 45 Jahren in


jedem Jahr exakt dasjenige Arbeitseinkommen erhalten, das
dem Durchschnitt aller Beschäftigten entspricht, und
beziehen Sie eine Altersrente bei Erreichen der
Regelaltersgrenze, hätten Ihre persönlichen Entgeltpunkte
den Wert 1×45×1,0 = 45.

Witwe oder Waise? Der Rentenartfaktor


Der Rentenartfaktor bestimmt sich anhand der Rentenart, für die
die Rentenhöhe berechnet werden soll. In diesem Faktor spiegelt
sich das angestrebte sozialpolitische Sicherungsniveau der
jeweiligen Rentenart wider. Die Rentenartfaktoren lauten:

Altersrente: 1,0;
Rente wegen voller Erwerbsminderungsrente: 1,0;
Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung: 0,5;
Große Witwen- oder Witwerrente: 0,60 (oder 0,55);
Kleine Witwen- oder Witwenrente: 0,25;
Vollwaisenrente: 0,2 und
Halbwaisenrente: 0,1.

Man kann die Rentenartfaktoren also so verstehen, dass sie das


angestrebte Absicherungsniveau in Relation zur Altersrente
angeben.

Aktueller Rentenwert
Der aktuelle Rentenwert ist der einzige Wert in der Rentenformel,
der in Euro ausgedrückt ist; alle andere Werte sind
dimensionslose Zahlen. Dieser Wert wird jährlich zum 1. Juli an
die Wirtschaftsentwicklung angepasst und wird nicht nur zur
Berechnung der Zugangsrente verwendet, sondern auch zur
Ermittlung der jährlichen Rentenanpassung der sogenannten
Bestandsrenten (Dynamisierung der Renten). Dieser Rentenwert
ist für alle Rentenarten gleich.

Angenommen, Ihre persönlichen Entgeltpunkte betragen 1


pro Jahr (Ihr Einkommen entspricht also dem
Durchschnittseinkommen der Beitragszahler) und Sie
beantragen eine Regelaltersrente (Rentenartfaktor: 1,0) beim
Erreichen der Regelaltersgrenze (Rentenzugangsfaktor: 1,0).
Zudem beträgt Ihre Versicherungszeit 45 Jahre. Der aktuelle
Rentenwert West (Ost) liegt im Jahr 2020 bei 34,19 (33,23)
Euro. Damit ergibt sich für Sie eine monatliche Rente in Höhe
von:
Rente pro Monat (West) [Euro] = 1 × 45 × 1,0 × 1,0 × 34,19
[Euro] = 1538,55 Euro
Rente pro Monat (Ost) [Euro] = 1 × 45 × 1,0 × 1,0 × 33,23
[Euro] = 1495,35 Euro

An die Wirtschaftsentwicklung angepasst:


Dynamisierung der Rente
Würde die Zugangsrente für den Rest des Lebens konstant
bleiben, gäbe es ein gravierendes Problem, denn

über die Zeit steigen die Lebenshaltungskosten und


die Beschäftigten verdienen infolge höherer
Arbeitsproduktivität mehr.

Ohne Rentenanpassungen wäre das Geld, das die Rentner


erhalten, knapper und das Leben im Alter Jahr für Jahr
schwieriger. Und wegen der steigenden Löhne würde die
Durchschnittsrente im Vergleich zu den Einkommen immer mehr
sinken.
Dieses Problem löst man in der GRV dadurch, dass die Renten
an die Wirtschaftsentwicklung angepasst werden.

Die Rentenanpassung erfolgt jeweils am 1. Juli eines Jahres


anhand der Änderung des aktuellen Rentenwerts. Die
Anpassung richtet sich nach der Veränderung der
Bruttoeinkommen der Beschäftigten, nach Veränderungen
des Beitragssatzes zur Rentenversicherung sowie nach
einem Nachhaltigkeitsfaktor (Δ bedeutet »Veränderung« vom
Vorjahr zum laufenden Jahr):
Rentenanpassung = aktueller Rentenwert des Vorjahres ×
ΔBruttoeinkommen
× ΔBeitragssatz GRV ×
Nachhaltigkeitsfaktor

Veränderung der Bruttoeinkommen: Steigen die


Bruttoeinkommen, führt dies zu einem entsprechenden
Anstieg der Renten, und zwar sowohl der laufenden Renten
(Bestandsrenten genannt) als auch der Zugangsrenten.
Veränderungen des Beitragssatzes zur Rentenversicherung
werden in die Rentenanpassung einbezogen, um die
Belastungen der Beschäftigten infolge dieser Veränderungen
auch an die Rentenempfänger weiterzugeben. Steigt der
Beitragssatz beispielsweise um 0,5 Prozent, würde die
Rentenanpassung um 0,5 Prozent geringer ausfallen.
Der Nachhaltigkeitsfaktor soll die demografische Zusatzlast
berücksichtigen. Er setzt dabei am Rentnerquotienten an, also
am Verhältnis der Zahl der Rentenempfänger zur Zahl der
Beitragszahler. Steigt der Rentnerquotient, nimmt also die
Zahl der Rentenempfänger gegenüber derjenigen der
Beitragszahler zu, sinkt die Rentenanpassung – und
umgekehrt.

Ist die Rente sicher?


Immer wieder lautet die bange Frage: Ist die Rente sicher? Sie ist
in der Tat nicht neu und wird auch aus gutem Grund wiederholt.
Die Gründe dafür sind recht einfach zu benennen:

Geburtenrückgang: Bei einem Rückgang der Geburten ist


die vorangehende Generation jeweils größer als die folgende.
Dadurch steigt die Zahl der Rentenempfänger und die Zahl
der Beitragszahler sinkt.
Anstieg der Lebenserwartung: Steigende Lebenserwartung
bedeutet für die GRV, dass bei unveränderter
Regelaltersgrenze die Renten länger gezahlt werden, die
durchschnittliche Rentenlaufzeit erhöht sich.
Umlagefinanzierung: Da die GRV nicht kapitalgedeckt ist –
sie sammelt kein Vermögen für die Versicherten an –, muss
die aktuelle Generation der Erwerbstätigen die Renten für die
(größere) Vorgängergeneration bezahlen.

Sicherheit der Renten


Mit dem Spruch »Denn eins ist sicher: die Rente« wurde ein deutscher Arbeits- und
Sozialminister im Jahr 1987 berühmt: Norbert Blüm. Er war sehr volkstümlich und
daher auch sehr bekannt. Er trat sogar in Fernsehshows auf. Der Rentenspruch jedoch
fiel ihm auf die Füße. Er wurde von der politischen Karikatur aufgegriffen und
humoristisch-kritisch kommentiert. Eine Version lautete: »Denn eins ist sicher: die
(R)ente.«
Kapitel 12
Private Altersvorsorge
IN DIESEM KAPITEL
Wenn der Arbeitgeber mithilft: betriebliche Altersvorsorge
Wenn die Rente nicht reicht: private Altersvorsorge
Subventionierung der privaten Altersvorsorge: die »Riester-
Rente«

Haben Sie sich schon um Ihre private Altersvorsorge gekümmert?


Oder es immer wieder vor sich hergeschoben? In diesem Kapitel
erwartet Sie eine Reise durch das Reich der Möglichkeiten der
privaten Vorsorge für das Alter. Die private Altersvorsorge gibt es
in zwei Formen:

Betriebliche Altersvorsorge (BAV): Hier geht es darum, was


Sie mithilfe Ihres Arbeitgebers an Altersvorsorge erreichen
können. Sie gehört zur privaten Vorsorge, weil es in
Deutschland keine verpflichtende betriebliche Altersvorsorge
gibt.
Private Altersvorsorge (PAV): Sie umfasst, was Sie selbst
tun, um für das Alter vorzusorgen.

Man kann es auch so ausdrücken: BAV und PAV sind die


Standbeine der privaten Vorsorge, die die gesetzlich
vorgeschriebene Absicherung über die gesetzliche
Rentenversicherung (GRV) ergänzt.
Da die private Altersversorgung im demografischen Wandel
immer wichtiger wird, hilft der Staat mit der Riester-Förderung,
besser bekannt als Riester-Rente. Das sollten Sie kennen, denn
hier gibt es Geld vom Staat.

Wenn der Arbeitgeber mithilft:


Betriebliche Altersvorsorge
Bei der betrieblichen Altersvorsorge (BAV) unterstützt Sie der
»Betrieb«, also Ihr Arbeitgeber, bei der Vorsorge für Ihr Alter,
vorausgesetzt, Sie sind bei ihm beschäftigt und er verpflichtet sich
dazu.

Im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung, in die


Arbeitnehmer und Arbeitgeber gemeinsam Beiträge
einzahlen, sind die Leistungen der Arbeitgeber in der
betrieblichen Altersvorsorge freiwillig bis zu dem Zeitpunkt,
an dem diese Leistungen zugesagt werden. Hat sich der
Arbeitgeber einmal dazu verpflichtet, ist er auch daran
gebunden. Es treten die Vorschriften des
Betriebsrentengesetzes (BetrAVG) in Aktion und regeln die
verschiedenen Möglichkeiten der Absicherung sowie ihre
allgemeinen Bedingungen.
Und was bietet die betriebliche Altersversorgung? Das
Betriebsrentengesetz macht Ihnen folgende Angebote:

Leistungszusagen des Arbeitgebers für die Alters-, Invaliditäts-


und Hinterbliebenenversorgung,
beitragsorientierte Leistungszusage,
Beitragszusage mit Mindestleistung,
reine Beitragszusage und
Entgeltumwandlung.
Aber selbst dann, wenn Ihr Arbeitsverhältnis beendet wird, bevor
Sie in Rente gehen (oder Sie invalide werden oder gar sterben),
bedeutet das nicht, dass alle Leistungen verloren gehen. Sie
bleiben (in bestimmter Höhe) erhalten, wenn die Ansprüche
unverfallbar geworden sind; man bezeichnet sie dann als
Anwartschaften.

Unverfallbarkeit einer BAV-Anwartschaft erfordert, dass der


Arbeitnehmer das 21. Lebensjahr vollendet hat und die
Versorgungszusage mindestens drei Jahre bestanden hat.
Schauen wir uns mal die Angebote an, die das
Betriebsrentengesetz Ihnen macht.

Das Risiko trägt der Arbeitgeber:


Leistungszusage
Bei einer Leistungszusage zahlt Ihr Arbeitgeber beim Erreichen
der Altersgrenze (oder wenn Sie invalide werden oder sterben)
einen festen, zuvor vereinbarten Betrag aus. Der Arbeitgeber sagt
Ihnen eine Leistung zu, garantiert einen bestimmten Geldbetrag,
deshalb wird eine solche Zusage leistungsorientiert genannt.
Das ist für Ihren Arbeitgeber mit dem Risiko verbunden, dass er
nicht sicher weiß, was ihn das kosten wird – es könnte ja sein,
dass Kosten dazukommen, die er zum Zeitpunkt der Zusage nicht
sehen konnte – er garantiert aber eine feste Rentenzahlung. Egal
was passiert – Sie bekommen eine garantierte Leistung. Gut für
Sie, riskant für Ihren Arbeitgeber.

Das Risiko tragen Sie: Beitragsorientierte


Leistungszusage
Im Unterschied zur leistungsorientierten Zusage zahlt Ihr
Arbeitgeber bei dieser Zusage Beiträge zu Ihrer Altersvorsorge,
ohne eine bestimmte Betriebsrente zu garantieren. Er beteiligt
sich also an der Beitragszahlung, überlässt aber Ihnen das
Risiko, was am Ende aus diesen Beiträgen wird.
Damit vermeidet Ihr Arbeitgeber das Risiko, eine Betriebsrente
zuzusagen, die später teurer werden kann als gedacht. Das
Risiko liegt hier – im Gegensatz zur Leistungszusage – auf Ihrer
Seite, da Sie nicht wissen, wie viel Rente Sie später für die
gezahlten Beiträge bekommen.

Beitragszusage mit Mindestleistung


Bei dieser Zusage verpflichtet sich Ihr Arbeitgeber, Beiträge an
einen Anbieter betrieblicher Altersvorsorge (eine sogenannte
Versorgungseinrichtung, also Pensionsfonds, Pensionskasse
oder Direktversicherung; dazu weiter hinten in diesem Kapitel
mehr) zu zahlen. Gleichzeitig garantiert er, dass Sie mindestens
Rentenzahlungen bekommen, die den entrichteten Beiträgen
entsprechen. Sie haben also sozusagen die Garantie, dass Sie
mindestens das bekommen, was Ihr Arbeitgeber für Sie
eingezahlt hat. Um den Rest kümmert sich der Anbieter, an den
die Beiträge gezahlt werden.

Reine Beitragszusage
Manche Arbeitgeber werden im Tarifvertrag oder einer Betriebs-
oder Dienstvereinbarung dazu verpflichtet, an eine außerhalb des
Unternehmens befindliche Versorgungseinrichtung (wie bei der
Beitragszusage mit Mindestleistung) Beiträge im Rahmen der
BAV für die Arbeitnehmer zu zahlen. Das ist eine sogenannte
reine Beitragszusage. Hier hat der Arbeitgeber weniger Pflichten
als in den vorgenannten Fällen, vor allem muss er nicht selbst für
die Leistungen einstehen, die aus der Beitragszahlung gezahlt
werden sollen. Er zahlt einfach Beiträge an einen externen
Anbieter von BAV – fertig. Geht dieser Anbieter pleite, hat das für
Ihren Arbeitgeber keine Konsequenzen, er muss nicht die
finanzielle Lücke stopfen, die sich dann auftut.
Wenn beide Seiten sparen:
Entgeltumwandlung
Bei der Entgeltumwandlung können Sie von Ihrem Arbeitgeber
verlangen, dass er einen bestimmten Betrag Ihres künftigen
Gehalts nicht auszahlt, sondern für Ihre betriebliche
Altersvorsorge verwendet. Spart der Arbeitgeber durch die
Entgeltumwandlung Arbeitgeberbeiträge zur gesetzlichen
Rentenversicherung, ist er verpflichtet, 15 Prozent des
umgewandelten Entgelts zusätzlich an die entsprechende
betriebsexterne Versorgungseinrichtung zu zahlen.

Sie können verlangen, dass bis zu 4 Prozent der


Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung Ihres
künftigen Gehalts für die betriebliche Altersvorsorge
verwendet werden. Für das Jahr 2021 bedeutet das, dass
maximal 0,04 × 7.100 Euro/Monat = 284 Euro/Monat in
Westdeutschland und 0,04 × 6.700 Euro/Monat = 268
Euro/Monat in Ostdeutschland umgewandelt werden können.
Der Mindestbetrag liegt im Jahr 2021 bei etwas unter 21
Euro.
So, damit sind Sie schon ein gutes Stück weit in die Geheimnisse
der BAV eingedrungen. Wenn Sie meinen, das sei ganz schön
kompliziert, können wir Ihnen nur zustimmen. Leider sind wir
damit noch nicht am Ende. Es gibt insgesamt fünf verschiedene
Wege, die BAV zu organisieren:

unmittelbare Pensionszusage,
Direktversicherung,
Pensionskasse,
Pensionsfonds und
Unterstützungskasse.
Unmittelbare Pensionszusage
Die unmittelbare Pensionszusage ist der einzige Weg, die BAV im
Unternehmen selbst zu organisieren. Vereinfacht gesagt
verspricht Ihnen Ihr Arbeitgeber eine spätere Rente, dafür zahlt er
Ihnen ein geringeres Gehalt aus. Und wenn Sie in Rente gehen,
bekommen Sie von Ihrem Arbeitgeber eine Rente. Im Grunde
genommen ist die Pensionszusage damit so etwas wie ein
langfristiger Kredit an das eigene Unternehmen, das diese Mittel
dann investiert. Sie stellen aus Sicht des Unternehmens
Fremdfinanzierung (also einen Kredit) dar und sie werden als
Pensionsrückstellungen bilanziert.
Die BAV unterliegt hier nicht der Versicherungsaufsicht, es gibt
keine Begrenzung der Mittel, die der Arbeitgeber einzahlen kann,
und die Pensionszusagen sind dennoch gesetzlich
insolvenzgesichert.

Die Arbeitgeberbeiträge sind sozialversicherungsfrei und die


Beiträge der Arbeitnehmer über die Entgeltumwandlung sind
bis zu 4 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der GRV
ebenfalls sozialversicherungsfrei. Sie sparen hier also
Beiträge zu den Sozialversicherungen.
Der Vorteil der direkten Pensionszusage für Ihren Arbeitgeber
besteht darin, dass die Mittel der BAV nicht abfließen, sondern in
seinem Unternehmen bleiben. Damit bleibt die Liquidität des
Unternehmens während der Beschäftigungsphase der
Arbeitnehmer unbelastet. Erst in der Auszahlungsphase der
Betriebsrenten ändert sich das.
Da die Pensionszusagen der gesetzlichen Insolvenzsicherung
unterliegen, besteht für Sie als Arbeitnehmer nicht das Risiko,
dass das Unternehmen insolvent geht und Sie Ihre Pension
verlieren.
Gesetzliche Insolvenzsicherung der BAV
Unverfallbare Anwartschaften auf Betriebsrenten und laufende Zahlungen von
Betriebsrenten sind aufgrund des Betriebsrentengesetzes – je nach Durchführungsweg
– gegen Insolvenz gesichert. Dazu wurde der Pensions-Sicherungs-Verein (PSV) mit
Sitz in Köln geschaffen. Arbeitgeber, die betriebliche Altersvorsorgeleistungen zusagen,
sind kraft Gesetzes Mitglieder in diesem Sicherungsverein. Auch diejenigen Beiträge
der BAV, die über die Entgeltumwandlung von den Arbeitnehmern selbst gezahlt
werden, sind im PSV insolvenzgesichert. Die Finanzierung des PSV erfolgt im
Umlageverfahren über die beteiligten Arbeitgeber, diese zahlen einen Beitrag zur
Finanzierung des PSV. Allerdings gibt es für die vom PSV abgesicherten Leistungen
Obergrenzen, nicht alle Zahlungen sind also abgesichert.

Die Direktversicherung
Bei der Direktversicherung schließt Ihr Arbeitgeber einen
Lebensversicherungsvertrag für Sie ab. Wie die Bezeichnung es
bereits nahelegt, werden die Mittel für die BAV in diesem Fall an
eine unternehmensexterne Versicherung gezahlt. Dadurch wird
die Liquidität des Unternehmens in der Beschäftigungsphase
regelmäßig mit den entsprechenden Beiträgen belastet, nicht
aber in der Auszahlungsphase. Es werden demnach auch keine
Rückstellungen in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesen.
Die Höhe der Beiträge ist lohnsteuerlich begrenzt; dies bedeutet,
dass nur bestimmte Beträge vom Arbeitgeber lohnsteuerfrei
entrichtet werden können. Darüber hinaus sind
Beitragszahlungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite
(Entgeltumwandlung) bis 4 Prozent der
Beitragsbemessungsgrenze der GRV sozialversicherungsfrei. Im
Gegensatz zu den Pensionszusagen können Beiträge zu einer
Direktversicherung auch über die Riester-Rente (auf die wir weiter
hinten in diesem Kapitel eingehen) begünstigt werden.

Die Direktversicherung unterliegt – als Versicherung – der


Versicherungsaufsicht und ist daher auch nicht über den PSV
abgesichert.
Pensionskasse und Pensionsfonds
Da diese beiden externen BAV-Durchführungswege sehr ähnlich
sind, schauen wir uns diese zusammen an. In beiden Fällen
passiert Folgendes:

Ihr Arbeitgeber veranlasst die Pensionskasse


beziehungsweise den Pensionsfonds, Ihnen als Arbeitnehmer
BAV-Leistungen zuzusagen.
Die Beiträge zahlt Ihr Arbeitgeber aus der
Unternehmenskasse. Er bildet also keine
Bilanzrückstellungen, die Belastung der Liquidität des
Unternehmens erfolgt in der Beschäftigungsphase und nicht in
der Auszahlungsphase.
Es gelten die Beschränkungen, die bei der Direktversicherung
schon angegeben wurden: Die Höhe der lohnsteuerfreien
Beitragszahlungen ist begrenzt, ebenso die
sozialversicherungsfreie Beitragszahlung (auf 4 Prozent der
GRV-Beitragsbemessungsgrenze).
Die Riester-Förderung kann genutzt werden.

Eine Pensionskasse unterliegt wegen anderweitiger Sicherung


nicht der gesetzlichen Insolvenzsicherung, ein Pensionsfonds ist
teilweise darüber gesichert.

Die Unterstützungskasse
Hier veranlasst Ihr Arbeitgeber Leistungszusagen für Sie über die
Unterstützungskasse. Was heißt das konkret?

Im Gegensatz zu Pensionskassen und Pensionsfonds


unterliegen Unterstützungskassen nicht der
Versicherungsaufsicht.
Die Finanzierung der BAV erfolgt über Zuwendungen der
Arbeitgeber an die Unterstützungskasse.
Die Zuwendungen fließen aus dem Unternehmen ab und
belasten damit die Liquidität zum Zeitpunkt der Beschäftigung.
Es gibt keine lohnsteuerrechtliche Begrenzung der
Beitragszahlung.
Die Arbeitgeber-Beitragszahlungen sind
sozialversicherungsfrei, diejenigen der Arbeitnehmer im
Rahmen der Entgeltumwandlung bis 4 Prozent der GRV-
Beitragsbemessungsgrenze.
Es werden keine Bilanzrückstellungen gebildet.
Eine Riester-Förderung ist nicht möglich.
Es besteht gesetzlicher Insolvenzschutz über den PSV.

Wie Sie leicht erkennen können, geht »einfach« anders. Dennoch


muss klar und deutlich gesagt werden, dass Betriebsrenten ein
wichtiger, unverzichtbarer Bestandteil einer guten Altersvorsorge
darstellen.
Daraus ergeben sich unseres Erachtens zwei Fragen:

Warum gibt es eine betriebliche Altersversorgung neben der


GRV?
Wenn eine BAV so wichtig ist, warum ist sie dann freiwillig?

Warum es eine betriebliche


Altersversorgung neben der gesetzlichen
Rentenversicherung gibt
Aus volkswirtschaftlicher Sicht gibt es einen sehr einfachen Grund
für eine betriebliche Altersvorsorge neben der gesetzlichen
Rentenversicherung: Die GRV ist umlagefinanziert, lebt quasi von
der Hand in den Mund, während die BAV kapitalgedeckt ist.

Kapitaldeckung heißt, dass die in der BAV angesparten


Mittel auf entsprechenden individuellen Konten
gutgeschrieben und investiert werden. Vereinfacht gesagt:
Bei der GRV werden Ihre Beiträge nicht gespart, sondern an
die aktuellen Rentner ausgezahlt, bei der BAV werden Ihre
Beiträge auf die hohe Kante gelegt, gespart und Ihnen
ausgezahlt, wenn Sie in Rente gehen.
Damit trägt die BAV zur Finanzierung des volkswirtschaftlichen
Kapitalstocks bei: Ihre Beiträge zur BAV werden in Maschinen,
Gebäude und alles investiert, was zur Produktion von Gütern und
Dienstleistungen erforderlich ist. Das Gute daran ist, dass mit
diesen Investitionen Erträge erwirtschaftet werden, die Ihnen
individuell gutgeschrieben werden. Das läuft bei der GRV völlig
anders (siehe Kapitel 11). Dort werden die Beitragseinnahmen
eines Jahres fast vollständig für Rentenzahlungen im selben Jahr
verwendet.
Man kann allerdings nicht sagen, dass ein kapitalgedecktes
Alterssicherungssystem immer besser ist als ein
umlagefinanziertes. Der Kapitalmarkt birgt Risiken, die die
Alterssicherung gefährden können. Die Weltfinanzkrise ab 2009
hat deutlich gemacht, dass diese Risiken wirklich existieren.
Gegenüber Kapitalmarktkrisen ist die Umlagefinanzierung
weitgehend immun – im Gegensatz zu kapitalgedeckten
Systemen.
Dafür hat die GRV ein anderes Risiko, wie wir es gerade jetzt
erleben und in der nahen Zukunft erleben werden: Es ist das
demografische Risiko, also die Mischung aus Geburtenrückgang
und Bevölkerungsalterung. Dazu finden Sie das Wichtigste in
Kapitel 11.
Was also tun? Hier gilt, wie so oft im Leben: Die Mischung
macht's. Man kombiniert daher ein umlagefinanziertes GRV-
System mit einem System der privaten Altersvorsorge,
insbesondere hier der BAV, das kapitalgedeckt ist. Das ist
ziemlich clever. Aber, so kann man weiter fragen, warum spielen
hierbei die Arbeitgeber freiwillig mit?
Dazu müssen wir ein klein wenig ausholen. Für den Arbeitgeber
beziehungsweise die Unternehmen ist es in erster Linie wichtig,
welche Kosten Arbeitnehmer für sie insgesamt auslösen. Ob
diese in der Auszahlung von Löhnen und Gehältern bestehen
oder in Arbeitgeberzahlungen an die GRV oder freiwillige
Zahlungen an die BAV ist dabei zweitrangig. Die Höhe der Kosten
pro Arbeitnehmer insgesamt entscheidet mit darüber, wie viele
Personen eingestellt werden.
Die Arbeitgeberzahlungen an die GRV sind Pflichtbeiträge, denen
können sich die Arbeitgeber nicht entziehen. Anders ist das bei
den freiwilligen Leistungen in der BAV:

Die freiwilligen Leistungen können den Arbeitgebern


geldmäßige Vorteile verschaffen, wenn sie eine BAV anbieten,
da für diese – in bestimmten Grenzen – keine
Sozialversicherungsbeiträge zu zahlen sind.
Arbeitgeber können mittels der BAV Arbeitnehmer an das
Unternehmen binden.

Hinzu kommt noch, dass Arbeitgeber lieber freiwillig zahlen, als


gesetzlich dazu gezwungen zu werden. Insgesamt gesehen
können Arbeitnehmer und Arbeitgeber von einer BAV profitieren.

Warum die betriebliche Altersvorsorge


freiwillig ist, obwohl sie wichtig ist
Wie wir gesehen haben, macht es sehr viel Sinn, allein schon aus
finanzierungstechnischen Gründen, neben einem
umlagefinanzierten System der Alterssicherung auch noch ein
zweites Standbein zu haben, das aus einem kapitalgedeckten
System besteht. So weit, so gut. Jetzt kommt aber die
Gretchenfrage: Warum ist die BAV freiwillig?
Ehrlich gesagt, haben wir uns das schon länger gefragt. Wie wir
am Beispiel von Deutschland sehen, führt die Freiwilligkeit der
BAV dazu, dass sie sehr unterschiedlich über die Branchen
verteilt ist. In einer Reihe von Branchen, die eher aus kleinen und
mittelständischen Unternehmen bestehen, ist die BAV in weit
geringerem Umfang vorhanden als in Branchen mit größeren
mittelständischen und Großunternehmen. Darüber hinaus sind
auch große regionale Unterschiede zu erkennen, insbesondere
zwischen dem recht gut mit BAV versorgten Westdeutschland
gegenüber dem in dieser Hinsicht noch recht unterversorgten
Ostdeutschland.
Tatsächlich gibt es in vielen Ländern der EU verpflichtende
betriebliche Altersvorsorgesysteme, in so unterschiedlichen
Ländern wie beispielsweise der Schweiz, Schweden und
Großbritannien. Auch für Deutschland spräche unseres Erachtens
sehr viel für eine obligatorische betriebliche Altersvorsorge:

1. Man könnte viel leichter sicherstellen, dass alle


Erwerbstätigen größere Sicherheit hinsichtlich ihrer
Altersversorgung hätten.
In jüngeren Jahren ist es schwieriger, für ein in der fernen
Zukunft liegendes Alter vorzusorgen: Man verdient noch nicht
so viel, will Spaß am und im Leben haben und keinesfalls
daran denken, einmal so alt wie die eigenen Eltern zu sein.
Eine obligatorische zusätzliche betriebliche Altersvorsorge
würde dieses Entscheidungsdilemma so lösen, dass man über
etwas weniger Einkommen verfügt – und es kaum merkt.
2. Eine obligatorische BAV könnte die GRV sehr entlasten.
In Deutschland wird unseres Erachtens viel zu sehr versucht,
das demografische Problem der GRV innerhalb der GRV zu
lösen. Dieser Versuch ist von außen betrachtet zum Scheitern
verurteilt. Das demografische GRV-Problem wird von der
Umlagefinanzierung GRV-intern verursacht. Jeder Versuch,
dieses Problem intern zu lösen, scheitert eben an der
Umlagefinanzierung. Lediglich über weitere massive
Zuschüsse aus dem Steueraufkommen des Bundes könnte
man hier Abhilfe schaffen. Daher bietet es sich an, eine
Lösung des Problems außerhalb der GRV zu suchen. Und an
dieser Stelle kommt die BAV ins Spiel – als zweites
verpflichtendes Absicherungssystem. Man könnte es sogar so
ausdrücken: Die GRV wird mit der BAV gerettet. Das
funktioniert allerdings nur mit einer verpflichtenden BAV.

Wenn die Rente nicht reicht:


Private Altersvorsorge
Private Altersvorsorge (PAV) ist in Deutschland nicht sonderlich
beliebt. Daraus ergeben sich einige Fragen, die wir im Folgenden
bearbeiten wollen:

Warum wollen viele Personen nicht für ihr Alter privat


vorsorgen?
Wie funktioniert die Riester-Rente?
Wie erfolgreich ist die Förderung mit der Riester-Rente?

Warum viele Personen nicht für ihr Alter


privat vorsorgen wollen
Sucht man nach Begründungen, nicht für das Alter vorzusorgen,
so können einem mit ein wenig Nachdenken folgende einfallen,
die wir nacheinander behandeln wollen:

»Ich bin zu jung«,


»Mein Einkommen ist zu niedrig«,
»Ich lebe lieber heute«,
»Ich habe im Alter weniger Bedürfnisse«,
»Mir ist die Zukunft viel zu ungewiss«,
»Ich misstraue dem Staat« sowie
»Ich bin doch schon über die GRV und die BAV abgesichert«.
»Ich bin zu jung«
Wie in Kapitel 11 beschrieben, sieht das Alterssicherungssystem
in Deutschland – Stichwort »Drei-Säulen-Prinzip« – als dritte
Säule die private Alterssicherung vor. Die GRV ist so konzipiert,
dass sie wegen der Beitragsbemessungsgrenze nicht nur eine
Begrenzung der Beitragszahlung enthält, sondern damit auch
gleichzeitig eine Höchstrente vorgegeben ist.

Wenn Sie also mehr als die Rente haben wollen, die Ihnen
der Staat über die GRV zugesteht – und glauben Sie uns,
das ist nicht sehr üppig –, brauchen Sie eine zusätzliche
Absicherung. Private Altersvorsorge ist damit
Systembestandteil und erforderlich.
Bis zu welchem Alter ist man aber zu jung für eine private
Altersvorsorge? Die erste und einfachste Antwort lautet »nie«.
Der Grund dafür ist einfach: Je länger Sie Ersparnisse anlegen
können, desto länger und stärker wirkt der Zinseszinseffekt auf
diese Ersparnisse. Es lohnt sich, wenn Sie Geld über lange
Zeiträume sparen.

Zinseszinseffekt
Angenommen, Sie legen 1.000 Euro für 10, 20, 30 oder 40 Jahre an. Wie hoch ist der
Wert dieser 1.000 Euro nach diesen Jahren jeweils, wenn der Zinssatz 3 Prozent
beträgt?

Für 10 Jahre lautet das Ergebnis: 1.000 × (1,031 + 1,032 + … +1,0310) = 1.343,92
Euro,

für 20 Jahre: 1.000 × (1,031 + 1,032 + … +1,0320) = 1.806,11 Euro,

für 30 Jahre: 1.000 × (1,031 + 1,032 + … +1,0330) = 2.427,26 Euro und

für 40 Jahre: 1.000 × (1,031 + 1,032 + … +1,0340) = 3.262,04 Euro.


Die Zuwächse im Wert der Ersparnis betragen für die ersten zehn Jahre 343,92 Euro,
für die zweiten zehn Jahre 462,19 Euro, für die dritten zehn Jahre 621,15 Euro und die
vierten zehn Jahre 834,78 Euro. Das bedeutet, die Verzinsung steigt über die Zeit an.
Dies geschieht deshalb, weil Zinsen auf Zinsen anfallen, wie die obigen Berechnungen
zeigen. Der Zinseszins »versteckt sich« in den Hochzahlen, denn zum Beispiel
bedeutet 1,033 = 1,03 × 1,03 × 1,03. Es wird also (bei einem einmaligen Sparbetrag)
immer wieder dieselbe Zahl – hier 1 plus den Zinssatz, also 1 + 0,03 = 1,03) – mit sich
selbst multipliziert. Das ist der Zinseszinseffekt. Je öfter diese Multiplikation erfolgt, also
je länger der Zeitraum der Geldanlage, desto größer wird dieser Effekt.

Jetzt können Sie einwenden, dass Sie bis zum 18. Lebensjahr
juristisch gesehen kaum selbstständig über Geldanlagen
entscheiden dürfen oder dass Sie kein Geld zum Anlegen haben.
Dasselbe gilt für die Zeit der Berufsausbildung oder des
Studiums. Zudem werden Sie einwenden, dass Sie in der ersten
Phase Ihrer Erwerbstätigkeit andere Sorgen haben als Ihre
Altersvorsorge. Sie investieren in Ihre Karriere, gründen eine
Familie, bauen ein Haus … Halt, an diesem Punkt haben wir Sie:
Bauen Sie ein Haus, bilden Sie damit Vermögen, selbst wenn Sie
es teilweise mit Krediten finanzieren.
Die Argumente sind alle stimmig, aber wie das Beispiel des
Hausbaus zeigt, nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ökonomisch
gesehen sind Berufsausbildung und Studium ebenfalls
vermögensbildende Investitionen. Mit beidem bilden Sie
Humankapital. Dieses verwenden Sie dazu, entsprechende
Einkommen zu erzielen – die Sie dann unter anderem zur
Altersvorsorge einsetzen können.

Sobald also die Verwertung Ihres Humankapitals zu


Einkommen führt – sobald Sie also einen Job haben –, ist der
richtige Zeitpunkt gekommen, um mit der Altersvorsorge zu
beginnen. Als spätestes Einstiegsalter in die Altersvorsorge
gilt das 40. Lebensjahr.
»Mein Einkommen ist zu niedrig«
Wie im vorangehenden Abschnitt gesagt, stimmt das Argument
»mein Einkommen ist zu niedrig für die Altersvorsorge« in jungen
Jahren. Wie sieht es aber danach aus? Ökonomisch gesehen ist
das Argument nur haltbar, wenn man tatsächlich an der
Armutsgrenze lebt. Zum Glück kommt das in Deutschland nicht
so oft vor, und wenn es vorkommt, dann häufig nur zeitweise. Ein
Beispiel dafür ist das Studium. Viele Studierende leben an der
Armutsgrenze. Allerdings haben sie dies insofern freiwillig
gewählt, als sie während dieser Zeit ihr Humanvermögen an
Wissen und Können aufbauen. Auch das sind Investitionen in die
Alterssicherung. Hat man mittels einer Berufsausbildung oder
eines Studiums ein höheres Humanvermögen, kann man das
regelmäßig in ein höheres Einkommen umsetzen – und es
funktioniert auch mit der Alterssicherung.

Ein zeitweise (sehr) niedriges Einkommen ist kein Grund


dafür, auf eine private Alterssicherung zu verzichten. Um es
sehr plakativ auszudrücken: Wer genug Geld zum Leben hat,
kann auch für sein Alter vorsorgen.
Wir wollen das Problem eines niedrigen Einkommens hinsichtlich
der Alterssicherung weder ignorieren noch verharmlosen. In der
Tat gibt es auch in Deutschland eine nicht kleine Gruppe von
Personen, für die eine zusätzliche private Altersvorsorge während
ihres Erwerbslebens eine zu große Belastung ist, was zu
niedrigen GRV-Renten und fehlender BAV-Rente führt.
Wie wird dieses Problem sozialpolitisch angegangen? Es gibt
dazu zwei Wege:

staatliche Zahlungen (Transfers genannt), die die


Altersvorsorge subventionieren, und
die Grundsicherung im Alter beziehungsweise die Grundrente.

Die bedeutendste Subventionierung der Alterssicherung (auch für


den Bereich niedriger Einkommen) ist die sogenannte Riester-
Rente, die man besser Riester-Förderung nennen sollte, da es
sich um eine Unterstützung der Altersvorsorge und nicht direkt
um eine Rentenzahlung handelt (dazu weiter hinten in diesem
Kapitel mehr). Zwar gibt es auch hier eine Einkommensgrenze,
unterhalb derer sich eine private Altersvorsorge selbst mit der
Riester-Förderung nicht lohnt. Für alle anderen niedrigen
Einkommen gilt das nicht.
Es ist leider nicht möglich, allen Personen unabhängig von ihrem
Einkommen eine private Altersvorsorge zu verschaffen. Dann
bleibt nur der zweite Weg, die Absicherung über die
Grundsicherung im Alter (eine Mindestrente mit
Bedürftigkeitsprüfung) oder aber die neue Grundrente (bei
weitgehendem Verzicht auf Bedürftigkeitsprüfung), die allerdings
eine Versicherungszeit von 35 Jahren voraussetzt.
»Ich lebe lieber heute«
An das Alter und die finanzielle Situation im Alter zu denken ist
kein Vergnügen. Demgegenüber ist das Leben im Hier und Jetzt
das, was die meisten Menschen bevorzugen. Allerdings sind die
diesbezüglichen Präferenzen (so nennen Ökonomen Vorlieben)
durchaus vielfältig. Die meisten von uns machen sich Gedanken
über das Alter und die finanziellen Vorkehrungen, spätestens ab
dem 40. Lebensjahr. Dennoch bereitet die Maxime »Ich lebe
lieber heute« einige Probleme für die freiwillige Altersvorsorge:
Leben Sie zu sehr im Hier und Jetzt und vergessen dabei das
Morgen und Übermorgen, werden Sie spätestens bei dessen
Eintritt herbe Überraschungen erleben; dann kann schnell
Schluss sein mit dem guten Leben im Hier und Jetzt.
Angenommen, Sie leben lieber heute, ahnen aber, dass das im
Alter schiefgehen kann. Wie können Sie sich selbst überlisten, für
Ihr Alter vorzusorgen? Dieses Problem ist dermaßen hartnäckig,
dass es für die Ökonomen, die sich damit (unter anderem)
beschäftigt haben, einen Wirtschaftsnobelpreis gab.

Richard Thaler und Cass Sunstein: Wie


überlistet man sich selbst?
Im Jahr 2017 erhielten Richard Thaler und Cass Sunstein den Wirtschaftsnobelpreis für
– ja, wie soll man es auf Deutsch sagen – »Schubsen (Nudging)«. Dafür bekommt man
einen Nobelpreis? In der Tat, und das ist alles andere als einfach. Versucht man,
Menschen mit rationalen Argumenten dazu zu bewegen, etwas zu tun, was sie
eigentlich nicht wollen, erntet man Reaktanz, das heißt, die Menschen wehren sich
vehement dagegen. An dieser Stelle kommt das »Schubsen« ins Spiel. Anstatt die
Batterie rationaler Argumente aufzufahren, setzt man von außen beziehungsweise für
sich selbst kleine Stupse ein, die man kaum merkt. Auf die Alterssicherung bezogen
geht das beispielsweise so: Beauftragen Sie Ihre Bank, das, was am Monatsende auf
Ihrem Girokonto liegt, vollständig oder teilweise in einen Sparplan mit langer Laufzeit
einzuzahlen. Was glauben Sie, wie schnell Sie das vergessen haben – und es
funktioniert. Sie werden sich wundern, was Sie auf diese Weise sparen, ohne es
wirklich zu merken. Und das ist nur eine Variante von vielen.

Auch die Riester-Förderung ist ein Versuch, Menschen in die


private Altersvorsorge zu »schubsen«, indem man sie für diese
Form des langfristigen Sparens finanziell belohnt. Und diese
langfristige Bindung des Sparens – Sie können die Ersparnisse
nicht einfach vor Erreichen der Altersgrenze konsumieren – hat
einen wichtigen Grund; er steht schon in der Bibel und heißt dort
auf Altgriechisch »Akrasia«, auf Deutsch »Willensschwäche«.
Und das geht so: Angenommen, Sie sparen privat für Ihr Alter. Mit
60 Jahren sehen Sie ein supertolles Angebot für eine halbjährige
Weltreise, nicht ganz billig, aber Sie haben ja viel gespart. Dann
passiert es: Wenn Sie schon eine solche Reise machen wollen,
dann doch wohl jetzt, wo Sie noch fit sind. Kurz, Sie machen die
Weltreise und die Altersvorsorge ist weg. Ökonomen nennen so
etwas »Präferenzumkehr«. Obwohl Sie prinzipiell für Ihr Alter
vorsorgen wollen, und es auch zunächst tun, drehen sich plötzlich
Ihre Vorlieben, das Leben im Jetzt wird so verlockend, dass Sie
nicht widerstehen können.
Was kann man dagegen tun? Ganz einfach das, was langfristige
Sparpläne und die Riester-Förderung tun: Sie lassen nicht zu,
dass das Geld zu anderen Zwecken verwendet werden kann – es
sei denn (wenn überhaupt), mit heftigen finanziellen Einbußen.
»Ich habe im Alter weniger Bedürfnisse«
Netter Versuch, aber Sie ahnen wahrscheinlich schon, was wir
dazu sagen werden. In der Tat werden Sie vermutlich im Alter
(ganz) andere Bedürfnisse haben, aber weniger? Dagegen
spricht eine ganze Menge:

Falls Sie Kinder haben: Diese werden vermutlich auch Kinder


haben. Und Sie wollen sicher, dass es Ihren Kindern und
Enkeln gut geht.
Mit zunehmendem Alter wird man nicht gesünder. Selbst wenn
Ihre Krankenversicherung für die Krankheitskosten aufkommt,
müssen Sie selbst einiges tun, um den körperlichen Abstieg
zu bremsen. Das kostet Geld. Zudem kann ein Umzug
erforderlich sein oder ein Umbau des Hauses oder der
Wohnung. Um mobil zu bleiben, brauchen Sie Hilfen und, und,
und.
Unter Umständen können Sie nicht mehr allein (oder mit
Partnerin/Partner) in einem Haus, in einer Wohnung leben.
Auch wenn die Pflegeversicherung zahlt, gibt es Kosten für die
Pflege, die nicht unerheblich sind und von Ihnen getragen
werden müssen.

Also, wie war das noch mal mit den geringeren Bedürfnissen im
Alter? Und noch etwas: Sie haben sich über Jahrzehnte an einen
bestimmten Lebensstandard gewöhnt. Den geben Sie im Alter
auf. Tatsächlich?
»Mir ist die Zukunft viel zu ungewiss«
Das, was man mit Sicherheit über die Zukunft sagen kann, ist,
dass sie ungewiss ist. Korrekt. Sie wissen auch nicht, wie alt Sie
werden. Warum also für eine so ungewisse Zukunft vorsorgen?

Falls Sie wirklich wissen wollen, wie alt Sie möglicherweise


werden können, finden Sie Hilfe im Internet, zum Beispiel
unter https://wie-alt-werde-ich.de/#start. Wir
übernehmen aber keine Garantie für etwaige Risiken und
Nebenwirkung, gleich welcher Art.
Ein brauchbarer Anhaltspunkt ist die Lebenserwartung, die aus
den Daten Verstorbener statistisch ermittelt wird. Und die gute
Nachricht ist, dass die Lebenserwartung immer noch ansteigt.
Da die Zukunft für niemanden vorhersehbar ist – man sagt selbst
naturwissenschaftlich, dass die Zukunft offen ist –, rechnet man
mit Erwartungswerten. Mehr Gewissheit gibt es in der Tat nicht.
Wenn Sie sagen, Sie verzichten auf eine eigenständige
Altersvorsorge, dann schließen Sie de facto folgende Wette ab:
»Wetten, dass ich nicht älter als … Jahre alt werde?« (für die …
können Sie Ihre Zahl einsetzen). Sind Sie guten Gewissens
bereit, diese Wette einzugehen: okay, dann können Sie auf eine
private Altersvorsorge vermutlich verzichten, wenn die … Jahre
niedrig genug sind. Andernfalls sollten Sie das Argument
überdenken. Und noch etwas: Man kann Wetten verlieren.
»Ich misstraue dem Staat«
Wenn Sie auf der Basis dieses Arguments auf eine private
Altersvorsorge verzichten, schaden Sie sich selbst. In der Tat ist
es nicht möglich, die eigene Rentenhöhe mit Sicherheit
anzugeben, wenn man noch Jahrzehnte darauf zuarbeiten muss.
Und das kann zu Misstrauen gegenüber dem Staat
beziehungsweise gegenüber der GRV führen. Aber gerade das
wäre ein Grund dafür, den Abwasch stehen zu lassen und sich
um eine private Altersvorsorge zu kümmern.
Selbstverständlich gibt es noch eine andere Klasse von
Argumenten. Sie lauten etwa so, dass der Staat irgendwann die
GRV-Rente reduziert, wenn andere private Zahlungen vorhanden
sind, oder aber eine Vermögensteuer das
Altersvorsorgevermögen angreift. Beides ist tatsächlich nicht
auszuschließen. Andererseits: Wie wahrscheinlich ist das?
Warum subventioniert der Staat die private Altersvorsorge, wenn
er sie anschließend ganz oder teilweise wieder wegnehmen will?
Das macht nicht viel Sinn.
Risiko ist nicht gleich Risiko. Das Risiko, im Alter ohne
private Altersvorsorge schlecht dazustehen, dürfte um
etliches größer sein als das Risiko, dass der Staat das
Altersvorsorgevermögen angreift.
»Ich bin doch schon über die GRV und die BAV
abgesichert«
Wenn Sie das sagen, dann trifft dies wohl auch zu. Die Frage ist
aber: Reicht das? Und noch einmal, auch auf die Gefahr hin, dass
Sie es nicht mehr hören können: Das Alterssicherungssystem in
Deutschland ist offiziell auf drei Säulen aufgebaut, nicht auf einer
und nicht auf zwei. Aus guten Gründen. Die GRV-Säule ist
verpflichtend und umlagefinanziert; sie unterliegt dem
demografischen Risiko, dessen Tragweite recht hoch ist. Die
BAV-Säule ist freiwillig und kapitalgedeckt. Die zugesagten
Betriebsrenten sind nicht gleichmäßig über alle Branchen
gestreut. Wichtiger noch, die Betriebsrenten sind nicht überall
gleich hoch.
Alles zusammengenommen besteht regelmäßig eine
Versorgungslücke, wenn die Altersvorsorge nur über eine oder
zwei Säulen erfolgt. Insbesondere dachte man bei der GRV-Rente
keineswegs daran, dass sie die einzige Form der Altersvorsorge
sein sollte. Eine Faustregel sagt, dass Ihr Alterseinkommen etwa
80 Prozent Ihres letzten Nettogehalts ausmachen sollte.

Im Internet finden Sie Unterstützung bei der Berechnung


Ihrer individuellen Versorgungslücke, beispielsweise unter
https://www.bvi.de/service/rechner/rentenlueckenrechner/.
Auch hier übernehmen wir keinerlei Garantie für etwaige
Risiken und Nebenwirkung, gleich welcher Art.
Subventionierung der privaten
Altersvorsorge: Die Riester-
Rente
In diesem Abschnitt erfahren Sie

was die Riester-Rente ist und wie sie funktioniert,


welche Formen der Riester-Rente es gibt und
ob die Riester-Rente sinnvoll ist.

Was die Riester-Rente ist und wie sie


funktioniert
Der demografische Wandel hat bereits tiefe Spuren in der GRV
hinterlassen, insbesondere durch die Rentenreform 2002. Damals
wurde das Rentenniveau gesenkt, um die GRV gegen den
demografischen Wandel abzusichern. Damit ist eine
Sicherungslücke entstanden. Um Anreize zu schaffen, diese
Lücke durch private Altersvorsorge (PAV oder BAV) zu schließen,
wurde die Riester-Rente – besser: die »Riester-Förderung« –
eingeführt. Es handelt sich dabei um eine Subventionierung der
privaten Altersvorsorge. Die Bezeichnung »Riester-Rente« geht
auf den damaligen Arbeits- und Sozialminister, Walter Riester,
zurück.
Die Riester-Förderung erfolgt über zwei unterschiedliche Wege:

Zulagenförderung oder
Steuerförderung.

Variante eins: Zulagenförderung


Die Zulagenförderung sieht folgendermaßen aus:
Jede zulagenberechtigte Person hat bei voller Förderung
Anspruch auf eine Grundzulage von derzeit 175 Euro im Jahr.
Für Kinder gibt es für jedes (kindergeldberechtigte) Kind und
in Abhängigkeit vom Geburtsjahr eine Zulage zwischen 185
und 300 Euro pro Jahr.
Darüber hinaus gibt es noch einen Berufseinsteigerbonus von
einmalig 200 Euro für Personen, die im Alter unter 25 Jahren
einen förderungsfähigen Sparvertrag abschließen.

Diese Zulagen müssen vom Versicherungsunternehmen, mit dem


Sie einen Riester-Vertrag abgeschlossen haben, jährlich
(gegebenenfalls mit Dauervollmacht) bei der Zulagenstelle für
Altersvermögen beantragt werden.

Förderungsberechtigt sind folgende Personen:


Arbeitnehmer und Auszubildende sowie Studierende mit
einem rentenversicherungspflichtigen (Mini-)Job;
pflichtversicherte Selbstständige; Beamte, Soldaten und
Richter; erwerbsgeminderte sowie erwerbs- und
dienstunfähige Personen; Personen, die Arbeitslosengeld I
oder II oder Krankengeld beziehen.
Damit Sie die Förderung erhalten, müssen Sie aber selbst etwas
in den Riester-Vertrag einzahlen:

Sie schließen also einen Riester-Vertrag ab, zahlen selbst


mindestens 60 Euro im Jahr in diesen Vertrag ein, dann
erhalten Sie die Zuschüsse vom Staat.
Um die volle Förderung zu erhalten, müssen Sie mindestens 4
Prozent Ihres vorjährigen Bruttoeinkommens (abzüglich der
Zulagen) als Beitrag zu einem Riester-Vertrag zahlen.
Zahlen Sie weniger als diesen Betrag, aber mindestens 60
Euro pro Jahr, reduziert sich die Förderung.
Variante zwei: Steuerförderung
Falls Sie sich für die Steuerförderung entscheiden, können Sie
Beiträge zu einem förderungsfähigen Sparvertrag bis 2.100 Euro
im Jahr in der Steuererklärung geltend machen. Dadurch sinkt
Ihre Einkommensteuerschuld, Sie zahlen also weniger
Einkommensteuer.

Sollen Sie Steuer- oder Zulagenförderung beantragen? Hier


hilft eine einfache Faustformel: Je höher Ihr zu versteuerndes
Einkommen ist, umso höher ist Ihr persönlicher Steuersatz
und damit die Entlastung bei einer Riester-Steuerförderung.
Je höher also Ihr Einkommen ist, umso eher sollten Sie die
Steuerförderung wählen.

Formen der Riester-Rente


Folgende Formen privater Altersvorsorge stehen bei der Riester-
Förderung zur Auswahl:

die »klassische« Riester-Rente,


die fondsgebundene Riester-Rente,
der Riester-Fondssparplan,
der Riester-Banksparplan und
der Wohn-Riester.

»Klassische« Riester-Rente
Bei dieser Form sagt Ihnen der Anbieter aufgrund Ihrer
Beitragszahlung vorab eine bestimmte Rente zu. Das klingt gut,
da es Sicherheit schafft. Der Haken daran ist aber, dass diese
Rentenzahlung keine guten Renditen erzielen kann. Für die
Gewissheit der Rentenhöhe zahlt man über eine entsprechend
niedrige Rendite.
Wie bei allen Formen der Geldanlage gilt auch bei der
Riester-Rente und allen Formen der privaten Alterssicherung:
je niedriger das Anlagerisiko, desto geringer die Rendite.
Anders gesagt: Höhere erwartete Renditen sind nur zum
Preis größerer Risiken zu haben. Bei anderslautenden
Versprechungen ist stets höchste Vorsicht geboten (oder Sie
rufen besser gleich die Polizei).
Fondsgebundene Riester-Rente
Anders als bei der klassischen Riester-Rente wird hier keine
bestimmte Rentenhöhe garantiert, sondern allenfalls nur die
eingezahlten Beträge. Alles, was darüber hinaus geht, hängt
davon ab, wo und mit welchem Erfolg der Fonds die eingezahlten
Mittel anlegt. Die Finanzmärkte entscheiden also letzten Endes
darüber, wie hoch Ihre Rente sein wird.
Es ist offensichtlich, dass die künftige Rentenzahlung ungewiss
ist. Die Qualität der Anlagestrategie des Fonds ist dafür
mitentscheidend. Es ist daher sicher kein Fehler, sich vor dem
Abschluss eines fondsgebundenen Riester-Vertrags über die
Qualität und Anlagestrategie der zur Auswahl stehenden Fonds
zu informieren. Alle Fonds, die Riester-gefördert sind, müssen
zertifiziert sein und es kann sinnvoll sein, den Fonds zu wechseln.

Informationen zu Riester-Fonds finden Sie beispielsweise


bei der Stiftung Warentest im Internet:
https://www.test.de/Riester-Fondspolicen-optimieren-
Durch-Fondswechsel-mehr-herausholen-5020719-0/.

Fonds sind flexibler bei der Geldanlage als bei der klassischen
Riester-Rente. Dies kann zu einer höheren Rente führen – muss
es aber nicht. Ohne ein höheres Risiko gibt es keine höheren
privaten Rentenzahlungen. Darüber hinaus unterscheiden sich
die Fonds in ihrer generellen Ausrichtung. Man unterscheidet
folgende Formen:
Mischfonds,
gemanagte Aktienfonds und
Indexfonds.

Von allem etwas: Mischfonds


Bei diesen Fonds werden verschiedene Wertpapiere im Fonds
gebündelt; dabei handelt es sich insbesondere um Aktien und
festverzinsliche Wertpapiere. Die Streuung über die
Wertpapierarten sowie über Länder und Branchen senkt die darin
enthaltenen Risiken. Auch hier gibt es recht große Unterschiede
zwischen den Fonds.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Risiken steigen, je


höher der Aktienanteil ist, je größer die regionale Begrenzung
ist und je weniger Branchen enthalten sind. Das heißt aber
auch, dass die zu erwartende Rendite höher ist, wenn die
Risiken höher sind.
Aktives Management: Gemanagte Aktienfonds
Hierunter versteht man Fonds, die von Managern aktiv gestaltet
werden, die ihr Geld nur in Aktien anlegen. Aktien sind Anteile an
Unternehmen. Ihre ausgeschütteten Erträge sind Dividenden.
Dividenden sind diejenigen Anteile am Gewinn der betreffenden
Unternehmen, von denen die Aktien stammen, die an die
Anteilseigner – also die Aktionäre – ausgeschüttet werden. Im
Gegensatz zu Zinsen, die fest vereinbarte Zahlungen darstellen,
sind Dividenden nicht fest vorgegeben. Sie resultieren aus den
Unternehmensgewinnen. Selbst der Wert von Aktien ist keine
feste Größe. Er kann – je nach Marktlage – steigen oder fallen.
Um das Risiko der Aktienanlage zu streuen (und damit insgesamt
zu senken), halten gemanagte Aktienfonds Aktien vieler
Unternehmen, in unterschiedlichen Regionen und Branchen.
Die bei einer Anlage der Riester-Mittel in einem
gemanagten Aktienfonds verspricht im Erwartungswert in der
Regel eine zwar höhere, aber auch unsicherere Rente.
Passive Produkte: Indexfonds
Diese Fonds sind Investmentfonds, die bestimmte Aktienindizes
nachbilden, zum Beispiel den Dax (Deutscher Aktienindex) oder
den Euro Stoxx 50.

Aktienindizes bilden die Wertentwicklung von einer


bestimmten Zahl der jeweils größten Unternehmen gemäß
ihrer Marktkapitalisierung (ihres Marktwertes) ab. Der Euro
Stoxx 50 beispielsweise umfasst die 50 größten
börsennotierten Unternehmen der Eurozone, der Dax die 40
(früher 30) größten börsennotierten Unternehmen
Deutschlands. Sie können sich das so vorstellen, dass ein
Aktienindex aus den jeweils darin enthaltenen
Einzelunternehmen eine Art Durchschnittsunternehmen
bastelt und dessen Wertentwicklung abbildet.
Diese Indexfonds werden auch ETFs, Exchange Traded Funds,
genannt. Die Zahl der Indexfonds ist kaum noch überschaubar, da
sie nicht nur weltweit zusammengestellt werden können, sondern
auch beispielsweise branchen- oder regionalbezogen. Allerdings
ist die Zahl derjenigen Indexfonds, die Riester-zertifiziert sind,
beschränkt. Nicht jede Fondsgesellschaft bietet sie an. Sofern die
Indexfonds weltweit gestreut sind, entspricht ihr Risiko dem
entsprechenden Durchschnittsrisiko der einbezogenen Aktien. Je
enger die Auswahl ist, desto höher ist auch hier das Risiko.
Der Riester-Fondssparplan
Riester-Fondssparpläne sind wie andere Fondssparpläne
ausgestaltet mit dem Unterschied, dass mindestens die
eingezahlte Summe am Ende zur Verfügung steht.
Informationen zu Riester-Fondssparplänen und anderen
Riester-Produkten finden Sie unter anderem auf der
Homepage der Verbraucherzentrale:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-
versicherungen/sparen-und-anlegen/riesterfondssparplan-
11854.

Der Riester-Banksparplan
Riester-Banksparpläne gelten als die kostengünstigste Riester-
Variante. Allerdings werden sie kaum von Banken angeboten. Die
Verzinsung dieser Sparform schwankt, aber es besteht ein guter
Überblick über die Höhe des Guthabens.
Das eigene Heim als Rente: Wohn-Riester
Auch die Anlage der privaten Altersvorsorge im Bereich
Immobilien ist Riester-gefördert (schauen Sie dazu in Kapitel 8
nach). Dabei kann die Zulage von momentan 175 Euro entweder
zur Tilgung eines Kredits oder zur Einzahlung in einen
Bausparvertrag verwendet werden. Dies gilt aber nur für selbst
genutzte Immobilien. Zudem dürfen diese für eine bestimmte Zeit
nicht verkauft werden.

Der Wohn-Riester insgesamt ist kompliziert. Informationen


hierzu finden Sie bei der Verbraucherzentrale:
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-
versicherungen/altersvorsorge/wohnriester-
immobilienfinanzierung-mit-staatlicher-foerderung-7538.

Alles in allem sehen Sie, dass die private Alterssicherung mit


Riester-Förderung alles ist, aber nicht einfach. Dabei sind wir an
dieser Stelle noch nicht einmal auf alle Fragen eingegangen. Wir
haben beispielsweise Fragen der Kosten der Riester-Produkte
wie auch Fragen der Besteuerung der entsprechenden
Rentenzahlungen hier nicht erörtert. Sie würden den Rahmen
sprengen.
Teil V
Staat und Marktwirtschaft


IN DIESEM TEIL …
In diesem Teil wollen wir uns anschauen, wie unser
Wirtschaftssystem funktioniert: Warum brauchen wir einen
Staat? Wie finanziert er sich? Was tut er für uns? Warum gibt
es Wirtschaftskrisen und wie kann man sich davor schützen?
Und wie funktioniert eigentlich so eine Marktwirtschaft?
Kapitel 13
Steuern
IN DIESEM KAPITEL
Warum wir Steuern zahlen
Direkte und indirekte Steuern
Die Einkommensteuer
Unternehmensbesteuerung

In diesem Kapitel schauen wir uns an, warum der Staat Geld von
uns will und wie er es eintreibt. Zahlen Sie gerne Steuern?

Warum wir Steuern zahlen


Muss das wirklich sein? Wieso müssen wir denn Steuern zahlen?
Ein ehemaliger Richter am Obersten Gerichtshof der USA, Oliver
Wendell Holmes Jr., hat diese Frage schon 1870 beantwortet:
»Steuern sind der Preis, den wir für eine zivilisierte Gesellschaft
zahlen.« Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht einige
Details. Und diese Details sehen so aus:

Steuern dienen der Finanzierung öffentlicher Güter,


Steuern sind dazu da, die Ungleichheit der Einkommens- und
Vermögensverteilung zu senken, und
Steuern tragen dazu bei, die Rezessionen zu bekämpfen.

Dieser Abschnitt gibt Ihnen eine detailliertere Antwort auf die


Frage, warum wir Steuern zahlen müssen.
Steuern dienen der Finanzierung
öffentlicher Güter
Wir nutzen täglich Straßen, schauen fern, telefonieren im
Festnetz und nutzen das Internet. Wir sind an die
Trinkwasserversorgung angeschlossen und unser Abwasser
verschwindet in Kanälen. Unsere Kinder besuchen Kitas,
Kindergärten, Schulen und Hochschulen. Wir benötigen
Krankhäuser. Ohne Steuern ist all das kaum zu finanzieren, und
wenn doch, dann nur für kleine, reiche Minderheiten, die sich das
für sich selbst bereitstellen könnten. Und nicht nur das: Wir haben
ein Rechtssystem, eine Polizei, die uns schützt, und die
Bundeswehr, die uns verteidigt.
Ökonomen nennen all das – und noch viel mehr – öffentliche
Güter. Diese Bezeichnung beruht nicht darauf, dass der Staat sie
bereitstellt, sondern auf ihren Besonderheiten gegenüber
denjenigen Gütern, die von Unternehmen und Selbstständigen als
private Güter und Dienstleistungen angeboten werden.
Die Besonderheiten öffentlicher Güter sind

die Nichtausschließbarkeit und


die Nichtrivalität im Konsum.

Zugegeben, diese Begriffe sind ziemlich sperrig. Wir werden sie in


die Umgangssprache übersetzen.
Wenn keiner zahlen muss: Nichtausschließbarkeit
Es gibt Güter, bei denen es nahezu unmöglich ist, jemanden von
der Nutzung auszuschließen. Stellen Sie sich vor, an jeder Straße
würde eine Mautstelle stehen. Beim heutigen Verkehr nicht
auszudenken. Oder ein noch besseres Beispiel aus einer ganz
anderen Richtung. Stellen Sie sich vor, ein Dieb könnte sich
weigern, auf die Inanspruchnahme des Rechtssystems zu
verzichten: »Für mich gilt das nicht.« In diesem Fall würde er sich
selbst ausschließen. Keine gute Idee für ehrliche Bürger. Auch die
Aussage: »Ich bin Pazifist und möchte nicht von der Bundeswehr
verteidigt werden. Daher zahle ich meinen Anteil an Steuern
nicht, der in die Landesverteidigung fließt«, ist nicht haltbar –
wenn die Soldaten das ganze Land beschützen, beschützen sie
auch automatisch diejenigen, die nichts für diesen Schutz
bezahlen wollen. Weder von der Landesverteidigung noch aus
dem Rechtssystem ist ein Ausschluss möglich. Man kann nicht
ausgeschlossen werden und sich selbst nicht ausschließen.

Kann man niemanden vom Konsum eines Gutes


ausschließen, so kommt es zum Trittbrettfahrerverhalten:
Man zahlt nicht, nutzt das Gut aber trotzdem. Bei vielen
Trittbrettfahrern, die sich weigern zu zahlen, würde das Gut
nicht angeboten werden. Also muss der Staat hier
einspringen.
Nichtrivalität im Konsum
Das Brötchen, das Sie gerade essen, das Fahrrad, das Sie
gerade fahren, sind Güter, bei denen es Rivalität im Konsum gibt,
da das Brötchen, das Fahrrad nicht gleichzeitig von jemand
anderem genutzt werden können. Das ist bei öffentlichen Gütern
nicht der Fall. Ob die Bundeswehr 10, 50 oder 80 Millionen
innerhalb der Grenzen des Landes schützt, macht (fast) keinen
Unterschied.
Nun kann man einwenden, dass das bei Straßen nicht so ohne
Weiteres stimmt. Es gibt doch ständig zu den
Hauptverkehrszeiten Staus. Zeigt das nicht, dass es auf Straßen
Rivalität gibt? Diese Rivalität gibt es selbstverständlich, da es bei
einigen Gütern Kapazitätsengpässe infolge Überfüllung geben
kann. Aber selbst viel befahrene Straßen sind nicht zu jeder
Tages- und Nachtzeit staugeplagt. Ähnliche Kapazitätsprobleme
gibt es bei Kitas, Kindergärten und selbst bei Studiengängen wie
beispielsweise Medizin oder Psychologie. Anders ausgedrückt,
auch bei Gütern, die grundsätzlich keine Rivalität im Konsum
aufweisen, kann es Kapazitätsengpässe geben.
Hosen, Rundfunk und Umweltschutz
Nun kennen Sie eine Antwort, warum wir Steuern zahlen: Mit den Steuergeldern
werden öffentliche Güter bereitgestellt, die ein privater Anbieter wegen der
Nichtausschließbarkeit nicht anbieten würde – wie soll er einen Preis für ein solches
Gut verlangen, wenn er die Nutzer nicht von der Nutzung ausschließen kann? Das
Gegenteil dieser öffentlichen Güter sind private Güter wie eine Hose: Man kann Sie
vom Konsum dieser Hose ausschließen und wenn Sie die Hose anhaben, kann kein
zweiter sie tragen.

Private Güter sind rivalisierend im Konsum und man kann Sie von der Nutzung
ausschließen.
Öffentliche Güter sind nichtrivalisierend und man kann niemanden von der
Nutzung ausschließen.

Jetzt bleiben aber noch zwei Arten von Gütern:

Güter, bei denen Nichtrivalität im Konsum herrscht, ein Ausschluss vom


Konsum aber möglich ist – beispielsweise Fernsehen und andere
Unterhaltungsmedien, die man digitalisieren kann. Solche Güter haben in der
Tat Besonderheiten, was ihre Geschäftsmodelle angeht, beispielsweise bieten
manche Fernsehsender ihr Programm frei empfangbar an (und finanzieren sich
über Werbung), während andere ihr Programm verschlüsselt senden.
Güter, die rivalisierend im Konsum sind, von deren Nutzung man aber
niemanden ausschließen kann, beispielsweise saubere Luft oder sauberes
Wasser. Das sind sogenannte Allmendegüter, hier bekommen Sie die
Probleme externer Effekte, die wir im sechsten Kapitel beschrieben haben.

Steuern sind dazu da, die Ungleichheit der


Einkommens- und Vermögensverteilung zu
reduzieren
Keine Frage: Einkommen und Vermögen sind in einer
Volkswirtschaft teilweise sehr ungleich verteilt – aber warum?
Unter anderem spielen dabei auch Zufall, Glück und Pech eine
große Rolle. Schon bei der Geburt (eigentlich schon davor) sind
wir zwei Lotterien ausgesetzt, auf die wir keinen Einfluss haben:
die Genlotterie und die soziale Lotterie.
Wir erben Gene unserer Eltern und diese Gene bestimmen einen
Teil unseres Lebens und Erfolgs – ohne dass wir daran etwas
ändern können. Neben dieser Genlotterie gibt es noch die soziale
Lotterie, die darüber entscheidet, ob wir in einer armen oder einer
reichen Familie aufwachsen. Von Chancengerechtigkeit ist auf
dieser Ebene keine Spur. Heute wissen wir, dass diese sozialen
Bedingungen bereits in früher Kindheit und während des weiteren
Heranwachsens großen Einfluss auf uns haben, bis in die Gene
hinein. Letzteres lehren uns die neuen Erkenntnisse aus der
sogenannten Epigenetik.
Diese beiden Lotterien haben also großen Einfluss darauf, was
wir lernen und eines Tages beruflich tun und verdienen. Hinzu
kommt ein weiterer Zufallsfaktor, und zwar das Geschehen auf
Märkten, insbesondere auf dem Arbeitsmarkt. Wessen berufliche
Fähigkeiten gerade hoch im Kurs stehen – momentan sind das
gerade zum Beispiel Fähigkeiten im Bereich der
Informationstechniken –, und wessen berufliche Fähigkeiten nicht
mehr stark nachgefragt sind, hängt nicht von uns selbst ab,
sondern von einem Marktgeschehen, auf das wir als
Einzelpersonen keinen Einfluss haben. Wenn Sie groß und stark
sind, dann waren Ihre Fähigkeiten vor 200 Jahren sehr gefragt,
heute sind eher Menschen mit kreativen intellektuellen
Fähigkeiten gefragt, Körperbau und -größe spielen hingegen
heute keine Rolle mehr.
Doch ganz machtlos sind wir nicht: Wir bestimmen, wie sehr wir
uns in der Schule, in der Ausbildung, im Studium anstrengen, und
auch das entscheidet über unser Einkommen und Vermögen.
Nicht nur der Zufall, auch und unsere eigenen Anstrengungen
entscheiden über die Einkommens- und Vermögensverteilung in
einer Volkswirtschaft.
An dieser Stelle kommen dann Steuern ins Spiel. Am Ende des
19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Volkswirte auf
die Idee, Steuern dazu zu verwenden, nicht nur öffentliche Güter
zu finanzieren, sondern mit diesen Steuern gleichzeitig die
Einkommens- und Vermögensverteilung etwas weniger ungleich
zu machen.

»Starke Schultern müssen mehr tragen!«


Über die Jahre und Jahrzehnte hinweg ist dieser politische Slogan immer wieder zu
hören. Dahinter verbirgt sich die Idee, mit Steuern diejenigen stärker zu belasten, die
höhere Einkommen und Vermögen haben. Gefordert hat das bereits Ende des 19.
Jahrhunderts der Ökonom Adolph Wagner (1835–1917). Er gehörte zur Gruppe von
Professoren, die man »Kathedersozialisten« nannte. Bis dahin ging es bei der
Besteuerung nicht um Umverteilung, sondern hauptsächlich um die Finanzierung von
Staatsausgaben. Bis heute bekannt ist die nach ihm bezeichnete »Gesetzmäßigkeit«
steigender Staatsausgaben, »Wagnersches Gesetz«. Demnach steigen die
Staatsausgaben überproportional zum Bruttoinlandsprodukt, der Staatsanteil an der
volkswirtschaftlichen Wertschöpfung nimmt über die Zeit zu.

Diese Überlegungen haben insbesondere zur progressiven


Einkommensteuer geführt, auf die wir weiter hinten in diesem
Kapitel ausführlich eingehen werden.

Progressiv nennt man eine Steuer dann, wenn der Anteil


der Steuer an der Steuerbemessungsgrundlage (zum
Beispiel am Einkommen) mit zunehmender
Bemessungsgrundlage steigt. Vereinfacht gesagt: Je höher
Ihr Einkommen wird, desto mehr steigt der Prozentsatz, mit
dem Ihr Einkommen besteuert wird.

Zusammen mit den Sozialleistungen, mit denen wir uns in


Kapitel 14 beschäftigen, bilden die Steuern den zweiten
zentralen Baustein, um die Einkommens- und
Vermögensverteilung gleichmäßiger zu machen.

Steuern tragen dazu bei, Rezessionen zu


bekämpfen
Dass Steuern dazu verwendet werden können, um schwere
Wirtschaftskrisen – die Rezessionen genannt werden – zu
bekämpfen, hat erst im 20. Jahrhundert der britische Ökonom
John Maynard Keynes erkannt.

Von einer Rezession spricht man, wenn das


Bruttoinlandsprodukt sinkt. Das bedeutet, dass die
gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung über einen bestimmten
Zeitraum zurückgeht. Damit geht regelmäßig eine deutliche
Zunahme der Arbeitslosigkeit einher. Will heißen: Wir
arbeiten weniger und haben weniger Güter zur Verfügung.
Die Idee ist recht einfach. Rezessionen werden oft durch einen
Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ausgelöst. In
Deutschland ist das häufig ein Rückgang der Nachfrage nach
deutschen Gütern im Ausland, also der Exportnachfrage. Wenn in
einer solchen Situation die Steuerzahlungen insgesamt, und
insbesondere die der Unternehmen und der privaten Haushalte,
überproportional sinken, können die Unternehmen ihrerseits
einen größeren Teil der geplanten Investitionen dennoch
durchführen und die privaten Haushalte ihren Konsum
aufrechterhalten (weil sie weniger Steuern zahlen müssen, haben
sie mehr Geld zur freien Verfügung). Da Konsum und
Investitionen Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage sind, wird
dadurch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stabilisiert. Dies
schwächt die Rezession ab.
Kurz zusammengefasst, gibt es drei gute Gründe für Steuern:

die Bereitstellung öffentlicher Güter,


die Umverteilung zwischen reicheren und ärmeren Haushalten
und
die Rezessionsabschwächung.

Steuern: Eine Definition


Bisher haben wir Ihnen noch nicht genau erklärt, was Steuern
eigentlich sind. Jeder kennt Steuern, jeder zahlt sie – aber was
genau versteht man darunter? Dazu gibt es eine gesetzliche
Definition. Diese findet sich in der Abgabenordnung, einem
Gesetz, das die allgemeinen Grundlagen der Besteuerung in
Deutschland regelt.

»Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung


für eine besondere Leistung darstellen und von einem
öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von
Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand
zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft; die
Erzielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein« (§ 3 Abs.
1 Abgabenordnung, AO).
Die einzelnen Bestandteile dieser sehr kompakten Definition
werden wir uns etwas näher ansehen:

»Steuern sind Geldleistungen«,


»die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung
darstellen«,
»von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen«,
»zur Erzielung von Einnahmen« und »die Erzielung von
Einnahmen kann Nebenzweck sein«,
»allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an
den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft«.

»Steuern sind Geldleistungen«


Da steht zunächst, dass Steuern »Geldleistungen« sind. Anders
ausgedrückt, alle Steuern müssen in Geld und beispielsweise
nicht in Waren entrichtet werden. Und es geht noch weiter: In
Deutschland müssen Steuern in Euro gezahlt werden. Der Staat
zwingt damit seine Bürger, Steuern mit der offiziellen
Landeswährung zu zahlen. Er akzeptiert weder Sachgüter noch
andere Währungen.

»die nicht eine Gegenleistung für eine


besondere Leistung darstellen«
Um eine Steuer von anderen Zahlungen abzugrenzen, ist dieser
Satzteil von zentraler Bedeutung: Steuern sind Leistungen »… die
nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen
…«. Steuern sind demnach Zahlungen, die wir (als Bürger, als
Unternehmen etc.) zahlen müssen, ohne dass man dafür an den
Staat einen Anspruch auf eine »besondere«, man könnte auch
sagen »individuelle«, Leistung hat.

»Ich zahle doch Hundesteuer«


Wer hat diesen Satz noch nicht gehört, wenn es um die Beseitigung der
»Hinterlassenschaft« von Hunden auf städtischen Wegen, in städtischen Parks geht.
Das Ordnungsamt besteht darauf, dass diese Hinterlassenschaften von den
Hundehaltern selbst aufgesammelt und entsorgt werden. Und dann kommt dieser Satz.
Jetzt wissen Sie, warum dieses Argument nichts nutzt. Die Hundesteuer ist eine Steuer.
Nach § 3 Abs. 1 AO berechtigt die Zahlung der Hundesteuer zu – nichts. Umgekehrt
wird ein Schuh daraus, wie man so sagt: Die Haltung eines Hundes (oder mehrerer
Hunde) verpflichtet zur Zahlung der Hundesteuer. Anspruch auf eine »besondere
Leistung« der Stadt? Nein. Müssen Sie die Hinterlassenschaften selbst beseitigen, trotz
Hundesteuer? Ja. Wer ist schuld? § 3 Abs. 1 AO ist schuld.

Das Besondere an Steuern ist demnach, dass es keinen


Leistungs-Gegenleistungs-Bezug gibt. Das ist anders bei
Gebühren. Zahlt man Gebühren für einen neuen
Personalausweis, erhält man diesen auch. Kein Personalausweis,
keine Gebühr. Das gilt auch für Beiträge. Die Beitragszahlung an
die gesetzliche Krankenversicherung berechtigt zur
Inanspruchnahme von ärztlichen und anderen Leistungen im
Krankheitsfall. Nicht so bei Steuern. Selbstverständlich werden
Steuern nicht erhoben, um das Geld zu verbrennen. Sie werden
erhoben, um staatliche Leistungen für alle, also öffentliche Güter,
zu finanzieren: Straßen, Schulen, Krankenhäuser und, und, und.
»von einem öffentlich-rechtlichen
Gemeinwesen«
Vielleicht haben Sie schon einmal von »Schutzsteuern« gehört,
deren Zahlung von mafiösen Organisationen gegenüber
Geschäften gefordert werden. Das sind schon deshalb keine
Steuern (abgesehen von der Illegalität der Organisationen), weil
diese Organisationen keine »öffentlich-rechtliche Gemeinwesen«
sind. Zu Letzteren gehören Bund, Länder, Gemeinden und
Gemeindeverbände. Diese dürfen Steuern erheben und
finanzieren sich auch über Steuern.

»zur Erzielung von Einnahmen« und »die


Erzielung von Einnahmen kann
Nebenzweck sein«
Auch der Hauptzweck von Steuern ist bereits in der gesetzlichen
Definition von Steuern festgelegt.

In der Fachdisziplin wird dieses Besteuerungsziel auch


Fiskalzweck genannt. Und das heißt lapidar: Steuern dienen
dazu, öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen Einnahmen zu
verschaffen.
Dies kann zu folgendem Problem führen: Alkoholsteuern gehören
zu denjenigen Steuern, die dazu erhoben werden, um den
Konsum von Alkohol zu verteuern und darüber Menschen vom
Alkohol und seinen gesundheitsschädlichen Wirkungen
fernzuhalten. Nehmen wir an, dass die Steuer so hoch gesetzt
würde, dass niemand mehr Alkohol konsumieren würde. Damit
käme diese Steuer in Konflikt mit dem Fiskalzweck der
Besteuerung, der in der Einnahmenerzielung besteht. Wäre das
dann keine Steuer mehr? Doch, auch das wäre eine Steuer, da
die Erzielung von Einnahmen Nebenzweck sein kann – und in
diesem Fall auch wäre.
Diejenigen Steuern, die weniger wegen der Einnahmenerzielung
als der Verhaltensbeeinflussung erhoben werden, nennt man
Lenkungssteuern. Begründungen für Lenkungssteuern findet man
im Gesundheitsbereich, aber insbesondere auch für den Schutz
der Umwelt. Eine CO2-Steuer wäre ebenfalls eine
Lenkungssteuer, obwohl man in den Anfangsjahren damit wohl
auch hohe Einnahmen erzielen kann.

Wir tun uns in diesem Kapitel schwer, konkrete Steuertipps


zu geben, weil diese bereits nach einem Jahr wieder veraltet
sein können. Aber wir haben einen einfachen Tipp, wie man
Alkohol- und Tabaksteuern vermeiden kann: Leben Sie
einfach gesünder.

»allen auferlegt werden, bei denen der


Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die
Leistungspflicht knüpft«
Zu guter Letzt sagt die Steuerdefinition noch, wen eine Steuer
betrifft, wer sie also zahlen muss. Dazu muss es ein Steuergesetz
geben, das sagt, was genau besteuert wird, und in welcher Höhe.
Ohne Steuergesetz, ohne Festlegung des Steuerobjekts, das der
Besteuerung unterliegt, gibt es keine Steuer.
Ganz schön kompliziert. Da der Staat auf die wirtschaftlichen
Ressourcen der Bürger zugreift, und noch nicht einmal
entsprechende Gegenleistungen verbindlich zusagen muss, ist
das auch dringend notwendig.

Um es kurz und knackig zu machen: Steuer sind


Zwangsabgaben ohne Anspruch auf Gegenleistung.
Nach dieser kleinen Tortur sind wir jetzt in der Lage, eine ziemlich
wichtige Unterscheidung der Steuern vorzunehmen:

direkte Steuern und


indirekte Steuern.

Um diese Unterscheidung zu verstehen, benötigen wir noch einen


weiteren Begriff: die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. Man sieht
einer Person nicht an, wie leistungsfähig sie ist. Aber man kann
sicher sagen, dass Personen je nach den Umständen, in denen
sie leben, mehr oder weniger leistungsfähig sind: Krankheit,
Unterhaltenspflichten gegenüber Kindern oder Eltern sind solche
Einflüsse, ebenso rein wirtschaftliche Indikatoren wie Einkommen,
Konsumausgaben und Vermögen.

Steuern, die personen- oder haushaltsbezogen erhoben


werden, und daher die Lebensumstände und die
wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Personen oder
Haushalte berücksichtigen können, werden direkte Steuern
genannt. Steuern, die die Leistungsfähigkeit nicht
berücksichtigen (können), heißen indirekte Steuern.
Direkte Steuern sind die Steuern auf das Einkommen und das
Vermögen. Sie werden bei einzelnen Personen oder Haushalten
erhoben. Zu den indirekten Steuern zählen vor allem alle
Verbrauchssteuern wie die Mehrwertsteuer und die speziellen
Verbrauchssteuern:

Biersteuer,
Branntweinsteuer,
Schaumwein- (also Sekt-) und Zwischenerzeugnissteuer
(betrifft zum Beispiel Portwein, Sherry),
Tabaksteuer,
Kaffeesteuer und
Energiesteuer (Mineralölsteuer, Stromsteuer).

Diese Steuern werden auf der Unternehmensebene erhoben. Die


Unternehmen führen diese Steuern ans Finanzamt ab. Da die
Steuern nicht direkt bei den Konsumenten erhoben werden, kann
man deren wirtschaftliche Leistungsfähigkeit bei der Erhebung
der Steuern auch nicht berücksichtigen. Diese Steuern können
über die Preise der jeweiligen Güter auf die Personen und
Haushalte als Konsumenten überwälzt werden. Das bedeutet,
dass die Konsumenten diejenigen sind, die von diesen Steuern
belastet werden, sie tragen.

Wichtig ist, dass Sie bei Steuern zwischen der Zahllast und
der Traglast unterscheiden. Wer die Steuern zahlt, bringt
vereinfacht gesagt das Geld zum Finanzamt. Das muss aber
nicht derjenige sein, der die wirtschaftliche Last dieser Steuer
trägt. Die Mineralölsteuer beispielsweise wird vom Pächter
der Tankstelle an das Finanzamt gezahlt – aber letztlich
kommt das Geld eher aus Ihrer Tasche, oder?

Warum gibt es indirekte Steuern?


Steuern sollen nicht nur dem Staat Einnahmen verschaffen, sie sollen auch gerecht
sein, gemäß dem »Starke-Schultern-Prinzip«. Dazu ist es erforderlich, bei den
Personen und Haushalten, die mit der Steuer belastet werden, die wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit zu kennen und zu berücksichtigen. Bei indirekten Steuern ist das
nicht möglich, das »Starke-Schultern-Prinzip« nicht anwendbar. Sie werden erhoben,
weil es für den Staat und die Steuerzahler kostengünstig ist. Es gibt viel weniger
Unternehmen als Haushalte in Deutschland, und die Unternehmen müssen Bücher
führen, also kann das Finanzamt hier leichter auf Daten zugreifen. Das erleichtert die
Überprüfung der Steuerzahlungen. Aber Steuern auf den Konsum haben ein Problem:
Jemand, der 1.000 Euro verdient, gibt 950 Euro für Konsum aus, jemand, der 10.000
Euro verdient, gibt 8.000 Euro für Konsum aus, absolut betrachtet mehr, in Relation
zum Einkommen betrachtet aber weniger. Also wird der Geringverdiener mit
Konsumsteuern höher belastet, wenn man auf die Steuerbelastung in Relation zum
Einkommen abstellt. Bezogen auf das Einkommen belasten Verbrauchssteuern ärmere
Haushalte also höher als reichere, da die ärmeren Haushalte prozentual weniger von
ihrem Einkommen sparen. Um hier wenigstens etwas Abhilfe zu schaffen, werden die
Güter des täglichen Lebens in der Mehrwertsteuer mit einem ermäßigten Steuersatz (7
Prozent im Vergleich zu 19 Prozent) belastet. Es gibt noch einen wichtigen Grund für
Verbrauchssteuern: Sie belasten nur den Konsum und lassen Ersparnisse sowie
Investitionen steuerfrei. Das kann (und soll) das Wirtschaftswachstum fördern. Darüber
hinaus haben viele spezielle Verbrauchssteuern (Alkoholsteuer, Energiesteuer) das
Ziel, das Verhalten aller Personen und Haushalte zu verändern.
Wir wollen Sie an dieser Stelle nicht länger mit Mehrwertsteuer
und den speziellen Verbrauchssteuern langweilen. Wenn Sie
diese Steuern und viele mehr wissen wollen, hier unser Tipp:

Auf der Homepage des Bundesministeriums der Finanzen


finden Sie die Broschüre »Steuern von a bis z«, die
regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht
wird:https://www.bundesfinanzministerium.de/
Als Nächstes stellen wir Ihnen die ungekrönte Königin nicht nur
der deutschen Steuern vor: die Einkommensteuer.

Steuern auf Bärte, Baumstümpfe und


Morde
Seit es Menschen gibt, gibt es vermutlich Steuern – anfänglich möglicherweise als
Schutzgeld gedacht. Und was immer man besteuern kann, wurde in der Geschichte der
Menschheit auch besteuert: Bis ins 19. Jahrhundert hinein existierte in Frankreich eine
Tür- und Fenstersteuer, Peter der Große besteuerte die Bärte seiner Untertanen, im
antiken Griechenland und in Rom wurde der Kauf von Sklaven besteuert. Im England
zur Zeit von Heinrich II. gab es eine Steuer auf ungelöste Morde. Sie sollte verhindern,
dass der Landvogt solche Dinge in seiner Gemarkung zuließ; zudem sollte sie die
Menschen zur erhöhten Wachsamkeit erziehen – wer einen Mord verhinderte oder
einen Mörder entlarvte, ersparte dem Landvogt – und damit der Bevölkerung der
Gemarkung – Steuern. Eine recht moderne Steuer finden wir im Mittelalter, die
sogenannte Wüstungssteuer: Wenn ein Mann normaler Größe auf einem Baumstumpf
stehend in der nächsten Umgebung fünf weitere Baumstümpfe sehen konnte (das war
eine sogenannte Wüstung), wurde eine Strafsteuer fällig. Heute würde man eine solche
Steuer »nachhaltig« nennen. De facto ist das eine Ökosteuer.

Die Einkommensteuer
In Deutschland gibt es mindestens 40 verschiedene Steuern. Die
wichtigsten, aufkommensstärksten sind in Bundesgesetzen
geregelt. Daneben gibt es aber auf der Ebene der Städte und
Gemeinden eine Vielzahl örtlicher Aufwands- und
Verbrauchssteuern. Der Grund dafür besteht zunächst darin, dass
die Gemeinden ein in der Verfassung garantiertes Recht haben,
eigene Steuern zu bestimmen und zu erheben. Eine wichtige
Beschränkung gibt es dennoch. Sie dürfen keine Steuern
erheben, die schon an anderer Stelle erhoben werden.
Beispielsweise wäre eine örtliche Mehrwertsteuer unzulässig.
Und so begeben sich Städte und Gemeinden auf den Weg der
eigenen Steuerfindung. Bei Hunden und Getränken, bis hin zu
Solarien und Vergnügungen verschiedenster Art, werden sie
fündig. So wichtig diese Steuern im Einzelnen für die Kommunen
sind, so unbedeutend sind sie auf gesamtwirtschaftlicher Ebene.
In der Finanzwissenschaft – demjenigen Teilbereich der
Volkswirtschaftslehre, der sich mit der Wirtschaft und den
Finanzen des Staates beschäftigt – gelten Steuern mit einem
Aufkommen von bis zu einer Milliarde Euro als Bagatellsteuern.

Die Stadt Köln hat versucht, ihre Einnahmen über eine


Steuer auf den Betrieb von Bordellen zu sanieren – Medien
sprachen von einer Sexsteuer.
Kein Wunder, dass da die Königin der Steuern nur lächeln kann.
Mit Steuereinnahmen von insgesamt rund 312 Mrd. Euro (2019)
ist die Einkommensteuer die Nummer eins, vor der Umsatzsteuer
mit rund 243 Mrd. Euro (2019). Diese Königin wollen wir genauer
kennenlernen. Das Besondere ist, dass die Königin zwei Herzen
hat:

das objektive Nettoprinzip und


das subjektive Nettoprinzip.

Das objektive Nettoprinzip


Stellen Sie sich vor, Ihr gesamtes Einkommen – das sogenannte
Bruttoeinkommen – würde besteuert, ohne dass Sie Fahrtkosten,
Kosten für Arbeitsmaterial absetzen könnten. Das klingt nicht fair,
oder?
In der Einkommensteuer gilt das objektive Nettoprinzip nach
§ 2 Abs. 2 EStG: Vom Bruttoeinkommen (steuerrechtlich:
Einnahmen) werden die Einkommenserzielungskosten
abgezogen, um die Einkünfte zu erhalten.
Sprich: Alles, was Sie ausgeben, um ein höheres Einkommen zu
erzielen, können Sie von Ihrem Bruttoeinkommen abziehen, was
dementsprechend Ihre Steuerlast senkt. Damit ist das objektive
Nettoprinzip auch die erste Stufe, um die Leistungsfähigkeit zu
ermitteln: Alles, was Sie ausgeben, um Einkommen zu erzielen,
schmälert Ihre persönliche Leistungsfähigkeit.

Einkommenserzielungskosten
Stellen Sie sich vor, Sie sind selbstständig. Zu diesem Zweck mieten Sie
Geschäftsräume an und kaufen Büromöbel und -material, Computer und was Sie sonst
noch für diese Tätigkeit benötigen. Diese Kosten sind Einkommenserzielungskosten
und sind von Ihren Betriebseinnahmen abziehbar, allerdings je nach
Anschaffungskosten nicht sofort im selben Jahr, sondern verteilt auf mehrere Jahre.
Diese Kosten mindern das Einkommen, das der Besteuerung unterliegt. Übrigens
gelten ähnliche Regeln, wenn Sie als Arbeitnehmer solche Ausgaben tätigen und diese
beruflichen Zwecken dienen. Gegebenenfalls müssen Sie auch die entsprechenden
Kosten auf mehrere Jahre verteilen, da bestimmte Anschaffungen über Jahre genutzt
werden können.

Das subjektive Nettoprinzip


In der Einkommensteuer soll nur dasjenige Einkommen besteuert
werden, über das die Steuerpflichtigen auch tatsächlich verfügen
können. Dies hängt von der individuellen Lebenslage ab, ist also
subjektiv. Mit dem objektiven Nettoprinzip haben wir in der ersten
Stufe alles abgezogen, was Sie benötigen, um überhaupt ein
Einkommen zu erzielen. Jetzt, in der zweiten Stufe, beim
subjektiven Nettoprinzip, wird versucht, auf die persönlichen
Lebensumstände des Steuerzahlers einzugehen.
Allerdings gibt es hierbei recht enge Grenzen. In der
Einkommensteuer geht es bei diesem Prinzip darum, das
Minimum an Einkommen, das existenznotwendig ist, von der
Besteuerung auszunehmen. Der Staat will Ihnen also ein
Mindesteinkommen lassen, das Sie zum Leben benötigen und
das deswegen nicht besteuert werden soll.
Dabei geht man folgendermaßen vor:

Es gibt zunächst für jeden Steuerpflichtigen einen gleich


hohen Grundfreibetrag, der steuerfrei ist.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Abzugsbeträge, die in
dieselbe Richtung zielen: einen Entlastungsbetrag für
Alleinerziehende sowie einen Altersentlastungsbetrag für
Personen ab dem 64. Lebensjahr.
Kinderfreibeträge können berücksichtigt werden, sofern für
diese Kinder kein Kindergeld gezahlt wird (dabei prüft das
Finanzamt, welches von beiden finanziell günstiger ist).
Außergewöhnliche Belastungen können geltend gemacht
werden, um individuell schwierigen Situationen Rechnung zu
tragen. Zu beachten ist, dass dabei eine »zumutbare
Eigenbelastung« berücksichtigt wird (deren jeweilige Höhe in
§ 33 Abs. 3 EStG angegeben ist).

Außergewöhnliche Belastungen liegen vor, wenn Sie


zwangsläufig größere Aufwendungen haben als bei der
Mehrzahl der Steuerpflichtigen, die neben dem gleichen
Familienstand auch gleiche Einkommens- und
Vermögensverhältnisse haben (§ 33 Abs. 1 EStG).
Zwangsläufig sind diese Aufwendungen, wenn man sich
»ihnen aus rechtlichen, tatsächlichen oder sittlichen Gründen
nicht entziehen kann« (§ 33 Abs. 2 EStG).
Einer der Klassiker außergewöhnlicher Belastungen können
Krankheitskosten sein, die nicht von einer Krankenversicherung
gedeckt sind, die man also selbst tragen muss. Die schmälern
automatisch Ihr verfügbares Einkommen, Sie können sich diesen
Kosten nicht entziehen und nicht jeder Bürger hat solche
Belastungen.

Steuermindernd: Sonderausgaben
Ein Sonderkapitel der Einkommensteuer sind die
Sonderausgaben. Sie wirken sich ebenfalls steuermindernd aus.
Die Motivationen für Sonderausgaben in der Einkommensteuer
sind vielfältig. Sie reichen von der Umsetzung des
Leistungsfähigkeitsprinzips über Verhaltensanreize bis hin zu
Steuersubventionen. Wir können nicht auf alle Sonderausgaben
eingehen und beschränken uns an dieser Stelle auf einige
wenige:

Vorsorgeaufwendungen, insbesondere im Bereich der


Altersvorsorge,
Kirchensteuer,
Beiträge und Spenden, beispielsweise an politische Parteien,
Ausgaben zur Förderung gemeinnütziger Zwecke und
Aufwendungen für eigene Berufsausbildung.

Bei den Vorsorgeaufwendungen handelt es sich um


Versicherungsbeiträge, die teilweise sogar Pflicht sind. Die
Beiträge zur (gesetzlichen beziehungsweise privaten)
Basisabsicherung gegen Krankheit und Pflegebedürftigkeit fallen
hierunter, wie auch die Förderung der privaten Altersvorsorge
(Riester-Rente und weitere).
Deutschland ist eines der wenigen Länder, die eine Steuer für
Religionsgemeinschaften miterheben. Diese Zahlungen sind
zudem in vollem Umfang als Sonderausgaben abzugsfähig.
Spenden und die private Förderung gemeinnütziger Zwecke
entlasten den Staat bei Aufgaben, die er ansonsten selbst
finanzieren müsste. Ein Argument dafür, diese privaten Ausgaben
steuerlich im Rahmen des Sonderausgabenabzugs zu fördern,
liegt darin, dass die geförderten Organisationen und
Einrichtungen den lokalen Bedarf besser einschätzen können als
staatliche Instanzen und einfach näher dran sind. Ob es sich um
Sport, Kultur oder Politik handelt, private Initiativen sind nicht nur
beliebt, sondern auch effektiv.
Aus ökonomischer Sicht ist es etwas sonderbar, dass die Kosten
einer Berufsausbildung oder eines Studiums nicht als
Einkommenserzielungskosten (objektives Nettoprinzip) abgesetzt
werden können, sondern bis zur Obergrenze von 6.000 Euro im
Jahr als Sonderausgaben. Das hat den Nachteil, dass man
keinen Verlustvortrag vornehmen kann.

Ist der Gesamtbetrag der Einkünfte negativ, dann kann man


diesen negativen Einkommensbetrag in die Zukunft
verschieben. Hat man dann in späteren Jahren positive
Einkünfte, senkt dieser sogenannte Verlustvortrag das
Einkommen, das dann besteuert wird. Ein Verlustvortrag ist
nur im Rahmen des objektiven Nettoprinzips möglich, also
wenn die Einnahmen kleiner sind als die
Einkommenserzielungskosten.
Etwas sonderbar ist diese Regelung aus zwei Gründen:

Berufsausbildung und ein berufsqualifizierendes Erststudium


dienen als Investition für die Zukunft; man möchte damit in
Zukunft ein höheres Einkommen erzielen. Daher sind die
entsprechenden Kosten ökonomisch gesehen
Einkommenserzielungskosten.
Die Kosten eines Zweitstudiums sind steuerlich als
Einkommenserzielungskosten absetzbar – im Gegensatz zum
Erststudium.

Viele Einkommensquellen: Einkunftsarten


Falls wir es noch nicht gesagt haben: Die Einkommensteuer ist
keine einfache Steuer. Anders gesagt, sie dürfte eine der
technisch kompliziertesten Steuern des deutschen Steuerrechts
sein. Schließlich gehört sich das auch für eine Königin. Im Ernst,
die Einkommensteuer ist kompliziert, weil sie eine sogenannte
synthetische Steuer ist.

Synthetische Einkommensteuer
In der Einkommensteuer werden insgesamt sieben verschiedene Einkunftsarten
unterschieden. Für jede dieser Einkunftsarten werden zunächst von Ihrem
Bruttoeinkommen (den Einnahmen) die Kosten der Einkommenserzielung abgezogen.
Man erhält dann die jeweiligen Einkünfte. Diese werden zusammengezählt zum
Gesamtbetrag der Einkünfte. Dieses Aufsummieren der Einkünfte bedeutet, dass sie
alle gleichbehandelt und zusammen besteuert werden. Das ist das Synthetische, das
Zusammengesetzte oder Zusammengemischte der Einkommensteuer.

Gewinneinkunftsarten
Die ersten drei der sieben Einkunftsarten sind:

Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft,


Einkünfte aus Gewerbebetrieb und
Einkünfte aus selbstständiger Arbeit.

Diese Einkunftsarten heißen Gewinneinkunftsarten, da die


Einkünfte aus selbstständiger wirtschaftlicher Tätigkeit stammen
und Gewinne genannt werden.

Die Einkommenserzielungskosten bei den


Gewinneinkunftsarten heißen Betriebsausgaben. Einnahmen
minus Betriebsausgaben ergeben den Gewinn. Zu den
Betriebsausgaben gehören auch die Löhne und Gehälter der
im Unternehmen beschäftigten Arbeitnehmer.
Je nachdem, in welchem Bereich der Wirtschaft die
steuerpflichtige Person tätig ist, ergibt sich die Zuordnung zur
Gewinneinkunftsart. Selbstständige Land- und Forstwirte als
solche haben Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft. Anwälte,
Ärzte und viele andere haben Einkünfte aus selbstständiger
Arbeit. Einzelunternehmer und Personengesellschaften (und an
diesen Gesellschaften beteiligte Personen) haben diesbezüglich
Einkünfte aus Gewerbebetrieb.

Die Gewinnbesteuerung von Unternehmen, die keine


Körperschaften sind, also insbesondere von
Einzelunternehmern und Personengesellschaften, erfolgt in
der Einkommensteuer. Dabei wird nicht das Unternehmen an
sich besteuert, sondern diejenige(n) Person(en), der oder
denen der Gewinn des Unternehmens zusteht. Dies nennt
man Besteuerung nach dem Transparenzprinzip.
Überschusseinkunftsarten
Die verbleibenden vier der sieben Einkunftsarten sind:

Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit,


Einkünfte aus Kapitalvermögen,
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung sowie
sonstige Einkünfte nach § 22 EStG.

Diese Einkunftsarten heißen Überschusseinkunftsarten. Der


Grund besteht darin, dass der Ermittlung des Gewinns bei den
ersten drei Einkunftsarten in der Regel über eine Bilanz erfolgt.
Das ist bei den Überschusseinkunftsarten nicht möglich, da bei
diesen regelmäßig keine Bücher geführt und Bilanzen erstellt
werden.
Bei den Überschusseinkunftsarten heißen die
Einkommenserzielungskosten Werbungskosten. Dieser
etwas altertümliche Begriff hat nichts mit Werbung zu tun,
sondern bezieht sich auf »werbende Kosten«, also
Aufwendungen, die zu Erwerbszwecken – zur
Einkommenserzielung – getätigt werden. Die
entsprechenden Einkünfte ergeben sich als: Überschuss =
Einnahmen minus Werbungskosten.
Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit
Die Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit sind
umgangssprachlich nichts anderes als die Löhne und Gehälter,
die von Arbeitnehmern bezogen werden. Der überwiegende Anteil
aller Einkünfte in der Einkommensteuer sind Löhne und Gehälter,
also Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit. Das scheint auf
den ersten Blick überraschend, wenn nicht sogar skandalös zu
sein. Wieso soll das korrekt sein, wo doch die
Gewinneinkunftsarten die Unternehmensgewinne enthalten?
Tatsächlich lässt sich das sehr einfach erklären. Sieht man sich
die Anteile des gesamtwirtschaftlichen Einkommens (des
Volkseinkommens) – also alles, was in einem Jahr an Löhnen,
Gehältern, Gewinnen, Zinsen, um nur die wichtigsten zu nennen,
gezahlt wird – an, entfallen regelmäßig rund zwei Drittel auf
Löhne und Gehälter und den Rest machen alle andere Zahlungen
aus. Da rund zwei Drittel des Volkseinkommens aus Löhnen und
Gehältern bestehen (diese Relation wird auch Lohnquote
genannt) und der Rest (auch Gewinnquote genannt) rund ein
Drittel beträgt, müssen Löhne und Gehälter den größten Teil aller
Einkünfte in der Einkommensteuer ausmachen.
Einkünfte aus Kapitalvermögen
Unter die Einkünfte aus Kapitalvermögen fallen Zinszahlungen
und auch Dividendenzahlungen an Personen. Das
Kapitalvermögen selbst, als der Kapitalbestand, wird in der
Einkommensteuer nicht besteuert, sondern nur die darauf
basierenden Zins- und Dividendenzahlungen. Diese unterliegen
der Abgeltungsteuer.

Abgeltungsteuer
Seit 2009 werden Kapitalerträge (Zinsen, Dividenden, Kursgewinne) von
Privatpersonen gesondert besteuert mit der Abgeltungsteuer. Das Besondere dabei ist,
dass diese Erträge mit einem konstanten Steuersatz von 25 Prozent (dazu kommt noch
für Personen mit hohem Einkommen der Solidaritätszuschlag auf die Abgeltungsteuer
sowie gegebenenfalls Kirchensteuer) belastet werden, dann aber nicht mehr innerhalb
des Gesamtbetrags der Einkünfte erfasst werden. Werbungskosten können nicht
geltend gemacht werden, aber es gibt einen Sparerfreibetrag, der maximal 801 Euro für
Singles und 1.602 Euro für zusammen veranlagte Verheiratete beträgt.

Hinzuzufügen ist noch, dass Erträge aus Riester-


Altersvorsorgeverträgen (und der Rürup-Rente für
Selbstständige) in der Sparphase nicht besteuert werden, dafür
aber in der Rentenzahlungsphase der Einkommensbesteuerung
unterliegen.
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung
Die Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung sind
selbsterklärend, dazu gehören Zahlungen an Vermieter und
Verpächter. Die Aufwendungen für den Kauf einer Wohnung, die
vermietet wird, sind Werbungskosten für den Vermieter, während
die Mietzahlungen Einnahmen sind.
Sonstige Einkünfte nach § 22 EStG
Bleiben zu guter Letzt noch die sonstigen Einkünfte nach § 22
EStG. Im Gegensatz zu ihrer Bezeichnung fällt hier nicht alles
darunter, was unter den anderen sechs Einkunftsarten nicht
erfasst ist. Es handelt sich um bestimmte, genau definierte
Zahlungen, die der Einkommensteuer unterliegen wie etwa
Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung,
Unterhaltsleistungen (sofern sie beim Zahlenden nicht besteuert
werden), Zahlungen aus Immobilienverkäufen innerhalb von zehn
Jahren, sofern sie nicht zu eigenen Wohnzwecken genutzt
wurden.
Steuerfreiheit
Im Rahmen der Einkommensteuer werden eine ganze Reihe von Dingen nicht
besteuert:

Lotterie-, Spiel- und Wettgewinne werden nicht besteuert, selbst ein


Millionengewinn im Lotto nicht. Würde man diese Gewinne besteuern, müsste
man auch die Lotterie-, Spiel- und Wetteinsätze zum Werbungskostenabzug
zulassen. Das könnte zum leichtfertigen Umgang damit führen, bis hin zu
Spielsucht.
Einnahmen aus Hobbyaktivitäten werden nicht besteuert. Solche Einnahmen
liegen vor, wenn auf Dauer kein Überschuss der Einnahmen über die
Werbungskosten oder Betriebsausgaben zu erwarten ist. Ein Beispiel ist das
Sammeln von Briefmarken, von denen man gelegentlich die eine oder andere
(teuer) verkauft. Würde man diese Einnahmen versteuern müssen, ergäbe sich
ein lukratives Steuersparmodell über entsprechend teure Hobbys.
Schenkungen und Erbschaften werden ebenfalls nicht in der Einkommensteuer
erfasst; dafür gibt es die Erbschaft- und Schenkungsteuer.
Preise – wie zum Beispiel bei Preisausschreiben – werden nicht besteuert.

Weitere steuerfreie Einnahmen finden Sie in § 3 EStG; aber Vorsicht: Der Paragraf
besteht aus 71 Nummern (mit weiteren Untergliederungen).

Erhebung der Einkommensteuer


Die Einkommensteuer wird auf zwei unterschiedlichen Wegen
erhoben,

als Lohnsteuer und


als veranlagte Einkommensteuer.

Das zahlen Sie automatisch: Lohnsteuer


Die Lohnsteuer wird im Quellenabzugsverfahren vom jeweiligen
Arbeitgeber für inländische Beschäftigte in einer Summe an das
zuständige Finanzamt abgeführt.

Quellenabzugsverfahren bedeutet, dass eine Steuer von


derjenigen Stelle, von der die Einkünfte ausgezahlt werden,
direkt an die zuständigen Finanzämter abgeführt wird. Die
Empfänger der Einkünfte erhalten die Zahlung bereits ohne
Steuer. Das dient dazu, die Abführung der entsprechenden
Steuer zu erleichtern, aber auch dazu sicherzustellen, dass
die Steuer nicht hinterzogen werden kann.

Gleiche Chancen zur Steuerhinterziehung?


Man könnte argumentieren, dass es für nichtselbstständige Arbeitnehmer ein Nachteil
sei gegenüber Selbstständigen, dass sie als Arbeitnehmer ihre Steuerzahlung nicht
kürzen, also ganz oder teilweise hinterziehen, könnten. Der Grund: Beim
Gewinneinkommen der Selbstständigen gibt es kein Quellenabzugsverfahren. Diesem
rein fiktiven Argument steht ein wichtiges Prinzip entgegen: Es gibt keine Gleichheit im
Unrecht. Anders gesagt, man kann nicht fordern, die gleichen Möglichkeiten zu
illegalen Aktivitäten zu haben, wie sie anderen möglicherweise zur Verfügung stehen.

Für den einzelnen Arbeitnehmer können zur


Lohnsteuerberechnung (sofern die Berechtigung dazu besteht)
seine persönlichen Besteuerungsmerkmale (Steuerklasse,
Freibeträge, Zugehörigkeit zu einer mit Kirchensteuer versehenen
Religionsgemeinschaft), ELStAM genannt (steht für elektronische
Lohnsteuerabzugsmerkmale), aus einer elektronischen
Datenbank abgerufen werden. Wird in einem Jahr zu viel
Lohnsteuer abgeführt, muss der Arbeitgeber in bestimmten Fällen
einen Lohnsteuerjahresausgleich durchführen. Aber Vorsicht, es
kann sich dennoch lohnen, einen eigenen Antrag auf
Lohnsteuerjahresausgleich zu stellen. Damit sind wir aber auch
schon beim zweiten Weg der Einkommensteuererhebung
angelangt.
Das müssen Sie anmelden: Veranlagte
Einkommensteuer
Stellt man als Arbeitnehmer beim Finanzamt einen Antrag auf
Lohnsteuerjahresausgleich, beantragt man eine Veranlagung zur
Einkommensteuer.
Veranlagungssteuern sind Steuern, für die man eine
Steuererklärung abgeben muss, anhand derer die
Festlegung der Steuerzahlung erfolgt. Die Lohnsteuer ist in
diesem Sinn keine Veranlagungssteuer, die anderen
Teilsteuern der Einkommensteuer (bis auf die
Abgeltungsteuer) sind es. Auch die Kombination
verschiedener Einkünfte verpflichtet in der Regel zur Abgabe
einer Steuererklärung.
Sobald das Einkommen den (sich fast jährlich ändernden)
Grundfreibetrag übersteigt, muss man in den meisten anderen
Fällen eine Einkommensteuererklärung abgeben. Hierzu hilft ein
Blick in § 46 EStG. An dieser Stelle bleibt uns nichts anderes
übrig, als darauf hinzuweisen. Bei Unklarheiten schauen Sie ins
Internet oder fragen Ihren beziehungsweise Ihre Steuerberater/-in
oder Lohnsteuerhilfeverein. Auch eines der gängigen
Steuerprogramme kann sich dabei auszahlen.
Keine Einkommensteuererklärung abgeben müssen Sie als
Single und auch als verheiratetes Paar, wenn Sie

ausschließlich Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit von


einem Arbeitgeber haben und
in Steuerklasse 4 sind.

Einkommensteuer und … Fußpilz


Die Erstellung einer Einkommensteuererklärung ist hierzulande etwa so beliebt wie
Fußpilz. Dabei kann es sich lohnen, eine Steuererklärung auch dann abzugeben, wenn
man es nicht muss. Jährlich geht durch Verzicht auf einen beantragten
Lohnsteuerjahresausgleich den Steuerzahlern viel Geld durch die Lappen.

Wie erstellen Sie eine Einkommensteuererklärung?


Hier gilt leider der alte Spruch »Von der Wiege bis zur Bahre,
Formulare, Formulare«. Und diese Formulare gibt es nicht mehr
auf Papier, sondern nur noch online. Das Steuerprogramm, das
Sie in der Regel verwenden müssen, heißt bezeichnenderweise
»Elster«, eine Abkürzung für elektronische Steuererklärung,
selbstverständlich keinesfalls zu verwechseln mit der Elster,
einem schwarz-weißen Vogel, der angeblich gerne metallisch
glänzende Gegenstände stibitzt (was sich als falsch erwiesen hat;
Wissenschaftler sprechen von einem »Rufmord« an der Elster).

Mein Elster
Die Unterlagen für die elektronische Steuererklärung finden Sie im Internet unter
https://www.elster.de/eportal/start bei »Elster Ihr Online-Finanzamt«. Dort finden
Sie Anleitungen und Hilfestellungen für die Handhabung und vieles mehr. Und wie es
schön heißt: »Aller Anfang ist schwer«, so wird es danach umso leichter. Am besten,
man gewöhnt sich daran. Schließlich ist jedes Jahr eine Einkommensteuererklärung
fällig.

Neben den technischen Voraussetzungen für die


Einkommensteuererklärung gilt es, die erforderlichen Unterlagen
in möglichst geordneter Form bereitzuhalten. Damit beginnen Sie
am besten – ja, wann? Die Antwort ist trivial: am 1.1. eines
Jahres. Es gibt viele vielversprechende Ansätze, Belege zu
sammeln, von denen wir gehört haben und die wir teilweise selbst
verwenden:

Sammeln aller möglichen Belege in einem Schuhkarton (bitte


die Schuhe vorher herausnehmen …),
alle Belege wandern in eine spezielle Schublade (bitte vorher
die Schublade leeren …),
eine raffinierte Methode besteht darin, einen Ordner zu
verwenden und die Belege in Klarsichtfolien abzulegen (bitte
den Ordner vorher beschriften …),
noch raffinierter ist es, die Belege im Ordner bereits nach den
einzelnen Rubriken der Einkommensteuererklärung zu
ordnen; das setzt eine gewisse Vertrautheit mit Elster voraus,
die Sie sich aber recht leicht aneignen können,
Sie können die Belege zusätzlich – neben der Aufbewahrung
der Originale – in ihren Computer übertragen (einscannen).

Und ja, das erfordert einen gewissen Aufwand und etwas


Disziplin. Aber es geht schließlich um Ihr Geld – oder wollen Sie
es verschenken? Mit der zu viel gezahlten Steuer, die
rückerstattet wird, können Sie – wenn Sie wollen – Gutes tun,
indem Sie es beispielsweise spenden.
Sie können sich in vielfältiger Form bei der Erstellung Ihrer
Einkommensteuererklärung unterstützen lassen. Hier eine kleine
Auswahl von Möglichkeiten:

Kommerzielle Programme für Ihre Einkommensteuererklärung


finden Sie im Buchhandel und von vielen Anbietern im
Internet.
Sie können Ihren lokalen Lohnsteuerhilfeverein aufsuchen und
sich dort Ihre Einkommensteuererklärung erstellen lassen.

Wenn es komplizierter wird, stehen Ihnen Steuerberater zur


Verfügung. Sie erstellen Ihre Einkommensteuererklärung gegen
Rechnung.

Lohnsteuerhilfevereine sind die kostengünstige Alternative


der Steuerberatung. Sie können für Arbeitnehmer, Beamte,
Rentner, Pensionäre, Auszubildende und Studierende die
Einkommensteuererklärung erstellen. Die dafür zu zahlenden
Beträge richten sich nach den Kosten der Erstellung und sind
sozial gestaffelt. Mehr Informationen dazu finden Sie unter
https://www.steuerverbund.de/.

Um nochmals auf die Belege zurückzukommen: Egal, wie und


von wem Ihre Einkommensteuererklärung erstellt wird, an der
Sammlung und Ordnung der Belege kommen Sie leider nicht
vorbei. Also ans Werk.
Wie wird das zu versteuernde Einkommen
berechnet?
Fachleute nennen diese Frage die »Ermittlung der
Steuerbemessungsgrundlage«. Fünf Schritte sind es von den
Einnahmen in den einzelnen Einkunftsarten bis zu demjenigen
Betrag, der mit dem entsprechenden Steuersatz multipliziert wird,
um die Höhe der Einkommensteuer zu ermitteln. Rechtlich sind
diese Schritte in § 2 Abs. 3, 4 und 5 EStG geregelt.

1. Ermittlung Summe der Einkünfte


2. Ermittlung des Gesamtbetrags der Einkünfte
3. Abzug der Sonderausgaben
4. Abzug der außergewöhnlichen Belastungen
5. Ermittlung des zu versteuernden Einkommens

Schritt 1: Ermittlung der Summe der Einkünfte


Entsprechend dem objektiven Nettoprinzip werden für jede
vorhandene Einkunftsart von den Einnahmen die
Betriebsausgaben beziehungsweise Werbungskosten abgezogen.
Anschließend werden die so ermittelten Einkünfte
zusammengezählt. Das Ergebnis ist die Summe der Einkünfte.
Schritt 2: Ermittlung des Gesamtbetrags der Einkünfte
Von der Summe der Einkünfte werden – soweit die
Voraussetzungen dafür erfüllt sind – der Altersentlastungsbetrag
sowie der Entlastungsbetrag für Alleinerziehende abgezogen.
Das Ergebnis ist der Gesamtbetrag der Einkünfte.
Schritt 3: Abzug der Sonderausgaben
Als Nächstes kommen die Sonderausgaben an die Reihe. Sie
werden abgezogen und vermindern den Betrag, der schließlich
besteuert wird.
Schritt 4: Abzug der außergewöhnlichen Belastungen
Hier gilt Ähnliches wie bei Schritt 3. Außergewöhnliche
Belastungen werden nur dann abgezogen, wenn sie tatsächlich
vorliegen. Ansonsten findet hier kein Abzug statt.
Schritt 5: Ermittlung des zu versteuernden
Einkommens
Gegebenenfalls erfolgt nach Schritt 4 an dieser Stelle der Abzug
des Kinderfreibetrags sowie des Freibetrags für Betreuung,
Erziehung und Ausbildungsbedarf des Kindes. Dann steht das
Endergebnis fest: das zu versteuernde Einkommen, die
Bemessungsgrundlage der Einkommensteuer.

Wie wird die Höhe der Einkommensteuer


berechnet?
Jetzt wissen Sie, wie hoch das tatsächliche Einkommen ist, das
versteuert wird. Nun benötigen Sie den richtigen Steuersatz. An
dieser Stelle wird unsere Königin zickig. Der Tarif der deutschen
Einkommensteuer gilt als das Nonplusultra der Steuertarife –
weltweit. Man könnte es auch scherzhaft so auf den Punkt
bringen: Wir können alles, außer einfach.

Der Tarif der Einkommensteuer (§ 32 a


EStG)
Wir könnten Ihnen an dieser Stelle die mathematische Formulierung der
Steuertariffunktion vorstellen. Das wollen wir Ihnen nicht antun. Daher versuchen wir es
hier mit einer verbalen Kurzfassung. Der Tarif der Einkommensteuer hat fünf Zonen:

1. Nullzone: Hier liegen diejenigen zu versteuernden Einkommen, die höchstens


dem Grundfreibetrag entsprechen. Daher ist der Steuersatz hier gleich null.
2. Die erste Progressionszone: Hier steigt der Steuersatz mit jedem
zusätzlichen Einkommens-Euro recht stark an.
3. Die zweite Progressionszone: In dieser Zone steigt der Steuersatz mit jedem
Einkommens-Euro immer noch an, allerdings schwächer.
4. Die erste Proportionalzone: Dort liegt der Steuersatz konstant bei 42
Prozent, er steigt nicht mehr mit jedem zusätzlichen Euro an.
5. Die zweite Proportionalzone: Nun springt der Steuersatz auf 45 Prozent; das
ist die sogenannte Reichensteuer.

Jetzt wissen Sie, warum wir Ihnen die Details der Tariffunktion lieber nicht zumuten
wollen.

Der Steuersatz, dessen Verlauf mit zunehmendem


Einkommens-Euro wir gerade beschrieben haben, nennt man
den Grenzsteuersatz. Er gibt an, wie der Steuersatz sich mit
jedem zusätzlichen Euro verändert. Eine Steuer, bei der der
Grenzsteuersatz mit zunehmender Bemessungsgrundlage
steigt, wird als direkt progressiv bezeichnet.
Um Sie nicht zu sehr zu enttäuschen, haben wir in Tabelle 13.1
einige Ergebnisse zur Höhe der Einkommensteuer in
Abhängigkeit vom zu versteuernden Einkommen angegeben. Die
Einkommensdaten sind willkürlich gewählt, decken aber bis auf
die Nullzone den gesamten Tarifbereich ab. Der Tarif ist derjenige
des Jahres 2020. Es handelt sich dabei um den Single-Tarif, also
für eine alleinstehende Person.
Die Tabelle ist folgendermaßen aufgebaut:

In der ersten Spalte ist das jeweilige zu versteuernde


Einkommen in Euro angegeben.
Die zweite Spalte gibt die dazugehörende Höhe der
Einkommensteuer an. Wir haben darauf verzichtet, den
Solidaritätszuschlag (SolZ) einzubeziehen, da es uns nur
darum geht, den Tarif der Einkommensteuer zu verdeutlichen.
Die dritte Spalte enthält den Grenzsteuersatz, den wir etwas
weiter oben erläutert haben.
Die vierte Spalte zeigt den Durchschnittssteuersatz.
Den Durchschnittssteuersatz berechnen Sie, indem Sie die
Höhe der Einkommensteuer in Spalte 2 durch das zu
versteuernde Einkommen in Spalte 1 teilen und das Ergebnis
mit 100 multiplizieren. Sie erhalten dann den
Durchschnittssteuersatz in Prozent.
Tabelle 13.1: Der Einkommensteuertarif anhand von Berechnungsbeispielen: Single-
Tarif, Quelle: eigene Berechnungen mit dem Lohn- und Einkommensteuerrechner des
BMF

Zu versteuerndes Einkommen Einkommensteuer in Euro Grenzsteuersatz Durchschnittssteuersatz


in Euro (ohne SolZ) in % in %

10.000 86 15,15 0,86


20.000 2.346 26,28 11,73
30.000 5.187 30,52 17,29
40.000 8.452 34,76 21,13
50.000 12.141 39 24,28
60.000 16.236 42 27,06
70.000 20.436 42 29,19
80.000 24.636 42 30,80
90.000 28.836 42 32,04
100.000 33.036 42 33,04
150.000 54.036 42 36,02
200.000 75.036 42 37,52
250.000 96.036 42 38,41
300.000 117.921 45 39,31
400.000 162.921 45 40,73
500.000 207.921 45 41,58

Warum geben wir Ihnen zwei Steuersätze an, von denen Sie
möglicherweise bisher noch nichts gehört haben? Diese
Steuersätze enthalten unterschiedliche Informationen:
Der Grenzsteuersatz sagt Ihnen, wie Ihr Steuersatz sich
ändert, wenn Sie zusätzlich von Ihrem bisherigen Einkommen
ausgehend einen weiteren Euro verdienen.
Der Durchschnittssteuersatz zeigt Ihnen, wie hoch die
gesamte Belastung mit Einkommensteuer im Verhältnis zu
Ihrem zu versteuernden Einkommen ist.

Wie Sie Tabelle 13.1 entnehmen können, steigen Grenz- und


Durchschnittssteuersatz mit dem zu versteuernden Einkommen
an. Damit sind wir schon bei zwei weiteren Begriffen:

Direkt progressiv nennt man eine solche Steuer, deren


Grenzsteuersatz ansteigt.
Indirekt progressiv ist eine Steuer, bei der der
Grenzsteuersatz konstant ist, aber der
Durchschnittssteuersatz ansteigt. In diesem Fall wird der
Anstieg des Durchschnittssteuersatzes durch die Freibeträge
der Steuer bewirkt.

Sie können Ihre eigene Steuerhöhe vom Lohn- und


Einkommensteuerrechner des Bundesfinanzministeriums
berechnen lassen. Sie finden ihn unter der Internetadresse
https://www.bmf-steuerrechner.de/. Der Rechner zeigt Ihnen
auch automatisch die Grenz- und Durchschnittsbelastung,
also den Grenz- und Durchschnittssteuersatz.

Steuern zu zweit zahlen: Das


Ehegattensplitting
Eine Besonderheit der Einkommensteuer besteht in der
steuerlichen Behandlung von verheirateten und verpartnerten
Personen. Anstatt das Einkommen jeder einzelnen Person mit der
individuellen Steuerhöhe zu belasten, hat der Gesetzgeber Ende
der 1950er-Jahre das Ehegattensplitting eingeführt.
Beim Ehegattensplitting werden die Einkommen der beiden
verheirateten oder verpartnerten Personen
zusammengezählt. Diese Summe wird anschließend halbiert.
Auf diese halbe Summe wird der Einkommensteuertarif
angewendet. Die sich daraus ergebende Steuer wird
verdoppelt. Das ist dann der Steuerbetrag des Paares.
Zur Veranschaulichung des Ehegattensplittings dient folgendes
Beispiel:

Person 1 hat ein zu versteuerndes Einkommen von 20.000


Euro, Person 2 von 30.000 Euro. Ihr gemeinsames
Einkommen beträgt 20.000 + 30.000 = 50.000 Euro. Die
Hälfte davon beträgt 50.000/2 = 25.000 Euro. Für dieses
Einkommen ergibt sich für das Jahr 2020 ein Steuerbetrag
von 3.714 Euro. Der Steuerbetrag für das Paar lautet: 3.714
× 2 = 7.428 Euro. Der Grenzsteuersatz des Paares ergibt
sich als 28,40 Prozent, der Durchschnittssteuersatz lautet
14,86 Prozent.
Es wurde in der Vergangenheit im Rahmen der Gleichstellung von
Männern und Frauen viel über das Ehegattensplitting diskutiert
und die Diskussion wird vermutlich weitergehen. Warum, wo liegt
das Problem? Am besten kann man das anhand eines Beispiels
sehen:

Zwei Singles oder ein Paar: Was sagt die


Einkommensteuer?
Angenommen, P und P (also Petra und Peter oder Petra und
Petra oder Peter und Peter) überlegen, was wohl passiert,
wenn sie heiraten oder sich verpartnern. Zudem sollen P und
P ein gleich hohes (zu versteuerndes) Einkommen von
30.000 Euro haben. Als Singles zahlen beide 2020 jeweils
5.187 Euro Einkommensteuer, zusammen also 10.374 Euro
für ein Einkommen von 60.000 Euro. Und – das wird Sie jetzt
vermutlich überraschen – als verheiratetes oder
verpartnertes Paar würden sie exakt dieselbe Steuer zahlen.
Also kein Problem, alles heiße Luft?
Nicht ganz. Jetzt nehmen wir an, dass nur ein P das gesamte
Einkommen von 60.000 Euro bezieht und das zweite P kein
eigenes Einkommen hat. In diesem Fall beträgt der
Steuerbetrag 10.374 Euro, wie eben. Wie hoch wäre aber der
Steuerbetrag für P und P als Singles? Für den Partner ohne
Einkommen wäre er offensichtlich null. Aber der andere
Partner müsste die 60.000 Euro ohne Ehegattensplitting als
Single versteuern. Der Steuerbetrag wäre dann (wie die
Single-Tarif-Tabelle 13.1 zeigt) 16.236 Euro. Eine Heirat oder
Verpartnerung würde pro Jahr einen Steuervorteil von 16.236
– 10.374 = 5.862 Euro bringen. Das nennt man den
Splittingvorteil.
Das Hauptproblem des Ehegattensplittings liegt darin, dass dieser
Splittingvorteil umso größer ist, je weiter die Einkommen der
Partner auseinanderliegen. Sind die Einkommen gleich hoch,
verschwindet der Vorteil vollständig. Das bedeutet, dass der
Splittingvorteil einen Anreiz dafür darstellt, dass einer der Partner
sein Einkommen durch Verzicht auf eigene Erwerbstätigkeit oder
durch Beschränkung seiner Arbeitszeit reduzieren kann, um die
Steuerbelastung zu senken. Kommt es dann später zu einer
Scheidung, hat derjenige Partner, der seine Erwerbstätigkeit
reduziert hat, das Nachsehen.
Einschränkend muss man ergänzen, dass dieses Problem des
Splittingverfahrens über die Zeit immer kleiner wird. Heutzutage
hat die Frauenerwerbstätigkeit sehr stark zugenommen und die
Einkommen der Frauen sind gestiegen. Dadurch wird ein Verzicht
auf oder eine Einschränkung der Erwerbstätigkeit teuer, und zwar
so teuer, dass es sich nicht mehr lohnt, wegen des
Splittingvorteils die Erwerbstätigkeit zu reduzieren.
Unternehmensbesteuerung
Die Unternehmensbesteuerung ist aus mehreren Gründen nicht
nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit ins Visier der
Kritik geraten. Die OECD, die Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung, der mittlerweile weltweit 37
Länder angehören, beschäftigt sich damit im Rahmen des
sogenannten BEPS-Programms.

Die Abkürzung BEPS steht für »base erosion and profit


shifting«. Damit sind zwei zentrale Probleme der
internationalen Unternehmensbesteuerung angesprochen:
das Abwandern von Steuereinnahmen aus Ländern mit
vergleichsweise hohen Unternehmenssteuern und die
Verschiebung der Besteuerungsgrundlage, der Gewinne, in
Länder mit niedrigen Unternehmenssteuern. Die OECD
finden Sie im Internet unter www.oecd.org/.
Dies zeigt, dass die Unternehmensbesteuerung aus zwei Teilen
besteht, die miteinander verknüpft sind:

die nationale, hier die Unternehmensbesteuerung in


Deutschland, und
die internationale Unternehmensbesteuerung.

Unternehmensbesteuerung in Deutschland
Den ersten Teil der Unternehmensbesteuerung haben wir bei der
Einkommensteuer schon kennengelernt. Dort werden die
Gewinne von Selbstständigen, Einzelunternehmern und
Personengesellschaften als Einkünfte aus Gewerbebetrieb (§ 15
EStG) besteuert. Wie wir gesehen haben, werden die Gewinne
den Personen zugerechnet, die an den Unternehmen beteiligt
sind – das sind die Mitunternehmer. Die Gewinnbesteuerung
dieser Unternehmen erfolgt direkt bei den Mitunternehmern, nach
den Regeln der Einkommensteuer.
Darüber hinaus werden die Gewinne aller Unternehmen mit der
Gewerbesteuer nach dem Gewerbesteuergesetz (GewStG)
belastet, unabhängig davon, ob sie Körperschaften sind oder
nicht.
Die Gewerbesteuer wird auf kommunaler Ebene erhoben. Sie
wird folgendermaßen berechnet:

1. Die Bemessungsgrundlage ist, vereinfacht ausgedrückt, der


Gewinn, in diesem Zusammenhang Gewerbeertrag genannt.
2. Vom Gewerbeertrag wird bei Einzelunternehmern und
Personengesellschaften ein Freibetrag von 24.500 Euro
abgezogen.
3. Dieser Gewerbeertrag wird zunächst mit einem einheitlichen
Steuersatz, hier Steuermesszahl bezeichnet, von 3,5 Prozent
multipliziert.
4. Der sich so ergebende Steuermessbetrag wird dann mit dem
sogenannten Hebesatz der Kommune, in der sich das
Unternehmen befindet, multipliziert.
5. Das Ergebnis ist dann die Höhe der Gewerbesteuer.

Die Kommunen legen ihre Hebesätze, also die


Gewerbesteuermultiplikatoren, selbst fest. Es gibt aber einen
bundesweiten Mindesthebesatz von 200 Prozent. Das bedeutet,
dass der Mindeststeuersatz der Gewerbesteuer 3,5 Prozent mal 2
= 7 Prozent beträgt. Im Jahr 2019 hatte das Bundesland
Brandenburg im Durchschnitt seiner Kommunen mit 324 Prozent
den niedrigsten und der Stadtstaat Hamburg mit 470 Prozent den
höchsten Hebesatz. Allerdings hatte eine Kommune in Rheinland-
Pfalz mit 900 Prozent den bundesweit höchsten Hebesatz in
diesem Jahr.
Unternehmen, die Körperschaften sind (die verschiedenen
Unternehmensformen haben wir in Kapitel 9 besprochen), werden
nach dem Körperschaftsteuergesetz (KStG) besteuert. Während
die Unternehmen, die nach dem Einkommensteuergesetz
besteuert werden, den jeweiligen Mitunternehmern zugeordnet
werden, die natürliche Personen sind, handelt es sich bei
Unternehmen, die Körperschaften sind, um juristische Personen.
Anders gesagt, besteht bei Letzteren die Fiktion einer »Person«,
die allerdings nicht aus Fleisch und Blut besteht.

Körperschaften sind nach § 1 Abs. 1 KStG


Kapitalgesellschaften (also insbesondere die GmbH und AG),
Genossenschaften, Versicherungs- und Pensionsfonds auf
Gegenseitigkeit, nicht rechtsfähige Vereine, Anstalten und
Stiftungen sowie gewerbliche öffentliche Betriebe (wie
beispielsweise öffentliche Gas-, Wasser-, Elektrizitäts- oder
Fernwärmewerke). Sie werden in Deutschland besteuert,
sofern sich Sitz oder Geschäftsleitung hier befinden.
Unternehmen dieser Art, die weder Sitz noch
Geschäftsleitung in Deutschland haben, sind mit ihren
Gewinnen in Deutschland beschränkt steuerpflichtig, das
heißt, sie müssen auf diese Gewinne in Deutschland
Körperschaftsteuern zahlen (§ 2 Abs. 1 KStG).
Die Besteuerung von Unternehmen, die Körperschaften sind,
erfolgt auf zwei Ebenen:

Der Gewinn wird zunächst auf der Ebene des Unternehmens


mit der Körperschaftsteuer (sowie Gewerbesteuer und
Solidaritätszuschlag) belastet. Der Steuersatz beträgt 15
Prozent.
Der an die Anteilseigner ausgeschüttete Gewinn wird dann mit
der Abgeltungsteuer auf der Ebene der Anteilseigner mit dem
Steuersatz von 25 Prozent zusätzlich besteuert (sofern die
Anteilseigner natürliche Personen und keine Unternehmen
sind).

Sehen wir uns die Besteuerung des Gewinns einer AG nach


KStG und EStG anhand eines Beispiels an:
Unsere Profit AG hat einen Jahresgewinn von 100 Millionen
Euro erzielt. Ohne die Berücksichtigung von Gewerbesteuer
und Solidaritätszuschlag sieht die Besteuerung wie folgt aus:
Auf der Ebene der AG wird der zu versteuernde Gewinn mit
15 Prozent belastet. Damit bleibt ein Gewinn von 100 Mio.
Euro – 0,15 × 100 Mio. Euro = 85 Mio. Euro. Wird dieser
Gewinn an die Anteilseigner, die alle natürliche Personen in
diesem Beispiel sein sollen, ausgeschüttet, wird der
entsprechende Gewinn von 85 Mio. Euro mit 25 Prozent
Abgeltungsteuer belastet: 85 Mio. Euro × 0,25 = 21,25 Mio.
Euro. Damit verbleiben den Anteilseignern nach Steuern 85
Mio. Euro – 21,25 Mio. Euro = 63,75 Mio. Euro. Anders
ausgedrückt, wird der Gewinn der AG hier mit Körperschaft-
und Einkommensteuer von insgesamt 36,25 Prozent
belastet.

Internationale Unternehmensbesteuerung
Große und mittlere Unternehmen sind nicht nur in ihrem
angestammten Land tätig, sondern haben oft
Tochterunternehmen in anderen Ländern. Damit stellt sich
automatisch die Frage, welcher Staat was besteuern darf.
Würden alle Staaten – also sowohl das In- als auch das Ausland
– den Gewinn des Unternehmens besteuern, würde eine
Doppelbesteuerung vorliegen – der Gewinn würde zweimal
besteuert werden, nämlich im Inland und im Ausland. Das würde
kein Unternehmen lange mitmachen und seine ausländischen
Tochterunternehmen schließen.
Um das zu vermeiden, gibt es das internationale Recht der
Unternehmensbesteuerung. Man mag darüber denken, wie man
will, aber irgendeine Lösung des Doppelbesteuerungsproblems
muss es geben. Die zurzeit angewandte Lösung sieht so aus,
dass grundsätzlich dasjenige Land besteuert, in dem die
wirtschaftliche Wertschöpfung stattfindet (also der Gewinn
erzeugt wird), das sogenannte Quellenland. Das Sitz-Land (die
eigentliche Heimat des Unternehmens) erkennt diese
Besteuerung (mehr oder weniger) an.
Wo liegt jetzt das Problem? Das beginnt damit, dass zwischen
den einzelnen Ländern Steuerwettbewerb herrscht. Die Länder
versuchen, ausländische Investitionen und Unternehmen in ihr
Land zu bekommen, um damit die Wertschöpfung in ihrem Land,
das Bruttoinlandsprodukt, und die Beschäftigung zu erhöhen. Um
das zu erreichen, bieten sie Unternehmen und Investoren
geringere Steuersätze an als andere Länder. Bei
unterschiedlichen Steuersätzen in den Ländern gibt es für
Unternehmen in Hochsteuerländern einen Anreiz, ihre Gewinne in
Niedrigsteuerländer zu verlagern. Dabei handelt es sich nicht um
(gesetzeswidrige) Steuerhinterziehung, sondern um legale
Steuervermeidung. Dennoch gehen den Hochsteuerländern auf
diesem Weg Steuereinnahmen verloren.

Gewinnverlagerungen können auf zwei Wege stattfinden:


Der erste Weg besteht darin, der ausländischen Tochter
etwas zu liefern und dafür eine überhöhte Rechnung zu
stellen. Das erhöht den Gewinn im Inland und senkt ihn im
Ausland (das geht natürlich auch anders herum). Dies
funktioniert insbesondere dann, wenn es für die
Vorleistungen keine Vergleichsprodukte gibt, wie etwa bei
patentierten Maschinenteilen. Der zweite Weg verläuft über
die Finanzierung. Im Hochsteuerland werden Kredite zur
Finanzierung aufgenommen, um damit Investitionen im
Niedrigsteuerland zu finanzieren. Da die Zinszahlungen
Betriebsausgaben sind, senkt die Kreditaufnahme im
Hochsteuerland die dort zu versteuernden Gewinne. Und die
Gewinne aus den Investitionen fallen im Niedrigsteuerland
an.
Um diese Gewinnverlagerungen zu senken, streben die OECD-
Länder im Rahmen des schon erwähnten BEPS-Programms eine
Mindeststeuer auf Unternehmensgewinne in allen Ländern an.
Damit würde sich vermutlich der größte Teil der
Gewinnverlagerungen nicht mehr lohnen. Es scheint sogar, dass
man sich innerhalb der OECD-Länder und insbesondere
innerhalb der 20 stärksten Volkswirtschaften darauf einigen kann.
Das zweite Problem plagt Deutschland und die EU schon seit
Jahren: die digitalen amerikanischen GAFA-Unternehmen.

Die Abkürzung GAFA steht für die großen amerikanischen


Digitalkonzerne Google, Apple, Facebook und Amazon.
Diese Unternehmen haben die Digitalisierung regelrecht
revolutioniert und sind weltweit kaum dem Wettbewerb
ausgesetzt, sie sind marktbeherrschend.
Diese Unternehmen tätigen große Umsätze in Deutschland,
zahlen aber hier nur geringe Gewinnsteuern. Auch wenn es
medial anders klingen mag, liegt das weniger an den
Unternehmen als an den Regeln des internationalen
Unternehmenssteuerrechts. Dieses sieht vor, dass die Gewinne
aus Patenten und technischen Innovationen (sogenannte
Intellectual Property Rights, also etwa Intellektuelle
Eigentumsrechte) denjenigen Ländern zustehen, in denen die
innovativen Unternehmen ihren Sitz haben und wo die
Innovationen erarbeitet wurden. Da die GAFA-Unternehmen in
den USA beheimatet sind, steht den USA das Besteuerungsrecht
zu. Ob und wie die USA dieses Recht ausüben, ist die
Entscheidung der USA.
Um zu vermeiden, dass einzelne Länder oder die EU als Ganzes
mit einer Digitalsteuer (also eine Besteuerung vor allem von
Internetunternehmen) eine Änderung der GAFA-Besteuerung auf
ihrem jeweiligen Gebiet einführen, haben die OECD-Länder
ebenfalls im Rahmen des BEPS-Programms ein Konzept
entworfen, die digitalen Aktivitäten aller Unternehmen weltweit
anders zu besteuern. Ohne auf schwierige technische Details
einzugehen, sieht das Konzept vor, bei digitalen Dienstleistungen
eine kundenorientierte Gewinnbesteuerung einzuführen.
Allerdings hat das amerikanische Finanzministerium mitgeteilt,
dass es diese Änderung der internationalen Besteuerungsregeln
nur dann akzeptiert, wenn die Änderungen die USA-Unternehmen
nicht einseitig belasten.
Sollte dieses Konzept in das internationale
Unternehmenssteuerrecht übernommen werden, hängt es sehr
stark von den Regelungsdetails ab, welche Unternehmen oder
Länder stärker belastet werden. Insbesondere Länder mit
ausgeprägter digitaler Präsenz in anderen Staaten würden
vermutlich stärker belastet werden. Nun können Sie auch
verstehen, warum die USA Vorbehalte gegenüber dieser
Neuregelung haben.
Kapitel 14
Hier zahlt der Staat
IN DIESEM KAPITEL
Das Sozialleistungssystem im Überblick
Die gesetzliche Krankenversicherung
Die Pflegeversicherung
Die Arbeitslosenversicherung
Das Steuer-Transfer-System
Hartz IV und Sozialhilfe

Deutschland ist ein Sozialstaat. Nicht zuletzt zeigt sich das darin,
dass regelmäßig etwa 30 Prozent der gesamten
Wirtschaftsleistung eines Jahres, des Bruttoinlandsprodukts
(BIP), in Form von Sozialleistungen verausgabt werden.
Vereinfacht gesagt: Fast ein Drittel dessen, was wir jedes Jahr
erwirtschaften, fließt in den Sozialstaat.

Das Sozialleistungssystem im
Überblick
Das Sozialleistungssystem in Deutschland ist nicht nur
umfangreich, sondern auch kompliziert. Das liegt in erster Linie
daran, dass in einer modernen Gesellschaft die Risiken, die
abzusichern sind, und die Möglichkeiten der Risikoabsicherung
sich sehr unterschiedlich entwickelt haben. Das
Sozialleistungssystem ist neben dem privaten Versicherungs- und
Absicherungssystem das zweite Standbein der sozialen
Sicherung. In den Kapiteln 10 und 12 haben wir Versicherungen
sowie die Alterssicherung bereits ausführlich behandelt. In
diesem Kapitel geht es um den staatlich organisierten Teil der
sozialen Sicherung über die Sozialversicherungen und
Transferzahlungen:

die Big Five: das Sozialversicherungssystem,


das Steuer-Transfer-System und
Hartz IV und Sozialhilfe.

Schauen wir uns das einmal näher an.

Das Sozialversicherungssystem
Bevor wir uns den Big Five, den fünf großen deutschen
Sozialversicherungen, zuwenden, wollen wir zwei Fragen klären,
die Sie sich vielleicht stellen:

Warum gibt es Sozialversicherungen, wo es doch schon so


viele private Versicherungen gibt?
Was unterscheidet eine Sozialversicherung von einer privaten
Versicherung?

Warum gibt es Sozialversicherungen, wo es doch


schon so viele private Versicherungen gibt?
Es gibt elementare Lebensrisiken, denen jede und jeder
ausgesetzt ist: Krankheit, Alter, Pflegebedürftigkeit,
Arbeitslosigkeit und Tod. Man kann sich selbstverständlich nicht
gegen diese Risiken als solche versichern, sondern lediglich
gegen die finanziellen Folgen dieser Risiken. Bis auf
Arbeitslosigkeit existieren private Versicherungen gegen die
entsprechenden Risiken. Warum also noch zusätzlich
Sozialversicherungen?
Zum Zeitpunkt ihrer Entstehung – Ende des 19. Jahrhunderts –
gab es solche Versicherungen kaum. Das lag daran, dass in der
Zeit vor der industriellen Revolution die Versicherung die
Großfamilie war. Man unterstützte sich gegenseitig, es war
sozusagen ein »Versicherungsverein auf (familiärer)
Gegenseitigkeit«. Man darf nicht vergessen, dass die
hauptsächliche Wirtschaftstätigkeit die Landwirtschaft war. Mit
dem Aufkommen der Industrie mit ihren Fabriken in den Städten
änderte sich das fundamental. Die Großfamilie wurde
auseinandergerissen und die interne »Versicherung« funktionierte
nicht mehr. Zudem waren die Löhne, die gezahlt wurden,
regelmäßig zu niedrig, um sich anderweitig abzusichern. Das
unterste Auffangnetz zur damaligen Zeit war die Armenfürsorge.
Das änderte sich, als der derzeitige Reichskanzler Otto von
Bismarck im Kampf gegen die Sozialisten Kaiser Wilhelm I.
veranlasste, die Gründung von Sozialversicherungen zu
verkünden.

Die »Kaiserliche Botschaft« vom


17.11.1881
»Wir halten es für Unsere Kaiserliche Pflicht, dem Reichstag die Förderung des Wohles
der Arbeiter von Neuem ans Herz zu legen (…) In diesem Sinne wird zunächst der
Entwurf eines Gesetzes über die Versicherung der Arbeiter gegen Betriebsunfälle
vorbereitet. Ergänzend wird ihm eine Vorlage zur Seite treten, welche sich eine
gleichmäßige Organisation des gewerblichen Krankenkassenwesens zur Aufgabe stellt.
Aber auch diejenigen, welche durch Alter oder Invalidität erwerbsunfähig werden,
haben der Gesamtheit gegenüber einen begründeten Anspruch auf ein höheres Maß
staatlicher Fürsorge, als ihnen bisher hat zu Theil werden können.«

Daraus entwickelten sich nach und nach die heutigen


Sozialversicherungen.
Es gibt also mehrere Gründe für Sozialversicherungen:

Sie wurden gegründet, um den Arbeitern eine Absicherung


gegen die elementaren Existenzrisiken zu bieten.
In einer Gemeinschaft lässt es sich einfacher gegen die
Risiken des Lebens absichern als allein, also privat. Man
nennt das den »Risikoausgleich im Kollektiv«; das gilt auch für
Privatversicherungen.
Eine Versicherung für Millionen von Versicherten kann
ökonomisch vorteilhafter sein als viele Einzelversicherungen
nebeneinander für dasselbe Risiko. Die Verwaltungs- und
Vertriebskosten sind für eine gesetzliche Rentenversicherung
niedriger als für Hunderte davon. Das kann man allerdings nur
erreichen, wenn man möglichste viele Personen in diese
Versicherungen bekommt.

Und damit sind wir bei der zweiten Frage angekommen.


Was unterscheidet eine Sozialversicherung von einer
privaten Versicherung?
Der wichtigste Unterschied besteht im Versicherungszwang. Alle
Sozialversicherungen sind Pflichtversicherungen. Man kann sich
ihnen als Arbeitnehmer nicht entziehen. Das war bereits von
Anfang an so. Eine Sozialversicherung einzuführen ohne einen
solchen Zwang würde darauf hinauslaufen, eine freiwillige
Versicherung zu etablieren. Es gäbe dann einen Anreiz, sich dort
nicht zu versichern.

Will man vermeiden, dass junge oder leichtsinnige


Arbeitnehmer sich gegen die Elementarrisiken des Lebens
nicht versichern, muss die Versicherung obligatorisch, also
verpflichtend, sein. Ohne Versicherung würden die
unversicherten Personen sich auf Sozialhilfe und Hartz IV
verlassen – und sich die Versicherungsbeiträge sparen.
Der zweite Unterschied besteht in der Berechnung der
Versicherungsbeiträge. In einer Privatversicherung werden die
Beitragszahlungen nach dem individuellen Risiko festgelegt. Je
höher das Risiko, desto höher diese Zahlungen. Das kennen Sie
von Ihrer Kfz-Versicherung – wer mehr PS hat, zahlt mehr, weil
die Vermutung gilt, dass schnellere Wagen mehr Unfälle bauen.
Das würde bedeuten, dass Personen mit geringerem Einkommen
sich Versicherungen gegen die elementaren Risiken
möglicherweise nicht leisten könnten – wer arm und chronisch
krank ist, könnte sich keine Krankenversicherung leisten. Daher
erfolgen die Beitragszahlungen an alle Sozialversicherungen
(eine Ausnahme stellt die gesetzliche Unfallversicherung dar)
zusammen prozentual zum Arbeitslohn oder -gehalt. Darüber
hinaus gibt es keine Risikoüberprüfung und die
Sozialversicherungen können Ihnen auch nicht kündigen.

Die Konstruktionselemente der Sozialversicherung sind:

Versicherungszwang,
auf Lohn und Gehalt bezogene Beiträge und
keine Absicht, Gewinne zu erzielen.

Diese drei Elemente ergänzen sich jeweils und stellen die


wichtigsten Unterschiede zu einer privaten Versicherung dar.
Dennoch ergeben sich daraus nicht nur Vorteile für die in dieser
Weise Versicherten. Die Konstruktion der Sozialversicherungen
macht es möglich, Einkommensumverteilung in und mit den
Sozialversicherungen vorzunehmen. Diese Umverteilung kommt
dadurch zustande, dass darauf verzichtet wird, Beiträge nach
dem Risiko zu differenzieren.

Ein Beispiel: A und B haben das gleiche Einkommen,


zahlen also den gleichen Beitrag zur Krankenversicherung. A
aber ist ein kerngesunder Gesundheitsfanatiker, während B
raucht, trinkt und an einer chronischen Krankheit leidet.
Klarer Fall: A zahlt gemessen an seinem Krankheitsrisiko zu
hohe Beiträge, für B hingegen lohnt sich diese Versicherung.
Ähnliches gilt, wenn auch in geringerem Umfang, für die übrigen
Sozialversicherungen: Da die Beitragszahlung vom
Arbeitseinkommen abhängt, zahlt ein Teil der Versicherten relativ
zum abgesicherten Risiko zu hohe oder zu niedrige Beiträge.
Daher können Versicherte mit unterdurchschnittlichem Risiko
(also beispielsweise der Gesundheitsfanatiker) ein Interesse
daran haben, die Sozialversicherung zu verlassen und sich lieber
privat zu versichern. Das verhindert der Versicherungszwang, er
ist Garant für den Bestand dieser Art von Versicherung.

Der Aufbau des


Sozialversicherungssystems
Das Sozialversicherungssystem besteht aus Versicherungen für
fünf Bereiche, den Big Five, wie wir sie hier nennen:

die gesetzliche Krankenversicherung (GKV),


die gesetzliche Pflegeversicherung (GPflV),
die gesetzliche Rentenversicherung (GRV),
die Arbeitslosenversicherung (AV) und
die gesetzliche Unfallversicherung (UV).

Da die gesetzliche Rentenversicherung bereits in Kapitel 11


ausführlich besprochen wurde, wird sie im Folgenden nicht
thematisiert.

Die gesetzliche
Krankenversicherung
Seit 2009 müssen alle Personen über einen
Krankenversicherungsschutz verfügen. Nicht alle sind
pflichtversichert in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV),
die aber etwa 90 Prozent der Bevölkerung Deutschlands umfasst.
Alle Arbeitnehmer sind mit ihren Familienangehörigen in der GKV
versichert, solange ihr Einkommen unterhalb der sogenannten
Versicherungspflichtgrenze liegt, also einen bestimmten Betrag
nicht überschreitet. Diese Versicherungspflichtgrenze wird jährlich
fortgeschrieben. Oberhalb der Versicherungspflichtgrenze können
Sie freiwillig in der GKV bleiben, Sie können sich dann aber auch
privat versichern.

Soll ich mich privat versichern?


Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Zunächst einmal müssen Sie klären, ob
Sie sich überhaupt privat versichern können – übersteigt Ihr Einkommen die aktuelle
Pflichtversicherungsgrenze, dann dürfen Sie sich privat versichern; wenn Sie
selbstständig oder Beamter sind, können Sie zwischen privater Krankenversicherung
und freiwilliger gesetzlicher Versicherung wählen. Für Beamte, die Beihilfe beziehen,
lohnt sich die private Krankenversicherung: Der Dienstherr leistet einen Beitrag (die
Beihilfe) zu den Krankheitskosten, für den Rest schließt man eine sogenannte
Restkostenversicherung bei einer privaten Versicherung ab. Ob sich eine private
Krankenversicherung lohnt, hängt von vielen Umständen ab. Vereinfacht gesagt: Sind
Sie jünger als 40 Jahre, gesund und ohne Vorerkrankungen, haben und wollen keine
Kinder (die sind nämlich in der gesetzlichen Krankenversicherung mitversichert, in der
privaten hingegen nicht) und arbeiten nicht in einem gefährlichen Beruf, lohnt sich der
Blick auf die Tarife der privaten Versicherer. Aber Vorsicht: Einmal in der privaten
Krankenversicherung, gibt es nur wenige Wege zurück zur gesetzlichen
Krankenversicherung, und die Beiträge steigen mit dem Alter stetig an – je älter Sie
werden, umso mehr müssen Sie für Ihre Versicherung bezahlen.

Nach der gesetzlichen Rentenversicherung tätigt die GKV die


höchsten Ausgaben für soziale Sicherung. Im Jahr 2019 waren
das rund eine viertel Milliarde Euro. Sie zahlt die
Krankheitskosten bei Ärzten und Arzneimitteln, in
Krankenhäusern, in der medizinischen Reha und vieles mehr.
Zudem zahlt sie gegebenenfalls Krankengeld als
Lohnersatzleistung, sofern der Arbeitgeber keine Lohnfortzahlung
leistet oder diese nach sechs Wochen ausgelaufen ist.

Die Grundprinzipien der gesetzlichen


Krankenversicherung
Die gesetzliche Krankenversicherung basiert auf drei
Grundprinzipien:

dem Solidaritätsprinzip,
dem Sachleistungsprinzip und
dem Selbstverwaltungsprinzip.

Alle für einen: Das Solidaritätsprinzip


Dieses Prinzip ist als Gegensatz zu risikobezogenen Beiträgen
privater Krankenversicherungen, dem Äquivalenzprinzip, zu
verstehen.

Werden die Versicherungsbeiträge nach dem Risiko


berechnet – Versicherte mit höheren Risiken zahlen höhere
Beiträge –, so spricht man vom Äquivalenzprinzip.
Beiträge werden (bis zur Beitragsbemessungsgrenze) in Prozent
des Arbeitseinkommens bemessen und nicht anhand des
Krankheitskostenrisikos. Familienangehörige sind beitragsfrei
mitversichert, sofern sie nicht erwerbstätig sind und damit selbst
der Versicherungspflicht unterliegen. Die Leistungen der GKV
sind einkommensunabhängig bis auf das Krankengeld, das vom
vorherigen Einkommen abhängt.

Die Entkopplung von Beitragszahlung und


Leistungsinanspruchnahme hat für die GKV-Versicherten den
Vorteil, dass alle den gleichen Anspruch auf die im Katalog
der GKV aufgeführten Leistungen haben. Der Nachteil
besteht darin, dass für die Versicherten und auch für
Leistungserbringer kaum finanzielle Anreize bestehen, bei
der Inanspruchnahme sparsam zu sein. Das führt dazu, dass
die Inanspruchnahme mit Kostendämpfungsmaßnahmen
reguliert wird.
Ohne Rechnung: Das Sachleistungsprinzip
Auch dieses Prinzip steht im Gegensatz zum entsprechenden
Prinzip der privaten Krankenversicherung, dem
Kostenerstattungsprinzip. Die GKV rechnet direkt mit den
Leistungserbringern, also den Ärzten, Apotheken und
Krankenhäusern ab. Die Versicherten erhalten die Leistungen der
Ärzte, ohne je eine Rechnung zu sehen, geschweige denn zu
bezahlen. Wenn Sie privat versichert sind, schicken Ihnen der
Arzt, das Krankenhaus oder andere Leistungserbringer eine
Rechnung, die Sie zunächst aus eigener Tasche bezahlen
müssen und dann bei der Krankenversicherung zur
Kostenerstattung einreichen.
Der Vorteil des Sachleistungsprinzips liegt auf der Hand, die
Versicherten werden von Rechnungen verschont und müssen
nicht in Vorkasse treten; was bei sehr teuren Operationen
beispielsweise dazu führen würde, dass die Versicherten das gar
nicht bezahlen könnten. Der Nachteil des Sachleistungsprinzips:
Die Versicherten wissen nicht, welche Leistungen abgerechnet
werden und welche Kosten ihre Leistungsinanspruchnahme
hervorruft. Theoretisch kann Ihr Arzt abrechnen, was er will – Sie
als Patient kriegen das ja nicht mit, und es interessiert Sie auch
nicht, weil Sie es ja nicht bezahlen müssen.

Die Folge der Unkenntnis der Leistungsabrechnung macht


externe Stichprobenkontrollen unerlässlich. Kosten und
Preise von Leistungen bleiben dennoch undurchsichtig.
Zudem wird es dadurch schwieriger, nicht nur wirksame,
sondern auch kostengünstige Behandlungsverfahren
auszuwählen.
Selbstverwaltungsprinzip
Wem gehören die Krankenkassen? Die Antwort lautet: den
Versicherten. Ihre Beiträge finanzieren die Leistungen
(abgesehen vom Staatszuschuss in der GKV). Dementsprechend
verwalten Vertreter der Arbeitnehmer und Arbeitgeber die
Krankenkassen. Allerdings werden die wichtigsten
Entscheidungen vom Gesundheitsministerium getroffen.
Ähnliches gilt übrigens auch für die übrigen Sozialversicherungen;
die Zuständigkeiten fallen den jeweiligen Fachministerien zu.
Die Selbstverwaltungsorgane der gesetzlichen
Sozialversicherungsträger in Deutschland wird alle sechs
Jahre in der Sozialwahl gewählt. Die dort gewählten Vertreter
von Versicherten, Rentnern und Arbeitgebern sollen die
Interessen aller Versicherten vertreten – als ehrenamtliche
Vertreter.

»Kostenexplosion« und »Ökonomisierung«


im Gesundheitswesen
Seit etwa Mitte der 1970er-Jahre wird permanent von
»Kostenexplosion« im Gesundheitswesen gesprochen. In
jüngerer Zeit ist die Diskussion um die »Ökonomisierung«
dazugekommen. Was ist davon zu halten?
In der Tat sind Gesundheitsausgaben eine Wachstumsbranche.
Sie steigen schneller als die Wirtschaftsleistung (BIP). Was treibt
diese Kosten? Infrage kommen zwei Entwicklungen:

die Alterung der Bevölkerung und


der medizinisch-technische Fortschritt.

Wie in Kapitel 11 erklärt wird, spielt die Alterung der Bevölkerung


insbesondere bei der Alterssicherung in der gesetzlichen
Rentenversicherung eine große Rolle. Bei der GKV sieht es
tatsächlich anders aus, auch wenn Alterungseffekte auch hier
möglich sind. Dass die Alterung der Bevölkerung keine so große
Rolle wie bei der Rente spielt, hat mehrere Gründe:

Alt und Jung sind von Krankheiten betroffen und nehmen


GKV-Leistungen in Anspruch.
Die höchsten Krankheitskosten fallen in den letzten
Lebensmonaten an, unabhängig vom Alter.

Der wichtigste Kostentreiber im Gesundheitswesen ist der


medizinisch-technische Fortschritt. Diesen gibt es in zwei
Versionen:

als Prozessinnovation und


als Produktinnovation.

Bei einer Prozessinnovation werden Behandlungsmethoden


so verändert, dass sie das gleiche Behandlungsergebnis zu
geringeren Kosten erzielen. Eine Produktinnovation liegt vor,
wenn neue Behandlungsmethoden gefunden werden.

Schlüsselloch-Operationen und Biologika


Ein Beispiel für Prozessinnovation war die Einführung minimalinvasiver
Operationsmethoden (»Schlüsselloch-Operationen«). Dadurch wurden die
Heilungsdauer und damit wiederum der Aufenthalt im Krankenhaus deutlich verkürzt.
Die Behandlung wird kostengünstiger. Biologika sind Arzneimittel auf der Basis von
Makromolekülen, die mithilfe biologischer Organismen produziert werden, sie stellen
eine Produktinnovation dar. Solche Arzneimittel werden unter anderem bei schwerem
Rheuma oder Tumorerkrankungen eingesetzt. Damit können die jeweiligen
Erkrankungen besser oder sogar erstmals behandelt werden. Die Behandlungskosten
insgesamt steigen.

Im Gesundheitswesen überwiegen Produktinnovationen die


Prozessinnovationen. Die unweigerliche Folge sind steigende
Gesundheitsausgaben, aber auch bessere Leistungen des
Gesundheitswesens. Daran ist nichts auszusetzen. Was hat es
dann mit der »Ökonomisierung« des Gesundheitswesens zu tun?
Auf den Punkt gebracht und salopp formuliert könnte man sagen,
dass das Gesundheitswesen Opfer seines eigenen Erfolgs
geworden ist. Stellen Sie sich vor, die Mittel und Methoden, mit
denen Sie eine Krankheit behandeln können, werden stark
vermehrt. Wie können die Leistungserbringer im
Gesundheitswesen darauf reagieren?

»Ich tue alles für meine Patienten.«


»Für meine Patienten ist nur das Beste gut genug.«
»Ich wähle unter den wirksamen Methoden und Mitteln die
kostengünstigsten aus.«

Die erste Strategie könnte man mit einem gastronomischen


Begriff als die »Gourmand-Methode« bezeichnen. Man verwendet
alles, was gerade noch Sinn macht, zur Behandlung. Die Folge:
Unwirtschaftlichkeit der Mittelverwendung. Man hätte das gleiche
Ziel, die Gesundung des Patienten, auch zu niedrigeren Kosten
(und vermutlich mit weniger Nebenwirkungen) erreichen können.
Die zweite Strategie wäre gastronomisch gesehen die »Gourmet-
Methode«. Egal, auch wenn es kostengünstigere Verfahren mit
gleicher Wirkung gibt, das Beste und Neueste muss her. Die
Folge: Unwirtschaftliche Mittelverwendung. Es muss nicht immer
das Beste sein, manchmal tut es auch eine einfache
Behandlungsmethode.
Die dritte Methode wäre diejenige, die nach dem ökonomischen
Prinzip anzuwenden wäre. Allerdings entspricht das ökonomische
Prinzip nicht dem, was in der Medizin »Ökonomisierung« genannt
wird. Darunter versteht man in der Regel »Kostendruck«.

Das ökonomische Prinzip lautet: Ein gegebenes Ziel soll mit


dem geringsten Aufwand erreicht werden
(Minimierungsvariante). Oder: Bei gegebenem Aufwand soll
das bestmögliche Ziel erreicht werden
(Maximierungsvariante). Die Kombination beider Varianten ist
nicht möglich; das heißt, man kann mit minimalem Aufwand
kein maximales Ziel erreichen.
Der Kostendruck im Gesundheitswesen ist hauptsächlich auf den
medizinisch-technischen Fortschritt in Form von
Produktinnovationen zurückzuführen. Dieser Kostendruck
erfordert ein Umdenken im Gesundheitswesen von der Effektivität
zur Effizienz.
Unter Effektivität (auf Deutsch: Wirksamkeit) versteht man
den Zielerreichungsgrad einer Maßnahme. Effizient ist eine
Maßnahme, wenn sie einen gegebenen Zielerreichungsgrad
mit geringstmöglichen Mitteln realisiert.
Effizient Mittel und Methoden auszuwählen ist ein Gebot der
Ethik, denn effizienter Ressourcenverbrauch trägt dazu bei, bei
gegebener Ressourcenausstattung mehr Personen besser zu
behandeln. Das hat nichts damit zu tun, dass Patienten wirksame
Behandlungen vorenthalten werden. Wer ineffizient handelt,
verschwendet Sachmittel, Zeit und andere Ressourcen, die man
hätte verwenden können, um weiteren Patienten zu helfen.

Wenn Sie einem Patienten sagen wir 20 Stunden


Physiotherapie verschreiben, obwohl zehn Stunden reichen
würden, so ist das wohl effektiv – die Gesundung wird damit
sicher erreicht. Aber wenn zehn Stunden dazu reichen
würden, bleiben zehn Stunden übrig, die Sie einem anderen
Patienten verschreiben können. Das wäre dann effizient.

Gesundheitsfonds und
Krankenversicherungen
Das Kernstück des deutschen Gesundheitssystems ist der
Gesundheitsfonds. In diesen Fonds zahlen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer ihre Krankenkassenbeiträge ein, zusätzlich schießt
der Bund noch eine Menge Geld dazu. Aus diesem Fonds geht
dann das Geld an die Krankenkassen. Dabei erfolgt die Verteilung
der Fondsgelder an die Krankenkassen, wobei folgende Regeln
gelten:

Grundsätzlich gibt es eine einheitliche Grundpauschale pro


Versichertem.
Zusätzlich gibt es Zu- und Abschläge, die von verschiedenen
Faktoren wie beispielsweise dem Alter, dem Geschlecht oder
Erkrankungen der Kassenmitglieder abhängen. Damit soll
verhindert werden, dass Krankenkassen mit älteren und
kranken Versicherten benachteiligt werden.
Darüber hinaus gibt es Zuweisungen an die Kassen zur
Deckung ihrer sonstigen Ausgaben (beispielsweise
Verwaltungsausgaben).

Das Verfahren, bei der Mittelvergabe an Krankenkassen die


Altersstruktur und den Gesundheitsstand ihrer Versicherten
zu berücksichtigen, nennt sich Risikostrukturausgleich. Damit
will man verhindern, dass Krankenkassen, die viele chronisch
Kranke oder Mitglieder mit niedrigem Einkommen und
geringen Beitragszahlungen haben, im Wettbewerb
benachteiligt werden.
Wenn die Mittel, die eine Kasse aus dem Gesundheitsfonds
bekommt, nicht für ihre Ausgaben reichen, kann sie einen
einkommensabhängigen Zusatzbeitrag erheben. Dessen Höhe
hängt davon ab, wie wirtschaftlich die Kasse arbeitet. Wenn eine
Krankenkasse erstmals einen Zusatzbeitrag erhebt oder diesen
erhöht, haben ihre Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht. Aus
diesem Grund werden die Kassen bemüht sein, wirtschaftlich zu
arbeiten, damit sie keine Zusatzbeiträge erheben müssen und
ihnen die Kunden davonlaufen.

Um die Kasse zu wechseln, müssen Sie im Normalfall


mindestens zwölf Monate Mitglied in einer Krankenkasse
sein und zwei volle Monate zum Monatsende kündigen. Bei
einer Sonderkündigung wegen eines Zusatzbeitrags müssen
Sie spätestens bis zum Ende des Monats kündigen, in dem
der neue Zusatzbeitrag erstmals erhoben wird. Um zu
kündigen, müssen Sie nur einen Mitgliedsantrag bei Ihrer
neuen Kasse stellen, diese kündigt dann bei Ihrer alten
Kasse.
Die gesetzliche
Pflegeversicherung
Diese Versicherung ist die jüngste der Sozialversicherungen; es
gibt sie seit 1995. Eine Pflicht, sich gegen das Pflegekostenrisiko
zu versichern, besteht für jeden Bürger. Für Arbeitnehmer besteht
(bis zu den entsprechenden Grenzen) Versicherungspflicht in der
gesetzlichen Pflegeversicherung (GPflV), alle anderen müssen
eine private Pflegeversicherung abschließen. In der Regel folgt
die Pflegeversicherung der Krankenversicherung; dort wo man
krankenversichert ist, ist man auch pflegeversichert. Die
Pflegeversicherung stellt Sach- oder Geldleistungen im Pflegefall
bereit, damit die Pflege finanziert werden kann. Die Leistungen
sind vom Grad der Pflegebedürftigkeit abhängig.

Über die Pflichtversicherung hinaus können Sie die von der


Pflegeversicherung nicht übernommenen Pflegekosten über
eine Zusatzversicherung abdecken.
Das Ausmaß der Pflegebedürftigkeit wird in fünf Pflegegrade
eingeteilt, deren Ermittlung in § 15 Sozialgesetzbuch (SGB) XI
festgelegt ist. Grundsätzlich gilt: Je geringer die verbliebenen
Fähigkeiten oder Selbstständigkeit einer Person sind, desto höher
ist der Pflegegrad. Neben dem Pflegegrad hängen Art und Höhe
der Leistung der Versicherung davon ab, wo die Pflege erfolgt:

Pflege zu Hause,
stationäre Pflege oder
alternative Wohnformen.

Pflege zu Hause
Grundsätzlich besteht das Ziel darin, die von den
Pflegebedürftigen vorgezogene Form der Pflege sicherzustellen.
Dabei spielt die Pflege in der gewohnten häuslichen Umgebung
eine sehr große und wichtige Rolle. Die nach dem Pflegegrad
gestaffelten Leistungen können erfolgen als

Sachleistungen,
Geldleistungen oder
Kombination von Sach- und Geldleistungen.

Mit diesen unterschiedlichen Leistungsformen wird der


unterschiedlichen Situation von Pflegebedürftigen Rechnung
getragen. Sie können selbst entscheiden, welche Form der
Unterstützung für sie am besten geeignet ist. Um dies auch im
Detail zu ermöglichen, werden Krankheits- und
Urlaubsvertretungen von Pflegepersonen finanziert, es gibt
Zuschüsse zur Wohnungsanpassung und eine soziale
Absicherung für Pflegepersonen.

Stationäre Pflege
Wenn die Pflege in der häuslichen Umgebung nicht oder nur
eingeschränkt möglich ist, kommt die Pflege im Heim in Betracht.
Auch hierbei hängt die Höhe der Leistung der Pflegeversicherung
vom Pflegegrad ab. Folgende Unterschiede gibt es dabei zu
beachten:

vollstationäre Pflege,
teilstationäre Pflege und
Kurzzeitpflege.

Neben der vollständigen (vollstationären) Unterbringung in einem


Pflegeheim steht die teilstationäre Pflege als Möglichkeit bereit,
bei der zwischen Tages- und Nachtpflege differenziert wird.
Letzteres bedeutet, dass Pflegebedürftige entweder den Tag oder
die Nacht im Pflegeheim verbringen, ansonsten aber zu Hause
gepflegt werden. Kurzzeitpflege ist relevant für Krisen- und
Ausnahmesituationen. Insbesondere nach einem Aufenthalt im
Krankenhaus kann eine stationäre Kurzzeitpflege erforderlich
sein.

Neben einem pflegebedingten Eigenanteil müssen die


Kosten für Verpflegung, Unterbringung, Investitionen und
Komfortleistungen bei vollstationärer Pflege selbst getragen
werden. Diese Kosten können sich erheblich zwischen den
Einrichtungen unterscheiden. Es lohnt sich in jedem Fall, die
Einrichtungen in Augenschein zu nehmen und die Kosten zu
vergleichen.

Alternative Wohnformen
Nicht nur die Pflege zu Hause oder in stationären Einrichtungen
ist möglich und wird von der Pflegeversicherung gefördert,
sondern auch neue Wohnformen können unterstützt werden.
Solche Formen sind:

Pflegewohngemeinschaften und
neu gegründete, ambulant betreute Wohngruppen.

Insgesamt gesehen bietet die Pflegeversicherung ein


umfangreiches, differenziertes und flexibles Leistungspaket für
den Pflegefall. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass
dennoch Kosten anfallen, die diese Versicherung nicht
übernimmt. Diese Kosten sind bei vollstationärer Unterbringung
bisweilen sehr hoch.

Künftige Finanzierbarkeit der


Pflegeversicherung
Die bereits bei der Alterssicherung genannten Entwicklungen der
Bevölkerung spielen auch für die künftige Finanzierbarkeit der
Pflegeversicherung eine große Rolle. Es sind die
Bevölkerungsalterung sowie die Zunahme der Lebenserwartung.
Wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung führt die
Umlagefinanzierung auch bei der Pflegeversicherung zu einem
Problem. Die Beitragszahlungen der heutigen Arbeitnehmer
werden dazu verwendet, die heutigen Pflegekosten zu
finanzieren. Wer zahlt aber deren künftige Pflegekosten? Der
Umlagefinanzierung entsprechend werden die künftigen
Arbeitnehmer das übernehmen müssen. Die Zahl dieser künftigen
Beitragszahler wird erheblich kleiner sein als die der heutigen.
Zudem werden die künftigen Pflegebedürftigen voraussichtlich
eine höhere Lebenserwartung haben als die heutigen. Da die
Pflegekosten mindestens mit den Löhnen und Gehältern der
Beschäftigten ansteigen werden, ergibt sich auch für die
Pflegeversicherung eine Finanzierungslücke.
Zum Schließen dieser Lücke stehen folgende Maßnahmen zur
Verfügung:

Verlängerung der Lebensarbeitszeit,


höhere Beitragssätze zur Pflegeversicherung und
höherer Eigenanteil an den Pflegekosten.

Diese Maßnahmen (oder eine Kombination davon) werden wohl


kaum auf viel Gegenliebe stoßen. Möglicherweise kommt es aber
doch ganz anders, wenn der medizinisch-technische Fortschritt
und wir selbst es schaffen, länger gesund und fit zu bleiben.

Die Arbeitslosenversicherung
Der Verlust des Arbeitsplatzes hat für die Betroffenen nicht nur
ernste finanzielle Konsequenzen, sondern belastet auch
psychisch und sozial. Eine Versicherung gegen die finanziellen
Einbußen kann daher bei Weitem nicht alle Belastungen mildern.
Arbeitslosigkeit, insbesondere über einen längeren Zeitraum, ist
individuell und für die betroffenen Familien eine Katastrophe.
Strukturwandel
In einer Volkswirtschaft ändern sich alles – ständig. Alte, bewährte Unternehmen
verschwinden über Nacht, neue tauchen auf. Ganze Branchen gehen unter, andere
entstehen neu oder wachsen. Das führt zu Strukturwandel: Neue Unternehmen und
Industrien entstehen, alte gehen unter. Das Problem dabei ist, dass die Arbeitskräfte
aus den untergehenden Industrien nicht unbedingt einen neuen Arbeitsplatz bei den
neu entstehenden Industrien finden – so kann Langzeitarbeitslosigkeit entstehen. Der
Schuster im Pfälzer Wald verliert seinen Job, weil die Schuhe jetzt aus Asien kommen,
und er kann nicht einfach als Webdesigner oder Biotechexperte in München anfangen.
Also kommt es zu Langzeitarbeitslosigkeit im Pfälzer Wald. Keine Frage – hier muss
die Politik helfen. Strukturwandel muss keine Katastrophe sein, wenn die Wirtschafts-,
Sozial- und Arbeitsmarktpolitik ihn begleitet, statt ihn zu behindern oder zu verhindern.
Aber man darf auch nicht die positive Seite des Strukturwandels übersehen: Der
Kohleabbau wird zwar eingestellt, aber damit verschwinden die CO2-lastigen
Altindustrien. Hufschmiede werden arbeitslos, aber Sie können in einem Tag vom
Hamburg nach München reisen und verschaffen damit der Automobilindustrie neue
Arbeitsplätze.

Um diese Unsicherheiten im wirtschaftlichen Bereich erträglicher


zu gestalten, wurde die Arbeitslosenversicherung (AV) erfunden.
Sie ist eine Versicherung, die es als Privatversicherung nicht gibt.
Warum?

Arbeitslosigkeit größeren Ausmaßes entsteht in erster Linie


im Konjunkturverlauf, wenn es zu einem
Wirtschaftsabschwung oder einer Rezession kommt. Sie ist
dann kein individuelles, sondern ein kollektives Phänomen.
Solche Massenereignisse sind oft nicht privat versicherbar –
oder nur zu sehr hohen Kosten.
Die Arbeitslosenversicherung ist eine Pflichtversicherung für alle
Arbeitnehmer. Minijobber und Selbstständige sind nicht
versichert. Unter folgenden Voraussetzungen erhalten Sie
Arbeitslosengeld:

Sie erfüllen die Anwartschaftszeit (Mindestdauer der


versicherungspflichtigen Beschäftigung) von zwölf Monaten
innerhalb der vergangenen 30 Monate; bei häufig befristeten
Stellen reduziert sich die Anwartschaftszeit auf sechs Monate
innerhalb der vergangenen 30 Monate,
Sie sind als arbeitslos gemeldet und
Sie sind auf der Suche nach einer versicherungspflichtigen
Beschäftigung.

Darüber hinaus gibt es einige Regelungen, auch andere Zeiten


als Beschäftigungszeiten bei der Berechnung einzubeziehen.

Wie hoch ist das Arbeitslosengeld?


Ausgangspunkt ist das Bruttogehalt der letzten zwölf Monate. Dann dividieren Sie das
Bruttogehalt durch 365, das ergibt das Bruttogehalt pro Tag. Davon ziehen Sie die
Lohnsteuer und eine Pauschale von 20 Prozent für Sozialversicherungsbeiträge ab,
das ergibt dann das Nettoentgelt pro Tag. Ihr Arbeitslosengeld pro Tag sind dann 60
(67) Prozent des Nettoentgelts pro Tag. 67 Prozent erhalten Sie, wenn Sie ein oder
mehrere Kinder haben.

Auf der Homepage der Arbeitsagentur finden Sie ein einfach


zu bedienendes Programm, mit dem Sie die Höhe des
Arbeitslosengeldes ermitteln können:
https://www.pub.arbeitsagentur.de/start.html.

Die Dauer eines Anspruchs auf Arbeitslosengeld hängt ab von

der Dauer der versicherungspflichtigen Beschäftigung und


dem Alter.

Für Personen unter fünfzig beträgt der Anspruch maximal ein


Jahr. Danach steigt der Anspruch sukzessive bis auf maximal
zwei Jahre, die Sie ab dem 58. Lebensjahr erreichen, sofern Sie
mindestens 48 Monate versicherungspflichtig beschäftigt waren.
Warum ist das so kompliziert, warum ist das Arbeitslosengeld
nicht höher, warum wird es nicht länger gezahlt? Wichtige Fragen,
die wir zu beantworten versuchen.
Das Arbeitslosengeld ist als zeitweise, der Überbrückung
dienende, Lohnersatzleistung geschaffen worden. Es soll soziale
Härten vermeiden, aber auch Anreize dafür enthalten, sich selbst
möglichst schnell nach einer neuen Beschäftigung umzusehen.
Als Langzeitunterstützung ist es nicht gedacht.
Eine neue Beschäftigung zu finden ist oft alles andere als leicht.
Dennoch funktioniert die Wirtschaft nach dem Prinzip der
Eigenverantwortung. Auch wenn man für einen neuen Job
umziehen muss, sich neu einarbeiten muss oder selbst ein etwas
niedrigeres Gehalt akzeptieren oder eine ungewohnte Tätigkeit
übernehmen muss, gilt das als zumutbar. Zu verstehen ist das,
wenn man sich vorstellt, wie es umgekehrt wäre und man sich nur
auf Stellen im eigenen Beruf, in unmittelbarer Umgebung, mit
dem gleichen Gehalt zu bewerben bräuchte und das
Arbeitslosengeld (wir übertreiben jetzt maßlos) unbefristet in
Höhe des letzten Nettogehalts gezahlt würde. Warum sollte man
sich dann noch nach einem neuen Job umsehen?

Ökonomisch heißt das Problem, auf das wir hier anspielen,


Moral Hazard (frei übersetzt »moralisches Risiko« das
kennen Sie schon aus Kapitel 10). Sobald der
Versicherungsschutz des Arbeitslosengeldes greift, wird der
Anreiz, sich eine neue Stelle zu suchen und sie
anzunehmen, umso geringer, je mehr und je länger die
Versicherung das Arbeitseinkommen ersetzt.
Um dieses »moralische Risiko« zu begrenzen, hat man sich
komplizierte Regelungen einfallen lassen, um den
unterschiedlichen Gruppen von Betroffen wenigstens etwas
gerecht zu werden. Arbeitslose Personen, die Kinder zu
versorgen haben, bekommen einen höheren Anspruch. Da es
über fünfzig deutlich schwerer wird, einen neuen Job zu finden,
wird das Arbeitslosengeld länger gezahlt.
Selbst bei struktureller Arbeitslosigkeit, die aus dem oben
angesprochenen Strukturwandel resultiert, wäre ein auf
unbegrenzte Dauer gezahltes Arbeitslosengeld keine Lösung.
Auch wenn es unbequem und beängstigend ist, Strukturwandel
wird immer zu einer Volkswirtschaft gehören. Bei struktureller
Arbeitslosigkeit verschwinden Berufszweige. Die bisher dort
Beschäftigten werden immer noch gebraucht, nicht unbedingt am
selben Ort, nicht im selben Beruf. Diese Personen aus dem
Erwerbsleben herauszunehmen wäre weder finanziell noch
psychisch, sozial und volkswirtschaftlich eine gute Lösung.
Stattdessen unterstützen die Arbeitsagenturen mit Umschulungen
und Weiterbildung die Jobsuche.

Arbeitslos – was der Staat zahlt


Wenn Sie arbeitslos werden und die Voraussetzungen dafür erfüllen (einen bestimmten
Zeitraum in die AV eingezahlt haben), erhalten Sie Arbeitslosengeld I (ALG I), dessen
Höhe sich nach Ihrem letzten Nettoeinkommen richtet (60 Prozent, wenn Sie keine
Kinder haben, 67 Prozent, wenn Sie Kinder haben). Ihr Vermögen wird dabei nicht
berücksichtigt. Wichtig dabei: Sie müssen sich sofort bei der örtlichen Arbeitsagentur
melden, sobald Sie wissen, dass Sie Ihren Job verlieren, sonst droht eventuell eine
Sperre. Das ALG I können Sie – je nach Umständen und Alter – zwischen sechs und
24 Monate lang beziehen. Läuft das ALG I aus, so rutschen Sie in das Arbeitslosengeld
II, umgangssprachlich Hartz IV genannt. Das ist eine Grundsicherung, deren Höhe sich
nach festen Regelsätzen bestimmt. Ihr vorheriges Nettoeinkommen spielt nun keine
Rolle mehr, dafür werden Ihre Lebensumstände, auch Ihr Vermögen, berücksichtigt.
ALG II erhalten Sie auch nur, wenn Sie nicht genügend Geld zur Deckung Ihres
alltäglichen Bedarfs haben.

Die gesetzliche
Unfallversicherung
Der fünfte und vermutlich am wenigsten bekannte Zweig der
Sozialversicherungen ist die gesetzliche Unfallversicherung.
Während sich bei den anderen vier Sozialversicherungen
Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Beitragszahlung hälftig teilen,
zahlen bei der Unfallversicherung nur die Arbeitgeber.
Versichert sind alle Beschäftigten, auch während der Ausbildung.
Träger der Versicherung sind die Berufsgenossenschaften und
Unfallkassen. Mit Versicherungsleistungen abgedeckt sind die
Risiken

Arbeitsunfälle,
Berufskrankheiten und
Wegeunfälle.

Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten beziehen sich unmittelbar


auf die Tätigkeit in den Betrieben. Berufskrankheiten sind ein
schwieriges Gebiet, da nachgewiesen werden muss, dass die
betreffende Krankheit durch die Tätigkeit hervorgerufen wurde.
Deshalb gibt es eine Liste als Anhang zur
Berufskrankheitenverordnung, die die dort genannten
Erkrankungen als Berufskrankheiten festlegt. Darüber hinaus
können in Einzelfällen weitere Erkrankungen »wie eine
Berufskrankheit« (§ 9 Abs. 1 Sozialgesetzbuch (SGB) VII)
anerkannt werden.
Bei Wegeunfällen sind Unfälle versichert, die auf direktem Weg
von und zur Arbeit geschehen. Umwege sind nur dann
abgesichert, wenn dabei Kinder gebracht oder abgeholt werden
oder im Rahmen von Fahrgemeinschaften.

Ausführliche Informationen zur gesetzlichen


Unfallversicherung und Berufskrankheiten finden Sie beim
Spitzenverband Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung im
Internet unter
https://www.dguv.de/de/ihr_partner/arbeitnehmer/gesetzli
che-uv/index.jsp.

Unfälle im privaten Bereich sind nicht in der gesetzlichen


Unfallversicherung abgesichert.
Das Steuer-Transfer-System
Sozialversicherungen erbringen nur Leistungen für die
Versicherten, die vorher Beiträge gezahlt haben. Es besteht also
eine Leistungs-Gegenleistungs-Beziehung. Sind die Leistungen
und Gegenleistungen gleichwertig – mit einem Fremdwort:
äquivalent –, werden diese Versicherungen auch gerne
angenommen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Leistungen
Ihrer Versicherung das Geld wert sind, das Sie bezahlen, sind Sie
zufrieden.
Wenn die Versicherung auch Leistungen erbringt, denen keine
Gegenleistungen in Form von Beiträgen gegenüberstehen, schafft
das Unmut, sofern diese Leistungen aus den
Versicherungsbeiträgen finanziert werden.

Die Rentenversicherung zahlt auch Witwen- und


Witwerrenten, also Renten an die Hinterbliebenen der
Beitragszahler, auch wenn diese Hinterbliebenen niemals in
die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Das
ist eine Leistung ohne Gegenleistung, die – wenn der Staat
hier nichts unternimmt – von den anderen Versicherten
gezahlt würde, die keine Hinterbliebenen haben. Als Single
finden Sie das nicht unbedingt fair, dass Sie für die
Hinterbliebenen anderer Versicherter mitzahlen sollen, oder?
Daher sollten diese Leistungen – man spricht von
versicherungsfremden Leistungen – aus dem Steueraufkommen
finanziert werden. Dementsprechend zahlte der Bund aus seinem
Steueraufkommen im Jahr 2019 rund 114 Mrd. Euro an die
Sozialversicherungen für versicherungsfremde Leistungen; das
waren rund 18 Prozent der Gesamtausgaben dieser
Versicherungen. Und damit sind wir schon mitten im Thema.
Bei Weitem nicht alle sozialen Probleme lassen sich innerhalb der
Sozialversicherungen lösen. Die Leistungs-Gegenleistungs-
Beziehung der Sozialversicherungen steht dem entgegen.
Darüber hinaus ist die Absicherung elementarer Lebensrisiken
nur ein Aspekt der Sozialpolitik. Daneben tritt ein zweiter, der
soziale Ausgleich von Benachteiligungen.

Die Absicherung elementarer Lebensrisiken entspricht der


Versicherungsfunktion der Sozialpolitik. Der soziale
Ausgleich von Benachteiligungen gehört zur
Umverteilungsfunktion dieser Politik.
Welche Benachteiligungen sollen ausgeglichen werden? Das ist
die wohl schwierigste und umstrittenste Frage der Sozialpolitik.
Eine allgemeine, von allen anerkannte Antwort scheint es darauf
nicht zu geben. Um dennoch zu einer Lösung zu kommen, hat
man sich auf eine Vorgehensweise, einen Prozess, geeinigt, wie
man diese auszugleichenden Benachteiligungen feststellt: die
Politik. In den Wahlen geht es auch darum, dass verschiedene
Parteien vorab sagen, welche Benachteiligungen sie ausgleichen
wollen. Die Bürger entscheiden dann in der Wahl darüber, welche
Lösung sie bevorzugen. Im Parlament und über die
Gesetzgebung wird die endgültige Entscheidung getroffen.

Der soziale Ausgleich erfolgt über Zahlungen. Fließen


staatliche Zahlungen an private Haushalte, heißen sie
Transfers, fließen sie an Unternehmen, werden sie
Subventionen genannt.
Die wichtigsten Ausgleichsleistungen, Transfers, sind unseres
Erachtens gegenwärtig:

Kindergeld und der Familienleistungsausgleich,


Erziehungs- und Elterngeld,
Ausbildungs- und Aufstiegsförderung sowie
Wohngeld.
Die ersten beiden Leistungskomplexe gehören zur Familienpolitik,
der dritte der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik und der vierte der
Wohnungspolitik. Kindergeld und der Familienleistungsausgleich
sollen es allen Bürgern ermöglichen, Kinder zu haben. Da Kinder
zur Zukunftssicherung unverzichtbar sind, werden die
Erziehungsleistungen staatlich finanziell gefördert. Erziehungs-
und Elterngeld dienen darüber hinaus dazu, Erwerbstätigkeit und
Kindererziehung besser miteinander in Einklang zu bringen.
Ausbildungs- und Aufstiegsförderung sind Maßnahmen, die die
Chancengleichheit fördern. Um Talente und Fähigkeiten beruflich
nutzen und entwickeln zu können, werden die ungleichen
sozialen Startbedingungen durch Zahlungen zumindest so weit
angeglichen, dass niemand aufgrund fehlender finanzieller Mittel
auf Aus- und Weiterbildung verzichten muss.
Wohngeld wird gezahlt, um einkommensschwächere Haushalte
bei den Wohnungskosten zu unterstützen. Da in Ballungsgebieten
die Mieten zeitweise sprunghaft steigen, ist Wohngeld das Mittel
der Wahl, um eine Überlastung der schwächeren Haushalte zu
vermeiden.

Das Dilemma einer Mietpreisbremse


Eine Maßnahme, Mietsteigerungen im Zaum zu halten, ist eine Mietpreisbremse, die
den Anstieg der Mieten zwar nicht vollständig blockiert, aber verringert.
Mietsteigerungen sind insbesondere auf eine steigende Wohnraumnachfrage
zurückzuführen. Unter normalen Umständen würden steigende Mieten dazu führen,
dass die Bautätigkeit zunimmt. Allerdings dauert es eine Zeit lang, bis genug neue
Wohnungen gebaut werden. Daher bleiben die Mieten in der Zwischenzeit hoch. Würde
man versuchen, diese Mietsteigerungen durch eine extreme Mietbremse, einen
Mietenstopp, zu verhindern, hätte das fatale Auswirkungen: Frei werdende Wohnungen
würden dann zwar zur festen Miete vermietet, allerdings müssten die neuen Mieter an
die Vormieter – je nach Situation am Wohnungsmarkt – hohe oder sehr hohe
»Abstandszahlungen« leisten. Im Endeffekt wäre die sich für die Wohnung ergebende
Zahlung inklusive Abstandszahlung so hoch wie die unregulierte Marktmiete. Der
Unterschied wäre, dass die Abstandszahlung an die Vormieter und nicht an die
Eigentümer fließen würde. Daher würde die Instandhaltung der Wohnungen auf ein
Minimum zurückgefahren und der Neubau eingeschränkt statt erweitert.
Hartz IV und Sozialhilfe
Was geschieht, wenn man keinen Anspruch auf eine Leistung der
Sozialversicherung hat und auch durch die anderen Lücken des
Netzes der sozialen Sicherung fällt? Für solche Fälle werden
staatliche Leistungen bereitgestellt, die weder
vorleistungsbezogen wie diejenigen der Sozialversicherungen
noch an Bedingungen geknüpft sind wie diejenigen des Steuer-
Transfer-Systems. Es sind Leistungen der Mindestsicherung. Sie
dienen der Armutsbekämpfung.

Leistungen der Mindestsicherung sind nach dem Prinzip der


Finalität ausgestaltet. Sie orientieren sich an einem
konkreten Bedarf und es wird nicht danach gefragt, wie er
zustande kam, nach der Kausalität. Verspielt ein Millionär
sein gesamtes Vermögen und hat kein Einkommen, so kann
er Sozialhilfe beziehen, wenn keine andere Möglichkeit zur
Deckung des täglichen Lebensbedarfs besteht.

Armut und ihre Facetten


Wer ist arm? So einfach diese Frage klingt, so schwer ist sie zu
beantworten. Zunächst kann zwischen absoluter und relativer
Armut unterschieden werden. Absolute Armut liegt vor, wenn das
physische Überleben gefährdet und längerfristig nicht gesichert
ist. Gemessen wird dies am Ernährungs- und
Gesundheitszustand. Die Weltbank definiert absolute Armut an
eine Einkommensgröße. Haben demnach Menschen weniger als
1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung, sind sie absolut arm.

Der weltweite Zustand hinsichtlich der Ernährung wird im


Welthungerindex erfasst. Über diesen Link finden Sie den
Index für das Jahr 2019:
https://www.globalhungerindex.org/pdf/de/2019.pdf. Unter
https://www.worldbank.org/en/topic/poverty/overview
finden Sie Informationen der Weltbank zur globalen Armut.
Die für Deutschland relevante Armut ist die relative Armut. Sie
liegt vor, wenn die Teilnahme am soziokulturellen Leben gefährdet
ist und sozialer Ausschluss droht. Diese Art von Armut ist
schwerer zu messen als absolute Armut. Die wichtigste Größe zur
Messung relativer Armut ist wiederum das Einkommen. Relativ
arm ist jemand, der weniger als 50 Prozent des sogenannten
Medianeinkommens zur Verfügung hat. Im Kasten »Median und
Mittelwert« erfahren Sie, was es mit diesem Median auf sich hat.

Median und Mittelwert


Statistische Maße können verwirren. Das gilt auch für Durchschnitte, wie das folgende
Beispiel zeigt.
Angenommen, wir haben fünf Personen mit Jahreseinkommen von 10.000, 20.000,
40.000, 80.000 und 100.000 Euro.
Das arithmetische Mittel (das umgangssprachlich als »Durchschnitt« bezeichnet wird)
der Einkommen beträgt: (10.000 + 20.000 + 40.000 + 80.000 + 100.000)/5 = 250.000/5
= 50.000 Euro.
Das Medianeinkommen, der Zentralwert, liegt demgegenüber bei 40.000 Euro, das ist
das Einkommen, das genau in der Mitte liegt, wenn man alle Einkommen ihrer Höhe
nach aufsteigend aufreiht.
Hohe Werte ziehen das arithmetische Mittel in die Höhe – wenn Sie im vorliegenden
Beispiel den letzten Einkommenswert in Höhe von 100.000 durch ein Einkommen von
einer Million ersetzen, steigt der Durchschnitt rapide. Der Median hingegen würde
unverändert bleiben, er liegt immer in der Mitte, hier in der Mitte der
Einkommensverteilung.

Ein weiteres Messproblem bei der relativen Armut ist die


Tatsache, dass Menschen nicht als nur als Singles leben, sondern
in Mehrpersonenhaushalten. Man könnte auf die Idee kommen,
für jede Person im Haushalt, unabhängig von der
Haushaltsgröße, 50 Prozent des Medianeinkommens zu
verwenden, um den Bedarf eines solchen Haushalts zu
bestimmen. Man würde dann das halbe Medianeinkommen
einfach mit der Zahl der Haushaltsmitglieder multiplizieren.
Diese Vorgehensweise würde dazu führen, dass für
Mehrpersonenhaushalte eine sehr hohe Armutsschwelle
festgelegt würde, die nicht unbedingt dem Mindestbedarf
entspricht. Dafür verantwortlich ist einerseits die

Altersstruktur des Haushalts und


die Haushaltsgröße.

Dass das Alter der Haushaltsmitglieder eine Rolle für den


Mindestbedarf spielt, ist offensichtlich, Kinder und Jugendliche
haben einen geringeren Mindestbedarf als Erwachsene. Darüber
hinaus geht der Mindestbedarf pro Kopf mit zunehmender
Haushaltsgröße zurück; Ökonomen bezeichnen das als
Kostendegression.

Kostendegression bedeutet, dass die Fixkosten pro Einheit,


hier: pro Kopf, mit zunehmender Größe der Einheit sinken.
Kauft man beispielsweise eine Waschmaschine für 500 Euro,
kostet sie den Single 500 Euro, den Zweipersonenhaushalt
aber pro Kopf nur 250 Euro – man teilt sich eben die fixen
Anschaffungskosten.
Bei Haushalten gibt es solche Fixkosten beispielsweise bei der
Anschaffung von Haushaltsgeräten (Waschmaschine, Trockner,
Herd, Backofen, Mikrowelle, Fernseher) oder bei der Heizung.
Darüber hinaus sinken die Kaltmieten pro Quadratmeter mit der
Größe der Wohnung, bei ansonsten gleicher Qualität und Lage.
Die unterschiedlichen Bedürfnisse von Haushaltsmitgliedern und
die Kostendegression machen es also erforderlich, die
Armutsschwelle für Haushalte etwas komplizierter zu berechnen.
Dazu verwendet man Äquivalenzziffern. Die modifizierte OECD-
Skala sieht vor, die erste erwachsene Person mit dem Faktor 1 zu
gewichten, eine zweite im Haushalt lebende Person im Alter von
14 und mehr Jahren mit dem Faktor 0,5 und alle anderen mit 0,3.
Damit unterstellt man, dass eine zweite Person im Haushalt nur
die Hälfte (deswegen 0,5) des Einkommens eines Singles
benötigt (vor allem wegen der Fixkostendegression) und dass
Kinder unter 14 Jahren nur 30 Prozent (deswegen 0,3) des
Einkommens eines Erwachsenen benötigen.

Wie viel Einkommen braucht ein


Mehrpersonenhaushalt?
Lassen Sie uns einen Singlehaushalt mit einem Vierpersonenhaushalt vergleichen, der
aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren besteht. Benötigt der
Vierpersonenhaushalt im Vergleich zum Single das Vierfache an Einkommen? Das
Wievielfache des Einkommens benötigt der Haushalt mit vier Personen, um mit dem
Singlehaushalt gleichzuziehen? Die Äquivalenzziffer des Singlehaushalts ist 1. Die
Äquivalenzziffer des Vierpersonenhaushalts nach der »modifizierten OECD«-Skala
lautet: 1 + 0,5 + 2 × 0,3 = 2,1. Der Vierpersonenhaushalt benötigt damit nur etwas mehr
als das doppelte Einkommen des Singlehaushalts (genauer gesagt das 2,1-Fache),
nicht das Vierfache.

Armut hat darüber hinaus eine zeitliche Dimension. Man


unterscheidet

zeitweises Unterschreiten der Armutsgrenze und


dauerhaftes Unterschreiten dieser Grenze.

Für ein temporäres Unterschreiten der Armutsgrenze gibt es eine


ganze Reihe von Gründen. Zu den unseres Erachtens wichtigsten
gehören:

Zeiten der Aus- und Weiterbildung,


Kindererziehung,
vorübergehende Arbeitslosigkeit und
Scheidung.

Insbesondere Aus- und Weiterbildung beruht auf freiwilligen


eigenen Entscheidungen mit der Absicht, nach erfolgreichem
Abschluss mehr zu verdienen. In diesem Fall beruht temporäre
Armut auf einer Investitionsentscheidung. Die übrigen genannten
Gründe zeichnen sich ebenfalls dadurch aus, dass sie zeitlich
begrenzt sind. Bei der Kindererziehung kann »temporär« dann
aber doch einen ziemlich großen Zeitraum betreffen.
Zu den wichtigsten Gründen für ein permanentes Unterschreiten
der Armutsgrenze gehören:

chronische Erkrankungen,
Langzeitarbeitslosigkeit und
mangelnde Bildungsfähigkeit.

Hier ist es vor allem der letzte Grund, der Anlass zu Besorgnis
gibt. In einer technisch hoch entwickelten Wirtschaft ist eine
solide Ausbildung der Garant für ein ausreichendes Einkommen.
Fehlt es an Bildungsfähigkeit, sind die
Beschäftigungsmöglichkeiten begrenzt. Hier sind Maßnahmen der
frühkindlichen Förderung notwendig, um die Voraussetzungen für
Bildungsfähigkeit zu schaffen oder zu verbessern.
Zum Abschluss unserer Beschreibung des Armutsproblems
müssen wir auf eine weitere Unterscheidung eingehen, die auch
bei der Mindestsicherung eine Rolle spielt:

Einkommensarmut und
Armut als Folge eines besonderen Bedarfs.

Einkommensarmut bedeutet, dass der Bedarf des täglichen


Lebens nicht aus eigener Kraft gesichert werden kann. Ein
besonderer Bedarf entsteht häufig dann, wenn eine Krankheit, ein
Pflegefall oder eine sehr schwere Behinderung eintritt. Die Kosten
der Lebensführung können sich dadurch so stark verteuern, dass
der normale Bedarf sehr weit überschritten wird. In letzterem Fall
kann dann selbst ein recht hohes Einkommen unzureichend sein,
um den Bedarf zu decken.
Sie sehen, allgemein von »Armut« zu sprechen ist viel zu
undifferenziert, um dafür Lösungsmöglichkeiten zu schaffen. Die
Mindestsicherung in Deutschland muss darauf Rücksicht nehmen
und tut es auch.

Was kann der Staat tun?


Armutsbekämpfung
Die direkte Bekämpfung des Armutsrisikos erfolgt in Deutschland
über die soziale Mindestsicherung. Sie besteht aus drei
Bereichen:

dem Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt,


der Sozialhilfe sowie
der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.

Unbeliebt, aber erfolgreich: Arbeitslosengeld II (Hartz


IV)
Was geschieht, wenn man nach dem Auslaufen des
Arbeitslosengeldes immer noch arbeitslos ist? In diesem Fall
kann Anspruch auf eine Mindestsicherungsleistung,
Arbeitslosengeld II, bestehen.
Voraussetzung ist, dass man erwerbsfähig und über 15
beziehungsweise unter 65 Jahre alt und hilfebedürftig ist.

Erwerbsfähigkeit liegt vor, wenn man mindestens drei Stunden


pro Tag arbeiten kann.
Hilfebedürftig ist man, wenn das Einkommen der
Bedarfsgemeinschaft nicht reicht, um das Existenzminimum
zu decken, und die Eigenmittel nicht zur Deckung des
Lebensunterhalts und der Unterkunftskosten ausreichen.

Zur Bedarfsgemeinschaft gehören Ehegatten, Lebenspartner und


Personen in einer eheähnlichen Gemeinschaft und die
dazugehörenden Kinder.
Arbeitslosengeld II ist im Rahmen der sogenannten »Hartz-
Reformen« (so benannt nach Peter Hartz, der sie im Auftrag
der Bundesregierung entwickelte) aus der vorangehenden
Arbeitslosen- und Sozialhilfe geschaffen worden. Daher
stammt auch der Name »Hartz IV« für das Arbeitslosengeld
II.
Da das Arbeitslosengeld II eine Mindestsicherungsleistung ist,
findet eine Bedürftigkeitsprüfung statt. Das bedeutet, dass Ihr
Einkommen und Vermögen unter Berücksichtigung von
Freibeträgen auf Ihren Anspruch angerechnet werden. Ist Ihr
Einkommen oder Ihr Vermögen zu hoch, gibt es keine Leistungen.
Die Höhe des Arbeitslosengeldes II ergibt sich aus dem
Regelbedarf für die Lebensführung, den Kosten für Wohnung und
Heizung sowie gegebenenfalls aus Mehrbedarfszuschlägen und
einmaligen Leistungen.

Übersichten und Beispielsrechnungen zum Arbeitslosengeld


II finden Sie beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales
(BMAS) unter:
https://www.bmas.de/DE/Themen/Arbeitsmarkt/Grundsicherun
g/Leistungen-zur-Sicherung-des-Lebensunterhalts/.

Die letzte Rettungsleine: Sozialhilfe


Greifen alle anderen Hilfen des sozialen Netzes nicht, man ist
nicht für mindestens drei Stunden am Tag erwerbsfähig und
jünger als 65 Jahre, bleibt als letztes Auffangnetz die Sozialhilfe.
Sie setzt voraus, dass man sich selbst nicht ausreichend
versorgen kann. Anders gesagt, es wird Bedürftigkeit
vorausgesetzt und geprüft.
Kinder sind gegenüber ihren Eltern und Eltern gegenüber
ihren Kindern nach den Regelungen im Bürgerlichen
Gesetzbuch (BGB) unterhaltspflichtig, ebenso Lebenspartner
und Ehegatten untereinander (in bestimmten Fälle auch noch
nach einer Scheidung). Das Sozialamt greift darauf zurück
(Unterhaltsrückgriff): Die »eigenen Mittel« umfassen diese
Unterhaltsansprüche.
Die Sozialhilfe ist gemäß den Regelungen in Sozialgesetzbuch
(SGB) XII in sechs Hilfearten untergliedert:

Hilfe zum Lebensunterhalt: Diese Hilfe ähnelt vom Ziel her


sehr dem Arbeitslosengeld II für erwerbsfähige Personen. Es
geht darum, den Mindestlebensunterhalt des Alltags zu
sichern. Neben dem Regelbedarf übernimmt diese Hilfe die
Kosten von Unterkunft und Heizung und darüber hinaus
werden gegebenenfalls Mehrbedarfe berücksichtigt. Die
Regelsätze werden der Preisentwicklung angepasst.
Hilfe zur Gesundheit: Bei dieser Hilfeart geht es darum, den
besonderen Bedarf, der sich im Bereich Gesundheit ergibt, zu
decken. Diese und die übrigen Hilfen sind nicht an die Hilfe
zum Lebensunterhalt gekoppelt, sie können davon
unabhängig gewährt werden. Es geht dabei unter anderem um
die Finanzierung von Maßnahmen der Krankheitsprävention,
der Hilfe bei Krankheit, zur Familienplanung und bei
Schwangerschaft.
Eingliederungshilfe für behinderte Menschen: Für
behinderte Menschen wird unter anderem ein persönliches
Budget, also ein bestimmter Geldbetrag, zur freien
individuellen Verfügung gestellt. Damit soll neben der
Selbstbestimmung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
gefördert werden. Diese Hilfe ist die ausgabenstärkste der
Sozialhilfe.
Hilfe zur Pflege: In dieser Hilfe geht es darum, Pflegekosten
abzusichern, die nicht von der Pflegeversicherung gedeckt
werden. Vor der Einführung der Pflegeversicherung war diese
Hilfe die kostenträchtigste der gesamten Sozialhilfe. Danach
sind die Ausgaben in großem Umfang zurückgegangen.
Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer
Schwierigkeiten und Hilfe in anderen Lebenslagen: Zu
diesen Hilfearten zählen unter anderem Maßnahmen der
Obdachlosen-, Alten- und Blindenhilfe, Hilfe zur Weiterführung
des Haushalts sowie Hilfen in anderen Lebenslagen, die nicht
näher spezifiziert sind.

Informationen zur Sozialhilfe finden Sie beim


Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Internet unter
https://www.bmas.de/DE/Themen/Soziale-
Sicherung/Sozialhilfe/sozialhilfe.html.

Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung


Ebenfalls zur Mindestsicherung gehört diese Grundsicherung für
Personen ab 65 Jahren (die Anhebung dieser Altersgrenze folgt
den Regelungen über die Altersgrenze für eine Rente wegen
Alters in der gesetzlichen Rentenversicherung) sowie für
Personen ab dem 18. Lebensjahr, die dauerhaft vollständig
erwerbsgemindert sind.
Im Gegensatz zur Sozialhilfe wird bei dieser Form der
Mindestsicherung auf Unterhaltsrückgriffe bei Kindern und Eltern
verzichtet, auch die Erben werden nicht mit der Erstattung der
Kosten belastet. Übersteigt das Einkommen von Eltern oder
Kindern 100.000 Euro im Jahr, kann diese Grundsicherung nicht
mehr beantragt werden. Es bleibt dann aber die Hilfe zum
Lebensunterhalt mit dem Unterhaltsrückgriff.
Sie sehen: Die Leistungen der Grundsicherung werden sehr
individuell zugeschnitten. Dies trägt der Differenzierung der
Bedarfslagen für die einzelnen Personengruppen Rechnung.
Die Leistungen sind nicht üppig bemessen. Es gilt nach wie
vor das Prinzip der Eigenverantwortung. Die staatlichen
Hilfen sollen dennoch selbst für den Fall, dass im Leben alles
danebengeht, ein menschenwürdiges Dasein ermöglichen.
Kapitel 15
Vom Umgang mit
Wirtschaftskrisen
IN DIESEM KAPITEL

Inflation und Deflation


Arbeitslosigkeit
Bankenkrisen
Börsenkrisen

Die 2000er-Jahre sind von Wirtschaftskrisen kräftig durchgerüttelt


worden. In diesem Kapitel wollen wir mit Ihnen die wichtigsten
Arten von Wirtschaftskrisen besprechen und wie man damit am
besten umgeht. Die Debatte um solche Krisen fällt in das Fach
der Makroökonomie, eines der wichtigsten Zweige der
Volkswirtschaftslehre.

In der Volkswirtschaftslehre unterscheidet man zwischen


Mikroökonomie und Makroökonomie. Die Mikroökonomie
beschäftigt sich mit wirtschaftlichen Entscheidungen von
Unternehmen und privaten Haushalten sowie deren
Koordination über Märkte und Preise; sozusagen die
Froschperspektive. In der Makroökonomie geht es
demgegenüber um das gesamtwirtschaftliche
Zusammenwirken von Güter-, Arbeits- und Finanzmärkten
sowie die Folgen von Funktionsstörungen in Form von
Arbeitslosigkeit und Inflation. Das ist dann die
Vogelperspektive.
Inflation und Deflation
Unser Wirtschaftssystem baut auf einer funktionierenden
Währung auf, auf gesundem Geld. Was, wenn dieses Geld nicht
mehr funktioniert? Es sind vor allem zwei Krankheiten, die unser
Geld befallen und funktionsunfähig machen können:

Inflation und
Deflation.

Inflation und wie man sie misst


Sie kennen das: Sie gehen einkaufen und schon wieder ist alles
teurer geworden. Aber stimmt das wirklich? Um diese Frage zu
beantworten, müssen Sie zwei Arten von Preisveränderungen
unterscheiden:

die Veränderung einzelner Preise und


die Veränderung des Preisniveaus.

Die Veränderung von einzelnen Preisen geht in der Regel darauf


zurück, dass sich die Nachfrage nach den jeweiligen Produkten
ändert. Steigt die Nachfrage nach Wohnungen in der Innenstadt
an, werden die Bruttokaltmieten je Quadratmeter steigen. Es kann
auch zu Preissenkungen kommen, wenn neue Anbieter das
Produkt kostengünstiger produzieren können, wie man bei
Computerchips, Solarzellen und Smartphones sehen kann.
Diese Veränderungen einzelner Preise sind das Ergebnis des
Zusammenwirkens von Angebot und Nachfrage auf den
einzelnen Märkten. Demgegenüber bestehen Veränderungen im
Preisniveau darin, dass der Durchschnitt aller Preise sich ändert.
Nun werden Sie vermutlich fragen: »Wer weiß denn so was?«,
wie es in einer beliebten Ratesendung im Fernsehen heißt. Die
Antwort ist einfach: das Statistische Bundesamt mit Sitz in
Wiesbaden.
Das Statistische Bundesamt geht
einkaufen
Niemand kann die Preise aller Güter ermitteln, auch nicht das Statistische Bundesamt
in Wiesbaden, das Daten aus der ganzen Republik zusammenträgt. Aber immerhin –
die Preise für Mieten, Nahrungsmittel, Bekleidung, Kraftfahrzeuge, Friseurbesuche,
Reinigung oder Reparaturen werden im Verbraucherpreisindex (VPI) für die
Bundesrepublik Deutschland berücksichtigt. Alle Haushaltstypen, alle Regionen und
sämtliche dort nachgefragten Waren und Dienstleistungen werden zur Berechnung der
Inflationsrate herangezogen; zudem wird der Warenkorb ständig aktualisiert. Rund 600
Preiserheber schwärmen jeden Monat in 188 Gemeinden aus, um die Preise der
gleichen Produkte in den immer gleichen repräsentativen Geschäften zu ermitteln, das
macht monatlich rund 300.000 Einzelpreise. Und woher weiß man, welchen Anteil ein
konsumiertes Produkt am Warenkorb einer Person in Deutschland hat? Diesen Anteil
ermittelt man mit einer umfangreichen Befragung, der sogenannten Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe, bei der 60.000 Personen über ihre Haushaltsausgaben befragt
werden. Man ermittelt also den typischen Warenkorb eines Durchschnittsbürgers.

Das statistische Bundesamt ermittelt die Veränderung des


Durchschnitts aller Preise, die Inflationsrate, den harmonisierten
Verbrauchspreisindex (HVPI).

Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) misst die


Veränderung der durchschnittlichen Preise für Güter und
Dienstleistungen in einem Land von Jahr zu Jahr, jeweils
bezogen auf das Vorjahr. Der HVPI bestimmt in der EU die
Inflationsrate.
Wie berechnet man den HVPI, also die Inflationsrate? Im Prinzip
ganz einfach: Stellen Sie sich vor, Sie gehen einkaufen. Sie legen
verschiedene Waren in verschiedenen Mengen in den Korb –
zwei Tafeln Schokolade, vier Bananen, drei Päckchen Nudeln und
so weiter. Dann bezahlen Sie an der Kasse einen Gesamtbetrag,
und das ist der Wert Ihres Warenkorbs. Nun gehen Sie einen
Monat später wieder in das gleiche Geschäft, kaufen exakt die
gleichen Waren in den gleichen Mengen und bezahlen wieder an
der Kasse. Zahlen Sie nun sagen wir 1 Prozent mehr für den
Warenkorb, dann sind die Preise in Ihrem Warenkorb im Schnitt
um 1 Prozent gestiegen – das ist dann die Inflationsrate.
Genau das macht das statistische Bundesamt:

Es ermittelt zuerst den Warenkorb, den der durchschnittliche


Bürger im Monat konsumiert (mithilfe der Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe).
Dann ermittelt das Amt den Preis des gesamten Korbes, es
geht sozusagen an die Kasse und bezahlt.
Wenn der Gesamtwert des Warenkorbs von einem Jahr zum
nächsten beispielsweise um 2 Prozent gestiegen ist, beträgt
die Inflationsrate eben 2 Prozent.

Wenn die Inflationsrate 2 Prozent beträgt, was heißt das für Sie,
sind Ihre Haushaltsausgaben ebenfalls um 2 Prozent gestiegen?
Vermutlich nicht, es sei denn, Ihr Warenkorb entspricht exakt
demjenigen, der dem durchschnittlichen Warenkorb in der
Bevölkerung entspricht, und die lokalen Preisänderungen bei
Ihnen vor der Haustüre sind dieselben wie die vom Statistischen
Bundesamt für ganz Deutschland im Durchschnitt ermittelten. Für
Ihren Haushalt wird die Preissteigerungsrate daher
wahrscheinlich von der durchschnittlichen abweichen.

Auf der Homepage des Statistischen Bundesamtes können


Sie unter dem Stichwort persönlicher Inflationsrechner Ihre
persönliche Inflationsrate berechnen, indem Sie sich dort
Ihren eigenen Güterkorb zusammenstellen. Damit können
Sie besser einschätzen, wie stark Sie persönlich von der
Inflation betroffen sind.
Warum ermittelt man dann die Preissteigerungsrate? Weil sie
eine gesamtwirtschaftliche Größe ist, die über die Wirtschaft
insgesamt etwas aussagt. Das kann für Sie von Bedeutung sein,
wenn Sie die Veränderung Ihres Einkommens mit der
Inflationsrate vergleichen. Steigt Ihr Einkommen um weniger als
die Inflationsrate, dann ist Ihre Kaufkraft gesunken – steigt Ihr
Einkommen um 5 Prozent, die Preise aber steigen um 10
Prozent, dann können Sie mit Ihrem Einkommen weniger
einkaufen als bisher. Ihr Realeinkommen, also das Einkommen
gemessen in Gütern, sinkt. Nimmt Ihr Einkommen stärker zu als
die Inflationsrate, dann steigt Ihre Kaufkraft – aber eben nur im
Durchschnitt.
Gesamtwirtschaftlich spielt die Inflationsrate eine wichtige Rolle
bei

Tarifverhandlungen,
Wechselkursen und
der Geldpolitik.

Bei Tarifverhandlungen ist das Mindestziel der Arbeitnehmerseite


der sogenannte Inflationsausgleich: Die Kaufkraft der Einkommen
soll zumindest nicht sinken. Für die Wechselkurse sind die
Unterschiede zwischen den Inflationsraten der Länder mit
unterschiedlichen Währungen wichtig. Steigt in den USA das
Preisniveau gegenüber dem chinesischen Yuan an, dann sinkt die
Kaufkraft des Dollars in China, während die Kaufkraft des Yuan
(so heißt die chinesische Währung) in den USA ansteigt. Das
wiederum führt dazu, dass der Yuan gegenüber dem US-Dollar
aufwertet. Für einen Yuan erhält man mehr Dollar
beziehungsweise 1 Dollar kostet weniger Yuan.

Der Wechselkurs zwischen zwei Währungen gibt an, was


eine Einheit der Währung eines Landes in der Währung des
anderen Landes kostet. Beträgt beispielsweise der
Wechselkurs zwischen Euro (EUR) und Dollar (USD) 1,18
USD/EUR, dann kostet 1 Euro 1,18 US-Dollar. Umgekehrt
kostet 1 Dollar bei diesem Wechselkurs 1/1,18 = 0,8475
Euro.
Für die Geldpolitik ist in der EU und insbesondere in der
Eurozone die Inflationsrate, gemessen am HVPI, sogar eine
Zielgröße. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat als oberstes
Ziel die Aufrechterhaltung des Geldwertes. Um das zu erreichen,
strebt sie eine Inflationsrate an, die nahe bei 2 Prozent im Jahr
liegt. Anders ausgedrückt, ein stabiler Geldwert liegt nach der
Definition der EZB bei einer moderaten Inflationsrate von 2
Prozent.
Was passiert, wenn die Inflationsrate stark ansteigt? Eine stark
steigende Inflationsrate deutet auf eine schwere Wirtschaftskrise
hin. Irgendetwas läuft dann grundlegend schief.

Zu viel Geld jagt eine zu geringe Menge an Gütern und


Dienstleistungen.
Kommen die Einkommen nicht nach, sinkt der Wohlstand der
Arbeitnehmer.
Der Außenwert der Inlandswährung sinkt mit der Folge, dass
importierte Produkte teurer werden.
Sind diese Produkte Rohstoffe oder Vorprodukte für die
inländische Produktion, dann sinkt diese.

Die deutsche Hyperinflation


Die meisten von uns kennen nur moderate Inflationsraten von 2, 3 oder 5 Prozent – das
geht auch anders. In den 1920er-Jahren wütete in Deutschland nach dem ersten
Weltkrieg in der Weimarer Republik eine Hyperinflation. Die Inflationsrate war so hoch,
dass die Löhne täglich ausgezahlt und sofort wieder ausgegeben wurden, da sie am
nächsten Tag kaum noch etwas wert waren. Zum Schluss kostete eine Zeitung mehrere
Millionen Reichsmark. So hohe Inflationsraten haben alle Geldvermögen vernichtet –
Ersparnisse, die Bürger in Jahrzehnten angehäuft hatten, waren innerhalb von Monaten
verschwunden. Beendet wird eine Hyperinflation mit einer Währungsreform, die wegen
der Folgen für das Geldvermögen sehr unbeliebt ist, um es vorsichtig auszudrücken.
Vereinfacht gesagt werden einfach die Nullen hinter den Preisen gestrichen – aus einer
Zeitung für 10 Millionen Reichsmark wird dann wieder eine Zeitung für 10 Groschen.
Unterschätzen Sie nicht die Macht der Inflationsrate: Bei einer
Inflationsrate von jährlich 2 Prozent kostet ein Produkt, das heute
1.000 Euro kostet, in fünf Jahren schon 1.104,08 Euro – das
bedeutet eine Preissteigerung von rund 10 Prozent. Und nun
überlegen Sie mal, was das für Ihre Ersparnisse bedeutet, die Sie
auf zehn, zwanzig Jahre festlegen.

Im Internet finden Sie Inflationsrechner, die Ihnen


ausrechnen, bei welcher Inflationsrate Sie wie viel Geld
verlieren.

Eine Besonderheit:
Vermögenspreisinflation
Stellen Sie sich vor, Sie erben 10 Millionen Euro. Was machen
Sie damit? Vermutlich würden Sie Ihren Lebensstil etwas
luxuriöser gestalten, aber den größten Teil davon würden Sie
wohl anlegen, beispielsweise in Immobilien. Was aber passiert,
wenn nicht nur Sie auf einen Schlag reicher werden, sondern sehr
viele Personen? Dann werden diese Personen ebenfalls den
größten Teil des Geldes anlegen wollen.
Das Angebot an Immobilien und Aktien ist allerdings beschränkt,
kurzfristig sogar ziemlich fix. Was geschieht, wenn sehr viele
Personen eine insgesamt sehr große Geldsumme auf einen
Schlag unter den Bedingungen eines fix gegebenen Angebots
von Anlagemöglichkeiten anlegen wollen? Genau: Die Preise
steigen. Immobilien werden teurer, unabhängig von Lage und
Zustand, und die Aktienkurse, das sind ebenfalls Preise, steigen
auch, werden also teurer.

Eine Vermögenspreisinflation liegt vor, wenn die Preise von


Vermögensanlagen, insbesondere Immobilienpreise und
Aktienkurse, im Durchschnitt ansteigen, ohne dass die
Fundamentalwerte der Anlageformen zunehmen. Der
Fundamentalwert einer Immobilie hängt vom Mietwert, der
Fundamentalwert von Aktien von den
Unternehmensgewinnen ab.
Eine Vermögenspreisinflation endet nicht selten darin, dass die
dadurch hervorgerufene Preisblase platzt. Die Immobilienpreise,
die Aktienkurse stürzen plötzlich ab, das Haus ist nur noch die
Hälfte wert, ebenso das Aktienportfolio. Das Tückische an dieser
Form der Inflation ist, dass man sie nur schwer erkennen kann.
Im Gegensatz zur Verbraucherpreisinflation gibt es keinen Index,
anhand dessen man diese Inflation ablesen könnte. Die
Zentralbanken verankern ihre Geldpolitik an der
Güterpreisinflation, lassen aber die Vermögenspreisinflation
außer Acht.

Wenn die Preise fallen: Deflation


Von der Wortbedeutung her beinhaltet Deflation das Gegenteil
von Inflation:

Inflation ist der Anstieg des Preisniveaus.


Deflation ist das Umgekehrte, also das Sinken des
Preisniveaus.

Darüber hinaus hat der Begriff Deflation noch eine weitergehende


Bedeutung, die aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise Ende der
1920er-, Anfang der 1930er-Jahre stammt. Damit ist dann das
Sinken der gesamtwirtschaftlichen Produktion gemeint, das mit
einem Rückgang der Inflationsrate und einem Anstieg der
Arbeitslosigkeit verbunden ist.
Ein Rückgang der Inflationsrate wird allgemein nicht als Deflation
bezeichnet, sondern als Disinflation – die Preise steigen immer
noch, aber in einem geringeren Ausmaß. Hier verwenden wir den
Begriff Deflation in der ursprünglichen Bedeutung, dem Rückgang
des Preisniveaus. Ein solches Sinken des Preisniveaus kann
gefährlich werden, wenn es dazu führt, dass die Bevölkerung
erwartet, dass das Preisniveau weiter sinkt, also ein
Deflationsprozess entsteht.

In einem Deflationsprozess halten sich die Verbraucher mit


dem Kauf von Gütern und Dienstleistungen zurück und
verschieben sie, wenn möglich, auf einen späteren Zeitpunkt,
da sie dann die Produkte und Dienstleistungen günstiger
kaufen können. Dadurch aber geht die Produktion der
Unternehmen zurück und die Beschäftigung sinkt, es entsteht
Arbeitslosigkeit.
Die niedrige Inflationsrate innerhalb der Eurozone ist weder eine
Deflation noch ein Deflationsprozess. Die EZB befürchtete in der
Folge der Finanz- und Eurokrise einen solchen Deflationsprozess
und hat dem mit einer sehr expansiven Geldpolitik
entgegengewirkt.

Die Rolle der Geldpolitik


Da ein stabiler Wert des Geldes, seine Kaufkraft, für die
Bevölkerung und die Wirtschaft sehr wichtig ist, ist die Sicherung
dieses Wertes die Hauptaufgabe der Geldpolitik.
Geldpolitik ist technisch schwierig; sie verlangt sehr gutes,
spezialisiertes volkswirtschaftliches Wissen. Daher hat man die
Geldpolitik von den übrigen Politikbereichen, die die Regierung,
kontrolliert durch das Parlament, ausführt, getrennt und eine
eigenständige Institution geschaffen, die Zentralbank.
Die Unabhängigkeit der Zentralbank ist in vielen Ländern
gesetzlich gesichert. In Artikel 7 der Satzung der EZB heißt
es dementsprechend, dass »… bei der Wahrnehmung der
ihnen durch diesen Vertrag und diese Satzung übertragenen
Befugnisse, Aufgaben und Pflichten weder die EZB noch
eine nationale Zentralbank noch ein Mitglied ihrer
Beschlussorgane Weisungen von Organen oder
Einrichtungen der Gemeinschaft, Regierungen der
Mitgliedstaaten oder anderen Stellen einholen oder
entgegennehmen« darf.
Die EZB ist die Zentralbank des Eurosystems, das mittlerweile 19
Staaten der EU umfasst. Die vorher eigenständigen nationalen
Zentralbanken existieren zwar weiter, haben aber keine eigene
Zuständigkeit für die Festlegung der Geldpolitik, sondern sind
sozusagen die ausführenden Organe der EZB.
Die Aufgaben der EZB sind in Artikel 3 ihrer Satzung festgelegt:

1. die Geldpolitik »festzulegen und zu betreiben«,


2. Devisengeschäfte durchzuführen und die Währungsreserven
zu »halten und zu verwalten« sowie
3. »das reibungslose Funktionieren der Zahlungssysteme zu
fördern«.

An dieser Stelle ist für uns vor allem der erste Punkt, die
Geldpolitik, relevant. Die beiden anderen Aufgaben betreffen den
Außenwert der Währung sowie die Funktionsfähigkeit der
Zahlungssysteme, die das Herz-Kreislauf-System einer
Volkswirtschaft darstellen.

Das vorrangige Ziel der Geldpolitik ist es, Preisstabilität zu


gewährleisten (Artikel 2 der EZB-Satzung) und die übrige
allgemeine Wirtschaftspolitik zu unterstützen, sofern dies die
Gewährleistung der Preisstabilität nicht gefährdet. Unter
Preisstabilität versteht die EZB – wie weiter oben schon
gesagt – eine Inflationsrate von nahe bei 2 Prozent.
Während und nach der weltweiten Finanz- und der europäischen
Eurokrise hat die EZB eine expansive Geldpolitik betrieben, die
sie gegenwärtig in der Coronapandemie-Krise weiterführt.

Wie die Zentralbanken expansive


Geldpolitik betreiben
Eine Zentralbank erhöht die Geldmenge in ihrem Währungsgebiet, sie betreibt
expansive Geldpolitik, indem sie Wertpapiere (also Unternehmens- und
Staatsschulden) von den Banken kauft und ihnen dafür neu geschaffenes Geld gibt.
Dieses Geld schafft die Zentralbank buchstäblich aus dem Nichts, es stehen diesem
Geld weder Gold noch andere Werte gegenüber. Mit dieser Politik versucht die
Zentralbank, die Banken zur Kreditvergabe an Unternehmen zu bringen, die wiederum
mit diesen Krediten zusätzliche Investitionen finanzieren. Mit diesen Investitionen
steigen dann – so die Hoffnung – Produktion, Beschäftigung und vermutlich auch die
Inflationsrate.

Diese Art der extrem expansiven Geldpolitik, die von den


Zentralbanken großer Länder mitgetragen wird, ist ein Experiment
mit unklarem Ausgang. Bisher hat diese Politik nicht dazu geführt,
dass es zu einer Güterpreisinflation gekommen wäre. Dennoch
zeigt die Politik Folgen, die für die Bevölkerung schmerzhaft sind:

Die Zinsen für festverzinsliche Anlageformen sind sehr niedrig,


Banken verlangen zunehmend Gebühren für das Halten von
Geld auf Girokonten und
es wird befürchtet, dass es zu einer Vermögenspreisinflation
kommt.

Letzteres zeigt sich darin, dass die Preise für Immobilien in


großen Städten stark angestiegen sind, da Immobilien als Form
der Geldanlagen als sicherer und wertbeständiger angesehen
werden als Aktien. Aber auch die Aktienkurse – also die Preise
von Aktien – sind höher als es die Gewinnaussichten der
Unternehmen erwarten lassen. Diesen Risiken der Geldpolitik
kann man kaum ausweichen, weil es systemische Risiken sind.
Über diese Geldpolitik ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Es ist offen, wie es ausgehen wird. Es könnte sein, dass die
große Güterpreisinflation doch noch kommt, oder auch nicht. Das
ist ungewiss.

Schutz vor Inflation und Deflation


Nun wissen Sie, was Inflation, Vermögenspreisinflation und
Deflation sind – doch was bedeutet das für Sie persönlich und wie
können Sie sich davor schützen? Keine einfache Antwort, wir
können Ihnen nur ein paar Ideen dazu vermitteln.
Wie können Sie sich vor Inflation schützen? (Aber Vorsicht, man
kann sich nicht wirklich und immer davor schützen! Alle Angaben
hier erfolgen ohne Gewähr!)

Wenn Sie Inflation erwarten, sollten Sie kein Geld verleihen –


Sie verleihen 100 Euro, kriegen zwar auch 100 Euro zurück,
aber mit diesen 100 Euro können Sie inflationsbedingt nur
noch Waren im Wert von 80 Euro kaufen.
Eher schon sollten Sie sich Geld leihen: Sie leihen sich 100
Euro, kaufen davon Waren im Wert von 100 Euro und zahlen
in einem Jahr 100 Euro zurück, die aber nur noch eine
Kaufkraft in Höhe von 80 Euro haben.
Bei hoher Inflation sollten Sie wenig Geld auf dem Konto oder
in der Brieftasche haben – Inflation wirkt wie eine Steuer auf
Geldhaltung.
Ein Rat, der immer genannt wird, ist in Sachwerte zu fliehen,
also Immobilien, Aktien oder Ähnliches. Darüber müssen wir
noch einmal sprechen, wenn wir über Vermögenspreisinflation
reden.
Wenn Sie größere Anschaffungen vorhaben und Inflation
erwarten, sollten Sie diese Anschaffungen möglichst bald
tätigen – zur Not auch auf Kredit (aber vergessen Sie nicht,
was wir in Kapitel 3 über Schulden geschrieben haben).

Und wie können Sie sich vor Deflation schützen? Im Grunde


genommen gilt hier das Gegenteil dessen, was man bei Inflation
tun sollte (aber Vorsicht, man kann sich auch hiervor nicht wirklich
und immer schützen! Alle Angaben hier erfolgen ohne Gewähr!):

Wenn Sie Deflation erwarten, sollten Sie Geld verleihen – Sie


erhalten später kaufkraftbereinigt mehr Geld zurück, als Sie
verliehen haben.
Sie sollten sich kein Geld leihen, aufgrund der Deflation wird
dies sehr teuer.
Bei Deflation können Sie Ihr Geld auf dem Konto oder in der
Brieftasche halten, es wird ja beständig mehr wert.
Sachwerte haben bei einer Deflation eher schlechte Karten –
Unternehmensgewinne beispielsweise sinken tendenziell,
damit die Aktienkurse.
Wenn Sie größere Anschaffungen vorhaben und eine
Deflation erwarten, sollten Sie diese Anschaffungen möglichst
lang hinauszögern, diese werden immer billiger.

Und was sollte man bei Vermögenspreisinflation tun?

Zunächst sollten Sie wissen, dass man nicht sicher wissen


kann, ob eine Vermögenspreisinflation vorliegt. Alte Weisheit:
Eine Vermögenspreisblase erkennt man erst, wenn sie
geplatzt ist.
Grundsätzlich gilt bei Investments immer die Idee der
Diversifizierung (ein Thema, das Sie in Kapitel 1 finden) – nie
alle Eier in einen Korb legen.
Es gelten auch die anderen Investmentweisheiten:
Panik ist kein guter Ratgeber.
Rendite gibt es nur gegen Risiko. Achten Sie auf die
Kosten.
Kaufen Sie nichts, was Sie nicht verstehen.
Wenn Sie eine Vermögenspreisblase und damit auch einen
baldigen Kursrutsch vermuten, wäre es natürlich sinnvoll, dass
Sie Ihr Pulver trocken halten (also Bargeld vorzuhalten) und
dann kaufen, wenn die Preise gefallen sind. Aber leider weiß
man nie, wann die Kurse fallen werden, das kann unter
Umständen länger dauern, als Sie Ihr Pulver trocken halten
können.

Das Problem bei Vermögenspreisinflation ist, dass es sich dabei


oft um ein systemisches Risiko handelt, dem Sie nur schwer
ausweichen können.

Systemische Risiken sind Risiken, denen man nicht


ausweichen kann.
Was ist damit gemeint? Wenn die Vermögenspreise steigen,
steigen sie überall – warum? Weil jeder Investor die gleiche
Überlegung hat: Er vermutet steigende Vermögenspreise und
einen baldigen Absturz der Preise, also sucht (und kauft) er
andere Werte, bei denen die Preise noch nicht so stark gestiegen
sind und von denen er vermutet, dass deren Preise nicht stürzen
werden. Allerdings treibt er mit diesem Verhalten die Preise dieser
Werte und überträgt damit die Vermögenspreisinflation auf diese
Werte. Und da alle Investoren so denken, bedeutet das, dass
Vermögenspreisinflation sehr ansteckend ist: Steigen die Preise
beispielsweise bei den Aktien, suchen Investoren nach
Alternativen, sagen wir Immobilien, kaufen diese und treiben
damit die Immobilienpreise – und schon hat sich das Virus
steigender Vermögenspreise auf die Immobilien übertragen.
Vermögenspreisinflationen erfassen meistens alle
Vermögenspreise. Deswegen gibt es oft keine alternativen
Anlagemöglichkeiten – alle Vermögenspreise steigen und
können dann abstürzen.
Jetzt erkennen Sie auch, warum es schwer ist, einer erwarteten
Inflation zu entkommen: Je mehr Menschen eine Inflation
erwarten, umso mehr Menschen werden in Sachwerte fliehen,
dadurch aber die Preise der Sachwerte hochtreiben und eine
Vermögenspreisinflation heraufbeschwören. Sie fliehen vor der
Güterpreisinflation und rennen in die Arme der
Vermögenspreisinflation. Genau das ist ein systemisches Risiko:
Es ist fast unmöglich, ihm zu entfliehen. Beachten Sie daher
unbedingt unsere Warnungen bei den weiter oben genannten
Gegenmaßnahmen!.

Arbeitslosigkeit
Neben Inflation ist Arbeitslosigkeit das am meisten gefürchtete
Phänomen in der Bevölkerung, aus gutem Grund. Arbeit bedeutet
nicht nur Einkommen, sondern auch eine sinnhafte Tätigkeit und
Kontakt zu anderen Menschen außerhalb der Familie zu haben.
Sie ist die Grundlage unserer Existenz. Daher ist Arbeitslosigkeit
ein existenzielles Risiko. Wie in Kapitel 14 gezeigt und
besprochen, gibt es in modernen Gesellschaften
Sozialversicherungen, die den Einkommensverlust bei
Arbeitslosigkeit auffangen.
Wir fragen uns in diesem Abschnitt, was die Politik und wir selbst
gegen Arbeitslosigkeit tun können. Um diese Fragen beantworten
zu können, müssen wir uns zunächst damit beschäftigen, warum
es Arbeitslosigkeit und welche Formen von Arbeitslosigkeit es
gibt.

Ursachen und Arten von Arbeitslosigkeit


Arbeitslosigkeit ist facettenreich, oder anders gesagt,
Arbeitslosigkeit ist nicht gleich Arbeitslosigkeit. Das hat sehr
konkrete Folgen dafür, wie man sie bekämpfen oder vermeiden
kann. Man unterscheidet mindestens drei Arten von
Arbeitslosigkeit, denen entsprechende Ursachen zugeordnet
werden:

friktionelle Arbeitslosigkeit,
konjunkturelle Arbeitslosigkeit und
strukturelle Arbeitslosigkeit.

Von kurzer Dauer: Friktionelle Arbeitslosigkeit


Diese Arbeitslosigkeit entsteht, wenn man den Job wechselt,
dazwischen aber noch eine recht kurze Übergangszeit liegt, in der
man arbeitslos ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob man freiwillig
wechselt oder eine andere Stelle suchen und antreten muss, weil
man vom vorherigen Arbeitgeber gekündigt wurde.
Friktionelle Arbeitslosigkeit dauert nur wenige Monate und stellt
daher auch kein besonderes gesellschaftliches Problem dar. Man
kann und braucht diese Art von Arbeitslosigkeit nicht eigens zu
bekämpfen.
Zyklisch bedingt: Konjunkturelle Arbeitslosigkeit
Im Gegensatz zur friktionellen Arbeitslosigkeit ist die
konjunkturelle ein kollektives Risiko. Anders ausgedrückt, diese
Arbeitslosigkeit ist hochansteckend. Ihre Ursache liegt in einem
plötzlichen gesamtwirtschaftlichen Nachfrageeinbruch.

Ein gesamtwirtschaftlicher Nachfrageeinbruch oder


Nachfragerückgang betrifft eine Volkswirtschaft als Ganzes.
In Deutschland ist es häufig ein Einbruch der
Exportnachfrage, die einen konjunkturellen Abschwung
einleitet. Davon sind alle Branchen und Unternehmen
betroffen, die viel exportieren. Und davon gehen
Dominoeffekte auf andere Unternehmen aus, die Vor- und
Zwischenprodukte der Exportunternehmen herstellen. Und so
geht es dann weiter, wie bei einer Krankheitsepidemie.
Bei konjunktureller Arbeitslosigkeit reicht die
Arbeitslosenversicherung zu ihrer Bekämpfung und
Abschwächung nicht aus. Sie ist zwar von großer Bedeutung für
die einzelnen Arbeitnehmer, da sie hilft, den Lebensunterhalt
auch in diesem Fall zu sichern. Aber an dieser Stelle können der
Staat und die Zentralbank mit konjunkturpolitischen Maßnahmen
mehr tun mit

expansiver Fiskalpolitik und


expansiver Geldpolitik.

Expansive Fiskalpolitik
In Deutschland läuft fast die Hälfte aller Ausgaben über den
Staat. Der Staatshaushalt, der aus den Haushalten der Städte
und Gemeinden, der Bundesländer und des Bundes besteht,
spielt daher eine große Rolle bei der gesamtwirtschaftlichen
Nachfrage. Genau darauf beruht die Idee, einen
Nachfrageeinbruch an einer Stelle mittels erhöhter Nachfrage an
anderer Stelle ganz oder teilweise zu kompensieren. Sinkt also
die Exportnachfrage, kann der Staat seine eigene Nachfrage
dadurch erhöhen, dass er mehr Geld ausgibt. Er kann dabei
sogar Geld ausgeben, das er gar nicht hat, mit anderen Worten,
er kann sich verschulden.

Staatsverschuldung ist eine zwielichtige Angelegenheit,


obwohl sie wirtschaftlich betrachtet eher ein Segen als ein
Fluch ist. Wie bei anderen Instrumenten auch hängt die
Einschätzung des Instruments von seiner Verwendung ab.
Staatsverschuldung aus konjunkturellen Gründen ist
gerechtfertigt, wenn diese Verschuldung bei konjunktureller
Erholung auch wieder zurückgeführt wird. An dieser Wenn-
Bedingung scheiden sich die Geister, da die Rückführung der
Verschuldung in guten Zeiten oft vergessen wird.
Erhöht der Staat bei einem gesamtwirtschaftlichen
Nachfragerückgang seine Ausgaben und finanziert das mit
Staatsverschuldung, bekämpft er nicht nur den
Nachfragerückgang, sondern auch die konjunkturelle
Arbeitslosigkeit.

Automatische Stabilisierung
Automatische Stabilisatoren helfen, dass der Staat in Krisen automatisch mehr ausgibt
und in guten Zeiten mehr Geld aus dem Wirtschaftskreislauf nimmt.
Wenn die Konjunktur boomt, verdienen die Unternehmen mehr und die
Steuereinnahmen des Staates steigen, er nimmt automatisch mehr Geld ein, das er
nun dem Wirtschaftskreislauf entziehen kann.
In Krisenzeiten werden mehr Menschen arbeitslos und erhalten Zahlungen aus der
Arbeitslosenversicherung, der Staat gibt damit automatisch mehr Geld aus und
stabilisiert so die Nachfrage. Hält der Staat seine Ausgaben auch nur konstant, dann
entsteht in Krisenzeiten automatisch ein staatliches Defizit, die Staatsverschuldung
steigt. Das Konstanthalten der Staatsausgaben stabilisiert damit die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage, ohne dass zusätzliche Ausgaben beschlossen
werden müssen.

Allerdings funktioniert das nur, wenn der Staat nicht zu hoch


verschuldet ist. Wirtschaftet der Staat in guten Zeiten ordentlich
und macht keine Schulden, kann er einen gesamtwirtschaftlichen
Nachfrageeinbruch passiv mittels konstanter Ausgaben oder aktiv
über Ausgabenerhöhungen oder auch Steuersenkungen (bei
konstanten Ausgaben) bekämpfen. Dies nennt man expansive
Fiskalpolitik.
Expansive Geldpolitik
Auch die Geldpolitik kann bei einem gesamtwirtschaftlichen
Nachfragerückgang mittels expansiver Geldpolitik, wie sie weiter
vorn in diesem Kapitel beschrieben wurde, gegensteuern.
Erhöht die Zentralbank die Geldmenge, werden die Zinsen auf
den Kapitalmärkten sinken. Die Unternehmen können sich dann
zu geringeren Kosten Kredite beschaffen. Dadurch werden
Investitionsprojekte, die bisher nicht rentabel waren, lukrativ,
können also umgesetzt werden. Die Investitionsnachfrage der
Unternehmen ist auch Teil der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage.
Steigt sie an oder wird auch nur verhindert, dass sie wegen des
Nachfrageeinbruchs sinkt, stabilisiert auch das die
gesamtwirtschaftliche Nachfrage.

Helikoptergeld
Eine extreme, bisher nicht genutzte Möglichkeit bestünde darin, dass die Zentralbank
allen Haushalten einfach Geld schenkt. Milton Friedman, ein bekannter amerikanischer
Ökonom, hatte diese Möglichkeit in einem Gedankenexperiment anhand eines
Hubschraubers dargestellt, der durch die Gegend fliegt und Geldscheine abwirft, und
zwar eine insgesamt große Summe. Die Bürger würden die Geldscheine aufsammeln
und ihren Konsum erhöhen. Da selbstverständlich der Konsum der Haushalte
gesamtwirtschaftliche Nachfrage darstellt, kann auf diese Weise ein Nachfrageausfall
an anderer Stelle aufgefangen werden.

Mit expansiver Geldpolitik lässt sich der Nachfragerückgang


abfangen und damit konjunkturelle Arbeitslosigkeit bekämpfen.
Allerdings muss man diese Politik rechtzeitig beenden, um eine
anschließende Inflation zu verhindern.
Ein Langzeitproblem: Strukturelle Arbeitslosigkeit
Während die Ursachen der konjunkturellen Arbeitslosigkeit auf
der Seite der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage liegen, liegen sie
für strukturelle Arbeitslosigkeit auf der gesamtwirtschaftlichen
Angebotsseite einer Volkswirtschaft. Dieser Unterschied ist von
großer Bedeutung, da man angebotsseitige Probleme nicht mit
Nachfragepolitik, also expansiver Fiskal- und Geldpolitik,
bekämpfen kann.

Strukturelle Arbeitslosigkeit liegt vor, wenn einerseits die


Zahl der Arbeitslosen recht hoch ist, es aber gleichzeitig
andererseits auch eine große Zahl offener Stellen gibt. Die
»Struktur« des Arbeitsangebots der Arbeitnehmer passt nicht
zur »Struktur« der Arbeitsnachfrage der Unternehmen.
Strukturelle Arbeitslosigkeit ist auf den ersten Blick
unverständlich. Wie kann es sein, dass es viele Arbeitslose gibt
und gleichzeitig viele offene, nicht besetzte oder sogar besetzbare
Stellen? Schaut man genauer hin, erkennt man zwei Gründe:

der technische Fortschritt und


institutionelle Barrieren.

Technischer Fortschritt
Ändern sich die technischen Bedingungen der Produktion oder
der Erbringung von Dienstleistungen, führt dies nicht dazu, dass
die Möglichkeiten, mit Arbeit den Lebensunterhalt zu verdienen,
zurückgehen oder verschwinden. Aber bisher gesuchte
Qualifikationen sind nicht mehr gefragt, während neue
Qualifikationen erforderlich sind. In der Zeit des Übergangs hin zu
der schönen neuen Technikwelt entsteht Arbeitslosigkeit. Sie
dauert so lange, bis das Qualifikationsprofil der Arbeitnehmer
wieder zu den Qualifikationsanforderungen der Unternehmen
passt. Vereinfacht gesagt: Der Näher im pfälzischen Wald kann
nicht ohne weiteres Programmierer in München werden – das ist
das Kernproblem der strukturellen Arbeitslosigkeit.

Digitalisierung der Arbeitswelt


Es wird in den nächsten Jahren damit gerechnet, dass eine Reihe von Berufen und
Berufszweigen vollständig verschwinden wird, weil ihre Aufgaben digital automatisiert
werden können. Das wird dazu führen, dass die Qualifikationen von Personen mit den
entsprechenden Berufen entwertet und die Personen arbeitslos werden. Geschieht die
Digitalisierung der Arbeitswelt abrupt, dann entsteht großflächig strukturelle
Arbeitslosigkeit. Demgegenüber entstehen zwar auch viele neue Berufe und Jobs im
Bereich der Informationstechnologie (IT), für die es aber noch nicht genügend
qualifizierte Arbeitskräfte gibt.

Gerade in diesem Bereich wird deutlich, dass frühzeitige


Anpassungen an die neuen Gegebenheiten erforderlich sind.
Dazu sind staatliche Maßnahmen gefragt (Bildungspolitik,
Weiterbildung und Umqualifizierung), aber auch Sie persönlich
können sich darauf einstellen und etwas tun: Umqualifizierung
und Weiterbildung können zwar vom Staat und von den
Unternehmen angeboten werden, die Arbeitnehmer müssen sie
aber auch in Anspruch nehmen. Je höher Ihre Bereitschaft zur
Weiterbildung ist, desto geringer ist das Risiko, dass Sie in naher
oder ferner Zukunft aus strukturellen Gründen arbeitslos werden.

Je mehr und je höhere Qualifikationen Sie haben, umso


geringer ist Ihr Risiko, arbeitslos zu werden.
Institutionelle Barrieren
Neben Gewöhnungseffekten an das Bekannte und der Angst vor
dem Neuen, sind es fehlende Qualifikationen und daneben auch
institutionelle Barrieren, die zu struktureller Arbeitslosigkeit
führen. Bei den Letztgenannten handelt es sich um Regeln und
Rechtsvorschriften. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Gründe,
an denen ein Jobwechsel scheitern kann:

Mit dem Jobwechsel ist ein geringeres Gehalt verbunden.


Einen neuen Job gibt es nur an einem anderen Ort.

Stellen Sie sich vor, Sie verlieren Ihren gut bezahlten Job als
Technikerin im Autobau und es gibt nur freie Stellen als
Technikerin im Krankenhaus, für den Sie auch qualifiziert wären.
Sie würden vermutlich im neuen Job zwar nicht schlecht, aber
weniger verdienen als vorher. Alternativ haben Sie zunächst,
sagen wir für ein Jahr, Anspruch auf Arbeitslosengeld, das auch
nicht deutlich geringer ist als Ihr neues Gehalt. Was würden Sie
wann tun? In diesem Fall könnte das Arbeitslosengeld die
Annahme des neuen Jobs zumindest verzögern, wenn nicht
verhindern.
Noch brisanter wird der Jobwechsel, wenn der neue Job auch
noch an einem anderen Ort liegt. Auch das kann die Annahme
des Jobs verzögern oder sogar verhindern. In diesem Fall können
wiederum die Anreize, die von der sozialen Sicherung geschaffen
werden, zu erhöhter struktureller Arbeitslosigkeit beitragen.

Der Erfolg (Sie lesen richtig) der Hartz-Reformen liegt


daran, dass Arbeitslose nun gezwungen waren, rascher
einen neuen Job anzunehmen, statt sich auf die
Arbeitslosenhilfe zu verlassen. Dadurch ist die strukturelle
Arbeitslosigkeit in Deutschland spürbar gesunken; darin
besteht ihr Erfolg. Dass dies gegenüber dem vorherigen
Stand nicht von allen als Erfolg gesehen wird, ist
verständlich.
Es war und ist nicht leicht, die Regeln der sozialen Absicherung
an neue Gegebenheiten anzupassen. Diese Anpassungen
können für die Betroffenen sehr schmerzlich sein. Das erklärt,
warum sie unbeliebt sind.

Was Sie selbst gegen Arbeitslosigkeit tun


können
Die obigen Ausführungen zeigen, dass man nicht gegen jede Art
von Arbeitslosigkeit gefeit ist – gegen konjunkturelle
Arbeitslosigkeit gibt es wenig Absicherung, da sie jeden betreffen
kann. Unsere Tipps gegen Arbeitslosigkeit beziehen sich eher auf
die strukturellen Komponenten der Arbeitslosigkeit:

Nutzen Sie Bildung und Ausbildung. Je mehr Sie wissen


und lernen, umso eher entgehen Sie der Arbeitslosigkeit.
Nehmen Sie jeden Lehrgang und jede betriebliche
Weiterbildung mit, das ist zudem auch karrierefördernd.
Vermeiden Sie Langzeitarbeitslosigkeit. Ganz gefährlich ist
die sogenannte Langzeitarbeitslosigkeit, wenn Sie also länger
als ein Jahr arbeitslos sind – dann passiert etwas mit Ihnen,
und die Arbeitgeber vermuten, dass etwas mit Ihnen nicht
stimmt. Das erschwert den Weg aus der Arbeitslosigkeit.
Nutzen Sie diese Zeit, wenn Sie länger arbeitslos sind.
Belegen Sie Fortbildungen, lernen Sie Sprachen oder
engagieren Sie sich ehrenamtlich. Das alles signalisiert
potenziellen Arbeitgebern, dass Sie fit sind und sich nicht
aufgegeben haben.
Nutzen Sie konjunkturelle Flauten, um Zusatzqualifikationen
zu erwerben – unter Akademikern sind Krisen beliebte Zeiten,
einen zusätzlichen akademischen Abschluss zu machen.

Bankenkrisen
Wer Banken kennt und sie nicht fürchtet, versteht sie nicht,
könnte man sagen. Ist das wirklich so? Sind Banken für uns und
die Wirtschaft gefährlich? Warum geraten Banken bisweilen in so
große Schwierigkeiten, dass sie vom Staat gerettet werden
müssen? Damit wollen wir uns in diesem Abschnitt beschäftigen:

Wozu braucht man Banken, warum sind sie wichtig?


Wodurch entstehen Bankenkrisen, wie kann man sie
vermeiden?

Wozu man Banken braucht


In Kapitel 2 haben Sie gesehen, welche Geschäftsfelder Banken
haben, hier wollen wir uns die volkswirtschaftlichen Funktionen
von Banken anschauen, als da wären:

Durchführung des Zahlungsverkehrs,


Losgrößentransformation,
Fristentransformation und
Risikotransformation.

Durchführung des Zahlungsverkehrs


Wohin auch immer Sie Geld überweisen, wenn Sie mit einer
Girocard bezahlen oder Geld vom Automaten abheben: Banken
sind so gut wie immer mit dabei. Sie sind diejenigen Institutionen,
die zusammen mit den Zentralbanken den Geldkreislauf in
Schwung halten.
Unser Bankensystem ist zweistufig:

Auf der oberen Ebene stehen die Zentralbanken, die die


Banken und die Wirtschaft mit Geld versorgen, indem sie
buchstäblich Geld drucken.
Dieses Geld kommt auf der zweiten Stufe über die Banken in
Umlauf. Das funktioniert so, dass Banken mit dem Geld der
Zentralbank Kredite vergeben und sich dafür das Geld bei der
Zentralbank leihen.

In normalen Zeiten müssen die Banken Zinsen für das Geld


zahlen, das sie von der Zentralbank leihen, und sie müssen
Kreditsicherheiten bei der Zentralbank hinterlegen.

Umgangssprachlich wird unser Geld als Papiergeld


bezeichnet. Ökonomisch gesehen handelt es sich aber um
Kreditgeld. Dieser Begriff bezeichnet den Weg, auf dem das
Geld entsteht und in Umlauf kommt: Die Banken verschulden
sich bei der Zentralbank und erhalten auf diesem Weg das
Geld, das sie dann insbesondere an Unternehmen in Form
von Krediten weiterverleihen. Die Unternehmen zahlen mit
diesem Geld Löhne, Zinsen, Mieten, Pachten und vieles
mehr. Sie, die Sie diese Zahlungen erhalten, deponieren Ihr
Geld zum Teil wiederum bei den Banken auf Girokonten.
Wenn Sie Ihre Rechnungen bezahlen, weisen Sie Ihre Bank an,
einen bestimmten Betrag von Ihrem Girokonto an eine andere
Bank zu transferieren – diesen Zahlungsverkehr übernehmen
Banken. Am Ende eines Bankarbeitstags steht dann fest, ob eine
Bank oder Bankengruppe in der Summe mehr Geld an andere
Banken überwiesen hat (ein Überweisungsdefizit hat) oder mehr
von anderen Banken überwiesen bekommen hat, als sie selbst
überwiesen hat (das ist ein Überweisungsüberschuss). Hat sie ein
Defizit, nimmt sie einen Übernachtkredit bei einer
Überschussbank auf, der am nächsten Tag zurückgezahlt wird.
Kann sie einen solchen Kredit nicht von einer anderen Bank
bekommen, geht sie direkt zur Zentralbank und leiht sich dort das
Geld, allerdings zu einem etwas höheren Zins. Das funktioniert
immer, um zu verhindern, dass der Geldkreislauf kollabiert. Ein
Kollaps des Geldkreislaufs ist für eine Volkswirtschaft etwa so
schlimm wie ein Kreislaufkollaps für Menschen. Die Zentralbank
muss dafür sorgen, dass es nicht dazu kommt.
Losgrößentransformation
Banken verleihen das Geld ihrer Kunden weiter an Unternehmen
und alle, die einen Kredit möchten. Die Beträge, die die einzelnen
Personen auf diesen Konten halten, sind recht klein. Banken
bündeln diese Summen und vergeben daraus größere oder sogar
große Kredite. Diese Bündelung nennt man
Losgrößentransformation.

Crowdfunding
Diese Losgrößentransformation findet heutzutage auch über das Internet statt, ohne
dass Banken involviert sind. Kleinere Kredite für Start-up-Unternehmen oder
Kleinkredite für Handwerksbetriebe werden über Internetplattformen finanziert, die das
Geld in kleinen Beträgen von Privatpersonen einsammeln.

Fristentransformation
Banken sorgen dafür, dass die Kreditlaufzeiten mit den
Geldhaltungswünschen und den von den Sparern gewünschten
Anlagezeiträumen übereinstimmen. Genauer gesagt, können
Banken langfristige Kredite über zehn, 20 Jahre vergeben, ohne
dass die Anlage- und Geldhaltungswünsche ihrer Kunden
genauso lang sein müssten. Insbesondere bei der
Baufinanzierung spielt das eine Rolle, was unter anderem dazu
geführt hat, dass es dafür Spezialbanken, die Bausparkassen,
gibt.
Risikotransformation
Viele Bankkunden sind risikoscheu, auch risikoavers genannt.
Würde die Kreditvergabe in einer Wirtschaft von jedem Einzelnen
von uns abhängen, würden riskante Projekte nicht finanziert.
Banken vergeben trotz risikoscheuer Bevölkerung riskante
Kredite, indem sie viele riskante Projekte zugleich finanzieren.
Wenn nur ein Teil davon funktioniert und entsprechende Erträge
abwirft, hat es sich gelohnt, die Gewinne der erfolgreichen
Projekte finanzieren die Verluste der Fehlschläge. Gehen die
Banken aber zu hohe Risiken ein und geht es schief, droht eine
Schieflage, die Bank ist insolvenzgefährdet.
Mit diesem Wissen sind Sie jetzt bestens darauf vorbereitet, sich
Bankenkrisen anzuschauen.

Wodurch Bankenkrisen entstehen und wie


man sie vermeiden kann
An dieser Stelle können wir zwar nicht alle Ursachen für
Bankenkrisen angeben, aber wir haben versucht, die Ursachen zu
systematisieren. Wir unterscheiden hier

Zufall,
unkalkulierbare Risiken und
systemische Vertrauenskrisen.

Bankenkrisen, die »aus heiterem Himmel« und unerwartet


eintreten, drohen oft zu einem Bank Run zu führen. Sie können
durch puren Zufall, unkalkulierbare Risiken und Vertrauenskrisen
ausgelöst werden. Diese Ursachen erklären wir im Folgenden
genauer.

Als Bank Run bezeichnet man den Ansturm der Kunden


einer Bank auf dieselbe, um sofort ihr Geld abzuheben und
mit nach Hause zu nehmen. Das ist aber unmöglich, da keine
Bank alle Guthaben ihrer Kunden im Tresor liegen hat. Sie
hat den größten Teil der Gelder als Kredite vergeben.
Zufall
Sie lesen richtig, der Zufall ist nicht nur unser aller Feind, er ist
auch ein Feind der Banken. Es kann durchaus passieren, dass
durch eine unglückliche Konstellation eine Bank zusammenbricht.
Das Schlimme an einem Bank Run: Es kommt nicht einmal darauf
an, wodurch dieser Kundenansturm verursacht wurde – sobald
die Kunden denken, ihr Geld sei bei der Bank nicht mehr sicher,
stürmen sie die Schalter, was dazu führt, dass alle anderen
Kunden ebenfalls die Schalter stürmen. Deshalb gibt es über
solche Bank Runs merkwürdige Geschichten. Ob sie der
Wahrheit entsprechen, muss offenbleiben. Sie enthalten dennoch
eine wichtige Lehre: Ein Bank Run kann aus purem Zufall
vorkommen, ohne dass die Bank irgendetwas falsch gemacht hat.

Bushaltestelle und Bank


Es soll schon einmal in einem fernen Land vorgekommen sein, dass sich an einer
Bushaltestelle sehr viele Leute ansammelten und auf einen Bus warteten.
Zufälligerweise war die Bushaltestelle vor einer Bank. Plötzlich kam aus dem Nichts
das Gerücht auf, dass die Leute vor der Bank anstehen, um ihr Geld abzuheben (und
nicht auf den Bus warteten). Wie Gerüchte es an sich haben, verbreitete auch dieses
sich sehr schnell unter den Wartenden – und es kam zu einem Ansturm auf die Bank.
Dass deren Angestellte versuchten, das Gerücht zu zerstreuen, machte die Sache nur
noch schlimmer. Das Dementi wurde als Bestätigung interpretiert. Die Lehre daraus:
Banken sollten Menschenansammlungen vermeiden.

Das Problem des Bank Run ist, dass er die Bank tatsächlich
ruiniert – sie kann die angelegten Gelder nicht auszahlen, auch
nicht diejenigen, die auf Girokonten liegen. Im Endeffekt schaden
sich die Kunden durch den Ansturm selbst, da ihnen der Schaden
zufällt. Wo nichts ist, kann man nichts nehmen.
Wie kann man einen solchen Bank Run vermeiden? Die beste
Methode ist eine rechtliche Zusicherung, dass eine bestimmte
Summe auf jeden Fall abgesichert ist, eine Einlagensicherung.
In der Europäischen Union (EU) sind Bankeinlagen bis zu
100.000 Euro pro Kunde und Bank gesetzlich abgesichert.
Bei Wertpapiergeschäften gelten andere
Entschädigungsregeln. Das bezeichnet man als
Einlagensicherung.
Darüber hinaus kann die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz Bafin genannt, als letztes
Mittel ein Moratorium über ein Kreditinstitut verhängen, wenn die
Insolvenz droht. Diese Schonzeit soll der Bank die Möglichkeit
geben, die Insolvenz doch noch abzuwenden. Die Bank darf
während dieser Zeit keine Zahlungen leisten, auch keine fälligen
Einlagen zurückzahlen. Nutzt auch das nichts, ist die Insolvenz
da.

Die Bafin hat das »Insolvenzantragsmonopol«. Dauert das


Moratorium mehr als sechs Wochen, stellt die Bafin den
Insolvenzantrag. Der Entschädigungsfall tritt damit ein und
wird von der Bafin festgestellt.
Was man nicht weiß: Unkalkulierbare Risiken
Eine weitere Ursache für Bankenkrisen und Bank Runs sind
schwer oder gar nicht kalkulierbare Risiken. Sie wissen
inzwischen, dass eine der Aufgaben der Banken die
Risikotransformation ist und dass Banken zu hohe oder
unkalkulierbare Risiken eingehen können.
Ist das Risiko, also der Betrag, den die Bank im schlimmsten Fall
zahlen muss, bekannt und damit kalkulierbar, dann bildet die
Bank dafür Rückstellungen: Sie legt Geld zurück, damit sie bei
Fälligkeit der Zahlung diese auch leisten kann. Damit ist das
Risiko beherrschbar.
Moderne Finanzinstrumente und Finanzinnovationen aber haben
es mit sich gebracht, dass die Risiken, die eine Bank eingeht,
nicht sicher sind und auch nur eventuell eintreten. Die Bank tut
sich dann schwer, Rückstellungen zu bilden, weil sie nicht weiß,
wie hoch mögliche Zahlungen sein können und ob oder wann sie
eintreten. In solchen Fällen ist es schwer, entsprechende
Rückstellungen zu bilden – weil man einfach nicht weiß, wie viel
man für den Schadensfall zurücklegen soll. Tritt der Schaden
dann ein, kann es sein, dass die Bank nicht zahlen kann, weil die
Rückstellungen nicht reichen.
Ein weiteres Risiko sind Immobilienpreisblasen: Die Bank verleiht
große Summen für Immobilienkäufe. Dabei dienen die
Immobilien, die mit diesen Krediten gekauft werden, als Sicherheit
für den Kredit. Stürzen nun die Immobilienpreise ab, können die
Kreditnehmer den Kredit nicht mehr bedienen, der Kredit fällt aus.

Wenn ein Kreditnehmer seinen Immobilienkredit nicht mehr


bedienen kann und die Immobilie als Sicherheit für den Kredit
dient, kann die Bank die Immobilie zwangsversteigern, um
aus dem Erlös den Kredit zu tilgen.
Dass die Immobilie als Sicherheit für den Kredit dient, hilft dann
nicht viel, da ja – eben weil die Immobilienpreise fallen – auch der
Wert des Kredits den der Immobilie deutlich übersteigt. Die Folge
kann dann sein, dass einzelne oder sogar viele Banken sich
übernommen haben und insolvent werden.
Was kann man dagegen tun? Es scheint wenig sinnvoll, den
Banken vorschreiben zu wollen, wem sie welche Kredite
vergeben können oder sollen. Sinnvoller ist es schon, die Banken
zu verpflichten, ihre Risiken mit entsprechenden Risikomodellen
zu berechnen und diese Berechnungen prüfen zu lassen. Aber
auch das löst das Problem nicht.
Das Risikoproblem von Banken ist am besten durch das
Eigenkapital der Bank zu lösen. Je höher das Eigenkapital
der Bank, bezogen auf ihre Bilanzsumme, ist, desto sicherer
ist die Bank, auch wenn sie Risiken eingeht. Verluste zehren
dann das Eigenkapitel der Bank auf und gehen nicht zulasten
der Kundeneinlagen. Ein hoher Eigenkapitalanteil hat eine
weitere Anreizwirkung: Die Bank wird weniger riskante
Geschäfte machen und unkalkulierbare Risiken vermeiden,
da sie selbst viel Geld verliert, wenn es schiefgeht.
Dominoeffekte: Systemische Vertrauenskrisen
In menschlichen Beziehungen spielt Vertrauen eine große Rolle.
Vermutlich haben Sie es auch schon erlebt, dass Vertrauen
verloren gegangen ist. Ein schmerzliches Erlebnis, das uns
vorsichtiger werden lässt. Auch bei Banken spielt Vertrauen eine
große Rolle.
Die Banken in einem Land bilden ein System, ein Netzwerk, das
den Zahlungsverkehr und die Kreditversorgung der Wirtschaft
aufrechterhält. Darüber hinaus bilden die Banken innerhalb des
Eurosystems ebenfalls ein entsprechendes Netzwerk. Und es gibt
sehr große Banken, die weltweit tätig sind. Diese sind nicht nur
untereinander vernetzt, sondern auch mit den national oder
regional tätigen Banken.
Ob die Banken das wollen oder nicht, sie sind miteinander und
untereinander verbunden. Fällt die eine oder andere regionale
Bank in diesem Netzwerk aus, ist das recht leicht zu verkraften.
Je größer die Bank ist, die ausfällt, und je grenzüberschreitender
sie tätig ist, desto größer wird das Risiko, dass der Ausfall einer
solchen Bank einen Dominoeffekt auslöst und andere Banken in
den Abgrund mitreißt, beispielsweise weil diese Banken der
ausfallenden Bank Kredite vergeben haben. Und es sind nicht nur
Banken, die dann fallen. Auch Unternehmen, die bei diesen
Banken verschuldet sind, werden in den Untergangsstrudel
mitgezogen – sie erhalten kein frisches Geld mehr, wenn sie ihre
Kredite verlängern wollen.

Ist eine Bank so groß, dass sie »systemrelevant« ist, ihr


Zusammenbruch zu einem Dominoeffekt führen würde, dann
bezeichnet man sie als »too big to fail«, »zu groß um zu
scheitern«.
Was hat das mit systemischem Vertrauen zu tun? Damit Banken
mit- und untereinander Geschäfte betreiben, müssen sie einander
vertrauen. Dieses Vertrauen besteht darin, dass eine Bank
erwarten kann, dass ihre Geschäftspartner am nächsten Tag, in
der nächsten Woche, in absehbarer Zukunft noch vorhanden sind.
Banken verschulden sich untereinander, geben einander Kredite
im normalen Geschäftsverkehr. Das können sie nur machen,
wenn sie auf den Fortbestand der übrigen Banken vertrauen
können.
In der Eurokrise der Jahre nach 2010 haben die Banken in der
Eurozone einander nicht mehr vertraut. Das ging so weit, dass sie
sich untereinander keine Übernachtkredite mehr gaben. Die EZB
war der letzte Rettungsanker, der »lender of the last resort«. Was
war geschehen? Der Euroraum drohte auseinanderzubrechen,
man wusste nicht, ob alle Länder, die den Euro eingeführt hatten,
in der Eurozone bleiben würden. Dieser Zustand wurde erst durch
ein Machtwort des damaligen EZB-Präsidenten beendet.

»Whatever it takes« – was immer


erforderlich ist
Mario Draghi, zum fraglichen Zeitpunkt Präsident der EZB, sprach am 26. Juli 2012 in
London vor Politikern, Investoren und Geschäftsleuten die berühmt gewordenen Worte:
»Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles zu tun, was erforderlich ist, um
den Euro zu retten. Und glauben Sie mir, das wird reichen.« Das war der Wendepunkt
in der Eurokrise. Damit war klar, dass die EZB jeder Bank, der eine Pleite droht, Geld
geben werde, womit das Risiko einer Bankenpleite abgewendet war.
Sobald die Banken einander wieder vertrauen, sind sie auch
bereit, sich Kredite zu geben. Der Geld- und Kreditkreislauf
beginnt sich zu normalisieren. Das geht allerdings nicht schnell.
Um das Bankensystem in einer Vertrauenskrise vor dem Kollaps
zu bewahren, kann es notwendig sein, mit Steuermitteln Banken
zu retten. So merkwürdig es sich anhört, es ist tatsächlich
erforderlich. Die Alternative, gerade Großbanken – sie erinnern
sich: »too big to fail« – pleitegehen zu lassen, würde zu einer
Katastrophe führen, der gesamte Geld- und Kreditkreislauf würde
zusammenbrechen. Das möchte man sich nicht einmal vorstellen,
geschweige denn erleben.
Selbstverständlich konnte man nach einer solchen systemischen
Vertrauenskrise mit Euro- und Bankenrettung nicht einfach zur
Tagesordnung übergehen. Und das tat man auch nicht. Auf EU-
Ebene wurden Regeln beschlossen, wie mit gefährdeten Banken
umzugehen ist, bevor es zu spät ist.

In der EU und in anderen Staaten werden regelmäßig


sogenannte Stresstests mit den Banken durchgeführt. Dabei
wird untersucht, ob die Banken schwerwiegende
Kreditausfälle überstehen können. Auch dabei spielt die
Eigenkapitaldecke der Banken eine wichtige Rolle. Erweisen
sich dabei Banken als nicht gut aufgestellt, müssen sie
nachbessern.

Schutz vor Bankenkrisen


Kann man sich als Normalbürger vor solchen Bankenkrisen
schützen? Das ist schwer, aber ein paar Ideen gibt es:

Haben Sie mehr als 100.000 Euro, sollten Sie diese über
mehrere Banken verteilen, denn pro Bank sind nur 100.000
Euro pro Kunde durch die Einlagensicherung geschützt.
Gegen den Ausfall einzelner Banken hilft es, sein Geld über
verschiedene Institute zu streuen und die jeweiligen Banken
genau zu beobachten.
Sehen Sie bei einer Bank Anzeichen der Schwäche, sollten
Sie überlegen, Ihr Geld dort abzuziehen – das funktioniert
aber nur, wenn Sie vor den anderen Kunden erkennen, dass
da etwas schiefläuft.
Vor systemischen Bankenkrisen gibt es keinen Schutz, es sei
denn, Sie heben all Ihr Geld rechtzeitig ab und stopfen es
unters Kopfkissen.
Je nachdem, wie ängstlich Sie sind, können Sie sich
Sachwerte oder Gold als Schutz zulegen, das Sie zu Hause
deponieren, allerdings hat auch diese Strategie Nachteile:
Sachwerte und Gold werfen keine Zinsen ab und sind teuer zu
lagern respektive vor Diebstahl zu schützen.

Börsenkrisen
Die Mutter aller Börsenkrisen, wie es scheint, war diejenige, die
am 29. Oktober 1929 in der New Yorker Wall Street ihren Anfang
nahm und in der Weltwirtschaftskrise endete. Wollte man eine
Hauptursache dafür benennen, so war es wohl überbordende
Euphorie. Eine genauere ökonomische Analyse enthüllte
zusätzlich eine Reihe weiterer Gründe: Börsenbetrüger, eine
schlechte Bankenstruktur (es kam zum oben erwähnten
Dominoeffekt), unzureichender wirtschaftlicher Sachverstand,
schlechte wirtschaftspolitische Entscheidungen. Bekanntlich hat
der Misserfolg viele Väter, so auch Börsen- und andere
Wirtschaftskrisen.
Das Beunruhigende an Börsenkrisen ist, dass sie nicht
angekündigt werden. Sie beginnen regelmäßig mit einem
plötzlichen tiefen Kurssturz an den Aktienmärkten. Es ist nicht so,
dass es keine Vorzeichen gäbe. Diese werden aber gerne
ignoriert, niemand will die Party auf ihrem Höhepunkt für beendet
erklären.
Der vermutlich bedeutendste Ökonom seiner Zeit war Irving
Fisher von der amerikanischen Yale University. Noch im
Herbst 1929 – kurz vor dem großen Börsencrash – schrieb er
in der Presse, dass die Aktienkurse nun ein hohes, auf Dauer
haltbares Niveau erreicht hätten.
Das Kernproblem von Börsenkrisen ist, dass auf dem Höhepunkt
der Aktienkurse, der Immobilienpreise und anderer Werte
niemand glauben will, dass es zu Ende ist, dass es keine
weiteren Steigerungen mehr gibt. Diejenigen, die zuletzt noch
gekauft haben, haben sehr teuer gekauft. Wäre es zu Ende,
hätten sie einen Fehler gemacht. Und ja, sie haben einen Fehler
gemacht, ohne es zu wissen. Die Liste der Prominenten, die
solche Fehler gemacht haben, ist sehr, sehr lang, diejenige der
Nichtprominenten noch länger.
Zum Glück sind schwere Börsenkrisen eher selten. In den
2000er-Jahren haben sie sich leider etwas gehäuft. Da waren

das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und


die Subprime-Krise ab dem Jahr 2007 am amerikanischen
Immobilienmarkt.

Das Platzen der Dotcom-Blase


Es war ein kaum noch nachzuvollziehender Hype. Alles war neu,
sollte neu werden. Innovationen allüberall. Sie schossen aus dem
Boden wie Pilze, sie hatten Geschäftsmodelle, die Investoren im
Aufzug vorgestellt wurden (der sogenannte »Elevator Pitch«).
Businesspläne, Finanzierungskonzepte und ähnlich altmodisches
Zeug: unnötig und verpönt.
Und so war der Weg von der Cash-Burn-Rate – die
Geschwindigkeit, mit der junge, internetbasierte Unternehmen
Geld in Investitionen, Marketing und anderen Maßnahmen in
Start-ups (neue kleine Unternehmen) »verbrannten« – über die
Flush-Rate – die Geschwindigkeit, mit der Geld sinnlos
ausgegeben wird – bis zum ultimativen Fume-Day – dem Tag, an
dem sich das Geld in Rauch aufgelöst hat – nicht mehr weit. Die
Dotcom-Blase, benannt nach der Schreibweise der Adresse der
Internetfirmen, platzte. Mit ihr gingen die meisten Dotcom-
Unternehmen unter.
Auch an der Sprache erkennt man »irrationale
Überschwänglichkeit«, wie es der Wirtschaftsnobelpreisträger
Robert J. Shiller bezeichnet hat. Kommt es dazu, wird behauptet,
die Konjunktur, die Inflation sei tot, es könne wirtschaftlich nur
noch aufwärtsgehen. Spätestens dann weiß man, dass es auf das
Ende zugeht. Und so war es auch. Die Dotcom-Blase platzte im
März 2000.

Einstürzende Neubauten: Die Subprime-


Krise
Ähnlich abenteuerlich verlief die Subprime-Krise in den USA, die
im Jahr 2007 auf dem amerikanischen Immobilienmarkt begann
und zu einer weltweiten Wirtschaftskrise führte.

Ninjas
Auch dieser Hype hat sprachliche Spuren hinterlassen. Eine davon sind Ninjas, ein
Akronym für »no income, no job, no assets«, also »kein Einkommen, keinen Job und
kein Vermögen«. Damit wurde ironisch derjenige Teilbereich des amerikanischen
Immobilienmarktes bezeichnet, an dem Haushalte ohne Einkommen und Vermögen
Immobilien kauften. Der zahlungskräftige Bereich des Marktes (also die Hauskäufer,
von denen man vermutet, dass sie kreditwürdig sind) ist der »Prime Market«, der
darunter der »Subprime Market«.

Im Subprime-Immobilienmarkt wurden sehr viele Kredite an


Haushalte vergeben, die sich ein Eigenheim kaum leisten
konnten. Der Kauf war oft vollständig kreditfinanziert, es musste
kein Eigenkapital vorhanden sein. Dies war darauf
zurückzuführen, dass unter den amerikanischen Präsidenten Bill
Clinton und George Bush Programme aufgelegt wurden, um auch
ärmeren Haushalten den Erwerb eines Eigenheims zu
ermöglichen. Hypothekenzahlungen waren steuerlich begünstigt
und ärmere Haushalte wurden beim Kauf eines Eigenheims
unterstützt. Zudem gab es steuerliche Vergünstigungen für die
Institutionen, die die Kredite den Haushalten anboten.

Sogenannte strukturierte Produkte begünstigten den


Zusammenbruch von Banken in der Subprime-Krise: Die
Banken bündelten schlechte Kredite in Paketen und
verkauften diese an Investoren weiter. Dummerweise
konnten die Investoren diese Pakete an die Banken
zurückgeben, sodass die schlechten Kredite die Banken in
den Abgrund zogen. Da die Immobilien, mit denen die
Kredite besichert waren, in großer Zahl plötzlich auf den
Markt kamen, sanken deren Preise sehr stark.

Das Muster der Börsenkrisen


Die Frage hinter diesen Krisen lautet: Gibt es ein Muster? Unsere
Antwort lautet: Ja, es gibt ein Muster.
Natürlich ist jede Börsenkrise anders, aber ein paar allgemeine
Merkmale gibt es – schauen wir uns einmal das Drehbuch für
solche Krisen an:

Am Anfang steht fast immer die Notenbank, die zu viel Geld


druckt, also eine Geldschwemme auslöst. Zu viel Geld jagt zu
wenige Güter.
Die Geldschwemme führt dazu, dass Geldanleger
Anlagemöglichkeiten suchen. Das treibt die Vermögenspreise
– allen voran die Immobilienpreise und Aktienkurse – in eine
Höhe, die von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht
mehr gedeckt ist.
Das Ergebnis der Jagd nach Rendite: Die überschießende
Geldschöpfung der Zentralbank führt zu
Vermögenspreisinflation.
Das Geld der Notenbank fließt also nicht in neue
Wertschöpfung, sondern bläht die Werte des bestehenden
Vermögens auf. Daraus entsteht der »irrationale
Überschwang«, die Geldanleger fühlen sich reicher, als sie
sind.
Oft treiben technologische Neuerungen das Wachstum und
damit auch die Produktivität, den Optimismus der Anleger und
damit weiter die Vermögenspreise.
Bisweilen wittern ausländische Anleger Morgenluft und
investieren im Inland – das führt zu einer zusätzlichen
Geldschwemme.
Jetzt kommt die Psychologie ins Spiel: Die hohen
Kursgewinne der Vermögenswerte locken weitere Investoren
an, die nun ebenfalls investieren – und damit die
Vermögenspreise weiter nach oben treiben.
Verstärkt wird das Ganze noch durch die Medien, die über
sensationelle Kursgewinne berichten, diese mit schönen
Theorien und Schlagwörtern (»Neue Ökonomie«) rechtfertigen
und dadurch ihre Verkaufszahlen erhöhen.
Das Ende des Wahnsinns wird oft durch die Notenbank
eingeleitet, die den Geldhahn zudreht oder die Zinsen erhöht –
erste Investoren steigen aus.
Sinkende Kurse führen dann zu einem Teufelskreislauf:
Sinkende Kurse führen dazu, dass immer mehr Anleger
verkaufen, was zu weiter sinkenden Kursen führt, was
wiederum dazu führt, dass weitere Anleger verkaufen – und so
weiter.

Jede Blase platzt irgendwann, und meist früher und


schneller, als man denkt. Leider weiß man nie, wann sie
platzt, Investoren sagen dazu: An der Börse wird zum
Ausstieg nicht geklingelt.
Schutz vor Börsenkrisen
Was können Sie dagegen tun, wenn Sie nicht
Zentralbankpräsidentin oder -präsident sind? Ein paar Ideen gibt
es dazu:

Wenn Sie jung und risikofreudig sind, können Sie versuchen,


die Preiswelle zu reiten, in Vermögenswerte investieren – und
rechtzeitig (!) aussteigen. Wenn es schiefgehen sollte, haben
Sie noch genug Zeit, den Verlust aufzuholen.
Wenn Sie älter und risikoscheu sind, halten Sie sich von
diesen Spielereien fern, achten auf Fundamentalwerte und
ignorieren jeden Börsenhype.
Riskieren Sie nie – und wir meinen nie! – Ihr Tafelsilber.
Alte Anlegerweisheiten – Diversifizierung, nur in Dinge
investieren, die man versteht, langfristig denken – gelten auch
in Zeiten von Börsenhypes und -krisen.
Wenn Sie mutig sind, handeln Sie antizyklisch: Verkaufen,
wenn die Börse heiß läuft, kaufen, wenn die Kurse am Boden
liegen. Sie werden vermutlich nie ganz den richtigen Zeitpunkt
finden, aber trotzdem kann diese Strategie ganz erfolgreich
sein.
Kapitel 16
Leben in der Marktwirtschaft
IN DIESEM KAPITEL
Arten von Märkten
Plan und Markt
So funktionieren Märkte
Was Märkte nicht können
Eingriffe in Marktpreise: Mietendeckel und Mindestlöhne

Wenn Sie dieses Buch in der Hand halten, dann deswegen, weil
Sie sich für Wirtschaftsthemen interessieren. Gerade dann, aber
nicht nur dann, sollten Sie ein wenig darüber Bescheid wissen,
wie eigentlich das Wirtschaftssystem funktioniert, in dem Sie
leben, das System, dem wir unseren Wohlstand verdanken. Wer
ins Fußballstadion geht, hat eine Vorstellung von den
Fußballregeln, und wer in einer Marktwirtschaft lebt, sollte
wenigstens eine grundsätzliche Vorstellung davon haben, wie
Märkte funktionieren. Also, wie funktionieren Märkte?

Arten von Märkten


Märkte sind schon sehr lange das Fundament der Wirtschaft. Sie
entstanden von selbst, spontan, waren nicht geplant. Sie sind die
Orte des Austauschs von Gütern und Dienstleistungen. Anbieter
von Gütern und Dienstleistungen treffen an Märkten zusammen,
es entstehen Austauschverhältnisse von Gütern und
Dienstleistungen, die man Preise nennt. Man unterscheidet

Märkte für Güter und Dienstleistungen,


Faktormärkte, insbesondere für Arbeit und Kapital, und
Finanzmärkte, an denen Kredite und Geldanlagen aller Art
gehandelt werden.

Güter- und Dienstleistungsmärkte kennen wir alle. Autos, Bücher,


Socken – um nur diese zu nennen – gehören ebenso dazu wie
ärztliche Behandlungen, Haarschnitte oder Steuerberatung. Das
jeweilige Gut, die jeweilige Dienstleistung gibt dem Markt seinen
Namen.
Faktormärkte sind demgegenüber nicht so bekannt, obwohl wir
uns auch täglich auf diesen bewegen. Faktormärkte sind Märkte,
auf denen Produktionsfaktoren gehandelt werden, also alles das,
was Unternehmen benötigen, um etwas herzustellen. Der
vermutlich wichtigste Faktormarkt ist der Arbeitsmarkt, an dem
Arbeitsleistungen gehandelt werden. Der Preis am Arbeitsmarkt
sind Lohn und Gehalt.

Arbeitsleistungen werden von Arbeitnehmern angeboten


und von Arbeitgebern nachgefragt. Die Bezeichnungen
»Arbeitgeber« und »Arbeitnehmer« der Alltagssprache
weichen demnach von der fachlichen Bezeichnung ab.
Ökonomisch gesehen sind es Arbeitnehmer, die ihre
Arbeitsleistungen am Arbeitsmarkt anbieten, während
Arbeitgeber sie nachfragen.
Am Kapitalmarkt, dem zweiten großen Faktormarkt, wird das
Eigen- und Fremdkapital von Unternehmen gehandelt.
Unternehmen fragen Kapital nach, das von den privaten
Haushalten angeboten wird. Der Preis für Kapitalgüter ist der Zins
für Fremdkapital und die Dividende für Eigenkapital.
Die Besonderheit der Faktormärkte besteht darin, dass sie von
den Märkten für Güter und Dienstleistungen abhängig sind. Nur in
dem Maße, wie Güter und Dienstleistungen nachgefragt werden,
werden Arbeitsleistungen und Kapitalgüter benötigt, um die
entsprechenden Güter und Dienstleistungen herzustellen und
bereitzustellen.

Die Faktornachfrage nach Arbeitsleistungen und


Kapitalgütern stellt die abgeleitete Nachfrage dar. Wenn
keine Güter und Dienstleistungen nachgefragt werden, gibt
es für Arbeit und Kapital keine Beschäftigung.
Finanzmärkte bilden mittlerweile eine eigenständige
Marktgruppierung. Eigentlich gehören sie zu den Faktormärkten,
und zwar zu den Kapitalmärkten. Sie führen aber mittlerweile ein
Eigenleben, da an den Finanzmärkten sogenannte
Finanzprodukte angeboten werden, die Wertpapiere
verschiedenster Art und von den unterschiedlichsten
Unternehmen bündeln und den Geldanlegern anbieten. Mehr
über Finanz- und Kapitalmärkte erfahren Sie in Kapitel 2.

Plan und Markt


Haben Sie sich eigentlich einmal gefragt, warum Sie in
Geschäften immer alles das finden, was Sie brauchen (und noch
vieles mehr, was Sie eigentlich nicht benötigen)? Woher wissen
die Unternehmen, was sie produzieren sollen, wie kommen sie
auf die Idee, ausgerechnet das zu produzieren, was die Kunden
dann in den Geschäften finden? Und um viel grundsätzlicher zu
werden: Wie organisiert man eine Volkswirtschaft mit vielen
Millionen Menschen, wie stellt man sicher, dass diese Millionen
Menschen all das in den Geschäften finden, was sie sich
wünschen? Hier gibt es zwei Methoden, mit denen man diese
Mammutaufgabe bewältigen kann:

Planwirtschaft und
Marktwirtschaft.

Schauen wir uns das mal an.


Alles nach Plan: Planwirtschaft
Spontan haben Sie vermutlich gedacht, dass man das doch am
besten macht, indem man eine zentrale Planungsinstanz gründet,
die darüber entscheidet, was wo von wem und womit produziert
wird. Dieses Prinzip nennt man Planwirtschaft oder
Zentralverwaltungswirtschaft, es wurde vor dem Fall des Eisernen
Vorhangs in den Staaten des ehemaligen Ostblocks praktiziert.
Was genau muss man dann eigentlich alles planen?

Sie müssen entscheiden, was produziert werden soll. Das


nennen Ökonomen die Steuerungsfunktion.
Dann müssen Sie entscheiden, wer die entsprechenden Güter
womit herstellen soll. Das nennen Ökonomen die
Allokationsfunktion.
Sind die Güter produziert, müssen Sie entscheiden, wer diese
bekommt. Das ist die Verteilungsfunktion.

Es gibt noch zwei weitere Aufgaben, die man erfüllen muss,


nämlich erstens dafür sorgen, dass es Anreize zur Innovation
gibt, und zweitens, dass politische und wirtschaftliche Macht
kontrolliert wird, aber wir wollen uns auf die ersten drei Aufgaben
konzentrieren. Wie werden diese Aufgaben in einer Planwirtschaft
bewältigt? Im Prinzip recht einfach:

Steuerungsfunktion: Die Politik entscheidet am grünen


Tisch, was produziert werden soll.
Allokationsfunktion: Die Politik entscheidet, welche Betriebe
was und mit welchen Mitteln anfertigen.
Verteilungsfunktion: Die Politik entscheidet, wer was
bekommt.

Sie sehen, in diesem System hat der Staat die absolute Macht,
weswegen sich Planwirtschaften nicht gut mit wirtschaftlichen
(und damit auch politischen) Freiheiten vertragen.
In der Praxis sah der Planungsprozess in etwa so aus:

Die oberste politische Ebene entscheidet, was produziert


werden soll, und meldet diese Bedarfe der zentralen
Planungskommission.
Die zentrale Planungskommission sammelt Daten ein über
Arbeiter, Maschinen, Vorräte und so weiter, um aus diesen
Daten zu bestimmen, was man potenziell produzieren kann.
Danach erstellt die Planungskommission nun Planbilanzen, in
denen steht, welche Güter produziert und wie sie hergestellt
werden sollen.
Die Pläne werden dann von Fachabteilungen überarbeitet, das
Ergebnis ist ein endgültiger Plan für alle Betriebe des Landes.
Diese Pläne enthalten Produktionsvorgaben, die ihnen
vorschreiben, was sie wie und zu welcher Qualität und mit
welchen Normen herstellen müssen.

Und so einfach das klingt, so kompliziert ist es – was kann hier


alles schiefgehen?

Wünscheraten: Woher will die Politik wissen, was die


Menschen konsumieren wollen? Und das lange im Voraus?
Ganz einfach: Niemand weiß, was Millionen Menschen
morgen konsumieren wollen.
Komplexität: In der Praxis hat sich gezeigt, dass man nicht
einfach die Produktion von Hunderttausenden von Gütern
gleichzeitig planen kann – zu kompliziert sind die
Produktionsbedingungen und Abhängigkeiten der
Herstellungsprozesse untereinander.
Verzerrte Informationen: Wenn Ihr Chef Sie fragt, ob Sie
derzeit viel zu tun haben, kann es schon sein, dass Sie ihm
etwas vormachen, wie beschäftigt Sie sind, sonst droht
Mehrarbeit. Und genau das haben die Betriebe auch gemacht,
wenn sie der Planungskommission mitteilen mussten, wie viel
sie produzieren können.

In der Praxis kann man den Versuch, ganze Volkswirtschaften am


Reißbrett zu organisieren und steuern, als gescheitert betrachten
– aber was ist die Alternative? Ganz einfach: Nichts planen. Man
überlässt das Planen den Unternehmen und Haushalten.

Der Markt bestimmt: Marktwirtschaft


Das klingt verrückt – man will eine ganze Volkswirtschaft
organisieren, indem man nichts tut? Das klingt verwegen, aber
genau so funktioniert eine Marktwirtschaft. Das erklärt sich rasch,
wenn wir uns die drei zentralen Aufgaben anschauen, die wir
bewältigen müssen:

Steuerungsfunktion: Was soll produziert werden?


Allokationsfunktion: Wer soll die Güter herstellen?
Verteilungsfunktion: Wer bekommt was?

Abstimmung per Brieftasche: Die Steuerungsfunktion


Also, wie soll man herausfinden, was die Menschen gerne kaufen
würden? Ganz einfach, man lässt sie abstimmen, und die
Stimmzettel haben Sie alle in Ihrer Brieftasche: Geld. Das ist die
wichtigste Idee der Marktwirtschaft: Keine zentrale Instanz plant,
was produziert werden soll, sondern die Konsumenten stimmen
mit der Brieftasche ab. Ist ein Gut begehrt, so sind sie bereit, viel
dafür zu zahlen, und der hohe Preis lockt Produzenten an, die
genau das Gut produzieren, das die Konsumenten wünschen. Die
Voraussetzung dafür, dass es klappt, ist allerdings: Geld muss
knapp sein.
Warum wir Gewinne brauchen: Die
Allokationsfunktion
Wer entscheidet, was und wo und womit produziert wird? Ganz
einfach: die Unternehmen. Sie beobachten die Konsumenten,
sehen, wo Preise steigen, wo sie fallen, sie sehen oder versuchen
zu erahnen, was die Konsumenten wünschen, und produzieren
das dann. Im Ergebnis produzieren Unternehmen genau das, was
die Konsumenten sich wünschen (oder was die Unternehmen
vermuten, was sich die Konsumenten wünschen). Und warum tun
sie das? Ganz einfach: Weil die Unternehmen sich davon
Gewinne versprechen, wenn sie den Konsumenten das liefern,
was diese am meisten wünschen. (Ist Ihnen aufgefallen, dass in
der Planwirtschaft der Begriff »Gewinn« nicht auftaucht? Den gibt
es da nicht, allenfalls als staatlich vorgeschriebene
Planungsgröße.)

Der Vater der Idee der Marktwirtschaft, Adam Smith, hat das
so formuliert: »Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers
und Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen,
sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen
wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen-,
sondern an ihre Eigenliebe.«
Die Unternehmen produzieren also nicht aus Nächstenliebe,
sondern weil sie sich davon Gewinne versprechen. Das Ergebnis
dieses Gewinnstrebens ist, dass wir als Konsumenten
bekommen, was wir wollen.
Wer soll das bezahlen: Die Verteilungsfunktion
Die Verteilungsfunktion könnte man die Achillesferse der
Marktwirtschaft nennen: Einkommen und Erträge aus Arbeit und
Handel werden nicht nach Bedürftigkeit verteilt, sondern nach
Leistung: Wer etwas besitzt oder anbietet, was viele Menschen
haben wollen (wer also ein knappes Gut anbietet), kann dafür
hohe Preise verlangen, was ihn gegebenenfalls reich macht. Wer
nichts anbieten kann, bekommt auch nichts. Leider muss das so
sein, denn erst der Anreiz, dass man für seine Leistung eine
Entlohnung erhält, bringt die entsprechenden Leistungen hervor.
Würde man ein Einkommen erhalten, ohne etwas dafür zu tun,
würde dieses System nicht mehr funktionieren – warum sollte
man etwas leisten, wenn man auch so ein Einkommen erzielt?
Eine reine Marktwirtschaft kann soziale Gerechtigkeit und
soziale Sicherheit nicht bieten – hier muss der Staat ran.

Wie Märkte funktionieren


Jetzt kennen Sie die grundsätzliche Idee, wie Märkte aussehen –
aber wie funktioniert das in der Praxis? Wie gestaltet sich das
Zusammenspiel zwischen den Wünschen der Konsumenten (ab
sofort nennen wir das »Nachfrage«) und den Plänen der Anbieter
(das nennen wir »Angebot«)? Sie können sich das in etwa so
vorstellen:

Am Anfang steht eine Knappheit – sagen wir, es fängt an zu


schneien und die Bürger brauchen mehr Schneeschaufeln.
Leider gibt es derzeit zu wenig Schneeschaufeln.
Die Bürger suchen verzweifelt nach Schneeschaufeln, gehen
zum Geschäft und bieten dem Verkäufer an, einen höheren
Preis für eine Schneeschaufel zu zahlen.
Leider hat der Verkäufer nicht mehr Schaufeln, zu viele Bürger
suchen eine Schaufel und bieten einen höheren Preis als den
normalen Ladenpreis.
Die Hersteller der Schaufeln bekommen mit, dass die Lager
leer sind, dass die Kunden bereit sind, einen höheren Preis zu
zahlen. Als Reaktion darauf produzieren sie mit der Aussicht
auf höhere Gewinne mehr Schaufeln.
Es kommen mehr Schaufeln auf den Markt, was dazu führt,
dass die Knappheit an Schneeschaufeln beseitigt wird.
Leider hat das gestiegene Angebot einen für die Anbieter
unangenehmen Nebeneffekt: Da jetzt genügend Schaufeln in
den Regalen stehen, müssen die Kunden keine überhöhten
Preise mehr zahlen, da die Hersteller die gestiegene Menge
an Schaufeln nur zu geringeren Preisen verkaufen können.
Das Ergebnis: Der vorübergehende Mangel an Schaufeln ist
behoben, die hohen Preise wieder gesunken.

Genau so funktionieren Märkte: Die Konsumenten signalisieren


mit ihrer Brieftasche, dass sie Bedarf an einem Produkt haben –
sie bieten mehr Geld für das Produkt, der Preis steigt. Der
steigende Preis führt dazu, dass die Produzenten mit der Aussicht
auf mehr Gewinn ihre Produktion erhöhen, was wiederum die
Knappheit an dem Produkt reduziert. Am Ende kommt es dann zu
dem, was Ökonomen ein Marktgleichgewicht nennen: Das
Angebot entspricht der Nachfrage.

Der Preis, zu dem das Angebot gleich der Nachfrage ist,


wird Gleichgewichtspreis genannt.
Wichtig dabei ist, dass der Preis mindestens so hoch sein muss,
dass die zusätzlichen Kosten der Produzenten (die sogenannten
Grenzkosten) gedeckt sind.

Die Rolle des Preises


Wenn Sie diesen Mechanismus noch einmal überdenken, dann
verstehen Sie auch, welche wichtige Rolle der Preis hier spielt:

Signalfunktion: Der Preis zeigt die Knappheit eines Gutes an


und signalisiert den Unternehmen, welche Bedürfnisse die
Konsumenten haben.
Anreizfunktion: Hohe Preise motivieren die Produzenten zu
produzieren, was ihre Kunden sich wünschen.
Lenkungsfunktion: Der Preis lenkt die Produktionsfaktoren
und Mühen der Produzenten dahin, wo sie den höchsten
Ertrag erwarten.
Marktausgleichsfunktion: Der Preis gleicht Angebot und
Nachfrage am Markt aus; er beseitigt Angebots- oder
Nachfrageüberschüsse.
Der Preis ist also der Dreh- und Angelpunkt in einer
Marktwirtschaft, ohne ihn funktioniert nichts:

Für die Konsumenten ist er ein Stimmzettel, mit dem sie


zeigen, was sie von den Produzenten kaufen wollen.
Für die Produzenten ist er ein Signal, das ihnen anzeigt, was
sie produzieren sollen.

Wie Sie im Abschnitt über Marktversagen und staatliche Eingriffe


in Märkte erfahren werden, funktionieren Märkte nicht, sobald der
Preismechanismus defekt ist oder ausgehebelt wird.
Sie sehen: Marktpreise spielen eine sehr wichtige Rolle auf
Märkten und in einer Marktwirtschaft. Sie bündeln Informationen,
die etwas über die Knappheit und die Dynamik der Knappheit an
den entsprechenden Märkten aussagen. Steigen die Preise an
einem Güter- oder Dienstleistungsmarkt (und handelt es sich
nicht um eine allgemeine Preissteigerung, also um Inflation), dann
ist das entsprechende Gut oder die Dienstleistung relativ knapper
geworden.

Preissteigerungen bei einzelnen Gütern und


Dienstleistungen weisen auf größer gewordene relative
Knappheit hin. Ursachen dafür können gestiegene Nachfrage
oder ein Angebotsrückgang sein.
Sinken die Preise an einem Güter- oder Dienstleistungsmarkt,
dann ist das entsprechende Gut, die Dienstleistung, relativ
weniger knapp geworden oder kann mit niedrigeren Kosten
produziert werden.

Preissenkungen bei einzelnen Gütern und Dienstleistungen


weisen auf geringere relative Knappheit hin. Ursachen dafür
können eine zurückgegangene Nachfrage oder eine
Angebotsausdehnung sein.
Wir als Konsumenten freuen uns darüber, wenn die Preise für
Güter und Dienstleistungen, die wir nachfragen, sinken, und
ärgern uns, wenn die Preise steigen. Das ist nur allzu
verständlich. Diese Preisveränderungen haben aber eine sehr
wichtige Botschaft an Anbieter und Nachfrager: Sie zeigen an, ob
Güter und Dienstleistungen weniger knapp oder knapper
geworden sind.

Märkte und Gemeinwohl


Letzten Endes ist es aus ökonomischer Sicht entscheidend, dass wir als Anbieter oder
Nachfrager auf Preisveränderungen reagieren. Und das tun wir tatsächlich. Die
Preisänderungen sind Signale an uns, unsere Angebots- und
Nachfrageentscheidungen an die geänderten Knappheitsverhältnisse anzupassen.
Leider hängt das nicht davon ab, ob uns das gefällt. Passen wir uns nicht an, geht es
uns in der Regel schlechter als bei Anpassung. Also passen wir uns an. Wird
beispielsweise die Steuer auf Alkoholprodukte erhöht, ist das für uns als
Alkoholkonsumenten nicht schön. Selbst die Alkoholhersteller finden das nicht gut. Der
Sinn dieser Steuern besteht gerade darin, den Alkoholkonsum aus
Gesundheitsgründen zu senken. Also reagieren wir auf die Steuer und schränken
unseren Alkoholkonsum ein. Dafür können wir dann den Konsum anderer, gesünderer
Güter erhöhen.

Konkurrenz oder Monopole? Die


Marktstruktur
Jetzt wissen Sie, wie ein Markt grundsätzlich funktioniert, aber
Markt ist nicht gleich Markt, wir müssen differenzieren. Aus
ökonomischer Sicht spielt es keine so große Rolle, welche Güter
oder Dienstleistungen an einem Markt gehandelt werden, sondern
die Zahl der Anbieter und Nachfrager ist wichtig. Die Ökonomen
unterscheiden daher:

den Konkurrenzmarkt und


den Monopolmarkt.
Die Zahl der Anbieter und Nachfrager an einem Markt
bestimmt, wie stark der Wettbewerb an einem Markt
ausgeprägt ist. Insbesondere die Zahl der Anbieter ist sehr
wichtig. Gibt es sehr viele Anbieter, so hat der einzelne
Anbieter keine Marktmacht, es liegt ein Konkurrenzmarkt vor.
Das andere Extrem ist ein Markt, an dem es nur einen
Anbieter gibt, der Monopolmarkt. Monopolisten haben
Marktmacht.
Der vollkommene Wettbewerb: Konkurrenzmarkt
Ein Konkurrenzmarkt besteht aus vielen Anbietern und
Nachfragern; man spricht auch von »vielzahligem Wettbewerb«.
Was bedeutet das nun genau? Der Clou ist, dass an einem
solchen Markt weder die Anbieter noch die Nachfrager den
Marktpreis beeinflussen können. Wann liegen solche Märkte vor?
Wenn es

sehr viele Anbieter mit geringem Marktanteil gibt,


das Produkt einheitlich ist, also in wenig Varianten angeboten
wird und sich die Produkte der verschiedenen Anbieter kaum
unterscheiden (Ökonomen nennen solche Güter »homogen«,
also einheitlich),
die Konsumenten über die verschiedenen Angebote aller
Anbieter Bescheid wissen – Ökonomen sprechen von
Markttransparenz.

In der Theorie nennt man das dann vollkommenen Wettbewerb:


Alle Unternehmen bieten exakt das gleiche Produkt an, alle
Konsumenten wissen das auch und haben komplette Übersicht
über den Markt, das einzige Entscheidungskriterium zum Kauf ist
der Preis. In diesem Fall sind die Unternehmen sogenannte
Preisnehmer.
Unternehmen, die Preisnehmer sind, können den Preis
ihres Produkts nicht frei bestimmen, sie müssen den Preis
nehmen, der am Markt herrscht.
Das klingt nicht sonderlich realistisch – ist es auch nicht, genauso
wie das andere Extrem der Marktstruktur: das Monopol.
Der Alleinherrscher: Das Monopol
Wir wechseln also radikal die Marktform. Bisher hatten wir viele
Anbieter und Nachfrager an einem Markt. Nun nehmen wir an,
dass es nur einen einzigen Anbieter haben. Das ändert die
Situation grundlegend: Wir können nun ausgebeutet werden. Im
Gegensatz zur Situation unter vollkommenem Wettbewerb kann
der Monopolist den Preis für sein Produkt selbst bestimmen.

In einem Monopol wird weniger von einem Produkt


hergestellt als bei Wettbewerb, und das zu einem höheren
Preis.
Woher kommt das? Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen
Zahlungsbereitschaft der Konsumenten: Manche Kunden sind
bereit, recht hohe Preise zu zahlen, während andere
Konsumenten das Produkt nicht so dringend brauchen und
deswegen weniger bezahlen. Für einen Monopolisten lohnt es
sich, weniger Kunden zu beliefern und dafür einen höheren Preis
zu nehmen, anstatt alle Kunden zu einem niedrigeren Preis zu
beliefern. Die Rechnung ist ganz einfach: Bei höheren Preisen hat
man zwar weniger Kunden (was die Erlöse reduziert), aber die
wenigen Kunden zahlen mehr (was die Erlöse erhöht), und
solange der erste Effekt kleiner ist als der zweite, lohnt es sich,
die Preise zu erhöhen.
Das bedeutet, dass einige Kunden mehr zahlen müssen als bei
Wettbewerb und einige Kunden das Produkt gar nicht kaufen, weil
es ihnen zu teuer ist – beides ist schädlich für die Wirtschaft.
Wovon hängt es ab, wie schädlich ein Monopol für Wirtschaft und
Verbraucher ist? Es sind zwei Faktoren, die hier eine große Rolle
spielen:

die Ersetzbarkeit des Monopolprodukts durch andere Produkte


und
die Angreifbarkeit des Monopols.

Ersetzbarkeit des Monopolprodukts


Der Bäcker um die Ecke hat sicher keine Monopolstellung, auch
wenn es bequemer ist, dorthin zu gehen als zwei Straßen weiter.
Je leichter ein Produkt durch ähnliche andere Produkte ersetzt
werden kann, desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit, dass es
zu einem Monopol kommt.

Je schwerer ein Produkt oder eine Dienstleistung durch


ähnliche andere ersetzt werden kann, desto größer ist die
Monopolmacht. Umgekehrt gilt, dass ein Produkt mit großer
Konkurrenz ähnlicher Produkte recht leicht ersetzt werden
kann. Daher ist die Marktmacht bei solchen Produkten klein.
Angreifbarkeit des Monopols
Der Monopolgewinn, also der Gewinn, den der Monopolist über
den höheren Preis und die geringere Absatzmenge erzielen kann,
lockt andere Unternehmen in den Markt. Diese Unternehmen
werden versuchen, das Produkt nachzuahmen, um auch in den
Genuss des Gewinns zu kommen. Das reduziert langfristig den
Preis und damit auch die Monopolgewinne – das Monopol bricht
zusammen.
Es kann allerdings sinnvoll sein, diese Nachahmung zumindest
für eine gewisse Zeit rechtlich zu untersagen, beispielsweise bei
Patenten.

Patente
Hat ein Unternehmen auf ein Produkt ein Patent, darf es rechtlich geschützt
Monopolgewinne für einen bestimmten Zeitraum (in der Regel 20 Jahre) machen. Das
spielt insbesondere bei Arzneimitteln eine Rolle. Der Patentschutz soll Unternehmen
vor zu früher Konkurrenz schützen, um Anreize zu schaffen, neue Produkte zu erfinden.
Bei Arzneimitteln ist das leicht zu erkennen: Die Entwicklung neuer Medikamente zur
Behandlung bisher nicht oder nur schlecht behandelbarer Krankheiten ist sehr teuer.
Ohne die Aussicht darauf, die Kosten für Forschung und Entwicklung des Heilmittels
wieder hereinzubekommen, würde zu wenig nach solchen Mitteln gesucht.

Monopole können also rechtlich geschützt werden, zum Beispiel


durch Patente. Monopolunternehmen können aber auch aus
politischen Gründen gesetzlich vor Wettbewerb geschützt werden.

Das Telekommunikationsmonopol
Es gab eine Zeit in Deutschland, zu der es sogar verboten war, sich ein eigenes Telefon
zu kaufen. Man musste es von der Telekom mieten. Zudem wurde die Gebühr pro
Minute von der Behörde festgelegt. Wettbewerb zwischen
Telekommunikationsanbietern gab es nicht. Die Telekom war ein staatlich
abgesichertes Monopol. Dieses Monopol wurde in Deutschland erst 1989 per Gesetz
abgeschafft. Die Folge war, dass in den Jahren danach Wettbewerb aufkam und die
Telefongebühren drastisch sanken.

Allerdings gibt es auch Fälle, in denen potenzielle Konkurrenten


gar nicht in den Markt eintreten können und dem Monopolisten
seine Stellung streitig machen können. Ein solcher Grund für die
Unangreifbarkeit eines Monopols können sehr hohe Fixkosten
sein, also Kosten, die unabhängig von der produzierten Menge
anfallen. Ein Beispiel dafür ist der Bau von Verkehrsflugzeugen.
Sie müssen erst sehr hohe Summen in die
Produktionskapazitäten investieren, bevor Sie das erste Flugzeug
bauen können.

Hohe Fixkosten können den Wettbewerb auf Märkten


verhindern. Sie können als Markteintrittsbarrieren
Unternehmen im Markt vor der Konkurrenz anderer
Unternehmen schützen.
Im Rahmen der Digitalisierung der Wirtschaft hat sich eine neue
Form der Barriere für einen Markteintritt entwickelt. Dies
bekommen wir zunehmend in Europa zu spüren. Im Bereich
digitaler Dienstleistungen gibt es amerikanische Unternehmen,
die den Markt beherrschen; das Stichwort heißt GAFA(M).

Mit der Abkürzung GAFA werden die amerikanischen IT-


Unternehmen Google, Apple, Facebook und Amazon
bezeichnet. Mittlerweile wird gelegentlich auch M für
Microsoft hinzugenommen.
Diese Unternehmen sind auf ihren jeweiligen Märkten kaum noch
angreifbar – aber warum? Der Schlüssel liegt in
Netzwerkeffekten.

Netzwerkeffekte entstehen, wenn der Wert eines Produkts


für die Nutzer von der Gesamtzahl der Nutzer dieses
Produkts abhängt.
Stellen Sie sich vor, es gibt nur ein Telefon auf der Erde –
welchen Nutzen hätte dieses Telefon für Sie? Genau, keinen.
Sobald aber eine zweite Person ebenfalls ein Telefon besitzt,
steigt auch der Nutzen Ihres Telefons, weil es jetzt jemanden gibt,
den Sie mit diesem Telefon anrufen können. Und je mehr
Personen ein Telefon besitzen, umso mehr Personen können Sie
anrufen, umso höher ist der Nutzen Ihres Telefons. Genau das ist
ein Netzwerkeffekt. Sie kennen viele Beispiele dafür:

Ihr Facebook-Account ist für Sie umso nützlicher, je mehr


Personen auf Facebook sind – umso mehr Freunde können
Sie dort finden.
Je mehr Kunden auf Amazon sind, umso attraktiver wird
Amazon für Sie als Händler. Und je mehr Händler auf Amazon
sind, umso attraktiver wird Amazon für die Kunden, was zu
mehr Kunden führt. Das Amazon-Beispiel gilt auch für
Auktionsplattformen wie eBay.
Je mehr Menschen eine bestimmte Software benutzen, umso
mehr Menschen können mit dieser Software Daten
austauschen.

Wenn Sie genau hinschauen, erkennen Sie auch, dass es in all


diesen Beispielen schwierig wird zu wechseln – niemand wird
Ihnen folgen. Das erklärt beispielsweise, warum es keine
Konkurrenz zu Facebook gibt: Wenn Sie auf eine andere soziale
Plattform wechseln, werden Ihre Kontakte Ihnen nicht folgen –
warum sollten sie, wenn all ihre anderen Kontakte auf Facebook
sind?

Netzwerkeffekte führen dazu, dass bei den betreffenden


Unternehmen Marktmacht entsteht, da die Nutzer bei einem
Wechsel riskieren, isoliert zu werden. Daher entsteht ein
Lock-in-Effekt (ein Einsperrungseffekt), man kommt von den
Produkten nicht so einfach los.

Was Märkte nicht können


Gelegentlich wird Ökonomen vorgeworfen, dass sie zu sehr der
Idee von Märkten verfallen sind. Ganz so stimmt das nicht, aber
die Vorliebe der Ökonomen für Märkte hat einen einfachen Grund:
Ökonomen glauben (und können zeigen), dass in vielen Fällen
Märkte die beste Methode sind, um Knappheitsprobleme zu lösen
– zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Der Grund dafür ist die oben
bereits erläuterte Rolle des Preises: Preise sind die beste Lösung
herauszufinden, was die Menschen benötigen, was produziert
werden soll. Und Preise sind der beste Anreiz für die
Produzenten, das zu produzieren, was die Menschen wollen.
Aber Ökonomen sind nicht blind; wir wissen, dass es Fälle gibt, in
denen Preise nicht die Wahrheit sagen – das nennen Ökonomen
dann Marktversagen. Und wo Märkte versagen, da muss dann in
der Tat der Staat ran. Aber was können Märkte, was kann das
Preissystem nicht, zumindest nicht so ohne Weiteres? Es sind
drei Dinge, die Märkten zu schaffen machen:

externe Effekte,
öffentliche Güter und
soziale Gerechtigkeit.

Umweltschutz und Impfen: Externe Effekte


Stellen Sie sich vor, Sie haben gerade einen Weiher gekauft und
wollen sich mit Forellenzucht selbstständig machen. Durch Ihren
Weiher fließt ein kleiner Fluss, der für die Umwälzung des
Wassers sorgt. Kurze Zeit später errichtet eine Firma oberhalb
des Weihers eine Produktionsanlage, die kleine Mengen eines
ansonsten nicht umweltschädigenden Stoffes über ihr Abwasser
in den Fluss leitet. Die Forellen sind sehr empfindlich und gehen
ein. Der Firma ist das egal, sie zahlt Ihnen keine Entschädigung.
Dieser Effekt wird als negative Externalität oder auch externer
Effekt bezeichnet.

Ein externer Effekt entsteht, wenn die Produktion oder der


Konsum eines Gutes durch Dritte beeinträchtigt wird, ohne
dass es eine Entschädigung gibt. Ist der Effekt schädigend,
wird er als negative Externalität bezeichnet. Ist er dagegen
begünstigend, ist es eine positive Externalität.
Eine positive Externalität ist beispielsweise eine Impfung: Wenn
Sie sich impfen lassen, können Sie Ihren Nachbarn nicht
anstecken – dieser profitiert also davon (sein Nutzen wird positiv
beeinflusst), aber er beteiligt sich nicht an den Kosten der
Impfung.

Das Impfdilemma
Masern ist eine der ansteckendsten Krankheiten. Man geht davon aus, dass eine
kranke Person 12 bis 18 Personen ansteckt. Aus Angst vor Impfschäden lassen
dennoch viele Eltern ihre Kinder nicht gegen Masern impfen. Die Folge sind immer
wieder aufflackernde lokale Masernepidemien, die einige Kinder nur mit schweren,
lebenslangen Gesundheitsschäden oder gar nicht überleben. Nicht alle Kinder müssen
geimpft sein, um lokale Masernepidemien zu vermeiden. Das gehört zu den Wirkungen
der positiven Externalität. Daher kann man als Einzelner eine sogenannte
Trittbrettfahrerposition einnehmen: Sollen die anderen ihre Kinder impfen lassen, dann
ist unser Kind auch geschützt. Das ist verständlich, aber gefährlich: Wenn eine große
Zahl von Eltern so denkt, ist der Impfschutz zu gering und es kann leicht zu einer
lokalen Epidemie kommen. Dieses Dilemma wurde in Deutschland im Jahr 2020 mit
dem Masernschutzgesetz, das eine Impfpflicht enthält, gelöst.

Was ist das Problem an Externalitäten? Stellen Sie sich vor, eine
Fabrik verschmutzt bei der Produktion die Umwelt, ohne die
Umweltschäden zu berücksichtigen – also die Schäden mit Geld
wieder zu beheben (beispielsweise indem sie den Fluss säubert,
den sie verschmutzt). Dann bietet sie das Produkt zu billig an,
weil im Preis des Produkts die Kosten der Umweltverschmutzung
fehlen, die dann Dritte, aber nicht die Konsumenten der Produkte,
tragen müssen. Negative externe Effekte führen also dazu, dass
von diesem Gut zu viel produziert wird.
Die Welt ist voll von negativen Externalitäten. Allerdings sind nicht
alle so schädlich, dass man sofort etwas dagegen unternehmen
müsste. Die meisten davon sind bereits »eingepreist«, wie es im
ökonomischen Jargon heißt. Was bedeutet das?

Verkehrslärm
Verkehrslärm ist nicht nur lästig, sondern auch gesundheitsschädlich. Dennoch stehen
sehr viele Häuser an Straßen, auch an viel befahrenen. Dieser Lärm ist ein negativer
externer Konsumeffekt, da er das Wohnen beeinträchtigt. Dieser Effekt ist aber
eingepreist: Wenn Sie die Wohnungsmieten an den jeweiligen Straßen vergleichen,
werden Sie sehen, dass Wohnungen an verkehrsreichen Straßen – unter ansonsten
gleichen Bedingungen wie Lage, Alter und Ausstattung – niedrigere Mieten pro
Quadratmeter aufweisen als Wohnungen an ruhigen Straßen. Der Grund dafür ist der
Verkehrslärm – er ist in den niedrigeren Immobilienpreisen eingepreist, wie Ökonomen
sagen.
Was haben externe Effekte mit Märkten zu tun, werden Sie sich
fragen. Das Problem besteht darin, dass Märkte nicht immer
automatisch externe Effekte einpreisen, wie es oben beschrieben
wurde. Daher ist es insbesondere bei sehr schädlichen negativen
externen Effekten erforderlich, dass der Staat eingreift und das
Einpreisen dieser Effekte erzwingt.

Externe Effekte sollen durch staatliche Maßnahmen


eingepreist werden. Ökonomen bezeichnen das als
Internalisierung. Die bekannteste Form der Internalisierung
eines negativen externen Effekts ist eine Steuer. Sie
verteuert die Produktion oder die Verwendung bestimmter
Güter, um ihre Produktion oder Verwendung zu reduzieren.
Über den erhöhten Preis sinken dann Herstellung oder
Verbrauch des Gutes.
In Deutschland werden Alkohol und Tabakprodukte unter
anderem deshalb besteuert, weil sie negative externe
Gesundheitseffekte auslösen (die Kosten für das
Gesundheitswesen steigen), die von den Konsumenten
unbeachtet bleiben und in den Preisen für diese Produkte von
den Herstellern nicht berücksichtigt werden. Die zusätzliche
Steuer auf diese Produkte soll den Konsum senken.
Auch die Klimaveränderung ist eine negative Externalität, die die
Menschen weltweit über ihr wirtschaftliches Produktions- und
Konsumverhalten beeinflussen. Man nennt das eine globale
negative Externalität. Ein wichtiger Weg, die Berücksichtigung
dieses Effekts durchzusetzen, besteht in einer
Kohlendioxidsteuer. Diese Steuer verteuert die Herstellung und
den Verbrauch von Produkten, die unsere Umwelt mit
Kohlendioxid (chemisch CO2) belasten.
Insgesamt gesehen gelten Steuern als einer der wirtschaftlich
besten Wege, mit schwerwiegenden negativen externen Effekten
umzugehen. Der Grund dafür liegt wiederum bei Märkten und
ihrer wichtigsten Funktion, der Preisbildung. Preise sollen alle
relevanten Informationen enthalten, die Hersteller und
Konsumenten für ihre Entscheidungen benötigen. Daher bieten
sich Steuern an, da diese unmittelbar die Marktpreise in die
angestrebte Richtung verändern. Dadurch verändern sich
Herstellung und Verbrauch ebenfalls in die gewünschte Richtung.

Leuchttürme und Landesverteidigung:


Öffentliche Güter
Um öffentliche Güter zu verstehen, ist es am besten, sich
zunächst mit ihrem Gegenteil zu beschäftigen, mit privaten
Gütern. Es sind zwei Kriterien, die ein Gut zu einem privaten Gut
machen:

das Ausschlussprinzip und


das Rivalitätsprinzip.

Ausschlussprinzip
Wenn Sie sich ein Fahrrad kaufen, werden Sie sich bestimmt
auch ein Sicherungsschloss für das Fahrrad besorgen. In Städten
mit hohem Fahrradaufkommen wie beispielsweise Münster ist
Fahrraddiebstahl weit verbreitet. Also sichert man das Fahrrad
bisweilen mehrfach gegen Diebstahl. Genau das macht ein
Fahrrad zu einem privaten Gut: Sie schließen andere von der
unberechtigten Nutzung Ihres Fahrrads durch Schlösser aus, Sie
wenden das Ausschlussprinzip an.
Stellen Sie sich jetzt vor, Sie leben an der Küste und betreiben
einen Leuchtturm, damit Sie mit Ihrem Boot immer sicher an die
Küste kommen. Könnten Sie andere Boote von der Nutzung des
Leuchtturms ausschließen? Nein, das wäre nicht möglich, hier
funktioniert das Ausschlussprinzip nicht.
Bei öffentlichen Gütern kann das Ausschlussprinzip nicht
oder nur zu unakzeptablen Kosten angewandt werden. Darin
unterscheiden sie sich von privaten Gütern.
Auch das Rechtssystem ist ein öffentliches Gut. Im Fahrrad-
Beispiel könnte man sagen, dass alle Personen, die nicht aus
dem Inland stammen, von den deutschen Gesetzen
ausgeschlossen sind. Was würde dann wohl passieren? Dies
würde vermutlich die Fahrraddiebstähle (und nicht nur diese) auf
die Spitze treiben, da ja Personen aus dem Ausland den
inländischen Regeln des Strafgesetzbuchs hinsichtlich Diebstahls
nicht unterliegen würden. Offensichtlich macht das
Ausschlussprinzip im Bereich des Rechts keinen Sinn. Das
Rechtssystem ist nicht der einzige Bereich, bei dem das
Ausschlussprinzip keinen Sinn macht. Bei Straßen,
Schulgebäuden, Krankenhäusern ist das ähnlich, ebenso bei
Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr.

Infrastruktur
Straßen, Wasser- und Luftwege, Gas-, Wasser- und Stromleitungen, die
Glasfaserleitungen des Internets, Satelliten und sehr vieles mehr sind Voraussetzungen
für das Funktionieren der Wirtschaft. Sie werden mit dem Sammelbegriff Infrastruktur
bezeichnet. Der größte Teil dieser Infrastruktur sind öffentliche Güter, bei denen das
Ausschlussprinzip nicht sinnvoll angewandt werden kann.

Rivalitätsprinzip
Gehen wir wieder zurück zu privaten Gütern. Das Brötchen, das
Sie essen, kann gleichzeitig keine andere Person essen; das
Fahrrad, das Sie fahren, kann gleichzeitig keine andere Person
nutzen. Es herrscht Rivalität im Konsum. Nun gut, können Sie
jetzt einwenden, ich fahre ja nicht den ganzen Tag Fahrrad.
Richtig, aber was machen Sie, wenn Sie mit dem Fahrrad fahren
wollen, wenn es gerade eine andere Person verwendet? Sie
wissen nicht jeden Tag haargenau, wann Sie Ihr Fahrrad
brauchen. Ökonomisch ausgedrückt hat Ihr Fahrrad für Sie selbst
dann einen Wert, wenn Sie es nicht nutzen. Dieser Wert wird
Optionsnutzen genannt. Eine Option (das nicht benutzte Fahrrad),
die Sie sich erworben haben, kann nicht gleichzeitig eine andere
Person haben – sonst ist das Fahrrad gerade in Gebrauch, wenn
Sie damit fahren wollen.

Bei öffentlichen Gütern gilt das Rivalitätsprinzip nicht. Es


gibt keine Rivalität im Konsum. Das ist das zweite Kriterium
für ein öffentliches Gut.
Das Rechtssystem funktioniert für eine Million Bürger, aber auch
für 100 Millionen. Die Bundeswehr kann eine Million, aber auch
100 Millionen Bürger verteidigen. Ähnliches gilt für die
Infrastruktur.
Aber es gibt Grenzen für die Nichtrivalität im Konsum. Das wohl
beste Beispiel sind Straßen. Sobald es Staus gibt, gibt es Rivalität
in der Straßennutzung. Das gilt auch für Krankenhäuser, wie
gerade die Coronavirus-Pandemie gezeigt hat. Ab einer
bestimmten Zahl von Erkrankungen sind die Kapazitäten
erschöpft; ab diesem Punkt gibt es wieder Rivalität im Konsum.
Stimmt das Kriterium deshalb nicht? Doch, es stimmt. Aber es
gibt Kapazitätsgrenzen, selbst bei öffentlichen Gütern. An der
Kapazitätsgrenze gibt es wieder Rivalität.
Wie man öffentliche Güter finanziert
Die Nichtanwendbarkeit des Ausschlussprinzips und die
Nichtrivalität im Konsum (bis zur Kapazitätsgrenze) unterscheiden
öffentliche von privaten Gütern. Private Güter werden an Märkten
gegen die Zahlung von Preisen verkauft. Bei öffentlichen Gütern
geht das offensichtlich nicht, da die private Aneignung nicht
funktioniert (wie wollen Sie einen Preis für etwas verlangen, von
dessen Nutzung Sie niemanden ausschließen können?). Das
führt zu der Frage, wie man öffentliche Güter bereitstellt und
finanziert.
Öffentliche Güter gehören allen Bürgern eines Staates
gemeinsam. Deshalb werden sie auch als Kollektivgüter (im
Gegensatz zu Individualgütern) bezeichnet.
Öffentliche Güter werden vom Staat bereitgestellt und finanziert.
Mit dem Staat sind hier die Städte und Gemeinden, die
Bundesländer und der Bund gemeint. Wer von diesen
Gebietskörperschaften – so der offizielle Ausdruck – die Güter
bereitstellt und finanziert, ist rechtlich im Grundgesetz geregelt.
Ökonomisch gesehen hängt die Bereitstellung davon ab, wer am
nächsten dran ist, wer also am besten den Bedarf an diesen
Gütern abschätzen kann. Die mit diesen Entscheidungen
betrauten Institutionen werden durch Wahlen, also demokratisch,
bestimmt. In Wahlen entscheiden wir daher auch darüber, welche
lokalen, regionalen und bundesweiten öffentlichen Güter
bereitgestellt werden.

Um die Bereitstellung öffentlicher Güter bestmöglich mit


dem Bedarf der Bevölkerung und ihrer Zahlungsbereitschaft
dafür in Einklang zu bringen, werden öffentliche Güter lokal
von den Städten und Gemeinden, regional von den
Bundesländern und bundesweit vom Bund bereitgestellt und
finanziert.
Öffentliche Güter werden größtenteils mit Steuern finanziert.
Daher erheben die drei genannten Gebietskörperschaften jeweils
eigene Steuern. Sie werden an dieser Stelle möglicherweise
einwenden, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in
Deutschland nicht überall gleich hoch ist. In der Tat gibt es
deutliche Unterschiede. Wie sichert man dann die möglichst
gleichmäßige Bereitstellung öffentlicher Güter?
Um die Versorgung mit öffentlichen Gütern möglichst
gleichmäßig zu gestalten, gibt es zwei große
Finanzausgleichssysteme:

den kommunalen Finanzausgleich innerhalb der


Bundesländer, also den Ausgleich zwischen
Leistungsfähigkeit und Finanzbedarf, und
den Länderfinanzausgleich zwischen den
Bundesländern.

Sie sehen, man hat an alles gedacht. Die föderale Struktur des
deutschen Staatsaufbaus hat sich in der Vergangenheit schon oft
bewährt. Dass es dabei auch häufiger zu handfesten politischen
Auseinandersetzungen und Meinungsverschiedenheiten kommt,
ist weniger ein Problem als ein Kennzeichen funktionierender
Demokratie.

Umverteilung: Soziale Gerechtigkeit


Ein weiteres Feld, auf dem Märkte nicht funktionieren, ist die
soziale Gerechtigkeit. Um es kurz und klar zu sagen: Märkte sind
dazu da, Angebot und Nachfrage über die Bildung von
Marktpreisen in Einklang zu bringen. Ob das sozial gerecht ist,
hängt davon ab, wie man soziale Gerechtigkeit definiert. Ethisch
gesehen leisten die Märkte einen wichtigen Beitrag zur
gesellschaftlichen Wohlfahrt, indem sie alle verfügbaren
Informationen zu Marktpreisen verdichten. Sie führen zu
effizienter Verwendung der knappen Ressourcen. Märkte sind
Institutionen, die auf einen disziplinierten Umgang mit knappen
Ressourcen hinwirken. Märkte verhindern Verschwendung – was
auch eine ethische Kategorie darstellt.

Ökonomische Effizienz heißt, (1) ein gegebenes Ziel mit


möglichst geringem Mitteleinsatz zu erreichen oder (2) mit
gegebenem Mitteleinsatz das bestmögliche Ergebnis zu
erzielen. Der Mitteleinsatz (Ressourcen genannt) bezieht sich
auf alles, was zur Herstellung von Gütern und
Dienstleistungen erforderlich ist.
Was Märkte dagegen nicht können, ist die Beschränkung
menschlicher Bedürfnisse. Diese existieren, bevor es zur
Produktion von Gütern und Dienstleistungen kommt. Märkten sind
demgegenüber als Institution geeignet, die Menschen darüber
entscheiden zu lassen, mit welchen Produkten und
Dienstleistungen sie ihre Bedürfnisse befriedigen wollen. Kein
Produkt und keine Dienstleistung, die von Märkten bereitgestellt
wird, kann sich gegen den Willen der Menschen durchsetzen.

Märkte und Gemeinwohl


Tatsächlich sind Märkte diejenige gesellschaftliche Institution, die mit der Versorgung
mit Gütern und Dienstleistungen das Gemeinwohl, also das Wohl aller, fördert.
Allerdings sind sie nicht die alleinige Institution, die darauf hinwirkt. Märkte werden
ergänzt vom Staat, der öffentliche Güter bereitstellt. Über Märkte werden private Güter,
vom Staat öffentliche Güter beigesteuert. Daher sind Markt und Staat keine
Gegensätze – sie ergänzen sich.

Die Schattenseite von Märkten hängt nicht von ihnen selbst ab,
sondern von den Personen, die sich auf ihnen betätigen. Über
Märkte werden auch Güter gehandelt, die von der Allgemeinheit
nicht immer als nützlich angesehen werden. Diese Güter werden
auch als »Sin Goods« (»Sündengüter«) bezeichnet.

»Sin Goods« sind Güter, die nicht in jedem Fall den


geltenden Sozialnormen entsprechen. Dazu gehören unter
anderem Alkohol, Tabakprodukte und Glücksspiele.
Leistungsgerechtigkeit
Ein weiteres Kernproblem von Märkten ist die
Einkommensverteilung, die sie hervorbringen. Märkte verteilen
Einkommen nur nach Leistungsgerechtigkeit.
Leistungsgerechtigkeit bedeutet, dass das Einkommen sich
danach bemisst, was man leistet. Auf Märkten ist die
Leistung, die belohnt wird, der Beitrag, den man dazu leistet,
knappe Güter bereitzustellen.
Das ist genau der Punkt: Leistungsgerechtigkeit bedeutet, dass
für etwas bezahlt wird, was andere Menschen schätzen. Und
wofür zahlen Menschen? Nun für Dinge, die sie benötigen,
begehren, und das sind in der Regel knappe Dinge. Wenn Sie
Sand anbieten, werden Sie damit wenig Geld verdienen, da er
nicht knapp ist. Bieten Sie hingegen in einer Pandemie einen
Impfstoff an, werden Sie Milliardär. Genau das ist die List der
Marktwirtschaft: Sie verleitet Sie dazu, das anzubieten, was sich
die meisten Menschen ganz dringend wünschen. Wie hoch Ihr
Einkommen, Ihr Wohlstand in einer Marktwirtschaft ist, hängt also
vor allem davon ab, ob Sie einen Beitrag zur Beseitigung von
Knappheit leisten können.
Diese Leistung setzt sich dabei aus drei Komponenten
zusammen:

der Leistungsfähigkeit, die durch Bildung und Ausbildung


erarbeitet wird,
der Leistungsbereitschaft, die darin besteht, sich zunächst
entsprechend zu bilden und ausbilden zu lassen sowie
entsprechende Arbeitsbereitschaft im Leistungsprozess zu
zeigen, und
einer Zufallskomponente, die darauf beruht, dass man zur
richtigen Zeit an der richtigen Stelle das Richtige tut.

Trotz ausgeprägter Leistungsfähigkeit und -bereitschaft ist es


nicht sicher, dass Sie im Marktprozess zu den Gewinnern zählen.
Dafür ist die Zufallskomponente verantwortlich. Bildung und
Ausbildung erstrecken sich über längere Zeiträume,
Marktgegebenheiten dagegen verändern sich sehr schnell. Daher
sind tiefgreifende Änderungen, auch in technischer Hinsicht, auf
den Arbeitsmärkten nicht sonderlich erwünscht.
Bedarfsgerechtigkeit
Leider ist das Leben kein Ponyhof – das, was Sie durch Ihre
Leistung erwirtschaften können, reicht oft nicht dazu aus, das zu
kaufen, was Sie sich wünschen. Letzteres nennt man
Bedarfsgerechtigkeit – das ist das Gegenteil der
Leistungsgerechtigkeit.

Bedarfsgerechtigkeit ist gegeben, wenn der objektiv


gegebene Bedarf eines Menschen gedeckt ist. Was der
objektive Bedarf ist, ist Meinungssache und hängt auch vom
Stand der Wirtschaftsentwicklung ab. Eine zivilisierte
Gesellschaft kennt einen Mindestbedarf, der nicht
unterschritten werden sollte.
Bedarfsgerechtigkeit herbeizuführen ist keine Aufgabe des
Marktes. Das kann er nicht, das widerspricht auch seinen
Aufgaben und seinen Funktionsbedingungen. Der Markt kann nur
Leistungsgerechtigkeit anbieten, die Bedarfsgerechtigkeit muss
der Staat sichern. Dazu erhebt er Steuern, die er dann von den
Glücklichen umverteilt zu den Bedürftigen – das können Sie in
Kapitel 14 nachlesen. Mit den Mitteln des Sozialstaats wird
versucht, die Funktionsfähigkeit von Märkten zu nutzen, um
daraus diejenigen Ressourcen zu erhalten, die für die
Leistungsfinanzierung des Sozialstaats erforderlich sind. Insofern
muss die Leistungsgerechtigkeit des Marktes kein Gegensatz zur
Bedarfsgerechtigkeit des Sozialstaats sein.
Chancengerechtigkeit
Der Sozialstaat kann vermutlich keine umfassende
Bedarfsgerechtigkeit herstellen. Würde er das tun, würden
vermutlich viele Menschen nicht mehr arbeiten wollen – was soll
ich arbeiten, wenn der Staat mir alle Wünsche erfüllt? Aber der
Staat kann etwas anderes tun – er kann für Chancengerechtigkeit
sorgen.

Unter Chancengerechtigkeit versteht man, möglichst allen


die gleichen Startchancen hinsichtlich des Erwerbs von
Leistungsfähigkeit zu verschaffen.
Chancengerechtigkeit herzustellen ist eine wichtige, vielleicht
sogar die wichtigste Aufgabe des Sozialstaats.

Leben in einer Marktwirtschaft


Gut, jetzt wissen Sie, wie eine Marktwirtschaft funktioniert.
Welche Ratschläge können wir Ihnen geben, damit das Leben in
einer Marktwirtschaft leichter wird? Ein paar Ideen haben wir:

Je besser Ihre Ausbildung, Ihre Kenntnisse, sind, umso


geringer das Risiko, dass Sie zu wenig Geld in der Tasche
haben.
Aber Vorsicht: Eine Ausbildung als Pokémon-Trainer ist
vermutlich weniger hilfreich als die Kenntnis von
Programmiersprachen. Sie sollten sich besser in den
Bereichen ausbilden lassen, in denen Knappheit herrscht oder
zu erwarten ist.
Bilden Sie sich weiter in Richtung Digitalisierung. Diese
Fähigkeiten werden immer wichtiger – sprich: knapper –
werden, und wer diese beherrscht, wird auch
dementsprechend belohnt.
Bleiben Sie flexibel, was den Arbeitsplatz, Beruf und den
Arbeitsort betrifft. Je flexibler Sie sind, umso leichter können
Sie sich den ständigen Veränderungen anpassen, denen eine
Marktwirtschaft ausgesetzt ist.
Halten Sie die Nase in den Wind, achten Sie darauf, was
gerade begehrt wird, was die Menschen suchen und wollen –
wenn Sie entdecken, was knapp ist, können Sie versuchen,
genau diese Knappheit zu beseitigen, mit entsprechendem
Lohn.
Achten Sie auf die Preise, die sagen immer die Wahrheit –
wenn Sie nicht vom Staat manipuliert sind (darauf kommen wir
gleich zu sprechen).
Wenn Sie Pech haben, scheuen Sie sich nicht, die vielen
Angebote des Sozialstaats zu nutzen. Fortbildung, Lehrgänge,
finanzielle Unterstützung – machen Sie sich schlau (vieles
dazu finden Sie in den vorherigen Kapiteln).

Gut, das ist nicht leicht. Es kostet Anstrengungen, aber der Lohn
wird nicht ausbleiben. Bei massiven technischen und
wirtschaftlichen Veränderungen hilft weder die Vogel-Strauß-
Methode – Kopf in den Sand – noch die Methode Wasch-mich-
aber-mach-mich-nicht-nass. Außerdem kann es Spaß machen,
sich neu zu orientieren und die Spielräume zu nutzen, die dabei
entstehen. Nur Mut.

Eingriffe in Marktpreise:
Mietendeckel und Mindestlöhne
Abschließend wollen wir uns in diesem Kapitel damit
beschäftigen, ob es sinnvoll ist, wenn der Staat in Marktpreise
eingreift. Die Untersuchung der Folgen von Eingriffen in die
Marktpreise ist leider nicht ganz einfach.
Für unsere Analyse haben wir zwei wichtige Märkte ausgesucht:

den Mietwohnungsmarkt und


den Arbeitsmarkt.

Billiger wohnen? Der Mietendeckel


Mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte lebt in
Mietwohnungen, die Miete macht einen großen Anteil der
monatlichen festen Kosten eines Haushalts aus. Nach Angaben
des Statistischen Bundesamtes gaben im Jahr 2018 die
Haushalte in Deutschland durchschnittlich 27,2 Prozent ihres
Haushaltsnettoeinkommens für die Warmmiete aus. In großen
Städten kann die Mietbelastungsquote auch mehr als 30 Prozent
des entsprechenden Nettoeinkommens betragen.
Warum also nicht einfach die Bruttokaltmiete je Quadratmeter
deckeln? Genau das hat der Berliner Senat getan. Je nach Lage,
Ausbau und Zustand der Wohnung dürfen bestimmte Mieten je
Quadratmeter nicht überschritten werden. Ohne auf die
Einzelheiten der Regelung näher einzugehen, wollen wir uns
ansehen, was passiert, wenn ein solcher Mietendeckel eingeführt
wird, der eine Obergrenze für die entsprechende Miete festlegt.
Wichtig ist dabei, dass diese Obergrenze (Ökonomen sprechen
von einem Höchstpreis) unterhalb derjenigen Miete liegt, die im
bisherigen Marktgleichgewicht gilt.

Bei einem Höchstpreis darf der Preis eines Gutes nicht über
eine festgelegte Grenze steigen.
Natürlich ist dieser Höchstpreis nur sinnvoll, wenn er unter dem
aktuellen Preis liegt. Nehmen Sie an, Sie zahlen derzeit 10 Euro
Miete pro Quadratmeter, da hilft es Ihnen wenig, wenn ein
Höchstpreis von 15 Euro pro Quadratmeter festgelegt wird.
Was passiert, wenn die Stadt Berlin einen Höchstpreis für
Wohnungsmieten einführt? Schauen wir dazu erst einmal an, was
kurzfristig passiert:

Die Mieter, die eine Wohnung haben (die sogenannten


Bestandsmieter), zahlen eine geringere Miete, sie profitieren
davon.
Die Vermieter der aktuellen Wohnungen hingegen haben
weniger Mieteinnahmen, sie verlieren dabei genau das, was
die Mieter gewinnen.
Bei den gesunkenen Mieten werden sich viele Menschen nach
einer Wohnung umsehen, die bisher bei den Eltern, beim
Partner oder in einer WG gewohnt haben – die Nachfrage
nach Wohnungen steigt also.

Der letzte Punkt bedeutet, dass die Nachfrage nach Wohnungen


steigt, ohne dass kurzfristig neue Wohnungen hinzukommen. Das
nennt man dann Wohnungsnot – die Höchstmiete löst damit das
aus, was sie auch vorgibt zu bekämpfen.

Eine Überschussnachfrage am Mietwohnungsmarkt wird im


allgemeinen Sprachgebrauch als Wohnungsnot bezeichnet.
Das ist aber nicht alles – was passiert langfristig?

Die Vermieter werden angesichts niedrigerer Einnahmen


voraussichtlich Instandhaltungsmaßnahmen auf ein Minimum
zurückführen – zum Leidwesen der Mieter.
Viele Vermieter werden Mietwohnungen – soweit es möglich
ist – in Eigentumswohnungen umwandeln. Damit entzieht man
sich der Mietpreisbremse.
Viele Investoren werden davor zurückschrecken, neue
Wohnungen zu bauen, weil es sich nicht lohnt und man
befürchtet, dass der Mietendeckel noch stärker angezogen
wird.
Wer eine Wohnung hat, wird vermeiden, umzuziehen, weil er
befürchten muss, dass er keine andere Wohnung bekommt –
die ersten drei Punkte deuten darauf hin, dass sich der
Wohnungsmangel noch verschärfen wird.
Müssen Bestandsmieter umziehen, können sie die Differenz
zwischen Marktmiete und Mietendeckel, multipliziert mit der
Wohnungsgröße, als getarnte Abstandszahlung von den
Nachmietern fordern.
Trifft ein Mietendeckel hauptsächlich Großkonzerne, die
Wohnungen vermieten? Eher nicht: Rund zwei Drittel aller
Mietwohnungen gehören privaten Eigentümern, die damit
beispielsweise für das Alter vorsorgen wollen. Rund 20
Prozent des Wohnungsbestands gehören der öffentlichen
Hand und Genossenschaften. Privatwirtschaftliche
Unternehmen besitzen nur etwa 13 Prozent der
Mietwohnungen.
Um es kurz zu sagen, die Nebeneffekte, die ein Mietendeckel
auslöst, sind sehr unangenehm, letzten Endes selbst für die
Bestandsmieter.

Eine ökonomisch bessere Lösung für die Senkung der


hohen Mietbelastung einkommensschwacher Haushalte ist
das Wohngeld (zu dem Sie in Kapitel 14 mehr erfahren). Es
erhöht die Zahlungsfähigkeit dieser Haushalte, ohne den
Preismechanismus am Mietwohnungsmarkt zu stören.
Was waren bisher die Folgen des Mietendeckels in Berlin? Wie
die FAZ berichtet, hat sich folgendes Bild für die betroffenen
Wohnungen, die vor 2014 fertiggestellt wurden, gezeigt (Stand
2020):

Innerhalb der letzten zwölf Monate ging das Angebot an


Mietwohnungen in diesem Bereich um 41,5 Prozent zurück
und
das Angebot von Eigentumswohnungen stieg um 23 Prozent.

Das ist genau das, was man aufgrund unserer obigen


Überlegungen erwarten konnte. Die Mietpreisbremse hat also
nicht das erreicht, was sie erreichen wollte. Ganz im Gegenteil.

Höhere Löhne? Der Mindestlohn


Der Arbeitsmarkt ist der schwierigste Markt einer Volkswirtschaft,
da es an diesem Markt um nichts weniger als die wirtschaftliche
Existenz von Einzelpersonen und Haushalten geht. Er ist zudem
derjenige Markt, an dem die meisten Regulierungen gelten. Daran
ist auch ökonomisch nichts auszusetzen. Allerdings gibt es
gerade an diesem Markt Effekte, die sich anzuschauen lohnt,
wenn der Staat in die Preisbildung, also die Lohnfindung,
eingreift.
Die Idee klingt einfach: Damit die Menschen von ihrer Arbeit
leben können, brauchen sie einen gewissen Mindestlohn – also
zwingt man die Arbeitgeber, mindestens einen Lohn x pro Stunde
zu zahlen. Das ist der Mindestlohn.

Bei einem Mindestpreis (wie dem Mindestlohn) darf der


Preis eines Gutes nicht unter eine festgelegte Grenze sinken.
Funktioniert das? Um die Folgen eines Mindestlohns anschaulich
darzustellen, gehen wir von einem Arbeitsmarkt mit Wettbewerb
unter den Arbeitnehmern und unter den Unternehmen aus. Wir
sehen davon ab, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände
einzubeziehen. Der Grund dafür ist sehr einfach. Sobald diese
beiden Institutionen einbezogen werden, gibt es für
tarifgebundene Arbeitsgeber bereits einen tariflichen Mindestlohn.
Damit wollen wir uns hier nicht beschäftigen. Uns interessiert ein
staatlicher Mindestlohn und dessen Folgen.
Also, was passiert, wenn der Staat einen Lohn erzwingt, der
oberhalb dessen liegt, was derzeit am Markt bezahlt wird? (Liegt
er darunter, macht der Mindestlohn keinen Sinn: Wenn Ihr
Arbeitgeber Ihnen 10 Euro die Stunde zahlt, hilft es Ihnen wenig,
wenn der Gesetzgeber verfügt, dass der Stundenlohn mindestens
5 Euro betragen muss.)

Zunächst mal werden bei steigenden Löhnen mehr Menschen


bereit sein, eine Arbeit aufzunehmen – das Angebot an Arbeit
steigt.
Gleichzeitig werden die Arbeitgeber bei steigenden Löhnen
weniger Menschen beschäftigen; entweder sie ersetzen teurer
gewordene Arbeitskräfte durch Maschinen oder sie reduzieren
die Produktion, weil das Produkt bei steigenden Löhnen teurer
wird.
Nimmt man die ersten beiden Punkte zusammen, so sieht
man, dass es die Beschäftigung vermutlich sinken wird.

Ein staatlich festgesetzter Mindestpreis führt regelmäßig zu


einem Angebotsüberhang. Am Arbeitsmarkt entsteht ein
Arbeitsangebotsüberhang, der mit einer geringeren
Beschäftigung einhergeht.
Jetzt können wir auch sehen, wer davon profitiert und wer nicht:
Die Arbeitnehmer, die ihren Job behalten, profitieren davon, sie
bekommen jetzt ein höheres Gehalt, im Gegensatz zu den
Arbeitnehmern, die ihren Job verlieren.
Hat man nun dafür gesorgt, dass die Menschen von ihrer Arbeit
leben können? Eher nicht:

Einige Arbeitnehmer sind arbeitslos geworden oder


bekommen erst gar keinen Job – sie sind die Verlierer des
Mindestlohns.
Ob Sie von Ihrem Lohn leben können, hängt nicht nur von der
Höhe Ihres Lohns ab, sondern auch davon, wie viele Stunden
Sie arbeiten und wie viele hungrige Mäuler Sie stopfen
müssen. Ein Single, der 40 Stunden arbeitet, kann vielleicht
vom Mindestlohn leben, eine sechsköpfige Familie mit einer
erwerbstätigen Person in Teilzeit hingegen wohl kaum.
Völlig außen vor bei dieser Maßnahme sind Selbstständige –
auch unter ihnen gibt es einige, die am Hungertuch nagen,
denen nützt der Mindestlohn nichts.
Menschen, die aufgrund von Krankheit oder anderen
Umständen nicht arbeiten können, haben ebenfalls nichts vom
Mindestlohn.

Nun gibt es noch einen Effekt, den man im Zusammenhang mit


Mindestlöhnen vermuten kann: Was, wenn die Arbeitgeber nicht
Belegschaft entlassen, sondern die höheren Löhne auf den Preis
des Produkts aufschlagen?

Zunächst geht das nur, wenn die Kunden bereit sind, den
höheren Preis auch zu zahlen. Manche Kunden werden nicht
dazu bereit sein, sonst hätte der Anbieter längst den Preis
erhöht.
Falls möglich, werden Kunden auf Konkurrenzprodukte, auch
solche aus dem Ausland, ausweichen.
Kann der Anbieter den Preis erhöhen, so bedeutet das, dass
die Kunden des Anbieters letztlich die höheren Löhne der
Arbeiter wirtschaftlich tragen.

Der letzte Punkt bringt uns auch zu einer Alternative zu


Mindestlöhnen: Ziel war es, dass Menschen ein Auskommen
haben. Aber wessen Aufgabe ist es eigentlich, dafür zu sorgen,
dass die Bürger genug zum Leben haben – die der Produzenten,
die der Kunden oder aber die des Staates? Wir befürworten
Letzteres: Sozialpolitik, also die Politik, die dafür sorgt, dass jeder
Bürger ein Auskommen hat, ist Aufgabe aller Bürger, also des
Staates. Deswegen ist die korrekte Alternative zu Mindestlöhnen
eine wie auch immer geartete Grundsicherung. Sie hat zwei
Vorteile:

Finanziert wird die Grundsicherung von allen Bürgern, nicht


nur von denjenigen, die vom Mindestlohn betroffen sind.
Die Grundsicherung kommt jedem zugute, der bedürftig ist, ob
er einen Job hat, selbstständig oder arbeitslos ist.
Die Grundsicherung kommt nicht denjenigen Bürgern zugute,
die sie gar nicht benötigen (den Mindestlohn bekommt auch
der Gatte einer Zahnärztin, der ein wenig nebenher jobben
geht).

Wie genau eine solche Grundsicherung aussehen soll, ist ein


Kapitel für sich. Eine Form der Grundsicherung haben wir in
Kapitel 14 beschrieben: Hartz IV. Sie muss nicht das letzte Wort
in diesem Bereich sein.

Einen Aspekt staatlicher Eingriffe in das Preissystem haben


wir noch gar nicht diskutiert: Wo immer der Staat die Preise
manipuliert, kommt es zu Ausweichreaktionen. Die
Menschen werden versuchen, diesen Preisen auszuweichen,
beispielsweise über Schwarzmärkte. Aber das wäre ein
Kapitel für sich.
Abschließend wollen wir Ihnen nicht verschweigen, dass es einen
wirtschaftlichen Grund für einen staatlich festgesetzten
Mindestlohn gibt: wenn das Unternehmen das einzige weit und
breit ist, das Personen beschäftigt. Dann ist dieses Unternehmen
der einzige Nachfrager nach Arbeit. In diesem Fall kann ein (nicht
zu hoch angesetzter) Mindestlohn sogar die Beschäftigung
erhöhen. Sie sehen, bisweilen kann es sehr kompliziert werden.
Teil VI
Der Top-Ten-Teil


Besuchen Sie uns doch einmal auf
www.facebook.de/fuerdummies!
IN DIESEM TEIL …
Kein … für Dummies-Buch ohne den berühmten Top-Ten-Teil.
Wir haben für Sie in diesem Teil die zehn wichtigsten Ideen
noch einmal kurz und knapp zusammengefasst.
Kapitel 17
Zehn ökonomische Ideen als
Lebenshilfe
IN DIESEM KAPITEL

Zehn ökonomische Ideen, die Sie kennen sollten


Etwas praktische Lebenshilfe

In diesem Kapitel wollen wir Ihnen zehn elementare ökonomische


Ideen vorstellen, die sich recht gut als Leitlinien für ein gutes
(Wirtschafts-)Leben eignen.

Anreize
Wenn Sie wissen wollen, wie Menschen ticken, achten Sie auf die
Anreize, denen diese ausgesetzt sind. Das ist eine der
wichtigsten Ideen der Wirtschaftswissenschaft: Menschen
reagieren auf Anreize und verhalten sich dementsprechend. Man
versteht das Verhalten seines Gegenübers leichter, wenn man
überlegt, welchen Anreizen es ausgesetzt ist. Im Zweifelsfall
überlegen Sie einfach, wie Sie sich selbst verhalten würden,
wenn Sie in den Schuhen Ihres Gegenübers stecken würden –
das ist oft sehr erhellend. Wenn man Ihnen beispielsweise statt
einer Leistungspauschale ein Festgehalt anbietet – wie würden
Sie sich verhalten? Eben. Warum sollte sich Ihr Gegenüber
anders verhalten? Anreize funktionieren bei Kindern ebenso wie
bei Erwachsenen oder in der Politik: Verspricht man ihnen ein
Leckerli – Bonus oder Prämie genannt –, dann strengen sie sich
mehr an. Wenn Sie also wollen, dass jemand etwas für Sie tut,
bieten Sie entsprechende Anreize. Es muss nicht immer Geld
sein.

Knappheit
Knappheit ist der Grund dafür, dass es ökonomisches Denken
gibt. Eine Welt ohne Knappheit wäre – wörtlich – das Paradies, in
dem alles jederzeit verfügbar ist. Gäbe es keine Knappheit, dann
müssten Sie nicht arbeiten, dann müssten wir uns nicht
anstrengen, die (sprichwörtlichen) gebratenen Tauben würden
uns in den Mund fliegen. Weil es Knappheit gibt, arbeiten wir
(Arbeit ist Anstrengung mit dem Ziel, Knappheit zu überwinden)
und stehen im Wettbewerb untereinander. Ziel allen
wirtschaftlichen Verhaltens ist letztlich, Knappheit zu reduzieren
oder zu beseitigen. Und wenn Sie gut darin sind, Knappheit zu
beseitigen, wird man Sie entsprechend entlohnen. Achten Sie
darauf, was knapp und begehrt ist – wenn Sie diese Knappheit
beseitigen, hat das entsprechende Folgen für Ihr Einkommen.

Märkte
Märkte sind das Instrument der Wahl, wenn es darum geht,
Knappheit zu beseitigen. Auf Märkten treffen sich diejenigen, die
etwas suchen (die Nachfrage) mit denjenigen, die etwas anbieten
(Anbieter). Sie verhandeln miteinander und einigen sich auf einen
Preis – der den Wert des Verhandlungsgegenstands anzeigt.
Wenn Sie sich genau umschauen, werden Sie überall im Leben
Märkte entdecken: Der Tausch von Sammelbildchen auf dem
Schulhof, der Heiratsmarkt, der Wochenmarkt, die Börse, selbst
die Verhandlungen mit dem Nachwuchs haben oft Züge eines
Marktes. Wer versteht, wie Märkte funktionieren, versteht mehr
von der Welt und kann sich dies zunutze machen.
Preise sagen immer die
Wahrheit
Wenn Sie wissen wollen, ob etwas knapp, wertvoll und begehrt
ist, gibt es nur einen Weg, das herauszufinden: Schauen Sie auf
den Preis. Ein Preis ist das Ergebnis von Verhandlungen
zwischen zwei Personen, von denen die eine etwas kaufen und
die andere etwas verkaufen will. Und wenn viele Menschen über
den gleichen Gegenstand verhandeln, etabliert sich in der Regel
ein einheitlicher Preis – das ist der Wert dieses Gegenstands. Im
Grunde genommen machen Sie nichts anderes, wenn Sie
beispielsweise auf eBay nachschauen, was dort für einen
Gegenstand, der Sie interessiert, geboten wird. Und was auf
eBay gilt, gilt auch in der Politik: Preise sagen immer die
Wahrheit. Versucht die Politik, das zu ignorieren und Preise zu
manipulieren oder gar einzufrieren, werden sich Schwarzmärkte
oder andere Ausweichreaktionen einstellen – den richtigen Preis
zeigen dann die Schwarzmärkte.

Arbeit
Das ist eine unangenehme Wahrheit: Es gibt keine Abkürzung
zum Wohlstand. Wohlstand bedeutet doch, so zu leben, wie man
leben möchte, nicht nur, aber auch materiell. Das Problem daran
ist, dass man (fast) alles, was man wertschätzt, sich erarbeiten
muss, da man in der Regel nichts geschenkt bekommt (außer Sie
können auf ein reiches Erbe hoffen, dann hat sich jemand
anderes die Arbeit für Sie gemacht). Gut, oft flattern Ihnen
Angebote ins Haus, in denen man Ihnen Reichtum ohne Arbeit
verspricht – das ist immer (ja, immer!) gelogen (und nein, es gibt
keine Ausnahmen). Also: Wenn Sie sich etwas wünschen, werden
Sie nicht umhinkommen, etwas dafür zu tun, und dieses »etwas
dafür tun« nennen nicht nur Ökonomen: Arbeit. Aber es gibt einen
Trick: Suchen Sie sich eine Arbeit, die Ihnen liegt, die Ihnen Spaß
macht.

Sparen
Sparen bedeutet Konsumverzicht: Sie verzichten heute darauf,
etwas zu kaufen, zu konsumieren, um morgen mehr konsumieren
zu können. So betrachtet ist Sparen immer eine Investition in eine
unsichere Zukunft. Der Trick am Sparen ist, dass man das, was
man spart, anderen Menschen (einer Bank, Fonds, der Börse)
anvertraut, die damit etwas Produktives machen und Sie dann am
Ertrag dieser produktiven Tätigkeit beteiligen. Sparen bedeutet,
dass Sie morgen besser leben werden als heute, dass Sie
Rücklagen haben für schlechte Zeiten und unvorhergesehene
Ereignisse, dass Sie Ihren Kindern etwas hinterlassen können
oder Ihre Familie absichern – es gibt tausend gute Gründe, Ihr
Einkommen nicht komplett auf den Kopf zu hauen, sondern etwas
zur Seite zu legen. Faustformel: Zwei bis drei Monatsgehälter legt
man flüssig auf die Seite, sodass man bei unvorhergesehenen
Ereignissen sofort zahlungsfähig ist. Den Rest legt man an, wobei
Sie immer (!) daran denken sollten, dass der Ertrag, den man
Ihnen verspricht, vom Risiko abhängt, das Sie eingehen: Je höher
der potenzielle Ertrag, desto höher das Risiko, etwas (oder alles)
zu verlieren (und nein, auch hier gibt es keine Ausnahmen).

Diversifikation
Eng im Zusammenhang mit dem Sparen steht auch die nächste
ökonomische Idee: Setzen Sie nie alles auf eine Karte. An der
Börse sagt man dazu, dass man nie alle Eier in einen Korb legen
soll. Warum ist klar: Fällt der Korb zu Boden, sind alle Eier
hinüber. Für Ihre Geldanlage bedeutet das, dass Sie nie alles
Geld auf ein Investment setzen sollten – scheitert dieses
Investment, verlieren Sie alles. Diese Idee der Diversifikation gilt
für praktisch alle Lebensbereiche: Sie sollten immer einen Plan B
in der Tasche haben – was machen Sie beispielsweise, wenn die
Bewerbung um den Traumjob nicht klappt? Sollten Sie als
Selbstständiger nur einen einzigen Auftraggeber haben?

Nichts ist kostenlos, vieles


umsonst
Eine weitere wichtige Erkenntnis der Wirtschaftswissenschaft:
Vieles ist umsonst, aber nichts kostenlos – »There is no free
lunch«, es gibt kein Freibier, wie die Ökonomen sagen. Was
immer Sie auch tun, es kostet Sie etwas. Selbst das Freibier:
Trinken Sie das Freibier, verzichten Sie in diesem Moment darauf,
beispielsweise etwas für den Job zu tun oder für die Ausbildung
zu lernen (das ist die Idee der Opportunitätskosten, die Sie in
Kapitel 8 finden). Was immer Sie auch tun, Sie sollten sich stets
fragen, was die Alternative wäre zu dem, was Sie gerade tun –
der Ertrag dieser Alternative ist das, auf das Sie gerade
verzichten. Die Idee, dass nichts kostenlos ist, gilt auch für
zweifelhafte Angebote, die Sie angeblich nichts kosten. Einfache
Faustformel: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist
es nicht wahr (und auch hier gilt: Nein, es gibt keine Ausnahmen).

Wettbewerb
Sobald man mit anderen Menschen zu tun hat, sind die Chancen
groß, dass es in irgendeiner Form zu Wettbewerb kommen wird.
Bei Kindern ist das spielerisch, bei Erwachsenen bisweilen auch,
aber in vielen Fällen ist Wettbewerb eine ernste Notwendigkeit.
Sie konkurrieren um Jobs, knappe Güter, Parkplätze, ja selbst um
Partner (nicht umsonst heißt es »Heiratsmarkt«). Wettbewerb ist
nicht nur eine Angelegenheit des Wirtschaftssystems, sondern
überall präsent. Deswegen macht es keinen Sinn, sich dem
Wettbewerb zu verweigern, Sie müssen sich ihm in den meisten
Fällen stellen. Sie können sich aber überlegen, welchen Kämpfen
Sie sich stellen wollen oder müssen und wo Sie sich nicht
engagieren müssen. Aber Sie sollten auch die guten Seiten des
Wettbewerbs sehen: Wettbewerb sorgt dafür, dass Sie günstige
Preise und gute Qualität bekommen, dass sich die Produzenten
um Sie bemühen. Übrigens schließt Wettbewerb Zusammenarbeit
keinesfalls aus.

Glück
Ursprünglich war das Ziel der Ökonomen, Menschen glücklicher
zu machen. Da sich aber Glück schlecht messen lässt, verlegten
die Ökonomen sich irgendwann auf das Ziel, den Güterberg zu
maximieren, den man produziert, mit der Begründung, dass man
umso glücklicher ist, je mehr Güter man besitzt. Gut, wir wissen
längst, dass das bestenfalls die halbe Wahrheit ist, und
mittlerweile gibt es auch Versuche, Glück zu messen, das macht
die sogenannte Glücksforschung. Die robustesten Resultate der
Glücksforschung sind so einfach, dass sie jeder kennt. Sie wollen
glücklich werden? Ganz einfach: Ernähren Sie sich gesund,
pflegen Sie Freundeskreis und Familie, tun Sie Gutes, treiben Sie
Sport, reduzieren Sie Ihre Zeit vor Bildschirmen, investieren Sie in
Ihre Ausbildung.
A
Literatur
Generell haben (und empfehlen) wir in einigen Kapiteln Seiten der
Verbraucherzentralen genutzt und die Seiten von Finanztip.de
und der Stiftung Warentest, die sehr informativ und gut
verständlich sind. Hier geben wir Ihnen weitere Quellen an, die
wir verwendet haben bzw. die uns für weitergehende
Informationen wichtig erscheinen. Beachten Sie bitte, dass sich
die angegebenen Internetadressen schnell ändern können.
Kapitel 1 bis 3 Geld und persönliche Finanzen
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (2019),
Restschuldbefreiung – eine Chance für redliche Schuldner, Berlin
Kapitel 4 Shopping
Drösser, Christoph (2019), Verbraucht der Zahlungsverkehr mit
Bitcoin so viel Energie wie ein ganzes Land?, Zeit Online,
https://www.zeit.de/2019/32/bitcoin-kryptowaehrung-
energieverbrauch-kilowatt-stimmts

Deutscher Bankenverband (2014), Online- und Mobile-Banking –


sicher über Browser und App, Berlin
Deutsche Bundesbank (2020), Zahlen & Fakten rund ums
Bargeld. Abbildungen, Tabellen und Erläuterungen zum Bargeld,
Frankfurt, März
Deutscher Bankenverband (2014), Online- und mobile Banking –
sicher über Browser und App. Informationen für Verbraucher
Siedenbiedel, Christian (2016), Bargeld oder Karte: Was geht
schneller?, FAZ Online,
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/geld-
ausgeben/was-ist-schneller-bargeld-oder-kartenzahlung-
14546519.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Scherbaum, Christoph (2019), Barzahlen ist doch schneller, FAZ
Online, https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-
finanzen/sparen-und-geld-anlegen/warum-mit-bargeld-das-
einkaufen-im-supermarkt-schneller-geht-16036867.html

o.V. (2009), Sonderangebote schalten Verstand aus,


Deutschlandfunk Online,
https://www.deutschlandfunk.de/sonderangebote-schalten-
verstand-aus.1148.de.html?dram:article_id=180479

Kapitel 5 Nepper, Schlepper, Bauernfänger


Bundeskriminalamt (2019), Wirtschaftskriminalität, Lagebild 2018
o.V. (2016), Kapitalanlagebetrug: Gefahren für Anbieter und
Vermittler, AssCompact Nr. 06 vom 03.06.2016, S. 110
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Kapitel 6 Konsum, Gesundheit und Moral
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verpackte Öko-Produkte,
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebens
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Kapitel 7 und 8 Wohnen, Die eigenen vier Wände


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Taschenguide
Nöllke, Matthias (2017), Nebenkostenabrechnung für Vermieter.
Sicher und rentabel vermieten, 8. Auflage, Haufe Verlag, Stuttgart
Stroisch, Jörg (2015), Streitfall Wohnungsübergabe. Kündigung,
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Kapitel 9 Arbeiten
Birke, Peter; Dribbusch, Heiner (2012), Die Gewerkschaften in
der Bundesrepublik Deutschland; Friedrich Ebert-Stiftung
Hilfreich sind auch die Homepages der jeweiligen
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.
Kapitel 10 Versicherungen
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https://www.versicherungsbote.de/id/4843694/Pokemon-Go-
Versicherung-Knip-Barmenia/

Schulze-Siebert, Jan (2020), So teuer kann ein Glückstreffer im


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Online, https://golfclub-szene.de/blog/hole-in-one-
versicherung/

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gegen-Weltuntergang-Das-etwas-andere-Geschenk.html
Kapitel 11 Die staatliche Rente
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Kapitel 12 Private Altersvorsorge


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optimieren-Durch-Fondswechsel-mehr-herausholen-5020719-0/

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Kapitel 13 Steuern
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mietwohnungen-in-privater-hand_84324_485658.html
Stichwortverzeichnis
Symbols
1:n-Strategie 35
72er-Regel 34

A
Abgabenordnung 241
Abgeltungsteuer 251, 261
Abofalle 96
Abschlussprovision 196
Abschreibung 145
Abschwung 68
Abzugsbetrag 248
Aktie 30
Aktiengesellschaft (AG) 172
Aktienindex 233
Allmendegut 239
Allokationsfunktion 315
Alterssicherung 199
Altersvorsorge
betriebliche 200, 217
private 201, 224
Anleihe 30
Annuitätendarlehen 149
Anreiz 339
Anschlussfinanzierung 149
Anwartschaft 218
Äquivalenzprinzip 204, 270
Äquivalenzziffer 284
Arbeit 340
Arbeitgeber 164
Arbeitgeberdarlehen 65
Arbeitnehmersparzulage 156
Arbeitslosengeld 285
Arbeitslosenversicherung 276
Arbeitslosigkeit 298
friktionelle 298
konjunkturelle 298
strukturelle 210, 300
Arbeitsvertrag 178
Arithmetisches Mittel 283
Armut 282
Assessment-Center 177
Aufschwung 68
Ausbildungsversicherung 197
Auslandsreisekrankenversicherung 188
Ausschlussprinzip 326
Aussperrung 168

B
Bagatellsteuer 246
Bank 38–39, 303
Eigenkapital 307
Bank Run 46, 305
Bankenaufsicht 51
Bankenkrise 46, 303
Bargeld 74
Bartsteuer 246
Baudarlehen 148
Bauhelfer-Unfallversicherung 158
Bauherrenhaftpflichtversicherung 158
Baukindergeld 156
Bauleistungsversicherung 158
Bausparen 152
Bedarfsgerechtigkeit 330
Bedürftigkeitsprüfung 286
Beihilfe 269
Beitragszusage 219
Belastung
außergewöhnliche 248
BEPS-Programm 260
Berufsgenossenschaft 279
Berufskrankheitenverordnung 279
Berufsunfähigkeitsversicherung 189
Betriebsausgabe 250
Betriebskosten 136
Betriebskostenvereinbarung 136
Betriebsrat 169
Betriebsrentengesetz 201, 218
Bewerbung 174
BIC 77
Bilanzbetrug 103
Bioland 119
Bio-Logo 118
Bio-Siegel 118
Bitcoin 48
Blauer Engel 118
Blockchain-Verfahren 49
Boom 68
Börsenkrise 309
Brillenversicherung 197
Bruttokaltmiete 135
Bruttowarmmiete 135
Bundesagentur für Arbeit 165
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) 51, 99,
306
Bürgschaft 66

C
Call ID Spoofing 92
Carsharing 109
Cash Trapping 79
Chancengerechtigkeit 330
CO2-Fußabdruck 107
Cold Calling 93
Cybermoney 48

D
Debitkarte 74
Deflation 293
Demeter 119
Derivat 32
Dienstunfähigkeitsklausel 190
Digitalsteuer 263
Direktversicherung 221
Disinflation 294
Dispositionskredit 43
Diversifikation 35, 341
DM-Mark-Restbestand 74
Doppelbesteuerung 262
Dotcom-Blase 310
Dread-Disease-Versicherung 191
Durchschnittssteuersatz 258

E
Easterlin-Paradox 121
EC-Karte 41
Effekt
externer 105, 324
Effektivität 273
Effektivzins 64
Effizienz 273, 329
Effizienzklasse 107
Ehegattensplitting 259
Eigenheimrechner 147
Eigentumsrechte
intellektuelle 263
Eigentumswohnung 158
Eingliederungshilfe für behinderte Menschen 287
Einkommen
zu versteuerndes ermitteln 255
Einkommenserzielungskosten 247
Einkommensteuer
Tarif 256
veranlagte 253
Einkunft 247
Einkunftsart 249
Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft 250
Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit 251
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung 252
sonstige Einkünfte 252
Einlagengeschäft 40
Einlagensicherung 306
Einwohnermeldeamt 133
Einzugsermächtigung 41
Elementarschadenversicherung 158
Elster 254
Enkeltrick 93
Entgeltpunkt 213
Entgeltumwandlung 219
Ertragsgesetz 170
Erwerbsminderungsrente 189, 205
Erwerbsunfähigkeitsversicherung 191
EU-Bio-Siegel 110
Europäische Zentralbank 51, 294
Exchange Traded Fund 32, 233

F
Facebook 323
Facebook-Attacke 95
Fairtrade-Siegel 119
Fake Shop 81
Faktormarkt 314
Familienkasse 166
Fehlüberweisung 77
Fenstersteuer 246
Festdarlehen 150
Feuerrohbauversicherung 158
Finalität 282
Finanzausgleich 328
Finanzintermediär 37
Finanzmarkt 37, 314
Fisher, Irving 310
Fiskalpolitik 299
Fiskalzweck 243
Fonds 32
Förderbank 54
Förderprogramm 156
Fortschritt
technischer 301
Forward-Darlehen 149, 152
Fremdwährungskredit 153
Friedman, Milton 300
Fristentransformation 304
Frontrunning 103
Fundamentalwert 293

G
GAFA 263, 322
Garantiezins 195
Geldpolitik 294, 300
Gemeinwohl 329
Genossenschaft 51
Genossenschaftsbank 51
Gerechtigkeit
soziale 328
Gerichtsvollzieher 59
Geschäftsbank 50
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) 172
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) 172
Gesundheitsfonds 273
Gewährleistung 85
Gewässerschadenhaftpflichtversicherung 158
Gewerbeertrag 261
Gewerbesteuer 260
Gewerkschaft 161
Gewinn 171
Gewinneinkunftsart 250
Gewinnquote 251
Gewinnspiel 93
Gewinnverlagerungen 262
Giralgeld 45
Girocard 41, 74
Girokonto 40
Glasbruchversicherung 197
Gleichgewichtspreis 318
Glück 342
Glücksforschung 120
Grauer Kapitalmarkt 102
Greenwashing 117
Grenzertrag 170
Grenzsteuersatz 257–258
Grundfähigkeitsversicherung 191
Grundfreibetrag 248
Grundschuld 150
Grundsicherung
bei Erwerbsminderung 287
im Alter 287
Günstigkeitsprinzip 167
Gut
öffentliches 238, 326
privates 239
Gütesiegel 117

H
Handel
fairer 114
Handwerkskammer 164
Handyversicherung 197
Hartz IV 285
Hartz-Reform 302
Hausgeld 159
Haushaltsbuch 27
Hausratversicherung 194
Haustier 141
Hebesatz 261
Hedgefonds 39
Heiratsversicherung 197
Helikoptergeld 300
Herstellergarantie 85
Hilfe in anderen Lebenslagen 287
zum Lebensunterhalt 286
zur Gesundheit 287
zur Pflege 287
zur Überwindung besonderer Schwierigkeiten 287
Höchstpreis 332
Hochzeitsrücktrittskostenversicherung 198
Hundesteuer 242
Hyperinflation 292
Hypothekenkredit 150

I
IBAN-Nummer 77
Identitätsdiebstahl 80
Immobilie 31
Immobilienbetrug 101
Immobilienpreisblase 307
Impfung 324
Indexfonds 233
Industrie- und Handelskammer 165
Inflation 47, 290
Inflationsausgleich 292
Inflationsrechner 291, 293
Infrastruktur 327
Inkassobrief 93
Inklusivmiete 135
Insassenunfallversicherung 198
Insiderhandel 103
Insolvenzversicherung 220
Internalisierung 325
Investmentbank 52

J
Jahreszins
effektiver 62
Jobcenter 165
Jobsuche 173

K
Kapitalanlagebetrug 99
Kapitalgesellschaft 172
Kapitallebensversicherung 195
Kaufen oder mieten 143
Kaufkraft 291
Keynesianismus 48
Keynes, John Maynard 68, 241
KfW-Fördermittel 155
Kfz-Haftpflichtversicherung 186
Kinderfreibetrag 248
Kindergeld 166
Kindergeldzuschlag 166
Kinderinvaliditätsversicherung 193
Klimawandel 325
Knappheit 339
Kollektivgut 328
Kommanditgesellschaft (KG) 172
Konjunkturpolitik 68
Konkurrenzmarkt 320
Körperschaft 261
Körperschaftsteuer 261
Kostendegression 283
Kostenerstattungsprinzip 270
Kostenexplosion 271
Krankengeld 188
Krankenhaustagegeld 188
Krankenhauszusatzversicherung 193
Krankentagegeld 188
Krankentagegeldversicherung 193
Krankenversicherung
gesetzliche 268
Kredit 42, 62
Kreditgeld 304
Kreditkarte 42, 75
Kreditvergleich 153
Kündigungsfrist 132

L
Landesbank 50
Lastschrift 41, 76
Lastschriftverfahren 75
Leasing 65
Lebenslauf 175
Leistung
versicherungsfremde 280
Leistungsgerechtigkeit 329
Leistungszusage 218
beitragsorientierte 218
lender of the last resort 308
Lenkungssteuer 243
Lock-in-Effekt 323
Lohnquote 251
Lohnsteuer 253
Lohnsteuerhilfeverein 255
Lohnsteuerjahresausgleich 253
Lohnverhandlung 168
Losgrößentransformation 304

M
Maestro 41, 74
Makroökonomie 289
Marktgleichgewicht 318
Markttransparenz 320
Marktversagen 323
Marktwirtschaft 313, 316
Median 283
Mietendeckel 332
Mieterschutzverein 138
Mieten oder kaufen 143
Mietminderung 138
Mietpreisbremse 136, 281
Mietspiegel 135
Mietvertrag 134
Mikroökonomie 289
Mindestlohn 334
Mindestpreis 334
Mischfonds 233
Modernisierung 141
Modernisierungsvereinbarung 141
Monetarismus 48
Monopol 320
Monopolmarkt 320
Moral Hazard 183, 278
Mordsteuer 246
Multi-Level-Marketing 100
Multi-Risk-Versicherung 191

N
Nachhaltigkeit 106
Nachhaltigkeitsfaktor 216
Nachmieterklausel 132, 134
Nachnahme 94
Nebenkosten 136
Nettokaltmiete 135
Nettoprinzip 247
Netzgeld 42
Netzwerkeffekt 323
Netzwerk-Marketing 100
Nichtabnahmeentschädigung 152
Nigeria-Scam 97
Nominalzins 63
Notenbank 45
Nudging 227

O
Offenbarungseid 59
Offene Handelsgesellschaft (OHG) 172
Ökonomisches Prinzip 272
Ökonomisierung des Gesundheitswesens 272
Ökosiegel 117
Ökosteuer 106
Ökostrom 108
Öltankversicherung 158
Opportunitätskosten 144, 341
Optionsnutzen 327

P
Papiergeld 47, 304
Patent 322
Pay-as-you-use-Prinzip 67
PayPal 42, 82
Pennystock 103
Pensionsfonds 221
Pensionskasse 221
Pensions-Sicherungs-Verein 220
Pensionszusage 220
Personalrat 169
Personengesellschaft 172
Pflegeversicherung 274
Pflegezusatzversicherung 193
Phishing 79, 95
Ping-Call 92
Planwirtschaft 315
Pokémon-Versicherung 198
Polizistentrick 93
Preis 340
Preisvergleichsportal 29
Prepaidkarte 42, 76
Private Equity 39
Private Placement 39
Privatinsolvenz 60
Privatkredit 65
Prospektbetrug 99
Pyramidensystem 100

Q
Quellenabzugsverfahren 253

R
Ratenkredit 43, 150
Realeinkommen 291
Realkredit 43
Realzins 64
Rechtsschutzversicherung 194
Regelaltersrente 205
Regelinsolvenz 61
Rehabilitation
medizinische 205
Reichensteuer 257
Reisegepäckversicherung 197
Reiserücktrittsversicherung 198
Rendite 26
Rentenartfaktor 214
Rentenformel 212
Renteninformation 212
Rentenversicherung
gesetzliche 199, 202
Rentenwert
aktueller 215
Restkostenversicherung 269
Restschuldversicherung 154, 198
Rezession 68, 241
Riester-Banksparplan 234
Riester-Fondssparplan 234
Riester-Rente 227, 230
fondsgebundene 232
Risiko
systemisches 297
Risikoavers 305
Risikolebensversicherung 191
Risikostrukturausgleich 273
Risikotransformation 305
Rivalitätsprinzip 327
Romance Scamming 97
Rückstellung 306

S
Sachleistungsprinzip 270
Sachpfändung 59
Scalping 103
Schlichtung 168
Schneeballsystem 99
Schockanruf 93
Schönheitsreparatur 131, 140
Schrottimmobilie 101
Schufa 55, 59
Schufa-Prüfung 55
Schulden 26, 53
gefährliche 56
gute 54
schlechte 55
Steuerschulden 57
Unterhaltsschulden 57
vermeiden 61
Schwarzbuch Steuerzahler 69
Schwere-Krankheiten-Versicherung 191
Selbstverwaltungsprinzip 270
Selektion
adverse 182
SEPA-Raum 77
SEPA-Verfahren 41
Sexsteuer 246
Shareholder 172
Sin Good (Sündengut) 329
Skimming 79
Smith, Adam 317
Solidaritätsprinzip 270
Sonderangebot 86
Sonderausgabe 248
Sozialgeld 165
Sozialhilfe 286
Sozialklausel 139
Sozialstaat 265
Sozialversicherung 266
Sozialwahl 271
Sparen 25, 341
Sparkasse 50
Splittingvorteil 259
Staatsanleihe 69
Staatsbankrott 69
Staatsverschuldung 67–69, 299
Stabilisator
automatischer 299
Stakeholder 172
Stand-by 107
Start-up 310
Sterbegeldversicherung 197
Steuer
direkte 244
indirekte 244
progressive 240
synthetische 249
Steuerförderung 231
Steuermesszahl 261
Steuerschuld 57
Steuerungsfunktion 315
Stresstest 309
Strukturvertrieb 100
Strukturwandel 276
Subprime-Krise 310
Subvention 281
Systemrelevant 308

T
TAN 80
Tarifautonomie 166
Teilkaskoversicherung 186
Teilungserklärung 159
Telefonbetrug 92
there is no free lunch 341
Tierhalterhaftpflichtversicherung 194
too big to fail 308
Traglast 245
Transfer 281
Transparenzprinzip 250
Trennbankensystem 52
Trickdiebstahl 94
Trittbrettfahrer 238, 324

U
Überoptimismus 112
Überschuldung 26, 58
Überschussbeteiligung 195
Überschusseinkunftsart 251
Überweisung 41, 76
Umlageverfahren 206
Umschulden 64
Umschuldung 149
Umtausch 85
Umzug 132
Unfallversicherung 194, 279
Universalbankensystem 52
Unterhaltsrückgriff 286
Unterhaltsschuld 57
Unternehmensbesteuerung 260
Unterstützungskasse 222
Unverfallbarkeit 218
Urabstimmung 168

V
V Pay 41, 75
Venture Capital 39
Veranlagungssteuer 254
Verbraucherdarlehen 43
Verbraucherinsolvenz 26, 61
Verbraucherpreisindex 290
Verbrauchssteuer
spezielle 244
Vergleichsmiete
ortsübliche 135
Verlustvortrag 249
Vermögensauskunft 59
Vermögenspreisinflation 293, 295–296
Verrechnungsscheck 41
Versicherungsbetrug 184
Versicherungspflichtgrenze 269
Versicherungszwang 268
Verteilungsfunktion 315
Verweisbarkeitsklausel 189
Vollkaskoversicherung 186
Volltilgerdarlehen 148
Vorfälligkeitsentschädigung 64
Vorschussbetrug 97
Vorsorgeaufwendung 248

W
Wagnersches Gesetz 240
Währung
goldgedeckte 45
Warmmiete 135
Wechsel 41
Wechselkurs 292
Wegeunfall 279
Werbungskosten 251
Wettbewerb 342
vollkommener 320
Willensschwäche 228
Wirtschaftskriminalität 91
Witwen- und Witwerrente 280
Wohnbauförderung 157
Wohnförderkonto 156
Wohngebäudeversicherung 158
Wohngeld 128, 281
Wohn-Riester 155, 234
Wohnungsbauprämie 156
Wohnungsnot 333
Wohnungsschutzbrief 198
Wohnungssuche 127
Wüstungssteuer 246

Z
Zahllast 245
Zahlungsverkehr 41, 303
Zahnzusatzversicherung 193
Zeitinkonsistenz 113
Zentralbank 45, 294
Zentralbankgeld 45
Zentralverwaltungswirtschaft 315
Zentralwert 283
Zins 63
Zinseszins 33
Zinseszinseffekt 226
Zombieversicherung 198
Zulagenförderung 231
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