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BUNDESGESETZBLATT
FÜR DIE REPUBLIK ÖSTERREICH
Jahrgang 1949 Ausgegeben am 27. Juni 1949 26. Stück
1 2 9 . Bundesgesetz: Nationalrats-Wahlordnung.

1 2 9 . Bundesgesetz vom 18. Mai 1949 über


die Wahl des Nationalrates (Nationalrats-
Wahlordnung).
Der Nationalrat hat beschlossen:
I. HAUPTSTÜCK.
Wahlausschreibung, Wahlkreise, Wahlkreis-
verbände, Wahlbehörden.
1. Abschnitt.
Mitgliederzahl, Wahlausschreibung, Wahlkreise,
Wahlkreisverbände.
§ 1. M i t g l i e d e r z a h l , W a h l a u s -
schreibung, Wahltag, Stichtag.
(1) Der Nationalrat besteht aus 165 Mitglie-
dern, die nach den Bestimmungen dieses Bundes-
gesetzes gewählt werden.
(2) Die Wahl wird von der Bundesregierung
durch Verlautbarung im Amtsblatt zur „Wiener
Zeitung" ausgeschrieben. Die Ausschreibung hat
den Wahltag zu enthalten, der von der Bundes-
regierung im Einvernehmen mit dem Hauptaus-
schuß des Nationalrates auf einen Sonntag oder
einen anderen öffentlichen Ruhetag festzusetzen
ist. Die Ausschreibung hat weiters den Tag zu
bestimmen, der als Stichtag gilt. (2) (Verfassungsbestimmung). Die Gebiets-
(3) Die Ausschreibung ist in allen Gemeinden abgrenzung der Wahlkreise und die zu ihnen
gehörigen Vororte sind aus der Anlage 1 er-
ortsüblich, jedenfalls aber auch durch öffentlichen
sichtlich.
Anschlag kundzumachen.
(3) Das Bundesministerium für Inneres wird
§ 2. W a h l k r e i s e , W a h l k r e i s - ermächtigt, die Aufzählung der in der Anlage 1
verbände. bei einem Wahlkreise angeführten Gebietsteile
Das Bundesgebiet wird für Zwecke der Wahl durch Verordnung richtigzustellen, wenn sich
in fünfundzwanzig Wahlkreise eingeteilt. Die bei ihnen nach dem Inkrafttreten dieses Bundes-
Wahlkreise werden in vier Wahlkreisverbände gesetzes Änderungen ergeben, die auch eine Än-
zusammengefaßt. derung in der Aufzählung der Gebietsteile nach
sich ziehen und n u r den betreffenden Wahlkreis
§ 3. W a h l k r e i s e . allein berühren.
(1) Die Wahlkreise sind:
§ 4. Z a h l der M a n d a t e in den W a h l -
kreisen.
(Verfassungsbestimmung). Bis zur ersten
Nationalratswahl, die nach Erlassung der im § 5,
Abs. (4), vorgeschriebenen Kundmachung statt-
finden wird, gelangen in den einzelnen Wahl-
kreisen Nationalratsmandate in nachstehender
Anzahl zur Vergebung:
36 53
624 Stück 26, Nr. 129.

Grund dieses Ergebnisses erfolgten Verlautbarung


der obigen Kundmachung stattfinden.

§ 6. W a h l k r e i s v e r b ä n d e .
(Verfassungsbestimmung). Je einen Wahlkreis-
verband bilden:
1. die Wahlkreise von Wien;
2. die Wahlkreise von Niederösterreich;
3. die Wahlkreise der Bundesländer Ober-
österreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg;
4. die Wahlkreise der Bundesländer Steier-
mark, Kärnten und Burgenland.

2. A b s c h n i t t .
Wahlbehörden.
§ 7. A l l g e m e i n e s .
(1) Vor jeder Wahl werden Wahlbehörden ge-
bildet. Sie bleiben bis z u r Ausschreibung der
nächsten W a h l des Nationalrates i m A m t e .
(2) D i e Wahlbehörden bestehen aus einem
Vorsitzenden als Wahlleiter oder seinem Stell-
vertreter sowie einer Anzahl v o n Beisitzern.
Für jeden Beisitzer ist für den Fall seiner Verhin-
derung auch ein Ersatzmann zu berufen.
(3) Mitglieder der Wahlbehörden können n u r
Personen sein, die das Wahlrecht zum National-
§ 5. B e r e c h n u n g d e r M a n d a t z a h l rat besitzen. Personen, die diesem Erfordernis
n a c h d e r j e w e i l s l e t z t e n V o l k s - nicht entsprechen, scheiden aus der Wahlbehörde
zählung. aus.
(1) Nach endgültiger Ermittlung des Ergeb- (4) Das A m t des Mitgliedes einer Wahlbehörde
nisses der ersten, nach Wirksamkeitsbeginn dieses ist ein öffentliches Ehrenamt, z u dessen A n -
Bundesgesetzes stattgefundenen Volkszählung nahme jeder Wahlberechtigte verpflichtet ist, der
wird die Zahl der in jedem Wahlkreise zur Ver- in der Gemeinde, in d e r die betreffende Wahl-
gebung gelangenden Nationalratsmandate in fol- behörde ihren Sitz hat, seinen ordentlichen W o h n -
gender Weise berechnet: sitz hat.
(2) Die Zahl der Staatsbürger, die nach dem (5) D e n Sitzungen der Wahlbehörden können
endgültigen Ergebnisse der jeweils letzten Volks- nach Maßgabe des § 17, Abs. (4), auch Vertreter
zählung i m Gebiete d e r Republik ihren ordent- der wahlwerbenden Parteien beiwohnen.
lichen Wohnsitz hatten, wird durch die Zahl 165
(§ 1) geteilt. Dieser Quotient ist auf mindestens § 8. Wirkungskreis der Wahl-
drei Dezimalstellen zu berechnen. E r bildet die behörden.
Verhältniszahl. Jedem Wahlkreis werden so viele (1) Die Wahlbehörden haben die Geschäfte zu
Mandate zugewiesen, als d i e Verhältniszahl i n besorgen, die ihnen nach diesem Bundesgesetze
der Zahl d e r Staatsbürger des Wahlkreises ent- zukommen. Hiebei entscheiden sie i n allen Fra-
halten ist. Auch dieser Quotient ist auf minde- gen, die sich in ihrem Bereiche über das Wahl-
stens drei Dezimalstellen zu berechnen. recht und die Ausübung der W a h l ergeben. Ihre
(3) Bleiben Mandate übrig, so werden sie zu- Tätigkeit h a t sich jedoch n u r auf allgemeine,
sätzlich den Wahlkreisen zugewiesen, bei denen grundsätzliche u n d wichtige Verfügungen u n d
sich d e r Reihenfolge nach die größten Dezimal- Entscheidungen z u beschränken. Alle anderen
reste ergeben haben. Sind die Dezimalreste bei Arbeiten obliegen den Wahlleitern.
zwei oder mehreren Wahlkreisen gleich, so ent- (2) D e n Wahlbehörden werden die notwen-
scheidet das Los. digen Hilfskräfte u n d Hilfsmittel aus dem
(4) Die Zahl d e r auf jeden Wahlkreis gemäß Stande des Amtes zugewiesen, dem d e r W a h l -
Abs. (2) u n d (3) entfallenden Mandate ist vom leiter vorsteht oder v o n dessen Vorstand er
Bundesministerium für Inneres ungesäumt zu er- bestellt wird.
mitteln und im Bundesgesetzblatt kundzumachen.
Die so verlautbarte Verteilung der Mandate ist § 9. G e m e i n d e w a h l b e h ö r d e n .
allen Wahlen des Nationalrates zugrunde z u (1) Für jede Gemeinde außerhalb der Wahl-
legen, die bis zur endgültigen Ermittlung des Er- kreise von Wien wird eine Gemeindewahl-
gebnisses der nächsten Volkszählung und der auf behörde eingesetzt.
Stück 26, N r . 129. 625

(2) Sie besteht, unbeschadet der Bestimmung (6) Die Bezirkswahlbehörde h a t ihren Sitz am
des § 11, Abs. (7), aus dem Bürgermeister oder Amtsorte des Bezirkswahlleiters.
einem von ihm zu bestellenden ständigen Ver- (7) Die Mitglieder der Bezirkswahlbehörden
treter als Vorsitzendem u n d Gemeindewahlleiter dürfen nicht gleichzeitig Mitglieder v o n
sowie aus mindestens drei, höchstens zwölf Bei- Gemeindewahlbehörden sein.
sitzern.
(3) D e r Bürgermeister h a t für den Fall der
vorübergehenden Verhinderung des Gemeinde- § 12. K r e i s w a h l b e h ö r d e n .
wahlleiters auch einen Stellvertreter zu bestellen. (1) Für jeden Wahlkreis wird a m Vororte des
(4) D e r Gemeindewahlbehörde obliegen ins- Wahlkreises eine Kreiswahlbehörde eingesetzt.
besondere die in den §§ 39, 56, 65, 85 und 86 (2) Vorsitzender der Kreiswahlbehörde und
bezeichneten Aufgaben. Kreiswahlleiter ist in den Wahlkreisen von Wien
der Leiter des Magistratischen Bezirksamtes des
§ 10. Sprengelwahlbehörden. Vorortes, in den übrigen Wahlkreisen d e r Vor-
(1) In Gemeinden, die i n Wahlsprengel ein- stand der Bezirksverwaltungsbehörde, i n deren
geteilt sind, ist für jeden Wahlsprengel eine örtlichem Wirkungsbereich der Vorort liegt.
Sprengelwahlbehörde einzusetzen. In den Wahl- (3) Der Kreiswahlleiter hat für den Fall seiner
kreisen außerhalb von Wien kann in einem der vorübergehenden Verhinderung einen Stellver-
Wahlsprengel auch die Gemeindewahlbehörde treter zu bestellen.
die Geschäfte der Sprengelwahlbehörde v e r -
sehen. (4) Im übrigen besteht die Kreiswahlbehörde
aus mindestens sechs, höchstens zwölf Beisitzern.
(2) Die Sprengelwahlbehörde besteht aus dem
v o m Bürgermeister zu bestellenden Vorsitzenden <5) In den Wahlkreisen von Wien dürfen die
als Sprengelwahlleiter u n d mindestens drei, Mitglieder der Kreiswahlbehörden nicht gleich-
höchstens sechs Beisitzern. zeitig Mitglieder v o n Einspruchskommissionen
sein.
(3) Der Bürgermeister h a t für den Fall der
vorübergehenden Verhinderung des Sprengel-
wahlleiters auch einen Stellvertreter z u bestellen. § 13. V e r b a n d s w a h l b e h ö r d e n .
(4) Der Sprengelwahlbehörde obliegen insbeson- (1) Für jeden Wahlkreisverband wird eine
dere die in den §§ 65, 81, 85 u n d 86 bezeich- Verbandswahlbehörde eingesetzt.
neten Aufgaben.
(2) Vorsitzender d e r Verbandswahlbehörde
und Verbandswahlleiter ist i n Wien der Bürger-
§ 11. B e z i r k s w a h l b e h ö r d e n . meister als Landeshauptmann, i m Wahlkreis-
(1) Für jeden Verwaltungsbezirk m i t Ausnahme verband Niederösterreich d e r Landeshauptmann
der Stadt Wien wird eine Bezirkswahlbehörde von Niederösterreich, i m Wahlkreisverband
eingesetzt. Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg
(2) Sie besteht aus d e m Bezirkshauptmann, in der Landeshauptmann v o n Salzburg u n d i m
Städten m i t eigenem Statut aus d e m Bürger- Wahlkreisverband Steiermark, Kärnten u n d
meister oder einem v o n i h m zu bestellenden Burgenland d e r Landeshauptmann v o n Steier-
ständigen Vertreter als Vorsitzendem u n d Be- mark.
zirkswahlleiter sowie aus mindesten« sechs, (3) Der Verbandswahlleiter h a t f ü r den Fall
höchstens zwölf Beisitzern. seiner vorübergehenden Verhinderung einen
(3) D e r Bezirkshauptmann, in Städten m i t Stellvertreter zu bestellen.
eigenem Statut der Bürgermeister, h a t für den (4) I m übrigen besteht die Verbandswahl-
Fall der vorübergehenden Verhinderung des behörde aus mindestens sechs, höchstens zwölf
Bezirkswahlleiters auch einen Stellvertreter zu Beisitzern.
bestellen. (5) Die Verbandswahlbehörde h a t ihren Sitz
(4) I n den Wahlkreisen von Wien werden die am Amtsorte des Verbandswahlleiters.
Aufgaben d e r Bezirkswahlbehörden, wenn i n
diesem Bundesgesetz nicht anderes bestimmt ist,
von den Kreiswahlbehörden durchgeführt. § 14. Hauptwahlbehörde.
(5) (Verfassungsbestimmung). I n den zum (1) Für das ganze Bundesgebiet wird in Wien
Stadtgebiet von Wien gehörigen Teilen der W a h l - die Hauptwahlbehörde eingesetzt.
kreise von Niederösterreich werden am Sitze der (2) Sie besteht aus d e m Bundesminister für
in Betracht kommenden Magistratischen Bezirks- Inneres als Vorsitzendem u n d Hauptwahlleiter
ämter Bezirkswahlbehörden gebildet. D i e V o r - sowie aus zwanzig Beisitzern, v o n denen ein
schriften der Abs. (2) und (3) finden sinngemäß Viertel ihrem Berufe nach dem richterlichen
Anwendung. Stande angehören oder angehört haben.
626 Stück 26, N r . 129.

(S) Der Bundesminister für Inneres bestimmt Verbandswahlbehörde an den Verbandswahl-


für den Fall seiner vorübergehenden Verhinde- leiter, für die Bildung der Kreis- und Bezirks-
rung mehrere Stellvertreter u n d die Reihenfolge, wahlbehörden an den Kreiswahlleiter u n d für
in der sie zu seiner Vertretung berufen sind. die Bildung der Gemeinde- und Sprengelwahl-
(4) Die Hauptwahlbehörde führt, unbeschadet behörden an den Bezirkswahlleiter zu richten.
des ihr nach § 8, Abs.(1),zukommenden Wir- (4) Verspätet einlangende Eingaben werden
kungskreises, die Oberaufsicht über alle anderen nicht berücksichtigt.
Wahlbehörden. Sie kann insbesondere auch eine (5) Sind dem Wahlleiter die Vertrauens-
Überschreitung der in den §§ 15, 16, 36, 45, 53, männer bekannt und ist er in der Lage, zu be-
56, 64, 93, 95, 98, Abs. (4), 102, 103, 108, urteilen, ob die einreichenden Personen tatsäch-
Abs. (2), festgesetzten Termine für zulässig er- lich die Partei vertreten oder wird ein Antrag
klären, falls deren Einhaltung infolge Störungen von einer im Nationalrat vertretenen Partei ein-
des Verkehrs oder aus sonstigen unabweislichen gebracht, so hat er den Antrag sofort in weitere
Gründen nicht möglich ist. Durch eine solche Behandlung zu nehmen. Ist dies nicht der Fall,
Verfügung dürfen jedoch die in anderen Be- so hat er die Antragsteller zu veranlassen, daß
stimmungen dieses Bundesgesetzes vorgesehenen die Eingabe, sofern dies nicht bereits geschehen
Termine u n d Fristen nicht beeinträchtigt ist, noch innerhalb der in Abs. (1) bestimmten
werden. Frist von wenigstens hundert Wahlberechtigten
unterschrieben wird.
§ 15. F r i s t z u r B e s t e l l u n g d e r W a h l -
leiter, Angelobung, Wirkungskreis (6) Scheiden aus einer Wahlbehörde Beisitzer
der Wahlleiter. oder Ersatzmänner aus oder üben 6ie ihr Amt
nicht aus, so sind die betreffenden Parteien auf-
(1) Die nach den §§ 9, 10 und 11 zu bestel- zufordern, neue Anträge zu stellen. Die Bestim-
lenden Wahlleiter sowie die Stellvertreter der mungen der Abs. (2), (3) und (5) gelten sinn-
Wahlleiter sind spätestens a m vierzehnten Tage gemäß.
nach d e n Stichtage z u ernennen.
(2) V o r A n t r i t t ihres Amtes haben sie in die § 17. B e r u f u n g d e r B e i s i t z e r u n d
Hände desjenigen, der ihre Bestellung vorgenom- Ersatzmänner, Entsendung von
men hat, oder in die H ä n d e eines v o n i h m be- Vertrauenspersonen.
auftragten Organes, das Gelöbnis strenger U n - (1) Die Beisitzer u n d Ersatzmänner der
parteilichkeit und gewissenhafter Erfüllung ihrer Hauptwahlbehörde werden von der Bundes-
Pflichten abzulegen. regierung berufen.
(3) Die Wahlleiter sind berechtigt und ver- (2) Die Bestimmung der Anzahl der Beisitzer
pflichtet, bis zur Konstituierung der Wahl- und Ersatzmänner sowie deren Berufung obliegt
behörden alle unaufschiebbaren Geschäfte zu be- bei den Verbandswahlbehörden u n d Kreiswahl-
sorgen u n d insbesondere Eingaben entgegenzu- behörden d e r Hauptwahlbehörde, b e i d e n
nehmen, Bezirkswahlbehörden den Kreiswahlbehörden
(4) Nach Konstituierung der Wahlbehörden und b e i den Gemeindewahlbehörden u n d
haben die Wahlleiter ihre bisherigen Verfü- Sprengelwahlbehörden der Bezirkswahlbehörde.
gungen den Wahlbehörden z u r Kenntnis z u (S) Die nicht d e m richterlichen Berufe ent-
bringen und sodann alle Geschäfte zu führen, stammenden Beisitzer und Ersatzmänner werden
die den Wahlbehörden nicht selbst gemäß § 8, innerhalb der für jede Wahlbehörde festge-
Abs.(1),zur Entscheidung vorbehalten sind. setzten Höchstzahl auf G r u n d der Vorschläge
der Parteien verhältnismäßig nach ihrer bei der
§ 16. E i n b r i n g u n g d e r A n t r ä g e a u f letzten W a h l des Nationalrates im Bereich der
B e r u f u n g d e r B e i s i t z e r u n d E r s a t z - Wahlbehörde, bei Sprengelwahlbehörden im Be-
männer. reich der Gemeinde, festgestellten Stärke berufen.
(1) Spätestens a m vierzehnten Tage nach dem (4) H a t eine Partei gemäß Abs. (3) keinen
Stichtage haben die Vertrauensmänner der wahl- Anspruch auf Berufung eines Beisitzers,
werbenden Parteien, die Vorschläge über die ge- so ist sie, falls sie im zuletzt gewählten
mäß § 17, Abs. (3), zu bestellenden, nicht dem Nationalrat durch mindestens drei Mitglieder
richterlichen Berufe entstammenden Beisitzer er- vertreten ist, berechtigt, in jede Wahlbehörde
statten wollen, ihre Anträge bei den im Abs. (3) höchstens zwei Vertreter als ihre Vertrauens-
bezeichneten Wahlleitern einzubringen. personen zu entsenden. Das gleiche Recht steht
(2) Als Beisitzer und Ersatzmänner können hinsichtlich der Kreiswahlbehörde, Verbands-
n u r Personen vorgeschlagen werden, die den wahlbehörde und Hauptwahlbehörde auch solchen
Vorschriften des § 7, Abs. (3), entsprechen. Parteien zu, die im zuletzt gewählten National-
(3) Die Eingaben sind für die Bildung der rat überhaupt nicht vertreten sind. Die Ver-
Hauptwahlbehörde an den Bundesminister für trauenspersonen sind zu den Sitzungen der W a h l -
Inneres als Hauptwahlleiter, für die Bildung der behörde einzuladen. Sie nehmen an den Verhand-
Stück 26, Nr. 129. 627

Lungen ohne Stimmrecht teil. Im übrigen finden übung ihres Ehrenamtes verhindert sind, ihrem
die Bestimmungen der §§ 7, Abs. (3), 16, 17, Erwerbenachzugehen, können über Antrag eine
Abs. (1), (2) und (5), 18, Abs. (2), und 21 sinn- Entschädigung (Tag- oder Stundengeld) nach
gemäß Anwendung. Die Vorschrift des § 64 wird Maßgabe ihrer tatsächlichen Inanspruchnahme
hiedurch nicht berührt. erhalten.
(5) Die Namen der Mitglieder der Wahl- (2) Die Höhe des Tag- oder Stundengeldes
behörden sind ortsüblich kundzumachen. wird für jedes Bundesland v o m Landeshaupt-
mann im Einvernehmen mit der Finanzlandes-
§ 18. K o n s t i t u i e r u n g d e r Wahl- behörde unter sinngemäßer Anwendung der für
behörden, Angelobung der Schöffen bestehenden Entschädigungssätze fest-
B e i s i t z e r und Ersatzmänner. gesetzt.
(1) Spätestens am achtundzwanzigsten Tage (3) Über den Antrag entscheidet bei Mit-
nach dem Stichtage haben die von ihren Vor- gliedern der Hauptwahlbehörde das Bundes-
sitzenden einzuberufenden Wahlbehörden ihre ministerium für Inneres, bei den Mitgliedern der
konstituierende Sitzung abzuhalten. übrigen Wahlbehörden die Verwaltungsbehörde
endgültig, der der Wahlleiter angehört oder von
(2) In dieser Sitzung haben die Beisitzer und
deren Vorstand er bestellt wird.
Ersatzmänner vor Antritt ihres Amtes in die
Hand des Vorsitzenden das Gelöbnis strenger
Unparteilichkeit und gewissenhafter Erfüllung II. HAUPTSTÜCK
ihrer Pflichten abzulegen.
(S) Die Sprengelwahlbehörden in Wien können Wahlrecht, Erfassung der Wahlberechtigten.
auch zu einem späteren Zeitpunkte zur konsti- 1. Abschnitt.
tuierenden Sitzung einberufen werden.
Wahlrecht
§ 19. Beschlußfähigkeit, gültige Be-
schlüsse der Wahlbehörden. § 22. Wahlrecht.
(1) Die Wahlbehörden sind beschlußfähig, (1) (Verfassungsbestimmung). Wahlberechtigt
wenn der Vorsitzende oder sein Stellvertreter sind alle Männer und Frauen, welche die öster-
und wenigstens zwei Drittel der Beisitzer an- reichische Staatsbürgerschaft besitzen, vor dem
wesend sind. 1. Jänner des Wahljahres das 20. Lebensjahr über-
(2) Zur Fassung eines gültigen Beschlusses ist schritten haben und vom Wahlrechte nicht aus-
Stimmenmehrheit erforderlich. Der Vorsitzende geschlossen sind.
stimmt nicht mit. Bei Stimmengleichheit gilt (2) Ob die Voraussetzungen nach Abs.(1)z u -
jedoch die Anschauung als zum Beschlusse er- treffen, ist, abgesehen vom Wahlalter, nach dem
hoben, der er beitritt. Stichtage [§ 1, Abs. (2)] zu beurteilen.
(8) Ersatzmänner werden bei der Beschluß-
fähigkeit und bei der Abstimmung nur dann § 23. Teilnahme an der Wahl.
berücksichtigt, wenn ihre zugehörigen Beisitzer (1) An der Wahl nehmen nur Wahlberechtigte
an der Ausübung ihres Amtes verhindert sind. teil, deren Namen im abgeschlossenen Wähler-
§ 20. S e l b s t ä n d i g e D u r c h f ü h r u n g verzeichnis enthalten sind.
von A m t s h a n d l u n g e n durch den (2) Jeder Wahlberechtigte hat nur eine Stimme;
Wah11eiter. er darf in den Wählerverzeichnissen nur einmal
Wenn ungeachtet der ordnungsmäßigen Ein- eingetragen sein.
berufung die Wahlbehörde, insbesondere am
Wahltage, nicht in beschlußfähiger Anzahl zu- 2. Abschnitt.
sammentritt oder während der Amtshandlung Wahlausschließungsgrunde.
beschlußunfähig wird und die Dringlichkeit der
Amtshandlung einen Aufschub nicht zuläßt, hat § 24. W e g e n g e r i c h t l i c h e r
der Wahlleiter die Amtshandlung selbständig Verurteilung.
durchzuführen. In diesem Falle hat er nach (1) Vom Wahlrecht sind ausgeschlossen:
Möglichkeit, unter Berücksichtigung der Parteien-
verhältnisse, Vertrauenspersonen heranzuziehen, 1. Personen, die wegen eines nicht unter Z. 2
fallenden Verbrechens verurteilt worden sind: bis
§ 21. E n t s c h ä d i g u n g u n d E r s a t z zum Ablauf von fünf Jahren nach dem Ende der
v o n B a r a u s l a g e n an M i t g l i e d e r d e r Strafe.
Wahlbehörden. 2. Personen, die wegen eines der im § 6, Z. 1
(1) Mitglieder der Wahlbehörde, die zur Be- bis 12, des Gesetzes vom 15. November 1867,
streitung ihres Lebensunterhaltes auf ihren täg- R. G. Bl. Nr. 131, angeführten Verbrechens ver-
lichen Verdienst angewiesen und durch die Aus- urteilt worden sind: bis zum Ende der Strafe.
628 Stück 26, N r . 129.

3. Personen, die wegen ( B . G . B l . N r . 146/1947) oder eines Vergehens


a) einer Übertretung des Diebstahles, der nach § 7 a, Abs. (3), dieses Bundesgesetzes in der
Veruntreuung, der Teilnehmung daran, des Fassung d e r II. Bedarfsdeckungsstrafgesetz-
Betruges, der Untreue, der Kuppelei, der novelle, B . G . B l . N r . 148/1948, den Ausschluß
Plünderung oder der Teilnehmung daran vom Wahlrecht nicht z u r Folge.
(§§ 460, 461, 463, 464, 512, 681 und (6) Der Ausschluß vom Wahlrecht nach Abs. (1)
683 StG.), bis (3) tritt nicht ein, wenn das Gericht die Voll-
b) einer Übertretung der Trunkenheit (§ 523 ziehung der Strafe nach dem Gesetze vom 23. Juli
StG.) mindestens dreimal, 1920, St. G . Bl. N r . 373, über die bedingte Ver-
c) eines Vergehens nach §§ 2 bis 4 der Ver- urteilung in der geltenden Fassung vorläufig auf-
ordnung vom 12. Oktober 1914, R . G . Bl. geschoben hat. W i r d d e r Aufschub widerrufen,
N r . 275, über den Wucher, eines Ver- so tritt m i t dem Tage der Rechtskraft dieses
gehens oder einer Übertretung nach § 1 Beschlusses d e r Ausschluß vom Wahlrechte ein.
des Gesetzes vom 25. Mai 1883, R . G . B l . (7) Die Wahlausschließungsgründe nach Abs. (1)
N r . 78 (Vereitlung von Zwangsvoll- bis (3) gelten nicht, wenn die Verurteilung «regen
streckungen), eines Vergehens nach den einer strafbaren Handlung erfolgt ist, die unter
§§ 26 oder 27 des Volksgerichtsverfahrens- das Gesetz v o m 3 . Juli 1945, S t . G . B l . N r . 4 8
und Vermögensverfallsgesetzes 1947 (Aufhebungs- u n d Einstellungsgesetz), die Ver-
(B.G.Bl. N r . 213/1947), ordnung vom 5. September 1945, St. G. Bl. N r . 155
verurteilt worden sind: in allen Fällen bis zum (Verordnung zum Aufhebungs- u n d Einstellungs-
Ablauf von drei Jahren nach dem Ende der gesetz), das Bundesgesetz vom 2 1 . Dezember 1945,
Strafe. B. G. Bl. N r . 14/1946, betreffend Einstellung von
Strafverfahren u n d die Nachsicht von Strafen für
4. Personen, die wegen eines im § 14 des
Kämpfer gegen Nationalsozialismus oder Faschis-
Gesetzes vom 26. Jänner 1907, R. G. Bl. N r . 18
mus, oder das Bundesgesetz vom 6 . M ä r z 1946,
(Schutz der Wahlfreiheit), bezeichneten Ver-
B . G . B l . N r . 79 (Befreiungsamnestie), fällt.
gehens verurteilt worden sind: bis zum Ablauf
von fünf Jahren nach dem Ende der Strafe. (8) Die Wahlausschließungsgründe nach Abs. (1)
(2) Personen, die in der Zeit vom 13. März bis (3) gelten ferner nicht, wenn die Verurteilung
1938 bis zum 27. April 1945 von einem getilgt ist.
deutschen, außerhalb des Gebietes der Republik (9) D i e in den Abs. (1) bis (3) bezeichneten
Österreich gelegenen Gerichte zu einer Zucht- Personen können im Einspruchsverfahren das
hausstrafe verurteilt worden sind, sind bis Wahlrecht erlangen, wenn sie die der Verurteilung
zum Ablauf von fünf Jahren nach dem Ende
zugrunde liegende strafbare Handlung aus Be-
der Strafe, Personen, die in der gleichen Zeit von
weggründen begangen haben, die mit der natio-
einem solchen Gerichte zu einer Gefängnisstrafe
nalsozialistischen Herrschaft im Zusammenhang
verurteilt worden sind, bis zum Ablauf von drei
stehen, durch sie unmittelbar veranlaßt u n d
Jahren nach dem Ende der Strafe v o m Wahl-
begünstigt wurden. D a s Nähere hierüber wird
rechte ausgeschlossen, wenn mit der Verurteilung
zu einer Zuchthausstrafe oder Gefängnisstrafe
im § 37, Abs. (2), geregelt.
auch die Aberkennung der bürgerlichen Ehren-
rechte ausgesprochen worden ist. § 25. W e g e n M a ß n a h m e n auf G r u n d
(3) Personen, die in der Zeit nach dem 13. März gerichtlicher Verurteilungen.
1938 von einem im G e b e t e der Republik Öster- Vom Wahlrechte sind ferner ausgeschlossen:
reich gelegenen Gerichte auf Grund reichsdeut-
scher Strafvorschriften zu einer Zuchtbaus- oder 1. Personen, die unter Polizeiaufsicht gestellt
Kerkerstrafe verurteilt worden sind, sind bis zum wurden;
Ablauf von fünf Jahren nach dem Ende der
2. Personen, die in ein Arbeitshaus abgegeben
Strafe vom Wahlrecht ausgeschlossen.
wurden,
(4) Sind die im Abs. (1) bis (3) bezeichneten in allen Fällen bis zum Ablauf von einem
strafbaren Handlungen von Personen begangen Jahr nach dem Erlöschen der Maßnahmen.
worden, die zur Zeit d e r T a t das 18. Lebensjahr
noch nicht erreicht haben, so hat die Ahndung,
unbeschadet der Bestimmungen des § 27, den Aus- § 26. W e g e n m a n g e l n d e r H a n d l u n g s -
schluß vom Wahlrechte nicht zur Folge. fähigkeit.

(5) Desgleichen h a t auch die Verurteilung Vom Wahlrechte sind weiters ausgeschlossen:
wegen eines Vergehens nach den §§ 7, Abs. (6), 1. Personen, die voll oder beschränkt ent-
oder 8 des Bedarfsdeckungsstrafgesetzes 1947 mündigt sind;
Stück 26, Nr. 129. 629
2, Personen, dessen die väterliche Gewalt über (4) D i sWählerverzeichnissesind nach Gemein-
ihre Kinder entzogen wurde, bis zur Aufhebung den, innerhalb der Gemeinden gegebenenfalls
dieser Verfügung oder solange die Kinder unter nach Straßen u n d Hausnummern, wenn aber
fremder Vormundschaft stehen, im letzteren Fall eine Gemeinde in Wahlsprengel eingeteilt ist,
jedenfalls bis zum Ablauf eines Jahres nach Er- auch nach Wahlsprengeln anzulegen.
lassung der gerichtlichen Verfügung. (5) (Verfassungsbestimmung). Die Anlegung der
Wählerverzeichnisse obliegt den Gemeinden im
§ 27. N a c h dem V e r b o t s g e s e t z 1947. übertragenen Wirkungskreise.
(1) Die im § 17, Abs. (2), des Verbotsgesetzes
1947 bezeichneten Sühnepflichtigen (belastete § 30. O r t der E i n t r a g u n g .
Personen) sind bis z u m 30. April 1950 v o m (1) Jeder Wahlberechtigte ist in das Wähler-
Wahlrechte ausgeschlossen, es sei denn, d a ß d e r verzeichnis d e r Gemeinde einzutragen, i n der
Bundespräsident i m Einzelfalle eine Ausnahme er am Stichtage seinen ordentlichen Wohnsitz hat.
von der Behandlung dieser Personen nach
(2) Käme hiernach die Eintragung in mehrere
Bestimmungen dieses Gesetzes bewilligt hat, die
Wählerverzeichnisse in Frage, so ist d e r Wahl-
die Zuerkennung des Wahlrechtes nach sich lieht. berechtigte i n das Wählerverzeichnis der G e -
(2) O b bei einer Person der Wahlausschließungs- meinde einzutragen, i n der e r a m Stichtage
grund nach Abs. (1) vorliegt, ist nach d e n tatsächlich gewohnt hat. Nach diesem Umstande
gemäß § 4, Abs. (1), des Verbotsgesetzes 1947 bestimmt sich die Eintragung in das Wähler-
zu führenden, besonderen Listen z u beurteilen. verzeichnis auch dann, wenn eine Gemeinde in
Ist das Registrierungsverfahren i n Ansehung d e r Wahlsprengel eingeteilt ist.
betreffenden Person rechtskräftig abgeschlossen, (3) H a t ein Wahlberechtigter seinen ordentlichen
so sind die in diesen Listen verzeichneten u n d Wohnsitz nach dem Stichtag in die Gemeinde
vermerkten Umstände für die m i t dem Wahl- verlegt, in der e r sein Wähleranlageblatt aus-
verfahren befaßten Behörden bindend festgestellt. füllt, so wird der T a g d e r Ausfüllung des
(3) Solange das Registrierungsverfahren noch Wähleranlageblattes f ü r die Beurteilung der
nicht rechtskräftig abgeschlossen ist, haben die Frage, in welches Wählerverzeichnis e r einzu-
mit dem Wahlverfahren befaßten Behörden ihren tragen ist, d e m Stichtage gleichgehalten.
Entscheidungen, unbeschadet der Bestimmungen
des § 7, Abs. (3), des Verbotsgesetzes 1947, den § 31. W ä h l e r a n l a g e b l ä t t e r .
jeweiligen Stand des noch nicht rechtskräftig a b - (1) Die Wähleranlageblätter sind von allen
geschlossenen Registrierungsverfahrens zugrunde Männern und Frauen auszufüllen, die vor dem
zu legen. 1. Jänner des Wahljahres das 20. Lebensjahr
überschritten haben, am Stichtage die öster-
§ 28. G e m e i n s a m e B e s t i m m u n g e n . reichische Staatsbürgerschaft besaßen, vom Wahl-
Wenn eine Person aus mehreren der in den rechte nicht ausgeschlossen waren und am Tage
§§ 24 bis 17 angeführten Gründe vom Wahl- der Ausfüllung des Wähleranlageblattes in der
rechte ausgeschlossen ist, so bestimmt sich die Gemeinde, in der die Ausfüllung erfolgt,
Dauer des Ausschlusses vom Wahlrechte nach ihren ordentlichen Wohnsitz haben. Die Wähler-
der hiefür festgesetzten längeren Frist. anlageblätter sind von den Wahlberechtigten
persönlich zu unterfertigen. Ist ein Wahlberechtig-
3. A b s c h n i t t . ter durch Leibesgebrechen an der Ausfüllung oder
Erfassung der Wahlberechtigten. Unterfertigung desWähleranlageblattes verhindert,
so kann eine Person seines Vertrauens die Aus-
§ 29. W ä h l e r v e r z e i c h n i s s e . füllung oder Unterfertigung des Wähleranlage-
(1) Die Wahlberechtigten sind In Wählerver- blattes für ihn vornehmen. Derjenige, der das
zeichnisse einzutragen. Die Eintragung erfolgt Wähleranlageblatt unterfertigt, haftet für die
n u r auf G r u n d v o n ordnungsgemäß ausgefüllten Richtigkeit der darin gemachten Angaben.
Wähleranlageblättern. (2) Personen, die sich am Tage der Ausfüllung
(2) F ü r das Wählerverzeichnis ist das Muster des Wähleranlageblattes in einer Gemeinde nur
in Anlage 2 zu verwenden. vorübergehend aufhalten, haben in dieser Ge-
(3) Die Wähleranlageblätter sind nach dem in meinde ein Wähleranlageblatt nicht auszufüllen.
Anlage 3 ersichtlichen Formular herzustellen. A b - Solche Personen sind insbesondere Urlauber,
änderungen des Vordruckes, die sich auf die Geschäftsreisende, vorübergehend untergebrachte
nähere Bezeichnung des Ausfüllungsortes, die Anstaltspfleglinge, Besuche, Durchziehende. Sie
kalendermäßige Bezeichnung des Stichtages, die haben, falls sie das Wahlrecht besitzen, selbst auf
Art d e r Verteilung u n d Rückstellung a n die z u r geeignete Weise dafür Sorge zu tragen, d a ß sie
Ausstellung der Wählerverzeichnisse zuständige in das Wählerverzeichnis ihres ordentlichen Wohn-
Behörde sowie die Zahl d e r auszufüllenden sitzes auf Grund eines von ihnen ausgefüllten
Wähleranlageblätter beziehen, sind zugelassen. Wähleranlageblattes aufgenommen werden.
630 Stück 26, Nr. 129.

(3) Wer im Wähleranlageblatt wissentlich un- menden Amtsstelle abzugeben. I n diesem Falle
wahre Angaben macht, begeht, wenn darin keine ist jedoch der Hauseigentümer oder sein Stell-
strenger zu bestrafende Handlung gelegen ist, vertreter, gegebenenfalls auch d e r W o h n u n g s -
eine Verwaltungsübertretung und wird von der inhaber zu verständigen.
Bezirksverwaltungsbehörde mit Geld bis zu 1000 S, (7) W e r den Anordnungen der zur Anlegung
im Uneinbringungsfalle mit Arrest bis zu vier der Wählerverzeichnisse berufenen Behörde zu-
Wochen bestraft. widerhandelt, begeht eine Verwaltungsübertretung
und wird von der Bezirksverwaltungsbehörde mit
§ 32. A l l g e m e i n e V e r p f l i c h t u n g Geld bis zu 1000 S, im Uneinbringungsfalle mit
z u r M i t w i r k u n g b e i d e r E r f a s s u n g Arrest bis zu vier Wochen bestraft.
der Wahlberechtigten.
(1) Spätestens am fünften Tage nach dem § 33. Überprüfung der Wähler-
Stichtag ist i n jeder Gemeinde die allgemeine anlageblätter.
Verpflichtung d e r Gemeindebewohner zur Mit- (1) Die z u r Anlegung d e r Wählerverzeich-
wirkung bei der Erfassung der Wahlberechtigten nisse berufenen Behörden sind verpflichtet,
nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen durch die Wähleranlageblätter auf Grund der ihnen
ortsüblich zu verlautbarende Verfügung der zur zur Verfügung stehenden Behelfe soweit als mög-
Anlegung d e r Wählerverzeichnisse berufenen Be- lich dahin zu überprüfen, o b den darin bezeich-
hörde auszusprechen. neten Personen das Wahlrecht noch den Bestim-
(2) Die Verfügung h a t zu bestimmen, in wel- mungen dieses Bundesgesetzes zusteht.
cher Weise die Wähleranlageblätter sowie die (2) Bejahendenfalls ist der Z u - u n d Vorname
sonstigen i m folgenden angeführten Drucksorten des Wahlberechtigten, sein Geburtsjahr, Familien-
an die z u r Ausfüllung verpflichteten Personen stand u n d der Beruf a n der für ihn nach seiner
verteilt u n d v o n diesen wieder an die Behörde Wohnung in Betracht kommenden Stelle des
zurückgeleitet werden. I n d e r Verfügung ist auch Wählerverzeichnisses deutlich lesbar einzutragen.
auf die Bestimmungen der Abs. (6) und (7) sowie
des § 31 hinzuweisen. (3) V o r Auflegung des Wählerverzeichnisses
haben d i e Kreiswahlbehörden die Anzahl der
(3) I n der Verfügung k a n n angeordnet wer- wahlberechtigten Personen i m Wahlkreise g e -
den, daß die Hauseigentümer oder deren Stell- trennt nach Männern u n d Frauen, d e r H a u p t -
vertreter die Wähleranlageblätter an die W o h - wahlbehörde telegraphisch bekanntzugeben. Des-
nungsinhaber oder an die Wohnungsinsassen zu gleichen sind auch die Änderungen d e r Anzahl
verteilen, die ausgefüllten Wähleranlageblätter der wahlberechtigten Personen, die sich durch das
einzusammeln u n d sie auf die Vollständigkeit Einspruchs- u n d Berufungsverfahren ergeben,
ihrer Ausfüllung zu überprüfen haben. nach Abschluß des Wählerverzeichnisses unver-
(4) Es kann auch angeordnet werden, daß die züglich d e r Hauptwahlbehörde zu berichten.
Hauseigentümer oder ihre Stellvertreter die
N a m e n der Wohnungsinhaber, nach Lage u n d 4. A b s c h n i t t .
T ü r n u m m e r d e r Wohnung geordnet, i n beson-
Einspruchs- und Berufungsverfahren.
dere Hauslisten (Muster Anlage 4) einzu-
tragen u n d die Anzahl der eingesammelten § 34. A u f l e g u n g des W ä h l e r -
Wähleranlageblätter, getrennt für Männer u n d verzeichnisses.
Frauen, in der Hausliste zu vermerken halben.
(1) Spätestens a m zweiunddtreißigsten Tage nach
(5) Die zur Anlegung der Wählerverzeichnisse dem Stichtage h a t die z u r Anlegung der Wähler-
berufene Behörde kann endlich anordnen, daß die verzeichnisse berufene Behörde das Wählerver-
Wähleranlageblätter und Hauslisten vor Abgabe zeichnis in einem allgemein zugänglichen Amts-
an die Behörde durch deren Organe in jedem raume durch zehn Tage z u r öffentlichen Einsicht
Hause überprüft werden. Die Vornahme dieser aufzulegen. I n Wien ist in jedem Gemeinde-
Amtshandlung ist dem Hauseigentümer oder bezirk mindestens eine Auflegungsstelle einzu-
dessen Stellvertreter rechtzeitig vorher bekannt- richten.
zugeben. E r h a t die Wohnungsinhaber hievon (2) Die Auflegung des Wählerverzeichnisses ist
ungesäumt mit dem Beifügen zu verständigen, daß von der z u r Anlegung d e r Wählerverzeichnisse
die in Betracht kommenden Wohnungsinsassen die berufenen Behörde ortsüblich kundzumachen.
für die Überprüfung erforderlichen Dokumente Die Kundmachung h a t auch die Einsichtsfrist,
bereitzuhalten haben. D e r Hauseigentümer oder die für die Einsichtnahme bestimmten Tagesstun-
dessen Stellvertreter hat für diese Amtshandlung den, die Bezeichnung der Amtsräume, i n denen
ein geeignetes Lokal beizustellen. das Wählerverzeichnis aufliegt und Einsprüche
(6) I n allen Fällen ist es den Wahlberechtigten entgegengenommen werden können, sowie die
freizustellen, ihre Wähleranlageblätter auch un- Bestimmung des Abs. (3) und des § 37 zu ent-
mittelbar bei d e r v o n d e r Behörde zu bestim- halten.
Stück 26, Nr. 129. 631

(3) Innerhalb der Einsichtsfrist kann jedermann die im Wählerverzeichnis aus einem der im § 24,
in das Wählerverzeichnis Einsicht nehmen und Abs. (1) bis (3), angeführten Gründe nicht ent-
davon Abschriften oder Vervielfältigungen her- halten sind, jedoch glaubhaft machen, d a ß die der
stellen. Verurteilung zugrunde liegende strafbare H a n d -
(4) Vom ersten Tage der Auflegung an dürfen lung aus Beweggründen begangen wurde, die mit
Änderungen im Wählerverzeichnis nur mehr auf der nationalsozialistischen Herrschaft im Zusam-
G r u n d des Einspruchs- u n d Berufungsverfahrens menhang stehen, durch sie unmittelbar veranlaßt
vorgenommen werden. Ausgenommen hievon und begünstigt wurden. Diese Einsprüche sind
sind die Behebung v o n Formgebrechen, wie z u m schriftlich einzubringen. Solche Personen gelten,
Beispiel Schreibfehler u. dgl. wenn sie im Einspruchsverfahren rechtskräftig in
das Wählerverzeichnis aufgenommen wurden, von
§ 35. Kundmachung in den Häusern. dem Tage der Rechtskraft der Entscheidung an
(1) In Gemeinden mit mehr als 20.000 Ein- als wahlberechtigt im Sinne dieses Bundesgesetzes.
wohnern h a t die zur Anlegung der Wähler- (3) Die Einsprüche müssen bei der Stelle, bei
verzeichnisse berufene Behörde z u Beginn der der sie einzureichen sind, noch vor Ablauf der
Einsichtsfrist in jedem Hause an einer den Haus- Frist einlangen.
bewohnern zugänglichen Stelle (Hausflur) eine (4) Der Einspruch ist, falls er schriftlich ein-
Kundmachung anzuschlagen, welche die Zahl der gebracht wird, für jeden Einsprüchsfall geson-
männlichen u n d weiblichen Wahlberechtigten, dert zu überreichen. H a t der Einspruch die
nach Lage und Türnummer der Wohnung ge- Aufnahme eines vermeintlich Wahlberechtigten
ordnet, sowie den Amtsraum angibt, in dem Ein- zum Gegenstande, so sind auch die z u r Begrün-
sprüche gegen das Wählerverzeichnis eingebracht dung desselben notwendigen Belege, insbesondere
werden können. das v o m vermeintlich Wahlberechtigten ausge-
(2) Durch Verfügung der vorgesetzten Bezirks- füllte Wähleranlageblatt, anzuschließen. Wird
verwaltungsbehörde, bei Städten mit eigenem im Einspruch die Streichung eines vermeintlich
Statut des Landeshauptmannes, kann bestimmt Nichtwahlberechtigten begehrt, so ist der G r u n d
werden, d a ß solche Kundmachungen auch i n hiefür anzugeben. Alle Einsprüche, auch mangel-
anderen Gemeinden anzuschlagen sind. haft belegte, sind v o n den hiezu berufenen
Stellen entgegenzunehmen u n d weiterzuleiten.
§ 36. A u s f o l g u n g v o n A b s c h r i f t e n (5) W e r offensichtlich mutwillige Einsprüche
an die Parteien. erhebt, begeht eine Verwaltungsübertretung u n d
(1) In Gemeinden mit mehr als 1000 Einwoh- wird von d e r Bezirksverwaltungsbehörde mit
nern sind den Parteien (§ 49) auf ihr Verlan- Geld bis zu 1000 S, im Uneinbringungsfalle mit
gen spätestens a m ersten Tage der Auflegung des Arrest bis zu vier Wochen bestraft.
Wählerverzeichnisses Abschriften desselben gegen
Ersatz der Kosten auszufolgen. § 38. V e r s t ä n d i g u n g d e r z u r S t r e i -
chung beantragten Personen.
(2) Die Parteien haben dieses Verlangen späte-
stens a m vierzehnten Tage nach d e m Stichtage (1) Die zur Anlegung der Wählerverzeichnisse
bei der zur Anlegung der Wählerverzeichnisse berufene Behörde hat die Personen, gegen deren
berufenen Behörde zu stellen. Die Anmeldung ver- Aufnahme in das Wählerverzeichnis Einspruch
pflichtet z u r Bezahlung von zunächst 50% der erhoben wurde, hievon unter gleichzeitiger Be-
beiläufigen Herstellungskosten. D i e restlichen kanntgabe der Gründe, innerhalb von 24 Stunden
Kosten sind beim Bezug der Abschriften zu ent- nach Einlangen des Einspruches zu verständigen.
richten. Den Betroffenen steht es frei, schriftlich, münd-
(3) Unter denselben Bedingungen sind auch lich oder telegraphisch Einwendungen bei der zur
allfällige Nachträge zum Wählerverzeichnisse Entscheidung über den Einspruch berufenen Be-
auszufolgen. hörde innerhalb der für die Entscheidung vor-
gesehenen Frist [§ 39, Abs.(1),§ 40, Abs. (1)]
§ 37. E i n s p r ü c h e . vorzubringen.
(1) Gegen das Wählerverzeichnis kann jeder (2) Die Namen der Einspruchswerber unter-
Staatsbürger unter Angabe seines Namens und der liegen dem Amtsgeheimnis. Den Strafgerichten
Wohnadresse innerhalb der Einsichtsfrist wegen sind sie auf Verlangen bekanntzugeben.
Aufnahme vermeintlich Nichtwahlberechtigter
oder wegen Nichtaufnahme vermeintlich W a h l - § 39. E n t s c h e i d u n g e n über E i n -
berechtigter schriftlich, mündlich oder tele- s p r ü c h e a u ß e r h a l b d e r W ahlkreise
graphisch bei der zur Entgegennahme von E i n - v o n W i e n .
sprüchen bezeichneten Stelle [ § 34, Abs. (2)] Ein- (1) Über den Einspruch entscheidet außerhalb
spruch erheben. der Wahlkreise von Wien die Gemeindewahl-
(2) I m Wege des Einspruchsverfahrens kann behörde binnen drei Tagen nach Einlangen des
auch die Aufnahme von Personen verlangt werden, Einspruches.
632 Stück 26, N r . 129.

(2) Die Entscheidung ist von der zur Anlegung (3) Die Bestimmungen der §§ 37, Abs. (3) bis
der Wählerverzeichnisse berufenen Behörde dem (5), und 39, Abs. (2) und (3), finden sinngemäß
Einspruchswerber sowie dem durch die Entschei- Anwendung.
dung Betroffenen unverzüglich schriftlich mitzu-
teilen. § 42. Abschluß des Wählerverzeich-
nisses.
(3) Erfordert die Entscheidung eine Richtig-
stellung des Wählerverzeichnisses, so ist sie v o n (1) Nach Abschluß des Einspruchs- u n d Be-
der z u r Anlegung der Wählerverzeichnisse be- rufungsverfahrens h a t die z u r Anlegung d e r
rufenen Behörde sofort unter Angabe der E n t - Wählerverzeichnisse berufene Behörde das
scheidungsdaten durchzuführen. Handelt es sich Wählerverzeichnis abzuschließen.
hiebei um die Aufnahme eines vorher im W ä h - (2) Das abgeschlossene Wählerverzeichnis ist
lerverzeichnis nicht enthaltenen Wählers, so ist der W a h l zugrunde z u legen.
sein Name a m Schlusse des Wählerverzeichnisses
mit der dort folgenden fortlaufenden Zahl anzu- 5. A b s c h n i t t .
führen u n d an jener Stelle des Verzeichnisses, Wahlkarten.
an der er ursprünglich einzutragen gewesen wäre,
auf die fortlaufende Zahl der neuen Eintragung § 43. O r t der Ausübung des Wahl-
hinzuweisen. rechtes.
(1) Jeder Wahlberechtigte ü b t sein Wahlrecht
§ 40. Entscheidungen über Ein- grundsätzlich in dem O r t e (Gemeinde, Wahl-
sprüche in den Wahlkreisen von sprengel) aus, in dessen Wählerverzeichnis er
Wien. eingetragen ist.
(2) Wahlberechtigte, die i m Besitze einer Wahl-
(1) In den Wahlkreisen von Wien entscheiden karte sind, können i h r Wahlrecht auch außerhalb
über die Einsprüche binnen sechs Tagen nach
dieses Ortes ausüben.
ihrem Einlangen Einspruchskommissionen, die
vom Bürgermeister i n der erforderlichen Anzahl § 4 4 . A n s p r u c h auf Ausstellung
errichtet werden. Sie bestehen aus einem vom einer Wahlkarte.
Bürgermeister zu ernennenden rechtskundigen
Der Anspruch auf Ausstellung einer Wahl-
Beamten des Magistrates als Vorsitzendem u n d
mindestens drei, höchstens sechs Beisitzern. karte steht z u :
a) Wählern, die ihren ordentlichen Wohnsitz
(2) Die Bestimmungen d e r §§ 7, 15, Abs. (1) zwischen dem Stichtage u n d d e m Wahl-
und (2), 16, Abs. (1), (2), (4) u n d (5), tage in eine andere Gemeinde verlegen;
17, Abs. (3) bis (5), 18, 19 u n d 21 b) Studierenden, die ihren Aufenthalt zwischen
gelten sinngemäß auch für die Einspruchs- dem Stichtage und dem Wahltage in ihren
kommissionen m i t der Maßgabe, d a ß die Studienort verlegen;
Bestimmung der Anzahl der in sie z u entsen- c) Mitgliedern der Wahlbehörden sowie deren
denden Beisitzer u n d Ersatzmänner sowie ihre Hilfspersonal und den Wahlzeugen;
Berufung d e n zuständigen Kreiswahlbehörden d) Wählern, die sich am Wahltage während
obliegt. Bei dieser Stelle sind auch die Anträge der Wahlzeit i n Ausübung öffentlichen
auf Berufung der Beisitzer u n d Ersatzmänner Dienstes a n einem anderen als dem Orte
einzubringen. ihrer Eintragung in das Wählerverzeichnis
(3) I m übrigen geilten auch für die Entschei- aufhalten müssen (z. B . Eisenbahn- u n d
dungen über Einsprüche in den Wahlkreisen von Postbedienstete, Sicherheitsorgane usw.);
Wien die Bestimmungen des § 39, Abs. (2) e) Wählern, die sich am Wahltage in einer
und (3). Heil- oder Pflegeanstalt i n Pflege befinden
§ 41. Berufungen. oder dort Dienst verrichten.
(1) Gegen die (Entscheidung der Gemeinde- § 45. A n m e l d u n g des Anspruches.
wahlbehörde, in den Wahlkreisen von Wien der (1) Die Ausstellung der Wahlkarte ist
Einspruchskammission, kann der Einspruchs- bei der Behörde, von der der Wahlberechtigte
werber sowie der durch die Entscheidung Be- nach seinem ordentlichen Wohnsitz in das Wähler-
troffene binnen drei Tagen nach Zustellung der
verzeichnis eingetragen wurde, spätestens am
Entscheidung schriftlich oder telegraphisch die
dritten Tage vor dem Wahltage mündlich oder
Berufung bei d e r z u r Anlegung der Wähler-schriftlich zu beantragen. Beim Antrage ist außer
verzeichnisse berufenen Behörde einbringen. einem Identitätsdokument vorzulegen:
(2) Über die Berufung entscheidet binnen a) in den Fällen des § 44, lit. a und b: die
vier Tagen nach ihrem Einlangen die Bezirks- Meldebestätigung oder ein sonstiger Ur-
wahlbehörde, in den Wahlkreisen von Wien die kundennachweis, aus denen sich die Ver-
Kreiswahlbehörde endgültig. legung des Aufenthaltes ergibt;
Stück 26, Nr. 129. 633

b) in den Fällen des § 44, lit. c und d: eine (2) O b eine Person v o n der Wählbarkeit ge-
Bescheinigung, aus der die Berufung des mäß Abs. (1) ausgeschlossen ist, ist nach den ge-
Antragstellers zu einer der dort angeführ- mäß § 4, Abs. (1), des Verbotsgesetzes 1947 zu
ten Dienstverrichtungen hervorgeht; führenden, besonderen Listen zu beurteilen. Ist
c) im Falle des § 44, lit. e: die Bestätigung das Registrierungsverfahren in Ansehung der
der Anstaltsleitung. betreffenden Person rechtskräftig abgeschlossen,
so sind die i n diesen Listen verzeichneten u n d
(2) Gegen die Verweigerung der Wahlkarte
vermerkten Umstände für die mit dem Wahl-
steht ein Rechtsmittel nicht zu. verfahren befaßten Behörden bindend festgestellt.
§ 46. A u s s t e l l u n g der Wahlkarte. (3) Solange das Registrierungsverfahren noch
nicht rechtskräftig abgeschlossen ist, haben die
(1) Die Ausstellung d e r Wahlkarte, für die dasmit dem Wahlverfahren befaßten Behörden ihren
in der Anlage 5 ersichtliche Formular zu Entscheidungen, unbeschadet der Bestimmungen
verwenden ist, ist im Wählerverzeichnis i n der des § 7, Abs. (3), des Verbotsgesetzes 1947, den
R u b r i k „ A n m e r k u n g " bei dem betreffenden jeweiligen Stand des noch nicht rechtskräftig a b -
Wähler m i t d e m W o r t e „ W a h l k a r t e " i n auf- geschlossenen Registrierungsverfahrens zugrunde
fälliger Weise (z. B . mittels Buntstift) vor- zu legen.
zumerken.
(2) Duplikate f ü r abhandengekommene oder 2. A b s c h n i t t .
unbrauchbar gewordene Wahlkarten dürfen in Wahlbewerbung.
keinem Falle ausgefolgt werden.
0) O b u n d in welcher Weise für Wahlkarten- § 49. K reiswahlvorschlag.
wähler besondere Wahllokale z u bestimmen (1) Wahlwerbende Parteien [Artikel 26, Abs. (6),
sind, ist aus den §§ 60 u n d 75 ersichtlich. Über des Bundes-Verfassungsgesetzes in der Fassung von
die Ausübung d e r W a h l durch Wahlkarten- 1929] haben ihre Wahlvorschläge für das erste
wähler enthält der § 7 3 die näheren Bestim- Ermittlungsverfahren spätestens a m einund-
mungen. zwanzigsten Tage vor dem Wahltage der Kreis-
wahlbehörde vorzulegen (Kreiswahlvorschlag).
III. HAUPTSTÜCK (2) D e r Wahlvorschlag m u ß v o n wenigstens
hundert Wählern des Wahlkreises unterschrieben
Wählbarkeit, Wahlbewerbung. sein. E r m u ß enthalten:
1. Abschnitt. 1. die unterscheidende Parteibezeichnung;
Wählbarkeit. 2. die Parteiliste, das ist ein Verzeichnis v o n
§ 47. Wählbarkeit. höchstens doppelt so vielen Bewerbern als im
Wahlkreise Abgeordnete zu wählen sind, i n der
(Verfassungsbestimmung). Wählbar sind, sofern
beantragten, m i t arabischen Ziffern bezeichneten
sich aus § 48 nicht anderes ergibt, alle Männer
Reihenfolge unter Angabe des V o r - u n d Z u -
und Frauen, die am Stichtage die österreichische
namens, Berufes, Geburtsjahres u n d der Adresse
Staatsbürgerschaft besitzen, vom Wahlrechte nicht
ausgeschlossen sind und vor dem 1. Jänner des jedes Bewerbers;
Wahljahres das 26. Lebensjahr überschritten 3. die Bezeichnung des zustellungsbevollmäch-
haben. tigten Vertreters.
(3) Die Kreiswahlbehörde hat Abschriften der
§ 48. A u s s c h l u ß v o n d e r W ä h l b a r - bei ihr eingebrachten Kreiswahlvorschläge unver-
k e i t n a c h d e m V e r b o t s g e s e t z 1947. züglich d e r Hauptwahlbehörde vorzulegen. Des-
(1) Die im § 17, Abs. (2), des Verbotsgesetzes gleichen sind auch nachträgliche Änderungen, die
1947 bezeichneten Sühnepflichtigen (belastete in den gemäß § 55 veröffentlichten Kreiswahl-
Personen) sind auf Lebenszeit von der Wählbar- vorschlägen berücksichtigt wurden, d e r H a u p t -
keit ausgeschlossen, es sei denn, daß der Bundes- wahlbehörde ungesäumt zu berichten.
präsident im Einzelfalle eine Ausnahme von der
Behandlung belasteter Personen nach den Bestim- § 50. U n t e r s c h e i d e n d e Parteibe-
mungen des Verbotsgesetzes 1947 bewilligt hat, z e i c h n u n g i n d e n K r e i s w a h l v o r -
die die Zuerkennung der Wählbarkeit nach sich schlägen.
zieht. Die im § 17, Abs. (3), des Verbotsgesetzes (1) Wenn mehrere Wahlvorschläge die-
1947 bezeichneten Sühnepflichtigen (minder- selben oder schwer unterscheidbare Partei-
belastete Personen) sind nur dann von der Wähl- bezeichnungen tragen, so hat der Kreiswahlleiter
barkeit bis zum 30. April 1950 ausgeschlossen, die Vertreter dieser Wahlvorschläge zu einer ge-
wenn sich bei ihnen nicht die Befreiung von Sühne- meinsamen Besprechung zu laden und ein Ein-
folgen nach dem Bundesverfassungsgesetze vom vernehmen über die Unterscheidung der Partei-
21. April 1948, B.G.Bl. Nr. 99, ergibt. bezeichnung anzubahnen. Gelingt ein Einver-
634 Stück 26, Nr. 129.

nehmen nicht, so hat die Kreiswahlbehörde § 55. A b s c h l i e ß u n g u n d V e r ö f f e n t -


Parteibezeichnungen, die schon auf veröffentlichten lichung der Kreiswahlvorschläge.
Wahlvorschlägen bei der letzten Nationalratswahl
Am siebenten Tage vor dem Wahltage
enthalten waren, zu belassen, die übrigen Wahl-
schließt die Kreiswahlbehörde die Partei-
vorschläge aber nach dem an erster Stelle vor-
listen ab, streicht, falls eine Parteiliste mehr als
geschlagenen Bewerber zu benennen.
doppelt soviel Bewerber enthält, als im Wahl-
(2) Desgleichen sind auch Wahlvorschläge ohne kreis Mandate zur Vergebung gelangen, die über-
ausdrückliche Parteibezeichnung nach dem an zähligen Bewerber und veröffentlicht die Partei-
erster Stelle vorgeschlagenen Bewerber zu be- listen in alphabetischer Reihenfolge der Partei-
nennen. bezeichnung oder, im Falle des § 50, des an
erster Stelle vorgeschlagenen Bewerbers. Die Ver-
§ 51. K r e i s w a h l v o r s c h l a g o h n e zu- öffentlichung erfolgt in ortsüblicher Weise. Der
stellungsbevollmächtigten Ver- Inhalt des Wahlvorschlages muß aus der Ver-
treter. öffentlichung zur Gänze ersichtlich sein.

Wenn ein Wahlvorschlag keinen zustellungs-


bevollmächtigten Vertreter anführt, so gilt der
IV. HAUPTSTÜCK.
Erstunterzeichnete als Vertreter der Partei. Abstimmungsverfahren.
1. A b s c h n i t t .
§ 52. Überprüfung der K r e i s w a h l -
vorschläge. Wahlort und Wahlzeit.
§ 56. G e m e i n d e a l s W a h l o r t , Ver-
(1) Die Kreiswahlbehörde überprüft unverzüg- f ü g u n g e n der Gemeindewahl-
lich, ob die eingelangten Wahlvorschläge von b e h ö r d e n , in W i e n des M a g i s t r a t e s .
wenigstens je hundert Wählern des Wahlkreises
unterschrieben u n d die in den Parteilisten vor- (1) Jede Gemeinde ist Wahlort.
geschlagenen Bewerber wählbar sind. (2) In den Wahlkreisen außerhalb v o n Wien
(2) Weist ein Wahlvorschlag nicht die erfor- bestimmen die Gemeindewahlbehörden, o b eine
derliche Zahl v o n Unterschriften auf, so gilt er Gemeinde gemäß § 5 7 in Wahlsprengel ein-
als nicht eingebracht. Bewerber, die nicht wähl- zuteilen ist. Die Gemeindewahlbehörden, in den
bar sind, werden i m Wahlvorschlage gestrichen. Wahlkreisen v o n Wien d e r Magistrat, setzen
In beiden Fällen ist d e r zustellungsbevollmäch- die Wahlsprengel fest und bestimmen nach M a ß -
tigte Vertreter d e r Partei entsprechend zu ver- gabe der folgenden Vorschriften auch die z u -
ständigen. gehörigen Wahllokale, die im § 62, Abs.(1),v o r -
gesehenen Verbotszonen und die Wahlzeit. Die
Festsetzung der Wahlsprengel h a t spätestens am
§ 53. E r g ä n z u n g s v o r s c h l a g . zweiunddreißigsten Tage nach dem Stichtage,
Wenn ein Bewerber verzichtet, stirbt, die jene der Wahllokale, der Verbotszonen u n d der
Wählbarkeit verliert oder wegen Mangel der Wahlzeit spätestens a m vierzehnten Tage v o r
Wählbarkeit gestrichen wird, so kann die Partei dem Wahltage zu erfolgen.
ihre Parteiliste durch Nennung eines anderen
Bewerbers ergänzen. Die Ergänzungsvorschläge, (3) D i e getroffenen Verfügungen sind spä-
die nur der Unterschrift des zustellungsbevoll- testens a m fünften Tage vor dem Wahl-
tage v o n d e r Gemeinde ortsüblich, jeden-
mächtigten Vertreters der Partei bedürfen,
falls aber auch durch Anschlag a m Gebäude
müssen jedoch spätestens am zehnten Tage vor
des Wahllokales kundzumachen. In der Kund-
dem Wahltage bei der Kreiswahlbehörde ein-
machung ist auch an das im § 62 ausgesprochene
langen. Verbot d e r Wahlwerbung, d e r Ansammlungen,
des Waffentragens u n d des Ausschankes v o n
§ 54. K r e i s w a h l v o r s c h l ä g e m i t
alkoholischen Getränken mit dem Beifügen zu
gleichen Wahlwerbern. erinnern, d a ß Übertretungen dieser Verbote von
der Bezirksverwaltungsbehörde als Verwaltungs-
Weisen mehrere Wahlvorschläge im gleichen übertretung mit Geld bis zu 1000 S, im Unein-
Wahlkreise den Namen desselben Wahlwerbers bringungsfalle m i t Arrest bis zu vier Wochen
auf, so ist dieser von der Kreiswahlbehörde geahndet werden.
aufzufordern, binnen acht Tagen zu er-
klären, für welchen der Wahlvorschläge er sich (4) Die v o n d e r Gemeindewahlbehörde ge-
entscheidet. Auf allen anderen Wahlvorschlägen troffenen Verfügungen sind i n Städten m i t
wird er gestrichen. Wenn er sich in der vorge- eigenem Statut unmittelbar, bei den übrigen Ge-
sehenen Frist nicht erklärt, wird er auf dem als meinden im Wege d e r Bezirkswahlbehörde u n -
erstem eingelangten Wahlvorschlag, der seinen verzüglich der zuständigen Kreiswahlbehörde
Namen trug, belassen. mitzuteilen.
Stück 26, Nr. 129. 635

§ 57. W a h l s p r e n g e l . § 61. W a h l z e l l e .
Größere sowie räumlich ausgedehnte Gemein- (1) I n jedem Wahllokal m u ß mindestens eine
den sind zur Erleichterung der Wahl in Wahl- Wahlzelle sein. U m eine raschere Abfertigung
sprengel einzuteilen, die derart abzugrenzen der Wähler zu ermöglichen, können für eine
sind, daß am Wahltage durchschnittlich siebzig Wahlbehörde auch mehrere Wahlzellen aufge-
Wähler in einer Stunde abgefertigt werden stellt werden, soweit die Überwachung der W a h l -
können. handlung durch die Wahlbehörde dadurch nicht
gefährdet wird.
§ 58. W a h l l o k a l e . (2) Die Wahlzelle ist derart herzustellen, d a ß
Das Wahllokal muß für die Durchführung der Wähler in der Zelle unbeobachtet v o n allen
der Wahlhandlung geeignet sein. Die für die anderen i m Wahllokal anwesenden Personen
Vornahme der Wahl erforderlichen Einrichtungs- einen Stimmzettel ausfüllen u n d in das Wahl-
stücke, wie der Amtstisch für die Wahlbehörde, kuvert geben kann.
in dessen Nähe ein Tisch für die Wahlzeugen, (3) Als Wahlzelle genügt, wenn zu diesem
die Wahlurne und die erforderlichen Wahl- Zwecke eigens konstruierte, feste Zellen nicht zur
zellen mit Einrichtung, sind von der Gemeinde Verfügung stehen, jede Absonderungsvorrichtung
beizustellen. Ebenso ist darauf zu achten, daß in im Wahllokale, welche ein Beobachten des
dem Gebäude des Wahllokales womöglich ein Wählers in der Wahlzelle verhindert. Die W a h l -
entsprechender Warteraum für die Wähler zur zelle wird sohin insbesondere durch einfache, mit
Verfügung steht. undurchsichtigem Papier oder Stoff bespannte
Holzrahmen, durch die Anbringung eines V o r -
§59. Wahllokale a u ß e r h a l b d e s hanges in einer Zimmerecke, durch Aneinander-
W a h l s p r e n g e l s , g e m e i n s a m e W a h l - schieben von größeren Kasten, durch entsprechende
lokale für mehrere Sprengel. Aufstellung von Schultafeln gebildet werden
In Gemeinden, die in Wahlsprengel eingeteilt können. Sie ist womöglich derart aufzustellen,
sind, ist in der Regel für jeden Wahlsprengel daß der Wähler die Zelle von einer Seite betreten
innerhalb desselben ein Wahllokal zu bestim- und auf der anderen Seite verlassen kann.
men. Das Wahllokal kann aber auch in ein (4) Die Wahlzelle ist m i t einem Tisch u n d
außerhalb des Wahlsprengeis liegendes Gebäude einem Stuhl oder mit einem Stehpult zu ver-
verlegt werden, wenn dieses Gebäude ohne beson- sehen sowie mit dem erforderlichen Material für
dere Schwierigkeiten von den Wahlberechtigten die Ausfüllung des Stimmzettels auszustatten.
erreicht werden kann. Auch kann in solchen Außerdem sind die v o n der Kreiswahlbehörde
Gemeinden für mehrere Wahlsprengel ein ge- abgeschlossenen u n d v o n ihr veröffentlichten
meinsames Wahllokal bestimmt werden, sofern Parteilisten in der Wahlzelle an einer sichtbaren
das Lokal ausreichend Raum für die Unterbrin- Stelle anzuschlagen.
gung der Wahlbehörde und für die gleichzeitige (5) Jedenfalls ist auch dafür Sorge zu tragen,
Durchführung mehrerer Wahlhandlungen bietet daß die Wahlzelle während der Wahlzeit aus-
und entsprechende Warteräume für die Wähler
reichend beleuchtet ist.
aufweist.
§ 62. Verbotszonen, Alkohol-
§ 60. W a h l l o k a l e f ü r W a h l k a r t e n - verbot.
wähler.
(1) Im Gebäude des Wahllokales und in einem
(1) In Gemeinden, die in Wahlsprengel einge- von der Gemeindewahlbehörde, in den Wahl-
teilt sind, hat die Gemeindewahlbehörde minde- kreisen von Wien vom Magistrat, zu bestimmen-
stens ein Wahllokal zu bestimmen, in dem die den Umkreis (Verbotszone) ist am Wahltage
mit Wahlkarte versehenen Wähler ihr Stimm- jede A r t der Wahlwerbung, insbesondere auch
recht auszuüben haben. In den Wahlkreisen von durch Ansprachen an die Wähler, durch An-
Wien ist mindestens in jedem Gemeindebezirke schlag oder Verteilen v o n Wahlaufrufen oder
ein Wahllokal für Wahlkartenwähler vorzu- von Kandidatenlisten u. dgl., ferner jede An-
sehen. Werden Wahllokale für Wahlkarten- sammlung sowie das Tragen von Waffen jeder
wähler bestimmt, so dürfen diese Wähler ihr Art verboten.
Stimmrecht nur in den für Wahlkartenwähler (2) Das Verbot des Tragens von Waffen be-
bestimmten Wahllokalen ausüben. Mitgliedern zieht sich nicht auf jene Waffen, die am Wahl-
der Wahlbehörden, deren Hilfspersonal sowie tage von öffentlichen, im betreffenden Umkreis
den Wahlzeugen bleibt es jedoch, falls sie Wahl- im Dienste befindlichen Sicherheitsorganen nach
karten besitzen, unbenommen, ihr Wahlrecht ihren dienstlichen Vorschriften getragen werden
auch vor der Wahlbehörde auszuüben, bei der müssen.
sie Dienst verrichten.
(3) Der Ausschank von alkoholischen Getränken
(8) Die Bestimmungen des § 75 werden von ist am Tage vor der Wahl ab 20 Uhr und am
den Vorschriften des Abs.(1)nicht berührt. Wahltage selbst bis 20 U h r allgemein verboten.
636 Stück 26, Nr. 129.

§ 63. W a h l z e i t . (2) Unmittelbar vor Beginn der Abstimmung


Der Beginn und die Dauer der Stimmenabgabe hat sich die Wahlbehörde zu überzeugen, daß
(Wahlzeit) ist so festzusetzen, daß die Ausübung die zum Hineinlegen der Stimmzettel be-
des Wahlrechtes für alle Wähler gesichert wird. stimmte Wahlurne leer ist.
2. Abschnitt. § 67. W a h l k u v e r t s .
Wahlzeugen. (1) Für die Wähler sind undurchsichtige Wahl-
kuverts z u verwenden.
§ 64.
(2) D i e Anbringung von Worten, Bemer-
(1) In jedes Wahllokal können von jeder
kungen oder Zeichen auf den Wahlkuverts ist
Partei, deren Wahlvorschlag von der Kreiswahl-
verboten. Die Übertretung dieses Verbotes wird,
behörde veröffentlicht würde, zwei Wahlzeugen
wenn darin keine strenger zu bestrafende Hand-
zu jeder Wahlbehörde entsendet werden. Die
lung gelegen ist, v o n der Bezirksverwaltungs-
Wahlzeugen sind der Bezirkswahlbehörde
behörde mit Geld bis zu 1000 S, im Unein-
spätestens am zehnten Tage vor dem Wahl-
bringungsfalle mit Arrest bis zu vier Wochen
tage durch den zustellungsbevollmächtigten
bestraft.
Vertreter der Partei schriftlich namhaft
zu machen; jeder Wahlzeuge erhält v o n der § 68. B e t r e t e n d e s W a h l l o k a l e s .
Bezirkswahlbehörde einen Eintrittsschein, der
ihn zum Eintritt in das Wahllokal ermächtigt (1) In das Wahllokal dürfen außer der Wahl-
und beim Betreten des Wahllokale« der Wahl- behörde nur deren Hilfsorgane, die Wahlzeugen,
behörde vorzuweisen ist. die Wähler behufs Abgabe der Stimme und die
allenfalls zur Aufrechterhaltung der Ruhe und
(2) Die Wahlzeugen haben lediglich als Ver- Ordnung erforderlichen Amtspersonen zuge-
trauensmänner der wahlwerbenden Partei z u lassen werden. Nach Abgabe ihrer Stimme haben
fungieren; ein weiterer Einfluß auf den Gang die Wähler das Wahllokal sofort zu verlassen.
der Wahlhandlung steht ihnen nicht zu. (2) Sofern es zur ungestörten Durchführung
der Wahl erforderlich erscheint, kann der Wahl-
3. Abschnitt. leiter verfügen, daß die Wähler nur einzeln in
Die Wahlhandlung. das Wahllokal eingelassen werden.
§ 65. L e i t u n g d e r W a h l , O r d n u n g s - §69. Persönliche Ausübung des
g e w a l t des W a h l l e i t e r s . Wahlrechtes.
(1) Die Leitung der Wahl steht der Gemeinde- (1) Das Wahlrecht ist grundsätzlich persönlich
wahlbehörde, in Gemeinden, die in Wahlspren- auszuüben, doch können sich Blinde und Brest-
gel eingeteilt sind, den Sprengelwahlbehörden zu. hafte von einer Geleitperson führen und diese
(2) Der Wahlleiter hat für die Aufrechterhal- für sich abstimmen lassen. Von diesem letzteren
tung der Ruhe und Ordnung bei der Wahlhand- Fall abgesehen, darf die Wahlzelle stets nur v o n
lung und für die Beobachtung der Bestimmun- einer Person betreten werden.
gen dieses Bundesgesetzes Sorge zu tragen. Über- (2) Über die Ausübung des Wahlrechtes von
schreitungen des Wirkungskreises der Wahl- Pfleglingen in Heil- und Pflegeanstalten enthält
behörde hat er nicht zuzulassen. der § 75 die näheren Bestimmungen.
(3) Den Anordnungen des Wahlleiters ist von
jedermann unbedingt Folge zu leisten. Die Nicht- § 70. I d e n t i t ä t s f e s t s t e l l u n g .
befolgung der Anordnungen ist eine Verwaltungs- (1) Jeder Wähler tritt vor die Wahlbehörde,
übertretung und wird von der Bezirksverwaltungs- nennt seinen Namen, bezeichnet seine Wohnung,
behörde mit Geld bis zu 1000 S, im Unein- in der er am Tage der Ausfüllung seines Wähler-
bringungsfalle mit Arrest bis zu vier Wochen anlageblattes gewohnt hat, und legt eine Ur-
bestraft, kunde oder eine sonstige amtliche Bescheinigung
vor, aus der seine Identität ersichtlich ist.
§ 66. B e g i n n der W a h l h a n d l u n g . (2) Als Urkunden oder amtliche Bescheinigungen
(1) Am Tage der Wahl zur festgesetzten Stunde zur Glaubhaftmachung der Identität kommen ins-
und in dem dazu bestimmten Wahllokal wird besondere in Betracht: amtliche Legitimationen
die Wahlhandlung durch den Wahlleiter einge- jeder Art, Identitätsausweise, Tauf-, Geburts-,
leitet, der der Wahlbehörde das Wählerverzeich- Trau- und Heimatscheine, Anstellungsdekrete,
nis nebst dem vorbereiteten Abstimmungsver- Passe und Grenzkarten (auch solche, deren Gültig-
zeichnisse (Muster Anlage 6), die Wahlkuverts keit bereits abgelaufen ist), Jagdkarten, Eisen-
und einen entsprechenden Vorrat von amtlichen bahn- und Tramwaypermanenzkarten, Gewerbe-
(leeren) Stimmzetteln übergibt und ihr die Be- scheine, Lizenzen, Diplome; Immatrikulierungs-
stimmungen der §§ 19 und 20 über die Beschluß- scheine, Meldungsbücher einer Hochschule, Hoch-
fähigkeit der Wahlbehörde vorhält. und Mittelschulzeugnisse, Postausweise u. dgl.,
Stück 26, Nr. 129. 637

überhaupt alle unter Beidruck eines Amtsstempels kann e r auch hier unter Beobachtung der übri-
ausgefertigten Urkunden, welche den Personen- gen Bestimmungen dieses Bundesgesetzes seine
stand des Wählers erkennen lassen. Stimme abgeben. Doch ist i h m die Wahlkarte
(S) Besitzt der Wähler einer Gemeinde unter nach der Stimmenabgabe abzunehmen.
2000 Einwohnern eine Urkunde oder Bescheini- § 74. S t i m m e n a b g a b e b e i Z w e i f e l
gung der im Abs. (2) bezeichneten Art nicht, so
über d i eI d e n t i t ä t des Wählers.
ist er dennoch zur Abstimmung zuzulassen,
wenn er der Mehrheit der Mitglieder der Wahl- (1) Eine Entscheidung über die Zulassung z u r
behörde persönlich bekannt ist. Dieser Umstand Stimmenabgabe steht d e r Wahlbehörde n u r
ist in der Niederschrift über den Wahlvorgang dann z u , wenn sich bei der Stimmenabgabe
ausdrücklich zu vermerken. über die Identität des Wählers Zweifel ergeben.
Gegen die Zulassung der Stimmenabgabe aus
§ 71. D i e S t i m m e n a b g a b e . diesem G r u n d e k a n n v o n d e n Mitgliedern d e r
(1) H a t d e r Wähler sich entsprechend ausge- Wahlbehörde u n d den Wahlzeugen sowie v o n
wiesen u n d ist e r i m Wählerverzeichnis einge- den allenfalls i m Wahllokal anwesenden W ä h -
tragen, so erhält e r v o m Wahlleiter d a s leere lern n u r insolange Einsprache erhoben werden,
Wahlkuvert u n d auf Verlangen einen amtlichen als die Person, deren Wahlberechtigung ange-
(leeren) Stimmzettel. fochten wird, ihre Stimme nicht abgegeben h a t .
(2) D e r Wahlleiter hat den Wähler anzuweisen, (2) Die Entscheidung der Wahlbehörde m u ß
sich in die Wahlzelle z u begeben. D o r t legt der vor Fortsetzung des Wahlaktes erfolgen. Sie ist
Wähler den Stimmzettel in das Kuvert, tritt aus endgültig.
der Zelle u n d übergibt das Kuvert dem W a h l -
leiter, der es uneröffnet i n die U r n e legt. 4. A b s c h n i t t .
Ausübung des Wahlrechtes von Pfleglingen in
§ 72. Vermerke im Abstimmungs- Heil- und Pflegeanstalten.
verzeichnis und im Wählerver-
zeichnis durch die Wahlbehörde. § 75.
(1) Der N a m e des Wählers, der seine Stimme (1) U m den in öffentlichen oder privaten Heil-
abgegeben h a t , wird v o n einem Beisitzer i n das und Pflegeanstalten untergebrachten Pfleglingen,
Abstimmungsverzeichnis unter fortlaufender die sich i m Besitze einer Wahlkarte befinden,
Zahl u n d unter Beisetzung d e r fortlaufenden die Ausübung des Wahlrechtes z u erleichtern,
Zahl des Wählerverzeichnisses eingetragen. kann die Gemeindewahlbehörde, in den W a h l -
Gleichzeitig wird sein N a m e v o n einem zweiten kreisen von Wien der Magistrat, für den örtlichen
Beisitzer im Wählerverzeichnis abgestrichen. Bereich des Anstaltsgebäudes einen oder mehrere
besondere Wahlsprengel errichten.
(2) D i e fortlaufende Zahl des Abstimmungs-
verzeichnisses wird v o n d e m zweiten Beisitzer (2) I n diesem Falle haben die gehfähigen Pfleg-
in d e r Rubrik „Abgegebene S t i m m e " des W ä h - linge i h r Wahlrecht nicht in dem nach § 60
lerverzeichnisses an entsprechender Stelle (männ- bestimmten Wahllokale, sondern v o r d e r nach
liche, weibliche Wahlberechtigte) vermerkt. Abs. (1) zuständigen Sprengelwahlbehörde aus-
(3) Hierauf h a t der Wähler das Wahllokal zu zuüben.
verlassen. (3) Die nach Abs. (1) zuständige Sprengelwahl-
behörde kann sich m i t ihren Hilfsorganen u n d
§ 73. Vorgang bei W a h l k a r t e n - den Wahlzeugen z u m Zwecke der Entgegen-
wählern. nahme der Stimmen bettlägeriger Pfleglinge
(1) Wähler, denen eine Wahlkarte ausgestellt auch i n deren Liegeräume begeben. Hiebei ist
wurde, haben neben d e r W a h l k a r t e auch noch durch entsprechende Einrichtungen (zum Beispiel
eine der im § 70, Abs. (2), angeführten Urkun- Aufstellen eines Wandschirmes u . dgl.) vorzu-
den oder amtlichen Bescheinigungen vorzu- sorgen, d a ß d e r Pflegling unbeobachtet v o n
weisen, aus d e r sich ihre Identität m i t der in der allen anderen i m Liegeraum befindlichen P e r -
W a h l k a r t e bezeichneten Person ergibt. D i e sonen seinen Stimmzettel ausfüllen u n d i n das
N a m e n v o n Wahlkartenwählern sind, wenn für ihm v o m Wahlleiter z u übergebende W a h l -
sie nicht besondere Wahlsprengel festgesetzt kuvert einlegen kann.
sind, a m Schlusse des Wählerverzeichnisses unter (4) Die ärztliche Anstaltsleitung kann in Einzel-
fortlaufenden Zahlen einzutragen u n d i n der fällen den in den Abs. (2) u n d (3) bezeichneten
Niederschrift über den Wahlvorgang anzu- Personen die Ausübung des Wahlrechtes aus
merken. Die Wahlkarte ist sodann dem Wähler gewichtigen medizinischen Gründen untersagen.
abzunehmen und d e r Niederschrift anzuschließen. (5) I m übrigen sind auch bei d e r Ausübung
(2) Erscheint ein Wahlkartenwähler v o r der des Wahlrechtes nach den Abs. (2) u n d (3) die
nach seiner ursprünglichen Eintragung im Bestimmungen dieses Bundesgesetzes z u beob-
Wählerverzeichnis zuständigen Wahlbehörde, so achten.
638 Stück 26, Nr. 129.

5. A b s c h n i t t . [Abs. (4)] versehenen Namen mindestens eines


Stimmzettel. Bewerbers der gewählten Parteiliste enthalten.
(4) Der Reihungsvermerk des Wählers im Sinne
§ 76. P a p i e r , A u s m a ß u n d A r t d e r des Abs. (3) ist am Stimmzettel in der Weise er-
Ausfüllung. sichtlich zu machen, daß die Namen der Bewerber
(1) Der Stimmzettel muß bei sonstiger Ungültig- mit Reihungsziffern (zum Beispiel 1, 2, 3 usf.)
keit aus weichem, weißlichem Papier sein und ein versehen werden, aus denen die Reihenfolge zu
Ausmaß von ungefähr 14 bis 16 cm in der Breite erkennen ist, in der die Bewerber nach dem
und von 21 bis 23 cm in der Länge aufweisen. Wunsche des Wählers die auf die gewählte Partei-
(2) Die Ausfüllung der Stimmzettel geschieht liste im ersten Ermittlungsverfahren etwa ent-
durch Handschrift; sie kann auch durch Druck, fallenden Mandate erhalten sollen. Enthält ein
Maschinschrift oder sonstige Vervielfältigung er- Stimmzettel nur Namen mit gleich hohen
folgen. Reihungsziffern, so gelten die Reihungsziffern als
nicht beigesetzt. Werden Namen, die auf einem
§ 77. G ü l t i g e A u s f ü l l u n g . Stimmzettel durch Druck oder sonstige Verviel-
fältigung angeführt sind, durch Anhaken, Unter-
(1) Der Stimmzettel ist gültig ausgefüllt, wenn streichen, Beifügung eines Kreuzes usw. bezeichnet,
er die Parteibezeichnung einer im Wahlkreis ge- so gilt diese Bezeichnung nur dann als Reihungs-
mäß § 55 veröffentlichten Parteiliste unzweideutig vermerk, wenn den bezeichneten Namen die
enthält. Reihungsziffern beigefügt sind.
(2) Der Stimmzettel ist auch dann gültig aus-
gefüllt, wenn er anstatt oder neben der Partei- § 79. Mehrere Stimmzettel in
bezeichnung den Namen eines, mehrerer oder einem Wahlkuvert.
aller Bewerber der gewählten Parteiliste unzwei- (1) Wenn ein Wahlkuvert mehrere Stimmzettel
deutig dartut. enthält, so zählen sie für einen gültigen Stimm-
(S) Der Wähler kann hiebei die Reihenfolge, zettel, wenn alle auf die gleiche Partei oder auf
in der die Bewerber gemäß § 49, Abs. (2), Z. 2, Bewerber der gleichen Partei lauten, im übrigen
in der veröffentlichten Parteiliste aufscheinen, aber den sonstigen Erfordernissen für einen gül-
durch Beifügung eines Reihungsvermerkes [§ 78, tigen Stimmzettel entsprechen.
Abs. (4)] ändern oder Bewerber streichen.
(2) Weisen die Stimmzettel eine verschiedene
(4) Erscheint innerhalb eines Wahlkreises auf Reihung von Bewerbern auf, so gelten die
mehreren Parteilisten ein gleichlautender Name, Reihungsvermerke als nicht beigesetzt.
so sind Stimmzettel nur dann gültig ausgefüllt,
wenn sie neben dem Namen [Abs. (2)] auch noch § 80. U n g ü l t i g e S t i m m z e t t e l
nähere, eine Verwechslung ausschließende unter-
scheidende Merkmale (zum Beispiel Vorname, (1) Der Stimmzettel ist ungültig, wenn er
Geburtsjahr, Parteibezeichnung u. dgl.) aufweisen, 1. nicht aus weichem, weißlichem Papier ist
im übrigen aber den sonstigen Erfordernissen oder
für einen gültigen Stimmzettel entsprechen. 2. ein wesentlich kleineres oder größeres Aus-
maß als das im § 76, Abs. (1), festgesetzte auf-
§ 78. S t i m m z e t t e l o h n e u n d m i weist
t oder
R e i h u n g s v e r m e r k e n des Wählers. 3. die Parteibezeichnung einer im Wahlkreise
(1) Zum Zwecke der Ermittlung der Wahlpunkte nicht gemäß § 55 veröffentlichten Parteiliste
(§ 82) werden die Stimmzettel in enthält oder
a) Stimmzettel ohne Reihungsvermerke und 4. zwei oder mehrere Parteien bezeichnet oder
b) Stimmzettel mit Reihungsvermerken 5. gar keine Partei, wohl aber zwei oder
eingeteilt. mehrere Bewerber verschiedener Parteilisten be-
(2) Stimmzettel ohne Reihungsvermerke sind zeichnet oder
solche, die die Parteibezeichnung einer im Wahl- 6. eine bestimmte Partei und daneben einen
kreise gemäß § 55 veröffentlichten Parteiliste un- Bewerber bezeichnet, der in einer anderen
zweideutig enthalten, ferner solche, die anstatt Parteiliste aufscheint.
oder neben der Parteibezeichnung den Namen (2) Erscheint innerhalb eines Wahlkreises auf
mindestens eines Bewerbers der gewählten Partei- mehreren Parteilisten ein gleichlautender Name,
liste, jedoch in allen Fällen ohne Reihungsvermerke so sind Stimmzettel, die nur diesen Namen
des Wählers [Abs. (4)], unzweideutig dartun. ohne nähere, eine Verwechslung ausschließende
(3) Stimmzettel mit Reihungsvermerken sind Unterscheidungsmerkmale (zum Beispiel Vorname,
solche, die anstatt oder neben der Parteibezeich- Geburtsjahr, Parteibezeichnung u. dgl.) tragen,
nung die mit einem Reihungsvermerk des Wählers ungültig.
Stück 26, N r . 129. 639

(3) Enthält ein Wahlkuvert mehrere Stimm- (4) Die nach Abs. (3) getroffenen Feststellungen
zettel, so zählen sie, wenn sich ihre Ungültigkeit
sind sofort m der Niederschrift (§ 84) zu be-
nicht schon aus anderen Gründen ergibt als ein urkunden und in den Gemeinden außerhalb der
ungültiger Stimmzettel, wenn sie auf verschie- Wahlkreise von Wien, die in Wahlsprengel ein-
dene Parteien ( B e w e r t e verschiedener Parteien)
geteilt sind, der Gemeindewahlbehörde, in den
lauten. übrigen Gemeinden sowie in den Wahlkreisen
von Wien der Kreiswahlbehörde auf die schnellste
(4) Leere Stimmzettel sind ungültig. Auch leere
Wahlkuverts zählen als ungültige Stimmzettel. Art, wenn möglich telephonisch, bekanntzugeben.
Die Kreiswahlbehörden außerhalb der Wahlkreise
(5) Streichungen machen den Stimmzettel von Wien können anordnen, daß die Übermitt-
nicht ungültig, wenn wenigstens der Name eines lung dieser Ergebnisse an sie unmittelbar oder im
Bewerbers oder einer Partei, in beiden Fällen Wege der Bezirkswahlbehörden zu erfolgen hat.
eines im Wahlkreise gemäß § 55 veröffentlich-
ten Wahlvorschlages bezeichnet bleibt. Sind auf
§ 82. E r m i t t l u n g d e r W a h l p u n k t e .
einem sonst gültigen Stimmzettel Worte, Be-
merkungen oder Zeichen angebracht, so ist der (1) Die Wahlbehörde hat für jeden Wahlwerber
Stimmzettel dennoch gültig, wenn sich hiedurch eines jeden Wahlvorschlages die auf ihn ent-
nicht einer der oben angeführten Ungültigkeits- fallenden Wahlpunkte in folgender Weise zu er-
gründe ergibt. mitteln:
1. Für jeden Stimmzettel ohne Reihungsvermerk
6. A b s c h n i t t . [§ 78, Abs. (2)] erhält der an erster Stelle der
Feststellung des örtlichen Wahlergebnisses. veröffentlichten Parteiliste (§ 55) stehende Wahl-
werber so viele Wahlpunkte, als Wahlwerber in
§ 81. S t i m m z e t t e l p r ü f u n g , der veröffentlichten Parteiliste angeführt sind; der
Stimmenzählung. an zweiter, dritter, vierter usw. Stelle stehende
(1) Wenn die für die Wahlhandlung fest- Wahlwerber erhält Wahlpunkte in der der Reihe
gesetzte Zeit abgelaufen ist und alle bis dahin im nach nächstniedrigeren Anzahl (Grundzahl). Jeder
Wahllokal oder in dem von der Wahlbehörde Wahlwerber erhält demnach bei Stimmzetteln
bestimmten Warteraum erschienenen Wähler ohne Reihungsvermerke insgesamt so viele Wahl-
gestimmt haben, erklärt die Wahlbehörde die punkte, als das Produkt aus der Zahl dieser
Stimmenabgabe für geschlossen. Nach Abschluß Stimmzettel und der Grundzahl des betreffenden
der Stimmenabgabe ist das Wahllokal, in wel- Wahlwerbers ergibt.
chem nur die Mitglieder der Wahlbehörde, deren 2. a) Für jeden Stimmzettel mit Reihungs-
Hilfsorgane, die Vertrauenspersonen gemäß § 17, vermerk [§ 78, Abs. (3)] erhält der vom
Abs. (4), und die Wahlzeugen verbleiben dürfen, Wähler an erster Stelle gereihte Wahl-
zu schließen. werber so viele Wahlpunkte, als Wahl-
(2) Die Wahlbehörde mischt sodann gründ- werber in der veröffentlichten Parteiliste
lich die in der Wahlurne befindlichen Wahl- angeführt sind. Der vom Wähler an zweiter,
kuverts, entleert die Wahlurne und stellt fest: dritter, vierter usw. Stelle gereihte Wahl-
a) die Zahl der von den Wählern abgegebenen werber erhält Wahlpunkte in der der Reihe
Wahlkuverts; nach nächstniedrigerem Anzahl.
b) die Zahl der im Abstimmungsverzeichnis b) Sind auf einem Stimmzettel nicht alle Be-
eingetragenen Wähler; werber einer Parteiliste mit dem Reihungs-
vermerk des Wählers versehen, so erhalten
c) den mutmaßlichen Grund, wenn die Zahl zu nur die vom Wähler gereihten Bewerber
a mit der Zahl zu b nicht übereinstimmt. Wahlpunkte gemäß Z. 2, lit. a. Die übrigen
(3) Die Wahlbehörde eröffnet hierauf die von erhalten, im Anschlusse daran, Wahlpunkte
den Wählern abgegebenen Wählkuverts, ent- in der der Reihe nach nächstniedrigeren An-
nimmt die Stimmzettel, überprüft deren Gültig- zahl, wobei die Reihung in der veröffent-
keit, versieht die ungültigen Stimmzettel mit lichten Parteiliste zugrunde zu legen ist.
fortlaufenden Nummern und stellt fest: c) Ist auf einem Stimmzettel ohne oder mit
a) die Gesamtsumme der abgegebenen gültigen Reihungsvermerk der Name eines oder
und ungültigen Stimmen; mehrerer, jedoch nicht aller Wahlwerber
b) die Summe der abgegebenen ungültigen eines Wahlvorschlages gestrichen, so erhält
der gestrichene Bewerber für diesen Stimm-
c) die Summe der abgegebenen gültigen zettel keinen Wahlpunkt. Die Ermittlung
Stimmen; der Wahlpunkte der übrigen Bewerber geht
d) die auf die einzelnen Parteien entfallen- so vor sich, als ob der gestrichene Bewerber
den, abgegebenen gültigen Stimmen (Partei- im veröffentlichten Wahlvorschlag nicht ent-
summen). halten wäre.
640 Stück 26, Nr. 129.

d) Sind auf einem Stimmzettel zwei oder c) die Namen der anwesenden Wahlzeugen;
mehrere Bewerber mit gleich hohen d) die Zeit des Beginnes und Schlusses der
Reihungsziffern neben andersgereihten Be- Wahlhandlung;
werbern angeführt, so sind diese Bewerber
bei der Ermittlung der Wahlpunkte zwischen
e) die Namen der Wahlkartenwähler, ge-
den Bewerbern zu reihen, welche die nächst- trennt nach Männern und Frauen, sofern
höhere oder die nächstniedrigere Reihung der Wahlsprengel nicht ausschließlich für
aufweisen. Sie erhalten gleich hohe Wahl- Wahlkartenwähler bestimmt war;
punkte (zum Beispiel 5 a, 5 b, 5 c usw.). f) die Beschlüsse der Wahlbehörde über die
Im übrigen ist sinngemäß nach lit. a oder b Zulassung oder Nichtzulassung von Wäh-
vorzugehen. lern zur Stimmenabgabe (§ 74);
3. Die Summe der Wahlpunkte gemäß Z. 1 und g) sonstige Beschlüsse der Wahlbehörde, die
2, lit. a bis d, ergibt die Anzahl der auf die Be- während der Wahlhandlung gefaßt wur-
werber entfallenden Wahlpunkte. den (z. B. Unterbrechung der Wahlhand-
(2) Die nach Abs. (1) getroffenen Feststellungen
lung usw.);
sind sofort in der Niederschrift zu beurkunden. h) die Feststellungen der Wahlbehörde nach
In Gemeinden außerhalb der Wahlkreise von den §§ 81, Abs. (2) und (3), und 82, wobei
Wien, die in Wahlsprengel eingeteilt sind, kann wenn ungültige Stimmen festgestellt wurden,
die Gemeindewahlbehörde, in den übrigen Ge- auch der Grund der Ungültigkeit anzu-
meinden sowie in den Wahlkreisen von Wien führen ist.
aber die Kreiswahlbehörde anordnen, daß die
(3) Der Niederschrift sind anzuschließen:
nach Abs. (1) ermittelten Ergebnisse der Wahl-
behörde, die diese Anordnung trifft, unverzüg- a) das Wählerverzeichnis;
lich, wenn möglich telephonisch, bekanntzugeben b) das Abstimmungsverzeichnis;
sind.
c) die Wahlkarten der Wahlkartenwähler;
§ 83. A l l f ä l l i g e E r m i t t l u n g d e r d) die ungültigen Stimmzettel, die im abgeson-
W a h l p u n k t e am T a g e n a c h d e r derten Umschlägen mit entsprechenden Auf-
Wahl. schriften zu verpacken sind;
(1) Die Wahlbehörde kann beschließen, daß die e) die gültigen Stimmzettel, die, je nach den
Feststellung des örtlichen Wahlergebnisses am Parteilisten, den Stimmzetteln ohne end mit
Wahltage zu unterbrechen und die Ermittlung Reihungsvermerken, geordnet, ebenfalls in
der Wahlpunkte erst am Tage nach der Wahl abgesonderten Umschlägen mit entsprechen-
vorzunehmen ist. In diesem Falle hat die Wahl- den Aufschriften zu verpacken sind.
behörde den Wahlakt [§ 84, Abs. (6)] unter Ver-
schluß zu legen und nötigenfalls mit Beihilfe der (4) Die Niederschrift ist hierauf von den Mit-
Gemeinde sicher zu verwahren. Der Beschluß ist gliedern der Wahlbehörde zu unterfertigen.
in der Niederschrift [§ 84, Abs. (2), lit. g) zu Wird sie nicht von allen Mitgliedern unter-
beurkunden. schrieben, ist der Grund hiefür anzugeben.
(2) Treten Umstände ein, welche die Ermittlung (5) Damit ist die Wahlhandlung beendet.
der Wahlpunkte an Hand der Stimmzettel am (6) Die Niederschrift samt ihren Beilagen bil-
Tage nach der Wahl unmöglich machen, so ist die det den Wahlakt der Wahlbehörde.
Ermittlung der Wahlpunkte so vorzunehmen, als
ob die gültigen Stimmen ohne Reihungsvermerke § 85. Z u s a m m e n r e c h n u n g der Spren-
der Wähler abgegeben worden wären. g e l e r g e b n i s s e in G e m e i n d e n außer-
halb der W a h l k r e i s e v o n W i e n
§ 84. Niederschrift. durch d i e G e m e i n d e w a h l b e h ö r d e ,
(1) Die Wahlbehörde hat hierauf den Wahl- Ü b e r m i t t l u n g der Wahlakten,
vorgang und das örtliche Wahlergebnis in einer Niederschrift.
Niederschrift zu beurkunden. (1) In Gemeinden außerhalb der Wahlkreise
(2) Die Niederschrift hat mindestens zu ent- von Wien, die in Wahlsprengel eingeteilt sind,
halten: haben die Gemeindewahlbehörden die ihnen
a) die Bezeichnung des Wahlortes (Gemeinde, von den Sprengelwahlbehörden gemäß § 81,
zugehöriger Verwaltungsbezirk, Wahl- Abs. (4), bekanntgegebenen Ergebnisse für den
sprengel, Wahllokal, Wahlkreis) und den gesamten Bereich der Gemeinde zusammenzurech-
Wahltag; nen und die so ermittelten Feststellungen der
b) die Namen der an- und abwesenden Mit- Kreiswahlbehörde, je nach deren Anordnung un-
glieder der Wahlbehörde sowie der Ver- mittelbar oder im Wege der Bezirkswahlbehörde,
trauenspersonen gemäß § 17, Abs. (4); unverzüglich telephonisch, telegraphisch oder
Stück 26, Nr. 129. 641

durch Boten, jedenfalls aber auf die schnellste Art (2) Jede Verlängerung oder Verschiebung ist
bekanntzugeben. sofort auf ortsübliche Weise zu verlautbaren.
(2) Bei den im Abs. (1) bezeichneten Gemeinden (3) Hatte die Abgabe der Stimmen bereits
kann die Kreiswahlbehörde anordnen, daß die begonnen, so sind die Wahlakten und die Wahl-
Gemeindewahlbehörden die ihnen von den urne mit den darin enthaltenen Wahlkuverts
Sprengelwahlbehörden gegebenenfalls nach § 82, und Stimmzetteln von der Wahlbehörde bis
Abs. (2), bekanntgegebenen Feststellungen für zur Fortsetzung der Wahlhandlung unter Ver-
den gesamten Bereich der Gemeinde zusammen- schluß zu legen und sicher zu verwahren.
zurechnen und das Ergebnis unverzüglich, w o -
möglich telephonisch, an die Kreiswahlbehörde V. HAUPTSTÜCK.
weiterzuleiten haben. Ermittlungsverfahren.
(3) D i e Sprengelwahlbehörden in den im 1. A b s c h n i t t .
Abs. (1) bezeichneten Gemeinden haben die Wahl-
akten, verschlossen und womöglich in versiegeltem Erstes Ermittlungsverfahren (Kreiswahlbehörde).
Umschlag, unverzüglich der Gemeindewahlbehörde § 88. V o r l ä u f i g e E r m i t t l u n g im
zu übermitteln. Die Gemeindewahlbehörden haben W a h l k r e i s e , B e r i c h t an die Haupt-
die von den Sprengelwahlbehörden gemäß §§ 81, w a h l b e h ö r d e und V e r b a n d s w a h l -
Abs. (2) und (3), und 82 vorgenommenen Feststel- behörde.
lungen auf Grund der Niederschriften zu über-
prüfen, für den gesamten Bereich der Gemeinde (1) Die Kreiswahlbehörden haben zunächst auf
zusammenzurechnen und in einer Niederschrift Grund der ihnen v o n den örtlichen Wahl-
zu beurkunden. Für die Niederschrift gelten die behörden gemäß § 81, Abs. (4), und § 85,
Bestimmungen des § 84, Abs. (2), lit. a bis d, g Abs. (1), erstatteten Berichte noch vor Einlangen
und h, sinngemäß. Die Niederschrift hat insbeson- der Wahlakten das vorläufige Wahlergebnis im
dere das Gesamtergebnis der Wahl für den Bereich gesamten Wahlkreise nach den Vorschriften des
der Gemeinde in der in den §§ 81, Abs. (2) und % 89, Abs. (2) bis <4), zu ermitteln.
(3), und 82, gegliederten Form zu enthalten.
(2) Hierauf hat die Kreiswahlbehörde der
(i) Den Niederschriften der im Abs. (1) bezeich- Hauptwahlbehörde telephonisch bekanntzu-
neten Gemeindewahlbehörden sind die Wahlakten geben:
der Sprengelwahlbehörden als Beilagen anzu- a) die Gesamtsumme der im Wahlkreise ab-
schließen. Sie bilden in diesen Gemeinden den gegebenen gültigen und ungültigen
Wahlakt der Gemeindewahlbehörde. Stimmen;
(5) D i e Niederschrift ist von den Mitgliedern b) die Summe der ungültigen Stimmen;
der Gemeindewahlbehörde zu unterfertigen. Wird c) die Summe der gültigen Stimmen;
sie nicht von allen Mitgliedern unterschrieben, ist d) die auf die einzelnen Parteien entfallenden
der Grund hiefür anzugeben. gültigen Stimmen (Parteisummen);
e) die Wahlzahl;
§86. Ü b e r m i t t l u n g der W a h l a k t e n f) die Zahl der auf jede Partei entfallenden
der G e m e i n d e w a h l b e h ö r d e n und Mandate;
der S p r e n g e l w a h l b e h ö r d e n in den g) die Zahl der Restmandate;
W a h l k r e i s e n von Wien an die Kreis- h) die Zahl der auf jede Partei entfallenden
wahlbehörden. Reststimmen.
Die Wahlakten der Gemeindewahlbehörden, in (3) Die im Abs. (2), lit. g und h, getroffenen
den Wahlkreisen von Wien die Wahlakten der Feststellungen sind von der Kreiswahlbehörde
Sprengelwahlbehörden, sind sodann der zustän- auch an die Verbandswahlbehörde unverzüglich
digen Kreiswahlbehörde, verschlossen und wo- weiterzuleiten.
möglich im versiegelten Umschlag, durch Boten
ungesäumt zu übermitteln. § 89. E n d g ü l t i g e s E r g e b n i s im W a h l -
kreise. E r m i t t l u n g der Mandate.
§ 87. B e s o n d e r e M a ß n a h m e n bei
außergewöhnlichen Ereignissen. (1) Die Kreiswahlbehörde überprüft sodann auf
Grund der ihr von den örtlichen Wahlbehörden
(1) Treten Umstände ein, welche den Anfang, gemäß § 86 übermittelten Wahlakten die Wahl-
die Fortsetzung oder Beendigung der Wahl- ergebnisse der örtlichen Wahlen, berichtigt etwaige
handlung verhindern, so kann die Wahlbehörde Irrtümer in den zahlenmäßigen Ergebnissen und
die Wahlhandlung verlängern oder auf den näch- ermittelt die von ihr gemäß § 88 nur vorläufig
sten Tag verschieben. getroffenen Feststellungen nunmehr endgültig.
642 Stück 26, Nr. 129.

(2) Zunächst werden die im Wahlkreise zu ver- b) die Namen der an- und abwesenden Mit-
gebenden Mandate auf Grund der Wahlzahl auf glieder der Kreiswahlbehörde sowie der Ver-
die Parteilisten verteilt. Die Wahlzahl wird ge- trauenspersonen gemäß § 17, Abs. (4);
funden, indem die Gesamtsumme der im Wahl- c) die allfälligen Feststellungen gemäß § 89,
kreise für die Parteilisten abgegebenen gültigen Abs. (1);
Stimmen durch die um eins vermehrte Anzahl der
d) das endgültig ermittelte Wahlergebnis i m
Mandate geteilt wird. Die so gewonnene und in
Wahlkreise b der nach § 88, Abs. (2), ge-
jedem Falle auf die nächstfolgende ganze Zahl
gliederten Form;
zu erhöhende Zahl ist die Wahlzahl.
e) die Namen der von jeder Parteiliste ge-
(3) Jede Partei erhält so viele Mandate, als die wählten Bewerber in der Reihenfolge ihrer
Wahlzahl in ihrer Parteisumme enthalten ist. im Wahlkreise erzielten Wahlpunkte unter
(4) Mandate, die bei dieser Verteilung innerhalb Beifügung der Anzahl dieser Wahlpunkte;
des Wahlkreises nicht vergeben werden (Rest- f) die. Namen der zugehörigen Ersatzmänner
mandate) sowie Parteistimmen, deren Zahl für die in der im § 90, Abs. (4), bezeichneten
Zuteilung eines oder eines weiteren Mandates an Reihenfolge unter Beifügung der Anzahl
eine Partei nicht ausreicht (Reststimmen), werden
der Wahlpunkte.
der zuständigen Verbandswahlbehörde überwiesen.
(3) Der Niederschrift der Kreiswahlbehörde
§ 90. Z u w e i s u n g d e r M a n d a t e a n d i e sind die Niederschriften der Sprengelwahl-
Bewerber der Parteilisten n a c h behörden und Gemeindewahlbehörden sowie
Maßgabe der Wahlpunkte. die gemäß § 55 veröffentlichten Kreiswahlvor-
Reihung der Ersatzmänner. schläge anzuschließen. Sie bildet samt ihren Bei-
lagen den Wahlakt der Kreiswahlbehörde.
(1) Die auf eine Partei gemäß § 89, Abs. (3),
entfallenden Mandate werden auf die Wahl- (4) Die Niederschrift ist vom den Mitgliedern
werber dieser Partei nach Maßgabe der von ihnen der Kreiswahlbehörde zu unterfertigen. Wird
im Wahlkreise erzielten Wahlpunkte zugewiesen. sie nicht von allen Mitgliedern unterschrieben,
ist der Grund hiefür anzugeben.
(2) Zu diesem Zwecke ermittelt die Kreiswahl-
behörde auf Grund der von ihr gemäß § 89, (5) Eine Gleichschrift der Niederschrift ist sofort
Abs. (1), überprüften Wahlakten die Gesamt- der zuständigen Verbandswahlbehörde e i n -
summe der Wahlpunkte, die jeder Wahlwerber zusenden.
der gewählten Parteiliste im Wahlkreise erreicht
hat. § 92. B e r i c h t a n d i e H a u p t w a h l -
behörde und Verbandswahl-
(3) D i e zu vergebenden Mandate werden der
behörde.
Reihe nach jenen Wahlwerbern zugewiesen, die
die höchste, die nächstniedrigere usf. Zahl von (1) Hierauf hat die Kreiswahlbehörde der
Wahlpunkten erzielt haben. Hätten hiernach zwei Hauptwahlbehörde das endgültig ermittelte Er-
oder mehrere Bewerber auf die Zuweisung eines gebnis im Wahlkreise in der nach § 91, Abs. (2),
Mandates den gleichen Anspruch, weil sie dielit. d und e, bezeichneten Form telephonisch und
gleiche Anzahl von Wahlpunkten aufweisen, so telegraphisch unverzüglich bekanntzugeben.
wird zwischen ihnen nur dann gelost, wenn es (2) Die Namen der Ersatzmänner sind der
sich um die Zuweisung nur eines einzigen der be- Hauptwahlbehörde ungesäumt auf schriftlichem
treffenden Partei zufallenden Mandates oder um Wege in der in § 91, Abs. (2), lit. f, bezeichneten
die Zuweisung des in Betracht kommenden letzten, Weise mitzuteilen.
an diese Partei zu vergebenden Mandates handelt; (3) Die Kreiswahlbehörde hat das Ergebnis nach
anderenfalls erhält jeder der Bewerber, die die Abs. (1) auch an die zuständige Verbandswahl-
gleichen Wahlpunkte erzielt haben, je ein Mandat. behörde telephonisch und telegraphisch weiter-
(4) Nichtgewählte Wahlwerber sind Ersatz- zuleiten.
männer für den Fall, daß ein Mandat ihrer Liste
erledigt wird. Hiebei bestimmt sich die Reihen- § 93. V e r l a u t b a r u n g d e s W a h l -
folge ihrer Berufung nach der Zahl ihrer Wahl- ergebnisses, Ü b e r m i t t l u n g der
punkte. Abs. (3), letzter Satz, gilt sinngemäß. Wahlakten.
§ 91. N i e d e r s c h r i f t . (1) Die Kreiswahlbehörde hat sodann die Namen
der gewählten Bewerber und der Ersatzmänner
(1) Die Kreiswahlbehörde hat das Wahlergebnissowie die Zahl der Restmandate zu verlautbaren.
in einer Niederschrift zu verzeichnen. Die Verlautbarung erfolgt an der Amtstafel des
(2) Die Niederschrift hat mindestens zu ent- Amtes, dem der Vorsitzende der Kreiswahlbehörde
halten: angehört. Die Verlautbarung hat auch den Zeit-
a) die Bezeichnung des Wahlkreises, den Ort punkt zu enthalten, an dem sie an der Amtstafel
und die Zeit der Amtshandlung; angeschlagen wurde.
Stück 26, Nr. 129. 643

(2) Ist ein Bewerber in mehreren Wahlkreisen aufgenommen werden, die in einem der Wahl-
gewählt, so hat er binnen achtundvierzig Stunden kreise des Wahlkreisverbandes als Wahlwerber
nach Verlautbarung des Wahlergebnisses bei der derselben Partei angemeldet sind.
Hauptwahlbehörde zu erklären, für welchen (2) Die Verbandswahlbehörden haben Ab-
Wahlkreis er sich entscheidet. Wenn er sich inner- schriften der bei ihnen eingelangten und in Ord-
halb dieser Frist nicht erklärt, entscheidet für ihn nung befundenen Verbandswahlvorschläge un-
die Hauptwahlbehörde. verzüglich der Hauptwählbehörde vorzulegen.
(S) Die Wahlakten der Kreiswahlbehörde sind
hierauf ungesäumt der Hauptwahlbehörde unter § 97. E r m i t t l u n g .
Verschluß einzusenden. (1) Parteien, denen i m ersten Ermittlungs-
verfahren im ganzen Bundesgebiet kein Mandat
2. A b s c h n i t t . zugefallen ist, haben auch im zweiten Ermitt-
Zweites Ermittlungsverfahren (Verbandswahl- lungsverfahren auf die Zuweisung von Rest-
behörde). mandaten keinen Anspruch.
(2) D i e Verbandswahlbehörde stellt zunächst
§ 94. A u f t e i l u n g d e r R e s t m a n d a t e .
auf Grund der ihr von den Kreiswahlbehörden
(1) Die Restmandate werden innerhalb jedes gemäß § 91, Abs. (5), übermittelten Gleichschriften
Wahlkreisverbandes nach Maßgabe der Größe der Niederschriften der Kreiswahlbehörden die
der Reststimmensummen auf die einzelnen Anzahl der innerhalb des Wahlkreisverbandes
Parteien aufgeteilt. im zweiten Ermittlungsverfahren zu vergebenden
(2) Zu diesem Zwecke wird nach der Wahl- Restmandate und die Summe der bei jeder gemäß
ermittlung in den einzelnen Wahlkreisen bei den Abs. (1) und § 95 in Betracht kommenden Partei
Verbandswahlbehörden ein zweites Ermittlungs- verbliebenen Reststimmen fest.
verfahren durchgeführt. (S) Auf diese Parteien werden die im zweiten
Ermittlungsverfahren z u vergebenden Rest-
§ 95. Anmeldung des Anspruches mandate mittels der Wahlzahl verteilt, die nach
auf Zuweisung weiterer Mandate. den Abs. (4) und (5) zu berechnen ist.
(1) Die Parteien, welche auf Zuweisung wei- (4) Die Summen der Reststimmen werden,
terer Mandate i m zweiten Ermittlungsverfahren nach ihrer Größe geordnet, nebeneinander ge-
Anspruch erheben, müssen diesen Anspruch bei schrieben; unter jede Summe wird die Hälfte
der zuständigen Verbandswahlbehörde anmelden. geschrieben, darunter das Drittel, das Viertel
Die Anmeldung muß spätestens am vierzehnten und nach Bedarf die weiterfolgenden Teilzahlen.
Tage vor dem Wahltage bei der Verbands- (5) Als Wahlzahl gilt bei bloß einem zu ver-
wahlbehörde einlangen und von wenigstens einer
gebenden Restmandat die größte, bei zwei z u
Person unterschrieben sein, die in einem Kreis-
vergebenden Restmandaten die zweitgrößte, bei
wahlvorschlag eines Wahlkreises desselben Wahl-
drei Restmandaten die drittgrößte, bei vier die
kreisverbandes als zustellungsbevollmächtigter
Vertreter einer Partei derselben Parteibezeich- viertgrößte usw. Zahl der so angeschriebenen
nung aufgenommen ist. Zahlen.
(6) Jede Partei erhält soviele Restmandate,
(2) Die Anmeldungen werden v o n der Ver- als die Wahlzahl i n Ihrer Reststimmensumme
bandswahlbehörde geprüft und spätestens a m
enthalten ist.
vierten Tage v o r dem Wahltage in der zu
amtlichen Kundmachungen bestimmten Landes- (7) Wenn nach dieser Berechnung zwei Par-
zeitung, jedenfalls auch im Amtsblatt zur „Wiener teien auf ein Restmandat den gleichen Anspruch
Zeitung" verlautbart. Besteht ein Wahlkreis- haben, so entscheidet das Los.
verband aus mehreren Bundesländern, so hat die
Verlautbarung in der zu amtlichen Kund- § 98. Gewählte Bewerber, Verlaut-
machungen bestimmten Landeszeitung eines jeden barung.
Bundeslandes und im Amtsblatt zur „Wiener (1) Sofern Parteien, die i m zweiten Ermitt-
Zeitung" zu erfolgen. lungsverfahren weitere Mandate zugeteilt er-
halten, einen Verbandswahlvorschlag überreicht
§ 96. V e r b a n d s w a h l v o r s c h l ä g e . haben, werden die auf sie entfallenden weiteren
(1) Den Parteien, welche die im § 95 bezeich- Mandate den i n diesem Verbandswahlvorschlag
nete Anmeldung überreicht haben, steht es frei, enthaltenen Bewerbern in der Reihenfolge des
spätestens am achten Tage vor dem Wahltage Wahlvorschlages zugewiesen.
bei der Verbandswahlbehörde durch den im (2) Wenn ein Verbandswahlvorschlag nicht
§ 95, Abs. (1) bezeichneten zustellungsbevoll- vorliegt oder eine nicht ausreichende Zahl von
mächtigten Vertreter einen besonderen Wahl- Bewerbern aufweist, werden die einer Partei zu-
vorschlag (Verbandswahlvorschlag) einzubringen. fallenden Mandate auf die in Betracht kommenden
In diese Wahlvorschläge dürfen nur Personen Kreiswahlvorschläge nach Maßgabe der auf jeden
644 Stück 26, Nr. 129.

dieser Wahlvorschläge entfallenden Reststimmen d) die Zahl der auf jede Partei entfallenden
nach dem im § 97, Abs. (4) bis (7), festgesetzten Restmandate;
Verfahren aufgeteilt und den im ersten Ermitt- e) die Namen der Bewerber, denen Rest-
lungsverfahren nicht gewählten Bewerbern unter mandate gemäß § 98, Abs. (1) oder (2),
Bedachtnahme auf die im § 90, Abs. (3), bezeich- zugewiesen wurden.
nete Reihenfolge zugewiesen. (2) Die Wahlakten der Verbandswahlbehörde
(3) Das Ergebnis der Ermittlung ist in der im sind unverzüglich unter Verschluß an die Haupt-
§ 100, Abs. (1), lit. a bis e, bezeichneten Form un- wahlbehörde einzusenden.
verzüglich zu verlautbaren. Die Verlautbarung
hat an der Amtstafel des Amtes zu erfolgen, dem
3. A b s c h n i t t .
der Vorsitzende der Verbandswahlbehörde an-
gehört. Die Verlautbarung hat auch den Zeitpunkt Einsprüche gegen ziffernmäßige Ermittlungen.
zu enthalten, an dem sie an der Amtstafel an-
geschlagen wurde. S 101.
(4) Ist ein Wahlwerber auf einem Verbands- (1) Dem zustellungsbevollmächtigten Vertreter
wahlvorschlag und einem Kreiswahlvorschlag ge- einer Partei steht es frei, gegen die ziffernmäßigen
wählt, so hat er binnen achtundvierzig Stunden Ermittlungen einer Kreiswahlbehörde innerhalb
nach der im Abs. (3) bezeichneten Verlautbarung von drei Tagen nach der gemäß § 93, Abs. (1),
bei der Hauptwahlbehörde zu erklären, ob er erfolgten Verlautbarung, gegen die ziffernmäßigen
sich für den Verbandswahlvorschlag oder den Ermittlungen einer Verbandswahlbehörde inner-
Kreiswahlvorschlag entscheidet. Wenn er sich halb von drei Tagen, nach der gemäß § 98,
innerhalb dieser Frist nicht erklärt, entscheidet Abs. (3), erfolgten Verlautbarung bei der Haupt-
für ihn die Hauptwahlbehörde. wahlbehörde schriftlichen Einspruch zu erheben.
(2) In den Einsprüchen ist hinreichend glaubhaft
§ 99. Niederschrift. zu machen, warum und inwiefern die ziffern-
mäßigen Ermittlungen der Kreiswahlbehörde oder
(1) Nach Abschluß des zweiten Ermittlungs-
der Verbandswahlbehörde nicht den Bestimmungen
verfahrens hat die Verbandswahlbehörde die
dieses Bundesgesetzes entsprechen. Fehlt diese Be-
Ergebnisse der Ermittlung in einer Niederschrift gründung, kann der Einspruch ohne weitere Über-
zu verzeichnen. prüfung abgewiesen werden.
(2) Die Niederschrift hat mindestens zu ent-
halten: (3) Wird ein hinlänglich begründeter Einspruch
a) die Bezeichnung des Wahlkreisverbandes, erhoben, so überprüft die Hauptwahlbehörde auf
den Ort und die Zeit der Amtshandlung; Grund der ihr vorliegenden Schriftstücke das
Wahlergebnis. Ergibt sich aus diesen Schriftstücken
b) die Namen der an- und abwesenden Mit- die Unrichtigkeit der Ermittlung, so hat die
glieder der Verbandswahlbehörde; Hauptwahlbehörde sofort das Ergebnis der ersten
c) die Feststellung nach §§ 97 und 98; Ermittlung und gegebenenfalb auch der zweiten
d) die Namen der als gewählt erklärten Be- Ermittlung richtigzustellen, die Verlautbarung der
werber. Kreiswahlbehörde und der Verbandswahlbehörde
(3) Der Niederschrift der Verbandswahl- zu widerrufen und das richtige Ergebnis zu ver-
behörde sind die Anmeldungen nach § 95 und die lautbaren.
Verbandswahlvorschläge anzuschließen. Sie bildet (4) Gibt die Überprüfung keinen Anlaß zut
mit diesen Beilagen den Wahlakt der Verbands- Richtigstellung der Ermittlungen, so hat die
wahlbehörde. Hauptwahlbehörde den Einspruch abzuweisen.
(4) Die Niederschrift ist von den Mitgliedern
der Verbandswahlbehörde zu unterfertigen. Wird
sie nicht von allen Mitgliedern unterschrieben, 4. A b s c h n i t t .
so ist der Grund hiefür anzugeben. Ersatzmänner.
§ 100. B e r i c h t a n d i e H a u p t w a h l - § 102. B e r u f u n g , A b l e h n u n g ,
b e h ö r d e , Ü b e r m i t t l u n g der Wahl- Streichung.
akten. (1) Ersatzmänner auf Kreiswahlvorschlägen wer-
(1) Hierauf hat die Verbandswahlbehörde der den von der Kreiswahlbehörde, Ersatzmänner auf
Hauptwahlbehörde telephonisch und tele- Verbandswahlvorschlägen von der Verbandswahl-
graphisch bekanntzugeben: behörde berufen. Hiebei bestimmt sich die Reihen-
folge ihrer Berufung bei Ersatzmännern auf
a) die Zahl der zu vergebenden Restmandate; Kreiswahlvorschlägen nach § 90, Abs. (4), und bei
b) die auf die einzelnen Parteien entfallenden Ersatzmännern auf Verbandswahlvorschlägen nach
Reststimmensummen; der Reihenfolge des Verbandswahlvorschlages.
c) die Wahlzahl; Würde ein so zu berufender Ersatzmann bereits
Stück 26, N r . 129. 645

in einem Wahlkreise oder auf einem Verbands- 5. Abschnitt.


wahlvorschlag gewählt sein, so ist er von der
Wahlscheine.
Wahlbehörde, die ihn berufen will, aufzufordern,
sich binnen acht Tagen zu erklären, für welchen § 104.
Wahlvorschlag er sich entscheidet. Trifft inner- Jeder Abgeordnete erhält nach seiner Wahl
halb dieser Frist eine Erklärung nicht ein, so ent- oder nach seiner gemäß § 102 erfolgten Berufung
scheidet für ihn die Wahlbehörde. Die von der von der Hauptwahlbehörde den Wahlschein, der
Entscheidung berührten Wahlbehörden sind hie- ihn zum Eintritt in den Nationalrat berechtigt.
von in Kenntnis zu setzen. Der Name des end-
gültig berufenen Ersatzmannes ist amtsüblich zu
verlautbaren und der Hauptwahlbehörde behufs VI. HAUPTSTÜCK.
Ausstellung des Wahlscheines unverzüglich be- Wahlpflicht.
kanntzugeben.
(2) Lehnt ein Ersatzmann, der für ein frei- § 105.
gewordenes Mandat berufen wird, diese Berufung (1) Für die Wahl besteht Wahlpflicht i n den
ab, so bleibt er dennoch in der Reihe auf der Liste Bundesländern, i n denen dies durch Landesgesetz
der Ersatzmänner. angeordnet wird.
(3) Ein Ersatzmann auf einem Kreiswahlvor- (2) In den Bundesländern, in denen Wahlpflicht
schlag kann jederzeit von der Kreiswahlbehörde, besteht, sind die wahlberechtigten und im
ein Ersatzmann auf dem Verbandswahlvorschlag Wählerverzeichnis eingetragenen Personen ver-
jederzeit von der Verbandswahlbehörde seine pflichtet, am Wahltage innerhalb der Wahlzeit
Streichung verlangen. Die erfolgte Streichung ist vor der zuständigen Wahlbehörde zu erscheinen
von der Wahlbehörde zu verlautbaren. und ihre Stimme abzugeben.
(3) W e r sich der Verpflichtung gemäß Abs. (2)
§ 103. Ergänzungsvorschläge. ohne gerechtfertigte Entschuldigungsgründe ent-
(1) Ist auf einem Wahlvorschlage die Liste der zieht, begeht eine Verwaltungsübertretung und
Ersatzmänner erschöpft, so hat die für die Beru- wird von der Bezirksverwaltungsbehörde mit
fung der Ersatzmänner zuständige Wahlbehörde Geld bis zu 1000 S, im Uneinbringungs-
den zustellungsbevollmächtigten Vertreter d e r falle mit Arrest bis zu vier Wochen bestraft.
Partei, die den Wahlvorschlag eingebracht Zuständig ist die Behörde, i n deren örtlichem
hat, schriftlich aufzufordern, binnen vierzehn Bereich der Wahlort liegt.
Tagen einen Ergänzungsvorschlag einzubrin- (4) Ein gerechtfertigter Entschuldigungsgrund
gen, der mindestens so viele Ersatzmänner ent- gemäß Abs. (3) liegt insbesondere vor, wenn
halten muß, als ursprünglich im veröffentlichten 1. ein Wähler durch Krankheit oder Gebrech-
Wahlvorschlag vorgesehen waren. lichkeit a m Erscheinen im Wahllokale ver-
(2) Der Ergänzungsvorschlag hat die unter- hindert ist;
scheidende Parteibezeichnung, den zustellungs- 2. ein Wähler durch Pflichten seines Amtes
bevollmächtigten Vertreter u n d die namhaft zu oder sonst unaufschiebbare Berufspflichten zu-
machenden Ersatzmänner in der beantragten, mit rückgehalten wird;
arabischen Ziffern bezeichneten Reihenfolge 3. ein Wähler sich außerhalb des Bundes-
unter Angabe ihrer Vor- und Zunamen, des landes, für das die Wahlpflicht angeordnet wird,
Berufes, Geburtsjahres u n d der Adresse zu ent- auf Reisen befindet u n d daher vom Wahlorte
halten. abwesend ist;
(3) Die für die Berufung der Ersatzmänner 4. ein Wähler durch Krankheit v o n Familien-
zuständige Wahlbehörde überprüft, ob die vor- mitgliedern oder durch sonstige unaufschiebbare
geschlagenen Ersatzmänner wählbar sind. F ü r Familienangelegenheiten zurückgehalten wird;
die Beurteilung der Wählbarkeit ist d e r 1. Jän-
ner des Jahres, in dem die schriftliche Auffor- 5. ein Wähler durch Verkehrsstörungen oder
derung gemäß Abs. (1) zugestellt wurde, der sonstige zwingende Umstände an der Erfüllung
Stichtag. Vorgeschlagene Personen, die nicht seiner Wahlpflicht verhindert ist.
wählbar sind, werden i m Ergänzungsvorschlag
gestrichen. D e r zustellungsbevollmächtigte Ver- VII. HAUPTSTÜCK.
treter der Partei kann in diesem Falle den Er-
gänzungsvorschlag durch Nennung eines anderen Schlußbestimmungen.
Ersatzmannes berichtigen. Der von der Wahl- § 106. F r i s t e n .
behörde überprüfte Ergänzungsrvorschlag ist zu
verlautbaren. (1) Der Beginn und Lauf einer in diesem Bun-
(4) Der Ergänzungsvorschlag ist bei künftig desgesetz vorgesehenen Frist wird durch Sonn-
freiwerdenden Mandaten der Berufung der Er- oder andere öffentliche Ruhetage nicht behindert.
satzmänner zugrunde zu legen. Fallt das Ende einer Frist auf einen Sonn- oder
646 Stück 26, Nr. 129.

anderen öffentlichen Ruhetag, so haben die mit Einvernehmen mit der zuständigen Finanzlandes-
dem Wahlverfahren befaßten Behörden ent- behörde entscheidet.
sprechend vorzusorgen, daß ihnen die befristeten (3) Gegen die Entscheidung steht der Gemeinde
Handlungen auch an diesen Tagen zur Kenntnis innerhalb 14 Tagen, von dem der Zustellung nach-
gelangen können. folgenden Tag an gerechnet, die Berufung an das
(2) Die Tage des Postenlaufes werden in die Bundesministerium für Inneres offen, das im Ein-
Frist eingerechnet. vernehmen mit dem Bundesministerium für
Finanzen entscheidet.
§ 107. N o t m a ß n a h m e n .
(4) Ansprüche der Stadt Wien auf Ersatz der
Wenn die Wahlen infolge Störungen des Ver- Kosten sind binnen der im Abs. (2) bezeichneten
kehrs, Unruhen oder aus anderen Gründen nicht Frist unmittelbar beim Bundesministerium für
gemäß den Vorschriften dieses Bundesgesetzes Inneres einzubringen, das im Einvernehmen mit
durchgeführt werden können, so kann die Bun- dem Bundesministerium für Finanzen entscheidet.
desregierung im Einvernehmen mit dem Haupt-
ausschuß des Nationalrates durch Verordnung § 109. W a h l s c h u t z .
die Vornahme dieser Wahlen außerhalb des
Die Bestimmungen des Gesetzes vom
Wahlorte« oder Wahlkreises, die unmittelbare
26. Jänner 1907, R. G. Bl. Nr. 18, betreffend
Einsendung der Stimmzettel an die Hauptwahl-
strafrechtliche Bestimmungen zum Schutze der
behörde sowie jene sonstigen Änderungen an den
Wahl- und Versammlungsfreiheit, gelten sinn-
Vorschriften dieses Bundesgesetzes verfügen, die
gemäß auch für die Wahl des Nationalrates.
zur Ausübung des Wahlrechtes unabweislich ge-
boten sind. § 110. G e b ü h r e n f r e i h e i t .
§ 108. W a h l k o s t e n . Alle Eingaben, Schriftstücke, Beilagen, Aus-
(1) Die Kosten für das zur Durchführung der fertigungen u. dgl. im Wahlverfahren genießen
Wahl erforderliche Papier einschließlich jener der volle Gebührenfreiheit.
Drucksorten werden den Gemeinden zur Gänze,
die übrigen Wahlkosten zu einem Drittel, in § 111. V o l l z u g s k l a u s e l .
beiden Fällen nach ordnungsmäßiger Nachweisung, Mit der Vollziehung dieses Bandesgesetzes
vom Bunde ersetzt. wird das Bundesministerium für Inneres im Ein-
(2) Die Gemeinden, mit Ausnahme der Stadt vernehmen mit den beteiligten Bundesmini-
Wien, haben den Anspruch auf Ersatz der Kosten sterien betraut.
binnen 60 Tagen nach dem Wahltage beim Landes- Renner
hauptmann geltend zu machen, der hierüber im Figl Helmer
Stück 26, Nr. 129. 647

Anlage 1
648 Stück 26, Nr. 129.
Stück 26, Nr. 129. 649
650 Stück 26, Nr. 129.
Stück 26, Nr. 129. 651

Anlage 2
652 Stück 26, Nr. 129.

Anlage 3
Stück 26, Nr. 129. 653
654 Stück 26, Nr. 129.

Anlage 4
Stück 26, Nr. 129. 655
656 Stück 26, Nr. 129.

Anlage 5
Stück 26, Nr. 129. 657

Anlage 6
658

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