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Institut für Baustatik und Konstruktion - IBK

Professur für Stahlbau und Verbundbau

Stahlbau 3
HS 2020
Vorlesung – Woche 2 – Verbundbau Teil 2
• Verbunddecken: Bauweisen und Bemessung
• Slim-Floor Träger: Bauweise und Besonderheiten
bei der Bemessung

Prof. Dr. Andreas Taras


Professur für Stahlbau und Verbundbau
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Verbunddecken

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Verbunddecken
Allgemeines – Tragverhalten:
 Deckenplatte aus Stahl-Verbundprofiltafeln und schubfest verbundenem bewehrtem Aufbeton
 zugleich begehbare Arbeitsbühnen und Schalung
 im Tragzustand fungiert das Profilblech als untere Bewehrung
 Bewehrung im Aufbeton sichert die Tragfähigkeit im Brandfall

Fussbodenaufbau

Ortbeton

Profiltafel
(hinterschnitten, mit
Noppen) Kabelkanal

Träger
Abhänger

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Verbunddecken
Allgemeines - Verbundwirkung
Verbundwirkung bei der Verbunddecke: vorwiegend „flächenförmig“
 TYP 1: Trapezprofile mit Sicken und/oder Noppen
 TYP 2: hinterschnittene Profile (schwalbenschwanzförmig) mit oder ohne Noppen
Sicken oder Noppen liefern einen duktilen Verschiebewiderstand, ein Hinterschnitt bewirkt
Verbund aufgrund von Reibung und Klemmwirkung

Verbundsicherung nach EC 4
 Reibungsverbund durch
hinterschnittene Profilform
 mechanischer Verbund durch
Sicken, Noppen, etc.
 zusätzliche Endverankerung durch
Kopfbolzendübel bei
hinterschnittenen Profilen

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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“
Wie auch bei Verbundträgern mit KBDs müssen folgende Nachweise
betrachtet werden:
• Schnitt I-I: Biegeversagen bei positivem Moment (meist nur bei vollständiger Verdübelung
massgebend)
• Schnitt II-II: Längsschubversagen in der Verbundfuge, mit Berücksichtigung:
- dass volle Biegetragfähigkeit nicht erreicht wird
- Verdübelung nur partiell wirksam
- Schlupf möglich
• Schnitt III-III: Querkraftversagen in der Betonplatte (nur bei kleinen Spannweiten)
• Schnitt IV-IV: Biegeversagen bei negativem Moment und angesetzter Durchlaufwirkung

IIIII IV
I

III
II
III
II

IIIII I
IV
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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“

Basis: vollplastisches Tragmoment – Fall A: Nulllinie im Beton

Bild: (Hanswille / Schäfer)

A p fyp,d + A S fsd
Lage der plastischen Nulllinie: zpl =
b ⋅ fcd
vollplastisches Tragmoment: Mpl,Rd= A p fyp,d ( dp − zpl / 2 ) + A s fsd ( dp − zpl / 2 )

• Prinzipiell ähnlich: Fall B mit Nulllinie im Trapezprofil


• Die plastische Tragfähigkeit des Stahlprofils wird meist von den Herstellern bestimmt und
angegeben.

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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“
 Teilverbund: Verdübelung ist zu schwach, um die volle Biegetragfähigkeit
aufzubauen → größere Relativverschiebungen bis zum Versagen mit
Endschlupf, kein Ebenbleiben des Gesamtquerschnitts, Teilquer-
schnitte jedoch bleiben eben

Teilverbunddiagramm nach Bode

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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“

Verbundfestigkeit:
 aus standardisierten Verbundplattenversuchen ermittelt

 P wird bis zum Schubversagen gesteigert → Mtest, Mpl,Rd, Ncf → τu


P P 4-Punkt-Biegeversuche

L L Recht geringe
Verbundfestigket
Bei Decken erreicht
man praktisch nie
Vollverbund
MTest

 hinterschnittene Profile: 350 kN/m² < τu <700 kN/m² (bezogen auf Grundfläche)

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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“

Momentendeckung:
 Momentendeckungslinie (MSd < MRd)
 Teilverbund im Bereich Lx < Lsf Teilverbundtragfähigkeitskurve

Teilverbunddiagramm nach Bode

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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“

Momentendeckung:
 vereinfachte geradlinige Interpolation anstelle gekrümmter Teilverbundkurve

Teilverbunddiagramm nach Bode

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Verbunddecken
Bemessung nach der „Teilverbund-Methode“

Einfluss einer Endverankerung:


 flächiger Verbund + Endverankerung wirken zusammen (aus Versuchen)
 Reduzierte Länge L*sf < Lsf
Endanker-Tragfähigkeit

Teilverbunddiagramm
mit Endverankerung nach Bode

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Verbunddecken
Falls man Einrüsten muss ist man schnell
Montage: unwirtschaftlich. Dann ist klassische
Ortsbetondecke schnell wirtschaftlicher. Deshalb
 Bauzustand kann für die Profilbemessung auf 2.5-4 m Spannweite begrenzt

maßgebend werden
 beulgefährdete Druckgurte
 Hilfsunterstützungen bei größeren
Spannweiten oder zweilagiges Betonieren
 ohne Hilfsunterstützungen Spannweiten
von etwa 2,5-4 m Verbunddecken sollten dünn sein.
Deshalb sind Trapezprofile dünn.
Dies begrenzt die Spannweite
Konstruktionskonzepte für Geschoßdecken
 Zielsetzung: große, stützenfreie Räume zur flexiblen
Nutzung
 Bauweisen: aufgrund der relativ geringen
freitragenden Spannweite arbeitet man
gewöhnlich mit Primär- und
Sekundärträgern

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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Großformatige Betonplatten
Betonplatten

 trockene, witterungsunabhängige und rasche Bauweise


 Verdübelung
- mit nachträglichem Verbund durch Ortbetonverguss
- mit lösbarem Verbund mittels vorgespannter Schrauben
 Mit Spannbetonhohldielen: auch >10m Spannweite üblich
Umgekehrte Verhältnisse für Spannweite im Vergleich zu
klassische Verbunddecke. Decke spannt weit und Träger nicht
so weit.

6-10 m
10-12 m

Bild: Pichler Stahl- und Fassadenbau

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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Großformatige Betonplatten – Montage mit mittelschwerem Hebezeug

Bild: Pichler Stahl- und Fassadenbau

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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Slim-Floor Träger und -Deckensysteme =deckengleicher Träger
Grosse Vielfalt, verschiedene Produkte mit eigenen Zulassungen (und Bemessungsmethoden)
Einfeldträger, Spannweite 6-10m mit Hohldielen
ohne Verbund

Mittlerweile gibt es aus SFB


mit Verbund. z.B. DELTA-
Träger Verbund durch
Löcher erreicht

Bild: Schäfer,
Bei CoSFB kommt Braun, Stahlbau 2019
Verbundwirkung
durch durchgesteckte Bewehrung (grün)

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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Slim-Floor Träger und -Deckensysteme
Sehr effiziente Deckenhöhe, leichte Bauweise,
grosse Spannweite, alle Vorteile des Verbundbau

Beispiel 1: CoSFB (composite slim floor beam) + Additivdecke, Fa. ArcelorMittal (LUX)

Bild: ArcelorMittal, M. Braun

 „Klassischer“ Slim-Floor Träger, jedoch mit


Verbundwirkung durch einen sog. „Betondübel“
 Tragfähigkeit des „Betondübels“ in Zulassungen
geregelt, siehe Beispiel im Kolloquium.
 „Cofraplus“ Additivdecke: ohne Unterstellung
bis ca. 6m selbstragendes „Schalungsblech“,
führt zu einer leichten Rippendecke.
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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Slim-Floor Träger und -Deckensysteme Torsion kann z.B. im Montagezustand
auftauchen wenn man die Betonplatte nur auf

Beispiel 2: Deltabeam, Fa. Peikko (FI)


eine Seite des Trägers auflegt. Dann hat man
Torsion im Stahlträger

Bilder: Fa. Peikko


 Speziell für die Verwendung mit Spannbetondielen
konzipierter SFT mit Betonieröffnungen.
 Torsionssteifigkeit vorteilhaft für Montage Hohldielen
 Verbundwirkung häufig nicht oder nur gering angesetzt
(z.B. nur innen), aber mit eigener Zulassung ansetzbar
(wiederum durch eine Art „Betondübel“)
 Querbiegeeffekte aus Auflast Dielen zu berücksichtigen.
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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Slim-Floor Träger und -Deckensysteme
Beispiel 3: „NPS“-Träger, Fa. Tecnostrutture (ITA)

Bilder: Fa. Tecnostrutture

Keine Bewehrung (Durchmesser 30-50 mm


 Gitterträger aus Baustahl + Ortbeton  Composite Steel
Truss and Concrete (CSTC) Beam
 Bauhöhen von ca. 250 bis 1200mm möglich, damit sehr
grosse Spannweiten und Formflexibilität
 Verbundwirkung durch Verzahnung in den Diagonalen,
Bemessungsmodelle hierfür (und DIBt-Zulassungen) in
Erarbeitung (ETH, Univ. Stuttgart...)
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Weitere Deckenbauweisen im Verbundbau


Slim-Floor Träger und -Deckensysteme
Besonderheit bei der Bemessung:
• Generell gilt: GZG (Schwingung, Verformung) oft massgebend!
• Im GZT ist spezielles Verhalten zu beachten:

Nimmt
Grenzstauchung an

Bemessung muss fast zwangsläufig dehnungsbasiert erfolgen

 Derzeit ist die Bauweise in starker Weiterentwicklung, Forschungsarbeiten!


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Verbunddecken – Zusammenfassung:
1. Für die Decken in Bauwerken mit Haupttragwerk in Verbundbauweise gibt es am Markt
verschiedenste Lösungen. Als „Verbunddecke“ wird jedoch üblicherweise ein in Verbund mit dem
Ortbeton wirkendes Profilblech bezeichnet. Hierbei gibt es wiederum viele Produkte und
Varianten.
2. Allen Produkten ist gemeinsam, dass die Verbundwirkung durch flächig wirkende Mechanismen
erfolgt: Reibung und verteilte Verzahnung in Rippen und Noppen. Zudem kann durch eine
Endverankerung (durch Kopfbolzen oder Blechumformung am Profilblechende) eine deutliche
Anhebung der Verbundwirkung erreicht werden.
3. Trotzdem wird bei Verbunddecken praktisch immer die Teilverbundtheorie angewandt, weil die
Verbundwirkung nur selten stark genug ausgeprägt ist, um mit vollständiger Verdübelung
rechnen zu können.
4. Die freien Spannweiten der Verbunddecken sind nicht besonders gross, man verwendet daher
häufig eng gesetzte Träger, oft als Sekundärträger die an Unterzüge / Hauptträger anschliessen
5. Flachdecken können im Verbundbau durch „Slim-Floor Träger“ erstellt werden, welche
üblicherweise die Kombination mit Fertigteilen unterschiedlicher Art vorsehen. In den letzten
Jahren ist international eine klare Tendenz zum vermehrten Einsatz dieser Bauweise erkennbar,
um grosse, stützenfreie Spannweiten bei leichten / schlanken Deckenkonstruktionen zu erreichen.
6. In den Folien wurden verschiedene Ausführungen diskutiert; für die Bemessung, speziell für die
Berücksichtigung der Verbundwirkung, muss man häufig auf Zulassungen (des DIBt, diese sind
normalerweise besonders detailliert) zurückgreifen.

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