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AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

Landesrätin für Raumentwicklung, Landschaft und Assessora allo Sviluppo del territorio, al paesaggio ed ai beni
Denkmalpflege culturali

An die Landtagsabgeordneten
Herrn Sven Knoll
Bozen/Bolzano, 23.12.2020 Frau Myriam Atz Tammerle
Landtagsklub Süd-Tiroler Freiheit
Bearbeitet von/redatto da: 39100 Bozen BZ
Karin Dalla Torre
Karin.Dalla-Torre@provinz.bz.it suedtiroler.freiheit@landtag-bz.org

Zur Kenntnis: An den


Präsidenten des Südtiroler Landtags
Herrn Josef Noggler
39100 Bozen BZ

dokumente@landtag-bz.org

Beantwortung Landtagsanfrage Nr. 1237/20 „Denkmalgeschütztes Gebäude abgerissen.“

Sehr geehrter Herr Knoll,


sehr geehrte Frau Atz Tammerle,

in Beantwortung Ihrer im Betreff angeführten Anfrage wird wie folgt mitgeteilt:

1. Warum wurde das Wohnhaus „Josl am Bichl“ in Terenten abgerissen?

Das Wohnhaus des Josl am Bichl in Terenten wurde im Spätherbst 2020 abgetragen, weil das im Jahr 1986
unter Schutz gestellte Gebäude aufgrund jahrzehntelanger Nichterfüllung der Erhaltungspflicht des
Eigentümers – trotz vieler, jahrelanger Interventionen, Beratung und gewährter Beitragsleistung durch das
Landesdenkmalamt – so großen Schaden genommen hatte (Wasserschäden und Hausschwamm), dass
eine Erhaltung und Sanierung nur mehr unter unvertretbaren Kosten möglich gewesen wäre.

Das Feuerhaus des Josl am Bichl war seit Jahren ein gefährdetes Baudenkmal. Das Futterhaus, welches
sich nicht auf einer denkmalgeschützten Parzelle befand, wurde bereits im Jahr 1996 abgetragen und
damals unter Aufsicht des Denkmalamtes neu aufgebaut. Die nunmehrige Abtragung des Feuerhauses war
das Ergebnis einer jahrelangen Abfolge von Aufsichtsbeschwerden und Gutachten des Eigentümers, der
sich mit der Denkmalschutzbindung nicht abfinden wollte und der gesetzlichen Erhaltungsplicht nicht
nachgekommen ist.

Bereits im Jahr 2014 hatte die Landesregierung aufgrund des damaligen Schadensbildes in teilweiser
Annahme einer Aufsichtsbeschwerde des Eigentümers die Abtragung des Dachgeschosses und des ersten
Obergeschosses ermächtigt. Dies mit Zustimmung des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler. Das
Erdgeschoss sollte erhalten bleiben, zu diesem Zweck wurde ein hoher Beitrag gewährt, der aber vom
Eigentümer nie in Anspruch genommen wurde.

Bis 2019 ist wieder nichts passiert, im Herbst 2019 erbrachte der Eigentümer ein neues statisches
Gutachten, das nun auch die desolate Situation des Erdgeschosses als unhaltbar beschrieb. Auf der
Grundlage dieses Gutachtens hat die Landeskonservatorin mit großem Bedauern auch die Abtragung des
Erdgeschosses ermächtigt, weil anzunehmen war, dass auf ein Gegengutachten und eine Ablehnung hin
eine neue Aufsichtsbeschwerde eingebracht würde, um die Abtragung des Erdgeschosses auf diesem Wege
weiter zu betreiben. Für das ehemals stolze Anwesen hätte das alles nichts mehr gebracht. Schlussendlich
hatte der Eigentümer vorgeschlagen, lediglich die Labe mit Gewölbe zu erhalten, was denkmalfachlich

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keinen Sinn machte.

Was nun von der Öffentlichkeit als Totalabriss im Herbst 2020 wahrgenommen wird, war für das Dach- und
erste Obergeschoss bereits 2014 von der Landesregierung ermächtigt worden, darauf folgte 2019 die
Ermächtigung, auch noch das Erdgeschoss abzutragen.

Der für die Sanierung des Erdgeschosses gewährte Beitrag wurde vereinbarungsgemäß vom Eigentümer
nicht mehr in Anspruch genommen. Der Denkmalschutz wurde noch nicht aufgehoben. Das neue
Wohngebäude entsteht an derselben Stelle auf der denkmalgeschützten Parzelle unter Aufsicht des
Landesdenkmalamtes.

2. Wer hat die Entscheidung getroffen, dieses unter Denkmalschutz stehende Wohnhaus
abzureißen?

Aufgrund der schweren Schäden am Gebäude hat die Landesregierung im Jahr 2014 im Rahmen einer
teilweisen Annahme einer Aufsichtsbeschwerde mit Zustimmung des Amtes für Bau- und Kunstdenkmäler
die Abtragung des Dachgeschosses und des ersten Obergeschosses ermächtigt. Die Abtragung des
Erdgeschosses wurde von der Landeskonservatorin 2019 ermächtigt.

3. Wie steht die Landesregierung zu dieser Entscheidung?

Diese Entscheidungen waren leider unumgänglich, weil das Schadensbild im Jahr 2014 und im Jahr 2019
keine Erhaltung und Sanierung des Gebäudes mehr erlaubte, ohne mit einem unverhältnismäßigen
Kostenaufwand etwas ehemals Bestehendes zu rekonstruieren.

4. Wurde die Landesregierung vorab darüber informiert, dass das Wohnhaus „Josl am Bichl“
abgerissen wird?

Nein. Auch die Landeskonservatorin war nicht über den Zeitpunkt der Abtragung und den Arbeitsbeginn
informiert worden.

5. Falls ja, wie hat die Landesregierung darauf reagiert?

Wie bereits ausgeführt, war die Landesregierung nicht vorab informiert. Das Landesdenkmalamt wird der
unterfertigten Landesrätin für Denkmalpflege aber Anfang 2021 eine aktualisierte Liste der gefährdeten
Baudenkmäler vorlegen. Auf dieser Grundlage werde ich mit dem Denkmalbeirat eine strategische
Vorgangsweise für den Umgang mit diesen schwer beschädigten, denkmalgeschützten Gebäuden
erarbeiten und diesen der Landesregierung zur Diskussion vorlegen.

Freundliche Grüße

Die Landesrätin
Maria Hochgruber Kuenzer
(mit digitaler Unterschrift unterzeichnet)

Firmato digitalmente da:Maria Magdalena Hochgruber


Data:23/12/2020 16:20:37

Prot. Datum | data prot. 28.12.2020 Prot. Nr. | n. prot. LTG_0006146 Prot. Typ | tipo prot. Eingang - entrata

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