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5 Thoraxverletzungen
fig Hirnmetastasen setzt, wird zusätzlich eine prophylak- Zange Tumorgewebe abgetragen oder durch einen Ballon
tische Bestrahlung des Schädels vorgenommen. oder einen Stent eine Stenose dilatiert (geweitet) werden.
Beim nichtkleinzelligen Karzinom (NSCLC) können Zy- Neben diesen mechanischen Verfahren gibt es auch noch
19
tostatika die operative Behandlung ergänzen. Je nach Tu- thermische Bronchoskopieverfahren (z. B. Laser, Kryothe-
moreigenschaften kann zusätzlich die Chemotherapie rapie und die fotodynamische Therapie) zur Behandlung
prä- wie auch postoperativ indiziert sein. Eine Heilung ist von Tumorkomplikationen.
durch alleinige Polychemotherapie jedoch nicht zu erzie-
len. ▶ Psychosoziale Betreuung. Viele Patienten mit einem
Lungenkarzinom weisen bereits zum Diagnosezeitpunkt
▶ Zielgerichtete medikamentöse Therapie. Bei nicht- Fernmetastasen auf. Mehr als die Hälfte dieser Patienten
kleinzelligen Karzinomen kann eine zielgerichtete medi- verstirbt innerhalb von 12 Monaten.
kamentöse Therapie hilfreich sein, um das Krebswachs-
tum zu reduzieren. In den letzten Jahren entdecken
Wissenschaftler immer mehr Angriffspunkte in den Pflegepraxis
Z
●
Tumorzellen. Zum einen kann durch entsprechende
Medikamente das Tumorwachstum gehemmt (z. B. durch Beratung. Patienten mit Lungenkrebs in fortgeschritte-
Tyrosinkinasehemmer) oder die Durchblutung des T- nem Stadium brauchen eine frühe individuelle Beglei-
umors beeinträchtigt werden (z. B. durch Angiogenese- tung und Betreuung. Gemeinsam mit dem Sozialdienst
hemmer). der Klinik vermitteln Sie Patienten an psychoonkologi-
▶ Epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR). Auf sche Beratungsstellen und organisieren die anschlie-
der Oberfläche der Tumorzellen findet sich dieses Eiweiß, ßende palliative Versorgung.
das beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom so verändert Palliative Pflege. Das Wohlbefinden des Patienten
(mutiert) ist, dass es ständig Wachstumssignale erhält. steht beim palliativen Ansatz im Vordergrund. Daher ste-
Somit wächst der Tumor. Die Mutationen kommen bei ca. hen pflegerische Maßnahmen im Vordergrund, die den
15 % der Lungenkarzinome vor, überwiegend bei Adeno- Schmerz und mögliche Atemnot lindern.
karzinomen. Tyrosinkinasehemmer (z. B. Erlotinib, Gefiti- Weitere Informationen finden Sie auch im Kap. 19.7.
nib) können die epidermalen Wachstums-Rezeptoren
blockieren.
▶ Anaplastische Lymphomkinase (ALK). Eine Chromo-
somenveränderung des ALK-Proteins kann ebenfalls zu
einem unkontrollierten Tumorwachstum führen. Diese 19.5 Thoraxverletzungen
Patienten profitieren von einer Behandlung mit ALK-Inhi-
Burkhard Paetz
bitoren wie dem Tyrosinkinasehemmer Crizotinib. Dieser
genetische Defekt tritt bei 5 % der Patienten mit Adeno-
Man unterscheidet das (häufigere) stumpfe = geschlossene
karzinomen auf, typischerweise bei jungen Patienten, die
Thoraxtrauma, das durch Kontusion (Prellung) entsteht,
nie geraucht haben.
vom (seltenen) offenen = perforierenden Thoraxtrauma,
Zusatzinfo ●V
Prognose. Patienten mit Lungenkrebs, deren Tumoren
das Folge einer Brustkorberöffnung durch Stich, Schuss
o. Ä. ist.
Meistens handelt es sich um polytraumatisierte Patien-
ten mit gleichzeitigem Bauchtrauma, Schädel-Hirn-Trau-
sich durch chromosomale EGFR-Mutationen oder ALK- ma oder Frakturen. Begleitverletzungen wie der Hämato-
Translokationen auszeichnen, können von der zielgerich- thorax oder der Pneumothorax treten häufig auf.
teten medikamentöse Therapie enorm profitieren. Die
Therapie kann die Überlebensrate verdreifachen, aber
nur in Kombination mit anderen Behandlungsverfahren.
19.5.1 Rippenfraktur
Definition
L
●
▶ Immuntherapie. Obwohl das Lungenkarzinom nicht
als immunogene Erkrankung gilt, sind Immuntherapeuti- Der Rippenbruch stellt die häufigste Thoraxverletzung
ka bei einigen Lungenkrebsen wirksam. Die wenig belas- dar (▶ Abb. 19.5). Sind mehr als 3 benachbarte Rippen
tende antikörperbasierte Behandlung wird bevorzugt bei gebrochen, so spricht man von einer Rippenserienfrak-
der palliativen Therapie von Patienten mit Metastasen tur.
eingesetzt.
▶ Interventionelle bronchoskopische Therapie. Bron- ▶ Ursache. Rippenbrüche entstehen durch direkte Ge-
choskopische Behandlungen erfolgen mit palliativer Ziel- walteinwirkung (Kontusion) auf die Thoraxwand (Schlag,
setzung bei Tumorkomplikationen (z. B. Stenose der Tra- Stoß, Aufprall).
chea, Blutungen, Fistelbildung zum Ösophagus). Dabei
kann über die Luftröhre mithilfe einer endoskopischen
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Atmungsorgane
19
Inspiration Exspiration
a Spontanatmung
Pflegepraxis
Z
● wand während der Einatmung verhindert wird (innere
Schienung).
296
19.5 Thoraxverletzungen
Sonderformen:
○ Spontanpneumothorax
○ Spannungspneumothorax
● äußerer (= offener Pneumothorax).
Inspiration Exspiration
297
Atmungsorgane
Pflegepraxis
Z
● allein zurück.
Auch nach Weichteilverletzungen oder Hautinzisionen
(z. B. zum Legen einer Bülau-Drainage) kann ein Hautem-
Lagerung. Zur Unterstützung der Atmung sollten Sie Pa- physem auftreten. Gelangt die Luft in den Mittelfellraum,
tienten möglichst aufrecht positionieren. Zudem können so spricht man von einem Mediastinalemphysem.
Sie die Arme mit Kissen unterlagern, hierdurch kann die
Atemhilfsmuskulatur besser eingesetzt werden. ▶ Therapie. Die Behandlung eines Pneumothorax besteht
im Absaugen der Luft aus dem Pleuraraum, damit sich die
kollabierte Lunge wieder entfalten kann. Dies geschieht
Der Spannungspneumothorax geht mit schwerster respi- durch Legen einer Thoraxsaugdrainage (Kap. 7.5.2). Der
ratorischer Insuffizienz (Zyanose) und Kreislaufsympto- Sog wird bei 15–20 cm H2O eingestellt. Nach Legen der
matik (Schock) einher. Drainage erfolgt eine Röntgenkontrolle, um die korrekte
▶ Hautemphysem. Gelangt vom Ort der Pleuraverlet- Position der Drainage und die Lungenentfaltung zu kon-
zung aus Luft in das Unterhautfettgewebe, so kann sich trollieren. Innerhalb weniger Tage verkleben beide
dieses stark aufblähen. Diese Erscheinung nennt man Pleurablätter, sodass die Ursache des Pneumothorax be-
Hautemphysem. Oft sind der gesamte Körperstamm und hoben ist und die Drainage nach nochmaliger Röntgen-
der Kopf betroffen, besonders ausgeprägt zeigt sich die kontrolle gezogen werden kann. Das ist meist nach 3–5
Luftaufblähung im Bereich der Augenlider (▶ Abb. 19.11) Tagen der Fall.
Zusatzinfo ●V
Konservative Therapie. Wenn ein Pneumothorax nur ge-
ring ausgeprägt ist, kann er konservativ behandelt wer-
den. Voraussetzung dafür ist, dass die Lunge nicht völlig
kollabiert, sondern nur gering zusammengeschrumpft
ist.
298
19.5 Thoraxverletzungen
Fallbeispiel ●
I
Spontanpneumothorax. Peter zieht zum Studieren nach
turbereich kommt es zur Gefäßeröffnung, wobei die In-
terkostalgefäße die häufigste Blutungsquelle darstellen.
sächliche Lungenblase (Bulla) operativ entfernen, was nerhalb der ersten 2 Stunden, so muss bei einer Tho-
heute „minimalinvasiv“ gemacht wird (thorakoskopische rakotomie die Blutungsquelle ausfindig gemacht wer-
Lungenkeilresektion). den.
● Kommt es zu einem (abrupten) Stillstand der Blutung,
Definition
L
●
Als Hämatothorax bezeichnet man jede Blutansamm-
19.5.4 Lungenkontusion
lung in der Pleurahöhle.
Definition
L
●
▶ Ursache. Abgesehen von Nachblutungen bei Thorax- Als Lungenkontusion bezeichnet man die traumatische
operationen entsteht der Hämatothorax traumatisch, wo- Quetschung des Atmungsorgans mit respiratorischer In-
bei intrathorakale Gefäßverletzungen zur Blutung in den suffizienz. Die pathophysiologischen Vorgänge ähneln
Pleuraraum führen. Fast immer findet man gleichzeitig weitgehend denen der Schocklunge (S. 165). Beide
Rippenfrakturen. Durch die Weichteilzerreißung im Frak- Krankheitsbilder zeigen fließende Übergänge.
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Atmungsorgane
Z
●
Pflegepraxis
Infektionsprophylaxe. Die geschädigte Lunge ist extrem
pneumoniegefährdet, weshalb dem Patienten prophy-
Zusatzinfo
Aneurysma. Bei der unfallbedingten Ruptur der Aorta
●V
laktisch Antibiotika verabreicht werden. Zusätzlich sind entsteht ein falsches Aneurysma (Aneurysma spurium).
pflegerische Maßnahmen zur Pneumonieprophylaxe Bei der unfallunabhängigen Ruptur der Aorta liegt ein
durchzuführen (z. B. sorgfältige Mundpflege, Oberkör- echtes Aneurysma durch degenerativ bedingte Aus-
perhochlagerung, Absaugen von Atemsekret). sackung der Gefäßwand zugrunde (Kap. 31.4).
Definition
L
● gehend) steht.
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