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RECHENBEISPIELE

EINFÜHRUNG IN DIE BETRIEBSWIRTSCHAFT

DEPARTMENT FÜR UNTERNEHMENSFÜHRUNG UND INNOVATION

WIRTSCHAFTSUNIVERSITÄT WIEN
Einführung in die Betriebswirtschaft 2

INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS ....................................................................................................................... 2

INVESTITION ..................................................................................................................................... 4

1 Statische Investitionsrechenverfahren ...........................................................................4

1.1 Kosten- und Gewinnvergleichsrechnung ..........................................................................4

1.2 Rentabilitätsrechnung ............................................................................................................. 6

1.3 Amortisationsrechnung........................................................................................................... 7

DAS BETRIEBLICHE RECHNUNGSWESEN ................................................................................ 11

2 Internes Rechnungswesen ........................................................................................... 11

2.1 Make-or-Buy Entscheidung ............................................................................................ 11

2.2 Deckungsbeitragsrechnung ................................................................................................... 12

2.3 Break-Even Point............................................................................................................. 13

3 Externes Rechnungswesen ........................................................................................... 15

3.1 Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) ............................................................................. 15

DIE BILANZANALYSE.............................................................................................................. 20

4 Finanzwirtschaftliche Kennzahlen ................................................................................ 20

4.1 Investitionsanalyse ................................................................................................................ 20

4.2 Finanzierungsanalyse ............................................................................................................ 21

4.3 Liquiditätsanalyse .................................................................................................................. 23

4.3.1 Liquiditätskennzahlen ................................................................................. 23

4.3.2 Berechnung der Liquidität mittels Cash Flow ........................................ 24


Einführung in die Betriebswirtschaft 3

5 Erfolgswirtschaftliche Kennzahlen .................................................................................28

5.1 Rentabilitätsanalyse........................................................................................................ 28

LITERATURVERZEICHNIS UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR ..............................................30


Einführung in die Betriebswirtschaft 4

INVESTITION

1 Statische Investitionsrechenverfahren

1.1 Kosten- und Gewinnvergleichsrechnung1


Ein Investor mit einem Planungshorizont von 5 Jahren (t=5) steht vor der Wahl zwischen den Pro-
jekten A und B, die das gleiche Produkt in der gleichen Qualität herstellen können. Das Produkt
kann zu einem Preis von € 10 abgesetzt werden.

Der Investor setzt eine lineare Abschreibung an und rechnet mit kalkulatorischen Zinsen von 10%
auf das durchschnittlich gebundene Kapital.

Es stehen folgende Daten zur Verfügung:

Investition A B

Anschaffungswert € 500.000 € 600.000

Erwartete Nutzungsdauer 5 Jahre 4 Jahre

Produktionsmenge pro Jahr 60.000 Stk. 80.000 Stk.

Variable Kosten je Stück €6 €5

Fixe Kosten pro Jahr (ohne Abschreibung und Zinsen) € 70.000 € 170.000

Mit Hilfe der Gewinnvergleichsrechnung ist zu prüfen, welche der beiden Investitionen vorteilhaf-
ter ist.

Lösung:

Es sind erst die Erlöse zu berechnen. Diese ergeben sich durch Multiplikation der produzierten
Menge mit dem Verkaufspreis (A: 60.000 Stk * 10). Danach sind jeweils die variablen Kosten (laut
Angabe) sowie die Abschreibung und die kalkulatorischen Zinsen abzuziehen.

Die Abschreibung berechnet sich mit folgender Formel:

Abschreibung = Anschaffungswert / Nutzungsdauer

Für Projekt A: 500.000 / 5 = 100.000

1
Dieses Beispiel bezieht sich nicht auf die Fallstudie!
Einführung in die Betriebswirtschaft 5

Für Projekt B: 600.000 / 4 = 150.000

Investition A B

Erlöse 600.000 800.000

- Variable Kosten - 360.000 - 400.000

- Abschreibung - 100.000 - 150.000

- Kalkulatorische Zinsen - 25.000 - 30.000

- Fixe Kosten - 70.000 - 170.000

Gewinn 45.000 50.000

Das durchschnittlich gebundene Kapital berechnet sich aus Anschaffungswert (AW) und Liquida-
tionserlös (L) mit folgender Formel:

Da im vorliegenden Beispiel kein Liquidationserlös gegeben ist, entfällt dieser und das durch-
schnittlich gebundene Kapital berechnet sich aus AW / 2.

Für Projekt A: 500.000 / 2 = 250.000

Für Projekt B: 600.000 / 2 = 300.000

Als Zinssatz für die kalkulatorischen Zinsen sind 10% gegeben. Diese sind vom durchschnittlich
gebundenen Kapital zu berechnen.

Für Projekt A: 250.000 * 0,1 = 25.000

Für Projekt B: 300.000 * 0,1 = 30.000

Außerdem sind die fixen Kosten (laut Angabe) abzuziehen.

Die Berechnung ergibt einen durchschnittlichen Gewinn von € 45.000 für Projekt A und € 50.000
für Projekt B.

Auf Grundlange dieser Berechnung muss sich der Investor für das Projekt B entscheiden!
Einführung in die Betriebswirtschaft 6

1.2 Rentabilitätsrechnung2
Die Rentabilitätsrechnung erweitert den Gewinnvergleich zum Renditenvergleich, indem das
durchschnittlich im Investitionsobjekt gebundene Kapital in die Berechnung einbezogen wird. In
der Berechnung werden die Gewinne der Investitionsobjekte zu ihrem Kapitalbedarf ins Verhältnis
gesetzt.

Die Kapitalrentabilität berechnet sich wie folgt:

durchschni ttlicher Gewinn bzw. Betriebsergebnis * 100


Kapitalrentabilität 
durchschnittlich gebundenes Kapital

Anders als bei der Gewinnvergleichsrechnung ist hier allerdings der Gewinn vor Zinsen anzusetzen.
Dazu werden dem errechneten Gewinn die Zinszahlungen wieder hinzugerechnet. Mit der Ver-
wendung des Gewinns vor Zinsen wird die Herkunft des investierten Kapitals (Eigen- oder Fremd-
finanzierung) außer Acht gelassen und die Verzinsung des durchschnittlich gebundenen Kapitals
errechnet.

Die Entscheidungsregel lautet: Wähle jene Alternative mit der höchsten durchschnittlichen Renta-
bilität und verzichte jedenfalls auf Projekte, deren Rendite kleiner ist als jene einer alternativen
Veranlagung finanzieller Mittel am Kapitalmarkt.

Die Rentabilitätsrechnung kann nur bei unterschiedlichem Kapitaleinsatz zu unterschiedlichen


Ergebnissen führen als die Gewinnvergleichsrechnung. Um das zu demonstrieren, greifen wir auf
das Beispiel bei der Gewinnvergleichsrechnung zurück. Die Angabe finden Sie unter Beispiel: Kos-
ten- und Gewinnvergleichsrechnung.

Entscheiden Sie mit Hilfe der Rentabilitätsrechnung, welches Investitionsprojekt durchgeführt


werden soll.

Lösung:

Investition A B

Gewinn nach Zinsen 45.000 50.000

Zinsen 25.000 30.000

Gewinn vor Zinsen 70.000 80.000

Durchschnittlicher Kapitaleinsatz 250.000 300.000

Rendite 28% 26,7%

2
Dieses Beispiel bezieht sich nicht auf die Fallstudie!
Einführung in die Betriebswirtschaft 7

Bei der Berechnung gehen wir von dem vorher berechneten Gewinn aus, zählen allerdings die
Zinsen hinzu, da bei der Berechnung der Rentabilität vom Gewinn vor Zinsen ausgegangen wird.
Der durchschnittliche Kapitaleinsatz entspricht dem durchschnittlich gebundenen Kapital aus dem
Gewinnvergleichs-Beispiel.

Danach setzen wir die Beträge in die Formel ein und erhalten

für Projekt A: (70.000 / 250.000) * 100 = 28%

für Projekt B: (80.000 / 300.000) * 100 = 26,7%

Die Rendite ist mit 28% bei Projekt A höher. Anders als bei der Gewinnvergleichsrechnung müss-
ten wir uns jetzt wegen des niedrigeren Kapitaleinsatzes für Projekt A entscheiden.

1.3 Amortisationsrechnung3
Zur Beurteilung eines Investitionsvorhabens wird häufig die Amortisationsdauer herangezogen.
Die Fragestellung lautet: Nach wie vielen Jahren macht sich die Investition bezahlt?

Die Amortisationsdauer (AD) wird mit folgender Formel berechnet:

Anschaffungswert
Amortisationsdauer (AD) 
durchschnittlicher jährlicher Rückfluss

Durchschnittlicher jährl. Rückfluss = durchschnittlicher jährl. Gewinn + jährl. Abschreibung

Die Entscheidungsregel lautet: Wähle jene Alternative mit der minimalen Amortisationsdauer un-
ter der Bedingung, dass die als Obergrenze festgelegte Amortisationsdauer nicht überschritten
wird. Die Amortisationsrechnung kann zusätzlich zu anderen Verfahren angewendet werden um
festzustellen, ob die Amortisationsdauer kürzer ist als die Nutzungsdauer.

Da in unserem Beispiel die Gewinn- und Rentabilitätsvergleichsrechnung zu unterschiedlichen


Investitionsentscheidungen führen, kann die Amortisationsdauer als zusätzliches Entscheidungs-
kriterium herangezogen werden. Um das zu demonstrieren, greifen wir auf das Beispiel bei der
Gewinnvergleichsrechnung zurück.

Entscheiden Sie mit Hilfe der Amortisationsrechnung, welches Investitionsprojekt durchgeführt


werden soll.

3
Dieses Beispiel bezieht sich nicht auf die Fallstudie!
Einführung in die Betriebswirtschaft 8

Lösung:

Investition A B

Anschaffungswert € 500.000 € 600.000

Gewinn nach Zinsen € 45.000 € 50.000

Jährliche Abschreibung € 100.000 € 150.000

Amortisationsdauer 3,45 Jahre 3 Jahre

Nun setzen wir die Beträge in die Formel und erhalten

für Projekt A: (500.000 / 145.000) = 3,45 Jahre

für Projekt B: (600.000 / 200.000) = 3 Jahre

Die Amortisationsdauer ist mit 3,45 Jahren bei Projekt A länger. Wie bei der Gewinnvergleichs-
rechnung müssten wir uns jetzt für Projekt B entscheiden.

Fallstudie: Welche Anlage soll angeschafft werden?


Herr Hopfinger und Herr Gerstinger möchten für ihre „Brauerei Naturgold GmbH“ eine neue Pro-
duktionsanlage erwerben. Nachdem die beiden Herren sich in die Theorie der Investitionsrech-
nung eingelesen und einige Angebote eingeholt haben, machen sie sich an die Berechnung.

Folgende Anlagen erfüllen die technischen Kriterien der Brauerei:

Produktionsanlage 1 Produktionsanlage 2

Anschaffungswert 100.000 EUR 98.000 EUR

Nutzungsdauer 5 Jahre 5 Jahre

Jährliche Abschreibung 20.000 EUR 19.600 EUR

Jährliche Instandhaltung 30.000 EUR 32.000 EUR

Materialeinsatz (Rohstoffe, Ge- 0,3 EUR 0,3 EUR


binde…) pro Flasche

Stromverbrauch pro Flasche (vari- 0,05 EUR 0,07 EUR


able Kosten)
Einführung in die Betriebswirtschaft 9

Abfüll-/Verkaufsmenge pro Stun- 2000 Flaschen 1950 Flaschen


de

4 Mio/Jahr 
3,9 Mio/Jahr

Durchschnittlich erzielbarer Preis 0,4 EUR 0,4 EUR


pro Flasche

Betriebsstunden pro Tag (250 8h 8h


Tage im Jahr)

Als erstes hat der Freund die Gewinnvergleichsrechnung angeführt. Hierbei werden die Gewinne
einer durchschnittlichen Periode4 miteinander verglichen, ganz nach dem Motto: „je höher, desto
besser“.

Produktionsanlage 1 Produktionsanlage 2

Umsatz/Jahr 1.600.000 (4 Mio. x 0,4) 1.560.000 (3,9 Mio. x 0,4)

- Materialeinsatz 1.200.000 (4 Mio. x 0,3) 1.170.000 (3,9 Mio. x 0,3)

- Stromkosten 200.000 (4 Mio. x 0,05) 273.000 (3,9 Mio. x 0,07)

- Abschreibung 20.000 19.600

- Instandhaltung 30.000 32.000

= Gewinn pro Jahr 150.000 65.400

Wenn Anlage 1 verwendet wird, beträgt der Gewinn pro Jahr € 150.000 und liegt damit über je-
nem bei Anlage 2, der € 65.400 betragen würde. Folglich würden sich die beiden Geschäftsführer
für Anlage 1 entscheiden. Allerdings kann mit dem Gewinn als alleinigem Entscheidungskriterium
noch keine differenzierten Aussagen getroffen werden. Deshalb wollen Herr Gerstinger und Herr
Hopfinger zusätzlich wissen, wie hoch die Rendite einer durchschnittlichen Periode mit dem Ein-
satz der jeweiligen Maschine wäre.

Dazu setzen sie den erwarteten Gewinn dem durchschnittlich gebundenen Kapital gegenüber. Zur
Wiederholung: Das durchschnittlich gebundene Kapital berechnet sich aus Anschaffungswert (AW)
und Liquidationserlös (L) mit folgender Formel: (AW + L) / 2.

Da Herr Hopfinger und Herr Gerstinger nicht vorhaben, die Anlage zu verkaufen, haben sie auch
keinen Liquidationserlös. Deshalb berechnen sie die Rendite einfach durch die Gegenüberstellung
des erwarteten Gewinns mit dem Durchschnitt des für die Anschaffung eingesetzten Kapitals.

4
In unserem Fall erstreckt sich eine Periode über ein Jahr.
Einführung in die Betriebswirtschaft 10

Produktionsan- 150.000
= = 300%
lage 1
100.000 / 2

Produktionsan- 65.400
= = 133,46%
lage 2 98.000 / 2

Dies ergibt eine 300%-ige jährliche Rendite der Produktion, falls Produktionsanlage 1 gewählt wird.
Verwendet man jedoch Maschine 2, liegt der Wert nur bei gut 133,46%.

Die beiden freuen sich über das positive Ergebnis, beschließen jedoch noch eine weitere Art der
Investitionsrechnung durchzuführen. Sie lesen also weiter in den Anweisungen des Freundes und
finden eine weitere interessante Berechnungsart, die Amortisationsdauer. Hierbei berechnet man
jenen Zeitraum, der benötigt wird, bis die Maschine ihre Anschaffungskosten gedeckt hat.

Produktionsan- 100.000
= = 0,59 Jahre * 365 = 215 Tage
lage 1
150.000 + 20.000

Produktionsan- 98.000
= = 1,15 Jahre * 365 = 421 Tage
lage 2 65.400 + 19.600

Unter den getroffenen Annahmen erwirtschaftet die Produktionsanlage 1 innerhalb von 215 Ta-
gen ihre Anschaffungskosten und kommt am 216. Tag in die Gewinnzone, bei Produktionsanlage 2
dauert dies fast doppelt so lang. Da auch hier die Anlage 1 besser abschneidet, entscheiden sich
die beiden Geschäftsführer für deren Anschaffung.
Einführung in die Betriebswirtschaft 11

DAS BETRIEBLICHE RECHNUNGSWESEN

2 Internes Rechnungswesen

Fallstudie: Kostenrechnung

2.1 Make-or-Buy Entscheidung


Bei einer Biermesse im benachbarten Dorf kommt Herr Gerstinger mit seinem ehemaligen Vorge-
setzten ins Gespräch. Dieser erzählt, dass er nun selbstständig sei und Bier im Auftrag anderer
Brauereien produziere. Besondere Kenntnisse hat er vor allem auf dem Gebiet der Spezialbiere. Da
erzählt ihm Herr Gerstinger von der geplanten Neuanschaffung der Produktionsanlage für die Pro-
duktlinie „Walderados“. Dies macht den alten Bekannten hellhörig und er meint, noch am selben
Tag ein Angebot für die Auslagerung vorlegen zu wollen. Sie sollten auf gar keinen Fall die Maschi-
ne sofort bestellen.

Wieder am Arbeitsplatz findet Herr Gerstinger ein E-Mail mit folgendem Angebot:

4 Mio. Flaschen „Walderados“ Spezialbier jährlich zu einem Fixpreis von 1.480.000 EUR. Gebraut
wird nach dem Rezept der „Naturgold“.

Herr Gerstinger liest sich dieses Angebot durch und stellt folgende Berechnung auf. Er weiß, dass
ein Verkaufspreis von 0,4 EUR/Flasche erzielt werden kann und rechnet im ersten Jahr mit einem
Absatz von den oben genannten 4 Mio. Flaschen. Wichtig für ihn ist, ob damit ein Gewinn erzielbar
ist, bzw. wie hoch dieser im Vergleich zu jenem bei Selbstproduktion wäre.

Mit dem geplanten Verkaufspreis von 0,4 EUR/Flasche wird ein Umsatz von 1,6 Mio. EUR erzielt.
Die Gesamtkosten bei Zukauf der Produktion belaufen sich auf 1,48 Mio. EUR. Es fallen keine wei-
teren Kosten an, da sie keine eigenen Anlagen für die Erstellung benötigen würden. Daher würde
dies einen Gewinn von 120.000 EUR ergeben.

Die „Brauerei Naturgold“ erzielt mit der Selbstproduktion von „Walderados“ einen Gewinn von
150.000 EUR. Da dieser höher ist als jener bei Zukauf, beschließt Herr Gerstinger das Angebot
nicht anzunehmen, sondern wie geplant die Produktionsanlage für die Selbstproduktion anzu-
schaffen.
Einführung in die Betriebswirtschaft 12

Zukauf Selbstproduktion

Umsatz 1.600.000 1.600.000

- Variable Kosten 1.400.000 (4 Mio. * (Material-


einsatz 0,3 + Strom 0,05))5

- Fixkosten 1.480.000 50.000 (Abschreibung + In-


standhaltung)

= Gewinn 120.000 EUR 150.000 EUR

2.2 Deckungsbeitragsrechnung
Eine Gegenüberstellung der Produkterlöse mit den durch das Produkt verursachten variablen Kos-
ten liefert den Betrag, den das Produkt zur Deckung der fixen Kosten leistet und letztlich zur Bil-
dung von Gewinnen beiträgt. Diese Größe wird deshalb als Deckungsbeitrag bezeichnet.

Der Deckungsbeitrag (DB) wird mittels folgender Formel berechnet:

Deckungsbeitrag (DB) = Erlöse – variable Kosten

Erlöse = Preis * verkaufte Menge

Zur Berechnung des Deckungsbeitrags werden die variablen Kosten von den Erlösen abgezogen.
Die Fixkosten bleiben unberücksichtigt.

Fallstudie: Deckungsbeitragsrechnung
Das Geschäft läuft nun schon seit einiger Zeit recht ansprechend, die Werbetour und der verstärk-
te Auftritt auf Messen haben Wirkung gezeigt und die Brauerei kann volle Auftragsbücher aufwei-
sen. Die vorhandenen Ressourcen werden bereits voll ausgeschöpft. Die Maschinen laufen unun-
terbrochen, und auch die Mitarbeiter müssen regelmäßig Überstunden einlegen.

Eines Abends sitzen die beiden Gesellschafter noch auf ein Glas ihres selbst gebrauten Bieres zu-
sammen, als das Telefon läutet. Am Apparat ist ein gehetzter Lokalbesitzer, der verzweifelt nach-
fragt, ob die „Brauerei Naturgold“ bereit wäre, ihn für 2 Wochen (14 Tage) mit Bier zu beliefern.
Aufgrund des schönen Wetters sei der riesige Biergarten jeden Tag voll und sein Lieferant hätte
bereits Lieferschwierigkeiten. Er benötige zusätzliche 500 l Lagergold täglich, zu liefern 2 Mal in der
Woche. Aufgrund der prekären Lage wäre er auch bereit, 0,7 EUR pro Liter zu bezahlen, allerdings

5
Für die Werte siehe S. 9.
Einführung in die Betriebswirtschaft 13

müsste sich die Brauerei selbst um die Anlieferung kümmern und für die Lieferkosten aufkommen.
Die beiden Geschäftsführer beschließen, sich das Angebot durch den Kopf gehen zu lassen und
wollen sich am nächsten Tag wieder melden.

Sie überlegen gemeinsam, welche Kosten zusätzlich entstehen würden, wenn sie den Auftrag an-
nehmen. Mitarbeiter müssten Überstunden machen, was insgesamt 800 EUR kosten würde. Die
Maschine würde länger laufen, Stromkosten und Materialverbrauch fielen in der Höhe von 0,4
EUR/l an. Außerdem müsste ein zusätzliches Service an der Maschine durchgeführt werden, da sie
sonst nicht die erhöhte Menge abfüllen könnte. Kosten dieses Service wären 300 EUR. Für den
Transport rechnen Herr Gerstinger und Herr Hopfinger mit einer Gesamtsumme von 800 EUR. Sie
wollen nun wissen, ob sie den Auftrag annehmen sollen oder nicht. Wie von ihrem Freund und
Berater empfohlen, führen sie eine Deckungsbeitragsrechnung durch:

Zusätzlicher Umsatz 4.900 (0,7 * 500 * 14)

- Materialkosten und Strom 2.800 (0,4 * 500 * 14)

- Personalkosten 800

- Maschinenservice 300

- Transportkosten 800

= Deckungsbeitrag 200

Aufgrund des positiven Deckungsbeitrages beschließen Gerstinger und Hopfinger, den Zusatzauf-
trag anzunehmen und schreiben dem Lokalbesitzer diesbezüglich gleich ein E-Mail. Die beiden
freuen sich, dass sie einerseits einen Beitrag zur Deckung ihrer Fixkosten erwirtschaften und ande-
rerseits einen guten Kunden binden werden können.

2.3 Break-Even Point

Abbildung 9: Ermittlung des Break-Even Point


Einführung in die Betriebswirtschaft 14

Im Break-Even Punkt gelten folgende Gleichungen:

Gewinn = 0

Fixkosten = Deckungsbeitragssumme

Erlös = Gesamtkosten: x * p = Kf + Kv * x

Kf = x * p – x * Kv

Kf
Break Even Point  Break Even Menge
p Kv

Kf
Break Even Point 
DB pro Stück

DB pro Stück = p –Kv

x ........ verkaufte Stück

p ........ Verkaufspreis/Stück

Kf ....... Fixkosten

Kv ....... variable Kosten/Stück

Fallstudie: Ermittlung der Break-Even Points (BEP)


Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben die Gesellschafter beschlossen, gemeinsam einen Be-
triebswirtschaftskurs der örtlichen Volkshochschule zu belegen. In einer der ersten Einheiten ler-
nen sie auch das Prinzip des Break-Even Points. Es interessiert sie nun, wie viele Flaschen Bier sie
absetzen müssen, damit sie sowohl die variablen, als auch die fixen Kosten der Herstellung des
Produktes „Walderados“ gedeckt haben. Sie berechnen somit jene Menge, ab der sie in die Ge-
winnzone kommen.

Zur Berechnung benötigen sie die anfallenden Fixkosten (20.000 Abschreibung + 30.000 jährliche
Instandhaltung), sowie den Deckungsbeitrag (dieser gibt an, wie viel für die Deckung der Fixkosten,
Investitionen und als Gewinn übrig bleibt; also die Differenz zwischen 0,4 EUR Erlös und 0,35 EUR
Material und Stromkosten).
Einführung in die Betriebswirtschaft 15

Fixkosten
BEP = = Break-Even-Menge
Deckungsbeitrag/Stück
50.000
BEP 1 = = 1.000.000 Stück
(0,4 – 0,30 – 0,05)

Sie müssen somit genau 1 Mio. Flaschen verkaufen um keinen Verlust mit der Produktlinie
„Walderados“ in dieser Periode zu verzeichnen. Setzen sie eine Flasche mehr ab, machen sie be-
reits Gewinn - und zwar in der Höhe des Deckungsbeitrags dieser einen Flasche. Verkaufen sie
unter 1 Mio. verzeichnen sie einen Verlust, da die Fixkosten nicht durch ausreichend Deckungsbei-
trag verdient wurden. Voraussetzung ist, dass die Fixkosten und auch der Stückdeckungsbeitrag
gleich bleiben. Die 1 Mio. Flaschen entsprechen einem Umsatz von 400.000 EUR.

Damit alle Mitarbeiter wissen, welches Ziel sie erreichen müssen, sprechen die beiden Geschäfts-
führer diese 1 Mio. Mindestabsatz bei der nächsten Mitarbeiterversammlung an. Dabei mehren
sich die Rufe, es wäre doch sinnvoller gewesen, die andere Produktionsanlage zu kaufen, da sie
„hier sicher weniger verkaufen hätten müssen“. Damit die verärgerten Mitarbeiter wieder beru-
higt sein können, rechnen sie den BEP auch für die andere Variante aus.

51.600
= = 1.720.000 Stück
BEP 26 (0,4 – 0,30 – 0,07)

Sie wurden somit in ihrer Entscheidung bestätigt, denn bei dieser Maschine müssten sie sogar
einen Umsatz von 688.000 EUR (1,72 Mio. Flaschen zu einem Preis von 0,4 EUR) erwirtschaften.
Die Unruhe war also unbegründet und alle Mitarbeiter kehren wieder zufrieden an ihre Arbeits-
plätze zurück.

3 Externes Rechnungswesen

3.1 Gewinn- und Verlustrechnung (GuV)


Nach dem ersten Geschäftsjahr interessiert es die beiden Gesellschafter natürlich brennend, ob sie
einen Gewinn oder Verlust erreicht haben. Die Freundin von Herrn Gerstinger meint dazu, sie müss-
ten die gesamten angefallenen Erträge des letzten Jahres mit den im selben Zeitraum angefallenen
Aufwendungen vergleichen. Dies geschieht mit Hilfe der Gewinn- und Verlustrechnung.

Hinweis:
Steuerliche Aspekte (z.B. Körperschaftssteuer) werden in diesem Beispiel vernachlässigt!

6
Für die Werte siehe S. 9.
Einführung in die Betriebswirtschaft 16

Die folgende Übersicht zeigt den Aufbau der GuV in Staffelform:

Betriebliche Erträge (v.a. Umsatzerlöse) Finanzerträge (Zins-, Wertpapierer-


träge)
- Betriebliche Aufwendungen (Material, - Finanzaufwendungen (Zinsauf-
Personal, Abschreibungen, sonst. Betr. wand, Abwertung Wertpapiere)
Aufwendungen)
= Betriebsergebnis = Finanzergebnis

Betriebsergebnis (Earnings before interest and taxes, EBIT)


+/- Finanzergebnis
= Ergebnis vor Steuern
- Körperschaftssteuer, sonstige Steuern
= Jahresüberschuss/ -fehlbetrag
+ (-) Auflösung (Bildung) von Rücklagen
+ (-) Gewinnvortrag (Verlustvortrag)
= Bilanzgewinn/ -verlust

Abbildung 13: Die GuV in Staffelform

Fallstudie: Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanz


Die Erlöse in Höhe von 7.656.000 EUR setzen sich aus den Verkaufszahlen der einzelnen Produkte
multipliziert mit dem jeweils zugehörigen Preis zusammen.

Lagergold 7,2 Mio. l à 0,6 EUR 4.320.000 EUR

Waldler 2,48 Mio. l à 0,7 EUR 1.736.000 EUR

Walderados 4 Mio. Flaschen à 0,4 EUR (1,32 Mio. l) 1.600.000 EUR

Summe Umsatzerlöse 7.656.000 EUR

Für die Herstellung des verkauften Bieres bzw. die Aufrechterhaltung des Betriebs sind jedoch
auch Aufwendungen notwendig. Diese sind in folgender Liste dargestellt:

Hopfen, Gerste, Wasser 4.700.000 EUR


Einführung in die Betriebswirtschaft 17

Gehalt Angestellte 960.000 EUR

Lohn Arbeiter 940.000 EUR

Gebinde (Leerflaschen) 475.000 EUR

Stromkosten 200.000 EUR

Abschreibung 75.000 EUR

Zinsaufwand für Bankkredit 25.000 EUR

Marketingaufwand 20.000 EUR

Forschungsausgaben 55.000 EUR

Instandhaltung des Gebäudes 15.000 EUR

Rückstellung für Prozesskosten 20.000 EUR

Sonstige Aufwendungen 31.000 EUR

Summe Aufwendungen 7.516.000 EUR

Durch die Gegenüberstellung der Erträge mit den Aufwendungen lässt sich nun der Jahresüber-
schuss errechnen. (Hinweis: Steuerliche Aspekte werden außer Acht gelassen!)

Umsatzerlöse 7.656.000 EUR

- Aufwendungen 7.516.000 EUR

Jahresüberschuss 140.000 EUR

Die Gesellschafter können zufrieden sein. Sie haben im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Jahres-
überschuss von 140.000 EUR erwirtschaftet. Das ist jener Betrag, der übrig bleibt, wenn man die
Aufwendungen von den Umsatzerlösen abzieht. Von diesem Ergebnis wären in einem weiteren
Schritt noch 25 % Körperschaftssteuer abzuziehen (darauf wird hier an dieser Stelle jedoch ver-
zichtet!).

Des Weiteren erklärt die Freundin den beiden, dass man am Ende jedes Geschäftsjahres eine Bi-
lanz für die Brauerei Naturgold erstellen muss. Dafür müsse man als erstes eine Bestandsaufnah-
me aller im Unternehmen vorhandenen Vermögensgegenstände durchführen (Inventur). Deshalb
geht sie durch die ganze Firma und notiert sich bestehende Anlagen und Lagerbestände. Diese
fasst sie dann teilweise in Überpositionen zusammen und listet sie in der folgenden Tabelle auf:
Einführung in die Betriebswirtschaft 18

VERMÖGEN
Patent 45.000 EUR
Grundstücke und Bauten 350.000 EUR
Grundstück 100.000 EUR
Verwaltungsgebäude 80.000 EUR
Garage 20.000 EUR
Abfüllhalle 70.000 EUR
Lagerhalle 80.000 EUR
Technische Anlagen 330.000 EUR
Produktionsanlage 100.000 EUR
Maischpfanne 50.000 EUR
Diverse Bottiche 40.000 EUR
Lagertank 25.000 EUR
Fahrzeuge 115.000 EUR
Vorräte 80.000 EUR
Fertigerzeugnisse (abgefüllte Fla- 40.000 EUR
schen und Fässer)
Hopfen, Gerste, Hefe, Wasser 25.000 EUR
Leergebinde 15.000 EUR
Forderungen aus Lieferungen und 60.000 EUR
Leistungen
Barmittel 20.000 EUR

Bildet man die Summe aus den einzelnen Vermögenswerten, so ergibt dies 885.000 EUR. In einem
weiteren Schritt wird nun analysiert, wie dieses Vermögen finanziert wurde, denn nur die Vermö-
genswerte alleine geben keinen Aufschluss darüber, wie „reich“ ein Unternehmen tatsächlich ist.
Im Vordergrund steht hierbei, ob das Vermögen aus eigenen oder durch fremde Mittel finanziert
wurde.

KAPITAL
Bareinlagen der Gesellschafter 525.000 EUR
Gewinn laut GuV (wurde zur Tilgung des Kredits verwendet) 140.000 EUR
Restlicher Bankkredit 170.000 EUR
Prozessrückstellungen 20.000 EUR
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 30.000 EUR
gesamtes eingesetztes Kapital 885.000 EUR

Die Rückstellung für Prozesskosten resultiert aus einem laufenden Prozess, da ein Fahrer einen
Unfall verursacht hat. Da damit gerechnet wird, dass dieser Prozess verloren werden wird und die
Brauerei somit die Kosten übernehmen muss, wird schon eine Rückstellung gebildet.
Einführung in die Betriebswirtschaft 19

Die Gegenüberstellung dieser beiden Auflistungen ergibt nun die Bilanz.

Vermögen 31.12. Kapital 31.12.


Patent 45.000 EUR Einlagen der Gesellschafter 525.000 EUR
Grundstücke und Bauten 350.000 EUR Gewinn 140.000 EUR
Technische Anlagen 330.000 EUR Bankkredit 170.000 EUR
Vorräte 80.000 EUR Rückstellungen 20.000 EUR
Forderungen aus Lieferungen 60.000 EUR Verbindlichkeiten aus Lieferungen 30.000 EUR
und Leistungen und Leistungen
Kassa 20.000 EUR
Gesamtvermögen 885.000 EUR Gesamtkapital 885.000 EUR

Hier wird den beiden nun auf einem Blick klar, wie eng GuV und Bilanz zusammenhängen. Der laut
GuV errechnete Gewinn geht nämlich über das Eigenkapital in die Bilanz ein.
Einführung in die Betriebswirtschaft 20

DIE BILANZANALYSE

Abbildung 11: Aufbau der Bilanz

4 Finanzwirtschaftliche Kennzahlen

4.1 Investitionsanalyse

Formeln zur Berechnung der Sachanlagenintensität und der Investitionsquote:

Sachanlagevermögen* 100
Sachanlagenintensität 
Gesamtvermögen

Nettoinvestitionenin Sachanlagevermögen * 100


Investitionsquote 
Sachanlagevermögen zum Periodenanfang
Einführung in die Betriebswirtschaft 21

Fallstudie: Investitionskennzahlen
Die Sachanlagenintensität zeigt, welcher Teil des Vermögens aus Sachanlagen besteht. Diese stel-
len langfristig gebundene Mittel dar, wodurch diese Kennzahl für die Bewertung eines Unterneh-
mens von großem Interesse ist. Sie setzt die Sachanlagen in Bezug zum gesamten Vermögen.

Sachanlagenintensität  Sachanlagevermögen* 100  680.000 * 100  76,84%


Gesamtvermögen 885.000

Mit über 75% handelt es sich bei der „Naturgold“ um ein sehr sachanlagenintensives Unterneh-
men. Da dies langfristig gebundenes Vermögen bedeutet, wird die Flexibilität der Brauerei einge-
schränkt.

Eine weitere interessante Kennzahl ist die Investitionsquote, die den Anteil der neuen Investitio-
nen einer Periode angibt. Diese Neuanschaffungen werden in Bezug zum Anlagevermögen am
Periodenbeginn gesetzt. Aufgrund der neuen Produktionsanlage ist mit einem hohen Wert der
„Naturgold“ zu rechnen.

Investitionsquote  Nettoinvestitionen inSachanlagevermögen* 100  100.000* 100  15,75%
Sachanlagen zum Periodenanfang 
635.00 0 

Der Wert liegt bei 15,27% und spiegelt den Expansionsdrang der „Naturgold“ wider. Die Sachanla-
gen zu Periodenbeginn können aus der Eröffnungsbilanz zum 01.01. entnommen werden und
setzen sich aus den Gebäuden, Grundstücken und technischen Anlagen zusammen.

4.2 Finanzierungsanalyse
Zur Analyse der Kapitalstruktur eines Unternehmens, d.h. der Passivseite der Bilanz, stehen als die
wichtigsten Kennzahlen die Eigenkapitalquote und die Fremdkapitalquote zur Verfügung. Sie
errechnen sich als Prozentwerte, die sich auf 100% ergänzen müssen.

Formeln zur Berechnung der Eigen- und Fremdkapitalquote:

Eigenkapital * 100
Eigenkapitalquote 
Gesamtkapital

Fremdkapital * 100
Fremdkapitalquote 
Gesamtkapital
Einführung in die Betriebswirtschaft 22

Fallstudie: Eigen- und Fremdkapitalquote


Eigenkapitalquote:

Vermögen 31.12. Kapital 31.12.

Patent 45.000 EUR Einlagen der Gesellschafter 525.000 EUR

Grundstücke und Bauten 350.000 EUR Gewinn 140.000 EUR

Technische Anlagen 330.000 EUR Bankkredit 170.000 EUR

Vorräte 80.000 EUR Rückstellungen 20.000 EUR

Forderungen aus Lieferungen 60.000 EUR Verbindlichkeiten aus Liefe- 30.000 EUR
und Leistungen rungen und Leistungen

Kassa 20.000 EUR

Gesamtvermögen 885.000 EUR Gesamtkapital 885.000 EUR

665.000* 100
Eigenkapitalquote Eigenkapital * 100  75,14%
Gesamtkapital 885.000

Es zeigt sich somit, dass die Brauerei Naturgold zu 3/4 aus Eigenmitteln finanziert ist.

Fremdkapitalquote:

Vermögen 31.12. Kapital 31.12.

Patent 45.000 EUR Einlagen der Gesellschafter 525.000 EUR

Grundstücke und Bauten 350.000 EUR Gewinn 140.000 EUR

Technische Anlagen 330.000 EUR Bankkredit 170.000 EUR

Vorräte 80.000 EUR Rückstellungen 20.000 EUR

Forderungen aus Lieferungen 60.000 EUR Verbindlichkeiten aus Lieferun- 30.000 EUR
und Leistungen gen und Leistungen

Kassa 20.000 EUR

Gesamtvermögen 885.000 EUR Gesamtkapital 885.000 EUR


Einführung in die Betriebswirtschaft 23

Fremdkapitalquote Fremdkapital * 100  220.000 * 100  24,86%


Gesamtkapital 885.000

Der Fremdkapitalanteil besteht aus dem Bankkredit, der Prozessrückstellung und den Lieferver-
bindlichkeiten und beträgt gesamt 220.000 EUR. Damit liegt der Anteil des Fremdkapitals am Ge-
samtkapital bei rund 25%.

4.3 Liquiditätsanalyse

4.3.1 Liquiditätskennzahlen

Formeln für die Berechnung der Liquiditätskennzahlen:

Zahlungsmittel * 100
Liquidität1. Grades 
kurzfristige Verbindlichkeiten

(Zahlungsmittel kurzfristige Forderungen) * 100


Liquidität2. Grades 
kurzfristige Verbindlichkeiten

(Zahlungsmittel kurzfristige Forderungen Vorräte)* 100


Liquidität3. Grades 
kurzfristige Verbindlichkeiten

Working Capital = Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten

Kurze Verbindlichkeiten haben eine kurze Verweildauer, d.h. sie müssen innerhalb maximal eines
Jahres getilgt werden.

Fallstudie: Liquiditätskennzahlen
Liquiditätskennzahlen geben Aufschluss über die Fähigkeit, kurzfristige Verbindlichkeiten durch
liquide Mittel zu decken. Bei der Liquidität 1. Grades werden die derzeit verfügbaren Zahlungsmit-
telbestände mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten verglichen.

Liquidität1.Grades  Zahlungsmittel * 100  20.000* 100 66,67%7


 30.000
kurzfristige Verbindlichkeiten

Das heißt, die „Brauerei Naturgold“ ist in der Lage, zwei Drittel ihrer kurzfristigen Verbindlichkei-
ten sofort durch ihre Zahlungsmittel abzudecken.
Einführung in die Betriebswirtschaft 24

7
Für die Werte siehe S. 22.
Einführung in die Betriebswirtschaft 25

Bei der Liquidität 2. Grades geht man davon aus, dass kurzfristige Verbindlichkeiten auch durch
kurzfristige Forderungen gedeckt werden können, da diese bald ins Unternehmen eingehen.

Liquidität2.Grades  (Zahlungsmittel kurzfristigeForderungen) * 100 


kurzfristige Verbindlichkeiten

(20.00060.000) * 100 266,67%



30.000

Durch Kassa und kurzfristige Forderungen könnte mehr als das 2,5-fache der bestehenden kurzfris-
tigen Verbindlichkeiten gedeckt werden.

Da jedoch teilweise auch davon ausgegangen wird, dass Vorräte innerhalb kurzer Zeit in liquide
Mittel umgesetzt werden könnten, rechnet man diese bei der Liquidität 3. Grades hinzu. Es wird
somit das kurzfristige Vermögen der „Naturgold“ in Bezug zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten
gesetzt.

Liquidität3.Grades  (Zahlungsmittel kurzfristige Forderungen Vorräte) * 100 


kurzfristige Verbindlichkeiten

(20.00060.00080.000) * 100 533,33%



30.000

Auch diese Kennzahl bestätigt die gute Liquidität der „Brauerei Naturgold“, welche sich keinerlei
Zahlungsschwierigkeiten am Ende der Geschäftsperiode gegenüber sehen muss.

4.3.2 Berechnung der Liquidität mittels Cash Flow

Bei der Cash Flow-Berechnung wird der gesamte Zahlungsmittelfluss in drei Bereiche gegliedert:

1. Cash Flow aus der laufenden (operativen) Geschäftstätigkeit


2. Cash Flow aus der Investitionstätigkeit
3. Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit

Der Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit wird üblicherweise indirekt über die Werte
des Jahresabschlusses berechnet. Dabei wird nach folgendem Schema vorgegangen:
Einführung in die Betriebswirtschaft 26

Jahresüberschuss nach Steuern

+ nicht-zahlungswirksame Aufwendungen aus dem operativen Geschäft

- nicht-zahlungswirksame Erträge aus dem operativen Geschäft

CF aus dem Ergebnis

-/+ Zunahme/Abnahme der kurzfristigen Aktiva


CF aus der Veränderung des Working
+/- Zunahme/Abnahme der kurzfristigen Passiva Capitals

CF aus der laufenden Geschäftstätigkeit

Nicht-zahlungswirksamen Aufwendungen: bspw. Abschreibungen und die Bildung/Zuweisung zu


Rückstellungen.

Nicht-zahlungswirksamen Erträge: bspw. Zuschreibungen zum Anlagevermögen, Verminderung


(Auflösung) von langfristigen Rückstellungen.

Cash Flow aus der Veränderung des Working Capitals: zeigt wie Kapital kurzfristig in Form von
Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten gebunden bzw. aufgebracht werden kann.
Eine Zunahme der Aktiva (z.B. der Kauf von Rohstoffen, die auf Lager gelegt werden) bindet Kapital
und der Cash Flow wird reduziert. Werden die Aktiva hingegen vermindert (z.B. Kunden bezahlen
bestehende Forderungen) werden Mittel freigesetzt und die Liquidität des Unternehmens steigt.
Mit den kurzfristigen Passiva (kurzfristige Verbindlichkeiten) verhält es sich genau seitenverkehrt
zu den Aktiva. Werden Lieferverbindlichkeiten eingegangen, kommt es zu einer Kapitalaufbringung
und der Cash Flow steigt. Werden diese Verbindlichkeiten bezahlt, das heißt die Passiva verringern
sich, nimmt der Cash Flow in gleichem Maße ab.

Der Cash Flow aus der Investitionstätigkeit berechnet sich direkt, indem die Auszahlungen für In-
vestitionen von den Einzahlungen abgezogen werden.

- Auszahlungen für Investitionen

+ Einzahlungen aus Desinvestitionen

CF aus der Investitionstätigkeit

Zu den Auszahlungen zählen die Anschaffung von Sachanlagen sowie immateriellem Vermögen.
Die Einzahlungen erfolgen aufgrund von Abgängen (d.h. Verkauf) von Sachanlagen und immateri-
ellen Vermögensgegenständen.

Der Cash Flow aus der Finanzierungstätigkeit umfasst Geldflüsse aus der Aufnahme und Tilgung
von Krediten, aus der Beschaffung und Rückzahlung von Eigenkapital sowie Dividendenzahlungen.
Einführung in die Betriebswirtschaft 27

+ Kredit- und Eigenkapitalaufnahmen

- Kredit- und Eigenkapitalrückzahlungen

CF aus der Finanzierungstätigkeit

Die Summe der drei Cash Flows ergibt den Zahlungsmittelüberschuss bzw. –fehlbetrag der Perio-
de.

Cash Flow aus der laufenden Geschäftstätigkeit (CF I)

+/- Cash Flow aus der Investitionstätigkeit (CF II)

+/- Cash Flow aus der Finanzierungtätigkeit (CF III)

Zahlungsmittelüberschuss/-fehlbetrag

Fallstudie: Cash Flow


Als sie bei der nächsten Feier gemeinsam in einer größeren Runde sitzen, fragt ein Mitarbeiter
einmal nach, „ob das Ergebnis des Gewinns nicht durch gewisse Aufwendungen wie z.B. die Ab-
schreibung deutlich verzerrt wird. Diese wirkt ja so, als ob sie eine Auszahlung wäre, obwohl ja gar
kein Geld hinaus fließt?“

Völlig überrascht bzw. überrumpelt von der berechtigten Frage des Mitarbeiters wissen die Gesell-
schafter im ersten Moment keine adäquate Antwort. Sie versichern aber, dass sie gleich morgen
früh mit der Freundin von Herrn Gerstinger darüber sprechen würden.

Diese bestätigt den Einwand des Mitarbeiters, erklärt jedoch auch, dass es sich bei der G&V um
kein Instrument zu Messung der Liquidität eines Unternehmens handelt. Dafür gebe es den Cash
Flow. Dieser misst die wirklichen Zahlungsströme eines Unternehmens innerhalb eines gewissen
Zeitraums (auch z.B. quartalsweise, monatlich).

Da es auch für die „Brauerei Naturgold“ von Interesse ist, wie es um die Liquidität bestellt ist, be-
schließen sie, eine Cash Flow Rechnung durchzuführen. Sie gehen dabei vom Gewinn der G&V aus
und rechnen alle nicht zahlungswirksamen Aufwendungen bzw. Erträge heraus. Sie benötigen
dafür auch die Eröffnungsbilanz vom Anfang des Geschäftsjahres, um die Veränderung gewisser
Positionen zu berechnen.
Einführung in die Betriebswirtschaft 28

Vermögen 01.01. Kapital 01.01.

Patent 45.000 EUR Einlagen der Gesellschafter 525.000 EUR

Grundstücke und Bauten 370.000 EUR Bankkredit 310.000 EUR

Technische Anlagen 285.000 EUR

Kassa 135.000 EUR

Gesamtvermögen 835.000 EUR Gesamtkapital 835.000 EUR

Es ergibt sich folgendes Bild (Hinweis: keine Berücksichtigung der Steuern):

Jahresüberschuss 140.000 EUR

Abschreibung +75.000 EUR

Veränderung der Vorräte zum Vorjahr -80.000 EUR

Zunahme Lieferforderungen -60.000 EUR

Dotierung (Zunahme) Rückstellung +20.000 EUR

Zunahme Lieferverbindlichkeiten +30.000 EUR

Cash Flow aus dem operativen Geschäft 125.000 EUR

Auch die Investition in die neue Produktionsanlage stellt einen Abfluss von Geld dar. In der Buch-
haltung wird dies mittels Abschreibung auf die Nutzungsdauer verteilt. Da die Anlage jedoch gleich
bezahlt wurde, fehlt das Geld in der Geschäftsperiode der Anschaffung.

Produktionsanlage -100.000 EUR

Cash Flow aus der Investitionstätigkeit -100.000 EUR

Der Bankkredit wird in der GuV Rechnung nur in Form der Zinsen berücksichtigt. Wenn dieser je-
doch getilgt wird, fließt Geld aus dem Unternehmen. Dies wird beim Cash Flow aus der Finanzie-
rung berücksichtigt.

Tilgung Bankkredit -140.000 EUR

Cash Flow aus der Finanzierung -140.000 EUR

Um den Gesamtbedarf bzw. Überschuss an liquiden Mitteln zu berechnen, summiert man die Er-
gebnisse der einzelnen Cash Flows.
Einführung in die Betriebswirtschaft 29

CF I 125.000 EUR

CF II -100.000 EUR

CF III -140.000 EUR

Zahlungsmittelüberschuss/-fehlbetrag -115.000 EUR

Es zeigt sich, dass im letzten Geschäftsjahr deutlich mehr Mittel abgeflossen als zugeflossen sind
und es somit zu einem Zahlungsmittelfehlbetrag gekommen ist. Dies ist auch auf die notwendigen
Investitionen zurückzuführen, die im letzten Jahr getätigt wurden. Der Fehlbetrag ist genau jener
Wert, um den die Kassa im letzten Jahr zurückgegangen ist (135.000 am 01.01. auf 20.000 EUR am
31.12.).

5 Erfolgswirtschaftliche Kennzahlen

5.1 Rentabilitätsanalyse
Rentabilitätskennzahlen werden gebildet, indem eine Ergebnisgröße (z.B. Gewinn, Jahresüber-
schuss) in Relation zu einer Kapital- oder Vermögensgröße (Einflussgröße) betrachtet wird. Als
Bezugsgröße kommen das Eigen- oder Gesamtkapital sowie der Umsatz in Betracht.

Grundformel zur Berechnung von Rentabilitäten:

Ergebnisgröße * 100
Rentabilität 
Einflussgröße

Die Rentabilitäten werden mit folgenden Formeln berechnet:

Gewinn* 100
Eigenkapitalrentabili tät 
Eigenkapital

(Gewinn  Fremdkapitalzinsen)* 100


Gesamtkapitalrentabil ität 
Eigenkapital Fremdkapital

Gewinn* 100
Umsatzrentabilität 
Umsatz

Üblicherweise werden Gewinngrößen vor Steuern verwendet, damit Unternehmen mit verschie-
denen Rechtsformen verglichen werden können.

Im angloamerikanischen Raum werden die Bezeichnungen Return on Equity (ROE) für die Eigenka-
pitalrentabilität, Return on Capital (ROC) für die Gesamtkapitalrentabilität und Return on Sales
(ROS) für die Umsatzrentabilität verwendet.
Einführung in die Betriebswirtschaft 30

Fallstudie: Wie rentabel ist die „Naturgold“?


Eigenkapitalrentabilität

Um sich nun endgültig Gewissheit darüber zu verschaffen, wie erfolgreich die eingesetzten Mittel
in der „Brauerei Naturgold“ wirklich veranlagt wurden, muss der erwirtschaftete Gewinn in Bezug
zum eingesetzten Kapital gesetzt werden.

„Brauerei Naturgold“ Konkurrenzunternehmen

Gewinn: 140.000 EUR Gewinn: 250.000 EUR

Eigenkapital: 525.000 EUR Einlage + 140.000 Eigenkapital: 2.200.000 EUR


EUR Gewinn

Eigenkapitalrentabilität: 21,05% Eigenkapitalrentabilität: 11,36%

Es zeigt sich somit, dass mit dem eingesetzten Eigenkapital in der Höhe von 665.000 EUR innerhalb
eines Jahres ein Gewinn von 140.000 EUR erwirtschaftet wurde. Dies entspricht einer Verzinsung
von 21,05%. Bei der Konkurrenz ist im Vergleichszeitraum das Geld mit 11,36% verzinst worden.

Gesamtkapitalrentabilität

Herr Gerstinger meint jedoch, dass es auch von Interesse wäre zu wissen, wie hoch die Verzinsung
des gesamten eingesetzten Kapitals sei, da sie ja nicht nur Eigenkapital verwendet haben. Dazu
stellen sie den Gewinn inklusive Fremdkapitalzinsen dem Gesamtkapital gegenüber (Eigen- und
Fremdkapital).

(140.00025.000)* 100
Gesamtkapitalrentabil ität  18,64%
885.000

Das eingesetzte Kapital wurde somit in der letzten Periode mit 18,64% verzinst. Aufgrund der er-
freulichen Kennzahlen entschließen sich die beiden, zum einjährigen Bestehen des Unternehmens
Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter zu einem zweiten Fest einzuladen, um den Erfolg zu feiern
und natürlich auch ein bisschen Eigenwerbung zu betreiben.

Umsatzrentabilität

Da Herr Hopfinger und Herr Gerstinger wissen, dass nur rentables Umsatzwachstum sinnvoll ist,
möchten sie wissen, wie viel Prozent vom Umsatz als Gewinn übrig bleiben. Die Umsatzrentabilität
zeigt, wie hoch jener Anteil an Aufwendungen ist, die direkt vom Erlös abgezogen werden, bzw.
was danach noch als Gewinn bleibt.

140.000* 100
Umsatzrentabilität  Gewinn * 100  1,83%
Umsatz 7.656.000
Einführung in die Betriebswirtschaft 30

Es bleibt somit ein 1,83%-iger Anteil des Umsatzes als Gewinn im Unternehmen.

LITERATURVERZEICHNIS UND
WEITERFÜHRENDE LITERATUR

Colbe, Walther B. von (2002): Betriebswirtschaft für Führungskräfte, 2. Auflage, Stuttgart.

Kreidl, Ch. (2006): Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre, Wien.

Kreuzer, Ch. (2007): BWL kompakt – Die 100 wichtigsten Themen der Betriebswirtschaft für Prakti-
ker, 2. Auflage, Wien.

Schauer, R. (2006): Betriebswirtschaftslehre – Grundlagen, Wien.

Seicht, G. (2001): Moderne Kosten- und Leistungsrechnung – Grundlagen und praktische Gestal-
tung, 11. Auflage, Wien.

Wöhe, G. (2005): Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 22. Auflage, München.

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