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Mathematische Methoden der

Elektrotechnik
WS 2021/22

Teil 2: Integraltransformationen (Fourier-Transformation)

Zeitbereich Frequenzbereich
[Q1]
f(t) F(ω)

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 1


Inhalte:

1. Grundlagen zu Integral-Transformationen
a) Was ist bzw. versteht man unter einer Integraltransformation?
b) Wofür benötigt man Integraltransformationen?

2. Fourier-Transformation
a) Übergang von Fourier-Reihe zum Fourier-Integral
b) Fourier-Transformation und Inverse Fourier-Transformation
c) Eigenschaften des Fourier-Integrals (reelle Form des Fourier-Integrals)
d) Rechenübungen zur Fourier-Transformation
e) Parseval Gleichung

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Ergänzung zu Fourier-Reihen

Fourier-Reihe v. zeitabhängigen periodischen Funktionen

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Komplexe Fourier-Reihe

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1. Integraltransformationen
(a) Was ist bzw. versteht man unter einer Integraltransformation?
Wesentlich für Integraltransformationen ist der Integralkern k(t,s), welcher eine Funktion
von der Zielvariablen (s) und der Zeitvariablen (t) ist.
Durch Multiplikation des Signals f(t) mit dem Integralkern und anschließender Integration
über den Grundraum D (Definitionsmenge) im Zeitbereich wird die sogenannte Bildfunktion
F(s) im Bildbereich gebildet:

Allgemein lässt sich eine Integraltransformation durch einen linearen Integraloperator 𝓐


beschreiben. Durch die „Anwendung“ des Integraloperators auf die Funktion f(t) erhält man
die transformierte Funktion 𝓐{f(t]}. Dies bezeichnet man als Integraltransformation.

𝓐{𝑓 𝑡 } = ‫𝑡 𝑘 ׬‬, 𝑠 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = F(s)


D
𝓐 … Integraloperator f(t) … Originalfunktion (Signal) f: D → ℂ
k(t,s) … Kern des Integraloperators 𝓐 D … Grundraum (Definitionsmenge, Integrationsbereich)
s … Zielvariable F(s) … Bildfunktion

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Der Integraloperator ist linear (da Integrale bezüglich des Integranden linear sind).
(für zwei Skalare α und β und zwei Funktionen f(t) und g(t) )

𝓐{α · 𝑓 𝑡 + β · 𝑔 𝑡 } = ‫𝑡 𝑘 ׬‬, 𝑠 · (α · 𝑓 𝑡 + β · 𝑔 𝑡 )𝑑𝑡 =


D
= α · ‫𝑡 𝑘 ׬‬, 𝑠 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 + β · ‫𝑡 𝑘 ׬‬, 𝑠 · 𝑔 𝑡 𝑑𝑡 = α · 𝓐 𝑓 𝑡 + β · 𝓐{𝑔 𝑡 }
D D

Um von einer Transformation sprechen zu können muss auch gewährleistet sein,


dass die Transformation wieder rückgängig gemacht werden kann.
Das bedeutet, dass zum Operator 𝒜: V → 𝑊 auch eine Umkehrabbildung 𝒜 −1 : W → 𝑉
existiert mit der Eigenschaft 𝒜−1 𝒜 = I = 𝒜 𝒜 −1 , wobei I die Identität ist.
Diese Umkehrabbildung nennt sich Inverse-Transformation (Rücktransformation).

Integraltransformation Inverse-Integraltransformation

𝓐{𝑓 𝑡 } = F(s) 𝑓 𝑡 = 𝓐−𝟏 {F(s)}


f(t) … Originalfunktion F(s) … Bildfunktion
V … Originalbereich W … Bildbereich
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Allgemeine Form einer Integraltansformation:

F(s) = 𝓐{𝑓 𝑡 } = ‫𝑡 𝑘 ׬‬, 𝑠 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡


D
Integraltransformation
f(t) … Originalfunktion F(s) … Bildfunktion

Inverse-Integraltransformation

𝓐{𝑓 𝑡 } = F(s) 𝑓 𝑡 = 𝓐−𝟏 {F(s)}

Beispiele von Integraltransformationen:


Laplace-Transformation: 𝐹 𝑠 = 𝓛 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑠𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡


0

Fourier-Transformation: 𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡


−∞
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Es existieren eine Vielzahl von unterschiedlichen Integral-Transformationen welche in der
Naturwissenschaft und Technik Anwendungen finden. In der Tabelle finden Sie einige Beispiele
von Integral-Transformationen.

K … Integralkern
K-1 … inversen Integralkern
Ω (D)… Integrationsbereich

[Q3]
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(b) Wofür benötigt man Integraltransformationen ?

Integraltransformationen als mathematische Methode sind kaum mehr aus einem


technischen bzw. naturwissenschaftlichen Anwendungsfall wegzudenken.

Insbesondere die von Fourier entwickelte Fourier-Transformation zur Spektral-Analyse


von Signalen und die von Laplace entwickelte Laplace-Transformation spielen ein zentrale
Rolle in der Technik und der Naturwissenschaft.

• Integraltransformationen werden eingesetzt um mathematische Probleme


umzuformulieren, in der Hoffnung, sie dadurch zu vereinfachen. Damit können z.B.
komplizierte Differential- oder Integralgleichungen vereinfacht und gelöst werden.
• Sie spielen auch in der Signalverarbeitung eine wesentliche Rolle und dienen der
besseren Handhabe und Analyse des Informationsgehaltes eines Signals.
• Sie bilden die Grundlage für die moderne Computertomographie (Radon-
Transformation)

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Lösungsprinzip von „komplizierten“ Gleichungen mit Hilfe von Integraltransformationen:

(1) (4)
Aufgabe Lösung V … Originalbereich

Rücktransformation
Transformation

𝑇𝑟𝑎𝑛𝑠𝑓𝑜𝑟𝑚𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 Rücktransformation

(2) (3)
transformierte transformierte
Aufgabe Lösung W … Bildbereich

• Aufgabenlösung im Originalbereich V (1)→(4) … oft schwierig bzw. sehr aufwendig.

• Aufgabe wird in den Bildbereich W transformiert (1)→(2) … dies führt oft zu


vereinfachten Gleichungen. Diese können dann im Bildbereich W gelöst werden (2)→(3).
Dann erfolgt die Rücktransformation der Lösung in den Originalbereich V (3)→(4).
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2. Fourier-Transformation
(a) Übergang von der Fourier-Reihe zum Fourier-Integral

• Periodische Funktionen welche die Dirichletbedingungen erfüllen können


in eine Fourier-Reihe geschrieben bzw. als Fourier-Reihe darstellt werden.
• Die Reihe der Fourier- Koeffizienten An (an,bn) kann als Amplituden-
Spektrum interpretiert werden.
• Mit zunehmender Periodenlänge wird das entsprechende Amplituden-
Spektrum immer dichter.
Porträt von J. Fourier, siehe [Q4]

Frage:
Was geschieht mit der Fourier-Reihe wenn die Periode unendlich groß wird?

Antwort:
Betrachtet man eine periodische Funktion mit einer unendlich großen Periode (Zeitspanne) hat
man dagegen einen nicht-periodischen Signalverlauf vorliegen (z. B. Spannungsverlauf aus
Kondensatorentladung). Diesen kann man unter Umständen als Überlagerung von Sinus- und
Kosinus-Schwingungen auffassen. Allerdings geht man hier zu einem kontinuierlichen
Spektrum über. Dieser Übergang wird durch die Fourier-Transformation berechnet.
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Amplituden-Spektrum ak
a) Periodische Funktion f (x)

b) Periodische Funktion f (x) bei Vergrößerung der Periode

c) Nichtperiodische Funktion f (x) - Impuls

• Die Breite des Wellenzuges bleibt unverändert !

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(Amplituden–Spektrum wird dichter)

• i
• i
(ohne Beweis)

(Fourier-Reihe) (komplexes Fourier-Integral)

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• Die Funktion F(ω) heißt Spektralfunktion (Bildfunktion) und berechnet sich mit:

Wichtig: Ist die Zeitfunktion f(t) absolut integrierbar, d.h. es gilt


so existiert die zugehörige Spektralfunktion F(ω).

Für eine absolut integrierbare Zeitfunktion f(t) existiert die folgende Darstellung als Fourier-
Integral (komplexes Fourier-Integral)

(Integration erfolgt über das


kontinuierliche Schwingungsspektrum)

• Auch eine nichtperiodische Funktion f(t) lässt sich in harmonische Schwingungen darstellen.
• Anstelle einer Fourier-Reihe erhält man das Fourier-Integral.
• Im Gegensatz zu einer periodischen Funktion, bei der nur ganzzahlige Vielfache einer
Grundkreisfrequenz ω0 auftreten können, existiert hier ein kontinuierliches Schwingungsspektrum,
dessen spektrale Verteilung durch die Spektralfunktion F(ω) beschrieben wird.
• Die Zeitfunktion f(t) ergibt sich dabei als Integral über das kontinuierliche Schwingungsspektrum.
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(b) Fourier-Transformation und Inverse- Fourier-Transformation:

𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
−∞

Diese Zuordnung heißt Fourier-Transformation. Durch diese Gleichung wird einer bestimmten Klasse von
Zeitfunktionen f(t), für welche das uneigentliche Integral konvergiert, eine Spektralfunktion (Bild-
funktion) F(ω) zugeordnet. Es wird dadurch eine Zeitfunktion f(t) in eine Bildfunktion F(ω) transformiert.

Da F(ω) durch Fouriertransformation aus der Zeitfunktion f (t) erhalten wird, heißt
F(ω) auch Fouriertransformierte der Funktion f (t) . Dieser Zusammenhang wird symbolisch
ausgedrückt durch 𝐹 ω = ℱ {𝑓 𝑡 } = ℱ 𝑓 𝑡 .

Die Originalfunktion f(t) geht durch die Fouriertransformation in die Bildfunktion F(ω) über.

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Bemerkungen zur Fourier-Transformation:
• Wenn die Zeitfunktionen f (t) absolut integrierbar und stückweise stetig sind dann existiert die
zugehörige Spektralfunktion F(ω).
• Die Menge der Originalfunktionen f(t), für welche die zugehörige Spektralfunktion F(ω) existiert,
heißt Originalraum.
• Die Menge der Bildfunktionen F(ω) heißt Bildraum der Fouriertransformation.

Inverse-Fourier-Transformation:
Die Umkehrung der Fourier-Transformation (Inverse Fourier-Transformation) lautet:

1
𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω = න 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω
2𝜋
−∞

Die Zeitfunktion f(t) erhält man durch die Inverse-Fourier-Transformation aus F(ω), symbolisch
ausgedrückt durch 𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω .

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Fourier-Transformation:

[Q1]
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡)

Zeitbereich 𝓕 Frequenzbereich
f(t) F(ω)

Inverse Fourier-Transformation:

𝑓(𝑡) = 𝓕−𝟏 𝐹 ω

[Q2]

Frequenzbereich Zeitbereich
F(ω) 𝓕−𝟏 f(t)
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Beispiele: 𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡


−∞
Beispiel 1: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = δ(t)
∞ ∞
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · δ(t) dt = 𝑒 0 = 1
f(t) = δ(t) 𝐹 ω =1

Zeitbereich Frequenzbereich
f(t) F(ω)

Rücktransformation: Die Spektralfunktion ist F(ω) = 1; man ermittle die zugehörige Zeitfunktion f(t)
durch Anwendung der Inversen-Fourier-Transformation:
1 ∞ 1 ∞
𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω = ‫׬‬ 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω = ‫׬‬ 𝑒 𝑗𝜔𝑡 𝑑ω = δ(t)
2𝜋 −∞ 2𝜋 −∞
1 ∞ 𝑘−𝑘 ′ 𝑥
Hinweis allgemein gilt: ‫׬‬ 𝑒𝑗 𝑑𝑥 = δ(𝑘 − 𝑘′)
2𝜋 −∞

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Aufgabe: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = δ(t-T)
∞ ∞
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · δ(t−T) dt = 𝑒 −𝑗𝜔𝑇

Beispiel 2: Die Spektralfunktion F(ω)= δ(ω − ω0) ist gegeben man ermittle die zugehörige
Zeitfunktion f(t) durch Anwendung der Inversen-Fourier-Transformation:

1 ∞ 1 ∞ 1 𝑗𝜔 𝑡
𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω = ‫׬‬ 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω = ‫׬‬ 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · δ(ω − ω0) 𝑑ω = 𝑒 0
2𝜋 −∞ 2𝜋 −∞ 2𝜋

Aufgabe: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = σ(t + T) - σ(t - T) , mit T>0

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Die Linearität der Fourier-Transformation führt zum Additionssatz:
∞ ∞
𝓕{α · 𝑓 𝑡 + β · 𝑔 𝑡 } = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · [α · 𝑓 𝑡 + β · 𝑔 𝑡 ] 𝑑𝑡 = α · ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 +

+ β · ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑔 𝑡 𝑑𝑡 = α · 𝓕 𝑓 𝑡 +β·𝓕 𝑔 𝑡 = α · 𝐹(ω) + β · 𝐺(ω)

𝓕{α · 𝑓 𝑡 + β · 𝑔 𝑡 } = α · 𝓕 𝑓 𝑡 +β·𝓕 𝑔 𝑡 = α · 𝐹(ω) + β · 𝐺(ω)

Beispiel 3: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = δ(t+T) + δ(t-T)
∞ ∞
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · ( δ(t+T) + δ(t−T)) dt =
∞ ∞
= ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · δ(t+T) dt + ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · δ(t−T) dt = 𝑒 𝑗𝜔𝑇 + 𝑒 −𝑗𝜔𝑇 = 2 cos(ωT)

Aufgabe: Die Spektralfunktion ist F(ω) = δ(ω + ω0) + δ(ω − ω0); man ermittle die zugehörige
Zeitfunktion f(t) durch Anwendung der Inversen-Fourier-Transformation:

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(c) Eigenschaften des Fourier-Integrals:
Die Untersuchung des Fourier-Integrals zeigt, dass mehrere Analogien zur Fourier-Reihe existieren.

Die Spektralfunktion (Bildfunktion) F(ω) ist im Allgemeinen eine komplexwertige Funktion. Sie wird
auch als komplexe Amplitudendichte bezeichnet, und kann sie in einen Realteil Re F(ω) und in
einen Imaginärteil Im F(ω) zerlegt und in Komponentenform angegeben werden.

Satz 1 (Theorem):
Ist f(t) eine reellwertige Funktion, so ist der Realteil der zugehörigen Spektralfunktion
F(ω) eine gerade, der Imaginärteil eine ungerade Funktion der Kreisfrequenz ω.

Beweis: Mit 𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
∞ ∞
−∞
= න cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 − 𝑗 න sin(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 und daraus, da f(t) reellwertig ist:
−∞ −∞
∞ ∞

𝑅𝑒 𝐹 ω = න cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 𝐼𝑚 𝐹 ω = − න sin(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
−∞ −∞
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ersetzt man die Variable ω durch – ω

Re F(ω) … gerade Funktion

Im F(ω) … ungerade Funktion

Hinweis: cos(ωt) ist eine gerade und sin(ωt) ist eine ungerade Funktion!

Aus der Umkehr-Transformation (für f(t) eine reellwertige Funktion) folgt:

Mit und

1
𝑓 𝑡 = ℱ −1 𝐹 ω = න 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω =
2𝜋
−∞

0, da f(t) reellwertig ist


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𝑗
න [ 𝑅𝑒 𝐹 ω sin 𝜔𝑡 + 𝐼𝑚 𝐹 ω cos 𝜔𝑡 ] 𝑑ω = 0 es muss ich um eine ungerade Funktion handeln
2𝜋
−∞
∞ ∞
1 1
𝑓 𝑡 = න [ 𝑅𝑒 𝐹 ω cos 𝜔𝑡 − 𝐼𝑚 𝐹 ω sin 𝜔𝑡 ] 𝑑ω = න [ 𝑅𝑒 𝐹 ω cos 𝜔𝑡 − 𝐼𝑚 𝐹 ω sin 𝜔𝑡 ] 𝑑ω
2𝜋 𝜋
−∞ 0

gerade Funktion

Die reelle Form des Fourier-Integrals:



1
𝑓 𝑡 = න [ 𝑅𝑒 𝐹 ω cos 𝜔𝑡 − 𝐼𝑚 𝐹 ω sin 𝜔𝑡 ] 𝑑ω
𝜋
0

• Ist f (t) eine gerade Funktion, so ist der Imaginärteil der Spektralfunktion Null Im F(ω) = 0

𝐼𝑚 𝐹 ω = − න sin 𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = 0 dadurch findet man für das reelle Fourier-Integral


−∞

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Ist die Zeitfunktion f (t) eine gerade Funktion, so findet man für das reelle Fourier-Integral
∞ ∞
1
𝑓 𝑡 = න 𝑅𝑒 𝐹 ω cos 𝜔𝑡 𝑑ω 𝑅𝑒 𝐹 ω = 2 න cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
𝜋
0 0

Ist die Zeitfunktion f (t) eine ungerade Funktion, so ist der Realteil der Spektralfunktion Null Re F(ω) = 0


𝑅𝑒 𝐹 ω = ‫׬‬−∞ cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = 0 so findet man für das reelle Fourier-Integral

∞ ∞
1
𝑓 𝑡 = − න 𝐼𝑚 𝐹 ω sin 𝜔𝑡 𝑑ω 𝐼𝑚 𝐹 ω = −2 න sin(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
𝜋
0 0

Deutliche Analogie zu den Fourier Reihen:


• Das Fourier-Integral einer geraden nichtperiodischen Zeitfunktion ist ein Integral über ein
kontinuierliches Spektrum von Kosinusschwingungen.
• Das Fourier-Integral einer ungeraden nichtperiodischen Zeitfunktion ein Integral über ein
kontinuierliches Spektrum von Sinusschwingungen.

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Überblick zur Fourier-Transformation

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Hinweis: Dies wird auch Fourier-Kosinus-Transformation genannt !

Hinweis: Dies wird auch Fourier-Sinus-Transformation genannt !

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Aufgabe:
Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = -a [σ(t + T) - σ(t )] + a [σ(t ) - σ(t-T)]

Beispiel 4: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) =1



𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 1 𝑑𝑡 = 2π · δ(−𝜔) = 2π · δ(𝜔)

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Weitere wichtige Eigenschaften der Fourier-Transformation:
Faltungssatz:
Im Allgemeinen gilt: 𝓕 𝑓 𝑡 · 𝑔(𝑡) ≠ 𝐹(ω) · 𝐺(ω)

Faltung: Die Faltung 𝑓 ∗ 𝑔 𝑡 zweier Funktionen f(t) und g(t) ist definiert durch:

𝑓 ∗ 𝑔 𝑡 = ‫׬‬−∞ 𝑓 𝑡 − τ · 𝑔 τ 𝑑τ

Faltungsformel: 𝓕 𝑓∗𝑔 𝑡 =𝓕 𝑓 𝑡 ·𝓕 𝑔 𝑡 = 𝐹(ω) · 𝐺(ω)

Das Faltungsprodukt f * g zweier Originalfunktionen f und g geht bei einer Fourier-


Transformation über in das Produkt der zugehörigen Bildfunktionen F(ω) und G(ω).
Verschiebungssatz:
Hat die Originalfunktionen f(t) die Fouriertransformierte F(ω), so kann die Bildfunktion
der verschobenen Funktion f(t-T) sofort ermittelt werden.

𝓕 𝑓 𝑡−𝑇 = 𝑒 −𝑗𝜔𝑇 · 𝐹(ω)

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Ähnlichkeitssatz:
Hat die Originalfunktionen f(t) die Fouriertransformierte F(ω), und ist a>0, so kann die
Bildfunktion von g(t) = f(a·t) sofort ermittelt werden.

1 𝜔
𝐺 ω =𝓕 𝑔 𝑡 = 𝓕 𝑓 a·𝑡 = ·𝐹( )
𝑎 𝑎

Differentiationssatz:

Hat die k-te Ableitung f(k)(t) einer Originalfunktion f(t), deren Bildfunktion F(ω) sei,
wieder eine Fouriertransformierte, so gilt:

𝑘
𝓕𝑓 𝑡 = jk ω𝑘 F(ω)

Die Ableitung im Originalbereich geht also in eine einfache Multiplikation der Bildfunktion F(ω)
mit dem Faktor (jω)k über.

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Multiplikationssatz:

Falls die mit einer natürlichen Potenz tk im gewöhnlichen Sinne multiplizierte


Originalfunktion f(t), deren Bildfunktion F(ω) sei, wieder eine Fouriertransformierte hat
so gilt:

𝓕 𝑡𝑘 · 𝑓 𝑡 = jk F(k) (ω)

Zusammenfassung einiger wichtiger Korrespondenzen zwischen Rechenoperationen bei der


Fourier-Transformation (α,β sind komplexe Zahlen, a>0, T reell, k= 1,2,…)

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(d) Rechenübungen zur Fourier-Transformation
Beispiel 5:
Man berechne die Spektralfunktion
F(ω) der Zeitfunktion f(t)

0
Für die Zerlegung der Spektralfunktion F(ω) in Real- und Imaginärteil folgt:

Man erkennt, dass der Realteil der Spektralfunktion F(ω) eine gerade,
der Imaginärteil eine ungerade Funktion der Kreisfrequenz ω ist.

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 33


Beispiel 6: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = 𝑒 − 𝑡


𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = ‫׬‬−∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓(𝑡) 𝑑𝑡 =

𝐹 ω
Beispiel 7:
Verwenden Sie den Ähnlichkeitssatz um die
f(t) symmetrisch abfallender
Fouriertransformierte der Funktion g(t) = 𝑒 −𝑎 𝑡
Impuls
zu bestimmen mit a>0. f(t)
𝑡, ω

1 𝜔
𝐺 ω =𝓕 𝑔 𝑡 = 𝓕 𝑓 a·𝑡 = ·𝐹( )
𝑎 𝑎

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 34


Beispiel 8: Gegeben sei die Spektralfunktion
Man berechne die zugehörige Zeitfunktion f(t).

Die Spektralfunktion F(ω) ist reellwertig. Die


zugehörige Zeitfunktion ist daher eine gerade
Funktion der Variablen t und es folgt mit

Für t = 0 ist die Zeitfunktion f(t) nicht definiert!


Mit der Regel von L’Hospital erhält man den
Grenzwert

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 35


Beispiel 9: Gegeben sei die Spektralfunktion
Man berechne die zugehörige Zeitfunktion f(t).

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 36


Ergänzungen zur Fourier-Transformation
Amplitudenspektrum:

• Fourier Reihe: Diskretes Frequenzspektrum einer periodischen Funktion


• Fourier Integral: Kontinuierliches Frequenzspektrum einer beliebigen Funktion
• Frequenzspektrum: Gibt an mit welcher Amplitude die entsprechende Frequenz vertreten ist.

Spektrale Amplitudendichte:

Unter der Spektralen Amplitudendichte (auch Amplitudenspektrum genannt) versteht man die
Funktion A(ω) = |F(ω)|.

Die Funktionen A(ω) ist als reelle Funktionen prinzipiell grafisch darstellbar, für die
Spektralfunktion F(ω) selbst ist dies nur möglich wenn sie reell ist.

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 37


Anwendungsbeispiele f(t)
Beispiel: Rechteckfunktion
Gesucht: F(ω), A(ω):

F(ω) A(ω)

Spektralfunktion F(ω) Spektrale Amplitudendichte A(ω)

Abbildungen für T=1

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 38


f(t)
Aufgabe: Dreiecksfunktion

Gesucht: F(ω):

1 Möglichkeit: Berechnung direkt 2 Möglichkeit: f(t) ist eine grade Funktion

Spektralfunktion F(ω)

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 39


Weitere Beispiele von Zeitfunktionen f(t) und die entsprechenden Spektralfunktionen F(ω)

Siehe [Q8]

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 40


Siehe [Q8]
Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 41
Das Phasenspektrum: (φ(ω) = 𝛷(ω))

Unter der Spektralen Phasendichte (auch Phasenspektrum genannt) versteht man die
Funktion φ(ω) = arg(F(ω)).

Die Funktion φ(ω) ist als reelle Funktionen prinzipiell grafisch darstellbar, für die
Spektralfunktion F(ω) selbst ist dies nur möglich wenn sie reell ist.

(e) Parseval Gleichung

Ist f(t) absolut integrierbar, so existiert 𝐹(ω) = ℱ{𝑓(𝑡)} für alle ω ∈ ℝ. 𝐹(ω) ist beschränkt
und stetig auf ℝ, und es gilt die Parseval-Gleichung:

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 42


Abbildungsverzeichnis:
Für die Erstellung der Unterlagen wurden einige Abbildungen bzw. begriffliche Erklärungen aus Büchern und Vorlesungsunterlagen von anderen
Hochschulen bzw. von entsprechenden Quellen aus dem Internet übernommen. Beiliegend finden Sie die entsprechenden Quellenangaben.

[Q1] https://leightonzhang.com/2016/11/08/nyquist-shannon-sampling-theory/
[Q2] https://www.quora.com/What-is-the-meaning-of-certain-value-at-Fourier-Transform
[Q3] https://de.wikipedia.org/wiki/Integraloperator
[Q4] https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Fourier
[Q5] Entnommen aus dem Buch M. Drmota, B. Gittenberger, G.Karigl, A. Panholzer, Mathematik für Informatik, Berliner
Studienreihe zur Mathematik, 4.Auflage (2014)
[Q6] Entnommen aus dem Buch H. Dirschmid, Mathematische Grundlagen der Elektrotechnik, Vieweg Verlag, 4 Auflage (1990)
[Q7] Entnommen aus dem Buch W. Preuß, Funktionaltransformationen (Fourier-, Laplace- und Z Transformation), Fachbuchverlag
Leipzig im Carl Hanser Verlag, (2002)
[Q8] Entnommen aus dem Buch O. Föllinger, Laplace-, Fourier- und z-Transformation, 9. Auflage, Hüthig Verlag Heidelberg (2007)

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 43


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !

Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 44

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