Elektrotechnik
WS 2021/22
Zeitbereich Frequenzbereich
[Q1]
f(t) F(ω)
1. Grundlagen zu Integral-Transformationen
a) Was ist bzw. versteht man unter einer Integraltransformation?
b) Wofür benötigt man Integraltransformationen?
2. Fourier-Transformation
a) Übergang von Fourier-Reihe zum Fourier-Integral
b) Fourier-Transformation und Inverse Fourier-Transformation
c) Eigenschaften des Fourier-Integrals (reelle Form des Fourier-Integrals)
d) Rechenübungen zur Fourier-Transformation
e) Parseval Gleichung
Integraltransformation Inverse-Integraltransformation
Inverse-Integraltransformation
K … Integralkern
K-1 … inversen Integralkern
Ω (D)… Integrationsbereich
[Q3]
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(b) Wofür benötigt man Integraltransformationen ?
(1) (4)
Aufgabe Lösung V … Originalbereich
Rücktransformation
Transformation
𝑇𝑟𝑎𝑛𝑠𝑓𝑜𝑟𝑚𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 Rücktransformation
(2) (3)
transformierte transformierte
Aufgabe Lösung W … Bildbereich
Frage:
Was geschieht mit der Fourier-Reihe wenn die Periode unendlich groß wird?
Antwort:
Betrachtet man eine periodische Funktion mit einer unendlich großen Periode (Zeitspanne) hat
man dagegen einen nicht-periodischen Signalverlauf vorliegen (z. B. Spannungsverlauf aus
Kondensatorentladung). Diesen kann man unter Umständen als Überlagerung von Sinus- und
Kosinus-Schwingungen auffassen. Allerdings geht man hier zu einem kontinuierlichen
Spektrum über. Dieser Übergang wird durch die Fourier-Transformation berechnet.
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Amplituden-Spektrum ak
a) Periodische Funktion f (x)
• i
• i
(ohne Beweis)
Für eine absolut integrierbare Zeitfunktion f(t) existiert die folgende Darstellung als Fourier-
Integral (komplexes Fourier-Integral)
• Auch eine nichtperiodische Funktion f(t) lässt sich in harmonische Schwingungen darstellen.
• Anstelle einer Fourier-Reihe erhält man das Fourier-Integral.
• Im Gegensatz zu einer periodischen Funktion, bei der nur ganzzahlige Vielfache einer
Grundkreisfrequenz ω0 auftreten können, existiert hier ein kontinuierliches Schwingungsspektrum,
dessen spektrale Verteilung durch die Spektralfunktion F(ω) beschrieben wird.
• Die Zeitfunktion f(t) ergibt sich dabei als Integral über das kontinuierliche Schwingungsspektrum.
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(b) Fourier-Transformation und Inverse- Fourier-Transformation:
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
−∞
Diese Zuordnung heißt Fourier-Transformation. Durch diese Gleichung wird einer bestimmten Klasse von
Zeitfunktionen f(t), für welche das uneigentliche Integral konvergiert, eine Spektralfunktion (Bild-
funktion) F(ω) zugeordnet. Es wird dadurch eine Zeitfunktion f(t) in eine Bildfunktion F(ω) transformiert.
Da F(ω) durch Fouriertransformation aus der Zeitfunktion f (t) erhalten wird, heißt
F(ω) auch Fouriertransformierte der Funktion f (t) . Dieser Zusammenhang wird symbolisch
ausgedrückt durch 𝐹 ω = ℱ {𝑓 𝑡 } = ℱ 𝑓 𝑡 .
Die Originalfunktion f(t) geht durch die Fouriertransformation in die Bildfunktion F(ω) über.
Inverse-Fourier-Transformation:
Die Umkehrung der Fourier-Transformation (Inverse Fourier-Transformation) lautet:
∞
1
𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω = න 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω
2𝜋
−∞
Die Zeitfunktion f(t) erhält man durch die Inverse-Fourier-Transformation aus F(ω), symbolisch
ausgedrückt durch 𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω .
[Q1]
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡)
Zeitbereich 𝓕 Frequenzbereich
f(t) F(ω)
Inverse Fourier-Transformation:
𝑓(𝑡) = 𝓕−𝟏 𝐹 ω
[Q2]
Frequenzbereich Zeitbereich
F(ω) 𝓕−𝟏 f(t)
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∞
Zeitbereich Frequenzbereich
f(t) F(ω)
Rücktransformation: Die Spektralfunktion ist F(ω) = 1; man ermittle die zugehörige Zeitfunktion f(t)
durch Anwendung der Inversen-Fourier-Transformation:
1 ∞ 1 ∞
𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω = 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω = 𝑒 𝑗𝜔𝑡 𝑑ω = δ(t)
2𝜋 −∞ 2𝜋 −∞
1 ∞ 𝑘−𝑘 ′ 𝑥
Hinweis allgemein gilt: 𝑒𝑗 𝑑𝑥 = δ(𝑘 − 𝑘′)
2𝜋 −∞
Beispiel 2: Die Spektralfunktion F(ω)= δ(ω − ω0) ist gegeben man ermittle die zugehörige
Zeitfunktion f(t) durch Anwendung der Inversen-Fourier-Transformation:
1 ∞ 1 ∞ 1 𝑗𝜔 𝑡
𝑓(𝑡) = ℱ −1 𝐹 ω = 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω = 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · δ(ω − ω0) 𝑑ω = 𝑒 0
2𝜋 −∞ 2𝜋 −∞ 2𝜋
Aufgabe: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = σ(t + T) - σ(t - T) , mit T>0
Beispiel 3: Man ermittle die Fouriertransformierte der Funktion f(t) = δ(t+T) + δ(t-T)
∞ ∞
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = −∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = −∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · ( δ(t+T) + δ(t−T)) dt =
∞ ∞
= −∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · δ(t+T) dt + −∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · δ(t−T) dt = 𝑒 𝑗𝜔𝑇 + 𝑒 −𝑗𝜔𝑇 = 2 cos(ωT)
Aufgabe: Die Spektralfunktion ist F(ω) = δ(ω + ω0) + δ(ω − ω0); man ermittle die zugehörige
Zeitfunktion f(t) durch Anwendung der Inversen-Fourier-Transformation:
Die Spektralfunktion (Bildfunktion) F(ω) ist im Allgemeinen eine komplexwertige Funktion. Sie wird
auch als komplexe Amplitudendichte bezeichnet, und kann sie in einen Realteil Re F(ω) und in
einen Imaginärteil Im F(ω) zerlegt und in Komponentenform angegeben werden.
Satz 1 (Theorem):
Ist f(t) eine reellwertige Funktion, so ist der Realteil der zugehörigen Spektralfunktion
F(ω) eine gerade, der Imaginärteil eine ungerade Funktion der Kreisfrequenz ω.
∞
Beweis: Mit 𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = න 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
∞ ∞
−∞
= න cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 − 𝑗 න sin(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 und daraus, da f(t) reellwertig ist:
−∞ −∞
∞ ∞
𝑅𝑒 𝐹 ω = න cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 𝐼𝑚 𝐹 ω = − න sin(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
−∞ −∞
Math. Methoden der Elektrotechnik Seite 23
ersetzt man die Variable ω durch – ω
Hinweis: cos(ωt) ist eine gerade und sin(ωt) ist eine ungerade Funktion!
Mit und
∞
1
𝑓 𝑡 = ℱ −1 𝐹 ω = න 𝑒 𝑗𝜔𝑡 · 𝐹 ω 𝑑ω =
2𝜋
−∞
gerade Funktion
• Ist f (t) eine gerade Funktion, so ist der Imaginärteil der Spektralfunktion Null Im F(ω) = 0
∞
Ist die Zeitfunktion f (t) eine ungerade Funktion, so ist der Realteil der Spektralfunktion Null Re F(ω) = 0
∞
𝑅𝑒 𝐹 ω = −∞ cos(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡 = 0 so findet man für das reelle Fourier-Integral
∞ ∞
1
𝑓 𝑡 = − න 𝐼𝑚 𝐹 ω sin 𝜔𝑡 𝑑ω 𝐼𝑚 𝐹 ω = −2 න sin(𝜔𝑡) · 𝑓 𝑡 𝑑𝑡
𝜋
0 0
Faltung: Die Faltung 𝑓 ∗ 𝑔 𝑡 zweier Funktionen f(t) und g(t) ist definiert durch:
∞
𝑓 ∗ 𝑔 𝑡 = −∞ 𝑓 𝑡 − τ · 𝑔 τ 𝑑τ
1 𝜔
𝐺 ω =𝓕 𝑔 𝑡 = 𝓕 𝑓 a·𝑡 = ·𝐹( )
𝑎 𝑎
Differentiationssatz:
Hat die k-te Ableitung f(k)(t) einer Originalfunktion f(t), deren Bildfunktion F(ω) sei,
wieder eine Fouriertransformierte, so gilt:
𝑘
𝓕𝑓 𝑡 = jk ω𝑘 F(ω)
Die Ableitung im Originalbereich geht also in eine einfache Multiplikation der Bildfunktion F(ω)
mit dem Faktor (jω)k über.
𝓕 𝑡𝑘 · 𝑓 𝑡 = jk F(k) (ω)
0
Für die Zerlegung der Spektralfunktion F(ω) in Real- und Imaginärteil folgt:
Man erkennt, dass der Realteil der Spektralfunktion F(ω) eine gerade,
der Imaginärteil eine ungerade Funktion der Kreisfrequenz ω ist.
∞
𝐹 ω = 𝓕 𝑓(𝑡) = −∞ 𝑒 −𝑗𝜔𝑡 · 𝑓(𝑡) 𝑑𝑡 =
𝐹 ω
Beispiel 7:
Verwenden Sie den Ähnlichkeitssatz um die
f(t) symmetrisch abfallender
Fouriertransformierte der Funktion g(t) = 𝑒 −𝑎 𝑡
Impuls
zu bestimmen mit a>0. f(t)
𝑡, ω
1 𝜔
𝐺 ω =𝓕 𝑔 𝑡 = 𝓕 𝑓 a·𝑡 = ·𝐹( )
𝑎 𝑎
Spektrale Amplitudendichte:
Unter der Spektralen Amplitudendichte (auch Amplitudenspektrum genannt) versteht man die
Funktion A(ω) = |F(ω)|.
Die Funktionen A(ω) ist als reelle Funktionen prinzipiell grafisch darstellbar, für die
Spektralfunktion F(ω) selbst ist dies nur möglich wenn sie reell ist.
F(ω) A(ω)
Gesucht: F(ω):
Spektralfunktion F(ω)
Siehe [Q8]
Unter der Spektralen Phasendichte (auch Phasenspektrum genannt) versteht man die
Funktion φ(ω) = arg(F(ω)).
Die Funktion φ(ω) ist als reelle Funktionen prinzipiell grafisch darstellbar, für die
Spektralfunktion F(ω) selbst ist dies nur möglich wenn sie reell ist.
Ist f(t) absolut integrierbar, so existiert 𝐹(ω) = ℱ{𝑓(𝑡)} für alle ω ∈ ℝ. 𝐹(ω) ist beschränkt
und stetig auf ℝ, und es gilt die Parseval-Gleichung:
[Q1] https://leightonzhang.com/2016/11/08/nyquist-shannon-sampling-theory/
[Q2] https://www.quora.com/What-is-the-meaning-of-certain-value-at-Fourier-Transform
[Q3] https://de.wikipedia.org/wiki/Integraloperator
[Q4] https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Fourier
[Q5] Entnommen aus dem Buch M. Drmota, B. Gittenberger, G.Karigl, A. Panholzer, Mathematik für Informatik, Berliner
Studienreihe zur Mathematik, 4.Auflage (2014)
[Q6] Entnommen aus dem Buch H. Dirschmid, Mathematische Grundlagen der Elektrotechnik, Vieweg Verlag, 4 Auflage (1990)
[Q7] Entnommen aus dem Buch W. Preuß, Funktionaltransformationen (Fourier-, Laplace- und Z Transformation), Fachbuchverlag
Leipzig im Carl Hanser Verlag, (2002)
[Q8] Entnommen aus dem Buch O. Föllinger, Laplace-, Fourier- und z-Transformation, 9. Auflage, Hüthig Verlag Heidelberg (2007)