Streetart gelangte in den 1970er Jahren nach Berlin. Die Jugendkulturen Punk und Hip Hop machten
sie sich zum Ausdrucksmittel. Heute erfährt Streetart zunehmende Anerkennung in der Gesellschaft.
Im frühen 20. Jahrhundert tauchte an verschiedenen Orten der Welt erstmals das auf, was heute als
moderne Form der Streetart bekannt ist. In den 1970er Jahren schließlich entwickelte sich im New
Yorker Untergrund die von der aufkeimenden Hip-Hop-Bewegung inspirierte Graffiti-Szene. Innerhalb
weniger Monate wurde sie zu einer gigantischen Welle, die bis nach Europa herüber schwappte. Die
Punks brachten Streetart in ihre Hochburgen London und Amsterdam, von wo aus sie nach West-Berlin
gelangte. Die Jugendkultur hatte sich etwa zeitgleich zum Hip Hop etabliert.
Anfänge in West-Berlin
Zunächst waren es von der Gesellschaft ausgegrenzte Gruppen wie Punks oder türkische Migranten,
die sich auf den Straßen West-Berlins künstlerisch auslebten. Ende der 1970er Jahre wurde das
Interesse an Streetart größer. Zahlreiche Künstler brachten verschiedene Stile und Techniken mit ein.
Ziel war ein aktives Eingreifen in das Stadtbild. Häufig enthielten die Werke politische Botschaften. Mit
ihnen bemalten die Künstler die westliche Seite der Mauer, die Berlin teilte.
Streetart auch in Ost-Berlin
Auch in der DDR gab es Formen von Graffiti und Streetart. Im Ost-Berliner Stadtteil Marzahn
beispielsweise gestaltete in den 80er Jahren ein nicaraguanischer Künstler die Fassaden von
Plattenbauten. Die Künstler waren im Ostteil der Stadt in ihrer Freiheit jedoch stark eingeschränkt und
mussten sich dem Sozialistischen Realismus unterwerfen.
Streetart nach der Wiedervereinigung
Der Fall der Mauer 1989 rief eine neue Ära der Streetart in Berlin hervor. Künstler aus West-Berlin
brachten ihre Kultur in den Osten und erarbeiteten mit den dortigen Streetartisten gemeinsame
Projekte. An dem bis heute als East Side Gallery erhaltenen größten Teil der Berliner Mauer verewigten
sich zahlreiche internationale Künstler. Das brachte der Hauptstadt ihren Ruf als Streetart-Metropole
ein. 2006 erhielt Berlin die UNESCO-Auszeichnung "City of Design".
Erst Kriminalisierung, dann Kommerzialisierung
In ihren Anfängen fand Streetart zahlreiche Befürworter. Der Zweite Weltkrieg hatte in Berlin viele
Spuren in Form von Brandwänden und Bombenlücken hinterlassen, die sich durch die Wandbilder
kaschieren ließen. Die Politik förderte die Streetart-Projekte mit Gestaltungsprogrammen und
Wettbewerben. Erst nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Graffiti-Szene stark
kriminalisiert.
Heute ist Streetart wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Immer mehr Menschen reagieren
positiv auf die zahlreichen Wandbilder in Berlin. Architekten, Haus- und Einrichtungsbesitzer geben
diese explizit in Auftrag. Der Anteil der Werke mit politischen und kritischen Aussagen wird mit der
zunehmenden Kommerzialisierung allerdings kleiner.