Rainer Langenstraßen, Stanislav Fulev, Andreas Apel, Bodo Gebert, Dieter Lehmann, Gerhard Behrendt
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verschiedenen Glykolyse-Gemischen auf der Basis von stimmten Zielprodukt bringen zu können. [4] [6] [18]
Oligoesterkondensaten und Glykolen, [19] Das verwendete Glykol oder Glykolgemisch ist für
– jeweils mit dem Ziel, die Einflüsse der Zusammen- die Eigenschaften des Endprodukts von entscheidender
setzung des Glykolyse-Gemisches und der Verfahrens- Bedeutung. Wird ein einheitliches Glykol verwendet, er-
parameter Temperatur, Zeit, Reaktorgeometrie und hält man regelmäßige Kettenstrukturen, die in der Regel
Dosierreihenfolge auf die Kinetik des Lösevorganges kristallisationsfähig sind, was für ihre Lagerstabilität von
und der Umesterungsreaktion und auf die wesentli- Nachteil ist. Werden Glykolgemische verwendet, kann
chen Produktparameter aufzuklären, und eine Kristallisation bei geeigneter Wahl der Bausteine
– mathematische Modellierung der Umesterungsschritte weitgehend verhindert werden, d. h. die Polyesterpolyole
als eine Grundlage zur Entwicklung des kontinuierli- bleiben auch bei Temperaturen bis hinab zu 0 °C flüssig
chen Laborreaktors. und viskositätsstabil.
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Ethylenglykol z. T. wieder freigesetzt. Jeder Einzelschritt Die Glykolyse von PET wird durch einige Nebenreaktio-
dieser Polykondensation ist eine Umesterung, die im Falle nen begleitet, die besonders bei höheren Temperaturen
der PET-Herstellung mit Lewis-sauren metallorganischen und längeren Reaktionszeiten merkliche Ausmaße anneh-
Verbindungen katalysiert wird. Das PET fällt in fester men können. Dazu zählt insbesondere die intramoleku-
Form an, während Oligomere mit Kettenlängen von ca. lare Veretherung von Diethylenglykol (IV) zu Dioxan (VI).
n ≤ 10 im Gemisch mit den Monomeren Ethylenglykol Diese Reaktion wird ebenfalls durch saure Katalysatoren
und Terephthalsäure, mit Nebenprodukten und den Ka- beschleunigt und führt zu einem Verlust an Diethylen-
talysatoren als so genanntes Oligoesterkondensat (OEK) glykol im System (Gleichung 3).
in flüssiger oder pastenartiger Form anfallen, das u. U.
wieder eingesetzt werden kann, jedoch gegenwärtig
in der Regel nicht verwertbar ist und der Verbrennung
zugeführt wird.
Gleichung 2
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Achse die Zeit repräsentiert. Diese Aufzeichnung wird für Während der Versuche werden weiterhin folgende Daten
die Untersuchungen auf folgende Weise ausgewertet: erfasst:
– Einzelne Spektren werden herausgegriffen und zum – Temperatur im Reaktor und am beheizbaren Vorrats-
Vergleich der Zusammensetzung der Reaktionsmi- gefäß
schung zu verschiedenen Phasen des Versuchs in – Drehmoment des Rührers (auf Viskosität kalibriert)
einem Diagramm angeordnet (Bild 3). – Destillatmenge
– Zur genauen Beurteilung des zeitlichen Verlaufs der
Konzentrationen der Reaktionskomponenten werden Nach Beendigung der Versuche erfolgen die Analyse der
durch ausgewählte Absorptionsbanden Profile parallel Destillate durch Gaschromatographie-Massenspektro-
zur Zeitachse gelegt (Bild 4). metrie sowie Analysen der als Produkte erhaltenen APP
– Schließlich werden durch Iterationsrechnungen aus (Hydroxylzahl, Säurezahl und Viskosität inkl. Langzeit-
der gesamten FTIR-Spektren-Aufzeichnung eines verhalten). Darüber hinaus werden von ausgewählten
Versuchs Spektren von Komponenten der Mischung APP nach einer Standardformulierung Polyurethan-Hart-
und der zeitliche Verlauf der Konzentrationen dieser schaumstoffe hergestellt und deren Dichte, Dimensions-
Komponenten ermittelt. stabilität, Druck- und Biegefestigkeit bestimmt.
3.4 Modellierung
4 Ergebnisse
4.1 Löseverhalten
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Die Auswahl der Glykole beruht auf folgenden Überlegun- Die Geschwindigkeit des Lösevorganges nimmt mit stei-
gen: Ethylenglykol löst PET bekanntlich langsam und in gender Temperatur und abnehmendem DEG-Anteil zu.
geringem Maße, wird aber zu Vergleichszwecken mit un- Ein DEG-Anteil im Bereich von 54 bis 82 Teilen auf 100
tersucht. Diethylenglykol ist das Standard-Glykol für die Teile PET hat sich als vorteilhaft erwiesen. Die Tempera-
Glykolyse. Die übrigen Glykole sind ebenfalls technische tur sollte nach diesem Ergebnis möglichst hoch gewählt
Standardprodukte, durch die die Eigenschaften der APP werden. Da aber ab 230 °C der Lösevorgang schwer vom
und der aus den APP hergestellten PUR-Schaumstoffe in Reaktionsvorgang zu trennen ist, weil dann die Reaktion
eine gewünschte Richtung beeinflusst werden können. schon während des Lösevorganges merkliche Ausmaße
Die Aufarbeitung des OEK zur Abreicherung von EG er- annimmt, wurden die Messungen zur Lösegeschwindig-
folgt durch Abdestillieren des EG im Vakuum (130 °C, keit zur besseren Differenzierung und zur Ermittlung
2 mbar). der unteren Grenze, bei der der Lösevorgang noch mit
ausreichender Geschwindigkeit abläuft, bei niedrigeren
Der erste Vergleich von Lösegeschwindigkeiten bezieht Temperaturen (210 bis 220 °C) ausgeführt.
sich auf EG, DEG und OEK mit zwei unterschiedlichen
EG-Gehalten bei einem Massenverhältnis von 82 Teilen Den Einfluss eines dem DEG zugesetzten weiteren Gly-
Lösesystem zu 100 Teilen PET: kols zeigt folgende Tabelle:
Vergleich der Lösegeschwindigkeiten [h-1] in OEK, EG und DEG Lösegeschwindigkeit vLö in Mischungen aus DEG und Zweitglykol
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Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Diese Anforderungen sind in der jeweiligen Verarbei- Anteil DEG 85 76 68 76 68 76 68 68 27
tungstechnik begründet. Sie stellen internationalen Zweitglykol ohne PEG 200 PEG 400 DPG Butandiol-1,4
Anteil 0 16 32 31 63 10 21 14 54
Standard dar.
Zweitglykol
OHZ [mg 276 491 248 315 349 188 212 417 431
Neben der Bestimmung dieser Parameter ist eine Bestim- KOH/g]
mung der mittleren Molmasse und der Molmassenvertei- Viskosität 49700 fest 15.300 6280 2210 285.000 594.000 4140 2440
[mPa·s]
lung der Polyole und eine Analyse der Nebenprodukte,
insbesondere der entstehenden Destillate, erforderlich.
Die Untersuchungen haben darüber hinaus das Ziel, Die bei Umsetzung unter Zusatz von PEG 200 (Spalte
eine Datenbasis zur Modellierung der Reaktionen zu 3) und PEG 400 (Spalten 4 und 5) erhaltenen Polyole
schaffen. besitzen eine gute Kombination von Hydroxylzahl und
Viskosität und stellen daher eine Basis für eine weitere
Die Umesterung von PET in DEG ohne weitere Zusätze Optimierung der Formulierung dar. DPG als Zweitglykol
bei verschiedenen Temperaturen und Konzentrationsver- führt bei niedrigen Hydroxylzahlen zu unbrauchbar ho-
hältnissen erbrachte folgende Ergebnisse: hen Viskositäten, wahrscheinlich dadurch bedingt, dass
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Ebenso wie bei den Untersuchungen zur Lösegeschwin- Bild 5: Zeitlicher Verlauf der Hydroxylzahl der Reaktionsmischung bei Glyko -
digkeit wurden auch die Umesterungen in Glykolyse- lyse-Experimenten mit unterschiedlichen Glykolyse-Gemischen
systemen aus DEG, einem weiteren Glykol und OEK
untersucht:
Nr. 1 2 3 4 5 6
Anteil DEG 76 68 76 68 76 68
Zweitglykol PEG 200 PEG 400 DPG
Anteil Zweitglykol 16 32 31 63 10 21
OHZ [mg KOH/g] 491 248 315 349 188 212
Viskosität [mPa·s] fest 15.300 6280 2210 285.000 594.000
zusätzlicher Anteil OEK 26 26 26 26 26 26
OHZ [mg KOH/g] 260 194 485 304 208 259
Viskosität [mPa·s] 20.100 36.100 12.500 4180 14.600 30.100
Im Verlauf der Untersuchungen zur Umesterungsreaktion Bild 7: Zeitlicher Verlauf der Viskosität der Reaktionsmischung bei Glykolyse-
wurden Glykolysemischungen ermittelt, die eine sehr viel Experimenten mit unterschiedlichen Glykolyse-Gemischen, Ausschnitt aus Bild 6
kürzere Reaktionszeit ermöglichen, als bisher bekannt
war. Die folgende Tabelle zeigt einige Beispiele: Die Reaktion wurde hier jeweils auf eine Ziel-Hydro-
xylzahl geführt, indem der dafür erforderliche Destil-
Umesterungen mit sehr kurzer Reaktionsdauer latanteil berechnet und die Reaktion bei Erreichen der
Destillatmenge beendet wurden. Die hier angewandten
Anteile DEG/DPG/OEK 81/0/27 72/0/50 76/10/10 76/10/26
Lösetemperatur [°C] 230 230 220 220
Glykolyse-Gemische und Reaktionsbedingungen ergaben
Reaktionstemperatur 230...244 230...248 250 250
überraschend kurze Reaktionszeiten von 12 bis 40 Minu-
[°C] ten. Dieses Ergebnis ist von entscheidender Bedeutung
Reaktionsdauer [min] 22 25 12 40 für die Übertragung der Reaktion auf den Mischer-Kne-
Destillat [Teile] 30 35 37 45 ter. Dabei muss jedoch die Hydroxylzahl-Viskositäts-Paa-
Viskosität [mPa·s] 19.800 35.800 17.700 20.700 rung noch in Richtung auf die Zielparameter optimiert
OHZ [mg KOH/g] 346 337 295 260 werden. Die bisher erhaltenen Ergebnisse bieten dafür
die Basis.
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Die Säurezahl der Polyole ist ein wichtiger Qualitätspara- Glykolysemischung: 71 Teile DEG, 9 Teile OEK
meter, da die Säuren die Katalyse der Polyurethanreaktion Lösetemperatur: 230 °C
stören. Sie darf nicht größer als 1,5 mg KOH/g sein. Von Reaktionstemperatur: 240 °C
allen hergestellten Polyolen wurde die Säurezahl be- Reaktionsdauer: 4,5 h
stimmt. Sie liegt immer im Bereich von 0,5 bis 1,5 mg
KOH/g und erfüllt damit diese Bedingung. Folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse:
Bei allen Versuchen wurden die Destillate mit einer Gas- Einfluss der Reaktorgeometrie auf die Umesterungsreaktion
chromatographie-Massenspektrometrie-Kopplung analy-
Spaltbreite Spaltlänge vLö Destillat- η [mPa·s] OHZ [mg
siert. Als Hauptbestandteil wurde immer Ethylenglykol [mm] [mm] [h-1] menge KOH/g]
gefunden, außerdem einige Prozent DEG und Dioxan und [Teile]
geringe Anteile Wasser. Der Anteil an Dioxan nimmt bei 16 12 4,62 19 24.400 318
langen Reaktionszeiten zu. Die Destillatmenge kann bei 6 12 2,65 11 22.200 351
bekannter Zusammensetzung als eine Kenngröße zur 4 50 < 0,2 7 8740 408
Charakterisierung des Reaktionsfortschritts genutzt
werden. Nach diesen Ergebnissen verlaufen sowohl der Löse-
vorgang als auch die Umsetzung umso langsamer, je
4.3 Verfahrenstechnische Varianten schmaler und länger der Spalt wird. Je mehr die Reak-
tionsmischung dem Spalt ausweichen kann, da dieser
4.3.1 Löse- und Reaktionsregime kleiner wird und somit zu klein im Verhältnis zum freien
Reaktorvolumen, umso langsamer ist die Umsetzung, da
Zur Erprobung einer Verfahrensvariante, bei der abwei- sich so die Durchmischung und mechanische Durcharbei-
chend von der bisher angewandten Arbeitsweise zunächst tung des Reaktionsgutes verschlechtert.
das PET in OEK gelöst und das Produkt anschließend in
der erforderlichen Menge DEG gelöst und umgesetzt 4.4 Lagerstabilität der Polyole
wird, wurden die folgenden Versuche ausgeführt:
a) 1. Lösen von 100 Teilen PET in einer Mischung aus 60 Für die Verwendung von APP zur Herstellung von PUR-
Teilen DEG und 25 Teilen OEK bei 220 °C (30 min), oder PIR-Schaumstoffen ist eine Lagerfähigkeit von
2. Umsetzen der Lösung bei 250 °C für 4,5 Stunden, mindestens neun Monaten erforderlich, in denen die
b) 1. Lösen von 30 Teilen PET in 25 Teilen OEK bei 215 °C Parameter konstant bleiben. Zur Untersuchung der Lager-
(Lösezeit 55 min), stabilität werden ausgewählte APP bei unterschiedlichen
2. Lösen des Produktes aus 1. und weiterer 70 Teile Bedingungen gelagert, und zwar im Außenbereich, bei
PET in 60 Teilen DEG bei 220 °C (Lösezeit 45 min), 5 °C und bei 30 °C. Von diesen Polyolen wird monatlich
3. Umsetzen der Mischung bei 250 °C für 4,5 Stun- die Viskosität gemessen. In den Bildern 8 bis 10 sind die
den. Ergebnisse von drei Beispielen dargestellt. Folgende Gly-
kolyse-Bedingungen wurden bei der Herstellung dieser
Dabei wurden folgende Produktdaten bestimmt: APP angewandt:
42
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4.6 Modellierung
Bild 9. Lagerstabilität eines APP (s. Text)
43
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arbeitende Reaktor in der Basis-Konfiguration zur Durch- des Glykolyse-Gemisches, der Reaktionstemperatur und
führung des kontinuierlichen Verfahrens aus folgenden der Reaktionsdauer bzw. der Destillatmenge als Abbruch-
Elementen bestehen muss [17]: kriterium kann die Reaktion auf Produkteigenschaften
– horizontaler Mischerkneter mit einer Misch- und Löse- geführt werden, die die Zielvorgaben, insbesondere
zone, einer Reaktionszone und einer Nachreaktions- eine geeignete Paarung von Hydroxylzahl und Viskosi-
und Aufbereitungszone, tät, erfüllen. Die Untersuchungen haben in dem gleichen
– individuelle Heizung der Zonen bis maximal 250 °C, System wie die Untersuchungen zum Löseverhalten mit
– Dosiereinrichtungen für PET, OEK (geschmolzen) und DEG als Basis-Glykol und dem Zusatz von weiteren Gly-
Glykole, kolen und/oder OEK eine Palette von APP mit Parametern
– Schutzgasspülung, ergeben, die die Herstellung von APP für eine Vielzahl
– Destillationskolonne, von Anwendungsfällen erlaubt.
– Filtrationsvorrichtung,
– Entgasungsvorrichtung und Ein überraschendes und für die Anwendung im kontinu-
– Förder- und Auffangvorrichtung für das Produkt. ierlichen Verfahren wichtiges Ergebnis ist die Auffindung
von Bedingungen, die in der Miniplantanlage zu einer
Die drei Zonen des kontinuierlichen Reaktors entspre- Beendigung der Reaktion in 12 bis 40 Minuten anstelle
chen der zeitlichen Abfolge der Umsetzung im diskon- der bisher üblichen 4 bis 7 oder gar 10 Stunden führen.
tinuierlichen Betrieb. Eine Filtrationsvorrichtung ist Damit wird ein wesentlich wirtschaftlicherer Betrieb
insbesondere bei Einsatz von kontaminierten Abfällen des kontinuierlichen Reaktors ermöglicht. Die kurzen
erforderlich, während sie bei Einsatz von Produktions- Reaktionszeiten stellen gleichzeitig einen Vorteil für
reststoffen möglicherweise verzichtbar ist. Das Produkt die Unterdrückung von Nebenreaktionen dar, die bei
muss von gelösten Gasen befreit werden, da diese eine längerer Dauer an Einfluss gewinnen, z. B. die Bildung
erhebliche Qualitätsminderung der daraus hergestellten von Dioxan aus DEG. Somit wurde ein Reaktionsfenster
Polyurethane verursachen können. Präzisierungen der für die Glykolyse im kontinuierlichen Verfahren gefunden,
Reaktor-Konfiguration werden auf Basis der mathema- das auf dem zu entwickelnden kontinuierlichen Reaktor
tischen Modellierung vorgenommen. Darüber hinaus erprobt und präzisiert wird.
sind Einrichtungen zur Steuerung und Überwachung
des Reaktors erforderlich. Konstruktion und Bau des Weiterhin sind die Ergebnisse, die den Einfluss der
Reaktors sind Gegenstand weiterer Teilprojekte des Spaltbreite am Rührer auf die Löse- und die Reakti-
InnoRegio-Vorhabens. onsgeschwindigkeit betreffen, und der Vergleich von
einstufiger mit mehrstufiger Reaktionsführung für den
kontinuierlichen Reaktor von Bedeutung in Bezug auf die
5 Diskussion Konstruktion der Reaktorelemente.
Ziel der Untersuchungen zum Löseverhalten von PET Insgesamt sind mit der vorliegenden Arbeit systemati-
war die Ermittlung optimaler Lösegemische und -be- sche Erkenntnisse zum Lösen und Umestern von PET in
dingungen. Aus den ermittelten Daten, die auf der Un- Glykol-OEK-Mischungen im diskontinuierlichen Verfahren
tersuchung von Lösegemischen mit DEG als Basis-Glykol gewonnen worden, die direkt und mit Unterstützung
und dem Zusatz von weiteren Glykolen und/oder OEK durch eine mathematische Modellierung für eine Über-
beruhen, lassen sich günstige Lösebedingungen ablei- tragung auf einen kontinuierlichen Prozess verwendet
ten. Beispielsweise durchläuft die Lösegeschwindigkeit werden können.
bei zunehmender OEK-Konzentration ein Maximum bei
etwa 15 % des Lösegemisches, so dass sich Lösezeiten
von 10 bis 15 Minuten erreichen lassen, was für den Danksagung
angestrebten kontinuierlichen Prozess ein notwendiges
Ergebnis darstellt. Das Lösegemisch muss dabei unter Die Verfasser danken dem Bundesministerium für
gleichzeitiger Berücksichtigung seiner Funktion als Gly- Bildung und Forschung für die finanzielle Unterstüt-
kolyse-Gemisch mit den Wirkungen auf Umesterungs- zung der hier dargestellten Arbeiten im Rahmen des
geschwindigkeit und Produkteigenschaften entwickelt InnoRegio-Wettbewerbs. Den Firmen Sigmar Mothes
werden. Hochdrucktechnik, Berlin, Mettler-Toledo GmbH,
Gießen, LIST AG, Arisdorf (Schweiz), CTA Anlagenbau
Während der Umesterung von PET in den untersuchten GmbH, Fürstenwalde, und Trevira GmbH, Guben, sei
Glykolyse-Gemischen laufen zwei Vorgänge ab, die die für hilfreiche konstruktive Beratung, kostenlose Mate-
wesentlichen Produktparameter Viskosität und Hydro- rialbereitstellung und Unterstützung herzlich gedankt.
xylzahl in unterschiedlicher Weise beeinflussen, und Frau Dipl.-Chem Hannelore Huth danken wir für die
zwar der Abbau der langen Kettenmoleküle, durch den sorgfältige Anfertigung der zahlreichen Analysen der
die Viskosität der Lösung abnimmt, und die destillative Polyole, Frau Birgit Werner für die Ausführung zahlrei-
Abtrennung der flüchtigen Nebenprodukte, insbesonde- cher Synthesen und Viskositätsmessungen und Herrn
re Ethylenglykol, andere niedermolekulare Glykole und Dipl.-Ing. Karl-Heinz Schmidt für die Herstellung und
Dioxan, die zu einer Zunahme der Viskosität und einer Prüfung von Hartschaumstoff-Proben.
Abnahme der Hydroxylzahl der Lösung bzw. des Polyols
führt. Durch eine geeignete Wahl der Zusammensetzung
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Abkürzungen und Symbole [13] D. Peterson: Apparatus and Method for Converting
Polyethylene Terephthalate into Polyester Polyols, US
APP aromatisches Polyesterpolyol 6,048,907 (23.08.1999/11.04.2000).
DEG Diethylenglykol [14] G. Behrendt, A. Lobeda, M. Pohl: Verfahren zur Herstellung
DPG Dipropylenglykol von Polyesteralkoholen sowie Polyesteralkohole, DE-OS
EG Ethylenglykol 199 18 650 (16.04.1999/27.01.2000).
OEK Oligoesterkondensat [15] G. Behrendt, M. Pohl: Polyesterpolyole mit niedriger Vis-
OHZ OH-Zahl, Hydroxylzahl (Konzentration an Hy- kosität, DE-Anm. 199 15 128.8 (16.04.1999).
droxylgruppen, Dimension mg KOH/g) [16] G. Behrendt, M. Pohl: Verfahren zur Herstellung von Poly-
PEG 200 Polyethylenglykol mit einer mittleren Molmas- esteralkoholen sowie Polyesteralkohole, PCT/WO 99/54380
se 200 g/mol (16.04.1999/28.10.1999).
PEG 400 Polyethylenglykol mit einer mittleren Molmas-
[17] G. Behrendt, R. Langenstraßen, B. Gebert, H.-D. Hunger:
se 400 g/mol Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung von Recyclat-
PET Polyethylenterephthalat Polyolen aus Polyestern, DE-Anmeldung 103 13 151.5
PIR Polyisocyanurat (17.03.2003).
PUR Polyurethan
[18] U. R. Vaidya, V. M. Nadkarni: Ind. Eng. Chem. Res. 26 (1987),
SZ Säurezahl (Konzentration an Säuregruppen, 194-198.
Dimension mg KOH/g)
vLö Lösegeschwindigkeit (angegeben in h-1, bezo- [19] Eastman Chemical Products, Inc.: Publication No. N 262 A
(1984).
gen auf einen Ansatz in der Miniplantanlage)
η25 °C dynamische Viskosität (im Index Angabe der [20] G. Kielburger: Process (2003) 1, 3.
Messtemperatur) [21] In Kooperation mit den Firmen Sigmar Mothes Hochdruck-
technik, Berlin, und Mettler-Toledo GmbH, Gießen.
Anmerkungen/Literatur
[1] Internetadressen: www.firm-ev.de (FIRM e. V.), www. Autoren
innoregio.de (InnoRegio-Wettbewerb), www.bmbf.de
(Bundesministerium für Bildung und Forschung). Dr. Rainer Langenstraßen
[2] M.-D. Umbach: Marktstudie. Aromatische Polyesterpolyole Technische Fachhochschule Wildau
(APP), Diplomarbeit, TFH Wildau 2003. Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieurwesen
Tel. +49 3375 508-502
[3] U. R. Vaidya, V. M. Nadkarni: Polyester polyols from PET
E-Mail: rlangens@igw.tfh-wildau.de
waste: effect of glycol type on kinetics of polyesterificati-
on, J. Appl. Polym. Sci. 38 (1991), 1197-1190.
Dipl.-Ing. Stanislav Fulev
[4] Ch.-H. Chen et al.: Studies of Glycolysis of Poly(ethylene Technische Fachhochschule Wildau
terephthalate) Recycled from Postconsumer Soft-Drink
Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieurwesen
Bottles. I., Journal of Applied Polymer Science, 80 (2001),
943-948; II., loc. cit., 965-962; III., loc. cit. 87 (2003), 2004-
Tel. +49 3375 508-406
2010. E-Mail: ffulev@yahoo.com
[5] F. P. La Mantia, M. Vinci: Recycling poly(ethylene tere-
Dipl.-Math. Andreas Apel
phthalate), Polymer Degradation and Stability 45 (1994),
Technische Fachhochschule Wildau
121-125.
Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieurwesen
[6] J. Milgrom: Polyethylene Terephthalate, in: R. J. Ehrig Tel. +49 3375 508-163
(Hrsg.): Plastics Recycling, Products and Processes, Carl
E-Mail: aapel@igw.tfh-wildau.de
Hanser Verlag, München Wien New York Barcelona 1992.
[7] T. Spychaj, D. Paszun: New Trends in Chemical Recycling of Dipl.-Ing. Bodo Gebert
Poly(ethylene terephthalate), Macromol. Symp. 135 (1998), FIRM e. V.
137-145. Brückenstraße 4, 15711 Königs Wusterhausen
[8] W. Reck, Polyole und Verfahren zu deren Herstellung aus E-Mail: pgebert@igw.tfh-wildau.de
PET-Abfällen der PET-Produktion, DE-OS 44 37 043, (17.10.
1994/18.04.1996), EP 0 710 686 (04.10.1995/08.05.1996) Dipl.-Ing. Dieter Lehmann
[9] W. Reck: Verfahren zur Herstellung von aromatischen Poly- Technische Fachhochschule Wildau
esterpolyolen sowie aromatische Polyesterpolyole, DE-OS Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieurwesen
199 63 731 (24.12.1999/05.07.2001). Tel. +49 3375 508-384
[10] R. A. Grigsby: Liquid Terephthalic Ester Polyols, EP E-Mail: dlehmann@igw.tfh-wildau.de
0 154 079 (29.10.1984/11.09.1985).
[11] R. A. Grigsby, Liquid Terephthalic Ester Polyols and Polyi- Prof. Dr. Gerhard Behrendt
socyanurate Foams therefrom, US 4,469,824 (18.11.1983/ Technische Fachhochschule Wildau
04.09.1984) Fachbereich Ingenieurwesen/Wirtschaftsingenieurwesen
[12] D. L. Peterson: Apparatus and Method for Converting
Tel. +49 3375 508-591
Polyethylene Terephthalate into Polyester Polyols, US E-Mail: behrendt@vt.tfh-wildau.de
5,981,672 (25.09.1998/09.11.1999).
45