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Frauenquote und Befristungen an Unis

Rektoren legen sich nicht fest


20.11.2019

Frauen fördern und Stellen entfristen: Die Hochschulen erkennen zwar


Nachholbedarf, lehnen aber starre Quoten ab. 
VON DAVID PIORKOWSKI

Stereotype Geschlechterbilder halten sich in vielen Köpfen hartnäckig, nicht zuletzt auch an
den Hochschulen. Dass sie als Frau das Papier der Hochschulrektorenkonferenz zur
Frauenförderung vorstelle, könne man auch als Beispiel für die Reproduktion von
Rollenmustern lesen, gab die Stralsunder Hochschulrektorin Petra Maier auf der
Pressekonferenz der HRK zu den Ergebnissen ihrer Jahresversammlung in Hamburg zu
bedenken. Dort wurde Bilanz gezogen, was die bisherigen Förderprogramme im Hinblick auf
Gleichstellung bewirkt haben.
Trotz Verbesserungen ist man vom Ziel einer paritätischen Stellenbesetzung noch
meilenweit entfernt. Nur etwa 25 Prozent der Leitungsstellen an deutschen Hochschulen sind
aktuell mit Frauen besetzt. Bei den C4/W3-Professuren lag die Quote dem Bericht zufolge
noch immer unter 20 Prozent, bei C3/W2-Professuren waren es 24 Prozent Frauen und bei
Juniorprofessuren immerhin schon über 40 Prozent (Stand 2016). Maier sprach sich dafür
aus, den Frauenanteil gezielt etwa in Berufungskommissionen zu erhöhen. Eine verbindliche
Quotenregelung für Professuren lehnt sie aber ab. Zuvor müsse es „eine sachbezogene
Prüfung über deren Sinnhaftigkeit“ geben, so Maier.

Wichtiger als verordnete Quoten seien umfassende Sensibilisierungsmaßnahmen und


Coaching-Programme an Hochschulen, um patriarchale Sprachmuster zu durchbrechen und
klassische Rollenbilder abzubauen. Auch was die einzelnen Fächer angeht, gibt es in
Sachen Parität nach wie vor gravierende Unterschiede. Sieht es in den
Geisteswissenschaften insgesamt recht gut aus, haben etwa die Ingenieurswissenschaften
noch gehörigen Entwicklungsbedarf.

Frist bleibt Frust


Aktiv werden wollen die Hochschulrektoren gegen die häufige Besetzung von befristeten
Stellen mit Frauen und von unbefristeten mit Männern. „Das geht zum Beispiel gar nicht“,
sagte Maier.
Das Thema Befristungen müsse man aber insgesamt differenziert betrachten, sagte Peter-
André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und ehemaliger Präsident der Freien
Universität Berlin. Damit bekräftigt Alt implizit das umstrittene Bekenntnis der Kanzlerinnen
und Kanzler zu hochschulischen Zeitverträgen. Die hatten im Oktober in der vieldiskutierten
Bayreuther Erklärung als Reaktion auf die Kampagne „Frist ist Frust“ darauf gepocht, das
„Qualifizierungssystem“ der Unis dürfe nicht mit den gleichen Maßstäben wie Wirtschaft und
Verwaltung gemessen werden.
HRK-Chef Alt hält mehr feste Stellen zwar für wünschenswert, aus seiner Sicht sei ein
Richtwert von 30 Prozent unbefristeten Stellen im akademischen Mittelbau angemessen.
Man müsse aber auch den nachwachsenden Generationen einen kontinuierlichen Zugang
zur Promotion eröffnen. Dies sei schlicht unmöglich, wenn ein Großteil der Stellen verstetigt
würde. Wichtig sei es, Promovierende zu ihren beruflichen Perspektiven umfänglich zu
beraten und sie stärker als bislang an außeruniversitäre Einrichtungen zu vermitteln.
Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/frauenquote-und-befristungen-an-unis-rektoren-legen-sich-nicht-fest/
25249894.html

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