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2022/3/24 下午6:03 Überlastung bei Erziehern: Vier Erzieher berichten - DER SPIEGEL

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Überlastung bei Erziehern

»Ich weiß nicht, ob ich meine Kinder


heute noch mal in eine Kita schicken
würde«
Was tun, wenn der Traumjob nicht mehr auszuhalten ist? Diese
Frage stellen sich immer mehr Erzieher. Vier berichten, warum
sie überlegen, ihren Beruf aufzugeben – oder das schon getan
haben.

Aufgezeichnet von
Lilli Stegner
24.03.2022, 07.10 Uhr

Fachkräfte in vielen Kitas sind überlastet – durch zu wenig Personal und immer
mehr Aufgaben (Symbolbild)
Foto: Jan-Philipp Strobel / picture alliance/dpa

Es rumort in Deutschlands Kitas. Am 8. März rief die


Gewerkschaft Ver.di bundesweit zu Streiks auf. Weitere

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könnten folgen. Denn viele Erzieherinnen und Erzieher


vermissen bei den politischen Entscheidungen eine Stimme
aus der Praxis. Für viele Beschäftigte sind bessere
Arbeitsbedingungen mindestens so wichtig wie eine bessere
Bezahlung. Das sagt auch Lisa Pfeiffer. Sie ist zweite
Vorsitzende des Verbands Kita-Fachkräfte Bayern und selbst
Erzieherin. Wenn politische Vorgaben erarbeitet werden, seien
selten Menschen involviert, die wissen, wie die Lage in den
Einrichtungen wirklich ist, sagt Pfeiffer. Das sorge für Frust bei
den Beschäftigten.

Erzieherin Lisa Pfeiffer


Foto: privat

Sie verweist auf den Fachkräfte-Radar für Kitas und


Grundschulen der Bertelsmann Stiftung. Dieser attestiert
schon jetzt einen deutlichen Mangel an Erzieherinnen und
Erziehern. Die Situation unterscheidet sich dabei in den
einzelnen Bundesländern erheblich. Bis zum Jahr 2030
werden, je nach berechnetem Szenario, Hunderttausende
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zusätzliche Fachkräfte benötigt. Laut Pfeiffer ein


Himmelfahrtskommando: »Es ist schon heute fast unmöglich,
genug gut ausgebildetes Personal zu finden. Wird der Beruf
nicht attraktiver, wird das auch in Zukunft so bleiben.«

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Eltern muss das die Hölle sein«
Ein Interview von Swantje
Unterberg

In einem Positionspapier fordern die Kita-


Fachkräfteverbände Baden-Württemberg, Bayern, Berlin,
Hessen, Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen/Sachsen-Anhalt und
Thüringen in 13 Punkten eine Verbesserung der
Arbeitsbedingungen in Kitas. Gerade die Pandemie habe wie
ein Brennglas gewirkt, sagt Pfeiffer. »Die Bedingungen waren
vorher schon schlecht. Aber durch zusätzliche, fachfremde
Aufgaben, eine durch Erkrankungen verschärfte Personalnot
und nicht zuletzt die Angst um die eigene Gesundheit hat sich
die Lage noch mal verschlimmert.«

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Mehr Lohn, mehr Mitbestimmung: Streikende Erzieher in Berlin (Archivbild)


Foto:
Stefan Boness/Ipon / imago images/IPON

Pfeiffers Sorge: In Zukunft könnte sich die Lage weiter


zuspitzen. Das würde den Frust vieler Erzieherinnen und
Erzieher verstärken und dafür sorgen, dass einige in andere
Jobs abwandern. Das passiert schon jetzt. Hier erzählen vier
Menschen aus vier Bundesländern, wie der Alltag in ihrem
Beruf aussieht und warum manche von ihnen kaum mehr
Hoffnung auf Besserung haben.

»Im Lockdown habe ich die Kinder nicht vermisst«

Melanie S.*, Jahrgang 1985, hat mehr als zehn Jahre als
Erzieherin gearbeitet. Jetzt hat sie sich dazu entschieden, den
Beruf zu verlassen. Während der Pandemie hat sie realisiert,
dass die Umstände für sie nicht mehr tragbar sind.

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»Ich bin seit 2009 Erzieherin in einem Kindergarten im


Großraum Stuttgart. Dass ich genau das machen möchte, war
mir früh klar. Schon in der Schule habe ich auf die Kleineren

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aufgepasst. Als ich dann die Ausbildung begonnen habe, habe


ich mich darauf gefreut, Kinder auf ihrem Lebensweg zu
begleiten. Die Umstände haben meinen Beruf für mich aber so
belastend gemacht, dass ich ihn nicht mehr ausüben möchte.
Unsere Arbeit zu dokumentieren, hat in den vergangenen
Jahren immer mehr Raum eingenommen. Wir müssen jedes
Detail aus dem Alltag notieren. Früher konnte man sich viel
mehr den Kindern widmen. Auch die ständige Lautstärke
belastet mich. Die Eltern sind sehr bestimmend geworden,
viele Kinder werden heute bedürfnisorientiert erzogen. Das
heißt, dass ihnen möglichst wenige Vorschriften gemacht
werden und sie – salopp gesagt – tun können, was sie wollen.
Das macht das Zusammensein in einer Gruppe schwer. Auch
Kinder müssen lernen, dass es Grenzen gibt.

»Wenn ich im privaten Bereich über meinen Job


spreche, dann sagen andere oft: Den Job könnte
ich nicht machen!«

Generell erfahren wir Erzieher und Erzieherinnen zu wenig


Wertschätzung. Wenn ich im privaten Bereich über meinen
Job spreche, dann sagen andere oft: ›Den Job könnte ich nicht
machen!‹. Meistens klingt das aber nicht nach Anerkennung
meines Berufs, sondern Mitleid. Was helfen könnte, den Beruf
aufzuwerten, wäre ein besseres Gehalt. Fast noch wichtiger
wäre aber, dass es mehr Personal gibt.

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Corona hat das alles nicht leichter gemacht und war für mich
der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Da ist
die Angst um die eigene Gesundheit, Abstand halten ist bei
der Arbeit mit Kindern unmöglich. Auch an den Kindern geht
die Pandemie nicht spurlos vorbei. Der Förderbedarf ist
immens gestiegen. Das können wir nicht leisten.

In der Einrichtung, in der ich arbeite, sind wir voll besetzt.


Und trotzdem gibt es einen gefühlten Personalmangel, weil
wir so viel zusätzlich Arbeit haben. Während der
Schließungen der Kindergärten im Frühjahr 2020, als wir
kurzzeitig auch von zu Hause gearbeitet haben, ist es mir
plötzlich aufgefallen: Ich vermisse die Kinder nicht.
Deshalb werde ich kündigen, weiterhin aber eng mit
Menschen zusammenarbeiten, das lässt mich also nicht ganz
los.«

»Von Kitas als Bildungseinrichtungen zu sprechen, ist


eine absolute Schönrederei«

Andreas S.*, Jahrgang 1967, ist Sozialpädagoge. Nach zwei


Jahren im Kita-Alltag ist er desillusioniert. Er spricht sogar von
beeinträchtigtem Kindeswohl und hat deswegen der Kita
beruflich den Rücken gekehrt.

»Aufgrund meines beruflichen Werdegangs in der


Sozialpädagogik und insbesondere als Ausbilder in der
Frühpädagogik weiß ich, wie die Arbeit in Kitas eigentlich sein
sollte. Innerhalb kürzester Zeit war ich aber völlig
desillusioniert und erschüttert über die Rahmenbedingungen
vor Ort. Nach gerade einmal zwei Jahren habe ich deshalb
meinen Job in der Kita gekündigt. So sehr ich die Arbeit mit
den Kindern auch gemocht habe. Heute arbeite ich mit

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Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen und sehe: Jeder


Euro, der in Kitas investiert würde, würde sich hier auszahlen.

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zu tun«
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Die politischen Vorgaben für Kitas und Krippen sind


unverantwortlich. Von Kitas als Bildungseinrichtungen zu
sprechen, ist eine absolute Schönrederei. Die
Rahmenbedingungen lassen professionell begleitete Bildung
dort nicht wirklich zu. Ich würde sogar sagen, dass selbst
verantwortbare Betreuung nicht immer gewährleistet ist, weil
eine Fachkraft, die aus verschiedensten Gründen auch immer
wieder allein in der Gruppe ist, die Aufsichtspflicht für 25
Kinder nicht immer gewährleisten kann. Als Erzieher oder
Erzieherin ist man eigentlich gesetzlich verpflichtet , es dem
Jugendamt zu melden, wenn das Kindeswohl beeinträchtigt
ist. Und das passiert meiner Erfahrung nach tagtäglich, wird
aber kaum gemeldet. Selbst das kompetenteste und
engagierteste Personal kann den Bedürfnissen der Kinder
unter diesen Umständen immer wieder nicht gerecht werden.
Das liegt vor allem am knappen Personal. Eigentlich sollte die
Fachkraft-Kind-Relation nie schlechter als eins zu acht sein,
das ist aber fast nirgends die Realität. Es bleibt keine
Vorbereitungszeit, Fachkräfte müssen fachfremde Aufgaben
erledigen, vom Wäschewaschen bis hin zum Schneeschippen,
da bleibt das Pädagogische liegen. In Bayern gibt es zudem ein
Buchungssystem, bei dem Eltern jährlich die Betreuungszeiten
buchen. Fachkräfte haben dann Flexverträge, alles ist auf
Kante genäht. Die Erwartungen von Politik, Gesellschaft und
Eltern sind enorm, die dafür nötigen Ressourcen werden aber
nicht geschaffen.
Dass sich immer mehr Fachkräfteverbände bilden, ist prima,
aber auch längst überfällig. Ich glaube nicht mehr, dass sich in
nächster Zeit viel ändern wird. Das ginge nur, wenn es mehr
Streiks und politische Aktionen gäbe. Das ist aber zum
Beispiel bei konfessionellen Trägern schon schwierig. Für viele
Politiker sind auch Kinderrechte nur Gegenstand von
Sonntagsreden. Ich glaube, die meisten Kolleginnen und
Kollegen wollen noch nicht einmal unbedingt mehr Geld,

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sondern die Mittel, ihren Job vernünftig machen zu können


und den Kindern gerecht zu werden.
Meine eigenen Kinder sind schon erwachsen. Ich weiß nicht,
ob ich sie mit meinem heutigen Wissen noch mal in eine Kita
schicken würde. Und das nicht wegen der Fachkräfte, sondern
wegen der Rahmenbedingungen. Ich würde es mir auf jeden
Fall zweimal überlegen.«

»Dafür habe ich den Beruf nicht ergriffen«

Miriam Kirsch, Jahrgang 1993, ist Erziehungswissenschaftlerin


aus der Südpfalz. Ein neues Gesetz in Rheinland-Pfalz, das
auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft für
gescheitert hält , hat den Alltag ihres Berufs so verändert,
dass sie nicht mehr Teil dessen sein möchte. Sie ermutigt
Kollegen, offener über die Probleme im Job zu sprechen.

»Das Kita-Zukunftsgesetz, das 2019 hier in Rheinland-Pfalz


verabschiedet wurde, wurde groß angepriesen: Zum Beispiel
sollte es sieben Stunden durchgehende Betreuung
sicherstellen, für Eltern natürlich toll. Gleichzeitig hat sich
durch das Gesetz aber auch der Betreuungsschlüssel geändert,
es kam sogar zu Personalkürzungen.

»Kinder müssen heute immer mehr


funktionieren.«

Ich habe in Landau in der Pfalz Erziehungswissenschaften mit


dem Schwerpunkt Pädagogik der frühen Kindheit und
interkultureller Bildung studiert. Später habe ich dann neben
der Arbeit eine Ausbildung zur Natur- und Umweltpädagogin
gemacht. Ich wollte Kindern auf ihrem Weg zur
Selbstständigkeit beistehen. Ihre Hand halten, bis sie dann
selbst damit winken können.
Kinder müssen heute immer mehr funktionieren. Strukturen
sind wichtig, aber sie müssen sich in diesen Strukturen erst
mal zurechtfinden. Gerade von älteren Kindern wird viel
verlangt. Weil zu wenig Personal da ist, liegt die
Aufmerksamkeit oft in der Eingewöhnung bei den Jüngeren.
Das hat bei mir zu großer Unzufriedenheit geführt. Ich wusste

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genau, was das Kind braucht, konnte mein Handwerkszeug


aber nicht anwenden, weil noch so viel anderes zu tun war.
Deshalb habe ich zum Februar gekündigt. Bald trete ich meine
neue Stelle an. Die wird auch im pädagogischen Bereich sein,
aber nicht mehr in einer Kita.
In Kitas geht es immer mehr um Betreuung statt um Bildung.
Dafür habe ich den Beruf aber nicht ergriffen. Viele verbinden
Bildung nur mit der Schule. Doch auch in Kitas wird gebildet,
wenn auch mit anderen Mitteln. Doch das ist immer weniger
möglich, oft zählt nur: satt, sicher, sauber! Damit wird ein
hoher Wissensverlust in Kauf genommen. Es frustriert, wenn
man das Potenzial der Kinder, aber auch der Kolleginnen und
Kollegen schwinden sieht.
Es müssten sich vor allem zwei Dinge ändern: mehr Personal
und bessere Bezahlung. Vom Personal gehen alle Punkte aus,
ist das gut ausgebildet, angemessen bezahlt und arbeitet in
einem sicheren Umfeld, dann profitieren davon die Kinder.
Deshalb kann ich Kollegen auch nur raten: Redet mit den
Eltern. Sie wollen dasselbe wie wir; das Beste fürs Kind.
Sprecht mit den Trägern, mit Verbänden, vielleicht mit dem
Jugendamt. Die Fachkräfte allein finden kein Gehör. Es ist ein
strukturelles Problem, dabei geht es nicht um die einzelnen
Personen. Eine ausgebrannte Fachkraft kann dem Kind nicht
geben, was es braucht.«

»Der Beruf war immer mein Herzblut, jetzt blutet mein


Herz«

Maria S.*, Jahrgang 1968, leitet eine Kita im Saarland. Um auf


die Situation in den Kitas aufmerksam zu machen, engagiert
sie sich auch im Kita-Fachkräfteverband Saar . Doch in den
vergangenen Jahren hat sie immer wieder daran gedacht, den
Beruf aufzugeben.

»Ich habe 1988 meinen Abschluss als Erzieherin gemacht. Es


war mein absoluter Traumberuf. Ich habe über 20 Jahre in
einer Einrichtung im Brennpunkt gearbeitet, bevor ich 2014 in
einer anderen Kita als Leiterin angefangen habe. Bis zur Rente
werde ich mir keine Sorgen mehr machen müssen, einen Job
zu haben. Aber ich habe schon oft überlegt, ob er noch der
richtige ist. Der Beruf war immer mein Herzblut, jetzt blutet
mein Herz.
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Die Bezahlung war nie besonders gut, ginge es darum, hätte


ich den Beruf nie ergriffen. Aber ich finde es schön, diesen
ersten Teil des Lebens der Kinder zu begleiten. Früher waren
die Betreuungszeiten enger, die wurden im Laufe der Jahre
immer mehr ausgeweitet. Der Personalschlüssel ist aber nicht
besser geworden. Der ist im Prinzip derselbe wie in den
Siebzigerjahren.

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Betreuung ist nicht Bildung! Es gibt Tagespflegekräfte, die


einen tollen Job machen. Könnte man sie in Kitas integrieren
und Bildungszeit klar von Betreuungszeit trennen, wäre das
eine Möglichkeit, wieder mehr alltagsorientierte Bildung zu
leisten.
Ein Problem ist die Verfügungszeit. Seit dem Gute-Kita-
Gesetz sollen wir 25 Prozent Vor- und Nachbereitungszeit
haben. Die Betreuung geht aber vor. Fällt also jemand aus, ist
diese Zeit dahin. Alles, was sonst noch dazu kommt, vom
Herunterstellen der Stühle bis hin zum Elterngespräch, geht
von der Zeit am Kind ab.

»Die Belastung bricht sich immer wieder neue


Bahnen: Schlaflosigkeit, Demotivation, Frust.
Viele Kolleginnen verlassen gerade den Beruf;
und ich kann sie verstehen.«

Wir wissen, was wir leisten könnten, wenn die


Rahmenbedingungen stimmten. Die Diskussion wird schon
lange geführt, jeder Euro, der in die Kitas investiert wird, zahlt
sich aus. Das Geld, was nach dem Gute-Kita-Gesetz investiert
werden sollte, ging aber hauptsächlich in die Senkung der
Beiträge. Familien, die sie sich nicht leisten können, werden

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sie aber ohnehin erstattet. Sinnvoller wäre es, mehr Personal


einzustellen.
Aus dem Frust, dass wir als Erzieherinnen nicht gehört
werden, haben wir im März 2021 auch den Kita-
Fachkräfteverband Saar gegründet. Die Arbeit dort hilft gegen
die Ohnmacht. Das war für mich eine Rettung. In den
vergangenen Jahren war ich oft an dem Punkt, an dem ich
kündigen wollte. Ich weiß aber auch, wie schön der Beruf sein
kann, deswegen habe ich es bisher nie gemacht. Ich kann aber
nicht sagen, wie lange ich den Job körperlich noch aushalte.
Die Belastung bricht sich immer wieder neue Bahnen:
Schlaflosigkeit, Demotivation, Frust. Viele Kolleginnen und
Kollegen verlassen gerade den Beruf; und ich kann sie
verstehen.«

*Anmerkung der Redaktion: Auf Wunsch der Protagonisten


haben wir die Namen verändert. Die inhaltlichen Aussagen
sind davon nicht betroffen. Dem SPIEGEL sind die Personen
und die Namen bekannt.

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