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DEUTSCHES ARCHÄOLOGISCHES INSTITUT

ABTEILUNG KAIRO
Veröffentlicht im September 2012

R U N D B R I E F 2011

Vorbemerkung

Mit dieser Ausgabe stellt die Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts – gewiß
nicht ohne Bedauern – den traditionsreichen “Rundbrief” ein. Sie trägt damit der Entwicklung der
Publikationsmedien und der Publikationsorgane des Deutschen Archäologischen Instituts Rechnung.
Für eine zusammenfassende Darstellung der Tätigkeiten der Abteilung verweisen wir auf den
Jahresbericht des Deutschen Archäologischen Instituts, der regelmäßig im archäologischen Anzeiger
erscheint. Ausführlichere, aktuellere und reicher bebilderte Informationen zum Stand der einzelnen
Projekte sind der website der Abteilung (http://www.dainst.de/kairo/) zu entnehmen. Dem Interesse
der Kollegen und Freunde der Abteilung an unserer Arbeit, für das wir dankbar sind, wird also
weiterhin umfassend Rechnung getragen.
Um dem “Rundbrief” ein würdiges Denkmal zu setzen, wurden sämtliche erschienene Ausgaben
digitalisiert und auf der website der Abteilung eingestellt. Dort können sie direkt eingesehen und
heruntergeladen werden.
Stephan Seidlmayer

1. Grabungen und Unternehmungen der Abteilung


Elephantine………………………………………………………………………………………… 1
Felsinschriften im Gebiet von Assuan…………………………………………………………….. 4
Assuan: Geoarchäologischer Survey Gharb Aswan und Abu ar-Risch…………………………… 6
Assuan: Grabstelen der islamischen Nekropole…………………………………………………… 7
Theben-West: Dra‘ Abu el-Naga, Areal H………………………………………………………….9
Theben-West: Dra‘ Abu el-Naga, Doppelgrabanlage K93.11/K93.12…………………………..…12
Theben-West: Dra‘ Abu el-Naga, Spätantike/koptische Klosteranlage Deir el-Bachit…………… 14
Theben-West: Deutsches Haus……………………………………………………………………. 17
Theben-West: Kom el-Hettân – Totentempel Amenophis’ III. …………………………………… 17
Abydos/Umm el-Qaab: Frühdynastische Königsgräber…………………………………………… 20
Abydos/Umm el-Qaab: Osiriskult…………………………………………………………………. 22
Fayum: Survey der griechisch/römischen Siedlungen in der Themistou Meris…………………… 25
Dahschur: Arbeitersiedlung südlich der Roten Pyramide, Aufweg der Knickpyramide und
Gräberbezirk des Mittleren Reiches bei der Pyramidenanlage Amenemhets II…………………… 28
Sakkara: Grab des Ninetjer………………………………………………………………………… 30
Regionaler Survey im Gouvernorat Kafr esch-Scheich…………………………………………….32
Tell el-Fara‘in/Buto…………………………………………………………………………………34
Wadi Sura (Gilf Kebir)…………………………………………………………………………….. 37
AEgArOn – Ancient Egyptian Architecture Online……………………………………………….. 40
Geschichte der Abteilung Kairo 1881-1966……………………………………………………….. 42

2. Veröffentlichungen der Abteilung………………………………………………………………43


3. Weitere Mitteilungen…………………………………………………………………………… 43
4. Publikationen, Vorträge und Lehrveranstaltungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Abteilung……………………………………………………………………………………….. 45
5. Ägyptische Altertümerverwaltung und Museen……………………………………………….. 50

1
Anschließend wurden auch die Oberkanten der Kammern der 4. und 5. Reihe der nördlichen
Nebengräber freigelegt. In der 4. Reihe sind 51 Gräber in drei Streifen auf einer Fläche von 25 m x
5,70 m angeordnet, in der 5. Reihe befinden sich 28 Gräber in einem Doppelstreifen von 18,60 m x
4,54 m.
Aus den Schuttüberlagerungen und den Kammerfüllungen wurden wieder große Mengen an
Keramikscherben, Steingefäßfragmente, einige Gefäßverschlüsse mit Siegelabrollungen und andere
Kleinfunde geborgen, u.a. ein großes Flintmesser. Neben der Kammer O-W3 kamen bei der Reinigung
der Baugrube Scherben von vier ovoiden Tonflaschen mit Tintenaufschriften zutage, die einen
Beamten Djsr-ka und verschiedene Ölsorten nennen (Abb. 4).
Auf der Westseite wurden die Schutthalden weiter abgebaut und die originale Wüstenoberfläche in
einem ca. 12 m breiten Streifen gereinigt.
Südlich der großen Kammern B 19/15/10 des Aha-Komplexes wurde ebenfalls eine Begradigung
der Schutthalden vorgenommen und ein 15-19 m breiter und etwa 30 m langer Abschnitt der
originalen Wüstenoberfläche gereinigt. Dabei kamen vor allem südlich von B 10 noch zahlreiche
verstreute Ziegel, Mörtelkonzentrationen und Reste von ringförmigen Ziegelsetzungen zutage, die
vermutlich aus der Bauzeit des Grabes stammen. Ähnliche Befunde hatte es bereits 1983 südlich der
Nebengräber des Aha gegeben.

Im Rahmen eines von der BBC durchgeführten Projektes „What lies beneath“ zur Auswertung von
hochauflösenden Satellitenphotos wurden zwischen dem Grab des Chasechemui und dem sog.
Südhügel zwei ca. 30 m lange Suchschnitte angelegt. Damit sollte überprüft werden, ob eine im Foto
auffällige, etwa rechteckige Anomalie des Geländes evtl. von einer dort befindlichen Baugrube
herrührt. Es erwies sich jedoch, dass es sich dabei um eine natürliche mit Flugsand gefüllte flache
Senke handelt.
asche
Im Grabungshaus wurde die Aufnahme der Tonobjekte aus dem Friedhof U, der Elfenbeinobjekte
aus dem Friedhof B, der Kleinfunde und Steingefäßfragmente aus dem Grab des Semerchet, der
Siegelabrollungen und Steingefäßfragmente des Dewen, der zahlreichen Pfeilspitzen,
Armreiffragmente und Siegelabrollungen des Djer sowie der Keramik des Chasechemui fortgesetzt.
Von den Weinkrügen des Djer wurden über 60 weitgehend vollständig oder teilweise
zusammengesetzt. Die Bearbeitung der Funde und Keramik aus dem Grab des Peribsen konnte
abgeschlossen werden. Außerdem wurde mit der Aufnahme der koptischen Ostraka begonnen.

Teilnehmer an den Kampagnen waren G. Dreyer, F. Barthel, A. Blöbaum, J. Bock, E.-M. Engel, R.
Hartmann, U. Hartung, I. Köhler, A. Kohse, R. Kuhn, M. Mahn, N. Marcinczik, P. Meyrat, S. Müller, V. Müller,
I. Regulski, M. Sählhof, U. Sikora, D. Soliman, Z. Spyranti, W. Stähle und S. van Gompel.
G.D.

Abydos/Umm el-Qaab: Osiriskult

Die Untersuchungen zum Osiriskult in Abydos/Umm el-Qaab wurden im Rahmen des DAI-
Forschungsclusters 4 („Heiligtümer und Rituale“) fortgeführt. Die archäologischen Arbeiten in Umm

22
el-Qaab erfolgten erneut in logistischer
Kooperation mit dem DAI-Unternehmen zur
Untersuchung der frühzeitlichen Königsnekropole
von Abydos.
Der archäologische Fokus des Osiris-Projektes
liegt zurzeit in erster Linie auf den Bereichen
südlich und westlich des Osirisgrabes, der bislang
von alten, fundreichen Halden überdeckt war und
teilweise noch ist. Im Kontext der Feldarbeit lag
ein Schwerpunkt auf der systematischen Erfassung
der beim Grab des Djer/Osirisgrab gelagerten
Keramikberge. Hierbei wurden während des
vorliegenden Berichtszeitraumes mehr als 42.000
diagnostische Scherben erfasst und eine Auswahl
zeichnerisch und photographisch dokumentiert.
Das umfangreiche Keramik-Korpus umfasst
eine weite Zeitspanne. Die derzeit frühest datier-
baren Stücke stammen aus dem Mittleren Reich
(späte 12. und 13. Dynastie). Die Anzahl der der
Zweiten Zwischenzeit zuweisbaren Keramik ist
eher gering, während ein deutlicher quantitativer
Anstieg zur frühen 18. Dynastie zu konstatieren ist.
Die Ramessidenzeit ist besonders stark vertreten.
Abb. 35: In situ-Deponierung spätzeitlicher Während der Dritten Zwischenzeit ist erneut ein
Keramik nördlich des Osirisgrabes quantitatives Anwachsen auszumachen, den
größten Teil der Keramik macht jedoch offenbar
die 25. Dynastie aus. Von einer Kultkontinuität am Ort über die 26. und 27. Dynastie bis ins 4.
Jahrhundert v. Chr. zeugen weitere Gefäße und Gefäßfragmente, allerdings in abnehmender Zahl,
während die ptolemäische, römische und spätantik-koptische Zeit – im Verhältnis – geringer vertreten
ist.
Im November 2010 wurde etwa 20 m nordwestlich
der Nord-West Ecke des Osirisgrabes eine in situ-
Deponierung von 56 Gefäßen und im Frühjahr 2011
ca. 20 m nördlich der Nord-Ost-Ecke des Gottesgrabes
eine in situ-Deponierung von mehr als 200 spät-
zeitlichen Keramikgefäßen aufgedeckt. Zu letzterer
gehörten auch sechs besondere Gefäße von denen vier
noch original verschlossen waren (Abb. 35). In den
Gefäßen befanden sich Ritualrelikte und Votive wie
u.a. Kohle, verbrannter Weihrauch, kleine Stofffetzen,
die Scherben von intentionell zerschlagenen Keramik-
schälchen, Gipsfragmente und die Fragmente einer
Figur aus ungebranntem Lehm, vermischt mit Weih-
rauch und kleinen botanischen Partikeln.
Westlich des Osirisgrabes wurden zwei Opfer-
deponierungen freigelegt. Eine Deponierung bestand
aus mehreren spätzeitlichen Keramikgefäßen in einer
vertieften, länglichen Grube. Das andere Opferdepot
wies einen Keramikteller und – daneben gelegt – in
Leinen eingeschlagenes organisches Material mit
Knochen auf.
Unter den Kleinfunden zeichnen sich mehrere
Nilschlamm-Siegelabdrücke des Mittleren und Neuen Abb. 36: Siegelabdruck mit fragmentarisch
Reiches sowie der 26. Dynastie aus; von besonderem erhaltener Kartusche Sesostris III. (12.
Interesse ist ein Abdruck eines Siegels mit dem Dynastie)

23
fragmentarisch erhaltenen Namen
Sesostris III. (12. Dynastie, Abb.
36).
Während der fortlaufenden
Bearbeitung der beschrifteten Ob-
jekte des Neuen Reiches und der
Dritten Zwischenzeit konnten
erneut etliche Anpassstücke zu
Fragmenten aus den früheren Gra-
bungen Amélineaus und Petries
identifiziert werden, die sich heute
in verschiedenen Sammlungen und
Museen, vornehmlich in Paris,
Chateaudun, Brüssel, Chiddingston
und London befinden. Insbeson-
dere die religions- und kult-
historisch wichtigen Inschriften auf
den herzförmigen Ritualgefäßen
Abb. 37: Beschriftete Votivkeramik mit Erwähnung des Rituals der des Neuen Reiches sind von
Mund- und Augenöffnung (19. Dynastie) Bedeutung, da es sich um mytholo-
gisierende Ritualtexte (u.a. Mund-
öffnungsritual, Abb. 37) handelt, die das Kultgeschehen direkt am Osirisgrab thematisieren. Im Herbst
2010 konnte ein vollständiger Text eines solchen Gefäßes aus insgesamt 9 Scherben zurückgewonnen
werden. Dabei stammen drei Scherben aus den aktuellen DAI-Grabungen, zwei Scherben aus den
Grabungen Petries (heute im University College, London) und vier Fragmente aus der Grabung
Amélineaus. Geweiht wurde das Gefäß durch den Hohepriester des Onuris von This Minmose und
durch den Wesir Parahotep in der Zeit Ramses II. Auch einige neue tintenbeschriftete
Keramikfragmente aus der Dritten Zwischenzeit konnten dokumentiert werden.
Weitere Anpassstücke fanden sich auch bei einem beschrifteten Kalksteinobjekt aus der
Amélineau-Grabung von 1897 (heute Paris, Louvre E 33122; Abb 38) mit zwei Fragmenten aus den
aktuellen Untersuchungen.
Durch verschiedene Inschriften auf Stelen und Statuen war bekannt, dass in Abydos und in Umm
el-Qaab in der Saitenzeit umfangreiche Restaurierungs- und Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Im
beschrifteten Material aus Umm
el-Qaab fanden sich allerdings
bislang nur wenige Beispiele aus
der 26. Dynastie; ein Kalkstein-
bruchstück mit den fragmen-
tarisch erhaltenen Kartuschen des
Apries ist nun eine willkommene
Ergänzung.
Fortgeführt wurden auch die
Arbeiten an der Rekonstruktion
des großen Schreines aus
kristallinem Kalkstein, der ver-
mutlich erst in der Spätantike
mutwillig in zahllose Fragmente
zerschlagen worden ist und einst
das bereits von Amélineau
entdeckte Osirisbett barg. Die
bereits früher angenommene
Datierung des Schreines in die 13.
Dynastie erhärtet sich. Abb. 38: Anpassende Fragmente eines beschrifteten Kalkstein-
Neben der Feldarbeit und den objektes, rechts Louvre E 33122, links aus der aktuellen DAI-
Publikationsvorbereitungen wurde Grabung, Ab O-WW (4.4.2011)

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in Kooperation mit dem DAI-Projekt Dra Abu el-Naga (Forschungscluster 3) ein internationaler
Workshop geplant und organisiert, der im Oktober 2010 unter dem Titel Luxor-Abydos: Ritual
Deposits in Sanctuaries and Tombs at Abydos and Thebes. Evidence from the First Millennium BC in
Luxor und Abydos stattfand.
Desweiteren konnten während eines Forschungsaufenthaltes in London im British Museum
mehrere bislang unpublizierte beschriftete Ritualobjekte und weitere Funde aus Altgrabungen in Umm
el-Qaab untersucht und dokumentiert werden.

Teilnehmer an der Kampagne waren U. Effland, J. Budka, A. Effland, F. Barthel, M. Mayrhofer, N. Mosiniak,
J.D. Preisigke, L. Ziemer
A.E.

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