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ABRECHNUNG FOLGT!
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Gift in memory of
MICHAEL GROSZ
PA 1974
GEORGE GROSZ
DAS GESICHT DER HERRSCHENDEN KLASSE
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ABRECHNUNG FOLGT!
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GEORGE GROSZ
DAS GESICHT DER HERRSCHENDEN KLASSE
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ABRECHNUNG FOLGT!
makol verlag
5. bis 15. Tsd., zweite, überarbeitete und verbesserte Auflage (März 1973). Alle Rechte Vorbehalten.
© 1972 by makol verlag, frankfurt am main. >Das Gesicht der herrschenden Klasse< — nach der1921
im Malik-Verlag, Berlin, erschienen III. erweiterten Ausgabe. Abrechnung folgt< — nach der 1923 im
Malik-Verlag, Berlin, erschienenen ersten Auflage. Der Beitrag >Statt einer Biographie< wurde ent¬
nommen aus :George Grosz und Wieland Herzfelde, >Die Kunst ist in Gefahr«. Drei Aufsätze, Der Malik-
Verlag, Berlin 1925. Der makol verlag dankt Wieland Herzfelde für seine Bearbeitung der Biographie.
Ausstattung Juergen Seuss, Frankfurt am Main. Satz und Druck Richard Wenzel, Goldbach bei Aschaf¬
fenburg. Bindearbeiten Osswald & Co., Neustadt an der Weinstraße. Printed in Germany 1973
Statt einer Biographie
VI * Zollbeamter
Gedanken, von wem bezieht ihr sie?-Arbeitet
ihr etwa für das Proletariat, das der Träger der
kommenden Kultur sein wird? Bemüht ihr euch,
die Ideenwelt der Proletarier zu erleben und zu
erfassen und den Ausbeutern und den Nieder¬
haltern entgegenzustellen? was euch doch
immerhin möglich sein müßte! Fragt ihr euch, ob
es nicht endlich an der Zeit ist, mit euren perl¬
mutternen Dekorationen aufzuhören? Ihr gebt
vor, zeitlos zu sein und über den Parteien zu
stehen, ihr Hüter des »elfenbeinernen Turmes« in
euch, ihr gebt vor, für den Menschen zu
schaffen —wo ist der Mensch?!! Was ist eure
schöpferische Indifferenz und euer abstraktes
Gefasel von der Zeitlosigkeit anderes als eine
lächerliche, nutzlose Spekulation auf die
Ewigkeit? Eure Pinsel und Federn, die Waffen
sein sollten, sind leere Strohhalme.
Geht aus euren Stuben heraus, wenn es euch
auch schwer wird, hebteure individuelle Absper¬
rung auf, laßt euch von den Ideen der arbeitenden
Menschen erfassen und helft ihnen im Kampf
gegen die verrottete Gesellschaft.
Der Mensch ist nicht gut-sondern ein Vieh! Die
Menschen haben ein niederträchtiges System
geschaffen — ein Oben und ein Unten. Einige
verdienen Millionen, während Abertausende
knapp das Existenzminimum haben. In Süd¬
amerika heizte man Lokomotiven mit Korn, in
Rußland starben damals viele vor Hunger. Da
wird von Kultur geredet und über Kunst
debattiert - oder ist vielleicht der gedeckte Tisch,
die schöne Limousine, die Bühne und der
bemalte Salon, die Bibliothek oder die Bilder¬
galerie, die sich der reiche Schraubengroßhändler
auf Kosten seiner Sklaven leistet - ist das viel¬
leicht keine Kultur?
Was hat das aber mit Kunst zu tun? Eben das,
daß viele Maler und Schriftsteller, mit einem Wort
fast alle die sogenannten »Geistigen«, diese
Ordnung immer noch dulden, ohne sich klar
dagegen zu entscheiden. Hier, wo es gilt auszu¬
misten, stehen sie immer noch zynisch beiseite
— heute, wo es gilt, gegen all diese schäbigen
Eigenschaften, diese Kulturheuchelei und all
VII diese verfluchte Lieblosigkeit vorzugehen.
Es herrscht der Glaube an die alleinselig¬
machende Privatinitiative. Mitzuhelfen, diesen
Glauben zu erschüttern und den Unterdrückten
die wahren Gesichter ihrer Herren zu zeigen,
— ist der Sinn meiner Arbeit.
Es ist Pflicht des revolutionären Künstlers, ver¬
doppelte Propaganda zu treiben, um das Weltbild
von den übernatürlichen Kräften, von Gott und
den Engeln zu reinigen, um dem Menschen den
Blick zu schärfen für sein reales Verhältnis zur
Umwelt. Die längst verbrauchten Symbole und
mystischen Verzückungen des dümmsten
Heiligenschwindels, von dem die heutige Malerei
voll ist, was sollen sie uns noch? Das Leben ist
stärker in seinen Anforderungen, als daß dieser
gemalte Unsinn noch standhalten könnte.
Was ihr tun sollt, welchen Inhalt ihr euren
Gemälden geben sollt?
Geht in ein Proletariermeeting und seht und
hört, wie dort die Leute, Menschen wie ihr, über
eine winzige Verbesserung ihres Lebens
diskutieren.—
Begreift, diese Masse ist es, die an der Organi¬
sation der Welt arbeitet! Nicht ihr! Aber ihr könnt
mitbauen an dieser Organisation. Ihr könnt
helfen, wenn ihr nur wollt lindem ihr euch bemüht,
euren künstlerischen Arbeiten einen Inhalt zu
geben, der getragen ist von den revolutionären
Idealen der arbeitenden Menschen.
Ich strebe an, jedem Menschen verständlich zu
sein—.verzichte auf die heute verlangte Tiefe, in
die man doch nie steigen kann ohne einen
wahren Taucheranzug, vollgestopft mit kabba¬
listischem Schwindel und intellektueller
Metaphysik.
Der expressionistische Anarchismus muß auf¬
hören. Heute gefallen sich die Maler notgedrungen
in ihm —da sie unaufgeklärt sind, nicht mit den
arbeitenden Menschen im Zusammenhang
stehen. Es wird eine Zeit kommen, in der der
Künstler nicht mehr jener bohemehafte, schwam¬
mige Anarchist ist —sondern ein heller, gesunder
Arbeiter in der kollektivistischen Gesellschaft.
Solange dieses Ziel von der arbeitenden Masse
noch nicht verwirklicht ist, wird der Geistige
VIII ungläubig, zynisch hin und her schwanken. Erst
nach dem Sieg der Arbeiterklasse wird die Kunst
aus dem dünnen Bett strömen, in dem sie heute
blutarm durch das Leben der oberen Zehn¬
tausend'< fließt, und wieder als voller Strom sich
der ganzen arbeitenden Menschheit mitteilen.
Erst dann hat das Monopol des Kapitals auf
geistige Dinge ein Ende gefunden. —
Dies schreibe ich an Stelle der so beliebten, immer
und immer wieder gewünschten biographischen
Notizen. Es war mir wesentlicher, Erkenntnis¬
fakten und allgemein gültige Forderungen auf
Grund der Erfahrungen meines Lebens auszu¬
sprechen, als all die dummen, äußerlichen
Zufälligkeiten meines Lebens aufzuzählen, wie
da sind: Geburtstag, Familientradition, Schul¬
besuch, erste Hose, Künstlers Erdenwallen von
der Wiege bis zum Grabe, Schaffensdrang und
-rausch, erster Erfolg usw. usw.
Das Getue um das eigene Ich ist vollkommen
belanglos.
Biographie
38 HOHENZOLLERN-RENAISSANCE
39 Weil er Arbeit forderte!
40 Um des »Inneren Friedens« willen-
41 -schickt man die >Grünen< als Freunde dem Volk,
42 — und gönnt dem Arbeitslosen sein tägliches Sterbegeld.
43 Gottgewollte Abhängigkeit
44 Stinnes & Cie. oder die Menschenschacherer
45 Aus vaterländischen Motiven-
46 Feierabend
47 Die deutsche Pest
48 Kommet zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!
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49 Unternehmer-Initiative
50 Früh um 5 Uhr!
51 Bayrische Ordnungszelle
52 Wiederaufbau
Wie die Herren so die Knechte-
53-auch Revolution ist ihnen ein Geschäft
54 Sumpfblumen des Kapitalismus
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72 Schwimme, wer schwimmen kann, und wer zu schwach ist, gehe unter
73 Abrechnung folgt!
74 Hochverräter
75 Lieb Vaterland, magst ruhig sein
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76 Meine Rente-
77 = eine Havanna
Gesang der Intellektuellen:
Nehmen Sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib,
78 der Geist muß uns doch bleiben!
79 Völker Europas, wahrt eure heiligsten Güter
Für die Reichen ist die Beute-
80 Für das Volk die Not der Kriege
Trotz Hunger und Schmach, wir lassen
81 unsnieund nimmer in die Kniezwingen!
82 Der Bürger hetzt-
83 — und der Prolet muß bluten
84 Siegreich wollen wir Frankreich schlagen
85 Gegen den Kommunismus sind sie einig!
86 Die Familie ist die Grundlage des Staates
87 Ein halbes Jahrhundert Sozialdemokratie
88 Vorsicht, nicht stolpern!
Ein trautes Weib, ein herzig Kind,
89 Das ist mein Himmel auf der Erde
90 Einheitsfront
91 Die Religion muß dem Volke erhalten bleiben!
92 Wissen ist Macht
93 Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an!
94 Der Regisseur
95 -und seine Puppen
96 Die Arbeiter machen der Obrigkeit so viel zu schaffen
97 .. daß es ihr nicht möglich ist, die Schieber zu fassen
98 Zwei Schlote und eine Seele
99 Stinnes und sein Präsident
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