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© 2016 TOPP. Alle Rechte vorbehalten. Keine unerlaubte Weitergabe oder Vervielfältigung.
MONIK A RESKE
MONIK A RESKE
KOMPOSITION
Lizenziert für afank@gmx.at.
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2 KOMPOSI T ION
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Alles im richtigen Maß – Von der Skizze zum
Komposition – ein erster Blick die Proportion im Bildraum . . . . 34 gemalten Bild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70
auf die Kunst der Kunst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Der Goldene Schnitt – ein faszinierendes Transfer auf den Bildträger –
Warum man Kompositionsregeln Phänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 die Rastermethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
kennen sollte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Der Goldene Schnitt in der Malerei . . . . . . . . . . 40 Motiv 1: Landschaft und Architektur . . . . . . . . . . 72
Noch ein Kompositionsprinzip: Motiv 2: Vom Konkreten zum Abstrakten . . . . . . 76
Spontane Komposition Die Drittel-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Motiv 3: „Stillleben“ mit Stil . . . . . . . . . . . . . . . . 80
mit der Linie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Proportion nach Gewicht, Maß und Zahl . . . . . 44
Vielseitige Linien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Der neugierige Blick –
Drei Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Bildideen finden Bildbetrachtung und
Ausdruckskraft und Richtung und skizzieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 Bildanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84
eigenständiger Linien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Motive erkennen – Bildideen finden . . . . . . . . . . 49 Der rote Faden durch das Labyrinth der Bilder 86
Der Blick für das Motiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Paul Gauguin: Ta Matete (Der Markt) . . . . . . . . . 88
Die Bildfläche – das Spielfeld 18 Von Motiv und Bildidee zur Zwei Meister – zwei Frauen . . . . . . . . . . . . . . . . . 90
Größe muss man haben – aber welche? . . . . . . . 19 Kompositionsskizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
- orderid - exl39606676-3735809626
Bespannte Keilrahmen, Malplatten Motive in der Landschaft- transid - exl39606676-3735809626
54
Glossar
- . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92
und Malkörper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Exkurs: Die Zeichentricks der Alten Meister . . . 56
Autorin / Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94
Format muss man haben … . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Eine kleine Kompositionsskizze anlegen . . . . . . 57
Vom Format zum Bildraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Wie Sie Ihre Skizze prüfen können . . . . . . . . . . 58
Linien lenken den Blick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Den Blick führen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Die Waagerechte im Bildraum . . . . . . . . . . . . . . . 27 Lineare und geometrische
Die Senkrechte im Bildraum . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Kompositionsschemata . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Die Diagonale im Bildraum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Wie kommen Spannung und
Ordnung ins Bild? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65
Variation contra Monotonie . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
So checken Sie Ihre Komposition . . . . . . . . . . . . 68
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3
Vorwort
Easy Komposition – Komposition leicht gemacht? Brauchen Bilder interessant und sehenswert gestalten zu können. Ich zeige Ihnen
überhaupt einen kompositorischen Aufbau? Oder schränken das wirklich Wichtige, damit Sie ein Bild beginnen, umsetzen und
Kompositionsregeln nur ein und sind in unserer heutigen Zeit dabei Möglichkeiten der bildnerischen Komposition nutzen können.
der Lockerheit, einer Zeit, in der fast alles möglich ist, ein „alter Sie werden mit der Zeit Prinzipien der Kompositionslehre rein
Hut“? JA und NEIN: Im Sinne einer Orientierung und Ordnung ist intuitiv einsetzen und selbst, auch durch gekonnte Kunstbetrach-
Komposition gerade in einer manchmal maß-losen Zeit wichtiger tung, ein gutes Gespür für eine gelungene Komposition entwickeln.
denn je, insbesondere im Bereich der Malerei! Mit Kenntnis und „Technik“ erreichen Sie gute Ergebnisse, bessere
Bilder und mehr Zufriedenheit mit Ihren Werken!
Wenn Sie als Malerin oder Maler keine fertigen Vorlagen abmalen,
sondern eigene Bildideen zu Ihrem eigenständigen Bild entwickeln Pierre Bonnard, ein französischer Maler des Post-Impressionismus,
möchten, dann lohnt es, sich mit dem Thema Komposition zu sagte einmal: „Jede Kunst ist Komposition – das ist der
befassen. Lernen Sie die „Sprache der Bilder“ zu sprechen. Schlüssel zu allem.“ In diesem Sinn gibt Ihnen das Buch
Nach einem einführenden Blick auf das Thema macht das Kapitel den Schlüssel zur Komposition in die Hand und öffnet ein Tor
„Spontane Komposition mit Linien“ Ihre Sinne empfänglich. zur Malerei.
Komposition – ein erster Blick | Komposition in Musik, Architektur und Malerei | Warum man Kompositionsregeln
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Komposition – ein erster Blick auf die Kunst der Kunst | Komposition in der Musik | Komposition in der Architektur 5
kennen sollte
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6 KOMPOSI T ION
Paros
Komposition – ein erster Blick | Komposition in Musik, Architektur und Malerei | Warum man Kompositionsregeln
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Komposition in der Malerei | Warum man Kompositionsregeln kennen sollte 7
Das nächste Kapitel widmet sich spontanen Kompositionen und einem wichtigen Bildelement:
der Linie. Sie lernen erste wichtige Kompositionsprinzipien kennen.
kennen sollte
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8 KOMPOSI T ION
Vielseitige Linien
Aneinandergereihte Punkte ergeben eine Linie. Schon die frühesten Höhlenzeichnungen IHRE MATERIAL-LISTE
waren lineare Ansichten. In gegenständlichen Darstellungen begrenzen Linien Umrisse und
Formen von Gegenständen und Naturerscheinungen. Als selbstständige Bildelemente formen • Weicher Bleistift, 4B oder 6B
und strukturieren sie Flächen. • STABILO Woody Buntstift
(= weich + wasserlöslich)
Wie bei Hölzel können Bilder nur aus freien Linien bestehen, deren Verlauf, Form und
• Skizzenpapier, DIN A4
Verhältnis zueinander die Bildaussage bestimmen. Losgelöst vom gegenständlichen Motiv
oder 30 × 30 cm
und ohne den Zwang einer perspektivischen Darstellung konnte sich die Linie in den Bildern
des 20. und 21. Jahrhunderts vielfältig entwickeln. Ihr Hauptmerkmal ist die Bewegung und • Acrylfarben: Gelb, Magenta,
deshalb ist die Linie ein wichtiges Gestaltungsmittel zur Darstellung von Bewegungsabläufen: Cyan, Schwarz , Weiß
fließend, strömend, weich, hart, abrupt, organisch, ruhig oder wirr. oder Wasserfarben
oder Aquarellfarben
• Raufasertapete
„ Sage es mir, und ich werde es vergessen; • Pinsel, mittlere Größe
zeige es mir, und- ich
- orderid werde es vielleicht behalten;
exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
• Pappteller als Mischpalette
lass es mich tun, und ich werde es können. “ • Wassergefäß
Johann Wolfgang von Goethe (1833 – 1897) • Mallappen, Küchenrolle
Mit diesem Zitat möchte ich Sie motivieren, selbst aktiv zu werden, einen Stift oder Pinsel in
die Hand zu nehmen und praktische Erfahrungen zu machen. Entdecken Sie mit spontanen
Kompositionen die feinen Ausdrucksqualitäten der Linien!
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10 KOMPOSI T ION
Drei Übungen
Übung 1: Zur Einstimmung
Ziel dieser Übung ist, dass Sie unterschiedliche, lockere Kompositionen mit Linien anfertigen und zu einer gewissen Gelöstheit und Groß
zügigkeit finden. Sehen Sie diese Aufgaben als „ernstes Spiel“ und lassen Sie sich von den Ergebnissen überraschen. Führen Sie diese
Übung im Stehen aus, mit geradem Rücken und locker in Arm- und Schultergelenken, die Füße hüftbreit auseinandergestellt. Setzen Sie den
Stift bewusst an und bleiben Sie geistig vom ersten Ansatz bis zum letzten Moment an der Linie dran. Zusätzlich können Sie auch noch den
Druck variieren. Auf diese Weise ist die Komposition von Adolf Hölzel (siehe Seite 8) entstanden!
{ ZUSAMMENGEFASST
Diese Komposition ist interes
sant, lebendig, kraftvoll und
zeigt folgende Gestaltungs
prinzipien:
Übung 2:
Auf dem Weg zur eigenen
Komposition
Ziel dieser Übung ist es, den ersten
Schritt zur eigenen Komposition zu
gehen. Oft wird die Entwicklung
einer eigenen Bildidee am Anfang als
schwierig und emotional anstrengend
empfunden. Meine Erfahrung zeigt,
dass der Weg über die Gestaltung eines
ungegenständlichen Bildes leichter ist.
Lassen Sie sich dazu einmal von Ihrer
Umgebung inspirieren, denn auch in Quelle der Inspiration: Gehwegplatten! Interessant, Legen Sie auf Papier, Leinwand oder
ganz alltäglichen Dingen kann man wie unterschiedlich die Natur die Risse „zeichnet“. Tapete ein lockeres Liniengerüst an.
Impulse für eine gelungene Kompo Nehmen Sie die Gehwegplatten nur als
Anregung. Bitte nicht exakt abzeichnen,
sition finden!
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 - sondern etwas Eigenes entwickeln.
Gestalten Sie die entstandenen Flächen farbig. Zuletzt suchen Sie sich mit
Bei der Farbwahl lassen Sie sich einfach von Ihrem Gefühl dem Passepartout Ihren
und Ihren eigenen Vorlieben leiten. Lieblingsausschnitt!
{ ZUSAMMENGEFASST
Die Komposition zeigt folgende
Gestaltungsprinzipien:
Übung 3:
Die Wahrnehmung verfeinern
Ziel dieser Übung ist es, spielerisch
weitere Qualitäten der Linie kennen zu
lernen. Sie werden damit Ihre Wahrneh-
mung für das Wesen der nur scheinbar
einfachen Striche verfeinern. Verleihen
Sie den Linien Dynamik und Rhythmus,
Spannung, Elastizität und Geschmei-
digkeit. Das einfache Ausdrucksmittel
„Linie“ kann sehr prägnant sein, dafür
ist aber jeder Strich von Bedeutung!
Widmen Sie sich deshalb dieser Übung
Zeichnen Sie im oberen Bereich des Bildraums Fügen Sie im unteren Teil eine etwa spiegel
mit ganzer Aufmerksamkeit und eine spannungsvolle Wellenlinie. bildliche Linie hinzu.
Konzentration.
Ziehen Sie in der Mitte zwischen beiden Linien Jeweils immer zwischen die bestehenden
eine weitere Linie. Linien in die Mitte eine weitere Linie zeichnen.
Wiederholen Sie das so lange, bis keine weiteren
Linien mehr Platz haben. Keine Linie sollte eine
andere berühren!
{ ZUSAMMENGEFASST
Die Komposition zeigt folgende
Gestaltungsprinzipien:
-gerade, geometrisch
orderid gebogen, geometrisch
- exl39606676-3735809626 organisch- exl39606676-3735809626
- transid gezackt -
bestimmt, starr, hart, kalt, umfassend, weich, zen wellenartige, freie Bewegung Bewegung mit technischem,
durch Mittellage ± Ruhe, trierend ± Geborgenheit ± fließend, warm, weich bis geometrischem Charakter
Strenge schwingend, musikalisch ± Strenge, Kälte, Härte
± gefühlsbetont
gerade, gerichtete spitzer Winkel + verschlun- flacher Winkel + Bogen dicke + dünne Linie
+ organische Linie gene, organische Linie nach unten offen + nach satter + zarter Auftrag
streng + frei bewegt hart, klar + frei, natürlich oben offen, gegenläufige ± Räumlichkeit, Nähe +
± starker Kontrast ± extreme Gegensätze Bewegung ± gegensätzliche Ferne, engere Beziehung
Beziehung, Dialog durch Parallelität
fast senkrecht fast waagerecht + diagonal runde, fast geschlossene diagonal + diagonal
breiter werdende Linie gerade + gekräuselte, Linie + Bogen von links unten nach rechts
± fallend, absteigend + krakelige Linie ± Kontrast, Form + abgehackte, oben, an- und abschwellend
aufsteigend Spannung zwischen ruhig , unterbrochene Linie und von links oben nach
klar und unruhig, nervös ± Spannung, interessanter rechts unten, gezackte Linie
Dialog ± schwingender Gegensatz,
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 - leise + laute Musik, Dissonanz
Größe muss man haben | Keilrahmen, Malplatten, Malkörper | Verschiedene Formate | Vom Format zum Bildraum |
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Größe muss man haben – aber welche? | Bespannte Keilrahmen, Malplatten und Malkörper 19
Das Bildmotiv sollte die Wahl des Formates bestimmen, denn jedes Format hat schon von sich aus eine spezielle Ausdrucksdynamik. Das
heißt, jedes Format vermittelt eine eigene Grundstimmung und unterstützt damit die später im Bild gezeigten Elemente. Die Wahl des
Bildformates ist der erste wichtige Schritt nach der Motivwahl. Wissenswertes über die grundlegenden Merkmale der Formate und wann
man sie sinnvoll einsetzt, finden Sie auf den folgenden Seiten.
Größe muss man haben | Keilrahmen, Malplatten, Malkörper | Verschiedene Formate | Vom Format zum Bildraum |
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Format muss man haben … 21
Das Querformat
Das Querformat entspricht dem menschlichen Blickfeld bzw. Seheindruck am besten und
ist deshalb auch das meistgenutzte Format. Die Waagerechte (Horizontale) schafft die
{ ZUSAMMENGEFASST
Grundstimmung dieses Formats, das eine starke Beziehung zur Erde hat. Es wirkt ruhig, still Das Querformat:
und passiv. Je größer der Unterschied zwischen Höhe und Breite, desto mehr werden diese
Ausdruckswerte verstärkt. Querformate werden besonders in der gegenständlichen Darstel- betont
lung für Landschaftsmotive, insbesondere weite Hügel- und Meerlandschaften und zeitlose • die Horizontale
Themen verwendet. Ein sehr stark in die Länge gezogenes Format strahlt verstärkt Ruhe
aus. Linien und Formen im Bildraum, die entgegengesetzt zur Horizontalen verlaufen – also wirkt
vertikale Linien – schwächen die Grundwirkung des Querformats ab. • weit
• ruhig
• passiv
• sicher
• ausgeglichen
• zeitlos
• fern
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
eignet sich für
• Landschaftsdarstellungen
• stimmungsvolle
Paul Gaugin: Arearea, 1892, 75 × 94 cm Bilderzählungen
• Figurengruppen, die
ein soziales Miteinander
verbindet
• liegende Personen
Giovanni Fattori:
Tramonto sul mare,
1890 – 1895
Das Hochformat
{ ZUSAMMENGEFASST Die Grundstimmung dieses Formats wird durch die Senkrechte (Vertikale) bestimmt. Das
Hochformat zeigt entweder eine Gerichtetheit nach oben, Richtung Himmel, oder nach unten
Das Hochformat: zur Erde. Es drückt Wachsen, Aufstreben oder Fallen, große Tiefe oder Höhe, Wachheit und
Aktivität aus. Die Vertikale kann instabil, unsicher, dominant, sogar bedrohlich wirken, gewiss
betont aber nie langweilig. Das Hochformat unterstützt Ausdruckswerte wie Größe, Stärke und
• die Vertikale Macht. Gegenständlich dargestellt können Motive wie Pflanzen, Bäume, steile Berge, Figuren
oder Gebäude sein. Dieses Format eignet sich für spannungsvolle Bilder mit Dynamik. Es
wirkt wirkt auffälliger, gerade weil es nicht so häufig genutzt wird wie das Querformat. Besonders
• lebendig markant ist die Raute. Wieder gilt: Je extremer das Verhältnis zwischen Breite und Länge des
• mächtig Formats, umso intensiver wird die Grundaussage des Formats.
• beherrschend
• bewegt
• aktiv
Paul Cézanne: August Macke:
Blaue Vase, Hutladen, 1913,
• elegant bis instabil 1889 – 1890, 54,5 × 44 cm
• nah 61 × 50 cm
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
eignet sich für
• Blumenstillleben
• Naturdarstellungen wie
aufstrebende Bäume,
wachsende Pflanzen,
tiefe Schluchten,
hohe Berge
• Architekturdarstellungen
• (stehende) Personen,
Paare, Portraits
Größe muss man haben | Keilrahmen, Malplatten, Malkörper | Verschiedene Formate | Vom Format zum Bildraum |
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Format muss man haben … 23
Mit gleich langen Seiten und gleichen Winkeln bietet das Quadrat als Fläche eine optimale
Atmosphäre der Ruhe, Neutralität oder Objektivität. Da anders als bei den bisherigen
{ ZUSAMMENGEFASST
Formaten keine Richtungen vorherrschen, können keine unterschiedlichen Kräfte wirken. Das Quadrat:
So entsteht eine Art Gleichgewicht, das Themen mit ganzheitlichem Charakter unterstützt,
zum Beispiel die vier Jahreszeiten oder die vier Elemente. Gerade für Darstellungen von betont
Harmonie und Ausgeglichenheit, sowohl im Figürlichen als auch in Abbildungen der Natur, • keine Richtung,
bietet das Quadrat ein ideales Format. Ausdrucksqualitäten wie Spannung oder Dynamik steht für Gleichgewicht
werden vom Quadrat nicht gefördert. Es sei denn, es wird auf die Spitze gestellt und wirkt
dann als Rhombus mit seinem labilen Gleichgewicht, das nur auf einem Punkt ruht. Durch wirkt
die imaginäre Verbindung der einander gegenüberliegenden Ecken entstehen Senkrechte • harmonisch
und Waagerechte. • zentriert
• ausgleichend, ruhig
• stabil
• neutral
• objektiv
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
eignet sich für
• harmonische Natur
darstellungen, z. B.
einzelner Baum, eine Rose
• Personen, Paare, Portraits
• dekorative Themen
Der Rhombus:
{ ZUSAMMENGEFASST Die Bezeichnung „Tondo“ stammt aus dem Italienischen und ist die abgekürzte Form von
„rotondo“ für „rund“. Das kreisrunde Bild war schon in der Antike beliebt und in der Zeit der
Der Tondo: Renaissance bis zum Historismus besonders für Madonnen- und Personendarstellungen
populär. Häufig wurde diese Form in der Architektur zur Gestaltung von Kuppeln, Gewölben
betont und Nischen verwendet. Dieses Format hat keine Richtungstendenz, sondern ist auf die Mitte
• die Mitte, konzentriert, ausgerichtet, oder strahlt vom Zentrum zum Bildrand.
hebt hervor; ist nach allen
Seiten symmetrisch, Ob stehend oder liegend gewinnt das Oval durch seine Quer- oder Längsachsen an Spannung.
in der Form neutral Sein bewegliches Zentrum tritt nun in Bezug zur Umgebung. Dieses Format hat jeweils eine
Richtung und weist deutlich ein Links-Rechts oder Oben-Unten aus. Je breiter es wird, umso
eignet sich für deutlicher ergeben sich in den Brennpunkten zwei gleichwertige, kompositorische Zentren.
• Personen Tondo und Oval bieten als heute sehr ungewohnte Bildräume interessante Möglichkeiten
• geistige, kosmische und sowohl darstellender als auch gegenstandsloser Motive.
religiöse Themen
betont
• die Quer- und Längssymmetrie;
ist spannungsvoll,
mit beweglichem Zentrum
Größe muss man haben | Keilrahmen, Malplatten, Malkörper | Verschiedene Formate | Vom Format zum Bildraum |
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Format muss man haben … 25
Piet Mondrian:
Ovale Komposition,
1914, 108 ×79 cm
Unsere Art und Weise zu sehen ist von unserer aufrechten Position geprägt. Wir stehen auf dem Boden, der Grundlinie. Die Augen sind auf
der Ebene des Horizontes, der so genannten Augenhöhe oder Horizontlinie. Der Himmel ist oben, die Erde unten, so ergibt sich im Bildraum
ein Oben und Unten und entsprechend unserer Körperseiten mit Armen und Beinen ein Links und Rechts. Die roten Linien unten zeigen die
räumlichen Ebenen auf dem flachen, hier waagerechten Format. Auf diese Weise wird jeder gegenständliche und ungegenständliche
Bildraum gegliedert. Im Vergleich dazu hätte die sogenannte „Vogelperspektive“ eine andere Bezugsebene (den Luftraum) und würde den
Blick von oben nach unten zeigen.
darüber
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 - oben
Horizontlinie
Grundlinie
unten
darunter
Die untere Linie, die Grundlinie, gibt Ruhe und Festigkeit. Je höher sie liegt, umso Diese Linien zeigen Bereiche wie oben
stärker ist ihre Wirkung. Die darüberliegende Horizontlinie wirkt leichter, schwebender. und unten, hinten und vorne, rechts und
Die Wirkung wird verstärkt, je weiter sie von der unteren entfernt ist. links, Ferne und Nähe.
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Vom Format zum Bildraum | Linien lenken den Blick | Die Waagerechte im Bildraum 27
In der zweiten Reihe teilt die Waagerechte die Fläche in zwei ungleiche Zonen. Die größere
Fläche unten trägt die obere, leichtere. Es entsteht eine spannungsvolle Ruhe und große
Nähe. Rechts ruht oder lastet oben auf unten.
In der dritten Reihe wird sichtbar, wie die Tiefenwirkung bei einer Landschaft zunimmt, je tiefer
der Horizont liegt. Probieren Sie selbst, was passiert, wenn die oberen Flächen schraffiert sind
und die unteren nicht, denn gleichzeitig spielt der Hell-Dunkel-Kontrast eine zusätzliche Rolle.
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Die Waagerechte im Bildraum 29
Hier liegt der Horizont ganz weit oben, um den steilen Hügel erfahrbar
zu machen und den Blick von unten nach oben in die Ferne zu lenken.
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Die Senkrechte im Bildraum 31
» ÜBUNG
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vereinfachter Darstellung, wie die
Lage der Senkrechten den Bildraum
Durch die regel
mäßige, rhythmische unterschiedlich beeinflusst.
Anordnung der Nehmen Sie wieder Stift und Papier
Senkrechten im Spiel zur Hand und vollziehen Sie das
mit den geschwun- Gezeigte nach. So bekommen Sie ein
genen, senkrechten
Linien entsteht eine
Gespür dafür, wie unterschiedliche
musikalisch anmuten- Positionen einer Linie den Bildraum
de Komposition. verändern können.
aufsteigende absteigende
(„harmonische“, („disharmonische“,
„lyrische“) „dramatische“)
Diagonale Diagonale
Größe muss man haben | Keilrahmen, Malplatten, Malkörper | Verschiedene Formate | Vom Format zum Bildraum |
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Die Diagonale im Bildraum 33
Die nach oben gerichtete Diagonale wird allgemein als positiv, Von links oben nach rechts Führt die Linie von rechts
die nach unten gerichtete Diagonale als negativ empfunden. Von unten zeigt die Bewegung in oben nach links unten, geht es
links unten nach rechts oben gerichtet drückt sie Leichtigkeit, die Nähe, zurück nach Hause, noch negativer nach unten, zur
Freude und Aufbruch, Zukunft, bewegte Geborgenheit aus. Sie zurück zum Ursprung. Hier und Konfrontation, zur Krise, zum
kann aber auch haltlos, schwebend werden. Jetzt, aber eher negativ. Unbewussten bis zum Tod.
Der Goldene Schnitt | Goldener Schnitt in der Malerei | Die Drittel-Regel | Proportion nach Gewicht, Maß und Zahl
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Der Goldene Schnitt – ein faszinierendes Phänomen 35
Man spricht vom „Goldenen Schnitt“, wenn eine Strecke ganzer Teil (a)
asymmetrisch so in zwei Teile geteilt ist, dass sich der
ganze Teil (a) zum größeren Teil (Major, b) so verhält wie
der größere Teil (b) zum kleineren Teil (Minor, a–b). größerer Teil (b) kleinerer Teil (a–b)
In der Natur gibt es unendlich viele Beispiele, in denen sich Proportionen des Goldenen Schnitts zeigen. So sind die Blütenblätter der Rose
so angeordnet, dass der Winkel zweier aufeinander folgender Blätter den Vollkreis im Verhältnis des Goldenen Schnitts teilt. Das Längen-
wachstum einiger Pflanzen scheint sich an den Proportionen des Goldenen Schnitts zu orientieren, denn die Strecken zwischen den einzelnen
Wachstumsknoten stehen in diesem Verhältnis. Seesterne und Eiskristalle zeigen gleichfalls die stetige Teilung nach dem Goldenen Schnitt.
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
Beim Menschen erfolgt näherungsweise eine horizontale Teilung der gesamten Körperlänge in die kleine Strecke vom Scheitel bis zum Nabel
und die größere Strecke vom Nabel bis zu den Füßen. Das Verhältnis zwischen Kopf – Hals und Hals – Bauchnabel, Bauchnabel – Knie und
Knie – Füße sowie auch andere benachbarte Gliedmaßen wie z. B. Ober- und Unterarm sowie Fingerknochen, ja sogar die Zähne sollen in
diesem Verhältnis stehen.
Als Maßsystem oder Harmoniegesetz wurde der Goldene Schnitt schon seit der Antike, vermutlich schon beim Bau der ägyptischen Pyramiden,
eingesetzt. Der griechische Bildhauer und Mathematiker Phidias (490 – 430 v. Chr.) hat die Proportionen des Goldenen Schnitts bei seinen
Skulpturen für den Parthenon-Tempel in Athen wohl intuitiv angewandt. Von den Skulpturen ist leider keine erhalten, aber auch im Grundriss
des Parthenon-Tempels lassen sich die Proportionen basierend auf modernsten Berechnungen nachweisen.
Euklid von Alexandria (325 – 265 v. Chr.) gilt als der Mathematiklehrer aller Zeiten. Er nennt die erste schriftliche Definition des Goldenen
Schnitts in seinem Buch „Die Elemente“. Mathematisch errechnet, ergibt sich ein Verhältnis von ungefähr 1,61803 …, das mit dem griechischen
Symbol Φ (fi) bezeichnet wird.
Im 13. Jahrhundert entdeckte Leonardo von Pisa, bekannt als Fibonacci (1170 – 1250) eine ungewöhnliche Zahlenreihe, bei der sich die jeweils
folgende Zahl durch Addition der zwei vorangegangenen Zahlen errechnet: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34 … Sie steht mit dem Goldenen Schnitt
in Zusammenhang, denn der Wert, der sich durch Division der größeren durch die kleinere Zahl ergibt, nähert sich der Zahl Φ.
Parthenon-Tempel, Akropolis von Athen. Als der dreieckige Giebel noch intakt war, Parthenon-Tempel mit den Linien
passten die Dimensionen in das Goldene Rechteck (siehe Seite 39). des Goldenen Schnitts.
Der Goldene Schnitt | Goldener Schnitt in der Malerei | Die Drittel-Regel | Proportion nach Gewicht, Maß und Zahl
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Der Goldene Schnitt – ein faszinierendes Phänomen 37
Allgemein wird die asymmetrische Teilung nach dem Goldenen Schnitt als schön und harmonisch empfunden. Sie wirkt lebendig und beinahe
wie zufällig angeordnet. Warum aber wird dieses Teilungsprinzip immer wieder mit Schönheit und Vollkommenheit in Verbindung gebracht?
Vermutlich spielt das Prinzip der Gleichheit und Einheit eine Schlüsselrolle. Möglicherweise stellt sich dieses Gefühl vollkommener Harmonie
deshalb ein, weil die Proportionen gleich sind, nicht aber die Teile selbst. Die Verhältnisse der größeren Teile zu den kleineren und vom
größeren Teil zum ganzen Teil sind immer gleich, eben 1,618 … = Φ.
Symmetrie findet sich innerhalb des Goldenen Schnittes nicht mehr in einer förmlichen Umsetzung als Gleichheit der Teile, sondern in einer
Gleichheit der Proportionen. Diese Gleichheit in den Proportionen der einzelnen Elemente lässt uns die eigentliche Asymmetrie der Teile als
harmonisch empfinden. Dass das Prinzip Goldener Schnitt Teil der Natur und damit auch Teil des Menschen selbst ist, ist ein weiterer Grund
dafür, dass wir dieses Teilungsverhältis so interessant finden.
Stellt man die drei Teile (ganzer Teil, größerer Teil und kleinerer Teil) nebeneinander, wird deutlich, dass sich im scheinbar asymmetrischen
Verhältnis des Goldenen Schnitts gleich zweimal die Symmetrie der gleichen Proportion wiederfindet: 1. als ganzer Teil / größerer Teil und
größerer Teil / kleinerer Teil) und 2. die Symmetrie der gleichen Teile als ganzer Teil zu größerem Teil + kleinerem Teil.
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Der Goldene Schnitt – ein faszinierendes Phänomen 39
Der Goldene Schnitt ist ein Werkzeug – „the golden rule is a tool“! Für jeden, der sich mit
» ÜBUNG
Bildgestaltung – sei es grafisch, malerisch oder fotografisch – auseinandersetzt, sollte es Teil Die Konstruktion des
des handwerklichen Wissens sein, sich einmal mit der Konstruktion des Goldenen Schnitts Goldenen Rechtecks
zu befassen. Einerseits, um das Prinzip grundsätzlich zu verstehen und andererseits, um
innerhalb des Bildraums die Punkte des Goldenen Schnitts zu definieren, oder das Format 1. Ein beliebiges Quadrat
selbst im Goldenen Schnitt festzulegen. zeichnen
2. Die untere Seite halbieren
±H
Der Goldene Schnitt in Prozentwerten 3. Eine Diagonale in die rechte,
obere Ecke ziehen ± E
Bei einem Bildformat von 100 cm Breite (= 100%) entspräche der größere Teil (b) = 61,8 cm (%) 4. Die Strecke HE abmessen
und der kleinere (a–b) = 38,2 cm (%). und in derselben Länge in H
waagerecht ansetzen ± E'
Auf diese Weise können Sie bei jedem Bildformat einfach und schnell den Goldenen Schnitt 5. Eine Senkrechte von E'
ermitteln: Ist ein Gemäldes beispielsweise 70 cm breit, wäre die größere Strecke mit 61,8 % nach oben ziehen und von E
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
gleich 43,26 cm lang, die kleinere 26,74 cm. Es genügt, eine Strecke zu berechnen, die andere ausgehend eine Waagerechte
ergibt sich automatisch. nach rechts ziehen ± G
6. Fertig ist das Goldene
Rechteck!
100 % (a)
ganzer Teil (a)
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Der Goldene Schnitt in der Malerei 41
Ein quadratisches Format eignet sich besonders für eine ausgeglichene, harmonische
Darstellung. Da das Wirkungsprinzip des Goldenen Schnitts gleichfalls als harmonisch und
ausbalancierend empfunden wird, ergänzen und steigern sich beide Ausdrucksqualitäten.
Beim quadratischen Format führt der Goldene Schnitt zu einer Fülle sehr interessanter
grafischer Kompositionsmöglichkeiten.
25 verschiedene Kompo-
sitionen eines Quadrats
mit symmetrischer und
asymmetrischer Teilung in
den einzelnen Quadraten.
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Der Goldene Schnitt in der Malerei | Noch ein Kompositionsprinzip: Die Drittel-Regel 43
Für die malerische Komposition ist die Drittel-Regel als starke Vereinfachung des Goldenen
Schnitts eine grobe Orientierung, führt aber zu weniger Spannung und Dynamik.
Zone 1: Das Element schwebt Zone 2: Das Element wirkt Zone 3: Links unten am Zone 4: Das Element liegt
nach oben, wird von der Bildkante weniger schwebend, drängt eher Rand wirkt das Element nah, vorne, ruht, wirkt schwer,
gehalten, könnte auch zu schwer wieder zurück in den Bildraum, dynamisch getragen. geringe Spannung.
werden und herunterfallen. wirkt präsent, aber ferner.
Im Vergleich dazu in den vier Zonen die gespiegelten Varianten. Die Elemente wirken wieder anders.
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Proportion nach Gewicht, Maß und Zahl 45
Liegt auf der einen Seite des Bildraums eine große, eckige Form, fordert die andere Seite der
{ ZUSAMMENGEFASST
Bildfläche eine ausdrucksvolle Form, die ein Gegengewicht schafft. Sonst „kippt“ das Bild und Faktoren, die die Gewichtung
beim Betrachter stellt sich ein Unwohlsein ein. Besonders in der ungegenständlichen Malerei im Bildraum beeinflussen:
spielt die Ausgewogenheit der Bildelemente eine wichtige Rolle. • vier Zonen im Bildraum:
unten schwerer, oben leichter
• Verteilung im Bildraum und
Anbindung an die Bildseiten
• Große Formen sind schwerer
als kleine
• Gegensätze: groß – klein,
rund – eckig, symmetrisch –
asymmetrisch
• Eine zu- oder abnehmende
Form gibt Auftrieb oder zieht
nach unten (z. B. zeigt ein
- orderid
Die - „kippt“,
Komposition links exl39606676-3735809626
durch Die kleine Form ist-zutransid - exl39606676-3735809626 -
klein für ein Gleich Dreieck nach oben)
die allein stehende Form links herrscht gewicht, schafft aber Spannung. Sie tritt • Licht (hell / leicht) und Schatten
ein Ungleichgewicht. mit der großen Form in Beziehung, eine Art
Kommunikation entsteht.
(dunkel / schwer)
• Haptik / Struktur. Lasierte,
transparente Flächen wirken
leichter als pastos gemalte oder
gespachtelte Bildbereiche
Die Drei
Antrieb, Bewegung Dynamik,
dreidimensional, Dreiheit,
Dreieinigkeit (Vater / Sohn / Geist,
Vater / Mutter / Kind), Prinzip der
Vermittlung (These – Antithese –
Synthese), Vergangenheit –
Gegenwart – Zukunft.
Die Vier
Festigung, Orientierung, Quadrat,
das Irdische, vier Himmelsrich-
Die Werkskizze zeigt: Statt vier Gefäße (wovon zwei ähnlich sind) wären nur drei optisch besser.
tungen, Jahreszeiten, Elemente, Es wurde versucht, durch die drei rundlichen Formen auf dem Boden einen Ausgleich zu den vier
geordnet, strukturiert, vollständig. Gefäßen zu finden. Gleichzeitig führen diese als gedachte Linie in den Bildraum.
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Proportion nach Gewicht, Maß und Zahl 47
… weniger gut
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48 KOMPOSI T ION
Motive erkennen | Von der Idee zur Skizze | Motiv in der Landschaft | Zeichentricks Alter Meister | Skizzen anlegen |
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Motive erkennen – Bildideen finden 49
Inspirationsquelle für das Acrylbild „Mann in Blau“ rechts war eine verrostete Landmaschine, zu sehen im Foto
links. Das Fragment einer Farbkopie wurde auf der Leinwand eingearbeitet und völlig frei weitergestaltet.
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Der Blick für das Motiv 51
Schritt 1: Ausschnitt
mittels Passepartouts
finden
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Von Motiv und Bildidee zur Kompositionsskizze 53
- orderid
Schritt - exl39606676-3735809626
3: Unterschiedliche - transid
Kompositionsskizzen finden - exl39606676-3735809626 -
Nach dieser Methode fertigen Sie nun mindestens fünf
weitere Kopien an, bei denen Sie jeweils andere Linien
aufnehmen und weglassen, neue Wege im Motivausschnitt
und somit unterschiedliche Kompositionsskizzen finden.
Anfangs bleibt man gerne bei ähnlichen Linien hängen.
Suchen Sie deshalb bewusst andere Linien und andere
Anfänge. Beginnen Sie beispielweise einmal, von unten
„einzusteigen“, einmal von rechts, dann von links und lassen
Sie sich von den Linien im Bild führen. Sammeln Sie mit dem
Stift all die Details ein, die Sie ansprechen. Zuletzt müssen
Sie nur noch eine Skizze auswählen.
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Motive in der Landschaft 55
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Exkurs: Die Zeichentricks der Alten Meister | Eine kleine Kompositionsskizze anlegen 57
Schauen Sie sich das Motiv vorher aus verschiedenen Blickwinkeln genau an und beantworten
Sie die Frage: „Was will ich zeigen?“ Geht es um die Kapelle selbst, die Kapelle unter dem
Baum oder möchten Sie auch den Weg zur Kapelle zeigen? Skizzieren Sie das Motiv sowohl im
Quer- als auch im Hochformat.
Es braucht nur wenige Minuten, um einige kleine Skizzen dieser Art zu fertigen. Sie werden
schnell sehen, ob sich das Objekt als Motiv eignet, ob Sie ein Detail im Bild später weglassen
möchten oder ein anderes, wie etwa die blaue Tür, in einem weiteren Bild „groß“ zeigen möchten.
Der reale Fußweg führt als „Weg in das Bild“
diagonal zur Kapelle, die in etwa im Goldenen
Legen Sie zum Schluss eine Hell-Dunkel-Skizze an, indem Sie die Flächen als helle, mittlere Schnitt liegt, wenn der Rand rechts und oben
und dunkle Bereiche schraffieren. Achten Sie darauf, ein variantenreiches Spiel zwischen etwas beschnitten wird. Damit werden die
Hell und Dunkel zu schaffen. Baumkronen an den Bildrand gebunden.
Fotomotiv und Bild: Das Hauptmotiv ist hier das Gatter mit dem Durchblick, das Nebenmotiv der Schatten des
Baumes. Der Reiz des Bildes liegt im Schatten des Baumes, nicht der Baum selbst erzeugt die Spannung.
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Wie Sie Ihre Skizze prüfen können 59
Proportionsbezug
Ein Objekt im Vordergrund (Boden, Baum, Zaun, Boot …), dessen Größe allgemein bekannt ist,
gibt dem Betrachter ein Maß, mit dem er instinktiv den Mittel- und Hintergrund betrachtet. Es
entspricht der logischen Sichtweise, dass größere Objekte als näher wahrgenommen werden
und kleinere Objekte als weiter entfernt.
- orderidvon
Überlagerung - exl39606676-3735809626
Ebenen - transid - exl39606676-3735809626 -
In Landschaftsbildern und Stillleben lässt sich Tiefe durch die Überlagerung von Ebenen
beziehungsweise sich schneidende Linien erzeugen. Vergleichen Sie dazu das Foto auf Seite 58:
Baum vor Mauer, geöffnetes Tor, Felder, Meer.
Objekte, die im Vordergrund stehen, sind klarer, exakter, intensiver, meist dunkler und zeigen
mehr Details. Im Hintergrund sind diese nicht mehr sichtbar. In der Ferne zeigt sich der Dunst
und die gleichen Objekte wirken heller, schwächer, diffuser.
Warme Farben stehen im Vordergrund, weil sie die Formen heranholen. Kalte Farben dagegen
Das kühle Rot des Gatters wirkt entfernter als das
weisen ab und führen den Blick in die Ferne. in einem warmen Rotton gehaltene Gatter im Bild
oben, das Nähe suggeriert.
Eine moderne Technik, das so genannte Eye-Tracking, kann die spontanen, nicht voll bewussten Augenbewegungen messen und aufzeigen.
In einem interessanten Versuch hat man mit dieser Methode die Augenbewegungen von Betrachtern von da Vincis Darstellung des
Abendmahls aufgezeichnet. Es wird sichtbar, dass der Goldene Schnitt ein wichtiges und praktisch einsetzbares asymmetrisches Schema
zur Gliederung der Bildfläche ist. Zudem treffen sich die Fluchtlinien der Zentralperspektive (Oberkanten der Fenster) exakt über dem Kopf
von Jesus. Genau hierhin wollte Leonardo da Vinci die Aufmerksamkeit des Betrachters lenken. Deshalb sollte in jedem Bild der Blick des
Betrachters so geführt werden, dass er automatisch zum Punkt des Interesses geleitet wird und lange im Bild verweilt.
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Den Blick führen | Lineare und geometrische Kompositionsschemata 61
Lineare Diagonal-Gliederung
Die Diagonale (siehe Seite 32 ff.) ist die häufigste lineare Gliederung und ein sicherer, schneller Weg zum Ziel im Bild. Eine aufsteigende
Diagonale, von links vorne nach rechts hinten, hält den Blick länger im Bild als eine von links hinten nach rechts vorne absteigende.
Diagonalen sollten nie bis ganz in die Ecken führen, da sonst der Blick sofort aus dem Bild tritt. Auch gedachte, nicht ganz durchgezogene
Linien oder Punkte in einer Reihe erfüllen die Funktion der Blickführung. Ein blockierendes Element (Form / dunklerer Tonwert) hält den
Blick entlang der Diagonalen im Bild .
Bei der Zentralperspektive führen die Fluchtlinien den Blick durch das Bild zum Ziel, das meist am Horizont liegt. Gleiche Formen, die, in der
Größe abgestuft, nach hinten kleiner werden, weisen ebenfalls einen Weg in das Bild.
Die „Weg“-Führung, bei der ein realistischer Weg (siehe Seite 57), ein Bach oder Zaun in das Bild weist, und den „Tunnel“-Blick, der den Blick
durch ein Tor oder enge Hauswände fokussiert, machen sich auch Fotografen zunutze. Das Hauptmotiv liegt dabei im Hintergrund am Ende
des Weges oder hinter dem Tor, das als dekoratives Element im Vordergrund steht. Als „Wegweiser“ in den Bildraum dienen auch Personen
(siehe Seite 21) und Gesten, Schrift, die von links nach rechts gelesen wird, oder Richtungssymbole wie Pfeile, Spitzen und Dreiecke.
Der Einstieg zum Bild sollte in der Nähe des Betrachters liegen, also vorne oder seitlich an den
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
Bildrändern oder sollte direkten Kontakt zum Rand haben. Den Weg in das Bild versperren
dunkle, schwere, waagerechte Formen im Vordergrund.
Diagonalen in Form gestrichelter Linien und von Die Fluchtlinien weisen in die Tiefe, der Blick geht Die Hauswände rechts und links fokussieren den
Bäumen führen den Blick zum liegenden Boot. zur (blauen) Kuppel. Blick, ein Treppenweg führt zum dunklen Fels.
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Lineare und geometrische Kompositionsschemata 63
Geometrische Gliederung
Neben den linearen Gliederungsmöglichkeiten gibt es auch solche, die auf einfachen
geometrischen Formen wie Dreieck, Kreis oder seltener auf einer L-Form basieren. Sie
entsprechen annähernd der Flächenform und werden durch die Abfolge von Hell-Dunkel-
Unterschieden, verschiedenen Elementen oder begrenzenden Linien gebildet. Diese Schemata
sind hilfreich, um Bildelemente in einer Darstellung auszurichten, zu ordnen und die inhalt
liche Aussage (Sicherheit, Ruhe, Ebenmäßigkeit, Über-, Unterordnung) zu betonen. Oder, wie
bei der L-Form, den Blick auf das Bild und auf das meist nicht sonderlich spektakuläre Motiv
zu führen. Klassische Werke, etwa aus der Renaissance zeigen die klare, strenge Sprache
einer geometrischen Gliederung insbesondere bei der Darstellung religiöser Inhalte und
bedeutender Personen (siehe Seite 37).
Nutzen Sie als Anregung ein lockeres Kompositionsschema, das sich nicht streng, sondern nur
andeutungsweise an Erfahrungen vergangener Epochen orientiert.
{ ZUSAMMENGEFASST
Kompositionsschemata sind:
• Goldener Schnitt
• Diagonale Gliederung
• Orientierung an der
Mittelachse Alexej von Jawlensky:
Stillleben mit
• Grafische Gliederung mit Früchten, Figur und
Dreieck, Kreis oder L-Form Flasche, 1907
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Lineare und geometrische Kompositionsschemata | Wie kommen Spannung und Ordnung ins Bild? 65
Sich ähnelnde oder verschiedene Bildelemente wiederholen sich als Sequenz mindestens
einmal oder sind in anderer Weise rhythmisch angeordnet. Der visuelle Rhythmus kann regel-
oder unregelmäßig sein, auch in Bezug auf hell – dunkel, auf – ab, schwach – stark, kurz – lang.
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Wie kommen Spannung und Ordnung ins Bild? | Variation contra Monotonie 67
Ziel / Wirkung Ziel / Wirkung
>
Proportionen Goldener Schnitt Extreme Proportionen, ohne
MEIN TIPP Proportionen, Verzerrungen,
stark an den Rand gerückt
• Regeln sind Faustregeln
Perspektive Zentralperspektive Vogel- oder Froschperspektive,
• Richtlinien statt Dogmen ohne Perspektive, keine Tiefe Bedeutungsperspektive
• Gezielt auswählen und Ordnung Achsensymmetrie, Mitte, Asymmetrie, raus aus der
einsetzen, nicht sklavisch Gruppierung, Reihung, Richtung, Mitte, Ballung, Überlagerung,
abhaken Streuung, starke Einheit, gleiche Überschneidungen, Abwechslung,
Abstände, Schwerpunkt zentriert Kontraste, Schwerpunkt randständig
• Weniger ist mehr!
• Sehen lernen und Blick Komposition geschlossene Komposition, offene Komposition,
Objekte formatfüllend Objekte angeschnitten
trainieren
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So checken Sie Ihre Komposition 69
Am Beispiel dreier unterschiedlicher Bildthemen „Landschaft und Architektur“, „Ungegenständliche Komposition“ und „Stillleben – mal anders“
lernen Sie, die Skizze zu übertragen und bis zum fertigen Bild auszuarbeiten. Anhand der malerischen Umsetzung können Sie viele Möglichkeiten
der Kompositionslehre praktisch nachvollziehen und nutzen.
Transfer auf den Bildträger – Rastermethode | Landschaft und Architektur | Vom Konkreten zum Abstrakten |
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Transfer auf den Bildträger – die Rastermethode 71
Teilen Sie Ihre Skizze im Format 3 × 4 cm zunächst senkrecht mittig. Die so entstandenen beiden Hälften teilen Sie nochmals mittig. Dritteln
Sie die gesamte Fläche waagerecht, sodass Sie eine Rastergröße von 1 cm erhalten.
Nun teilen Sie Ihr Format (z. B. 80 × 60 cm) nach demselben Prinzip senkrecht in vier, waagerecht in drei Streifen. Verwenden Sie dazu keinen
Bleistift, sondern einen hellen Aquarellstift oder eine Pastellkreide, da Graphit durch dünne Farbschichten unschön hindurchscheint.
Mit einiger Übung werden Sie ganz auf das Raster verzichten können und sich visuell grob
an den Positionen Mitte, Hälfte, Drittel von den Rändern aus und innerhalb des Bildraums
orientieren. Der Vorteil der Rastermethode liegt darin, dass eine eigene, persönliche Zeich-
nung entsteht und nicht nur eine „abgepauste“ Kopie.
Im Skizzenbuch habe ich den Ausschnitt, wie links gezeigt, festgehalten: die
Häuser mit den blauen Fensterläden, eine nach oben führende Treppe, eine von
Wein umrankte Terrasse. Der Strommast, der in der Realität weiter links stand,
ist in meinem Bildausschnitt weiter nach rechts gerückt. Aber irgendetwas war
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
nicht stimmig. Durch die Teilung der Buchseiten war die Disharmonie nicht
sofort sichtbar.
Die Skizze auf Transparentpapier macht deutlich sichtbar, dass es im Bild drei
absteigende Diagonalen gibt: den Strommast, den Stamm des Weinstocks und
die nach oben führende Treppe. Sie lenken den Blick aus dem Bild. Der dunkle
Ton von Weinstock und Strommast verstärkt diese Tendenz.
Transfer auf den Bildträger – Rastermethode | Landschaft und Architektur | Vom Konkreten zum Abstrakten |
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Motiv 1: Landschaft und Architektur 73
Zuletzt überprüfe ich die Skizze (hier 6 × 4 cm) im Hinblick auf den Goldenen
Schnitt (siehe Seite 38 ff.). Der Weinstock liegt genau im linken „goldenen“
Punkt, der mit 38,2 % von 6 cm bei 2,3 cm und mit 38,2 % von 4 cm bei 1,5 cm
liegt. Der Mast steht ziemlich exakt im Bereich des zweiten „goldenen“ Punktes
rechts. Die Hauptbildelemente konzentrieren sich auf der Waagerechten, die
durch die beiden „goldenen“ Punkte verläuft – ideal, um eine harmonische
Wirkung zu erzeugen.
Hälfte
Viertel
Hälfte Um die Komposition auf das Aquarellpapier zu überragen, rastere ich die
Skizze grob. Dazu werden eine Waagerechte bei der Hälfte von 4 cm = 2 cm
und eine Senkrechte bei der Hälfte von 6 cm = 3 cm und je eine Senkrechte im
linken und rechten Viertel = 1,5 cm eingezeichnet. An diesem Raster orientiere
ich mich grob beim Übertragen der Linien. Die fertige Zeichnung prüfe ich
nochmals – hier können noch kleine Änderungen vorgenommen werden.
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
Hier wird die Wirkung, die die Veränderung der Neigung des Strommasts gebracht hat, gut sichtbar.
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Motiv 1: Landschaft und Architektur 75
Amorgos
In mehreren
Zweite Skizze: Varianten (ohne
Das Motiv wurde Abb.) wurden
fokussiert, da immer wieder
der rechte obere andere Linien-
Bereich der ersten Wege genutzt
Skizze wenig und schließlich
Interessantes ein quadratisches
bietet. Format gewählt.
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Motiv 2: Vom Konkreten zum Abstrakten 77
Im weiteren Verlauf fertige ich von der letzten Skizze mindestens drei Kopien mit Transparent
papier und lege diese als Farbskizzen an. Ideal geeignet dafür ist ein Set mit Ölpastellkreiden
! AUS DER PRAXIS
in 48 Farbtönen. Orientieren Sie sich bei
der Farbwahl an den aus
Damit Bleistiftzeichnung und Farbe nicht verschmieren, wende ich das Transparentpapier der Farbenlehre bekannten
und bemale die Rückseite. Mit Hilfe der Farbskizzen erhält man einen optimalen Eindruck der Farbkontrasten. Achten Sie
Farbwahl und wie die Komposition in anderen Farbkombinationen wirkt. beispielsweise darauf, dass
die Farbtöne in Bezug auf den
Aus den Farbentwürfen wähle ich eine Variante aus. Natürlich ist es auch möglich, für eine Hell-Dunkel-Kontrast insgesamt
Serie eine zeichnerische Variante in verschiedene Farbkompositionen umzusetzen. ausgewogen wirken.
! WEITERE TIPPS
ZUR OBERFLÄCHEN
Nachdem ich die Linienkomposition, eventuell mit der Rastermethode oder frei, auf den
Malgrund übertragen habe, beginnt die malerische Umsetzung, hier mit Acrylfarbe. Bei
GESTALTUNG gegenstandlosen Bildern ist es wichtig, dass Flächen malerisch interessant gestaltet werden.
Dies gelingt durch entsprechenden Farbauftrag, Malweise und Pinselduktus. „Duktus“
• Interessante Linienführung bezeichnet die Pinselführung, die durch die Eigenart des Malers und durch das Werkzeug
innerhalb der Fläche selbst bestimmt wird. Er kann unterschiedlich (grob, fein, flächig, homogen, heterogen,
• Farbauftrag durch Spachtel, dynamisch, statisch, frech, streng, …) sein und damit entsprechende Empfindungen wecken.
Schwamm, Lappen, Spritzen Der Farbauftrag kann pastos (deckend) oder lasierend (durchsichtig, transparent), konturen
haft oder moduliert (übergehend) sein.
• Organische Struktur durch
Einarbeitung von Sand,
Granulat, Modelliermasse
• Collage von Stoff, Rupfen,
Papier, Wellpappe
• Gegensätze zwischen
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
rau – glatt, glänzend – matt,
hart – weich, punktartig –
flächig
Variationen
des Motivs mit
verschiedenen
Oberflächen
strukturen
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Motiv 2: Vom Konkreten zum Abstrakten 79
Wir wenden uns auf den folgenden Seiten der malerischen Umsetzung eines Stilllebens zu.
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Motiv 3: „Stillleben“ mit Stil 81
Die Komposition
Schritt 1
Mit den zurechtgeschnittenen Winkeln suche ich einen passenden Ausschnitt.
Dabei schneide ich bewusst einzelne Objekte wie Teelöffel, Strickzeug oder
Gebäck an. Ich prüfe, ob die Tasse im Bereich des Goldenen Schnittes liegt,
denn ich möchte eine angenehme, harmonische Atmosphäre erzeugen.
Schritt 2
Mit Transparentpapier fertige ich zunächst zwei Skizzen als Kopien der
Situation an. Bei der ersten Variante lege ich die Winkel leicht schräg auf,
sodass die Linien des Strickzeugs rechts und links steil diagonal verlaufen.
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
Die Skizze zeigt die Dreieckskomposition in der Mitte (Tasse, Wollknäuel
und Gebäck).
Bei einer zweiten Variante lege ich die Winkel parallel zur Fotografie auf.
Links wird die Diagonale etwas flacher und rechts verläuft die Kante des
Strickzeugs nun senkrecht. Das Kopieren sämtlicher Linien hat den Vorteil,
dass ich Details sehe, beispielsweise, wo Linien genau verlaufen, wo Hellig-
keit und Dunkelheit sind, welches Muster das Gebäck hat, welche Struktur
der Hintergrund hat. Das alles kann ich später beim Malen berücksichtigen.
Schritt 4
Zusätzlich wollte ich das Motiv noch etwas freier und lockerer gestalten. Bei
! AUS DER PRAXIS genauem Betrachten während der vorausgegangenen Kopierarbeit entstand die
Idee, die im Foto strukturierten Flächen mit verschieden Papieren, Stoffen oder
Bei mehreren Kopien gehe ich mit Spachtelmasse als Collage zu gestalten.
immer wieder vom Original aus,
da kleine Fehler in der Linien-
führung durch das Kopieren
immer größer werden.
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Motiv 3: „Stillleben“ mit Stil 83
Kaffeegenuss
Der rote Faden durch das Labyrinth der Bilder | Paul Gauguin: Ta Matete (Der Markt) | Zwei Meister – zwei Frauen
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Der neugierige Blick – Bildbetrachtung und Bildanalyse 85
„Wenn wir uns ernsthafter mit Kunst beschäftigen, … erschließen sich uns
neue Welten. Die Kunst lässt uns an einer Fülle von Ideen und Phantasien
teilhaben. Sie regt dazu an, mehr zu sehen, mehr zu hören, mehr zu fühlen ! BILDBETRACHTUNG
IN MUSEEN,
und mehr zu denken. Sie vermag daher unser Lebensgefühl zu steigern. “ AUSSTELLUNGEN
Christa Murken- Altrogge, (* 1944), deutsche Kunsthistorikerin und Malerin UND GALERIEN
Motiv und Wirkung Wie wirkt das Bild auf mich, wie ist mein erster Eindruck, welche Anmutung, Ausstrahlung hat es?
Fakten Maler, Format, Größe, Titel, Technik (Öl, Kohle, Acryl, Aquarell usw.)?
Was ist dargestellt? Was sehe ich im Bildraum, von vorne nach hinten, von innen nach außen vorgehend
(Vorder-, Mittel-, Hintergrund, Hauptthema, Nebenthema, Blickfang)?
• Bildmotiv Mensch Äußere Erscheinung, Alter, Geschlecht, Kleidung, Körpersprache (Haltung, Gestik, Mimik), Situation,
Handlung, Beziehung zu anderen Personen, Bezug zum Betrachter, Umgebung?
• Bildmotiv Landschaft
Art und Ausstattung der Landschaft,
- orderid - exl39606676-3735809626 - isttransid
die Darstellung der Landschaft Hauptthema oder ist sie
- exl39606676-3735809626 -
Staffage für mythologische Themen …, Einzelheiten, Figuren …, Verlauf des Horizonts?
• Bildmotiv Stillleben Welche Gegenstände, Tiere, Blumen, gibt es auffällige Dinge, wie ist die Lage der Gegenstände?
• Ungegenständliches Motiv Informell, formell, welche Formen, Linien, absolute, autonome Farbe als selbstständiges Thema,
Raumwirkung?
Malerische Mittel Darstellung der Bildgegenstände: naturalistisch, realistisch, in Bezug auf Proportionen, fehlende
Details, vereinfacht, abstrahiert, verzerrt, real, irreal, idealisiert?
Der rote Faden durch das Labyrinth der Bilder | Paul Gauguin: Ta Matete (Der Markt) | Zwei Meister – zwei Frauen
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Der rote Faden durch das Labyrinth der Bilder 87
Gestaltungsmittel
• Farbe Farbtöne (bunt, unbunt, schwachbunt), Helligkeit, Sättigung (rein, getrübt), Farbverteilung im Bild?
Verhältnis der Farben zueinander (Hell-Dunkel-Kontrast, Kalt-Warm-Kontrast, Komplementärkontrast
usw.)? Bedeutung, Symbolik, Wirkung der Farbe, Abweichung von wirklicher Farbigkeit (z. B. im
Expressionismus), Farbe in Bezug zur Fläche, Dominanz?
• Farbauftrag Pastos (teigig), lasierend (durchscheinend), „alla prima“ oder mit Übermalung, Duktus, Spuren von
Spachteln, Lappen, Schwämmen?
• Raum Wirkung der Darstellung räumlich oder flächig? Standpunkt des Betrachters: Zentralperspektive
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid
(Fluchtpunkt, Augenhöhe, Fluchtlinien), - Vogelperspektive,
Frosch- oder exl39606676-3735809626 -
Farb-Luft-Perspektive (warme
Farben vorne, kalte Farben hinten), Bedeutungsperspektive (wichtige Person ist größer dargestellt)?
Raumwirkung durch Größenstaffelung, Überdeckung? Reale, verzerrte, vernachlässigte Perspektive?
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Paul Gauguin: Ta Matete (Der Markt) 89
Gauguin hat die schulmäßige Perspektive außer Acht gelassen und wie in der Malerei des alten Ägypten die Frauenfiguren formelhaft
nebeneinander dargestellt. So sind Details sichtbar, die bei einer perspektivischen Darstellung verdeckt wären. Nur die Bank ist drei
dimensional dargestellt und allein unter ihr sind als Mittel der Raumillusion Schatten dargestellt. Formen und Umrisse sind stark vereinfacht
und stilisiert; die Frauen tragen keine individuellen Gesichtszüge. Senkrechte (Oberkörper und Bäume) und waagerechte (Vordergrund,
Oberschenkel und Bank) Linien betonen die ruhige und geheimnisvolle Stille dieser Komposition. Die Farben sind in leuchtenden Komple-
mentärkontrasten (rot – grün, orange – blau, gelb – violett) kombiniert. In den Gewändern zeigt sich ein von links nach rechts anschwellender
Klang der Farbtöne vom grünlichen Dunkelblau bis zum dichten Gelb.
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90 KOMPOSI T ION
Vermutlich war die Frau mit Kaffeekanne Cézannes Haushälterin aus der Provence. Sie wirkt bodenständig, ruhig, aber auch etwas steif und
müde. Die Komposition unterstützt diese Wirkung durch die Senkrechten im Bild (senkrechte Linien der Kassetten im Schrank, senkrechte
Reihung der Blüten links, in der Mitte des Kleides bis über den Mittelscheitel, in der Tasse mit Löffel und der Kaffeekanne). Die vereinfacht
dargestellten Formen sowie die verschiedenen Blickwinkel (frontal zur Frau, höhere Perspektive auf den Tisch, bzw. die darauf abgestellten
Gegenstände) zeigen bereits Ansätze des Kubismus. Bei diesem Portrait steht nicht die persönliche Beziehung, sondern die Studie der
Formen im Vordergrund. Die Farbigkeit ist einfach und ruhig gehalten: in den Komplementärfarben Blau und Ocker, kombiniert mit einem
warmen Braun im Vordergrund. Das hochgestellte Format unterstützt die Bildaussage.
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Zwei Meister – zwei Frauen 91
Das Gemälde von August Macke zeigt seine junge Frau Elisabeth. Sie war sein wichtigstes Modell und er porträtierte sie bis zu seinem frühen
Tod im Ersten Weltkrieg 1914 mehr als zweihundertmal! Dieses Werk entstand 1909 am Tegernsee in der Ruhe und Abgeschiedenheit
Oberbayerns. In dieser Phase hat Macke sich schon von der reinen Motivdarstellung gelöst. Er will den Schwerpunkt auf die Bildwirkung
selbst legen. Dabei interessieren ihn besonders Licht und Farbe und deren Wirkung und Zusammenklang.
Die Komposition ist geprägt von den weichen, schwingenden Linien der Stola und des Vorhangs rechts. Das dunkle, petrolfarbene Kleid von
Elisabeth hebt sich kaum von dem schwarzen Hintergrund des Raumes ab, aus dem sie heraustritt und der die Figur malerisch definiert.
Noch schwärzer ist nur ihr Haar. Ihr rosiger Teint leuchtet hell aus dem Dunkel. Schön und entrückt wirkt sie, dagegen scheinen die Hände,
die die Schale mit Äpfeln halten, etwas zu grob geraten. Die ruhige Wirkung wird vom fast quadratischen Format unterstützt.
Werkskizze des
August Macke: Gemäldes mit
Porträt mit Äpfeln – roten Linien
Frau des Künstlers, des Goldenen
1909 Schnitts
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92 KOMPOSI T ION
Glossar
Architektenrolle: Transparentes Papier, ideal für „en plein air“: Malerei in der Natur, an der frischen Luft.
Kompositionsskizzen
Fibonacci-Zahlenreihe: Zahlenreihe
Bildelemente: Linien (gerade, gebogen, 0,1,1,2,3,5,8,13 …, bei der sich die jeweils folgende
gezackt …), Flächen (rund, eckig, amorph …) Zahl durch Addition der beiden vorangegangenen
ergibt : 0+1=1, 1+1= 2, 2+3=5, 3+5=8 …
Bildmotiv: Thematisch prägender
Inhalt des Bildes, Motivation der Malerei. Format: Querformat, Hochformat,
Man unterscheidet zwischen Haupt- und Quadrat, Rhombus, Raute, Tondo, Oval.
Nebenmotiv, z. B. Landschaft, Naturgewalten, Maß der Höhe wird vor der Breite genannt.
Blumen, Jagdszenen, Stillleben, Architektur
und mythologischen Szenen. „Goldener Punkt“: Die vier Schnittpunkte im
Format, die sich durch Einteilung der vier Seiten nach dem
- orderid
Bildzonen: - im
Bereiche exl39606676-3735809626
Bildraum. Gleiche Bildelemente werden - transid - exl39606676-3735809626
Goldenen Schnitt ergeben. -
im Bildraum an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich empfun-
den, z. B. unten schwerer als oben. Goldener Schnitt (GS):
Kompositionsschema,
Blickführung: Weg, der in und durch das Bild führt; Proportionsregel, asymmetri-
Fährte, auf die der Blick gelockt wird. sche Einteilung, bei der eine
Strecke asymmetrisch so in
Diagonale: aufsteigend, von links unten nach rechts oben = zwei Teile geteilt ist, dass sich
harmonische, (lyrische) Diagonale; absteigend von links oben nach der ganze Teil zum größeren
rechts unten = disharmonische, (dramatische) Diagonale. Teil so verhält wie der größere
Teil zum kleineren.
Drittel-Regel: Symmetrische Teilung in je drei Drittel, von
Fotografen bevorzugt, im Display der Digitalkamera als Gitternetz- Grundlinie: untere Linie, Standlinie im Bild, gibt Halt und
linien einstellbar. Festigkeit.
Kompositionsskizze: Kleine Skizze, ca. 4 × 3 cm in der Raumtiefe: entsteht durch Perspektive, Proportionsbezug
Entwurfsphase, vor der Malerei. (Großes vorne, Kleines hinten), Überlagerung und Überschneidung,
Kontraste (vorne klarer, dunkler; hinten diffuser, heller), warme
Lineare / Geometrische Komposi Farben (vorne) und kalte Farben (hinten).
tionsschemata: Goldener Schnitt, Mittel-
achse, Kreuz, Diagonale, Dreieck, kreisförmige Senkrechte: wirkt lebendig, stabil, aktiv.
und L-Gliederung.
Stillleben: künstlerische Anordnung von
Offene / Geschlossene Komposition: Objekten wie Blumen, Früchte, tote Tiere,
Bei der offenen Komposition gehen die Gefäße, Gläser, Musikinstrumente.
Bildelemente über den Bildraum hinaus, sind
vom Bildrand angeschnitten. Bei der geschlossenen Komposition Tondo: Rundes Bildformat, von lat. „rotondo“
sind die Bildelemente formatfüllend, befinden sich innerhalb des für rund.
- orderid - exl39606676-3735809626 - transid - exl39606676-3735809626 -
Bildraums.
Waagerechte: gibt Halt, wirkt ruhig, passiv,
Ordnungsprinzipien: Beziehung der Elemente untereinander schwer.
wie Gruppierung, Ballung, Streuung, Reihung, Rhythmus.
Zonen im Bildformat: In den 4 Bildzonen wirken die gleichen
Passepartout: Papier- oder Kartonumrahmung, um den Blick Elemente verschieden leicht und schwer.
auf das Kunstwerk zu richten, oder
in der Skizzenphase Ausschnitte zu
finden. 1 2
Rastermethode: Maßstabgetreue
Übertragung / Vergrößerung der
3 4
Skizze auf das Bildformat mittels
Gitternetzlinien.
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94 KOMPOSI T ION
Monika Reske
lebt seit 1998 in Stuttgart. Nach der Ausbildung zur Hotelkauffrau und dem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitet sie bis 2001
im Bereich Marketing und Kommunikation.
Ihr intensives Interesse und die Liebe zur Malerei entwickeln sich schon früh; sie beschäftigt sich intensiv mit Aquarell-, später mit
Acrylmalerei; es folgen Studienaufenthalte in Italien und Griechenland und eine Akademievorbereitung.
In den Jahren 1998 – 2004 absolviert sie Ausbildungen zur Mallehrerin, Maltherapeutin und Mediatorin. Ab 2005 widmet sie sich als
Künstlerin und Dozentin ausschließlich der Malerei.
Mehr Informationen: Unter ihrem Logo „more-painting“ bietet sie Paint-Events als Mitarbeiter-Training in Unternehmen an und organisiert und leitet sehr
www.mo-reske.de erfolgreich Mal- und Kreativreisen in Deutschland, Italien und Griechenland. Anfänger und Fortgeschrittene schätzen sie als Person
E-Mail: atelier@mo-reske.de und Künstlerin, als Kursorganisatorin, Kreativitätstrainerin und Motivatorin. Autorin von „Farbenlehre easy“.
Materialangaben und Arbeitshinweise in diesem Buch wurden von der Autorin und den Mitarbeitern des Verlags sorgfältig geprüft. Eine Garantie wird jedoch nicht übernommen. Autorin und Verlag
können für eventuell auftretende Fehler oder Schäden nicht haftbar gemacht werden. Das Werk und die darin gezeigten Modelle sind urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung und Verbreitung ist,
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