Die Reisezeit ist vorbei, jetzt wird reklamiert. Ob Fluggesellschaft, Hotel oder Reiseveranstalter -
Verbrauchern wird bei Beschwerden und Entschädigungen geholfen. Maris Hubschmid
Paradiesisch. So sollte Urlaub sein. Doch nicht selten geht nur die Erholung baden, weil der Strand
verschmutzt ist oder das Schwimmbad gesperrt.
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Paradiesisch. So sollte Urlaub sein. Doch nicht selten geht nur die Erholung baden, weil der Strand
verschmutzt ist oder das...Foto: p-a/ dpa
Das Ende der Sommerferien ist immer mit ein bisschen Wehmut verbunden. Besonders aber bei
denjenigen, die von ihrem Urlaub enttäuscht waren – 12,6 Prozent aller Berliner kehren unzufrieden
nach Hause zurück, weil das Hotel nicht den Erwartungen entprach, meldet das Bewertungsportal
Holiday Check. Und nicht nur schmutzige Bäder oder ein gesperrter Pool können den Spaß
verderben – auch sechs Stunden Wartezeit am Flughafen schmälern den Erholungswert erheblich.
Wir sagen Ihnen, wo Sie eine Entschädigung und Hilfe bekommen, wenn es nicht so lief wie
geplant.
FLÜGE
Scheitert der Urlaubsauftakt schon am Flughafen, steht Reisenden bei einer Verspätung von mehr
als drei Stunden eine Entschädigung zu. Die EU-Fluggastrechteverordnung staffelt sie nach Strecke:
250 Euro gibt es bei einem Flug von weniger als 1500 Kilometern, 400 Euro für bis zu 3500
Kilometer, bei Langstreckenflügen 600 Euro. Entfällt ein Flug ganz, hat man außer auf
Rückerstattung des Preises auch Anspruch auf Schadensersatz. Gleiches gilt, wenn die Maschine
überbucht war und man trotz Tickets zurückbleiben musste. Für Übernachtung und Transfer zum
Hotel werden bis zu 80 Euro erstattet. Eine Besonderheit ist: Pauschalreisende müssen vier
Wartestunden entschädigungslos hinnehmen – erst danach gibt es für jede weitere fünf Prozent des
Tagesreisepreises. Edgar Isermann, Leiter der Schlichtungsstelle für den Öffentlichen
Personenverkehr (SÖP) rät daher: „Auch Pauschalreisende können sich mit Beschwerden, die den
Transport betreffen, direkt an die Verkehrsgesellschaft wenden. Die Entschädigung ist dann fast
immer höher als die, die vom Reiseanbieter zu erwarten ist.“ Die SÖP vermittelt kostenlos, wenn
eine Beschwerde bei der Airline keine zufriedenstellende Antwort erbracht hat (www.soep-
online.de). Knapp 40 Fluggesellschaften unterstützen ihre Arbeit. Zählt die Linie zu den wenigen
Ausnahmen wie British Airways oder Iberia, kann als Vermittler die behördliche Schlichtungsstelle
Luftverkehr des Bundesamts für Justiz angerufen werden. Private Firmen bieten ebenfalls Hilfe an,
verlangen aber 30 Prozent Erfolgsprovision. Auch wenn der Abflug-Airport kurzfristig geändert
wurde, gilt das als Reisemangel. Bei außergewöhnlichen Umständen wie Streiks zahlt die Fluglinie
nicht.
Eine harte Matratze oder eine Ameisenstraße im Schlafzimmer sind noch kein Reisemangel.
Baustellen oder Schimmel aber sehr wohl. Wenn das Hotel weniger bietet als versprochen, ist das
ein Fall für die Gerichte. Schlechte Karten hat, wer sich vor Ort nicht beschwert hat: Nach dem
Gesetz müssen Reisende Mängel umgehend anzeigen, damit der Hotelier reagieren kann. „Wichtig
ist, eine konkrete Entschädigungssumme zu fordern“, rät Eva Klaar, Reiserechtsexpertin der
Verbraucherzentrale Berlin – und genau darzulegen, wann man sich wodurch gestört fühlte.
Musterbriefe gibt es im Internet, zum Beispiel unter www.adac.
PAUSCHALREISEN
Auch hier gilt: Entschädigungsanspruch hat nur, wer schon während der Reise seine Kritik
vorgebracht hat – der Veranstalter muss die Chance haben, den Kunden auf ein anderes Hotel
umzubuchen. Die Beschwerde muss innerhalb von vier Wochen nach der Rückkehr erfolgen, sonst
erlischt der Anspruch. Sicher geht, wer sie als Einschreiben verschickt. „Fotos oder Videos, die den
Mangel dokumentieren, sind sehr hilfreich“, sagt die Verbraucherschützerin. Eine Übersicht, mit
wie viel Entschädigung Sie bei welchem Ärger rechnen können, gibt die Tabelle des Landgerichts
Frankfurt.
ONLINEPORTALE
Reine Internetportale wie zum Beispiel Expedia.de gelten nicht als Reiseveranstalter, sondern
lediglich als Vermittler – wie auch unabhängige Reisebüros. Wer dort seinen Urlaub gebucht hat,
kann deshalb keine Entschädigung gemäß der Frankfurter Tabelle einfordern, sondern allenfalls
klagen, wenn er sich falsch beraten fühlt. Mit Reklamationen wendet man sich ansonsten direkt an
die Unterkunft oder das Transportunternehmen. Anders verhält es sich bei Onlinebuchungen über
klassische Reiseanbieter wie Tui oder Thomas Cook, die Paketangebote verkaufen.
FERIENWOHNUNGEN
Ausnahmen von dieser Regel gibt es bei Ferienwohnungen: Tritt der Vermittler der Ferienwohnung
wie ein Reiseveranstalter mit einem Katalog auf, können Entschädigungen nach Pauschalreiserecht
verlangt werden. Auch, wenn es keine Paketleistung gab.
Am Ende hat man so vielleicht wenigstens einen kleinen Trost – und die Reisekasse schon mal für
den nächsten Urlaub aufgestockt.