Sie sind auf Seite 1von 6

VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd.

– 2012

VII. Vorlesung

De Stijl – International Style ( 1920 - 1940 )

Thema der Vorlesung sind verschiedene avantgardistische Ansätze der 1920er Jahre, die unter dem
Begriff „International Style“ zusammengefasst werden. Der Begriff wurde durch die 1932 erschienene
Publikation von Henry-Russell Hitchcock und Philip Johnson „The International Style. Architecture
since 1922“ geprägt; dieser avantgardistische Stil zielt auf vier architektonische Prinzipien ab:
einfache kubische Formen, asymmetrische Kompositionen, glatte ornamentlose Wände und weiße
Putzfassaden, häufig mit in horizontalen Streifen angeordneten Fenstern.
- Dessau, Bauhaus-Gebäude, Walter Gropius, 1925–1926 [Bild 01]
- Garches, Villa Stein, Le Corbusier, 1926–1928 [Bild 02]
[Moderne: Funktionalismus, Neues Bauen, De Stijl, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil]

I. Künstlergruppe de Stijl

 Von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des „International Style“ ist die 1917 in Leiden um
die gleichnamige Zeitschrift gegründete, bis 1931 bestehende Künstlergruppe de Stijl.
Herausragende Mitglieder waren Piet Mondrian, Theo van Doesburg und Gerrit Thomas Rietveld.
- Titelblätter der Zeitschrift „De Stijl“, 1917 und 1928 [Bild 03,04]

 Ziel war eine radikale Erneuerung der Kunst als Teil des Lebens); im Zentrum stand die
Verschmelzung von Kunst, Architektur und Design (in der Tradition der Arts-and-Crafts-
Bewegung), aber auch ethische Prinzipien wie Wahrheit, Objektivität, Ordnung, Klarheit und
Einfachheit. Die Grundlage lieferte der Philosoph M. H. J. Schoenmaeker, der in seinen
„Prinzipien der gestaltenden Mathematik“ von 1916 forderte, das seit der Antike bis ins 19.
Jahrhundert gültige Vorbild der Natur durch Abstraktion zu ersetzen.
Philosophie von De Stijl: „Die Naturform aufheben“ und damit „dasjenige ausschalten, das dem
reinen Kunstausdruck, der äußersten Konsequenz jedes Kunstbegriffs, im Wege steht“. Bestreben
nach der „reinen Realität“, die naturfeindlich und nicht weiter reduzierbar ist.

 Die künstlerischen Gestaltungsprinzipien wurden von Piet Mondrian erarbeitet, in dessen Werk ab
1914 eine zunehmende Vereinfachung und eine Hinwendung zur Abstraktion festzustellen ist.
- Piet Mondrian, „Baum“, 1912 [Bild 05]
- Piet Mondrian, „Pier und Ozean“, 1914 [Bild 06]
Die Realität abbildende Kunst wird verlassen, als Kennzeichen der Malerei. Mondrian fordert:
Weg von der Realität zu klarer Harmonie.
Ab 1917/18 entwickelte Mondrian einen neuen, abstrakten Stil, dessen Prinzipien er in seiner
Schrift „Le Néo Plasticisme“ von 1920 darlegte (rechtwinkliges Liniensystem aus Horizontalen
und Vertikalen; Reduktion auf die Grundfarben Rot, Gelb und Blau sowie die Nichtfarben
Schwarz, Weiß und Grau).
- Piet Mondrian, Komposition mit Rot, Gelb und Blau, 1920 [Bild 07]
- Piet Mondrian, Tableau 1, 1921[Bild 08]

 Mondrians Formensprache wurde bald auch auf Möbel und auf die Architektur übertragen.

1
VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd. – 2012

- Gerrit Thomas Rietveld, Armlehnstuhl „Rot und Blau“, 1918 [Bild 09] (für industrielle
Produktion entworfen) Vgl. Henry Vedle Stuhl 1898 (Jugendstil) [Bild 10]
Es geht darum ein Kunstideal zu erschaffen? (wie Mondrian).
- Theo van Doesburg und Cornelis van Eesteren, Entwurf für die Winkelgalerie, [Bild 11] Den
Haag, 1924 – Doesburg hat 3 Prinzipien: Oberste Priorität – die rechteckige Fläche ist unbegrenzt
zu denken -> alle Kanten sind unendlich (Mondrian); Fenster/Türen sind keine Öffnungen sondern
Flächen
- Straßburg, Restaurant und Tanzcafé „L’Aubette“, Theo van Doesburg, 1928 [Bild 12]
- Utrecht, Haus Schröder, Gerrit Rietveld, 1924 (im Auftrag der Innenarchitektin Truus Schröder-
Schräder) [Bild 13-21]
Rietveld: Transparenz; Korrespondenz (Innen nach Außen – wie Wright); Wandbreite + Linien –
keine Box; Decken greifen ineinander – alles Einzelelemente; Farben: weiß, grau, schwarz, gelb;
(Bauherrin wollte keine fixen Wände); Innen: Konstruktive Elemente werden gefärbt (betont) –
Farben: blau, rot, gelb – Flächen betont (alles nach Mondrian).
Die Wandflächen erscheinen als bewegliche Felder, die wie in einem Mobile von Balkonen,
Vordächern, und Geländern in einen schwebenden Tanz versetzt werden.

Die Moderne stellte einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit dar. Sie verlangte ganz neue
ästhetische Formen, weg von allen malerischen, assoziativen oder historisierenden Tendenzen.
Doch solch ein Bau (Rietveld) blieb eher Ausnahme, es entsprach nicht den
produktionstechnischen Voraussetzungen noch den ökonomischen Bedingungen.

II. Bauhaus

Die Geschichte des Bauhauses teilt sich in drei Phasen auf:

1. Phase (1919–1921) [Zeitfenster: In Wien zu dieser Zeit Späthistorismus, Jugendstil]


 Das Bauhaus ging aus der 1906 von Henry van de Velde gegründeten Kunstgewerbeschule in
Weimar hervor. Eigentlich sollte der Jugenstil als Programm gelehrt werden. 1919 wurde Walter
Gropius als Nachfolger van de Veldes nach Weimar berufen. Er gab der Schule den neuen Namen
„Bauhaus“ (Bezugnahme auf die mittelalterliche Bauhütten-gemeinschaft) und leitete grundlegende
Reformen ein, die im ersten Bauhaus-Manifest von 1919 zusammengefasst sind.
- Weimar, Kunstgewerbeschule, Henry van de Velde, 1904–1911 [Bild 22]
- Lyonel Feininger, Titelblatt des Bauhaus-Manifests, 1919 [Bild 23,24]
Es war die bedeutendste und einflussreichste Kunstschule des 20. Jahrhunderts und Mitgestalter am
späteren International Style. Es ging um die Wiedervereinigung aller Künste zur neuen Baukunst.

 Bestrebung der ersten Phase war die enge Verbindung von Kunst und Handwerk als Grundlage
eines neuen gesellschaftlichen und geistigen Ideals. Die neuen künstlerischen Ziele waren das
handwerklich gefertigte Einzelobjekt sowie die Erweiterung des Lehrprogramms in Richtung
Architektur.

 Erstes großes Gemeinschaftsprojekt des „Bauhauses“ war das Haus Sommerfeld in Berlin.
- Berlin, Haus Sommerfeld, Walter Gropius und Adolf Meyer [Bild 25,26] (unter Mitwirkung der
gesamten Schule), 1920–1921; zur Präformation der expressionistischer Formensprache bei
mittelalterlichen Bauten vgl.: Durham, Kathedrale, ab 1093 [Bild 27]

2
VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd. – 2012

Sommerfeld: Blockhaus; klar zweigeschoßig; auskragende Dachplatten über dem Eingang


(erinnert an F.L.Wright – Dachüberstände); Symmetrie. Bsp Durham:Eine Ähnliche Ornamentik
gibt es im Haus Sommerfeld innen.
Gropius: „Das Endziel aller bildenden Tätigkeiten ist der Bau“.
2. Phase (1921–1924)
 In der zweiten Phase begann eine vollkommene Neuorientierung der Schule unter dem Einfluss der
de Stijl-Bewegung (1921 gab Theo van Doesburg am Bauhaus in Weimar Vorlesungen und Kurse).
- „Das Bauhaus von de Stijl erobert“, Postkarte, 1921 [Bild 28]

 Neuorientierung ab 1921 -> Dies hatte eine Verlagerung vom handwerklich gefertigten
Einzelobjekt zum seriell gefertigten Industrie-Produkt (in sachlich strengen Formen und
Primärfarben) zur Folge.
- Peter Keler, Kinderwiege, 1922 [Bild 29] Orientiert sich an Mondrian – der Einfluss von De Stijl
ist immer sichtbar.
- Theo van Doesburg, Bauhausbuch, 1924 [Bild 30]

 Diese Neuorientierung zeigt sich auch im Bereich der Architektur: Das seit 1921 von Walter
Gropius umgebaute Stadttheater in Jena weist sowohl Einflüsse von de Stijl als auch von Le
Corbusier auf.
- Jena, Stadttheater, Umbau von Walter Gropius, 1921 [Bild 31]
Haupteingang dezentral; weißer Putzanstrich; Flachdach; Ornamentlosigkeit; Assymetrie;
eingeschnittene Fenster ohne Ornament. Ähnlich wie das Arbeitszimmer von Gropius.

Ziel war das Gesamtkunstwerk, der Bau. Es galt jedoch sich den zeitgenössischen Techniken zu
bedienen. Vergleichbar mit dem Werkbund bezüglich Material- und Funktionsgerechtigkeit, wurde
die Brauchbarkeit der Produkte Leitgedanke und die industrielle Produktion Ziel der Entwursarbeit.
De Stijl Mitbegründer J.P.P. Oud: Ästhetisch verwirklichende Gespanntheit, im gleichgewichtigen
Komplex von gegenseitig aufeinander beziehenden und einander beeinflussenden Teilen, wovon
der eine die ästhetische Absicht des anderen unterstützt und nichts hinzugefügt oder verändert
werden kann, wo jede Veränderung eine völlige Störung des Gleichgewichts zur Folge hat. Eine
ornamentlose Baukunst erfordert die größtmögliche Reinheit der Komposition.
Merkmale: Klarheit der Materialien und Formen, Reinheit der Oberfläche, gerade Linien, rechte
Winkel, strenge, glatte, elementare Formen, die wie von Maschinen bearbeitet aussahen, flache
Dächer.

 1923 fand im Bauhaus Weimar unter Leitung von Walter Gropius eine „internationale
Architekturausstellung“ als erste Präsentation moderner Architektur in den 1920er Jahren statt.
- Walter Gropius und Werkstätten, Einrichtung des Direktorenzimmers im Bauhaus [Bild 32]
- Walter Gropius, Modelle für Musterhäuser [Bild 34]
- Georg Muche und Adolf Meyer, Musterhaus [Bild 35,36]
wenig Flur, Rationalisierung der Raumfläche
Die Bauten waren meist quaderförmig und weiß verputzt. Meist mit Flachdach, was damals sehr
ungewöhnlich war. Eine „ausgewogene Assymetrie“ ersetzte die jahrhundertelang für das Bauen
geltende Symmetrie. Typisch wurden Fensterbänder über die gesamte Fassadenbreite, gläserne
Vorhangfassaden und Stützen auf denen die Häuser zu schweben schienen. Funktion und
Konstruktion (meist Stahlbeton-Skelettbau) sollten eine Einheit bilden. Vor allem stand die
Entwicklung des Baukörpers aufgrund der Funktion im Vordergrund.

3
VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd. – 2012

 Obwohl die Ausstellung auf internationaler Ebene erfolgreich war, formierte sich in Weimar
massiver Widerstand (gegen formale Reduktion auf Grundformen, Sachlichkeit der Wohnkultur
und Serienherstellung), so dass 1924 der Landtag von Thüringen die Selbstauflösung des
Bauhauses erzwang. Es ist noch immer die Zeit des Späthistorismus/Jugendstils. Es gab parallele
Entwicklungen die traditionelle/regionale oder historisierende Architektur fortsetzten.Vor allem die
Handwerker hatten Existenzängste wegen der Industrie. Die Auflösung war aber eigentlich erst der
Anfang.

3. Phase (1925–1933)
 Das „Bauhaus“ siedelte nach Dessau um und wurde unter der Leitung von Gropius zu einem der
führenden internationalen Zentren moderner Kunst und Architektur. Herausragende Lehrer waren
(alle der damals bedeutensten Architekten und Theoretiker): Johannes Itten, Paul Klee, Wassily
Kandinsky (erste Abstraktionen), Marcel Breuer, Josef Albers und Lyonel Feininger.

 Das von Gropius entworfene neue Bauhausgebäude wurde zu einem Manifest des neuen
Architekturprogramms und zu einem Referenzwerk des „International Style“ (Gestaltung der drei
Funktionseinheiten Werkstatt, Schule und Wohnheim als formal eigenständige rechtwinklige
Baukörper). 1925/26 wurde die Gesamtanlage durch die sog. „Meisterhäuser“ für die Professoren
komplettiert.
- Dessau, neues Bauhausgebäude, Walter Gropius, 1925–1926 [Bild 37-46]
Grundriss aus 3 L-Formen; Radikale Absetzung von Tradition; Im Barock, der Renaissance usw.
gab es immer eine Symmetriefassade als Hauptfassade zur Repräsentation – hier muss man um das
ganze Gebäude herumgehen – keine Hierarchisierung dessen – Neue Körperlichkeit –
Funktionalismus.
Werkstattgebäude (Mitteltrakt): Strenger Baukubus; Sockelzone zeigt Kellergeschoß – darüber 3-
geschoßiger Körper mit Boden und Decke als sichtbare weiße Ränder – die Wand dazwischen als
durchgehende Curtain-Wall – klare rechteckige Linien; es ist klar was drinnen ist -> keine
Hierarchisierung in der Fassade; Hauptgrund Fassade: das Licht muss hinein;
Sonstige Teile des Hauses:lange durchgezogene Fensterbänder (zeichnen sich als dunkle Flächen
gegenüber den weißen Flächen ab); Brücken verbinden die Teile miteinander, die Schule als
eigener Körper abgesetzt..
- Dessau, sog. „Meisterhäuser“, Walter Gropius, 1925–1926 [Bild 47-49]
keine Symmetrie; Flächen im Vordergrund; unsymmetrische aber rhytmische Balance

 Die künstlerischen Ideale des Bauhauses wurden vor allem durch den Mitte der 1920er Jahre
aufkommenden Siedlungsbau populär.
- Dessau, Siedlung Törten, Bauhaus-Schule, 1926–1928 [Bild 50,51]
Törter nahm sich ein Beispiel an Gropius. Idee: Rationalisierung des Bauprozesses;
Vorfabrikation; Standardisierung. Kritik: Normierung; Monotonie; unnatürlich, technisch,
inhuman; Fabrikarchitektur.
Vor allem durch die nachkriegliche Situation war eine große Anzahl an Wohnungen nötig. Daher
gabe es Meinungen ganze Wohnungsiedlungen mit standardisierten Bauteilen serienmäßig
aufzubauen. Ebenfalls bezog sich diese Rationalisierung (und Platzeinsparung) auf die Einrichtung
wie z.B. die Frankfurter Küche als erste Einbauküche zur Rationalisierung der Arbeitsabläufe. Statt
neben der Straße entlangziehenden Blöcken, baute man meist im rechten Winkel zu dieser stehende
einzelne Baukörper, zwischen denen begrünte Flächen möglich waren. In Wien gab es seit 1919,
durch Initiative der Sozialdemokraten, ein gefördertes Wohnbauprogramm, als Bauherr diente die
meist die Gemeinde, wodurch die Mieten gesenkt werden konnte – hier waren langgezogene

4
VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd. – 2012

Superblocks und Gartensiedlungen poulär – besonderer Augenmerk wurde auf asureichend


bemessene (meist halböffentliche) Höfe und Freiraum gelegt, sowie auf eine eigene Infrastruktur
im Gebäude, um den Gemeinsinn zu stärken (vor allem Arbeitersiedlungen).

III. Weißenhofsiedlung in Stuttgart

 Die Weißenhofsiedlung entstand im Rahmen der 1927 in Stuttgart vom Deutschen Werkbund
veranstalteten Ausstellung „Die Wohnung“, für die die Stadt ein Bauareal auf dem Killesberg zur
Verfügung stellte. Die Organisation übernahm Ludwig Mies van der Rohe, der 1930–1933 auch
Leiter des Bauhauses war.
- Karl Straub, Ausstellungsplakat, 1927 [Bild 52]
- Willi Baumeister, Ausstellungsplakat „Wie wohnen?“, 1927 [Bild 53]

 Ziel der Ausstellung war die Entwicklung verschiedener Wohnhaustypen für den modernen
Großstadtmenschen – vom einfachen Arbeiter bis hin zum gebildeten Mittelstand. Als Experiment
des Neuen Bauens sollte die Weißenhofsiedlung die Rationalisierung und Typisierung des
Hausbaus durch Verwendung neuer Materialien, Konstruktionsmethoden, Massenproduktion sowie
Trocken- und Montagebau zeigen.

 Insgesamt 17 Architekten aus dem In- und Ausland (u. a. Walter Gropius, Bruno und Max Taut,
Peter Behrens, Hans Poelzig, J. J. P. Oud, Hans Scharoun und Le Corbusier) errichteten 21 Häuser
mit 60 Wohnungen (seit den 50er Jahren unter Denkmalschutz).
Experiment von Neuem Bauen: Rationalisierung; Typisierung.
Neue Bau- und Herstellungsmethoden: einfache weiße geometrische Kuben; weiße Flächen;
Flachdach; Assymetrie; offene, fließende Räume (ähnlich wie F.L.Wright)
- Ludwig Mies van der Rohe, Modell der Weißenhofsiedlung [Bild 54-56]
- Stuttgart, Weißenhofsiedlung, Haus 1-4, Ludwig Mies van der Rohe [Bild 57-59]
durchgezogene Fensterbände (nicht über ganze Länge)
- Stuttgart, Weißenhofsiedlung, Haus 16-17, Walter Gropius [Bild 60-61]
Haus auf Modell aufgebaut
- Stuttgart, Weißenhofsiedlung, Haus 33, Hans Scharoun [Bild 62,63]
Schütte-Lihotzky-Küche
- Stuttgart, Weißenhofsiedlung, Haus 13-15, Le Corbusier und Pierre Jeanneret [Bild 64-68]
Haus auf Stützen; Dachgärten; Fensterbänder; Durch die Stützen ist die Außengestaltung wie die
Innengestalutng geöffnet/frei (auch heutzutage von großer Bedeutung)
Das Ganze ist eine Mustersiedlung mit neuen Wohnhaustypen.

IV. Le Corbusier

 Le Corbusier zählt neben Ludwig Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright zu den
bedeutendsten und einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Er war auch Maler,
Bildhauer und Theoretiker; hat viele Reisen gemacht (auch Athen usw.). 1914 (Zeitfenster: De Stijl
noch nicht bestanden, Bauahus baut gerade die Schule, Späthistorismus – dann 1.Weltkrieg – er
sieht Krieg und Zerstörung ->) entwickelte er zusammen mit dem Ingenieur Max Dubois ein für
den Wiederaufbau bestimmtes Konstruktionssystem, das sog. „Domino-System“ (Stahlbetonskelett
mit auskragenden Geschoßplatten), das große Variationsmöglichkeiten bot und die Grundlage für
einen Großteil von Le Corbusiers Wohnhaus-Projekten bildet.
5
VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd. – 2012

- Le Corbusier und Max Dubois, „Domino-System“, 1914 [Bild 69,70]


Der Bauherr, Architekt oder Nutzer sollte ein standardisiertes Skelett mit Bauteilen (Wänden,
Fenstern, Türen) aus dem Katalog ergänzen.

 Nach dem Domino-System entwickelte Le Corbusier 1922 das sog. „Citrohan-Haus“;


Ausgangsidee war die Massenfabrikation von Wohnraum angesichts der Wohnungsnot in der
Nachkriegszeit.
- Le Corbusier, „Maison Citrohan“, 1920–1922 [Bild 71-75]
Diese Sichtweisen sind sehr vom Krieg geprägt. Betrachtung des Hauses wie eine Maschine, ein
Werkzeug. Ineinandergreifen von Funktionen erkennbar.

 1923 publizierte Le Corbusier die formal-ästhetischen wie die ökonomischen Aspekte seines neuen
Architekturverständnisses in seinem Buch „Vers une architecture“ [Bild 77,78], das zu einem der
einflussreichsten Architekturtraktate des 20. Jahrhunderts zählt. Hier vergleicht er z.B. ein Auto mit
dem Pantheon in Rom und stellt die Frage: Was ist eigentlich Architektur? (nur auf Behausung
bezogen?) – Baukörpertheorie.
Weiters beschäftigte er sich mit Stadt-Planung. Zu der Zeit sollte auch die Stadt nach rationalen,
wissenschaftlichen Gesichtspunkten gestaltet werden. Corbusier war Mitbegründer des CIAM
(Internationaler Kongress moderner Architektur). Philosphie: Die Stadt ist schon längst kein
überschaubarer Organismus mehr., der sich um Marktplatz, Kirche und Rathaus konzentriert. Der
Kongress propagierte die Zerlegung der Stadt in einzelne Funktionsbereiche: Wohnen, Verwalten,
Produktion, Konsum und Freizeit. Diese Konzepte stellten sich jedoch, nach dem 2. Weltkrieg als
Fehler heraus, da dies zur Verödung einzelner Stadtteile führte.

 1927 publizierte Le Corbusier anlässlich der Eröffnung der Weißenhofsiedlung ein


Grundsatzprogramm unter dem Titel „Fünf Punkte zu einer neuen Architektur“ (5. Prinzipien: 1.
Stützen; 2. Dachgärten; 3. freie Grundrissgestaltung; 4. Langfenster (Fensterbänder); 5. Freie
Fassadengestaltung).

 Parallel zu seinem theoretischen Werk realisierte Le Corbusier, ab 1922 zusammen mit Pierre
Jeanneret, bedeutende Bauwerke, wie z. B.:
- Poissy, Villa Savoye, 1929–1931 [Bild 79-91]
Wochenendvilla; Querquadratischer Baukörper auf Stützen; Parkplatz unter den Stützen
(Fahrweg?); Eine Rampe führt durchgehend komplett von unten nach oben; Auf Grundlage vom
Domino-System – Wohnmaschine; lange, durchgehende Fensterbänder; sehr schlicht, reduziert;
typisch für Corbusier – großzügige Dachterrasse; Neu: keine traditionelle Repräsentanz; Bruch
mit vielen architektonischen Vokabularen (z.B. dass die Zugänge nicht definiert sind); Rampe läuft
komplett nach oben

Zusammenfassung: De Stijl über Mondrian –> Neues Verständnis von F.L.Wrights „Destruction of the
Box“ – Verschiedene Phasen des Bauhauses – Weißenhofsiedlung Stuttgart – Le Corbusier in den
20er Jahren: System Domino -> Revolution der Architektur: Freierer Innen/Außenraum.
-> All diese Sachen haben vieles von dem in die Wege geleitet was Architektur heute noch ist!

Das könnte Ihnen auch gefallen