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Lehrstuhl für Technische Thermodynamik

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr.-Ing. Stefan Will,
Prof. Dr.-Ing. Michael Wensing

Grundbegriffe
der Thermodynamik
Überblick

• Was ist Thermodynamik?

• Thermodynamische Systeme

• Zustand, Zustandsgrößen, Zustandsänderungen, Prozesse

• Zustandsgröße Temperatur

• Thermische Zustandsgleichungen (ideales Gas, Realgas etc.)


und abgeleitete Größen

• Kinetische Gastheorie  Zustandsgröße Druck

• Zustandsgrößen Innere Energie und Enthalpie, kalorische


Zustandsgleichungen und abgeleitete Größen

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Was ist Thermodynamik?

... ist aus technischen Fragestellungen entstanden (z.B. Untersuchung


von Wärmeerscheinungen)

... beinhaltet begrifflich eine Beschreibung der frühen Bemühungen, N.L.S. Carnot (1796-1832):

Wärme in Kraft zu wandeln (⇒ Industrialisierung): Äquivalenz zwischen


Wärme und Arbeit &
Grundgedanken zum 2. HS

altgriechisch: „thermos“ = Wärme; „dynamis“ = Kraft

... ist eine Grundlagenwissenschaft

... stellt eine allgemeine Energielehre zur Verfügung:


W. Thomson (1824-1907),

– Theorie der thermodynamischen Eigenschaften der Materie seit 1892 genannt „Lord
Kelvin“: Universelle
Temperaturskala &
Formulierung des 2. HS

– Erweiterung durch chemische Thermodynamik

Thermodynamik ist also eine …


… Lehre von Energie und Energieumwandlungen
… Lehre von den Zuständen der Stoffe und deren Änderungen R. Clausius (1822-1888):
Formulierung des 1. und 2.
HS & Begriff der Entropie

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Thermodynamik ist ...

Lehre von Energie und Energieumwandlungen


Energie tritt in vielen Formen auf, die ineinander umgewandelt werden können, z.B.
→ mechanische Energie (kinetische und potentielle Energie)
→ elektrische Energie → magnetische Energie
→ chemische Energie → nukleare Energie
→ elastische Energie → Strahlungsenergie

Energieumwandlung bzw. -transfer erfolgt durch


→ Arbeit → Wärme

• WICHTIGSTE Eigenschaft:
Energieerhaltung:
1. Hauptsatz der
„In einem abgeschlossenen System bleibt die
Thermodynamik
Gesamtenergie unverändert“

• Energieumwandlungen unterliegen Grenzen!


2. Hauptsatz der
Dies wird unter Einführung der „Entropie“
Thermodynamik
beschrieben.
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Vorgriff: Wärme und Arbeit

Wärme ist eine Größe, die bei der Wechsel- Umgebungstemperatur


wirkung zwischen einem System und seiner
Umgebung auf Grund eines Temperaturunter- Wärme
schiedes zwischen dem System und der
Umgebung eintritt. Sie beschreibt die aufgrund diatherme Wand
von Temperaturunterschieden auf beiden Seiten
über eine Systemgrenze hinweg tretende Energie. Systemtemperatur >
Umgebungstemperatur

Verschiebeweg

Umgebungsdruck
Arbeit ist eine weitere Möglichkeit, Energie über
Systemgrenzen hinweg zu transportieren bzw.
umzuwandeln. Ein Beispiel hierfür ist die beweglicher
Volumenänderungsarbeit, die aufzuwenden ist, Kolben
um bei einer Kompression den Druck im System
durch eine Volumenreduktion zu erhöhen. Systemdruck >
Umgebungsdruck

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Thermodynamik ist ...

Lehre von den Zuständen der Stoffe und deren Änderungen


• Zustände werden letztendlich durch die Wechselwirkungen der Materie (= große Anzahl
von Atomen oder Elementarteilchen, die sich elektrisch beeinflussen und Gesetzen der
Quantenmechanik gehorchen) bestimmt. Statistische Thermodynamik bestimmt
entsprechende Zustandsgrößen (z.B. Druck, Temperatur) durch Anwendung klassischer
Mechanik auf einzelne Teilchen mit anschließendem statistischen Schluss auf
Teilchenensembles.

• Modellvorstellungen der klassischen Technischen Thermodynamik ermöglichen es,


Energieumwandlungen aus den Zustandsänderungen der Stoffe zu berechnen oder
zu messen (unabhängig von mikroskopischer Struktur der Stoffe). Historisch wurde
dieses Konzept entwickelt, bevor Kenntnis der Struktur der Materie vorlag.

• Aus dem Gleichgewichtszustand vor und nach einer Änderung lässt sich die
Zustandsänderung berechnen

Konzept der Gleichgewichtszustände / Gleichgewichtslehre


• Die die Zustände charakterisierenden Größen müssen nicht Absolutgrößen sein – es
genügen Differenzen der Größen zu einem Bezugszustand

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermodynamische Systeme

• Betrachtungen für abgegrenzte Materiemengen oder Raumab-


schnitte → thermodynamisches System bzw. System

• Systeme durch Systemgrenze (Kontroll- bzw. Bilanzgrenze) von


Umgebung getrennt

• System kann aus einem einzigen Stoff oder Körper bestehen oder
aus mehreren Körpern, Apparaten etc. Es kann ruhen oder sich
bewegen.

• Systemgrenzen können wirkliche oder auch virtuelle


Berandungen sein. Eine günstige Wahl der Systemgrenzen
erleichtert oftmals Lösung von Problemen.

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermodynamische Systeme

Unterscheidung von Systemen nach Inhalt (inneren Aufbau, Zustand):

homogenes System:
homogene Substanzmenge, deren physikalische und chemische
Eigenschaften örtlich und unabhängig von Richtung (isotrop)
gleich sind und aus einer Phase (gasförmig, flüssig, fest) besteht
(kann also auch ein Gemisch verschiedener Stoffe mit homogener
Zusammensetzung sein)

heterogenes System:
- besteht aus mehreren Phasen, an deren Grenzen sich die
Zustandsgrößen des Systems sprunghaft ändern
- kann durch Umordnung der Systemgrenze in homogene
Teilsysteme getrennt werden

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermodynamische Systeme

Unterscheidung von Systemen nach Durchlässigkeit der Systemgrenzen:

offenes System:
durchlässig für Energie und Masse
(Systemgrenze verschiebbar, meist aber
räumlich fest = „Kontrollvolumen“)
Gasturbine

geschlossenes System:
durchlässig für Energie, nicht für Masse
(Systemgrenze verschiebbar)
Stirling-Motor

adiabates System:
durchlässig für Masse und alle Energie-
geöffnete
formen außer Wärme (Systemgrenze
Thermoskanne
verschiebbar)

abgeschlossenes (isoliertes) System:


keine Wechselwirkung mit der Umgebung
(undurchlässig für Energie und Masse) Thermoskanne

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustand und Zustandsgrößen

• Thermodynamischer Zustand
• kennzeichnet ein System
• lässt Änderungen im System erkennbar und berechenbar werden
• ist charakterisiert durch feste Werte seiner physikalischen Eigenschaften, der
sogenannten …

• Zustandsgrößen
• sind die beobachtbaren Variablen eines Systems
• haben für einen festen Zustand eines Systems einen festen Wert
• sind unabhängig vom Weg, der zu diesem Zustand geführt hat
• können z.B. unterschieden werden in
• innere Zustandsgrößen (z.B. Druck p, Volumen V, Temperatur T, Masse m)
• äußere (mechanische) Zustandsgrößen (Höhenlage z, Geschwindigkeit c)

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgrößen

weitere Unterscheidung von Zustandsgrößen:

• Intensive Zustandsgrößen • extensive Zustandsgrößen


behalten bei Teilung eines Systems • ändern bei Teilung eines Systems
unabhängig von der Masse ihren Wert ihren Wert proportional zur Masse
(masse-unabhängig)
• lassen sich folglich additiv aus den
entsprechenden Zustandsgrößen der
Teilsysteme zusammensetzen

Dabei gilt: V = V1 + V2 bzw. m = m1 + m2

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgrößen

• spezifische Zustandsgrößen
Extensive Zustandsgrößen verlieren ihre Massenabhängigkeit, indem man sie auf die
Masse m bezieht.
extensive Zustandsgröße
spezifische Zustandsgröße =
Systemmasse

z.B. spezifisches Volumen v = V/m bzw. Dichte ρ = 1/v = m/V


Spezifischen Zustandsgrößen bleiben bei der Teilung eines Systems unverändert.

Dampf Wichtig:
Unterschiede in v bzw. ρ geben keinen Anlass zu
ρ1
Änderungen im thermodynamischen Gleichgewicht,
p, T dagegen Unterschiede in p, T schon!
Flüssigkeit
ρ2
p, T ⇒ Intensive Zustandsgrößen stellen „treibende
Kräfte“ für Zustandsänderungen durch Ausgleichs-
Thermodynamisches Gleich- vorgänge dar, spezifische Zustandsgrößen nicht
gewicht zwischen den Phasen

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgrößen

• molare Zustandsgrößen
Extensive Zustandsgrößen können auch auf die Stoffmenge n bezogen werden:
extensive Zustandsgröße
molare Zustandsgröße = , z.B. molares Volumen vm = V/n
Stoffmenge

Bezugspunkt ist hier die Stoffmenge n, die die im System vorhandenen Teilchen (z.B.
Atome, Moleküle, Ionen) beschreibt und die Basis-Einheit [n] = mol aufweist.

Ein System mit der Stoffmenge n = 1 mol enthält so viele Teilchen, wie die Masse
m = 12 g des Kohlenstoffisotops 12C an Atomen enthält Avogadro-Konstante NA
NA = (6,022045 ± 0,000031) · 1023 Teilchen/mol

Zusammenhang von Masse m und Stoffmenge n besteht über Molmasse oder molare
Masse M = m/n mit [M] = kg/mol. Sie ist stoffspezifisch und unabhängig vom Zustand

M H2 N2 O2 CO2 CH4 H2O NH3 C6 H4 CCl4

[kg/kmol] 2,016 28,013 32,00 44,01 16,04 18,02 17,03 78,11 153,83

Spezifische und molare Zustandsgrößen können leicht über die Molmasse ineinander
umgerechnet werden, z.B. vm = v⋅M
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgrößen

WORAN ERKENNT MAN, OB EINE GRÖSSE (VARIABLE) EINE ZUSTANDSGRÖSSE IST ?

Zustandsgrößen sind dadurch gekennzeichnet, dass sie


vom Weg, auf dem das System in den betreffenden
Zustand gelangt, unabhängig sind.

Zustandsgrößen sind mathematische Punktfunktionen


mit einem vollständigen Differential.

z.B. für Z = f(X, Y) ∂Z ∂Z


dZ = dX + dY
Zustandsdiagramm; ∂X ∂Y
unterschiedliche Pfade
vollständiges Differential
von 1 nach 2

Überprüfung möglich mit SATZ von SCHWARZ: gemischte Ableitungen müssen gleich sein!

∂ 2Z ∂ 2Z
=
∂X∂Y ∂Y∂X

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgrößen und thermodynamisches Gleichgewicht

• Zustandsgrößen sind definiert für Zustand des thermodynamischen Gleichgewichts.


• Gleichgewicht herrscht, wenn in einem System ohne äußere Einwirkungen keine
Zustandsänderungen mehr ablaufen (→ abgeschlossenes System befindet sich
immer im Gleichgewicht!)
• mögliche Gleichgewichte

Luft
FF

TA TB Fe
pS
H2O

thermisches Gleichgewicht mechanisches Gleichgewicht chemisches Gleichgewicht


(Temperaturausgleich) (Druck-/Kraftausgleich) (Ausgleich des chemischen
Potentials)

Ein System befindet sich im thermodynamischen Gleichgewicht, wenn in dem


System thermisches, mechanisches und chemisches Gleichgewicht herrscht.

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsänderung, Gleichgewicht und Prozess

Eine Zustandsänderung ist der Übergang von einem Gleichgewichtszustand eines


Systems in einen anderen Gleichgewichtszustand aufgrund äußerer Einwirkungen. Hierbei
ändern sich mehrere Zustandsgrößen.

Ein Prozess ist die Summe der äußeren Einwirkungen, die zu einer Zustandsänderung
führen, so z.B. die Wechselwirkung mit der Umgebung oder das Wegfallen von Hemmnissen.

Beispiel:

äußere (mechanische) Zustandsgrößen: innere (thermodynamische) Zustandsgrößen:


Höhen(lage) z z.B. Druck p
Geschwindigkeit c Volumen V
Temperatur T
Masse m
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsänderung, Gleichgewicht und Prozess

Eine Zustandsänderung ist der Übergang von einem Gleichgewichtszustand eines


Systems in einen anderen Gleichgewichtszustand aufgrund äußerer Einwirkungen. Hierbei
ändern sich mehrere Zustandsgrößen.

Ein Prozess ist die Summe der äußeren Einwirkungen, die zu einer Zustandsänderung
führen, so z.B. die Wechselwirkung mit der Umgebung oder das Wegfallen von Hemmnissen.

• Üblich ist die Kennzeichnung einer Zustandsänderung nach der Größe, die unverändert
bleibt, z.B. für die thermische Zustandsgrößen p, T, v:
isobare Zustandsänderung: p = const.; T, v verändern sich
isotherme Zustandsänderung: T = const.; p, v verändern sich
isochore Zustandsänderung: v = const.; p, T verändern sich

• Ein Prozess kann in einem Zustandsdiagramm


dargestellt werden, in dem zwei Zustandsgrößen
die Achsen bilden, z.B. für den isothermen
Prozess.
Gesetz von Boyle-Mariotte für ideales Gas bei
konstanter Temperatur:
pv = const.

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Boyle-Moriotte-Gesetz

http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/gase/filme/k07.mpg
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsänderung, Gleichgewicht und Prozess
• Während des Prozesses werden häufig Nicht-Gleichgewichtszustände durchlaufen

nicht statische Zustandsänderung: Zustandsänderung nicht darstellbar


• Wie sind ablaufende Zustandsänderungen beschreibbar? Möglich mit
1. Anfangs- und Endzustand sind Gleichgewichtszustände
2. Annahme quasistatischer Zustandsänderungen, d.h. alle Zwischenzustände
weichen nur infinitesimal vom Gleichgewicht ab

quasistatische Zustandsänderung
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsänderung, Gleichgewicht und Prozess

• Endzustand 2 (Gleichgewichtszustand 2) des


isothermen Prozesses kann auch über
Kombination eines isobaren und eines isochoren
Prozesses erreicht werden.
Der Gleichgewichtszustand eines Systems ist
unabhängig von der Zustandsänderung bzw.
dem Prozess, mit der bzw. dem er erreicht wird.
Der Zustand eines Systems ist unabhängig
vom Weg, auf dem der Zustand erreicht wurde.
• Ein thermodynamischer Prozess kann aus
einer Zustandsänderung oder aus mehreren
aufeinander folgenden Zustandsänderungen bzw.
Teilprozessen bestehen.
• Ein Kreisprozess ist ein Prozess, bei dem sich
ein System nach einer Folge von Zustands-
änderungen wieder im Ausgangszustand be-
findet. Für jede Zustandsgröße Z gilt: ∫ dz = 0
Kreisprozess als Folge von isochoren
und isobaren Zustandsänderungen

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Reversible und irreversible Prozesse

• Eine Zustandsänderung vom Zustand 1 in den Zustand 2 (z.B. über einen isothermen
Expansionsprozess eines Gases), die auch umgekehrt von Zustand 2 in den Zustand 1
(also über die Kompression des Gases) so durchlaufen werden kann, dass sowohl das
System als auch die Umgebung exakt den Ausgangszustand wieder erreicht, ohne
eine bleibende Veränderung irgendwo zu hinterlassen, heißt reversibel.

⇒ Eine reversible Zustandsänderung kann in jeder Einzelheit wieder rückgängig


gemacht werden.

• Zustandsänderungen, bei denen der Ausgangszustand nicht in jeder Einzelheit


wieder erreicht werden kann, heißen irreversibel.

Bei irreversiblen Prozessen verläuft ein Übergang von einem Ausgangszustand 1 zu


einem Endzustand 2 spontan, während ein Übergang 2 → 1 in der Natur nicht zu
beobachten ist.

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Reversible und irreversible Prozesse

Beispiele irreversibler Prozesse

Temperaturausgleich
verschieden A A2 B2
temperierter Körper A2 B2

P1 P2 P2
Adiabater Vakuum
Druckausgleich T1 T2 T2

Rührvorgang
mit Reibung
z1 1 z =0 2
2

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.22


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Reversible und irreversible Prozesse

• Da Zustandsgrößen wegunabhängig sind, kann


man für den irreversiblen Prozess einen
reversiblen Ersatzprozess einführen und
dafür den Endzustand im Gleichgewicht
berechnen.

• Reversible Prozesse dienen als Basis einer thermodynamischen


Behandlung. Damit erhält man die im Idealfall erreichbaren Optimalwerte. Der
Vergleich mit den praktisch erreichbaren Werten liefert Angaben über die Größe
der Irreversibilität und zeigt Möglichkeiten von Verbesserungen auf. Die
Abweichung realer Prozesse vom idealen Prozess wird häufig durch
entsprechende Wirkungsgrade beschrieben.

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.23


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur
• „Temperatur“ im allgemeinen Sprachgebrauch häufig falsch verwendet
• Jeder Körper besitzt eine Eigenschaft, die wir Temperatur (T) nennen und die
mikroskopisch mit der Bewegung der Teilchen verknüpft ist, die den Körper bilden.
• T ist als Zustandsgröße eine der Grundgrößen der makroskopischen Thermodynamik
(Kontinuum, Systeme im Gleichgewicht)

Gedankenexperiment: Thermisches Gleichgewicht

TT = TA & TT = TB ⇒ TA = TB

Nullter Hauptsatz der Thermodynamik:

Zwei Systeme im thermischen Gleichgewicht haben dieselbe Temperatur.

Wenn sich zwei Körper (A & B) jeweils im thermischen Gleichgewicht mit einem dritten
Körper (T) befinden, dann befinden sie sich auch untereinander im thermischen
Gleichgewicht.
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Temperaturmessung

• Nullter Hauptsatz ist Basis jeder Temperaturmessung (Körper T wird z.B. zum
Thermometer, wenn seine Eigenschaft auf die Temperatur hin geeicht wird)
• Beispiel Temperaturmessung:

T
T
Beide Flüssigkeiten
zeigen am Messkörper
die Temperatur T an.

Flüssigkeit A Flüssigkeit B

Wir brauchen die Flüssigkeiten A und B nicht in unmittelbaren Kontakt


miteinander zu bringen, um zu erkennen, dass sie sich im thermo-
dynamischen Gleichgewicht befinden.

• Voraussetzung:
Kenntnis der Temperaturabhängigkeit einer Eigenschaft des Messkörpers (Eichung)
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.25
Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Temperaturmessung

Nutzung temperaturabhängiger
Eigenschaften (z.B. Volumen-
oder Längenausdehnung von
Gasen, Flüssigkeiten oder Fest-
körpern mit steigender Tempe-
ratur) zur Temperaturmessung

Beispiel: Längenausdehnung
einer Flüssigkeitssäule zur
Bestimmung einer für dieses Ver-
fahren spezifischen empirischen
Temperatur ϑ

ϑ1 − ϑ0
Temperaturermittlung über Interpolation: ϑ(l) = ϑ0 + (l − l0 )
l1 − l0

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Gasthermometer

http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/grundlagen/filme/g01gasthermf.mpg
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.27
Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Flüssigkeitsthermometer

http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/grundlagen/filme/g02fltherm.mpg
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.28
Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur

• Empirische, durch das jeweils angewandte Messverfahren willkürliche Temperatur ϑ


keine universell anwendbare physikalische Größe!
• Welches ist die “richtige” Temperatur?

Betrachtung Druckänderung bei konstantem Volumen eines Gases (Gasthermometer)

Temperaturmessung über Druckänderung, die


über Verschiebung der Hg-Säule bestimmt wird

kleinste gemeinsame Temperatur:


p Nullpunkt auf “absoluter” Temperaturskala
ϑ = ϑ0 ⋅ mit p = ρHg ⋅ g ⋅ h
p0 ABER: Abhängigkeit vom eingesetzten Gas
Tipp: http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/1/pc/pc_01/
(p0 = Druck am Fixpunkt ϑ0 ) pc_01_01/pc_01_01_06.vlu/Page/vsc/de/ch/1/pc/pc_01/pc_01_01/
pc_01_01_27.vscml.html
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.29
Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur

Betrachtung des Verhaltens für p0  0 (Annäherung an das „ideale Gas“) bei der Mes-
sung des normalen Siedepunktes von H2O (373,15 K bzw. 100°C) mit Gasthermometern
unterschiedlicher Gase und Füllungen

Übergang zu p0 → 0 ergibt eine Temperatur, die von Gasart unabhängig ist!


“ideales” Gasthermometer liefert universelle thermodynamische Temperatur T
⇒ (auch absolute Temperatur mit Nullpunkt T = 0 K; Einheit: Kelvin K)

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur

Den absoluten Nullpunkt findet man auch, wenn man das Volumen eines Gases bei
konstantem Druck in seiner Abhängigkeit von der Temperatur bestimmt (Gesetz von
Gay-Lussac, 1802)

T
V(T ) = V0
T0

(V0 = Volumen an einem


Fixpunkt mit T0)

Bestimmung thermodynamischer Temperaturen mit Gasthermometern sehr schwierig und


zeitraubend

⇒ Vereinbarung von praktisch einfacher zu handhabenden Temperaturskalen

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Internationale Temperaturskala

Internationale gleiche Temperaturaussagen nur möglich durch regelmäßig erneut über-


prüfte Absprachen (staatliche Prüf- und Eichanstalten, z.B. Physikalisch-Technische
Bundesanstalt - PTB - in Braunschweig/Berlin; National Institute of Standards and
Technology - NIST - in Gaithersburg/Boulder - USA) über

• Definition der Fixpunkte (Schmelzpunkte, Tripel-Punkte, Siedepunkte ...)


• Primärthermometer: phys. Gesetzmäßigkeiten, Einsatzbereiche, Unsicherheiten
• Interpolationsvorschriften

Letzte Festlegung 1990:


Internationale Temperaturskala 1990 → ITS-90
seit 1.1.1990 gesetzlich festgelegte Temperatur-
skala mit Gültigkeit in den meisten Ländern der
Erde

davor (1968-1989) Internationale Praktische


Temperaturskala 1968 → IPTS-68

Unterschiede bereits beträchtlich nur aufgrund


unterschiedlicher Absprachen
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Internationale Temperaturskala

Definierende Fixpunkte der ITS 90 (sind thermodynamische Gleichgewichtszustände


zwischen den Phasen bzw. Aggregatzuständen reiner Substanzen)
Gleichgewichtszustand Temperatur in °C
Tripelpunkt Helium -259,3467

http://www.break.com/video/liquid-boil- Tripelpunkt Neon -248,5939


and-freezing-at-same-time-2593195 Tripelpunkt Sauerstoff -218,7916
Tripelpunkt Argon -189,3442
Tripelpunkt Quecksilber -38,8344
Tripelpunkt Wasser 0,01000 (6 mbar)
Schmelzpunkt Gallium 29,7646
Schmelzpunkt Indium 156,5985
Schmelzpunkt Zinn 231,928
Schmelzpunkt Zink 419,527
Schmelzpunkt Aluminium 660,323
Schmelzpunkt Silber 961,78
Schmelzpunkt Gold 1064,18
Schmelzpunkt Kupfer 1084,62
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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Temperaturskalen

Verschiedene Temperaturskalen

Temperaturskala Kelvin [K] °Celsius [°C] °Fahrenheit [°F] Rankine [R]

Temperatur einer
Absoluter Schmelztemperatur Kältemischung Absoluter
Unterer Fixpunkt F1 Temperatur- von Wasser bei (Wasser, Eis und Temperatur-
nullpunkt (0 K) 1013 hPa (0°C) Salmiak) nullpunkt (0 R)
(255,35 K bzw. 0°F)
Tripelpunkts- Siedetemperatur Körpertemperatur
Oberer Fixpunkt F2 temperatur von von Wasser bei gesunder Mensch ---------------------
Wasser (273,16 K) 1013 hPa (100°C) 96°F (= 35,6°C!)
Schmelztemperatur
von Wasser bei 273,15 K 0°C 32°F
1013 hPa
Skalenintervall (F2-F1)/273,16 (F2-F1)/100 (F2-F1)/96 1 R = 1°F
William Thomson Anders Celsius Daniel Fahrenheit William Rankine
Erfinder
(Lord Kelvin) 1848 1742 1714 1859

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Temperaturskalen

• Celsius-Temperatur:
t[°C] = T[K] - 273,15 K; 1°C = 1 K
^ t = 0°C und Siedepunkt H O =
(historisch: Eispunkt H2O = ^ t = 100°C,
2

jeweils bei 1 bar)

• Rankine-Temperatur: Nullpunkt wie Kelvin-Skala

TTrp
R
. H2O ≡ 491,68 R; 1R = 5 / 9 K

• Fahrenheit -Temperatur:
t F [°F] ≡ T R [R] − 459,67 R = 9 / 5 t[°C] + 32°C; 1°F = 1R

Umrechnungsbeispiel:
T = 300 K ⇒ t = 26,85°C ⇒ T R = 540 R ⇒ t F = 80,33°F

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Zustandsgröße Temperatur – Messverfahren

Temperaturmessverfahren mit Anwendungsbereichen und Genauigkeiten

Flüssigkeitsthermometer / -200 / +280°C 1 - 5°C (abhängig von Bereich und


liquid thermometer Skalierung / depending on
range and scale)
z.B. Hg-Thermometer 0,02 - 5°C ( - // - )
Widerstandsthermometer / -270 / +1000°C 0,2 - 5°C ( - // -) DIN 43760
Resistance thermometer
Thermoelemente / -220 / +1800°C 0,5 - 0,75% DIN 43790
Thermocouples (mindestens / at least
3°C)
Pyrometer / pyrometer -100 / +3500°C 1 - 35°C Spektralpyrometer /
(5000°C) spectral pyrometer
1 - 1,5% andere / others
Spektroskopie / spectroscopy Gesamtbereich/ ca. 1% bis zu / up to 10%
total range
Temperaturmessfarben / +40 / +1350°C bis zu / up to 0,1°C Anzeigegenauigkeit /
Temperature colours accuracy of display
(Flüssigkristalle / liquid cristals)

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichung

• Zustandsgleichungen zeigen einen Zusammenhang auf zwischen den


Zustandsgrößen eines Systems im Gleichgewichtszustand.

• Die thermische Zustandsgleichung bildet Verknüpfung der thermischen Zustands-


größen Temperatur T, Druck p und spezifisches Volumen v bzw. Dichte ρ

in allgemeiner Form f (T, p, v) = 0

bzw. aufgelöst nach einer Variablen

p = p (T, v) bzw. v = v (T, p) bzw. T = T (p, v)

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichung für ideales Gas

• Thermische Zustandsgleichung für ideales Gas

Gesetz von Boyle-Mariotte (17. Jahrhundert)

p · v = const. isotherme Zustandsänderung

Gesetz von Gay-Lussac (Anfang 19. Jahrhundert)

v/T = const. isobare Zustandsänderung

Durch Kopplung beider Gesetze über die Durchführung von zunächst einer isobaren
Zustandsänderung (Zustand 0  Zustand ´) mit v´ = (v0/T0)T´ (hier ist p0 = p´) und einer
folgenden isothermen Zustandsänderung mit p´v´ = pv (hier ist T´ = T) ergibt bei
Eliminierung von v´
p0 v 0 pv pv
= bzw. pv = 0 0 ⋅ T = const T
T0 T T0

bzw. pv = RT oder pvm = RmT oder pV = mRT =n RmT

mit spezieller Gaskonstante R bzw. allgemeiner Gaskonstante Rm = R·M = 8,3143 J/(mol·K)

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.38


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichung für ideales Gas

Satz von Avogadro:

Gleiche Volumina aller hinreichend idealen Gase enthalten bei gleichem Druck
und gleicher Temperatur die gleiche Anzahl von Teilchen.

Daraus folgt im Umkehrschluss

Eine Stoffmenge von 1 mol hat bei allen hinreichend idealen Gasen unab-
hängig von den individuellen Stoffeigenschaften bei gleichem Druck und
gleicher Temperatur das gleiche Volumen.

Bei Normalbedingungen (T = 273,15 K bzw. t = 0°C; p = 1,01325 bar =


1,01325 · 105 Pa) beträgt dieses Volumen

vm = 22,414 dm3/mol

Ideale Gase: Moleküle haben kein Eigenvolumen und üben keine Kräfte
aufeinander aus (sind weit voneinander entfernt)

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.39


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichungen für reales Gas

Modellvoraussetzungen des idealen Gases (isolierte Teilchen, keine Einflüsse aufeinander –


außer durch elastische Stöße) sind für reale Gase nur bei starker Verdünnung
(ρ → 0 bzw. v → ∞) erfüllt. Bei realen Stoffen müssen das Eigenvolumen und inter-
molekulare Wechselwirken (Anziehung, Abstoßung) berücksichtigt werden. Ausgang ist
immer die ideale Gasgleichung pv = RT. Geschichtlich unterschiedliche Strategien → z.T.
komplexe Zustandsgleichungen. Beispiele:

RT a
Zustandsgleichung von van der Waals p= − 2
v −b v

6 -2 3 -1
Stoff a [dm ⋅bar⋅mol ] b [dm ⋅mol ]
He 0,03457 0,02370
Korrektur des Eigenvolumens
H2 0,2476 0,02661
v→v–b
N2 1,408 0,03913
O2 1,378 0,03183
Korrektur Anziehungskräfte
CO2 3,640 0,04267
über Zusatzdruckterm
∆p = – a/v2 CH4 2,283 0,04278
C6H6 18,240 0,1154

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.40


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichungen für reales Gas
Reihenentwicklung mit Korrektur der idealen Gasgleichung über Dichte- (bzw. spez.
Volumen) oder Druckentwicklung üblich.
Dichteentwicklung: p⋅v B(T ) C(T ) D(T )
= 1+ + 2 + 3 + ...
R⋅T v v v
p
= 1 + B(T ) ⋅ ρ + C(T ) ⋅ ρ2 + D(T ) ⋅ ρ3 + ...
R⋅T⋅ρ
ideales Gas Korrekturglieder
B, C, D: Virialkoeffizienten; B: 2. Virialkoeffizient (Wechselwirkung zwischen
2-er Gruppen); C: 3. Virialkoeffizient (Wechselwirkung zwischen 3-er Gruppen)
Die Virialkoeffizienten müssen experimentell oder über die statistische Thermodynamik
bestimmt werden. Für viele technische Anwendungen genügt Abbruch nach dem 6. VK mit
Korrekturglied
Alternative: z.B. Druckentwicklung
p⋅v
BENEDICT-WEBB-RUBIN (BWR) – Gleichung = 1 + B' (T ) ⋅ p + C' (T ) ⋅ p 2 + D' (T ) ⋅ p3 + ...
R⋅T
Das Verhalten des realen Gases ist bei niedrigen Drücken (ρ → 0: ideales Gas) mit der
Näherungslösung durch Abbruch nach dem 2. Virialkoeffizienten darstellbar.
p p⋅v
= 1 + B(T ) ⋅ ρ = 1 + B' (T ) ⋅ p
R⋅T⋅ρ R⋅T

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Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichung

• Zustandsgrößen besitzen ein vollständiges Differential, z.B. für die therm. Zustandsgleichung
v = v (T, p) → dv = (∂v / ∂T )p dT + (∂v / ∂p)T dp

Definition: isobarer Volumenausdehnungskoeffizient isotherme Kompressibilität


α ≡ (1/ v )(∂v / ∂T )p µ ≡ −(1/ v )(∂v / ∂p)T

dv = α vdT − µ v dp

oderoder p = p(T, v ) → dp = (∂p / ∂T )v dT + (∂p / ∂v )T dv

Definition: isochorer Spannungskoeffizient β ≡ (1/ p)(∂p / ∂T )v

dp = β pdT − (µ v )−1 dv

• Koeffizienten sind miteinander verknüpft

(∂v / ∂p)T ⋅ (∂p / ∂T )v ⋅ (∂T / ∂v )p = −1 bzw. α = pβµ

• für ideale Gase gilt: α = β = 1/ T Beweis: siehe nächste Folie


Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.42
Einschub: Beweis der Verknüpfung der partiellen
Ableitungen wie auf der Folie vorher

 ∂z   ∂z  dz  ∂z  dx  ∂z 
dz =   dx +   dy ⇒ =  +  (I)
 ∂x  y  ∂y  x dy  ∂x  y dy  ∂y  x

 ∂x   ∂x  dx  ∂x   ∂x  dz (II)
dx =   dy +   dz ⇒ =  + 
 ∂y  z  ∂z  y dy  ∂y  z  ∂z  y dy

dz  ∂z   ∂x   ∂z   ∂x  dz  ∂z 
(II) in (I) =    +    + 
dy  ∂x  y  ∂y  z  ∂x  y  ∂z  y dy  ∂y  x

=1

 ∂z   ∂x   ∂z 
    +   = 0
 ∂x  y  ∂y  z  ∂y  x

 ∂z   ∂x   ∂y 
      + 1 = 0
 ∂x  y  ∂y  z  ∂z  x

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.43


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichung

• Thermische Zustandsgleichung inkompressibler Stoffe


(inkompressibel: keine Volumenänderung durch Druck- oder Temperaturänderung)
→ (∂v / ∂p)T = (∂v / ∂T )p = 0

v 0 = const

Modellfluid der Strömungsmechanik

• Thermische Zustandsgleichung kompressibler fester und flüssiger Stoffe

v(T, p) = v 0 [1 + α(T − T0 ) − µ(p − p0 )]

α: isobarer Volumenausdehnungskoeffizient

µ: isotherme Kompressibilität

v(T ) = v 0 [1 + α(T − T0 ) ] beigleichblei


bei konstantem Druck
bendem Druck

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.44


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Thermische Zustandsgleichung

Volumenausdehnung bei Temperaturerhöhung hat große technische Bedeutung

⇒ fester Metalldeckel auf Glas kann unter heißem Wasser gelöst werden
αStahl ≈ 33 x 10-6 1/K; αGlas ≈ 25 x 10-6 1/K;

⇒ Hochspannungsleitungen hängen im Sommer durch oder Schienenstränge können


verbiegen (bei extremer Hitze)

⇒ Haus- und Brückenbau mit Dehnungsfugen, um Wandrisse bzw. Ausdehnungen der


Straßendecke an heißen Tagen vorzubeugen

⇒ Metalle mit stark unterschiedlichem α dürfen nicht miteinander verschweißt werden

ODER: Nutzung des Effektes für Schrumpfverbindungen

⇒ besonderes Verhalten von Wasser führt dazu, dass


• eine Flasche Wasser beim Gefrieren platzt
• ein See von oben nach unten zufriert und damit eine Unterwasserwelt
möglich ist

oberhalb von 4°C dehnt sich Wasser mit Temperaturzunahme aus,


zwischen 0°C und 4°C zieht es sich zusammen (ρH2O maximal bei 4°C)

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.45


http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/grundlagen/filme/g07ausdehnfluessig.mpg
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.46
Kinetische Gastheorie

Die kinetische Gastheorie erklärt die Eigenschaften von Gasen, insbesondere die
Gasgesetze, durch die Vorstellung, dass Gase aus einer sehr großen Anzahl kleiner Teilchen
(Atome oder Moleküle) bestehen, die in ständiger Bewegung sind und statistisch betrachtet
werden können.

Nutzen hier:
• Förderung des Verständnisses der Zustandsgrößen Druck und Temperatur anhand eines
idealen Gases

• Vermittlung des Zusammenhangs zwischen der Temperatur und der inneren Energie (einer
weiteren Zustandsgröße!) anhand eines Beispiels

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.47


Kinetische Gastheorie

Ideales Gas: • Moleküle sind kleine Kugeln gleicher Masse mit unterschiedlicher
Geschwindigkeit

• mittlere Abstände sind groß gegenüber Durchmesser (Moleküle als


Massenpunkte)

• üben gegenseitig keine Kräfte aufeinander aus (außer über Zusammenstöße)

• alle Zusammenstöße untereinander oder mit den Wänden sind elastisch


(Summe der Impulse und Summe der kinetischen Energie bleibt erhalten)

– Würfel mit Volumen V enthält N Teilchen mit Teilchenmasse mT


bzw. Teilchenzahldichte nges = N/V

– In jede der 6 Raumrichtungen ±x, ±y, ±z bewegen sich im Mittel


gleich viele Teilchen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten (bei
Raumtemperatur gilt etwa 100 m/s < c < 1000 m/s; hier statistische
Betrachtung!)

– Zunächst nur Betrachtung der Teilchen, die sich mit unterschiedlichen


Geschwindigkeiten cxi in +x-Richtung bewegen; hier besitzen die
Teilchen mit Geschwindigkeit cx1 die Teilchenzahldichte nx1,
diejenigen mit cx2 die Teilchenzahldichte nx2 etc.
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.48
Kinetische Gastheorie

– Weitere Reduzierung der Betrachtung auf die Teilchen mit Geschwindigkeit cx1

– In einem Zeitintervall ∆t prallen nur die Teilchen auf die sich in Flugrichtung befindende
Würfelwand mit der Fläche A, die höchstens im Abstand x1 = cx1 ∆t davon entfernt sind

– Somit prallen die Teilchen innerhalb des Volumens Vx = x1A = cx1 ∆t A auf die Wand auf
 aufprallende Teilchenzahl Zx1 = nx1Vx = nx1 cx1 ∆t A

– Jedes einzelne Teilchen wird bei senkrechtem Aufprall auf Wand elastisch reflektiert
(Geschwindigkeit bleibt erhalten) → Impuls vor Stoß +mT cx1 und nach Stoß –mT cx1

⇒ Impulsänderung der Zx1 Teilchen: ∆Ix1 = [–mT cx1 –(+mT cx1)] nx1 cx1 ∆t A

= –2mT cx12 nx1 ∆t A

– Damit wirkt auf die Wand die Kraft Fx1 = –∆Ix1 / ∆t = 2mT cx12 nx1 A

– Nun Bestimmung der Gesamtkraft auf die Wand durch


Aufsummieren über alle in +x-Richtung auftreffenden Teilchen mit
den Geschwindigkeiten cxi: Fx = ∑ Fxi = 2mT A ∑ cxi2 nxi

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.49


Kinetische Gastheorie – Zustandsgröße Druck

– Der Druck auf die Wandfläche beträgt folglich: p = Fx / A = 2mT ∑ cxi2 nxi
Nxic 2xi
– Der Summenterm kann mit dem mittleren Geschwindigkeitsquadrat der Teilchen c = ∑ 2
x
N
auch geschrieben werden als c 2x ∑ n xi
wird später genauer
betrachtet, gilt für jede Raumrichtung
− Von allen Teilchen bewegen sich im Mittel
N/6 (bzw. ni / 6) in +x-Richtung  ∑ n xi = (1 6 ) nges
nges
− Folglich gilt für die Zustandsgröße Druck auf jede der Wandflächen: p = 2 mT c2
6
− Mit der Gesamtmasse m = nges V mT der Teilchen im Würfelvolumen V folgt für den Druck

2m c 2 mc2
p= bzw. pV =
6V 3

– Wurzel aus c 2 ist eine Art mittlere Geschwindigkeit (genauer:


Wurzel aus Mittelwert der Geschwindigkeitsquadrate, crms mit „root-
mean-square“): c rms = c 2

– Mit der Molmasse M = m/n und der Stoffmenge n in mol ergibt


sich 1
pV = n M c rms
2

3
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.50
Kinetische Gastheorie

Mit thermischer Zustandsgleichung für ideales Gas und der mittleren kinetischen
Energie der Gasmoleküle EK = mc rms
2
/ 2 folgt

1 2
pV = mRT = m c rms
2
= EK
3 3

Temperatur eines Gases ist Maß für die mittlere kinetische Energie der Gasmoleküle

1
pV = nR m T = m c rms
2

⇒ die rms-Geschwindigkeit Gas Molmasse crms


(10-3 kg/mol) (m/s)
ergibt sich zu
H2 2,02 1920
3Rm T He 4,00 1370
c rms = = 3RT
M H2O 18,0 645
N2 28,0 517
Auch die Geschwindigkeitsverteilung O2 32,0 483
der Gasteilchen ist abhängig von CO2 44,0 412
Temperatur und Molmasse, siehe die
beiden folgenden Folien. Molekülgeschwindigkeiten bei
Zimmertemperatur (T = 300 K)
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.51
Kinetische Gastheorie

Maxwell-Boltzmann-Verteilung (Wahrscheinlichkeitsdichte f(c)) der Molekülgeschwindigkeiten


von Stickstoff N2 bei fünf verschiedenen Temperaturen
3/2 3/2
 m   mT c 2   M   Mc 2 
f (c ) = 4π T  c exp −
2
 = 4π  c exp −
2

 2πkT   2kT   2 πR T
m   2R T
m 

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.52


Kinetische Gastheorie

Maxwell-Boltzmann-Verteilung (Wahrscheinlichkeitsdichte f(c)) der Molekülgeschwindigkeiten


von Chlor Cl2, Stickstoff N2 und Wasserstoff H2 bei einer Temperatur von 273,15 K
3/2 3/2
 m   mT c 2   M   Mc 2 
f (c ) = 4π T  c exp −
2
 = 4π  c exp −
2

 2πkT   2kT   2 πR T
m   2R T
m 

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.53


Kinetische Gastheorie

Definition: Boltzmann-Konstante k ergibt sich aus der universellen Gaskonstanten


dividiert durch die in einem Mol enthaltene Anzahl von Teilchen

Rm 8,3143
k= = J/K k = (1,380662 ± 0,00044 ) ⋅ 10 −23 J / K
NA 6,022045 ⋅ 10 23

Die Boltzmann-Konstante kann damit als die allgemeine Gaskonstante bezogen auf ein
Teilchen betrachtet werden. Damit folgt

p V = n R m T = n NA k T = N k T

Bei gleichem Druck und gleicher Temperatur ist die Anzahl der Teilchen N eines idealen
Gases im Volumen V stets gleich groß (konstant) - Satz von Avogadro

2 3
Mit p V = EK = Nk t folgt EK = N k T
3 2

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.54


Kinetische Gastheorie

Mittlere kinetische Translationsenergie: EK 3


= kT
(je Teilchen) N 2

Bei einer gegebenen Temperatur haben alle Moleküle in einem idealen Gas - unabhängig
von ihrer Masse - im Mittel dieselbe kinetische Translationsenergie (3/2)kT. Wenn wir
die Temperatur eines idealen Gases messen, messen wir gleichzeitig die gemittelte
kinetische Translationsenergie der Moleküle.

Mit den Zufallsbewegungen der Atome und Moleküle eines idealen Gases ist als
Energieform die Innere Energie U verbunden und bestimmt: U ist gleich der Summe
aller Teilchenenergien der sich bewegenden Teilchen (Translations- und Rotations-
bewegung).

Für ein einatomiges ideales Gas (z.B. Helium, Neon, Argon) ist dies die Summe der
kinetischen Translationsenergien seiner Atome, da diese keine anderen Bewegungs-
möglichkeiten („Freiheitsgrade“) haben. Gasprobe mit n Molen enthält nNA Atome

EK 3 3
⇒ U = n NA
N
= n NA k T = n R m T
2 2

⇒ Die innere Energie U eines idealen Gases ist nur eine Funktion der Gastemperatur.
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.55
Kinetische Gastheorie

Ein einatomiges Gas (a) hat 3 Bewegungsmöglichkeiten, jeweils eine in Richtung


jeder Achse x, y, z. Damit hat es 3 Freiheitsgrade (f = 3), womit auf jeden
Freiheitsgrad im zeitlichen Mittel der Energieanteil (1/2)kT entfällt. Wenn ein Gas
mehrere Freiheitsgrade f besitzt, steigt die molare innere Energie entsprechend auf
U 1 1
um = = NA ⋅ f ⋅ kT = fRm T
n 2 2 (b) Zweiatomiges Gas:
3 Translations- und
2 Rotationsfreiheits-
grade → f = 5

(c) Dreiatomiges Gas:


3 Translations- und
3 Rotationsfreiheits-
grade (nur 2, wenn
3. Atom auf Achse
der beiden anderen
liegt) → f = 6 bzw. 5

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.56


Translation

http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/gase/filme/k02_1.mpg
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.57
Rotation (lineares Molekül)

http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/gase/filme/k02_2.mpg
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.58
Rotation (nicht-lineares Molekül)

http://www.physik.uni-wuerzburg.de/video/waermelehre/gase/filme/k02_3.mpg
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.59
Kinetische Gastheorie

Bei höherer Temperatur werden in Molekülen auch andere Bewegungs-


formen angeregt, z.B. Schwingungsbewegung der Moleküle zueinander
(bei zweiatomigen Molekülen ab ca. 1000 K), was z.B. für zweiatomige
Moleküle zwei weitere Freiheitsgrade bringt (f = 7).

Außerdem können in einem


Molekül andere Energieformen
bedeutsam werden, wenn gegen-
seitige Einflüsse von Molekülen
aufeinander in Molekülverbänden,
die bei idealen Gasen aus-
geschlossen werden, an Bedeut-
ung gewinnen.

Die innere Energie eines Sys-


tems setzt sich zusammen aus
der Summe der Gesamtenergien
aller vorhandener Teilchen.

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.60


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Innere Energie

Innere Energie U = ∑E
j
j

Die innere Energie ist eine extensive Zustandsgröße. Sie ist eine kalorische Zustandsgröße
(lateinisch „calor“ = Wärme). Kalorische Zustandsgrößen müssen berechnet werden, während
die thermischen Zustandsgrößen p, v, T gemessen werden können. Die innere Energie ist
eine Funktion zweier thermischer Zustandsgrößen: u = u(T, v ); u = u(T, p); u = u(p, v )
1. Kalorische Zustandsgleichung
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.61
Grundbegriffe der Thermodynamik:
Isochore Wärmekapazität (ideales Gas)

Innere Energie ist eine Zustandsgröße, besitzt also ein vollständiges Differential, z.B. für
die Form der kalorischen Zustandsgleichung u = u(T, v)

= 0 für ideales Gas, da in diesem


 ∂u   ∂u  Fall u nur Funktion von T!
du =   dT +   dv
 ∂T  v  ∂v  T

isochore Wärmekapazität cv ideales
Gas

Für das ideale Gas folgt also: du0 = c 0v (T ) dT

u T
Innere Energie ist nur als Differenz zu
oder integriert ∫ du = u − u = ∫ c v dT
0 0 0 0
0
einem Bezugspunkt bestimmbar!
u0 T0

bzw. für bestimmten Temperaturbereich ∆T = T2 – T1


T2

u − u = ∫ c 0v dT = c 0v
0
2
0
1 [ ] T2
T1
(T2 − T1 )
T1
T2

mit der mittleren isochoren Wärmekapazität c [ ]0 T2


v T1 = ∫ c 0v dT (T2 − T1 )
T1

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.62


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Enthalpie

Mit Einführung der Verschiebearbeit pV beim Transport einer Stoffmenge über eine
Systemgrenze (siehe Foliensatz 02) ergibt sich in Verbindung mit der inneren
Energie per Definition die extensive kalorische Zustandsgröße Enthalpie H mit
[H] = J

H=U+pV bzw. h=u+pv

Da die Enthalpie mit der inneren Energie verbunden ist, können auch für die
Enthalpie keine Absolutwerte festgelegt werden, wohl aber Bezugspunkte.
Die Enthalpie ist Funktion der thermischen Zustandsgrößen p, v, T, was die
2. kalorische Zustandsgleichung bildet (in spezifischer Form):

h = h (T, p); h = h (p, v); h = h (T, v)

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.63


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Isobare Wärmekapazität (ideales Gas)

Enthalpie ist eine Zustandsgröße, besitzt also ein vollständiges Differential, z.B. für die
Form der kalorischen Zustandsgleichung h = h(T, p)

= 0 für ideales Gas, da in diesem


 ∂h   ∂h  Fall h nur Funktion von T!
dh =   dT +   dp
 ∂T p  ∂p  T

isobare Wärmekapazität cp ideales
Gas

Für das ideale Gas folgt also: dh0 = c p0 (T ) dT

h T
Enthalpie ist nur als Differenz zu einem
oder integriert ∫ dh = h − h = ∫ c p dT
0 0 0 0
0
Bezugspunkt bestimmbar!
h0 T0

bzw. für bestimmten Temperaturbereich ∆T = T2 - T1


T2

h − h = ∫ c p0 dT = c p0
0
2
0
1 [ ] T2
T1
(T2 − T1 )
T1
T2

mit der mittleren isobaren Wärmekapazität [c ]


0 T2
p T
1
= ∫ c p0 dT (T2 − T1 )
T1

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.64


Grundbegriffe der Thermodynamik:
Isobare Wärmekapazität (ideales Gas)

Temperaturabhängigkeit der isobaren


Die Temperaturabhängigkeit der
Wärmekapazität für einige Gase
isobaren Wärmekapazität idealer
Gase wird häufig ausgedrückt in der
Form
0
c p (T ) = a + b ⋅ T + c ⋅ T 2 + d ⋅ T 3

mit stoffspezifischen Konstanten,


die oftmals tabellarisch angegeben
sind.

Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.65


Beziehungen zwischen isobarer und isochorer
Wärmekapazität (ideales Gas)

0
cp
Für ideale Gase ist der Isentropenexponent κ definiert als 0

cv
und liegt tabelliert für viele Stoffe vor.

h0 = u0 + (p ⋅ v ) = u0 (T ) + (R ⋅ T ) = h0 (T )
0 0
Aus

folgt mit dh0 = c p0 ⋅ dT


dh0 0 du0 0
= cp = + R = cv + R
dT dT

Mit κ folgt κ 1
c p0 = ⋅R c 0v = ⋅R
κ −1 κ −1

Kalorische Eigenschaften für einige Gase bei t = 25°C und p = 1 bar


Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.66
Isentropenexponent für ideale Gase

Richtwerte für κ sind aus der kinetischen Gastheorie ableitbar:

1
Die molare innere Energie ist um = f Rm T ( f Anzahl der Freiheitsgrade)
2

⇒ 1
Mit c 0v,m = (∂um / ∂T )v c 0v,m = f Rm
2

und mit c p0,m = c 0v,m + Rm ⇒ c p0,m = Rm (1 + f / 2)

c p0,m
fo lg t κ= = 1+ 2 / f
c 0v,m

Atomzahl f cv,m0/Rm cp,m0/Rm κ


1 3 3/2 5/2 5/3 = 1,67 
 Übereinstimmung gut!
2 5 5/2 7/2 7/5 = 1,40 
3 6 6/2 8/2 8/6 = 1,33

Richtwerte
Prof. Dr.-Ing. M. Wensing Technische Thermodynamik Folie 1.67

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