A
Ludwig Ćwikliński (1853–1942) —
Professor für klassische Philologie
an der Universität Lemberg
Królczyk, Krzysztof — PhD, Associate Professor, Adam Mickiewicz University, Poznań; ul.
Umultowska, 89d 61-614, Poznań, Poland; e-mail: krolczyk@amu.edu.pl.
Ludwik Ćwikliński, professor of classical philology at the University of Lwów (today Львiв, Lviv),
was one of the most eminent Polish scholars. Born in Gniezno in 1853, he studied classical philology
and ancient history at the universities in Wrocław (Breslau) and Berlin. He graduated in 1873 with a
Ph.D. degree given him on the basis of his dissertation devoted to the chronology of the first part of the
history of Peloponnesian War by Thucydides. In 1876 he was appointed professor at the University in
Lwów. There he developed his scientific and teaching activity. He published numerous papers on various
aspects of classical philology, ancient history, papyrology, classical archeology and Polish humanism. In
1894 Ćwikliński was chosen rector magnificus of the University. He was the founder of the «Philological
Society» (Societas Philologa, 1893) and editor of the periodical «Eos» which exists until today. Apart from
his activity at the University, he involved himself in the social and political life of Lwów and the whole
Galicia. In 1902 L. Ćwikliński left Lwów for Vienna, where first he became the head of the section in
the Ministry of Religious Affairs and Education (K.-k. Ministerium für Kultus und Unterricht), and then
(since 1917) Minister. After the World War I he settled down in Poznań where he continued his scientific
research upon various problems of classical antiquity and the Polish humanism. After the beginning of the
World War II he was made by the Nazis to leave Poznań and to go to the General Gouvernment. Ludwik
Ćwikliński died in Cracow (Kraków) in 1942.
Keywords: Ludwik Ćwikliński, University of Lwów, Lemberg, Lviv, Lvov, antiquity, classical
philology, Polish scholars.
гии первой части истории Пелопоннесской войны, описанной Фукидидом. В 1876 г. Хвилин-
ский стал профессором Львовского университета. Здесь он развил свою научную и преподава-
тельскую деятельность. Он опубликовал многочисленные статьи по разным аспектам класси-
ческой филологии, античной истории, папирологии, классической археологии и польскому гу-
манизму. В 1894 г. Хвилинский был избран на должность rector magnificus университета. Он
был основателем «Филологического общества» (Societas Philologa, 1893 г.) и издателем журна-
ла «Эос», существующего по сей день. Кроме деятельности в университете, он включился в со-
циальную и политическую жизнь Львова и всей Галиции. В 1902 г. Хвилинский оставил Львов
и перебрался в Вену, где вначале стал главой департамента Министерства по делам религии
и образования (K.-k. Ministerium für Kultus und Unterricht), а затем (с 1917 г.) министром. По-
сле Первой мировой войны он поселился в Познани, где продолжил свои исследования по раз-
личным проблемам классической античности и польского гуманизма. С началом Второй миро-
вой войны нацисты вынудили его покинуть Познань и перебраться в Генерал-губернаторство.
Людвик Хвилинский умер в Кракове в 1942 г.
Ключевые слова: Людвик Хвилинский, Львовский университет, Львов, Лемберг, Львів, ан-
тичность, классическая филология, польские ученые..
Die Universität in Lemberg (poln. Lwów, heute Lwiw/Львів), die 1661 von
König Johann II. Kasimir gegründet wurde, spielte in der Geschichte der polni-
schen Wissenschaft eine Rolle, die nicht überschätzt werden kann1. Besondere
Bedeutung gewann die Universitas Leopoliensis in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts und in den ersten Jahren des 20 Jahrhunderts, also während der Zeit
der Autonomie Galiziens, als sie neben der Jagiellonen-Universität in Krakau
(Kraków) eine der beiden Universitäten war, an denen auf Polnisch unterrichtet
wurde. Mit der Geschichte der Alma Mater Leopolitana sind die Namen vieler
hervorragender Forscher verbunden. Ludwig (poln. Ludwik) Ćwikliński, Professor
für klassische Philologie an der Universität Lemberg in den Jahren 1876-19022,
nimmt unter ihnen einen beachtlichen Platz ein. Er war eine jener Persönlichkeiten,
die die Geschichte der Lemberger Alma Mater außergewöhnlich stark prägten. Er
gehörte zweifellos zu den hervorragendsten polnischen Gelehrten, die sich wissen-
schaftlich mit der Antike und dem Erbe der polnischen Renaissance beschäftigen.
Er erfreute sich großer Anerkennung nicht nur in Polen, sondern auch international.
Dabei war er eine Person, die sich in ihrer Aktivität nicht nur auf wissenschaftliche
Forschungen und die didaktische Arbeit an der Lemberger Universität beschränkte,
sondern sich ebenfalls außergewöhnlich aktiv in das politische und gesellschaftli-
1
Für Forschungen zur Geschichte der Lemberger Universität ist weiterhin das fol-
gende, auf sehr reichem Quellenmaterial beruhende Werk unschätzbar: Finkel, Starzyński
1894. Die neueste Monographie zur Geschichte der Universität Lemberg: Academia mili-
tans 2015. Vgl. auch: Draus 2007; Universitati Leopoliensi... 2011.
2
Zur Person von L. Ćwikliński siehe u.a.: Державний архів Львівської області (Sta-
atsarchiv der Woiewodschaft Lemberg, im Folgenden: DALO). Фонд (Bestand) 26. Опис
(Einheit) 12. Спрaвa (Fall) 931. K. 127–132; Królczyk 2011, 141–172 (hier ist ebenfalls die
ältere Literatur zum Thema angeführt).
264
Ludwig Ćwikliński (1853–1942) — Professor für klassische Philologie...
9
Archiv der Universität Breslau. Allgemeines Studenten Register. Philosophische Fa-
kultät. Abgegangene Studenten. Vol. XVIII. Sign. F 464. K. 39.
10
Sinko 1939–1945, 463 (im Titel fällt das falsche Todesdatum des Gelehrten auf —
KK).
11
Ćwikliński 1873; siehe auch Finkel, Starzyński 1894, 245.
266
Ludwig Ćwikliński (1853–1942) — Professor für klassische Philologie...
vorgebracht hat12. In der Fachiteratur wird übereinstimmend betont, dass die Arbeit
des zwanzigjährigen L. Ćwikliński die polnischen Forschungen im Bereich der
klassischen Philologie auf das Niveau der europäischen Wissenschaft brachte und
die von ihm formulierten Hypothesen noch lange in den Geschichtswissenschaften
wiederholt wurden13.
Bald nach Beendigung des Studiums unterrichtete L. Ćwikliński für einige
Zeit Geschichte, Geographie und moderne Fremdsprachen in einer Berliner Schule
(1875)14. Anschließend ging er auf Initiative seines ehemaligen Lehrers A. Kirch-
hoff nach Italien, wo er seine Kenntnisse in Archäologie vertiefen und in den Bi-
bliotheken Abschriften griechischer Inskriptionen für den nächsten geplanten Band
des Corpus Inscriptionum Graecarum suchen sollte15. Zweifellos war die Aufgabe
für Ćwikliński eine außergewöhnliche Auszeichnung. Im April 1876 erhielt er in
Rom eine Nachricht aus Lemberg: die Leitung der Universitas Leopoliensis bot
ihm einen Ruf auf einen der Lehrstühle für klassische Philologie als außerordent-
licher Professor an16. Ludwig Ćwikliński nahm den Ruf auf den ihn angebotenen
Lehrstuhl an, und bereits am 16. Mai wurde er zum außerordentlichen Professor für
klassische Philologie ernannt17.
Der besagte Lehrstuhl, den Ludwig Ćwikliński übernahm, war der zweite
Lehrstuhl der klassischen Philologie (der sog. griechische) und bestand neben dem
ersten Lehrstuhl (dem sog. lateinischen), der von Professor Zygmunt Węclewski
bekleidet wurde. Beide gehörten zum Philologischen Seminar, dass an der Univer-
sität Lemberg im April 1873 eingerichtet wurde. Ćwikliński wurde zum Leiter der
Abtheilung für die griechische Alterthumskunde dieses Seminars und übte dieses
Amt ohne Unterbrechung bis zum Jahre 1902 aus, als er die Universität verließ18.
12
Z.B. von Wilamowitz-Möllendorff 1877, 338, Anm. 21; vgl. auch Witkowski 1925,
218–222.
13
Pilch 1933, XVIII; ähnlicher Meinung war: Sinko 1939–1945, 464; vgl. auch Tura-
siewicz 1991, CXXIV.
14
Finkel, Starzyński 1894, II, 245.
15
Der folgende, vierte Band des Corpus Inscriptionum Graecarum, hg. von. A. Kirch-
hoff, erschien im Jahre 1877 in Berlin; wir finden in ihm allerdings keine Erwähnung einer
Beteiligung von L. Ćwikliński an seiner Vorbereitung. Ebenfalls in den Archivalien der Ber-
lin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), gibt es dazu keine Informa-
tionen. Prof. Klaus Hallof von der Abteilung «Inscriptiones Graecae» BBAW ist überzeugt,
dass die Angelegenheit sicherlich nicht über mündliche Absprachen zwischen A. Kirchhoff
und L. Ćwikliński hinauskam (Brief an den Verfasser vom 6. Oktober 2010).
16
Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie (Zentralarchiv Historischer Doku-
mente in Warschau). Bestand 304: K.K. Ministerium für Cultus und Unterricht, Sign. 118u.,
K. 725.
17
Ibid. K. 711.
18
Finkel, Starzyński 1894, II, 384–387; vgl. auch: Statut… 1876.
267
Krzysztof Królczyk
An dieser Stelle muss betont werden, dass er einer der jüngsten Professoren in der
Geschichte der polnischen Wissenschaft war, zum Zeitpunkt seiner Ernennung war
er kaum 23 Jahre alt. Ebenfalls sehr schnell — nur drei Jahre später, am 11. No-
vember 1879 — wurde er zum ordentlichen Professor ernannt19.
Mit Beginn des neuen akademischen Jahres 1876/77 hielt Ćwikliński seine er-
sten Universitätsvorlesungen in Lemberg. Sie waren der griechischen Antike sowie
der Geschichte der Peloponnesischen Kriege von Thukidydes gewidmet20, also ei-
nem Thema, das er wie kaum ein anderer im damaligen Polen kannte. Wenn wir die
weiteren Lemberger Vorlesungen Ćwiklińskis betrachten, die er in den folgenden
akademischen Jahren hielt21, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf ihre große
Mannigfaltigkeit wenden, die noch heute Anerkennung verdient. Sie lassen sich in
mehrere engere thematische Gruppen einteilen. Und so las er häufig zu rein philo-
logischen Fragestellungen, was natürlich auf seine Ausbildung zurückzuführen ist.
In seinen Vorlesungen präsentierte er ebenfalls Themen aus dem Bereich der alten
Geschichte, der Geschichte der antiken Kunst, der klassischen Archäologie sowie
der griechischen Epigraphik (vermutlich als einer der ersten Gelehrten in Polen).
Es muss auch angemerkt werden, dass L. Ćwikliński auf eigene Initiative jede
Woche freitags Vorlesungen in klassischer Archäologie hielt, wobei er über seine
Verpflichtungen an der Universität hinausging. Grund dafür war die Tatsache, dass
es damals an der Lemberger Universität noch keinen eigenen Lehrstuhl für klassi-
sche Archäologie gab22. Aus dieser Durchsicht ergibt sich eindeutig, dass obwohl
Ludwig Ćwikliński von seiner Ausbildung her vor allem klassischer Philologe war,
er sich dennoch mit gleicher Sicherheit auf dem Feld der alten Geschichte, der Epi-
graphik, der Kunstgeschichte und der klassischen Archäologie bewegte. Er war der
Typ des Gelehrten, dessen Interessen und Forschungen die Gesamtheit der Alter-
tumswissenschaft umfasste, wie sie damals genannt wurde, d.h. der Wissenschaft
von der Antike im weiten Sinne.
Wenn wir bei den Universitätsvorlesungen von Ludwig Ćwikliński verweilen,
sollten wir an dieser Stelle noch daran erinnern, dass ihm bald nach der Übernah-
me seines Lemberger Lehrstuhls angeboten wurde, die Inauguralvorlesung für das
neue akademische Jahr 1877/78 zu halten. Am 1. Oktober 1877 präsentierte er der
Lemberger akademischen Gesellschaft seine eigene Idee der idealen Universität als
Wissenschaftsinstitution sowie die Rolle, die in ihr die Philologie zu spielen hatte,
die man im Verständnis des jungen Professors in keinem Falle von den anderen
Finkel, Starzyński 1894, II, 246; Członkowie... 1922, 41.
19
Spis... 1876, 8.
20
21
Informationen zu diesem Thema finden wir in dem regelmäßig zweimal jährlich er-
schienenen Vorlesungsverzeichnis der Universität Lemberg.
22
DALО. Bestand. 26. Einheit 12. Fall 931. K. 130; Kronika Uniwersytetu Lwowskie-
go 1899, 196.
268
Ludwig Ćwikliński (1853–1942) — Professor für klassische Philologie...
Zur dritten Gruppe dagegen zählen wir Texte über das antike Olympia36 sowie über
die Entdeckungen Heinrich Schliemanns in Mykene37 und Tyrins38 und zuletzt die
polnische Ausgabe des Hauptwerks von Karol (Karl) Lanckoroński über die klei-
nasiatischen Städte der Provinzen Pamphylien und Pisidien (L. Ćwikliński bearbei-
tete die polnische Übersetzung des Werks)39. Die Wissenschaftsgeschichte betraf
eine Serie von Artikeln, die dem britischen Philologen Richard Bentley40 sowie
Übersetzungen antiker Literatur von Józef Szujski gewidmet waren41.
Ludwig Ćwikliński unternahm darüber hinaus die Edition lateinischer mittelal-
terlicher Quellen zur Geschichte Polens. Im dritten und vierten Band der bekannten
Reihe «Monumenta Poloniae Historica» gab er zwei wichtige Quellentexte kritisch
heraus. Es handelt sich um die sog. «Polnisch-schlesische Chronik» (Chronica Po-
lonorum) aus dem 13. Jahrhundert42 und eine Vita des heiligen Hyazinth von Polen
aus dem 14. Jahrhundert, die von Stanislaus, Lektor des Krakauer Dominikaner-
klosters geschrieben worden war43.
Ein eigener Bereich der Interessen von L. Ćwikliński war die Geschichte des
polnischen Humanismus, was ebenfalls in seinen wissenschaftlichen Arbeiten zum
Ausdruck kam. 1886 hielt er ein Referat über die Grundsätze der Edition polni-
scher Dichter, die auf Latein schrieben44. In den folgenden Jahren veröffentlichte
Ćwikliński verhältnismäßig viele Arbeiten, die polnischen Dichtern der Renais-
sancezeit gewidmet waren45, darunter vor allem dem von ihm geliebten Klemens
Janicki46.
Die von L. Ćwikliński verfassten wissenschaftlichen Texte bezeugen ebenfalls,
dass der Gelehrte ständig die Errungenschaften der internationalen Forschung
verfolgte und auf sie reagierte. Dies bezeugen seine zahlreichen Besprechungen
(die sowohl in polnisch- als auch deutschsprachigen Zeitschriften veröffentlicht
wurden)47, aber nicht nur sie. Der Gelehrte hielt auch häufig Vorträge und Referate
36
Ćwikliński 1887a.
37
Ćwikliński 1879–1880; 1891b; vgl. auch Press 1996, 522–523.
38
Ć[wikliński] 1886a.
39
Lanckoroński 1895 (Informationen zur Beteiligung von L. Ćwikliński finden sich auf
S. 245); vgl. Bieńkowski 1894, 227; Finkel, Starzyński 1894, II, 248.
40
Ćwikliński 1887b.
41
Ćwikliński 1883.
42
Ćwikliński 1878c.
43
Ćwikliński 1884a. Dem Verfassser der Vita widmete L. Ćwikliński eine eigene Abhan-
dlung: Ćwikliński 1884b.
44
Ćwikliński 1886b.
45
Ćwikliński 1900 (jeder Text in diesem Werk ist gesondert paginiert); 1898–1899.
46
Z.B. Ćwikliński 1893b; 1919a.
47
Die vollständige Liste ist zu lang, um sie hier anzuführen, allein im ersten Band von
«Eos» erschienen drei Rezensionen aus der Feder von L. Ćwikliński.
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Ludwig Ćwikliński (1853–1942) — Professor für klassische Philologie...
Ludwig Ćwikliński beschränkte sich an der Universität Lemberg nicht nur auf
Forschung und Didaktik. Er engagierte sich ebenfalls außergewöhnlich aktiv im
Leben der Hochschule, wo er eine Reihe wichtiger Ämter innehatte. Zweimal war
der Dekan der Philosophischen Fakultät (in den Jahren 1883/84 und 1890/91)55,
überdies saß er im Senat als Delegierter der Philosophischen Fakultät (1897/98 und
1899/1900)56. Der Höhepunkt seiner universitären Karriere war das Jahr 1893/94,
als ihm die höchste Würde des Rektors der Universität Lemberg anvertraut wur-
de57. Seine Amtszeit als Rektor begann am 11. Oktober 1893 mit der feierlichen
Eröffnung des akademischen Jahres, wobei er zu dieser Gelegenheit eine angemes-
sene Rede hielt58. Als Rektor brachte er die Einrichtung der ärztlichen Fakultät zum
Abschluss. Zu ihrer feierlichen Eröffnung am 9. September 1894 kam selbst Kai-
ser Franz Josef I., und der rector magnificus Ludwig Ćwiklińskiego begrüßte den
hohen Gast mit einer feierlichen Ansprache59. Rektor Ćwikliński initiierte darüber
hinaus die Herausgabe einer monumentalen Geschichte der Universität Lemberg
und beauftragte Ludwig Finkel und Stanisław Starzyńki mit ihrer Bearbeitung60
sowie der Schaffung eines Universitätsarchivs61. Es ist ebenfalls daran zu erinnern,
das sich die Universität 1894 an der Organisierung der Lemberger Allgemeinen
Landesausstellung beteiligte, und ihr Rektor, Ludwig Ćwikliński, im Ausstellungs-
kommitee tätig war, indem er die Leitung der Schulsektion und des Vorsitzenden
der Ausstellungsjury der Schulabteilung ausübte62.
Lang ist ebenfalls die Reihe der sonstigen Verdienste von Ludwig Ćwikliński
für die Organisierung der Wissenschaft an der Universität Lemberg63. Unter ande-
rem setzte er mit Prof. Zygmunt Węclewski die Einrichtung eines philologischen
Proseminars durch. Er war Initiator der Einrichtung einer Seminarbibliothek, in der
Bücher aus den Bereichen der klassischen Philologie und anderer Altertumswis-
senschaften gesammelt wurden. Kurz nach seiner Ankunft in Lemberg richtete er
ebenfalls eine «Sammlung von wissenschaftlichen Lehrmitteln zur Durchführung
von philologisch-archäologischen Vorlesungen» ein, die im Jahre 1893 in das von
ihm geleitete «Kabinett für klassische Archäologie» umgestaltet wurde. Es bestand
u.a. aus Gipsabgüssen von Meisterwerken der antiken Kunst sowie Zeichnungen
und Fotographien von Denkmälern der antiken Welt. Für das weitere angemessene
Funktionieren des Kabinetts erhielt der Gelehrte Zuschüsse des Ministeriums für
Kultus und Unterricht und finanzielle Unterstützung von Privatpersonen, u.a. von
Karol Lanckoroński64.
Ludwig Ćwikliński übte gleichzeitig eine äußerst lebendige organisatorische
Tätigkeit aus, die weit über die Mauern der Lemberger Universität hinausging.
Auf seine Initiative, die in den April 1892 zurückreicht, erfolgte in Lemberg die
Gründung der polnischen «Philologischen Gesellschaft» («Societas Philologa»),
die Personen versammelte, denen — wie die Statuten dieser Gesellschaft sagen —
«die Pflege und Verbreitung der klassischen Philologie unter Berücksichtigung
der Bedürfnisse des Schulunterrichts» am Herzen liegt65. Die erste Wahlversamm-
lung der Gesellschaft fand am 17. Januar 1893 statt und auf ihr wurde Ludwig
Ćwikliński zum Vorsitzenden der «Societatis Philologae» gewählt66. Im folgenden
Jahre, wieder auf Initiative des Vorsitzenden Ćwikliński, erschien die erste Num-
mer der Zeitschrift «Eos. Commentarii Societatis Philologae». Die Notwendigkeit,
ein eigenes Periodikum der polnischen klassischen Philologen (und der sonstigen
Altertumsforscher) herauszugeben, wurde bereits in den Statuten der Gesellschaft
zu Beginn ihrer Tätigkeit formuliert, und wurde letztendlich 1894 realisiert. Der
Redaktion stand selbstverständlich niemand anders als Ludwig Ćwikliński vor.
«Eos» (d.h. «Morgenröte») war die erste regelmäßig erscheinende philologische
Zeitschrift auf polnischem Boden, hervorragend bekannt sowohl im In- als auch
im Ausland, und ist heute vielleicht das im Ausland am höchsten geschätzte pol-
tlichungen: Finkel, Starzyński 1894, II, 245–247; Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1899,
196–197.
64
Finkel, Starzyński 1894, II, 321–322; Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1899, 195.
65
Центральний Державний Історичний Архів України у Львові (Zentrales Staats-
archiv für die Geschichte der Ukraine in Lemberg, im Folgenden CDIA). Bestand. 713.
Einheit 1. Fall 1. K. 2. Ausführlicher zur Gründung der «Philologischen Gesellschaft»: Spra-
wozdanie... 1894, 199–218; Mańkowski 1999; Sucharski 1999; Szastyńska-Siemion 1996
[1997], 29–43.
66
CDIA. Bestand. 713. Einheit 1. Fall 23. K. 2.
273
Krzysztof Królczyk
67
Siehe Dworacki 1999, 90–96.
68
Dazu siehe besonders: Finkel, Starzyński 1894, II, 246; Kronika Uniwersytetu Lwow-
skiego 1899, 193.
69
Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1912, 474–475.
70
DALO. Bestand. 26. Einheit 5. Fall 268. K. 283.
71
Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1912, 475.
72
Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1912, 93–104.
73
Kumaniecki 1946, 98–99.
74
Łowicka, Wróbel 1999, 145.
274
Ludwig Ćwikliński (1853–1942) — Professor für klassische Philologie...
75
Kronika Uniwersytetu Lwowskiego 1912, 475.
76
Pamiętnik... 1914, 17 ff., 37–40.
77
Zur Wiener Zeit im Wirken von L. Ćwikliński siehe besonders: Leitsch 1993, 56–78;
Litwin-Lewandowska 2008, 163–165.
78
Tondokumente… CD 1. Nr. 23.
79
Ausführlicher dazu in meinem in Fußnote 2 angeführten Artkel (Królczyk 2011, 158–
166).
80
Archiwum Uniwersytetu im. Adama Mickiewicza w Poznaniu (Archiv der Universität
Posen). Księga protokułów (sic!) z posiedzeń Senatu od d. 19 czerwca 1919 do d. 28 stycz-
nia 1921 (Protokollbuch der Senatssitzungen vom 19.6.1919 bis zum 21.1.1921). S. 63: «Es
wurde beschlossen, die Frage der Besetzung des Lehrstuhls für klassische Philologie mit Dr.
Ćwikliński der philosophischen Fakultät zur Entscheidung zu überlassen».
81
Siehe u.a. Ćwikliński 1919b; 1919c. Anläßlich des Jahrestages der Tätigkeit der Uni-
versität erschien ein von L. Ćwikliński redigierter Sammelband mit dem Titel «Symbolae
philologorum Posnaniensium». Posnaniae, 1920, in dem er einen kurzen Text zu Xenophon
veröffentlichte.
82
Uniwersytet Stefana Batorego... 1920, 4; Pilch 1933, XXXVIII–XXXIX. Interessan-
terweise hielt Ludwik Ćwikliński in Wilna genauso wie vor vielen Jahren in Lemberg eine
Eröffnungsvorlesung, die später im Druck veröffentlicht wurde. (siehe Ćwikliński 1920).
275
Krzysztof Królczyk
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92
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93
Pamięci zmarłych Członków P.A.U. 1946, 76.
94
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277
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278
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Krzysztof Królczyk
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