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EINE VILLA RUSTICA BEI KALLIANI IN WESTARKADIEN (Tafel 1, Beilagen 14-23) Im Sommer 1954 wurden bei Nachforschungen nach dem bei Pausanias VIII 25,44. erwahnten Onkeion! im Rahmen einer kurzen Tastgrabung etwa 21/2 km. westlich des Dorfes Kalliani (Bez. Gortys) Teile einer ausgedchnten villa rustica der rémischen Kaiserzeit angeschnitten. Eine im darauffolgenden Sommer 1955 durchgefithrte Grabung gestattete es, die erhaltenen Reste eines Wohnbaues sowie des unmittelbar stidlich benachbarten Badegebaudes freizulegen’. Situation und Lage der Villa Etwa 2km westlich des Dorfes Kalliani (Bez. Gortys) senkt sich die durschnitt- lich s00m hohe Vorbergzone in einem etwa 9o-10om hohen Steilabsturz jah gegen das wellige und zum Oberlauf des Ladon hin allmahlich abfallende Flu- vorland (Beilage rs, 1). Unmittelbar am Fuke dieser Steilklippe entspringt bei der Kapelle des H. Nikolaos eine kraftige Quelle vortrefflicien Wassers. Dessen Ab- flu gegen das FluStal hin vollzieht sich in einem tief eingeschnittenen Rhevma, das Weiflpappeln und Platanen siumen. Weitere Bodenquellen sickern in dieser geologischen Bruchzone an verschiedenen Stellen aus der Erde. Ihr Wasser er- ’Sgliche die Anlage mehrerer Peribolia, deren tippig-saftiger Pflanzen- und Baum- wuchs lebhaft gegen die diirren und steinigen Winteriicker kontrastiert, und deren Abflu das neogene Land durch weitere Rhevmata aufteilt. Diese verschiedenen Rhevmata fressen sich in den lockeren sandig-mergeligen Boden tief und steil ein und dringen durch fortschreitende Riickwértserosion immer weiter nach Osten 1 E. Meyer, RE. 18, 1, 4804. u. Onkai; Peloponnesische Wanderungen (1939) 94{f-; Neue pelo- ponnesische Wanderungen (1957) 11 ff. U, Kahrstedt, Das wireschaftliche Gesicht Griechenlands in der Kaiserzeit (1954) 158 Anm. 8 2 Die Grabungen wahrten vom 5. 8.bis zum 16.8. 1954 bzw. vom 5.8, bis zum 26.8.1955. Es assistierten R. Ribi aus Born als Geomerer (r954) und I. Stinis aus Athen als Zeichner (1355). R. Ribi fertigee den Gelindeplan Abb. 1 wie auch die zcichnerischen Aufnahmen des jonischen Kolksteinkapitells und der vermauerton Stolenbasen (Abb. 2; 4 Nr.t Beil. r4,2). 1 Stinis wird der stcingeredice Ausgrabungsplan Taf. x und die Aufnahme der beiden Stelenfragmente (Abb. 3) vyerdankt. Aufsiche hatte der bewiihcee Aufseher der Olympiagrabung A. Spiliopulos. Simtliche Fandstiicke aus Silber und Bronze wurden nach der Konservierung im Grabungshaus- Olympia zusammen mi einer Auswahl charakteristischer Scherben an den regionalen Epimeliten “Taios A. Gritsopulos ibergeben und werden, mit Ausnahme der vom numismavischen Museum in Ashen Sbernommenen Minzen (vgl. BCH. 80, 1956, 229C), in der Bibliothek in Dimitsana ver~ wahrt. ~ Das Manuskripe wurde der Redaktion der AM. im Herbst 1957 Ubergeben. Seither wur- den our geringfiigige Zusitze nacigetragen. 3 Vl. die Sivas bei Meyer, Pelop, Wander. 95 Abb.6, die allerdings die Lage des Grabungs- platzes 2 weit westlich angibt, Sic liege am Beginn des Rheyma redits des Namensendes von ONKAL; E. Meyer, Neue Pelop. Wander. 13 Abb. tA (mit neuer Gelindeskizze). yor. Im Altertum mut der Westrand der oberen Stufe dieses Vorlandes, auf do, die Villa liegt, erheblich weiter westlich gelegen haben als heute. Eine dieser Boden, quellen nun entspringt am rechten Rande des Rhevmabeginnes vom H. Nikolaos selbst, dicht am Rande ciner neuzeitlichen geologischen Verwerfungsspalte mig Steilabbriichen zwischen 4 und rom Tiefe, an deren Fu ausgedehnte Gemiise. girten angelegt sind (Beilage 15,2). Unmittelbar daneben erstredkt sich in allge. mein nirdlicher Richtung Ackerland, das in mehreren Terrassen gegliedert ist Die oberste barg in sich, dicht unterhalb der Kalyvien und Dreschtennen der Fa. milien Kokosiulis und Farfaras, auf den scherbeniibersiten Ackern der gleich amigen Besitzer den Hauptbau sowie das daneben angelegte Badehaus unserer villa rustica. Auf die Existenz eines antiken Bauwerkes an dieser Stelle hatten neben den keramischen Resten unter anderem zwei in dem Kalyvi Kokosiulis ein- gemauerte Stelenbasen (Beilage 14,2), sowie zwei kleinere Séulentrommeln hin- gewiesen, die heute in dem niederen Stiitzmauerchen dicht neben der oben er- wihnten Bodenquelle verbaut sind‘, Vor allem aber war es jener grofartige mar- morne Léwenwasserspeier, den der Pflug im Jahre 1935 freigelegt haben soll und der, wie sich mittlerweile mit Sicherheit nachweisen lie, aus der originalen Serie der Wasserspeier am Zeustempel in Olympia stammt. Einer jener relativ seltenen Fille einer gesicherten Verschleppung in der Antike’. Die Srtliche Situation ist nun fiir die Anlage einer villa rustica aufserordentlich giinstig. Ja, sie kénnte, da sie alle wichtigen Voraussetzungen Vitruvs (VI6) fiir den Bau einer villa rustica erfiillt, geradezu als Musterbeispiel fiir eine Anlage nach seinen Vorschriften gelten, Auf der obersten Gelindeterrasse placiert, und sicherlich nicht ohne Absicht gegen deren vordersten Rand hin vorgeschoben, liegt der Hauptbau der Villa auf einem nur mafig abfallenden Terrain, das zwar keine grofen Tiefenerstreckungen aufweist, dafiir aber eine ungehinderte Entfaltung in die Breite gestattet (Abb. 1). Die Orientierung des Gebiudes in Nordsiidrichtung dekliniert nur schwach von Nord zu Nord-Nordost, so da& die Hauptfront sich nach Westen hin éffnet. Der Blick beherrscht in weitem Mafe das obere Ladontal, das sich ann’thernd mit der Ausdehnung des Stadtgebietes von Thelphusa deckt. Und sicherlich breitete sich dort auch der zur Villa gehérige fundus aus*. Die Villa liegt etwa 320m tiber dem Meer und damit reichlich 200m tiber der hier etwa 4 Meyer, Pelop. Wander. 95. Zu den Stelenbasen unten S. 37 f.; die Sdulentrommeln sind avs feinporigem gelblichem Muschelkalk, aber ringsum rundgescheuert, 50 daB dic alte AuSeniliche nicht mehr zu erkennen ist. Vier oblonge Muschelkalkblicke mit Resten antiker Oberflachenbearbeituns sind als Markicrungspunkte der heutigen Grundsticksgrenzen auf den Ackern verlegt. Ein jonisches Kapitell befindet sich im Hause Farfaras neben dem Grabungsgebiet: unten 5. 36 und Abb. 2. 5 Meyer, Pelop. Wander. 95 ff. Taf. 265 S. Lauffer, Gnomon xs, 1939, 62 (mit den Bemerkun- gen H. Riemanns); Meyer, Neue pelop. Wander. 11; F. Willemsen, Die Léwenkopf-Wasserspeier vom Dach des Zeustempels, Ol. Forsch. IV, 33 Nr.73 Taf. 38. Die Entfernung OlympiaKalliani betrigt in der Luftlinie etwa 4okm. Ein Anhalt dafiir, *° der Besiczor der Villa, der den Wasserspeier des Zeustempels aus Olympia holen lie8, diesen als Wasserauslauf einbaute, ergab sich nicht. © Zu Thelphusa und seinem Stadegebice im Ladontal: E. Meyer, RE. 5A, 2, 1618 f. u. Thelphusas Pelop. Wander. 73 u.77; Kahestedt a. O. 158. soom hoch gelegenen Talsoble des Ladontals, somit also relativ hoch tiber dem HioBeal, und doch wiederum nicht unmittelbar am Fuge der Steilklippe, sonderr em Abstand etwa 200m von ihr abgesetzt. Stets den kiihlenden Hang, vn ausgeset2t, ist sie in gleicher Weise auch vor der feuct i en Sommerschwiile ‘Abb. r. Villa bei Kalliani. Grabungsplan 1954 (M x: 1000) Die Hahenlinien sind s-m-Linien, beginnend mic der Hhenlinie 5x4.m5 bei den Hohenzahlen des Plans ist die Hunderterangabe meistens fortgelassen des Ladontales geschiitzt. Wasser ist in reichem Maffe vorhanden und kann mit einer kurzen Zuleitung bequem herangefiihrt werden. Wie weit sich die Villa mit ihren ehemaligen Nebengebituden, d.h. Abstellrau- men, Stillen und Remisen, raumlich ausdehnte, muff vorerst offen bleiben, da cinmal nur der Hauptbau mit dem Badegebiude freigelege ist, andererseits aber die Streuung keramischer Reste auf der Erdoberfliche (Ziegelbrocken sowie un- charakteristische Scherben kaiserzeitlicher Gebrauchskeramik) nicht allein auf den engeren Grabungsbereich beschriinkt ist. Vielmehr zieht sie sich in n6rdlicher und 2 CKSTEIN-MEYE vor allem westlicher Richtung iiber die benachbarten Grundstiicke weiter hin, is fille daher schwer, zuniichst an einen raumlich er lossen_angeordneten Bautenkomplex der Villa zu denken. Eher scheint sich eine deutliche Ausdchnun, in westlicher Richtung hin abzuzeichnen, da hier in der Steilwand des oben ¢ wihnten neuzeitlichen Abbruches neben der Bodenquelle cin tiber 10m breites und etwa 0,20 hohes Stratum aus Kieselsteinen und Mortelfragmenten ungefiihy rm unter der heutigen Erdoberflache heraustritt (Beilage 15,2). Ohne Zweifel hier wird auf dem in der Antike noch nicht so sehr von Rheymata und Abbriichen unterteilten und einstens weiterlaufenden Terrain ein Wirtschaftsbau oder einer der Stallungsplatze gelegen haben’. Eine direkte Fahrverbindung der Villa mit Thelphusa, d.h. eine in nérdlicher Richtung iiber die sanft abfallenden Gel terrassen allmahlich sich senkende Zufahrtsstrafe, ist mit Sicherheit anzunehmen. Sicher war die Villa mit ihrem fundus von Thelphusa aus angelegt und daher mit dieser kleinen arkadischen Landstade, die unter Trajan noch cinmal eine iiber- raschende Bautiitigkeit erleben sollte, in mehr als einer Hinsicht verkniipft. Der Gedanke, in ihr die Domine des in der Stiftungsurkunde aus Tropia (Vesitsi) genannten Freigelassenen des ‘Trajan M. Ulpius Eutychos zu sehen, dringt sich daher fast von selbst au‘, Die auferen Bedingungen der Grabungen waren recht ungiinstig, Zundichst war es, durch aufere Griinde bedingt, nicht méglich, das Wohngebaude in seiner ge- samten Flichenausdehnung freizulegen. Lediglich die Mauerziige wurden in ihrem erhaltenen Verlauf ausgegraben; die Innenritume blieben jedoch unaufgedeck?. Ferner erwiesen sich die Bauteile schon von der Antike her als relativ stark zer- strt, stellenweise sogar ausgeraubt. Uberdies hat dann die Bestellung der Acker, unter deren verhiltnismafig schmaler Ackerkrume von durchschnittlich 10-15 em bereits die Mauern anstehen, im Laufe der Zeit der Bausubstanz weitere empfind- liche Schiiden zugefiigt. So kommt es, da die Mehrzahl der Mauern, vor allem die westlich orientierten, mitten in ihrem Verlauf abbrechen oder in ihrem Fun- dament auslaufen. Ein auferdem noch quer durch den Hauptbau, parallel zur Grundstiicksgrenze gezogener und ausschlielich dem Steinraub dienender etwa 2m breiter Graben hat vor Jahren schon die Mitte des Gebiiudes in ost-westlicher Richtung bis unter die Fundamentsohle hin zerstért und so zur weiteren Ver- unklarung des Befundes beigetragen. Der marmorne Wasserspeier ist sicherlich ide 7 Der niichstliegende Gedanke an die Schorterbettung einer Zufahrtsstrae kann aus verschiede- nen Griinden nicht aufrechterhalten werden. Neben der ungewohnlichen Breite des Straftenkérpers wire vor allem das Fehlen der beiderseitigen Grabenvertiefungen auffillig. Auch weist das Stra~ tum nicht jene fiir geschotterte Stragen so charakteristische Verstarkung des Stra@enkérpers gegen die Mitte hin auf; s, den instruktiven Querschnict durch die rmische StraBe Reims Trier, Fasti 11, 1958 Plan D. SchlieBlich ware cine von der Villa nach Westen abgchende und nach Heraia orien- tierte Strafe kaum in dem hiigeligen Vorland, sondern cher im Fluftal angelegt worden. ® Zur Inscheift, jetzt im Museum Olympia: Meyer, Pelop. Wander. gof. Nr. 2; "Ent. 19. Nr. 2; Kahrstedt a.0. 158 Anm. 3. 9 Lediglich im Badegebitude konnten die Innenriume au Hauptsache freigelegt werden. 36, 14 £ Grund der diinneren Erddecke zur VILLA RUSTICA iB niche die einzige Beute dieser Unternchmung gewesen, Auch die anderen teilweise jo den Kalyvien vermauerten, teilweise aber auch lose verwahrten Spolien stam- men daher". Dies alles hat natiirlich nicht dazu beigetragen, das Bild des ohnehin stark ge- siren Befundes in seinen Einzelheiten weiter aufzuhellen. So bleibt mit Aus- nahme der Stidseite die ehemalige Gesamtausdehnung des Hauptbaues vorerst ungewiR, wie auch Art und System der Raumeinteilung im Inneren des Gebiudes Jetztlich nicht ganz geklart werden konnten. Daneben unterliegt das aus den Miinzfunden erschlieSbare Ergebnis von der Dauer und dem Verlauf der Besiede- lung insofern einer gewissen Einschriinkung, da die lediglich aus den Mauergraben gewonnenen Funde nicht die methodisch erforderliche Materialbreite aufzuweisen vermogen. Die Miinzfunde kénnen daher nur eine bedingte zeitliche Aussage machen. Das gleiche gilt von den Keramikfunden, Ger’iten und Werkzeugen. Auch sie stellen nur eine relativ begrenzte Auswahl an Hinterlassenschaften der che- maligen Bewohner dar. Thr prozentualer Anteil am einstigen Bestand ist nicht bekannt, da die Innenrdume unausgegraben blieben. Der Befund (Tafel 1) 1. Haupthau Der Hauprbau erstredkt sich in seinem queroblongen Grundrif annihernd in der Nord-Siid-Richtung, um etwa 7,5 Neugrad von magnetisch N nach NNO deklinierend. Dem auferen Schema des rechteckigen Grundrisses entspricht auch die innere Einteilung: lange in Nord-Siid-Richtung laufende Mauerziige gliedern den Bau in einzelne langlich-schmale Sektionen auf, die ihrerseits durch kurze Quermauern wiederum in verschieden groBe Réume unterteilt sind. Der domi- rierende Teil des Baues ist eine in der Westhalfte angelegte Peristylanlage von annihernd quadratischem Grundri8. Die Seitenkiinge betrigt jeweils ca. 10,50m. Damit erveist sich das Gebaude als ein Vertreter vom Typus jener einfachen laind- lidien Peristylvillen, die von K. Swoboda zum erstenmal typologisch zusammen gefafl: wurden'!, Eigentiimlicherweise nimmt nun die Peristylanlage nicht den % 1 Ober §. 10 u. Anm. 4 Boni (43 Abb, 24), de in enem a0 eigentimlichen Mischtypus von Peristyl- und Pordikusvilla mit dreisetiger Urnfuhrung der seitlichen Arme crrichtt ist. Vergleichspunkte aus der engeren Re- tion, d.h.dem westlidien Arkadien, fehlen so gut wie ganz, da weder Kleitor noch Heraia (Kahr- ted x Ocn95 tay Anm-3) als die Beiden nordich und stich glegenen Nachbarn, sere ete kaiserzeidicher Villen aus systematischen Grabungen aufweisen, Psophis und andere Stidte f20z sual. Das Bild, das uns das so ungleih rechere Kornth ru Bite has (Pabenede 296 7) Sch wieder ganz anders aus. Vp. die mitlerweilefreigelege rémisshe Villa sillch von Korinth ler trae nach Argos, Hoan, 1935, 21 ff Abb. 1 Keb Minas a4, 4 KSTEIN-MEYER il des ides cin. Vielmehr zeigt sie eine deutliche Ver~ gerung nach dessen siidlicher Hiilfte hin, die dam ung und Herausstellung erfihrt, Der zuntichst sehr naheliegende Gedanke, mit dem Peri styl sei vielleicht auch die Mitte der Gebiudeanlage festgelegt, Iai&t sich im Falle dieser Villa nicht aufrechterhalten, da sowohl der gesicherte Gebaude- abschlu8 im Siiden wie auch das unmittelbar daran angrenzende Badegebiude ciner eventuellen Ausweitung nach dieser Richtung hin widersprechen. So wird man zunichst diese eigentiimlich unsymmetrische und einseitig betonte Grund- rifbildung hinnehmen miissen, wenn man nicht insgeheim an eine Verdoppelung der Peristylbildung denken mag, d.h. einer zweiten gleichwichtigen Peristyl- anlage in dem noch unausgegrabenen Nordteil den Vorzug gibt. Doch besteht hierfiir keine groBe Aussicht, da gerade die Gestaltung des ausgegrabenen Nord- teils mit seinen wohl nur gewerblichen Zwecken dienenden Anlagen einer solchen Ausweitung der Villa deutlich widerrit. Auerdem lait sich an keiner der hier auslaufenden oder unterbrochenen Mauern ein Hinweis auf ihre etwaige Weiter- fidhrung im Gebiet weiter nérdlich ablesen'2, Das Peristyl ist dank seiner tiefen Niveaulegung sowie seiner recht soliden Mauerung der besterhaltene ‘Teil des Hauptgebiudes (Beilage 16,1). Eine heute imGelinde noch deutlich wahrnehmbareErdwelle, die sich in der Vorwilbung der Héhenlinie 320 ausdriickt (Abb. 1), hat gerade den Osttrakt und groe Teile des Nordtraktes verhiiltnismaig gut bewahrt. Lediglich im Westteil ist das Mauerwerk durch die permanente Felderbestellung bis in die innersten Fundamentschichten ausgeriiumt worden, So ist der Westabschnitt ganz, der stidliche auf weite Strecken abgetragen worden, jedoch wiederum nicht so weitgehend, da& es nicht mehr miglich gewesen wire, die chemalige Ausdehnung der Anlage und damit ihre Maite zu ermitteln. Der Grundrif nahert sich dem Quadrat, wobei die kiirzeren ‘Arme (Ost- und sicher auch Westseite) 8,25 m, die Kingeren dagegen (Nord- und Siidscite) mindestens 8,50 m i. L. messen. Eigentiimlich und recht provinziell muten die abweichenden, an keiner Stelle rechtedsigen Winkelmafte an, Zwei aus grofen Bruchsteinen, Ziegelfragmenten, gelegentlich auch eingemauerten Stelenfragmen- ten aus Kalkstein mit dickem Kalkmértel errichtete Mauerziige fassen an allen vier Seiten beidseitig einen 0,45 m breiten Wasserkanal ein, dessen Wandungen vertikal errichtet sind. Die Starke der Aufenmauer betriigt rund xm, die Innen- mauer ist schwacher ausgefiihrt, sie mi®c durchschnittlich 0,50 m Breite. Der Kanal ist an seiner Sohle mit Tonplattchen ausgelegt, tiber die ein etwa 3 cm starker hart abgebundener Kalkmértel verstrichen ist. Eine gleich starke Mértelschicht iber- ssgegrabenen Geb eine besondere Bet: 12 Lediglich eine von der NO-Ecke des Hauprbaues ausgehende Fundamentierung sevzt sich nach Norden fort. ~ Eher scheint cine weitere Ausdechnung des Hauptbaues nach W hin mdglid, da gerade in diesem Abschnitt westlich streichende Mauern zerstért auslaufen und iiberdies eine auf alle vier Seiten des Peristyls hin bezogene Anordnung des Hauptbaues im Grundrif plausibler cerscheine als die jetzige, dem Zufalle der Erhaltung verdankte dreiseitige Finfassung, Auerdem sprechen die Korridore siidlich des Peristyls fiir weitere Gebiudeteile in der westlichen Hate. Eine Sondierung des westlich anschlieRenden Adkers war aber nicht mehr miglich. VILLA RUSTICA 15 nalwandungen bis zu den heute noch teilweise 0,70 m hoch erhal tenen Mauerteilen hinauf. Ein originaler oberer Abschluf ist nirgends erhalten. Die horizontalen Bodenkanten sowie die vier Edcfugen sind mit kleinen Ziegel~ brocken ausgefiittert und mit einer dicken Kalkmértelschicht iiberhht verkleidet worden. Das Ganze stellt die vierseitige Einfassung eines offenen Binnenhofes durch einen Wasserkanal dar, der an der Ostwand unmittelbar neben der Nord- ostecke in Form einer zylindrisch eingemauerten Tonrdhre (Durchmesser: 0,10 m) in 0,475 m Hihe iiber dem Plattenboden seine Wasserzufithrung hat. Der Eintritt der Leitung in die Peristyl-AnSenmauer erfolgt in einer U-formig gebildeten ténernen Kastenrinne (Br: 0,175 m), die an ihrer offenen Oberseite mit Ziegel- platten abgedeckt ist. Die unmittelbar neben der SO-Ecke noch in zwei Rohrfrag- menten freigelegte Tonrohrleitung stellt vielleicht den Rest einer sekundiren, nach Verstopfung der ersten Leitung angelegten Zufihrung dar. Der Abflu8 des Wassers wird in dem jetzt ganzlich zerstérten Westtrakt gelegen haben. Aus den auf der Kanalsohle gemessenen Niveauzahlen geht deutlich eine leicht abgeschriigte Ver- legung des Kanalbodens hervor mit cinem Gefille, das sich von der NO-Ecke mit dem Wassereintritt zur SO-Ecke und sicherlich auch zur SW-Ecke hin erstreckte, wo dann der Abflu8 gelegen haben wird. Mit der Einfluhthe ware auch die Hohe des Wasserspiegels ermittelt, der demnach mit rund 0,45 m iiber der Kanalsohle angestanden hat. Die héchsten erhaltenen Mauerteile stchen — vornehmlich im Osten — mit 070m Hohe iiber der Kanalsohle an, und es wird nicht mehr viel zur einstigen Hohe dieser aueren halbhoch aufgefithrten Umfassungsmauer feh- len, die sicherlich eine hélzerne Stiitzenreihe fir das allseitig dem Hof zugencigte Tranfdach trug. Die sorgfaltige Freilegung und Untersuchung im Siidteil des Binnenhofes — die nirdliche Hilfe blieb leider unausgegraben — ergab keinerlei Hinweise fiir dessen chemalige Ausgestaltung. Man wird ihn sich als freien Hof mit einfachem Erd- boden vorstellen miissen, wenn man nicht — was angesichts des recht sorgfiiltig an- gelegten Kanalsystems naheliegt — an eine Ausschmiickung durch giirtnerische An- lagen, Blumen etc. denken mag. Dagegen legte die Ausgrabung in diesem Siidteil nicht weniger als vier dicht nebeneinander bestattete Skelettgriber (I-IV) frei (Beilage 18,3), zu denen sich noch ein fiinftes (V) auferhalb des Peristylhofes stid- lich der Siid-Auflenmauer gesellt. Fin sechstes (VI) war in der damals schon stark zerstirten nérdlichen Au®enmauer angelegt, die zur Aufnahme des ‘Toten eigens grabartig erweitert wurde. Diesen Gribern allen, wie auch dem unten aufgefiihr- ten Kindergrab (VII), ist die gleiche Ost-West-orientierte Bestattung eigen. Das Haupt des Toten liegt jeweils nach Westen gerichtet und weist in allen Fillen eine sorgsame Abstiitzung durch eine oder zwei quergestellte Dachziegel auf. Wihrend Grab I (Mann) und Grab IV (Frau) Einzelgriber sind, liegt in den Gribern I-11] eine gemeinsame Bestattung von Mann (II) und Frau (Ill) vor. Grab VII, das cinige Schritte nordéstlich yon der Mitte des Nordarmes und auRerhalb des eigent- lichen Peristyls aufgefunden wurde, barg das Skelett eines kleinen Kindes, ver- zieht beide 16 a muclich cines Midchens, wie man nach den wenigen Perlen von seiner ehemaligen let reek ‘tnd beraustrmlich oder fundleer. Lediglich Grab VI in der nérdlichen AuGenmauer des Peristyls war eine schlichte, unverzierte Kleeblatt- kanne (unten S. 45. und Beil, 25,2) beigegeben, Geht schon aus der geringen Tiefe und sorglosen Anlage der Bestattungen innethalb des Peristylhofes deutlich hervor, dafs diese nur zu einem der Zerstrung der Villa folgenden Zeitpunkt angelegt sein kénnen, so ergibt sich aus der im Kern der zerstérten Nordmauer eingelassenen Grablege VI der dirckte Beweis ftir das spiitere Datum. Auf weitere Griber im Bereich der Villa scheint man nach Aussagen der Grundstiickseigner bei fritheren Gelegenheiten gestofen zu sein. So deutet alles darauf hin, da& man die Toten im Gebiet der als Wohnstitte aufgegebenen und halb schon verschiitteten Villa wie auf einem grofsen Friedhof bestattete. Die Peristylanlage scheint an keiner Stelle mit den tibrigen Gebiiudeteilen in einem festeren Bauverband gestanden zu haben. Lediglich an der AuBenseite der NO-Ecke trat cin kurzer Abschnitt einer nord-siidlich laufenden 0,40 m breiten Fundamentierung in ihrer untersten Schicht zutage, die vielleicht die Verbindung nach Norden hin darstellte. Freilich bindet sie nicht in die Nordostecke des Peri styls ein, wie sie auch andererseits nach einem Verlauf von 1,20m von dem hier quer durch das Gebiiude sich hinzichenden Raubgraben abgeschnitten wird". Eine weitere, durch die Zerstérung heute isolierte Steinsetzung an der Nordwestecce des Peristyls mag wohl chemals in deren Verband gestanden haben, Eine Verbin- dung von ihr zur westlichen, jenseits des Raubgrabens ansetzenden Begrenzungs- mauer des nérdlich anstoRenden groffen Raumes ist nicht ersichtlich und eigentlich auch unwahrscheinlich, Andere, dem Ostarm des Peristyls vorgelagerte ausge- breitete Schichten aus Kieselsteinen mit Mértelbeimengung stammen von einem gepflasterten Fubboden her, der diesen korridorartig gebildeten linglicien Raum cinstens bedeckte, Eine 0,40 m breite und nur in der untersten Lage noch erhaltene Mauer zieht sich im Abstand von 1,70m nixdlich der SO-Ecke des Peristyls nach Osten hin, ohne da8 eines ihrer beiden Enden in die benachbarten Quermauern singebunden ware. Am chesten wird sie als niedere Trennmauer anzusprechen sein. Neben der SO-Eecke setzt die oben S. 15 erwihnte Wasserleitung an. Der unmittelbar nérdlich an den Peristylhof angrenzende Gebiiudeteil ist in drei ungleich grofte Raume gegliedert. Der westlich gelegene gréGere Raum, det neben seiner Nordmauer auch die westliche Begrenzung ~ wenn auch nur in den untersten Fundamenten ~ bewahrt hat, nimmt die ganze zur Verfiigung stchende Breite cin. Eine Tir verband ihn mit dem siidlicheren der beiden im Osten an- srenzenden Nachbarraume. Sie ist sekundar mit einer Lehmmértelfillung 2uge- 4, Wie aus det Orientierung ersichtlich ist, scheint sie mit der weiter nérdlich nach dem Ravb: fraben wieder ansetzenden Mauer irgendwie in Verbindung gereanden zu haben, Dosh kana si¢ faam deren Sidante darstellen, da Mauertechnik und Breite diferieven, Vermutlich war de? Peristylhof auch im Norden von einem Kotridor gesiumt. VILLA RUSTICA 7 serzt. Mit dem nérdlicheren der angrenzenden Nachbarriume dagegen bestand keine Verbindung. In sich scheint der gro8e Raum nicht weiter unterteilt gewesen zu sein. Jedenfalls sind die in der Raummitte angetroffenen verschiedenen Stein- setzungen zu schlecht erhalten, als da man in ihnen einen Hinweis fiir eventuelle weitere Unterteilungsmauern sehen kénnte. Auch zeigen sie keinerlei System einer Anordnung oder gar Ausrichtung. Eher scheinen sie mit der ungefahr in der Raummitte angelegten Tonplattensetzung in Bezichung zu stchen, die ihrerseits wieder durch ihre Position sowie ihre Zwedsbestimmung als Feuer- oder Herd- stelle einer vermuteten weiteren Unterteilung des Raumes deutlich widerrit. Auf eine Linge von rund 2 m und eine Breite von 0,95 m sind drei Reihen mit je 7 an- nahernd quadratischen Tonplatten (Seitenlinge 0,27 m) in der Weise angeordnet, da die mittlere Reihe horizontal, die beiden seitlichen jedoch zur Mitte hin ab- geschriigt wannenartig verlegt sind (Beilage 18,2). Die ersten Platten am Kopf- und Fufteil sind ebenfalls jeweils schrag nach innen verlegt, so da& das Ganze eine grofe, an allen vier Seiten eingesiiumte Mulde darstellt. Starke, besonders am Ostende angereicherte Holzkohlen- und Aschenansammlungen sowie die ziegelrote Verfirbung des angrenzenden Erdreichs bestimmen sie eindeutig als Feuer- oder Herdstelle. Lediglich die konkrete, im Detail festzulegende Verwen- dung ist schwer zu ermitteln und bleibt daher besser offen. Jedenfalls ergibt sich daraus die sichere Zweckbestimmung des Raumes als die eines Kiichen- oder Wirt- schaftsraumes, dessen Erfordernissen dann auch die grofen Dimensionen ange- messen waren. Die beiden kleineren éstlich anstoSenden Raume diirften — obwohl keinerlei konkrete Hinweise aus Beifunden abgeleitet werden kénnen — als Wohn- oder Aufenthaltsritume anzusprechen sein. Da bei ihnen die Mauern heute noch ca. 0,30 m tiber dem antiken FuS8bodenniveau anstehen, lit sich auch etwas iiber deren Innenausstattung ermicteln. Uber einer aus Bruchsteinen und Ziegelfragmenten ungleichmaBig eingefiillten Fundamentierung, die bis zu 0,55 m unter das antike FuBbodenniveau reicht, ist gleichsam als Mauersocel eine cinfache, stellenweise doppelte, Schicht aus Ziegelplatten verlege, auf der sich dann das eigentliche Mauerwerk aus Bruchsteinen mit unregelmaigem Ziegeldurchschu8 in Form einer schlichten. Schalenmauer mit Innenfiillung erhebt. Auch in diesen Manerab- schnitten konnten vereinzelt zerschlagene Stelenfragmente aus Kalkstein verbaut gefunden werden. Innen- wie Auenseiten waren mit einer Art von breit ausge- strichenem Fugenverstrich verputzt, der in fliichtiger Manier fischgrtenartig dop- pelte Strichmuster mit eingestempelten kleinen Zierkreisen triage. Ein durchgchen- der Wandbewurf war also nicht vorhanden, so da8 den Innenriumen ein schlicht Hindlicher Charakter eigen gewesen sein mu. Beide kleinere Réume waren mit einem einfachen Kalkestrich versehen. Eine Verbindung zwischen den beiden Raumen ist nicht erkennbar, obwohl ihre Trennmauer mic einer Hohe von 0,30 noch ansteht. Die Zugiinge zu ihnen waren jeweils von Siiden bzw. von Norden her angelegt. Wahrend die Quermauer im Siiden durch den Raubgraben ginzlich ECKSTEIN-MEYER 18 die Abschlu8mauer im Norden des kleinen Nordraume af sich nichts mehr tiber die Tirsetzung ermitteln licg zerstért wurd . cod gehend abgeraumt, so d r di B Zerei der Riume bargen auSerdem noch Graber, die — tief unter dem j boden eingelassen und woblverschlossen ~ sich deutlich von den im Peristylberg angetroffenen Grabern abheben. Im gro8eren Westraum ist_diche nGrdlich gy. obenetwihnten Feuerstelle in einer Tiefe von 0,80 unter dem Fufbodenniveay «, ca. 2,20 m langes und 1,r0 m breites Frauen-Skelettgrab (VIII) freigelogt worde, Vier der grofen, leichtgewdlbten Dachziegel von der typischen, bei der Bindedky, des Hauses verwendeten Form hatten es dachartig verschlossen (Beil. 18,2), Durg, den Erddruck waren sie teilweise stark eingedriidst, jedoch hatte sich das Grab ¢,. staunlich gut konserviert. Die Orientierung ist hier ebenfalls die West-Ost-Rig, tung, das Haupt nach Westen gerichtet. Am Kopf- und FuBende befindet sich j weils eine Ziegelplatte als Abstiitzung. Der Toten sind neben einer grofen unver. zierten Klecblattkanne, die rechts von ihrem Haupte beigelegt war, zwei silberns Ohrringe, ein Fingerring und zwei bronzene Gewandnadeln beigegeben (Bei. lage 22,1 und 2; unten S. 36). In der Nordwestecke des kleineren Nordraumes war 0,60 m tief ein weiteres Grab (IX) angelegt, und zwar in der Weise, dafS beide Langseiten von ciner dop- pelten Reihe senkrecht gestellter quadratischer Ziegelplatten gesaumt waren, wah- rend Kopf- und Fufende ledglich von einer Ziegelplatte eingenommen war. Die Abdeckung geschah mit ciner Lage gleich gro®er Ziegelplatten. Dariiber war cine ‘etwa 0,05 m dicke Verputzschicht verlegt, die seitlich in den iibrigen Estrich Raumes einband. Von der Bestattung dieses etwa 2m langen und 1,10 m breiten Grabes konnten nur noch wenige Reste angetroffen werden. Als Beigaben fanden sich zwei Bronzeringe und ein bronzener Ohrloffel (Beilage 23,15 unten S. 36)44. Ustlich und stidlich umgab den Peristylhof ein langgestreckter 2,50 m bzw. 3 breiter korridorartiger Umgang, der mit einem groRen Kalkestrich ausgestate war. Der éstlich angrenzende und in Nordsiidrichtung laufende Gang bildete 42s vermittelnde Zwischenglied zwischen dem Peristylhof und dem einheitlich gee!'e- derten Ostteil des Gebaudes mit seinen groBen rechteckigen Raumen. Er scint ohne Unterbrechung in nérdlicher Richtung durchzulaufen, wo er dann usc die paarweise nebeneinandergesetzten Zisternenbecken abgeschlossen ist. Die west! ihn begrenzende Langsmauer liuft jedoch nicht bis zur SW-Edke des westlicie® Beckens durch, sondern endigt mit einer 1,70m breiten ‘Tirdffnung, die den 2” gang zum Korridor vermittelt. Sie ist ebenfalls nachtraglich zugesetzt, abet nid mit Steinen im Lehmmértel-, sondern im Kalkmértel-Verband. Die SlieSu"® hangt zweifellos mit der Umgestaltung des Nordabschlusses und Anfiigung 4 Mafe der senkrecht gestellten ‘Tonplatten: Seitenlinge 0,56 m, Dicke 0,03 ms def ate ee Seitenlinge 0,69 m, Dice 0,075 m. Sie sind mit einem schlichten Kreuzmustet versthen Fy lichen jn GrOBe und Technik den bei der Verlegung des Tonplattenraumes im Badeht!* VILLA RUSTICA 19 1) zusammen, durch die eine Verlingerung der Mauer bis zur hen Zisterne erforderlich wurde. D. a den Peristylhof anschlieRende Korridor war ebenfalls ohne weitere Unterbrechung als Durchgang in westlicher Richtung ausgefiihrt. Ihm, sowie dem siidlich daneben benachbarten und parallel gefiihrten zweiten Durch- offenkundig die gleiche Aufgabe zu: die Verbindung zwischen den dst- Jichen und den weiter westlich gelegenen Teilen des Hauptgebaudes zu ermig- lichen. Damit wiirde die oben S.r2 ausgesprochene Vermutung einer ehemals weiter reichenden Ausdehnung des Hauptbaues nach Westen eine nicht unwesent- liche Unterstreichung erfahren. Die beide Korridore trennende Mauer schlie8t stumpf an der Siidwestecke des dstlichen Gebaiudeteiles an. An ihrer Siidseite, knapp 1m westlich davon, wurde cine primitive, ca. 065m im Durchmesser messende und aus vier Tonziegeln kreisrund errichtete Feuerstelle freigelegt (Bei- lage 18,r), die im Innern noch mit Aschenschichten, vermengt mit Holzkohle- resten, angefiillt war. Thre Anlage geschah ohne jegliche isolierende Unterschicht direkt auf dem Fu&boden. Zahlreiche im Innern der Feuerstelle sowie an den Aukenrandern zerstreut angetroffene Ziegelfragmente der gleicien Einfassung deuten auf eine ehemals gréflere Hihe dieser heute noch 0,15 m hoch erhaltenen Umrandung hin. Der zweite siidlich vorgelagerte Korridor verliuft betrichtlich weiter nach Osten durch, er fat somit die ganze Breite vom Ostteil des Hauptgebiudes mit ein, Seine siidliche Begrenzungsmauer ist nur noch in den untersten Fundamenten erhalten — zu wenig, um iiber die Art des Stidabschlusses etwas auszusagen, der jedoch kaum als geschlossene Wand, cher in Form eines vorgezogenen und auf Stiitzen aufruhenden Daches gebildet war. Von der chemaligen niederen Briistungs- mauer, auf der die Stiitzen aufruhten, wiirden dann die spirlichen Fundamente stammen. In der inneren Ecke seines Ostteiles weist der Korridor ein niederes, heute noch 0,20 m hoch tiber dem antiken FuSboden erhaltenes, gleichsam in die beiden Schenkelmauern eingemauertes Wasserbecken auf. Dessen Boden besteht aus vier quadratischen Tonplatten, die von einer ungleich breiten, heute noch 0,15 m hoch erhaltenen Umrandung umgeben sind. Da das Becken an die dstliche angrenzende Mauer angeschoben ist und auferdem noch in die Stidquermauer um den Betrag von 0,35 m breit einklinkt, sind nur die beiden AuBenseiten in einer gleichen Breite von 0,25 m gemauert. Sie weisen auflerdem noch an den vertikalen AuBenflichen durchgehenden Putz auf, der sich weiter nach Westen zur Stid- quermauer hinzicht. Dessen Unterkante zeigt deutlich das einstige Fuboden- niveau an. Die Zuleitung zum Becken konnte unmittelbar dstlich in einer schriig herangefiihrten Tonrohrleitung ermittelt werden. Auf einer Lange von 6 m wurde cine doppelte Tonrohrleitung in einer Tiefe von 0,40m ausgegraben. Die eine Leitung war sorgfaltig durch zwei jeweils dachartig gegeneinander gestellre Ziegel yerdammt, wobei einmal auch eine kreisrunde Hypokaustplatte verwendet wurde. Die Ziegel selbst waren wieder mit einer weiteren, in Mértel gebetteten Ziegel- SW-Ecke der w iidlich ECKSTEIN-MEYER snicht abgedeckt. Unmittelbar daneben war ohne jeglichen Schutz cing ghrleitung in die Erde verlegt; sicher als Ersatz fir die verstopfte org, aararise Robren sind duschscnitdlich 0,60m lang und an den insive serbsen Miindungen mit einem feinen Kalkmértel verkittet. Eine Durchts dee Leitung durch die dem Wasserbecken unmittelbar 8stlich vorgelagerte yy scar nicht ersichtlich. Demnach mu die Eintrittshdhe der Leitung hiher a) heute tum ca. 6,301 ber dem Wasserbecken anstehenden Mauerteile geass’ haben, Das kleine Becken diirfte als Laufbrunnen gedient haben. : Die dsiliche Halfle des Gebandes hebt sich von den iibrigen Teilen durch in, geschlossenen, in Form eines langgestrecsten Rechtecks gebildete Grundrif deuti, als einheitlicher Baukétper ab. Die beiden nord-siidlich verlaufenden Lingsmauers ebenso wie die sic abschlieRende siidliche Quermauer sind in einem Zuge ertichter Mindestens vier, im gleichen Abstand von 4,30-4,50 m errichtete und 0,45~2,55 1 breite Quermauern teilen das Ganze in fiinf Einzelrume auf, von denen die sid- licheren Ratume im Gegensatz zu den einzelnen im Norden gelegenen Riume vier unter sich gleich groe, 4,50x6m messende Zimmer bilden. Eine dieser Quer- mauern wurde in ihrer gesamten Ausdehnung freigelegt (Beilage 16, 2), die iibri gen nur im Langsmauerschnitt ermittelt. Sie zeigte in der Mitte eine 1,60 m breite ebenfalls sekundar mit einer Lehmmiértelfiillung zugesetzte Tiréffnung, die man in gleicher Weise fiir die tibrigen Quermauern voraussetzen darf. An ihrer Sohle war eine Wasserleitung in Form eines U-férmigen Tonkanalstiickes verlegt, das an seiner Oberseite durch eine Ziegelplatte abgedeckt ist, also die gleiche Form wie in der Zuleitung zum Wasserkanal des Peristylhofes (oben S. 15). Die Leitung kommt in einer leicht schr’ig 2u den Hanglinien abfallend orientierten Zufthrung von Siidosten her, wo auch auRerhalb des Gebiiudes eine Tonrohrwasserleitung in ihrem Verlauf auf das Gebiude zu angetroffen wurde'. Alle Mauern zeichnen sich durch einen etwas gleichmaftigeren ZiegeldurchschuS aus, vornehmlich die éstliche Mauer. Sonst aber sind Mauertechnik und Mértelart gleich. Die éstliche nord-sidlis laufende Langsmauer, deren Breite nach Norden zu eigentiimlicherweise abnim™", hatte in sich neben weiteren zerschlagenen Stelenfragmenten nicht weniger als int Stelenbasen aus Kalkstein verbaut (unten S. 39). Von den Langsmauern zeigt eine, und zwar die westliche, unmittelbar ndrdlich des Raubgrabens eine Sfinung, die ebenfalls sekundar zugesevzt ist. Sicher waren die iibrigen Raum den unausgegrabenen ‘Teilen in gleicher Weise nach dem Peristylumgang hin du" Tiiren geéffnet. Obwohl in diesem Grabungsabschnitt cine stiirkere Erddecse a den Mauerteilen lag, sind auch hier nur iberwiegend Fundamentlagen ange?” worden. Lediglich der Nordteil der westlichen Langsmauer steht heute noch ' an. Er zeigt an seiner Westseite den gleichen Fugenverstrich mit Set 5 F veebind®® Abflu® und weiterer Verlauf der Leitung liefen sich niche mehr verfolgen, eine Ye™™ at Peristylzuleitung ist denkbar. VILLA RUSTICA 21 aufgeset Strichmustern wie die westlich gelegenen Wohn- und Wirtschafts- raume. Die Ost-, d.h. Innenseite blieb dagegen vom Verputz frei. Das gleich Bild zeigt die siidliche Quermauer. Die Innenraume waren mit einem groben Kieselestrich verlegt, was sie als Lager- oder Werkraume ausweist. Dicht an der Ostseite der westlichen Langsmauer war unmittelbar auf dem Kieselestrich, ca. 2,20 m ndrdlich der zusetzten Tir, ein Skelettgrab eines kleinen Kindes (X; 0,65 m lang und 0,20 m breit) im Alter von 1-2 Jahren angelegt, das mit gegeneinander geneigten ‘Tonplatten geschlossen war. Es enthielt keinerlei Beigaben. Im Gegensatz zu der im einheitlichen Verband errichteten Siidquermauer zeigt die nérdliche Abschlu&mauer und die ihr westlich unmittelbar benachbarte Zi- sternenanlage deutlich sekundire Ziige. Das schmale, in sorgloser ‘Technik errich- tete, auRerdem noch leicht diagonal divergierende Mauerchen ist ebenso cine spa- tere Zufligung wie die mit einer Guiwerkhinterfiillung an die Nordzunge der westlichen Laingsmauer geschobene Beckenanlage, die an keiner Stelle mit dem angrenzenden Mauerwerk einbindet; auSerdem in keinem rechten Winkelverhiilt- nis zur tbrigen Bauanlage steht. Zwei in den Dimensionen annihernd gleich grofe und heute noch rund x m tiefe Becken sind im Verband paarweise mit einem grofen impluviumartigen Flachbecken vereinigt. Von dem einst westlich daran anschlielenden Rechteckraum, der den Zugang sowohl zum Peristylumgang w auch zu den westlichen Wohnraumen bildete, sind nur noch die Spuren sein nérdlichen und westlichen Begrenzungsmauern erhalten, Beide Becken sind ic horizontaler Ziegelmauerung erbaut und tragen an den vier Wanden und am Boden einen 0,03 m dicken, stark mit Ziegelsplitt abgemagerten wasserdichtes Mértelauftrag. Die vertikalen Eckkanten sind in gleicher Weise wie am Wasser- kanal des Peristylhofes mit Ziegelbrocken ausgeftittert und iiberhéht mit einem Mértelwulst verputzt. Im Gegensatz zu der abflulosen kleineren Zisterne (Br: 1,54 m; L: 1,90 m) hat die éstlich anschlieRende gréfere Zisterne (Br: 2,05 m; gleiche Liinge) im Zentrum ihres Bodens einen Sickerabflu8 in Gestalt eines kreis- runden Tontopfeinsatzes (Beil. 17, 2). Dessen Boden und Wande sind mit insgesamt acht Lochéffnungen durchbrochen. Eigentiimlicherweise waren die Wandungslécher mit Kalkputz, die Bodendffnung mit einem Ziegelfragment zugesetzt und ver- schlossen. Eine weitere AbfluSleitung von diesem Sickertopf aus scheint nicht vor- handen zu sein. In der $O-Ecke steht, fugendicht an die beiden anstoRenden Wiinde vermauert, eine 0,58 m hohe und 0,45 m breite Steinplatte aus Kalkstein an. Sie diente als Trittstein und ermiglichte so eine geregelte Reinigung des Abflusses. Zugleich deutet sie darauf hin, da der Zugang zu den Becken von deren Siidseite her erfolgte. Die kleinere Zisterne ohne AbfluBéffnung konnte einen solchen Trittstein gut entbehren, Beide Zisternen waren mit schwarzlicher, stark mit Holzkohle- und Aschen- resten durchsetzter Erde aufgefiillt. Am Boden der gré8eren Zisterne wurde eine Amphora vom ‘Typ Gose Nr. 419 (E. Gose, Gefiftypen der rom. Keramik im Rheinland, BJbb. Beih. 1, 36 Taf. 40) in Sturzlage ang knochen, Gehdrn von Schafen und Ziegen erweisen die 2: Zeit ihrer Benutzung als Abfallgruben. re Das im Norden angrenzende Flachbecken hat seine Stidbegrenz. Strecke hin gemeinsam mit den beiden Tiefenbecken, wahrend der Ostabsch] m hohen und ca. nin ¢ eine Linge von 3,50 m in Form eines niederen, nu breiten Mauerchens aus horizontal geschichteten Ziegelplatten Ein aus Tonbrocken und wasserdichtem Mértel gebildeter Flachwulst lagert Innenseite vor. Die Beckenfliche selbst besteht aus senkrecht gestellten und dich an dicht gepackten Tonziegeln in Mértelbettung. Von dem ehemaligen 2,5 cm star ken Kalkestrich haben sich vereinzelte Partien nachweisen lassen. Er besteht aus weiflem, mit Sand abgemagerten Kalkmértel, der einstens gleichmafig den gan- zen Fuftboden iiberzog. Die alte Ausdehnung der Beckenfliche nach West und Norden lief sich nicht mehr ermitteln, da eine diagonal durchlaufende Abbruch- zone nur noch geringe Reste des Bodenbelags am Ort selbst belief. Es ist aber anzunchmen, da& die Becken‘laiche ehemals mindestens mit der Breite der beiden Tiefenbecken iibereinstimmte, d.h. einstens bis zum Westabschlu8 der Anlage reichte. Vereinzelte Reste von Ziegelpackungen lieBen sich auch in der Tat noch dort nachweisen. Weiter westlich ist der Nordwand des gro®en Kiichen- oder Wirtschaftsraumes eine gleiche — nur in den Dimensionen geringer gehaltene ~ Becken- und Zisternen- anlage vorgelagert. Auch hier liegt eine sekundire Zufiigung vor, da beide Tiefen- becken mit ihrer etwas diagonal abweichenden Orientierung eigens hinterfiittert vor die Nordwand des Kiichenraumes vorgesetzt sind. Die Tiefenbecken sind in cinheitlichem Verband aus Ziegeln gemauert. Sie zeigen bei einer gleichen Linge yon 1,00m unterschiedliche Breitenmafe. Die westliche Zisterne ist 1,10 m, die stliche nur 0,80 m breit. Die heute noch meftbare Tiefe betriigt maximal 0,42. Die verschieden hoch erhaltenen Randeinfassungen reichen nicht bis zur Hohe der siidlich angrenzenden Mauer, die um den Betrag von 0,20m héher ansteht. Boden und Wande sind mit einem dicken Mértelputz tiberzogen. Ein Abflu8 war nicht vorhanden. Zwei aus roh behauenen Steinblécken gebildete Tritte sitzen an der siidlichen Beckenmauer an. Von dem ehemaligen nérdlich anschlieRenden Flach- becken sind nur noch geringe Reste einer gleichen senkrecht gesetzten Ziegel- packung erhalten, wie sie das besser erhaltene Flachbecken in der dstlichen Anlage aufweist. Die stirkere Zerstérung lie® aber keinerlei Rest einer ehemaligen Rand- begrenzung mehr erkennen, so da die einstige Ausdehnung sowohl nach der Seite wie auch nach der Tiefe zu ungewif bleibr. Zwei im Ostteil des Hauptgebiudes, und zwar einmal direkt an der NO-E&ke und dann 12m siidlich davon stumpf an der éstlichen Lingsmauer ansetzend? Fundamentmiuerchen zeigen Feldsteinsetzungen in Lehmmértelyerband. Ihr vt regelmiifiger, stellenweise auch aus der Flucht austretender Verlauf erweist als schlichte Fundamente angrenzender Annexbauten — Magazine oder Remise* die in ihren aufgehenden ‘Teilen wohl in Holz- oder Holzfachwerkbauwe richtet waren". Knapp vier Meter nirdlich der SO ostwestlich Iaufende und 0,55 m breite mr tge dies die einzige Stelle, an der sich cine Mauer des Hauptbaues auf eine frihere Mauerfuhrung setzt, die eigens fiir die dariber gefihrte Mauer ent sprechend ausgerdumt wurde, Die ostwestlich orientierte Mauer lauft nach Westen da nicht weiter, sondern endigt nach 1,10 m unregelmiifig. Ohne Zweifel stebe sie aber mit der weiter stlich freigelegten Bauanlage und deren nach Westen gerich- teten Mauerstumpf in direktem Zusammenhang, da sowohl die Orientierung wie auch die Mauerbreite dafiir sprechen. Sie ist daher die siidliche Begrenzung eines annihernd quadratischen Brennofens (Beilage 17,1), dessen Breite maximal mit 3,50m und dessen Lange mit 3,10 m ermittelt werden konnte, Die Befeuerung des Heizraumes geschah offensichtlich von Westen her, wo noch der schwache ‘Ansatz der Beheizungséffnung erkennbar ist. Der Mittelteil des Heizraumes barg in seinem Schutt noch den unmittelbar auf das rétlich-braun verfarbte Erdreich aufgesetzten quadratischen Kern des Brennofens aus gebrannten Lehmziegeln (Br: 050m, H: 0,43 m), dazu Fragmente der Rostarme aus grauem, hartgebrann- tem Ton, Scherben von Gebrauchsgeschirr und iiber zehn tnerne » Webgewichte« verschiedener Typen””. ke des Hauptbaues unterschneide ‘undamentierung die dstliche Langsmauer. 2, Badegebiinde Das Badegebaude ist nur wenige Schritte siidlich des Siidabschlusses des Haupt- baues diagonal zu ihm in SO-SW-Richtung erbaut. Diese auffallend ab- weichende Orienticrung des Baues hiingt wohl weniger yon der Riicksichtnahme auf cine bestimmte Himmelsrichtung ab. Sie rihrt in erster Linie von der ge- schidsten Ausnutzung des hier zum Hauptbau hin schriig vorspringenden Ge- Tandeteiles her. Sicherlich hatte man erkannt, wie vorteilhaf es ist, das im ling- lichen Rechteck errichtete Badehaus mit seinen schmal-oblongen und hinterein- ander geordneten Einzelriiumen ungefahr parallel zu den Héhenlinien auszu- tichten, AuBerdem wird auch die praktische Uberlegung den Ausschlag gegeben haben, der schrig den Hang herabgefithrten Wasterleitung die Kurzseite des Baues und damit die Langsricitung der Riume entgegen zu ordnen. Uberdies konnte 80, das. gleichmaige Gefaille des Geliindes fiir die verschiedenen Niveauhiéhen der Raume benutzt werden. sn itt de Yom Hauptbau abweidiende Tedhnik dieser Annexe sprit ncben dem Lchmndrcl in der Fendunentatammensetsng der auferordendich oachlisg gefthre Velauf und, die ge- fine Tiefe,Es i méglich, da hier zwei schuppenartige Bauten anstoBen, und da die reciewink- lig umbrediende Fandanentsetrung den slichen wie auc den Gtihen Versuf es einen Anbaus umreise, Die an der. NO-Ecke ansetzonde Fundamentierung wirde dann die westlche Grevslinie les zweiten, vielleicht gleich tiefen Anbaus markieren. Die Trenamauer wire von det NO-Edse des Gebiiudes in dslcher Riditung anausetzen. ia Senin pyramidal, sheibenformig,volinfbrmig: zu diesen »Webgewictene zulettG. Da- vidson-D. B. Thompson, Small Objects from the Payx I, Hesp. Suppl. VIL, 95 ff. ECKSTEIN-MEYER 24 ‘Aus der Bauanlage tritt als erstes deutlich der paar aan ines Lang. gestreckten Rechtecks heraus, den eine Zwischenmauer in zwei ungle Riume einteilt, Augen- wie Zwischenmauern sind in einem Zuge errichte rend der schmalere, nur 2,68 mi.L. messende Raum durch die vereinzelt noch j, sity angetroffenen Hypokaustsiulchen"* als heizbarer Raum nachgewiesen js, bleibt die urspriingliche Bestimmung des breiteren, ca. 3,60 m i. L. messenden Ray mes ungewi. Von einer sekundir und recht unregelmafig eingezogenen Tren. mauer war er auerdem noch in zwei ungleich grofe Teile untergliedert. Eine nog, in vier groRen Exemplaren erhaltene und der Zwischenmauer unmittelbar vorge. setzte Rinne aus Dachziegeln erweist den neugewonnenen Raum als Latrine, die auch entlang der Quermauer, wie ein kleines hier noch in situ ansitzendes und auf den ersten Ziegel ibergreifendes Ziegelstiick lehrt, eine zweite Rinne aufwies, Der Abflu8 geschah, nach dem angelegten Gefiille bei den Ziegeln zu schlieRen, in der ersten Rinne von Westen nach Osten und dann bei der zweiten Rinne nach Nordwesten zu, wo freilich sowohl die Tonrinnensetzung wie auch der weitere Mauerverlauf abbrechen. Wenn auch damit die Lange der beiden Rechteckriume offen bleiben muff — viel weiter als iiber die Auslaufgrenzen der heute noch erhal- tenen Mauerziige, vor allem der mittleren Trennmauer, kénnen sie kaum gereicht haben, da der Siidabschlu8 des Hauptbaues eine feste aufere Begrenzung dar- stellte. Im Siidosten ist der urspriinglichen Aufenmauer auf einem héheren Niveau cin rechteckiger Raum von 6,20 m Breite und ca. 4,10 m Tiefe vorgesetzt, dessen Bo- den mit groSen quadratischen Platten aus ‘Ton ausgelegt ist. Da die Mauerzungen stumpf an der Quermauer anstoRen und iiberdies eine einheitliche Ausrichtung zum benachbarten Bauteil hin unterblieb, ist er sicherlich als Erweiterungsteil zu einem spateren Zeitpunkt angefertigt worden. Die aus Bruchsteinen mit dichtem Kalkmértel bestehenden AuSenmauern sind einheitlich mit einer Breite von 0,48 bis 0,53 m aufgefiihre. Lediglich dieSW-Ecke zeigt eine grifere Strung. Hier greift auf einer Breite von 4,50m ein Einschnitt halbkreisférmig rund 1 m tief in den ‘Tonplattenraum tiber. Sicherlich riihrt er von dem Einbau des siidlich anschlieken- den Heifsbades her, dessen nachtrigliche Errichtung damit klar zum Ausdruck kommt. Eine weitere Folge dieses Anbaus war dann auch die Verbreiterung der siidlichen AuSenmauer auf iiber das Doppelte ihres urspriinglich rd. 0,50m be- tragenden Breitenmaftes ~ vermutlich um den ‘Tonplattenraum gegen die aus dem Heiftbad eindringende Feuchtigkeit zu isolieren. Zugleich damit verschwanden auch die in der siidlichsten Reihe verlegten Tonplatten unter dem MauerfuS. Der Boden des ‘Tonplattenraumes ist mit einer Serie grofer quadratischer téner- ner Platten von durchschnittlich 0,53 m Seitenlinge ausgelegt, dergestalt, da 11 4 Insgesame wurden die Reste zehn mehr oder weniger gut ethaltener Hypokaustsivldie? gefunden. Sie waren in gleichen Abstinden auf zwei quadratischen Tonplatten verlegt, deren tere auf einem cinfachen Kalkestrich aufruhte. Da sich bei der Mehrzahl nur noch eine Scheibe in sita befand, mag man an eine plannaSige Ausriumung des Hypokaustraumes denken.

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