Es gibt aber vereinzelte Ausnahmen. Die zwei Nomen Mädchen und Weib beispielsweise gehören zu
den Neutra (grammatisches Genus: Neutrum), obwohl damit ein Mensch weiblichen Geschlechts
(natürliches Geschlecht: weiblich) bezeichnet wird. Das neutrale Genus dieser zwei Substantive wird
nicht semantisch zugeordnet, sondern aus anderen Gründen (Mädchen wird morphologisch
begründet, während Weib etymologisch.)
Lediglich bei Homonymen , die sich bezüglich des Genus unterscheiden, hilft uns das Genus, die
richtige Bedeutung zu erkennen.
Einige Substantive im Deutschen haben mehrere Bedeutungen, obwohl sie gleich
geschrieben werden. Sie werden Homonyme genannt. In der Regel macht sich der
Unterschied nur im jeweiligen Artikel oder in der Pluralform bemerkbar. Die folgende
Liste zeigt einige der gebräuchlichsten in der deutschen Sprache:
Homonyme Bedeutung
das Band Gurt, Streifen
der Band Buch
die Band Musikgruppe
die Bank Geldinstitut
die Bank Sitzgelegenheit
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**Es ist darauf hinzuweisen, dass manche Substantive, die junge Menschen und junge
Tiere bezeichnen, neutral sind, unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht, (z.B. das
Kind, das Baby, das Küken.) Dies liegt vermutlich daran, dass solche Wesen aufgrund
ihrer biologischen Unreife oft als geschlechtslos wahrgenommen werden.
In einigen Fällen werden die Substantive nach ihrer Bedeutung in bestimmten Gruppen
zusammengefasst und das grammatische Geschlecht einer Gruppe wird daher mit deren
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Für die große Mehrheit aller Substantive gibt es aber keine systematischen Zusammenhänge
zwischen dem Genus und den formalen oder semantischen Eigenschaften der Substantive. Die
Genuszuweisung ist arbiträr /willkürlich .
2. Genusmarkierung in Nominalphrasen
Für Lernende ist es auch relevant und erleichternd, dass sie erfahren, dass die Genusmarkierung in
Nominalphrasen, die Adjektive enthalten, entweder am Artikel oder am Adjektiv zu sehen ist. Dies
bezeichnet man als das Prinzip der Monofl exion .
Allerdings trifft das Prinzip nur für den Singular zu. In den Pluralformen unterscheiden sich die
Substantive nicht explizit nach dem Genus, d.h., das Genus wird im Plural der Substantive nicht
markiert.
Artikel und Substantiv stimmen in Genus überein (der... Taifun, der... Zug)
Die zweite Funktion betrifft die Funktion des Genus im Kontext von Pronomen. Das Genus
ermöglicht auch hier zu erkennen, wie Nomen und Pronomen zusammenhängen, also zu
bestimmen, worauf sich Pronomen beziehen.
z.B: Helmut Schmidts Engagement für eine Annäherung ist zum Scheitern verurteilt, weil er
auf das Wohlwollen der Opposition angewiesen ist.
Das Subjekt dieses Satzes, nämlich Schmidts Engagement für eine Annäherung je ein Nomen im
Maskulinum, Femininum und Neutrum enthält und sich der Nebensatz auf jedes dieser Nomina
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beziehen könnte, entscheidet allein die Wahl des Pronomens er, auf welches Nomen des
Hauptsatzes sich das Pronomen des Nebensatzes bezieht, nämlich auf Helmut Schmidt.
IV. Erwerb des Genus
1. Die Schwierigkeiten
Das Genussystem zu verstehen und das richtige Genus zu verwenden ist fraglos für alle
Deutschlernenden ein Stolperstein auf dem Weg zur Grammatikbeherrschung der Sprache.
Allerdings variiert sich der Schwierigkeitsgrad jeder Lernende beim Umgang mit dem deutschen
Genussystem je nach ihren bereits bekannten Sprachen. Solche Schwierigkeiten könnten aus zwei
Hauptgründen entstammen:
Genus im Genus im
Bezeichnungen
Deutschen Russischen
1
Sprachen, deren gemeinsame Vorlä ufersprache das Latein (bzw. das Vulgä rlatein) waren. Die romanischen
Sprachen mit den meisten Anzahl der Sprecher sind Spanisch, Portugiesisch, Franzö sisch, Italienisch und
Rumä nischen.
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Dafür Dagegen
- Die Kenntnisse über Genushinweise - Eine übergeneralisierte Regel zur
ermöglichen den Lernenden ein Genuszuweisung könnte dazu führen, dass
umfassendes und systematisches die Lernenden falsche Hypothesen bilden
Verständnis für die Sprache. und auch ,,Fehler mit System" produzieren.
Sollte die Regel der Genuszuweisung im Unterricht vermittelt werden oder nicht, muss
die Lehrkraft einige Kriterien im Rücksicht nehmen bevor sie eine Entscheidung treffen.
Eine Vermittlung der Regeln ist nur sinnvoll, wenn
o die Regeln für den größten Teil des Falles gelten.
o alle semantisch verwandten Wörter, die einer der Regeln folgen, zum gleichen Zeitpunkt
unterrichtet werden.
o die Regeln formal und/oder semantisch produktiv sind, damit die Lernenden neue Wörter
bilden und das richtige Genus zuweisen können.
2.2. Lexikalisch (keine Regel)
2.2.1. Farben
Das Genus von Substantiven mithilfe von Farben zu kennzeichnen, hat den Vorteil, dass sich
Lernende an die „Farbe" des Substantivs und nicht an das Genus erinnern müssen.
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z.B:
Machen Sie eine kleine Aufgabe. Schreiben Sie die Wörter in die Tabelle:
der (Maskululinum) das (Neutrum) die (Femininum)
Computer
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Trotz aller Hilfen und Strategien zum Memorieren der Genera der Substantive gilt sicherlich, dass
nur ein häufiges Wiederholen und Üben, also eine Automatisierung, zum Ziel führt, und zwar durch
lautes Lesen, Im-Chor-Sprechen und die Verwendung der Substantive mit ihren Begleitern in
kommunikativen Kontexten.
Literaturverzeichnis
Barkowski, H., Lex, B., Winzer-Kiontke, B., Grommes, P., Vicente, S., & Wallner, F. (2014). DLL 03:
Deutsch als fremde Sprache. Mü nchen: Goethe-Institut; Klett.
Kö pcke, K.-M., & Zubin, D. A. (1984). Sechs Prinzipien für die Genuszuweisung im Deutschen: Ein Beitrag
zur natürlichen Klassifikation.
Popsuy-Johannsen, V. (2012). Prinzipien der Genuszuweisung im Deutschen: Eine empirische
Untersuchung. Mü nchen: GRIN Verlag.
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