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Von
Zweiter Band
Regelverhalten, Festigkeit
und dynamische Probleme
Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buche berechtigt auch
ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daß solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und
Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften
Titel Nr. 1061
Vorwort zur zweiten Auflage
Auch bei der Neuauflage des zweiten Bandes dieses Buches ist eine vollständige
Überarbeitung notwendig geworden. Die Bedeutung der hier behandelten Themen ist
sogar eher noch stärker in den Vordergrund getreten, da die Steigerung der Einheits-
leistungen, die für die derzeitige Entwicklung so charakteristisch ist, vor allem mechanische
Probleme aufwirft.
Unter den Ergänzungen, die den drei Kapiteln über die Regelung der Turbomaschinen
beigefügt wurden, ist wohl die Behandlung des Regulierverhaltens von Gasturbinen mit
verstellbarem Leitrad an der mechanisch unabhängig laufenden ND-Turbine die wich-
tigste. Wir haben uns die Frage gestellt, ob nicht andererseits gerade im Kapitel über
die Regelung der Gasturbine auch Schaltungen, die z. Z. kaum angewandt werden,
hätten weggelassen werden können. Solange aber die Entwicklung so sehr im Fluß ist,
läßt sich auch kaum voraussehen, was schlußendlich bedeutsam bleiben wird, weshalb
wir von solchen Streichungen Abstand genommen haben.
Die Abschnitte über Festigkeitsrechnungen mußten zahlreiche Erweiterungen erfahren,
weil sich die Fälle mehren, wo man außergewöhnlich hohe Beanspruchungen zu beherr-
schen hat und dementsprechend sorgfältige Untersuchungen machen muß. Die weitest-
gehende Überarbeitung erfuhr das Kapitel über Temperaturprobleme. Die elektronische
Rechenmaschine hat die sehr verwickelten Berechnungen, auf die man dort geführt
wird, möglich gemacht, was für den Turbomaschinenbau von großer Tragweite ist, da
diese Fragen naturgemäß die Betriebssicherheit der Maschinen in hohem Maße tangieren.
Noch wichtiger für die Betriebssicherheit ist die Beherrschung des dynamischen
Verhaltens der Maschinen. Da hierüber viel gearbeitet worden ist, mußten auch die
entsprechenden Kapitel des Buches überarbeitet werden. Es konnte aber nicht in Frage
kommen, die umfangreiche neuere Literatur über die Dynamik der Rotoren auch nur
annähernd vollständig zusammenzufassen. Manche dieser Veröffentlichungen sind
übrigens für den Ingenieur wenig befriedigend, da sie einerseits von einer sehr abstrakten
Betrachtungsweise ausgehen, andererseits aber erst anwendbar werden, wenn Unterlagen
vorliegen, über die man meist gar nicht verfügt. In diesem Buch ist daher besonderer
Wert darauf gelegt worden, diese z. T. unerwarteten Effekte (z. B. die Labilisierung des
überkritischen Laufzustandes durch die innere Dämpfung) anschaulich verständlich zu
machen. Anschauliches Verständnis setzt den Ingenieur in die Lage, technisch zweck-
mäßig zu disponieren.
Von befreundeten Ingenieuren wurde ich auf Mängel oder Fehler in der ersten Auflage
aufmerksam gemacht. Ich habe diyse zu beheben versucht und danke allen für die positive
Kritik. Dank schulde ich ferner meinen Mitarbeitern, den Herren V. BEGLINGER,
R. HuWILER, 0. ITEN, U. SALADIN, A. RoEDER, W. ScHLACHTER, C. UTz und H. J.
ZoLLINGER für das Lesen der Korrekturen und andere Arbeiten, die sie für die Neuauf-
lage durchführten, und ebenso Frl. D. ToEPFER für die Niederschrift des Manuskriptes.
Schließlich möchte ich nicht versäumen, dem Springer-Verlag zu danken für die aus-
gezeichnete Ausführung des Buches.
Formelzeichen .VIII
'TJ
YJ
Verlustzahl
Zlthigkeit
Wirkungsgrad
E
A
Eintritt Maschine
Austritt Maschine
1)', 'IJ" Leit- und Laufradwirkungsgrade Bei Größen, die sich auf einzelne Schaufelkränze be-
'IJn Diffusorwirkungsgrad ziehen, bezeichnet ' das Leitrad und " das Laufrad
Traupel, Turbomaschinen II, 2. Auf!. a.
X Formelzeichen
12.1 Allgemeines
Das Problem der Regelung der Dampfturbinen wie auch der Turboverdichter und
Gasturbinen zerfällt in zwei völlig verschiedene Problemgruppen. Die erste Problem-
gruppe kann etwa durch die Bezeichnung "statisches Regelverhalten" gekennzeichnet
werden. Hier handelt es sich im allgemeinsten Sinne um die Betrachtung der möglichen
Beharrungszustände. Zu dieser Gruppe gehören etwa die Fragen, welche Regeleingriffe
an der Maschine möglich und welche in wirtschaftlicher Beziehung zweckmäßig sind.
Damit hängt auch zusammen die Untersuchung der thermodynamisch-strömungs-
technischen Verhältnisse, die in der Maschine infolge der Regeleingriffe auftreten. Auch
ist in diesem Zusammenhang wichtig, von welchen Primärimpulsen (Drehzahl, Durch-
flußmenge, einstellbarer Sollwert der Leistung usw.) ausgehend überhaupt geregelt
werden soll.
Die letztgenannte Fragestellung weist bereits hinüber zur zweiten Problemgruppe,
die mit der Bezeichnung "Regeldynamik" umschrieben werden kann. Hier handelt es
sich um den zeitlichen Ablauf des Regelvorganges. Die zweckmäßige Auslegung des
Regelsystems selbst ist hier Gegenstand der Betrachtung, wobei die Schnelligkeit des
Reagierensund die Stabilität die maßgebenden Gesichtspunkte sind. -Historisch hat für
die Entwicklung der Theorie der Regeldynamik gerade die Dampfturbinentechnik eine
maßgebende Rolle gespielt, denn es war vor allem STODOLA, der sich in diesem Zusammen-
hang damit beschäftigte. Regeldynamische Probleme beschränken sich aber keineswegs
auf den Turbomaschinenbau, sondern haben heute im Gegenteil in anderen Gebieten eine
noch viel größere Bedeutung (Fernsteuerung, Automation usw.). Regeldynamik ist da-
her zu einem umfangreichen Sondergebiet geworden, innerhalb dessen der Turbo-
maschinenbau in keiner Weise mehr eine ausgezeichnete Stellung einnimmt. Deshalb be-
schränken wir uns in diesem Buch auf die Teilprobleme der Regeldynamik, die für den
Turbomaschinenbau spezifisch sind. Insbesondere werden Stabilitätsprobleme nur be-
handelt bis zur Aufstellung des Gleichungssystems, das der Ausgangspunkt der Stabili-
tätsuntersuchung ist.
12.2 Regeleingriffe
Der einfachste Regeleingriff an einer Dampfturbine ist die Drosselung, vgl. Abb. l.
Durch entsprechende Einstellung eines Drosselventils kann bei unveränderlichem Ein-
trittsdruck PE der Druck Px unmittelbar vor der Schaufelung mehr oder weniger herab-
gesetzt werden gegenüber dem Druck p: ,
den er bei völlig geöffnetem Drosselorgan hat.
Damit vermindert sich die Durchflußmenge m nach dem Kegelgesetz (vgl. 11.3) etwa
proportional Px. Zugleich wird die innere Arbeit pro Mengeneinheit L; =LI hEA kleiner,
so daß die innere Leistung
(l)
entsprechend zurückgeht. Das gleiche gilt aber gemäß Abb. l auch für den inneren
Wirkungsgrad
(2)
Traupel, Turbomaschinen II, 2. Aufl.
2 12. Regelung der Dampfturbinen
Der schlechte Teillastwirkungsgrad ließ die reine Drosselregelung trotz ihrer Einfach-
heit für moderne Großanlagen meist ausscheiden. Bei den sehr großenGefällen der Hoch-
druckdampfprozesse fällt allerdings der Wirkungsgrad mit zunehmender Drosselung zu-
nächst nur wenig ab, und da man solche
Anlagen fast dauernd mit hoher Last be-
treibt, greift man in neuerer Zeit wieder
gelegentlich mit Vorteil auf die reine Drossel-
regelung zurück.
Den Nachteil des schlechten Teillast-
wirkungsgrades vermeidet die allgemein ge-
bräuchliche DUsengruppenregelung, Abb. 2,
die schon unter 4.1 erwähnt wurde. Die mit
Gleichdruck- oder Curtis-Schaufelung ver-
sehene erste Stufe, die sog. Regelstufe,
weist einige Beaufschlagungssektoren auf.
Pc \
Pc \ Der Dampfzufluß zu jedem dieser Sektoren
P[ \ wird durch ein besonderes Regelventil ein-
\ *~
gestellt. Mit zunehmender Belastung wird
Pt \ -<::
1 \
\
"q
~.,
in stetiger Weise ein Ventil nach dem
anderen geöffnet, vgl. die schematische
\ .<::!
\ ~
Darstellung Abb. 2. Wie dort zu erkennen,
\ weisen die Öffnungsperioden der einzelnen
Ventile meist eine gewisse Überdeckung auf,
worauf wir noch .z urückkommen. In einem
beliebigen Belastungszustand wird im all-
gemeinen eine mehr oder weniger große
s---- Anzahl der Ventile voll geöffnet sein und
somit keine zusätzliche Drosselung ver-
Abb. 12.2.1 Arbeitsschema der Drosselregelung und
Zustandsänderung im Entropiediagramm ursachen, während eines teilweise geöffnet
1 Hauptabsperrventll, 2 Regelventil ist; der dort entstehende Drosselverlust be-
trifft aber nur eine Teilmenge.
Daraus ergibt sich der gegenüber
reiner Drosselregelung bessere
Teillastwirkungsgrad, der beson-
ders günstig wird in den mit
A, B, 0 in Abb. 2 angedeuteten
Betriebszuständen, da dort bis auf
den kleinen Überdeckungseffekt
überhaupt kein durch die R ege-
lung bedingter Drosselverlust auf-
tritt. Offenbar arbeitet diese Rege-
lung um so vollkommener, je
größer die Anzahl der Beaufschla-
gungssegmente (Düsengruppen ge-
nannt, weil namentlich früher die
Leitkanäle oft als Düsen bezeich-
net wurden). Sehr verbreitet ist die
Anordnung mit vier Segmenten.
0 .4
Oft - besonders bei modernen
Leistung - Großturbinen -sind es aber mehr,
vereinzelt bis 10. Besonders fein-
Abb. 12.2.2 Arbeitsschema der Düsengruppenregelung und
Ventilöffnungsgesetz stufige Regelungen lassen sich er-
1 Hauptabsperrventil, I, 11, 11I, IV Düsengruppenventile reichen mit komplizierteren Öff-
12.2 Regeleingriffe 3
nungsgesetzen, z. B. gemäß der schematischen Darstellung nach Abb. 3, doch wird
von solchen Möglichkeiten wegen der damit verbundenen Komplikationen kaum Ge-
brauch gemacht. Bei den hohen Eintrittstemperaturen moderner Maschinen wird mit
Vorteil der zuerst öffnende
Beaufschlagungssektorin zwei m IY y fi
kleine Sektoren aufgeteilt, die
symmetrisch im Unter- und
Oberteil des Gehäuses ange-
ordnet sind, damit beim An-
wärmen keine asymmetrische
Temperaturverteilung im Ge-
0
häuse entsteht. Überhaupt Leistung -
sind die Wärmedehnungen für Abb. 12.2.3 Steuergesetz einer Düsengruppenregelung. Beachte die
die Gestaltung der Düsen- gleichzeitige Öffnung der Segmente I und II zur Vermeidung ein-
gruppenregelung von großer seitiger Gehäuseerwärmung bei sehr kleiner Last
Bedeutung. BeiderKonstruk-
tion nach Abb. 4 ist die Dampfführung so gewählt, daß unabhängig von der Anzahl der
geöffneten Sektoren der ganze Gehäuseumfang vom Dampf bespült wird, während bei
der Bauart nach Abb. 5 jedes einzelne Beaufschlagungselement für sich völlig frei dehn-
bar angeordnet ist. Manchmal wird auch so vorgegangen, daß man beim Anfahren die
Abb. 12.2.4 Anordnung der Beaufschlagungssektoren bei einer Turbine der Topfbauart für Drücke bis etwa
200 bar (204 at) und Temperaturen bis 535 °C (SSW)
sämtlichen Düsengruppenventile voll öffnet und durch ein kleines Drosselventil unter
Umgehung des Hauptabsperrventils den Dampf den Beaufschlagungssegmenten zuführt,
vgl. [15]. Man fährt also mit Drosselregelung an und vermeidet so asymmetrische Tem-
peraturverteilungen.
l*
4 12. Regelung der Dampfturbinen
Abb. 6 zeigt eine Anordnung, die für einen Druck von 255 bar (260 at) bei 625 oc
vorgesehen ist, weshalb ein Doppelmantelgehäuse zur Verwendung kommen muß. Man
erkennt, wie die Einführung des Dampfes in die vier Beaufschlagungselemente erfolgt
und wie dabei den Wärmedehnungen
sorgfältigst Rechnung getragen ist.
Die Beaufschlagungselemente selbst
haben eine festigkeitstechnisch gün"
stige gerade Form. Man beachte auch,
wie die äußeren Dampfzuführungs-
leitungen je in ein Bündel enger Rohre
aufgelöst sind, damit sie eine hohe
Biegeelastizität aufweisen und somit
keine großen Kräfte auf das Gehäuse
ausüben. -Bei einerneueren Lösung
von BBC sind die Düsensegmente zu
einem geschlossenen (in der Horizon-
talebene nicht geteilten) Ringkörper
vereinigt, der, um den Rotor gelegt,
mit diesem in den Gehäuseunterteil
eingesetzt wird.
Ein weiterer möglicher Regelein-
griff ist die R egelung durch Ober-
springen von Stufen, Abb. 7, die vor
allem als Überlastregelung in Frage
kommt. Durch Öffnen eines Über-
brückungsventils wird Dampf un-
mittelbar vor einer weiter hinten fol-
genden Stufe zugeführt. Dort staut
sich infolgedessen gemäß dem Kegel-
gesetz ein so viel höherer Druck auf,
wie es dem vergrößerten Dampfdurch-
fluß entspricht. Die Leistungserhö-
hung, die sich so erzielen läßt, kann
sehr beträchtlich sein, doch ist dieser
Regeleingriff stets verlustbehaftet, da
ja eine wesentliche Teilmenge des
Dampfes eine starke Drosselung er-
fährt. Oft wird hingegen diese Lösung
gewählt als Überlastregelung bei Ma-
schinen, die sonst Düsengruppenrege-
lung besitzen, siehe z. B. Abb. 4. Es
wird in diesem Falle meist nur die
Regelstufe übersprungen.
Auf die Möglichkeiten, die mit
einer mehrfachen Anwendung dieses
Abb. 12.2.5 Anordnung der Beaufschlagungssektoren bei
einer Turbine für 100 MW Leistung (BBC). Jedes Element Regelverfahrens gegeben sind, hat
kann den Wärmedehnungen frei folgen SEIPPEL [16] hingewiesen. Abb. 8 zeigt
1 einsitzige Diffusorventile, 2 Düsenkästen, 3 Servomotoren ein von ihm angegebenes Schema.
Es sind dabei a und b Düsengruppen-
ventile, c und d Ventile zum Überspringen von Stufen, wobei c nur die Regelstufe,
d eine weitere Stufengruppe überspringt. Damit bei hoher Überlast sich im Zwischen-
überhitzer, welcher der MD-Turbine vorausgeht, kein zu hoher Druck aufstaut (der
eine entsprechende Verstärkung und damit Verteuerung der entsprechenden Anlageteile
12.2 Regeleingriffe 5
verlangen würde) ist auch die MD-Turbine mit einem Stufenüberbrückungsventil f aus-
gerüstet, das zugleich mit dem Ventil d geöffnet wird. Mit solchen Mitteln kann eine
Maximalleistung erreicht werden, welche die wirtschaftlichste Leistung um mehr als
Abb. 12.2.6
Anordnung der Beaufschlagungssektoren bei einer Dampfturbine mit Doppelmantel-MD-Gehäuse (AEG)
50% übertrifft. Bei 50 % Überlast hat dabei der Anlagewirkungsgrad immer noch etwa
93% seines Optimalwertes. Eine solche Lösung ist oft wirtschaftlicher und betrieblich
günstiger als das Aufstellen besonderer Maschinen zur Spitzendeckung oder das häufige
Zu- und Abschalten großer Dampfturbo-
gruppen innerhalb eines Netzes.
Abb. 8 zeigt weiter ein Ventil g, durch
das die erste Anzapfung abgesperrt werden
kann und ein Ventil h, durch das eine Teil-
menge des Speisewassers die Vorwärmer 15
bis 8 umgehen kann. Solche Eingriffe, die
eine Leistungserhöhung durch Verminderung
der Anzapfmengen herbeiführen, sind sehr Abb. 12.2.7 Schema der Regelung durch Über-
einfach und werden daher als Notbehelf oft springen von Stufen
vorgenommen. Sie bringen aber nur eine
mäßige Leistungsst eigerung und vermindern den thermischen Wirkungsgrad wesentlich.
Die hier angegebenen Regeleingriffe können in mannigfacher Weise miteinander
kombiniert werden. Dabei sind z. B. Lösungen denkbar wie die folgende, die bei Schiffs-
turbinen verwendet worden ist: Die einzelnen Düsengruppenventile werden von Hand
6 12. Regelung der Dampfturbinen
entweder voll geöffnet oder geschlossen; die feinere Regelung erfolgt durch ein allen
Düsengruppen gemeinsam vorgeschaltetes Drosselventil. Die früher viel augewandte
Abb. 12.2.8 Schema einer Dampfkraftanlage mit Überlastregelung nach SEIPPEL [16]
D Dampferzeuger, HD Hochdruckturbine, MD Mitteldruckturbine, ND Niederdruckturbine, K Kondensator, P Pumpen,
R Regelstufe, a, b Düsengruppenventile, c-1 Stufenüberbrückungsventile, g Absperrventil, h Umgehungsventil,
1- 8 Speisewasservorwärmer
Handbetätigung einzelner Ventile ist mindestens bei großen modernen Maschinen ver-
schwunden. Der Primärimpuls, von dem ausgehend die Regelorgane unter entsprechender
Krafteinschaltung verstellt werden, ist normalerweise die Drehzahl (Fliehkraftregler),
wobei das Regelsystem als solches allerdings meist so arbeiten muß, daß im Beharrungs-
zustand stets wieder genau die-
selbe Drehzahl sich einstellt.
Es ist aber auch möglich, die
Maschine direkt ausgehend von
der elektrischen Leistungsmes-
sung zu regeln. Bei den großen
"' im Verbundbetrieb arbeitenden
elektrischen Netzen lassen sich
auch einzelne Dampfturbogrup-
pen digital regeln, d. h. die ein-
zelnen Düsengruppenventile nur
ganz öffnen oder ganz schließen.
Man betreibt die Maschinen dann
stets in besonders wirtschaft-
lichen Betriebszuständen.
ND
Regelproblemevielfältiger Art
treten z. B. auf bei Entnahme-
turbinen, bei denen nur ein Teil
Abb. 12.2.9 Schema einer Entnahmeturbine des Dampfes bis auf das Konden-
satorvakuum entspannt wird,
während der restliche Teil bei höherem Druck entnommen und einem Wärmeverbraucher
zugeführt wird. Dann muß die Regelung gleichzeitig den im allgemeinen voneinander un-
abhängigen Forderungen von Leistungs- und Wärmebedarf entsprechen. Abb. 9 zeigt
schematisch, wie dies etwa verwirklicht werden kann. HD- und ND-Teil der Turbine,
zwischen denen die Dampfentnahme erfolgt, weisen besondere Regelventile auf. In Abb. 9
ist für beide Teile einfache Drosselregelung angegeben, doch sind Düsengruppenregelung
12.3 Thermodynamische Berechnung der Regelung 7
(X I -_ m
-
V'
V"-
---
2u
1 v~
p~'
(1)
8 12. Regelung der Dampfturbinen
wobei
"
für -p~
P"'> ( -2-)-;;-::-)"
l.: + 1 '
(2)
für ~
p;; <
=
( -2
l.: + 1
-)-;;-::-r" ' (3)
während IX ein Durchflußbeiwert ist, der die Strömungswiderstände und die Einschnürung
im Ventil berücksichtigt und von der Gestalt und Stellung des Ventils abhängt; er ist
für den gegebenen Ventiltyp aus Versuchen zu ermitteln. Die durch (2) gegebene
1p-Funktion ist in Abb. 3.6.3 dar-
gestellt und gilt bis zum an-
gegebenen Schalldruckverhältnis,
1'---
I
Q20
I während bei weiterer Absenkung
I
"' von p()l. der durch (3) gegebene
Q16
I
I
' \
konstante 1p-Wert bestehen bleibt.
Abb. 2 stellt 1p für " = 1,3 dar.
Q12
I
\ Der so erhaltene wirksame Quer-
Q08
I
I 1\' schnitt IX f läßt sich wie in Abb. 1
gezeigt auftragen, womit die Ven-
I \ tilbemessung möglich und der Aus-
Q()/i
\ gangspunkt für die Gestaltung des
0,5116,Ji
Regelsystems gefunden ist.
0 Ql 0,2 Q3 0,4 4.5 0,6 0,7 QB Q9 1.0
Die Berechnung der Düsen-
Pot/Pf bzw. P1/Po-
gruppenregelung macht von den
gleichen Überlegungen Gebrauch,
Abb. 12.3.2 Größe 'I' in Funktfon des Druckverhältnisses
für Isentropen. oder Polytropenexponent 1,3 doch muß zunächst das Durch-
flußverhalten der Regelstufe
untersucht werden. Diese ist auffaßbar als eine Reihe von parallelgeschalteten einstu-
figen Turbinen (die Beaufschlagungssektoren), die mit demselben Austrittsdruck ar-
beiten. Das Verhalten jedes einzelnen dieser
Sektoren wird daher erschöpfend beschrieben
durch eine Stufencharakteristik, wie in Bd. I,
Abschn. 11.2, behandelt. Es wird dort gezeigt,
daß die allgemeinste Stufencharakteristik in
dimensionsloser Darstellung dreiparametrig ist.
Liegt, wie im Falle der Regelstufe, der Zuström-
winkel · IXo fest, so bleibt ein zweiparametriger
Zusammenhang übrig. Da zudem die meisten
Dampfturbinen mit konstanter Drehzahl arbeiten
und auch die Enthalpie des Frischdampfes 1 kon-
0 V P stant gehalten wird, ist auch der maßgebende
Abb. 12.3.3 Charakteristik einer Regelstufe Parameter u2 = u2/V2lio unveränderlich, und wir
erhalten die einfache einparametrige Stufen-
Charakteristik, wie sie in Abb. 3 dargestellt ist. Es ist mit rh und e als Massenstrom
und Beaufschlagungsverhältnis des betrachteten Sektors
'V=~ (4)
f-l
_
=
rhv 2
ef}2 V2.di,' - V2.di,' 'Y/su = .di,.
.di
und dem statischen Austrittszustand zu bilden; auf diese Einzelheit kommen wir noch
zurück.
In Analogie zum Durchflußgesetz einer Mündung oder Düse setzen wir für den Be-
aufschlagungssektor
.-
m- aVPo . (5)
Vo,
Hier ist v 0 t das dem Totalzustand vor dem Leitapparat entsprechende spezifische Volumen
und G eine Größe, deren Abhängigkeit von den Betriebsbedingungen noch zu bestimmen
ist. Aus der ersten der Gin. (4) folgt
• _ ,u e .Q 2 V2Ll i, _ ,u e .Q 2
m -
v2
- -v -
2
V -2x- p oVot [ 1 - ( -P2
x- l P0
)7] , (6)
wobei LI i. aus den für idealen Dampf gültigen Relationen berechnet ist. Die Gleich-
setzung der Ausdrücke nach GI. (5) und (6) und die Auflösung der entstehenden Gleichung
nach G liefert
(7)
also
l (h_)
t-f]
(8)
l - n.u [l - ( ;: Po .
Wenn wir diesen Ausdruck in GI. (7) einführen und abkürzend setzen
(9)
V [
folgt
n 2x ~-1]
- -
G = f-l e !1 2 [ ~) " _ 1 1 - :n ~ . (10)
l- n.u l- n ~
Wir bezeichnen nun alle Größen, die sich auf den Auslegungspunkt beziehen, mit
dem Zeichen * und können so vermöge GI. (5) setzen
(11)
Hier ist von der Tatsache Gebrauch gemacht, daß für idealen Dampf bei konstanter
Eintrittsenthalpie gilt P 0 Vot = P~ v~ t· Mit den Gin. (10) und (11) folgt
V
ristik (also Abb. 3) von v abhängen. Nun gilt aber bei konstanten h0 und u 2 offenbar
"1
1-n* "
v = v* "-1
. (13)
l- n "
10 12. Regelung der Dampfturbinen
E =
-
~-t(v) n
~-t(v*) n*
1- 1J,u(v*) b- n*7]
[ ~]
1 - 1J.u(v) 1 - n "
ll 1- n !!....}-
~
1 - n* "
(14)
eine Funktion von :n: allein ist, die vollständig festliegt, wenn :n:* und die Stufencharakte-
ristik gegeben sind. Es läßt sich alsdann setzen
m = m* ;; E (:n:). (15)
E (:n:) hat den in Abb. 4a dargestellten Charakter. Es existiert also, wie im Falle
der Mündung ein kritischer Wert :n:k, unterhalb dessen E = const wird. Bei der Berech-
nung von E aus der Stufencharak-
Pz teristik sollte dies genau erhalten
werden. Trifft dies nicht zu, so ist
die Charakteristik - ins besondere
die Kurve fl(v) - fehlerhaft. Bei-
spiele für den Charakter der
E-Kurve finden sich bei JAGGI [17].
(!(
* Bei Gleichdruckstufen, wie es die
Regelstufen sind, liegt :n:k meist
zwischen 0,5 und 0,6, also fast
gleich wie bei einer einzelnen Mün-
0 a 0 m dung. Wäre in der Tat der Reak-
tionsgrad einer Stufe bei allen Be-
Abb. 12.3.4 Durchflußverhalten einer Regelstufe
triebszuständen genau Null, so wäre
a) E-Funktion ("Ellipsenfaktor"), b) Massenstrom m, abhängig von Gegen-
druck Po für verschiedene Werte des Gesamtdruckes P 0 vor Stufe ihr Durchflußverhalte n durch den
Leitapparat allein gegeben. Bei rein
konvergenten Leitkanälen erhielte man also dasjenige der Mündung, das durch Abb. 2
gegeben ist, d. h., die E-Kurve wäre eine affine Verzerrung der in Abb. 2 dargestellten
tp-Kurve. Man hat daher bei der Berechnung von Dampfturbinenrege lungen das Durch-
flußverhalten der Regelstufe weithin durch eine E-Kurve dargestellt, die mit :n:1, = 0,5
erhalten wird und für :n: > :n:k den Kurvenverlauf durch eine Ellipse approximiert.
Ein wesentlich abweichendes Verhalten ergibt sich bei konvergent-diverg ent aus-
gebildeten Leitkanälen, wie sie etwa verwendet werden für Curtis-Stufen, die mit hoher
Überschallgeschwi ndigkeit arbeiten.
P Pz Dort geht bei einer Steigerung des Aus-
----------r--- -- trittsdruckes (Eintrittszustand kon-
stant) der Massenstrom erst zurück,
wenn der Austrittsdruck den Wert Pk
überschreitet, der sich im Austritts-
querschnitt einstellt, wenn im eng-
sten Querschnitt Schallgeschwindig-
keit herrscht und der divergente Teil
0 c___ _ _ ___._~rh vollständig als Diffusor arbeitet, vgl.
die Darstellung Abb. 5. Bei solchen
Regelstufen kann mit hinreichender
Genauigkeit das Durchflußverhalte n
der Stufe als mit dem des Leitappa-
Abb. 12.3.5 rates identisch betrachtet werden.
Durchflußverhalten einer konvergent-divergenten Düse Wenn überhaupt in einem Betriebs-
zustand der Druck nach der Stufe so
hoch wird, daß hinter den Leitdüsen Pk erreicht wird, dann sind die Druckänderungen in
den Schaufelkränzen so gering, daß Pk und der Druck nach Stufe praktisch gleich werden.
12.3 Thermodynamische Berechnung der Regelung 11
Schließlich müssen wir noch darauf zurückkommen, daß bei den theoretischen Über-
legungen dieses Abschnittes die Enthalpiedifferenzen vom Totalzustand vor der Stufe
aus gerechnet werden. Dies ist zweckmäßig, weil beim Ansatz
GI. (5) Druck und spezifisches Volumen des Totalzustandes ;;
eingeführt werden müssen, wenn G nicht zusätzlich noch von
der Bewegungsenergie der Zuströmung abhängen soll. Eine
Darstellung der Stufencharakteristik unter Verwendung der
Definitionsweise dieses Abschnittes ist natürlich ebensogut
möglich wie die in Bd. I, Abschn. 11.2, gegebene; die beiden Po
sind stets ineinander überführbar. Die Abweichungen, die
entstehen, wenn man bei der Berechnung von E aus GI. (14)
an sich unkorrekterweise 'f}su(v) und tJ(v) aus einer Charak-
teristik nach der anderen Definitionsweise entnimmt, sind
übrigens sehr gering. ,,
Ist nun die Funktion E (n) der Regelstufe bekannt, so
kann daraus vermöge GI. (15) für jeden Sektor auch zur Dar-
stellung der Durchflußmenge rh übergegangen werden, vgl.
Abb. 4 b. Mit diesem Diagramm kann genau gleich verfahren
werden wie mit dem Kegeldiagramm Abb. l. Das der be-
trachteten Stufe nachfolgende System - es müßte an sich
Abb. 12.3.6 Bestimmung des
nicht einmal eine Schaufelung sein - sei nun so geartet, daß Gesamtdruckes P 0 vor dem
für es die Durchflußmenge rh und der Eintrittsdruck, der Leitapparat für gegebenen Ver-
gleich p 2 der betrachteten Stufe ist, in bekannter Weise mit- lauf des Druckes p 2 hinter dem
einander zusammenhängen, siehe Kurve p 2 , Abb. 6. Für jede Laufrad für eine Düsengruppe
gegebene Durchflußmenge rh liegt der Punkt B auf einer be-
stimmten der Kurven P 0 = const unserer Kurvenschar, womit dasjenige P 0 gefunden
ist, das wir durch Drosselung einstellen müssen, um den geforderten Durchfluß zu er-
halten. So entsteht die Kurve P 0 •
Abb. 7 zeigt die Behandlung einer Maschine mit Düsengruppenregelung, wobei
der Einfachheit halber nur drei Düsengruppen angenommen sind. Das Diagramm oben
rechts stellt das Kegelgesetz des gesamten der Regelstufe nachfolgenden Teiles dar und
entspricht der Abb. l. Der Eintrittsdruck ist hier gleich dem Druck p 2 der Regelstufe.
Bei Kondensationsturbinen fällt die Linie Pw praktisch mit der Abszisse zusammen, so
daß dann die gestrichelte Linie p 2 eine durch den Ursprung gehende Gerade wird. Da
aber dieses Gesetz streng nur für unveränderliche Eintrittsenthalpie gilt, muß noch eine
Berichtigung vorgenommen werden, denn nach GI. 11.3 (12) ist der Massendurchfluß
umgekehrt proportional der Größe VP v am Eintritt. Es sei rh' die Durchflußmenge, die
sich bei konstanter Eintrittsenthalpie des der Regelstufe nachfolgenden Teiles ergibt (also
entsprechend der gestrichelten Linie p 2 ). Dann ist für ein gegebenes p 2 die tatsächliche
Durchflußmenge (ausgezogene Kurve p 2 )
(16)
wobei wiederum Zeichen* den Auslegungspunkt andeutet und Index 2 den Zustand nach
Verwirbelung der Austrittsenergie der Regelstufe, vgl. Abb. 8. Man müßte, um die Kor-
rektur (16) durchzuführen, den Zustand 2, somit also den Wirkungsgrad der Regelstufe
für jedes p 2 kennen. Fehler in seiner Abschätzung bei abweichenden Betriebszuständen
(beachte dabei den. verminderten Wirkungsgrad eines allfällig mit starker Drosselung
arbeitenden Sektors!) wirken sich aber nur sehr schwach aus.
Die berichtigte (ausgezogene) p 2 -Kurve bildet den Ausgangspunkt zur Behandlung
der Verhältnisse in den einzelnen Beaufschlagungssektoren. Die Diagramme J, 11, 111
in Abb. 7 oben links, welche den drei Sektoren zugehören, entsprechen der Darstellung
Abb. 6. Im Diagramm I kann die Kurve p 2 von AI bis CI direkt durch Parallelverschie-
12 12. Regelung der Dampfturbinen
bung des entsprechenden Stückes der p 2-Kurve des Diagramms rechts erhalten werden.
In 0 1 soll der Sektor II zu öffnen beginnen, Punkt Au. Sektor I ist voll offen in D 1 ,
p p o p m p
rh
0 Ymax Y
Abb. 12.3.7 Diagramm zur Berechnung einer Düsengruppenregelung
wobei durch Sektor II die durch Bu gegebene Menge strömt. Nun muß die Summe der
Mengenzunahmen von 01 bis D1 und von Au bis Bugleich der gesamten Mengenzunahme
sein, die der betreffenden Änderung des Druckes p 2 entspricht, d. h. gleich der Strecke Ll 1
im Diagramm rechts. Von B u läuft die p 2 - Kurve im Feld II
parallel zur p 2 -Kurve im Diagramm oben rechts. Dies gilt
cfl<·~'2'df-7'9-T:H'-- aber nur, bis der kritische Wert p 2 k erreicht ist, denn von
Pr hier an nimmt der Durchfluß durch den Sektor I wieder
PE ab. Deshalb läuft oberhalb P2k die p 2 -Kurve im Feld II
P[ so, daß für jeden gegebenen Druckzuwachs die Zunahme
Po von mu, vermindert um die Abnahme von m1 gleich der
Po
Zunahme des gesamten mist, die durch die p 2 -Kurve rechts
2 :4uslegungs- gegeben ist. Von On an beginnt der Sektor III zu öffnen,
punkt und es wiederholt sich die oben angegebene Überlegung,
nur ist jetzt die Summe der Mengenzunahmen von 0 u
bis Du und Au1 bis Bu1 minus die Mengenabnahme Ll 1
gleich der gesamten Mengenzunahme Ll 2. Von B m an läuft
die P2-Kurve im Feld III so weiter, daß die Zunahme von
mu1 minus die Abnahmen von m1 und mu gleich der Zu-
Teillast nahme von m ist.
Für jeden der Sektoren I, II, III ist, wie anhand Abb. 6
erläutert, aus der p 2-Kurve die P 0 -Kurve zu bestimmen,
s-----~~ und aus dieser ergibt sich wieder wie im Falle der Drossel-
Abb. 12.3.8 Zustandsänderung in
regelung der Verlauf des wirksamen Ventilquerschnittes lX f,
einer Regelstufe bei verschiedenen siehe die Diagramme unten links in Abb. 7. Schließlich
Belastungen kann der Verlauf der (LX f)J, (lX f)u, (lX /)m auf naheliegende
12.3 Thermodynamische Berechnung der Regelung 13
Weise in das Diagramm unten rechts übertragen werden, wo für jedes Ventil der wirk-
same Querschnitt über der gesamten Durchflußmenge m aufgetragen ist. Damit ist auch
hier wieder der Ausgangspunkt für die Ausbildung der Ventilsteuerung gewonnen. In
Abb. 7, wie auch in Abb. 9, ist angenommen, daß der Druckabfall zwischen dem Total-
p p n p DI p Überlastventil p
0 0 0 0 rhu-
(od)u od
{a.f)I {cd)m
1I
rhu-
Abb. 12.3.9 Diagramm zur Berechnung der Regelung einer Maschine mit Düsengruppenregelung
und Überlastregelung durch Überspringen der ersten Stufe
druck PE vor der Maschine und dem Totaldruck P 0 vor dem einzelnen Beaufschlagungs-
sektor (bei voller Öffnung des zugehörigen Regelventils) konstant sei. Dies kann natür-
lich nicht genau zutreffen, da die Druckabfälle durch das Hauptabsperrventil, das
Dampfsieb usw. von der gesamten Dampfmenge m abhängen. Die Berücksichtigung
dieses Einflusses würde aber das Verfahren sehr komplizieren, und die Fehler, die durch
diese Vereinfachung entstehen, sind unbedeutend.
In durchaus analoger Weise kann auch die Regelung durch Überspringen von Stufen
behandelt werden. Wir betrachten als Beispiel wiederum den Fall einer Turbine mit
drei Düsengruppen, denen noch ein Überlastventil beigefügt sei, das die Regelstufe
umgeht. Abb. 9 stellt die Verhältnisse dar. Vom Punkt 0 aus öffnet das ÜberlastventiL
Die Beendigung der Öffnung der Gruppe 111 erfolgt von On1 bis Dn1 , worauf die weitere
Steigerung der Durchflußmenge nur noch durch Vergrößerung des Querschnittes des
Überlastventils geschieht, bis in E die volle Öffnung desselben erreicht ist. Nun seien
m1 , mu, mu1 die Durchflußmengen der drei Sektoren, mu diejenige des Überlastventils
und m die gesamte Durchflußmenge. Dann gilt für jedes p 2 von 0 an aufwärts
mu = m- (mi + mu + mw), (17)
wobei aus Abb. 9 alle Werte auf der rechten Seite der Gleichung ablesbar sind. Aus mu,
p 2 und p~ (Druck vor Regelventilen) ergibt sich in bekannter Weise für jede Durchfluß-
menge der wirksame Durchflußquerschnitt (1X f)u des Überlastventils.
Die Behandlung von Entnahmeturbinen u. dgl. geschieht durch sinngemäße Über-
tragung der grundsätzlich gleichartigen Überlegungen. Bei Turbinen mit Zwischenüber-
hitzung wird mindestens bei kleiner Last an dem Turbinenteil, der dem Zwischenüber-
14 12. Regelung der Dampfturbinen
Hier sind die n7n die den einzelnen Beaufschlagungssektoren zugeordneten inneren Wir-
kungsgrade, welche die Spaltverluste einschließen, nicht aber die Verluste durch Rad-
reibung und Ventilation, und bei denen die Bewegungsenergie am Radaustritt als ver-
loren betrachtet wird. N R und N v sind die Verlustleistungen durch Radreibung und
Ventilation, die sich aus Bd. I, Abschn. 8.4, ergeben. Wenn ein Überbrückungsventil
geöffnet ist, so beeinflußt dies h 2 gemäß GI. (18) einfach dadurch, daß ~ rhn/rh < 1. -
n
Es ist leicht zu verifizieren, daß der Zusammenhang zwischen 'Y/su und n'r bei der Defi-
nitionsweise dieses Abschnittes gegeben ist durch
'YJt = 'f/su - 'V 2 0~ - ~ 'sp> (19)
wobei wie üblich 0 2 = c2/u2 und L; 'sp
die Spaltverluste bezeichnet. - Der Zustand p 2, i 2
ist der Ruhezustand, von dem ausgehend der Dampf im nachfolgenden Leitrad zu be-
schleunigen ist.
In allen Fällen ist nach den hier beschriebenen Untersuchungen der Ausgangspunkt
gefunden zur Berechnung des genauen Entspannungsverlaufes und somit der Leistung
für jede Durchflußmenge, vgl. darüber die Ausführungen unter 11.4.
Bei der Kondensationsturbine muß hierzu allerdings noch die Abhängigkeit des
Kondensationsdruckes von der Last bekannt sein. Dieser Zusammenhang ist folgender-
maßen auffindbar. Es seien rhA der Dampfstrom am Turbinenaustritt, rhw der Kühl-
wasserstrom durch den Kondensator, hA die Totalenthalpie am Turbinenaustritt, i' die
Enthalpie des Kondensates entsprechend dem Kondensatordruck pk, LIT 1 und LIT 2 die
Temperatursprünge zwischen der Kondensationstemperatur und der Temperatur des
eintretenden bzw. austretenden Kühlwassers, c dessen spezifische Wärme, k und F
Wärmedurchgangszahl und Oberfläche des Kondensators und Q die pro Zeiteinheit
übertragene Wärmemenge. Dann gelten die folgenden Relationen
Q=rhA(hA-i'}, (20)
Q=rhwc(LIT 1 -LIT 2 ), (21)
(22)
Der aus LIT 1 und LIT 2 gebildete Ausdruck in GI. (22) ist, wie in der Theorie der Wärme-
übertragung gezeigt wird, der mittlere Temperatursprung zwischen Dampf und Kühl-
wasser. Aus GI. (20) und (22) folgt
. (h .,) k F LlT1 - LlT2
mA A - ~ = ln(LlT1 /LlT2 ) (23)
und aus GI. (20) und (21)
(24)
12.3 Thermodynamische Berechnung der Regelung 15
Wenn man nun aus Gl. (24) L1T 2 ausrechnet und in Gl. (23) einsetzt, erhält man
oder
kF
. • ., ) = l. (25)
. (
mw c ln 1 -
mA
mw
r•A-
c L1T1
~
Wenn wir nun diese selbe Gleichung auch für den durch Zeichen * gekennzeichneten Aus-
legungspunkt anschreiben, die beiden Ausdrücke, die ja den Wert 1 haben, einander
gleichsetzen und beachten, daß k, F, mw und c vom Betriebszustand unabhängig sind,
werden wir schließlich auf die Relation
(26)
geführt, welche die Lösung unseres Problems enthält. Denn gibt man sich mA und setzt
versuchsweise verschiedene Werte des Kondensatordruckes Pk, so entspricht jedem ein
bestimmtes L1T 1 (da ja die Kühlwassereintrittstemperatur festliegt), ein bestimmtes i 1 ,
und auch hA kann für jedes Pk ermittelt werden. Dasjenige Pk ist der mA zugeordnete
korrekte Wert, bei dem Gl. (26) erfüllt ist. Die Berechnung von hA in Funktion des Aus-
trittsdruckes erfolgt so, daß man im fraglichen Zustandsbereich die statische Entspan-
nungslinie einzeichnet, so das jedem Druck zugehörige spezifische Volumen v2 , also auch
V2 . mA v 2 erhält und aus einer Kurve nach Art Abb. 12.4.5, die für die betreffende
Endstufe charakteristisch ist, c~/2 bestimmt. Dann ist hA = i 2 + c~/2.
Bei Maschinen mit Anzapfvorwärmung bleibt außerdem noch die Frage zu beant-
worten, wie unter den verschiedenen Betriebsbedingungen die Anzapfdrücke sich ver-
schieben. Dies kann geschehen auf Grund der Überlegung, daß für jeden einzelnen Ent-
spannungsabschnitt (Austritt Regelstufe bis erste Anzapfung, zwischen je zwei
Anzapfungen und letzte Anzapfung bis Konden- ·
-- ---
300
sator) näherungsweise das Kegelgesetz gilt. Be-
trachten wir etwa den Abschnitt zwischen der V V
i-ten und der (i + 1)-ten Entnahmestelle, so
gilt für die Durchflußmenge m;
_,..... v v v
--- --- --
v
V V v f.--
/
V ..........
~ = 1!!._ p{' v'(' 1 - (pl+l/p,)2 (27) / / V
m{' p{' 1-(pf'+I/Pt) / v 1----
----
2
v v
P1V1 •
/ f-"
Da alle Zwischendrücke zugleich steigen oder / / / /
V': V v-
-- -
V / .........
-
sinken, verändern sich die Pi+ 1 fp; nur wenig,
ausgenommen für den letzten Abschnitt, weil v. . . .V / .......... v f--
der Enddruck sich meist weniger stark ändert. V l..--""" f.-- f.--
!-""
vereinfachten GI. (27) können nun die p; berichtigt werden; nur für den letzten Abschnitt
ist (27) beizubehalten. Mit den genaueren p; können gegebenenfalls die Anzapfmengen
nochmals ermittelt werden. Das Verfahren führt sehr rasch zu einem befriedigenden
Zusammenstimmen aller Daten.
Mit der Verschiebung der Anzapfdrücke wird unvermeidlicherweise auch die Vor-
wärmungstemperatur des Speisewassers eine Funktion des relativen Dampfdurchflusses
rhjrh*, worüber Abb. 10 orientiert.
siehe Abb. l. Der Austrittsverlust ist in diesem 'fJ; nicht eingeschlossen. Es sei nun 'f/ioo
der so definierte Wirkungsgrad bei unendlich feinstufiger Düsengruppenregelung. Dann
läßt sich setzen
'f/ioo = nf- xy, (2)
wobei x und y je nach Maschinenart und den besonderen Bedingungen aus Abb. 2 und 3
zu entnehmen sind. Es ist dort stets m* die Durchflußmenge im Optimalpunkt; die
absoluten Ein- und Austrittstemperaturen TE und TA sind ebenso wie p E und PA eben-
falls im Optimalpunkt gültige Werte. Diese Kurven fassen ein umfangreiches Erfahrungs-
material zusammen und basieren auf der oben genannten Veröffentlichung.
12.4 Empirische Unterlagen über das Teillastverhalten 17
arz 2.0
\
\ -- T.fJ ~dp~=s'orv
QTO
1\ 7000-x ~
\
0,08 1\. t 1.2
~~
'\ \ a ::;"
L ~~oao r--
t O.OtJ ~ ~'\ D.8
~ ~V
./- ~ ~000
I"
""
f.i
~ I"- '?'
"
0,1/-0,3 0,1/- 0,5 O,tJ
I""' t-.,.
TA/Tt-
....... ~
l'-
.......
-
r---~
o,5 ao w
l ~ 0,8 0,9 7,1
rh/rh*-
Abb. 12.4.2 Zur Bestimmung des Wirkungsgrades von Kondensationsturbinen bei Teillast und Oberlast
a) einkränzlge Regelstufe, b) zweikränzige Regelstufe
1.8
\~ 1.6 /
1,..~/
I~ ~ ~~~
~ V
t
1.2
V
~ ::;"
~~
~ ~~
7 48t- &o.,V
~ r--10~
~ 0,110,5
i'
O,tJ 0,7 0,8
I~ ~
"'~ 1Tt.1 ~1r~
0
11'-h .-J.--4
0.3 a11 a5 a6 a7 o,8 aB 1.1 1.2
rh/rh*-
Abb. 12.4.3 Zur Bestimmung des Wirkungsgrades von Gegendruckturbinen bei Teillast und Oberlast
gesetzt werden kann. Hier ist mD die Durchflußmenge der Düsengruppe, in der gedrosselt
wird, m die totale Durchflußmenge und L; die innere Turbinenarbeit pro kg, die ge-
nügend genau gleich dem Wert im Auslegungspunkt gesetzt werden kann. Die Verminde-
rung des Stufenwirkungsgrades für den gedrosselt arbeitenden Sektor kann man durch
eine entsprechende Vergrößerung von Lls berücksichtigen.
Schließlich bleibt noch der Austrittsverlust beizufügen. Er hat den Wert c~/2 (wobei
kein Diffusor vorausgesetzt ist) und kann leicht in Funktion der Durchflußmenge an-
gegeben werden. -Bei der Be-
711
J/kg stimmung der Durchflußmenge
./ sind die Anzapfungen zu be-
10
/ rücksichtigen. - Für eine ge-
gebene Endstufe kann man ein
/ für allemal ein Diagramm der
t 8
2
\ ~
V zustand schließlich einen ideel-
len Austrittszustandspunkt A ',
Abb. 1, ermitteln, womit Lei-
0 100 200 1100 m/sec 500 stung und Wirkungsgrad der
~/JJ2 - Maschine festgelegt sind. Man
Abb.12.4.5
erhält so den für Dampftur-
Austrittsverlust der Endstufe einer Kondensationsturbine binen mit Düsengruppenrege-
V 2 = Austrittsvolumen, 0 2 = Ringfläche am Austritt, 10' J oule/kg "" 2,39 kcal/kg lung typischen Verlauf des
inneren Wirkungsgrades, wie er
in Abb. 6 dargestellt ist. Abb. 7 gibt die entsprechenden Darstellungen des spezifischen
und absoluten Dampfverbrauches. Bei Turbinen mit Zwischenüberhitzung bildet man
zweckmäßig ein gewogenes Mittel aus den Wirkungsgraden der Entspannungsabschnitte
vor und nach Zwischenüberhitzer. Auf dieses wendet man die Unterlagen nach Abb. 2
an und auf die dem Zwischenüberhitzer vorgeschaltete Turbine die Unterlagen nach
0,90
Abb. 3. Damit kann auch auf den Entspan-
nungsabschnitt nach dem Zwischenüberhitzer
rückgeschlossen werden.
t
'
0,86 Der Drosselverlust, der im nahezu voll ge-
~ ~
/I öffneten Drosselventil entsteht in dem Punkt,
wo die Öffnung der nächsten Düsengruppe
0,78
V eben beginnt, ist meist sehr gering. Die Über-
deckung wird so gewählt, daß der Druckabfall
0 0.2 0,6 0.8 1,0 1.2 durch das fast voll offene Ventil bei Öffnungs-
N/N0 - beginn des nächsten Ventils mindestens noch
etwa doppelt so groß ist wie bei voller Öff-
Abb. 12.4.6 Typischer Wirkungsgradverlauf für
eine Kondensationsturbine. Ansteigen des Wir- nung. Die Überdeckung ist empfehlenswert
kungsgrades bei Teillast beruht auf der Vermin- mit Rücksicht auf die Stabilität der Regelung.
derung des Austrittsverlustes Wird nämlich durch eine Düsengruppe nur
ein ganz kleiner BruchteiL ihrer vollen Menge
geleitet, so wird die Leitradaustrittsgeschwindigkeit c1 derart klein, daß keine Arbeits-
abgabe in der Regelstufe, sondern sogar eine Bremswirkung eintritt. Diese wird zwar
meistens mehr als ausgeglichen durch die arbeitleistende Entspannung dieser gleichen
Dampfmenge in den restlichen Stufen, doch sichert die Überlappung immerhin einen
regelmäßigeren Leistungsverlauf.
Der Charakter der Wirkungsgradkurve kann je nach Auslegungsart und Prozeß-
führung von dem in Abb. 6 gezeigten wesentlich abweichen. Bei großen Grundlast-
maschinen, die praktisch stets Vollast fahren, versucht man das Maximum des Wirkungs-
12.5 Bemessung der Regelventile 19
grades in den Vollastpunkt zu legen. Eine wesentliche Überlastung bei mäßigem Wir-
kungsgradabfall ist dann z. B. nach dem Vorschlag von SEIPPEL [16] möglich.
1110
kgfsec
l 20 V
fXJ
~
/
V
80
V V
:,.._....,
60
'
/
/
............ L
/
~
"......., ~
/
spezif Dompflf!l'f.roucll
20
Abb. 12.5.1 Betätigung der Düsengruppenventile von einem gemeinsamen Servomotor aus über eine
Nockenwelle (Allis-Chalmers)
2*
20 12. Regelung der Dampfturbinen
bestimmt ist. Praktisch kann Y die Kolbenstellung eines Servomotors sein, von dem
aus über geeignete Gestänge, Nockenwellen u. dgl. die Ventile betätigt werden (z. B.
Abb. 1), oder es kann auch der Druck einer Regelflüssigkeit sein, durch den einzelne
Servomotoren gesteuert werden, deren jeder ein Ventil betätigt (z. B. Abb. 12.2.5).
Meist wird der Zusammenhang zwischen Y und m mindestens annähernd linear gewählt.
Wünschbar ist an sich ein linearer Zusammenhang zwischen Y und der Leistung N,
denn dann ist dYfdN konstant, womit die Stabilitätsbedin-
gungen für die Regelung bei allen Belastungen dieselben sind.
Da aber der Zusammenhang zwischen m und N ebenfalls
näherungsweise linearen Charakter hat, genügt auch ein
linearer Zusammenhang zwischen Y und m. Dann kann in
Abb. 12.3.7 und 12.3.9 unmittelbar neben der Skala m noch
eine solche für Y angegeben werden, womit der Zusammen-
hang zwischen den IX I der einzelnen Ventile und der Stell-
größe Y gegeben ist.
Abb. l2.5.2 Für die Verwirklichung dieser vorgeschriebenen Öffnungs-
Profiliertes Doppelsitzventil gesetze stehen grundsätzlich zwei Wege offen. Der eine be-
I = Summe der Ringflächen
steht in der Profilierung der Ventilkörper. Der Zusammen-
hang zwischen Y und der Ventilstellung kann dabei an sich beliebig sein und somit nach
Gesichtspunkten konstruktiver Einfachheit und Zweckmäßigkeit gewählt werden (z. B.
kinematische Einfachheit eines Gestänges). Der geforderte Zusammenhang zwischen IX I
und Y wird nach Abb. 2 durch entsprechende Gestaltung des Ventilkörpers erreicht.
Jedem Y entspricht eine bestimmte Ventilstellung y, und für diese gibt man der Ring-
fläche I den geforderten Wert. Dabei muß die Durchflußzahl IX bekannt sein. Sie ist aus
Versuchen zu ermitteln und hat meist die Größenordnung
0,6 bis 0,85, wobei die unteren Werte für volle Öffnung
) in Frage kommen, die oberen nur bei geringer Öffnung
des Ventils. - Die andere Lösung verzichtet auf die Pro-
filierung der Ventilkörper und erreicht das gewünschte
Ergebnis dadurch, daß zwischen dem Ventilhub y und Y
ein Zusammenhang hergestellt wird, wie er den gefor-
derten Zuordnungen von IX I und Y entspricht, vgl. die
schematische Darstellung Abb. 3. Konstruktiv läßt sich
dies auf sehr viele Arten verwirklichen, z. B. auf direktem
mechanischem Wege durch Anordnung einer Nockenwelle
wie in Abb. 1 und 3. Aber auch durch entsprechende
gesetzmäßige Steuerung eines Öldruckes läßt sich dies
erreichen, wobei die Steuerung des Öldruckes selbst durch
Organe wie Kurvenscheiben geschehen kann.
Abb. 12.5.3 Nichtprofiliertes Ein- Die Lösung mit profiliertem Ventil, die früher sehr
sitzventil. Gewünschter Zusammen-
hang zwischen Stellgröße Y und f
häufig verwendet wurde, ist seltener geworden. Manch-
wird hergestellt durch entsprechende mal verzichtet man überhaupt darauf, Y und die IX I
Gestalt der Kurvenscheibe in einer vorgegebenen Weise aufeinander abzustimmen,
sondern wählt eine möglichst einfache Steuerung und
nimmt in Kauf, daß dann kein annähernd linearer Zusammenhang zwischen Stellgröße
und Leistung mehr besteht. Durch genügend große Überdeckungen der einzelnen Öff-
nungsperioden ist stets eine Annäherung an die Linearisierung zu erreichen. Andererseits
genügen bei Maschinen, die auf große Netze arbeiten u. U. auch digitale Ventilsteue-
rungen, bei denen die Ventile nur ganz geöffnet oder ganz geschlossen werden.
Um mit mäßigen Stellkräften auszukommen, hat man früher weithin entlastete
Doppelsitzventile bevorzugt, vgl. Abb. 2. Mit der Steigerung der Drücke und Tempera-
turen ist aber das Abclichtungsproblem immer schwieriger geworden, weshalb die Doppel-
sitzventile mehr und mehr verlassen wurden. Geringste Wärmedehnungsunterschiede
12.5 Bemessung der Regelventile 21
zwischen Ventilkörper und Gehäuse oder relative Verformungen beeinträchtigen die
Dichtheit einer der beiden Sitzflächen; das Durchblasen an der Undichtheitsstelle führt
zudem zu einer raschen Zerstörung der Sitzflächen. Bei einsitzigen Ventilen, denen man
deshalb heute für hohe Temperaturen und Drücke den Vorzug gibt, entsteht aber anderer-
seits das Problem der großen Stellkräfte.
Es kann umgangen werden durch Ver-
wendung von Vorhubventilen. Ab b. 4 zeigt
eine solche Anordnung in geschlossener
Stellung. Hierbei herrscht im Raume e der
gleiche Druck wie in f, da die beiden nur
durch eine Labyrinthdichtung getrennt
sind. Soll das Ventil geöffnet werden, so
wird zuerst das Vorhubventil c angehoben,
so daß durch die Bohrung d Druckaus-
gleich zwischen den Räumen e und g her-
gestellt wird. Hierauf läßt sich der Ventil-
körper a mit geringer Kraft anheben.
Die heute bei Großmaschinen meist-
verwendete Lösung ist das nicht entlastete
Einsitzventil mit strömungstechnisch gün-
stiger Formgebung und nachgeschaltetem
Diffusor, Abb. 12.2.5. Im Ventil können
dank des Rückgewinnes durch den Diffusor
sehr hohe Geschwindigkeiten zugelassen
werden, womit kleine Ventilabmessungen
entstehen. Dadurch werden nicht nur die
notwendigen Stellkräfte vermindert, son-
dern auch der dichtende Umfang wird
klein. - Während man bei entlastet en
Ventilen mit Rücksicht auf unberechen-
bare Reibungseinflüsse u . dgl. den Servo-
motor oft so bemessen muß, daß seine
Stellkraft ein Mehrfaches (etwa das 3 fache)
der theoretisch benötigten ist, genügt hier
eine viel kleinere Reserve. Die theore-
tischen Verstellkräfte sind bei solchen un-
entlasteten Ventilen derart groß, daß zu-
sätzliche Bewegungswiderstände reichlich
berücksichtigt sind, wenn man die Kraft
des Servomotors etwa 25% größer wählt
als theoretisch notwendig.
Die Berechnung der Diffusorventile
kann davon ausgehen, daß sie als kon-
vergent-divergente Kanäle aufgefaßt wer-
den, die, wie die Beobachtung lehrt 1 , im Abb. 12.5.4
ganzen Betriebsbereich dasselbe Verhalten Entlastetes Einsitzventil mit Vorhubventil (AEG)
zeigen wie eine Laval-Düse bei gleichen
Bedingungen und Querschnittsverhältnissen. E s treten also z. B. die in Abb. 12.3.5
angedeuteten Strömungszustände auf, wobei der Verdichtungsstoß im Ringquerschnitt
zwischen Sitz und Ventilkörper oder im divergenten Kanalteil liegen kann. Wenn die
Strömung vollständig im Unterschallgebiet verläuft und höchstens im engsten Quer-
1 Diese Mitteilung verdanke ich einer Information von Herrn Dipl.-Ing. A. ÜBERLE in Fa. BBC, Baden
(Schweiz).
22 12. Regelung der Dampfturbinen
schnitt / 1 (der je nach Ventilstellung die in Abb. 5a oder 5b gezeigte Lage hat) die
Schallgeschwindigkeit erreicht, gelten folgende Relationen:
Ist p 0 , Vo der Zustand vor Ventil (die Geschwindigkeitsenergie wird dort als vernach-
lässigbar betrachtet) und herrscht in / 1 die Geschwindigkeit c1 und der Druck Pt, so ist
in isentroper Näherung
c~ = 1I~0
21t
[ 1- (.1!L)
Po
~: 1
] = (1 + ~)
211
[1 _ ( P1
Po
)~: 1
] • ( 3)
a. gegeben ist, liegt mit den Gin. (5) und (6) der Zu-
Abb. 12.5.5 Diffusorventil
a) vollgeöffnet, b) tellgeöffnet
sammenhang zwischen dem Druckverhältnis Pt/Po, der
Crocco-Zahl und der Mach-Zahl im Querschnitt / 1 vor.
Die Strömung durch den divergenten Kanal ist beim vorausgesetzten Strömungs-
zustand eine reine Diffusorströmung, für die mit 'YJ o als Diffusorwirkungsgrad gesetzt
werden kann ~ -t
,1 .
~s
+ c~2 _
-
.
)t p
~ _ 1 ] + c~2
[(.12)-
1 _
=
'f/D
c~2' (7)
somit auch
(8)
Die Kontinuitätsgleichung lautet unter Herbeiziehung der Gl. (2) und der Definition der
Normalenthalpie
oder
gebracht werden. Schreibt man sich die Mach-Zahl am Eintritt, somit also Q:1 vor, so
bestimmen GI. (8) und (9) für gegebene Werte des Querschnittsverhältnisses Mit und des
12.5 Bemessung der Regelventile 23
Diffusorwirkungsgrades das Druckverhältnis p 2 fp 1 und (ii; 2 • Abb. 6 zeigt diesen Zusammen-
hang für 'Y/D = 0,8 und 0,85 und einen lsentropenexponenten " = 1,3, wie er für Heiß-
dampf in Frage kommt. Der zweckmäßige halbe Kegelwinkel des Diffusors bewegt sich
etwa zwischen 3,5° und 6°, vgl. auch
die Angaben Bd. I, Abb. 3.13.2. Da
mit (ii; 1 aber vermöge GI. (5) auch
p 1 jp 0 bekannt ist, kann man auch
das gesamte Druckverhältnis P2/Po
= (PI/Po) (p2/P1) bestimmen. In Abb. 7
ist das so erhaltene Ergebnis dar-
gestellt; als Ordinate ist dabei aller-
dings der relative Druckabfall
~==:Po- P2 = 1 _ )2 (10) 1,~~~--~1.8~--~U~--~Zp~--~t~~--~t~8----Z.~,Z~~46'
Po Po Po fz/f,-
aufgetragen. - Für kleine Druck-
Abb. 12.5.6 Druckerhöhung pJp1 in einem Diffusor bei
abfälle, die für das voll geöffnete Ven- gegebenen Werten des Querschnittverhältnisses /J/1 , der
til vor allem interessieren, weichen Crocco-Zahl am Diffusoreintritt und des Diffusorwirkungs-
die Kurven von der Geraden so wenig grades
ab, daß man mit sehr hoher Genauig-
keit die exakten Beziehungen durch die für inkompressible Medien gültigen ersetzen
darf. Dort erhält man aber, wie leicht zu verifizieren ist,
m. = cx 1fl fI V2x1 -
--
" -
Po,
Vo
(12)
1p ist also die in Abb. 12.3.2 dargestellte Funktion. - Damit sind die Unterlagen zur
Berechnung von Diffusorventilen bereitgestellt. Daß die Strömung im konvergenten
Teil verlustfrei betrachtet wurde, dürfte bei der hier vorhandenen starken Beschleuni-
gung und der zu fordernden
Genauigkeit zulässig sein. Für TJo- o,oo --t-----t--t---t---+-- TJo=O.BS -+-----1
den Kontraktionsbeiwert kann
etwa cx = 0,98-0,99 gesetzt O,ZO
werden, vorausgesetzt, daß der
Radius r des Einlaufwulstes 10,1&
(Abb. 5) reichlich bemessen ~
wird (nicht viel kleiner als der r.:,_o,1z
'o::::J
Radius des engsten Querschnit-
tes). 408
I
Aus GI. (12) folgt, wenn In- I
I
dex ,max' den Zustand voller 0,0~
-t-
Ventilöffnung kennzeichnet I
0
0,5 O,G 0,7 0,8 to ac a7 oJJ
P1/Po-
1J! (M/Imax) (13) 0,15 0,1Z 409 40& aos-~~
o o,1s a1z o,o9 o,oc o,oJ o
= "!P* (M/1l . ao ac a~ az o 1 o.o o,c a~< az o
-Mt
1p*ist der 1p-Wert für volle
Ventilöffnung (d. h. der mim- Abb. 12.5.7 Gesamter relativer Druckabfall <1 pfp0 in Diffusor-
ventilen in Funktion des Druckverhältnisses p1/p 0 , des Querschnitts-
male auftretende 1p-Wert). Zur verhältnisses Mit und des Diffusorwirkungsgrades 'YJD
Bestimmung des Zusammen- (Isentropenexponent x = 1,3)
24 12. Regelung der Dampfturbinen
~~ ~
/ I
1\ \
/ /
/ I
O,Z \ ~~,~~ O,Z
~0 ae o,c 49 az
\/ 0
/
o,z 49 O,b 0,8 1,0
0
-YfYmax m/mmax-
Abb. 12.5.8 Beispiel für den Zusammenhang zwischen Hub, Querschnitt, Durchflußmenge und Druckabfall
bei einem Diffusorventil
(LI pfp 0 ) und m für diesen Zustand vorschreiben wird. Zur Nachrechnung eines teilgeöffneten
Zustandes wählt man einen Wert p 1 fp 0 und hat damit sogleich "P (Abb. 12.3.2). Wenn
man nun versuchsweise fz// 1 annimmt, kann man vermöge Abb. 7 Llpfp 0 bestimmen und
kann jetzt mfmmax auf zwei Arten ermitteln, nämlich aus den Beziehungen (13) und (14).
Liefern nicht beide das gleiche Ergebnis, so ist lz//1 zu ändern, bis Übereinstimmung
hergestellt ist. Somit ist ein zusammengehöriges Wertepaar mfmmax' / 2 //1 bestimmt (also
auch / 1 , weil ja / 2 festliegt). Indem man dies für eine hinreichende Zahl von Punkten
ausführt, erhält man den im Beispiel Abb. 8 rechts des Schallpunktes S dargestellten
Kurvenast. S selbst findet man, indem man für p 1 fp 0 den kritischen Wert wählt, also
0,546 für ~ = 1,3. Links von S herrscht einfache Proportionalität zwischen Menge und
Durchflußquerschnitt, da ja in / 1 in diesem Gebiet stets Schallgeschwindigkeit herrscht.
Der Verlauf der Kurve pzfp 0 ist in diesem Gebiet für das Mengen-Querschnittsgesetz
belanglos; auch ein Knickpunkt P, wie er etwa durch die Überdeckung aufeinanderfolgen-
der Öffnungsperioden zustande kommt, ist dann ohne Einfluß. Ein vollständiges Dia-
gramm von der Art der Abb. 12.3.7 wird dann höchstens noch zur Bestimmung des
Betriebszustandes und Arbeitsumsatzes in der Regelstufe selbst benötigt.
Da sich aus der Geometrie des Ventils auch der Zusammenhang zwischen Ventilhwb
und Querschnitt ergibt - vgl. die Darstellung in Abb. 8 links, wo y der Ventilhub ist -
hat man schließlich auch die genaue Relation zwischen Ventilstellung und Menge. Im
gewählten Beispiel ist der volle Querschnitt schon bei 85% des vollen Hubes erreicht.
In diesem Punkt ist der Querschnitt zwischen Sitz und Ventilkörper gleich dem engsten
Querschnitt des Kanals selbst, weshalb offenbar jedes weitere Anheben des Ventils keine
Querschnittsvergrößerung mehr bringen kann. Trotzdem ist es zweckmäßig, einen solchen
zusätzlichen Leerhub vorzusehen, weil dadurch die Geometrie der Strömungsbegrenzung
so verbessert wird, daß ein etwas kleinerer Druckverlust entsteht. Einer theoretischen
Erfassung entzieht sich dieser Effekt.
Von besonderem Interesse ist offenbar die genaue Lage des Punktes S. Sie hängt
stark ab von den besonderen Daten und Annahmen, die zugrunde gelegt werden, also
12.6 Funktionelle Probleme der Dampfturbinenregelung 25
vom 'Y/D und h// 1 des Diffusors und vom Druckabfall iJpjp 0 , den man bei voller Öffnung
zuläßt. Abb. 8 ist berechnet mit /2//Imax = 2,5, 'Y/D = 0,8 und iJpjp 0 = 0,03 für volle
Öffnung, was· ein sehr kleiner Wert ist. S rückt um so weiter nach rechts, je höher das
Querschnittsverhältnis und der Wirkungsgrad des Diffusors und je größer der Druck-
abfall, den man bei voller Öffnung zuläßt. Meist bewegt sich dieser Wert iJpjp 0 etwa
zwischen 0,03 und 0,06, was bei Diffusorventilen auf Strömungsgeschwindigkeiten im
Halsquerschnitt von der Größenordnung 200 bis 300 mjsec führt. Die ideelle, über den
ganzen Querschnitt konstant gedachte Geschwindigkeit hat bei einsitzigen Ventilen ohne
Diffusor die Größenordnung 90 bis 130 mfsec, bei doppelsitzigen nur 60 bis 100 mjsec.
Die tatsächlichen lokalen Geschwindigkeiten liegen der Ablösungen und Einschnürungen
wegen sehr viel höher. Die Druckabfallrechnung wird korrekt, wenn man dies durch
den Kontraktionsbeiwert 1X sogleich berücksichtigt, also mit einem kleineren verfüg-
baren Querschnitt rechnet.
der oberen Extremlage. Die angegebenen Parameterwerte geben die von der unteren
Extremlage aus gemessene Stellung in Prozent des gesamten Verstellbereiches an. Die
Neigung der Geraden entspricht der Statik der Regelung. Im vorliegenden Beispiel
ist die Statik 4%. Ein Regelvorgang spielt sich grundsätzlich - abgesehen von den
regeldynamisch bedingten Einzelheiten des zeitlichen Ablaufes - folgendermaßen ab:
Die Maschine laufe etwa mit der genauen Nenndrehzahl und 35% ihrer Höchstleistung,
siehe Punkt A, Abb. 1. Nun steige die Leistungsaufnahme des Generators auf 60%.
Dadurch fällt die Drehzahl ab und die Regelvorrichtung der Turbine verstellt die Regel-
ventile, bis im Punkt B wieder Gleichheit von abgegebener und aufgenommener Leistung
erreicht ist. Um die verbleibende Drehzahlverminderung -im vorliegenden Beispiel!% -
rückgängig zu machen, wird nun aber die Verstellvorrichtung verschoben - im Bei-
spiel Abb. l von 60 auf 67%. So gelangt man in den Punkt C, der den schließliehen
Beharrungszustand darstellt, in dem wieder die genaue Nenndrehzahl hergestellt ist.
Die Einstellung der Drehzahlverstellvorrichtung kann sogar von einem Gerät aus erfolgen,
das die Anzahl der Perioden abzählt und die Übereinstimmung mit dem Sollwert her-
zustellen sucht, indem durch vorübergehende Drehzahlabweichung ,verlorene' Perioden
durch Überdrehzahl wieder eingeholt werden.
Bekanntlich gibt es Isodromregler, welche die Eigenschaft besitzen, nach jed~r Dreh-
zahlabweichung die Drehzahl wieder genau auf den Sollwert zurückzubringen; es bleibt
bei diesen Regelungen also keine Drehzahländerung übrig, die erst durch Verschieben
einer Verstellvorrichtung wieder rückgängig gemacht werden müßte. - Die Wirkungs-
weise solcher Regler erkennt man etwa aus dem in Abschn. 14.8 beschriebenen Beispiel
einer Isodromregelung einer Gasturbine. -An sich wäre es denkbar, die Frequenzhaltung
in einem Netz dadurch zu sichern, daß man jede Maschine mit einer Isodromregelung
versehen würde. Praktisch kommt diese Lösung deshalb nicht in Frage, weil dann die
Lastverteilung zwischen den einzelnen Maschinen völlig dem Zufall überlassen wäre, wie
man aus dem Wirkungsprinzip solcher Isodromregelungen sofort versteht. Es dürfte
also nur eine Maschine mit einem Isodromregler versehen sein. Dies wiederum hätte den
Nachteil, daß diese eine Maschine allein im Beharrungszustand alle Laständerungen
übernehmen würde. Denn da ihr Regler die Sollfrequenz immer wieder genau herstellt,
kehren Reglerlage und Leistung aller anderen Maschinen immer wieder zu den gleichen
Beharrungswerten zurück. Um auch die anderen Maschinen an den Lastveränderungen
teilnehmen zu lassen, müssen ihre Drehzahlverstellvorrichtungen verstellt werden. Dies
kann auch ausgehend von einer Messung der Netzleistung geschehen. In diesem Falle
wird von der Leistung aus unmittelbar die Steuerung der Regelventile vorgenommen,
noch bevor eine Drehzahländerung eingetreten ist. Dies ist aber nur eine Grobanpassung
der abgegebenen an die geforderte Leistung. Die Feinanpassung wird übernommen von
der Maschine mit dem Isodromregler, der so lange spielt, bis die Sollfrequenz hergestellt ist.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Stellung des Servomotors - also letzten
Endes die Leistung - der Maschine mit Isodromregler zur Steuerung der Verstell-
vorrichtungen der anderen Maschinen heranzuziehen. Das läuft darauf hinaus, daß
im Beharrungszustand jeder Leistung der isodromgeregelten Maschine bestimmte Lei-
stungen der anderen Maschinen zugeordnet werden. Somit entspricht jeder Gesamtleistung
eine gewisse Leistungsverteilung, und da die Sollfrequenz eingehalten wird, hat man das
gewünschte Ergebnis. - Stets ist es möglich, einzelne Maschinen von Hand zu regeln,
d. h. also willkürlich Leistung "ins Netz zu drücken", da ja die Regelungen der anderen
Maschinen den notwendigen Ausgleich schaffen. Man'macht davon Gebrauch, um große
Einheiten mit konstanter Last durchlaufen zu lassen. - Über das Zusammenarbeiten
von Maschinen in einem Netz vgl. auch die Darstellung bei BoREL [20].
Die Verstellvorrichtung ist vor allem auch für das Synchronisieren notwendig, denn
mit ihrer Hilfe läßt sich im Leerlauf die Drehzahl variieren und so Übereinstimmung
mit der Istfrequenz des Netzes herstellen, bevor der Generator auf das Netz geschaltet
wird.
12.6 Funktionelle Probleme der Dampfturbinenregelung 27
Selbstverständlich müssen auch die Dampferzeuger entsprechend dem Dampf-
bedarf geregelt werden. Dies erfolgt nicht einfach so, daß etwa nur die Druckschwan-
kungen, die durch den variierenden Dampfbedarf der Turbine hervorgerufen werden,
als Ausgangssignal für die Regeleingriffe am Kessel benutzt werden. Vielmehr beeinflußt
man auch die Kesselregelung primär vom Leistungsbedarf des Netzes selber aus und
benutzt Dampfdruck und Temperatur als zusätzliche Signale zur genauen Einregelung
des geforderten Betriebszustandes. Über die mannigfaltigen Möglichkeiten, die hier
gegeben sind, vgl. etwa PROFOS [18].
Abb. 2 zeigt in stark vereinfachter Weise das Schema einer rein hydraulischen Regelung
(BBC) und läßt die oben beschriebenen Funktionen erkennen. Die von der Turbinen-
welle angetriebene Zahnradpumpe 1 fördert Schmieröl zu sämtlichen Lagern und ihre
Druckleitung 2 ist über die ein- 12
stellbare Drosselöffnung 3 mit
dem Regelsystem 4 verbunden.
Jenes besitzt eine Abflußöff-
nung 5, deren Querschnitt durch
den Fliehkraftregler 6 gesteuert
wird, derart, daß höherer Dreh-
zahl größere Öffnung entspricht.
Durch die Öffnungen 3 und 5
findet ein ständiger Durchfluß
von Öl statt, wobei der Druck
im Regelsystem 4 bei konstant
eingestellter Öffnung 3 offen-
sichtlich vom Querschnitt 5 ab-
hängt und mit abnehmendem
Querschnitt (abnehmende Dreh-
zahl) steigt. Dadurch werden
nacheinander die Düsengruppen- Abb. 12.6.2 Schema der rein hydraulischen BBC-Regelung
ventile 7, 8, 9 angehoben in der
Reihenfolge, die durch die Stärke der Federn ihrer Servomotoren gegeben ist. Weiter ist
10 eine mit der Turbinenwelle umlaufende kleine Ausflußöffnung, die dauernd öffnet und
schließt. Sie erzeugt auch im Beharrungszustand der Maschine ständige kleine Druck-
schwankungen, die ein geringfügiges Spielen der Regelorgane zur Folge haben und sie so
vor dem Festsitzen bewahrt. Die Hülse 11 ist die Drehzahlverstellvorrichtung, die in
der oben geschilderten Art beeinflußt werden kann. Eine Verschiebung in der mit +
angegebenen Richtung bewirkt eine Erhöhung der Drehzahl. - Schließlich tritt bei
Überschreitung einer höchstzulässigen Drehzahl oder beim Ansprechen anderer Sicher-
heitsvorrichtungen der Schnellschluß in Tätigkeit, durch den der Schieber 12 geöffnet
und das ganze Regelsystem drucklos gemacht wird. Damit schließen alle Ventile. Auch
das Hauptabsperrventil 13 wird gleichzeitig geschlossen.
Die direkte Betätigung der Servomotoren durch den Regelöldruck, wie in Abb. 2
dargestellt, kommt höchstens für ganz kleine Maschinen in Frage. Um bei größeren
Einheiten genügende Stellkräfte bei hinreichend kleiner Trägheit zu erhalten, wird vom
Prinzip der Vorsteuerung Gebrauch gemacht. Abb. 3 zeigt eine solche Anordnung von
BBC.
Hochdrucksteuerflüssigkeit mit einem festliegenden Druck von etwa 30 bar(= 30,6 at)
wird bei 1 in den Servomotor eingeleitet und wirkt einerseits auf die Ringfläche des
Stufenkolbens 2, während sie andererseits durch die Drosselöffnung 3 auch unter die
rechte Stirnfläche dieses Kolbens geleitet wird (Raum 4). Aus diesem Raume strömt
sie durch die kleine gesteuerte Öffnung 5 ständig ab. Der Druck im Raum 4 ist somit
gegeben durch das Verhältnis der Durchflußquerschnitte der Öffnungen 3 und 5. Die
Stellung des Dampfventils ist ihrerseits festgelegt durch diesen Druck, da sich in jeder
28 12. Regelung der Dampfturbinen
Beharrungslage die Kräfte der Federn 6 und 7, die Druckkraft auf die Ringfläche des
Stufenkolbens 2, die Kraft auf seine rechte Stirnfläche und die Dampfkraft auf das Ventil
das Gleichgewicht halten.
Abb. 12.6.3 Servomotor zur Betätigung eines nicht entlasteten Regelventils für hohen Druck (BBC)
Der Druck der Regelflüssigkeit, der unmittelbar durch den Regler in solcher Weise
gesteuert wird, wie etwa im Schema Abb. 2 angegeben, wirkt durch die enge Bohrung
im Abflußverstärkerkolben 8 auf den Kolben 9. Dessen Lage ist damit durch den Druck
der Regelflüssigkeit diktiert, somit aber auch die Lage des Steuerorgans 10 der Öffnung 5.
Steigt der eben genannte Druck (Abfall der Drehzahl), so bewegt sich 9 nach rechts,
Öffnung 5 wird kleiner; der Druck im Raum 4 steigt damit ebenfalls und verschiebt
Kolben 2 nach links, wodurch das Dampfventil weiter geöffnet wird. Mit dieser Bewegung
wird aber zugleich über den Hebelll die Rückführhülse 12 nach rechts bewegt, d . h. im
Sinne einer Vergrößerung der Öffnung 5. Durch diesen Mechanismus wird jedem Behar-
rungswert des Regelflüssigkeitsdruckes eine bestimmte Ventilstellung zugeordnet, die
bis auf sehr kleine Nebeneffekte unabhängig ist von der Zähigkeit der Steuerflüssigkeit,
obwohl vom Prinzip der Durchflußregelung Gebrauch gemacht ist. Wenn das Regel-
ventil sich immer mehr öffnet, stößt der Teil 13 schließlich an die Einstell-
schraube 14 an, so daß von da an Hebel 11 und Rückführhülse 12 der weiteren Ventil-
bewegung nicht mehr folgen können. Folglich läuft nun Kolben 2 ungehindert nach
links, bis der Ventilkörper mit seiner Schulter an der Büchse 20 ansteht. So entsteht der
Leerhub, der bis zur Ventilendlage noch vorgesehen wird, und gleichzeitig wird durch
das Aufliegen der Schulter an der Büchse 20 ein Leckverlust längs der Ventilspindel
bei Vollöffnung vermieden. In dieser Lage wird der Ventilkörper durch den vollen Dampf-
druck angepreßt, so daß die volle Kraft der Steuerflüssigkeit auf die rechte Seite des
Kolbens 2 die Ventilspindel unnötig hoch beanspruchen würde. Dies vermeidet man durch
den Stift 15, der dem Kolben 2 stets folgt und in dessen linker Endlage einen Abfluß-
querschnitt freigibt, der den Druck im Raum 4 auf das notwendige Maß herabsetzt .
Fällt der Regelflüssigkeitsdruck im Stutzen 16 sehr rasch ab (z. B. Auslösen des
Schnellschlusses von irgendeiner Sicherheitsvorrichtung aus), so bewegt sich Kolben 8
nach unten, da die enge Bohrung im Kolbenboden keinen augenblicklichen Druckausgleich
zuläßt. Damit kommunizieren die Räume links und rechts des Kolbens 9 und dieser
schnellt nach links in die Endlage. Damit wird Öffnung 5 voll freigegeben und der durch
sie tretende Flüssigkeitsstrom wird so groß, daß am Ringspalt 17 eine Druckdifferenz
entsteht, die den Kolben 18 gegen die Federkraft nach links drückt. Somit kommuniziert
12.6 Funktionelle Probleme der Dampfturbinenregelung 29
der Raum 4 über einen großen Ringquerschnitt mit dem Ablauf 19, was ein sehr rasches
Schließen des Dampfventils bewirkt.
Beachtenswert ist auch die konstruktive Gestaltung des Abschlusses des Ventil-
gehäuses. Ein einfacher Abschlußflansch würde bei sehr hohen Dampfdrücken (etwa
über 120 bar) festigkeitstechnisch nicht mehr genügen, weshalb die dargestellte Anord-
nung gewählt ist. Bei der Montage werden nacheinander die Büchse 21 (mit ihren Innen-
teilen, also vor allem Büchse 20 und Ventilkörper) und der Keilring 22 ins Ventilgehäuse 23
eingesetzt und Mutter 24 angezogen. Hierauf wird Mutter 25 eingeführt und angezogen,
wodurch man die Büchse 21 etwas zurückzieht und den Keilring 22 sehr stark anpreßt.
Schließlich wird noch der Flansch 26 aufgebracht, der aber im Betriebe keine sehr großen
Kräfte erfährt, da er nur den Sperrdampfdruck zu halten hat. Die volle Kraft des Hoch-
druckdampfes wird vielmehr von Büchse 21 über Ring 22 auf Mutter 24 übertragen, deren
Spezialgewinde die Kraft aufnimmt. Der Dampfdruck selbst trägt damit wesentlich
zur Erhöhung der Dichtungskraft am Keilring bei. Die Demontage erfolgt nach Ab-
nehmen des Flansches 26 in folgender Reihenfolge: Mutter 25 lösen, Mutter 24 lösen,
Mutter 25 wieder anziehen und so durch Büchse 21 Keilring 22 herausziehen.
Während in dem hier behandelten Beispiel jedes Regelventil seinen eigenen Servo-
motor besitzt, werden oft auch mehrere oder alle Ventile über mechanische Zwischen-
glieder (Gestänge, Nockenwellen u. dgl.) von einem gemeinsamen Servomotor aus ge-
steuert. Dies bringt eine Vereinfachung des hydraulischen Systems, doch müssen oft
große Kräfte übertragen werden, und es ist dafür Sorge zu tragen, daß die Kinematik
des Übertragungsgestänges nicht durch Wärmedehnungen gefälscht wird. Manchmal
wird auch eine Zwischenlösung gewählt, bei der jedes Ventil seinen eigenen Servomotor
besitzt, die Vorsteuerbewegungen aber auf mechanischem Wege übertragen werden. Auf
das Beispiel Abb. 3 übertragen, würde dies bedeuten, daß man die Bewegung des Steuer-
organs 10 nicht durch den Druck der bei 16 eintretenden Regelflüssigkeit, sondern auf
mechanischem Wege vorschreibt.
Der Druck der bei 1 eingeführten Steuerflüssigkeit liegt mit 30 bar sehr viel höher
als früher allgemein üblich war (etwa 5 bar). Man erhält so sehr große Stellkräfte bei
mäßigen Servomotorabmessungen und dementsprechend geringere Trägheit des Re-
agierens. Als Steuerflüssigkeit diente früher allgemein Schmieröl. Wegen der damit ver-
bundenen Feuergefahr zieht man heute synthetische schwer brennbare sog. Hydraulik-
öle vor.
Da das einwandfreie Arbeiten des Regelsystems für die Betriebssicherheit der An-
lage von größter Wichtigkeit ist, muß ein Festsitzen der Steuerungsteile sorgfältig ver-
mieden werden. Dies kann leicht
p,
m
eintreten, wenn eine Maschine % I
lange Zeit in einem Beharrungs-
zustand läuft. Ein Mittel, um
UJ
dem vorzubeugen, ist die Schaf-
fung einer künstlichen "Unruhe"
durch eine Vorrichtung, wie sie P2 ·
z. B. in Abb. 2 bereits dargestellt I %
P2
wurde (umlaufende Öffnung 10). a b
Durch das ständige leichte Spie- Abb. 12.6.4 Konische Ausbildung von Kolben und Steuerschiebern
len des Regelmechanismus wird hydraulischer Regelsysteme
die Ruhereibung aufgehoben. a: richtig, b: falsch
Dasselbe Ziel wird dadurch er-
reicht, daß man besonders lebenswichtige Schieber usw. beständig langsam um ihre Achse
rotieren läßt. Auch ist oft eine schwach konische Ausbildung der einzelnen Schieber und
Kolben einer hydraulischen Steuerung zu empfehlen. In Abb. 4 ist dargestellt, welche Ver-
hältnisse sich ergeben, wenn sich ein konischer Kolben aus seiner Mittellage entfernt, und
zwar unter a bei richtiger, unter b bei falscher Anordnung der Konizität. Es ist jeweils
30 12. Regelung der Dampfturbinen
Abb. 12.7.4 Hydraulisch betätigtes Hauptabsperrventil (BBC). Beachte die Gewindedeckelkonstruktion, die
bei hohem Druck zweckmäßig an die Stelle des Flanschdeckels tritt, ferner die Vorrichtung zur Verhinderung
des Rotierens des lose auf der Spindel sitzenden Ventilkörpers
so daß im Beharrungszustand kein dauernder Drosselverlust ensteht. Nur bei sehr kleiner
Last bleibt das Ventil auch im Beharrungszustand nur teilweise geöffnet. Das zweite
dieser Ventile, das Zwischendampfabsperrventil, schließt stets zugleich mit dem Haupt-
absperrventil, nämlich beim Ansprechen der Schnellschlußvorrichtung oder wenn das
Schließen vom Bedienungspult aus herbeigeführt wird.
Abb. 5 zeigt im Prinzipschema die Steuerung eines Zwischendampfregelventils. Es
ist 1 der HD-Teil, 2 der MD-Teil, 3 der ND-Teil der Turbine. Anstelle der Düsengruppen-
ventile ist in dieser vereinfachten Darstellung nur ein Regelventil 4 eingezeichnet.
Ferner bedeuten 5 den Zwischenüberhitzer, 6 das Zwischendampfregelventil und 7 die
Kondensatoren. Bei einer Entlastung geht der Fliehkraftregler 8 in die strichpunktiert
gezeichnete Lage über und verschiebt dementsprechend die Hebel 9, 10, 11 derart,
daß das Ventil 4 schließt. Gleichzeitig zieht der Hebel 12 die Kulisse 13 hoch, womit
über den Hebel 14 das Ventil 6 im Sinne des Schließens verschoben wird. Durch die
Bewegung der Kulisse wird andererseits der Schieber 16 nach unten verstellt, so daß
12.7 Probleme der Lastabschaltung 33
durch die Drosselblende 17 allmählich Drucköl in den Servomotor 15 überströmt, seinen
Kolben hebt und so über das Gestänge 18, 19 den Hebel 12 nach rechts auslenkt. Damit
wird das Ventil 6 wieder lang-
sam geöffnet und derSchieher16
in seine neutrale Lage zurück-
geführt, womit der Vorgang
abgeschlossen ist. Von einer ge-
wissen geringen Teillast an ab-
wärts bleibt der Servomotor 15
blockiert, bewirkt also keine I
Auslenkung des Hebels 12 und
somit kein Öffnen des Ventils 6
i
mehr. -DaeineUnterbrechung i
des Durchflusses durch die
Rohrbündel des Dampferzeu- ! 2Z
gers nicht zulässig ist, sind Um- r-H~
gehungsventile 20 und 21 vor-
gesehen, durch welche Dampf
1' ,r- I
unter Umgehung der Turbine
aus dem Überhitzer durch
den Zwischenüberhitzer in die
Kondensationsanlage umgelei-
tet werden kann. Das Ventil 20
wird von der Steuervorrich- L __ _
tung 22 aus betätigt, und zwar
öffnet es dann, wenn der Druck
in der Dampfzuleitung einen
Grenzwert übersteigt. Ebenso
· d d V t 'l 21 St Abb. 12.7.5 Steuerung eines Zwischendampf-Regelventils
w1r.. as en 1 . vom euer- .. (nach E scher-wyss M'tt
1 •
[9])
gerat 23 aus beemflußt. Es off-
net beim gleichen kritischen Frischdampfdruck, doch wird sein Öffnungsquerschnitt noch
zusätzlich vom Fliehkraftregler aus beeinflußt. Durch diese Anpassung an den jeweiligen
Leistungszustand werden unerwünscht starke Druckschwankungen im Zwischenüberhitzer
vermieden. - Das Schema, Abb. 5, erläut ert nur die grundsätzliche Arbeitsweise einer
solchen Steuerung, die technisch z. B. unter Verwendung hydraulischer Elemente in
äußerst mannigfacher Weise verwirklicht werden kann.
Abb. 12.7.6 Anordnung der Regel- und Absperrventile einer Anlage mit Zwischenüberhitzung (Escher-Wyss)
1 HD-Turbine, 2 MD-Turbine, 3 ND-Turbine, 4, 4' Frischdampf-Absperrventile, 5, 5' , 5" Frischdampf-Regelventile (drei weitere
befinden sich auf der Unterseite der Turbine), 6, 6' Zwischendampf-Absperrventile, 7, 7' Zwischendampf-Regelventile, 8, 8' tiber-
strömleitung zwischen MD- und ND-Teil, 9 Drehvorrichtung für Rotor, 10 R egelblock, 11, 12, 13, 14 Lagerböcke, 15 Generator
Abb. 6 zeigt die Disposition der Ventile einer Anlage mit Zwischenüberhitzung. Bei
modernen Großanlagen erfolgt die Dampfzuführung stets durch mindestens zwei parallel-
Traupel, Turbomaschinen II, 2. Auf!. 3
34 12. Regelung der Dampfturbinen
----------------------- ---, I
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--- 8 --- 8 __
einspritzung in die sog. Dampfkühler dafür gesorgt, daß eine Abkühlung zustande kommt,
wie sie der arbeitsleistenden Entspannung des Dampfes entsprechen würde. Dies ist
notwendig, um den Zwischenüberhitzer und die Kondensationsanlage vor zu hoher
Temperatur zu schützen. Insbesondere wird auf diese Weise auch der Dampferzeuger
angefahren, wobei die Turbine zunächst noch stillsteht. Ihre Inbetriebsetzung erfolgt
erst, wenn die Dampferzeugung schon ein solches Maß erreicht hat, daß für die Durch-
führung des Anfahrmanövers reichlich Reserve zur Verfügung steht. Zwischenüber-
hitzungsanlagen sind heute stets Blockeinheiten, d. h. der Dampferzeuger (manchmal
auch zwei Dampferzeuger), die Turbine und die sämtlichen Zusatzeinrichtungen bilden
ein in sich geschlossenes System, das thermisch keine Querverbindungen aufweist zu
anderen Einheiten desselben Werkes. Die große Vielteiligkeit der Zwischenüberhitzungs-
anlagen legt diese Vereinfachung dringend nahe, weshalb die Zwischenüberhitzung erst
in größerem Umfang Anwendung fand, nachdem die Fortschritte des Dampferzeuger-
baues die Blockanordnung möglich machten, ohne daß deswegen größere Stillstands-
zeiten der Turbine in Kauf genommen werden mußten.
12.7 Probleme der Lastabschaltung 35
Abb. 8 zeigt ein Beispiel einer Abfangventilgruppe, links das Regelventil, rechts
das AbsperrventiL Beide sind mit Vorhubventilen versehen und strömungstechnisch
günstig gestaltet.
Abb. 9 zeigt eine Konstruktion, bei der Regelventil (Abfangventil) und Absperrventil
in besonderer Weise kombiniert sind. Das Absperrventil besteht aus Ventilteller 1 und
Vorhubventil2 und wird geöffnet, wenn das Regelventil6 noch geschlossen ist. Der Servo-
motor des Absperrventils verschiebt die Ventilspindel nach links, öffnet so das Vorhub-
ventil und stellt damit Druckausgleich zwischen den Räumen 3 und 4 her, so daß auch
Ventilteller 1 verschoben werden kann. Bei voller Öffnung steht die Schulter der Ventil-
spindel an der Führungsbüchse 5 an und vermeidet so Dampfleckage längs der Spindel. -
Das Öffnen des R egelventils 6 geschieht dadurch, daß zunächst sein Vorhubventil 7
nach links gezogen wird. Raum 8 steht dann über Spalt 9 mit Raum 10 und über das
geöffnete Vorhubventil mit Raum 3 in Verbindung. So entsteht im Raum 8 ein Zwischen-
druck, der Ventil 6 so weit entlastet, daß es ganz nach links gezogen werden kann. In
der Endlage bilden die Ventile 1 und 6 zusammen einen strömungsgünstigen Körper.
Wieder ist dafür gesorgt, daß bei voller Öffnung Dampfleckage längs der Spindel ver-
mieden wird. Das Schließen der Ventile bereitet keine Schwierigkeiten und erfolgt im
Störungsfalle unter dem Einfluß der Dampfkräfte von selbst.
Bei der in Abb. 10 dargestellten Ventilgruppe handelt es sich um Umgehungsventile
zur Überführung des aus dem Zwischenüberhitzer austretenden Dampfes in den Kon-
densator. Beim Öffnen öffnet zuerst das in Strömungsrichtung erste Ventil, das ein
a•
36 12. Regelung der Dampfturbinen
reines Absperrorgan ist, dann erst das zweite, durch dessen Stellung der Durchfluß so
geregelt wird, daß der Solldruck im Zwischenüberhitzer eingehalten wird. Beide Ven-
tile sind mit Vorhubventilen ver-
sehen und strömungstechnisch
günstig gestaltet. Durch die
Hintereinanderschaltung von
zwei sehr gut dichtenden Ven-
tilen werden Leckverluste durch
die Umgehungsleitung hindurch
im normalen Betrieb vermie-
den.
Moderne Großanlagen sind
stets mit einer Reihe von Kon-
troll- und Warngeräten versehen,
von denen vor allem zu nennen
sind: Fernanzeige der Lager-
temperaturen, Temperaturen an
bestimmten Stellen der Gehäuse,
Relativdehnungen zwischen Ro-
tor und Gehäuse, und Rotor-
exzentrizität (sog. "Wellenwäch-
ter"), Lagervibrationen, Kon-
densatorvakuum. Meist werden
sie als registrierende Geräte aus-
gebildet und lösen Signalvorrich-
tungen aus, sobald die gemes-
senen Größen abnormale Werte
annehmen. Gewisse dieser Kon-
trollgeräte lösen auch den
Schnellschluß aus, wenn die
gemessene Größe · sich weiter
Abb. 12.7.10 so verändert, daß eine Gefähr-
Umgehungs-Ventilgruppe für MD- und ND-Teil (Escher-Wyss) dung der Maschine zu befürch-
1 Absperrventil, 2 Regelventll, 3 Servomotor für beide Ventile, 4, 6, 6 Hebelwerk ten ist.
die Statik. Da sie stets klein ist gegen 1 , kann im Beharrungszustand des Reglers ge-
setzt werden
;; =~= A W-Wmln = A W-Wmln = ;,.!!._, (2)
,1 X; Wmax - Wmin w0 S S
wo Q die vom Minimalwert aus gemessene relative Drehzahlabweichung ist. Wenn in
einem Zeitpunkt der Regler nicht die Lage einnimmt, die durch GI. (2) vorgeschrieben
ist, besteht kein Gleichgewicht zwischen
der Federkraft und der von den Flieh-
gewichten auf die Muffe übertragenen
Kraft. Für die so entstehende Resultie-
rende P setzen wir
P = K ( A. ~ - ;;) = K (;i-1 - ;i), (3)
Aus den für das System typischen Größen D, K und M bilden wir nun die folgenden ,
die, wie leicht nachzuprüfen, die Dimension einer Zeit haben:
tM =V~' (8)
D
tn = J[ · (9)
kolben reduzierten, die Trägheit messenden Größe M gemäß GI. (5) gelangen wir mit
den Setzungen (8) und (9) schließlich wieder auf GI. (10). -Der Ansatz (11) mag Bedenken
erregen, da es fraglich scheinen könnte, ob er eine zutreffende Beschreibung des strömungs-
physikalischen Vorganges ist. Die Zulässigkeit dieser Setzung (in hinreichend engem
Bereich) liegt einerseits am Vorhandensein von Überdeckungen h, Abb. 1b, die einen
ständigen Öldurchfluß zur Folge haben. Andererseits kann der Einfluß der Kolben-
geschwindigkeit auf die wirksame Druckdifferenz - als einem Reibungsvorgang gleich-
wertig - in D, der Einfluß der Trägheit der zu beschleunigenden Flüssigkeitsmassen
in Meingeschlossen werden. Die Werte von tM und tD können daher praktisch nur experi-
Diese Gleichung läßt sich offenbar setzen für Regelelemente (Meßwerke, Transmitter,
Servomotoren), die den Charakter von Proportionalreglern haben. Wir setzen für die
Theorie der Dampfturbinenregelung solche voraus, obwohl auch andere (Differential-
regler, Integralregler) Verwendung finden können, worauf wir noch zurückkommen.
Als nächstes betrachten wir das Beschleunigungsverhalten der Turbogeneratorgruppe,
deren totales Massenträgheitsmoment @ und deren Maximalleistung N 0 sei. In einem
betrachteten Zeitpunkt seien die Turbinenleistung NT und die vom Generator auf-
genommene Leistung N G
Nr = Nr(O) + flNr, r(15)
Na= Na(O) + flNa. (16)
Da N r(O) = N 6 (0), ist der momentane Leistungsüberschuß, der sich auch durch das
überschüssige Drehmoment fJ M ausdrücken läßt
Wo fJM = fJNT- fJNa. (17)
Die Bewegungsgleichung lautet dann für die Turbogeneratorgruppe
dro _ ~M _ ~Np-~N0
Tt- e - 8roo (18)
Mit der Einführung der durch GI. 12.7 (2) definierten Trägheitszeit tr geht daraus un-
mittelbar hervor
(19)
1 -----------------~~---t~_t,_tm__~~------------- ------------~
I I
I
I
Llh~ LlhlJ Llh3~ Llhrt..J/i Llh~fi•l/ Llh 11A II
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tflr, tor I
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I I I I I I I
t
Abb. 12.8.2 Schema einer Dampfturbine mit Regelstufe und Anzapfstutzen; zur Aufstellung des regel-
dynamischen Gleichungssystems
Dazu müssen die Durchflußgesetze bekannt sein, die die einzelnen Massenströme be-
herrschen. Da die Druckverhältnisse (p;- 1 /pi) nur geringfügigen Änderungen unterworfen
sind, besteht mit sehr großer Genauigkeit Proportionalität zwischen Eintrittsdruck und
Massenstrom eines Schaufelungsteils, d. h. es ist, wenn wir allgemein definieren
(23)
m<l-1>1 (24)
m<l-1>,(0)
Somit ist auch
(25)
Hier ist
- m..,(O) (26)
IX; = m<•-1>,(0)
die relative Anzapfmenge im Beharrungszustand. Für die Abweichung !5m 4 ; der Anzapf-
menge setzen wir 15m.~ ß
m.(1-1)1(0) = i 'fjJ;, (27)
Nun ist andererseits, wenn wir die mit der Druckänderung im Raume i verbundene
Zustandsänderung als Polytrope ansetzen,
1 1
[_l!!._]n n=
- - 1
~ = v1 (0) = = [ p 1 (0) + !5p,] (1 +"Pi;: (29)
m1(0) v, p (0)
1 p1(0) ' '
1
'
1 -(1
dm·=-
n
m (0)
+ 1/!·)n
rt
- - 1
d11!·RJ-'
, ,,
m (0)
n -d11J
T"
· (30)
40 12. Regelung der Dampfturbinen
weil VJ; ~ 1. Damit läßt sich für Gl. (28) auch setzen
m~O) dd~~ = mu-1>;(0) (VJi-1- (1- !X;+ ßi) VJ;]. (31)
Wir definieren durch
t· = mi(O) (32)
' - m(i-l)i(O)
die Füllzeit des Raumes i im Zustand 0. Dann läßt sich Gl. (31) schreiben
-t,n -dlp;
dt +
(1 - !X.' + ß.)t
111·
Y' t
= 1/J.
Y' l -
1
'
(33)
womit die Druckgleichung für den Raum i gefunden ist.
Die Behandlung der Regelstufe hat davon auszugehen, daß sowohl die Regelventile
als auch die einzelnen Beaufschlagungssektoren (als parallelgeschaltete Stufen aufgefaßt)
mfDJ+öm '\ ~
mro; -mro;
m(oJ-Ioml ________ _,_
I
I
I
I
I
I
I
I
b
Abb. 12.8.3 Durchflußgesetz der Regelstufe
a) Massenstrom in Funktion des Druckes P,. vor Leitapparat, b) Massenstrom in Funktion des Druckes Pw nach Stufe
Elemente sind, für welche die Durchflußmenge m gemäß Abb. 3 vom Eintrittsdruck p iX
und vom Gegendruck Pw abhängen. In linearisierter Näherung läßt sich also setzen
~m = aiX ~p".- bw ~Pw = a!Xp".(O) 1p".- bwPw(O) 'f/Jw, (34)
wo aiX und bw die Neigungen der in Abb. 3a undbeingetragenen Tangenten repräsentieren.
Wenn wir nun durch die Zeichen ' und " auf die vollgeöffneten und den teilgeöffneten
Sektor verweisen und durch die Indizes die Räume bezeichnen wie in Abb. 2 angegeben,
erhalten wir für die sämtlichen voll geöffneten Sektoren
X ~m~2 = - p2(0) X b; 1p2, (35)
für den teilgeöffneten
.11m·1
U 2 - a"
11 -
1 p"
l (0) 111
Tl-
11 b112 p 2 (0)
(36) 11,
.,-2·
Wenn wir uns alle Änderungen zunächst so langsam durchgeführt denken, daß nur
stationäre Zustände durchlaufen werden, dürfen wir Gl. (35) und (36) summieren, und
es gilt
(37)
H ier charakterisieren die b~ das Durchflußverhalten der ganzen Sektoreneinheit mit Ven -
til, b'; das Verhalten des von 1" bis 2 reichenden Sektors, also ohne Ventil. Für dieses
letztere gilt vielmehr das Durchflußgesetz
.ll""
umE l = . " (O)
mE1
of
f(O) -
bll
1 P1"(O) "P111 · (38)
~1/f(O) ist die relative Änderung des Ventilquerschnittes. Da nun aber ~m~1 = ~m~'2,
folgt aus (36) und (38) auch
. " (0)
mEI
0I
/(O) = (al" + b")
1 P1"(0) 'f/J1 II
- b"2P2 (0) 'f/J2· (39)
12.8 Zur Dynamik der Dampfturbinenregelung 41
Schließlich ist unter der gemachten Voraussetzung auch JrhE = Jrh 23 und somit nach
Gl. (24)
(40)
Mit (37), (39) und (40) liegt ein Gleichungssystem vor, aus dem wir "P~ und 1p 2 eliminieren
können, worauf wir erhalten:
_fl_
/(0)
= {a(' + b('
a('
[1 + rhE(O)
P2(0) (bll
2
+ .::;.,~ b')]
2
_ p 2(0)
rhE(O)
bll} r5rhE
2 rh;/ 1 (0) . (41)
Wir setzen abkürzend
U _ {a(' + b;' [ + rhE(O) (b"2 + .::;.,~ b')]2 _
a('
1 p 2 (0) p 2 (0)
rhE(O)
b"}2 (42)
und können dann mit fmax als maximalem Öffnungsquerschnitt des betrachteten Ventils
und rhEo als größter Durchflußmenge durch die ganze Maschine Gl. (41) in folgender
Form schreiben : fj) = _fl_ = /(0) mEO U ( rj'fhE) (43)
- /max /max rh~'l (0) rhEo .
Wenn wir nun fordern, daß die Stellung des Servomotors und der in die Turbine
eintretende Dampfstrom rhE einander proportional sein sollen, so bedeutet dies offenbar
(44)
wo Cs die gemäß Gl. ( 12) definierte Stellungsabweichung des Servomotors ist. Damit
geht Gl. (43) über in
(45)
Der vor Cs stehende Faktor ist von dem betrachteten, durch 0 gekennzeichneten Be-
harrungszustand abhängig und gibt für die unmittelbare Umgebung desselben den
Zusammenhang zwischen Servomotorstellung und Ventilöffnung, d. h. also z. B. die
örtliche Steigung des Nockens, durch den der Servomotor die Ventilstellung diktiert.
Um den mathematischen Ausdruck für diesen Zusammenhang zu finden, mußte das
stationäre Verhalten der Regelstufe betrachtet werden.
Um das zeitabhängige Verhalten der Regelstufe zu gewinnen, muß analog überlegt
werden, wie dies für den i-ten Raum geschehen ist. Für den Raum 1" gilt also nach
Gl. (36) und (38)
dm('
----a;t = • 11
mE1
r5 f - b"
(0) f(O) 1 P1'' (0) "P1'' - [a111 P1"(0) "P111 - b"2 P2 (0) "P2 ] · (46)
Wenn man hier dm~' durch den Ausdruck nach Gl. (30) ersetzt, die Zeitkonstante
_ m('
t''1 = -.-
(0)
(47)
mEo
einführt und Jfff(O) durch das mit Gl. (43) definierte Verhältnis fJ> ausdrückt, erhält man
.![ d1p(' _ /rr.ax rh;{, (0) fj) _ a(' p;' (0) + b(' p(' (0) 11 + b~' P2(0) (48)
n dt - /(0) rhEo rhEo "P1 rhEo "P2·
Für Raum 2 lautet die Bilanzgleichung, wenn man die Relationen (35), (36) und (24)
heranzieht:
dm 2 J: • 11 + ~
? t =um 12 .::;., J: • '
um 12 -
J: •
um23
= [a~ p~(O) "P~- b~ P2(0) "P2J- P2(0) ~ b~ "P2- rhE(O) 1jJ2, (49)
oder nach Einführung der Zeitkonstante
t2 ~ m_2(0) (50)
mEo
mit GL (30) auch
t 2 d1p 2 a(' p;' (0) " rhJJ(O) + (b~' +}; b~) p 2(0) (51)
-n · -dt = m'JJ·o "P1 - m'EO "P2·
Mit den Gln. (48) und (51) ist das zeitliche Verhalten der Regelstufe beschrieben.
42 12. Regelung der Dampfturbinen
tMt
2 d2f;,
dt2 + df;d/- + Ct = Cr; (57)
d2 r;, + t
t2Ms"""(jt2 df;, + r r . {58)
Ds([t ss=st,
d " + ( " + b") P1" " = _ U ~ + _2__1!_
t" .....J!!_ b" •
~
n dt mEO
a1
'IJ!I
1
l,s mEO 'IJ!2>
(59)
.2 d!J!2 + mE + (b~' + .E b~) P2 = al P! ". (60)
n dt 2 mEO 'ljl mEo "Pl '
d!J!n + (1
nt,. dt - 1Xn + ßn) "Pn -_ "Pn -I>,
d 'P =
Tt 1
2tT No { (ai" PI" "PI" - "" b. 2I +
b"2P2 "P2 ) L1 h"I2 - P2 "P2 A h'I2...:;.,
+ 'fJ~2 m~2(P~ V~ 'lj!~ - P2 v2 "P2) - fJ~2(mE - m~2) P2 v2 "P2 +
+ m2a[Ah23 "P2 + 'f}2a(P2 V21J!2- PaVa "Pa)]+
+ mi(i+l) [Ahi(i+l) "Pi+ 'f/i(i+l) (p; v; "Pi- Pi+l vi+I "Pi+l)] +
12.8 Zur Dynamik der Dampfturbinenregelung 43
Hier tritt als zustäzliche Zeitkonstante die Isodromzeit tJ auf, die gebildet ist aus der
Elastizitätskonstante und der Dämpfungskonstante, welche die nachgiebige Rück-
führung (Isodromvorrichtung) kennzeichnen.
Bei Maschinen, die auf ein großes Netz arbeiten, ist die Frage naheliegend, ob über-
haupt Stabilität der Regelung gefordert werden müsse, denn man könnte sich vorstellen,
daß die anderen Maschinen die eine, die von sich aus instabil wäre, "festhalten'~. Nun wird
aber durch die ständigen kleinen Frequenzschwankungen das Regelsystem der Maschine
immer etwas gestört, worauf sie, wenn ihre Regelung instabil ist, mit starken Leistungs-
pendelungen reagiert. Diese sind nicht nur für die Wirtschaftlichkeit und Betriebs-
sicherheit der Maschine selbst höchst unerwünscht, sondern sie müssen auch durch die
übrigen Maschinen des Netzes ausgeglichen werden. Deshalb ist auch in einem großen
Netz stabiles Regelverhalten jeder einzelnen Einheit erforderlich.
In der Theorie ist der Einfluß der Drehzahlverstellvorrichtung nicht berücksichtigt
worden. Das wäre ein äußerer Eingriff von gleichem Charakter wie die aufgeprägte
Leistungsstörung ~N G(t), d. h. man erhielte eine zusätzliche Störungsfunktion im Glei-
chungssystem. Diese aber ist für die Betrachtung des Stabilitätsproblems belanglos.
(l)
12.9 Berechnung der Überdrehzahlen 45
Es ist aus der Geometrie der Abb. 1 leicht zu verifizieren, daß das Durchflußgesetz dann
die Form
(2)
annimmt, wobei Index 0 den Vollastpunkt kennzeichnet, Index lX den Eintritt, Index w
den Austritt. Hierbei behält allerdings der Wurzelausdruck für Pa!Pw < a den konstanten
Wert
V (1 - a) 2 -
(1- a) 2
(Pwo!Pao- a) 2
bei. Mit a = 0, was in der Mehrzahl der Fälle mindestens näherungsweise verwirklicht
ist, geht (2) in das Gesetz 11.3 (16) über. Wir nennen im folgenden den Wurzelausdruck
"Ellipsenfaktor" E, schreiben also
(3)
wobei definitionsgemäß
E (P"')
PIX
=V
-
(1- a) 2
(1 - a) 2 -
- (Pw!Pa- a) 2
(Pwo/P!Xo- a) 2
für 1!.!:!...
p!X
~ a, 1
V ~ (4)
E ( Pw) = (1 - a) 2 für Pw
p".-
< a. J
PIX - (1 - a) 2 - (Pwo/P"o- a) 2
Hierbei sind die Rückwirkungen der Eintrittsenthalpie und der Drehzahl vernachlässigt,
was im Rahmen einer solchen Untersuchung zulässig ist.
Nun betrachten wir z. B. den Raum zwischen einem Regelventil und dem Leitrad
der Regelstufe, dessen Volumen V 1 ist und der die Dampfmenge
( 5)
enthält. Wir setzen voraus, daß die Zustandsänderung in diesem Raume im Verlaufe
des untersuchten Vorganges polytropen Charakter habe und durch den Polytropen-
exponenten n gekennzeichnet sei. Dann wird mit
( 6)
aus (5)
(7)
Ist weiter rh 0 die Dampfmenge, die im Vollastpunkt je Zeiteinheit durch den Raum V1
strömt, so ist offenbar _ mlo
t 1 =-.- (8)
mo
die "Füllzeit" des Raumes V1 , d. i. die mittlere Verweilzeit eines Dampfteilchens in
ihm. In einem beliebigen Zeitpunkt t wird nun der Dampfzufluß zu V1 den Betrag
mJt' = rh 0 cp (t) (9)
haben, wo die Funktion cp im allgemeinen einen Wert kleiner als Eins hat, bei geschlos-
senem Ventil Null wird und in ihrem Verlauf vom Schließgesetz des Ventils abhängt.
Herrscht im Zeitpunkttin V1 der Druck p 1 (t), so ist andererseits die abströmende Dampf-
menge
rhl' = rho .l!l. E
PIO
(h.),
P!
(10)
wo p 2 der Druck nach der Regelstufe ist und die E-Funktion derselben als bekannt vor-
auszusetzen ist. Nun gilt offenbar
dm-
-
dt
-
1 _
m"
•. /
- m/"
• .,. P1 E ( -P2
= m• 0 [ cp (t) - -
P1o P1
)l • (11)
46 12. Regelung der Dampfturbinen
d (PI )
Ttp;;;
n 1 (I3)
n
(I5)
(17)
cx - a· P10
'- '
-p
'
Llp;
-
-
a·
1-n1
'LlpdP10
für 1 - ni Llp-
~--',
P;o
l
(18)
cx; = a; für 1-
Llp.
n; ~ - - ' .
P1o I
Hierbei ist L1 p; der Druckabfall im Vollastpunkt zwischen der Anzapfstelle und dem Vor-
wärmer. Ist p um mehr als LJp; vom ursprünglichen Wert aus abgefallen, so daß cx; = a;,
so ist in (17) das Durchflußverhalten offensichtlich nach den obigen Überlegungen korrekt
formuliert. Im Vollastpunkt kann das Zusatzglied für die Anzapfmenge gerade dadurch
berücksichtigt werden, daß cx; = 0 gesetzt wird, denn die Anzapfung wirkt gleich wie
eine anschließende Schaufelupg, welche die volle Menge schlucken würde. Nimmt man
weiter den Übergang zum Zustand völliger Absperrung der Anzapfung linear an, so
entsteht das durch (18) angegebene Gesetz.
Auf Grund dieser Überlegungen kann für jede Turbinenanlage ein vollständiges
System von Differentialgleichungen angegeben werden, das den zeitlichen Verlauf der
Drücke an den verschiedenen Punkten beschreibt. Als Beispiel betrachten wir die
Anordnung nach Abb. 3, eine Anlage mit Zwischenüberhitzung. Für die einzelnen
Räume, deren Numerierung aus Abb. 3 hervorgeht, gelten dabei die folgenden Glei-
chungen:
(19)
.!.':..n2 n~
1
dn'! =
dt t2
[n1E12 (~)-
n
n2 E2a (~)].
1 n 2
(20)
n 3 = const = 1, (21)
n-1
dn4 = t;
dt n n4- n [ f{! "(t) - n4 E 4 5 (n;
n5 )] , (22)
dd~5 = ~
n-1
n 5 _n_ L_! ct
45
n 4 E 45 ( ::) - (1- cx 5 ) n 5 E 56 ( : : )]. (23)
n 6 = const = 1 . (24)
48 12. Regelung der Dampfturbinen
Hier beschreiben q/ und q/' die aus den Schließgesetzen der Regel- und Abfangventile
folgenden Durchflußgesetze. lXs ist die gemäß {18) der Anzapfung aus dem Raum 6 zu-
geordnete Größe, während tX 4 5 der Anzapfung zwischen den Räumen 4 und 5 zugeordnet
ist. Sind a 45 die relative Anzapfmenge, p 45 , 0 der Druck an jener Anzapfstelle und L1p 45
der Druckabfall bis zum Vorwärmer, alles bei Vollast, so ist hinreichend genau
lX4s = a,s A
1-:n4
I wenn 1 - :n:, --- Llp4 5
2 --, sons t lX 45 = a 45 ,
LJ P4 s P45.o P4s.o
weil der Druck an der Anzapfstelle annähernd proportional p 4 ändert. Der Fehler liegt
auf der sicheren Seite, denn die Anzapfung wird in Wirklichkeit etwas weniger schnell
unterbrochen. Der Faktor 1/{1 - tX 45 ) folgt daraus, daß eine Unterbrechung der An-
zapfung eine Vergrößerung des Zuflusses zum Raum 5 bedingt. GI. {21) spricht aus, daß
während der Zeitspanne, die der ganze Entleerungsvorgang der Turbine in Anspruch
nimmt, der Druck im Zwischenüberhitzer praktisch noch nicht ändere, d. h. daß seine
Füllzeit groß sei im Vergleich mit den Füllzeiten der Turbinenräume. Wo dies nicht
hinreichend genau der Fall wäre (z. B. indirekt mit flüssigem Metall beheizter Zwischen-
überhitzer), könnte man eine entsprechende Bilanzgleichung für den Zwischenüberhitzer
formulieren. Auch der Kondensatordruck ist mit GI. (24) als während der Zeit des Vorgangs
hinreichend genau konstant vorausgesetzt. Weiter ist im Gegensatz zu der Darstellung
unter 12.8 hier das Volumen der Anschlußräume der Anzapfungen zwischen 4 und 5
und zwischen 5 und 6 als vernachlässigbar klein angenommen, was oft zulässig ist und
zu den entsprechenden Vereinfachungen des Gleichungssystems führt. Die Verallgemeine-
rung wäre in naheliegender Weise durchführbar. Bei Naßdampfturbinen für Atomkraft-
anlagen, bei denen zwischen einzelnen Gehäusen ein Wasserabscheider angeordnet ist,
muß nicht nur der Dampfinhalt dieser Abscheider berücksichtigt werden, sondern
namentlich auch ihr Wasserinhalt, der bei der Druckabsenkung teilweise verdampft.
Auch der Wasserfilm an Gehäusewandungen, der bei der Absenkung des Druckes ver-
dampft, ist bei Naßdampfturbinen zu berücksichtigen.
Unser Gleichungssystem zerfällt offensichtlich in zwei unabhängige Systeme von je
drei Gleichungen, nämlich (19) bis (21) und (22) bis (24), von denen je eine trivial ist,
so daß zwei Paare gekoppelter Differentialgleichungen vorliegen für die Funktionen n 1
und n 2 bzw. n 4 und n 5 . Dazu kennen wir für t = 0 die Anfangsbedingungen
n 1 (0) = n2 (0) = :n:, (0) = n 5 {0) = 1. {25)
12.9 Berechnung der Überdrehzahlen 49
Damit ist das Problem mathematisch vollständig formuliert. Für die Auflösung der
Gleichungssysteme dürfte praktisch nur die Differenzenrechnung in Frage kommen.
Man ersetzt also das Zeitdifferential durch eine endliche Zeitspanne L1 t und dement-
sprechend die d ni durch Differenzen L1 ni, multipliziert die vier Gleichungen mit L1 t
und erhält so vier Beziehungen für die L1 ni, also z. B. für (19)
n-1
L1 n 1 = ~1 t n n 1_n_ [ <p' (t) - n 2 E 23 ( :: ) ] (26)
und analog für (20), (22), (23). Sind für einen Zeitpunkt t alle ni bekannt, so sind alle
L1 ni berechenbar, wie (26) am Beispiel von L1 n 1 zeigt, womit die Werte ni für t L1t +
aufgefunden sind. So kann vom bekannten Anfangszustand ausgehend die Lösung
Schritt für Schritt gewonnen werden. Bei großen Änderungen der ni im betrachteten
Zeitintervall empfiehlt es sich, die Rechnung zu berichtigen durch nochmaliges Be-
stimmen der L1 ni, wobei man für die ni Mittelwerte für die Zeit L1 t einsetzt, die aus der
ersten Näherung folgen.
Bei der Durchführung der Rechnung entsteht insofern eine gewisse Schwierigkeit,
als im Augenblickt = 0 noch Beharrungszustand herrscht, so daß alle L1 ni = 0 werden.
r.
Dies kann man in folgender Weise umgehen. Man setzt z. B. in Gl. (19)
q/ (t) = 1- 0 (~ (27)
Mit den beiden Konstanten 0 und b kann man das gegebene <p'-Gesetz mindestens für
eine erste Zeitspanne genügend genau wiedergeben; meist genügt der Ansatz (27) sogar
für die vollständige Darstellung des Gesetzes. Da auch ganz kurz nach Beginn des Vor-
ganges die sämtlichen ni und somit auch die E noch von Eins kaum verschieden sind, läßt
sich mit Gl. (27) für Gl. (19) setzen
d:n:l = -!!:.. 0 (.!...)b· (28)
dt 4 4
Mit der Anfangsbedingung n 1 (o) = 1 erhält man
_ _ nO(t/t1 )b+l
nl- 1 b +
1 ' (29)
womit der n 1 -Verlauf im ersten Zeitintervall gegeben und die Differenzenrechnung ein-
geleitet ist. Wenn nötig könnte hiervon ausgehend der Ausdruck in eckiger Klammer
in Gl. (20) für die Anfangsphase des Vorganges berechnet und in einer zu GI. (27) analogen
Form dargestellt werden, worauf der n 2 -Verlauf in gleicher Weise berechenbar wäre.
Auch die schrittweise Verbesserung durch nochmalige Durchrechnung mit den bereits
bestimmten ni-Verläufen ist möglich. - Mit dem Gleichungssystem (22), (23) ist analog
zu verfahren.
Aus dem Verlauf der Drücke an den verschiedenen Punkten in Funktion der Zeit
läßt sich sogleich auch die Arbeit gewinnen, die während des betrachteten Vorganges
an den Rotor abgegeben wird. Während der Zeitspanne dt empfängt der Rotor die Arbeit
dL = ~ mi rJi L1isi dt, (30)
i
aufnimmt. Hier ist mi die Masse, die pro Zeiteinheit durch den Abschnitt zwischen i
und i + 1 strömt, 'l}i der innere Wirkungsgrad und L1 is i das isentrope Enthalpiegefälle
des Abschnittes. Diegenaue Definition von 'l}i lautet
die sämtlichen p; in Funktion der Zeit und kann damit aus dem is-Diagramm für jeden
Zeitpunkt die .LI i. i ablesen. Man beachte, daß jedem p; vermöge des angenommenen
Polytropengesetzes das spezifische Volumen
1
V;= V;o 'Jlj n (35)
zugeordnet ist, womit der Zustand eindeutig festliegt. Hingegen führt die Entspannung
von Pi auf Pi+l unter Berücksichtigung des Wirkungsgrades nicht notwendig auf das
aus dem Polytropengesetz folgende V; +I, da dieses Gesetz auch Wärmeübertragung an
den Wandungen mitumfaßt.
Mit den Relationen, GI. (33), (34) und (35) und der Lösung des Gleichungssystems,
die wie oben erklärt durch Differenzenrechnung gefunden wird, läßt sich der Integrand
von GI. (31) für jeden Zeitpunkt berechnen und somit auch L(t) aus dieser Gleichung
finden. Nun sei w(O) die Winkelgeschwindigkeit zu Beginn des Vorganges, also z. B.
im Augenblick des Auslösens der Schnellschlußvorrichtung (genauer eigentlich in dem
Zeitpunkt, wo sich das Ansprechen des Schnellschlusses an den Regelventilen bemerkbar
macht!), t9 das Trägheitsmoment des ganzen Läufersystems nach GI. 12.7 (1). Dann
ist in einem beliebigen Zeitpunkt die Winkelgeschwindigkeit w (t) gegeben durch die
Energiegleichung
(36)
Vermöge GI. 12.7 (2) ist dies auch darstellbar in der Form
womit unser Problem gelöst ist. Das höchste w ergibt sich praktisch für das t, wo alle Pi
bis auf den Enddruck abgesunken sind (im HD-Teil von Zwischenerhitzungsanlagen bis
auf den Druck im Zwischenüberhitzer). - Die ganze Rechnung läßt sich gut der elek-
tronischen Rechenmaschine anpassen, da auch das Zustandsverhalten des Dampfes, wie
es durch das is-Diagramm wiedergegeben wird, durch Ansätze ausdrückbar ist, die in die
Maschine eingegeben werden können.
Das Verfahren liefert nicht nur den Höchstwert von w, sondern es gestattet darüber
hinaus die Bestimmung des ganzen zeitlichen Verlaufes, wofür man sich aber meist
weniger interessiert. Es ist daher beachtenswert, daß eine wesentliche Abkürzung der
Rechnung möglich ist, wenn nur das maximale w gesucht ist. Sobald nämlich einmal
alle Ventile geschlossen sind, ist die Verfolgung der weiteren zeitlichen Veränderungen
unnötig. Um dies zu erkennen, betrachten wir das System, Abb. 4. Gegeben ist ein ge-
schlossener Raum V1 , der die Dampfmasse m mit einem Druck p 1 und einer inneren
Energie u 1 (pro Masseneinheit) enthält. Nun gebe man durch eine Turbinenschaufelung
12.9 Berechnung der Überdrehzahlen 51
hindurch den Durchtritt nach einem zweiten Raume frei, in welchem der konstante
Druck p 2 herrsche, der kleiner sei als PI. Bei dem nun folgenden Druckausgleich sinkt
die innere Energie des ursprünglich im Raume V I eingeschlossenen Dampfes von ui
auf u 2 • Die Abnahme dieser inneren Energie ist bedingt einerseits durch die Arbeits-
abgabe an die Turbinenschaufelung, andererseits durch die Verschiebungsarbeit, die an
dem Dampf zu leisten ist, der ursprünglich schon im Auspuffraum war. Diese Verschie-
bungsarbeit hat den Betrag
P2 m(v2- vi)·
Daher ist die an die Schaufelung abgegebene Arbeit
L = m[(ui- u2)- P2(v2- vi)]
Pr
oder wegen
ui = ii - PI vi ,
auch
(38) Abb. 12.9.4 Ersatzsystem, bestehend
aus geschlossenem Raum V1 und an-
Allerdings liegt L damit noch nicht eindeutig fest, denn schließender arbeitaufnehmender
es wurde noch nichts gesagt über den Charakter der Schaufelung
Zustandsänderung, die vom Zustand I zum Zustand 2
führt; lediglich, daß sie adiabatisch sei, ist bei der Aufstellung der Energiebilanz implizite
vorausgesetzt worden. Die Entspannung der verschiedenen nacheinander die Schaufelung
durchströmenden Dampfteilchen wird aber im allgemeinen mit verschiedenen Wirkungs-
graden erfolgen, und die Expansion des im Raume V I verbleibenden Restes erfolgt ihrer-
seits mit anderen Verlusten. Es wäre also i 2 in GI. (38) eigentlich aufzufassen als ein
über die ganze Masse m erstreckter Mittelwert, der erst aus einer Untersuchung der
Einzelvorgänge zu gewinnen wäre. Praktisch wird es jedoch genügen, den ganzen Vor-
gang zunächst als rein isentrop zu betrachten, womit i 2 eindeutig festliegt. Die so be-
rechnete, sicher zu große Arbeit L ist alsdann mit einem entsprechenden mittleren
Wirkungsgrad zu multiplizieren, der geschätzt werden muß.
Vom Augenblick an, wo alle Ventile geschlossen sind, ist die Turbine auffaßbar als
ein System von solchen Räumen, deren Dampfinhalte durch Schaufelungen hindurch
in die Austrittsräume (Kondensator, Zwischenüberhitzer, Gegendrucknetz) abströmen.
Daß die Räume hintereinandergeschaltet sind, ist bis auf Nebeneffekte unwesentlich.
Jedes Teilchen expandiert schließlich arbeitleistend bis auf den gemeinsamen Enddruck,
so daß das System auch aufgefaßt werden kann wie eine Anzahl von parallelgeschalteten
Systemen der Art, Abb. 4. Es sei nun t. der Zeitpunkt, in dem alle Ventile geschlossen
sind. Dann ist nach GI. (7) und (8) die Masse m;, die im Raume V; eingeschlossen ist,
) I
Hier sind ii(t,) und vi(t.) die Enthalpie und das spezifische Volumen des Dampfes, der
in t, im Raume V; eingeschlossen ist; isAi ist die bei isentroper Entspannung von diesem
Zustand aus bis zum gemeinsamen Austrittsdruck PA entstehende Endenthalpie. ij; ist
der geschätzte mittlere Wirkungsgrad dieses Entleerungsvorganges. Meist wird hin-
reichend genau für alle Vi dasselbe ij; eingesetzt. Damit erhält man schließlich
Wmax
2
= W
2 (0} + Wo tTNo •
2 Lmax (42)
Bei Anlagen mit Zwischenüberhitzung ist als PA für alle der Zwischenüberhitzung
vorgeschalteten Teile der Zwischenüberhitzungsdruck zu setzen. Dieser sinkt zwar mit
großer Verzögerung ab, so daß das Schema, Abb. 4, hier eigentlich nicht zutrifft, doch
ändert er sich während der kritischen Phase des Vorganges - bis Wmax erreicht wird - nur
sehr langsam, so daß hinreichend genau mit einem konstanten Wert gerechnet werden
kann, den man zur Vorsicht relativ tief einschätzen wird. Die weitere langsame Druck-
absenkung im Zwischenüberhitzer bis auf den Leerlaufwert bewirkt zwar eine Fort-
setzung der Entleerung der Räume der HD-Turbine, die aber praktisch keine Arbeits-
abgabe an den Turbinenläufer mehr zur Folge hat, denn der Dampfdurchtritt durch
die Schaufelung erfolgt so langsam, daß der Wirkungsgrad im allgemeinen sogar negativ
werden kann.
Für rasche Abschätzungen genügt sogar die folgende weiter vereinfachte Berechnungs-
methode. Anstatt den Vorgang während des Schließens der Ventile in seinen Einzelheiten
mo.-~-------,---------,------~--,----------,
% HD- Regelrenftle
~
~ ~~--~----~---------4----------+----------i
<::
~
0~--~~--~--------~--------~--------~
100 I
o.z ~ks
"'o MO- Rege/renfile(Abfangrenftle)
~ I
~ 50
~
0
mchls\
I
.___ zoo
V An- 21Z U/min, t- ZB9 sec
]min-~
~ 100
/
'~ / 1 z 3 sec
t-
Abb. 12.9.5 Drehzahlverlauf beim Abschaltversuch an einer Turbine von Siemens, nach TRÖSCHER [23]
zu verfolgen, nimmt man an, daß die Ventile während der Zeitspanne t./2 voll offen-
bleiben und dann plötzlich vollständig schließen. Alsdann folgt die Entleerung nach
dem Schema, Abb. 4. In diesem Falle kann man unmittelbar GI. (41) formulieren, wobei
man lediglich L (t.) durch N 0 t,
-2-
ersetzt und für die Pi• vi, ii die Werte des Normalpunktes einsetzt.
GI. (41) nimmt dann die Form
Lmax = N~t, + ~iji rhi-1,0 ti[iio- isAi- (Pio- PA) Vio] (43)
an. t
Diese Rechnung wurde beispielsweise ausgeführt für eine Turbine mit N 0 = 120 MW,
n = 3000 Ufmin, deren Schaltung der Abb. 3 entspricht. Die Trägheitszeit des Rotor-
systems (einschließlich Generator) sei tr = 4,0 sec, und die Drücke und Dampfmengen
in den einzelnen Räumen seien im Normalpunkt:
I2.9. Berechnung der Überdrehzahlen 53
I
p m p m
Raum
I bar
I kg Raum bar
I kg
I I 55 7,00 4 27 4,05
2 I25 I4,00 5 6,5 7,90
3 I 30 - 6 0,04 -
Ferner wurde angenommen, der Schnellschluß löse aus bei 10% Überdrehzahl, also
bei 3300 U fmin. Alsdann vergehe eine Zeit von 0,1 sec bis die Ventile zu schließen be-
ginnen und eine weitere von 0,2 sec bis sie ganz geschlossen sind. Nach der Rechnung
entsteht dann eine höchste Drehzahl von 3392 Ufmin, d. h., wir erhalten insgesamt
eine Überdrehzahl von 13,1%. Beispiele gemessener Drehzahlverläufe bei Abschalt-
versuchen geben etwa ÜBERLE [21], RAAB [22], TRÖSCHER [23]. Die Ergebnisse nach [23]
zeigt Abb. 5. Dabei handelt es sich um eine von Normaldrehzahl ausgehende Vollast-
abschaltung, die von der normalen Regelung aufgefangen wird, ohne daß die Sehneli-
schlußvorrichtung zur Auslösung kommt. Das Diagramm zeigt auch die Schließbewegung
der Ventile.
Literatur
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[2] CHURCH, E. F.: Steam Turbines, 3rd Edition. New York/TorontojLondon I950.
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Escher-Wyss-Mitt. I956, H. 2.
[10] LOSCHGE, A., H. BLENKE u. K. RüGER: Konstruktionen aus dem Dampfturbinenbau, 2. Aufl. Berlin/
Göttingen/Heidelberg: Springer I955.
[11] NEAL, S., u. V. S. RENTON: Operating Characteristics of the IOOOOO kW-Essex-Turbine-Generator.
Trans. ASME 72 (I950) S. 267-284.
[12] ÜBERLE, A.: Die Regel- und Sicherheitseinrichtungen großer Dampfturbinen. Brown Boveri Mitt. 45
(I958) Nr. 7/8, S. 325.
[13] PARKER, E. E.: Steam Turbines for Resuperheat Cycle. Trans. ASME 7l (I949) S. 693-700.
[14] REYNOLDS, R. L.: Reheating in Steam Turbines. Trans. ASME 7l (I949) S. 701-706.
[15] WALSH, E. F., u. R. L. JACKSON: The New England Electric System Tests Effectiveness of Stop-Valve
Bypass in Reducing Thermal Stress Gradients in Steam Turbines. Trans. ASME, J. of Engineering for
Power 84 (I962) Series A, No. 4, S. 365-388.
[16] SEIPPEL, C.: Turbines a vapeur sous charges variables et sous fortes surcharges. Bericht I04, II B-I der
Weltkraftkonferenz, Lausanne I964.
[17] JAGGI, H.: Stationäres Betriebsverhalten von Gasturbinen mit verstellbaren Leitapparaten. Mitt. Inst.
f. Therm. Turbomaschinen ETH, Nr. 7, Zürich I964.
[18] PROFOS, P.: Die Regelung der Dampfanlagen. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer I962.
[19] JÄGER, B.: Die Regelung der Dampfturbinen mit Berücksichtigung der hydraulischen Übertragung.
VDI-Z. I05 (1963) S. 775-781 u. 809-8I6.
[20] BOREL, L.: Stabilite de reglage des installations hydroelectriques. Lausanne: Payot I960.
[21] ÜBERLE, A.: Vollastabschaltung an einer Dampfturbine mit Zwischenüberhitzung. BBC-Mitt. 47 (1960)
Nr. I/2, S. I7.
[22] RAAB, A.: Regelung von Dampfturbosätzen. AEG Dampfturbinen, Turbogeneratoren. Berlin 1963,
s. 95-I09.
[23] TRÖSCHER, H.: Lastabschaltversuche an Kraftwerksblocks. Siemens-Z. 37 (I963), H.IO, S. 712-720.
[24] LEONHARD, A.: Die selbsttätige Regelung, 3. Aufl. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer 1962.
[25] HÄNNY, J.: Regelungstheorie. Zürich: Leemann 1947.
[26] ÜPPELT, W.: Kleines Handbuch technischer Regelvorgänge, 4. Aufl. Weinheim: Verlag Chemie 1964.
[27] KLEINAU, W.: Regeldynamik von Dampfturbinen mit Zwischenüberhitzung. BWK I7 (1965) S. 304-306.
54 13. Regelung der Turboverdichter
a b
Abb. 13.1.2 Abb. 13.1.3
Regelung durch Abblasen (a) bzw. Umblasen (b) Regelung durch Zwischenabblasen
(besonders für Pumpverhütung)
13.2 Saugdrosselregelung
Wir betrachten die in Abb. 1 schematisch dargestellte Verdichteranlage. Vor dem
Saugdrosselorgan herrsche der statische Druck p E, der Gesamtdruck PE, und es sei
dort das spezifische Volumen v E, womit auch
.
JE= u-IPEVE
" (1)
gegeben ist. Der statische Druck nach dem Saugdrosselorgan sei p~, derjenige am Aus-
trittsstutzen PA. Beim aus der freien Atmosphäre ansaugenden Verdichter ist, sofern
bis zum Drosselorgan keine merklichen Strömungswiderstände auftreten, PE praktisch
gleich dem atmosphärischen Druck. Im Falle des idealen Gases ist weiter jE = cP TE.
Index 0 soll im nachfolgenden stets den Auslegungszustand andeuten.
Nun wird gefordert, daß der Verdichter bei einer Drehzahl n eine gewisse sekundliehe
Masse rh vom gegebenen Eintrittszustand PE, VE auf einen vorgeschriebenen Austritts-
druck PA bringen soll. Gesucht wird für diesen Betriebszustand der Druck p~, auf den
gedrosselt werden muß, der Austrittszustand und die innere Leistungsaufnahme des
Verdichters.
13.2 Saugdrosselregelung 57
Damit das Problem in dieser allgemeinen Form gelöst werden kann, muß die Ge-
samtcharakteristik des Verdichters vorliegen. Nach den Ausführungen unter 11.7 ist
diese folgendermaßen darstellbar.
Man setzt
Il= PA (2)
- Pe''
.n
~ . P~o
= ..!!!:._
mo PE
, Vj~ '
.,
]Eo
(3)
(4) I
I '
/
I Pt
(5) f,'
EI
d E
7Ji ---7]i
n -n
H=7
s------<- 0
Die Lösung des gestellten Problems gelingt nun in der Weise, daß mit den vor-
geschriebenen Daten und einem vorerst geschätzten Wert p~ aus Gl. (3) (/) und aus
Gl. (4) n* berechnet wird. Dabei darf praktisch stets hinreichend genau j~fj~ 0 ersetzt
werden durch jEfjE 0, da die Geschwindigkeiten in den Einlaßstutzen stets verhältnis-
mäßig klein sind. Wo dies nicht zutreffen sollte, müßte eine nachträgliche Berichtigung
vorgenommen werden. - Dann läßt sich aus der Charakteristik, Abb. 3, sogleich II
ablesen, womit
(8)
58 13. Regelung der Turboverdichter
Stimmt dies nicht mit der ursprünglichen Annahme überein, so ist jene zu ändern bis
Übereinstimmung hergestellt. ist. Alsdann liest man aus Abb. 3 auch 'YJi ab und erhält
L . _ Ai,
'- 1]; . (9)
Ll i, läßt sich mit dem bekannten p~ sogleich aus dem is-Diagramm ablesen. Damit wird
die aufzuwendende innere Leistung
Ni=mLi. (10)
Schließlich kann noch ein innerer Gesamtwirkungsgrad 'Y}iEA berechnet werden, der den
Verlust der Drosselung mit umfaßt und
(11)
beträgt. L1isEA ist aus dem is-Diagramm zu entnehmen, wie in Abb. 2 dargestellt. Stets
ist das is-Diagramm auch durch die Rechnung mit der Pk-Funktion (Bd. I, Anhang)
ersetzbar.
Nicht unter allen Umständen hat das gestellte Problem überhaupt eine Lösung.
Es kann z. B. ein Wertepaar n*, !/J entstehen, das rechts der Pumpgrenze nicht an-
zutreffen ist. Dies bedeutet, daß der gewünschte Betriebspunkt mit Saugdrosselregelung
allein nicht in stabiler Weise gefahren werden kann. Man wird also zusätzlich abblasen
oder umblasen müssen. Oder es kann sein, daß keine Lösung gefunden werden kann,
weil der Verdichter den geforderten Druck PA selbst ohne Drosselung nicht zu erzeugen
vermag.
Besonders einfach liegen die Verhältnisse, wenn der Eintrittszustand PE, vE konstant
ist und auch die Drehzahl den Wert n 0 unverändert beibehält. Von der Gesamtcharak-
teristik, Abb. 3, werden dann nur die
Kurven mit Parametern*= 1 gebraucht,
womit auf Grund von GI. (3) und (6) ge-
setzt werden kann
m = m0 PEo
~~ !/J(II). (12)
N ; =p;, (.A) N (
- , - i PEo ·
I )
(13)
Pao
(15)
(18)
60 13. Regelung der Turboverdichter
Die Größenordnung von cE ist stets so, daß diese inkompressible Näherung genügt.
Nach Gl. 3.6 (25) und (26) läßt sich setzen
m=cxleEVJV2).;, (19)
1p =
V 2
(~:)-;- (~:)-" .
><+1
(20)
Abb. 13.2.6 Beispiel von Drosselorganen an einem zweiflutigen Radialverdichter (GHH). Die linke der beiden
Verdichterhälften ist abschaltbar, weshalb Regelorgane zum Absperren der durch den linken Teil geförderten
Luftmenge vorgesehen sind
über dem einfachen Fall des reibungsfreien Durchflusses durch eine Mündung zusammen-
gefaßt werden. Er muß experimentell bestimmt werden und ist für eine gegebene geo-
7,0 metrische Anordnung eine Funktion des
Einstellwinkels y und des Druckverhält-
nisses p~/PE, vgl. Abb. 7. Praktisch in-
teressiert der Einfluß von p~/PE nur
bei stark geschlossener Stellung, da bei
W///////////////////////4 einigermaßen großer Öffnung dieses
Druckverhältnis nahe bei Eins liegt.
-pv?·- - Klappe rund
Übrigens ist cx stark abhängig von an
sich geringfügigen Einzelheiten der Aus-
>////////////#7////&////h --- Klappe rechfedrig führung. Die 1p-Funktion kann wie in
a2r----.----,----.----.----,,---~--~
Abb. 8 dargestellt werden. In GI. (19)
,__
sollten für eE und jE eigentlich die
dem Staupunktszustand entsprechenden
J0° lt0 70°
Werte eingesetzt werden, doch entsteht
Abb. 13.2.7 Durchflußbeiwert ~ für eine Klappe bei Verwendung der Werte des statischen
Zustandes kein wesentlicher Fehler.
Wenn lo der Durchflußquerschnitt bei voll offener Lage (y = 0) und Ymax der Ein-
stellwinkel bei geschlossener Klappe ist, gilt mit guter Näherung
annimmt. Die Berechnung von PE aus GI. (18), und 1p aus Abb. 8 liefert vermöge GI. (22)
und einem aus Versuchen gewonnenen Diagramm für cx zu jedem beliebigen Betriebs-
zustand den Winkel y .
Für die Ausbildung des Servomotors für die Verstellung der Klappe wird das von ihr
ausgeübte Drehmoment benötigt. Dieses ist
M = fl (PE - p~) F b' (23)
wobei F die Fläche der Klappe, b ihre Breite (siehe Abb. 9) und fl ein aus Messungen
zu bestimmender dimensionsloser Koeffizient ist. Er ist ebenfalls Funktion von y und
--
[)26
p~/PE, siehe Abb. 9. Sein Maxi-
r-..... r-... mum hat allerdings fl bei sehr
......... \
022 - c-- - [)08
........ r-... \
[)78 .......... ' \
'\ .\
........
~6's I 0,06
"'
.........
""'
\ ........
I ~ I'-..
"' t
Q7ij
'\ ~r--.. ..........
[)70
f€.~--. ........ r-...... ~ ~ [)01/.
!'... '\ \ \
"" l\
' \ [)02
~ ,\
[){Jfj 1-- - · 1\. \\'
00
-~ 20 IJO
[)Oll
\ ~\ r-
\\ Abb. 13.2.9 Zur Berechnung des Dreh-
momentes einer Klappe. Drehmoment-
beiwert tt
( 1)
62 13. Regelung der Turboverdichter
0 o~--------~------~m-v---m~
Abb. 13.3.1 Schema und Bezeichnungen zur Theorie Abb. 13.3.2 Bestimmung von Abblasemenge und
der Abblaseregelung Leistung bei unveränderlicher Drehzahl und kon-
stantem Eintrittszustand
Der Fall konstanten Eintrittszustandes und konstanter Drehzahl wird auch hier
besonders einfach, denn die Verdichtercharakteristik besteht dann aus einer einzigen
Druck-Mengenkurve a, Abb. 2. Mit der Verbraucherkurve b erhält man damit in der aus
Abb. 2 ersichtlichen Weise für einen gegebenen Punkt P die Abblasemenge rha. Die
innere Leistung kann nach GI. (3) für alle Punkte der Kurve a berechnet werden, siehe
KurveN;, und ist damit für jeden Betriebszustand
angebbar.
Wird die Menge rha in einer Rekuperations-
turbine entspannt, so ist die resultierende innere
D
Leistungsaufnahme
N;=N;v-N;r, (5)
wobei die Leistung N;v des Verdichters aus GI. (3)
berechenbar ist, während für die Turbinenleistung
N;r analog
t N;r = rhailisT'Y/iT = rhajA Pe(Ilr) 'f/iT (6)
rh, gilt. Das Druckverhältnis II r der Turbine kann
Abb. 13.3.3 Schema und Bezeichnungen zur von dem des Verdichters infolge der zusätzlichen
Theorie der Zwischenabblasung Druckabfälle in jenem Strom merklich abweichen.
'YJ; r ist aus der Turbinencharakteristik zu ent-
nehmen, worauf wir bei der Umblaseregelung noch zurückkommen. Der totale Wirkungs-
grad 'Y/it läßt sich in jedem Falle wieder aus GI. (4) bestimmen.
Eine komplizierte Mannigfaltigkeit von möglichen Betriebszuständen ergibt sich
im Falle der Zwischenabblasung nach Abb. 3. Es sei PE der Eintrittsdruck, PA der
13.3 Abblaseregelung 63
Austrittsdruck und P:r. der Druck an der Abblasestelle (Zwischendruck). Wir bezeichnen
nun alle Größen, die sich auf den ersten Verdichtungsabschnitt von PE bis P:r. beziehen,
mit Index 1 und die auf den Abschnitt von Pz bis PA bezogenen mit Index 2, setzen also
nl =!!:...., (7)
PE
n2 =PA, (8)
p,
cp 1 =~I
mo
PEO
PE
~'
}Eo
(9)
cp 2 = ~2 Pzo
mo p.
V/• ,
J,o
(10)
n1 *-n~
= - -.-, (11)
no JE
2 = n~
n*- - -.-, (12)
no J,
"_1
P1 = n-"-
1
- 1, (13)
"_1
p2 = ~-1, (14)
2
jE 'JF1
'Y/1 =-.--.-, (15)
J, -JE
j. 'P2
'Y/2=-.-- .. (16)
JA- }z
Die P 1 und P 2 sind also nichts anderes als die in Tafel 3 und 4 des Anhanges von Bd. 1
dargestellten Funktionen Pk. Das Verhalten der beiden Verdichtungsabschnitte wird
durch die in Abb. 4 dargestellten Teilcharakteristiken
nl = fli((/Jl, n1), ( 17)
n2 = n2 ( (/)2' n:)' (18)
'YJ1 = fi(lli, n1), (19)
'YJ2 =
/2(ll2, n:) (20)
wiedergegeben. Dabei läßt sich in zweckmäßiger Weise neben der ll-Skala jeweils noch
die zugehörige P-Skala angeben.
Nach Gl. (15) ist nun
0
)z =JE • (1 + --:;j;"'
'Pt) (21)
so daß
(22)
Damit wird auch
(23)
und ferner
iE (1 + 'P1/rh) (24)
iEo (l + 'P1 o/1110) '
bringen können. Da sicher rh 2 ~ rh 1 folgt, daß das Gebiet der möglichen Betriebszustände
durch die Bedingung
(/)2 Il1 l + 'l'2 o/TJ10 ~ 1 (27)
(/)1 no
1 1 + 'l'IITJ1
abgegrenzt ist. Zu GI. (26) fügen wir noch die nach rh 1 aufgelöste GI. (9) bei:
. m . PE vjEO (28)
m1 = '~-'1 m o - -.- •
PEo 1E
Die Gin. (23), (26), (28) stellen zusammen mit den in Abb. 4 angegebenen Charakte-
ristiken und den Relationen (13) und (14), die durch die Pk-Tafeln des Anhanges Bd. I
wiedergegeben sind, die vollständige Beschreibung des Regelverhaltens eines Verdichters
mit Zwischenabblasung dar. In der Tat kann man sich z. B. den Eintrittszustand PE, vE
(und somit jE) vorschreiben und ebenso den Zwischendruck p., den Austrittsdruck PA
und die Drehzahl n. Dann sind aus
11.2
GI. (7) und (8) Il1 und Il2 bekannt,
/ / ~~:-u n~-1.l\ somit P 1 , P2 und aus GI. (11) auch
L
/~/
\
ni. Die Charakteristik, Abb. 4, lie-
fert dann f/J 1 und rJ 1 . Aus GI. (23)
n:,
1\ \
folgt aus Abb. 4 f/J2 und 'f/2.
/
Jetzt kann aus GI. (28) rh1 und aus
J.O
I ~0
\
V wirkungsgrad 'fJ; 1 zu erhalten, ver-
V~ gleichen wir N; mit dem Leistungs-
1.11
V aufwand eines Verdichters, der die
~ Menge rh 2 isentrop mit dem Druck-
verhältnis II = Il1 Il2 verdichten
2.6 f-- würde. Mit
* n1-7.1 l"\
~
v~ ><-1
//
)'...
P=Il-"--1
__...
\
2
~ w x-1
""\
i--
~9
= (Ilt Il2)-"- - 1 (30)
......, M-
"' 4
,_.:.:___ wird dann
~ '/aa
··-
~t) ..!!._ +~(I + .!!...)
\
'I
\ \
1\
~~
'f/ i t = (
m2 1)1 1J2 1J1
(31)
l!7 0,8 0,9 1.1 atJ 0,8 !j)
rf!,,IP2- Aus diesen Ausführungen geht
hervor, daß in dimensionsloser Dar-
Abb. 13.3.4 Charakteristiken der beiden Verdichterteile. Beide
Charakteristiken entsprechen der Axialverdichtercharakteristik stellung die sämtlichen möglichen
in Bd. I, Abb. 11.7.3 Betriebszustände eine dreipara-
metrige Mannigfaltigkeit darstellen.
Daraus ergibt sich das Problem, einen Weg zu finden, wie diese verwickelten Zusammen-
hänge rasch überblickt werden können. Dies ist folgendermaßen möglich. Außer den in
Abb. 4 angegebenen Charakteristiken stellt man noch die folgenden Funktionen in Dia-
grammen dar, vgl. Abb. 5:
Q(Il1,ni) = l+'P1o/1Jto , (32)
I + '1'1/'f)I
R(Ilt, ni) = flt v-;-I-+~'P;;-1--;
0/c-1)1-0.
(33)
(/)1 fl1o I + 'l'1/1J1
13.4 Umblaseregelung 65
Da aus Abb. 4 zu einem gegebenen Wertepaar Il1 , n~ sogleich 1J'1 , 'YJ 1 und @1 abgelesen
werden können, sind Q und R tatsächlich ein für allemal angehbare Funktionen dieses
Paares. Damit läßt sich ein beliebiger Betriebszustand rasehestens in folgender Weise
bestimmen. Gegeben sind ni, II1 , II2 und
somit auch 1J'1 , 1J'2 sowie II und lJ'. Aus
Abb. 4 entnimmt man @1 , 'YJ 1 und aus
Abb. 5 Q und R. Damit wird
(34)
und somit sind aus Abb. 4 @2 und 'YJ 2 be- t 7,00r--+--~--+-~~-r--~~
kannt. Dann folgt Clll
(35)
13.4 Umblaseregelung
beträgt, wobei s = ~ LJpjp die Summe der relativen Druckabfälle in den Verbindungs-
leitungen zwischen Turbine und Verdichter darstellt.
Als Komplikation kommt hier hinzu, daß auch die
Rekuperationsturbine für einen bestimmten Betriebs-
zustand ausgelegt ist, wobei aber dieser Auslegungs-
zustand und derjenige des Verdichters im allgemeinen
niemals zugleich auftreten können, denn die Turbine
wird ja erst bei einem Teillastzustand des Verdichters
voll zur Aktion kommen. Deshalb soll der Auslegungs-
zustand des Verdichters wie bisher durch den Index 0
gekennzeichnet werden, derjenige der Turbine aber
rfq durch einen Querstrich, also z. B. II r.
Für die Enthalpiedifferenzen in Turbine und Ver-
dichter gilt: ·
Abb. 13.4.1 Schema und Bezeichnungen
zur Theorie der Umblaseregelung mit Verdichter: LJ iv = j~ 'Pk(II), (2)
'T}v
Rekuperationsturbine
Turbine:
LJir =jA 'l'e(Ilr) 'YJr, (3)
wobei 'YJv und 'YJr stets innere Wirkungsgrade sind. Die Normalenthalpie j~ ergibt sich
durch die Mischung des frisch angesaugten Arbeitsmittels mit dem von der Turbine
zurückkommenden. Es ist also
(4)
Da aber
j~ + LJ iv -
LJ ir = (j~ +
LJ iv) [1 - 'Y/T 'l'e (!Ir)] = j~ [ 1 + 'P~(~)] [1 - 'Yjr 'l'e(II r)J,
ergibt sich durch Einsetzen in GI. (4)
(m + 'fhr)j~ = mjE + md~ [ 1 + 'P~(~)] (1 - 'YJT 'J'e(Jir)]. (5)
Abkürzend setzen wir
(6)
womit GI. (5) übergeht in
j~ = -----,-"----,.,::--;-,~~iE'----------:- (7)
1 - ß {[ 1 + 'P~(~) ] [1 - 'T}p 'P.(JI,,)] - 1} .
Da die durch den Verdichter strömende Menge m(1 +
t-t) beträgt, wird seine Durchfluß-
funktion
(/> = m(l
mo(1
+ ß) PEo
+ ßo) PE
Vj~ i~o·
(8)
7 --------n--*
0L----------:!- eingeführt wird. Meist ist übrigens n = no
Abb. 13.4.2
=
h" A
n,
da diese Regelung vor allem für Ma-
d l
Wirkungsgradgesetz einer Rekuperationsturbine sc men zur nwen ung ge angt, die mit un-
veränderlicher Drehzahl arbeiten.
Zur Berechnung des Regelverhaltens der Anordnung nach Abb. 1 müssen nun die
vollständigen Charakteristiken des Verdichters und der Rekuperationsturbine vorliegen.
13.4 Umblaseregelung 67
Eine Verdichtercha rakteristik ist z. B. durch Abb. 13.2.3 wiedergegeben, während die
Turbinenchara kteristik aus dem in Abb. 2 dargestellten Wirkungsgrad gesetz und 'dem
Durchflußgesetz besteht, das durch
.
mr = --;-
mr---
PA
VjA E(IIT ) IX
PA -.-
1A
(ll)
wiedergegeben wird. Hier ist E (Il r) der Ellipsenfaktor der Turbine, wie er im Abschn. 12.6
eingeführt wurde. GI. (11) stellt also das Kegelgesetz dar, doch ist zusätzlich noch ein
Abb. 13.4.3 Rekuperationstur bine mit verstellbarem Leitrad (Sulzer) nach AGUET [2]
Abb. 13.4.4 Verstellbarer Leitapparat für Rekuperationstur bine (Sulzer), voll offene und ganz geschlossene
Stellung, nach AGUET [2]
Faktor IX gesetzt. Dieser stellt den Einfluß des Regeleingriffs an der Turbine dar. Dieser
Regeleingriff kann in einer Drosselung vor der Turbine bestehen, oder es kann eine
Düsengruppen regelung vorgesehen sein oder - beim Axialverdichte r die moderne Lö-
sung -eine Regelung durch Verstellen des Leitrades, siehe z. B. Abb. 3 und 4. Im letzteren
5*
68 13. Regelung der Turboverdichter
Falle handelt es sich stets um einstufige Turbinen kleinen Reaktionsgrades. Bei Radial-
verdichtern sind des hohen Druckverhältnisses und der relativ niedrigeren Drehzahl
wegen auch Curtisturbinen im Gebrauch. Bei festgehaltener Stellung der Regelorgane
hat nun das System, bestehend aus der Turbine und ihren Regelorganen, ein bestimmtes
Ellipsengesetz. Somit wäre also eigentlich für jede Regelstellung ein besonderes Ellipsen-
gesetz einzuführen, was etwa durch die Schreibweise E (II r, IX) zum Ausdruck gebracht
werden könnte; hier wäre IX irgendeine die Regelstellung charakterisierende Größe.
Meist sind aber diese Ellipsengesetze im praktisch benötigten Gebiet mit hinlänglicher
Genauigkeit einander ähnlich, so daß die in Gl. (ll) gegebene Produktdarstellung E (II r) IX
möglich ist. Der Zusammenhang zwischen dem Faktor IX und der Regelstellung - also
z. B. der Leitradeinstellung - muß durch eine besondere Untersuchung der Turbine
gefunden werden, wozu in Bd. I die nötigen Grundlagen zu finden sind; oft wird man
zur direkten experimentellen Untersuchung greifen.
Für jede Regelstellung ist nun der Turbinenwirkungsgrad 'YJr, der gegebenenfalls
auch die Drosselverluste der Regelorgane mitumfaßt, in bekannter Weise als Funktion
der Laufzahl darstellbar, da es sich ja nur um eine Stufe handelt. Dies führt auf das
Diagramm Abb. 2.
Die Durchrechnung eines beliebigen Betriebszustandes ist in folgender Weise möglich.
Vorgeschrieben sind n, m, PE und PA· Damit kennt man sofort jE, II, IIr, 'Pk und 'P•.
Mit vorerst geschätzten Werten p, 'YJv, 'Y/T berechnet man nach Gl. (7)
VI-
vj~ 1 (12)
jE = fl {[ 1 + 'P~(~)] [1 -1)r 'P,(llr)]- 1}
und gewinnt nun aus Gl. (8) f/J und aus Gl. (9) n*. Durch f/J und II wird aber durch die
Verdichtercharakteristik (z. B. Abb. 13.2.3) ein n* bestimmt, das mit dem eben erhaltenen
nicht übereinstimmt. Gleichzeitig liefert die Charakteristik auch einen besseren Wert
für 'Y}v (beachte, daß dies in Abb. 13.2.3 'YJ; heißt). Deshalb ist nun mit einem neuen p
zu probieren, bis Übereinstimmung der beiden n* hergestellt ist. Ist dies der Fall, so
3 kennt man mit Gl. (7) j~, hat also auch
7.0
(1 + -l[fk)
V-
JA -JE
0
- .,
(13)
/_ 1)v
QB
und folglich mit Gl. (ll) v*. Da mr = p m, ist nun
- Lauf
( ( l.etl
-
}~w,
lauf
( ( Le1l
- louf
{· ~.
// leif
Abb. 13.5.1 Schaufelschnitte und Geschwindigkeitsdreiecke für feste Laufradstellung und verschiedene
Leitradstellungen
Es zeigt sich, daß durch Leitradverstellung allein unter Wahrung günstiger Strömungs-
verhältnisse die Durchtrittskomponente On in durchaus weiten Grenzen geändert werden
kann. Für jede Schaufelstellung kann die Stufe durchgerechnet werden nach den in
Bd. I angegebenen Grundlagen. Es läßt sich also auch für jede Schaufelstellung eine
besondere Stufencharakteristik angeben, und diese lassen sich zu einer Charakteristiken-
schar zusammenfassen, vgl. Abb. 2. Man erkennt daraus die große Anpassungsfähigkeit,
die mit der Leitschaufelverstellung erreicht werden kann und den großen Bereich von
Betriebszuständen, in denen ein guter Wirkungsgrad erhalten wird. Die genauere Ana-
lyse der Vorgänge bei verschiedenen Schaufelstellungen ist allerdings deshalb recht
verwickelt, weil bei jeder Schaufelstellung und jedem Strömungszustand das Problem
der räumlichen Strömung neu gelöst werden müßte, und zwar in seiner schwierigeren
Form, denn es sind die Schaufelformen gegeben, und der jeweilige Strömungsverlauf
gesucht. Daher wird man praktisch unbedingt den Versuch heranziehen müssen. Die
Traupel, Turbomaschinen II, 2. Auf!. 5a
70 13. Regelung der Turboverdichter
f as
J Q6~--4-~-+~~Pr-4~r4-+~~Pr--~---+~~~--+-~
;;.
QQ~--+---~~~~--~--~~~~--~~~
angeben, weil einerseits die Zahl der verfügbaren Freiheitsgrade groß ist (jeder Leit-
schaufelkranz kann an sich in anderer Weise verstellt werden, eine Möglichkeit, von der
allerdings bis heute kaum Gebrauch gemacht worden ist) und andererseits die unter-
schiedlichen Charakteristiken der Verbraucher und
der Antriebsmaschinen durchaus unterschiedliche
Regelverfahren nahelegen. Wir beschränken uns
daher nachfolgend auf das Beispiel der Gasturbo-
Verdichtergruppe mit frei einstellbarer Drehzahl.
Wenn ein solcher Verdichter für hohes Druck-
Zur Untersuchu!b~~! t~äherung an die
3 verhältnis ausgelegt wird, so genügt die Veränder-
Pumpgrenze bei verminderter Drehzahl lichkeit seiner Drehzahl nicht, sondern es müssen
noch zusätzliche Regeleingriffe vorgenommen wer-
den, nämlich Zwischenabblasung oder Leitradverstellung für einige ND-Stufen oder beide
Maßnahmen zugleich. Dies erkennt man aus folgender Überlegung.
Es sei II = Pw!P"' das Druckverhältnis der Schaufelung selbst, vgl. Abb. 3. Dann
ist das Verhältnis der Volumenströme an den beiden Stellen
1
~-II~ (1)
Vw- '
wo n der Polytropenexponen t ist. Mit Q als Ringquerschnitt und u als Umfangs-
geschwindigkeit irgendeiner Stufe wird die entsprechende Durchsatzzahl
v (2)
fJ? = !Ju.
Daraus folgt auch für jeden Betriebszustand, wenn Index 0 wieder den Auslegungs-
zustand kennzeichnet
(3)
13.5 Axialverdichterregelung durch Schaufelverstellung 7l
~ _ (.!!_)~ VwoW
(/Je<o- Ilo
V w
·
w 0 ( 6)
Über Vw/ V., 0 läßt sich eine ungefähre Angabe machen auf Grund des Durchflußgesetzes
der Turbine, d. h. des Kegelgesetzes. Nach diesem ist die Durchflußmasse ungefähr
proportional p. Da aber V= mR T fp und m ,...., p, wird V unabhängig vom Druck.
Das gilt für den Volumenstrom am Turbineneintritt und somit in roher Näherung auch
für den am Verdichteraustritt. Es wäre also V.,fV., 0 ~ 1. Etwas genauer wird die Ab-
schätzung, wenn man noch den Ellipsenfaktor mit berücksichtigt, also setzt
(7)
~ ~11Il0!!..,f
w ><-1
-1. (8)
, II-"- -1
lv "1
Somit wird aus GI. (6) schließlich
~ ~ (!!_)~
(/Jrxo Ilo
Ilo-" _ 1
~
V 1 _ n-2
1 - I l0 2 '
(9)
II" -1
Diese Relation ist in Abb. 4 dargestellt für Il0 = 5 und Il0 = 12, wobei x = 1,4
und n = 1,464 vorausgesetzt ist. Dieses n entspricht einem polytropen Wirkungsgrad
von 0,9. Man erkennt, daß bei großem Il0 das
1.0
Verhältnis IPrxfiPrxo kleinere Werte annimmt als bei
kleinem Il0 • Dies ist bedeutsam, weil bei Unter- I /V
Q9
schreitung eines bestimmten Wertes von cp"'fcp" 0 die /
rotierende Abreißströmung einsetzt. Das bedeutet / ~
zwar nicht notwendig das Einsetzen des Pumpens,
kann aber die Maschine gefährden und bedeutet jeden- /
I
~
/
p
falls eine Annäherung an die Pumpgrenze, vgl. Bd. I, I
Abschn.1l.7. Meist hat dieser Grenzwert von IP.x!Cf!.xo /i
die Größenordnung 0, 7 bis 0,8. Bei Il0 = 12 wird er ,/
sicher unterschritten, d. h., die Anlage kann über- I"
Q5
haupt nicht in Gang gesetzt werden, ohne Durch-
schreiten des instabilen Gebietes. In Wirklichkeit ist I
IJ 6 8 10 12
gerade bei II .Z:: Il0 das wirkliche w größer als sich n-
aus GI. (8) ergeben würde, d. h., Cf!.x!Cf!.xo wird noch Abb. 13.5.4 Abhängigkeit der Durchsatz-
kleiner, also ungünstiger als nach GI. (9). Diese zahl am Verdichtereintritt von den Ver-
Schwierigkeit läßt sich dadurch überwinden, daß änderungen des Druckverhältnisses
man bei reduziertem Betrieb (II .Z:: Il0 ) die Durch-
flußmenge durch die ersten Stufen künstlich vergrößert, d. h. eine Zwischenabblasung
zwischen zwei mittleren Stufen vornimmt. Die vollkommenere Lösung aber besteht
darin, die ersten Stufen durch Zudrehen der Leiträder dem wesentlich verminderten
5a*
72 13. Regelung der Turboverdichter
cp-Wert anzupassen. Dies ist durchaus im erforderlichen Ausmaß möglich. Es stellt sich
hier nun sofort die Frage, wieviele Stufen verstellbare Schaufeln erhalten müssen und
nach welchem Gesetz diese verstellt werden müssen. Über die zweite dieser Fragen gibt
folgende Überlegung Auskunft.
Die Schaufelung wird eingeteilt in eine ND-Stufengruppe mit Verstellschaufeln und
eine HD-Stufengruppe mit fester Schaufelung. Die Druckerhöhung in der ND-Gruppe
geht von Pa auf Pz• die in der HD-Gruppe von Pz auf p",. Wir stellen uns nun vor, die
Leitschaufeln der ersten Gruppe sollen so verstellt werden, daß der Druck Pz um dpz
erhöht werde und fragen uns, wie dadurch die Durchsatzzahl cp am Eintritt in die HD-
Gruppe beeinflußt wird. Analog Gl. (1) gilt hier für die Volumenströme an den Stellen cx
undz
(10)
womit
1
-- -)n: -
a (Pa V
n
dp, _
- - - V,
--
p,
dp,
. p, n p,
(ll)
(P"')-" -
p,
1 =Aua (15)
ausdrücken, denn der Ausdruck links ist proportional der genannten Enthalpiedifferenz
und u ist proportional der Drehzahl. Diese Gleichung führt auf
"-1
dU = - X - 1
. ( Pw )-"- d p,
x a A u• 1 p, p, '
-"-1 "-1
du
-= - 1 ( Pw) " dp, = (x- 1) (p",jp,) " dp,
Tz
X-
u xaAu• p,
(16)
xa [(p",jp,)7-- dp,
Dies eingesetzt in Gl. (14) liefert
d: = ( (• [ l)(p-:·~71 - _!_}
n
dp,.
Pz
(17)
x a (p",jp,) " - 1
Im Hinblick auf die Pumpgrenze ist es nun wesentlich, ob cp mit Pz zunimmt oder ab-
nimmt, denn eine Zunahme von cp bedeutet Entfernung von der Pumpgrenze. Es inter-
essiert uns daher das Vorzeichen des Ausdruckes in geschweifter Klammer. Mit den
in Frage kommenden Werten von a, n und " ist leicht nachzuprüfen, daß der Ausdruck
für sehr große p",fpz sicher negativ wird, für gegen Eins strebendes p",fpz aber sicher
positiv. Setzt man ihn Null, so erhält man dasjenige p",fpz, das die beiden Gebiete trennt,
13.5 Axialverdichterregelung durch Schaufelverstellung 73
Mit~= 1,4, n = 1,464, a = 2 erhält man so Pw/Pz = 2,29. Liegt das Druckverhältnis
des HD-Teiles über diesem Wert, so bewirkt eine Erhöhung des Anfangsdruckes Pz
dieses Teiles eine Verminderung von cp, während für kleinere Druckverhältnisse eine
Zunahme von cp entsteht. - Wir können also das Ergebnis dieser Untersuchung fol-
gendermaßen zusammenfassen.
Gibt man sich bei einem Verdichter mit frei einstellbarer Drehzahl, der in einem
ND-Teil eine verstellbare Schaufelung besitzt, Anfangsdruck, Enddruck und Durch-
flußmenge, so bewirkt eine Schaufelverstellung im Sinne einer Vergrößerung der Druck-
erzeugung des ND-Teiles eine Entfernung von der Abreißgrenze im HD-Teil dann,
wenn das Druckverhältnis des letzteren unter etwa 2,3 liegt. Für höhere Druckverhält-
nisse tritt im Gegenteil eine Annäherung an die Abreißgrenze ein. Absichtlich wird hier
von der Abreißgrenze statt von der Pumpgrenze gesprochen, da eine Überschreitung
dieser Grenze in einer Stufe noch nicht notwendig das Pumpen des ganzen Verdichters
zur Folge haben muß.
Diese Überlegungen liefern einen Hinweis, wie die Schaufelverstellung optimal aus-
zubilden wäre. Wenn der mit festen Leiträdern ausgerüstete Teil der Schaufelung im
fraglichen Betriebsbereich ein Druckverhältnis von unter 2,3 erzeugt, erreicht man die
größtmögliche Ausweitung des stabilen Betriebsbereiches durch ein Verstellgesetz, bei
dem alle Verstellstufen zugleich mit der ersten nichtverstellbaren die Abreißgrenze
erreichen. Denn dann übernimmt der ND-Teil den größtmöglichen Anteil an der Druck-
erzeugung. Liegt jedoch das Druckverhältnis des nichtverstellbaren Teiles auch im
betrachteten Betriebsbereich noch wesentlich über 2,3, so entsteht der größtmögliche
stabile Betriebsbereich, wenn man alle verstellbaren Leiträder so weit wie möglich zu-
dreht, damit diese Stufen ein Minimum an Druck erzeugen. Die Drehzahl wird sich dann
allerdings auf einen etwas höheren Wert einstellen als wenn die Druckerzeugung der
ersten Stufen größer wäre, weshalb dies einen besonders großen Verstellbereich der ersten
Stufe (genauer gesagt ihres Vorleitrades) verlangt, da sonst die Abreißgrenze überschritten
werden könnte. Praktisch bevorzugt der Gasturbinenbau aus naheliegenden Gründen
technischer Einfachheit die Ausführung mit nur wenigen Stufen mit verstellbaren Leit-
rädern, die alle in gleicher Weise verstellt werden. Die theoretische Behandlung kann
so erfolgen, daß man einen Satz dimensionsloser Gesamtcharakteristiken für diese Stufen-
gruppe berechnet, nämlich eine für jeden LeitradeinsteHwinkel y. Zusammen mit der
Charakteristik der restlichen Stufen (HD-Teil) entsteht dann ein Rechenverfahren analog
dem unter 13.3 für Zwischenabblasung angegebenen. GI. 13.3 (23) bleibt unverändert,
während GI. 13.3 (26) zu ersetzen ist durch
f]J _
2 -
f]J Il1o
1 II1
V ++ l
1
'Pdrh
'P1o/'YJ1o ·
ohne Ablösung betrieben werden kann. Die Kontinuitätsgleichung lautet für die Kontroll-
ebene IX vor dem Vorleitkranz und die Kontrollebene 1 nach diesem, also am Laufrad-
eintritt
rhRTrx
!JrxCrx= (I9)
Prx
rhRT1
!J1 C1 Sin1X1 = P1
(20)
wobei Dor. und Q 1 die entsprechenden Ringquerschnitte sind und axiale Zuströmung
vorausgesetzt ist. Ferner ist die Gasgleichung verwendet. Praktisch wird meist Q"' R:! D1
sein, und die Strömung durch das Vorleitrad kann mit hinlänglicher Näherung als in-
kompressibel betrachtet werden. Dann gilt
(2I)
Ferner folgt dann aus der Bernoullischen Gleichung mit einem isentropen Wirkungs-
grad 'YJ• des Vorleitrades
Pl = p _ _!_ e"' c2
"' 7J, 2 "'
(-1-
sin <X
_ I)
(22)
2 1
Für die Zustandsänderung in der ersten Stufe sind die Druckzahl 1p und der innere
isentrope Stufenwirkungsgrad 'YJ• i maßgebend. Über diese Größen muß eine Charakte-
ristik vorliegen. Zweckmäßig ist in diesem Zusanimenhang eine Darstellung in der Art
von Abb. 5, wo statt der
Schaufelstellung der WinkeliX 1
als Parameter benutzt wird.
Konstantes 1X 1 entspricht aller-
dings nahezu konstanter
Schaufelstellung. Es ist nun
die isentrope Enthaipieände-
rung in der Stufe
f!$46
;i;:.
LI~.
0
= "P 2~ , (25)
att diejenige im Laufrad allein
ll2
."
LI~. = r "P 2u~ , (26)
(28)
Da andererseits der Vorgang im Laufrad durch das nachfolgende Leitrad nicht in wesent-
licher Weise beeinflußt wird, kann GI. (26) unverändert übernommen werden.
Für die Laufradaustrittsebene kann die Kontinuitätsgleichung in der Form
mRT2 n
- -- = q; u2 .:.&2 (29)
P2
geschrieben werden. Weiter gelten die Beziehungen
Grenzwert q; entstehen) und die ganze Rechnung ist zu wiederholen bis Übereinstimmung
hergestellt ist. Die Rechnung ist außerordentlich langwierig, kann also nur mit der
elektronischen Rechenmaschine durchgeführt werden, da auch Iterationen auftreten.
Sie liefert für einen vorgeschriebenen Verstellbereich des Vorleitrades der ersten Stufe
die kleinste Anzahl verstellbarer Leitschaufelkränze, welche die volle Ausnutzung dieses
Verstellbereiches gestattet, die hierbei notwendige Folge der Einstellungen und den
größtmöglichen sicher stabilen Betriebsbereich, alles unter der Voraussetzung Pw!P:: ~ 2,3.
Zur praktischen Durchführung der Rechnung ist zu bemerken, daß man die lf'k-Funktion
sehr genau bestimmen muß, wenn nicht merkliche Streuungen in die Rechnung kommen
sollen. Die konstruktiven Komplikationen, die sich aus der angenäherten Verwirklichung
eines solchen allgemeineren Verstellgesetzes ergeben, dürften nicht notwendigerweise
so groß sein, daß sie solche Lösungen ausschließen.
Wenn auch mit solchen Leitschaufelverstellungen bei stark verminderter Drehzahl
das instabile Betriebsgebiet nicht vermieden werden kann, bleibt als zusätzliches Mittel
die Zwischenabblasung. Allerdings ist bei sehr kleiner Drehzahl das Pumpen oft un-
gefährlich und kann beim Anfahren oder Abstellen rasch durchfahren werden.
2 -(
-
Ci)~
tp- --
2 '
~.
(2)
Pc
wo 'Y/e der Einlaufwirkungsgrad ist, der
c
-~
die Verluste im verstellbaren Vorleitrad
"<::! mit umfaßt. Da weiter mit 'Y/su als isen-
PE tropem Stufenwirkungsgrad, der die
Radreibung und die Spaltverluste nicht
Pt umfaßt
-~
"'<:! tp = 'Y/su(A. +
C~- Ci), (3)
folgt auch durch Einsetzen in GI. (2)
s
Abb. 13.6.2 Darstellung der Zustandsänderung in einer
L1~j~ 3 = 'f/su {2[(1 - On2 cotß2)-
Radialverdichterstufe mit einstellbarem Vordrall
-U10nlcot1XI]-On-o~(~. -r]su)·
Wenn wir in dieser Gleichung Ou 1 durch den Ausdruck nach GI. (5) ersetzen und dort
cotß 1 zudem gleich dem durch GI. (6) gegebenen cotß 10 setzen -,wodurch wir ausdrücken,
daß der relative Zuströmwinkel konstant gehalten wird -, so erhalten wir
cotiXl =~
On!
[1- 0 nl ]·
cnlO
(8)
=
Zur Abkürzung setzen wir On 1/0n 1o a. Um anhand von GI. (4) das Verhalten der Stufe
zu überprüfen, das sich ergibt, wenn man Durchflußveränderung und Schaufeleinstellung
so aufeinander abstimmt, daß ß 1 unverändert gleich ß 10 bleibt - also gemäß GI. (8) -
muß man nicht nur diese Gleichung in GI. (4) einführen, sondern auch die Variation
von On 2 und 0 3 beachten. Vereinfachend setzen wir
(9) b
was zwar nur bei unverändertem Verdichtungsverhältnis streng
richtig wäre, für diese Untersuchung aber eine genügende Näherung
darstellt. Dann schreibt sich GI. (4)
-
0,6' 0,8 7,0
(10) a-
Abb. 13.6.3
Abb. 3 zeigt eine Auswertung dieser Gleichung für die folgenden Abhängigkeit der Druck·
erzeugung vom Durch-
beiden Fälle : fluß bei einem durch
Kurve a: OnlO = On20 = Oao = 0,3, UI = 0,55, ß2 = 45°, einstellbaren Vordrall
konstant gehaltenen re-
'l}su = 0,85, 'l}e = 0,95. lativen Zuströmwinkel ß1
Kurve b: OnlO = On20 = 3 = 0,35, UI = 0,4,
0 ß2 = 74°, a rückwärtsgekrümmte
Schaufeln; b radialstehende
'l}su = 0,85, 'Y/e = 0,95.
Schaufeln
Der Fall Kurve a entspricht einem Laufrad mit rückwärtsgekrümmten Schaufeln und
einem Laufradaustrittswinkel von etwa 40° (also verhältnismäßig flach), der Fall Kurve b
einem offenen Rad mit Schaufelaustrittswinkel90°, was einschließlich des Minderleistungs-
faktors auf etwa ß2 = 74 o führt. Kurve a zeigt einen schwachen Anstieg der Größe
LlisEa/(u~/2), wenn der Durchfluß auf die Hälfte zurückgeht, während bei Kurve b sogar
annähernd Konstanz dieser Größe erhalten wird. Läßt man gewisse Abweichungen des
Winkels ß 1 von seinem Optimalwert ß 10 zu, und zwar in Grenzen, die noch keine starke
Verschlechterung mit sich bringen, so kann man selbst ein Abfallen der Druckerzeugung
der Stufe mit abnehmender Menge erhalten, wie es viele Verbraucher fordern.
Am wirksamsten ist dieser Regeleingriff bei der einstufigen Maschine, doch kann
er auch bei der mehrstufigen mit Vorteil herangezogen werden, da man damit den Anfangs-
druck der nachfolgenden Stufen in der Hand hat. Die rechnerische Verfolgung der mög-
78 13. Regelung der Turboverdichter
liehen Betriebszustände basiert in diesem Falle auf einem Satz Charakteristiken der
ersten Stufe - für verschiedene Vorleitradwinkel y - und der Charakteristik des rest-
lichen Teiles der Maschine. Sie erfolgt analog zu bereits behandelten Fällen der Hinter-
einanderschaltung von Stufengruppen mit bekannten Charakteristiken.
Il" = EJ..
Pa'
(2)
B= P2-Pa, (3)
Abb. 13.7.1 Schema eines Verdichters mit P2
Zwischenkühlung
Il = P4
Pl
= (1 - e) Il' Il". (4)
Weiter lauten die dimensionslosen Kenngrößen, die Durchfluß und Drehzahl kenn-
zeichnen
f/>' = ~ ~v Tl, (5)
mo P1 T1o
f/>" = ~ .J!!.Q_
mo Pa
VTa ,
Tao
(6)
n *'-
- -no -Tl- ,
n VTlo (7)
n *"-
-- -Ta- .
n VTao
no (8)
Mit ihrer Hilfe läßt sich das Verhalten des ND- und des HD-Teiles einzeln darstellen
durch Charakteristiken der Form
Il' = Il'(f/>', n*'), (9)
Il" = Il" ( f/>", n*"), (10)
'TJ~ = I' (Il', n*'), (11)
'TJ~' = I" (Il", n*"). (12)
13.7 Verdichter mit Zwischenkühlung 79
Wegen Pa/P1 = (1 - s) Il' wird dies mit der hinreichend genauen Annahme s = konst.
auch
(/>" = (/> Il:
Ilo
V V T1o
Tao
Ta.
Tl
(14)
Weiter findet man aus GI. (7) und (8)
n*" = n*'VTao VTl. (15)
T1o Ta
Die innere Arbeit ist allgemein
L·z = Cp
[T 1 IJFk(II')
'
+T 3
IJFk(II")]
II '
(16)
1); 1);
wobei die Bezeichnung RfcP = (u - 1)/u verwendet ist. Oft interessiert auch die End-
temperatur T 4 , die gegeben ist durch
T 4-- T 3 IJFk(II") II (19)•
1);
(20)
geschrieben wird, womit auch hier das gleiche Temperaturverhältnis vorkommt. Die
Anzahl der unabhängigen Veränderlichen läßt sich im allgemeinen nicht auf zwei zurück-
bringen, es sei denn daß
rf
T
=
1
const
gesetzt werden dürfe 1 • Dies ist aber nur ganz ausnahmsweise möglich, denn Ta hängt
vor allem von der Kühlwassertemperatur ab, die kaum proportional T 1 sein wird. Genau-
genammen geht selbst das wärmeübertragungstechnische Verhalten des Zwischenkühlers
in diese Zusammenhänge ein, wenn auch meist mit hinreichender Genauigkeit Ta pro-
1 Der Fall n = const = n 0 , Ta = /(T1) führt ebenfalls zu einer zweiparametrigen Schar von Betriebs-
zuständen.
80 13. Regelung der Turboverdichter
---CD--rn I
schen einfachster Handbedie-
nung und kompliziertester Au-
'
I 1
tomatik alle Zwischenstufen.
L-Cp----- _ _ _ ...JI
Abb.l zeigt im Blockschema
die Arbeitsweise einer Regelung
dJ a b
auf konstanten Förderdruck.
Von einer Druckmeßvorrich-
Abb. 13.8.1 Schema einer Regelung auf konstanten Förderdruck tung 1 aus (z. B. Druckdose)
a) Regeleingriff an der Antriebsmaschine, b) Regeleingriff am Verdichter selbst wird ein den Istdruck darstel-
lender Regelimpuls zum Regel-
block 2 weitergegeben, während gleichzeitig von der Druckeinstellvorrichtung 3 aus ein
den Solldruck darstellender Impuls zum gleichen Regelblock gelangt. - Die Einstellung
13.8 Funktionelle Probleme der Verdichterregelung 81
des Solldruckes kann von Hand oder selbst wieder automatisch in Funktion irgendwelcher
Betriebsgrößen des Verbrauchers erfolgen. - Ausgehend von der Differenz zwischen
Istdruck und Solldruck leitet nun der Regelblock Eingriffe entweder an der Antriebs-
maschine (Abb. la) oder am Verdichter (Abb.l b) oder an beiden gleichzeitig ein, derart,
daß die Differenz zum Ver-
schwinden kommt. Als Eingriff
ist in Abb. 1 b Saugdrosselung
angedeutet, doch kann grund-
sätzlich irgendeiner der bespro-
chenen Eingriffe vorgenommen
werden.
Wesentlich komplizierter
kann die Regelung werden,
--QJ----rn
I
I A
wenn ein bestimmter Sollwert I f2l 7 I
der Menge vorgeschrieben wird. L~---- ___ _J
(l)
Traupel, Turbomaschinen II, 2. Auf!. 6
82 13. Regelung der Turboverdichter
wobei 0 und K von der Anordnung abhängige Größen sind, die übrigens nur näherungs-
weise Konstanten sind, da sie z. B. von der Re-Zahl abhängen können. Die genauere
Mengenbestimmung würde also verlangen, daß die drei Größen p, LI p und. T in die Regel-
vorrichtung eingegeben werden. Oft verlangt der Betrieb nur eine ganz ungefähre Ein-
haltung der Sollmenge. Dann kann man von
den Veränderungen des Druckes und der Tem-
peratur am Verdichtereintritt absehen und
sich mit der Messung von Llp begnügen. Das
genügt aber nicht mehr, wenn größere Ge-
nauigkeit verlangt wird, was im Zusammen-
hang mit vollautomatischen Pumpverhütungs-
vorrichtungen der Fall sein kann. Aber auch
dann, wenn die Menge nicht in der Saug-
leitung, sondern in der Druckleitung gemessen
wird - z. B. bei Abblaseregelung, wo hinter
dem Abblaseventil gemessen werden muß -
muß auf die genaü.ere Relation (2) gegriffen
werden, selbst wenn keine besondere Genauig-
keit verlangt wird. Die Regelvorrichtung kann
0 0
7
in solchen Fällen nach dem folgenden Grund-
gedanken gestaltet werden. Nach GI. (2) ist
zunächst
0 0
logm = logK + l(logp + logLip -logT). (3)
Die Größe (logp + log LI p - logT) hängt also
eindeutig mit m zusammen (K wird als kon-
stant betrachtet). Nach Abb. 4 wirken nun die
Meßwerte p, LI p und T (dieses durch die Länge
des Stabes 3 gemessen) auf geeignete Kurven-
scheiben ein, derart, daß die Höhenlagen der
Rollen 4, S, 6 proportional logp, logLip und
logT sind. Das angeschlossene Hebelwerk gibt
eine Höhenlage des Punktes 7, die proportional
logp +logLip -logT ist. Von ~er Mengenein-
p p
----+----------- -
I
t
"-.
0 r- fmax
a b
Abb. 13.8.5 Zur Steuerung der Pumpverhütungsvorrichtungen
a) steile Charakteristik (Axialverdichter), b) flache Charakteristik (Radialverdichter)
Bei genügend großem Querschnitt kann so das Pumpen mit Sicherheit vermieden werden.
Im Extremfall ist das Ventil so zu bemessen, daß es bei größter Öffnung die volle Menge
durchläßt, denn dann wird das Pumpen auch verhindert, wenn der Abfluß zum Ver-
braucher völlig abgesperrt wird. Bei flacher Charakteristik (Abb. 5b) muß die Purnp-
verhütungsregelung vom Ansaugvolumen aus gesteuert werden. Von emem nahe der
Pumpgrenze befindlichen Grenzwert V* ausgehend, P
öffnet das Abblaseventil in der durch die Quer- p
schnittskurve f angegebenen Weise. P'o..,
Gegenüber dem in Abb. 5 veranschaulichten r! -------------~-
hoch. Dann rückt die Pumpgrenze von P nach P', siehe Abb. 7. Für die Messung des
Durchflußvolumens am Eintritt ist auf GI. (2) zurückzugreifen. Es ist
V=rhv=rhRT =KRTVpLlp =K'VTLlp. (4)
p p T p
Wenn nun, wie es meist der Fall ist, die Regelung nur von LI p aus gesteuert wird, so
täuscht diese Anzeige offenbar bei besonders tiefem T und besonders hohem p ein zu
p großes V vor (denn die unter der Wurzel stehende
po..~--- . . . . .
T- und p-Korrektur wird nicht berücksichtigt).
p ........... , Die durch die Verschiebung der Pumpgrenze und
I '
durch den Meßfehler bedingten Abweichungen
I '\ addieren sich also hier. Will man trotzdem das
I \
I \ Pumpen unter allen Umständen vermeiden, so
I \ muß man die Regelung so einstellen, daß man
: \ einen beträchtlichen Teil der Volumenreserve der
I \
----------L------------
I
-~ Maschine verliert.
I Den hier geschilderten Nachteilen kann man
o v v unter Beibehaltung einfacher Regelsysteme nur
Abb.13.8.7 Einfluß klimatischer Änderungen ausweichen, indem man es dem Betriebspersonal
auf die Pumpgrenze bei flacher Charakteristik überläßt, mindestens in Extremfällen einzugreifen
und durch Verstellen der Regelvorrichtung die An-
passung an die jeweiligen Bedingungen herbeizuführen. Eine völlig automatische Pump-
verhütungsregelung, welche die Nebeneinflüsse mitberücksichtigt und damit ohne über-
mäßig große Sicherheitsspanne auskommt, wird selbst bei konstanter Drehzahl nur
wenig oder gar nicht einfacher als der komplizierteste Fall, bei dem auch noch die Dreh-
zahl wesentlich ändert. Um die Funktionsweise dieser allgemeinsten Pumpverhütungs-
regelung zu erkennen, müssen wir auf die dimensionslose Darstellung der Verdichter-
" "
0 0
a b
Abb. 13.8.8 Linien beginnender Abblasung (gestrichelt)
a) bei steiler Charakteristik, b) bei flacher Charakteristik
charakteristik zurückgreifen. Wir schreiben uns also vor, daß das Abblasen an den
gestrichelten Kurven Abb. 8a und Sb beginnen soll. Eine solche Kurve kann z. B. durch
eine Gleichung der Form
II = j(n*) (5)
dargestellt werden, was besonders bei steiler Charakteristik nach Abb. 8a zweckmäßig
ist. Eine Regelvorrichtung, die von dieser Beziehung ausgeht, zeigt im Blockschema
Abb. 9. Gemessen wird durch den Fliehkraftregler 1 die Drehzahl und durch den Tempe-
raturfühler 2 die Temperatur. Beide Meßimpulse wirken auf den Regelblock 3 ein, der
daraus die Größe
n* =~ 1['1';; (6)
no V--p;-
13.8 Funktionelle Probleme der Verdichterregelung 85
,-----------,
I 18
I
I
I
I
I f(D)
c)~B
~t ln i
8-r@J
I I I
Pt&
I
t &pf
I r
I L;--v-----<
L_ ._/- _!__ •....1.
tJp
Abb. 13.8.9 Blockschema einer vollautomatischen Abb. 13.8.10 Blockschema einer vollautomatischen
Pumpverhütungsvorrichtung. Regelimpulse: Eintritts- Pumpverhütungsvorrichtung. Regelimpulse: Druck-
zustand, Austrittsdruck, Drehzahl verhältnis, Menge
Solange II ~ f(n*), wird von dort aus nichts weiteres veranlaßt. Übersteigt jedoch II
den Wert f(n*), so wird ausgehend vom Block 8 das Abblaseventil9 geöffnet, und zwar
um so stärker, je weiter II über f(n*) liegt.
Eine andere Möglichkeit, die vor allem für die flache Charakteristik nach Abb. Sb
in Frage kommt, besteht darin, von einer Darstellung der gestrichelten Kurve gemäß
W = f(II) (7)
auszugehen. Da
(8)
regelung ja zum übrigen Regelsystem hinzukommt und mit ihm in zweckmäßiger Weise
zu kombinieren ist. Es ist wenig bekannt, daß eine vollautomatische Verdichterregelung,
die es gestattet, den stabilen Betriebsbereich stets voll auszunützen, und gleichzeitig
das Pumpen mit Sicherheit vermeidet, unvermeidlich derart kompliziert wird. Beachtet
man weiter, daß der kostenmäßige Aufwand für das Regelsystem in einem angemessenen
Verhältnis zu den gesamten Erstellungskosten der Anlage stehen muß, so drängt sich
der Gedanke auf, die ganze Regelung auf elektronischer Basis auszuführen und nur für
die Krafteinschaltung zur Verstellung der Regelorgane selbst auf hydraulische Servo-
motoren überzugehen. Bis heute sind fast ausschließlich mechanisch-hydraulische (u. U.
auch pneumatische) Regelsysteme zur Anwendung gelangt. Über deren Ausbildung vgl.
die Bemerkungen in Abschn. 12.5.
Literatur
[1] AGUET, E.: Les turbines agaz Sulzer de 7500 kW alimentees en gaz de haut fourneau. Revue Uni-
verselle des Mines, 9' Serie, tome X, no. 12, Liege 1954.
[2] -: Sulzer-Axialgebläse für Hochofenwind. Techn. Rundschau Sulzer 37 (1955) No. 3, S. I.
[3] BLASIG, K.: Regelung von Turbokompressoren mit dem Strahlrohrregler. Stahl u. Eisen 53 (1953) H. 15.
[4] ECKERT, B., u. E. SCHNELL: Axial- und Radial-Kompressoren, 2. Aufl. Berlin/Göttingen/Heidelberg:
Springer 1961.
[5] GILLI, R.: Die Metamorphose des Turbokompressors bei Brown Boveri vom ersten Kompressor der
Welt bis zum Typ Isotherm. Brown Boveri Mitt. 30 (1943) No. 11/12, S. 346.
[6] HALLER, M.: Turbogebläse in Hochofenanlagen. Brown Boveri Mitt. 39 (1952) No. 5/6, S. 189.
[7] -: Das Brown Boveri-Turbogebläse im Großstahlwerk. Brown Boveri Mitt. 39 (1952) No. 5/6, S. 200.
[8] HoLLECK, B.: Selbsttätige elektrische Regelung des Dampfkreiselverdichters. AEG-Mitt. (1938) S. 477.
[9] HuBER, F.: Brown Boveri Isotherm-Kompressoren. Brown Boveri Mitt. 39 (1952) No. 5/6, S. 179.
[10] KLuGE, F.: Regelung von Kreiselverdichtern. ZVDT 84 (1940) 837.
[11] - : Kreiselgebläse und Kreiselverdichter radialer Bauart. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer 1953.
14.1 Regeleingriffe
Im einfachsten Falle ist die Veränderung der Brennstoffzufuhr der einzige Regel-
eingriff, der an einer Gasturbine vorgenommen wird. Oft aber sind zudem weitere Ein-
griffe wünschbar oder notwendig. Gründe, die dazu führen, sind vor allem die folgenden:
a b
Abb.14.1.1 Abblaseregelung am Verdichter bei Gasturbinen
a) einfaches Zwischenabblasen, b) Zwischenabblasen mit Einführung zwischen zwei.Turbinenstufen
Vermeidung des Pumpens des Verdichters bei Teillast, Verbesserung des Teillastwirkungs-
grades, Beschleunigung des Regelvorganges, Vermeidung des Durchbrennens bei plötz-
lichem LastausfalL
14.1 Regeleingriffe 87
So können am Verdichter grund-
sätzlich alle jene Eingriffe vorgenom-
men werden, die auch sonst bei Turbo-
verdichtern üblich sind, besonders das
Abblasen und Zwischenabblasen, Ab-
bildung 1 a. Drehzahlvariation des Ver-
dichters kommt oft dank der Besonder-
heit der Schaltung schon durch die
Veränderung der Brennstoffzumessung
zustande. Verstellbare Leiträder wer-
den in zunehmendem Maße verwendet.
Saugdrosselung kommt kaum in Frage,
2
----I><J-
I
·-1><1-
Abb. 14.1.3
Umgehungsorgan an einer mechanisch un-
abhängig laufenden Nutzleistungsturbine
Abb. 14.1.5 Verstellbares Leitrad einer Gasturbine der General Electric Co., nach McMuLLEN [8]
denn es kann so auf verlustarme Weise die Schluckfähigkeit beeinflußt werden. Zur Ver-
meidung des Durchbrennens von ND-Turbinen bei plötzlicher Entlastung, ist es auch
möglich, im Abgasstutzen vorübergehend zu stauen, vgl. Abb. 6. Dies isttrotzdes großen
Durchsatzvolumens t echnisch denkbar, da das Stauorgan ja keineswegs dichten muß;
allerdings ist der bauliche Aufwand groß.
Weitere Regeleingriffe sind in großer Zahl vorgeschlagen, aber zum kleinsten Teil
praktisch erprobt worden. So ist es z. B . möglich, einer mechanisch unabhängig von der
t--1.....______,
Abb. 14.1.6 Gasturbine mit mechanisch un- Abb. 14.1.7 Leistungsübertragung von der Verdichter·
abhängig laufender Nutzleistungsturbine und gruppeauf die Nutzleistungsturbine oder umgekehrt, z. B.
Drosselorgan D hinter dieser auf elektrischem Wege; 1 und 2 sind Motorgeneratoren
0 s
Abb. 14.1.8 Schema und is-Diagramm der Pegelregelung der geschlossenen Gasturbine
so wird das Ventil 3 vorübergehend geöffnet, so daß ein Teil des Luftinhaltes des Kreis-
laufes nach außen entweicht. Damit stellt sich schließlich ein neuer Beharrungszustand
ein, bei dem der tiefste Kreislaufdruck p~, der höchste p~ ist. Der Lufterhitzer wird
ähnlich einem Dampferzeuger so geregelt (namentlich durch die Brennstoffzufuhr), daß
die Höchsttemperatur T max stets denselben Wert beibehält. Die tiefste Temperatur des
Prozesses liegt ebenfalls fest, da sie nur wenige Grade über der gegebenen Kühlwasser-
temperatur liegt. Schließlich läuft die Turbogruppe mit unveränderlicher Drehzahl, da
sie mit dem Generator gekuppelt ist. Da Luft praktisch ein ideales Gas ist und somit
j = cPT mit konstanter Temperatur ebenfalls konstant ist, läßt sich leicht erkennen,
daß unter diesen Bedingungen alle Maschinen in einem festen Punkt ihrer dimensions-
losen Charakteristik arbeiten. Es wird daher auch p~fp~ = p 2 jp 1 • Damit geht das is-Dia-
gramm des Arbeitsprozesses bei Teillast aus demjenigen bei Vollast lediglich durch
eine Horizontalverschiebung hervor, vgl. Abb. 8. Bis auf Nebeneffekte ist daher auch
der Teillastwirkungsgrad gleich dem Vollastwirkungsgrad. - Der Übergang von kleinerer
auf größere Last erfolgt sinngemäß durch Öffnen des Regelventils 2 und damit Auffüllen
des Kreislaufes.
Wenn auch bei dieser Pegelregelung alle Belastungszustände in günstiger Weise ohne
die Gefahr des Pumpens gefahren werden können, so kann doch der Übergang von einem
zum anderen Beharrungszustand verwickelte Probleme aufwerfen. Dies gilt vor allem
beim völligen Ausfallen der Last. Deshalb können auch bei der geschlossenen Gas-
turbine zusätzlich ähnliche Regeleingriffe nötig werden, wie sie oben schon für das
offene Verfahren angegeben wurden.
Die Regelung der Gasturbine wird dadurch wesentlich erschwert, daß alle Drosselungen,
Abblasungen oder Umführungen den Wirkungsgrad des Gesamtprozesses sehr ungünstig
beeinflussen. Solche Eingriffe kommen also nur für Betriebszustände in Frage, die niemals
längere Zeit gefahren werden. Wirtschaftliche Dauereingriffe sind außer der Brennstoff-
zumessung nur das Verstellen von Leitapparaten an Turbinen und Verdichtern und in
begrenztem Umfang vielleicht Leistungsübertragung der in Abb. 7 gezeigten Art.
90 14. Regelung der Gasturbinen
II7 = _&_
Ps
= ( 1 - s) l l = ( 1 -
P1
s) II, (2)
"-1
(3)
"-1
(4)
Die lJI können also auch aus den Bildtafeln 1 bis 6 des Anhanges von Bd. I abgelesen
werden. Dabei sind für die Isentropenexponenten u jeweils die für den betreffenden
Temperaturbereich gültigen Werte einzusetzen.
Weiter sei
6
(5)
(6)
(7)
1
(8)
Die Rechnung basiert auf den Charakteristiken des Verdichters und der Turbine wie
sie z. B. durch Abb. 2 und 3 dargestellt werden. Nach den Ausführungen unter 11.3
ist das Durchflußverhalten der Turbine darstellbar in der Form
(9)
14.2 Berechnung der Beharrungszustände 91
wobei der "Ellipsenfaktor" E (Il r) meist hinreichend genau durch einen Wurzelausdruck
analog GI. 12.9 (2) wiedergegeben werden kann. In GI. (9) ist die Rückwirkung der
relativen Drehzahl n~ auf den Durchfluß vernachlässigt, der z. B. bei der Darstellung
GI. 11.3 (12) durch das Verhältnis der Mittelwerte der Schluckzahlen ft zum Ausdruck
kommt. Für die meisten in Frage kommenden Betriebszustände ist dieser Einfluß aber
sehr gering.
Die Gleichheit der Durchflußmengen von Turbine und Verdichter läßt sich nun so zum
Ausdruck bringen, daß man den Ausdruck GI. (9) für mfm 0 in GI. (5) einsetzt, womit
<fJ = E (IJ r) .1!.!_
P4o
V T maxO PEo
T max PE
1[1.';.
VT;;;
(10)
Die relativen Druckverluste, die durch s erfaßt sind, können näherungsweise als konstant
betrachtet werden, sofern nur kleine Abweichungen von II gegenüber Il0 in Frage kom-
men. Genauer ist s folgendermaßen zu gewinnen. Im Auslegungszustand ist
So= Pzo- P4o + Pso- P1o.
Wenn wir dann setzen Pzo P10
Pzo- P4o = fs Pso- P1o = (1 _ /) So,
Pzo 0' P1o
so ist mit sehr guter Näherung
10
9
// l\ '~nlflu
/,
/'
\ \
, -
8
/
~....
....~ 1"-- ~5
. ~
1u
7 / .a-~
......
)
...... ~
,......~" ..... jj;Y'; _;,O.. k'
6
I . . . - z;..
":.-/' ~/_.v~
1,0
2~
...........
.............. ..... ......-
5
. 8/
I
!
~
I......I'
: rf
I....-....-..-
....-/ . . . -
v,.....- !--"',......
/
....... ~ /
V
_l_
0,9
/ v. .___..
~
~,
/ .......... t20,8
t~
3
,..-
~-- B n*=l18 1,0
1,1
.......
2o,s
//
0,6
\
0,7
'i
0,8
IY0,9 1,0 1.1 1,2 0,79 0,78 0,82 o,o6 a9o
.P-- TJv--
Abb. 14.2.2 Charakteristik des Axialverdichters einer einwelligen Gasturbine. Gestrichelte Linien stellen
das Durchllußverhalten der Turbine für verschiedene Temperaturverhältnisse dar
Weiter können, vermöge GI. (7), die Temperaturen durch Temperaturverhältnisse ersetzt
werden. Dann geht GI. (10) über in
<P = E (Il r) II(l - s) Ps PEo 1(7f;
Ilo(l - Eo)Pso PE VT
oder weil in diesem Zusammenhang meist genügend genau 1
Ps PEo(l - s) "'"' 1
Pso PE(! - Eo) ,...., '
auch
(12)
1 Bei Gasturbinen, die lnit kleinem Druckverhältnis und großen Druckverlusten arbeiten, kann diese
Da II r, vermöge Gl. (2), durch II gegeben ist, ist damit (fJ ausgedrückt in :Funktion von II
und {}. Dieser Zusammenhang kann in die Verdichtercharakteristik eingetragen werden,
siehe die gestrichelten Kurven mit Parameter {} in Abb. 2.
Damit kann nun ein beliebiger Betriebszustand in folgender Weise nachgerechnet
werden. Man schreibt sich die beiden Werte
0
n* und {}vor. Diese legen in der Verdichter-
charakteristik, Abb. 2, einen bestimmten
"' '\
0, 9
Punkt P fest, für welchen nun II, (fJ und der
0, 8
/). ~ 0
~ 1'6t---8
isentrope Verdichterwirkungsgrad 'YJv bekannt
~!/'\
sind. Aus Gl. (8) ist n~ bekannt und mit
I, ""'9
dem aus Gl. (2) und (11) bestimmten II Taus
'YI
7
I'J
~
der Turbinencharakteristik, Abb. 3, auch der
0,6 innere isentrope Turbinenwirkungsgrad 'YJr.
Il=2 Man hat somit die nötigen Unterlagen zur
0,5 Berechnung des Prozesses. Wir greifen auf
die Ausführungen unter 2.5 zurück und
0,2 0,6 0,8 1,0 ~9 ~8
setzen wie dort
n~- -
Y =-p-
c (13)
- Cpv '
Abb. 14.2.3 Beispiel einer Wirkungsgradcharakte-
ristik einer Turbine wobei cP T und cP v die Mittelwerte der spezi-
fischen Wärmen in Turbine und Verdichter
sind und Cp den ideellen Mittelwert für den Verbrennungsvorgang bedeutet. Dann ist
die innere Arbeit L; nach Gl. 2.5 (17)
L; = CpvTE [Y {} 'Pe'Y/T- ~; ]· (14).
Die Größe A hängt in der Tat nur von n* und {}ab, denn wenn diese beiden Parameter
gegeben werden, liegen, wie oben dargelegt, (!J, II, II T, 'YJv und 'Y/T fest, womit gemäß
Gl. (15) der Ausdruck A berechenbar ist. Die Durchführung dieser Rechnung für das
ganze Feld der in Frage kommenden n* und {} liefert ein Diagramm der Art Abb. 4a.
Ferner ist nach Gl. 2.5 (24) der innere thermische Wirkungsgrad 'Y/thi des Prozesses
'Jfk
Y f} 'Pe'YJT--
'Yjv
(17)
'Y/th i = -(1_+_a-)y--{;-f}---(-;-1-+-~=;---:-)---'YJ-r~[f}-(l:..!...:.--'YJ-1'-'Jf-,)-----c(:--1-+--;~:;;-;--:-)]::7"}"
Auch dieser Ausdruck kann wie A für jedes in Frage kommende Wertepaar n*, {} be-
rechnet werden, sofern man noch den Rekuperatorwirkungsgrad 'Y/r und den die Abstrah-
lung kennzeichnenden Zuschlag iX (Größenordnung 0,005 bis 0,02) konstant setzt. Gerrauer
ist es, für den Rekuperatorwirkungsgrad zu setzen
rho )0,25
'Y/ro ( rh
'Y/r = 1 + [( rhrho )0,25 - I ] 'YJro
14.2 Berechnung der Beharrungszustände 93
rh 0 /rh kann man in dieser Gleichung wohl stets hinreichend genau durch ll 0fll ersetzen.
Der Wert des Exponenten, der mit 0,25 angegeben ist, hängt etwas vom Apparatetyp
ab. Für Querstromapparate kann er bis 0,3 betragen, während bei Längsstrom vereinzelt
Werte bis 0,2 auftreten können, je nach dem besonderen Wärmeübergangsgesetz des
Apparates. So kann schließlich, wie in Abb. 4 b, auch 'Y/th; in Funktion von n* und {}
dargestellt werden.
Mit Hilfe der Diagramme, Abb. 4, können nun in weiten Grenzen beliebige Betriebs-
zustände rasch ermittelt werden. Gegeben sollen sein der Umgebungszustand PE, TE,
die Turbineneintrittstemperatur T max und die Drehzahl n. Dann liefert Gl. (6) n*,
Gl. (7) {}, Abb. 4 A und 'Y/thi und Gl. (16) N;. Effektivleistung und effektiver thermischer
Wirkungsgrad folgen daraus durch Multiplikation mit dem mechanischen Wirkungsgrad.
2~---r----~--~----~
0,2
t
<c
s
1::-
2,5
I
0 0.1
I
I
I
I
I
I
I
I
I
-10,7 0
0,8 0,9 1,0 1,1 0.7 O,tJ 0,9 1,0 1,1
a n*- b n*-
Abb. 14.2.4 Beispiel einer Gesamtcharakteristik einer einwelligen Gasturbinenanlage
Diagramm a) Charakteristische Leistungsgröße, Diagramm b) Innerer thermischer Wirkungsgrad
zur Lösung dieses Problems ist die Anordnung verstellbarer Leitapparate in den ersten
Stufen des Verdichters.
Nicht eingeschlossen in diese Betrachtung sind weiter die Einflüsse der Reynolds-
Zahl. Diese kann bei festgesetzten Werten n* und {} immer noch variieren. Meist aller-
dings ist der in Frage kommende Variationsbereich so klein, daß kein wesentlicher
Einfluß zustande kommt. Bei Flugtriebwerken kann aber die Reynolds-Zahl in großer
Flughöhe so sehr absinken, daß die Verschlechterung der Maschinen fühlbar wird. Das
Flugtriebwerk entspricht übrigens nie dem einfachen Fall der einwelligen Anlage, der
hier behandelt wird, da als zusätzlicher Parameter noch die Mach-Zahl der Fluggeschwin-
digkeit hinzukommt. Der Fall ist theoretisch eng verwandt mit demjenigen einer in Serie
geschalteten Nutzleistungsturbine.
Schließlich kann noch ein weiterer Einfluß deutlich in Erscheinung treten, der bisher
unbeachtet geblieben ist, nämlich der Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Dies gilt vorab für
tropische Verhältnisse. Bei atmosphärischem Druck und 40 oc ist der Dichteunterschied
zwischen trockener und mit Feuchtigkeit gesättigter Luft etwa 5%, also keineswegs
vernachlässigbar. Strenggenommen wird dadurch sogar die Anzahl der dimensionslosen
Parameter unseres Problems vergrößert, denn es ergibt sich eine leichte Verschiebung
des Isentropenexponenten. Diese ist aber von so geringem Einfluß, daß sie vernach-
lässigt werden kann. Mit dieser Vereinfachung ist, wie leicht verifiziert werden kann,
der Einfluß der Luftfeuchtigkeit dadurch erfaßbar, daß man die Definitionsgleichungen (5)
und (6) ersetzt durch
rp- m PEo
= mo PE
RTEV RoTEo'
(5')
(6')
Hierbei sind R und R 0 die Gaskonstanten für den betrachteten und den Auslegungs-
zustand, wie sie sich aus den jeweiligen Luftfeuchtigkeiten ergeben.
Auch in GI. (8) wären unter der Wurzel die Faktoren R 0 und R beizufügen, womit
aber die Form
n*-
T - n*VD;
7}
gerade wieder bestehenbleibt. Desgleichen würde das Durchflußgesetz der Turbine lauten
An GI. (16) oder (16') mag überraschen, daß nach diesen Beziehungen die Anlage-
leistung scheinbar zunimmt, wenn die Umgebungstemperatur steigt. Dies trifft aber
nur zu, wenn der Faktor A gleichzeitig unverändert bleibt. Das bedeutet, daß die Höchst-
temperatur im gleichen Verhältnis gesteigert wird wie die Umgebungstemperatur und
zudem noch die Drehzahl proportional der Wurzel aus dieser letzteren hinaufgesetzt
wird. Unter diesen Umständen ist eine Leistungssteigerung durchaus einleuchtend.
Aus der Gesamtheit der möglichen Betriebszustände sondert nun weiterhin die
Charakteristik des Nutzleistungsempfängers - d. h. die ihm eigentümliche Relation
zwischen Drehzahl und Leistungsaufnahme - das Feld der tatsächlich auftretenden
Betriebszustände aus. Dieses Feld stellt in dimensionsloser Darstellung immer noch eine
14.2 Berechnung der Beharrungszustände 95
zweiparametrige Mannigfaltigkeit dar und ist nichts anderes als ein bestimmter ab-
gegrenzter Ausschnitt aus dem durch Abb. 4 wiedergegebenen Gesamtfeld. Erst wenn
man sich noch auf einen bestimmten Umgebungszustand, z. B. PEo, TEo festlegt, ent-
steht eine einparametrige Mannigfaltigkeit von Betriebszuständen, wobei dann das
Ergebnis der Untersuchung zusammengefaßt werden kann in einer Kurve, die den ther-
mischen Wirkungsgrad in Funktion der Leistung darstellt nach Art von Abb. 5.
Besonders wichtig ist es aber gerade bei der Gasturbine, sich darüber Rechenschaft
zu geben, was bei geändertem Umgebungszustand, besonders bei erhöhter Umgebungs-
temperatur TE geschieht. Wenn die Drehzahl vom Nutzleistungsempfänger aus ent-
weder in Funktion der Leistung (z. B. bei Antrieb eines Propellers oder einer Pumpe)
a, 3 oder fest (elektrischer Generator) vor-
geschrieben ist, bedeutet eine Erhöhung
~ von TE eine Herabsetzung von n* und
V damit gemäß Abb. 4a eine Verkleinerung
/
V
O,Z
\
9
/
V 1,2
~
'I/ '~
0
0,8
Abb. 14.2.5 Wirkungsgradverlauf in Funktion der Be- Abb. 14.2.6 Gemäß Abb. 4 bei konstant gehaltener
lastung, aus Abb. 4 bestimmt mit konstanter Dreh- Höchsttemperatur tma.r. = 735 oc und konstanter
zahl n = n 0 und konstanter Umgebungstemperatur Drehzahl in Funktion der Umgebungstempe-
TB= TBo· Verlauf weniger günstig als nach Abb. 14.5.9 ratur tg erzeugbare relative Leistung N 1/N10 für
weil Druckverhältnis im Auslegungspunkt hoch (Il0 = 6) einwellige Gasturbine
des für die Leistung maßgebenden Faktors A. Da die Höchsttemperatur des Prozesses
meistens aus technischen Gründen für längere Betriebszeit keine weitere Steigerung zuläßt,
bedeutet höheres TE zugleich tieferes#, also eine weitere Herabminderung von A. Daher
fällt die höchste ohne Übertemperatur erzeugbare Leistung mit zunehmender Um-
gebungstemperatur stark ab, vgl. z. B. Abb. 6. In besonders hohem Maße gilt dies bei
Nutzleistungsempfängern, deren Drehzahl mit der Leistung variiert (Propeller), denn
dann kann wegen des Leistungsmankos schon die Normaldrehzahl n 0 nicht erreicht
werden, womit der Leistungsabfall nur um so stärker wird. Es ist ohne weiteres möglich,
daß sich das Leistungsgleichgewicht überhaupt nicht mehr herstellen läßt und die Anlage
somit einfach versagt. Man vermeidet dies durch die Wahl anderer Schaltungen.
b) Zweiwellige Anlage, Turbinen in Serie geschaltet. Abb. 7 zeigt das Schema der
Anlage, deren ND-Turbine die Nutzleistung abgibt. Mit der dort angegebenen Nume-
rierung der Zustandspunkte setzen wir
Il = P2' (18)
PI
II T = Pa = (l - e) II, (19)
Ps
Jl' =Pa, (20)
P4
[J" = P4. (21)
Ps
96 14. Regelung der Gasturbinen
Für das Turbinenaggregat (HD- und ND-Turbine) als Ganzes gilt dasselbe Durchfluß-
gesetz wie im vorhergehenden Falle, weshalb wiederum
gesetzt werden kann. In der Verdichtercharakteristik lassen sich also dieselben ge-
strichelten Linien # = const eintragen wie in Abb. 2. Außerdem muß nun aber auch
Ps
Abb. 14.2.7 Schema und Numerierung der Zu- Abb. 14.2.8 Kegeldiagramm für die gesamte Expansion
standspunkte für die zweiwellige Gasturbine mit und für die ND-Turbine allein bei Schaltung nach Abb. 7.
seriegeschalteten Turbinen Für beide Kegel Durchflußmenge (gestrichelte Strecke)
und Gegendruck (Strecke a) gleich groß. Daraus Zuord-
nung von P4 und Pa
das Durchflußgesetz für jede Turbine einzeln erfüllt sein, vgl. die Darstellung in Abb. 8
und 9. Deshalb muß z. B. gelten
(24)
Nach den bereits unter Abschn. 11.3 durchgeführten Überlegungen bleibt das Druck-
verhältnis Il' der HD-Turbine bei einer Veränderung des gesamten Druckverhältnisses IIT
"nn
EIl"0
---~ ----
I
I
tI
0 II a u'
Abb. 14.2.9 Graphische Bestimmung der Zuordnung der Druckverhältnisse II und II"
fast unverändert, und dasselbe gilt daher mit sehr guter Näherung auch für das Tem-
peraturverhältnis T 4 jT 3 = T 4 /T max· Daraus folgt aber
(25)
14.2 Berechnung der Beharrungszustände 97
Indem man dies in Gl. (24) einsetzt und den so erhaltenen Ausdruck für rhjrh 0 in Gl. (5)
verwendet, folgt
(26)
Da aber
(27)
wird aus Gl. (26)
rp = E" (Il") II" (l
IIo' (l
+ e)
+ eo)
V D0
D ·
(28)
Mit Gl. (23) erhält man daraus auch, wenn wieder (l + s)/(l + s 0 ) R:! 1 gesetzt wird 1
Diese Gleichung stellt den Zusammenhang zwischen II und Il" her, da II T vermöge
GI. (2) zugleich mit II gegeben ist.
Neu kommt gegenüber der einwelligen Anlage hinzu die Gleichgewichtsbedingung
an der freilaufenden Turbogruppe. Genauer formuliert muß der Überschuß der Tur-
binenarbeit über die Verdichterarbeit gleich der Lagerreibungsarbeit L, pro Massen-
einheit Luftdurchsatz sein.
L,. =TE [cP T {} P; 'YJ~ - cp v 'Pk]. (30)
1'/v
Hier ist 'YJ~ der innere isentrope Wirkungsgrad der HD-Turbine und
"_1
L r-- L ro (- n )2 -- L rO n *2 -TJIJ
T, (33)
no Eo
somit auch
(34)
Mit
(35)
wird also Gl. (32) schließlich
(36)
ten II und {} die n*, f[J und 'f}v, worauf mit GI. (8) das n';. der HD-Turbine bekannt ist.
Mit diesem und Il' liefert die HD-Turbinencharakteristik, Abb. IOa, ein berichtigtes 'Y}; ..
Nun kann die Rechnung von
GI. (36) an wiederholt werden,
'TJ'r'
bis Übereinstimmung herge-
stellt ist. Die Rechnung läßt
sich selbstverständlich voll
automatisieren, wobei kurven-
mäßig gegebene Funktionen
durch geeignete mathematische
Ansätze in die Rechenmaschine
einzugeben sind. Dieses Ver-
fahren füh•·t auf eine eindeutige
0 n*T 0 Lösung. Dies ist deshalb be-
a b achtlich, weil hier die An-
Abb. 14.2.10 Wirkungsgradcharakteristiken der beiden Turbinen nahme einer einzigen Größe,
a) HD-Turblne, b) ND-Turbine nämlich II, genügt, um die
Lösung vollkommen festzule-
gen, während im vorhergehenden Falle in dimensionsloser Darstellung zwei freie Para-
meter vorhanden sind, z. B. n* und {}.
In naheliegender Abwandlung der vorhergehenden Ausführungen ergibt sich hier
(37)
(38)
(39)
'Y}thi (1 + oc) y {1} - (1 + f;-) - 1]r [ 1J(1 - P; 1]~) (1 - P;' 1]~) - ( 1 + f;-)]} .
In diesen Gleichungen tritt als neuer, durch die bisherigen Untersuchungen nicht fest-
gelegter Parameter der innere Wirkungsgrad 'YJ~ der ND-Turbine auf. Er hängt gemäß
der Charakteristik, Abb. lOb, ab von Il" und der charakteristischen Drehzahl n*" der
ND-Turbine. Es ist
(40)
wobei n" die Drehzahl der ND-Turbine ist, die vom Nutzleistungsempfänger vorgeschrie-
ben wird. Betrachtet man wiederum die sämtlichen möglichen Betriebszustände, so ist
für jede der oben bestimmten Lösungen, d. h. für jedes II, die Größe n*" zu variieren.
Damit erhält man jeweils die zugehörigen 'YJ'f und somit A und 'Y}thi. Mit der unabhängigen
Variation von n*" werden also A und 'Y}thi wieder Funktionen von zwei Variablen, wie
im vorhergehenden Falle. Trotzdem ist der Unterschied ein durchaus wesentlicher, denn
in dem praktisch vor allem in Frage kommenden Bereich ist der Einfluß von n*" auf 'YJ~
derart klein, daß auch die Abweichungen von A und 'Y}thi äußerst geringfügig werden.
So macht es z. B. im Bereich zwischen Vollast und l/3-Last für den Verlauf des ther-
mischen Wirkungsgrades keinen fühlbaren Unterschied, ob nun der Nutzleistungs-
empfänger mit konstanter Drehzahl oder nach dem "Propellergesetz" (Drehzahl pro-
portional der dritten Wurzel aus der Leistung) arbeite. Ein sehr ausgedehntes zwei-
parametriges Feld von Betriebszuständen entsteht praktisch nur bei Gasturbinen für
Straßenfahrzeuge oder Lokomotiven, wo bei jedem Druckverhältnis II die Drehzahl der
ND-Turbine von Null bis zum zulässigen Höchstwert variieren kann.
Sehr gut ist bei der vorliegenden Schaltung der Einfluß der Umgebungstemperatur
zu überblicken. Da einem gegebenen Druckverhältnis II eindeutig ein Wert {}entspricht,
14.2 Berechnung der Beharrungszustände 99
läßt sich für ein vorgeschriebenes TE auch sogleich das T max = {} TE angeben, das be-
nötigt wird, um das verlangte II zu erreichen. Da aber andererseits Tmax begrenzt ist,
ergibt sich so mit der Charakteristik, Abb. 11, für jede Umgebungstemperatur ein Höchst-
wert von II, A und ?}thi. - Die allfällige Berücksichtigung der Luftfeuchtigkeit kann
hier, wie auch bei der nachfolgend besprochenen Parallelschaltung, in gleicher Weise
erfolgen wie bei der einwelligen Anlage.
Zwei Feinheiten verdienen hier noch
Beachtung. Die eine betrifft die Abhängig-
keit der Druckverlustgröße s von II. Sie
ist gegeben durch GI. (11) (unter sinn-
gemäßer Berücksichtigung der anderen
Numerierung der Zustandspunkte), sofern
zwischen HD- und ND-Turbine kein nen-
nenswerter Druckabfall in Rechnung zu
setzen ist. Ist hingegen ein solcher Druck-
abfall vorhanden, so kann GI. (11) zwar
übernommen werden, nur muß man dann
setzen 0,1
0 0 z~L-~3--'f+--,5~-~6--*7-~8
Psop- P1o = (1 _ /) 130 , IJ-
10
Abb. 14.2.11 Gesamtcharakteristik einer zweiwelligen
wobei Ll p 40 der Druckabfall zwischen HD- Gasturbine mit Serieschaltung nach Abb. 7
und ND-Turbine im Auslegungszustand
ist. Eine zweite Bemerkung betrifft die in diesen Untersuchungen stets wiederkehrende
Funktion E, also den "Ellipsenfaktor". In den Gleichungen wird er als nur vom Druck-
verhältnis abhängig angegeben, während das genaue Durchflußgesetz der Turbine ver-
langen würde, daß man setzteE (II r, n;.), wobei sich/lT und n;. auf die jeweils betrachtete
Turbine beziehen. Über diese Zusammenhänge vgl. o.-----,-----,---,---.,..-----,--.,...--,
die Ausführungen unter 11.5 in Bd. I, sowie bei
CORDES [18], GASSERT [19], HAUSENBLAS [20] und
JAGGI [21]. Im allgemeinen ist nun der Einfluß
der Variation von n~ im interessierenden Bereich
so klein, daß er vernachlässigt werden kann. Bei 6 t
der ND-Turbine der hier behandelten Schaltung 1:::::
kann aber der Einfluß doch fühlbar werden. Das 'f 1---+--+---+.Y'-1+---H---H
Rechenverfahren ist dann entsprechend auszu-
gestalten, was bei Verwendung der elektronischen
Rechenmaschine leicht möglich ist. Es geht dann
in Gl. (29) als weitere Variable noch n*" ein, und
man erhält für die aus Verdichter und HD-Turbine
0 0,2 a'f a6 1,1
tP--
bestehende Gruppe eine zweiparametrige Schar Abb. 14.2.12 Betriebslinie b (Linie der mög-
von Betriebszuständen, da man ja die beiden un- lichen stationären Betriebszustände) in der
abhängigen Variablen II und n*" verfügbar hat; Charakteristik des Verdichters einer zwei-
der Einfluß der zweiten Variablen ist naturgemäß welligen Gasturbine mit Serieschaltung nach
Abb. 7
verhältnismäßig klein.
Die Tatsache, daß die Betriebszustände der aus Verdichter und HD-Turbine be-
stehenden Turbogruppe dimensionslos mindestens in der Regel genügend genau eine
einparametrige Mannigfaltigkeit bilden, hat noch eine Konsequenz, die zu nicht ge-
ringen Schwierigkeiten Anlaß geben kann. In der Verdichtercharakteristik, Abb. 12,
werden die sämtlichen möglichen Betriebszustände durch eine einzige Kurve b dargestellt.
Diese kann die Pumpgrenze schneiden. Tritt dies ein, so stehen als Gegenmaßnahmen
zur Verfügung: Andere Auslegung des Verdichters, derart, daß die Pumpgrenze günstiger
7*
100 14. Regelung der Gasturbinen
= n*V _(l,,
Abb. 14.2.14 Schema und Numerierung der Zu-
standspunkte für zweiwellige Gasturbine mit
parallelgeschalteten Turbinen
n *' =
_ _!!:__
no
11 T:Uax.O
T'
roa-...
1}~
·u·
(43)
n *'' _
= -,,
n
"v-T" "
no
maxO _ n
- T ' - ---".
max no
(44)
übergeht. Da die Ein- und Austrittsdrücke beider Turbinen stets gleich sind, läßt sich
die Mengenverteilung nur durch die Temperaturen beeinflussen, wenn von der Möglich-
keit besonderer Regelorgane abgesehen wird. Aus der Tatsache, daß der Durchfluß um-
gekehrt proportional der absoluten Temperatur ist, ergibt sich dann
a = ao V f}~' {}
{}' {}o • (47)
Durch Einsetzen der GI. (45) in diese Beziehung und Quadrieren entsteht eine quadra-
tische Bestimmungsgleichung für a, deren physikalisch reelle Lösung
_ a~
a- 2
( {}"
7
)
-1 ~+ao
1}~' l/4 a~ ( {}"
7 -1
)2 m+~
{}~' {}~' (48)
lautet. Schließlich ist eine Gleichung für das Leistungsgleichgewicht an der Verdichter-
gruppe beizufügen, die analog zu GI. (36) hier die Form
K = f} - (l + ~) - rJr [(l - a) {}'(I - rJ'r 'l'e) + a {}" (l - rJ~ 'l'e)- ( l + ~)]. (52)
Die Größe A liefert zusammen mit GI. (16) für jeden beliebigen Betriebszustand die
Leistung. In Gin. (50) bis (52) tritt allerdings als zusätzlicher Parameter der Wirkungs-
102 14. Regelung der Gasturbinen
grad 'f}~ der Nutzturbine auf, der seinerseits Funktion von fiT und n*" ist. fiT ist mit{}'
und {}" bereits gegeben, während n*" im allgemeinsten Falle noch völlig frei ist [vgl.
GI. (44)]. Die Variation dieser charakteristischen Nutzturbinendrehzahl liefert für jedes
Paar {}', {}" noch A- und 'f}thi-Werte, die von n*" abhängen. Diese beiden Kenngrößen
sind also schließlich Funktionen der Variablen {}', {}" und n*", d. h., die Gesamtheit
der möglichen stationären Betriebszustände - in dimensionsloser Auffassung - stellt
eine dreiparametrige Mannigfaltigkeit dar!
Die meisten Nutzleistungsempfänger weisen jedoch solche Eigenschaften auf, daß
nur ein verhältnismäßig kleiner Bereich von n*"-Werten praktisch auftritt, womit '1}~.
dessen Optimum in diesem Bereich liegt, nur ganz wenig beeinflußt wird. Da auch der
praktisch mögliche Bereich der Kombinationen von {}'und {}" sehr begrenzt ist, erweist
sich das dreiparametrige Feld der Möglichkeiten als äußerst eng. Wird nur eine Brenn-
kammer vorgesehen, wobei {}' = {}", so bleibt nur noch eine zweiparametrige Mannig-
faltigkeit übrig. Deshalb ergeben sich auch wesentlich dieselben Schlußfolgerungen wie
im Falle der hintereinandergeschalteten Turbinen. Es tritt also u. U. die Schwierigkeit
auf, daß bei einer bestimmten Teillast die Pumpgrenze des Verdichters erreicht wird,
und die dann möglichen Gegenmaßnahmen sind analog dem vorhergehenden Falle. An-
lagen dieser Art erweisen sich sogar in Auslegung und Herstellung als ganz besonders
heikel, weil das Leistungsgleichgewicht nach GI. (49) nur in ganz beschränktem Bereich
wirklich hergestellt werden kann. Gesetzt etwa, infolge geringfügiger Fehler in der Be-
rechnung und Fertigung der Schaufelungen werde das Verhältnis der Schluckfähigkeiten
der beiden Turbinen etwas verschoben, derart, daß a größer wird als beabsichtigt. Dann
hat Gl. (48) u. U. nur Lösungen für {}'-Werte, die bei gewöhnlichen Umgebungstempera-
turen auf Höchsttemperaturen führen, welche der Maschine aus werkstofftechnischen
Gründen nicht zugemutet werden können. Dann kann das Leistungsgleichgewicht an
der Verdichtergruppe überhaupt nicht hergestellt werden, d. h., das Anlassen der Ma-
schine gelingt nicht. In den Anfängen der Gasturbinenentwicklung sind in der Tat solche
Schwierigkeiten in großer Zahl aufgetreten. Das ist auch einer der Gründe, warum diese
Schaltung derzeit kaum verwendet wird.
Ergänzend ist hier noch beizufügen, daß 'f}thi nach GI. (39) und (51) in seiner Be-
deutung etwas abweicht von der vorher verwendeten Definition des inneren thermischen
Wirkungsgrades. Die Lagerreibung der frei laufenden Turbogruppe ist ja in der Gleich-
gewichtsbedingung schon berücksichtigt. Also ist das erhaltene 'f}thi nur noch mit dem
mechanischen Wirkungsgrad 'fJ':. der Nutzturbine allein zu multiplizieren, wenn der
effektive Wirkungsgrad erhalten werden soll. Dasselbe gilt für den Übergang von der
inneren Leistung zur Effektivleistung.
Andere Schaltungen als die 3 Grundformen, die hier behandelt wurden, lassen sich
durch sinngemäße Anwendung der gleichen Überlegungen untersuchen. Oft werden die
Berechnungen dabei noch wesentlich umfangreicher, doch können sie unter Zuhilfe-
nahme automatischer Rechengeräte in nützlicher Frist abgewickelt werden. Es ist für
die Gasturbine typisch, daß sie viel mehr theoretische Vorarbeit verlangt, als dies sonst
bei Wärmekraftmaschinen in der Regel der Fall ist, wenn dasselbe Maß von Sicherheit
in der Voraussage der Betriebseigenschaften erreicht werden soll.
ist dabei die Berechnung des Einflusses der Leitradöffnung auf die Schluckfähigkeit der
Turbine.
Es seien (vgl. Abb. l) PE der Totaldruck vor dem verstellbaren Leitapparat, p 1 der
statische Druck nach diesem, PA der statische Druck am Austritt aus der ganzen Ma-
schine, TE die Totaltemperatur vor der Ma-
schine, D 1 der Ringquerschnitt und cx1 der
Strömungswinkel am Austritt aus dem verstell- IJ
baren Leitrad. Dann ist
!1 = D1 sincx1 (1)
der Durchflußquerschnitt des Leitrades. Wir
führen weiter die Druckverhältnisse
Ill - PE ' II2 = .l?l__ (2)
Pl PA
ein. Der Massenstrom m
läßt sich alsdann nach
der bekannten Durchflußformel ausdrücken
(3)
wird dann, wie durch Ableiten der Gl. (3) zu gewinnen ist,
[(n + 1)/n] IT;<n+l)/n - (2/n) IJ:; 2 1n
dM = d C/J + 2Jil[JI1 2 / n - Jil (n+l)ln] dJll • (6)
. - • PI
m-mo-- - - E(II)
2.
P1o
v-wlO
T1
(7)
Hier ist wieder E der das Durchflußgesetz kennzeichnende Faktor, den wir als Ellipsen-
faktor bezeichnen, auch wenn das Gesetz von allgemeinerem Typus ist, also nicht durch
eine genaue Ellipse dargestellt werden kann. E würde eigentlich noch von n* abhängen,
was wir vernachlässigen. Nun ist bei festen Werten PE, TE, PA
n-1
TI
TIO =
( P1
PIO
)-n '
womit GI. (7) übergeht in
-1
so daß mit
II = .!2_ (9)
PA
auch
II
II2 =n· 1
(10)
Somit kann die Größe E ebensogut auch in Funktion von I/1 dargestellt werden. Wir
setzen also
(11)
und erhalten damit gemäß Gl. (8)
m. = m. 0 ( I/
IJ1 )-1/n
10 F (I/1), (12)
dm• = m. 0 d
di/1
[( I/1
I/10
)-1/n F (I/1) ] di/1• (13)
Wenn man diese Beziehung nach di/1 auflöst und den so erhaltenen Ausdruck in Gl. (6)
I l
einsetzt, erhält man
[ ~If12fn_ n + 1 If!(n+l)/•] If111•F(IJ1)
1+
dM n n
2IJ1 [If12/n- I/[(n+1)/1>] _d_ [Ifi"1/n F(I/1)]
di/1
I=df!>. (15)
dargestellt werden. Durch den Index II ist angedeutet, daß diese Größe bei der Ab-
leitung konstant gehalten wird. Die so gebildete partielle Ableitung stellt offensichtlich
1,0
1/ /V V: ~ 'I ~
!""" I
/ / // I V; I
/. I // : I 1/Diisengeselz I
IL lj / l VL l
'lfv '/ l /, Il=Z
l
O,Z /J ljj I fj l
1/J I !J I
O1,0
V 1,Z 1,9 1,C 1,8
l f
Z,O 1,0 1,Z 1,9 1,C 1,8
I
Z,O
~- ~-
a b
Abb. 14.3.2 Größe (BM/8 W)II in Funktion der maßgebenden Variablen
a) Durchflußgesetz nach GI. (17), b) Gegenüberstellung zwischen diesem Gesetz und Düsengesetz
den Einfluß der Querschnittsänderung am Leitrad auf das Schluckvermögen der Turbine
dar. Abb. 2a zeigt diese Größe, und zwar für ein Ellipsengesetz der Form
E-
_V 1 _ IJ;;(n+1)/n .
1 _ IJ-(n+l)fn
20
( 17)
14.3 Regelung mit verstellbarem Leitapparat 105
Der Polytropenexponent ist n = 1,325, was z. B. einem Isentropenexponenten" = 1,375
und einem polytropen Wirkungsgrad fJp = 0,9 entspricht. Wie Abb. 2b erkennen läßt,
ist der Einfluß der besonderen Annahme über das E-Gesetz auf das Schlußergebnis
gering; dort ist für ein Druckverhältnis II = 2 gezeigt, wie sich die Werte von (aMja'P)n
unterscheiden, wenn einmal das Gesetz nach GI. (17), das andere Mal das Durchfluß-
gesetz der einfachen Düse zugrunde gelegt wird. Dies sind offenbar Extremannahmen.
Trotzdem ist der Unterschied verhältnismäßig klein.
Für eine feste Leitradstellung läßt sich das Durchflußgesetz der Turbine aussprechen
durch die Gleichung
Damit wird
drh = K PA _rl_ [IJ(n+l)/2n E(IJ)]dlJ (19)
VTA dll '
somit
_d_ [II<n + l)/2n E (II)]
dM dll dll (20)
= II<n+l>t2n E(II) •
d. h., wir erhalten
_d_ [II<n + ll/2 "E (II)]
aM)
(8ff dii (21)
!P = --II=:-1,.-:-+~1JI"'"2n-E"""""(II;;:-)- •
- -
~
~
Was durch die Leitradverstellung erreicht werden soll, ~ 0.!1 ...........
ist die Verschiebung des Gegendruckes der HD-Turbine
- somit also die entsprechende Änderung von II der
ND-Turbine - bei einer gegebenen Durchflußmenge. 0
1,G 2,0 2,~ 2,8
Der entsprechende Differentialquotient (aiJjatP)M kann II-
aus GI. (22) berechnet werden, indem man dort dM = 0 Abb. 14.3.3 Größe (oM/oll)q, für
setzt. Was eigentlich interessiert, ist die relative Änderung das Durchflußgesetz nach GI. (17)
des Druckverhältnisses, d. h., man hat den genannten
Differentialquotienten noch durch II zu dividieren. Die für die Wirksamkeit des Regel-
eingriffes kennzeichnende Größe ist also
l (oll)
7T acJ> M=-
(*)II
II(aM) · (23)
aii (/>
Abb. 4 zeigt diese Größe, wie sie sich aus den Differentialquotienten nach Abb. 2 und 3
ergibt; die Diagramme entstammen sämtlich der Arbeit von JAGGI [21]. Bei strömungs-
technisch hochwertig ausgebildeten Turbinen sind die Druckverhältnisse der einzelnen
Schaufelkränze verhältnismäßig klein. Arbeitet z. B. das verstellbare Leitrad mit einem
Druckverhältnis von 1,15, so bewirkt eine Vergrößerung des Leitradquerschnittes um
10% eine Absenkung des Gegendruckes der HD-Turbine um 2,7%, wie aus Abb. 4 her-
vorgeht.
106 14. Regelung der Gasturbinen
Wir haben damit die Unterlagen zur Berechnung der Betriebszustände einer Gas-
turbinenanlage mit verstellbarem Leitapparat. Wenn wir auf die Bezeichnungsweise des
0
Abschn. 14.2 zurückgreifen, so tritt dort an die
1\ Stelle der GI. 14.2 (24) die Relation
-0.2
\ -- _!/!-= (l + <X)E"(Il")~ 1~. (24)
P4o VT;
I~ mo
essierenden Bereich überhaupt keine Minima der Kurven ?}thi = const. Das günstigste
Regelverfahren ist dann das bei konstant gehaltenem ß, d. h., man hat praktisch auf
konstante Höchsttemperatur einzuregeln.
Eine wirklich strenge Optimierung
f aJ~ der Regelung verlangt natürlich, daß
~a~r--r--~-~-~~~~~~~ unter Berücksichtigung der Maschinen-
~
charakteristiken das ganze Feld der Mög-
~G~-~-~~~~b--=~-b--b-~ lichkeiten rechnerisch überprüft wird.
+-_J_----l------j-+--1 ~
~
'""'=::-+--+----i--r--~--+-b---1~
Für das Gesamtergebnis entsteht kein großer Fehler, wenn mit konstanter spezifischer
Wärme und somit konstantem Isentropenexponenten gearbeitet wird, vgl. die Aus-
führungen unter l.l. Daher läßt sich mit hinreichender Genauigkeit setzen
(T4 - T5) - (T2 - TI)
1lthi = (T4- T3) . (2)
Das übliche Vorgehen besteht nun darin, unter Einführung isentroper Verdichter-
und Turbinenwirkungsgrade die auftretenden Temperaturunterschiede aus denjenigen
zu berechnen, die im isentropen Falle sich ein-
stellen würden. Dies ist aber deshalb nicht ohne
weiteres immer zweckmäßig, weil die isentropen
Wirkungsgrade einerseits irrfolge des Rückgewinnes
bzw. Erhitzungsverlustes zusätzlich vom Druck-
verhältnis abhängen. Ein weiterer Einfluß ist durch
die Austrittsverluste der einzelnen Maschinen be-
dingt, die bei kleinerem Druckverhältnis stärker
in Erscheinung treten. Dies kann rechnerisch so
berücksichtigt werden, daß man die Austritts-
verluste in die Druckverluste des Prozesses mit
einschließt. Daß dies korrekt ist, wird sofort klar,
L - - - - - - - - - - - - - - -8• wenn man sich vorstellt, jede Maschine sei mit
Abb. 14.4.1 is-Diagramm des Prozesses einer einem vollkommenen Diffusor versehen, der einen
einwelligen Gasturbine. Zur Erklärung des restlosen Rückgewinn der Bewegungsenergie her-
polytropen Wirkungsgrades beiführt, worauf anschließend eine Drosselung
vorgenommen wird. Es ist der Druckabfall dieser
Drosselung, den wir in die Rechnung einführen, und die Druckverhältnisse sind diejenigen
"Werte, die man mit vollkommenem Diffusor erhielte. - Weiter arbeiten wir mit den
polytropen Verdichter- und Turbinenwirkungsgraden, die definiert sind durch
vdp
t}pV = di' (3)
di
t]pT = vdp · (4)
Halten wir diese konstant, so werden die isentropen Wirkungsgrade von selbst in
solcher Weise variabel, wie es den Einflüssen des Erhitzungsverlustes bzw. Rückgewinnes
entspricht, vgl. die Ausführungen unter 1.3 und 1.4. Aus GI. 1.3 (24) und (16) folgt für
die Polytropenexponenten nv und nT des Verdichters und der Turbine auch
nv - 1 _ 1 (" - 1)
----:n;;- - T/p V -"- '
(5)
ll=12 (9)
-PI'
ßp
z=1-~-=1-s.
p
(10)
Damit wird
T2 -T1 =TI(flx_ 1), (11)
ferner mit {} = T 4 /TE = T 4 /T 1 auch
T 4 -T5 = ßT 1 [1 - (z fltu]. (12)
14.4 Klimaempfindlichkeit und Teillastwirkungsgrad 109
Der Rekuperatorwirkungsgrad ist
Ta- T2
'Y/r = T 5 - T' (13)
2
woraus auch
(14)
Da aber
T2 =T1 IJx, T 5 =T4(zll)-Y = fJTt(zii)-u, (15)
folgt aus GI. (14), wenn wir dort rechts T 4 durch #T1 ausdrücken,
T4 -Ta = fJT1 - T1 IJx - rJ,[ fJTt(z II)-Y - T1 IJx]. (16)
Die durch GI. (11), (12) und (16) wiedergegebenen Beziehungen, in GI. (2) eingesetzt,
führen auf -&[1 - (z JI)-'] - [Jix - 1]
'Y/thi = D-Jix-'f},[D(zli) Y-Jix]' (17)
womit die gesuchte Beziehung für den inneren thermischen Wirkungsgrad gefunden ist.
Für die Beurteilung der Arbeitsausbeute ist weiter die Größe
A = ~ = #[1- (z II)-Y]- [IJx- 1] (18)
cP TB.
praktisch, wobei L; die innere Arbeit pro Masseneinheit darstellt. Bezeichnet N die
innere Leistung und Index 0 allgemein den Auslegungszustand, so gilt
N rh L; rh TB A (19)
N;; = rh0 L 10 = rh0 TBo A 0 •
wobei der Druck vor Verdichter der Einfachheit halber von vornherein konstant gesetzt
ist. Aus GI. (19) und (20) folgt weiter
N 1I -&0 TB A
No = Ilo
V DTEo
( 21 )
Au"
Um auf einfache Weise Aufschluß zu erhalten über das typische Verhalten der ver-
schiedenen Schaltungen und Prozesse, untersuchen wir nun die Änderungen von Leistung
und Brennstoffverbrauch in unmittelbarer Nähe des Auslegungspunktes, d. h., wir bil-
den die interessierenden Ableitungen. Es sei b der spezifische Brennstoffverbrauch der
Anlage. Dann ist hinreichend genau ·
b '7tbiO
(22)
bo = '7th! •
Der Einfluß der Höchsttemperatur auf den Verbrauch wird folglich dargestellt durch
a(bfbo) _ a ( 'f/thio ) _ 'f/thio a'f/thi
~- aT, ~ - - 'f/~hl aT,
und mit T 4 = f}Tp, 0 , wenn wir die Ableitung noch speziell im Auslegungspunkt bilden,
a(b/b0) _ _ 1 ( d'f/thi ') ( 23)
aT, - TBo'f/thiO d-& .
Den Ausdruck d'Y]thi/d f} können wir auf Grund von Gl. (17) bilden. Wir setzen
u == #[1 - (z II)-Y]- [IJx- 1], (24)
V =: f} - IJx, (25)
w = f}(z II)-u- IJ:r, (26)
so daß
u
'Y/thi = V - 'f/r W •
(27)
llO 14. Regelung der Gasturbinen
Nun deuten wir partielle Ableitung durch Indizes an, also z. B. u 8 = iJufa {}. Dann gilt
u 8 = 1 - (z IItv, v8 = 1, w8 = (z II)-v, (28)
Ua = {} y z-y Il -(y+l) - x Jix-1, VII= - X
(29)
JI.,·-I,}
Wn = - {} y z-y JI-(y+l) - X Jix-1,
womit
dfJthi = (v - 1Jr w) UIJ - u(1 - f}r WIJ) + (v -1}, w) un- (va - 1J, wu) u dii. ( 30)
d{} (v -1}, w) 2 (v -1}, w) 2 d{}
Weiter interessiert die Ableitung der relativen Leistung NJN0 nach der Höchst-
temperatur T 4 bei unveränderter Umgebungstemperatur. Auf Grund von GI. (21) können
wir offenbar in unmittelbarer Umgebung des Auslegungspunktes setzen
N0 + dN
N0
_ II0
-
+ dii
II0
V+ 00
~0
d{}
( A 0 +dA)
A0 '
(31)
oder wegen d T 4 = TE 0 d {}
8(N/N0 ) = _1_ [-1- dii + _1_ dA _ _1_] (32)
aTl T 80 Il d{} 0A d{} 20 0 0 •
Damit ergibt sich auch die Abhängigkeit des Brennstoffverbrauches von der Leistung
bei unverändertem Umgebungszustand. Es ist
8(b/b0) _ 8(b/b0 ) / a(NfNo) (33)
8(N/N0 ) - aTl 8Tl .
Weiter interessiert der Einfluß des Umgebungszustandes auf die Leistung bei unveränder-
ter Höchsttemperatur. In diesem Falle geht GI. (21) über in
N II ATE
(34)
No= Ilo Ao TEo'
folglich in der Nähe des Auslegungspunktes
N0 + dN _ (Il0 + dil) (A 0 +dA) (TEo + dTE) (35)
N0 - Il0 A 0 TEo
dN _ dil + dA + dTE (36)
No- Ilo Ao TEo'
oder wegen
(37)
(38)
Mit den Gin. (23), (30), (32), (33) und (38) sind nun in unmittelbarer Umgebung des
Auslegungspunktes Ableitungen gefunden, welche die wichtigsten Zusammenhänge
charakterisieren, nämlich die Abhängigkeit der Leistung und des Verbrauches von der
Höchsttemperatur, die Abhängigkeit des Verbrauches von der Leistung und der Einfluß
der Umgßbungstemperatur auf die Leistung. Die Auswertung der angegebenen Glei-
chungen setzt aber noch die Berechnung der Größen dllfd {} und dA/d {} voraus. Dies
muß je nach Schaltung gesondert geschehen, wie in den nachfolgenden Beispielen gezeigt
wird.
b) Einwellige Anlage. Wir setzen konstante Drehzahl voraus und betrachten zunächst
den Einfluß der Änderung der Höchsttemperatur. Für die Abhängigkeit des Druck-
verhältnisses von der Höchsttemperatur läßt sich dann setzen
,..
II = Ilo ( !J 2
. (39)
14.4 Klimaempfindlichkeit und Teillastwirkungsgrad 111
( dii ) p, II0 ( {} -l
d {} T 11 - const = 2 {} 0 7i; (40)
und daher insbesondere im Auslegungspunkt selbst
( dA)
df} r.~~~const
= [1 - (z llo) -y] + f'2f}o
Ilo [y z-y llö(l+y) f}o -X Jix-l]. (42)
Andere Werte nehmen diese Ableitungen an, wenn bei unveränderlicher Höchst-
temperatur und Drehzahl die Umgebungstemperatur variiert. Es läßt sich setzen
li = 170 ( rz;;j 2
. (44)
Der Exponent v hängt von der Verdichtercharakteristik ab und hat die Größenordnung 2.
Wegen
(45)
wird GI. (44) auch
(46)
und somit die Ableitung, wenn wir sie sogleich im Auslegungspunkt bilden
( 48)
womit für die einwellige Anlage alle Unterlagen zur Berechnung des Verhaltens in
unmittelbarer Umgebung des Auslegungspunktes vorliegen. Die Besonderheiten der
Verdichtercharakteristik finden dabei ihren Ausdruck in den Exponenten ft und v.
c) Anlage mit seriegeschalteten Turbinen. Um mit den übrigen Bezeichnungen dieses
Abschnittes in Übereinstimmung zu bleiben, wählen wir die Numerierung der Zustands-
punkte wie in Abb. 2 angegeben. Zur Vereinfachung der Schreibweise setzen wir
n=.l!2._ n' = P~ ( 49)
- p, ' - P4'
112 I4. Regelung der Gasturbinen
Es ist leicht zu prüfen, daß dann die Bedingung des Leistungsgleichgewichtes an der
unabhängig laufenden Turbogruppe durch
'Y/m t?[1 - n'Y] = Jix- 1 (50)
ausgesprochen wird, wenn 'Y/m der mechanische Wirkungsgrad dieser Gruppe für sich
allein ist. Für das Durchflußgesetz der Turbinen behalten wir nun den Ellipsenfaktor
bei, da besonders die ND-Turbine im allgemeinen
ein recht kleines Druckverhältnis besitzt. Es gilt
daher
~=_&_V*.
rho Pu T,
I - :~t'2
1 - 3t~2'
(51)
m
rho =P~ VW:P~o T4
I -
I -
:~t"2
:~t~'2 •
(52)
(53)
s
Nun zeigt die Untersuchung, daß p~fp 4 zwar
Abb. 14.4.2 is-Diagramm des Prozesses einer
nicht genau konstant bleibt, aber doch in weitem
zweiwelligen Gasturbine mit seriegeschalteten
Turbinen Bereich nur sehr wenig ändert. Die T verhalten
sich aberwiep<n-l)/n, ändern also noch viel weniger
und außerdem ist im vorliegenden Falle noch die Wurzel zu ziehen, so daß schließlich
GI. (53) doch mit sehr hoher Genauigkeit zutrifft. Damit folgt aus der Gleichsetzung
von GI. (51) und (52)
I - :~t'2 p~ v-r=-~
f"J.
I - :~to
= -,-
P4o I - :~to
//"}.
oder
:lto
7
V I - :~t'2 -
I - :~t~~ -
V I - :~t"2
I - :~to' 2 • (54)
Andererseits ist aber wegen GI. (49) auch n" = nfn', womit GI. (54) in die Form
(
:~to )2 I - :~t'2 - I - (:~t/:~t')2
(55)
:~t' I - 3to 2 - I - (:~to/:7to) 2
gebracht werden kann. Dies läßt sich in folgender Weise nachAJ' auflösen. Es sei
A _ '2
- :lto
2
=
:lto
I - :~t% B= (56)
Dann ist
(57)
oder wegen n = 1/z II auch
(A + (z~)2 f",
y
n'Y = (58)
worauf GI. (50) übergeht in
(59)
Damit ist die für diese Schaltung typische eindeutige Zuordnung zwischen Druck-
verhältnis II und Temperaturverhältnis t? aufgefunden, auf die schon in Abschn. 14.2b
hingewiesen wurde. Wegen der getroffenen Vereinfachungen ist die Gleichung nur in
14.4 Klimaempfindlichkeit und Teillastwirkungsgrad 113
Li= cPTa1 - :n:"v] = cPT 4 ( ~:) [1 - :n: 11 Y] = cPT 4 :n:'Y[1 - :n:"v] = cPT 1 -&:n:'v[1 - :n: 11 Y],
(61)
was mit GI. (18) und (58) auf
wobei wiederum ;n;' vermöge GI. (58) durch II ausgedrückt zu denken ist.
Nach GI. (60) und (63) können nun die Werte dlljd-& und dAjd-& insbesondere für
den Auslegungspunkt berechnet werden; Hierauf liefern die Gin. (23), (30), (32), (33),
(38) alle gewünschten Auskünfte über das Verhalten der Anlage. Im Gegensatz zur
einwelligen Schaltung sind die Ableitungen dlljd-& und dAjd-& hier unabhängig davon,
welche Betriebsgrößen konstant gehalten werden, was damit zusammenhängt, daß die
Betriebszustände der frei laufenden Turbogruppe in dimensionsloser Darstellung eine
einparametrige Mannigfaltigkeit darstellen.
d) Anlage mit parallelgeschalteten Turbinen. Vereinfachend nehmen wir an, die
Eintrittstemperaturen für beide Turbinen seien gleich, was auch praktisch meist mehr
oder weniger der Fall ist. Dann ist die in Abschn. 14.2c eingeführte Größe a, welche
die Mengenaufteilung kennzeichnet, konstant. Für das Leistungsgleichgewicht an der
Verdichtergruppe erhalten wir dann, wie leicht nachzuprüfen ist,
1]m(1 - a) #[1 - (z II)-v] = Jix- 1. (64)
Die Differentiation liefert
dii (1 - a) 1Jm I/[1 - (z IIP] 2
dF = [1- (zll) •] [(x +_y) IJx- y]- y[IJx- 1] ·
(65)
Die durch GI. (65) und (68) gegebenen Ableitungen, im Auslegungspunkt bestimmt und
eingesetzt in GI. (23), (30), (32), (33), (38), geben wiederum Aufschluß über das charakte-
ristische Betriebsverhalten der Anlage mit Parallelschaltung. Aus gleichen Gründen wie
im vorhergehenden Falle sind dlljd-& und dAjd-& unabhängig davon, welche Tempe-
ratur konstant gehalten wird.
e) Anlage mit seriegeschalteten Turbinen und verstellbarem Leitrad. Es ist ein Vorteil
dieser Anordnung, daß der Leistungsrückgang, der sonst unvermeidlich ist, wenn bei
konstantgehaltener Höchsttemperatur die Umgebungstemperatur ansteigt, völlig ver-
Traupel, Turbomaschinen II, 2. Aufl. 8
114 14. Regelung der Gasturbinen
mieden werden kann, wenigstens bis zu einem obersten Grenzwert der Umgebungs-
temperatur. Dieser Grenzwert ist gegeben durch die maximale Vergrößerung der Schluck-
fähigkeit der ND-Turbine, die sich mit dem vorgesehenen Verstellbereich erzielen läßt,
ohne daß ihr Turbinenwirkungsgrad zu sehr absinkt. Die Rechnung verläuft hier so,
daß man für das gegebene T max und das erhöhteT E das Temperaturverhältnis {} = T max!T E
berechnet und für dieses II so wählt, daß die volle Leistung erhalten wird. Die Be-
dingung des Leistungsgleichgewichts an der HD-Gruppe liefert hierauf deren Gegendruck,
somit auch Il". Alsdann erhält man aus GI. 14.3 (25) tx, d. h. die Leitradstellung.
Aus der Verdichtercharakteristik folgt die Drehzahl, mit der die Verdichtergruppe in
diesem Betriebszustand läuft. Sie liegt über der Normaldrehzahl, was auf entsprechend
höhere mechanische Beanspruchungen führt. Da aber dieser Betriebszustand nur während
eines Bruchteiles der gesamten Betriebszeit der Maschine besteht, kann dies zugelassen
werden, ohne daß die Lebensdauer der Hochtemperaturteile dadurch merklich beein-
trächtigt wird.
Hingegen muß bei der strömungstechnischen Auslegung des Verdichters darauf ge-
achtet werden, daß diese Drehzahlsteigerung möglich sein muß, ohne daß man in der
ersten Stufe an eine Machzahlgrenze anstößt. Die erste Stufe ist daher zweckmäßig
nach den Prinzipien der transsonischen Stufe auszulegen.
f) Gegenüberstellung der verschiedenen Schaltungen. Nach den vorangegangenen
Ausführungen lassen sich nun für die verschiedenen Schaltungen die Ableitungen bilden,
die das Verhalten der Anlage kennzeichnen. Die nachfolgenden Angaben stützen sich
auf folgende Voraussetzungen:
'YjpT = 'YjpV =
0,9,
'YJr = 0, 75, wenn Wärmeaustauscher vorbanden,
z = 1 - 0,055 = 0,945 ohne Wärmeaustauscher,
z = 1 - 0,085 = 0,915 mit Wärmeaustauscher,
"= 1,375.
Im Falle der einwelligen Anlage werden darüber hinaus die Kennwerte p, und v gebraucht,
die für die Verdichtercharakteristik typisch sind. Es wurde gesetzt p, = 0,85, v = 2,
was etwa normalen Verhältnissen entspricht.
Die wichtigste Angabe ist die Größe
fJ(NfNo)
fJTE '
welche die Klimaempfindlichkeit darstellt. Abb. 3 gibt sie wieder, und zwar ist der
größeren Anschaulichkeit wegen aufgetragen die Leistungsabnahme in Prozenten bei
einer Erhöhung der Umgebungstemperatur von 20 auf 30 °0. Hierbei ist angenommen,
die Auslegung sei für 20 oc vorgenommen. Das Bild zeigt die folgenden wesentlichen
Zusammenhänge. Am geringsten ist die Klimaempfindlichkeit der einwelligen Anlage 1 •
Deutlich ungünstiger ist die Gasturbine mit Serieschaltung und weitaus ungünstiger
diejenige mit Parallelschaltung der mechanisch unabhängigen Nutzleistungsturbine.
Bei der einwelligen Anlage und bei Serieschaltung wird die Klimaempfindlichkeit um so
geringer, je höher die als konstant vorausgesetzte Eintrittstemperatur in die Turbine
angesetzt ist. Im Falle· der Parallelschaltung fehlt dieser Einfluß. Dies rührt daher,
daß mit zunehmendem Auslegungstemperaturverhältnis {}0 der Mengenanteil (1 - a)
der Verdichterturbine kleiner wird, was den an sich günstigen Einfluß des hohen {} 0
auf die Klimaempfindlichkeit gerade wieder ausgleicht.
Die Größe fJ(NfNo)
8T4
1 Es hängt dies allerdings von den Exponenten p, und v ab. Damit hängt auch die Abweichung der An-
gaben von Abb. 3 und Abb. 14.2.6 zusammen.
14.4 Klimaempfindlichkeit und 'reillastwirkungsgrad 115
also die Abhängigkeit der Leistung von der Höchsttemperatur bei festgehaltener Um-
gebungstemperatur ist in Abb. 4 dargestellt, wobei wiederum die Erhöhung der Nutz-
leistung in Prozenten für eine Temperatursteigerung um l 0 oc angegeben ist. Das Verhalten
der einzelnen Anordnungen ergibt sich analog wie oben: Die geringste Leistungserhöhung
erreicht man bei der einwelligen Anlage, eine größere bei Serieschaltung und die größte
bei Parallelschaltung. Durch Bildung der Quotienten der in Abb. 3 und 4 angegebenen
30 Größen läßt sich auch näherungsweise an-
% geben, um wieviel man die Gastemperatur
, . . ---
steigern muß, um eine Erhöhung der Um-
\\ I gebungstemperatur um lO oc auszugleichen.
' <~T
Die dazu notwendige Steigerung der Gas-
20
...... ...... __ m.----,----.-----.-~-.-----r----,
--- 1----
%
.-:::::::::::: ~
- - 3,5
~:-·-'-r-·-·
3,0 . 1 - - · - . --:- -· r--.:-
,__y.q_
10
3,5
'1.0
olf 5 6 7 8 9 10 alf~----5~--~6~---7~--~a----~9~--~m·
IIO- no-
Abb. 14.4.3 Leistungsabfall in Prozenten für eine Abb. 14.4.4 Leistungssteigerung in Prozenten bei
Steigerung der Umgebungstemperatur um 10°0, aus- Steigerung der Höchsttemperatur um 10 oc, aus-
gehend vom Auslegungswert 20 °0. Höchsttemperatur gehend vom Auslegungswert. Umgebungstemperatur
konstant gleich dem Auslegungswert 20°0
- - Einwellige Anlage, konstante Drehzahl - - Einwellige Anlage, konstante Drehzahl
- - - - Zweiwellige Anlage mit Serieschaltung · - - - Zweiwellige Anlage mit Serieschaltung
- - • - - · Zweiwellige Anlage mit Parallelschaltung - - - - - - Zweiwellige Anlage mit Parallelschaltung
Index 0: Auslegungszustand Index 0: Auslegungszustand
temperatur liegt zwischen 28 und 44 oc bei der einwelligen Anlage, zwischen 20 und 35 oc
bei Serieschaltung und zwischen 27 und 42 oc bei Parallelschaltung. In dieser Beziehung
bestehen also keine entscheidenden Unterschiede zwischen den einzelnen Anordnungen.
Schließlich gibt die nachfolgende Zahlentafel noch einige Angaben über die Ab-
hängigkeit des Brennstoffverbrauches von der Belastung.
Zahlentafel1: Zunahme des spezifischen Brennstoffverbrauches in Prozent pro 10% Abnahme der Nutzleistung
iio 3,0 3,5 4,0
tma.x oc 606 753 899
n. 6
I 10 6
I
I
10 10
Einwellig • 3,3 I
I
4,0 2,7 2,8 2,0
Ohne Wärmeaustauscher Serie ...•• 3,2 i 3,1 2,9 2,6 1,6
Parallel ..• 3,2 i 2,7 3,2
I 2,5 2,5
n. 4 6 4 6 6
Die Zahlen dieser Tabelle gelten an sich für das jeweilige Wertepaar # 0 , Il0 allgemein,
unabhängig von der Umgebungstemperatur. Zur Orientierung ist aber noch die Höchst-
s•
116 14. Regelung der Gasturbinen
----
r--- ;-"t/
~~ ~ \\y\i/ 1e.... ---:::: 1)Y'
~~//
-
V V~
/Vv / -;::::::. ~ 1ß
~
V V -- 1ft
F-
~
c z c 8 z 8 10
IIo-
Abb. 14.4.5 Relative Vergrößerung des Leitradquerschnittes (/1 - / 10)//10 zum Ausgleich einer Erhöhung der
Umgebungstemperatur um 10 °0, ausgehend von 15 °0
Il0 = Auslegungsdruckverhältnis, D0 = Auslegungstemperaturverhältnis des Prozesses; Il1 = Auslegungsdruckverhältnis des
verstellbaren Leitrades; nach JAGGI [21]
hat nämlich eine noch weittragendere Bedeutung als man zunächst vermutet. Wesent-
lich denselben Effekt wie die Erhöhung der Eintrittstemperatur hat z. B. eine Ver-
schmutzung der Turbinen- und Verdichterschaufelungen.
--
I
/ / Also bedingt hier eine geringfügige Verschmutzung schon
-
~- "".,'J.O
_;V ~ einen wesentlichen LeistungsabfalL Auch sind solche
~0,02 ----
q,O
Anlagen sehr empfindlich auf kleine Fehler der Aus-
legung oder Fertigung. Wenn z. B. der Durchflußquer-
l
1 Man beachte, daß hierbei konstante Drehzahl vorausgesetzt ist. Bei variabler Drehzahl kann die ein-
wellige Anlage gute Teillastwirkungsgrade erreichen.
14.5 Beispiele gerechneter und gemessener Gasturbinencharakteristiken 117
'f
t 0,6 t3
$t 1:::::
~0,/f~---+----+---~----~~~ 2
0,2~--~----+----+----+---~ n*=0,5
Reaktionsgrad vorausgesetzt worden, denn sonst käme man schon mit drei Stufen der
Ellipse recht nahe. Auch die hohe Lage des Schallpunktes der einzelnen Stufe bestätigt
dies. Die Variation des Turbinenwirkungsgrades wurde nur in summarischer Weise
berücksichtigt. Bei Turbogruppen, die mit variabler Drehzahl laufen, wurde er konstant
gesetzt, und nur bei Maschinen, die ein variables Gefälle mit unveränderlicher Drehzahl
verarbeiten ist er entsprechend der Stufencharakteristik variiert worden.
Abb. 2 zeigt die den Rechnungen zugrunde gelegte Verdichtercharakteristik mit
Druckverhältnis 4 im Auslegungspunkt. Die Charakteristiken der Verdichter mit Aus-
legungsdruckverhältnis 3 und 5 sind analog. An diesen Charakteristiken fällt vor allem
die außerordentlich günstige Lage der Pumpgrenze auf. Ferner liegt der Auslegungspunkt
nicht im Bereich höchsten Wirkungsgrades. Beides beeinflußt die Rechenergebnisse im
Sinne eines günstigen Teillastverhaltens. Die Vereinigung dieser Verdichtercharakteristik
mit einem Durchflußgesetz der Turbine, das "völliger" ist als die Ellipse, gewährleistet
die größtmögliche Ausweitung des Betriebsgebietes, das ohne die Gefahr des Pumpens
118 14. Regelung der Gasturbinen
gefahren werden kann. Dies ist bei der Beurteilung der Ergebnisse zu beachten, denn
es können sehr leicht ungünstigere Verhältnisse eintreten als sie die Untersuchung von
MALLINSON und LEWIS ergeben hat.
Abb. 3 zeigt die Rechenergebnisse für die einwellige Anlage ohne Zwischenkühlung,
und zwar mit und ohne Wärmeaustauscher und mit konstanter bzw. nach dem "Propeller-
gesetz" variierender Drehzahl. Dieses letztere lautet bekanntlich
1
n ( N
no = No
)3 . (1)
Es sind also vier Varianten dargestellt, und zwar jeweils der thermische Wirkungsgrad 'f}th
und die Temperatur t am Turbineneintritt in Funktion des Leistungsverhältnisses (Be-
lastung) N JN 0 • Für den Fall der gemäß Propellergesetz variierenden Drehzahl sind
ferner noch in der Verdichtercharakteristik die dabei durchlaufenen Betriebszustände
po=ru
800
oc
t 600
5
lf
t 3
t:S
1:::::: !:""
10 0,2 0,'1 0,6 0,8 1,0 0,2 0,'1 0,6 0,8 1,0
tfJ- N/No-
Abb. 14.5.3 Rechenergebnisse nach [7] für einwellige Gasturbinenanlage
a Propellergesetz mit Wärmeaustauscher; b Propellergesetz ohne Wärmeaustauscher; c Konstante Drehzahl mit Wärmeaustauscher;
d Konstante Drehzahl ohne Wärmeaustauscher
Dreistufige Turbine vorausgesetzt. Die mit "Propellergesetz" angegebenen Fälle können bei kleiner Last diesem Gesetz nicht
mehr genau folgen, aus Gründen, die im Text angegeben. Kurven "Propellergesetz" gelten auch für zweiwellige Anlage mit
parallelgeschalteten Turbinen
eingetragen. Es geht daraus hervor, daß die Pumpgrenze nirgends erreicht wird, was
mit den oben genannten Umständen zusammenhängt (es ist die Charakteristik der drei-
stufigen Turbine vorausgesetzt). - Für sehr kleine Belastung - mindestens etwa von
1/3-Last an abwärts - sind in diesem Falle die Rechnungsergebnisse wegen der ge-
machten Annahme sicher zu günstig, denn es bedarf einer endlichen Drehzahl, um über-
haupt ohne Mithilfe des Anlaßmotors die Gruppe im Leerlauf zu halten. Da aber bei
jeder Drehzahl gemäß dem Propellergesetz noch ein positives Drehmoment abgegeben
werden müßte, ist der Betrieb einer einwelligen Gasturbine nach dem Propellergesetz
gar nicht bis zu beliebig kleiner Belastung hinab möglich. Die auf diesen Fall bezogenen
Kurven muß man also etwa so verstehen, daß von einer bestimmten Leistung an abwärts
durch äußere Eingriffe - z. B. Propellerverstellung - die Drehzahl in Abweichung
vom Propellergesetz künstlich hochgehalten wird und bei N = 0 mindestens noch den
für Leerlauf notwendigen Wert hat. Praktisch gleiche Ergebnisse wie im Falle der Dreh-
zahländerung nach Propellergesetz würde man erhalten mit einer mechanisch unabhängig
laufenden Nutzleistungsturbine, welche der Verdichterturbine parallelgeschaltet ist.
Hier verschwindet· auch die soeben besprochene Schwierigkeit, da die Nutzleistungs-
turbine bei beliebig kleiner Drehzahl das nötige Drehmoment abgeben kann.
14.5 Beispiele gerechneter und gemessener Gasturbinencharakteristiken 119
Abb. 4 zeigt die Ergebnisse für die Gasturbine ohne Zwischenkühlung mit Serie-
schaltung der Nutzleistungsturbine und mit Wärmeaustauscher. Die Fälle der konstanten
ftH-liO
800
oc ~
Loo ~
""" V
5 /' 1,0 '100 ~b
f/j
--
/
n *= 0,9
/
-
/ <)
0,3
o,~s ~
t... az ~
.~
O.B/>(
x ~
(
2 a1
/
I
10 0,2 0,'1- 0,6 0,8 1,0 0 0,2 0,'1- 0,6 0,8 1,0
tP- N/N0 -
Abb. 14.5.4 Rechenergebnisse nach [7] für zweiwellige Anlage mit Serieschaltung. Dreistufige Turbine.
Mit Wärmeaustauscher
a Propellergesetz, b konstante Drehzahl
t.. 0,8
1,0
110 _... ....--
~
<:! 0,6 l..---' ~0
0,'1
...... .........-
t 8DOoc ~
..., 700
5 600
/...........-
'I
n*~t,o
0,3 ~
---..
J 3 t,z 0,2 {
""'
I
1::::::
2 0,1
0,5.
.
10 0,2 0,6 0,8 1,0 0 o,z 0,8 1/}
tP'-
Abb. 14.5.5 Rechenergebnisse nach [7] für zweiwellige Verbundanlage mit Zwischenkühlung und Wärme-
austauscher, ohne Zwischenerhitzung, Leistungsabgabe bei konstanter Drehzahl an der HD-Welle
In Abb. 5 sind die Ergebnisse zusammengestellt für eine Anlage mit einem ND-Ver-
dichter, einer ND-Turbine, einem HD-Verdichter und einer HD-Turbine, wobei ND-
und HD-Gruppe voneinander mechanisch unabhängig sind und die Nutzleistung bei
konstanter Drehzahl an der HD-Welle abgenommen wird. Zwischen den Verdichtern
120 14. Regelung der Gasturbinen
ist eine Zwischenkühlung vorgesehen, und die Anlage ist mit einem Wärmeaustauecher
ausgerüstet. Außer der Höchsttemperatur und dem thermischen Wirkungsgrad sind in
Funktion des Leistungsverhältnisses NfN 0 noch die Drehzahlverhältnisse nfn 0 für die
HD- und ND-Gruppe aufgetragen. Während dieses Verhältnis für die HD-Gruppe
gemäß Voraussetzung stets gleich Eins ist, sinkt es für die ND-Gruppe mit abnehmender
Leistung sehr wesentlich ab. Dieses Verhalten, das sich bei dieser Anordnung von selbst
ergibt, entspricht der Forderung, bei reduzierter Last der Gefahr des Pumpens aus-
zuweichen. Das Diagramm links, welches die Betriebslinie innerhalb der Charakte-
ristik des ND-Verdichters (Druckverhältnis Il', Durchflußgröße @') darstellt, zeigt,
daß tatsächlich die Pumpgrenze nirgends erreicht wird. Im HD-Verdichter besteht
bei dieser Schaltung ohnehin keine Pumpgefahr. Die hier behandelte Anordnung ist
ausgezeichnet geeignet für größere ortsfeste Anlagen.
Die in Abb. 6 wiedergegebenen Ergebnisse beziehen sich auf eine Schaltung, die
sich von der vorhergehenden nur dadurch unterscheidet, daß die Nutzleistung an der
1,2
<-
t" 0,8
a
HD -1- k-- ~
~ a,b
~
/
3, ~
<'
~
b~
--
~
2,8 500
-
b 1---
~----
~---.::...
t .....
I
2,9 ~ a
1::::
2,0
1,8 0, 11'/
t;o 0,2 0 O,'f 0,8 0,8 1,0
N/N;-
Abb. 14.5.6 Rechenergebnisse nach [7] für zweiwellige Verbundanlage mit Zwischenkühlung und Wärme·
austauscher, Leistungsabgabe an der ND-Welle nach Propellergesetz
a ohne Zwischenerlrltzung, b mit Zwischenerhitzung
ND-Welle abgenommen wird. Für den Nutzleistungsempfänger ist dabei das Propeller-
gesetz angenommen. Die Kurvenabeziehen sich auf den Fall ohne Zwischenerhitzung,
die Kurven b auf den mit Zwischenerhitzung zwischen HD- und ND-Turbine. In allen
Fällen ist Zwischenkühlung vorgesehen. Aus den Kurven für das Drehzahlverhältnis n/n0
erkennt ~an .wieder die starke Abnahme der Drehzahl der ND-Gruppe bei Teillast,
während die Drehzahl der HD-Gruppe nur wenig ändert. Dadurch wird das Pumpen der
Verdichter vermieden. Dies setzt aber voraus, daß der Nutzleistungsempfänger dem
Propellergesetz gehorcht (oder mindestens einem ähnlichen Gesetz). Daher ist diese
Anordnung z. B. für Schiffsanlagen sehr gut geeignet, nicht aber ohne weiteres für
Generatorantrieb. Wenn man sie doch für diesen letzteren Zweck verwenden will, muß
man z. B. durch Abblasen nach dem ND-Verdichter bei Teillast das Pumpen vermeiden,
was mit großen Verlusten verbunden ist. Schon bei einer Leistung, die nur verhältnis-
mäßig wenig unter der Normallast liegt (z. B. 70% der letzteren), wird dieser Eingriff
nötig. Der Teillastwirkungsgrad solcher Anlagen wird also sehr schlecht. Wenn trotzdem
14.5 Beispiele gerecimtlter und gemessener Gasturbinencharakteristiken 121
diese Anordnung bei solchen stationären Anlagen verwendet wird, wo guter Teillast-
wirkungsgrad unwesentlich ist, so deshalb, weil sie beträchtliche Vorteile aufweist. So
wird durch die tiefere Drehzahl der ND-Gruppe das Problem des Getriebes zwischen
Gasturbine und Generator vereinfacht oder vermieden. Vor allem kommt aber der Ein-
trittsdruck in die ND-Turbine wesentlich höher zu liegen als bei Nutzleistungsabgabe
an der HD-Welle. Bei Anwendung der Zwischenerhitzung liegt dieser Druck ausgesprochen
günstig, führt also auf einen hohen thermischen Wirkungsgrad. Wenn hingegen die
Nutzleistung an der HD-Welle abgenommen
wird, liegt der Druck vor der ND-Turbine
für eine günstige Anwendung der Zwischen-
erhitzung zu tief. Daher ist auch im Bei-
spiel, Abb. 5, keine Zwischenerhitzung
700
t ·c
....,500
l/00
1,0
t
.:!.. 0,8
"" /
10
/
0,6
0,9 8
t.."
0,3
6 t
$
~
0,2 ~
2 9 6 8
N-
0 0,25 0,5 0,75 1,0 1,25 z
N/N0 -
vorgesehen. Die Anwendung der Zwischen- Abb. 14.5.8 Meßergebnisse an einer zweiwelligen Ver-
erhitzung ist bei dieser Anordnung in sinn- buridan1age von BBC. Leistungsabgabe bei konstanter
Drehzahl an der HD-Weile. Nach [11]
voller Weise nur möglich, wenn weitere t Temperatur vorHD-Turbine, t 2 Temperatur vor ND-Turbine.
1
Komplikationen in Kauf genommen werden. n jn~ relative Drehzahl der ND-Gruppe, II gesamtes Druck-
'7th thermischer Wirkungsgrad an
Als solche kommen in Frage die Aufteilung verhältnis der Verdichter,
Generatorklemme
der Verdichtung in drei Abschnitte mit zwei
Zwischenkühlungen, wobei ND- und MD-Verdichter auf derselben Welle arbeiten oder die
Aufteilung der Turbine in drei hintereinandergeschaltete Einheiten, wobei die Zwischen-
erhitzung zwischen der HD-Turbine und der auf gleicher Welle arbeitenden MD-Turbine
vorgenommen wird.
Ein Beispiel eines gemessenen Wirkungsgradverlaufes an einer einwelligen, mit kon-
stanter Drehzahl laufenden BBC-Gasturbine ohne Wärmeaustauscher zeigt Abb. 7,
vgl. [16]. Demgegenüber zeigt Abb. 8 die Meßergebnisse an einer ebenfalls von BBC
gebauten zweiwelligen Großanlage, deren Schaltung in der Figur ebenfalls eingetragen
ist, vgl. [11]. Hier ist von der oben erwähnten Verdichtung mit zwei Zwischenkühlungen
Gebrauch gemacht, um eine günstige Lage des Zwischenerhitzungsdruckes zu erhalten.
Im Diagramm sind außer dem thermischen Wirkungsgrad das gesamte Druckverhältins ll,
122 14. Regelung der Gasturbinen
die Eintrittstemperaturen t 1 und t 2 der HD- und ND-Turbinen und die Drehzahlverhält-
nisse der beiden Turbogruppen angegeben. Wie aus der Abbildung hervorgeht, bleibt
der Abfall des thermischen Wirkungsgrades etwa bis auf Halblast herab gering.
Besonders übersichtlich wird der Vergleich der verschiedenen gemessenen und ge-
rechneten Kurven, wenn man das Verhältnis 'f/th/'f/th 0 in Funktion von Nf N 0 darstellt.
In Abb. 9 ist dies für die mit konstanter Drehzahl laufende einwellige Gasturbine ge-
schehen, und zwar sind die von M.ALLINSON und LEWIS berechneten Beispiele der gemes-
senen Kurve von BBC (nach Abb. 7) und einer von BROWN [1] berechneten Kurve
gegenübergestellt. Weiter können die Angaben der Zahlentafel I des vorhergehenden
~4
-· ,, --
--·
:?
1,0
:;:;..- ;... __ ",
", ....
il
0,8
~a /"-C
t" /
/1
ü
~0,6
---~ /
i I
0,~
r/
I. II
0,2
/
I
O,Z 0,'1 0,6 0,8 1,0 0 O,Z 0,'1 0,6 0,8 1,0
N/N0 - NjN0 -
Abb. 14.5.9 Vergleich des Wirkungsgradverlaufes für Abb. 14.5.10 Vergleich des Wirkungsgradverlaufes
einwellige Gasturbinen bei konstanter Drehzahl für einwellige Gasturbinen, Drehzahl variierend, im
a ohne Wärmeaustauscher, berechnet von MALLINSON und normalen Belastungsbereich nach Propellergesetz
LEWIS [7], b mit Wärmeaustauscher 'Ir = 0, 75, berechnet von a mit Wärmeaustauscher 'Ir= 0,75, berechnet von MALLIN·
MALLINSON und LEWIS [7], c ohne Wärmeaustauscher, ge- SON und LEWIS [7], b mit Wärmeaustauscher ('Ir = 0,8), be-
messen von BBC [16], d mit Wärmeaustauscher 'Ir = 0,8, rechnet von BROWN [1], c ohne Wärmeaustauscher, berech·
berechnet von BROWN [1] net von MALLINSON und LEWIS [7]. Zweiwellige Anlage mit
parallelgeschalteten Turbinen gibt ungefähr gleichen Wirkungs.
gradverlauf
Abschnittes noch zum Vergleich herangezogen werden, denn sie geben die Neigung der
Wirkungsgradkurven im Auslegungspunkt NJN 0 = l. Man erkennt die durchaus be-
friedigende Übereinstimmung.
Abb. 10 zeigt die entsprechende Gegenüberstellung für die einwellige Anlage mit
nach Propellergesetz variierender Drehzahl. Dazu müßte man allerdings wiederum
beifügen, daß das Propellergesetz bei kleiner Teillast verlassen werden muß, z. B. durch
Anwendung eines Verstellpropellers. Das Diagramm gilt mit guter Näherung auch für
die zweiwellige Anlage mit parallelgeschalteter Nutzturbine. Erwartungsgemäß sind die
Ergebnisse günstiger als bei konstanter Drehzahl, besonders bei Anlagen mit Wärme-
austauscher. Beachtenswerterweise ist die Neigung der Kurven im Auslegungspunkt
noch geringer als nach den Angaben über Parallelschaltung in Zahlentafel1 zu erwarten
wäre. Das beruht auf der Verdichtercharakteristik, die ihr Wirkungsgradoptimum
nicht im Auslegungspunkt hat.
Abb. 11 bestätigt, daß der Wirkungsgradverlauf der zweiwelligen Anlage mit serie-
geschalteter Nutzturbine ungünstiger ist als im Falle nach Abb. 10. Hierbei ist es prak-
tisch unwesentlich, ob die Nutzturbine mit konstanter Drehzahl oder gemäß dem Pro-
pellergesetz arbeitet. Die Übereinstimmung mit den Angaben der Zahlentafel1 ist recht
gut, wobei aber auch hier die Kurvenneigung eher geringer ist.
Abb. 12 bezieht sich auf "Verbundschaltungen", d. h. auf solche mit mindestens
zwei auf verschiedenen Wellen laufenden Verdichtern (zwischen denen gekühlt wird)
14.5 Beispiele gerechneter und gemessener Gasturbinencharakteris tiken 123
und demgemäß mindestens zwei Turbinen, also entsprechend den Abb. 5, 6 und 8.
Beigefügt sind ferner zwei Kurven für Anlagen mit drei hintereinandergesc halteten
Turbinen, wobei die HD-Turbine den HD-Verdichter, die ND-Turbine den ND-Ver-
dichter und die MD-Turbine mechanisch unabhängig von den beiden anderen den Nutz-
leistungsempfänger antreibt. Kurve b entspricht den gemessenen Ergebnissen an einer
von der Mitsubishi Nippon Heavy-lndustries Ltd. gebauten Gasturbine dieser Art, vgl.
lsOGAI, FuJISAWA, YosHrr [3]. Kurve e zeigt Rechenergebnisse von BROWN [1]. Es fällt auf,
daß hierbei - im Gegensatz zur einwelligen Anlage, vgl. Abb. 9. - die gemessenen
Kurven bei kleiner Last durchweg wesentlich unter den gerechneten liegen. Dies rührt
von den Charakteristiken der Maschinen
(besonders Verdichter) her, die im Teillast-
gebiet wesentlich zu günstig angenommen
wurden. Besonders fällt die Kurve c aus
1,0
R:R.J=fCJ
~
~
~
tA
0,8
t" ~
-- I
$0,6
A
I
0,'1
0,2
0 O,Z 0,'1 0,6 0,8 1,0 0 O,Z 0,'1 0,6 0,8 1,0
N/N0 - N/N0 -
Abb. 14.5.11 Vergleich des Wirkungsgradverlaufes Abb. 14.5.12 Vergleich des Wirkungsgradverlaufes
für zweiwellige Gasturbinen mit Serieschaltung der für Verbundschaltungen
Turbinen. Drehzahl der Nutzleistungsturbine nach a Messung an zweiwelliger Anlage mit Zwischenerhitzung von
Propellergesetz variierend, jedoch Kurven in weitem BBC. Nutzleistung an HD-Welle bei n = const, nach [11).
b Messung an dreiwelliger Anlage der Mitsubishi Nippen
Bereich auch für konstante Drehzahl gültig Heavy lndustries Ltd., mit Zwischenerhltzung, Leistungs-
a mit Wärmeaustauscher ('Ir = 0,75), berechnet von MALLIN- abgabe an mechanisch unabhängiger MD-Welle, nach [3).
BON und LEWIS [7), b mit Wärmeaustauscher ('Ir = 0,8), be- c Rechnung für zweiwellige Anlage ohne Zwischenerhltzung.
rechnet von BROWN [1) Nutzleistung an HD-Welle bei n = const, nach [7]; d Rech-
nung für zweiwellige Anlage mit Zwischenerhitzung, Nutz-
leistung an ND-Welle, Propellergesetz, nach [7); e Rechnung
für dreiwellige Anlage mit Zwischenerhitzung, Leistungsabgabe
an mechanisch unabhängiger MD-Welle, nach [1)
dem Rahmen. Würde man aber die Kurve umzeichnen, derart, daß man den jetzt mit
NfN 0 = 0,6 bezeichneten Punkt als Vollastpunkt benennen würde, so fügte sie sich sehr
gut in das Gesamtbild ein.
Die zweiwellige Schaltung mit einem einzigen Verdichter und zwei hintereinander-
geschalteten Turbinen, wobei die ND-Turbine die Nutzleistung abgibt, ist besonders
geeignet für den Antrieb von Landfahrzeugen. In diesem Falle wird allerdings der
Wirkungsgradverla uf nicht mehr durch das Diagramm Abb. 11 wiedergegeben, da ja
für jeden Druckzustand der Anlage die Drehzahl der Nutzleistungsturbi ne noch zwischen
Null und dem höchstzulässigen Wert variieren kann. Dabei ändert sich auch der Wirkungs-
grad der Nutzturbine entsprechend, weshalb der thermische Anlagewirkungsgrad von
den beiden Variablen N(N 0 und n"fn~ abhängt, wobei n" die Drehzahl der Nutz-
leistungsturbine ist. Abb. 13 stellt eine solche Charakteristik dar. Dabei wurde an-
genommen, daß die günstigste Drehzahl der Nutzleistungsturbi ne in Funktion der
124 14. Regelung der Gasturbinen
Nutzleistung nach dem Propellergesetz variiere und daß der so bei jeder Leistung
günstigstmögliche Wirkungsgrad durch die Kurve a, Abb. 4 (somit auch Kurve a,
Abb. 11), gegeben sei. Weiter wurde vereinfachend angenommen, der Wirkungsgrad
der Nutzleistungsturbine ändere bei Abweichung von der jeweils günstigsten Drehzahl
gemäß einem parabolischen Gesetz, eine Näherung, die eher auf der sicheren Seite
liegt. Die so erhaltenen Kurven für 'Y/th/'Y/th 0 sind nur dann korrekt, wenn kein Wärme-
austauscher vorgesehen ist, denn andernfalls bedingt ein schlechterer Wirkungsgrad
der ND-Turbine eine Erhöhung der Austrittstemperatur und somit auch des Wärme-
rückgewinnes, also eine Ausflachung der Wirkungsgradkurven. - An sich wurde die
1,0
3,0
OJJ ~~ J'ln ,I= 1,0
0
1,8
~
46
1,6
', -, ~
~
'f{o
~"
0,'1
1,'1
z " i'
~"'
"'~&.
1,0
t
~1,0
::.::
1,2
'-G'<f9
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~' '"" -~
~ "-, 0,8 ~... ,
""-,
0,'1 0,'1 1"""--..117
~ I'" "- ~ ~
....,
1Jthi7Jt 0- 0,6
0,2
'-.
Abb. 14.5.13 Gerechnete Leistungs- und Wirkungs- Abb. 14.5.14 Gerechnete Drehmomentcharakteristik,
gradcharakteristik einer zweiwelligen Gasturbine für entsprechend der Leistungs- und Wirkungsgrad-
Landfahrzeuge, Turbinen in Serie charakteristik Abb. 13
n' /n0 =relative Drehzahl der HD-Turbine;
n"/n~' =relative
Drehzahl der ND-Turbine, proportional Fahrgeschwindigkeit
~-
Getriebe. Es geht daraus hervor, daß sich
die Gasturbine bezüglich ihrer Drehmoment-
t.6ang charakteristik den Bedürfnissen des Fahr-
zeugbetriebes ausgezeichnet anpassen läßt,
~
0,3
3 /~
l\ ~0
~0,2
II
\~
0,1
\{A
2
0 1000 'kW 2000
N-
I
>f;w"• Abb. 14.5.16 Verlauf des thermischen Wirkungsgrades
über der Leistung für eine geschlossene Gasturbine mit
1\\_-1 2.6ang
~ 1,0
Pegelregelung von Escher Wyss nach Messungen von
QUIBY [12]
'-: \ \1~ ~
~
/
/
~
\...._ aeo
>--....
'-.....::: ....._ Q70 ---- während der Wirkungsgradverlauf weniger
günstig ausfällt.
Geschlossene Gasturbinen erreichen, wie
1JtJ.frltho = 0. 60/ unter 14.1 erläutert, dank der Pegelregelung,
0 0,2 0/1 0,6 0,8 1,0 1,2 1,'I
sehr günstige Teillastwirkungsgrade. Abb. 16
v/v0 -
Abb. 14.5.15 Drehmomentcharakteristik einer Gas-
stellt einen solchen Wirkungsgradverlauf
turbine für Landfahrzeug mit zweigängigem Ge- nach Messungen von QuiBY [12] dar. Bei
triebe, berechnet aus Charakteristik Abb. 14 größeren Einheiten ist ein eher noch .etwas
vjv0 = relative Fahrgeschwindigkeit günstigerer Verlauf zu erwarten.
Für einen beliebigen, vom Zustand 0 abweichenden Betriebszustand folgt der Massen-
strom mT durch die Turbine mit hinreichender Näherung dem Gesetz
~T = .h_ 1/T40 ~ _h_ 1(1';;. (1)
mpo P4o ~ T, P2o Vr_r;-
Das Durchflußverhalten des Verdichters ist gegeben durch seine Charakteristik. In
unmittelbarer Nähe des Beharrungszustandes 0 kann sie stets durch ein Gesetz der Art
mv
mvo = no)a (fu )b
( n p2 (2)
(3)
Abb. 14.6.1
wobei durch die Integrationsgrenzen
Schema einer einwelligen Gasturbine mit Drehzahlregelung
angedeutet wird, daß über das ganze
Raumgebiet von 1 bis 11 integriert werden muß. Die Funktion m(p 2 ) kann aus den
bekannten Beharrungszuständen ein für allemal ermittelt werden. Beim Durchgang durch
instationäre Zustände wird allerdings der Zusammenhang zwischen m und p 2 nicht genau
der gleiche sein, doch sind die Abweichungen gering.
Nun gilt für den betrachteten Raum die folgende Mengenbilanz:
. . dm(p dm dp2 (4)
mv- mT = _d_t_ = 2)
dp2 Tt·
Dabei können mT und rhv aus GI. (1) und (2) ausgedrückt werden. Es ist rhvo = rhTo = m 0 ,
da ja im Beharrungszustand praktisch gleiche Mengen durch Verdichter und Turbine
strömen. Da weiter dmjdp 2 eine bekannte Funktion F (p 2 ) ist, folgt
oder
(5)
Q= 40 (T4 -Ta).
mT Cp(T4-Ta) = rho Cp.l!!_ l(T;;T (6)
P2o Vr_r;-
Andererseits läßt sich setzen
Q= (1 + p,) Qo, (7)
wobei die Größe p, durch die Stellung des Brennstoffregelorgans gegeben ist. Es ist also
rr:
40 (T, -Ta)= (1
moCp.l!!_ l(T;;T
P20 V
+ p,) mo Cp(T,o -Tao)
oder
(T, -Ta) l(T;;T4o = (1 + p,) P2o (T,o -Tao).
vrr: P2
(8)
14.6 Zur Dynamik der Gasturbinenregelung 127
Es seien fernerNdie vom Nutzleistungsempfänger aufgenommene Leistung, vermehrt
um die Summe der Lagerreibungen und sonstigen mechanischen Verlustleistungen,
8 die Summe der Trägheitsmomente der Rotoren, w ihre Winkelgeschwindigkeit, 'YJv
und 'f/T die isentropen -Wirkungsgrade von Turbine und Verdichter und 'I'k und lJI, wie
üblich die durch GI. 14.2 (3) und (4) definierten Funktionen. Dann gilt folgende Energie-
beziehung für das Rotorsystem
LA
Cf
d(dt!f) ·
= mrCpT
T
4
1u (
r, Ps
·
P4) 'f/1'- mvcpv T
1
~k 'YJv~:( )
- N. (9)
Für die linke Seite läßt sich auch setzen
8
d(
dt
~2 )
= LA dw
~ w---a:t = Bwo
2 ( n )
no
d (
at no .
n )
(10)
Mit GI. (1) und (2) und Cpr = y Cpv läßt sich Gl. (9) in die folgende Form bringen
Schließlich sind noch die Gleichungen für den Fliehkraftregler und den Servomotor
anzusetzen. Sie können unmittelbar aus Abschn. 12.8 übernommen werden. Die Regler-
gleichung [Gl. 12.8 (56)] lautet
t2
Mr
d 2 ~,
dt2
+ t Dr .!:._1_
dt
+ ?;r = ~
S
( n-no n 0 )
. (12)
Hier bedeuten tMr und tnr die Zeitkonstanten, die Trägheit und Dämpfung des Reglers
kennzeichnen, Cr den relativen Reglerausschlag, S die Statik und 2 den Anteil des vollen
Reglerhubes, welcher der Statik entspricht, vgl. die Ausführungen unter 12.8. Die Glei-
chung des Servomotors lautet entsprechend
(13)
also eine bekannte Funktion von p 2 • Ist hingegen ein Rekuperator vorgesehen, so wird
seine Metallmasse im allgemeinen den Temperaturänderungen nur mit erheblicher Ver-
zögerung folgen können. Da hierdurch aber auch T 3 wesentlich bestimmt ist, kann in
diesem Falle während des Regelvorganges Ta ~ konst. angenommen werden. Die Ein-
führung des zeitabhängigen Verhaltens von Wärmeaustauschern, das durch LoNDON [22]
128 14. Regelung der Gasturbinen
untersucht wurde, ist möglich, stellt aber eine wesentliche Komplikation dar, die nur
bei extrem leichten Apparaten (Zeitkonstante in der Größenordnung der Zeitkonstanten
der Maschinen) notwendig ist. Weiter ist
{15)
(17)
(18)
Ferner sei x-1
'P.o - 1 - (.PL)--;;-,
P4o
(19)
x-1
~kO = p; _ 1,
_ (Pao)--;;- (20)
{} = ~10. (21)
In GI. (19 und (20) wird das gleiche " eingesetzt, denn wir setzen vereinfachend kon-
stante spezifische Wärme Cp und somit y = 1 voraus. - Weiter sei
Al = 1 - ~ao' &0
(22)
(30)
Luftdurchsatzes und folglich eine Verminderung der Temperatur T 4 nach sich zieht. Der
Servomotor Ba weist eine nachgiebige Rückführung auf derart, daß keine bleibende Un-
gleichförmigkeit entsteht. Er verstellt also das Leitrad so lange, bis der Sollwert T 40
hergestellt ist. Damit entsteht eine Regelung, die z. B. auch den Einfluß der Außenluft-
temperatur von selbst ausgleicht.
Bei der Aufstellung des Gleichungssystems, das die Regeldynamik dieser Anlage
beschreibt, halten wir uns im wesentlichen an das Vorgehen von ITEN [23]. Vorbereitend
führen wir folgende Abkürzungen ein:
-"-1
-
~k = (::)
" -1, (3I)
-"-1
-
~h ==I - (:!) " ' (32)
"-1
- -
~n =I - (:!) " (33)
:n;A-:n;Ak
qh = I - (34)
:n:u '
- nn- nnk
qn =
I - :n:,.k
(35)
Hier ist :rr:h = p~fp 4 und :rr:hk der kritische Wert dieses Druckverhältnisses, d. h. das Druck-
verhältnis, von dem an abwärts der Gegendruck p~ keinen Einfluß auf die Durchfluß-
menge mehr ausübt, vgl. die Ausführungen unter 11.3. Ebenso ist :Tr:n = p 5 fp~ und :rr:""
der kritische Wert von :Tr:n.
Die maßgebenden Gleichungen können in gleicher Weise wie beim vorhergehenden
Beispiel gefunden werden, wobei wieder Index 0 auf den Beharrungszustand verweist,
von dem ausgehend der Regelvorgang untersucht wird. GI. (5) ist zu ersetzen durch
(36)
wobein die Drehzahl der Verdichtergruppe ist. Der Unterschied gegenüber GI. (5) besteht
lediglich darin, daß noch der zweite Wurzelausdruck als Faktor beigefügt wurde. Er
stellt den Ellipsenfaktor der HD-Turbine dar und darf deshalb nicht gleich 1 gesetzt
werden, weil das Druckverhältnis dieser Turbine meist zu klein ist, um diese Vereinfachung
zu rechtfertigen. - An die Stelle der GI. (8) tritt die Beziehung
(T4 -Ta) l{T;;T4o =(I+ p,) Pzo VII- q~2o (T40 -Tao), (37)
VT; Pz - qh ·
die sich wieP-erum nur durch die Einführung· des Ellipsenfaktors unterscheidet. - Das
Analogon zu GI. ( II) lautet
und unterscheidet sich von GI. (11) abgesehen von der Verallgemeinerung des Turbinen-
durchflußgesetzes dadurch, daß an die Stelle der Nutzleistung N nur die Reibungs-
leistung Nr der Lager (einschließlich allfälliger angekuppelter Hilfsantriebe) tritt, da
die HD-Gruppe keine Nutzleistung abgibt. -Für die ND-Turbine ist eine entsprechende
Bewegungsgleichung anzuschreiben. Sie lautet, wenn wir einheitlich den Index n ver-
wenden für Größen, die sich auf die ND-Turbine beziehen
-N. (39)
14.6 Zur Dynamik der Gasturbinenregelung 131
Zum Verständnis der Gleichung beachte man, daß die ND-Turbine die gleiche Menge
verarbeitet wie die HD-Turbine, so daß der entsprechende Faktor, nämlich das Produkt
der beiden Wurzeln, multipliziert· mit p 2 jp 20 aus GI. (38) übernommen werden kann.
Weiter ist die Temperaturabsenkung in der ND-Turbine proportional T~, das vermöge
des Ausdrucks T 4 [1 - 'Y}r Ph] auf T 4 zurückgeführt werden kann.
Die Gleichheit der Durchflußmengen der beiden Turbinen legt über ihre beiden
Durchflußgesetze den Zwischendruck p~ fest. Die entsprechende Gleichung lautet
(40)
während wir die Variablen p, und cx sogleich vermöge der Gin. (42) und (43) ausdrücken.
Die Zeitkonstanten tm und t 0 können gemäß GI. (29) und (30) übernommen werden,
während für das Rotorsystem der ND-Turbine samt Nutzleistungsempfänger eine weitere
Zeitkonstante
(46)
einzuführen ist. Man beachte, daß in GI. (30) e jetzt das Trägheitsmoment der Läufer
von HD-Turbine und Verdichter ist, während das Trägheitsmoment des Nutzleistungs-
empfängers (gegebenenfalls auf die Turbinendrehzahl reduziert) in Bn eingeht. Das
9*
132 14. Regelung der Gasturbinen
und erhält damit folgende Formeln für die im Gleichungssystem auftretenden Koeffi-
zienten:
K 14 = b - (l + Dh),
K15
K1s =2·
= Dh,
I 1 ( 49)
K 17 = a; J
K 24 = l + D" (wenn Wärmeaustauscher),
K 24 = l + D"- -
"-I
- {}
'Pko +I
T /T (wenn kein Wärmeaustauscher),
K25 = -D,.,
" 1Jv[1 - ( ao 4o)]
1 (50)
K _ I ( T4o + Tao ) 1 •
26 - 2 T4o- Tao ' J
Ka4 = 'YJm. 'Y]T {} [ 'Pho(l +Dh)
x-1
+-"-(1- ]
'P"o) --:;); 'Pkob
I[ x-1
+-"-(1 + ])
'P~;o) '[
J
r
+ Dh), l
"-I I - 'Pho
K54 =-2~
~
'Y/T I -1]p
'P
hO
- (l
(53)
x- I I - 'Pho
K55 = - -2-'YJr
X
I
-1]T
'P
hO
+ (l + Dh) + Dn. J
Das in diesen Formeln auftretende 'Y/m ist der mechanische Wirkungsgrad der HD-Gruppe,
der so definiert ist, daß die Lagerreibungsleistung das (l - 'Y/m)-fache der inneren Tur-
binenleistung ist. Man beachte, daß alle Wirkungsgrade, wie auch das Temperatur-
verhältnis {}, sich auf den durch Index 0 bezeichneten Beharrungspunkt beziehen. Bei
der Aufstellung der Gleichungen ist die spezifische Wärme vereinfachend konstant ge-
setzt, und es sind auch die Durchflußmengen der Maschinen im Beharrungszustand als
gleich vorausgesetzt, d. h., die Leckmengen und die Brennstoffmenge sind vernach-
lässigt. Für eine Stabilitätsuntersuchung, um die es sich hier handelt, sind diese Verein-
fachungen zulässig, denn sie laufen aufs gleiche hinaus, als wenn man die ganze Unter-
suchung etwa für eine Höchsttemperatur durchführte, die von der wirklichen wenig
abweicht. - Wenn wir noch das Leistungs-Störungsglied P nach Gl. (28) einführen und
in den nachfolgenden Gleichungen Ableitungen nach der Zeit durch Punkte andeuten,
14.6 Zur Dynamik der Gasturbinenregelung 133
ttCt+Ct=Ar, (55)
+ tDl t1 + C1 = Cn
t~~o e1 (56)
Hier sind c, m und F spezifische Wärme, Masse und Oberfläche des Temperaturfühlers
und IX die Wärmeübergangszahl zwischen Gas und Temperaturfühler. Es läßt sich leicht
verifizieren, daß das Verhalten des Temperaturfühlers durch GI. (55) ausgedrückt wird. -
Die Gln. (56) und (57) geben das Verhalten der Servomotoren S 1 und S 2 wieder, vgl.
die Herleitung unter 12.8. Dabei sind tM 1, t,YI 2, tDI und tD2 die Zeitkonstanten, welche
die Trägheit und die Dämpfung dieser Aggregate kennzeichnen.
Schließlich beschreibt GI. (58) das Verhalten des Servomotors S 3 , der mit nach-
giebiger Rückführung versehen ist und so eine bleibende Temperaturabweichung eli-
miniert. Abb. 14.9.1 stellt eine solche Vorrichtung dar, die dort allerdings von einem
Fliehkraftregler aus ihren Primärimpuls empfängt. Die Stelle jenes Fliehkraftreglers 1
nimmt beim Servomotor S 3 der Temperaturregler T ein. Die nachgiebige Rückführung
entsteht durch die in Abb. 14.9.1 gezeigte Feder 8 und die Ölbremse, deren Verdränger-
kolben 6 das Öl durch die Drosselöffnung 7 drückt. Ist die Vorrichtung in Ruhe, so ist
der Kolben 6 kräftefrei, so daß auch die Feder 8 entspannt und der rechte Endpunkt
des Hebels 2 in seiner neutralen Lage sein müssen. Da in Beharrung aber auch Schieber 3
in seiner Mittellage sein muß, kann die Vorrichtung erst zur Ruhe kommen, wenn Regler 1
in seine genaue Sollstellung zurückgekehrt ist. Wenn während des Regelvorganges das
rechte Ende des Hebels 2 sich um das Maß z aus seiner neutralen Lage entfernt hat,
übt die Feder 8 die Kraft F = kr z aus. Dieser wird das Gleichgewicht gehalten durch
die Kraft am Kolben 6, die F = k~ w beträgt, wenn w die Relativgeschwindigkeit des
Kolbens gegenüber dem ihn umgebenden Zylinder ist. Der Quotient aus der Konstan-
ten k~, die die Öl bremse kennzeichnet, und der Federkonstanten kr, nämlich
tJ = k,Jk,, (60)
134 14. Regelung der Gasturbinen
ist eine zusätzliche Zeitkonstante des Systems, die zu den Zeitkonstanten tM und tD
hinzukommt. Sie heißt bei Drehzahlreglern Isodromzeit, bei der in diesem Abschnitt
behandelten Temperaturregelung also sinngemäß Isothermzeit und wird allgemein auch
gelegentlich Kataraktzeit genannt. Wenn man die Bewegungsgleichungen der sämtlichen
Teile des in Abb. 14.9.1 dargestellten Kraftgetriebes aufstellt, so wird man schließlich
auf eine Relation der durch GI. (58) wiedergegebenen Art geführt.
Das angegebene Gleichungssystem beschreibt das Regelverhalten der Anlage für
kleine Leistungsschwankungen vollständig und ist insbesondere der Ausgangspunkt der
Stabilitätsuntersuchung, die nach den Verfahren der Regelungstheorie durchführbar ist.
In vielen Fällen sind gewisse Zeitkonstanten so klein, daß sie mit hinreichender Genauig-
keit gleich Null gesetzt werden können. Es betrifft dies besonders t.'vl" manchm.al auch
die tM der Servomotoren und selbst tD,; im letzteren Falle kann der Fliehkraftregler
.aufgefaßt werden als ein ideales Meßwerk, das die Drehzahl verzögerungsfrei angibt.
Stabilitätsuntersuchungen für Gasturbinen solcher Art wurden durchgeführt von lTEN [23].
Ein modernes Verfahren zur Behandlung komplexer Regelsysteme gibt auch STARKER-
MANN [24].
Im vorliegenden Beispiel wurde angenommen, daß ein fester Sollwert der Höchst-
temperatur eingehalten werden soll. Es kann aber auch von einer gewissen Teillast an
abwärts oder selbst im ganzen Lastbereich eine vom Betriebszustand abhängige Höchst-
temperatur gefordert werden. Der dafür maßgebende Primärimpuls kann z. B. die Leistung
(d. h. die Drehzahl der ND-Turbine) oder der Verdichtungsdruck sein. Solche zusätzlichen
Regeleingriffe würden auf weitere Gleichungen führen, die dem System beizufügen wären.
Ganz allgemein kann es sich aber auch als notwendig erweisen, das linearisierte
Gleichungssystem in einer anderen Beziehung zu verallgemeinern. Die Maschinenwir-
kungsgrade sind nämlich selbst im Auslegungspunkt im allgemeinen nicht notwendig
optimal und besitzen daher von Null verschiedene Ableitungen; vollends gilt das in der
Regel in anderen Betriebspunkten. Diese Ableitungen müssen aber bei einer strengeren
Durchführung der Theorie ebenfalls in die Koeffizienten Kii des Gleichungssystems ein-
gehen. Die Rückwirkung auf die Stabilität der Regelung kann wesentlich werden.
Mit geschlossenem Kreislauf arbeitende Gasturbinen können in ähnlicher Weise
behandelt werden wie die beiden obigen Beispiele offener Gasturbinen, vgl. darüber
SALZMANN [13]. Für solche Anlagen kommt die unter 14.1 beschriebene Pegelregelung
in Frage, bei der je nach der geforderten Leistung Luft zusätzlich in den Kreislauf ein-
gefüllt oder aus ihm entzogen wird. Wie SALZMANN zeigt, ist es zweckmäßig, das Ein-
füllen oder Entziehen von Luft auf der Hochdruckseite des Prozesses vorzunehmen, wie
dies auch in Abb. 14.1.8 angegeben ist. Läßt man nämlich z. B. Luft aus dem Reserve-
behälter in den HD-Teil der Anlage überströmen, so steigt dort sogleich der Druck,
während er auf der ND-Seite im ersten Augenblick noch unverändert ist. Die so
erzwungene Vergrößerung des Druckverhältnisses des Verdichters setzt dessen Förder-
menge zunächst herab. Gleichzeitig steigt der Durchfluß durch die Turbine. Beide Effekte
zusammen ziehen die allmähliche Auffüllung des ND-Teiles der Anlage nach sich, bis
sich schließlich die Durchflußmengen der beiden Maschinen angeglichen haben und da-
mit der neue Beharrungszustand hergestellt ist. Lange bevor dies der Fall ist, erreicht
aber die Leistung schon annähernd ihren neuen Sollwert, denn die anfängliche Ver-
größerung der Turbinendurchflußmenge und die Verminderung der Fördermenge des
Verdichters bewirken sofort ein Ansteigen der als Nutzleistung verfügbaren Differenz
zwischen Turbinen- und Kompressorleistung. Die Regelung reagiert also wesentlich
weniger träge, als man zunächst annehmen würde.
Diese Zusammenhänge sind besonders beachtenswert für das Problem der Aufnahme
dauernder kleiner Lastschwankungen. Im Beharrungszustand entspricht jeder Leistung N
ein bestimmter Luftinhalt m der Anlage, und zwar besteht hinreichend genau ein linearer
Zusammenhang der Art N
m = (mo- m 1) No+ m 1 , (61)
14.7 Energieinhalt und regeltechnische Trägheit 135
wo Index 0 den Auslegungspunkt kennzeichnet und mz der Luftinhalt bei Leerlauf ist.
Nun schwanke z. B. die Leistung gemäß
N =No+ L1N sin.Q t.
(62)
Wenn die Frequenz dieser Schwankung sehr klein ist, werden praktisch stationäre Zu-
stände durchlaufen, und es gilt
m = (m 0 - mz) ( 1 + ~~ sin.Q t) + mz. (63)
Für jede Periode muß vom Reservebehälter aus eine Luftmenge in den Kreislauf ein-
gefüllt werden, die gleich der Differenz zwischen dem größten und dem kleinsten m
ist, also 2Ll N
L1 moo = (mo - mz). ---w-
(64)
0
Die gleiche Menge wird während der Entlastungsphase jeweils wieder abgeblasen. Durch
den Index oo ist angedeutet, daß dies die Menge bei unendlich langer Schwingungs-
periode ist. Bei höherer Frequenz der geforderten Leistungsschwankung werden hin-
--
gegen instationäre Zwischenzustände durchlaufen, wobei nach den durchgeführten
2
............. ' V
~ "A0 /
""
aa
/
---
6
..........
'~
-........
/
V
I
~
az
Überlegungen die höchste Leistung schon erreicht wird, bevor die volle Menge L1 moo
eingefüllt ist. Da aber die geforderte Leistung sogleich wieder zurückgeht, wird diese
Menge überhaupt nicht benötigt. Dieser Effekt wird um so deutlicher, je schneller die
Schwankung. Abb. 3 zeigt Ergebnisse der genannten Untersuchung von SALZMANN, aus
der nur ein Fall als typisches Beispiel herausgegriffen ist. Dargestellt ist der Quotient
aus der wirklich einzuführenden Menge L1m und dem Wert L1moo in Funktion der stünd-
lichen Anzahl der Schwankungen. Die ständige Erzeugung der zur Aufnahme der Last-
schwankungen nachzufüllenden Druckluft bedingt einen Leistungsaufwand, der als
Verlust zu bewerten ist. In Abb. 4 ist dieser Verlust dargestellt in Prozenten der Normal-
leistung für eine Leistungsschwankung L1NfN0 = 0,05. Wie man erkennt, hält sich dieser
Verlust durchaus in wirtschaftlichem Rahmen.
Daher läßt sich eme mittlere Temperatur T innerhalb V definieren durch die Gas-
gleichung, also
pV - pV
m= RT' T= mR' (3)
Mit GI. (2) erhält man also
Ja;
- V
(4)
T=
V
Ändert man p um den Betrag dp, so wird im allgemeinen T um dT ändern, und die
Zunahme (Jm des Druckluftinhaltes ist folglich nach der ersten Schreibweise der Gl. (3)
() m = .!_
R
( T dp- p dT)
T2
= .!_ (_!__
R T
_ T~ 2 !!!___)
dp
d
p.
(5)
und somit für die Zeitspanne t 12 für den Übergang von p 1 nach p 2
(12)
Meist genügt es, die Rechnung vereinfacht durchzuführen, indem man T = const
setzt. Damit vereinfacht sich Gl. (12) zu
(13)
Diese Gleichung kann durch Einführung besonderer Variablen in eine noch zweck-
mäßigere Form gebracht werden. Es sei
;n; = .J!_ (14)
-Po'
tr == "':
mo
0 , (15)
wo Index 0 stets den Auslegungspunkt der Anlage bezeichnet. Es ist m0 die pro Zeit-
einheit durch die Anlage strömende Luftmenge, m 0 der Druckluftinhalt des Volumens V,
tr folglich die "Füllzeit" von V, d. h. die durchschnittliche Verweilzeit eines Luftteilchens
im Hochdrucksystem. Bezeichnen wir noch mit LNo die Nutzarbeit des Prozesses im
Auslegungspunkt pro Mengeneinheit durchströmender Luft und mit N 0 die Nennleistung,
so gilt unter Verwendung unserer Definitionsgleichungen
P2 n2 "a
~J};Liivd =p0 Vf};Liivd = f};Liivd
RT LI N p R IJi LI N ;n; mo LI N ;n;
. tr !"'•};
= mo Lliv d
L f N n = tr
!"'•( LINN 0 ) (}; Lliv) d
--y;;;;- n. (16)
Weiter führen wir ähnlich wie in Abschn. 12.5 die "Trägheitszeit" tTi des i-ten Rotor-
systems ein durch
(17)
und setzen außerdem
(18)
Alsdann läßt sich setzen
J . J
P2 n2 n2
.
""o.j....!!!.i_ dw;
~ 17 '
~
LIN dp P
d = ""B;w~
~ 2N0
'
0
~
n, dn
""t T,.
N0_) '!' dn'!' d ;n; = ~
2 ( LIN
~
2 (N 0 ) ~dnfd
LIN n, dn ;n;, (19)
Die Einführung von GI. (16) und (19) in GI. (13) führt auf
(20)
Diese Gleichung bringt das Zeitintervall t 1 2 in Beziehung zur Füllzeit und zu den Träg-
heitszeiten der Anlage und ist in folgendem Sinne beachtenswert.
Die Zeitkonstanten tr und tTi hängen nur von der konstruktiven Ausführung der
Anlage ab. In der Tat ist tr um so kleiner, also um so günstiger, je kompakter die Appa-
14.7 Energieinhalt und regeltechnische Trägheit 141
rate und je kürzer die Leitungen. Wärmeaustauscher, die aus einer großen Anzahl kleiner
Rohre bestehen und nur wenig Raum einnehmen, führen auf kürzere Füllzeiten als
solche mit großen Rohren. Leichte, aus Scheiben gebildete Rotoren, bei denen der Werk-
stoff hochgradig ausgenützt ist, ergeben kürzere Trägheitszeiten als beispielsweise ein-
teilig geschmiedete Rotoren. Die übrigen Größen, die in Gl. (20) als Faktoren der Zeit-
konstanten tr und tTi auftreten, hängen umgekehrt nur von der gewählten Schaltung,
der Prozeßführung und von den strömungstechnischen Charakteristiken der Maschinen
ab. Die Darstellung nach Gl. (20) ist also besonders zweckmäßig, weil hier die funktio-
nellen und die baulichen Eigentümlichkeiten der Anlage voneinander getrennt in die
Rechnung eingehen und somit auch für sich variiert werden können.
Die eigentliche Schwierigkeit bei der Bestimmung von t12 ist die Unsicherheit der
Kenntnis von LI N. Wollte man in strenger Weise vorgehen, so müßte man LI N in Funk-
tion von p oder n kennen, was auf die exakte regeldynamische Untersuchung zurück-
führt. Diese liefert aber den ganzen zeitlichen Ablauf des Vorganges, so daß Gl. (20)
nur noch zur Kontrolle dienen könnte. Es handelt sich also effektiv darum, nach einer
ungefähren Kenntnis des Regelvorganges LI N in Funktion von p zu schätzen - oder
gar nur einen Mittelwert von LI N - und daraus die Größenordnung von t 12 zu erhalten.
Wie dies zu geschehen hat, hängt von der Art der Erzeugung des Leistungsüberschusses
LI N ab. Wir betrachten etwa den Fall, daß nur mit vorübergehender Übertemperatur
vor der Turbine gearbeitet werde. Dabei sei die Anordnung nach Abb. 14.6.2 voraus-
gesetzt, bei welcher die ND-Turbine mechanisch unabhängig von der übrigen Anlage
den mit wesentlich konstanter Drehzahl laufenden Nutzleistungsempfänger antreibt.
Die Numerierung der Zustandspunkte wird von Abb. 14.6.2 übernommen. Ist nun
T 45 (p 4) die Turbineneintrittstemperatur, die beim Druck p 4 im stationären Betriebs-
zustand herrschen würde und T 4 (p 4 ) diejenige, die während des instationären Über-
ganges tatsächlich herrscht, so ist offenbar
LIN = [rhcpT4(P4)- m8 cpT48 (p 4)] Pe(:~)1]T, (21)
sofern mit Temperaturerhöhung allein und ohne Leitradverstellung gearbeitet wird.
Hierbei ist rh der tatsächliche Massendurchfluß und rhs der Wert im stationären Zustand.
Nach dem Durchflußgesetz der Turbine ist
m. = ms. 1I--iF-T
rr.r;; ,
' 4
(22)
folglich
(23)
eine Größe, die in Funktion von p 4 angegeben werden kann, wenn man sich die Funk-
tion T 4 (p 4 ) für den Regelvorgang gibt. p~ ist der Druck nach der HD-Turbine, vgl.
Abb. 14.6.2. Im Vorgeben von T 4 (p 4 ) liegt im allgemeinen eine Schätzung, denn dies
würde sich gerrauer erst aus dem gesamten Ablauf des Vorganges ergeben.
Als zweites Beispiel betrachten wir wiederum die Anlage gemäß Abb. 14.6.2, setzen
nun aber voraus, daß der Leistungsüberschuß LI N ohne jede Übertemperatur lediglich
durch "Leistungsumleitung" erzeugt werde, und zwar durch Öffnen eines verstellbaren
Leitapparates an der ND-Turbine. Die Schluckfähigkeit dieser Turbine soll hierdurch
um den Faktor 1 + iX erhöht werden. Folglich tritt an die Stelle des Druckes P~s, der
im jeweiligen stationären Zustand herrschen würde, der Wert P~s/(1 + iX), und der so
entstehende Leistungszuwachs an der HD-Turbine" ist
LI N = m. Cp 1'JT [ T 4 V*. 'P. ( p4 (~~~ a)) - T4s 'Pe ( ~48 )]. (25)
In analoger Weise wäre in anderen Fällen zu überlegen. Bei der Betrachtung der
Energiebilanzen solcher Regelvorgänge können sich scheinbare Widersprüche einstellen,
die darauf beruhen, daß unsere Untersuchung die oft sehr erhebliche Wärmekapazität
der Rohrbündel von Wärmeaustauscher n nicht explizite berücksichtigt. Man denke
sich etwa den Fall, daß zwischen Verdichter und Wärmeaustauscher aus einem Reserve-
behälter Druckluft in die Anlage eingeführt wird. Diese wird an der Einführungsstelle
kalt sein, nimmt nun aber im nachfolgenden Wärmeaustauscher Wärme auf aus den
Wandungen, die sich dabei entsprechend abkühlen. Bei der kurzen Dauer des Regel-
vorganges kann diese Temperaturabsenk ung sehr gering bleiben. Während des Über-
ganges zehrt man also hierbei von einer Energiereserve, die anschließend während eines:
quasistationären Vorganges langsam wieder ergänzt wird durch eine leichte Vergröße-
rung der Brennstoffzufuhr. Definiert man LI N als Unterschied zwischen ein- und aus-
tretendem Energiestrom, wie das
Br-----,---,-- --------,------ ----,
oben geschehen ist, so hat man
die aus der Wärmekapazität der
61----+-
Wandungen entnommene Energie
--:-;---..._
zum eintretenden Energiestrom zu
~ ~~----~---4----------~----~~L--1 rechnen.
~
~
~~~ Bei kompliziert geschalteten
~ c:...:::::;;~~ 21----1---1----~~f----------1 mehrwelligen Anlagen entsteht eine
gewisse Unsicherheit dadurch, daß
man sämtliche Drehzahlverhält-
nisse ni in Funktion von :n: kennen
sollte. Normalerweise wird man an-
nehmen, daß die gegenseitige Zu-
ordnung der ni etwa gleich sei wie
bei den Beharrungszuständ en, was
natürlich keineswegs genau zutref-
fen muß. Wenn die Nutzleistungs-
turbine mechanisch unabhängig
von der restlichen Anlage arbeitet,
ist es daher zweckmäßig, das Ver-
halten dieses restlichen Teiles, des
"Druckgaserzeuger s", für sich zu
betrachten, also im zweiten Glied
rechts in GI. (20) den Summanden,
welcher der Nutzleistungsturbi ne
entspricht, wegzulassen. (Beim oben
behandelten Beispiel fällt er ohne-
8000,7 0,8 0,9 1,0 hin weg, weil dort die Drehzahl der
:rt = PmaxfPmax 0 _ _ . Nutzturbine unveränderlich ist.) Je
Abb. 14.7.4 Charakteristische Funktionen zur Berechnung der nach der Art, wie das betrachtete
Übergangszeit t12 für eine zweiwellige Gastwbinenanlage mit System abgegrenzt wird, ist auch
Serieschaltung der Turbinen LI N verschieden einzusetzen, denn
wird eine mit variabler Drehzahl
arbeitende Nutzleistungsturbi ne miteinbezogen, so gehört auch der Leistungsanteil zur
Beschleunigung derselben mit zu LI N.
Ein Beispiel eines Ergebnisses einer derartigen Untersuchung ist in Abb. 4 wieder-
gegeben. Es handelt sich wiederum um eine Anlage mit Serieschaltung der Turbinen
14.8 Das Problem der Lastabschaltung 143
nach Abb. 14.6.2, wobei die Rechnung aus den dargelegten Gründen auf die Druckgas-
erzeugergruppe beschränkt werden konnte. Das Auslegungsdruckverhältnis der Anlage
ist Sechs, die Höchsttemperatur im Auslegungspunkt 735 oc = 1008 °K, entsprechend
einem Temperaturverhältnis 3,5 bei 15 oc Umgebungstemperatur. In Abb. 4 sind zu-
nächst angegeben in Funktion von n die jeweilige Höchsttemperatur T maxS des statio-
nären Betriebes und das zugehörige stationäre Leistungsverhältnis N / N 0 • Es wurde
angenommen, die Beschleunigung erfolge lediglich durch Übertemperatur, und zwar sei
die Höchsttemperatur während des Beschleunigungsvorganges konstant 755°0 = 1028°K
oder 785 oc = 1058 °K. Dadurch entstehen, wie das Bild zeigt, zunächst nur gering-
fügige Verschiebungen der Kurven, die NfN 0 in Funktion von n darstellen. Die in GI. (20)
auftretenden Integrale sind ebenfalls aufgetragen, wobei die obere Integrationsgrenze
als laufend angenommen und daher mit n bezeichnet wurde. Der Wert n 1 entspricht
dem Halblastpunkt.
Für gegebene Werte der Füllzeit und der Trägheitszeit können aus Abb. 4 die Über-
gangszeiten zwischen Halblast und einem Zustand höherer Leistung sogleich angegeben
werden. Für Übergang auf Vollast erhält man z. B. für die Übergangszeit t 12 die Werte
der folgenden Zahlentafel (alle Zeiten in Sekunden):
Das Verhalten von Gasturbinen bei Lastabschaltung ist je nach ihrer Schaltung und
Ausbildung sehr verschieden, was ja von den Regeleigenschaften ganz allgemein gilt.
Die einfache Verminderung oder Unterbrechung der Brennstofrnufuhr genügt im all-
gemeinen keineswegs zur Verhütung gefährlicher Drehzahlsteigerungen, da der Energie-
inhalt der Anlage noch freigesetzt wird, wenn kein Brennstoff mehr zugeführt wird.
Am günstigsten verhält sich in dieser Beziehung die einwellige Anlage, denn bei dieser
bedeutet das plötzliche Wegbleiben der Nutzlast noch keineswegs eine völlige Ent-
lastung der Turbine. Um die Verhältnisse besser zu überblicken, betrachten wir als
Beispiel eine einwellige Gasturbine mit Wärmeaustauscher mit Druckverhältnis Fünf
und folgenden Prozeßdaten (mit konstantem cP gerechnet):
Hierbei nimmt der Verdichter 60% der Turbinenleistung auf. Bei einem plötzlichen
Unterbruch von Last und Brennstoffzufuhr geht die Turbineneintrittstemperatur auf
360 oc zurück. Da hierbei das Enthalpiegefälle proportional der absoluten Temperatur
zurückgeht, der Durchfluß aber umgekehrt proportional der Wurzel aus dieser ansteigt,
ergibt sich im ersten Augenblick eine Verminderung der Turbinenleistung um den Fak-
tor 0,792. Der verfügbare Leistungsüberschuß ist damit noch 48% der Vollastleistung.
Würde die Turbinenleistung während des anschließenden Vorganges unverändert bleiben,
so beschleunigte sich die Gruppe, bis die mit der dritten Potenz der Drehzahl ansteigende
Verdichterleistung der Turbinenleistung gleich wäre, was bei einer Drehzahlsteigerung
von knapp 10% erreicht wäre. In Wirklichkeit werden die Verhältnisse dadurch ver-
bessert, daß der Durchfluß durch die Turbine im ersten Augenblick um den Faktor 1,26
größer ist als die Luftlieferung des Verdichters, was im Sinne einer Druckabsenkung
im System wirkt. Dem wirkt andererseits die Beschleunigung des Verdichters entgegen,
was die Verhältnisse ungünstig beeinflußt. Der wirkliche Vorgang kann nur durch eine
gerrauere Untersuchung erfaßt werden, doch zeigt diese Überlegung jedenfalls, daß sich
die Überdrehzahlen in verhältnismäßig engen Grenzen bewegen. Oft genügt die einfache
Absperrung der Brennstoffzufuhr (bei einwelligen Anlagen ohne Wärmeaustauscher
immer). Manchmal empfiehlt sich die Beifügung eines Abblaseventils hinter dem Ver-
dichter.
Grundsätzlich ähnlich, aber deutlich ungünstiger, liegen die Verhältnisse bei zwei-
welligen Anlagen der in Abb. 14.5.5 und 14.5.8 dargestellten Art, bei welcher die Nutz-
leistungsturbille zwar nicht mechanisch unabhängig ist, aber nur einen Teil der Ver-
dichtungsarbeit aufbringt. Auch hier verhindert der Verdichter ein freies Durchbrennen
der Turbine, doch liegen die möglichen Überdrehzahlen beträchtlich höher. Ohne zusätz-
liche Mittel, wie Abblaseventile, ist hier nicht auszukommen, sobald größere Volumen
(Wärmeaustauscher) vorhanden sind.
Ausgesprochen schwierige Verhältnisse liegen vor bei Anlagen mit mechanisch un-
abhängigen Nutzleistungsturbinen, da hier jede Drehzahlbegrenzung durch Leistungs-
aufnahme eines Verdichters wegfällt. Die Parallelschaltung nach Abb. 14.1.2 ist dabei
besonders unangenehm, denn bei ihr gil;>t es kaum eine andere Lösung, als ein Schnell-
schlußabsperrorgan 1 anzuordnen (möglichst vor der Brennkammer der Nutzleistungs-
turbine) und durch Öffnen eines Abblaseventils 2 dafür zu sorgen, daß bei abgeschlos-
senem Organ 1 der Verdichter nicht pumpt. Dabei sollte das Organ 1 sogar doppelt
vorgesehen werden, um beim Versagen eines der beiden noch die nötige Sicherheit zu
haben! Konstruktiv bereiten solche Absperrorgane große Schwierigkeiten, da sie für
großes Durchflußvolumen zu bemessen sind und in Bruchteilen von Sekunden schließen
müssen. Erleichternd wirkt allerdings die Tatsache, daß sie nicht dicht zu halten brauchen.
14.8 Das Problem der Lastabschaltung 145
Die Serieschaltung nach Abb. 14.2.7 zeigt ein immerhin deutlich günstigeres Ver-
halten. Auch hier würde zwar selbst bei völlig unterbrochener Brennstoffzufuhr der durch
die Nutzleistungsturbine abströmende Druckluftinhalt eines Wärmeaustauschers diese
Turbine noch auf eine bei weitem zu hohe Drehzahl treiben. Ja selbst ohne Wärme-
austauscher ist die Gefahr nicht mit Sicherheit gebannt. Wenn nämlich die Verdichter-
gruppe dank der Trägheit ihrer Rotoren eine lange Auslaufzeit besitzt, genügt der da-
durch bedingte Luftdurchsatz immer noch, um die Nutzleistungsturbine zu gefährden.
Es handelt sich dabei um eine Übertragung von Bewegungsenergie vom Rotorsystem
der Verdichtergruppe auf dasjenige der Nutzleistungsturbine, und zwar auf pneuma-
tischem Wege. Man vermeidet diese Gefahr, indem man das Rotorsystem der Verdichter-
gruppe möglichst leicht, das von Nutzleistungsturbine und Nutzleistungsempfänger hin-
gegen schwer ausbildet. Dann ist bei kleiner Füllzeit (kein Wärmeaustauscher und kleines
Brennkammervolumen) mit Brennstoffabsperrung allein auszukommen. Mit Wärme-
austauscher genügt dies keinesfalls mehr. Man muß in diesem Falle z. B. durch Abblasen
künstlich dafür sorgen, daß der Höchstdruck rasch absinkt. Dieser Eingriff ist hier
sehr wirksam, im Gegensatz zur Anlage mit parallelgeschalteten Turbinen, wo er kaum
genügen würde. Da nämlich bei Serieschaltung die Gefälleänderung sich vor allem
auf die ND-Turbine konzentriert, wird diese durch die Druckabsenkung wirksam ge-
schützt.
Bei der Anlage, für die Abb. 14.7.4 berechnet wurde, bewirkt z. B.ßine Absenkung
des Höchstdruckes von 6 auf 4 bar (1 l;>ar = 1,02 at) bei gleichzeitiger Absperrung der
Brennstoffzufuhr eine solche Verminderung des Gefälles der Nutzleistungsturbine, daß
ihre Durchbrenndrehzahl nur noch etwa 25% über der normalen Betriebsdrehzahl liegt.
Bei einer Druckabsenkung auf 3,5 bar läge sie gar nur noch etwa 10% über der Be-
triebsdrehzahl. Nun sei etwa eine Trägheitszeit der Nutzleistungsgruppe von 5 sec an-
genommen und vorausgesetzt, der Schnellschluß löse bei 10% Überdrehzahl aus und
die Regeleingriffe selbst nähmen etwa 0,3 sec in Anspruch. Wenn alsdann 1 sec später
der Druck bereits auf 4 bar zurückgegangen ist und anschließend weiter sinkt, so wird
die größte auftretende Überdrehzahl von der Größenordnung 20% sein. Soll diese rasche
Entleerung bei großen Wärmeaustauschapparaten (Füllzeiten von einigen Sekunden)
möglich sein, so muß der Durchfluß durch das Abblaseventil von der Größenordnung
des Vollastdurchflusses der Anlage sein.
Noch schwieriger als der Schutz der Maschinen vor zu hoher Drehzahl ist das Ab-
fangen einer Vollastabschaltung ohne Auslösung des Schnellschlusses, eine Forderung,
die bei Dampfturbinenzentralen allgemein gestellt wird. In der Brennkammer muß dann
eine Sparflamme aufrechterhalten werden, durch die nur eine sehr geringfügige Wärme-
zufuhr erfolgt und die bei der anschließend wieder einsetzenden normalen Brennstoff-
zufuhr die Zündung sichert. Auch verlangt die dann sehr enge Begrenzung der zulässigen
Drehzahlsteigerung relativ kleine Füllzeiten, wenn die Kapazität des Abblaseventils nicht
übertrieben groß werden soll. Ein sehr wirksames Mittel zur Unterdrückung von Dreh-
zahlsteigerungen ist das Drosseln unmittelbar hinter der ND-Turbine, vgl. Abb. 14.1.6
(Drosselorgan D). Das Aufstauen eines höheren Gegendruckes vermindert das Gefälle
der ND-Turbine so stark, daß Überdrehzahlen leicht vermieden werden können. Die
konstruktive Ausbildung des Drosselorgans ist allerdings nicht einfach, denn es soll in
offenem Zustand ein sehr großes Volumen mit möglichst kleinem Druckabfall durch-
treten lassen und dabei sehr rasch in die geschlossene Lage gebracht werden können.
Immerhin muß es nur drosseln und niemals dichten. Es kommen also vor allem jalousie-
artige Gebilde in Frage. Eine mögliche Lösung ist auch ein Kranz verstellbarer
Schaufeln hinter dem letzten Laufrad der ND-Turbine. Die Schaufeln hätten gerade
Skelettlinien und würden im Normalbetrieb etwa so stehen, daß sie die Abströmung nicht
beeinflussen. Bei plötzlicher Entlastung würden sie zugedreht, so daß eine starke Drosse-
lung entsteht. Bei dieser Lösung würde der Austrittsstutzen keine Druckbeanspruchung
erfahren
Traupel, Turbom.aschinen II, 2. Aufl. 10
146 14. Regelung der Gasturbinen
\
1000 1000
OK OK
t
......"..
800
600
t
500 I-."'- t 80
8f}Qt
50{) K'"
~
K'" 0 \
I{{)() '100
600 600
300 300
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V
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I
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...........
0
~ 0,90 ..........
1,12 /
/ Nutzturb.
1,025
-- - 'II
1,081----~'----+--------l
t 1,020
V::n/n0
--E:.."
I 1
V
1,0
V
~ 1,010 ~
~
""
1:::
Hier kennzeichnet der Faktor IX den Öffnungszustand des Ventils; er ist Eins für das voll
offene und Null für das geschlossene Ventil. Weiter ist ß ein Maß für die Kapazität des
Abblaseorgans, denn wenn der Höchstdruck p 2 gleich dem Auslegungswert p 2 0 ist, wird
ma m
= ß 0 , d. h., die Konstante ß setzt beim Auslegungsdruck den Ventildurchfluß
zum normalen Massenstrom der Anlage in Beziehung. Indem der Durchfluß noch weiter-
hin proportional p 2 fp 2 0 gesetzt wird, ist das Durchflußgesetz der überkritischen Ent-
spannung mit hinreichender Näherung erfüllt. Der Bereich unterkritischer Entspannung-
d. h. etwa unter p 2 = 2 bar - interessiert praktisch nicht, denn man wird die Unter-
suchung nur so weit führen, bis die Drehzahl durch ihr Maximum gegangen ist. Dies
tritt aber ein, lange bevor p 2 so weit abgesenkt ist. - Die Einführung der durch GI. (1)
gegebenen Abblasemenge in die Bilanzgleichung liefert
~
d
dt
= ~
. [ n
F(pz) hd (pJ - (p;;) (V-
a Pz
T;
+ b Pz T4o
IX
ß)J
'
(2)
was jetzt an die Stelle der GI. 14.6 (5) tritt. Diese Gleichung und Gl. 14.6 (11), mit N = 0
geschrieben, beschreiben nun den Vorgang vollständig, sobald IX und T 4 entsprechend
den Schnellschlußregeleingriffen gegebene Funktionen der Zeit sind. Die beiden un-
bekannten Funktionen sind p 2 und n. Die Lösung des Gleichungssystems erfolgt durch
Differenzenrechnung. Abb. 1 zeigt das Ergebnis eines durchgerechneten Beispieles.
Die regeldynamischen Gleichungen für die zweiwellige Anlage mit Serieschaltung sind
die Gln. 14.6 (36) bis (40), soweit man von den Reglergleichungen absieht, die wir weg-
lassen können, da wir annehmen, daß in einer kurzen Zeitspanne die Brennstoffzufuhr
auf Null und das allenfalls vorhandene verstellbare Leitrad in die Leerlauflage gehe.
Wird mit Abblasung gearbeitet, so ist wiederum Gl. (36) entsprechend zu ergänzen, wie
im vorhergehenden Beispiel erläutert. - Ohne verstellbares Leitrad kann man direkt
wieder Gl. (2) verwenden. - Es liegen alsdann für p 2 , p~, n, nN vier Gleichungen vor,
die durch Differenzenrechnung zu lösen sind. Ein durchgerechnetes Beispiel ohne ver-
stellbares Leitrad ist in Abb. 2 wiedergegeben.
I t - - - - - 1. .
70 80 90 100 110 120 130 1#0 150 160 170 180 190 200 210 220 230 2#0 sec
I I I I ;:;;I I I ;;;::::::: : I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I
][ t
:
90 100 110 1ZO 130 1~0 150 160 170 180
1:2:: I I
::I
I I I I I I I I
Abb. 14.8.3 Ergebnisse von Vollastabschaltversuchen an zwei gleichartigen Großgasturbinen von BBC,
Verbundschaltung mit Leistungsabgabe von ND-Welle, ohne Wärmeaustauscher, nach PFENNINGER [10]
I erste Maschine; II zweite Maschine; A Öffnungszeitpunkt des Generatorhauptschalters; .Jn Drehzahlanstieg; t Zeit;
b, b' bleibende Drehzahlerhöhung 4,5% ; c, c' vorübergehende größte Drehzahlerhöhung etwa 8%
Wenn eine Verdichtercharakteristik vorliegt, ist in Gl. (2) sowie in den Gln. 14.6 (11)
und 14.6 (36) und (38) der Ausdruck (nfn 0 }a (p 2 fp 2 0)b ersetzbar durch die direkt aus dieser
Charakteristik gegebene Größe lP/lP 0 • Der Ansatz (nfn 0 }a (p 2fp 20 )b wurde ja an sich nur
für die unmittelbare Umgebung des Beharrungszustandes gemacht. Wenn man ihn hier
für große Abweichungen verwendet, so muß man b entsprechend anpassen oder kann
10*
148 14. Regelung der Gasturbinen
auch den Faktor {p 2/p 2 0 )b ersetzen durch den für größere Abweichungen zutreffenderen
Ausdruck ( )
1+c 1-..E!..,
P2o
in welchem c die Steigung der Charakteristik kennzeichnet.
Ein besonders elegantes Verfahren besteht darin, auch das Problem der Lastabschal-
tung durch das verstellbare Leitrad der ND-Turbine zu lösen. Es wird dann beim Ein-
treten der Entlastung die Brennstoffzufuhr auf Null gebracht bzw. nur noch die Spar-
flamme weiterbetrieben und gleichzeitig das Leitrad abnormal weit geöffnet. Dann fällt
nicht nur die Temperatur, sondern auch der Druck vor der ND-Turbine sofort stark ab,
und ihr Gefälle wird dementsprechend vermindert. Gleichzeitig fällt ihr Wirkungsgrad
stark ab. Es sind Auslegungen möglich, bei denen dies genügt, um die ND-Turbine und
den Nutzleistungsempfänger vor unzulässig hoher Drehzahl zu schützen, selbst ohne
irgendwelches Abblasen. Die theoretische Untersuchung des Vorganges erfolgt wie oben
dargelegt, vgl. auch lTEN [23], wobei für die Vergrößerung des Schluckvermögens der ND-
Turbine ein entsprechender Ansatz einzuführen ist.
Man hat auch schon das Problem der Lastabschaltung so umgangen, daß besondere
elektrische Widerstände vorgesehen werden, die im Falle des Ausfallens der äußeren
Last auf den Generator geschaltet werden, so daß dieser weiterhin Leistung aufnimmt
und so das Durchbrennen verhütet.
rückkehren, wobei Öl aus dem Oberteil des Zylinders 6 durch die Drosselöffnung 7 hin-
durch nach der Unterseite verdrängt wird. Die ganze Vorrichtung kann offensichtlich
erst zur Ruhe kommen, wenn der Schieber 3 und die Feder 8 - d. h. also das rechte
Ende des Hebels 2 - in ihrer neutralen Lage sind. Das bedeutet aber, daß der Hebel2
in seiner neutralen Lage ist und die Drehzahl mit ihrem Sollwert übereinstimmt.
Weiter ist ein Schnellschlußzylinder 9 vorgesehen, der im Betrieb stets durch eine
Druckölzuleitung 10 unter konstantem Druck gehalten wird, derart, daß das rechte
Ende des Hebels 5 in einer festen Lage gehalten wird. Wenn nun irgendwelche Betriebs-
größen, wie Drehzahl oder Temperatur, ihren zulässigen Höchstwert überschreiten oder
z. B. die Schmierölversorgung versagt, so macht die Schnellschlußvorrichtung die Lei-
tung 10 sofort drucklos, worauf die Feder des Zylinders 9 das rechte Ende des Hebels 5
nach unten drückt bis zur völligen Absperrung der Brennstoffzufuhr. Bei der einwelligen
Anlage ohne Wärmeaustauscher genügt dies, um jeden weiteren Drehzahlanstieg zu ver-
meiden und die Anlage stillzusetzen.
Die Regelung nach Abb. 1, die sich grundsätzlich nicht unterscheidet von entspre-
chenden Regelungen anderer Wärmekraftmaschinen, z. B. der Isodromregelung eines
Dieselmotors, hat den Vorteil der Einfachheit, daneben aber auch beträchtliche Nach-
teile. Vor allem hat man die Gastemperatur vor der Turbine nicht in der Hand, sondern
die Regelung gibt "rüchsichtslos" so viel Brennstoff, daß die geforderte Leistung erreicht
wird. Die einzige Sicherung gegen zu hohe Temperatur ist die Schnellschlußvorrichtung,
die aber selbstverständlich normalerweise gar nie ansprechen sollte. Da aber unter
ungünstigen Bedingungen (z. B. hohe Umgebungstemperatur) die Eintrittstemperatur
der Turbine weit über ihren normalen Wert ansteigen wird, muß man bei der Festlegung
des Prozesses und der Ausbildung der Turbine für die nötige Reserve sorgen, was
leicht zu unwirtschaftlichen Lösungen führt. Außerdem kann bei der Anordnung nach
Abb. 1 die Leistung weder durch die normale Regelung noch durch die Schnellschluß-
vorrichtung ohne wesentliche Drehzahlsteigerung auf Null herabgesetzt werden, sobald
ein einigermaßen großer Wärmeaustauscher vorgesehen wird. Bei zweiwelliger Anord-
nung könnte eine solche Regelung das Durchbrennen der Nutzleistungsturbine nicht
verhindern, vor allem nicht bei Parallelschaltung; nur bei Serieschaltung ohne Wärme-
austauscher könnte sie sich günstigenfalls als hinreichend erweisen.
Diese Mängel vermeidet die Regelung nach Abb. 2. Sie arbeitet grundsätzlich derart,
daß vom Drehzahlregler aus der jeweilige Sollwert der Höchsttemperatur eingestellt
wird, worauf eine Isothermvorrichtung die Brennstoffzufuhr so lange verstellt, bis die
tatsächliche Höchsttemperatur diesem Sollwert entspricht. Da das Spielen der Isotherm-
vorrichtung verhältnismäßig langsam vor sich geht, ist eine Grobeinstellung vorgesehen,
welche die Brennstoffzufuhr ungefähr dem Sollzustand anpaßt und außerdem eine
Abfangvorrichtung, die auch bei Vorhandensein eines Wärmeaustauschers zu hohe
Überdrehzahlen unterdrückt. Um das Arbeiten der Regelung zu beschreiben, verfolgen
wir zunächst den Vorgang der Aufnahme eines Belastungsstoßes.
Die Muffe des Fliehkraftreglers 1 senkt sich, da der Laststoß ein Absinken der Dreh-
zahl hervorruft. Der Hebel 2 dreht sich um seinen vorläufig festen rechten Gelenkpunkt,
so daß der Nocken 3 die Feder 4 komprimiert und damit die Öldurchflußöffnung 5
verkleinert. Da die volumetrisch fördernde Pumpe 6 im System 7 somit einen höheren
Druck erzeugt, hebt sich der Kolben 8 und verstellt über den Hebel 9 den Brennstoff-
regelkonus 10 so, daß sich die Brennstoffzufuhr vergrößert. Damit ist bereits eine Grob-
anpassung an den neuen Belastungszustand herbeigeführt. Die Verhältnisse werden
nun so gewählt, daß der Druck im System 7 ein unmittelbares Maß für die Solltemperatur
ist. Andererseits legt der Temperaturfühler, der die Isttemperatur mißt, die Lage des
Regelkonus 11 fest, so daß unter dem Einfluß der volumetrisch fördernden Pumpe 12
im System 13 ein Druck entsteht, der ein Maß für die Isttemperatur darstellt. Nun sei
diese letztere beispielsweise zu hoch. Dann ist der Druck unter dem Kolben 14 größer
als über diesem, und das System, bestehend aus den Kolben 14 und 15 und dem Steuer-
150 14. Regelung der Gasturbinen
schieher 16, verschiebt sich langsam nach oben, wobei das Öl durch die Drosselöffnung 17
hindurch von der Oberseite zur Unterseite des Kolbens 15 verdrängt wird. Der Steuer-
schieber 16 gibt den Druckölzutritt zur Oberseite des Kolbens 18 frei, worauf sich dieser
abwärtsbewegt. Dabei verstellt er gleichzeitig den Brennstoffregelkonus 10 im Sinne
des Schließens (also Verminderung der Temperatur) und leitet über die Kolben 19 und 15
die Rückführung des Schiebers 16 ein. Die Temperaturregelvorrichtung kommt nur zur
Ruhe, wenn der Schieber 16 in seiner neutralen Lage ist. Damit dies aber eine Gleich-
gewichtslage sei, müssen die Drücke über und unter dem Kolben 14 einander gleich sein,
was Übereinstimmung von Isttemperatur und Solltemperatur bedeutet.
Abb. 14.9.2 Schema einer indirekten Brennstoffregelung über einen in Funktion der Drehzahl
vorgeschriebenen Temperatursollwert
weniger freigibt. Zusammen mit der Drosselöffnung 23 stellt sich jetzt ein mehr oder
weniger stark verminderter Druck in diesem Raume ein, und das Abblaseventil21 öffnet
sich entsprechend und läßt Luft nach dem Verdichteraustritt aus der Anlage entweichen.-
In der praktischen Ausführung müßte der Servomotor, der das Ventil 21 betätigt,
natürlich eine Vorsteuerung erhalten, was hier nur weggelassen wurde, um das Wirkungs-
prinzip in einfacher Weise darstellen zu können. - Bei genügend großer Bemessung
des Ventils 21 gelingt es, auch bei Anlagen mit Wärmeaustauscher die höchste Über-
drehzahl eng zu begrenzen, sogar bei zweiwelligen Anlagen mit Serieschaltung.
Sollte wegen eines Versagens der Regelung oder aus anderen Gründen der Schnell-
schluß auslösen, so würden folgende Eingriffe erfolgen. Normalerweise steht das SehneU-
schlußsystem 26 unter vollem Öl-
druck, womit das Ventil 27 dau- ~~ ---li;:~:============::.::
ernd geschlossen, das Ventil 28 d 7
dauernd offengehalten wird. Beim
Auslösen des Schnellschlusses ver-
schwindet der Druck im System 26,
womit 27 voll öffnet, 28 aber
schließt. Damit ist der Brennstoff
vollständig abgesperrt und das
Ventil 21 öffnet voll und bewirkt
so die rasche Entleerung und Still-
satzung der Anlage. -An die Stelle
des Abblaseventils 21 können ge-
gebenenfalls auch andere Regel-
organe treten, wie im Abschn. 14.8
bereits dargelegt wurde.
Abb. 3 zeigt das Regelschema
einer mit variabler Drehzahl ar-
beitenden einwelligen Gasturbine.
Es handelt sich um die Regelung
des Strahltriebwerkes Jumo 004,
welches das erste betrieblich
brauchbare Turboflugtriebwerk
der Welt war. Das Triebwerk als
solches hat heute nurnochhistori- Abb. 14.9.3 Schema einer mit variabler Drehzahl arbeitenden
sches Interesse, doch ist die Re- einwelligen Gasturbine mit vom Primärimpuls aus einstellbarem
gelung in ihrer Wirkungsweise Drehzahlsollwert
auch heute noch in geeigneten
Fällen durchaus anwendbar. Sie arbeitet derart, daß der Pilot zugleich eine Grobeinstellung
der Brennstoffzumessung und eine Einstellung des Sollwertes der Drehzahl vornimmt,
worauf eine Isodromregelung die Brennstoffzufuhr so lange korrigiert, bis die vorgeschrie-
bene Drehzahl erreicht ist.
In Abb. 3 stellt 1 den Hahn zur direkten Grobeinstellung der Brennstoffzufuhr dar;
der Brennstoff kommt bei b von der Pumpe und wird bei e zu den Einspritzdüsen weiter-
geleitet. Mit der Verstellung des Hahnes 1 erfolgt zugleich auch diejenige des Stempels 2,
der den Sollwert der Drehzahl festlegt. Wäre die Breimstoffzumessung durch den Hahn 1
schon völlig genau, so würde z. B. beim weiteren Öffnen die Drehzahl genausoviel
ansteigen wie es dem erhöhten Sollwert entspricht, und der erhöhten Kompression der
Feder 3 durch den Stempel 2 würde gerade durch die erhöhte Fliehkraft am Fliehkraft-
regler 4 das Gleichgewicht gehalten. In Wirklichkeit besteht diese genaue Überein-
stimmung nicht. Wir nehmen beispielsweise an, die Drehzahl steige etwas zu hoch.
Dann bewegt sich der Schieber 5 nach unten und verbindet den Kanal 6 mit dem Drucköl-
system 7, den Kanal 8 mit dem Ablauf. Die Kolben 9 und 10 bewegen sich daher nach
152 14. Regelung der Gasturbinen
oben, und zwar in erster Näherung um denselben Betrag. Dadurch wird einerseits der
Brennstoffregelkonus 11 hochgezogen und läßt eine größere Brennstoffmenge durch den
Rücklauf r in den Brennstoffbehälter rückströmen, so daß weniger zu den Einspritz-
düsen gelangt. Andererseits wird über den Hebel 12 die Hülse 13 nach unten gedrückt,
womit die durch die Bewegung des Schiebers 5 aufgedeckten Durchflußöffnungen wieder
zugedeckt werden, d. h., es entsteht eine Rückführung. Damit aber eine Isodromregelung
(Statik Null) zustande kommt, darf diese Rückführung nicht starr sein, sondern muß
allmählich wieder verschwinden. Das geschieht im vorliegenden Falle dadurch, daß
die Feder 14 die Hülse 13langsam wieder nach oben drückt und über den Hebel12 den
Kolben 10 nach unten schiebt, wobei das Öl aus dem Raum 15 durch die Drosselöffnung 16
hindurch nach dem Ablauf gedrängt wird. Es läßt sich verfolgen, daß dieser Mechanis-
mus so lange spielen muß, bis durch geeignete Verstellung des Regelkonus 11 die Gleich-
heit von Sollwert und Istwert der Drehzahl erreicht ist. Dabei ist es wichtig, zu beachten,
daß die Regelung als Durchflußregelung ausgebildet ist, wie auch die Durchflußdrossel-
kanäle 17, 18 und 19 zeigen. Auch in der Beharrungslage decken daher die Schieber die
Öffnungen nicht völlig zu, sondern sie nehmen eine Lage ein, bei der noch ein ganz
geringer Durchfluß erfolgt. Bei der wirklichen Ausführung ist der Durchflußquerschnitt 16
nicht eine feste Öffnung, sondern er öffnet und schließt sich periodisch in rascher Folge.
Er ist zu diesem Zweck in einen mit dem Fliehkraftregler rotierenden Teil verlegt.
Dadurch wird der ganze Mechanismus ständig in Bewegung gehalten, womit ein Fest-
sitzen verhindert wird.
Es ist weiter dafür gesorgt, daß der Überdruck im Brennstoffsystem b gegenüber der
Zuleitung e zu den Einspritzdüsen einen gewissen Höchstwert nicht wesentlich über-
schreiten kann. Wird er überschritten, so wird der Schieber 20 gegen die Kraft der
Feder 21 nach unten gedrückt und verbindet den Raum 22 statt mit dem Brennstoff-
rücklauf r mit dem Zulauf b. Dadurch wird der Regelkonus 11 gehoben und vermindert
den Druck. - Im Leerlauf wird sowohl der Hahn 1 als auch der Hahn 23 so gestellt,
daß die Durchflußöffnungen horizontal liegen. Damit wird die ganze Regelung kurz-
geschlossen und die Brennstoffzumessung erfolgt durch die fest eingestellten Kanäle 25
und 26.
Sowohl bei der Regelung nach Abb. 2 als auch bei der nach Abb. 3 werden sehr
große vorübergehende Übertemperaturen beim Übergang zu höherer Leistung nur dann
vermieden, wenn Drehzahl und Höchstdruck in der Anlage dem Regeleingriff nicht zu
sehr nacheilen. Dies verlangt entweder sehr kleine Füllzeiten und Trägheitszeiten (Flug-
triebwerk) oder an und für sich geringe Variation von Drehzahl und Höchstdruck (ein-
wellige Anlage für Generatorantrieb).
In Abb. 4 ist das Schema eines Regelsystems gezeigt, das auch diesen Nachteil ver-
meidet. Es ist dabei eine zweiwellige Anlage mit Serieschaltung der Turbinen voraus-
gesetzt, wobei die ND-Turbine ein verstellbares Eintrittsleitrad besitzt und allein die
Nutzleistung abgibt. Das Schema gibt wiederum nur die Wirkungsweise, während die
technische Ausführung in vielen Einzelheiten eine andere sein müßte.
Der Reglerblock 1 empfängt den Primärimpuls z. B. vom Fliehkraftregler der ND-
Turbine aus oder auch unmittelbar vom Wattmeter oder von einer Sollwerteinstellung
der Leistung, die nach einem frei wählbaren Programm gesteuert werden kann. Er ver-
stellt darauf den Drehpunkt 2 des Hebels 3 und zwar nach oben, wenn eine größere Leistung
verlangt wird. Damit verschiebt sich Punkt 4 und somit auch der Brennstoffregelkonus 5
nach unten, im Sinne einer Vergrößerung der Brennstoffzufuhr. Die Bewegung des
Regelkonus 5 kann aber nur so weit gehen, bis der Zapfen 6 an der Kurvenscheibe 7
anschlägt. Die Lage der letzteren hängt ab vom Verdichtungsenddruck p, der auf die rechte
Seite des Kolbens 8 einwirkt. Je höher p, desto tiefer kann der Zapfen liegen und desto
größer ist folglich die größtmögliche Brennstoffzufuhr. Damit ein freies Spielen des
Hebels 3 möglich ist, ist ein elastisches Element 9 in die Kraftübertragung eingebaut.
Diese Begrenzungsvorrichtung sichert die Anlage gegen eine zu hohe Übertemperatur,
14.9 Beispiele von Gasturbinenregelsystemen 153
Abb. 14.9.4 Regelschema für zweiwellige Gasturbine mit Serieschaltung und verstellbarem Leitrad an der
ND-Turbine. Zuordnung der Werte von Druck und Temperatur
von der Lage des Regelkörpers 16 abhängt, die ihrerseits durch den Verdichtungs-
enddruck p festgelegt wird. Sind die Drücke über und unter dem Kolben 18 ungleich,
so verschiebt sich dieser aus seiner neutralen Lage und leitet über den Steuerschieber 19
eine Bewegung des Kolbens 20 ein, der eine Leitradverstellung bewirkt. Die Rückfüh-
rungsbewegung des Steuerschiebers wird durch den Ölzylinder 21 und den Ölkatarakt 22
herbeigeführt, und zwar handelt es sich, wie leicht zu erkennen, um eine nachgiebige
Rückführung. Deshalb besteht kein fester Zusammenhang zwischen den Stellungen
der Kolben 18 und 20, doch kann die ganze Vorrichtung erst zur Ruhe kommen, wenn
Kolben 18 seine neutrale Lage einnimmt und somit von oben und unten den gleichen
Druck erhält. Da diese beiden Drücke aber durch die Lagen der Regelkörper 14 und 16
bestimmt sind, wird schließlich im Beharrungszustand eine feste Zuordnung zwischen
Verdichtungsdruck p und Höchsttemperatur T hergestellt. In dem Bereich, wo der
Körper 16 zylindrisch ist, bleiben Veränderungen von p ohne Einfluß auf die Regel-
vorrichtung, und diese regelt folglich auf konstantes Tein. Es liegt dann die in Abb. 14.6.2
und im zugehörigen Text beschriebene Regelung vor.
154 14. Regelung der Gasturbinen
Weiter ist vorgesehen, daß bei kleiner Last, also von einer gewissen Lage des Gelenk-
punktes 2 an abwärts, der Steuerkörper 23 den Ölabfluß aus dem Raum 24 allmählich
freigibt, so daß der Druck in diesem Raum abfällt und das Abblaseventil25 sich zu öffnen
beginnt. Dieser Eingriff kann insbesondere sinnvoll sein, wenn der primäre Regelimpuls
vom Fliehkraftregler aus erfolgt, weil er dann geeignet ist, unzulässige Überdrehzahlen
zu verhindern. Es kann aber auch eine Pumpverhütungsregelung auf diese Weise ge-
steuert werden. Schließlich wird beim Ansprechen des Schnellschlusses das System 26
drucklos gemacht, womit Ventil 27 die Brennstoffzufuhr absperrt und Ventil 28 durch
Öffnen auch die vollständige Öffnung des Abblaseventils 25 herbeiführt.
Man beachte, daß eine Zunahme der Temperatur über ihren Sollwert zu einem weiteren
Öffnen des Leitrades führt, wodurch die HD-Turbine einen größeren Anteil des Gefälles
erhält. Das beschleunigt die HD-Gruppe und erhöht so den Luftdurchsatz, womit die
Temperatur zurückgebracht wird. Schützt also diese Vorrichtung die Anlage vor dauernden
Übertemperaturen, so wirkt sie andererseits auf den Regelablauf labilisierend, sobald
die ND-Turbinendrehzahl der Primärimpuls ist, denn es wird dann beim Einsetzen eines
Laststoßes das Ansteigen der ND-Turbinenleistung etwas verzögert. Man muß also die
Zeitkonstanten dieser Regelung zweckmäßig wählen.
Die Aufgabe, bei großen Trägheits- und Füllzeiten eine stabile Regelung zu schaffen,
die große Laststöße aufzunehmen vermag, kann unlösbar sein, wenn nicht weitere Hilfs-
mittel herangezogen werden, auf die schon in Abschn. 14.7 hingewiesen wurde. Es käme
also z. B. in Frage, die durch die Kurvenscheibe 7 gebildete Begrenzungsvorrichtung
zu ersetzen durch eine Vorrichtung, die zwar die weitere Steigerung der Brennstoff-
zufuhr zuläßt, dafür aber von einem gewissen Punkt an eine Wassereinspritzung mehr
und mehr freigibt. In ähnlicher Weise könnte auch Druckluft aus einem Reservebehälter
in die Anlage eingeleitet werden.
Wie aus den Ausführungen dieses Abschnittes hervorgeht, können die Regelsysteme
von Gasturbinen wesentlich verwickelter ausfallen als bei anderen Wärmekraftmaschinen.
Dies wird vor allem klar, wenn man beachtet, daß die hier wiedergegebenen Regel-
schemata stark vereinfacht sind und Anlaßsteuerungen, Vorsteuerungen, Unruhe-
system u. dgl. noch nicht enthalten. Auch genügt zur Bemessung der Brennstoffzufuhr
in vielen Fällen ein einfacher Regelkonus nicht. Allgemein möchten wir hier die direkt
regelbare volumetrisch fördernde Brennstoffpumpe empfehlen (Kolbenpumpen mit ver-
änderlichem Hub), die das unbeabsichtigte Einströmen großer Brennstoffmengen in
die Brennkammer sicherer ausschließt als andere Anordnungen. Vor allem aber ist
zu betonen, daß kleine Volumen und leichte Rotoren stets anzustreben sind, denn dadurch
erleichtert man sich die Regelprobleme wesentlich und gewinnt außerdem den Vorteil
kleineren Raumbedarfes und Gewichtes.
mit den Schaltungen zusammenhängen. Aber auch bei gegebenen Trägheits- und Füll-
zeiten sind die Schaltungen einander nicht gleichwertig, wie aus den Überlegungen in
Abschn. 14.7 hervorgeht. In diesem Sinne sind die nachfolgenden Angaben zu verstehen.
Einwellige Anlage, Abb. 1. Bei Generatorbetrieb Teillastwirkungsgrad ohne und mit
Wärmeaustauscher schlecht. Spezifische Verbrauchszunahme bei 10% Leistungsverminde-
rung 2 bis 4% ohne Wärmeaustauscher und 4 bis 6% mit Wärmeaustauscher. Klima-
empfindlichkeit verhältnismäßig gering (8 bis 11%
Leistungsabfall bei 10 oc höherer Umgebungstempe-
ratur). Praktisch beliebig rasche Lastaufnahme mög-
lich auch mit Wärmeaustauscher. Keine Pumpgefahr.
Betrieb nach Propellergesetz nur beschränkt möglich,
weil bei tiefer Drehzahl Drehmoment ungenügend. An- Abb. 14.10.1 Einwellige Anordnung
trieb solcher Nutzleistungsempfänger durch einwellige
Gasturbinen verlangt Zwischenschaltung eines stufenlos regelbaren Getriebes oder Anwen-
dung von Verstellpropeller. In diesem Falle Klimaempfindlichkeit praktisch eliminierbar
und bei Verwendung von Wärmeaustauscher sehr guter Teillastwirkungsgrad möglich.
Lastaufnahme träge, kann aber durch Leistungsumleitung (z. B. Propellerverstellung)
sehr beschleunigt werden. Pumpgefahr bei stark reduzierter Last besteht nur, wenn
Verdichter für sehr hohes Druckverhältnis ausgelegt (über ,_, 6). Gleiches Verhalten
zeigt einwellige Gasturbine für Fahrzeuge mit Gleichstromübertragung.
Verhalten bei Lastabschaltung in allen Fällen sehr günstig. Oft genügt Unterbrechung
der Brennstoffzufuhr.
Zweiwellige Anlage mit Serieschaltung, Abb. 2. In weitem Bereich besteht kein wesent-
licher Unterschied zwischen Generatorantrieb und Antrieb eines Nutzleistungsempfängers
nach Propellergesetz. Teillastwirkungsgrad nicht
sehr günstig. (Mit und ohne Wärmeaustauscher
etwa 2 bis 3% spezifische Verbrauchserhöhung
pro 10% Lastreduktion.) Klimaempfindlichkeit
nicht allzu groß (11 bis 15% Leistungsabfall bei
10 °0 höherer Umgebungstemperatur). Pump-
gefahr bei stark reduzierter Last besteht nur,
wenn Verdichter für sehr hohes Druckverhältnis Abb. 14.10.2 Zweiwellige Anordnung,
ausgelegt (über ,_, 6). Lastaufnahme ziemlich Serieschaltung
träge. Verhalten bei Lastabschaltung ungünstig.
Wenn Wärmeaustauscher vorhanden, ist Abblaseventil nötig, dessen Schluckfähigkeit
die Größenordnung der vollen Fördermenge des Verdichters haben muß. Selbst ohne
Wärmeaustauscher oft Abblaseventil oder andere Mittel nötig. Gefälle der HD-Turbine
größer als das der ND-Turbine, daher Zwischenerhitzung zwischen beiden thermodyna-
misch nicht günstig.
Verbesserung des Teillastwirkungsgrades und praktisch Elimination der Klima-
empfindlichkeit sind möglich durch verstellbares Leitrad an ND-Turbine, womit
u. U. auch Lastabschaltung ohne Abblaseventil beherrschbar. Etwas stärkere
Annäherung an Pumpgrenze bei sehr kleiner
Last. Lastaufnahme etwas träger, läßt sich durch
Leistungsumleitung (Öffnen des Leitrades) künst-
lich beschleunigen.
V t-1..__N__,
Brauchbar für direkten Antrieb von Land-
fahrzeugen.
Zweiwellige Anlage mit Parallelschaltung, Ab- Abb. 14.10.3 Zweiwellige Anordnung,
bildung 3. In weitem Bereich besteht kein wesent- Parallelschaltung
licher Unterschied zwischen Generatorenantrieb
und Antrieb eines Nutzleistungsempfängers nach Propellergesetz. Teillastwirkungsgrad
günstig (mit Wärmeaustauscher 0, 7 bis 1, 7% spezifische Verbrauchserhöhung pro 10%
156 14. Regelung der Gasturbinen
a b
Abb. 14.10.4 Verbundanordnung mit Leistungsabnahme an der HD-Welle
a) einfache Anordnung; b) Anordnung mit zwei Zwischenkühlern, zur Erzielung einer günstigen Lage des Druckes
für Zwischenerhitzung
[11] PFENNINGER, H.: Betriebserfahrungen mit Brown Boveri Gasturbinenanlagen. Brown Boveri Mitt. 40
(1953) Nr. 5/6, S. 144.
[12] QurnY, H.: Compte rendu des essais de la turbine aerodynamique Escher-Wyss-AK. Schweiz. Bauztg.
125 (1945) Nr. 23/24.
[13] SALZMANN, F.: Zur Theorie der Regelung von aerodynamischen Wärmekraftanlagen mit geschlossenem
Kreislauf. Schweiz. Bauztg. 65 (1947) 123.
[14] TRAUPEL, W.: Energieinhalt und regeltechnische Trägheit von Gasturbinenanlagen. MTZ 18 (1957)
Nr. 1, S. 19.
[15] -:Das Verhalten von Gasturbinen unter geänderten Betriebsbedingungen. MTZ 18 (1957) Nr. 6, S. 163.
[16] - : Die Entwicklung der Gasturbine in der Schweiz. Verhandlungen der 5. Weltkraftkonferenz, Wien
1956, Bericht 203 G3 /9.
[17] HEIL, G.: Zur Klimaempfindlichkeit der Gasturbinen. Maschinenbautechnik 12 (1963) H. 9.
[18] CORDES, G.: Strömungstechnik der gasbeaufschlagten Axialturbine. Berlin/Göttingen/Heidelberg: Springer
1963.
[19] G.ASSERT, H.: Betriebsverhalten einer Turbinenstufe bei verij,nderlichen Drehzahlen und Volumenströmen
bis zu negativen Werten. Diss. TH Stuttgart 1964.
[20] H.AUSENBLAS, H.: Vorausberechnung des Teillastverhaltens von Gasturbinen. Berlin/Göttingen/Heidel-
berg: Springer 1962.
[21] J.AGGI, H.: Stationäres Betriebsverhalten von Gasturbinen mit verstellbaren Leitapparaten. Diss. ETH
Zürich: Juris 1964.
[22] LONDON. A. L., u. R. M. CRINA: The Transient Response of a Two-Fluid Conterflow Heat Exchanger.
Trans. ASME, 80 (1958) 1169.
[23] lTEN, 0.: Regeldynamik von Gasturbinen mit verstellbaren Leitapparaten. Diss. ETH 1968.
[24] ST.ARKERMANN, R.: Die Behandlung linearer Mehrfachregelsysteme mit Hilfe von Determinanten auf der
Basis des verallgemeinerten Blockschaltungsbildes. Diss. ETH 1964.
lLL~l-
aus. Somit erfährt ein beliebiger, in r* liegender Quer-
schnitt I* die Zugspannung
J~ r dr,
r!'l
<1z(r*) = (! w
2 (2)
r*
Abb. 15.1.1 Zur Berechnung der Flieh-
kraftspannungen in einer verjüngten wobei rs der Radius an der Schaufelspitze ist. Die
Schaufel größte Spannung tritt praktisch stets im Schaufelquer-
15.1 Schaufelbeanspruchung durch Fliehkraft 159
(JzN = e W2 (3)
Normalerweise gehen die Schaufeln mit einer Ausrundung in den Fußkörper über, wie
in Abb. l angedeutet. Das im Nabenradius gemessene /N ist daher eigentlich ein ideeller
Querschnitt.
Zweckmäßig setzt man noch
I r
y=- , (4)
\
rx
10
I
I 1,'1
~ t
;::,.,
1,3
I 1,2
I 1,1
I 10 1000
az-
Abb. 15.1.3 Verlauf der Fliehkraftspannung a.
längs der Schaufel
Y = 1,5, ttN = 200 rn/sec; a Schaufel konstanten Quer-
schnittes, b verjüngte Schaufel (1 Mdyn = 1,02 kp)
Jf. y dy;
y
az(y*) = e u~ (5)
y•
J[ y dy.
y
(JzN = (! U~ (6)
~ 1
vgl. auch Abb. 3, Kurve a. Wenn man annimmt, daß der Schaufelquerschnitt von Nabe
bis Spitze linear von fN bis fs abnehme, läßt sich Gl. (6) in geschlossener Form inte-
grieren. Hierauf basiert Abb. 4, aus welcher für gegebene Verhältnisse die Spannung a=N
abgelesen werden kann. Der Fall der Schaufel konstanten Querschnittes läßt sich auch
folgendermaßen behandeln. Die Masse einer Schaufel von der Länge l ist m = e l f.
lfDm-
0 at az
Y-
1.2 1.9 1.6 1.8 20
: I ~I I V / V
~~~,,Hlt 1/
I / V
i "' ~ I / V
I \~,., ~r-Jj-']- !>.'/:,/
) i/ /
/
V
t I /~'i:>/ I~ ~'0~ / / V V V ./
: I I J ~ / 1/ . /V
I 1/ V V"-s/ II I / 1/ / ~~ . /V .."v
V / 1/ ~ V J / V ./ zzy / V .....
V!J / / r::,y I / V V / ' ßlt I-'
~ 'k .L. IL_I V.. L. / V / ....... ~
as V II 1/ / / _,.,-" V ..... V / .......
/ V/ /
~ ~ ./ II '/ '/ / ....-: V .......
/ ~
I-',...
a :% / r;j ~ ? ~ ~ ;:::..
1/V/- ~ ~ :::;..-
/ ~ I
~ ""' llf!{:9
0 0 1000 2000
UzN-
3000
-·
Mdyn/cm ~000
Abb. 15.1.4 Fliehkraftspannung a,N in der Schaufelwurzel für zylindrische und verjüngte Schaufeln mit
linearem Querschnittsverlauf (I Mdyn = 1,02 kp) ··
Sind weiter um und r m Umfangsgeschwindigkeit und Radius für den Mittelkreis, so ist
die Fliehkraft Z und die Spannung azN
mum2 _ (! z I Um2
---;::-- -"-m-'
z_
oder mit Dm als mittlerem Durchmesser
2 (! l
a.N = 2
Um D.
m
(9)
Die Aussagegleichheit von Gl. (8) und (9) ist leicht nachzuprüfen. Die Darstellung Gl. (9)
ist besonders aufschlußreich, weil hier die Fliehkraftspannung ausgedrückt wird durch
die Umfangsgeschwindigkeit im Mittelkreis und das Schaufellängenverhältnis lfDm,
beides Größen, die auch bei der strömungstechnischen Auslegung der Schaufelung eine
wesentliche Rolle spielen.
Die Ausdrücke e u~ in Gln. (5) bis (8) bzw. e u! in Gl. (9) haben die Dimension einer
Spannung. Wie in Abschn. 16.1 gezeigt wird, ist allgemein eu 2 die Spannung, die ein
mit der Umfangsgeschwindigkeit u laufender freitragender dünner Ring durch die Flieh-
kräfte erfährt. Die Größe (! u. 2 kommt in allen Berechnungen von Fliehkraftspannungen
vor und ist daher im Diagramm Abb. 16.1.2 dargestellt.
Aus Gl. (9) läßt sich noch eine oft übersehene Schlußfolgerung ziehen. Es sei V der
durch das betrachtete Laufrad strömende Volumenstrom und q; die auf den mittleren
Durchmesser bezogene, in bekannter Weise definierte Durchsatzzahl des betreffenden
Schaufelungstyps. Dann lautet die Kontinuitätsgleichung
Nun sei für ein Laufrad die Drehzahl (somit also auch w), der Volumenstrom und der
Schaufelungstyp (d. h. g;) gegeben. Dann ist gemäß GI. (11) eine Herabsetzung der
Abb. 15.1.7 ND-Rotor einer 150 MW-Turbine (BBC). Durch die Schaufelreihen sind lose eingelegte
Dämpfungsdrähte hindurchgezogen
=2nßfeü2 (12)
z
und damit die zusätzliche Spannung L1 a,
die in einem Radius r < r im dort vor-
handenen Querschnitt f des Schaufel-
blattes entsteht
A _
LJ (j - -2 z- f) -
nß (T eu.
2
(13)
Bei verjüngten Schaufeln wird (//!)
gegen außen immer größer, somit also
auch L1 a. Der Verlauf der Fliehkraft-
spannung in Funktion des Radius wird
also bei Vorhandensein einer Deckplatte
oder eines Deckbandes völliger. Durch
Einsetzen von hv in Gl. (13) kann man
Abb. 15.1.8 Schaufeln mit Deckplatten, die miteinander
mit ü = y uN für die totale Fliehkraft-
verschweißt sind. Schaufeln auch durch Schweißung mit spannung in der Schaufelwurzel den
dem Rade verbunden Ausdruck
IYzNt t = 2 [
(! UN f d Y + -2 nz-
JYt;;Y f ) -Y
ß (t;; 2] (1 4)
1
angeben, wobei offensichtlich wiederum der ganze Ausdruck in eckiger Klammer nur von der
geometrischen Gestalt der Schaufelung abhängt und nicht von den absoluten Abmessungen.
15.1 Schaufelbeanspruchung durch Fliehkraft 163
Deckbänder, Dämpfungsdrähte u. dgl. belasten aber nicht nur die Schaufeln zusätz-
lich, sondern sie erfahren auch selbst Beanspruchungen, die oft sehr beträchtlich sind.
Betrachten wir etwa ein Stück eines Bindedrahtes nach Abb. 9a. Das größte Biege-
moment ist hierbei
(15)
folglich wird die Biegespannung abd• wenn Wd das Widerstandsmoment des Drahtes ist,
(16)
stehen sollteni. Sobald nämlich die Streckgrenze überschritten wird, richtet sich die
Schaufel auf, d. h., sie ändert ihre Orientierung so, daß gerade diese Biegungsbeanspru-
chungen zurückgehen.
Auch Deckplatten führen zu einer Biegungsbeanspruchung des Schaufelblattes, die
erheblich wird, sobald der Schwerpunkt Sd der Deckplatte nicht auf demselben Radius
liegt wie SN. Sind ~d und 'Y)d die Koordinaten der Projektion von Sn und md die Masse
der Deckplatte, die im Radius r liegt, so werden die entsprechenden Momente
Mr;d = md r w 2 'Y)d, M7Jd = md r w 2 ~d· (19)
Mit einer allmählichen Verformung des Schaufelblattes, durch welche diese Momente
zum Verschwinden gebracht werden, kann bei kurzen Schaufeln nicht gerechnet werden,
so daß dann die entsprechenden Spannungen tatsächlich in Rechnung zu setzen sind.
Durchgehende Deckbänder hingegen führen kaum zu einer nennenswerten fliehkraft-
bedingten Biegung der Schaufelblätter.
dMA = 2nr
z
(PI+ (h c~I) (r- rN) dr (1)
(2)
J
rs
beanspruchungen an einer
Mr = 2zn ((!I Cni Cui- (}2 Cn2 Cu2) (r- rN) r dr (3) freistehenden Schaufel durch
rN die Strömungskräfte
erhalten wird. Damit ist das auf den Wurzelquerschnitt einwirkende Biegungsmoment M
nach Größe und Richtung bekannt, vgl. Abb. l. Diese Untersuchungen, wie auch die
1 Höchstens bei gleichzeitiger großer Schwingungsbeanspruchung kann eine Gefahr für die Schaufel
entstehen.
166 I5. Festigkeit der Schaufelungen
(-4-r-1,
n
12_ = (6)
Pz Jz
wo u der Exponent der Isentrope und n derjenige der Polytrope ist. Vereinfachend
setzen wir rein axiale Durchströmung voraus, was in Anbetracht der bei Festigkeits-
rechnungen geforderten Genauigkeit unbedenklich geschehen kann. Dann lautet die
Energiegleichung
.
)I=
.
J2 + U(Cul- Cu2)- - 2- ,
~-~
(7)
Wir setzen weiter u = y uN und führen die mit uN und der Schallgeschwindigkeit des
Austrittszustandes gebildete Mach-Zahl
M(uN) =V uN (9)
(u - I) j 2
ein. Dann ist
(10)
Diese Darstellung ist nur sinnvoll, wenn der Austrittszustand und somit j 2 praktisch
in allen Radien gleich ist, was aber mit hinreichender Genauigkeit angenommen werden
darf.
Mit GI. (5) und (6) kann z. B. GI. (2) in die folgende Form gebracht werden:
Hier ist die Bedingung rein axialen Durchflusses verwendet, die auch zur Relation
1
Cn 1 = Cn 2 ( :: ) = C n 2 ( ~: ) n- 1 (12)
15.2 Beanspruchung der freistehenden Schaufel durch Strömungskräfte 167
führt, womit wir erhalten
(13)
JOn2(0u1- Ou2)
y
Mit den Gln. (10), (14) und (15) sind nun MA und M r gegeben, und zwar als Produkte
aus der Größe r~ p 2 jz (welche die Dimension eines Momentes hat) und je einem dimen-
sionslosen Faktor, der wesentlich nur von der Geometrie der Geschwindigkeitsdreiecke
und der Mach-Zahl abhängt. Für das resultierende Moment kann man also schreiben
M = 3
rNp2 F (16)
z '
wo F der betreffende dimensionslose Faktor ist. Die durch M hervorgerufene Biegungs-
spannung ab ist bei gegebener Gestalt des Profils an der Schaufelwurzel umgekehrt
proportional der dritten Potenz der Sehnenlänge sx des betreffenden Schaufelprofils,
d. h. es gilt
(17)
Nun liegt das Verhältnis sN/(v ((v die Schaufelteilung an der Nabe) für einen gegebenen
Schaufelungstyp fest. Wenn man also setzt
r r(;;r r'
3 3 2
(Jb = rN P2 F' = rs P2 F' = z P2 F' ( 18)
z t'1 ( ;; z ( 2nzrs 8n3 ( ;;
und wenn wir den Nenner, der für eine gegebene Schaufelung festliegt, noch in einen
Faktor F" einschließen, wird schließlich
(19)
Wir erinnern daran, daß F" gegeben ist durch den Verlauf der Gittergestalt längs
des Radius, somit also auch durch die Gestalt der Geschwindigkeitsdreiecke und durch
die Mach-Zahl. Mit Gl. (19) ist eine beachtenswerte allgemeine Relation gefunden. Bei
gegebener strömungstechnischer Auslegung (Verlauf der Gittergestalt längs des Radius)
ist z noch frei wählbar, und die Gleichung lehrt, daß der Einfluß dieser Schaufelzahl
auf die Biegespannung ein quadratischer ist.
Es wird anschließend noch aufgezeigt, daß für kleine Dichteänderung F" proportional
dem Quadrat der Mach-Zahl ist. In diesem Falle ist hinreichend genau Cn 1 = cn 2 • Wir
setzen zudem noch vereinfachend voraus, daß Cn 2 längs des Radius konstant sei. Da
im allgemeinen der Arbeitsumsatz pro Masseneinheit u LI Cu längs des Radius annähernd
konstant sein wird, ergibt sich, wie leicht nachzuprüfen ist, längs r konstante Tan-
gentialkraft am Schaufelblatt. Deshalb erhält man den korrekten Wert des Biegungs-
11 a*
168 15. Festigkeit der Schaufelungen
momentes MT, wenn man sich die Tangentialkraft T im Mittelkreis angreifend denkt;
ihr Hebelarm ist dann lf2, wo l die Schaufellänge ist. Ist T die Tangentialkraft an einer
Schaufel, so ist die Radleistung offenbar
N = zTum, (20)
wobei der Index m auf den Mittelkreis verweist. Wir führen weiter die auf den Mittel-
kreis bezogene Durchsatzzahl q; und Leistungszahl A == 2f1 cufu ein. Dann wird die Rad-
leistung auch
(21)
Die dadurch bewirkte Komponente des Momentes an der Schaufelwurzel ist MT = T l/2,
also
(23)
Nun ist ;n; Dmfz = tm, d. h. die Teilung im Mittelkreis, oder wenn wir t die Teilung im
Nabenkreis nennen
(24)
Wenn wir nun Gl. (23) noch durch 83 dividieren, wobei 8 die Profilsehnenlänge an der
+r(+)( ~:)
Nabe ist, so folgt
fLT - ~T = Cf/ ( e2 u! . (25)
Den Ausdruck M r/8 3 haben wir mit /LT abgekürzt, da er sich als eine praktische Größe
zur Berechnung der Spannungen erweist.
Wie in Abschn. 5.5 gezeigt ist, steht bei reibungsfreier Strömung unter der Bedingung
Cn 1 = Cn 2 die resultierende Kraft auf die Schaufel eines Gitters senkrecht auf der geo-
metrischen Mittelgeschwindigkeit W 00 , vgl. Abb. 2. Die Reibungskräfte können bei
Festigkeitsrechnungen ohne weite-
~ resvernachlässigt werden, weshalb
gemäß Abb. 2 sogleich von der
Tangentialkomponente T auf die
Axialkomponente A geschlossen
werden kann, nämlich
A =T cotßoo· (26)
Diese Beziehung gilt in jedem Ra-
dius und das durch die Axialkräfte
ausgeübte Moment MA müßte
durch entsprechende Integration
längs r bestimmt werden. Man
Abb. 15.2.2 Zur Berechnung der Biegungsbeanspruchung an könnte anstatt dessen näherungs-
einer freistehenden Schaufel durch die Strömungskräfte bei weise A mit Gl. (26) aus der in
konstanter axialer Durchtrittskomponente Gl. (22) angegebenen Tangential-
kraft berechnen und annehmen,
daß auch dieses A im Mittelkreis angreife. Bei diesem Vorgehen würde man aber in der
Mehrzahl der Fälle die Komponente MA etwas unterschätzen, denn die meisten Schaufe-
lungen sind so ausgelegt, daß der Reaktionsgrad nach außen zunimmt. Damit wird
der Beitrag der äußeren Partien zur Integration besonders groß. Die genaue Rechnung
15.2 Beanspruchung der freistehenden Schaufel durch Strömungskräfte 169
wird allerdings bei der geforderten Genauigkeit selten notwendig sein. Im allgemeinen
wird es genügen, wie angegeben von GI. (26) auszugehen, für ßoo aber nicht den Wert im
Mittelkreis einzusetzen, sondern den Winkel in einem Radius r*, der durch r* = rN + (2/3) l
gegeben ist, vgl. Abb. 2. Dadurch kommt eine angenäherte Korrektur des Fehlers zu-
stande. Wir nennen diesen Winkel ß!:, und erhalten damit, da ja das so korrigierte A
auch im Mittelkreis angreift, unmittelbar
/1A - MA =
--:;a /11' COtß*00 , (27)
folglich für das gesamte Moment
M ,;-
!1 - - 8 3 = 11 r r 1 + cot ß!2 (28)
oder
11 = e2 u~ ~ ( +) 2 (+) (~) V1 + cot2ß~ . (29)
11 bildet mit der Umfangsrichtung den Winkel ß:,. Hiermit oder bei genauer Rechnung
mit den Gin. (2) und (3) ist das Biegungsmoment der Strömungskräfte im Wurzelquer-
schnitt der Laufschaufel nach Größe und Richtung gegeben.
Für die freistehende Leitschaufel können diese Überlegungen sinngemäß übernommen
werden und ergeben anstelle der Gln. (2), (3) und (29) die folgenden:
J
's
MA = 2; (Po- PI+ eo c; 0 - !?I c;I) (rs- r) rdr; (30)
rN
f
's
Mr= 2zn (eicniCui- eoCnoCuo) (rs -r)rdr; (31)
f1 = Dm ) 1/
q; A ( 8l )2 (8t ) ( J5;
!?I Um2 -4 V1
+ COt2 * <Xoo • (32)
f1 bildet mit der Umfangsrichtung den Winkel der nun aber in r* = rN.x:,, (l/3) +
zu messen ist. In GI. (32) sind .A., cp und um im Gegensatz zur üblichen Gepflogenheit
auf den Mittelkreis am Leitradaustritt zu beziehen. Außer-
dem sind hiersundtauf den Außendurchmesser bezogen.
Die Indizes in den Gleichungen sind entsprechend unserer
beim Turbinenleitrad gültigen Konvention gesetzt, doch
ist die Anpassung an die Bezeichnungsweise des Axial-
verdichters naheliegend.
Ergänzend kann noch angegeben werden, daß im Falle
der Wirbelflußschaufelung die genaue Integration in all-
gemeiner Form durchführbar ist. Das oben angegebene
2
vereinfachte Verfahren ist aber auch in diesem Falle hin-
reichend genau.
Ausgehend vom Biegungsmoment sind die Biegungs-
spannungen im Profil an der Schaufelwurzel in elementarer Abb. 15.2.3 Hauptträgheitsachsen
und Biegemomente in einem
Weise angebbar. Die beiden Hauptträgheitsachsen dieses Schaufelprofil
Profils seien mit 1 und 2 bezeichnet, vgl. Abb. 3. M bildet
mit der Achse 1 den Winkel y und hat die beiden Komponenten MI= M cosy und
M 2 = M siny. Damit entsteht z. B. an der Austrittskante des Profils, die durch die
Koordinaten ai, a 2 gekennzeichnet ist, die Biegungsspannung
ab (ai, a2 ) -
_ M [-aiJeasy
--
a 2 siny]
- -J-- . (33)
I 2
In gleicher Weise kann die Biegungsspannung in jedem anderen Punkt des Profils an-
gegeben werden. Bei Turbinenschaufeln ist aber meist die Hinterkante derjenige Punkt
170 15. Festigkeit der Schaufelungen
Abb.15.2.4
Laufschaufelprofil für kleinen Reaktions-
grad mit zugehörigen Daten kJ> kw, k1
Gemäß GI. (36) erhält man hieraus die Spannung, indem man noch mit dem dort in
eckiger Klammer geschriebenen Faktor multipliziert. Somit kann man also schließlich
setzen
(40)
mit
(41)
Da die Gittergestalt und somit t/8 festliegt und auch die Schaufellänge l gegeben ist,
ist (l/8) 2 unmittelbar proportional z2 • GI. (40) hat somit tatsächlich denselben Aufbau
wie GI. (19), denn F" ist bis auf einen konstanten Faktor gleich BM 2 (um)· Unter den
vereinfachenden Voraussetzungen, auf denen GI. (29) beruht, ist demnach F" tatsächlich
proportional dem Quadrat der Mach-Zahl, wie bereits behauptet wurde.
Bei der Auslegung einer Schaufelung gibt die thermodynamisch-strömung stechnische
Berechnung bekanntlich keinen gerraueren Anhaltspunkt über die zu wählende axiale
Breite eines Schaufelkranzes oder, was dasselbe bedeutet, die Sehnenlänge 8. Lediglich
die Bedingung einer nicht zu kleinen Reynolds-Zahl ist zu beachten. Die Größe B hängt
nun aber offensichtlich von der absoluten Größe von 8 nicht ab, denn tf8 ist durch die
strömungstechnische Auslegung gegeben, somit also auch B. Da auch p 2 und M 2 (um)
festliegen, hat man gemäß GI. (40) die Biegungsbeanspruchung einzig mit dem "Schlank-
heitsverhältnis" l/8 in der Hand, und zwar sind die Spannungen proportional dem Qua-
drat dieser Größe. Dies ist allerdings nur eine theoretische Beanspruchung statischen
Charakters, der sich praktisch stets eine gewisse dynamische Beanspruchung überlagert,
15.2 Beanspruchung der freistehenden Schaufel durch Strömungskräfte 171
die aber mit der statischen zusammenhängt, Auch ist die im folgenden Abschnitt be-
handelte Korrektur in vielen Fällen zu beachten.
1(11 =0,90'1·1o-3
k12 =7,90·1o-3
kw1=k1tfx1=3,97·10- 3
kw2= 7y:2/x2= 12,'1'1· 10-3
kf =0,150
Abb. 15.2.5 Turbinenschaufelprofil (z. B. für Über- Abb. 15.2.6 Flaches Turbinenschaufelprofil (z. B.
druckturbine) mit zugehörigen Daten kJ, kw, k1 Laufradspitze) mit zugehörigen Daten kJ> kw, k1
Abb. 4, 5, und 6 zeigen Angaben für drei Turbinenschaufelprofile, Abb. 7 solche für
drei Laminarprofile für Axialverdichter. Angegeben sind außer den oben eingeführten
kJ 1 und kJ 2 noch die Werte _ I
k1 = 82 . (42)
Mit A ist jeweils der Punkt größten Abstandes von der Hauptträgheitsachse 1 bezeichnet.
Für die praktische Durchführung der Berechnung beachte man noch folgendes.
Wenn in den Gleichungen e in kgfm 3 und die Geschwindigkeiten in mfsec eingesetzt
Dicke 10 %, Wölbung 5% 2
1
c:o_ -------- s1{. --------:s
k11 -'1.9J·1o-s
k12 ='1,21·1o-3
kw1=B,01·10- 9
f ---
kf = 7,35·10-z
-------
7r12 =3,1'1·1o- 3
1 ........- ::::; kw1='1.60·to-•
i k, =5,25·10-z
Abb. 15.2.7 Drei Laminarprofile für Axialverdichter mit zugehörigen Daten kJ, kw, k,
werden, so müssen die p in Nfm 2 eingesetzt werden, und in diesen Einheiten werden
auch die Spannungen erhalten. Will man alle Drücke und Spannungen in bar oder,
was das gleiche ist, in Mdynfcm 2 erhalten (1 Mdyn = 10 N = 1,02 kp), so ersetze man
Ausdrücke der Form e u 2 durch
(_g_)
10
(__.!._)2 =
100
(u/100)2
10v '
wo v das spezifische Volumen ist. Die Rechnung wird dabei besonders übersichtlich, da
u/100 sehr bequeme Zahlen liefert und v oft aus einer Entropietafel abgelesen werden kann.
172 15. Festigkeit der Schaufelungen
-·-v,
stufen verwendet werden, hat BEGLINGER [12] die k-Werte berechnet. Die Ergebnisse
I I I
a10
I "'2 ~- -~ ., 1
I
2-(}-1~~
/ a
t-
r--t-
s
-f-
-
~o·
/
/
v '
, I s a10 1- ejs ~~ V / a
tO
·10" I L_ ·10"J lkV"v ~'f-..V L
/
V I ~
V
v ~VV .§..-V ..-
..o/ I I ~ .;Y V ~ ..~ ~
f-"
,
1~ / /
~
/ . I / ~ ..~.....-: ~ /
V ~ I\
.;Y
aoz
V ~ / ~~ ~
V ./
~
/
z ~ kr ~
V / .;Y
~~ ~
V
V ~ ~\\
V vV
~
0
~.0~ 40G 0,08 0,10 0,12 ~09 O.OG OJJ8 0,10 filZ 409 aoG MB ato atz
d,fs - d/s- d/s -
sind in Abb. 8 dargestellt. In den Diagrammen ist unter s die theoretische Sehnenlänge
zu verstehen, wie man sie erhielte, wenn Ein- und Austrittskante völlig scharf, also ohne
jede Abrundung ausgeführt würden.
15.3 Rückwirkung der Fliehkraft auf die Beanspruchung der freistehenden Schaufel
durch Strömungskräfte
Im vorhergehenden Abschnitt wurde angenommen, die Schaufel verbiege sich unter
dem Einfluß der Strömungskräfte so wenig, daß dadurch keine Rückwirkung auf die
Beanspruchungsverhältnisse entstehe. Das ist aber bei Laufschaufeln,
die einem starken Fliehkraftfeld unterworfen sind, nicht ohne weiteres
immer der Fall. Abb. 1 möge eine Laufschaufel im ausgebogenen Zu-
stand veranschaulichen. Ein im Radius r = r N x gelegenes Schaufel- +
element von der Länge dx und dem Querschnitt I erfährt eine Flieh-
kraft von der Größe
r w 2 dm = (rN + x) w 2 (! I dx.
Da ihre Angriffslinie nicht durch den Schwerpunkt des Wurzelprofils
geht, sondern einen Abstand y* von diesem hat (Abb. 1), entsteht im
Wurzelquerschnitt ein Biegungsmoment von der Größe
dM = y*(rN + x ) w2 eI dx.
Dieses steht offenbar dem von den Strömungskräften herrührenden
Moment entgegen und bewirkt somit eine Verminderung der Biegungs-
spannungen.
Abb. 15.3.1 Rück- An sich ist die elastische Linie der Schaufel im allgemeinen sogar
wirkung der Flieh-
kräfte auf die Biege-
eine räumliche Kurve. Man hat also zwei Ebenen senkrecht zu den
beanspruchung einer Hauptträgheitsachsen des Profils der Schaufelwurzel zu legen und
Laufschaufel die Projektionen der elastischen Linie auf diese beiden Ebenen zu
15.3 Rückwirkung der Fliehkraft auf die Beanspruchung der freistehenden Schaufel 173
betrachten. Die Konfiguration, Abb. 1, ist als eine solche Projektion aufzufassen. Die
betreffende Hauptträgheitsachse verlaufe z. B. parallel zur Drehachse, so daß die ge-
nannte Ebene senkrecht auf der Drehachse stehe. Da die Fliehkraft immer längs eines
Radius angreift, wird dann y* = y rN/(rN +
x) und somit
dM = y rN w 2 (!I dx.
Würde umgekehrt die Hauptträgheitsachse senkrecht zur Richtung der Drehachse stehen,
so daß die Ebene eine Meridianebene wäre, so wäre offenbar y* = y und somit
dM = y (rN + x) w 2 (!I dx.
Daraus folgt, daß für eine Hauptträgheitsachse, die mit der Richtung der Drehachse
den Winkel ß bildet,
dM = y[rN + x(l - cosß)] w2 (!I dx
gilt. Es sei M 0 das der betreffenden Hauptträgheitsachse zugeordnete Biegungsmoment,
wie es sich aus den Untersuchungen des vorhergehenden Abschnittes ergibt. Dann ist
das tatsächlich auftretende Moment offenbar
l
M =Mo-(! w 2 y[rN J + x(l - cosß)] ldx. (1)
0
Für den Verlauf des Querschnittes I längs x können wir im allgemeinen hinreichend
genau einen linearen Ansatz machen, also setzen
(2)
Hier hat b eine anschauliche Bedeutung. Ist etwa der Querschnitt an der Schaufelspitze
noch 0,4mal so groß wie der an der Wurzel, so ist b = 0,6.
Zur Durchführung der Integration in GI. (1) muß noch die Funktion y(x) bekannt
sein, d. h., wir müßten bereits die elastische Linie unter dem vereinigten Einfluß von
Strömungskräften und Fliehkräften kennen. Da dies nicht der Fall ist, wäre das korrekte
Vorgehen eigentlich folgendes. Unter Verwendung der allgemeinen Gleichung der elasti-
schen Linie, die
"
y =JE
M (3)
lautet, müßte von GI. (1) aus zur Differentialgleichung für y übergegangen werden
[GI. (1) wäre dabei für einen beliebigen, also nicht den Wurzelquerschnitt zu formulieren].
Mit der Lösung dieser Differentialgleichung wäre die Lösung unseres Problems gegeben.
Diese Untersuchung ist durchgeführt bei BIEZENO-GRAMMEL [1]. Wir begnügen uns
statt dessen hier mit einer groben Näherung, auf deren Zulässigkeit wir später zurück-
kommen. Diese Näherung besteht darin, die elastische Linie durch folgende Gleichung
zu beschreiben :
y = A [ ~2 - ~~2 ] ' (4)
womit man sogleich erkennt, daß der Ansatz (4) sinnvoll ist. In der Tat ist die Krümmung
an der Schaufelspitze Null und an der Schaufelwurzel ein Maximum - nämlich gleich A-
wie es dem tatsächlichen Charakter der elastischen Linie entspricht. Aus dem Vergleich
von GI. (3) und (5) folgt auch, daß A = M fJ E (an der Schaufelwurzel gebildet), wes-
halb die Gleichung der elastischen Linie genauer
(6)
lautet.
174 I5. Festigkeit der Schaufelungen
Nun können GI. (2) und (6) eingesetzt werden in GI. (1), womit
l
Wenn man diese Integration durchführt und alle Glieder mit dem Faktor M auf die
linke Seite nimmt, erhält man
Der Ausdruck (! u~v/E ist für (! = 7,85 · 10- 3 kgjcm 3 und E = 2 · 106 Mdynfcm 2
= 2,04 · 10 6 kpfcm 2 in Abb. 2 dargestellt. Ferner gibt Abb. 3 die Größen
I K' - ( y - l) ( 230 - ~)
3 und
V
- f--· K" = (Y -1)2(~- 37b)
I wieder.
9 420
IV Damit ist nun die Berechnung der Biegungs-
2 I spannungen unter Berücksichtigung des Fliehkraft-
einflussesill folgender Weise möglich. Nach Gl.l5.2 (36)
kann die Spannung a~ 0 in irgendeinem Punkte xi, x 2
/, des Fußprofils [xi sind dimensionslose Werte gemäß
I Gleichung 15.2 (34)] ohne Fliehkrafteinfluß berechnet
V werden aus
V (10)
/1 abiO
xi cosy
= f-lk;;-'
/
V -- -
Hier deutet Index 0 an, daß ohne Fliehkrafteinfluß
gerechnet ist. Mit diesem wird nach der oben durch-
r---- geführten Untersuchung
200 m/sec 300
(12)
uN- mit
Abb. 15.3.2 1
Die Größe e u~fE in Funktion von UN Xi = 1 + 3!_ (!:_) e u'f.,
2
[K' + K"(1- cosß)] . (13)
kJ 1 s E
Die kJ i (i = 1, 2) sind dabei für den Wurzelquerschnitt zu nehmen, für welchen auch 8
einzusetzen ist. Meistens ist für die Achse mit dem größeren Trägheitsmoment praktisch
XR1l.
Die Verminderung der Biegungsspannungen wird noch ausgesprochener, wenn die
Schaufel an ihrer Spitze eine Deckplatte trägt (der Fall des Deckbandes, das eine Ver-
steifung bewirkt, ist nicht Gegenstand dieses Abschnittes). Es seit die Teilung im Spitzen-
radius. Der Querschnitt der Deckplatte sei das c-fache des Wurzelquerschnittes IN. Dann
ist die Fliehkraft der Deckplatte
e c IN t y rN w2 •
Die Auslenkung y hat an jener Stelle gemäß GI. (6) den Wert
5 MP.
12 JE.
15.3 Rückwirkung der Fliehkraft auf die Beanspruchung der freistehenden Schaufel 175
Daher wird der maßgebende Hebelarm nach derselben Überlegung wie oben
5 M l2 1 + Y (1 - cosß)
12 JE 1+Y
Das Produkt aus Fliehkraft und Hebelarm ist das zusätzliche Moment, das in GI. (7)
rechts noch abzuziehen ist.
0,15 0,15
9
~ h,L
""i
V
_j_ ~tL-
0,10
V
/ 0,10
11_
I
~11
/
L V ~v
_L / V LI~Y-
I L V I
0,05 I / / ~
1),
0,05 I VV /
'1/ /V v'"" VJ 1/ ~~V
v.~ V/ V / /
I~ ~ V I-''1~
l/.1 '/ /
~ r/ V vv
V
__l~ V 1.--- ~
r-
ld ~V ......
V
~ ~ !--""" .......
~~~
=-
1,2 1,'1 1,6 1,8 2,0 1,2 1,'1 1,6 1,8 2,0
Y- r-
Abb. 15.3.3 Die Größen K' und K" in Funktion des Schaufellängenverhältnisses Y
Die weitere Überlegung ist dieselbe wie oben und liefert anstelle der GI. (13) die Be-
ziehung 1
unterscheidet.
176 15. Festigkeit der Schaufelungen
Abweichung der wirklichen elastischen Linie gegenüber der nach GI. (6) herrühren, wohl
reichlich eingeschätzt. Was dies praktisch bedeutet, mögen folgende Beispiele zeigen.
Es sind in der nachfolgenden Zahlentafel für einige Laufschaufeln angegeben die reinen
Zugspannungen durch Fliehkraft azN' die Biegungsspannung abo ohne Korrektur, die
gemäß der vorliegenden Methode korrigierte Biegungsspannung ab, der Unterschied
LI a = ab - abo und die Summe a = azN + ab.
Konden-
Dampf· sations- Axial-
turbine Gasturbine verdichter
turbine Endstufe
HD-Stufe Endstufe 1. Stufe
Wie man aus dieser Gegenüberstellung erkennt, wird LI a hier nur beim Axialverdich-
ter derart groß, daß ein beträchtlicher Fehler im Endergebnis a möglich wäre. Dieser
Sachverhalt ist nicht zufällig, sondern er ist für lange Axialverdichterschaufeln typisch.
Der tiefere Grund dafür ist die schwache Krümmung der Schaufelprofile, die den Quo-
tienten krfkh der in GI. (13) im Nenner erscheint, weit größer werden
läßt als bei Turbinenschaufelungen. Namentlich wird auch der in Gl. {11)
auftretende Quotient xjk 1 für die Achse mit dem kleinen k 1 ausnehmend
groß. - Gesetzt nun der Fall, ab sei für die oben aufgeführte Axial-
verdichterschaufel in Wirklichkeit 25% größer als nach der Rechnung.
Es wäre dann ab= 812, LI a = 1213, a = 2882. Das resultierende a
wäre also 6% größer als nach der Rechnung. Das ist ein Fehler, wie
er gerade bei Schaufeln selbst durch Herstellungstoleranzen zustande
kommen kann. Auch in ;diesem Falle dürfte also das vereinfachte Ver-
fahren noch durchaus genügen.
Die Verminderung des Biegungsmomentes an der Schaufelwurzel
durch die Fliehkraft ist insofern bemerkenswert, als die von den Tangen-
tialkräften herrührende Komponente dieses Biegungsmomentes für den
Arbeitsumsatz wesentlich ist, denn es wirkt treibend bei der Turbine
y* und hemmend beim Verdichter. Man könnte darum vermuten, daß eine
Beeinflussung dieses Momentes durch die Fliehkraft nicht möglich sei,
da doch der Arbeitsumsatz unverändert bleiben muß. Dieser scheinbare
Abb. 15.3.4 Widerspruch löst sich wie folgt. In Abb. 4 ist eine gebogene Turbinen-
Von einer aus- schaufelmit ihrer resultierenden Fliehkraft F dargestellt. Reduziert man
f:1b~~n;:ns~~~~; diese Kraft in denSchwerpunktSdes Fußprofils, so daß sie die Lage F'
ausgeübte Kräfte einnimmt, so muß man ein Moment M' = y* F beifügen, das entgegen
und Momente der sonstigen Schaufelbiegung wirkt und die in diesem Abschnitt be-
handelte Herabsetzung der Biegungsspannungen zur Folge hat. Hingegen
schneidet die Angriffslinie von F' die Drehachse nicht, sondern hat von ihr den Ab-
stand y*, womit der Rotor das gleiche Moment gerade wieder im treibenden Sinne er-
hält. - Diese ganze Überlegung gelingt nur, wenn man die Richtung von F korrekt
annimmt und nicht, wie dies fälschlicherweise in der Literatur gelegentlich geschehen ist,
parallel zur ungebogenen Schaufelachse. Diese letztere Annahme wäre, obwohl grundsätz-
lich unkorrekt, im Zusammenhang mit der Spannungsberechnung zulässig, wenn die Rück-
wirkung des Fehlers auf die Spannungen vernachlässigbar wäre. Dies ist aber nicht ohne
weiteres der Fall. Die K' und K" können nämlich nahezu um einen Faktor 2 falsch werden.
15.4 Beanspruchung des Schaufelpaketes durch Strömungskräfte 177
auch die Annahme, daß der Einspannquerschnitt des Balkens parallel zur einen Haupt-
trägheitsachse gelegt werden dürfe. Angesichts dieser groben Vereinfachungen wäre es
wenig sinnvoll, die theoretische Untersuchung allzuweit zu treiben, denn man könnte sich
dabei der Täuschung hingeben, eine sehr genaue Berechnung gemacht zu haben, während
die Ausgangsannahmen eine allzu große Genauigkeit von vornherein ausschließen.
Das in dieser vereinfachten Form gegebene Problem ist statisch unbestimmt. Der
wesentliche Schritt bei seiner Lösung ist die Bestimmung des Momentes M 1 , welches
vom Deckband auf die Schaufel ausgeübt wird. Für die Einzelheiten der Überlegung
verweisen wir auf das genannte Werk von BrEZENO und GRAMMEL und geben sogleich
das dort zu findende Ergebnis für M 1 an:
J' E'
u1l2 q1o - - cosß
MI J1oE
- l*a J' E' (1)
Ti2 + 12Ä1 J 10 E cosß
Hierin bedeuten: ß der Winkel, Abb. 1, J 10 E die Biegesteifigkeit der Schaufel an der
Stelle ihrer Einspannung (Nabe bei Laufschaufel, Gehäuse bei Leitschaufel), J 1 E 1 die
Biegesteifigkeit des Deckbandest, q1 0 die senkrecht zur Hauptträgheitsachse 1 einwir-
kende Strömungskraft je Längeneinheit der Schaufel, und zwar an ihrer Einspannstelle,
u1 ein Faktor, der die Veränderlichkeit der Belastung q1 und des Trägheitsmomentes J 1
längs der Schaufel berücksichtigt und A1 ein Faktor, der nur der Variation von J 1 Rech-
nung trägt. Für zylindrische Schaufeln und q1 = q1 0 = konst. wird u 1 = A1 = 1. Die
Annahme eines konstanten q1 ist bei dieser Untersuchung wohl immer zulässig, womit
dann auch u 1 nur noch durch die Veränderlichkeit von J 1 gegeben ist. Trotzdem sind
auch dann noch im allgemeinen u 1 und A1 verschieden. u 1 vergleicht die Neigung am
freien Ende eines einseitig eingespannten und durch eine stetig verteilte Last gebogenen
Stabes mit derjenigen Neigung, die ein Stab konstanten Querschnittes bei konstanter
Belastung q1 0 aufweisen würde. A1 hingegen vergleicht die Neigung am freien Ende
eines einseitig eingespannten Stabes, der an diesem Ende durch ein Biegungsmoment
beansprucht ist mit der entsprechenden Neigung des Stabes mit konstantem J 1 • Beide
Größen wären im allgemeinsten Falle graphisch zu bestimmen.
Um die Berechnung zu erleichtern, kann man vereinfachend setzen
Jl = J10
I+a_::_ (2)
l
Durch geeignete Wahl des Parameters a läßt sich mindestens in vielen Fällen der tat-
sächliche Verlauf von J 1 längs der Schaufel hinreichend genau annähern. Mit a = 0
ist damit zugleich der Fall unveränderlichen Querschnittes umfaßt. Wenn q1 = konst.
gesetzt wird, ist leicht aufzufinden, daß mit dem Ansatz GI. (2)
a
"1 = 1 + 4' (3)
erhalten werden.
Nun ist mit q1 = q10 = const
(4)
zu Achse 1.
15.4 Beanspruchung des Schaufelpaketes durch Strömungskräfte 179
Für eine nicht am Ende des Paketes stehende Schaufel ist aber das tatsächliche Moment
im Wurzelquerschnitt
(6)
Der Faktor 2 vor M' rührt daher, daß auf beiden Seiten der Schaufel ein Deckhand-
stück vorhanden ist, welches das Moment M' ausübt. Wenn hier M' noch durch Gl. (5)
l
ausgedrückt und dabei der Faktor vor M 1 r noch etwas übersichtlicher geschrieben wird,
folgt
MI= [ 1 - J1oEl*a 4u~ Mlf· (7)
J' E' l t 2 cosß + 12 .11
Dies gilt, wie oben bemerkt, für eine nicht am Ende des Paketes stehende Schaufel,
weil nur dort in Gl. (6) der Faktor 2 auftritt. Daraus ist gelegentlich der Schluß gezogen
worden, für die Endschaufeln des Paketes sei der Faktor 2 wegzulassen. Dies ist aber
ein Irrtum, wie man aus folgender Überlegung erkennt. Würde
an der Endschaufel wirklich nur das Gegenmoment M' auf-
treten, so würde sie sich entsprechend stärker verbiegen, vgl.
gestrichelte Eintragung in Abb. 3. Das Deckband verhindert
dies aber, und es entstehen in ihm Längsspannungen, derart,
daß die Spitze der letzten Schaufel wieder den Abstand t von
der nächstfolgenden einnimmt. Ein aus einer größeren Anzahl
Schaufeln bestehendes Paket zwingt daher den Endschaufeln
annähernd dieselbe Verformung auf, wie sie die zwischenliegen-
Abb. 15.4.3
den Schaufeln erleiden, weshalb Gl. (7) praktisch auch für die Verformungszustand eines
Endschaufeln gilt. Dies trifft allerdings um so weniger zu, je Schaufelpaketes
kleiner die Schaufelzahl des Paketes ist und wird im Grenz-
fall, wo nur zwei Schaufeln miteinander verbunden sind (die heute oft verwendeten
"Schaufelzwillinge"), völlig falsch. Dann fällt in Gl. (6) der Faktor 2 tatsächlich weg, aber
auch schon Gl. (1) ist dann so zu ändern, daß der Faktor 12 im Nenner durch 6 zu ersetzen
l
ist. Für Schaufelzwillinge tritt also an die Stelle von GI. (7) die Beziehung
Damit ergibt sich nun das folgende einfache Verfahren zur Berechnung der Biegungs-
spannungen im Wurzelprofil bei Schaufelpaketen. Gemäß Gl. 15.2 (36) erhält man die
Biegungsspannung in einem Punkt x 1 , x 2 [ dimensionslose Koordinaten nach Gl. 15.2 (34)]
des Wurzelprofils einer freien Schaufel durch Addition der beiden Spannungen
(9)
Hier ist noch für Schaufel und Deckband gleicher Elastizitätsmodul gesetzt, was praktisch
stets zutrifft. u1 und A1 können meist hinreichend genau nach GI. (3) bestimmt werden.
12*
180 15. Festigkeit der Schaufelungen
In GI. (10) ist ferner angenommen, daß die Biegung um die Trägheitsachse 2 vom Deck-
band nicht beeinflußt werde, was berechtigt ist, da die Steifigkeit der Schaufel selbst
m dieser Richtung sehr viel größer ist. Werden z. B. nur drei Schaufeln zusammen-
C gebunden, so ist an sich weder GI. (11) noch GI. (12) anwend-
bar. In diesem Falle kann man sich folgendermaßen helfen.
Es sei zP die Schaufelzahl des Paketes. Dann trägt man gemäß
Abb. 4 die Größe 0 auf, nämlich 0 = 0 für die freie Schau-
fel (zp = 1), 0 nach GI. (12) für 1fzp = 0,5 und 0 nach Gl. (11)
0 1 t/zp für 1/zp = 1/ oo = 0. Mit der so erhaltenen Kurve läßt sich für
jedes Zp der 0-Wert angenähert angeben.
Abb.l5.4.4 Bestimmungdes Interessant ist auch der Grenzfall des völlig steifen Deck-
C-Wertes für ein Schaufel-
paket mit zP Schaufeln bandes, für welchen nach GI. (11) und (12) übereinstimmend
0 = x 1 /3 A1 gefunden wird. Da für verjüngte Schaufeln stets
x 1 < A1 , erreicht 0 offenbar den absolut größtmöglichen Wert 1/3 für die zylindrische
Schaufel mit starrem Deckband. Es ist in diesem Grenzfall
(13)
Die mögliche Herabsetzung der statischen Biegungsspannungen durch Deckbänder bleibt
daher praktisch immer relativ gering.
Nicht zu übersehen ist andererseits die Beanspruchung des Deckbandes selbst und
der Verbindung zwischen Schaufel und Deckband, die durch das Biegemoment M' ge-
geben ist. Im Deckband entsteht damit eine Biegungsspannung
(14)
wo Wa das Widerstandsmoment des Deckbandes ist. Weiter ist 1X ein allfälliger Form-
faktor, der von der geometrischen Gestalt der Verbindung zwischen Deckband und
Schaufel abhängt. Hier läßt sich M' vermöge GI. (5) durch M 1 r ausdrücken und dieses
wiederum durch abd, worauf GI. (14) übergeht in
(15)
Dabei ist 0* = 0/2 für das Paket mit vielen Schaufeln und 0* = 0 für Schaufelzwillinge;
a 1 ist der Abstand des Punktes, in dem ab 1 f auftritt, von der Hauptträgheitsachse 1.
Der ganze Ausdruck O*J 10 fWa a 1 hängt offensichtlich nur von der geometrischen Ge-
stalt der Anordnung ab und nicht von den absoluten Abmessungen. Das so bestimmte
a~a ist dem aus GI. 15.1 (16) berechneten aab zu überlagern.
Während die Übertragung des Momentes M' bzw. 2M' durch das Spitzenprofil der
Schaufel im allgemeinen keine Schwierigkeiten bereitet, können an Nietverbindungen
außerordentlich hohe Spannungen entstehen. Sie lassen sich in
gleicher Weise berechnen wie die Biegungsbeanspruchungen im
Deckband, d. h., es ist
C~o
abv = 1X - W ablf•
( 16)
va1
und außerdem wird das Verhältnis der Momente an Schaufelspitze und Schaufelwurzel
offenbar richtig, wenn
0
cosp = -T="O
oder 0 .
p = arc cos ( - 1=0), (18)
und zwar gleichgültig, ob es sich um ein Paket mit vielen oder nur mit zwei Schäufeln
handelt; man hat nur das jeweils gültige 0 einzusetzen. Ausgehend vom Ansatz Gl. (17)
erhält man nach einer Rechnung, die derjenigen im vorangegangenen Abschnitt völlig
analog ist, folgendes: