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VO Architektur und Kunstgeschichte 19./20.Jhd.

– 2012

V. Vorlesung

Jugendstil ( 1890 - 1910 )

I. Definition

 Der Jugendstil ist eine auf den Historismus folgende künstlerische Bewegung, die zwischen 1890
und 1910 in ganz Europa – mit unterschiedlichen Bezeichnungen – verbreitet war: In
Großbritannien als „Modern Style“, in Belgien und Frankreich als „Art Nouveau“, in Italien als
„Stile Liberty“, in Spanien als „Modernismo“, in Österreich als „Secessionsstil“ (nach der 1897 in
Wien von Gustav Klimt, Josef Hoffmann und Josef Maria Olbrich gegründeten „Secession“), in
Deutschland als „Jugendstil“ (nach der 1896 in München gegründeten Zeitschrift „Jugend“).

 Die Jugendstil-Bewegung wandte sich von Klassizismus, Historismus und Eklektizismus ab und
lehnte die Normen und Lehrpläne der Kunstakademien ab.

Gründerzeit: Ebenfalls aber ist der Jugendstil auch eine Abwendung vom Maschinenzeitalter. Die zu
dieser Zeit weit fortgeschrittene Industrialisierung war mit ungekannten technischen und
gesellschaftlichen Veränderungen verbunden. Die meisten Menschen lebten und arbeiteten nicht mehr
am Land im Agrarbereich sondern in der Stadt, die sich rasant vergrößerte, wo sie in der industriellen
Produktion beschäftigt waren – rasanter Anstieg der Bevölkerung in Großstädten – und
unzureichende Produktionsbedingungen vorfanden: In durch Profitstreben extrem dicht bebauten
Häuserblocks (meist Gründerzeit ab 1840), die meist von privaten Eigentümern gebaut wurden, und
wegen nur mangelhaft in Stand gehaltenen Wohnungen, mussten viele Leute in größter Enge leben –
meist mit unzureichender sanitärer Ausstattung und schlechter Belichtung und Belüftung ->
Entstehung vieler Krankheiten. Dort wohnten nur jene die sich nichts leisten konnten – Arbeiter.
Langsam entstand auch nach der durch die Aufklärung hervorgegangenen Bürgertums eine Trennung
der Arbeiterklasse vom gehobenen Bürgertum. Friedrich Engels schrieb ein Buch über die
Wohnsituation der Arbeiter in England. Aufkommen detailierter Bebauungsbestimmungen in den
Städten, die aber nur der äußeren Anordnung dienten, welche meißt geradlinige und gerasterte
Straßenzüge waren, die anstelle der historisch gewachsenen Vororte oder Lücken kamen.
Die erste Reaktion auf diese Zustände war der Weg zurück zur Natur. Nicht nur die Arbeiter sondern
viele Menschen fühlten sich von den gesellschaftlichen Entwicklungen überfordert und von der Natur
entfremdet – die durch die sich immer mehr ausweitenden und verdichtenden Städte weit weggerückt
war. Es entstanden neue Lebensformen und Jugendbewegungen wie der Wandervogel – die das Leben
mehr an der Natur orientierten.
Der Jugendstil bzw. dessen Stahlelemente, basiert auf der davor einsetzenden Entwicklung von Eisen
und Stahl in der Ingenieurarchitektur.

 Primäres Ziel der Jugendstil-Bewegung war die Reform des Kunstgewerbes und der
Wohnraumgestaltung; in einem weiteren Schritt wurden die Jugendstil-Prinzipien auch auf die
Architektur übertragen. Angestrebt war die Schaffung eines neuen, universalen Stils, bei dem alle
Künste im Sinne eines sog. „Gesamtkunstwerks“ verbunden werden (der Begriff wurde zwischen
1865 und 1875 von Richard Wagner geprägt, der eine Vereinigung von Dichtung, Musik, Schau-
spielkunst und Tanz anstrebte).
- Henry van de Velde, Türgriff, Nietzsche-Archiv, Weimar, 1902–1903 [Bild 03]
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- Helensburgh, Schlafraum im Hill House, Charles Rennie Mackintosh, 1902–1904 [Bild 04]
- Peter Behrens, Der Kuß, Farbholzschnitt, 1898 [Bild 05]
- Brüssel, Palais Stoclet, Speisesaal, Josef Hoffmann, 1905–1911[Bild 06]

 Der Jugendstil konnte sich in Europa nicht flächendeckend durchsetzen, sondern war auf wenige
Zentren beschränkt: u.a. Glasgow (Schottland), Brüssel (Belgien), Paris und Nancy (Frankreich),
München, Berlin und Darmstadt (Deutschland), Wien (Österreich) und Barcelona (Spanien).

 Die Hauptleistung des Jugendstils war die Entwicklung einer neuartigen, von der Linie
ausgehenden Ornamentik, die sich in zwei Richtungen unterscheiden lässt:
1) Betonung des ornamentalen Werts der dynamischen Linie, die auf vegetabilen Formen basiert.
- Karl Blossfeldt, Kürbisranke, Fotografie, 1900–1903 [Bild 07]
- Brüssel, Maison et Atelier Horta, Treppenaufgang, Victor Horta, 1898 [Bild 08]
2) Betonung des ornamentalen Werts der geometrischen Linie (v.a. in Schottland und Wien).
- Charles Rennie Mackintosh, Hochlehnstuhl „Hill House“, 1903 [Bild 09]
- Josef Hoffmann, Blumenvasen mit Schlaufengriff, 1906 [Bild 10]

Man besinnte sich vor allem auf die Natur: pflanzliche Formen und fließende Linien, man wählte gern
Motive wie Ranken, Wasserläufe oder langes wellendes Frauenhaar. Das besondere des Jugendstils ist
das stark individualistische, kunsthandwerklich geprägte Moment, das in der Abhängigkeit des
jeweiligen Künstlers steht. Seine Begrenzung auf das rein dekorative erinnert zwar an den
Historismus, doch enthält er moderne Bestrebungen nach stoff-/material- und zweckgerichteter
Formgebung.

II. Entstehung der Jugendstil-Bewegung aus der englischen Reformbewegung

 Die Wurzeln des Jugendstils finden sich Mitte des 19. Jahrhunderts in England. Die zentrale Figur
war William Morris, der sich gegen die Großstadtkultur und billige Maschinenerzeugnisse wandte
und eine Rückkehr zur Einheit von Kunst und Handwerk, d.h. Handarbeit anstelle von
Maschinenarbeit, forderte. Morris gründete 1861 die auf den Entwurf von Tapeten-, Stoff- und
Teppichmustern spezialisierte Firma „Morris, Marshall & Faulkner“.
- Kent, Red House, Philip Webb (im Auftrag von William Morris), 1859 [Bild 11-14]
- William Morris, Garden Tulip, 1885 [Bild 15]

 Der von Morris begründete Dekorationsstil wurde in England zur Mode:


- Arthur H. Mackmurdo, Tapetenentwurf in der Tradition von William Morris, 1883 [Bild 16]
- Titelblatt für Christopher Wrens „City Churches”, 1883 [Bild 17]
- Arthur H. Mackmurdo, Stuhl (Rückenlehne mit „verwehten Linien“), 1883 [Bild 18]

 Durch die Industrielle Revolution war es (schon zu Zeiten des Historismus), im Gegensatz zu
Jahrtausenden früher wo die Produktion eines Gebrauchsgegenstands (oft teuer, luxuriös) viel Zeit
und handwerkliches Können verlangte, zu maschinellen, gleichartigen Produktion von billigen
Gebrauchsgegenständen gekommen. Morris begründete mit der 1888 von ihm ins Leben gerufenen
„Arts and Crafts Exhibition Society“ die sich auf ganz Europa auswirkende Arts-and-Crafts-
Bewegung, die die Wiedervereinigung von Kunst und Kunsthandwerk als sog. „angewandte
Kunst“ zum Ziel hatte. Diese manifestiert sich v. a. in der neuen Glaskunst.
- Émile Gallé (Nancy), Glasvasen, ab 1883 [Bild 19]
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- Louis Comfort Tiffany (New York), Glasvasen, ab 1883 [Bild 20]


 Neben der Glaskunst emanzipierten sich auch andere, bisher dem Kunsthandwerk zugeordnete
Bereiche als „angewandte Kunst“: Tapisserien, Plakatkunst, Möbelbau usw.

III. Zentren des Jugendstils

Wichtiger als die konkreten Formen des Jugendstils, waren die theoretischen Ansätze. Zunächst kehrte
mit der betonten Linearität eine Dynamik in die Architektur zurück, wie sie so stark zuletzt in der
emporstrebenden Gothik zu finden war. Die historische Architektur war meist massiv, schwer und
statisch gewesen. Nun ging der Trend zu fließenden, bewegten, schwerlosen Körpern. Wichtig war vor
allem auch die von den Vetretern angestrebte Materialgerechtigkeit: Die verwendeten Werkstoffe
sollen nicht mehr verkleidet, sondern ihrer Natur entsprechen behandelt und zur Wirkung gebracht
werden. Ästhetische dekorative Wirkung aus dem Material, der Konstruktion und Funktion.

Belgien (Brüssel)
 Brüssel wurde durch das Wirken Henry Van de Veldes als Entwerfer für angewandte Kunst ab
1892 zu einem Hauptzentrum des Jugendstil.
- Henry van de Velde, Engelwache, 1893[Bild 21]; vgl.: Wilhelm Leibl, Drei Frauen in der Kirche,
1882 [Bild 22]
- Henry van de Velde, Plakat für die Eiweißnahrung „Tropon“, 1898 [Bild 23]
- Henry van de Velde, Stuhl, 1898 [Bild 24]
- Henry van de Velde, Schreibtisch, 1897

 In Brüssel wurden die Prinzipien des Jugendstils erstmals auf die Architektur übertragen.
- Brüssel, Haus Tassel, Victor Horta, 1892 begonnen [Bild 25-28]
Zählt zu den ersten Jugedstil-Wohnbauten Europas.
- Brüssel, Haus van Eetvelde, Victor Horta, 1897–1900
Entwickelte Transparenz und Leichtigkeit in schmal verbautem Grundstück. Jedes bauliche Detail
gestaltet nach seiner dem Material erwachsenen Ästhetik va. das Eisen-Treppengeländer.

Frankreich (Paris)
 Hauptvertreter des neuen Stils in Frankreich war Hector Guimard, der auf einer Reise nach
England und Belgien 1894 Victor Horta kennen lernte und mit den neuen Ausdrucksformen des
Jugendstils vertraut wurde. Nach Paris zurückgekehrt erhielt er Aufträge für Stadthäuser, Villen,
Mietshäuser und die Eingänge sowie Kassenhäuschen der Pariser Metro, die anlässlich der Pariser
Weltausstellung 1900 eröffnet wurde.
- Paris, Metrostationen, Hector Guimard, 1898–1913 [Bild 29-33]
Industrialisierung und Landflucht ließen um 1900 die Verkehrsströme der Großstadt anschwellen.
Die Stationen wurden zum Symbol einer neuen Mobilität.In ihren Gittern und Glasdächern
Indikation der Dynamik des Verkehrs unter der Erde. Die floralen Formen der lauchgrün aus dem
Straßenpflaster wachsenden Formen versöhnten die Welt der Technik, die den Alltag zu
beherrschen begann, mit einer von ihr hervorgebrachten Natursehnsucht. Sinnlich, fast exotisch
brandeten die anschwellenden Formen aus Gusseisen gegen die festgefügten steinernen Fassaden.
Mit Einbeziehung der Schrift, kündigte sich der Einzug der Werbung in den öffentlichen Raum an.
Es wurde begonnen Stahl nicht mehr zu verkleiden sondern wirklich gestalterisch einzusetzen -
Keine Überstülpung der Konstruktion mit z.b. Steinverkleidung. Durch Biegen, Bündeln, oder
Stauchen ließen sich die charakteristischen fließenden Linien besonders gut erzielen. Derart war

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bisher eigentlich nur bei sog. Ingenieursbauten (Brücken, Bahnhofs- Fabriks- oder
Ausstellungshallen) üblich gewesen, die man nicht unbedingt als Bauaufgabe eines Architekten
betrachtet hatte.
Auch die traditionelle Trennung zwischen Kunstgewerbe und „freien“ Künsten wurde aufgehoben.
Kein Gebrauchsgegenstand des Alltags war zu banal, als dass sich ein Gestalter damit nicht befasst
hätte (Lampen, Sessel, Salzsstreuer usw.).

Deutschland (Berlin, Darmstadt, München)


 In Deutschland war der Jugendstil eine relativ kurze Erscheinung – von etwa 1895 bis 1905. Neben
Berlin und Darmstadt war München das führende Zentrum, wo unter dem Einfluss der englischen
Arts-and-Crafts-Bewegung und dem belgischen Entwerfer Henry van der Velde die florale
Richtung dominierte. Hauptvertreter war der ab 1894 in München tätige Hermann Obrist, der sich
v. a. dem Entwurf ornamentaler Formen zuwandte.
- Hermann Obrist, Peitschenhieb (Wandbehang), 1895 [Bild 34-35]
- München, Fotoatelier Elvira, August Endell, 1897–1898 [Bild 36,37]; vgl.: Katsushika Hokusai,
Welle, Holzschnitt, um 1830 [Bild 38]

 Ähnliche dynamische Großformen finden sich in München auch in der Malerei, z. B. von Hans
Schmithals:
- Hans Schmithals, Komposition in Blau, um 1900
- Hans Schmithals, Polarstern und Sternbild Drache, um 1902

Schottland (Glasgow)
 Ein weiteres Hauptzentrum der Jugendstil-Bewegung war Glasgow, das sich in den 1890er Jahren
unter dem Einfluss der Arts-and-Crafts-Bewegung aus seinen provinziellen Beschränkungen zu
lösen begann. Die zentrale Figur war der als Architekt und Kunstgewerbler tätige Charles Rennie
Mackintosh.
- Glasgow, School of Arts, Charles Rennie Mackintosh, 1896–1899 [Bild 39-43]
- Charles Rennie Mackintosh, Möbelentwürfe, um 1900 [Bild 44,45]

Österreich (Wien)
 Die österreichischen Architekten der Jahrhundertwende, v. a. Josef Hoffmann und Adolf Loos,
entwickelten unter dem Einfluss von Mackintosh’s Werk (1900 Mackintosh-Ausstellung in Wien)
eine Formenwelt, die mit der Betonung von Quadrat bzw. Kubus wichtige Anregungen für das 20.
Jahrhundert lieferte.

 Secession
Der österreichische Secessionsstil ist nach der 1897 in Wien gegründeten „Secession“ benannt,
einer Gruppe fortschrittlich gesinnter Maler und Architekten vom „Künstlerhaus“ (Ort der 1861
gegründeten „Genossenschaft bildender Künstler Wiens“), der u. a. der Maler Gustav Klimt, der
Kunstgewerbler Koloman Moser und die Architekten Josef Hoffmann, Josef Maria Olbrich und
Otto Wagner angehörten.
- Wien, Künstlerhaus, nach Plänen August Webers, 1865–1868 [Bild 46]
- Gustav Klimt, Plakat zur 1. Kunstausstellung der Secession, 1898 [Bild 47]

 Im Sommer 1897 fasste die Secession zwei wichtige Beschlüsse:


1) Die Gründung einer eigenen Zeitschrift mit dem Namen „Ver Sacrum“ (heiliger Frühling →
Verweis auf das Frühlingserwachen der neuen österreichischen Kunst) [Bild 50]
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2) Den Bau eines eigenen Ausstellungsgebäudes


- Wien, Secesionsgebäude, Josef Maria Olbrich, 1898 [Bild 48,49,51]
- Wien, Secessionsgebäude, Beethovenfigur, Max Klinger; Beethovenfries, [Bild 52-55] Gustav
Klimt, 1902

 Otto Wagner
Haupt der Wiener Architektenschule, die um 1900 entscheidende Impulse für die Entstehung der
modernen europäischen Architektur lieferte, war Otto Wagner, der Schüler an der TU Wien war,
bis 1915 an der Wiener Kunstakademie lehrte und viele bedeutende Schüler hervorbrachte (u. a.
Josef Maria Olbrich und Josef Hoffmann).
- Otto Wagner, „Moderne Architektur“, 1896 → zentrale Forderung war die Orientierung der
Baukunst am „modernen Leben“, an Einfachheit und Zweckmäßigkeit
- Wien, Majolika-Haus, Otto Wagner, 1898/99 [Bild 56,57]
Glasierte Majolikafließen (witterungsbeständig) über die ganze Fassadenbreit; florales flächiges
Ornament auf komplett flacher Fassade– keine Plastizitä; oberste Zeile unter Traufe Medaillons;
Geländer mit Goldverzierungen
- Wien, Postsparkassenamt, Otto Wagner, 1904–1906 [Bild 58-60]
Fassade mit quadratischen Marmortafeln und Alu-Applikationen – erinnert an Geldspeicher; Tief-
und Hochparterre Granitplatten – Synthes aus Funktionalität und Ästhetik; Nieten aber
ausschließlich Ornament und Gliederung der Fassade; Kassenhalle im Hof mit Glasdach

 Josef Hoffmann
Josef Hoffmann, ein Schüler Otto Wagners und seit 1889 Lehrer an der Wiener Kunstgewerbe-
schule, gründete 1903 zusammen mit Koloman Moser die „Wiener Werkstätten“, die bis 1932
hochwertigste kunstgewerbliche Erzeugnisse und Wohnungseinrichtungen produzierten.
- Koloman Moser, Armlehnstuhl für das Sanatorium in Purkersdorf, 1903 [Bild 61]
- Koloman Moser, Samowar, 1904 [Bild 62]
- Brüssel, Palais Stoclet, Josef Hoffmann, 1905–1911 [Bild 63,64]

Spanien (Barcelona)
 Hauptvertreter des spanischen Modernismo ist Antonio Gaudí, der in Barcelona Architektur
studierte und einen vollkommen eigenständigen Stil entwickelte.
Statt sich mit Dekoraion der Fläche zu begnügen, verstand er das Haus als Bauskulptur, die er
vollständig plastisch durchgestaltete: Die Fassaden wurden zu porösen, unruhigen Flächen.
- Barcelona, Sagrada Familia, Antonio Gaudí, 1881 ff. [Bild 65-68]
Auftrag 1883 Forsetzung der neugothischen Kirche; eigenwillige Ineterpretation und Umformung
der Gothik – Vermischung mit maurischen Elementen; Plastizierung der Fassade bzw. Formen;
- Barcelona, Casa Battló, Antonio Gaudí, 1904–1906 [Bild 69-73]
Lage an Prechtmeile des reichen Bürgertums; Grundriss erinnert an ein pflanzliches
Zellengeflecht; leicht schwunghafte Fassade die sanft Ecken krümt und Wände buckelt und aus
bunter Keramikkruste besteht; Dach erinnert an Schuppenpanzer eiens Drachen; wie
Augenmasken geformte Balkonbrüstungen.Gaudi entwarf auch Mobiliar.
- Barcelona, Casa Milá, 1906–1910 [Bild 74,75]
Dynamisch geschwungene, plastische Außenhaut
So fortschrittlich Gaudis Ansatz war: individualistische Architektur, Überwindung der
überkommenen Vorstellung von Außenraum und Innenraum – Auflösung dieser; gilt das nicht für
die Konstruktion, die meist steinverkleidete Stahlkonstruktion waren.

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Die Ideen des Jugendstils waren zu der Zeit von Grund auf neu, jedoch waren sie nicht zweckvoll
bzw. richtungsweisend für die Bekämpfung der drängenden Wohnungsnot, einer Hauptaufgabe der
Architektur des 20. Jahrhunderts. Ebenfalls die zu der Zeit aufkommenden Gartenstädte, die in
Großbritannien enstanden war, das erste und am weitesten industrialisierte Land: Die erste Stadt
(Letchworth, durch Howard/Unwin) sollte 30.000 Einwohner haben, die durch eine Genossenschaft
Eigentümer sind; um einen zentralen Park sollten sich ein- bis zweistöckige Häuser mit Vorgärten
gruppieren, an baumbestandenen Straßen entlang. Eigene Einkaufs und Arbeitsstätten sowie die
Gartenstadt umgebende Bauernhöfe sollten frische Lebensmittel liefern – Kombination der Vorteile
von Stadt und Land.

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