Wiener Kongress
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Giraudon/Art Resource, NY
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Die Staatsmänner aller europäischen Mächte, mit Ausnahme des Osmanischen Reiches,
versammelten sich in Wien zum Kongress, der im Juni 1815, nachdem er durch Napoleons
Rückkehr von Elba beschleunigt worden war, endete. Unter den Monarchen war Zar Alexander I.
von Russland von größtem Einfluss. Er trat für verschiedene Ansichten ein, die von der Mehrheit
nicht unterstützt wurden, wie etwa die Vereinigung der deutschen Staaten und die Gründung einer
konstitutionellen Regierung in Polen. Die vermutlich wichtigste Funktion unter den Diplomaten
nahm Fürst Klemens von Metternich, der österreichische Staatskanzler und Vorsitzende des
Kongresses, ein. Obwohl die Großmächte England, Russland, Preußen und Österreich entschieden
hatten, dass weder Frankreich noch Spanien noch irgendein kleinerer Staat an den wichtigen
Entscheidungen teilnehmen sollte, gelang es dem französischen Diplomaten Charles Maurice de
Talleyrand-Périgord, der das besiegte Frankreich vertrat, für sein Land gleiche
Entscheidungsbefugnis durchzusetzen. England wurde vor allem durch seinen Außenminister
Robert Stewart und durch den General und Staatsmann Arthur Wellesley, Herzog von Wellington,
vertreten. Der Hauptvertreter Preußens war Karl August Fürst von Hardenberg.
Frankreich verlor alle von Napoleon eroberten Gebiete. Norwegen und Schweden wurden unter
Karl XIV. Johann von Schweden vereint (Personal-Union). Holland und die vormals habsburgischen
Niederlande wurden zum Königreich der Niederlande vereint. Die Schweiz erlangte die
Anerkennung ihrer Unabhängigkeit und Neutralität als Gesamtstaat auf föderativer Grundlage.
Russland erhielt den größten Teil des Herzogtums Warschau (Kongress-Polen), dem Zar
Alexander I. als König vorstehen sollte. Preußen erhielt Schwedisch-Pommern, außerdem die
nördliche Hälfte des Königreiches Sachsen und den größten Teil von Westfalen und dem Rheinland.
Österreich bekam die meisten im Krieg verlorenen Gebiete zurückerstattet. Als Entschädigung für
den Verlust der Österreichischen Niederlande erhielt es zusätzlich die (ehemals italienischen)
Gebiete Lombardei und Venetien sowie den ehemals venezianischen Teil von Dalmatien (heute in
Kroatien). England behielt die Kapkolonie, Ceylon (heute Sri Lanka), Mauritius, Helgoland und
Malta. Italien blieb geteilt. Der König von Sardinien erhielt Piemont, Nizza und Savoyen zurück und
bekam zusätzlich Genua. Ferdinand I. wurde neuerlich zum König über das Königreich Sizilien
ernannt, das Herzogtum Parma wurde Napoleons Frau Marie Louise von Österreich zugesprochen.
In einer Bundesakte vom 8. Juni 1815 wurde auf dem Wiener Kongress der Deutsche Bund
begründet, der 41 souveräne Staaten, darunter Preußen, in einer Föderation unter dem
geschäftsführenden Präsidium Österreichs zusammenschloss.
Der Wiener Kongress erließ weiterhin Beschlüsse gegen den Sklavenhandel, über die Schifffahrt
auf länderübergreifenden Flüssen. Seine größte Leistung war die Herstellung eines Gleichgewichts
der europäischen Mächte. So konnte eine nahezu vierzig Jahre andauernde Friedenszeit eingeleitet
werden.