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Dossier
Translatorisches Handeln
Inhalt
1. Einleitung....................................................................................................................... 2
2. Translatorisches Handeln............................................................................................... 2
3. Handlungsrollen............................................................................................................. 3
5. Zusammenfassung.......................................................................................................... 6
7. Bibliographie.................................................................................................................. 8
2 Translatorisches Handeln
1. Einleitung
Justa Holz-Mänttäris Theorie vom translatorischen Handeln (u.a. 1984) soll nach eigener
Aussage eine theoretische Grundlage sein, aus der heraus eine „Methodologie entwickelt
werden [kann], über die der theoretische Ansatz didaktisch und pragmatisch umsetzbar ist“
(Holz-Mänttäri 1984). Dieses Dossier soll lediglich die Grundüberlegungen der Theorie des
translatorischen Handels darstellen und erläutern. Diese steht in engem Zusammenhang mit
dem funktionalen Übersetzen. Sie erweitert Vermeers Skopostheorie und legt den
Schwerpunkt insbesondere auf den Handlungsaspekt bei der Translation. Mit anderen Worten:
Translatorisches Handeln bezieht sich nicht einfach auf das Übersetzen auf Wort-
beziehungsweise Satzebene, sondern meint die gesamte Produktion von sogenannten
Botschaftsträgern (dies können Texte, aber auch außersprachliche, non-verbale Elemente
sein). Dabei nimmt der Übersetzer die Rolle des Experten ein, der über Kulturbarrieren
hinweg funktionsgerechte Produkte liefert. Kennzeichnend für die Theorie ist eine sehr eigene
und neu verwendete Terminologie (vgl. Risku 1999). Zentrale Begriffe der Theorie sind unter
anderem Expertenhandlung, Handlungsrollen, Kooperation und Botschaftsträger.
2. Translatorisches Handeln
Holz-Mänttäris Theorie vom translatorischen Handeln bezieht sich auf die übersetzerische
Praxis und ist anwendungsorientiert. Im Fokus steht (wie der Name der Theorie vermuten
lässt) die Frage „Was tut der Übersetzer?“. Ziel der Beschreibung der Handlung des
Translators soll sein, die Faktoren greifbar zu machen, die sein Handeln steuern. Die
Handlungen selbst werden dabei an ihrer Funktion gemessen. (vgl. Holz-Mänttäri 1984: 17).
Holz-Mänttäri definiert translatorisches Handeln als „Produktionsprozess eines Handelnden
[...] mit der Funktion, Botschaftsträger einer näher zu bestimmenden Art zu produzieren, die
in übergeordneten Handlungsgefügen zur Steuerung von aktionalen und kommunikativen
Kooperationen eingesetzt werden können“ (vgl. Holz-Mänttäri 1984: 17).
In ihrer Theorie befasst sich Holz-Mänttäri mit der Erkenntnis, dass sowohl der
Übersetzungsprozess als auch die dabei angefertigte Übersetzung von den Problemen
beeinflusst werden, die auftreten, wenn Auftraggeber und Übersetzer ihre gegenseitigen
Wünsche und Forderungen koordinieren müssen. Dabei betrachtet sie zwei Aspekte: Erstens
ist – wie bei der Skopostheorie – das Ziel dieser Kooperation entscheidend für die
Translation. Zweitens handelt der Übersetzer innerhalb einer arbeitsteiligen Gesellschaft, in
der der Bedarfsträger seinen eigenen Bedarf nicht erfüllen (und oft nicht verbalisieren) kann.
3 Translatorisches Handeln
Die Bedarfsträger müssen also von Experten beraten werden, die wiederum die
Verantwortung für ihre Produkte zu tragen haben. Dies ist eine der Kernaussagen von Holz-
Mänttäris Theorie: Übersetzen und Dolmetschen (Translation) sind Expertenhandlungen und
verlangen bestimmte – eben nicht nur sprachliche – Kompetenzen. Die Experten
(Translatoren) müssen das ihnen übertragene Problem erfassen und Lösungsmöglichkeiten
erarbeiten und auswählen. Dazu müssen sie auch mit dem Auftraggeber kooperieren, weshalb
eine Strategie zur besseren Kooperation mit den Auftraggebern und zur Erfassung der
verschiedenen möglichen Produktvarianten notwendig ist. Holz-Mänttäri stellt dazu einige
Kooperationsmodelle und Handlungskonzepte vor, auf die in diesem Dossier nicht im
Einzelnen eingegangen wird. (vgl. Risku 1999)
3. Handlungsrollen
Holz-Mänttäri sieht den Translationsprozess als Teil einer sehr komplexen, kommunikativen
Situation. Innerhalb dieses Prozesses agieren verschiedene Handlungsträger (Aktante), denen
verschiedene Rollen zugewiesen werden. Die einzelnen Aktanten kooperieren miteinander,
basierend auf Arbeitsteilung. Holz-Mänttäri (1984:109-111) beschreibt die verschiedenen
Rollen folgendermaßen:
Dabei ist zu beachten, dass sich die verschiedenen Rollen in der Praxis durchaus
überschneiden. Außerdem können sie unter Umständen wegfallen oder wiederum unterteilt
sein.
Holz-Mänttäri weist darauf hin, dass dem Bedarfsträger neben dem Translator eine der
wichtigsten Rollen in diesem Handlungskonzept zukommt. Sie sagt:
Spezifikationen sind Teil der Textbestellung und damit Bestandteil des Vertrages
zwischen Bedarfsträger und Produzent. Sollen die Handlung und ihr Produkt
diskutierbar/kritisierbar sein, dann muss ein Maßstab da sein (Holz-Mänttäri 1986:
351f, zitiert in Ortner 2003).
Damit betont sie die Wichtigkeit des Übersetzungsauftrags und verdeutlicht, dass es zur
Verantwortung des Auftraggebers gehört, den Zweck der Übersetzung so genau wie möglich
5 Translatorisches Handeln
zu spezifizieren, um einen angemessenen Zieltext verlangen zu können. Ebenso ist es für den
Translator erforderlich, diesen Auftrag in sein translatorisches Handeln einzubeziehen.
5. Zusammenfassung
Holz-Mänttäris Theorie vom translatorischen Handeln beschäftigt sich u. a. mit der Rolle des
Translators in der Gesellschaft und seinem Status als Experte. Sie beleuchtet die
Rahmenbedingungen, unter denen der Translator arbeitet, das komplexe Handlungsgefüge, in
dem er in der Praxis agiert. Dabei soll ein professionelles Berufsprofil der Übersetzer und
Dolmetscher konzipiert werden, das auch in die Ausbildung von Translatoren einfließen soll.
Ihr Ziel ist es, sie auf eine Stufe mit den Auftraggebern zu stellen, vor denen Sie ihre Arbeit
rechtfertigen können. Der Übersetzungsprozess im traditionellen Sinne wird in ihrer Theorie
nicht behandelt.
Hier noch einmal die wichtigsten Aspekte der Theorie in der Zusammenfassung:
Die Theorie vom translatorischen Handeln betont vor allem den Handlungsaspekt bei
der Translation.
Translatorisches Handeln umfasst die gesamte Produktion von Botschaftsträgern.
Der Translator ist Teil einer arbeitsteiligen Gesellschaft.
Der Auftraggeber und der Translator müssen ihre gegenseitigen Wünsche und
Forderungen koordinieren.
Entscheidend für die Translation ist das Ziel der Zusammenarbeit zwischen
Bedarfsträger und Translator.
Im Translationsprozess handeln verschiedene Aktanten in unterschiedlichen Rollen.
Übersetzen und Dolmetschen sind Expertenhandlungen.
Der Translator fungiert auch als Berater für die interkulturelle Kommunikation.
Resultierend aus seiner Expertenrolle haftet der Translator für sein Produkt.
7 Translatorisches Handeln
7. Bibliographie
Holz-Mänttäri, Justa (1984): Translatorisches Handeln. Theorie und Methode. Helsinki:
Suomalainen Tiedeakatemia.
Risku, Hanna (1999): „Translatorisches Handeln“. In: Snell-Hornby, Mary / Hans G. Hönig /
Paul Kußmaul / Peter A. Schmitt (Hrsg.) (1999): Handbuch Translation. Zweite, verbesserte
Auflage 2006. Tübingen: Stauffenburg. 107-111.