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Nr. 1 Winter 2021/2022 € 4,50 ND P UN

METROPOL
HE KT:
IT

WIRTSCHAFT IN RHEIN-MAIN

WINGCOPTER AUS WEITERSTADT HAT MIT DROHNEN VIEL VOR NEUE REGIERUNG

Die Senkrechtstarter Wie Berlin

helfen könnte
VERSCHLÜSSELTE GESPRÄCHE

Wie Ärzte
sich austauschen
MUTIGE GRÜNDER

01
Wie Nachtleben
4 19 08 5 8 6 0 4 50 8 neu erwacht

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Das funk tionale Design mit dem einfach ables-
baren Zifferblatt und der markanten Kegelkrone
hat die Big Pilot’s Watch zu einer Ikone gemacht.
Jetzt gibt es sie zum ersten Mal in einem 43-Mil-
limeter-Gehäuse, das eine grossartige Präsenz am
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Saphirglas und EasX-CHANGE System für das
einfache Wechseln des Armbands sind weitere
Merkmale dieser äusserst vielseitigen Sportuhr.
I WC . E N G I N E E R I N G D R E A M S . S I N C E 1868 .
Foto: Brandy Willetts (Unsplash)
EDITORIAL
Sagen Sie das nicht
W
ie lang ist Ihre Liste der Dinge, die Sie endlich wieder
getan haben? Theaterbesuch, Kino, Konzert, Familien-
fest, Barabend, Urlaubsreise, alles nachgeholt? Geschäfts-
essen, Dienstreisen, sogar bis in die Vereinigten Staaten?
Und die andere Liste mit den Dingen, von denen Sie gehofft hat-
ten, dass sie nach der Pandemie einfach verschwunden sein wür-
den? Hetze ins Büro, überfüllte Züge, Stau, leer gekaufte Geschäfte,
Gedränge am Flughafen. Ist doch alles wieder da.
Wer etwa zum Beginn der Herbstferien von Frankfurt abfliegen
wollte, musste zu den Überpünktlichen gehören, um rechtzeitig in
sein Flugzeug zu gelangen. Und er musste fest an die Abwehrkraft
von Masken und Impfstoff glauben, um es im dichten Gedränge vor
Jetzt kostenlos den
den Kontrollstationen nicht mit der Angst zu tun zu bekommen. Newsletter abonnieren:
Dabei weiß doch niemand so genau wie die Airlines und der Flug- faz.net/hauptwache
hafen, wie viele Kunden wann zu erwarten sind. Wo bleibt sie denn
bloß, die viel beschworene Digitalisierung, die mit ihren Daten-
schätzen alle Ressourcen so effizient steuern kann?
Daran, dass wir auf diesem Feld in der Praxis eher langsam vor-
ankommen, lag das Durcheinander natürlich nicht. Nein, nein, es
war: „Wegen Corona . . .“! Diese Begründung, die privat wie in der
Wirtschaft für vieles herhalten muss, kann einem so leid werden
wie das Virus selbst. Die Ungewissheit der letzten Monate hat uns
ILLUSTRATION BERND SCHIFFERDECKER
zu Halbherzigkeit und Zaudern verleitet. Kann man, soll man? Ja!
Nach fast zwei Jahren muss man die Zwänge der Pandemie nicht
mögen und schon gar nicht für immer behalten wollen, aber man
muss mit ihnen arbeiten – und zwar gut –, statt im Provisorium zu
Stadt,
verharren, bis irgendwann mal alles wieder besser ist.
Hoffentlich wird es das, kompliziert bleibt es dann trotzdem. Die
teuren Energiepreise, die immer drängenderen Anforderungen im
Kampf gegen den Klimawandel, der Fachkräftemangel, die gestör-
ten Lieferketten, die Raten von Inflation und Infektion,
Land,
die neue Regierung. Wenn sich eines schon über das
Jahr 2022 sagen lässt, dann, dass es uns fordern wird.
Trotzdem, still stand das Leben lange genug. Alles
Gute für 2022!
News.
Inga Janović
Vom kommenden Jahr an Ihre
verantwortliche Redakteurin für Metropol
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METROPOL WINTER 2021/2022 3
METROPOL WIRTSCHAFT IN RHEIN-MAIN INHALT

Titel: Wingcopter 47 Hahn bringt keinem Glück … und drei Fragen, die
26 Revolution in der Luft Der Hunsrück-Flughafen kostete das Land Hessen auch in diesem Heft nicht
Ein Start-up aus Weiterstadt will mit seinen Lastendrohnen viele Millionen, sowohl direkt als auch wegen Fraport. beantwortet werden:

1.
nichts weniger als die Welt verändern. Chancen dazu hat es. 50 Zusteller steigen um
Wer führt nach dem
Staus in den Städten und ihr schlechtes Image motivieren
Abgang Weidmanns
Lieferdienste, auf Elektrofahrzeuge umzusteigen.
Wirtschaft und Politik die Bundesbank?
54 Erfolg mit Soße Seitdem Jens Weidmann
14 Mit Grüßen aus Berlin
Hermina Deiana hat mit Tomatensoße eine erfolgreiche seinen Weggang angekündigt
Die Bildung der neuen Bundesregierung wird
Gründergeschichte geschrieben. Nun weiß sie nicht weiter. hat, sind etliche Namen im
Konsequenzen für die Rhein-Main-Region haben.
Umlauf, und es ist von Tieren
18 Fast jeder Dritte kann Wirtschaft die Rede. Die Finanzwelt setzt
Stadtlust die Einstellung zur Geld-
Unter den Bundestagsabgeordneten aus Hessen haben
mehrere eine Vergangenheit als Unternehmer und Manager. 58 Die neuen Tanzflächen 54 Tomatensoße ist ein
politik gern mit Tauben (die
Nach Monaten der Zwangspause öffnen immer Klassiker, aber man Lockeren) und Falken (die
22 Ein Berater wird Politiker mehr Clubs ihre Türen. Einige davon zum ersten Mal. kann sie neu erfinden. Strengen) gleich, auch ver-
26 F.A.Z.-Fotograf Lukas Bäuml (l.) Der neue SPD-Abgeordnete Armand Zorn erklärt, warum er meintlich weise Eulen gibt es.
und Wingcopter-Gründer vom Wirtschaftsberater zum Wirtschaftspolitiker wurde. 62 Gugelhupf im Mittelpunkt So oder so: Die Neubesetzung
Tom Plümmer beim Shooting Süße und herzhafte Kuchen im Palais Thurn und Taxis ist Teil des andauernden
für den Metropol-Titel 24 So viel Sprengstoff wie im Klimawandel Koalitionspokers in Berlin.
Unsere Kolumnistin Gertrud Traud macht 63 Linse, Huhn und Raita

2.
Vorschläge zur Reform der Altersversorgung. Indisches Essen im Frankfurter Taj Mahal
Wollen jetzt mehr
63 Schnell und solide Frauen in die Frank-
Günstige Steaks im Block House furter Gesellschaft
Unternehmen für Industrie und Handel?
34 Sicherer Chat für Kliniken Jürgen Götz, neu gewählter
Durch die Pandemie wurden hessische Kliniken digital Rubriken
Präsident der Frankfurter
aufgerüstet. Große Hoffnungen weckt die TeleCovid-App. 3 Editorial Gesellschaft für Handel,
6 Plus Minus Industrie und Wissenschaft,
40 Belastung für Rücken und Seele
8 Kommentare hofft darauf. Bei nicht mal
Ausgerechnet in einer Pandemie haben sich Arbeitnehmer
10 Augenblicke 40 Frauen unter den 600 Mit-
seltener krankgemeldet. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. gliedern ist ja auch Luft nach
56 Sieben Fragen an Eugen Müller, Aventis Foundation
44 Gesünder durch Gründer 62 Die fünf Besten: Lässig-Edlen oben. Allerdings wird man in
50 Die Zahl der Pakete
Fünf Start-ups haben Angebote für Schwangere, 65 Impressum & Termine den mehr als einhundert
ist zu groß, um alle zu
Schlaganfallpatienten oder auch Pflegebedürftige entwickelt. 66 Feierabend mit Hauck & Bauer Fuß auszuliefern. Jahre alten Verein eingeladen,
einfach beitreten kann man
nicht. Es kommt also auf die
44 Besser als dieses an, die einen Blick für Leis-
Instrumentarium hilft tungsträger haben, nicht nur
Software zur Gesund- für gute Bekannte.
heitsvorsorge.

3.
Wächst die Ein-
wohnerzahl Frank-

TITEL LUCAS BÄUML; FOTOS FALK HEUNEMANN, FRANZISKA GILLI, WONGE BERGMANN
furts nicht mehr?
758 847, so hoch war die Ein-
wohnerzahl der Mainmetro-
pole im Jahr 2020, es ist die
höchste Einwohnerzahl, die
Frankfurt je hatte. Danach
FOTOS WONGE BERGMANN, DPA, FRANK RÖTH ging es aber bergab, erstmals
seit zwei Jahrzehnten wurde
die Stadtbevölkerung um
einige Tausend Köpfe kleiner.
Eine Verschnaufpause ist das
58 Ardi Goldman will mit nicht, denn der Wohnungs-
seinem Club „Fortuna 34 Seit der Pandemie bau hängt so weit hinterher,
Irgendwo“ zum Stadt- nutzen auch Kliniken dass auch für die, die schon
gespräch werden. digitale Kommunikation. da sind, Wohnraum fehlt.

4 METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 5

MEINUNG
+ Frank Bertsch
Lange hat es keinen solchen Andrang
mehr gegeben, plötzlich wollten wie-
der alle ins Kaufhaus – die Eröffnung
der Premium-Galeria mitfeiern und
sehen, wie der frühere Kaufhof auf
der Frankfurter Zeil nun aussieht, seit
er renoviert ist, unter neuem Namen
und als „Weltstadthaus“ firmiert. Das
hat Geschäftsführer Frank Bertsch
allen gern gezeigt, obwohl er nach
dem Endspurt auf der Riesenbau-
stelle gehörig erschöpft gewesen sein
dürfte. Und er hat einen Satz gesagt,
den sogar die Konkurrenz gern hört:
„Wir glauben an die Innenstadt.“
+ Sylvia Wojczewski
Sie hat als Mitgründerin und
Geschäftsführerin aus klitzekleinen
Dingen ein großes Unternehmen mit
350 Mitarbeitern gemacht: BioSpring
aus Frankfurt jede Menge Arbeits-
plätze geschaffen, allein im vergange-
nen Jahr 86 neue Kollegen eingestellt,
in diesem Jahr 120. Für dieses Tempo
gab es jetzt den Preis als Jobmotor im
Landeswettbewerb Hessencham-
pions. Woher der Erfolg kommt, der
auch den Umsatz auf über 60 Millio-
n
nen Euro wachsen ließ?
BioSpring ist einer von
nur drei Herstellern
n ein schlechter Führungsstil.
weltweit, der synthe-
tische Gen-Schnipsel
h
herstellt, für die von
d
der Pharmaindustrie
immer mehr
A
Anwendungen
entwickelt
werden.
6 METROPOL
Wer derzeit hoch im Kurs
steht – und wer weniger
+ Francesco Ialazzo
Das zergeht auf der Zunge: Francesco
Ialazzo hat den Titel als Weltmeister
der Pizzabäcker in seine Pizzeria Capri
nach Ingelheim geholt. In Neapel hat er
sich im Wettbewerb der Associazione
Pizzaioli Cuochi Pasticcieri Professionisti
gegen 900 Berufskollegen durchgesetzt.
Acht verschiedene Pizzen musste er
dafür backen, angefangen von der klassi-
schen Pizza Napoletana bis hin zu einer
süßen Kreation. Weltmeisterlich, sagt der
Experte, werde eine Pizza allein durch
den Teig. Inzwischen schmiedet er Pläne,
wie er mit dem Rezept seines Meister-
teigs ein Franchisesystem aufbauen kann.
+ Gerhard Wiesheu
Das Werben des Vorsitzenden der
Finanzplatzinitiative Frankfurt Main
Finance war erfolgreich, am Main
wird der Sitz des Standardisierungs-
zentrums für nachhaltige Finanzen
(ISSB) aufgebaut und Frankfurt
damit zur führenden Adresse für eine
nachhaltige Finanzwirtschaft. Die
Spitze des privaten Gremiums und
bis zu 80 Mitarbeiter sollen hier all-
gemein anerkannte Kennzahlen ent-
wickeln, an denen sich die Beiträge
der Unternehmen zum Klimaschutz
weltweit messen lassen. Ein zweiter
Standort wird in Montreal aufgebaut.
- Uwe Hochgeschurtz
Auch unter Uwe Hochgeschurtz als
Opel-Chef kommt der Autobauer
nicht zur Ruhe. Die Schlagzeilen nur
aus dem Oktober: Der Werkzeugbau
schließt Ende 2022, die Entwick-
lungsabteilung geht gerüchteweise
nach Marokko, die Werke Eisenach
und Rüsselsheim könnten von der
Opel Automobile GmbH getrennt
und in eigene Gesellschaften über-
führt werden. Bei allem Respekt vor
dem Umbruch, in dem die Branche
steckt: Jeden Tag eine neue Sau
durchs Dorf zu treiben ist mindestens
FOTOS FRANK RÖTH, WONGE BERGMANN, MARCUS KAUFHOLD, WOLFGANG EILMES, OPEL
WINTER 2021/2022

MEINUNG
Sehr geehrte Frau Wüst,
erst mal herzlich willkommen
im Amt. Als neue Wirt-
schaftsdezernentin in Frank-
furt dürfte Ihnen die Arbeit
nicht ausgehen angesichts von
600 000 Beschäftigten in
43 000 Unternehmen. Okay,
genug der Zahlenspielereien,
viel schwerer dürften die
Aufgaben wiegen, die auf Sie
warten. Die Innenstädte stehen
unter Druck, die Kreativen
wollen ein eigenes House of
Creativity, die Industrie
braucht Gewerbeflächen, für
die Vielzahl an Rechenzen-
tren muss ein Plan her, die
Gründer schreien nach mehr
Kapital, und der Streit, ob der
Autoverkehr nun rein oder
raus muss aus der City, ist
8 METROPOL
warum die Tarifabschlüsse
trotz aktuell hoher Inflation
bescheiden bleiben:
1. In der Krise sind Lohn-
erhöhungen schwer.
Die Trendsetter der Tarifver-
handlungen – Metallbranche
und öffentlicher Dienst –
haben derzeit mit größeren
Sorgen zu kämpfen als der
Höhe der Löhne. Transforma-
tion im Automobilbau, Chip-
mangel oder die Steuerausfälle
für den Staat infolge der
Corona-Krise erschweren es
Gewerkschaftern, Tariferhö-
lange noch nicht gelöst. Zu
allem Überfluss hat die Coro-
na-Krise Frankfurt mit Messe
und Flughafen besonders hart
getroffen, und ganz nebenbei
steht die Frage im Raum, wie
der Frankfurter Wirtschaft
die Transformation in eine
digitale, nachhaltige Welt
gelingen mag. Das ist ganz
schön viel für eine neue
Dezernentin. Und gerade
wegen der Größe der bevor-
stehenden Aufgabe kann der
frische Wind, der nun durch
die Stadt weht, auch das ein
oder andere Problemchen
lösen, das bislang wie ange-
wurzelt schien. Umso besser,
dass man Sie in diesen ersten
Tagen Ihrer Amtszeit bei
vielen Terminen sieht, in
Gesprächen und Diskussions-
runden. Doch daneben gilt es,
nach innen auf sich aufmerk-
sam zu machen. Denn in
Frankfurt brauchen Sie nun
nicht nur den Mut, bald wich-
tige Entscheidungen zu tref-
fen, sondern auch die Fähig-
keit, die Interessen der Wirt-
schaft in einer vielstimmigen
Koalition lautstark zu vertre-
ten. Ein hartes Stück Arbeit.
Gutes Gelingen wünscht
Ihr Daniel Schleidt
hungen in den Verhandlun-
gen zu priorisieren.
2. So schlimm ist die Inflation
doch noch gar nicht.
4,7 Prozent Preissteigerung
mag beunruhigend klingen,
tatsächlich erklärt sich der
Wert aus einer Reihe pande-
miebedingter Sonderfaktoren:
So werden die Monatswerte
immer mit den Preisen von
vor jeweils zwölf Monaten
verglichen. Im Corona-Jahr
aber sanken Preise ausnahms-
weise, auch infolge der Mehr-
wertsteuersenkung. Im Lang-
… und außerdem meinen wir noch:
Es ist fast schade, dass auch
grob irreführende Begriffe
nicht verfassungswidrig sein
können. Als der hessische
Staatsgerichtshof kürzlich das
„Corona-Sondervermögen“
für verfassungswidrig
erklärte, weil es gegen das
Budgetrecht des Landtages
verstößt, hätten sich die Rich-
ter bei der Gelegenheit ruhig
auch gegen das Wort selbst
aussprechen können: „Son-
dervermögen“. Nun bleibt die
Bezeichnung natürlich von
der Meinungsfreiheit gedeckt.
Aber nur weil der Begriff
legal ist, muss es nicht legitim
sein, ihn zu verwenden. Denn
er soll verschleiern, worum es
sich dabei wirklich handelt:
um Schulden. Es klingt nur
besser, von „Vermögen“ zu
reden. Das lässt Besitz vermu-
ten, Reichtum, der den Eigner
zum Handeln befähigt. Aber
es macht schon einen Unter-
schied, ob diese zielgerichte-
ten Anschaffungen und Leis-
tungen aus eigener Kraft zu
stemmen sind oder auf Basis
von Schulden. Ausgedacht hat
sich die hessische Koalition
den Begriff „Sondervermö-
gen“ nicht, Karriere machte er
vor allem in den Neunzigern,
als der Bund den Fonds
„Deutsche Einheit“ auflegte,
ANZEIGE
zeitvergleich beträgt die jähr-
liche durchschnittliche Infla-
tion derzeit zwei Prozent.
DREI AUSGEZEICHNETE
3. Höhere Löhne sind eben
nicht alles.
Tarifverträge werden kom- CHAMPIONS
plexer, da die Lohnhöhe nur „Made in Hessen“: Hochspezialisiert, innovativ, maßgeschneidert
ein Faktor von mehreren ist.
Nun gibt es auch Absprachen
zu Qualifizierungsangeboten,
Lohnumwandlung in Freizeit,
Anspruch auf Homeoffice,
Jobtickets oder auch schlicht
zur Stellensicherung. Auch
das ist für Beschäftigte immer
wichtiger. (fahe.)
v.l.n.r.: Axel Hellmann, Corinna T. Egerer, Jürgen Zabel, Ministerpräsident Volker Bouffier, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Dr. Nicolas Sachsenberg,
Dr. Ingo D. Meier, Dr. Sylvia Wojczewski, Dr. Hüseyin Aygün, Holger Zimmermann, Wolfgang Weiß Foto: Fredrik von Erichsen
„Hessen-Champion 2021“ – mit diesem Titel chen Elektro und Windrotorblattfertigung. LERNEN SIE DIE
dürfen sie sich nun ganz offiziell schmük- Mit der Entwicklung eines PCR-Corona- HESSISCHEN CHAMPIONS
ken: Die Firmen „BAG Diagnostics“ aus Lich, Schnelltests in nur 39 Tagen wurde die BAG NÄHER KENNEN:
„BioSpring“ aus Frankfurt am Main und Diagnostics GmbH zum Innovationssieger.
„HEDRICH“ aus Ehringshausen-Katzenfurt. Auf 86 neu geschaffene Vollzeitstellen im
dessen Etat von damals Pandemiejahr 2020 blickt die Frankfurter BAG Diagnostics GmbH
160 Milliarden D-Mark letzt-
Die Preisverleihung des Innovations- und BioSpring Gesellschaft für Biotechnologie
lich aber auch nur kredit-
Wachstumspreises des Landes Hessen am mbH zurück und schaffte es damit als Job-
finanziert war. Und schon
26. Oktober in Wiesbaden war der Höhe- motor aufs Siegertreppchen. HEDRICH GmbH
damals zeigte sich das Pro-
blem mit der Wortwahl: Sie punkt des 29. Hessischen Unternehmerta-
ges. „Sie alle stehen für die
verschleiert als Euphemismus
die enorme Kraftanstrengung, Leistungskraft der BioSpring Gesellschaft
die nötig ist, um Herausforde- Ausgezeichnet wurde die Hedrich GmbH für hessischen Wirtschaft.“ für Biotechnologie mbH
rungen wie die Einheit oder die Weltmarktführerschaft in den Berei- Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir
jetzt die Corona-Krise zu
bewältigen. Schulden aufzu-
nehmen ist ja per se nichts
Schlimmes, wenn es Notlagen KOMMEN AUCH SIE AUS HESSEN UND MACHEN EINEN AUSGEZEICHNETEN JOB?
erfordern. Man muss sie dann
aber eben auch so nennen. Dann erzählen Sie uns die Erfolgsgeschichte Ihres Unternehmens und werden Hessen-
Denn irgendwer muss nun
FOTOS MICHAEL BRAUNSCHÄDEL, DPA
Champion 2022 in der Kategorie Innovation, Jobmotor oder Weltmarkführer!
mal am Ende dafür aufkom-
men. Da es nicht die Landes- Jetzt informieren unter: www.hessen-champions.de
regierung, sondern die
Steuerzahler sein werden,
haben diese Begriffsehrlich-
keit verdient. (fahe.)
WINTER 2021/2022
AUGENBLICKE

Mit Abstand
weniger
Es ist noch Platz auf der Zeil,
dieser etwas verwinkelte Blick
auf die Frankfurter Einkaufs-
meile zeigt es. Und auch die
Daten des Kölner Dienst-
leisters Hystreet, der in vielen
Innenstädten die Passanten
zählt, sprechen eine klare
Sprache: In diesem Oktober
waren selbst an traditionellen
Einkaufstagen, den Samstagen,
nur halb so viele Menschen
auf der Zeil unterwegs wie
im gleichen Zeitraum 2019.
Runter gingen deswegen
zuletzt auch die Spitzenmie-
ten für Ladenlokale, sie liegen
jetzt bei 290 statt 310 Euro.
Der Stadt wie den Händlern
fehlen die Touristen aus dem
Ausland, die Geschäftsreisen-
den und Messebesucher. Und
all jene Kunden, die während
der Pandemie ganz zum
Onlinehandel gewechselt
sind. Vielleicht hilft der
geplante Weihnachtstrubel,
heißen Glühwein liefert ja
bisher noch niemand nach
Hause.

Foto Martin Albermann

10 METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 11

AUGENBLICKE

Trümmer
der Hoffnung
So weit muss man es erst ein-
mal bringen, dass eine ganze
Region beim Anblick dieser
Trümmerlandschaft aufatmet!
Kurzfristig war die Erleich-
terung groß, dass bei der
Sprengung der maroden Salz-
bachtalbrücke in Wiesbaden
alles glattgegangen ist. Lang-
fristig machen sich Zehntau-
sende Autofahrer, unter ihnen
viele Handwerksbetriebe
und Lieferanten, nach dem
großen Rumms Hoffnung,
dass das Verkehrschaos in
der Landeshauptstadt doch
irgendwann wieder aufgelöst
wird. Bahnpendler können
zu Beginn des neuen Jahres
darauf hoffen, wieder mit
dem Zug nach Wiesbaden
zu kommen, Autofahrern ist
versprochen worden, dass
der Brückenneubau im Laufe
des Jahres 2023 für sie frei-
gegeben werden wird. Dann
wäre auch für die Wiesbadener,
die täglich bis zu 80 000 zu-
sätzliche Fahrzeuge in ihrer
Stadt ertragen müssen, das
Martyrium beendet.

Foto Frank Röth

12 METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 13

 WIRTSCHAFT UND POLITIK

Mit Grüßen
aus Berlin
Was wird die Politik der neuen Regierungskoalition für die Region bringen?
Innovationen? Hoffentlich. Aber noch wichtiger ist, dass der Handel
mit dem Ausland schwungvoll bleibt. Und Mobilität bezahlbar.
Von Carsten Knop und Daniel Stolle (Illustration)

J
etzt wird verhandelt, jeden Tag. Es soll
schnell gehen, SPD, Grüne und FDP
haben in Berlin Lust aufs Regieren.
Jedenfalls lässt der Schwung, mit dem die
mögliche neue Partnerschaft angegangen
wird, auf nichts anderes schließen. Bis-
lang lässt sich nur ahnen, was die Politik
der neuen Koalition für die Region Rhein-
Main bedeuten könnte. Konkret festgelegt
ist bisher nur die Schriftgröße, in welcher
die Verhandler in den Arbeitsgruppen
ihre Ergebnisse niederschreiben sollen.
Ersten Aufschluss bietet lediglich das
FOTO MAX MUSTERMANN
Generalsekretäre in einer ihrer Presse-
konferenzen Ende Oktober schon ver-
kündet.
Während also in Berlin eine Regierung
geschmiedet wird, sind in Hessen die Bei-
räte der Wirtschaftsinitiative Frankfurt-
RheinMain dazu aufgerufen, sich einge-
hender Gedanken zu machen – über das,
was aus ihrer Sicht die Region bewegen
sollte. Hier sitzen Menschen zusammen
wie der Aufsichtsratsvorsitzende der
Eintracht Frankfurt Fußball AG, Philip
Holzer, die hessische Digitalministerin
Eine für die Region gewichtige Runde
also; sie wird mehrmals tagen, die Ergeb-
nisse dieses Brainstormings liegen auch
noch nicht vor. Gleichwohl wurde schon
beim letzten Treffen deutlich: Ein Leucht-
turmprojekt, das die Region zusammen-
bringt, fehlt. Auch darüber, welches die
wichtigsten Industrien für die Region
sind, musste man nicht lange nach-
denken: Finanzen, Logistik/Mobilität,
Informationstechnologie und Pharma/
Gesundheitsweisen.
Auch Rainer Waldschmidt, Chefwirt-

Papier, das auf zwölf Seiten die Ergebnisse Kristina Sinemus (CDU) oder auch – als schaftsförderer der landeseigenen Förder-
der Sondierungsgespräche zusammen- frisch gewählter Vorsitzender – der ehe- agentur Hessen Trade & Invest, ist Bei-
fasst. Denn die sollen gelten, auch nach malige Chef der Software AG und heutige ratsmitglied: „Für uns ist es wichtig, dass
den Koalitionsgesprächen. Das haben die Acatech-Präsident, Karl-Heinz Streibich. wir gestärkt aus der Krise kommen. Es

14 METROPOL NOVEMBER/DEZEMBER 2021 METROPOL WINTER 2021/2022 15


WIRTSCHAFT UND POLITIK
wird hinreichend diskutiert, dass dies nur
gelingt, wenn der Klimaschutz als priori-
täres Ziel gesetzt wird. Der Treibstoff der
zukünftigen Entwicklung unseres Landes
ist Innovation“, legt er sich fest. „Gerade
die Innovationen im Bereich der Ressour-
ceneffizienz und der Technologien für
die Informationstechnik, Lifescience,
Material- und Energiewirtschaft sowie
Umwelttechnologien sind enorm wich-
tig.“ Es sei auch der Wettbewerb
selbst, der Innovationen schaffe.
Das Bewusstsein für die Her-
ausforderungen unserer Zeit
sei längst in der Industrie,
bei den Banken und bei den
Verbrauchern angekom-
men: „Natürlich freuen wir
uns über eine Schwerpunkt-
setzung im Bereich der Innova-
tionsförderung“, sagt Waldschmidt
mit Blick auf Berlin.
In dieser Gemengelage finden sich die
Prüfsteine, an denen man messen muss,
was die Ergebnisse der laufenden Koaliti-
onsgespräche am Ende für die Wirtschaft
und die Menschen in der Rhein-Main-
Region bedeuten. Die Analyse fällt in eine
Zeit, in der Deutsche-Bank-Analyst Marc
Schattenberg die Alarmglocken läuten
lässt: Das deutsche Wachstumspotential
sei durch die demographische Ent-
wicklung bedroht, die Altersver-
schiebung könne ein Absinken
der Arbeitsproduktivität und
der Innovationsfähigkeit mit
sich bringen. „Die Wahlpro-
gramme der Parteien einer
möglichen Regierungskoalition
enthalten ambitionierte Ziele für
den klimagerechten Umbau der
deutschen Volkswirtschaft“, schreibt
Schattenberg. Im Grundsatz könne die
Umsetzung der nachhaltigkeitsorientier-
ten Investitionspläne das Potentialwachs-
tum stärken. „Jedoch dürfte gerade die
Alterung und Schrumpfung der deut-
schen Erwerbsbevölkerung eines der
größten Hindernisse für die Umsetzung
der Investitionen bilden.“ Was also tun?
„Digitaler Fortschritt, Infrastrukturaus-
bau, progressive Bildungspolitik, flexible
Lebensarbeitszeitmodelle“, formuliert es
Schattenberg. Und eine arbeitsmarktori-
entierte Zuwanderung könne das Poten-
tialwachstum ebenfalls stärken.
Kurz nach dem Mann von
der Deutschen Bank hatte
schließlich Gertrud Traud,
die Chefvolkswirtin der
Helaba und Kolumnen-
16
Schreiberin von F.A.Z.
Metropol, darauf hingewie-
sen, dass Hessen etwas tiefer in
die Krise gerutscht ist als der Rest des
Landes. Zudem tue man sich schwerer,
dies rasch wettzumachen. Das liegt nach
Ansicht Trauds am Frankfurter Flughafen
wie auch an der Messe in der Main-Met-
ropole. Sie macht sich Sorgen um Liefer-
ketten und die Globalisierung. Alles keine
guten Nachrichten für Hessen.
Was also bringt die Koalition?
Eine Flexibilisierung des Ren-
teneintrittsalters, wie es Ana-
lyst Schattenberg von der
Deutschen Bank sich
wünscht? Eher nicht. Viel-
leicht etwas, was die Denker
der Wirtschaftsinitiative zu
einem Leuchtturmprojekt für
die Region machen könnten: dass
alle geeigneten Dachflächen künftig für
die Solarenergie genutzt werden sollen
und dies bei gewerblichen Neubauten
verpflichtend werden soll, zum Beispiel?
Auch eher nicht. Denn Frankfurt baut ja
eher in die Höhe als in die Breite. Was
noch? „Wir bemühen uns weiter um fai-
ren Wettbewerb zwischen Geschäftsmo-
dellen digitaler Großunternehmen und
dem lokal verwurzelten Unternehmen.
Wir wollen die digital gestützte Wert-
schöpfung in Industrie, Handel, Hand-
werk und Dienstleistung unterstützen
und dafür ein Level Playing Field herstel-
len“, steht im Sondierungspapier.
Das könnte etwas sein: Denn
auch die Mitglieder der Wirt-
schaftsinitiative wollen mehr
aus ihren Daten machen,
besser gegen die großen
Digitalen aus Amerika
bestehen. Aber wann wird
das greifbar? Sicher ist: Die
Wirtschaft wird hier viel mehr
Eigeninitiative zeigen müssen als
bisher – Wirtschaftsförderer Wald-
schmidt ist in dieser Hinsicht zuversicht-
lich. Und was ist mit dem Mindestlohn
von 12 Euro? Für Frankfurt und Umge-
bung mit ihrer hohen Zahl an qualifizier-
ten Arbeitskräften ist er eher nicht so
wichtig. Start-up- und Gründerförde-
rung? Entbürokratisierung? Immer gut,
aber die Region ist bisher nicht der deut-
sche Start-up-Motor schlechthin.
„Wesentlich ist eine gute For-
schungslandschaft, die Inno-
vationen hervorbringt. Wir
wollen den Anteil der
gesamtstaatlichen Ausgaben
für Forschung und Entwicklung
auf 3,5 Prozent des BIP erhöhen.
Wir brauchen mehr Ausgründungen
aus Forschungsinstituten“, schreiben die
Sondierer zudem. Darin könnte etwas
stecken – denn die Hochschullandschaft
in der Region ist stark. Und dann, die
Masterfrage vielleicht, angesichts der
Stärke des Finanzplatzes: Welche Auswir-
kungen für den deutschen Kapitalmarkt
wird es haben, wenn sich tatsächlich mehr
Beschäftigte an ihren Unternehmen
beteiligen dürfen, wenn eine Aktienrente
kommt? Darin könnte für die Banken der
Region ebenfalls eine Chance liegen – nur
lässt sich noch nicht sagen, wo genau.
Bleiben Flughafen und Messen, die
Sorgenkinder der Helaba-Chefvolkswir-
tin: „Wir wollen den regelbasierten
Freihandel auf Grundlage
von fairen sozialen, ökolo-
gischen und menschen-
rechtlichen Standards
stärken und sprechen
uns für eine deutsche
und europäische Han-
delspolitik gegen Pro-
tektionismus und unfaire
Handelspraktiken aus. Wir
nutzen das europäische Wettbe-
werbsrecht und die Stärke des europäi-
schen Binnenmarktes gerade mit Blick
auf unfaire Wettbewerbspraktiken autori-
tärer Regime“, schreiben die Koalititions-
aspiranten. Es wäre die für die Rhein-
Main-Region wohl beste Nachricht, wenn
dies gelänge. Denn eine Abschot-
tung wäre für die mit der Welt
verbundenen Hessen – wie
für das ganze Land – eine
Katastrophe.
Dass es in den Verwal-
tungsgebäuden rund um
den Flughafen derzeit aber
vor allem Sorgen rund um
Veränderungen gibt, die im Zuge
des Klimaschutzes in der EU am
Emissionshandelssystem vorgenommen
werden sollen, steht schon wieder auf
einem ganz anderen Blatt. Denn Fliegen
könnte damit sehr viel teurer werden als
bisher. Hier geht es dann mehr um Brüs-
sel und weniger um Berlin – auch wenn
es zu dem Thema ein paar Passagen im
Sondierungspapier gibt, die nicht zur
Entspannung beitragen wollen. Es gibt
immer viel zu tun für die Wirtschaftsver-
treter, die den Politikern auf den Fersen
bleiben müssen. Aber auch für die
Bürger, die sich Mobilität weiter leisten
können wollen.
METROPOL WINTER 2021/2022
„Was macht eigentlich …? “
HEXAGON – PRÄZISION IM
GRENZBEREICH
Jochen Mohn, Geschäftsführer Hexagon,
Geschäftsbereich Manufacturing Intelligence
In Wetzlar ansässig ist Hexagon mit sei-
nen Präzisionsmessgeräten, seinen
Sensoren und Zubehör, portablen La-
sermessgeräten und seiner Software-
entwicklung weltweit erfolgreich. Der
Geschäftsbereich Manufacturing Intel-
ligence von Hexagon nutzt Daten aus
Design und Engineering, Fertigung und
Messtechnik als Basis für Lösungen zur
Optimierung von Fertigungsprozessen.
Geschäftsführer Jochen Mohn über das
Erfolgsgeheimnis, die Hessen-Champi-
ons-Auszeichnung und künftige Her-
ausforderungen.
Weshalb muss man immer alles ganz ge-
nau nehmen?
Präzision in den Bauteilen ist wichtig, um
den Ausschuss zu minimieren und um
hochwertige Qualität zu liefern, beispiels-
weise bei Verbrennungsmotoren und Flug-
zeugturbinen. Ungenaue Angaben haben in
diesen und anderen Bereichen erhebliche
Folgen auf unseren Alltag.
Was macht die Faszination genauen Mes-
sens aus?
Es fasziniert mich, in diesem physikalischen
Grenzbereich zu arbeiten, wir bewegen uns
hier inzwischen in einem 0,3 µm-Bereich, al-
so Bruchteile eines Millimeters – diese
Grenze zu verschieben, packt einen.
Was bietet Hexagon, woher kommen ih-
re Kunden?
Wir sind Weltmarktführer in Messtechnik
und weltweit führender Anbieter von Sen-
sor-, Software- und autonomen Lösungen.
Aktiv sind wir überwiegend in den Berei-
chen Automobilindustrie, Elektronik, Strom
und Energie, Luft- und Raumfahrt sowie der
Schwerindustrie. Die Aufgabe der Mess-
technik im Fertigungsprozess wird mit der
Qualitätssicherung in Verbindung gebracht,
in Zukunft werden wir jedoch nicht nur mit
unseren Geräten und Sensoren beim Kun-
den die Qualität seiner Produkte überwa-
chen, sondern mit den gewonnen Qualitäts-
daten Rückschlüsse auf den gesamten Fer-
tigungsprozess ziehen und ihn somit ganz-
heitlich optimieren.
Wie erklären Sie sich die Erfolgsgeschich-
te von Hexagon Manufacturing Intelli-
gence?
Wir gehören zur Hexagon AB, einem multi-
nationalen Technologiekonzern für Mess-
technik und Geoanalytik. Unter diesem
Dach können wir sehr agil als kleine Einheit
agieren, haben im Hintergrund aber die
Stärke eines Konzerns. Als weltweit führen-
der Anbieter von Sensor-, Software- und au-
tonomen Lösungen in der industriellen Fer-
tigung verfügt Hexagon über umfassendes
Know-how in der Erfassung, dem Analysie-
ren und effektivem Nutzen von Messdaten.
Wir stehen für ein Höchstmaß an Präzision
und sind innovationsstark. Unser ultra-
hochgenaues Koordinatenmessgerät Leitz
Infinity etwa ist das Maß aller Dinge. Es ist
das genaueste 3D-Koordinatenmessgerät
seiner Klasse und ermöglicht zudem die
Kombination von optischen und taktilen
Sensoren in einem System. Es besitzt die
Genauigkeit von 0,3 µm – also etwa 300-mal
kleiner als die Dicke eines menschlichen
Haares.
Welche Rolle spielen Innovationen? Wie
finden Sie das dafür notwendige Personal?
Wir investieren 10 bis 15 Prozent vom Net-
toumsatz in die Forschung, denn wir wollen
unseren Kunden immer eine bessere Lö-
sung anbieten. Aktuell befinden wir uns
kurz vor einem neuen Innovationssprung –
wir richten uns jetzt auf die Industrie 4.0
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2021
aus. Hierfür benötigen wir Software- und
App-Experten, doch die Spezialisten be-
kommen wir nicht von der Straße. Um die-
sen Bedarf an Fachkräften zu decken, ko-
operieren wir mit Universitäten und Techni-
schen Hochschulen der Region und bilden
zudem in allen Bereichen aus.
Bei den „Hessen Champions“ haben Sie
es 2019 in der Kategorie „Weltmarktfüh-
rer“ nach ganz oben aufs Treppchen ge-
schafft. Welche Bedeutung hat diese Aus-
zeichnung für Sie?
Wir arbeiten daran, unseren Namen noch
präsenter zu machen. Mit den Hessen
Champions wollten wir uns zeigen, dass wir
gewonnen haben, ist eine große Ehre. Die-
se Auszeichnung zeigt unseren Mitarbei-
tern, dass das, was wir machen, von außen
gewürdigt wird. Und auf unsere Mitarbeiter
sind wir sehr stolz, denn ohne sie wäre ein
solcher Preis nicht möglich.
Wenn wir nach vorne blicken, wie sehen
Sie die Zukunft, wo liegen Chancen, wo
Herausforderungen für Hexagon?
Grundsätzlich schaue ich zuversichtlich in
die Zukunft. Eine Herausforderung für uns
ist jedoch ganz klar der technologische
Wandel im Automobilbereich – weg vom
Verbrennungsmotor hin zum Elektromotor.
Diesen Wandel bei unseren Kunden wollen
wir begleiten. Sie müssen nicht warten, son-
dern wir wollen gemeinsam mit ihnen die
technologischen Lösungen der Zukunft ak-
tiv mitgestalten
Hexagon, Geschäftsbereich Manu-
facturing Intelligence 2019 Gewinner
der Kategorie „Weltmarktführer“
Hexagon Metrology GmbH
Siegmund-Hiepe-Str. 2–12
35578 Wetzlar
Telefon (0 64 41) 20 70
www.hexagonmi.com
WIRTSCHAFT UND POLITIK
Fast jeder Dritte
kennt die Wirtschaft
In den neuen Bundestag
sind mehr als ein Dutzend
Abgeordnete aus Rhein-Main
mit ökonomischer Biographie
eingezogen. Eine Berufsgruppe
dominiert – und eine
eher linke Partei.
Von Falk Heunemann
Kaweh Mansoori
Der 33 Jahre alte Frankfurter und
gebürtige Iraner hat als Stipendiat der
Studienstiftung des deutschen Volkes
Jura studiert. Nach einer Referenten-
tätigkeit für die SPD im Hessischen
Landtag wurde das Juso-Mitglied
Rechtsanwalt für PwC und danach
2020 Senior Associate Attorney in der
Wirtschaftskanzlei KPMG Law.
18
M
it der Repräsentativität ist es
nicht immer einfach: Ginge es
nach reinen Bevölkerungsantei-
len, stünden Hessen mit seinen 6,3 Milli-
onen Einwohnern und 250 000 Unterneh-
mern rein rechnerisch eigentlich nur zwei
Mandate für Wirtschaftsvertreter im
Bundestag zu. Zur Freude von Kammern
und Verbänden jedoch gibt es solche
Quoten nicht. So konnte es dazu kom-
men, dass sogar fast ein Drittel der hessi-
schen Abgeordneten im neu gewählten
Bundestag Erfahrungen aus der Wirt-
schaft vorweisen kann. Die Klage,
Unternehmensvertreter fehlten im
Parlament, kann also schnell ad
acta gelegt werden.
Und als Erstes würden dies
sicher all jene Wahlgewinner tun,
die sich schon von Berufs wegen
mit Klagen und Akten auskennen:
Allein sieben der 50 hessischen
Stefan Heck
Der Christdemokrat aus Marburg war
Anwalt bei der Wirtschaftskanzlei Graf
von Westphalen. 2013 zog er in den
Bundestag ein, verpasste aber die
Wiederwahl. 2017 wurde er Geschäfts-
führer der VG Media, die Urheber-
rechte in Fernsehen und Hörfunk
wahrnimmt. Seit 2019 war er Innen-
staatssekretär in Hessen.
Parlamentarier sind Juristen – und das Gesetze beschließen – ein Anteil Mansmann waren vor Beginn Selbst bei den Grünen sind Unterneh-
aus fast allen Parteien. Die Sozialdemo- von 15 Prozent. Eine klare Über- ihrer politischen Karriere Soft- menskenner zu finden. So hat der Wirt-
kraten Bettina Müller aus dem Main-Kin- repräsentation: Angesichts von 166 000 wareunternehmer. schaftswissenschaftler Wolfgang Streng-
zig-Kreis und Kaweh Mansoori aus zugelassenen Rechtsanwälten in Deutsch- Die hessische Handwerkerschaft ist im mann-Kuhn von der Universität Frank-
Frankfurt gehören ebenso dem neuen land stünde ihnen rein rechnerisch nur neuen Bundestag ebenfalls vertreten, furt ein Mandat gewonnen, und die
Bundestag an wie Ingmar Jung (CDU) aus ein Mandat zu. zumindest indirekt: Melanie Wegling nordhessische Grünen-Spitzenkandida-
Wiesbaden, der Frankfurter Wettbe- Da eine solche Quotierung aber nun entstammt einer Handwerkerfamilie, ist tin Bettina Hoffmann war Geschäftsfüh-
werbsrechtsexperte Thorsten Lieb (FDP) einmal nicht gilt, sind ebenfalls mehrere jedoch inzwischen beim Wasserfilterher- rerin einer kleinen Agentur. Einzig die
oder Mariana Harder-Kühnel von der Manager, Unternehmer, Handwerker und steller Brita im Vertrieb beschäftigt. Die Linken haben keinen Unternehmer oder
AfD. Als Juristen haben sie nicht nur Ökonomen aus Hessen unter den Parla- Managerin dürfte sogar der nächsten Manager in ihren Reihen, durchaus aber
Recht studiert, sondern oft auch Unter- mentariern zu finden. Der Diplom-Volks- Regierungskoalition angehören, denn sie eine Wirtschaftskennerin: Janine Wissler,
nehmensführung praktiziert. Denn die wirt Klaus-Peter Willsch (CDU) zum Bei- ist Mitglied der SPD. Genauso wie ihr die nebenbei Bundesvorsitzende ihrer
meisten von ihnen hatten eine eigene spiel war in den Neunzigern Manager Landsmann Lennard Oehl, ein Finanz- Partei ist, hat immerhin zwei Jahre lang
Kanzlei oder gehörten einer an, sie muss- beim heutigen Frankfurter Flughafenbe- analyst aus Hanau. Oder Jens Zimmer- im Landtag den Wirtschaftsausschuss
ten also nicht nur Gesetze lesen, sondern treiber Fraport, sein Parteifreund Stefan mann, freiberuflicher Unternehmensbe- geführt.
auch Bilanzen und Rechnungen. Heck – der auch Wirtschaftsjurist ist – rater aus dem Odenwaldkreis. Zusammen Sie vertritt allerdings auch noch eine
Rechtsanwälte stellen seit Langem mit war zeitweise Geschäftsführer der Urhe- mit ihren Juristen stellen die Sozialdemo- andere Minderheit: Nur ein Drittel der
Abstand die größte Berufsgruppe im Par- berrechteverwertung VG Media. Die kraten damit die größte Gruppe an hessischen Abgeordneten ist weiblich.
lament und nicht etwa, wie manche mit- Liberale Bettina Stark-Watzinger aus Bad Hessen mit Wirtschaftsvergangenheit im Deren Anteil ist also in etwa so hoch wie
unter mutmaßen, Lehrer. Die nächsten Soden führte zuletzt die Geschäfte eines nächsten Bundestag. Was allerdings auch jener der Wirtschaftserfahrenen. Aber
vier Jahre werden 109 Juristen im Reichs- Wirtschaftsforschungsinstituts, die FDP- daran liegen mag, dass sie seit der Wahl wie gesagt: Die Sache mit der Repräsenta-
tag mit den anderen 626 Abgeordneten Mitglieder Alexander Müller und Till die meisten Abgeordneten haben. tivität ist nicht immer so einfach.
Bettina Stark-Watzinger Melanie Wegling Wolfgang Alexander Müller
Die hessische FDP-Vorsitzende aus FOTOS PRIVAT, MARIA KLENNER, MATTHIAS W. WILMS
Die 31 Jahre alte Sozialdemokratin ist Strengmann-Kuhn Der FDP-Politiker aus Niedernhausen
Bad Soden war als Managerin für die ein Neuling im Bundestag, die gebür- Der Grünen-Politiker und Sohn eines (Rheingau-Taunus-Kreis) war als frei-
BHF-Bank in Frankfurt tätig, danach tige Mainzerin hat das Direktmandat Stahlkochers studierte Volkswirtschaft beruflicher Softwareentwickler und
FOTOS FRANK RÖTH, TOBIAS KOCH (2)
verbrachte sie sechs Jahre in London. in Groß-Gerau gewonnen. Seit ihrem in Bielefeld. An der Universität Frank- IT-Sachverständiger tätig, unter
2006 wechselte sie in den Bildungs- Sinologie-Studium in China und in furt lehrte und forschte er zu Erwerbs- anderem für BurdaDirect, Hewlett-
sektor und war vier Jahre Managing Frankfurt ist sie als Managerin für armut, zeitweise hatte er den Lehr- Packard, R+V Versicherung und die
Director des Frankfurter House of den Wasserfilterhersteller Brita in stuhl für Labor Economics inne. Das Stadt Wiesbaden. Daneben hat der
Finance. Zuletzt führte sie das Finanz- Taunusstein für den Onlinevertrieb Verdi-Mitglied ist ein Befürworter des Reservist eine Pilotenlizenz. Seit 2017
forschungszentrum SAFE. zuständig gewesen. bedingungslosen Grundeinkommens. gehört er dem Bundestag an.
METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 19

BEI AUTOHAUS NIX IST L ÄNGST SELBST VERSTÄNDLICH,
WAS ANDERE NOCH MIT MÜHE ÜBEN
Luxuriöser Lifestyle mit ökologisch gutem Gewissen
Was als Hufeisenschmiede im Main-Kin-
zig-Kreis begonnen hat, ist zu einer hes-
senweiten Größe in der automobilen Welt
geworden. Der Name NIX steht seit jeher
für Zuverlässigkeit, automobile Vielfalt
und kundenorientierten Service. Mit den
Marken Toyota und Lexus setzt die Auto-
hausgruppe zweifelsohne Maßstäbe in Sa-
chen innovativer Mobilität. Das Lexus Fo-
rum Frankfurt und das Lexus Forum
Darmstadt, die ebenfalls zur Autohaus NIX
GmbH gehören, bringen mit jahrelanger
Erfahrung intelligente Antriebe, luxuri-
ösen Fahrspaß und konsequente Nachhal-
tigkeit unter eine Motorhaube.
Nicht nur Hybrid- und Elektromodelle ge-
hören zur Selbstverständlichkeit im Mo-
dellportfolio des größten japanischen Au-
toimporteurs, sondern auch die Wasser-
stoff-Brennstoffzelle, die im Toyota MIRAI
schon heute die Mobilität von morgen se-
rienmäßig auf die Straßen rund um Frank-
furt bringt. Mit der Nachhaltigkeitskampa-
gne „Der Natur auf der Spur“ unterstreicht
die NIX Gruppe die ökologisch verantwor-
tungsvolle Grundhaltung eindrucksvoll.
Alexander Nix, Geschäftsführer der Auto-
haus NIX GmbH, der das Familienunter-
nehmen in vierter Generation leitet, steht
in einem Interview Rede und Antwort zum
Thema Nachhaltigkeit.
Lexus gilt als Pionier alternativer An-
triebstechnologien – warum?
Alexander Nix: Seit mehr als 15 Jahren per-
fektioniert Lexus die Elektrifizierung der
Mobilität mit Fahrzeugen, die eine nach-
haltige Gesellschaft prägen und im Ein-
klang mit der Umwelt stehen. 2004 kam
der weltweit erste selbstladende Luxus-
Hybrid auf den Markt – das erste vollelek-
trische Modell war im letzten Jahr die logi-
sche Konsequenz. Die Heimat der Marke
Lexus ist der Toyota-Konzern – alles folgt
hier einem ganzheitlichen Ansatz für eine
Gesellschaft, die der Umwelt Gutes tut.
Heute verkauft Lexus weltweit mehr Hy-
brid-Autos als jeder andere Hersteller von
Premium-Fahrzeugen.
Imposant und einladend: das Lexus-Forum auf der Hanauer Landstaße 431 in Frankfurt.
Was unterscheidet Lexus von anderen
Marken im Premium-Segment?
Alexander Nix: Das Streben nach unge-
wöhnlichen, innovativen Lösungen ist die
DNA der Marke Lexus. Ein ökologisches
Ausrufezeichen setzte Lexus schon im Jahr
2013: Seitdem sind keine Diesel-Fahrzeuge
mehr im Programm. Die Lexus Modellpa-
lette erfüllt bereits heute die CO2-Flotten-
verbrauchsnorm der EU des Jahres 2025.
Sie haben die Wahl: Möchten Sie vollelek-
trisch fahren oder – als Hybrid – teilweise
elektrisch? Der Vollelektro-Antrieb steht
für emissionsfreies, dynamisches Fahren
über hunderte Kilometer bis zum nächsten
Aufladen. Alternativ bieten unsere Hybrid-
modelle durch die Verbindung von Elektro-
und Benzinmotor kraftvolle Leistung ohne
externes Laden. Und schon in naher Zu-
kunft werden Lexus Brennstoffzellenfahr-
zeuge folgen, die von Wasserstoff angetrie-
ben nur noch reines Wasser emittieren
und gereinigte Luft hinterlassen..
Wie sieht Nachhaltuigkeit beim Auto-
haus NIx konkret aus?
Alexander Nix: Ressourcen sparen und
nachhaltig agieren, das bestimmt seit
mehr als 30 Jahren das Handeln in allen
Unternehmensbereichen des Autohauses
NIX. Seit Jahrzehnten betreiben wir unse-
re Waschanlagen mit Regenwasser. Solar-
panels auf den Dächern versorgen unsere
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auf Bewegungsmelder und LEDs sparen
wir Energie. Einen Beitrag zum Umwelt-
schutz leisten wir durch begrünte Dächer,
eine Flussbiotop-Renaturierung und
Baumpflanzaktionen. Außerdem spon-
sern wir die erste CO2-neutrale Laufserie
Deutschlands. Durch unseren konsequent
vorangetriebenen Digitalisierungsprozess
auf allen Ebenen sparen wir zusätzlich
Ressourcen ein. Das sind nur ein paar Bei-
spiele, die zei-
gen: wir leben
Nachhal tigkeit
aus Überzeu-
gung.
Alexander Nix,
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WIRTSCHAFT UND POLITIK
Ein Berater
wird Politiker
Der Frankfurter SPD-Abgeordnete Armand Zorn
erklärt, warum er statt Wirtschaftsberatung nun
Wirtschaftspolitik in Berlin machen will.
Von Florentine Fritzen
D
er Koffer rollt wieder regelmäßig,
und Armand Zorn fühlt sich an
seine Zeit als Unternehmensbera-
ter erinnert. In eine andere Stadt reisen,
ein paar Tage dort arbeiten. Nach Frank-
furt zurückkehren, ein paar Tage hier
arbeiten. Bis der Rollkoffer wieder gepackt
werden muss.
Früher war das Reiseziel nicht immer
dasselbe, jetzt ist es jedes Mal Berlin:
Armand Zorn, 33 Jahre alt, Sozialdemo-
krat, geboren in Kamerun, hat bei der
Bundestagswahl den Frankfurter Wahl-
kreis 182 direkt gewonnen. Dort, in einem
Café in der Nähe der Hauptwache, erzählt
er von den ersten Eindrücken in der
Hauptstadt. Und er erklärt, warum sein
Werdegang vom Wirtschaftsberater zum
Wirtschaftspolitiker dem Anschein zum
Trotz zur Sozialdemokratie passt.
Der Berater Zorn war für die Wirt-
schaftsprüfungsgesellschaft Pricewater-
houseCoopers in ganz Europa unterwegs.
Er betreute Projekte bei den international
tätigen Pharma- und Gesundheitsunter-
nehmen Merck, Boehringer Ingelheim,
Bayer und Fresenius, bei der Lufthansa
22
AG und der Commerzbank. Der Bundes-
tagsabgeordnete Zorn, der nunmehr zwi-
schen Frankfurt und Berlin pendelt, will
an beiden Orten wirklich wohnen. Hotels
kann er nach den Beraterjahren nicht
mehr sehen.
Sein Wahlkreis umfasst die westlichen
Frankfurter Stadtteile, das Bahnhofsvier-
tel und die Innenstadt. Zorn lebt aber im
Ostend, im Nachbarwahlkreis 183. Um
den hatte sich sein Parteifreund Kaweh
Mansoori in der Bundestagswahl vergeb-
lich bemüht, das Direktmandat gewann
stattdessen Omid Nouripour von den
Grünen. Mansoori hat es trotzdem
geschafft, in den Bundestag einzuziehen,
als einziger Hesse über die Landesliste.
Beide Sozialdemokraten gehören zu den
49 Jusos im neuen Bundestag. Über
die insgesamt 206 Abgeordnete starke
SPD-Fraktion sagt Zorn: „Ich habe noch
nicht alle Namen drauf.“
Im Wahlkampf hat er sehr viel an
Frankfurter Türen geklingelt und früh-
morgens vor Werkstoren gestanden. Im
Umgang mit Menschen ist er zugewandt
und dabei dezent. Er lächelt viel, kann gut
Von Kamerun nach
Frankfurt: Armand Zorn ist
einer von zwei gebürtigen
Afrikanern, die erstmals bei
der Bundestagswahl ein
Direktmandat gewannen.
reden und gut zuhören. Auch in der
Hauptstadt will er nicht in einer Blase
leben. In der neuen Wohnung in Kreuz-
berg, an der Grenze zu Neukölln, könne
er gut abschalten. Zorn hat sich vorge-
nommen, jedes Mal, wenn er in Berlin ist,
etwas zu unternehmen, das nichts mit der
neuen Aufgabe als Abgeordneter zu tun
hat. Eine Ausstellung besuchen, eine Kul-
turveranstaltung. Gut, dass er Freunde in
der Hauptstadt hat. Mit denen hat er sich
erst vor wenigen Tagen getroffen.
Als Armand Zorn zwölf Jahre alt war,
kam er mit seinen Eltern aus Kamerun
nach Halle an der Saale. Er sprach kein
Wort Deutsch. Davon ist im Gespräch mit
ihm nichts mehr zu merken: Zorn hat die
Sprache damals perfekt gelernt. Wann
immer sich aber die Gelegenheit bietet,
ein paar Sätze Französisch zu sprechen,
ergreift er sie. Im neuen Zuhause in Sach-
sen-Anhalt galt es zunächst durchzuset-
zen, dass der dafür viel zu alte Junge nicht
in eine Grundschulklasse gesteckt wurde.
FOTO FRANK RÖTH
Wie anstrengend die Zeit gewesen sein
muss, lässt Zorn nur durchblicken, indem
er Halle bei seiner Ankunft im Jahr 2000
METROPOL WINTER 2021/2022
„wenig weltoffen“ nennt und sagt: „Zum
Glück hatte ich meine Eltern.“
Seine Kür als Frankfurter SPD-Bundes-
tagskandidat Ende März nannte er damals
eine mutige Entscheidung. Nachdem er
sich dann in der Bundestagswahl gegen
Axel Kaufmann von der CDU und Deborah
Düring von den Grünen durchgesetzt
hatte, sagte er in der für ihn typischen
zurückhaltenden Art, er und Karamba
Diaby hätten „ein bisschen Geschichte
geschrieben“. Die beiden Sozialdemokra-
ten sind die ersten in Afrika geborenen
und dunkelhäutigen Bundestagsabgeord-
neten, die jemals ein Direktmandat
gewonnen haben.
Zorns Lebenslauf beeindruckt mit vie-
len Stationen. Er hat in Halle an der Saale,
Paris, Konstanz, Chongqing und Bologna
studiert; Politik, Geschichte, Wirtschaft
und Wirtschaftsrecht. Zwischen Bachelor
und Master arbeitete er bei der französi-
schen Nationalversammlung. „Von 2009
bis 2015 bin ich fast jedes Jahr umgezo-
gen.“ Aber dann stellte er – „für mich
selbst erstaunlich“ – fest: „Für mich ist ein
Stückchen Heimat in Deutschland.“ Nach
METROPOL WINTER 2021/2022
vielen Interviews mit vielen Zusagen
habe er sich 2016 für die Beratung und
PwC entschieden. „Das hat menschlich
gepasst.“ Außerdem wollte er viel sehen,
viele Unternehmen kennenlernen, ausge-
hend vom Standort Frankfurt, dieser
„kleinen Stadt mit Metropolenfeeling“.
Zuletzt hat er bei der Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit als Bera-
ter gearbeitet. Dieser Vertrag ruht jetzt.
„Ich verstehe Unternehmen“
In der SPD war Zorn seit 2011, zu den
Juso-Sitzungen in Frankfurt kam er
wegen des zeitintensiven Jobs meist zu
spät – und meist im Anzug. Eine Minder-
heit in der Partei habe es skeptisch gese-
hen, dass er für den „Kapitalismus“
arbeite. Für ihn gibt es da keinen Wider-
spruch. Die frühe Kindheit präge mehr als
der Beruf. Wenn er jetzt über Wirtschafts-
politik spreche, dann geschehe das nicht
aus der Ferne, sondern in Kenntnis vieler
Unternehmen aus verschiedenen Bran-
chen. „Ich verstehe die Kultur und Spra-
che der Unternehmen.“ Politik sei nicht
nur Sachpolitik, sondern auch Austausch
mit Menschen – zum Beispiel aus der
Wirtschaft. Diese Erfahrung könne er
nutzen, wenn es um Infrastruktur,
Fachkräftemangel, Digitalisierung oder
Finanzpolitik gehe. Zorn ist überzeugt:
„Die Politik muss gesellschaftlichen Her-
ausforderungen zusammen mit den
Unternehmen begegnen, nicht gegen sie.“
Ihm helfe im Bundestag auch, dass er
gelernt habe, sich in kürzester Zeit in The-
men einzuarbeiten. Darauf freut er sich.
Einer seiner Schwerpunkte ist die Digi-
talisierung, aber lieber als in den Aus-
schuss, der sich damit beschäftigt, will er
in den Finanzausschuss. Mitte Dezember
entscheidet sich das. Sein Resümee der
ersten Wochen in Berlin lautet: „Es fühlt
sich ganz gut an.“ Die kleine Einschrän-
kung mit dem Wörtchen „ganz“ gelte bloß
der Tatsache, dass noch so viel zu organi-
sieren sei. Die Büros werden renoviert; in
welches Haus des Parlaments er kommt,
weiß er noch nicht. Ins Übergangsbüro
Unter den Linden ist er eingezogen, Mit-
arbeiter hat er auch schon gefunden. Nun
drängt es ihn „zum Eigentlichen“: der
parlamentarischen Arbeit.
23
WIRTSCHAFT UND POLITIK
So viel
Sprengstoff
wie im
Klimawandel
Die dreifache Last aus
Inflation, Negativzinsen und
demographischer Entwicklung
erzwingt eine grundlegende
Reform der Altersvorsorge.
Die künftige Regierung hat
dazu bereits den richtigen
Ansatz gefunden.
Von Gertrud Traud
Gertrud Traud ist Chefvolkswirtin der
Landesbank Hessen-Thüringen.
24
HINGESCHAUT MIT DR. TRAUD
D
ie Corona-Krise hat die Volatilität
in allen Bereichen erhöht. Bereits
bevor die Konjunktur infolge der
Lockdowns eingebrochen ist, brachen die
Aktienkurse innerhalb von 20 Tagen um
fast 40 Prozent ein. Als absehbar war, dass
es massive unterstützende Maßnahmen
geben würde, sind die Aktienkurse wieder
angesprungen, und zwar deutlich über
Vorkrisenniveau.
Auch die Arbeitslosigkeit sinkt, auf-
grund der konjunkturellen und vielleicht
auch schon aufgrund der demographi-
schen Entwicklung: Die Zahl der Perso-
nen im erwerbsfähigen Alter wird abneh-
men, während die Rentner immer mehr
werden. Bei einem umlagefinanzierten
Rentensystem, wie wir es haben, müssen
deshalb immer weniger Erwerbstätige
deren Renten erwirtschaften. Dieses
Thema ist nicht weniger gravierend als
der Klimawandel und bietet mindestens
genauso viel sozialen Sprengstoff.
Um diese Problematik zu lösen, gibt es
drei Ansatzpunkte: Entweder der Bei-
tragssatz für die Erwerbstätigen steigt, die
Zeit bis zur Rente wird angehoben, oder
die Rentner erhalten geringere Alters-
bezüge. Da aus Berlin zumindest bislang
zu hören ist, dass weder die Altersbezüge
gekürzt noch die Lebensarbeitszeit ver-
längert werden soll, bleibt eigentlich nur
die Variante höherer Beiträge.
Oder aber man verabschiedet sich
mehr und mehr vom Umlageverfahren,
entweder durch noch höhere Zuschüsse
aus dem Steuertopf oder durch ein
ergänztes Rentensystem wie beispiels-
weise das kapitalgedeckte Verfahren, also
14
12,9
12
10,8
10
7,2
8
6,1
6 4,7
4
2,6
2,0
2 also kein zusätzliches Kohlen-
3,1 2,7
0 abzugeben. Diese Zahl hat die
2001 2005
Quelle: Deutsches Aktieninstitut
etwa eine Aktienrente. Dies ist von der
neuen Regierung angedacht und zu
begrüßen. Letztendlich kommt es aber
auf die Ausgestaltung an. Da die Kapital-
märkte teils hohen Schwankungen unter-
liegen, müssen Lösungen gefunden wer-
den, wie der Widerspruch zwischen dem
Wunsch nach stabilen Renten und der
Volatilität der Kapitalmärkte aufgelöst
oder gemildert werden kann.
Auch die Inflation veränderte sich in
der Krise erheblich. Im letzten Jahr gab es
aufgrund der Mehrwertsteuersenkung in
einigen Monaten negative Inflationsraten,
und jetzt sind bereits Werte von 4,5 Pro-
zent zu beobachten. Die Konsequenzen
sind offensichtlich: Je höher der Anteil
der Konsumausgaben am verfügbaren
Einkommen ist, desto stärker wird das
real verfügbare Einkommen reduziert.
Üblicherweise ist dies bei geringeren Ein-
kommen der Fall. Bei negativen Zinsen
wird der Effekt sogar noch potenziert. Da
die Zentralbank nicht den Anschein
erweckt, gegen steigende Inflationsraten
anzukämpfen oder sich von den negati-
ven Zinsen zu verabschieden, ist ein Blick
auf andere Anlageklassen unabdingbar.
Die Deutschen haben sich in den letz-
ten Jahren zwar etwas mehr der Aktien-
anlage zugewandt, allerdings noch nicht
in einem Ausmaß, um diese Doppelbelas-
tung aus negativen Zinsen und hoher
Inflation auszugleichen. Umso mehr
bleibt zu hoffen, dass die neue Regierung
die kapitalgedeckte Altersvorsorge inklu-
sive Aktienanlage umsetzt. So würden die
Risiken breiter gestreut und die negativen
Umverteilungseffekte reduziert.
Zahl der Aktionäre in Deutschland
nach Anlageform, in Millionen
nur Aktien Aktien und Fonds/ETFs nur Fonds/ETFs
9,0
8,4
4,6
1,5
1,3
2,9
2,3
2010 2015
F.A.Z.-Grafik Brocker
METROPOL WINTER 2021/2022
Flughafen als Forschungslabor
Während die Passagiere
monatelang auf dem Boden
bleiben mussten, ist das
Frachtgeschäft am Frankfurter
Flughafen im vergangenen
Jahr deutlich gewachsen.
Damit ist er der richtige Ort,
um Forschern und Unter-
nehmen als „Digitales Test-
feld Air Cargo“ zu dienen.
Unter diesem Namen läuft ein
Forschungsprojekt, das vom
Bundesverkehrsministerium
mit sieben Millionen Euro
gefördert und am Institut for
Aviation & Tourism an der
Frankfurt University of
Applied Sciences koordiniert
Keine Angst vor großen Zahlen
12,4
7,0
FOTOS LUFTHANSA, FRANK RÖTH, DDP, LANDO HASS, DPA
Fünf Billionen Euro – also
5000 Milliarden Euro – muss
ILLUSTRATION BERND SCHIFFERDECKER
2,3 Deutschland aufbringen, um
bis 2045 klimaneutral zu sein,
3,0 dioxid in die Atmosphäre
2020 staatliche Förderbank KfW in
Frankfurt berechnen lassen.
METROPOL WINTER 2021/2022
wird. Die Wissenschaftler
werden im Frankfurter House
of Logistics and Mobility
(HOLM) ihre Büros beziehen.
Ihr Ziel ist es, „Leuchtturm-
projekte“ zu entwickeln, die
zeigen, wie die Effizienz und
Leistungsfähigkeit der Luft-
frachttransportkette durch die
Vernetzung aller beteiligten
Akteure und die Digitalisie-
rung von Abläufen gesteigert
werden kann. Beteiligt ist
nicht nur Frankfurt, sondern
auch die Flughäfen Köln,
Leipzig und München sowie
Airlines und Logistik-
dienstleister.
Verteilt auf die Jahre, müssten
5,2 Prozent des Brutto-
inlandsprodukts beziehungs-
weise 191 Milliarden Euro
pro Jahr in dieses Ziel fließen.
Der Großteil davon ginge
aber in ohnehin fällige Inves-
titionen, die Zusatzkosten
lägen bei „nur“ 1,9 Billionen
Euro. Von der Gesamtsumme
entfielen demzufolge insge-
samt 2,1 Billionen Euro auf
den Verkehr, der Energie-
sektor braucht 840 Milliarden
Euro, 636 Milliarden Euro
kostete die Umstellung der
privaten Haushalte, 620 Milli-
arden Euro die der Industrie,
und 237 Milliarden müssten
Gewerbe, Handel und Dienst-
leistungssektor beitragen.
FÜR DIE LETZTE MEILE
Die Stadt Frankfurt hat
ein Integriertes Stadtent-
wicklungskonzept, ein
Smart-City-Konzept, ein
Klimaschutzkonzept, ein
Verkehrskonzept . . . Jetzt
ist das Logistikkonzept
dran. Noch 2021 soll es
vorliegen, Paketdienste,
Speditionen, Logistiker,
Gastronomie, Handwerk
sowie Bau- und Abfall-
wirtschaft sollen dafür
befragt werden.
115
Punkte hat der hessische
Geschäftsklimaindex im Oktober
erreicht und liegt nun sechs Punkte
über dem Wert vor der Pandemie.
15 Prozent der Unternehmen
bewerten ihre Lage als schlecht,
der Rest ist mindestens zufrieden.
Nachgefragt hatte der Industrie-
und Handelskammertag Hessen.
GELD FÜR GRÜNDER
Die IHK Frankfurt erleichtert Grün-
dern den Weg zum Bankkredit.
Pitch-Arena heißt ihr Angebot, das
zuerst eine Internetseite ist: Dort
tragen Start-ups ihr Geschäfts-
modell und ihren Kreditwunsch ein,
Vertreter von Banken und Sparkas-
sen laden sich dann die Kandida-
ten zu einem Treffen ein. Das erste
ist am 30. November geplant.
Vor allen anderen
Exklusiver geht es kaum:
Nach einem Jahr mit
geschlossenen Grenzen und
ohne Gäste aus dem Ausland
war Eric Menges mit seinem
regionalen Standortmarke-
ting FrankfurtRheinMain
GmbH International Marke-
ting of the Region der Erste,
der in der israelischen Haupt-
stadt Tel Aviv einen Empfang
ausrichten und um die
begehrten Start-ups aus dem
„Silicon Wadi“ werben
konnte. Bislang haben sich
allein im IHK-Bezirk Frank-
furt 109 Unternehmen aus
Israel niedergelassen.
Frisch von der Uni
Halbe Stelle, volle Kraft für
die Digitalisierung: So funkti-
oniert die neue Förderlinie,
die das Land in seinem Pro-
gramm „Distr@l“ aufgelegt
hat, um Digitalentwicklungen
aus der Uni in die Unterneh-
men zu bringen. So soll es für
die Kleineren erschwinglich
werden: Sie stellen Doktoran-
den als „Digitale Pioniere“ ein
und entwickeln mit ihnen
passgenaue Anwendungen.
Die Hälfte des Gehalts wird
vom Land gezahlt.
25
UNTERNEHMEN TITELTHEMA

Will Weltmarktführer werden:

Tom Plümmer neben einem
schwebenden Wingcopter W178
mit patentierten Schwenkrotoren

Revolution
in der Luft
Mit Lieferdrohnen will das Weiterstädter Start-up
Wingcopter abgelegene Regionen mit Arzneien
versorgen. Für Gründer Tom Plümmer sind die
Fluggeräte kleine Mittel für einen großen Zweck.
Von Falk Heunemann und Lucas Bäuml (Fotos)
UNTERNEHMEN
D
ie Kinder aus Kasungu
haben eine bemerkens-
werte Vorstellung davon,
wie Flugzeuge aussehen:
Ihre gebastelten Modelle
aus kleinen Holzstückchen, die sie auf
dem Flugfeld der malawischen Kleinstadt
zeigen, haben natürlich Propeller, einen
dicken Rumpf und schmale Tragflächen.
Aber ihre Flieger haben gleich vier Füße,
und unter dem Rumpf haben sie eine
Verdickung montiert.
Ihr großes Vorbild ist kein gewöhnli-
ches Flugzeug. Jeden Nachmittag, erin-
nert sich Juan Rombaut, seien die Kinder
nach Schulschluss auf das staubige Flug-
feld geströmt, um dort mit großen Augen
zuzuschauen, wie der Drohnenpilot über
seine Fernbedienung spezielle Lasten-
drohnen, die auf vier schmalen Füßen ste-
hen, auf bis zu 400 Meter Höhe aufsteigen
lässt, damit sie anschließend selbständig
in benachbarte Dörfer fliegen. Unter
ihrem Bauch haben sie tropfenförmige
Verdickungen, darin befinden sich Medi-
kamente und Impfstoffe. „Wenn die grö-
ßer werden“, sagt Rombaut, als er Fotos
der Kinder aus Kasungu zeigt, „dann
wollen die alle Drohnenpiloten werden.“
Gut 20 Minuten dauert es nur, bis die
Drohne des Modells W178 – die Ziffer
Es ist ein Schauspiel,
an dem sich die
Kinder in Malawi
nicht sattsehen
können: Nach der
Landung wird
die Drohne entladen.
28
steht für die Spannweite in Zentimetern –
ihr Ziel erreicht hat. Über Land, erklärt
der Drohnenpilot, würde der Transport
der temperatursensiblen Medikamente
mitunter Stunden dauern, manchmal
sogar länger, wenn der Regen die Pisten in
braune Sümpfe verwandelt hat. Bis zu
sechs Kilogramm können die Drohnen
transportieren und bis zu 162 Kilometer
weit fliegen, je nach Fracht.
Das Projekt im südostafrikanischen
Staat Malawi – Nationaleinkommen von
580 Dollar pro Einwohner und Jahr
(Deutschland: 47 000 Dollar) – ist eins der
Vorzeigeobjekte der Kinderhilfsorganisa-
tion UNICEF und der von Eschborn aus
operierenden deutschen Entwicklungs-
hilfeorganisation GIZ, um mehr Gesund-
heitsversorgung im ländlichen Afrika zu
stärken. Seit einem Jahr arbeiten sie
dafür mit Wingcopter zusammen, einem
Start-up aus Weiterstadt bei Darmstadt,
das erst 2017 gegründet wurde. Und von
dem Geschäftsführer Tom Plümmer sagt:
„Wir werden ein Multimilliardenunter-
nehmen, das ist jetzt schon klar.“ Eins, mit
dem er die Welt verändern will.
Nach Weltunternehmen sieht die kleine
Fabrik, durch die Plümmer läuft, nicht
aus. Einen grauen Plattenbau mit zwei
großen Hallen auf der Rückseite hat
Gründungswoche
Wingcopter vor gut einem Jahr in einem
15.–21. November 2021
Gewerbegebiet von Weiterstadt bezogen,
www.gruendungswoche.de
nebenan rauscht die Autobahn, gegen-
über parken Busse der DB Regio. Früher
hat Riese & Müller in den Hallen Premi-
10
um-Elektroräder produziert, davor hatte
18. November 2021
Jahre
Nike hier ein Hochlager. Nun sind dort
gut 20 Mitarbeiter auf 4500 Quadrat-
metern damit beschäftigt, Drohnen zu Westhafen Pier Frankfurt & Online
bauen. In einer Ecke wird gefeilt, in einer
anderen werden Motoren, Rotoren und
Batterien montiert. Im Zentrum stehen
Kabinen mit Öfen, Lackierräume und
tresorgroße Metallkisten, in denen die BEST PRACTICE-BERICHTE
fertigen Drohnen verpackt werden. Eine
Treppe höher können die Mitarbeiter MIT LIVE-STREAMING
Tischfußball oder Billard spielen, Cap-
puccino trinken oder an einer Bambusbar
entspannen. Das Wingcopter-Werk wirkt COACHINGCAFÉ
wie ein Hybrid aus Autofabrik, Modell-
baukeller und Co-Working-Büro.
Dass der Geschäftsführer die Fabrik
NETWORKING
überhaupt für Besucher öffnet, ist eine
Ausnahme, das junge Unternehmen sorgt
sich sehr um Geheimhaltung. Längst
nicht alles, was man an Details und
SPANNENDE DISKUSSIONEN
Arbeitsschritten im Werk sehen kann,
wird auf Nachfrage erklärt. Fotoaufnah-
men sind nur sehr eingeschränkt erlaubt.
IM -TALK
Auch zu Gewinn oder Umsatz will sich
Plümmer aus diesen Gründen nicht
ngs - Spir it li v e erleben!
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METROPOL WINTER 2021/2022
UNTERNEHMEN
äußern. Die Wettbewerber, heißt es dann,
könnten ja womöglich an Kleinigkeiten
die Produktionsgeheimnisse und Strate-
gie erkennen.
Es geht schließlich um Milliarden. Auf
53 Milliarden Dollar, schätzt das Analyse-
institut Magna Intelligence, könnte der
Markt für Transportdrohnen bis 2029
anwachsen. Konzerne wie DHL, Amazon
oder Uber experimentieren mit der Tech-
nologie seit Jahren, der Wingcopter-Kon-
kurrent Zipline aus dem Silicon Valley
wird von seinen Investoren inzwischen
mit 2,7 Milliarden Dollar bewertet. Und
bei Wingcopter selbst ist kürzlich der
Uber-Mitgründer Garrett Camp als
Investor eingestiegen. Sie alle hoffen auf
das große Geschäft mit den unbemannten
Zustellern, die keine Schichtzeiten ken-
nen, keine Staus fürchten müssen und die
Lieferung in Minuten versprechen.
Punker, Skater, Metal-Fan
Von alldem dürften Jonathan Hesselbarth
und Tom Plümmer noch wenig geahnt
haben, als sie ihre ersten Drohnen in der
Tiefgarage eines Darmstädter Studenten-
wohnheims testeten. Hesselbarth, Sohn
von Segelflieger-Eltern und Mitglied einer
akademischen Fliegergemeinschaft, hatte
bereits 2008 die Idee, einen Schwenk-
rotormechanismus zu entwickeln, der
dem Fluggerät erlaubt, senkrecht zu star-
ten und dann in den Vorwärtsflug über-
zugehen, die Inspiration dazu lieferte
damals das Senkrechtstarter-Flugzeug
V-22 Osprey.
Auf die Technologie besitzt Hessel-
barth das Patent, sie ist das zentrale Ele-
ment der Wingcopter. Wie sie funktio-
niert, zeigt Pilot Rombaut beim Teststart
einer W178 in einer leeren Fabrikhalle in
Weiterstadt: Als die Drohne auf dem
Boden steht, sind die hinteren Rotoren
zum Boden gerichtet, die vorderen ragen
nach oben, wie bei einem Hubschrauber.
Wenn sie unter lautem Surren aktiviert
werden, steigt die Drohne auf. Hat sie ihre
Flughöhe erreicht, schwenken die vier
Rotoren in eine waagerechte Position. Die
vorderen sorgen nun für den Vortrieb, die
hinteren schalten sich ab und klappen
zusammen wie ein Regenschirm, um den
Luftwiderstand zu minimieren. Die Hard-
ware allein reicht aber nicht, nötig ist auch
eine komplexe Software. Auch sie hat
Hesselbarth programmiert. Heute ist er
der Technikvorstand im Unternehmen.
Plümmer dagegen hat weder eine Flie-
ger- noch eine Technikervergangenheit.
„Ich hatte mit Drohnen wenig am Hut“,
30
kokettiert der 31 Jahre alte Friedberger.
Seine Eltern waren beide Architekten, er
selbst hat zunächst vieles ausprobiert, war
in der Schule mal Punker, mal Metal-Fan,
mal Skater gewesen, mit dem Skateboard
zeigt er sich bis heute gern. Studiert hat er
dann Mediendesign, es gab Überlegun-
gen, Lehrer zu werden oder auch Künst-
ler. Also ging er 2009 erst einmal ins Aus-
land, für ein Freiwilliges Soziales Jahr,
nach Ghana. „Die Zeit dort hat mich
bewegt und geprägt“, sagt er heute. Mit
ghanaischen Kindern habe er mithilfe von
Drohnen Kurzfilme über ihre Leben
gedreht. Und er habe erlebt, wie ein Kind
gestorben sei, weil es Medikamente nicht
rechtzeitig erhalten habe. Da habe er gese-
hen, was mit Drohnen möglich wäre.
Es ist eine Gründerstory, die alles hat,
was Investoren sich wünschen: eine emo-
tionale Erweckung des Gründers, ein
globales humanitäres Problem und eine
technologische Idee, um es anzugehen.
So ist Plümmer, der Hesselbarth über
Studienbekannte an der Technischen Uni-
versität Darmstadt kennenlernte, für die
Visionen und das Netzwerken zuständig,
er reist durch die Welt und sucht nach
Geschäftspartnern und Geldgebern, wie
zum Beispiel dem amerikanischen Fonds
Eine Mitarbeiterin
lötet an einem neuen
Wingcopter. Bislang
steckt viel Hand-
arbeit im Bau jeder
einzelnen Drohne.
Xplorer Capital oder dem hessischen
Wachstumsfonds Futury, die Anfang des
Jahres zusammen 22 Millionen Dollar
investiert haben. Eine nächste Finanzie-
rungsrunde wird gerade vorbereitet.
An seinem rechten Handgelenk trägt
Plümmer eine alte Zeigeruhr, das Glas ist
seit einem Sturz vom Skateboard abge-
splittert. Nun steht sie immer auf fünf vor
zwölf. „Sie erinnert mich daran, dass wir
was unternehmen müssen“, sagt er, wenn
er darauf angesprochen wird. Gegen den
Klimawandel, den Hunger, die Krankhei-
ten in der Welt. Die Drohnen seien für ihn
dafür ein Mittel zum Zweck.
So klar, wie er es heute beschreibt,
scheint die Strategie anfangs aber noch
nicht gewesen zu sein. Plümmer, Hessel-
barth und Ansgar Kadura, der etwas spä-
ter dazukam, experimentieren zunächst,
wo es Nachfrage für ihre Technologie
gibt. Nur eines sei von Anfang an für sie
klar gewesen: Die Drohne dürfe nur für
zivile Zwecke eingesetzt werden, nicht
Drohnenpilot vom Militär.
Juan Rombaut Die Modelle aus der Findungsphase
bereitet W178 für stehen heute im rechten Gang der Werk-
einen Flug vor und halle. Eine goldene Drohne ist darunter,
setzt einen Akku ein. mit der sie 2015 bei einer Messe in Abu
METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022
Dhabi auf sich aufmerksam machten. Auf
einer anderen prangt das Logo von DHL,
damit wurden Einsätze am Viktoriasee
getestet. Die nächste ist bemalt wie ein
Vogel, sie hat für ein Naturschutzprojekt
Wale in der Arktis gezählt. Auf weiteren
sind die Marken des Paketzustellers UPS
oder der Telekommunikationskonzerne
Vodafone und Etisalat aus Abu Dhabi zu
erkennen. Auf Dauer war zwar keins
dieser Projekte angelegt, sie halfen aber,
Erfahrungen zu sammeln. Und sicher
auch, die jeweils nächsten Monate zu
finanzieren. Das Team war damals klein,
der Bau einer einzelnen Drohne dauerte
drei Monate. „Das war immer noch mehr
ein Modellbau als wirkliche Produktion“,
erinnert sich Plümmer.
Oschmann, der „große Bruder“
Dauerhafte Unterstützung fanden die
Gründer dann bei Stefan Oschmann. Den
damaligen Chef des Darmstädter Che-
mie- und Pharmakonzerns Merck hatte
Plümmer bei einer Konferenz an der TU
Darmstadt getroffen, bald darauf schon
konnte das Team in das neu errichtete
Innovation Center von Merck einziehen,
dort für mehr als ein Jahr eine Werkstatt
und Büros belegen, die 3-D-Drucker nut-
zen. Und Kaffee, so viel wir wollten.“ Aus-
ziehen musste Wingcopter erst, als Anfang
2020 der Platz für die dann 30 Beschäftig-
ten nicht mehr reichte. Für diese Hilfe,
das betont der Gründer mehrfach, ist er
Oschmann dankbar. „Er war unser großer
Bruder.“ Denn die mietfreien Monate hal-
fen dem Unternehmen auch, die eigene
Zukunft zu überdenken. Und ein skalier-
bares Geschäftsmodell zu entwickeln, um
damit groß werden zu können.
Dazu gehört zum Beispiel der Plan, die
Drohnen nicht länger nur herzustellen
und zu verkaufen – ihr Preis wird von
Wingcopter nicht genannt, soll sich aber
im mittleren bis hohen fünfstelligen
Bereich bewegen –, sondern auch als
Dienstleister aufzutreten, der Flug- und
Transportleistungen anbietet.
Und dazu gehört die Einsicht, dass
Wachstum mit Paketlieferanten nicht zu
schaffen ist. Der Vision, dass vor den
Haustüren in Städten und Dörfern künf-
tig Drohnen die Online-Einkäufe abstel-
len, sind selbst die großen Konzerne nicht
näher gekommen. Post-Tochter DHL
zum Beispiel hat ihr einst groß angekün-
digtes Projekt „Paketkopter“ still und
leise eingestellt, der Amazon-Ableger
Prime Air hat zwar eine eigene Internet-
seite mit schicken Werbevideos und
31
UNTERNEHMEN
Nächste Generation: Das Modell
W198 kann drei Pakete zugleich
transportieren und sie an drei
Zielorten abseilen.
32
Fotos, die stammen jedoch aus den Jahren
2015 und 2016. Seit August 2020, steht
dort, gebe es eine Zulassung der US-Luft-
fahrtbehörde FAA. Aber dem Magazin
Wired berichteten Beschäftigte, der
Bereich baue 100 Stellen ab und kollabiere
zusehends.
Plümmer glaubt zu wissen, woran das
liegt: „Die wollten gleich zum Endkunden
in der Stadt liefern, das ist das ultimativ
Schwerste.“ Da müsse nur ein Fehler pas-
sieren, ein kleiner Unfall, und der Scha-
den ist enorm. Wingcopter dagegen kon-
zentriere sich nun darauf, zentrale Liefer-
punkte anzusteuern. Und der Fokus liegt
auf der Gesundheitsversorgung, vor allem
von schwer erreichbaren Regionen. Denn
bei medizinischer Fracht kommt es sehr
auf die Liefergeschwindigkeit an und
deutlich weniger auf die Kosten. „Kleine
Mengen, große Wirkung“, meint Plüm-
mer. Das passt zu seinem Selbstverständ-
nis, mit Drohnen die Welt zu verändern.
Dass dies tatsächlich funktionieren
kann, hat Wingcopter mittlerweile welt-
weit unter Beweis gestellt. Für Merck
lieferten die Drohnen Laborproben von
Darmstadt nach Gernsheim, in Schott-
land und im südpazifischen Vanuatu wur-
den Inseln mit Covid-19-Tests und Impf-
stoffen versorgt. Die amerikanische Hub-
schrauber-Airline Air Methods, die in
den Vereinigten Staaten medizinische
Güter an abgelegene Krankenhäuser lie-
fert, will mithilfe von Wingcopter nun ein
landesweites Liefernetz aufbauen. Das
nutze auch dem Klima, sagt Plümmer,
denn dann müssten die großen Hub-
schrauber nicht mehr abheben. Derzeit
wird ein Pilotversuch in Kansas vor-
bereitet.
Das Vorbild sind Autofabriken
Das geht natürlich nicht, wenn der Bau
einer Drohne Wochen oder Monate dau-
ert. In der Fabrik in Weiterstadt sollen
einmal mehrere Exemplare pro Tag vom
Band laufen. Damit dies gelingt, orientiert
sich das Start-up nicht an der Flugzeugin-
dustrie, die keine Massenserien kennt.
Das Vorbild sind stattdessen die Autoher-
steller. Mehrere der Planer und Beschäf-
tigten waren zuvor bei großen Konzernen
beschäftigt, der Produktionschef zum
Beispiel kommt von Volkswagen, der
Softwareentwickler der Künstlichen Intel-
ligenz war bei Daimler. Auch der Roboter,
der künftig die Modelle automatisch
montieren soll, wird sonst in Autofabri-
ken eingesetzt. Das Modell W178 wird
bisher großteils von Hand gefertigt.
„Auch den weißen Hallenboden haben
wir von der Autoindustrie“, sagt Plüm-
mer, das sei dort so üblich. Tau-
sende Drohnen im Jahr sollen einmal die
Fabrik in Weiterstadt verlassen. Plümmer
sagt, er wolle in kommenden Jahren wei-
tere Fabriken in den Zielmärkten errich-
ten, auch Piloten und Wartungsteams sol-
len dort ausgebildet werden. In Hessen
werde neben der aktuellen Fertigung die
Forschung und Entwicklung bleiben.
Die Piloten für die Drohnen wiederum
hat das Unternehmen bei Modellfliegern
rekrutiert. Mehrere von ihnen waren in
Flugvereinen an Hochschulen, kurz
Akaflieg. Andere, wie Juan Rombaut,
kommen aus dem Modellflugsport, er
hat bereits zehn Mal die spanische
METROPOL WINTER 2021/2022
Erfahrungsschatz:
Die in der Fabrik-
halle ausgestellten
Drohnen sind mit
den Logos der
Unternehmen
beklebt, mit denen
Wingcopter zusam-
mengearbeitet hat.
Meisterschaft in der Modellklasse F3A
gewonnen und hat selbst einen Piloten-
schein. Berufspilot, sagt der 31 Jahre alte
Katalane, habe er nicht werden wollen,
das lohne sich angesichts der heutigen
Gehälter und Arbeitsbedingungen nicht
mehr. Auf LinkedIn habe er dann Wing-
copter entdeckt, schnell die Drohnenflie-
gerlizenz gemacht und sich Anfang dieses
Jahres beworben. Im Frühjahr wurde er
eingestellt und gleich für mehrere Monate
nach Malawi geschickt, nun ist er zurück
in Weiterstadt. Er ist nicht der einzige
Arbeitsmigrant dort. Unter den 130 Mit-
arbeitern gibt es 20 Nationalitäten.
Ein Pilot, der nicht fliegt
Die Arbeit eines Wingcopter-Piloten
unterscheidet sich deutlich von der in
bemannten Flugzeugen. Die Hauptarbeit,
erklärt Rombaut, passiere vor dem Start,
wenn die Route anhand von Internetkar-
ten geplant und programmiert wird, etwa,
in welchen Höhen die beste Flugstrecke
verläuft. Hat die W178-Drohne einmal
abgehoben, legt er die Fernbedienung
beiseite und verfolgt das Weitere über den
Laptop. „Dass ich die dann nicht mehr
anfasse, war für mich als Modellflieger
schon sehr ungewohnt.“ Auf dem Rech-
ner sieht er den Flugverlauf und aktuelle
Telemetrie-Daten. Am Ziel weist dann ein
Beobachter per Telefon den Landeanflug
ein und warnt, wenn etwa Kinder oder
METROPOL WINTER 2021/2022
Tiere über den Landeplatz laufen. Rom-
baut kann in solchen Fällen per Computer
die Drohne stoppen und schweben lassen,
bis eine Landung sicher ist.
Mit dem neuen Modell W198 soll sich
das aber ändern. Gleich mehrere Neue-
rungen haben die Entwickler vorgesehen.
Die Drohne, die zu großen Teilen aus
leichter und funkdurchlässiger Glasfaser
besteht, wird mit 198 Zentimeter Spann-
weite und 152 Zentimeter Länge nicht nur
breiter und größer sein. Sie wird noch Die Fernbedienung
leichter, weiter und schneller fliegen und brauchen die Piloten nur
größere Lasten transportieren können. für den Start, danach ver-
Eine Kamera hat sie, Künstliche Intelli- folgen sie die fliegenden
Lieferanten am Computer.
genz kann automatisch auf ungeplante
Vogelschwärme oder Fallschirmspringer
reagieren, die Piloten können zudem über
das 5-G-Telefonnetz oder Iridium-Satelli-
ten in den Flug eingreifen. Vor allem aber
kann die neue Drohne gleichzeitig drei
Pakete transportieren und sie ohne zu
landen per Seilwinde absetzen. „Triple
Drop“ nennen die Entwickler stolz diese
Technologie. Und überdies soll es künftig
möglich sein, dass ein Pilot zehn Drohnen
gleichzeitig steuert, auch wenn sie unter-
schiedliche Routen und Ziele haben.
Ihr Hauptkonkurrent übrigens, das mit
2,7 Milliarden Dollar bewertete Unter-
nehmen Zipline, kann das alles nicht.
Dessen Drohen werden per Katapult
gestartet, enden in einem Fangseil und
werfen ihre Ladung mit Fallschirmen ab.
33
UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT

Datenschutz zählt in Kliniken

fast so viel wie die Heilung
der Patienten. Das macht die
U
m ein Leben zu retten, hat sich
manch ein Arzt schon strafbar
gemacht. Wenn in einer Notsitua-
tion alle zur Verfügung stehenden Mittel
malversorger die besonders schweren
Fälle übernahmen und sich die kleineren
Einrichtungen währenddessen verstärkt
um weniger problematische Patienten

Sicherer Chat
Digitalisierung von Abläufen
und vor allem den Austausch
von Patientendaten nicht
einfach. Doch es geht –und
ausgereizt scheinen, der Zustand des Pati-
enten sich aber weiter verschlechtert,
kann es helfen, die Situation aus einem
anderen Blickwinkel zu betrachten und
eine weitere Fachmeinung einzuholen. Es
komme durchaus vor, dass in solchen
kümmerten, sollte mithilfe der App
schnell entschieden werden können, ob
der Gesundheitszustand eines Patienten
eine Verlegung erforderlich macht.
Vor Einführung der App seien bei der
Kommunikation über das Telefon oftmals

für Kliniken
kann Menschenleben retten. Momenten Patientendaten, etwa eine
CT-Aufnahme, über den Nachrichten-
Von Marie Lisa Kehler dienst Whatsapp oder per E-Mail an
und Frank Röth (Fotos) einen Kollegen in einer anderen Klinik
verschickt werden, bekennt ein Arzt. Pati-
entensicherheit schlägt in diesem Moment
Datensicherheit. Dass der kurze Dienst-
weg nicht sein darf, wissen alle Beteilig-
ten. Dass er genutzt wird, bestreitet kaum
einer.
Weil solche Situationen während der
Pandemie häufiger zu werden drohten,
den Ärzten gleichzeitig aber ermöglicht
werden sollte, sich auszutauschen über
diese neue Krankheit mit ihrem oft rätsel-
haften Verlauf, und das klinikübergrei-
fend, schnell und unter Berücksichtigung
des Datenschutzes, haben die hessischen
Kliniken in beachtlichem Tempo eine
Moderne Form des neue Technologie eingeführt und sich
roten Telefons: Über sicher vernetzt. Die Pandemie hatte den
eigens ausgestattete
Tablets können
Innovationsdruck, aber auch den Investi-
Mediziner auf tionsdruck erhöht, und das Land Hessen
geschütztem Weg hat die flächendeckende Einführung der
Patientendaten sogenannten TeleCovid-App in allen
austauschen. Krankenhäusern Hessens mit einer Drei-
viertelmillion Euro gefördert.
Mithilfe der App, die auf extra dafür
konfigurierten Tablets aufgespielt wird,
verbinden sich die Ärzte der unterschied-
lichen Kliniken untereinander. Daten wie
etwa Laborbefunde, Röntgenbilder oder
Patientenkurven können sicher geteilt,
Videoanrufe getätigt und somit ein visu-
eller Eindruck des Patienten übermittelt
werden. Werte, etwa die Herzfrequenz,
die im Moment des Videoanrufs erst am
Patientenbett gemessen wird, überträgt
das System in Echtzeit. Ziel sei es gewe-
sen, das Wissen zu bündeln und das wei-
tere Vorgehen bei der Behandlung von
Corona-Patienten zu besprechen, erklärt
Ralf Michael Muellenbach. Der Direktor
der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-
medizin, Notfallmedizin und Schmerz-
therapie am Klinikum Kassel war es, der
das Projekt unter anderem mit seinen
Kollegen der Universitätsklinik Frankfurt
vorangetrieben hat.
Während der Hochphase der Pan-
demie, in der die sogenannten Maxi-
wichtige Informationen gar nicht erst
übermittelt worden. In Zeiten, in denen
Videoanrufe über das Handy schon längst
möglich gewesen seien, habe man sich aus
Gründen der Datensicherheit mit schlech-
teren Lösungen zufriedengeben müssen,
bemängelt Muellenbach. „Wir haben mit
dem Telefon und dem Fax die ganze
Bandbreite der Beratung abgedeckt.
Das war nicht mehr zeitgemäß“, sagt
der Anästhesist und Intensivmediziner.
Durch die Anwendung der App habe es
den Versuch gegeben, flächendeckend
„High-Quality-Versorgung“ zu gewähr-
leisten – und das 24 Stunden am Tag,
sieben Tage die Woche.
Das ganze Bild
Ärzte kleinerer Kliniken konnten so
schnell um kollegialen Rat in weiter ent-
fernten Fachzentren bitten. Manch eine
Verlegung eines Patienten habe so verhin-
dert werden können. Bei anderen sei nach
der Beratung über die App schneller ein
Transport in eine spezialisierte Klinik in
die Wege geleitet worden, als das vielleicht
nach einem einfachen Telefongespräch
der Fall gewesen wäre. Dass dabei noch
immer alle Kliniken an einem Strang zie-
hen, ist laut Muellenbach „eine Mammut-
leistung“. Er ist sich sicher: Ohne den
Druck, der durch die Pandemie erzeugt
wurde, hätte es die App vielleicht nicht so
schnell an das Bett der Patienten geschafft.
Ursprünglich, so der Mediziner, der
auch das ECMO-Zentrum in Kassel leitet,
habe es sich um ein Forschungsprojekt
gehandelt, um bei intensivmedizinischen
Fragen einen schnelleren Datenaustausch
zwischen Kliniken zu ermöglichen. Der
Ausbruch der Pandemie habe die Frage-
stellung aber enger gefasst: Wer soll hier
eigentlich wie vernetzt werden? Die Ant-
wort: alle Kliniken, die bei der Betreuung
von Corona-Patienten versuchen, die
zum jeweiligen Zeitpunkt optimale The-
rapie für ihren Patienten zu ermöglichen.
Dass bei der Kommunikation der
Datenschutz eingehalten wird, dafür haben
die Entwickler der App, das Awesome
Technologies Innovationslabor mit Sitz in

34
4 METROPOL WINTER 2021/2022 35

UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT
Würzburg, gesorgt. Der Server wird von
der Ekom21, dem IT-Dienstleister von
Land und Kommunen in Hessen, gehos-
tet. Dem Anbieter wurde vom Bundesamt
für Sicherheits- und Informationstechnik
eine maximale Sicherheit im Bezug auf
den Umgang mit sensiblen Daten beschei-
nigt. Die App ermöglicht die Übertragung
von Bilddateien und Videotelefonie in
einer geschützten und verschlüsselten
Umgebung, ohne dabei auf das Kranken-
hausinformationssystem der einzelnen
Kliniken zugreifen zu müssen. Mit den
Fördergeldern des Landes konnten diese
die Hardware, Lizenzen sowie die Schu-
lungen für die Mitarbeiter bezahlen.
Der Austausch zwischen den Kliniken
sei vorangetrieben und einer Überlastung
des Gesundheitssystems während der
Hochphase der Pandemie entgegenge-
wirkt worden, lobt das zuständige Sozial-
ministerium. Zudem seien in der Pande-
mie die Partikularinteressen der mehr als
80 hessischen Krankenhäuser in den Hin-
tergrund gerückt. „Es wurde die Chance
genutzt, die diese Pandemie geboten hat.
Ohne die Krise hätten wir das so schnell
nicht umsetzen können“, sagt ein Sprecher
des Ministeriums.
Aber schnell ist nicht immer schnell
genug. Zu dem Zeitpunkt, als auch die letz-
ten Kliniken mit den speziellen Tablets
ausgestattet wurden, war die dritte Welle
Datencenter statt Archiv: Das Wissen
über seine Patienten sammelt das
Uniklinikum Frankfurt auf Servern,
nicht mehr in Papierakten.
fast schon wieder abgeflacht. Die telemedi-
zinische Vernetzung der Krankenhäuser
habe selbst bei guter Zusammenarbeit mit
dem Landesbeauftragten für Datenschutz
und Informationsfreiheit und einer schnel-
len Reaktion der Kliniken eine gewisse Zeit
in Anspruch genommen, räumt das Sozial-
ministerium ein. Solche digitalen Lösun-
gen müssten im Idealfall während des
Regelbetriebs und nicht während einer
Sonderlage gefunden werden.
Dem würde wohl niemand widerspre-
chen, aber die Digitalisierung geht auch
Michael von Wagner hat
mit dafür gesorgt, dass sich
die TeleCovid-App schnell
durchsetzt.
im Gesundheitswesen langsam voran,
selbst wenn die Potentiale hoch einge-
schätzt werden. Längst nicht alles, was
technisch schon möglich ist, findet Ein-
zug in den Arbeitsalltag. Das bestätigt
Michael von Wagner. Er ist Ärztlicher
Leiter der Stabsstelle für medizinische
Informationssysteme und Digitalisierung
an der Frankfurter Universitätsklinik.
Von Beginn an war er in das Projekt invol-
viert. Dass mittlerweile fast alle hessi-
schen Kliniken miteinander vernetzt sind,
wertet auch er als großen Erfolg.
Ungeordneter Umgang mit Daten
Um wirklich beurteilen zu können, wie es
um den Gesundheitszustand eines Patien-
ten stehe, sei der Blick in dessen Akte
essenziell. Aber die werde schon inner-
halb einer Klinik oft nicht nach einem
einheitlichen System geführt, weiß von
Wagner. Und die Gefahr von Missver-
ständnissen sei noch einmal größer, wenn
unterschiedliche Kliniken miteinander
kommunizierten – zumindest dann,
wenn die Zeit drängt. Denn oftmals
komme es im Arbeitsalltag noch immer
zu sogenannten Medienbrüchen. Michael
von Wagner nennt Beispiele: Es könne
passieren, dass wichtige Daten nur auf
Papierfragebögen landeten, manch eine
DIE PRIVATKLINIK DR. AMELUNG HILFT BEI STRESS UND PSYCHISCHER BELASTUNG
Gesundheit braucht Atmosphäre
Arbeitsbelastung und komplexe Aufgaben
– der achtsame Umgang mit den eigenen
Belastungsgrenzen ist für Führungskräfte
eine besondere Herausforderung, weiß
Dr. Unger, Chefarzt der Privatklinik Dr.
Amelung in Königstein.
Welche Krankheitsbilder gibt es speziell
bei Führungskräften?
Das sogenannte Burnout-Syndrom ist ein
wichtiges Thema, sehr häufig handelt es
sich hierbei um depressive Störungen, für
die uns sehr wirksame Therapieverfahren
zur Verfügung stehen. Daneben sehen wir
unter Führungskräften nicht selten bipo-
lare Erkrankungen und Persönlichkeits-
störungen, die jedoch häufig unerkannt
bleiben, da bestimmte Elemente dieser
Störungsbilder gerade bei Führungskräf-
ten paradoxerweise gewissermaßen als
„USP“ angesehen werden (z.B. gesteiger-
ter Antrieb, hohe Risikobereitschaft, gerin-
ges Schlafbedürfnis u.a.).
Welche langfristigen Folgen kann die
hohe psychische Belastung haben?
Belastungen können eine negative Eigendy-
namik entwickeln. Betroffene können ihren
Alltag nicht mehr meistern, die Abwärtsspi-
rale in eine zunehmende Perspektivlosig-
keit kann im Extremfall sogar zu lebensbe-
drohlichen, suizidalen Krisen führen.
Wie können Sie in Ihrer Klinik helfen?
Zunächst ist eine Herausnahme aus dem
belastenden Umfeld wichtig. Wir holen un-
sere Patienten dort ab, wo sie aktuell ste-
hen und versuchen gemeinsam, dass je-
weils individuell bestmögliche und pas-
sende Behandlungskonzept zu entwik-
keln. Ausschließlich etablierte, wissen-
schaftlich anerkannte Therapieverfahren
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik & Psychotherapie
Neue Kraft schöpfen
in heilsamer Atmosphäre
Wir finden die richtige Therapie für Ihre Heilung.
Und Sie Ruhe und Entspannung.
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für psychische Störungen kommen bei
uns zum Einsatz.
Was macht die Klinik besonders?
Das Gesamtkonzept! Der Personalschlüssel
ist überdurchschnittlich, die Qualifikation
der Beschäftigten außerordentlich hoch.
Die Aufnahme in unser einmaliges Ambien-
te, die naturnahe, parkar-
tige Lage der Klinik inmit-
ten der Taunuslandschaft
und der äußerst wert-
schätzende Umgang mit-
einander vermittelt unse-
ren Patienten unauf-
dringlich eine heilsame
Atmosphäre. Dr. Joerg Unger
Privatklinik Dr. Amelung
Altkönigstraße 16, 61462 Königstein im Taunus
www.klinik-amelung.de

klinik-amelung.de • Königstein im Taunus

36 METROPOL WINTER 2021/2022

UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT
Patienten-Kurve werde noch per Hand
geschrieben, andere Daten doppelt abge-
fragt. Um schnell und fundiert Entschei-
dungen treffen zu können, sei es jedoch
erforderlich, die wirklich relevanten
Informationen gebündelt und nach einem
einheitlichen System zu erfassen. In vie-
len Kliniken laufen deshalb schon seit
Jahren Vorarbeiten zur Systematisierung
der Datenerfassung, um die Vorausset-
zungen zu schaffen, so sinnvolle digitale
Anwendungen wie etwa die TeleCovid-
App einführen zu können.
Vor mehr als zehn Jahren hat von
Wagner in seiner Funktion als Digitali-
sierungsbeauftragter an der Frankfurter
Uniklinik damit begonnen, die digitale
Patientenakte voranzutreiben. Ziel sei es
gewesen, alle Fachabteilungen zu einer
einheitlichen Erfassung der Daten zu
befähigen und die Aktenberge, die im
Laufe der Jahre entstehen, überflüssig zu
machen. Mittlerweile gibt es an der
Universitätsklinik keine platzfressenden
Aktenarchive mehr. Sie wurden durch
moderne Serverräume abgelöst.
Die Datenabfrage zu vereinheitlichen
spare den behandelnden Ärzten im Alltag
viel Zeit und schaffe dadurch neue Kapa-
zitäten. „Datensicherheit darf nicht dazu
führen, dass Daten nicht zugänglich sind“,
sagt von Wagner. Natürlich müsse geklärt
werden, wer überhaupt worauf zugreifen
dürfe. Aber es helfe in einem Notfall nicht,
wenn wichtige Informationen wie etwa
die Frage nach Allergien auf einem Papier-
formular stünden, dieses aber für die
weiterbehandelnden Ärzte „hinter vier
Stahltüren nicht mehr zu erreichen“ sei.
Offen ist, wer am Ende bezahlt
Anlässlich der Einführung der TeleCovid
Hessen App wurde das Thema Daten-
schutz noch einmal breiter diskutiert.
„Der wurde zuvor wie eine Monstranz
hochgehalten.“ Oft werde aus Angst,
Fehler zu machen, Innovation vermieden.
„Wir müssen den Datenschutz wieder zu
dem machen, was er ist. Ein wichtiges,
aber kein allein herrschendes Element“,
fordert Michael von Wagner. Vorausset-
zung, um überhaupt Fortschritte zu erzie-
len, muss nach Meinung des Oberarztes
die Einsicht sein, dass „es einen hohen
Bedarf gibt, Daten zu standardisieren“.
Alle müssten sich zwingend auf eine „ein-
heitliche Sprache“ einigen, um das System
mit verwertbaren Informationen füttern
zu können. „Man muss die Dinge genau
benennen.“ An dem Punkt, das Potential
von Künstlicher Intelligenz voll aus-
38
schöpfen zu können, seien die Kliniken
noch lange nicht, so seine Einschätzung.
„Wir sind gerade erst dabei, die Funda-
mente für KI-Anwendungen zu bereiten.“
Daran aber arbeiten viele. Allein an der
Frankfurter Uniklinik werden aktuell
mehr als ein Dutzend IT-Projekte, die
allesamt dazu beitragen sollen, die Abläufe
im Klinikalltag zu erleichtern, durch die
sogenannte E-Health-Initiative der Lan-
desregierung gefördert. „Wir versuchen
exemplarisch übertragbare Lösungen zu
entwickeln, die auch an anderen Kran-
kenhäusern umgesetzt werden können“,
sagt Michael von Wagner. Auf 20 Millio-
nen Euro Fördergeld kann die Uniklinik
dafür in den nächsten fünf Jahren zurück-
greifen. Wie die Digitalprojekte, für die
natürlich Lizenzgebühren oder auch Mit-
arbeiterstellen anfallen, nach Ablauf des
Förderzeitraums bezahlt werden, wie
die Digitalkosten der Kliniken künftig
abgerechnet werden, ist offen. Wagner
beschäftigt die Frage, welches Budget
erforderlich ist, um die Entwicklung auf
dem erreichten Niveau zu halten – und
stetig weiterzuentwickeln.
Zumindest bei der TeleCovid-App
Hessen scheint die Finanzierung über
Nutzt die Tele-
Covid-App: Die
Ärztin Andrea
Steinbicker ist
stellvertretende
Leiterin der Klinik
für Intensivmedizin
am Frankfurter
Uniklinikum.
den Sommer 2022 hinaus gesichert. Das
Sozialministerium hat durchblicken las-
sen, die Zusammenarbeit über das
geschaffene fachliche Netzwerk fortset-
zen zu wollen – wenn auch in abgewan-
delter Form. Die App soll in der Intensi-
vmedizin eingesetzt und in die dauer-
hafte Versorgungsstruktur überführt
werden, um notwendige Verlegungen
frühzeitig abstimmen zu können, unnö-
tige Transporte zu vermeiden und eine
flächendeckende Versorgung der Patien-
ten zu garantieren. Das Land Hessen hat
den Auftrag erteilt, das Projekt TeleCo-
vid mit der Software zu vernetzen,
mit der Kliniken Verlegungstransporte
anfordern. Soll künftig ein Patient in
eine andere Klinik wechseln, können die
Ärzte die notwendigen Daten zunächst
per TeleCovid-App austauschen und das
weitere Vorgehen klären.
Trotzdem schreiben die Ärzte aus ver-
schiedenen Kliniken noch immer Whats-
app-Nachrichten an ihre Kollegen. Der
Inhalt aber ist rein privat. Man kennt sich,
man schätzt sich, ist durch die Pandemie
und das Projekt noch ein bisschen enger
zusammengewachsen und freut sich auf
„Kaffee, wenn das alles vorbei ist?“.
METROPOL WINTER 2021/2022
DIE PRIVATE LILIUM KLINIK IST SPEZIALISIERT AUF
ARTHROSKOPISCHE CHIRURGIE UND ENDOPROTHETIK
Von Kopf bis Fuß:
Orthopädische Spitzenchirurgie
Die LILIUM Klinik ist eine moderne Privat-
klinik in Wiesbaden mit dem Anspruch, ihre
Patienten bestmöglich zu versorgen – mit
erstklassigen Fachärzten, moderner Tech-
nik und menschlicher Zuwendung. Durch
ihren Fokus auf orthopädischer Chirurgie
und Endoprothetik konnte LILIUM renom-
mierte Fachärzte gewinnen für Schulter,
Hüfte, Knie, Füße und Wirbelsäule.
Bereits 1998 hat sich
Dr. med. Marco
Weiß auf die arthro-
skopische Chirurgie
der Schulter speziali-
siert. Inzwischen um-
fasst sein Repertoire
ebenso das gesamte
Dr. med. Weiß Spektrum der Schul-
ter-Endoprothetik:
von der anatomischen und – wenn auch
Muskeln und Sehnen geschädigt sind – in-
versen Versorgung mit einer Totalprothe-
se (Gelenkkopf und Gelenkpfanne), über
minimal-invasive Eingriffe, bei denen der
Patient mit knochensparenden Teilprothe-
sen versorgt wird, bis hin zu Wechselope-
rationen. Der Facharzt für Orthopädie und
Rheumatologie berichtet: „Der Einsatz von
Gelenkprothesen nimmt besonders für
die Schulter stark zu, denn hier sind enor-
me Fortschritte erzielt worden bei der
Qualität der Implantate wie auch durch
schonendere Operationsmethoden.“
Der Spezialist für Hüfte und Knie an der
LILIUM Klinik ist Prof. Dr. med. Henrik
Schroeder-Boersch. Bereits seit 2009
führt er den anterioren Zugang (AMIS)
bei der Implantation von Hüftprothesen
durch: „Die AMIS-Technik ist eine aufwen-
dige minimal-invasive Operations-
technik, bei der das Implantat sehr
muskelschonend eingesetzt werden
kann.“ Während er in den vergange-
nen 25 Jahren Hunderte von künst-
lichen Gelenken implantierte, sind
es in der LILIUM deutlich weniger,
denn es ist ihm wichtig, mehr Zeit
für den einzelnen Patienten zu ha-
Dr. med. Schröder
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ben. Hier kann er ver- LILIUM Klinik sei perfekt, um – neben der
feinerte chirurgische klassischen operativen Behandlung des
Konzepte anwenden, Fußes – anspruchsvolle und innovative
wie z.B. die anatomi- Operationstechniken durchzuführen wie
sche Knieprothese: die minimal-invasive Fußchirurgie, bei der
„Standardmäßig wird der Fuß durch kleinste Schnitte ohne Im-
davon ausgegangen, plantate korrigiert wird, aber auch arthro-
dass das Kniegelenk skopische Sprunggelenkversteifungen
rechtwinklig ist – das Prof. Dr. med. oder arthroskopische Eingriffe des oberen
Schroeder-Boersch
ist aber oft nicht der und unteren Sprunggelenks.
Fall. Bei unserem innovativen Prothesen- Der Fokus von Priv.-Doz. Dr. med.
system kann ich das künstliche Gelenk prä- Stefan Mattyasovszky liegt auf Wirbel-
zise an der individuellen Beinachse aus- säulenerkrankungen, akuten und chroni-
richten und dem Patienten so mehr Beweg- schen Muskel-Sehnen-
lichkeit ermöglichen“, erläutert der Spezia- Verletzungen und alters-
list, der das System mitentwickelt hat. bedingten Erkrankungen
Dr. med. Stephan Rummel ergänzt der Gelenke und Knochen.
das Team der Gelenkspezialisten in der Eine der häufigsten Ursa-
LILIUM Klinik im Bereich arthroskopische chen für „das Kreuz mit
Eingriffe sowie Endoporothetik von Knie, dem Kreuz“ ist die Spinal-
Hüfte und Schulter. Das oberste Ziel, be- kanalstenose. „Erzielt eine
tont er, ist zunächst der Gelenkerhalt: „Es konservative Therapie kei-
Priv.-Doz. Dr. med.
muss nicht immer gleich der große Eingriff nen Erfolg, so hilft meist Mattyasovszky
sein. Die moderne nur die Operation. Im Be-
Gelenkchirurgie zielt reich der LWS wird dieser Eingriff meist
darauf, einen Aus- über einen kleinen Hautschnitt am Rücken
tausch auf ein künst- durchgeführt. Dabei wird der Spinalkanal
liches Gelenk so weit mit einem mikroskopischen Eingriff erwei-
wie möglich hinaus- tert, sodass sich die Nerven wieder unge-
zuzögern.“ Eine der hindert bewegen können“, so der Wirbel-
Möglichkeiten, zu- säulenspezialist der LILIUM Klinik.
mindest einen Teil
Dr. med. Rummel
des Gelenks zu er- Wichtig ist allen Gelenkspezialisten der
halten, ist der Einbau einer sogenannten LILIUM Klinik, dass die Patienten sich wohl-
Schlittenprothese. Hierbei wird nur der fühlen in einem Haus, in dem sie „faktisch
innere, abgenutzte Gelenkanteil ausge- wie in einem Hotel“ umsorgt werden. Der
tauscht, was die Wiederherstellungszeit Mensch steht in der LILIUM Klinik im Mit-
nach der Operation oft verkürzt. telpunkt – genau das erleben die Patien-
„Füße faszinieren mich, weil sie so kom- ten und empfehlen sie begeistert weiter.
plex sind“, begründet Dr. med. Kerstin
Schröder ihre Spezialisie-
rung. Seit über 15 Jahren
deckt sie das gesamte
Spektrum der Fußchirurgie
ab und verfügt über das
Zertifikat der Deutschen
Assoziation für Fuß- und
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Sprunggelenkchirurgie. Der Telefon: (06 11) 17 07 77-0 · info@lilium-klinik.de
medizinische Rahmen der www.lilium-klinik.de
UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT

Belastung Kann eine Gesundheitskrise

die Arbeitnehmer gesünder
machen? Zumindest verpassten
D
er Küchenstuhl hat manchen
Rücken kaputt gemacht, die tägli-
chen Infektions- und Todeszah-
len schlagen aufs Gemüt. Dafür hat nie-
DAK-versicherte Beschäftigte in Hessen
im ersten Halbjahr dieses Jahres 52 Fehl-
tage wegen Atemwegserkrankungen ver-
merkt – zwei Drittel weniger als im Vor-

für Rücken
die hessischen Erwerbstätigen
im Corona-Jahr weniger
Arbeitstage wegen Krankheit.
Von Katja Winter
mand Husten und Schnupfen in der
Abteilung verbreitet – die vorläufige
Gesundheitsbilanz der Corona-Krise für
Unternehmen fällt aus Sicht der Kranken-
kassen gemischt aus: Obwohl die Verbrei-
jahreszeitraum. Anfang 2020 waren Bron-
chitis, Grippe und Erkältung noch die
zweithäufigste Ursache für Krankmel-
dungen in Hessen gewesen, in den ersten
Monaten dieses Jahres rangierten sie nicht

und Seele
Wie oft waren Beschäftigte krank?
Statistische Gesamtzahl der Tage,
die jeder Versicherte arbeitsunfähig
gemeldet war
1. Halbjahr
tung des unermüdlichen Virus zum vier-
ten Mal traurige Hochzeiten feiert, waren
die hessischen Arbeitnehmer in jüngster
Zeit seltener krank. Wenn doch, dann
fehlten sie allerdings länger.
„Die Pandemie mit allen ihren Begleit-
erscheinungen hat auf psychische Erkran-
kungen wie ein Verstärker gewirkt“, sagt
Sötkin Geitner, Leiterin der DAK-Lan-
desvertretung Hessen. Bei Mitgliedern
der DAK seien in der ersten Hälfte des
Jahres ein Fünftel der Krankschreibungen
auf psychische Erkrankungen zurückzu-
führen. Und sie lagen in diesem Zeitraum
mit rund 136 Fehltagen je 100 Versicherte
um knapp 7 Prozent über dem Niveau des
ersten Halbjahres 2020. „Was uns als Folge
aus den Lockdown-Zeiten noch bevor-
steht, können wir heute nur schwer
abschätzen“, sagt Geitner.
In der Altenpflege wie auch bei Lehr-
kräften seien Depressionen und andere
psychische Leiden die häufigste Ursache
für Fehltage bei der Arbeit. Die Kranken-
Durchschnittliche Dauer kasse bereite verschiedene Behandlungs-
der Krankschreibungen programme für Menschen mit Depressio-
1. Halbjahr nen vor. „Wir brauchen sie so schnell
wie möglich“, bekräftigt Geitner. Auf
der anderen Seite wurden für je 100
einmal mehr unter den drei häufigsten
Krankheitsbildern, die zu Arbeitsunfä-
higkeit führen. Die meisten Fehltage hat
die DAK bislang wegen Rückenleiden
oder anderer Muskel-Skelett-Probleme
verzeichnet. Sie seien Grund für ein Vier-
tel der gesamten Krankschreibungen.
Alle auf Abstand gehalten
Stets sind es vier Krankheitsbilder, wegen
derer Beschäftigte im Unternehmen feh-
len: psychische Erkrankungen, Probleme
mit dem Atmungssystem, Krankheiten
des Muskel-Skelett-Systems, Verletzun-
gen oder Vergiftungen, gemeint sind oft
Arbeitsunfälle. Wobei die Techniker
Krankenkasse (TK) im ersten Halbjahr
unter ihren hessischen Versicherten
gesunkene Fehlzeiten für nahezu alle Dia-
gnosen bemerkt hat, auch sie berichtet,
der Rückgang sei bei Erkältung und Co.
besonders deutlich. Hierzu hätten die
pandemiebedingten Hygienevorschriften
und Abstandsregeln beigetragen, das
schützte auch vor Erregern von Atem-
wegs- oder Magen-Darm-Erkrankungen.
Weder Rückgang noch Anstieg der
Fehlzeiten weist die TK-Statistik 2020 bei
den psychischen Diagnosen auf. Mit 2,7

2021
2021
6,7 Tage
15,3 Tage Die Mehrheit fehlte Jeder Arbeitnehmer Anteil aller Erwerbstätigen mit
keinen Tag 1. Halbjahr im Jahr... Krankmeldung
Gesund Arbeitsunfähig 2020 in Prozent 2018 2020

27 Arztbesuche
2,9 1. März
6,4% 7,0%
4,3 3% 3%
73 2021
2020 2020 in Prozent
13,8 Tage Arzneimittel 1. Dezember
7,7 Tage

Gesund Arbeitsunfähig
Dauer der Arbeitsunfähigkeit in Tagen je Versicherungsjahr
16 Hessen
15 Bundesweit
34
2019 2019 2020 14
66
7,6 Tage 12,1 Tage in Prozent 13
12
11
2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

40 METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 41

UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT
Fehltagen pro Kopf liegen die Werte auf
dem Niveau des Vorjahres. Aber: „In den
vergangenen zehn Jahren haben wir einen
kontinuierlichen Anstieg der Fehlzeiten
aufgrund von psychischen Erkrankungen
beobachtet“, sagt Barbara Voß, Leiterin
der TK Hessen. Umso wichtiger sei es,
dass jeder Versicherte eigenverantwort-
lich etwas für die eigene körperliche und
psychische Gesundheit tue und sich dafür
bewusst und regelmäßig Zeit nehme.
Für manche Beschäftigte scheinen die
pandemiebedingten Veränderungen im
Arbeitsalltag, vor allem der vorüberge-
hende Umzug ins Homeoffice, einen Bei-
trag dazu geleistet zu haben. So legte das
Beratungsunternehmen EY Ergebnisse
einer Umfrage vor, wonach die Arbeitszu-
friedenheit bei einer Mehrheit der Teil-
nehmer gestiegen ist, auch wenn die
Arbeitsbelastung häufig als hoch oder
auch höher als früher empfunden wird.
Die vorher schon sichtbaren Trends hat
die Pandemie jedenfalls nicht gebrochen.
Auch die Barmer, neben den schon
genannten und der AOK eine der großen
gesetzlichen Krankenkassen im Land,
bestätigt in einem Bericht zu den Corona-
Auswirkungen, dass seit 2016 die Fehl-
zeiten bei psychischen Erkrankungen
ständig gestiegen sind. Waren sie 2016
unter ihren Versicherten statistisch noch
für 3,16 Fehltage im Jahr verantwortlich,
waren es 2017 bereits 3,25 Tage und 2020
dann 3,61 Tage.
Covid-19-Diagnosen waren im vergan-
genen Jahr dagegen nur für 0,4 Prozent
der Fehlzeiten der hiesigen Barmer-
Die häufigsten Gründe für Krankschreibungen
Erkrankungen im ersten Halbjahr, in Prozent
Muskel-Skelett-System
Psychische Erkrankungen
Verletzungen, Vergiftungen
Atmungssystem
Fehlzeiten bedingt durch Erkrankungen
220 Psyche und Verhaltensstörungen
Krankheiten des Atmungssystems
180
Verletzungen, Vergiftungen
140 Krankheiten des Muskel-Systems
100
60
2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
42
Versicherten verantwortlich. Erheblicher
seien die indirekten Folgen der Pandemie,
heißt es dem Bericht. So hätten Ärzte
anfänglich vergleichsweise viele Arbeit-
nehmer mit leichten Erkältungssympto-
men vorsorglich krankgeschrieben. Auf
der anderen Seite sei die Zahl der Arbeits-
unfälle im vergangenen Jahr unverhält-
nismäßig stark gesunken. Es seien ja auch
viele Betriebe zeitweise geschlossen gewe-
sen oder zur Kurzarbeit übergegangen,
erinnert die Kasse. Wer nicht arbeitet,
riskiert auch keinen Betriebs- oder
Wegeunfall.
Mehr Rücken als Psyche
So waren es denn auch bei den Versicher-
ten der AOK Hessen, zu denen in größe-
rem Maße auch Beschäftigte mit kleine-
ren Einkommen gehören, psychische
Probleme oder Schmerzen im Bewe-
gungsapparat, die zu den meisten Krank-
schreibungen im vergangenen Jahr ge-
führt haben. Diese Krankenkasse listet
trotz Lockdown, Schulschließung und
Maskenpflicht weiterhin Atemwegser-
krankungen mit 21,9 Prozent als häufigste
Ursache für eine Krankschreibung auf.
Erkrankungen des Muskel-Skelett-Sys-
tems waren in 17 Prozent der Fälle schuld
an den Fehltagen. Gefolgt von Problemen
mit der Verdauung (7,3 Prozent) und Ver-
letzungen (6,1 Prozent). Bezogen auf die
Dauer der Krankschreibung, stehen bei
der AOK anders als bei anderen die Pro-
bleme mit dem Bewegungsapparat an ers-
ter Stelle, gefolgt von Atemwegserkran-
kungen und psychischen Problemen.
74%
Weniger Bewegung im Homeoffice
2021
20,4
2020
24,6
20,4
19,8
12,2
16,6
7,9
10,4 der Befragten bewegen sich zu Hause weniger
50%
in Prozent
vergessen zwischendurch, vom Schreibtisch aufzustehen
Die länger werdenden Fehlzeiten von
Mitarbeitern beschäftigen natürlich die
Arbeitgeber. Welche Wechselwirkungen
zwischen den Auswirkungen körperlicher
und psychischer Gesundheit der Arbeit-
nehmer und der Widerstandsfähigkeit und
Kontinuität der Unternehmen bestehen,
dazu hat kürzlich die International SOS
Foundation aus Neu-Isenburg eine Studie
herausgegeben. Die Wohltätigkeitsorgani-
sation sieht sich als Botschafter der unter-
nehmerischen Fürsorgepflicht und fördert
nach eigenen Angaben Verfahren zum
Schutz von Sicherheit und Gesundheit von
Arbeitnehmern. In ihrer Studie „Chief
Health Officer 2030“ wurden Antworten
von mehr als 100 Fachleuten, die für den
Gesundheitsschutz in Unternehmen ver-
antwortlich sind, ausgewertet. Neun von
zehn (88 Prozent) gaben an, dass die
Gesundheitsanforderungen an ihre Orga-
nisation immer komplexer würden.
Ebenso wie Rechts- oder Finanzexper-
ten brauche es im Unternehmen auch
Gesundheitsfachkräfte, plädieren die
Autoren der Studie. Bisher sei das Thema
verschiedenen Abteilungen zugeordnet:
Arbeitssicherheit, Arbeitsmedizin, teil-
weise in der Personalabteilung. Mittler-
weile beriefen aber zumindest die Kon-
zerne einen Chief Health Officer (CHO)
in die Führungsebene, um Themen rund
um die Gesundheit der Mitarbeiter zen-
tral zu steuern. Dabei gehe die Rolle des
CHO über die eines Betriebsarztes hin-
aus. Er sei das Bindeglied zwischen
Gesundheitsfragen und Unternehmens-
anforderungen.
Zeit, umzuschalten.
Die Volvo Recharge Plug-in Hybrid-Modelle.
Quellen: DAK; Techniker Krankenkasse: Länderreport/F.A.Z.-Grafik Rodrigues
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eines Fahrzeuges der Baureihe, die Ausstattungsmerkmale des abgebildeten Fahrzeugs sind nicht Bestandteil des Angebots. Gültig so lange der Vorrat reicht.
Autohaus Hessengarage GmbH - VC Automobile
60528 Frankfurt-Niederrad, Hahnstraße 45, Tel.: 069/390005201
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www.volvocars-haendler.de/hessengarage
METROPOL WINTER 2021/2022 Hessengarage Ein Unternehmen der Emil Frey Gruppe
UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT
I-PRODENS, HANAU
Schnellstart mit Zahnersatz
Ein zweigleisiges Geschäfts-
modell hat das Unternehmen
i-ProDens aus Hanau: Im
Auftrag von Zahntechnik-
und Praxislaboren stellt das
Start-up individuelle Gerüste
sowohl für fest sitzenden wie
Geschäftsteil von ihrem
vormaligen Arbeitgeber, an
dessen Aufbau sie maßgeblich
beteiligt waren. Zudem
wollten sie die Arbeitsplätze
sichern. Der Weg in die Selb-
ständigkeit sei für die beiden

Gesünder
für herausnehmbaren Zahn-
ersatz her und verspricht eine
große Zeitersparnis für seine
Kunden. Außerdem entwi-
ckelt i-ProDens digitale
„ein großer Schritt“ gewesen,
sagt Woldegergis: „Zuvor
arbeiteten wir immer im
Angestelltenverhältnis.“
Die Zeit sei knapp gewesen:

durch Gründer
Prozesse in der Zahntechnik.
Geschäftsführer Yohannes
Woldegergis und Stefanos
Hormann haben das Unter-
nehmen im September 2019
gegründet, die Produktion
Schwangere, Pflegebedürftige, Schlaganfallpatienten haben sie im Januar 2020 auf-
oder Frauen in den Wechseljahren können Hilfe bei genommen. Zur Gründung
entschlossen sie sich, als die
diesen Start-ups finden. Für einige der Unternehmer Firma Kulzer das Fertigungs-
„Innerhalb von sechs Wochen
von der Verkündung der
Schließung bis zur Gründung
hatten wir viele Hausaufgaben
zu erledigen.“ Aus der schnel-
len Gründung wurde eine
Erfolgsgeschichte. Die Neu-
unternehmer konnten den
Umsatz nahezu auf dem bis-
herigen Niveau halten, durch

FOTO MARTIN ALBERMANN

war die Gründung selbst eine Rettung. zentrum schließen wollte, in die neue Struktur seien sogar
dem beide arbeiteten. Durch Gewinne erzielt worden. Und
Von David Baldysiak, Ole Kaiser und Yannik Steffel einen Management-Buy-out sie beschäftigen inzwischen
übernahmen sie den 21 Mitarbeiter.

MENTALSTARK, FRANKFURT
Mutmacher für noch kinderlose Frauen ANZEIGE

„Wir helfen durch ein Baukas-

tensystem“, sagt Sally Schulze
(auf dem Foto in der Mitte),
Chefin und psychologische
Leiterin des Start-ups Mental-
Stark. „Für jeden ist etwas
dabei.“ Frauen, deren Kinder-
wunsch sich bislang nicht
erfüllt hat, sollen auf einer
Internetplattform professio-
nellen Rat, aber auch Kontakt
zu Gleichgesinnten finden,
indem sie eine Mediathek voll
Informationen nutzen, sich
Gruppenstunden oder Selbst-
fürsorgegruppen anschließen
oder sich persönlich von Sally
oder anderen ausgebildeten
Psychologen und Ärzten
beraten lassen. Das Ziel: die
oft beunruhigten Frauen
nichts wird. So oder so sollen
die Betroffenen mit ihrer
Situation besser umgehen
Die Krone der Gründung: Nachfolge
können, denn wer gestresst
ist, hat noch schlechtere Aus- Die Übernahme eines bestehenden Unter- Das Gewinner-Unternehmen 2021 heißt Die Bürgschaftsbank stellt die von der
sichten, schwanger zu wer- nehmen ist eine der spannendsten Formen Grafik-Idee Textilwerbung und ist seit Hausbank für die Finanzierung benötigten
den. „Wir wollen eine profes- der Gründung. An der Schwelle zur Erneue- 1987 in Frankfurt ansässig. Nachdem Se- Sicherheiten. Seit Corona erlebt die BB-H
sionelle Alternative zu vielen rung warten immer ganz besondere Her- bastian Borst dort 17 Jahre angestellt war, einen deutlichen Anstieg von Unterneh-
Foren sein, die keine verlässli- ausforderungen auf die neue Generation. ergriff er die Chance, den Betrieb zu über- men, die wegen – oder auch trotz – der Kri-
chen Informationen bieten“, Dies ist einer der Gründe, warum wir als nehmen, setzt seither auf höchste ökolo- se investieren und ihre Liquidität absi-
sagt Schulze. Mit dieser Hal- Bürgschaftsbank Hessen so gerne Nachfol- gische Standards und Nachhaltigkeit. Und chern.
tung bietet sich MentalStark
ger begleiten – und beim hessischen Grün- bekam den Wechsel vom Kollegen zum
auch Ärzten als Behandlungs- Sven Volkert (rechts) verkündet den Sieger des
derpreis seit Jahren die Kategorie „zu- Chef bestens hin: „Ich bin froh, wenn mei-
begleitung an. Seit Anfang Hessischen Gründerpreises, Sebastian Borst
2020 sind Sally Schulze und kunftsfähige Nachfolge“ präsentieren. ne Mitarbeiter noch Basti zu mir sagen!“ von Grafik-Idee Textilwerbung (links).
ihre Partner tätig. Die ande-
ren beiden sind Vera Claas,
zuständig für das Produktma- Aktuelle Angebote der BB-H:
nagement, und Mischa Zöller,
1. Klassische Bürgschaft bis 2,5 Mio. Euro
der sich um die IT-Sicherheit
2. Betriebsmittelfinanzierungen zur
und den Datenschutz küm-
FOTOS KIEN HOANG LE, FRANK RÖTH

Sicherung der Liquidität können bis

und ihre Partner mental zu mert. Wer sich auf der digita-
zu 90 Prozent verbürgt werden.
stärken, sie in Phasen großen len Plattform registriert, muss
Foto: Hessischer Gründerpreis/Jürgen Baumhauer

Kummers aufzufangen, ihnen
Wege aufzuzeigen, eine Familie
gründen zu können – oder
damit zu leben, dass daraus
3. Express-Bürgschaft möglich
für einzelne Leistungen
4. „Bürgschaft ohne Bank“ bis zu
bezahlen, in diesem Jahr will
das Start-up so 75 000 Euro 1 Million Euro
Umsatz erzielen. Ständig aktualisierte Infos zu
Förderungen unter bb-h.de/corona

Bürgschaftsbank Hessen
Telefon (06 11) 15 07 0
44 METROPOL WINTER 2021/2022 www.bb-h.de
UNTERNEHMEN SPEZIAL GESUNDHEIT
1ACARE, GIESSEN
Pflegeangebote auf einer Plattform
Anfangs wollten sie nur die
Sanitätshäuser digitalisieren,
schnell aber geht es um die
ganze Pflege. „Wir wollen das
Amazon der Pflegebranche
werden“, sagt Martin
Przewloka, Professor für
Wirtschaftsinformatik in
Gießen und Gründer von
1ACare (Zweiter von rechts,
mit Mitarbeitern), einem
digitalen Portal, das alle an
der Pflege Beteiligten auf
einer Website vereint: Dienst-
leister, Sanitätshäuser, Her-
steller und Kunden. 1ACare
ist eine Plattform, auf der sich
Kunden zunächst über Kurz-
videos oder Texte informieren
ELIAH SEMIOTICS, FRANKFURT
Sprechhilfe nach dem Schlaganfall
Aphasie heißt das Phänomen,
das Tina Hillebrecht (29) und
Dennis Stritzke (28) zu der
Gründung ihres Unterneh-
mens Eliah Semiotics veran-
lasste. Sie ist Logopädin, er
Informatiker. Kern ihres
Unternehmens ist die App
Eliah, eine Kommunikations-
hilfe für Menschen mit
sprachlichen Einschränkun-
gen, etwa Schlaganfall-Patien-
ten. Eliah kombiniert das
Grundkonzept einer Bildtafel
mit einer Sprachausgabe,
sodass eine Kommunikation
zwischen Patient und Arzt im
Krankenhaus möglich wird.
46
können. Anschließend kann
der Kunde nach Herstellern
von Pflegebetten, ambulanten
Pflegedienstleistern oder dem
nächstgelegenen Sanitätshaus
suchen und Kontakt aufneh-
men. Alles kostenlos. Eine
Gebühr zahlen nur die anbie-
tenden Unternehmen. „Wenn
jemand ein Pflegebett benö-
tigt, braucht er wahrschein-
lich auch eine ambulante
Pflegekraft“, sagt Jan Götz
(32), zuständig für Content
und Marketing. Gleichzeitig
erhalte der Kunde Informati-
onen über Leistungen der
Krankenkasse oder Beantra-
gungsverfahren für eine
„Jeder hat das Recht, gehört
zu werden“, sagt Gründer
Stritzke. Die Idee zur App
kam Hillebrecht durch ihre
Bachelorarbeit. Stritzke
programmierte einen ersten
Prototypen. Die wirkliche
Hürde war die Zertifizierung
der App als Medizinprodukt:
„Es war sehr unübersichtlich,
herauszufinden, welche Krite-
rien wir erfüllen müssen.“
Dieser Schritt ist geschafft,
die App zu haben. „Mir
scheint es, als würden gerade
digitale Lösungen auf sehr
viel Widerstand treffen. Es
fühlt sich unnötig schwer an.“
Pflegestufe. Damit gebe man
auch den Unternehmen eine
Hilfestellung. Bisher hat das
2017 gegründete
ANDELIE, FULDA
Kühle Ohren bei Hitzewallungen
Wenn die Hitze aufsteigt,
kann der „EarCooler“ des
Start-ups Andelie helfen. Er
ist ein Clippaar fürs Ohr. Die
Clips enthalten Temperatur-
sensoren und eine Kühltech-
nik, je nach Bedarf lassen sich
drei Modi einstellen. „Es geht
um die Veränderung des
Wohlbefindens für den
Moment, nicht um die Verän-
derung der Körpertempera-
tur“, sagt Geschäftsführerin
Amelie Hellmann (rechts, mit
den Partnern Halina Kirsch
und André Schuhl). Die Ziel-
gruppe sind Frauen zwischen
Der Herbstnebel passt zur
Ungewissheit, vor der der
Flughafen Hahn und seine
Beschäftigten stehen.
Hahn
bringt
keinem
Unternehmen 20 Mitarbeiter
Glück
und 500 zahlende Kunden aus
ganz Deutschland. Von 2022
an will es profitabel sein.
Der Flughafen Hahn ist
ein millionenschweres
40 und 59 Jahren, die sich in Verlustgeschäft. Rheinland-
den Wechseljahren befinden. Pfalz, Hessen und Fraport
Das sind allein in Deutsch-
land zwölf Millionen, min-
haben es bezahlt.
destens ein Viertel von ihnen Von Inga Janović
leide unter Hitzewallungen.
Diese plötzlichen Schwitz-
F
attacken beeinflussen auch ür das Land Rheinland-Pfalz war
die Produktivität. Aber auch der Traum vom Luftfahrtdrehkreuz
Menschen, denen es oft zu im Hunsrück besonders teuer. Zwar
kalt oder zu warm ist, können hatte es 2009 die Mehrheit an der Betrei-
den Ohrclip nutzen. Noch bergesellschaft des Flughafens Hahn für
fehlt die CE-Zertifizierung, nur einen Euro quasi geschenkt bekom-
Anfang 2022 soll das Gerät men und konnte sie 2017 für immerhin
auf den Markt kommen und 15 Millionen Euro an den chinesischen
250 Euro kosten. Es gebe Konzern HNA weiterverkaufen. Dumm
schon Vorbestellungen. nur, dass der frühere Militärflugplatz seit
seiner Eröffnung als ziviler Flughafen
1993 noch nie profitabel gearbeitet hat
und man in Mainz als Aufbauhelfer die
Pflicht übernommen hatte, für Verluste
aufzukommen. Hunderte Millionen Euro
haben die Rheinland-Pfälzer über die
FOTOS MICHAEL BRAUNSCHÄDEL, MARTIN ALBERMANN, ANDELIE
Jahre zugeschossen, um Defizite auszu-
gleichen, auch nach dem Verkauf der
Anteile. Auf Anweisung der EU muss
aber mit den Staatshilfen spätestens 2024
Schluss sein.
Wenn es den Hahn dann überhaupt
noch gibt. 440 Arbeitsplätze sind von der
jetzigen Insolvenz der Betreibergesell-
schaft betroffen, dazu kommen weitere
2000 in Unternehmen, die vom Flug-
FOTO DPA
hafengeschäft abhängen. Das sind viele für
METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022
eine sonst eher abseits liegende Region.
Dort kann man weiter an die Zukunft des
Hahns glauben, weil gar nicht die seit Jah-
ren und in der Corona-Pandemie beson-
ders rückläufigen Umsätze den Ausschlag
für die Schreckensnachricht gegeben
haben, sondern die spektakuläre Pleite
des chinesischen HNA-Konzerns. Deren
Verwalter müssen nun Unternehmensan-
teile im Wert von 40 Milliarden Dollar
verkaufen, um zumindest einen Teil der
Gläubiger zu bedienen. Auch der Flug-
hafen im Hunsrück soll neue Eigentümer
kriegen. Anfang November schon hatte
Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner
von Brinkmann & Partner Anfragen von
Kaufinteressierten vorliegen.
Lückenhafte Bilanz
Ihnen könnte zusätzlich das Land Hessen
seine Hahn-Anteile in Höhe von 17,5 Pro-
zent anbieten. Dass die nicht schon lange
verkauft sind, ärgert die Opposition im
Landtag, im Finanzministerium ist man
gelassener. Auch, weil man sich ausrech-
net, deutlich weniger Geld am Hahn ver-
senkt zu haben als andere: „Das finanzi-
elle Engagement des Landes Hessen bei
der Beteiligung am Flughafen Hahn ist
auf 20 Millionen Euro begrenzt. Diese hat
das Land bis 2009 investiert“, zieht das
Finanzministerium Bilanz. Hessen habe
es sogar zur Bedingung für seine Beteili-
gung gemacht, dass es keine weiteren
Kosten tragen muss, und dies im Gesell-
schaftervertrag mit dem Nachbarland
auch so festgehalten.
Ganz vollständig ist diese Rechnung
aber nicht, schließlich war es ja der Flug-
hafenbetreiber Fraport, der seine Anteils-
mehrheit nach verlustreichen Jahren für
nur noch einen Euro an das Land Rhein-
land-Pfalz verkaufte. Gut zehn Jahre
zuvor hatte die Frankfurter Flughafen
AG, Vorläufer von Fraport, die Anteile
noch für elf Millionen D-Mark gekauft
und danach weitere Summen investiert.
Damals wie heute ist das Land Hessen
Anteilseigner an Fraport, nimmt man den
Anteil der Stadt Frankfurt dazu, hält die
öffentliche Hand nach wie vor die Mehr-
heit am größten deutschen Flughafen.
Ohne diesen hätte es den Traum vom
Luftfahrtdrehkreuz Hahn wohl gar nicht
gegeben. Die Idee, ihn als „vierte Lande-
bahn“ für Frankfurt zu nutzen und damit
einen weiteren Ausbau im Ballungsraum
zu umgehen, wurde zwar recht schnell
wieder verworfen. Aber als Außenstelle
hätte Hahn noch die richtige Adresse für
das wachsende Low-Cost-Geschäft sein
können. Die sogenannten Billigflieger,
Ryanair vorneweg, sowie günstige Fracht-
anbieter wollte man dort ansiedeln. Ren-
tabel wurde das Geschäft nicht, und so hat
auch Fraport Millionen zugeschossen, um
die Verluste aufzufangen. Bis der Konzern
sich wieder auf Frankfurt konzentrierte
und Hahn dem Staat überließ.
Jahre später bot Fraport dann Ryanair
dann doch Landerechte am großen Flug-
hafen an. Seitdem fehlt eine durchgerech-
nete Vision, wie der Hahn doch noch
richtig abheben könnte.
47
ANZEIGE
HESSISCHER GRÜNDERPREIS
Ausgezeichnete Geschäfte
Im Rahmen einer festlichen Abendgala überreichte Tarek Al-Wazir, Wirtschaftsminister, Anfang November, den Hessischen Gründerpreis 2021.
Mit dem Hessischen Gründerpreis werden
seit 2003 jedes Jahr erfolgreiche hessische
Gründerinnen und Gründer ausgezeich-
net. In diesem Jahr hatten sich 167 Teams
beworben – das ist, trotz Corona, der
vierte Teilnehmerrekord in Folge. Von den
48 Gründerinnen und Gründer aus den
Bereichen „Gesellschaftliche Wirkung“,
„Zukunftsfähige Nachfolge“, „Innovative
Geschäftsidee“ und „Gründung aus der
von denen wiederum ein Sieger pro Wett-
bewerbskategorie gekürt wurde.
„Gründerinnen und Gründer sorgen für
Innovationen, wirtschaftliche Dynamik
und Arbeitsplätze, sie sind der Mittelstand
von morgen“, sagte der Hessische Minister
für Wirtschaft, Energie, Verkehr und
Wohnen, Tarek Al-Wazir, der zugleich
Schirmherr des Hessischen Gründer-
preises ist und in der Kategorie „Inno-
vative Geschäftsidee“ die Auszeichnungen
an PipePredict verlieh. Das Darmstädter
Unternehmen analysiert Sensordaten, um
Wasserrohrbrüche mithilfe von Künst-
licher Intelligenz zu verhindern.
Dr. Frank Martin, Leiter der Regionaldirek-
tion Hessen der Arbeitsagentur, zeichnete
genetzwerkt.Fotos: Hessischer Gründerpreis
genetzwerkt.Fotos: Hessischer Gründerpreis
Nach der Verleihung wurde bei Musik und
Häppchen noch gefeiert und genetzwerkt.
in der Kategorie „Gesellschaftliche Wir-
kung“ das Würdezentrum Frankfurt aus.
Das Start-up setzt innovative und interna-
tional erfolgreiche Projekte für die Weiter-
entwicklung der Altenhilfe, des Gesund-
heitswesens und der allgemeinen Sorge-
kultur in Hessen um.
In der Kategorie „Zukunftsfähige Nach-
aus Frankfurt durch Sven Volkert, den
Geschäftsführer der Bürgschaftsbank
Hessen, prämiert. Das Unternehmen
kontrollierbaren Standard hinsichtlich so-
Die Gründertage Hessen werden mit europäischen Mitteln aus dem Fonds für Regionale Entwicklung EFRE gefördert.
INTERVIEW MIT HANS-ULRICH MÜLLER
Erfolgreich gründen
Foto: Frankfurter Sparkasse
Veredelungstechniken, Siebdruck oder Hans-Ulrich Müller, Leiter Center Firmenkunden
Digitaldirektdruck immer nachhaltiger.
Hans-Ulrich Müller von der Frank-
Den Preis in der Kategorie „Gründung aus furter Sparkasse im Interview über
der Hochschule“ erhielt Fisego Brand- den Hessischen Gründerpreis, gute
schutztechnik aus den Händen von Pro- Geschäftsideen und den Weg zur
fessorin Lilia Waehlert, Prodekanin Wies- Unternehmensgründung.
baden & Frankfurt der Hochschule Frese-
nius. Die Butzbacher Firma hat das erste Die Frankfurter Sparkasse ist
Branderkennungs- und Brandbekämp- „Möglichmacher“ beim Hessischen
fungssystem für elektrische Klein- und Gründerpreis. Warum engagieren
Großgeräte entwickelt, das einen Brand Sie sich hier?
nicht nur erkennt, sondern diesen auch Als führender Finanzdienstleister im
Rhein-Main-Gebiet sind wir gut in der
Region vernetzt und übernehmen hier
„Dass wir 2021 den vierten Teilnehmerre- Verantwortung für die Menschen und
kord in Folge hatten, zeigt, dass sich die Unternehmen. Seit jeher kümmert sich die
hessischen Gründerinnen und Gründer Frankfurter Sparkasse um soziale und
selbst von einer Pandemie nicht abschre- gesellschaftliche Belange. Dafür bietet der
cken lassen. Diese Erkenntnis hat mich Hessische Gründerpreis eine ideale
begeistert“, sagte Elisabeth Neumann, die Plattform, indem er die engagierten Grün-
Projektleiterin für den Hessischen Grün- derinnen und Gründer sowie die Nach-
derpreis bei KIZ SINNOVA Gesellschaft für folgerinnen und Nachfolger mit ihren in-
soziale Innovationen gGmbH. novativen und kreativen Ideen in außerge-
wöhnlicher Weise fördert und unterstützt.
Die Preisverleihung wurde aufgezeichnet
und kann abgerufen werden über: Eine gute Geschäftsidee ist das eine.
www.youtube.com/c/
Das andere ist ein verlässlicher
HessischerGründerpreis
Weitere Informationen unter: Partner, wenn es um die
www.hessischer-gruenderpreis.de Realisierung – und vor allem
Fotos: Hessischer Gründerpreis
Finanzierung – geht. Was können
Gründer von der Fraspa in diesem
Prozess erwarten?
Die Frankfurter Sparkasse bietet eine
ehrliche und kompetente Beratung. Wenn
ein Gründer seine Geschäftsidee vor-
trägt, wird er Interesse am Vorhaben,
ehrliches Feedback und im Idealfall die
Begleitung der Existenzgründung mit
Kreditmitteln bekommen. Zudem verfügt
die Frankfurter Sparkasse über ein großes
Netzwerk und kann dadurch Kontakte
zu IHK, der Handwerkskammer oder
Steuer- und Unternehmensberatern ver-
mitteln. Auch bieten wir einen Zugang auf
unseren Plattformen „#frankfurtvereint“,
dem virtuellen Marktplatz für Geschäfts-
partner, sowie zur regionalen Spenden-
und Crowdfunding-Plattform der main-
Frankfurt-Stiftung an.
Welche Voraussetzungen braucht es,
damit Sie einen Unternehmenskredit
gewähren?
Natürlich steht für uns an erster Stelle,
dass die von uns vergebenen Kredite
auch vollständig zurückgezahlt werden.
Bei Existenzgründern benötigen wir da-
für einen guten Businessplan mit ent-
sprechenden Prämissen, der uns das
Geschäftsmodell näherbringt und ver-
ständlich aufzeigt, dass das neu ge-
gründete Unternehmen spätestens drei
Jahre nach Gründung den Break-Even-
Point erreichen wird. Ein bestehendes
Unternehmen muss die entsprechende
Ertragskraft aufweisen und über ein
valides Geschäftsmodell verfügen.
Welche Rolle spielt das Thema
Firmennachfolge in Ihren
Geschäftsfeldern?
Das Thema Firmennachfolge ist für uns
unheimlich spannend. Als Sparrings-
Partner auf Augenhöhe begleiten wir im
Firmenkundenbereich sowohl unsere
mittelständischen Kunden, als auch die
potentiellen Käufer auf diesem spannen-
den Weg.
Die Weiterentwicklung von Geschäfts-
modellen geschieht nicht nur im Rahmen
von Nachfolgeregelungen, sondern konti-
nuierlich im Rahmen der Tätigkeit. Bei
der Finanzierung von Unternehmens-
nachfolgen können wir natürlich auf die
Historie des Unternehmens aufsetzen
ANZEIGE
und bis zu einem gewissen Grad auch
Rückschlüsse auf die zukünftige Ent-
wicklung des Unternehmens beziehungs-
weise dessen Ertragskraft schließen.
Die Fraspa ist eine öffentlich-rechtliche
Sparkasse und eine der größten
Sparkassen in Deutschland. Warum
sollte ich bei Ihnen mein Geld anlegen?
Unsere Beraterinnen und Berater werden
als verlässlicher Partner auf Augenhöhe
von unseren Kundinnen und Kunden
geschätzt. Mit ihrer langen Tradition ist
die Frankfurter Sparkasse damit Markt-
führerin im Privatkundengeschäft im
Rhein-Main-Gebiet und verfügt in ihrem
Geschäftsgebiet zudem über das dichte-
ste Netz von Filialen und Beratungscen-
tern. Außerdem wird der digitale Vertrieb
derzeit massiv ausgebaut, um unsere
Kundinnen und Kunden auf allen Kanälen
exklusiv beraten und unsere Service- und
Beratungsleistungen noch zielgerichteter
und schneller anzubieten zu können.
Im kommenden Jahr gibt es zudem den
200. Geburtstag der Frankfurter Spar-
kasse zu feiern und somit viele Aktionen
während des Jahres, die sich Kundinnen
und Kunden nicht entgehen lassen sollten.
Die Frankfurter Sparkasse unterstützt
auch soziale und kulturelle Projekte.
Seit fast 200 Jahren fördert die Frank-
furter Sparkasse Vereine, Initiativen und
soziale Einrichtungen, die wichtige Bei-
träge in allen Bereichen der Gesellschaft
leisten. Sie engagiert sich mit Förder-
projekten, Mitgliedschaften in gemeinnüt-
zigen Vereinen und nicht zuletzt über ihre
Stiftungen für ein kulturell vielfältiges und
ökologisch nachhaltiges Leben vor Ort.
Frankfurter Sparkasse
Neue Mainzer Landstraße 47–53
60311 Frankfurt
Telefon: (0 69) 26 41-30 80
hans-ulrich.mueller@frankfurter-sparkasse.de
www.frankfurter-sparkasse.de
WIRTSCHAFT UND POLITIK
Zusteller steigen um
Die Städte sind die mit Transportern verstopften Straßen
leid, und die Zustelldienste und Versandhäuser müssen
ihr Image als Klimaschädlinge loswerden. Beides
beschleunigt die Umstellung auf Elektrofahrzeuge.
Von Michael Lennartz
50
W
enn der Postmann zweimal
klingelt – steht meistens schon
niemand mehr vor der Tür,
wenn sie geöffnet wird. Da liegt dann das
Paket zu Füßen, und aus der Ferne signa-
lisiert das freundliche Winken des Zustel-
lers: „Alles klar.“ Paketboten sind immer
in Eile, zumal in den Wochen vor Weih-
nachten, wenn die Bestellmengen der
Internetkäufer noch einmal rasant nach
oben gehen. Die kontaktarme Praxis, die
sich in Corona-Zeiten zur Normalität ent-
wickelt hat, kommt den stets gehetzt wir-
kenden Mitarbeitern der großen Zustell-
dienste entgegen. Denn die Hektik dürfte
auch nach dem Fest kaum abnehmen.
Allein im vergangenen Jahr wurden in
der KEP-Branche (Kurier-, Express-,
Paketzustellung) 4,05 Milliarden Sendun-
gen in Deutschland verschickt, was einem
Zuwachs von über zehn Prozent ent-
spricht. Einen rückläufigen Effekt nach
der Pandemie erwarten die wenigsten.
Die Zeichen stehen auf noch mehr Wachs-
tum. Der Bundesverband Paket und
Expresslogistik geht von einer jährlichen
Steigerung um sieben Prozent auf 5,7 Mil-
liarden Sendungen im Jahr 2025 aus.
Das Geschäft für die Paketdienste
bleibt also lohnend, schon 2019 haben sie
zusammen 12 Milliarden Euro umgesetzt.
Aber der Wandel zur Paketgesellschaft hat
negative Folgen für Städte und Umwelt,
der Online-Einkauf wird zum Emissions-
problem. Vor allem auf der „letzten
Meile“, auf dem Weg zum Adressaten, ist
der Abgasausstoß überproportional hoch,
was das Image der Branche ankratzt.
Auch Versandkunden und Besteller in
Online-Supermärkten legen Wert auf
Nachhaltigkeit.
Und die Städte verlangen ihrerseits ein
Ende des Lieferantenstaus in vielen Stra-
ßen. Wiesbaden hat sich dazu schon
Gedanken gemacht, und in Frankfurt, das
bis zum Jahresende ein Logistikkonzept
vorlegen will, wurde bereits mit Straßen-
bahnen experimentiert, um nachts Paket-
Im Internet etwas lieferungen sauberer in die Innenstadt zu
einzukaufen ist bequem, bringen. Minidepots, von denen die
die vielen Pakete Zusteller dann mit dem Rad lossausen,
auszuliefern ist ein sind ein anderes, in etlichen Innenstädten
gutes, aber auch
praktiziertes Modell. Im Umland bleibt
aufwendiges Geschäft.
bisher nur das Auto.
Aber der Umstieg auf die lokal emissi-
onsfreie Elektromobilität drängt sich
förmlich auf, das haben die Logistikunter-
nehmen und Paketdienste längst erkannt.
Doch lange mangelte es an passenden
Fahrzeugen aus der heimischen Autoin-
FOTO DPA
dustrie. Die Deutsche Post DHL Group
METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022
übernahm deshalb bekanntlich 2014
selbst die Initiative und machte die aus
einem Forschungsprojekt an der RWTH
Aachen hervorgegangene und 2010
gegründete Streetscooter GmbH zur
hundertprozentigen Tochter. Die baute
seitdem selbst entwickelte, passgenau auf
die Bedürfnisse der Post zugeschnittene,
vollelektrische Fahrzeuge.
Mit einem Kastenaufbau in robuster
und einfacher Bauweise bieten der 4,70
Meter bis 5,80 Meter lange Streetscooter
Work und Work L 4,3 und 8 Kubikmeter
Ladevolumen bei Reichweiten von knapp
über 110 und 180 Kilometern. Völlig aus-
reichend für Brief- und Paketzustellungen
mit bis zu 300 Stopps und Anfahrvorgän-
gen pro Tag. Aktuell setzt der Konzern
neben 8000 E-Bikes und 9000 dreirädri-
gen Elektrolastenrädern, sogenannten
E-Trikes, etwa 15 000 E-Transporter sei-
ner Eigenmarke ein, Ende 2022 sollen es
über 21 000 sein. Das Ziel der Gelben
ist auch in Hessen im Jahr 2025 „die
eigene Zustellung zu 70 Prozent mit sau-
beren und emissionsfreien Zustell- und
Abholkonzepten“.
Trotzdem bleibt die Fertigung des
Streetscooter ein Zuschussgeschäft, wes-
halb die Produktion Ende 2022 auslaufen
soll – das Datum wurde allerdings schon
zweimal verlängert. Danach wird der
Post-DHL-Konzern andere Modelle aus-
wählen müssen. Bei Fiat Professional liegt
bereits eine Bestellung über 100 Elektro-
Ducato für DHL Express.
Amazon legt vor
Das sind die berühmten Peanuts im Ver-
gleich zur Order von 1800 E-Transpor-
tern, die der Versandriese Amazon an die
Daimler AG abgeschickt hat. 800 für
Deutschland, der Rest für andere EU-Län-
der. Zwei Drittel Mercedes eSprinter, ein
Drittel eVito. Die Erfahrungen hätten
gezeigt, dass der Abschied vom Diesel
problemlos funktioniert, sagt Amazons
Flottenmanager Daniel Kasack. „Die
Zustellung mit E-Fahrzeugen klappt sehr
gut. Es ist die richtige Entscheidung für
den richtigen Einsatzzweck.“
Amazon berechne seine elektrifizierten
Routen sehr genau. „Wir planen eine
deutliche Reserve gegenüber den Herstel-
lerangaben ein“, erklärt der Fuhrpark-
experte, das hieße beim eVito Touren von
maximal 70 und beim eSprinter von
höchsten 90 Kilometern, obwohl beiden
Fahrzeugen deutlich mehr Reichweite
zugeschrieben wird. In der Regel kehrten
die Fahrzeuge mit mindestens 20 Prozent
51

WIRTSCHAFT UND POLITIK
Batterie-Restladung in die Verteilzentren,
etwa nach Bad Hersfeld, zurück. An den
neueren Zentren stünden bis zu 100 Park-
plätze mit Starkstromleitungen zum lang-
samen Laden zur Verfügung, sagt Kasack.
Bei Standzeiten von zwölf Stunden und
mehr spiele Schnellladen keine Rolle.
In den USA geht der Onlinehändler
andere Wege, ist mit 700 000 US-Dollar
beim kalifornischen Elektro-Start-up
Rivian eingestiegen und hat dort 100 000
maßgeschneiderte E-Transporter bestellt,
die bis 2030 ausgeliefert werden sollen.
Die Bestellung ist Teil der verkündeten
Strategie, die Ziele des Pariser Klimaab-
kommens zehn Jahre früher zu erreichen
und damit bis 2040 klimaneutral zu agie-
ren. Allein mit den Transportern will
Amazon ab 2024 jährlich vier Millionen
Tonnen Kohlendioxid einsparen.
Ähnlich agiert der US-Paketdienst
UPS, der mit einer kleinen Beteiligung
beim britischen Start-up Arrival einge-
stiegen ist und in einer „aktiven Investiti-
onsrolle“ dort 10 000 auf das eigene
Unternehmen zugeschnittene E-Trans-
porter bauen lässt. Auf diese Weise erhofft
sich UPS nicht weniger als „die Entwick-
lung und Produktion der weltweit fort-
schrittlichsten Zustellfahrzeuge“, wie ein
Sprecher vollmundig hervorhebt.
In Deutschland hat UPS derzeit nur
100 E-Fahrzeuge im Einsatz. „Unser
Fuhrpark ist hier nicht so groß“, sagt ein
Sprecher des deutschen Ablegers. „Unser
Problem ist, dass wir hauptsächlich
7,5-Tonner im Einsatz haben. Da gibt es
noch kein interessantes Angebot.“ Kon-
kurrent GLS hat genau in dieser schweren
Gewichtsklasse einen Fuso eCanter mit
4,3 Tonnen Nutzlast angeschafft, mit dem
bisher nur die emissionsfreie Zustellung
in Düsseldorf komplettiert wurde. Vor-
sortierte Rollcontainer mit bis zu
500 Paketen werden damit vom Depot in
Neuss nach Düsseldorf transportiert, wo
die Zustellung mit E-Bikes und Lastenrä-
dern fortgesetzt wird. Die Flotte der
E-Transporter wurde zuletzt um acht
eSprinter erweitert und soll zusammen
mit Stromern im Van-Format bis 2030 auf
14 000 Exemplare ausgebaut werden.
Auch Hermes zählt zum Mercedes-Kun-
denkreis, das ebenfalls sowohl den eVito
als auch den eSprinter einsetzt.
Die DPD Group, unter dem Dach der
französischen La Poste beheimatet, hat
in Deutschland täglich 14 000 Fahrzeuge
auf den Straßen und konzentriert sich
bei der Elektrifizierung auf den Stadt-
verkehr. „Aktuell setzen wir rund 1150
52
emissionsarme Fahrzeuge in europäi-
schen Großstädten ein“, informiert eine
Sprecherin des Unternehmens. Etwa die
gleiche Anzahl an Elektrotransportern
würde bis 2025 hinzukommen, um bis
zum Jahr 2025 in 225 der größten europä-
ischen Städte emissionsfrei ausliefern zu
können. Zu den davon in Deutschland
betroffenen Städten, die mit dem MAN
eTGE, dem VW e-Crafter, eSprinter,
eCanter oder auch dem Nissan e-NV200
bedient werden, gehören auch Frankfurt
und Wiesbaden. Neben der Beschaffung
von emissionsfreien Lieferwagen sei auch
die Installation von 3600 Ladestationen
und die Einrichtung städtischer Depots
geplant.
Lösung für die Schwergewichte
Der Trend ist eindeutig. In der KEP-Bran-
che wird auf der „letzten Meile“ die E-Mo-
bilität zum Standard werden. Vielleicht
schneller, als viele vorhersagen. Denn
neben Mercedes, die mit ihrer E-Nutz-
fahrzeugflotte einige große Aufträge ein-
geholt haben, konnten auch die anderen
Mit dem Street-
scooter war der
Post-DHL-Konzern
ein Vorreiter bei
der Elektrifizierung
der Zustellflotte.
DER JAGUAR F-PACE
großen Hersteller mittlerweile ihre stro-
mernden Lieferwagenflotten massiv aus-
LEISTUNG WAR NOCH
bauen. In der 2,8-Tonner-Klasse um die
Kleintransporter Opel Zafira Life oder
NIE SO SCHÖN.
Peugeot Traveller, der etwa beim Lebens-
mittellieferdienst „Flaschenpost.de“ in
größerer Stückzahl geordert wurde. Eine
Gewichtsklasse höher spielen inzwischen
Citroën Jumpy, Opel Vivaro und Renault
Trafic oder Fiat E-Ducato mit Gesamtge-
wichten von 3,5 oder 4,25 Tonnen mit.
Die baugleichen Jumpy, Vivaro und
Peugeot Expert werden demnächst noch
um eine Wasserstoffvariante mit Brenn-
stoffzelle ergänzt, was bei der Elektri-
fizierung des Verteilerverkehrs auf der
„Middle Mile“ helfen könnte. Die elektri-
sche Reichweite wird damit auf über
400 Kilometer erhöht, die kurzen Tank-
zeiten tragen zur Langstreckentauglich-
keit bei, und der Hydrogen-Transporter
fährt ebenso flüsterleise beim Empfänger
vor wie die batterieelektrischen Modelle
– sie sind dann nicht wie der Postmann
mit seinem Dieselgefährt schon zu hören,
lange bevor er zweimal klingelt.
Der F-PACE wird Sie nicht mehr loslassen. Das liegt vielleicht an seinem neu gestalteten
Exterieur mit tiefer gezogener Motorhaube und neuen Leuchten oder am hochwertig
verarbeiteten Innenraum mit Massagesitzen. Vielleicht begeistert Sie aber auch das
innovative Pivi Pro Infotainment-System, das Konnektivität neu definiert. Oder ist es doch
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METROPOL WINTER 2021/2022
WIRTSCHAFT UND POLITIK

Jahren schon einmal gekeimt hatte, neue
Nahrung. Dass in Italien viele Städter auf
dem Land Tomaten selbst anbauen oder
Landwirten feste Erntemengen abkaufen,
um aus den Früchten Tomatensoße ein-
zukochen, weiß Deiana noch aus der Zeit,
als sie selbst in Italien lebte, in Rom und in
Neapel, nach dem Studium. Jetzt könnte
es so weit sein, aus dieser Erfahrung etwas
zu machen, denkt sie. „Salsa Paradiso“
wird geboren: Tomatensoße im Glas, eine
mild, eine pikant, ohne Zusätze, ohne
künstliche Konservierungsstoffe: die
Soßen, die sie auch zu Hause zubereitet
oder wenn sie im Restaurant in der Küche
einspringt.
Deiana fährt nach Italien, findet eine
kleine Fabrik, in der sie die erste Charge
herstellen lässt, aus Roma-Tomaten, die
bei Niedrigtemperatur schonend einge-
kocht werden. Wenig später, im Februar
2015, eröffnet sie mit ihrem Mann das
Restaurant Paradiso, ebenfalls in Oberur-
sel, am Marktplatz. Dort wird sehr pro-
duktorientiert gearbeitet, viel mit Toma-
tensoße, die Gerichte sind zu großen Tei-
len die aus Deianas Kochbuch. Die Soßen
kann man dort kaufen, das Restaurant ist
Teil eines Plans zur Vermarktung von
„Salsa Paradiso“. Zusätzlich nimmt Deiana
Kontakt mit dem Lebensmitteleinzelhan-
del auf, etliche Supermärkte listen sie,
auch Scheck-In im Frankfurter Ostend
verkauft die Gläser. Weil die Nachfrage
schnell wächst, eröffnet Deiana einen
Bringt den Geschmack Italiens in ein Glas: Hobbyköchin und Gründerin Hermina Deiana Onlineshop.
Plötzlich allein
Anfang an nicht selbst versendet, aber der
Dienstleister, den sie dafür verpflichtet
hatte, selbst ein Kleinunternehmer, war
mit der wachsenden Stückzahl, die er
bewältigen sollte, überfordert. „Er hatte
kein Warenwirtschaftssystem, und mir
haben E-Commerce-Kenntnisse gefehlt“,
sagt Deiana. Vieles habe sie selbst machen
müssen, jede Rückmeldung, jede Be-
schwerde sei bei ihr eingelaufen. „Und
glauben Sie mir, da war viel zu tun.“ In
Topzeiten standen die Soßen in 26 Märk-
ten über das ganze Land verteilt, Schwie-
rigkeiten gab es dennoch. Deiana kann
lange erzählen, von Lkw, die Paletten
falsch abliefern, von Paketen, die nicht
ankommen, von fruchtlosen Verhandlun-
gen mit DHL und anderen Spediteuren.
Deiana wechselt zu einem anderen Ver-
sender, lässt sich eine neue Homepage
bauen, im Spätsommer 2019 steht ein
neuer Onlineshop. Jetzt habe sie mehr als
2000 Kundennamen in der Datenbank,
sagt Deiana: „Jeder Dritte, der auf meine
Seite kommt, bestellt auch.“ Rund 100 000
Gläser je Saison werden in der Emilia-
Romagna produziert, Deiana verkauft sie
für 21,50 Euro im Sechsergebinde.
Die „Salsa Paradiso“ ist ein gutes Pro-
dukt. Das bescheinigen ihr Leute wie
Carmelo Greco, der erste italienische
Koch, der in Deutschland einen Miche-
lin-Stern errang, das kann jeder nach-
schmecken. Vor allem die milde Variante
ist empfehlenswert. Sie ist leicht stückig,
schmeckt fruchtig, sanft und rund, ohne
Knoblauch, ohne Konservierungsmittel.
Basis der Soße ist das Soffritto, die italie-
Wie geht es weiter mit Deiana und
ihrem Unternehmen, das jetzt zu groß ist,
als dass sie es aufgeben wollte, aber nicht
groß genug, um dafür alles andere fallen
zu lassen, die Stelle in einer Agentur dafür
zu kündigen? Unlängst habe sie das Ange-
bot einer Gruppe privater Investoren
erhalten, die ihr „Salsa Paradiso“ abkau-
fen wollten, sagt Deiana. Woraufhin sie
eine Beratungsstunde bei einem der Coa-
ches aus der TV-Sendung „Höhle der
Löwen“ buchte: Er riet ab, das Unterneh-
men sei viel zu niedrig bewertet worden.
Schlange stehen die Interessenten unter-
dessen nicht, weshalb die Hoffnungen auf
Wachstum jetzt vor allem auf weiter
steigender Akzeptanz privater Kunden
liegen. „Es wird wahrscheinlich eher ein
Heuschreckenriegel Kapital bekommen
als eine Tomatensoße“, meint Deiana.
Aber eines sei sicher: Würde einer Geld in
„Salsa Paradiso“ stecken, müsste er Liefer-
schwierigkeiten wie bei derzeit vielen
anderen Produkten nicht fürchten. Den
Markt beherrschten die zu Dumpingprei-
sen produzierten Konserven aus China.
„In Italien sind so viele Tomaten, wir
könnten Millionen Gläser produzieren.“

Erfolg mit Soße

Kochkünste, die auch mit
Sternen prämierte Kollegen
loben, und eine schier
unerschöpfliche Energie:
Auf dieser Basis hat Hermina
Deiana mit Tomatensoße
eine Gründergeschichte
geschrieben. Wie sie endet,
ist noch offen.
Von Jacqueline Vogt
und Wonge Bergmann
M
it Anfang fünfzig, als Mutter
eines erwachsenen Kindes, fing
sie noch einmal ein großes Pro-
jekt an. Nicht, dass Hermina Deiana zu
diesem Zeitpunkt, im Jahr 2015, nichts zu
tun gehabt hätte: Sie war berufstätig,
betrieb außerdem mit ihrem Mann Anto-
nio das Lokal „Pepperoni“ in einem Ober-
urseler Wohngebiet. „Aber ich hatte noch
viel zusätzliche Energie“, sagt Deiana. Die
hat sie in den Aufbau eines Unterneh-
mens gesteckt, das erst schnell zu wachsen
schien, bevor es schnell abzustürzen
drohte. Inzwischen hat es die gebürtige
Kroatin neu aufgebaut. Und steht, wie so
viele Gründer, vor einer Schwelle, von der
noch nicht ausgemacht ist, ob sie viel zu
hoch für sie ist oder so niedrig, dass sie
überschritten werden kann.
Rückblende ins Jahr 2013: Die leiden-
schaftliche Hobbyköchin Deiana besucht
die Buchmesse, sie spricht bei Kochbuch-
verlagen vor. „Ich kann kochen, ich habe
Geschichten zu erzählen“, sagt sie. Daraus
wird ein Buch mit Rezepten, die vorwie-
gend italienisch und ein bisschen kroa-
tisch sind, und mit Texten, die sich um
Bräuche und kulinarisches Leben in
Italien drehen und um Tomaten, die in
beiden Ländern überaus beliebt sind:
„Verrückt nach Tomatensauce“ erscheint
2014 im Fackelträger-Verlag.
Während sie an dem Buch arbeitet,
findet eine Geschäftsidee, die in jungen
Die Gründerin ist glücklich. Sie ist in den
sozialen Medien aktiv, sie dreht Videos, es
wird über sie berichtet, Großes scheint in
der Luft zu hängen. Nach der ersten,
knapp 60 000 Gläser umfassenden Pro-
duktion gibt es eine zweite. Dann ist
Schluss. Das Ehepaar Deiana trennt sich,
das Restaurant Paradiso wird geschlossen.
Vermögensverhältnisse müssen geordnet,
Verbindlichkeiten müssen geregelt wer-
den, außerdem hat Deiana ja immer noch
einen Job. Für ein noch junges Unterneh-
men, das tägliche Zuwendung gebraucht
hätte, bleibt kein Raum; im Jahr 2017 fällt
die Soßenproduktion aus. Die Frau, die
mit so viel Elan gestartet war, zweifelt an
ihrem Projekt, sie braucht Zeit, ihre Pläne
neu zu sortieren.
Weihnachten 2018 entscheidet Deiana:
Ich gehe es noch einmal an. „Und ich
wusste, ich werde einiges anders machen“,
sagt sie. Dreh- und Angelpunkt wird der
Onlineshop. Zwar hat sie ihre Soßen von
nische Entsprechung des deutschen Sup-
pengemüses, bei dem Zwiebeln, Karotten
und Staudensellerie in Olivenöl gedünstet
werden. Bei Deianas Soßenrezept wird
der Mix püriert. Das Püree stellt mit Salz,
Zucker, Oregano und Basilikum schon
die ganze Würze für die milde „Salsa
Paradiso“ dar. Für die pikante Version
kochen mit den Tomaten ein paar Pepe-
roni mit, die später entfernt werden.
In den Soßen kann man seine Nudeln
baden, sie taugen aber auch für anderes.
An einem warmen Tag, an dem Deiana in
ihrer heimischen Küche Vorbereitungen
für eine Fernsehproduktion mit dem Hes-
sischen Rundfunk trifft, macht sie aus
ihrer Soße nebenbei eine Tomatensuppe,
die sie mit Gin aromatisiert.
Schon die Aufmachung der
Gläser zeigt, dass Deianas
Herz in dem Projekt steckt.

54 METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 55

 SIEBEN FRAGEN AN
20. FORUM Eugen Müller
Geschäftsführender Vorstand, Aventis Foundation
INNOVATION
Als Hoechst Foundation wurde sie
1996 gegründet. Den Konzern, der JEDER, WO ER WILL
sich damals von Unternehmensteilen Viele Unternehmen zögern die Ent-
trennte und Teile des Erlöses in das scheidung hinaus, wie sie nach der
Stiftungsvermögen von 100 Millionen Pandemie die Arbeitszeit zwischen
D-Mark leitete, hat sie unter dem Büro und Homeoffice für ihre Fintech-Hub Gießen
neuen Namen Aventis Foundation Mitarbeiter verteilen. Die R+V Versi- 400 Arbeitsplätze will der
Vielen Dank! lange überlebt. Eugen Müller war
von Anfang an daran beteiligt, die
cherung in Wiesbaden hat Arbeits-
zeitmodelle festgelegt, bis zu vier
Zahlungsabwickler Klarna in
Gießen schaffen, geplant ist
an alle Teilnehmenden, Partner und Stiftung als Förderer von Kultur Tage in der Woche können ihre nach Unternehmensangaben
und Wissenschaft aufzubauen. Jetzt Angestellten zu Hause arbeiten.
Unterstützer des 20. FORUM INNOVATION feierte sie ihren 25. Geburtstag. Im nächsten Schritt werden nach
ein Tech Hub für das Europa-
Geschäft der Schweden.
Unternehmensangaben nun die
Die Jubiläumsveranstaltung der Plattform für Innovation (PFID) fand am
Weihnachtsglanz statt Bühnenlicht Büroflächen teilweise umgebaut,
120 Mitarbeiter haben sie in
Mittelhessen schon, im ver-
Über den Ankündigungen Frankfurter Stadion aufgebaut Workshops sollen die Mitarbeiter
04. November 2021 in Frankfurt statt. Wir danken allen, die gemeinsam Worauf waren Sie in letzter Zeit besonders stolz? gangenen Jahr haben sie die
von Shows und Konzerten wird. Am 19. November ist in die neue Arbeitswelt begleiten.
zu den Themen Plattformökonomie und Innovation Eco System diskutiert Ich bin wirklich stolz auf unser kleines Stiftungsteam, das die frisch sanierte Alte Post bezo-
prangen auf den Internet- Eröffnung, bis zum 9. Januar
Aktivitäten rund um unser Jubiläum wunderbar bewältigt hat. gen. Dass Klarna nach Gießen
haben. Unter anderem mit Impulsen von: seiten seiner beiden Firmen 2022 soll das Lichter-
kam, liegt an Dirk Rudolf und
noch häufig die Hinweise weihnachten dauern. In
Auf welche Ideen kämen Sie gern? seinen Mitstreitern: Sie haben
„verlegt“ oder „abgesagt“. Das Städten in ganz Europa hat
> Prof. Dr. Kristina Sinemus, Ministerin für Digitale Strategie und 2005 den Open-Banking-
Auf gute Geschenkideen, in der Beziehung bin ich eine Kata- Konzertgeschäft, das Oliver derartiger Lichterglanz in den
Entwicklung in Hessen, Wiesbaden Anbieter Sofort.de gegründet
strophe. Oft fällt mir erst Monate später ein, was das richtige Hoppe von seinem Vater Ossy vergangenen Jahren schon
und in Gießen ein Entwick-
> Dr. Marco Adelt, Co-founder und COO, Clark.de, Frankfurt Geschenk für jemanden gewesen wäre. übernommen hat, erholt sich Hunderttausende angezogen,
lerzentrum aufgebaut, 2014
nur langsam. Bis Wizard dass er nun auch in Rhein-
> Prof. Dr. Thorsten Posselt, Institutsleiter. Fraunhofer IMW, Leipzig verkauften sie an Klarna.
Was würden Sie gern einmal dem hessischen Promotions und Rhein Main Main erstrahlt, hat viel mit
> Dr. Holger Schmidt, Digital Economist, Darmstadt Concerts wieder richtig lau- Hoppes Liebe zur Eintracht
Ministerpräsidenten sagen?
> Jörg Schönhärl, Partner, Horváth, Zürich fen, setzt Hoppe derzeit auf zu tun. Erdacht hat er die
„Kultur ist das Salz in der Suppe“, daran würde ich ihn gern Lichterglanz und Besinnlich- Aktion mit Patrik Meyer,
erinnern. Dass die Politik in den vergangenen eineinhalb keit. Er ist beteiligt am Christ- Geschäftsführer der Eintracht

17
Moderation: Daniel Schleidt, Leitender Redakteur, Jahren oft davon ausging, dass man Theater, Konzerthäuser mas Garden Frankfurt, einem Frankfurt Stadion GmbH,
Wirtschaft Rhein-Main, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Museen noch am leichtesten schließen könne, hat viele Rundweg voll weihnachtlicher Lizenzgeber ist die Deutsche
Kulturschaffende ins Mark getroffen. Lichtinstallationen, der am Entertainment AG.

Zum Rückblick der Veranstaltung auf Wie kann man Sie um den Finger wickeln?
www.pfi-d.net/20foruminnovation Mit allen Sätzen, die mit „Opi, . . . ?“ anfangen und von meinen Ein Vogel mit klarer Kante Prozent der hessischen Einzel-
beiden Enkelkindern kommen. neue Label und das, was händler wollen in ihren Läden nur
dahintersteckt, jedenfalls Geimpfte und Genesene bedienen.
Veranstalter des 20. FORUM INNOVATION Was wissen nur ganz wenige von Ihnen? überzeugt: Engelbert Strauss So haben sie es im Oktober in einer
Viele werden mir das nicht zutrauen, aber als junger Mann habe erhielt in diesem Jahr das Umfrage des Handelsverbands
ich mein Geld als Chauffeur von Fahrmischern verdient und Goldene Brandeisen, den angekündigt. 45 Prozent wollen
Beton zu Baustellen gefahren. Das ist stressig und harte Arbeit. Oscar des deutschen Marke- zwischen 2-G- und 3-G-Regel Fahrrad mit Dach
tings, die Verleihung wurde abwechseln. Der Verband spricht von Erst ein smartes Fahrrad, jetzt
Wofür geben Sie viel Geld aus? auf der Marken-Gala gefeiert. einem Schritt Richtung Normalität. ein wetterfestes Mittelding
Partner + Unterstützer des 20. FORUM INNOVATION „Strauss hat in den vergange- aus E-Bike und Elektroauto:
Meine Frau und ich haben uns ein Gewächshaus in den nen Jahren einen unglaubli- Markus Storck, Inhaber von
Garten bauen lassen, das hat schon etwas gekostet. Aber es ist Er musste Federn lassen, hat chen Markenwert geschaffen. MAINOVA MISCHT MIT Storck Bikes in Idstein, befeuert
ja eine langfristige Investition in Tomaten, Gurken und Salat.
FOTOS REUTERS, DPA (2), STORCK, ENGELBERT STRAUSS
an Mimik verloren und trägt Ob Baustelle, Innenstadt oder Sie sind wichtige Kunden, bald die Verkehrswende. Neuer-
nun keinen Doppelnamen Spielplatz: Der weiße Vogel werden die Betreiber der Rechen- dings ist er der Vertriebs-
Wenn der Tag 25 Stunden hätte: Wie würden Sie die zu- mehr. Aber nach Ansicht der auf rotem Grund ist gefühlt zentren für die Mainova auch zu partner des norwegischen
sätzliche Zeit nutzen? Fachleute ist der weiße Strauß überall – und steht bei den Konkurrenten: Der Energieversor- Herstellers Podbike für des-
Ich würde die Zeit nehmen, um mehr Musik zu hören und auf rotem Grund, das Marken- Fans für ein Lebensgefühl“, ger steigt selbst ins Geschäft ein sen Minifahrzeug Frikar (von
auch zu machen. Ich spiele schon sehr lange Gitarre, aber wenn zeichen des Familienunter- lobte zur Verleihung Claudio und will in Frankfurt-Seckbach ein Free Car). Unter der heiz-
Datacenter (Anschlussleistung
FOTO HELMUT FRICKE

ich mehr Zeit hätte, würde ich versuchen, darin so gut zu nehmens Engelbert Strauss Montanini, Präsident des baren Hülle steckt ein E-Bike
werden, dass ich auch mit anderen zusammen spielen kann. aus dem hessischen Bieberge- Marketing Clubs Frankfurt, 30 Megawatt) errichten. Neuer samt Kindersitz, das auf dem
münd, jetzt konturierter, zeigt die Hersteller von Arbeits- Kopf des Vorhabens ist Oliver Radweg fahren darf und zum
Die Fragen stellte Inga Janović. klare Kante. Die Profis hat das und Outdoormode. Schiebel, vormals Global Switch. Parken hochgeklappt wird.

56 METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022 57

STADTLUST
Keine alten, sondern neue
Fotos aus dem November:
Neustart im AdLib (kl. Foto),
Neueröffnung im „Room 4“
58
Die neuen
Tanzflächen
In vielen Clubs sind Discolichter und
Musikanlagen endlich wieder aufgedreht.
Ein paar alte Bekannte wagen sich
sogar an ganz neue Projekte.
Von Alexander Jürgs, Anna-Sophia Lang
und Christian Riethmüller
G
egen 22 Uhr ist es so weit, langsam
füllt sich der Club. Der DJ spielt
jetzt einen ekstatischen House-
Track, die Ersten beginnen, zunächst
noch zaghaft, zu tanzen. Ein Mann bahnt
sich, drei volle Gin-Tonic-Gläser balan-
cierend, den Weg über die Tanzfläche, die
sich drehende Discokugel wirft weiße und
rote Punkte auf die Körper der Gäste.
Wenig später kapert dann die Band die
Bühne im „Room 4“: Keyboarder, Bassist,
Gitarrist, Schlagzeuger, die Sängerin im
engen Glitzerkleid, der Sänger mit einer
METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022
übergroßen Brille mit weißem Rand, eine
auffällige Kette mit Kreuz um den Hals.
Die Stücke, die sie spielen, sind alte Hits.
„Pump Up The Jam“ von Technotronic.
„Gypsy Woman“ von Crystal Waters.
FOTOS MARIE-LUISE KOLB, MARTIN ALBERMANN
Ganz hinten fängt ein Paar an zu knut-
schen. Und plötzlich fühlt es sich wieder
an wie früher. Wie vor der Pandemie.
Die Clubs wachen auf, überall im
Rhein-Main-Gebiet wird wieder getanzt.
Mit der 2-G-Regel haben die Nachtclubs
nach dem langen Corona-Dämmerschlaf
endlich wieder eine Perspektive. Und es
59
STADTLUST
entsteht sogar Neues. Anfang November
wurde die erste Party im „Room 4“ gefei-
ert. Den Club findet man im Gebäude-
komplex „Frankfurter Welle“, direkt um
die Ecke der Alten Oper. Betrieben wird
er von Julian Smith, einem Mann, der die
Ausgehkultur der Mainmetropole schon
seit vielen Jahren prägt.
Lange hat der DJ das „Chinaski“
geführt, eine Mischung aus Bar und Club,
doch dem kehrte Smith mitten in der
Corona-Krise den Rücken. Nun wagt er
einen Neustart. Er hofft, dass die Freude
am Feiern wieder wachsen wird. Dass die
Sehnsucht nach durchtanzten Nächten
noch da ist. Zweimal in der Woche wird
nun im „Room 4“ gefeiert. Mittwochs gibt
es Livemusik, freitags den „Club Culinar“.
Dann wird zuerst ein vegetarisches Menü
aufgetischt und später getanzt. Smith zielt
auf ein Publikum, das älter ist als in den
meisten Diskotheken, das früher am
Abend zum Feiern losziehen möchte, das
gutes Essen und feine Weine genauso
schätzt wie das Tanzen. „Die Sehnsucht,
endlich wieder einmal etwas zu erleben,
ist groß“, ist er überzeugt.
Auf dem Gelände der ehemaligen
Union Brauerei an der Hanauer Land-
straße, im Frankfurter Osten, ist man
noch nicht so weit wie im „Room 4“ in der
Innenstadt. Dort liegt ein Club, der
eigentlich schon im März 2020 eröffnen
sollte, noch immer im Dornröschen-
schlaf. „Fortuna Irgendwo“ hat der Unter-
nehmer Ardi Goldman sein jüngstes
Der Club „Fortuna Irgendwo“ liegt in einer Art Dornröschenschlaf,
bald soll es der Ort sein, über den die ganze Stadt spricht.
60
Projekt getauft, das er mit viel Liebe zu
Details in den Räumen eingerichtet hat, in
denen einst der King Kamehameha Club
zu finden war, viele Jahre lang ein
Publikumsmagnet.
Mit Heilsversprechen
Das „Fortuna Irgendwo“ könnte ebenfalls
ein Magnet sein und das Publikum wieder
auf die Hanauer Landstraße locken, doch
die Eröffnung lässt weiter auf sich warten.
Nicht, dass Ardi Goldman plötzlich keine
Lust mehr hätte. Doch es fehlt das Perso-
nal, um mit großem Knall einen Ort zu
eröffnen, über den die Stadt sprechen soll.
So bleibt das „Fortuna Irgendwo“ vorerst
ein Versprechen auf die ultimative „Heil-
anstalt“, wie Goldman augenzwinkernd
seine Unternehmung umschreibt. Wann
dort getanzt, gefeiert oder einfach nur der
Musik gelauscht werden kann, ist immer
noch offen. Zumindest ein Konzert ist
nun aber angekündigt: Ende Februar soll
die Gruppe De-Phazz auftreten.
Viel weiter sind da schon die Arbeiten
in einer Immobilie an der Carl-Benz-
Straße gediehen, die ebenfalls Ardi Gold-
man gehört und in der einst auch ein
legendärer Club zu finden war. Wo früher
der „Cocoon Club“ sein Domizil hatte,
wird vom Januar an das „Zoom“ residie-
ren. Der Club verlässt zum Jahresende
seine bisherigen Räumlichkeiten in der
Brönnerstraße in der Frankfurter Innen-
stadt. Das Gebäude wird verkauft, der
Mietvertrag endet nach zehn Jahren und
hat“, sagt Robert Drewek, der fürs Book-
ing zuständig ist. „Frankfurt hat nicht
geschätzt, was über Jahrzehnte an musi-
kalischer Geschichte aufgebaut wurde.
Die kreativen Köpfe haben den Weg nach
Berlin gefunden, wo man es ihnen einfach
gemacht hat.“
Es war Eric Humburg, der vor zwei Jah-
ren die Idee für das „Tokonoma“ hatte.
Alles ist privat finanziert, dazu ein biss-
chen Crowdfunding. Der Großteil der
Materialien ist upgecycelt aus alten Clubs
oder Lagerbeständen, Freunde halfen
beim Verputzen, Streichen, Schweißen.
Geld vom Staat gab es in der Pandemie
nicht, weil der Club erst kurz davor
gegründet wurde. Ohne die Unterstüt-
zung von Vermieter Ömer Yildirim wäre
nichts daraus geworden.
Zweimal überlegt
Doch Humburg sagt, dass er durch die
Vor dem „Gibson“ auf der Frankfurter Zeil Zwangspause Gelegenheit hatte, das höherpreisige Getränkekarte. „Wir wollen Im „Tokonoma“ soll alles
sind die Schlangen der Wartenden lang. Konzept zu durchdenken. So kam es erst eher leise sneaken und mit Leistung über- um die Musik gehen, das
DJ-Pult ist deshalb in
dazu, dass es außer mehreren kleinen zeugen“, sagt Humburg.
den Mittelpunkt gerückt.
wird nicht verlängert. Bis zum Jahresende Räumen nun auch den großen gibt. All Fabian Annich ist der Dritte im Bunde,
soll aber im alten „Zoom“ noch getanzt das ist auch eine Hommage an den 2017 erfahren mit Start-ups und Organisations-
werden. Ebenfalls unter 2-G-Bedingun- verstorbenen DJ Heiko M/S/O, „ohne die- talent. Er kümmerte sich um die Grün-
gen werden dort nicht nur Konzerte, sen Mann würde es all das nicht geben“. dung von Tokonoma e.V. Denn: Kunst
sondern auch Partys veranstaltet. Genau Zurückhaltend, aber gewaltig gut, wie der und Kultur bedeutet hier nicht nur Club,
wie in den meisten anderen Musikclubs in Musiker und Labelbetreiber war, soll auch sondern auch Platz für Ausstellungen und
Frankfurt und der Region laufen die der Charakter des „Tokonoma“ sein: anderes, Firmenveranstaltungen etwa. Zur
Tanzpartys wieder: In der „Brotfabrik“, in renommierte DJs aus Region und Welt, Buchmesse gab es schon eine Soundinstal-
FOTO MARIE-LUISE KOLB
der „Batschkapp“ und im „Silbergold“ in Möbel, die den Sound transferieren, ein lation kanadischer Künstler. „Wir sind
Frankfurt, in der „Centralstation“ in schwarz-weißes Farbkonzept mit Video- nicht nur Club“, sagt Humburg, „das ist
Darmstadt, im „Schlachthof “ in Wiesba- mapping in jedem Raum, inspiriert von uns auf Dauer als Anspruch zu wenig. Wir
den, im „KUZ“ in Mainz und an vielen Japan wie der Name des Clubs und die sind vielschichtigere Menschen.“
Orten mehr. Bei Weitem nicht in der Tak-
tung wie vor der Pandemie, aber doch mit
einer gewissen Regelmäßigkeit.
Zurückhaltung und Neuanfang stehen
nebeneinander: Von Dezember an soll
auch im „Tokonoma“ im Frankfurter
Bahnhofsviertel die Nacht zum Tag wer-
den , es ist die nächste geplante Neueröff-
KETS:
nung. Auch sie zielt nicht auf die ganz
T IC
junge Generation, sondern die Zielgruppe
I N F OS &
30 plus. Anknüpfen wollen die Clubbe-
treiber an Frankfurts glorreiche Vergan-
Erleben Sie fröhlich ER S T
K AI
EG, MAIN E
EISERN LINIE.D
genheit in der elektronischen Musik. Mit
Soundanlagen auf Tonstudioniveau und festliche Stunden W W W.P
RIMUS-
069-13 3
8 37 0
einer bis ins letzte Detail durchdachten
Gestaltung, wonach das DJ-Pult und nicht des Zusammenseins.
die Bar im Vordergrund steht, sich DJ und
Gäste an erster Stelle wohlfühlen sollen.
Und: wo es eine Fläche gibt, die groß Skylight-Touren
FOTOS DPA, WONGE BERGMANN
genug ist, damit sich auch Auftritte von
richtig bekannten Künstlern lohnen. Eventfahrten
„Nach dem ‚Omen‘ und dem ‚U 60‘ hat es
keinen größeren Laden mehr gegeben,
Winterzauber auf dem Main
der im Frankfurter Zentrum funktioniert
METROPOL WINTER 2021/2022 PRIMUS-LINIE FRANKFURTER PERSONENSCHIFFAHRT ANTON NAUHEIMER GMBH | MAINKAI 36 | 60311 FRANKFURT
STADTLUST
DIE
BESTEN
LÄSSIG-EDLEN
Von Jacqueline Vogt
Trares, Frankfurt
Weil diese Perle im Nordend mit dem neuen Küchenchef
René Postel kulinarisch gesehen noch intensiver schim-
mert als zuvor, aber das Drumherum entspannt ist wie
zuvor, weil es Kaviar gibt und Wiener Schnitzel.
Luisenstr. 7, 069/94 94 38 78, www.trares.restaurant.de
Vaivai, Frankfurt
Weil dieser Szeneklassiker alles hat, was man zum Aus-
gehen braucht: viel Platz, viel Trubel, eine gute Bar und
modernes italolastiges Essen aus einer halb offenen Show-
küche. Wegen des Carne cruda und wegen der Lasagne.
Grüneburgweg 16, 069/90 55 93 05, www.vaivai.de
Stanley, Frankfurt
Weil das Format „entspanntes Fine Dining“, das die Betrei-
ber seit Jahren propagieren, auch mit einer Neuausrich-
tung auf Bistroniveau funktioniert, wegen der Fischsuppe
und wegen des Kalbsrückens und wegen der Drinks.
Ottostr. 16, 069/26 94 28 92, www.stanleyfrankfurt.com
Ox, Darmstadt
Weil diese Bar mit Feinkostverkauf und angegliedertem
Restaurant, in dem die Köche das Essen an den Tisch
bringen, souverän die Formate mischt und mit Fisch und
Fleisch so fantasievoll umgeht wie mit Gemüse.
Mauerstr. 6, 06151/9 61 53 33, www.ox-restaurant.de
Olbrick, Darmstadt
Weil auch hier wieder Bar und Restaurant eine urbane
Einheit bilden, wegen der Farben im Raum und auf den
Tellern, weil auch hier junge Köche versuchen, etwas
anders zu machen, wegen der Saucen.
Frankf. Str. 67, 06151/6 29 01 60, www.olbrick-darmstadt.de
62
Linse, Huhn
und Raita
Gugelhupf im Das Taj Mahal in Frankfurt
serviert seit vielen Jahren fein
Mittelpunkt gewürztes indisches Essen.
Wo sich alles In Los Angeles, am Strand von Venice Schöne Entdeckungen kann man auch
Beach, betreibt die Dr. Oetker Hospita- im Bestand machen, an der Schweizer
um kleine lity ein Pudding-Café, das „pudu pudu“. Straße in Frankfurt zum Beispiel, wenn
Kuchen dreht, In Frankfurt probiert das Unternehmen man indisches Essen mag, aber dieses
ob süß oder seine neue Gastronomiemarke „Gugel- Lokal bisher noch nicht besucht hat: Das
hupf & Du“ aus. Eine Filiale ist im Palais Taj Mahal, 1991 eröffnet, ist eines der
herzhaft. Thurn und Taxis nahe der Zeil eröffnet traditionsreichsten Ethno-Restaurants in
worden, eine zweite im Skyline Plaza. Frankfurt; sein Schwesterbetrieb mit
Das Lokal im Palais ist wegen der beson- indischer und pakistanischer Küche, das
deren Anmutung, die ein modernisierter Taj Taj Tandoori nahe dem English Thea-
Altbau hat, ein schöner Ort für einen tre, ist etwa halb so alt. An der Schweizer
Business Lunch, das kann hier auch ein Straße haben die Inhaber dem zuvor eher
spätes Frühstück sein. Schön für zwei ist etwas dunklen Lokal vor drei Jahren eine
das vegane „Für Bauch & Herz“ mit optische Rundumerneuerung verpassen
einem kleinen Gugelhupf aus veganem lassen, die es lichter und schick wirken
Hefeteig, Vollkornbrot, Aufstrichen und lässt. Der Zuspruch war immer groß und
Ofengemüse. Gut ist auch das „Ei Bene- ist es bis heute, mit Recht.
dikt“ mit einem herzhaften Gugelhupf
mit Blattspinat, pochiertem Bio-Ei und
Räucherlachs. Klassische Mittagspausen-
gerichte stehen auch auf der Karte,
Suppen etwa, Salate und zum Nachtisch
viele süße Mini-Gugelhupfe.
Schnell
und solide
Gugelhupf & Du
Palais Thurn und Taxis, Frankfurt
Telefon: 0 69/3 33 97 77
Montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, Im Block House gibt es
samstags und sonntags bis 17 Uhr. ordentliche Steaks zu
www.gugelhupf-und-du.com
moderaten Preisen.
Dass Restaurants mittags geöffnet sind,
ist auch in einer Business-Stadt wie
Frankfurt nicht mehr selbstverständlich,
bei diesem Steakhaus in der Innenstadt
kann man es sich aber anders kaum
vorstellen. Lage und Angebot des Block
House am Börsenplatz sind für den
Lunch ideal, ob Kollegen ihn zusammen
einnehmen oder Leute, die sich mit
Geschäftspartnern verabreden für ein
schnelles gepflegtes Essen, bei dem es
FOTOS REUTERS, WONGE BERGMANN
nicht um das große kulinarische Kino
geht. 2018 hat die in Hamburg ansässige
FOTOS WONGE BERGMANN
Gruppe des Unternehmers Eugen Block
dieses Lokal eröffnet, das dritte Block
Er bekommt es gebacken, aber gebraten auch: Küchenchef House in der Stadt. Das Restaurant in der
Daniel Hofmann zeigt einen Teil seines Angebots. ehemaligen Filiale der Frankfurter
METROPOL WINTER 2021/2022 METROPOL WINTER 2021/2022
Hat jeden Tag ein volles Haus, das liegt auch an ihm: Geschäftsführer und Restaurantchef
Ghalib Khan im Taj Mahal in Frankfurt-Sachsenhausen
Eine schöne Vorspeise ist Bundi Raita:
mit frischem Koriander gewürzter
Joghurt, in dem sich kleine, streusel-
artige, ausgebackene Teigbällchen aus
Kichererbsenmehl befinden. Dazu
knabbert man Papadam-Stückchen,
hauchdünnes Gebäck aus Linsenmehl,
und isst Tamarinden-Chutney. Das passt
mit seiner leicht herben Süße auch zu
dem mit einem Hauch von Lammhack-
fleisch gefüllten Fladenbrot aus dem
Tandoor (Keema Naan). Top unter den
Gerichten mit Huhn: Das in seiner
Geschäftsmodell Fleisch: Schwerpunkt im
Block House sind die Steaks.
Sparkasse gegenüber der Alten Börse hat
innen 120 Sitzplätze, es ist die kleinste
der Frankfurter Filialen.
In einem Block House essen zu gehen
heißt, eine immer gleiche Erfahrung zu
machen, im Guten wie im weniger
Guten. Angeboten werden neben ein
Schärfe perfekt ausbalancierte Chicken
Vindaloo, ein empfehlenswertes Fisch-
gericht ist der marinierte Wildlachs aus
dem Tandoor (gute Beilage: gewürzter
Spinat), herausragend beim Vegetari-
schen: die gebratenen gelben Linsen
(Hauptgerichte bis etwa 27 Euro).
Taj Mahal
Schweizer Straße 28, Frankfurt
Telefon: 0 69/62 02 40
Täglich von 11.30 bis 23 Uhr.
www.tajmahal-restaurant.de
paar À-la-carte-Gerichten sogenannte
Steak-Menüs, was heißt, dass ein Salat
vorab und eine Ofenkartoffel mit Sauer-
rahm zu jedem Steak gehören. Beim
Fleisch kommen die Vorteile zentralen
Einkaufs und Zuschnitts und systemati-
sierter Zubereitung ins Spiel. Die Steaks
stammen überwiegend aus Uruguay und
Argentinien. Das Fleisch wird in einem
firmeneigenen Betrieb verarbeitet, der
auch andere Gastronomen beliefert. Vom
Rib Eye über das Rumpsteak bis hin zum
American Tenderloin haben die Stücke
die immer richtige Proportion von
Gargrad zu Dicke, jedenfalls, wenn am
Grill ein Profi steht. Steak-Menüs gibt es
von etwa 20 Euro an, viel falsch machen
kann man nicht, höchstens, wenn man
zu viel von den Beilagen erwartet. Am
besten bleibt man bei der Ofenkartoffel.
Fazit: Ein niedrigschwelliges Angebot,
das Kernprodukt ist gut.
Block House
Börsenplatz 5, Frankfurt.
Telefon: 0 69/21 99 65 66
Sonntags bis donnerstags
von 12 bis 22 Uhr, sonst bis 23 Uhr.
www.block-house.de
63
STADTLUST
Pop-up mit Blick auf die Sterne
Dagobertshausen ist ein klei-
nes, malerisches Dorf, es
gehört zu Marburg und ist
knapp zehn Kilometer von
der Universitätsstadt entfernt.
In Dagobertshausen befindet
sich ein gleichnamiges Hof-
gut; es gehört der Deutschen
Vermögensberatung, die
ihren Stammsitz in Marburg
hat und im Portfolio auch
Hotels, Eissalons und Delika-
tessenläden. Teil des Hof-
gut-Ensembles ist das Restau-
rant Waldschlösschen,
umgeben von Feldern und
Bäumen. Vieles, was die
Motel One wächst, Müller mahnt
Durch die Pandemie 200 Mil-
lionen Euro verloren, davon
60 durch Staatshilfen ersetzt
bekommen: So bezifferte
unlängst Motel-One-Gründer
Dieter Müller (im Bild in dem
Ende 2018 eröffneten Haus
unweit des Römers und der
neuen Frankfurter Altstadt)
die Verluste seiner Gruppe
infolge der Coronavirus-
Krise. Expandiert wird
trotzdem. Im Sommer hat
Motel One eines seiner
Design-Budget-Hotels in
Köln eröffnet, im Oktober
eines in Kopenhagen, bis
2024 sollen 25 Eröffnungen
im In- und Ausland folgen.
Auch interessant: Einen Min-
destlohn von zwölf Euro hält
64
Küche verarbeitet, stammt aus
eigener Erzeugung, rein regi-
onal ist das Essen aber nicht.
Für die Vorweihnachtszeit ist
im Garten des Lokals ein
zusätzliches Pop-up-Restau-
rant aufgebaut worden: Es
besteht aus durchsichtigen,
beheizten Zelten in Igluform,
buchbar für kleine geschlos-
sene Gesellschaften. Bis zu
acht Personen passen in ein
Iglu. Für das Pop-up gibt es
eine eigene Karte. Der Min-
destumsatz je Einheit beträgt
500 Euro. (www.waldschloes-
schen-dagobertshausen.de).
Müller, der das operative
Geschäft aufgegeben und sich
in den Aufsichtsrat von Motel
One zurückgezogen hat, für
unabdingbar in seiner Bran-
che. Ohne bessere Bezahlung
und attraktive Arbeitszeiten
werde sie ihre Personalpro-
bleme nicht überwinden.
Von Jacqueline Vogt
PORSCHE WILL HOTELS
Sportwagen und Hotels haben
vieles gemeinsam, vor allem die
Zielgruppe, sagt Jan Becker,
Geschäftsführer der Porsche Design
Group (Foto). Mit Deutsche-Hospi-
tality-Chef Marcus Bernhardt hat er
den Aufbau einer gemeinsamen
Hotelmarke verkündet: Entstehen
sollen 15 „Steigenberger Porsche
Design Hotels“ mit mindestens
150 Zimmern und Suiten. Genannt
sind Metropolen wie London,
Singapur und Dubai; das Interesse
von Investoren sei groß.
50
Prozent von gut 500 Betrieben, die
der Hotel- und Gaststättenverband
in Hessen unlängst zu Corona
befragte, meldeten, ihre Betriebe
nach der 3-G-Regel zu führen
(Zugang für Geimpfte, Genesene und
Getestete). Die 2-G-Regel wandten
nur 12 Prozent an, der Rest gab an,
anlassbezogen zu wechseln.
Zwei in einem
Ein sogenanntes Doppelhotel, des-
sen Konzepte sich ergänzen sollen,
entsteht in Heidelberg, mit den
Marken Adagio Apart und Intercity.
Entwickelt hat es die GBI Holding,
der Immobilienspezialfonds Hotel
von Universal Investment hat die
Häuser erworben. Die Eröffnung
der Hotels am Heidelberger Haupt-
bahnhof ist für 2023 geplant.
Über Gemüse IMPRESSUM TERMINE
Lektüre für ambitionierte
Hobbyköche: „Flora“ von Nils Frankfurter Allgemeine Anschrift: 18. November 1. Januar schaftsleben im besten
Metropol Frankfurter Allgemeine Zeitung
Henkel, einem der deutschen Ein Magazin der Frankfurter GmbH, Hellerhofstraße 2–4 Zukunft, erdacht Kleine Löhne Falle so wie früher, die
Top-Köche, der sich früh dem Allgemeinen Zeitung. 60327 Frankfurt, IHK will wieder zum
Umgang mit Gemüsen gewid- In Kooperation mit
vertrieb@faz-metropol.de in Hessen steigen Neujahrsempfang ins
RheinMainMedia GmbH und Digitale Produktion
met hat und das immer noch Frankfurt Business und Vertrieb Im Rahmen der Online- Die Erhöhung des Min- Börsengebäude einladen.
tut. Schön für jeden: die vie- Media GmbH Stefan Buhr
konferenz Zukunftsforum destlohns tritt in Kraft. Allerdings sollen nur
Geschäftsführung:
len Grundrezepte. Besonders © Frankfurter Allgemeine
Zeitung GmbH,
Thomas Lindner (Vorsitzender), Energie und Klima stellt Er steigt von 9,60 auf Geimpfte und Genesene
schön für Leute, die Henkel Frankfurt am Main, 2021
Dr. Volker Breid das hessische House of 9,82 Euro, auch die Min- dabei sein dürfen.
Verantwortlich für Anzeigen:
seit Jahren in verschiedene Alle Rechte vorbehalten.
Achim Pflüger Energy hiesige Beiträge destvergütung für Auszu-
Restaurants folgen, jetzt nach Verantwortlicher Redakteur: Leitung Vermarktung: zum Klimaschutz vor: bildende wird auf 585 Euro 9. Februar
Manfred Köhler
Bingen: die Auswahl von Holger Kranz
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zufo-energie-klima.de im ersten Jahr angehoben. Das erste
Gerichten, die er in den ver- Redaktion:
gangenen Jahren entwickelt
Patricia Andreae
Falk Heunemann
h.kranz@rmm.de
Hersteller: 25. November 17. bis 21. Januar Metropol 2022
und serviert hat. Sie nachzu- Inga Janović
Petra Kirchhoff
Andreas Gierth
Ehrbar und Mode Auch im nächsten Jahr
bereiten ist mitunter aufwen- Daniel Schleidt
Druck:
wird die Redaktion von
dig. Und immer lohnenswert Jacqueline Vogt
Westdeutsche Verlags-
und Druckerei GmbH, nachhaltig am Main Metropol, dem Wirt-
Jana Voigt
(Hampp-Verlag, 95 Euro).
metropol@faz.de
Kurhessenstraße 4–6
64546 Mörfelden-Walldorf,
Das Bild der Ehrbaren Es ist Fashion Week. In schaftsmagazin der F.A.Z.
www.wvd-online.de Kaufleute ist alt, aber es verschiedenen Formaten für Rhein-Main, darüber
Art Direction:
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Holger Windfuhr Vervielfältigungs- und
Nutzungsrechte für Inhalte
Tobias Stier (stv.)
che, die heute an Unter- künftige Rolle aus. mer und Manager in der
von Frankfurter Allgemeine
Bildredaktion: Metropol erwerben Sie auf nehmen gestellt werden, Region beschäftigt.
Henner Flohr www.faz-rechte.de.
wenn von nachhaltigem 18. Januar
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Informationsgrafik:
Leserservice: Wirtschaften die Rede ist. Wirtschaft
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diskutieren Unternehmer trifft sich
Marcel Salland 37412 Herzberg am Harz
Telefon: 0 55 21/85 55 44 bei der IHK Frankfurt von Das neue Jahr startet für
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Stefanie Wolf metropol@vds-herzberg.de 18 Uhr an. das Frankfurter Wirt-
Über den Erfolg
Ein Koch veröffentlicht ein
Buch, in dem es nicht um
Kochrezepte geht, sondern
um die Zutaten, die man für
Lesen Sie, was
Erfolg in der Küche und
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Kurzem Küchenchef im
unsere Region
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in München. Auch andere
kommen zu Wort, Selbstfin-
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W W W. PA N O R A M A H O T E L) O B E R J O C H . D E
+ 4 9 ( 0 ) 8 3 2 4 9 3 3 3 - 0 | I N F O @ PA N O R A M A H O T E L- O B E R J O C H . D E