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VDMA-Einheitsblatt Entwurf Dezember 2019

VDMA 3685

ICS 79.120.10 Einsprüche bis 2020-02-01

Ortsfeste Zerkleinerungsmaschinen für Abfälle und recyclebare


Materialien –
Sicherheitsanforderungen

Stationary size reduction machines for waste and recyclable materials –


Safety requirements

Anwendungswarnvermerk
Dieser Entwurf mit Erscheinungsdatum 2019-12-01 wird der Öffentlichkeit zur Prüfung und Stellungnahme
vorgelegt.
Weil das beabsichtigte VDMA-Einheitsblatt von der vorliegenden Fassung abweichen kann, ist die Anwendung
dieses Entwurfes besonders zu vereinbaren.
Stellungnahmen werden erbeten
– vorzugsweise als Datei per E-Mail an karl.rottnick@vdma.org
– oder in Papierform an den Fachverband Abfall- und Recyclingtechnik im VDMA e.V.,
Postfach 71 08 64, 60498 Frankfurt.

Gesamtumfang 19 Seiten

VDMA

© Das VDMA-Einheitsblatt ist urheberrechtlich geschützt und bleibt ausschließliches Eigentum des VDMA e.V., Frankfurt/Main. Entwurf VDMA 3685:2019-12
Eine Änderung, Ergänzung, Bearbeitung, Einarbeitung, Übersetzung, Vervielfältigung und/oder Verbreitung bedarf der Preisgr. ..
ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung des VDMA e.V.
Alleinverkauf der VDMA-Einheitsblätter durch Beuth Verlag GmbH, 10772 Berlin.
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Entwurf VDMA 3685:2019-12

Inhalt

Seite
Vorwort ............................................................................................................................................................... 3 
1  Anwendungsbereich ............................................................................................................................ 3 
2  Normative Verweisungen ..................................................................................................................... 3 
3  Begriffe .................................................................................................................................................. 5 
4  Sicherheitsanforderungen und/oder Schutz-/Risikominderungsmaßnahmen .............................. 7 
4.1  Allgemeines ........................................................................................................................................... 7 
4.2  Mechanische Gefährdungen................................................................................................................ 8 
  Zerkleinerungsbereich ......................................................................................................................... 8 
  Beschickungsbereich ........................................................................................................................... 8 
  Austrittsöffnung .................................................................................................................................. 10 
4.3  Gefährdungen durch Lärm ................................................................................................................ 11 
  Lärmreduzierung an der Quelle durch Konstruktion ...................................................................... 11 
  Hauptlärmquellen und Lärmminderungsmaßnahmen .................................................................... 11 
  Messung und Angabe der Lärmemissionswerte ............................................................................. 11 
4.4  Gefährdungen durch Verlust der Standfestigkeit der Maschine ................................................... 11 
4.5  Gefährdungen durch elektrische Energie ........................................................................................ 11 
4.6  Not-Halt ................................................................................................................................................ 11 
4.7  Funkfernsteuerung ............................................................................................................................. 12 
  Gefährdungen durch unerwartetes Maschinenverhalten infolge Ausfall der normalen
Ausschaltprozedur oder Versagen einer Schutzmaßnahme (Abschalten im Notfall) ................. 12 
  Gefährdungen durch Ausfall der Funkfernsteuerung..................................................................... 12 
  Gefährdungen durch unbeabsichtigte Betätigung der Funkfernsteuerung ................................. 12 
4.8  Gefährdungen durch die Vernachlässigung ergonomischer Grundsätze .................................... 12 
4.9  Gefährdung durch Temperatur.......................................................................................................... 12 
4.10  Gefährdung durch hydraulische Ausrüstungen.............................................................................. 13 
5  Feststellung der Übereinstimmung mit den Sicherheitsanforderungen und/oder
Schutzmaßnahmen ............................................................................................................................. 13 
6  Benutzerinformation ........................................................................................................................... 14 
6.1  Allgemein ............................................................................................................................................. 14 
6.2  Betriebsanleitung................................................................................................................................ 14 
  (informativ) Signifikante Gefährdungen ............................................................................... 15 
  (informativ) Geräuschmessverfahren ................................................................................... 17 
Literaturhinweise ............................................................................................................................................. 19 
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Vorwort
Dieses VDMA-Einheitsblatt enthält sicherheitstechnische Festlegungen.
Der Arbeitskreis „Vor-Norm für Zerkleinerungsmaschinen“ im VDMA Fachverband Abfall- und Recyclingtechnik
hat das VDMA-Einheitsblatt gemeinsam mit Fachleuten weiterer Organisationen erarbeitet.
An der Erarbeitung dieses VDMA-Einheitsblattes waren Experten der im VDMA Fachverband Abfall- und
Recyclingtechnik organisierten Hersteller und weitere Hersteller beteiligt. Die zuständige Berufsgenossenschaft
hat die Erarbeitung dieses VDMA-Einheitsblattes bisher nicht begleitet.

1 Anwendungsbereich
Dieses VDMA-Einheitsblatt legt die wesentlichen Sicherheitsanforderungen fest für die Konstruktion und den
Bau von ortsfesten Zerkleinerungsmaschinen zum Zerkleinern von Abfällen und recyclebaren Materialien, wie
zum Beispiel Holz, Haus- und Gewerbeabfall, Textilien, Metalle, biogene Reststoffe, Akten- und Datenver-
nichtung, Papier und Kartonagen, Elektro- und Elektronikschrott, Kunststoffe und Gummi und Verbunde aus
den vorgenannten Stoffen.
Die in diesem VDMA-Einheitsblatt betrachteten Maschinen beginnen an der Außenkante der Beschickungs-
einrichtung/Einfüllöffnung und enden mit der Austrittsöffnung.
Dieses VDMA-Einheitsblatt behandelt alle signifikanten Gefährdungen, Gefährdungssituationen oder Gefähr-
dungsereignisse in sämtlichen Phasen der Lebensdauer der Maschine (siehe Anhang A), wenn Zerkleinerungs-
maschinen bestimmungsgemäß und unter Bedingungen, die vom Hersteller als Fehlanwendung vernünftiger-
weise vorhersehbar sind, verwendet werden.
Dieses VDMA-Einheitsblatt behandelt nicht
– Ausrüstungen zum Beschicken von Material oder zum Entnehmen von verarbeitetem Material, die kein
integraler Bestandteil der Maschine sind;
– Gefährdungen durch das Verarbeiten von Materialen, die gesundheitsgefährdend sein können;
– Schutzmaßnahmen zur Verringerung der Risiken durch die Entzündung brennbarer/explosiver Stoffe in den
zu verarbeitenden Materialien;
– EG-Richtlinie 2014/34/EU (ATEX);
– Anforderungen für lokale Absaugsysteme und weitere Systeme zur Gefahrenabwehr.
Dieses VDMA-Einheitsblatt gilt nicht für Zerkleinerungsmaschinen, die vor dem Datum der Veröffentlichung
hergestellt worden sind.

2 Normative Verweisungen
Die folgenden Dokumente werden im Text in solcher Weise in Bezug genommen, dass einige Teile davon oder
ihr gesamter Inhalt Anforderungen des vorliegenden Dokuments darstellen. Bei datierten Verweisungen gilt nur
die in Bezug genommene Ausgabe. Bei undatierten Verweisungen gilt die letzte Ausgabe des in Bezug
genommenen Dokuments (einschließlich aller Änderungen).
EN ISO 13851:2019, Sicherheit von Maschinen - Zweihandschaltungen - Funktionelle Aspekte - Gestaltungs-
leitsätze

EN 61310-1:2008, Sicherheit von Maschinen - Anzeigen, Kennzeichen und Bedienen - Teil 1: Anforderungen
an sichtbare, hörbare und tastbare Signale

EN ISO 4413:2010, Fluidtechnik - Allgemeine Regeln und sicherheitstechnische Anforderungen an Hydraulik-


anlagen und deren Bauteile

EN 60204-1:2006, Sicherheit von Maschinen - Elektrische Ausrüstung von Maschinen - Teil 1: Allgemeine
Anforderungen (IEC 60204-1:2005, modifiziert)

EN 62061:2005, Sicherheit von Maschinen - Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener elektrischer, elek-


tronischer und programmierbarer elektronischer Steuerungssysteme (IEC 62061:2005)
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EN 62061:2005/A1:2013, Sicherheit von Maschinen - Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener elektrischer,


elektronischer und programmierbarer elektronischer Steuerungssysteme (IEC 62061:2005/Amd 1:2012)

EN 62061:2005/A2:2015, Sicherheit von Maschinen - Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener elektrischer,


elektronischer und programmierbarer elektronischer Steuerungssysteme (IEC 62061:2005/Amd 2:2015)

EN ISO 3744:2010, Akustik - Bestimmung der Schallleistungs- und Schallenergiepegel von Geräuschquellen
aus Schalldruckmessungen - Hüllflächenverfahren der Genauigkeitsklasse 2 für ein im Wesentlichen freies
Schallfeld über einer reflektierenden Ebene (ISO 3744:2010)

EN ISO 4871:2009, Akustik - Angabe und Nachprüfung von Geräuschemissionswerten von Maschinen und
Geräten (ISO 4871:1996)

EN ISO 9614-2:1996, Akustik - Bestimmung der Schalleistungspegel von Geräuschquellen durch Schall-
intensitätsmessung - Teil 2: Messung mit kontinuierlicher Abtastung (ISO 9614-2:1996)

EN ISO 11201:2010, Akustik - Geräuschabstrahlung von Maschinen und Geräten - Bestimmung von
Emissions-Schalldruckpegeln am Arbeitsplatz und an anderen festgelegten Orten in einem im Wesentlichen
freien Schallfeld über einer reflektierenden Ebene mit vernachlässigbaren Umgebungskorrekturen
(ISO 11201:2010)

EN ISO 11202:2010, Akustik - Geräuschabstrahlung von Maschinen und Geräten - Bestimmung von
Emissions-Schalldruckpegeln am Arbeitsplatz und an anderen festgelegten Orten unter Anwendung
angenäherter Umgebungskorrekturen (ISO 11202:2010)

EN ISO 11204:2010, Akustik - Geräuschabstrahlung von Maschinen und Geräten - Bestimmung von
Emissions-Schalldruckpegeln am Arbeitsplatz und an anderen festgelegten Orten unter Anwendung exakter
Umgebungskorrekturen (ISO 11204:2010)

EN ISO 12100:2010, Sicherheit von Maschinen - Allgemeine Gestaltungsleitsätze - Risikobeurteilung und


Risikominderung (ISO 12100:2010)

EN ISO 13849-1:2015, Sicherheit von Maschinen - Sicherheitsbezogene Teile von Steuerungen - Teil 1: Allge-
meine Gestaltungsleitsätze (ISO 13849-1:2006)

EN ISO 13850:2015, Sicherheit von Maschinen - Not-Halt-Funktion - Gestaltungsleitsätze (ISO 13850:2015)

EN ISO 13855:2010, Sicherheit von Maschinen - Anordnung von Schutzeinrichtungen im Hinblick auf
Annäherungsgeschwindigkeiten von Körperteilen (ISO 13855:2010)

EN ISO 13857:2008, Sicherheit von Maschinen - Sicherheitsabstände gegen das Erreichen von Gefährdungs-
bereichen mit den oberen und unteren Gliedmaßen (ISO 13857:2008)

EN ISO 14119:2013, Sicherheit von Maschinen - Verriegelungseinrichtungen in Verbindung mit trennenden


Schutzeinrichtungen - Leitsätze für Gestaltung und Auswahl (ISO 14119:2013)

EN ISO 14120:2015, Sicherheit von Maschinen - Trennende Schutzeinrichtungen - Allgemeine Anforderungen


an Gestaltung und Bau von feststehenden und beweglichen trennenden Schutzeinrichtungen (ISO 14120:2015)

EN ISO 14122-1:2016, Sicherheit von Maschinen - Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen - Teil 1: Wahl
eines ortsfesten Zugangs und allgemeine Anforderungen (ISO 14122-1:2016)

EN ISO 14122-2:2016, Sicherheit von Maschinen - Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen - Teil 2:
Arbeitsbühnen und Laufstege (ISO 14122-2:2016)

EN ISO 14122-3:2016, Sicherheit von Maschinen - Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen - Teil 3:
Treppen, Treppenleitern und Geländer (ISO 14122-3:2016)
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EN ISO 14122-4:2016, Sicherheit von Maschinen - Ortsfeste Zugänge zu maschinellen Anlagen - Teil 4:
Ortsfeste Steigleitern (ISO 14122-4:2016)

3 Begriffe
Für die Anwendung dieses VDMA-Einheitsblattes gelten die Begriffe nach EN ISO 12100:2010 und die folgen-
den Begriffe:
3.1
Zerkleinerungsmaschine
Maschine, die Materialien innerhalb des Zerkleinerungsbereichs so zerkleinert, dass das Produkt in die Aus-
trittsöffnung gelangen kann (siehe Bild 1 und Bild 2)
3.2
Zerkleinerungsbereich
Bereich der Maschine, in dem das Zerkleinern erfolgt
3.3
Rotor
Eine oder mehrere rotierende Einrichtungen mit Zerkleinerungswerkzeugen im Zerkleinerungsbereich
3.4
Zerkleinerungswerkzeug
Einfach- oder Mehrfachzerkleinerungswerkzeuge, die im Zerkleinerungsbereich integriert sind
3.5
Maschineller Beschickungsbereich
Bereich der Maschine, in dem das Zuführen des Materials in den Zerkleinerungsbereich maschinell erfolgt
3.6
Manueller Beschickungsbereich
Bereich der Maschine, in dem das Zuführen des Materials in den Zerkleinerungsbereich manuell erfolgt
3.7
Beschickungseinrichtung
Integraler Bestandteil der Maschine (z. B. Walzen, Schieber oder ähnliche Einrichtungen), der zum Zuführen
des Materials in den Zerkleinerungsbereich verwendet wird
3.8
Sieb
Vorrichtung zum Definieren der Austrittsgröße des zerkleinerten Materials, um den Durchgang des
Endprodukts von geeigneter Größe in die Austrittsöffnung sicherzustellen
3.9
Wartungsebene
Plattform, auf der Wartungs- und Servicearbeiten durchgeführt werden
3.10
Beladetisch
Fläche, auf der Material zum Einfüllen in die Maschine abgelegt wird
3.11
Austrittsöffnung
Bereich, in dem das Material den Zerkleinerer verlässt und an gegebenenfalls nachfolgende Systeme übergibt
3.12
Arbeitsebene
Fläche, auf der der Bediener zur Beschickung steht
3.13
Rückschlagvorrichtung
Verhindert das Herausschleudern von Material aus dem Zerkleinerungsbereich
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3.7
3.5/
3.6

3.2

3.4 3.3

3.9

3.8

3.11
Legende
3.2 Zerkleinerungsbereich 3.3 Rotor
3.4 Zerkleinerungswerkzeuge 3.5/3.6 Maschineller Beschickungsbereich/Manueller
Beschickungsbereich
3.7 Beschickungseinrichtung 3.8 Sieb
3.9 Wartungsebene 3.11 Austrittsöffnung

Bild 1 – Funktionskomponenten Zerkleinerungsmaschine mit Beschickungseinrichtung


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3.5 /
3.6

3.2

3.3

3.4

3.8

3.11

Legende
3.2 Zerkleinerungsbereich 3.3 Rotor
3.4 Zerkleinerungswerkzeuge 3.5/3.6 Maschineller Beschickungsbereich/manueller
Beschickungsbereich
3.8 Sieb 3.11 Austrittsöffnung

Bild 2 – Funktionskomponenten Zerkleinerungsmaschine ohne Beschickungseinrichtung

4 Sicherheitsanforderungen und/oder Schutz-/Risikominderungsmaßnahmen

4.1 Allgemeines
Maschinen müssen den Sicherheitsanforderungen und/oder Schutz-/Risikominderungsmaßnahmen dieses
Abschnitts entsprechen. Außerdem muss die Maschine im Hinblick auf relevante, aber nicht signifikante
Gefährdungen, die nicht in dieser Europäischen Norm behandelt werden, entsprechend den Leitsätzen der
EN ISO 12100:2010 konstruiert werden.
Die von der Steuerung erbrachten Sicherheitsfunktionen müssen EN ISO 13849-1:2015 oder EN 62061:2005,
einschließlich der Änderungen EN 62061:2005/A1:2013 und EN 62061:2005/A2:2015 entsprechen und die
erforderlichen Performance Level oder Sicherheits-Integritäts-Level sind in den betreffenden Unterabschnitten
angegeben.
Die Startfunktionen dürfen nur möglich sein, wenn alle Schutzeinrichtungen nach EN 60204-1:2006, 9.2.5.2 in
Position und funktionsfähig sind. Die Maschine darf nur durch Betätigen der für diesen Zweck vorgesehenen
Starteinrichtung gestartet werden.
Ein Anlaufen der Maschine darf erst nach einem akustischen Warnsignal, dass durch ein optisches Warnsignal
unterstützt werden kann, erfolgen. Das Warnsignal nach EN 61310-1:2008 muss mindestens eine Dauer haben,
in der die gefährdete Person den Gefahrenbereich sicher verlassen kann und hat nach Beendigung einen
sofortigen Start der Zerkleinerungsmaschine zufolge. Falls der Gefahrenbereich der Zerkleinerungsmaschine
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komplett einsehbar ist und die Risikobeurteilung ergibt, dass es nicht zwingend erforderlich ist, kann auf
Warnsignale verzichtet werden.
Nach EN ISO 12100:2010, 6.2.11.4 und 6.2.11.5 darf eine Unterbrechung der Energieversorgung, die den
Stopp der Maschine hervorruft, oder ein Ausfall der Energieversorgung, nicht zu einem Verlust der
Sicherheitsfunktion führen, und die Wiederherstellung der Energieversorgung darf nicht zu einem
automatischen Wiederanlaufen der Maschine führen.

4.2 Mechanische Gefährdungen

Zerkleinerungsbereich

4.2.1.1 Auslegung des Zerkleinerungsbereichs


Der Zerkleinerungsbereich muss Beanspruchungen standhalten, die
– im bestimmungsgemäßen Betrieb auftreten und
– durch vernünftigerweise vorhersehbare Fehlanwendungen und
– durch unerwartetes Lösen oder Brechen eines Zerkleinerungswerkzeugs während des Betriebes auftreten
können

4.2.1.2 Zugang durch Öffnungen


Der Zugang zu gefährlichen Bewegungen von Teilen in dem Zerkleinerungsbereich ist durch eine oder mehrere
der folgenden Maßnahmen zu verhindern:
– Gestaltung der Maschine;
– feststehende Schutzeinrichtungen wie in EN ISO 14120:2015, 3.2 definiert;
– verriegelte, trennende Schutzeinrichtungen mit Zuhaltung wie in EN ISO 14119:2013, 3.5 definiert; die
sicherheitsbezogenen Teile des Steuerungssystems für die Sicherheitsfunktionen Zuhaltung und uner-
wartetes Anlaufen müssen PLr = d oder SIL = 2 entsprechen;
– verriegelte, trennende Schutzeinrichtungen wie in EN ISO 14119:2013, 3.2 definiert; diese müssen nach
EN ISO 13855:2010 unter Berücksichtigung der ungünstigsten Umstände des Auslaufens (ohne Material)
der bewegten Bauteile, im Hinblick auf die maximale Geschwindigkeit/Drehzahl angeordnet sein. Die
sicherheitsbezogenen Teile des Steuerungssystems für die Verriegelungsfunktionen müssen PLr = d oder
SIL = 2 entsprechen;
– integrierte Beschickungs- und/oder Entnahmeeinrichtungen nach 4.2.2 und/oder 4.2.3.
Die Sicherheitsabstände müssen EN ISO 13857:2008, Tabelle 2, Tabelle 3, Tabelle 4 und/oder Tabelle 6
entsprechen, soweit nicht anders angegeben.
Unerwartetes Drehen des Rotors/der Rotoren bei geöffnetem Zerkleinerungsbereich muss durch die Gestaltung
des Antriebssystems verhindert werden, die keinerlei Bewegung im stromlosen Zustand zulässt. Wenn die für
das Antriebssystem verwendete Technik ungeeignet ist und von der unerwarteten Drehung eine Gefahr
ausgeht, muss eine separate Blockiervorrichtung vom Hersteller vorhanden sein.

Beschickungsbereich

4.2.2.1 Allgemeine Anforderungen


Wenn die Beschickungseinrichtung ein Trichter ist, muss dieser den Beanspruchungen, die im normalen Betrieb
auftreten, standhalten können und die Abmessungen und die Gestaltung des Trichters müssen so sein, dass
die Möglichkeit eines Zugangs mit den oberen Gliedmaßen durch das Erreichen:
– beweglicher Teile der Beschickungseinrichtung und
– beweglicher Teile in dem Zerkleinerungsbereich durch die Beschickungsöffnung
unter Berücksichtigung der Sicherheitsabstände nach EN ISO 13857:2008, Tabelle 2, Tabelle 3, Tabelle 4
und/oder Tabelle 6 vermieden wird.
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4.2.2.2 Handbeschickung/manuelle Beschickung


Ist die Maschine für eine Handbeschickung ausgelegt, muss die Beschickungsöffnung den Sicherheits-
abständen aus EN ISO 13857:2008 entsprechen (siehe Bild 3).

3.13 3.13

3.5 3.6

3.11
Legende
3.5 Maschineller Beschickungsbereich 3.6 Manueller Beschickungsbereich
3.11 Austrittsöffnung 3.13 Rückschlagvorrichtung

Bild 3 – Zerkleinerungsmaschine mit Handbeschickung/manueller Beschickung

Wenn die Abmessungen der Beschickungsöffnung größer sind als 0,40 m in der Höhe und 0,50 m in der Breite,
muss das Hineinfallen durch die Beschickungsöffnung durch eine der folgenden Maßnahmen verhindert
werden:
– die untere Kante der Beschickungsöffnung muss in einer Mindesthöhe von 1,20 m über der Arbeitsebene
positioniert sein; oder
– es ist ein Beschickungstisch fest anzubringen und in einer Mindesthöhe von 1,20 m über der Arbeitsebene
anzuordnen; oder
– eine mechanische Beschickungseinrichtung, die integraler Bestandteil der Maschine ist und einen
Ganzkörperzugang verhindert.
Das Herausschleudern von Material oder von Teilen der Maschine aus dem Zerkleinerungsbereich durch die
Beschickungsöffnung während der Bearbeitung ist durch Rückschlagvorrichtungen (siehe Bild 3) und/oder
ähnliche Einrichtungen zu verhindern.
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Es können zusätzliche Maßnahmen zur Risikominderung erforderlich sein, wenn lange Gegenstände beim
Beschicken das Schließen der Rückschlagvorrichtungen verhindern; es müssen Informationen in der Betriebs-
anleitung gegeben werden.

4.2.2.3 Maschinelle Beschickung


Ist die Maschine nur für eine maschinelle Beschickung ausgelegt, so ist eine Handbeschickung unter keinen
Umständen zulässig.
Bei maschineller Beschickung muss der Gefahrenbereich der Maschine (Gefahr durch Herausschleudern von
Material) als solcher gekennzeichnet werden. Der Zugang in den Gefahrenbereich ist nur autorisierten Per-
sonen gestattet.
Können beide Beschickungsarten gleichzeitig genutzt werden, muss der Bereich der manuellen Beschickung
den Anforderungen aus 4.2.2.2 entsprechen.

4.2.2.4 Zusätzliche Maßnahmen bei integrierten, beweglichen Beschickungseinrichtungen


Wenn der Trichter oder eine andere integrierte Beschickungseinrichtung beweglich ist, muss das Erreichen der
Zerkleinerungswerkzeuge in dem Zerkleinerungsbereich verhindert werden, bis der Rotor/die Rotoren zum
Stillstand gekommen ist/sind. Dies ist konstruktiv unter Berücksichtigung der Sicherheitsabstände nach EN ISO
13857:2008 oder durch eine verriegelte Schutzeinrichtung mit oder ohne Zuhaltung, wie in 4.2.1.2 festgelegt,
zu lösen.
Wenn das unbeabsichtigte Schließen des Trichters oder der intergrierten Beschickungseinheit nicht durch die
Schwerkraft standsicher ist, ist eine selbstsperrende Rückhalteeinrichtung zu installieren. Das unerwartete
Anlaufen im geöffneten Zustand ist, wie in 4.2.1.2 festgelegt, zu unterbinden.
Der Zugang zu einer kraftbetriebenen integrierten Beschickungseinrichtung, sowie das Erfasstwerden, muss
während des Betriebes verhindert werden durch:
– eine Zweihandschaltung nach EN ISO 13851:2019, Typ IIIB, die nach EN ISO 13855:2010 so angebracht
werden muss, dass ein freier Blick auf den Öffnungs- und Schließbereich des Einfülltrichters sichergestellt
ist; oder
– eine Steuereinrichtung mit selbsttätiger Rückstellung wie in EN ISO 12100:2010, 3.28.3 definiert, die in
einem Mindestabstand von 2 m vom Gefahrbereich entfernt so angebracht ist, dass ein freier Blick auf den
Öffnungs- und Schließbereich des Einfülltrichters sichergestellt ist.

Austrittsöffnung
Das Herausschleudern von Material oder von Teilen der Maschine während der Bearbeitung durch die Austritts-
öffnung muss durch Schutzmaßnahmen (z. B. Tunnel, Klappen usw.) begrenzt werden, die den Bean-
spruchungen bezogen auf das Herausschleudern standhalten können. Es können zusätzliche Maßnahmen
erforderlich sein, um das Risiko zu reduzieren; siehe 6.2.1.
Das Erreichen der Zerkleinerungswerkzeuge vom Entnahmebereich aus ist zu verhindern, bis der Rotor/die
Rotoren zum Stillstand gekommen ist/sind. Dies ist mit verriegelten, trennenden Schutzeinrichtungen mit oder
ohne Zuhaltung, wie in 4.2.1.2 festgelegt, zu erreichen. Diese verriegelten, trennenden Schutzeinrichtungen
dürfen durch integrierte Entnahmevorrichtungen ersetzt werden, wenn diese wie verriegelte, trennende
Schutzeinrichtungen mit oder ohne Zuhaltung wie in 4.2.1.2 festgelegt wirken. Wenn die Bewegung des
Entnahmetrichters kraftbetrieben erfolgt, muss der Zugang zu Gefahrbereichen mit Stoßen/Quetschen verhin-
dert werden durch:
– eine Zweihandschaltung nach EN ISO 13851:2019, Typ IIIB, die nach EN ISO 13855:2010 so angebracht
werden muss, dass ein freier Blick auf den Öffnungs- und Schließbereich des Entnahmetrichters
sichergestellt ist; oder
– eine Steuereinrichtung mit selbsttätiger Rückstellung wie in EN ISO 12100:2010, 3.28.3, definiert, die in
einem Mindestabstand von 2 m vom Gefahrbereich entfernt so angebracht ist, dass ein freier Blick auf den
Öffnungs- und Schließbereich des Entnahmetrichters sichergestellt ist.
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4.3 Gefährdungen durch Lärm

Lärmreduzierung an der Quelle durch Konstruktion


Zerkleinerungsmaschinen müssen so konstruiert und gebaut sein, dass Risiken durch Lärm, insbesondere an
der Quelle, so weit gemindert werden, wie es nach dem Stand des technischen Fortschritts und mit den zur
Lärmminderung verfügbaren Mitteln möglich ist, siehe auch EN ISO 11688-1:2009.
ANMERKUNG Nützliche Informationen über Lärmerzeugungsmechanismen in Maschinen sind in EN ISO enthalten.

Hauptlärmquellen und Lärmminderungsmaßnahmen


Hauptlärmquellen sind der Zerkleinerungsbereich, der Beschickungsbereich und die Austrittsöffnung.
Zu den Maßnahmen, die getroffen werden können, gehören unter anderem:
– Schallschutzhauben;
– die Änderung der Geometrie der Zerkleinerungswerkzeuge und des Rotors/der Rotoren;
– die Änderung der Geometrie des Trichters;
– die Erhöhung der Schallisolierung des Zerkleinerungsbereichs;
– die Veränderung der Zerkleinerungsgeschwindigkeit;
– eine Aufstellung, sodass Körperschall isoliert ist.

Messung und Angabe der Lärmemissionswerte


Die Messung und die Angabe der Lärmemissionswerte müssen nach Anhang B durchgeführt werden (siehe
Punkt 6).

4.4 Gefährdungen durch Verlust der Standfestigkeit der Maschine


Die Maschine und ihre Verankerungen sind so zu gestalten, dass die Standfestigkeit in allen Betriebs- und
Wartungspositionen erhalten bleibt (siehe 6.2.1).

4.5 Gefährdungen durch elektrische Energie


Die elektrische Ausrüstung muss EN 60204-1:2006 entsprechen.

4.6 Not-Halt
Der Not-Halt muss als Stopp nach EN 60204-1:2006, 9.2.2, wirken. Das Betätigen der Not-Halt-Einrichtung
muss jegliche Bewegung stoppen.
Not-Halt-Stellteile sind an folgenden Stellen vorzusehen:
– innerhalb der Reichweite eines jeden Bedienplatzes an der Maschine, ausgenommen Funk-Fernbedienung
(siehe Punkt 4.7)
– bei manueller Beschickung an der Beschickungsöffnung.
Bei Maschinen mit automatischer Beschickung und/oder Entnahme darf ein Stellteil auf dem Bedienpult montiert
werden, wenn es in der Nähe der Beschickungs- und Entnahmeöffnungen angeordnet ist und ein freier Blick
auf diese ermöglicht ist.
Die Not-Halt-Funktionen müssen EN ISO 13850:2015 entsprechen.
Stellteile für Not-Halt-Einrichtungen müssen EN 60204-1:2006, 10.7 entsprechen.
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4.7 Funkfernsteuerung

Gefährdungen durch unerwartetes Maschinenverhalten infolge Ausfall der normalen


Ausschaltprozedur oder Versagen einer Schutzmaßnahme (Abschalten im Notfall)
Die Maschine ist nach EN 60204-1:2006 mit Not-Halt-Schaltern auszurüsten, die eindeutig erkennbar und
jederzeit erreichbar angeordnet sein müssen, sodass in jeder Situation ein Not-Stopp ausgelöst werden kann.
– Bei Betätigung eines Not-Halt-Schalters haben sämtliche Antriebe aller Baugruppen unmittelbar zu
stoppen.
– Vor einem erneuten Wiederanlauf ist sicherzustellen, dass der betreffenden Not-Halt-Schalter ordnungs-
gemäß zurückgestellt und die Störungsbehebung ordnungsgemäß quittiert wurde.
– Die Möglichkeit des Maschinenstartes mittels Funkfernsteuerung ist zu unterbinden.
– Sämtliche Not-Halt-Funktionen müssen auch im Reparatur- und Servicebetrieb aktiv sein.
– Die Funkfernsteuerung hat über eine eindeutig erkennbare Stopp-Funktion zu verfügen, die alle Bau-
gruppen der Maschine stillsetzt, die eine gefahrbringende Situation verursachen können. Das Bedien-
element, das diese Stopp-Funktion einleitet, ist nicht als Not-Halt zu markieren oder beschriften, da eine
Not-Halt-Funktion mit der Funkfernsteuerung bei Unterbrechung der Funkverbindung nicht gewährleistet
werden kann (siehe 4.7.2).

Gefährdungen durch Ausfall der Funkfernsteuerung


Durch Ausfall der Funkfernsteuerung dürfen keine zusätzlichen Gefährdungen eintreten und alle an der
Maschine vorhandenen Schutzmaßnahmen, unabhängig von der Funkfernsteuerung, in Funktion bleiben.
– Bei Unterbrechung der Funkverbindung kann die Maschine unverändert in Betrieb bleiben.
– Aus funktionstechnischen Gründen kann es erforderlich sein, dass bei Überschreitung der Reichweite der
Arbeitsprozess in der Maschine nicht unterbrochen werden darf. Zum Beispiel könnte ein Neustart des
Arbeitsprozesses bei befüllter Maschine zusätzliche Gefährdungen hervorrufen (Blockierungen, Material
ausräumen, Eingriffe des Bedieners etc.).
– Eine zu geringe Akkukapazität und die Überschreitung der Reichweite muss erkannt und signalisiert
werden.

Gefährdungen durch unbeabsichtigte Betätigung der Funkfernsteuerung


Mit der Funkfernsteuerung dürfen keine gefahrbringenden Funktionen ausgelöst werden.
Der Betreiber muss für einen angemessenen Aufbewahrungsort des Senders sorgen (z.B. Halterung im
Fahrzeug). Es dürfen keine Gegenstände auf dem Sender abgelegt werden. Eine Maschinenbedienung über
die Funkfernsteuerung darf nur bei Sichtkontakt zur Maschine erfolgen.

4.8 Gefährdungen durch die Vernachlässigung ergonomischer Grundsätze


Wenn sich die Beschickungshöhe mehr als 1,5 m über der Bodenhöhe befindet:
– muss der Hersteller sichere Zugänge zu den Arbeitsbühnen für das manuelle Beschicken des Materials
nach EN ISO 14122-1:2016, EN ISO 14122-2:2016, EN ISO 14122-3:2016, EN ISO 14122-4:2016 und EN
ISO 13857:2008 vorsehen; oder
– muss die Maschine nur für eine maschinelle Beschickung konstruiert sein (z. B. Förderband, Hebe-
einrichtungen).
Bedienenelemente sind so anzubringen, dass diese den ergonomischen Grundsätzen entsprechen.

4.9 Gefährdung durch Temperatur


An Zerkleinerungsmaschinen kann es trotz der vorhandenen Schutzeinrichtungen zur Gefährdung durch
Temperatureinfluß kommen. Beispielhafte Bereiche sind:
– Antriebsmotor/-en
– Rotor/Rotorlagerung
– Hydraulikeinheit
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Die entsprechenden Gefahrenbereiche sind je nach Ausführung gesondert in der Betriebsanleitung zu


beschreiben und durch das Anbringen von Warnhinweisen aufmerksam zu machen.

4.10 Gefährdung durch hydraulische Ausrüstungen


Hydraulische Ausrüstungen müssen EN ISO 4413:2010 entsprechen. Dabei ist insbesondere Folgendes zu
beachten:
– ein unkontrolliertes Freisetzen von unter Druck stehenden Flüssigkeiten ist zu verhindern;
– Verbindungen müssen so ausgeführt sein, dass ein unbeabsichtigtes Lösen verhindert wird;
– Schläuche und ihre Anschlüsse müssen so gestaltet sein, dass die Schläuche nicht aus ihren Anschlüssen
herausgezogen werden können. Das muss durch eine formschlüssige Verbindung zwischen Schlauch und
Armatur erreicht werden. Geeignete Verbindungen sind z. B. Flanschverbindungen, Bördelverschrau-
bungen oder Dichtkegelverbindungen;
– Schlauchleitungen müssen sicher befestigt werden, um im Falle eines Abreißens aus der Armatur ein
Herumschlagen zu verhindern.

5 Feststellung der Übereinstimmung mit den Sicherheitsanforderungen und/oder


Schutzmaßnahmen
Die Feststellung der Übereinstimmung mit den Sicherheitsanforderungen und/oder Schutz/Risikominderungs-
maßnahmen ist nach Tabelle 1 durchzuführen.

Tabelle 1 – Prüfmethoden
Abschnitt Sicht- Funktionsprüfunga Messung Berechnung Konstruktionsprüfung
Prüfung
4.2.1.1 X X X
4.2.1.2 X X X X X
4.2.2.1 X X X X X
4.2.2.2 X X X X X
4.2.2.3 X X
4.2.2.4 X X X X X
4.2.3 X X X X X
4.3
X X X X
Anhang B
4.4 X X X
4.5 X X X X X
4.6 X X X X
4.7 X X X X
4.8 X X X X
4.9 X X
4.10 X X X X X
a Die Funktionsprüfung beinhaltet die Prüfung der Funktion und Wirksamkeit der Schutzeinrichtung anhand:
– der Beschreibung in den Benutzerinformationen,
– der sicherheitsrelevanten Pläne und Schaltpläne,
– der im Abschnitt 4 dieses VDMA-Einheitsblattes und in den ziterten anderen Normen angegebenen Anforderungen.
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6 Benutzerinformation
6.1 Allgemein
Es müssen Benutzerinformationen und die Kennzeichnung der Maschine nach EN ISO 12100:2010, 6.4 zur
Verfügung gestellt werden.
Der Hersteller muss infolge des Aufstellens der Zerkleinerungsmaschine in seine Betriebsstellung, den
Benutzer über Restrisiken informieren, sodass die notwendigen Schutzmaßnahmen getroffen werden können
(z. B. Warnzeichen, Beleuchtung, Sichthilfen, Zugangsbeschränkung, Überwachung).

6.2 Betriebsanleitung
Der Maschinenhersteller muss eine Betriebsanleitung nach EN ISO 12100:2010, 6.4.5 liefern.
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(informativ)

Signifikante Gefährdungen
Dieser Abschnitt enthält den Zusammenhang zwischen Gefährdungen, ihrem Ursprung und möglichen
Konsequenzen, wie sie bei Spannvorrichtungen, wie im Anwendungsbereich definiert, üblich sind und den
zutreffenden Abschnitten dieses Teils des VDMA-Einheitsblattes, die bei der Risikobeurteilung herangezogen
werden müssen. Der Umfang, in dem alle signifikanten Gefährdungen behandelt sind, ist in den zutreffenden
spezifischen Teilen dieses VDMA-Einheitsblattes angegeben.

Tabelle A.1 – Liste der signifikanten Gefährdungen

Spezifische Anforderungen
Ort oder Situation der Gefährdung
Anwendbare Abschnitte dieses VDMA-Einheitsblattes
A.1 General
Dieser Abschnitt enthält alle signifikanten Gefährdungen, 4.1
Gefahren- situationen und Ereignisse, soweit sie in dieser
Norm behandelt werden, identifiziert durch eine Risiko-
bewertung, die für diese Art von Maschinen signifikant ist
und Maßnahmen zur Beseitigung oder Verringerung des
Risikos erfordern.
ANMERKUNG EN ISO 14121-1 enthält Informationen zum
Risikobewertungsverfahren.

A.2 Mechanik
Zerkleinerungsbereich: 4.2.1
– Stoßen durch herausgeschleudertes Material oder
Teile der Maschine aus dem Zerkleinerungsbereich;
– Quetschen/Scheren zwischen Rotor(en) und/oder
beweglichen Teilen und/oder dem Gehäuse des Zer-
kleinerungsbereichs;
– Schneiden/Abschneiden durch die Zerkleinerungs-
werkzeuge.
Beschickungsbereich: 4.2.2
– Stoßen durch herausgeschleudertes Material oder von
Teilen der Maschine durch die Beschickungsöffnung;
– Scheren durch die Beschickungseinrichtung;
– Erfassen durch das zugeführte Material;
– Quetschen/Scheren zwischen Rotor(en) und/oder
beweglichen Teilen und/oder dem Gehäuse des Zer-
kleinerungsbereichs beim Zugang durch Öffnungen
einschließlich Hineinfallen in den Einfülltrichter;
– Stoßen/Quetschen durch Bewegungen des Einfüll-
trichters.
Austrittsöffnung: 4.2.3
– Stoßen durch herausgeschleudertes Material oder
Teile der Maschine durch die Austrittsöffnung;
– Quetschen/Scheren zwischen Rotor(en) und/oder
beweglichen Teilen und/oder dem Gehäuse des
Zerkleinerungsbereichs beim Reichen durch die
Austrittsöffnung;
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Spezifische Anforderungen
Ort oder Situation der Gefährdung
Anwendbare Abschnitte dieses VDMA-Einheitsblattes
– Schneiden/Abschneiden durch die Zerkleinerungs-
werkzeuge.
A.3 Elektrik
Spannungsführende Teile: 4.5
– Elektrischer Schlag oder Verbrennungen durch
direktes oder indirektes Berühren spannungs-
führender Teile oder Teile, die durch einen elek-
trischen Fehler spannungsführend geworden sind;
– Elektrischem Schlag in Zusammenhang mit elektro-
statischer Entladung mit Energien > 350 mJ.
A.4 Lärm
Hörverlust und/oder physiologische Wirkung im Zu- 4.3 (Anhang B)
sammenhang mit Lärmemissionen (z. B. durch hohe
Lärmpegel, bewegliche Teile).
A.5 Gefährdungen durch die Vernachlässigung ergonomischer Grundsätze

– Ermüdung durch ungesunde Körperhaltung 4.8


– Störungen des Bewegungsapparates durch über-
mäßige Belastungen und Anstrengungen.
A.6 Gefährdungen durch Verlust der Standfestigkeit der Maschine
Gefahren im Zusammenhang mit dem Verlust der 4.4
Standfestigkeit der Maschine. Gefährdungen in Form von
Quetschen, Scheren, Stoßen, ausgelöst durch das
Rutschen oder Kippen der Maschine
A.7 Gefährdungen durch Temperatur
Gefahren im Zusammenhang mit hohen Temperaturen von 4.9
Maschinenteilen in Form von Verbrennungen
A.8 Funkfernsteuerung

– Gefährdungen durch unerwartetes Maschinen- 4.7.1


verhalten infolge Ausfall der normalen Ausschalt-
prozedur oder Versagen einer Schutzmaßnahme
(Abschalten im Notfall)

– Gefährdungen durch Ausfall der Funkfernsteuerung 4.7.2

– Gefährdungen durch unbeabsichtigte Betätigung der 4.7.3


Funkfernsteuerung

– Gefährdungen durch unbeabsichtigte Betätigung der 4.7.3


Funkfernsteuerung
A.9 Not-Halt
Gefährdung durch falsche Positionierung von Not-Halt- 4.6
Stellteilen
A.9 Gefährdung durch hydraulische Ausrüstungen

– Gefährdungen durch unkontrolliertes Freisetzen von 4.10


unter Druck stehenden Flüssigkeiten;
– Gefährdungen durch unbeabsichtigtes Lösen von
Verbindungen;
– Gefährdungen durch Abreißen von Schlauchleitungen.
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(informativ)

Geräuschmessverfahren
B.1 Allgemeines
Dieser Anhang spezifiziert alle Informationen, die erforderlich sind, um effizient und unter genormten
Bedingungen die Bestimmung und Erklärung der Luftschallemission von Zerkleinerungsmaschinen durch-
zuführen.

B.2 Bestimmung des A-bewerteten Emissionsschalldruckpegels am Arbeitsplatz


Die Bestimmung des A-bewerteten Emissionsschalldruckpegels muss unter Anwendung einer der Normen
EN ISO 11201:2010 mit der Genauigkeitsklasse 2, EN ISO 11202:2010 mit der Genauigkeitsklasse 2 oder
EN ISO 11204:2010 mit der Genauigkeitsklasse 2 durchgeführt werden.
Wenn es nicht möglich ist, ein Verfahren der Genauigkeitsklasse 2 durchzuführen, kann ein Verfahren der
Genauigkeitsklasse 3 (z. B. EN ISO 11202:2010) unter Angabe von Gründen für die Anwendung eines solchen
Verfahrens durchgeführt werden.

B.3 Bestimmung des A-bewerteten Schallleistungspegels


Bei Zerkleinerungsmaschinen, deren A-bewerteter Emissionsschalldruckpegel am Arbeitsplatz höher als 80 dB
ist, muss der Schallleistungspegel ermittelt werden.
Die Bestimmung des A-bewerteten Schallleistungspegels muss unter Anwendung einer der Normen
EN ISO 3744:2010 oder EN ISO 9614-2:1996 mit der Genauigkeitsklasse 2 durchgeführt werden.
Wenn es nicht möglich ist, ein Verfahren der Genauigkeitsklasse 2 durchzuführen, kann ein Verfahren der
Genauigkeitsklasse 3 (z. B. EN ISO 3746:2010) unter Angabe von Gründen für die Anwendung eines solchen
Verfahrens durchgeführt werden.

B.4 Aufstellungs- und Betriebsbedingungen


Während der Geräuschmessung muss die Maschine, wie vom Hersteller in der Betriebsanleitung für eine
bestimmungsgemäße Verwendung angegeben, aufgestellt und betrieben werden.
Für die Geräuschmessung muss die Maschine unbeladen, aber unter Betriebsbedingungen (z. B. bereit zum
Verarbeiten von Material) und mit Nenndrehzahl betrieben werden.
Die Geräuschemission von Zerkleinerungsmaschinen ohne Material ist möglicherweise für die bestimmungs-
gemäße Verwendung der Maschine nicht repräsentativ, weil zusätzliche Geräusche durch den Zerkleine-
rungsprozess die Geräuschemission signifikant erhöhen können.
Deshalb sollte der Hersteller dem Betreiber auch Informationen über Geräuschemissionen in beladenem
Zustand bereitstellen, die aus Messungen am Ort des Betreibers und/oder des Herstellers resultieren. Diese
Information muss Geräuschemissionswerte oder eine geschätzte Erhöhung der Geräuschemission im Vergleich
zum unbeladenen Zustand enthalten.
ANMERKUNG Entstehende Geräusche durch den Zerkleinerungsprozess hängen von der Konstruktion der Maschine
und von den Materialeigenschaften/Produkteigenschaften wie Art, Schnitt, Dicke, usw. ab.
Mit den Werten der beladenen und unbeladenen Betriebszustände werden Maschinenhersteller in der Lage
sein:
– die Wirksamkeit der Geräuschschutzmaßnahmen, die sie in der Konzipierungsphase durchgeführt haben,
zu beurteilen;
– Betreiber über die zu erwartenden Geräuschemissionswerte zu informieren, die unter den Betriebs-
bedingungen, die für den Betreiber von Interesse sind, und ihm demzufolge helfen wird, Geräusch-
emissionen von Zerkleinerungsmaschinen zu vergleichen;
– die Risikobewertung für Geräusche zu erstellen.
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Es sind Vorkehrungen zu treffen, um die Geräuschemission von Zusatzausrüstungen zu vermeiden, die nicht
integraler Bestandteil der Zerkleinerungsmaschinen sind, die aber für sein Betreiben unerlässlich sind, und die
die Geräuschemission der Zerkleinerungsmaschine belasten.
Alle Zusatzausrüstungen, die integraler Bestandteil der Zerkleinerungsmaschinen sind, müssen während der
Geräuschmessung in Betrieb sein.

B.5 Aufzuzeichnende und zu dokumentierende Informationen


Die aufzuzeichnenden und zu dokumentierenden Informationen müssen alle Daten enthalten, die nach den
verwendeten Grundnormen erforderlich sind.

B.6 Angabe der Geräuschemissionswerte


Die Geräuschangaben müssen als Zweizahl-Angaben erfolgen, wie in EN ISO 4871:2009 spezifiziert.
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Literaturhinweise
EN ISO 3746:2010, Akustik - Bestimmung der Schallleistungs- und Schallenergiepegel von Geräuschquellen
aus Schalldruckmessungen - Hüllflächenverfahren der Genauigkeitsklasse 3 über einer reflektierenden Ebene
(ISO 3746:2010)

EN ISO 11688-1:2009, Akustik - Richtlinien für die Gestaltung lärmarmer Maschinen und Geräte - Teil 1:
Planung (ISO/TR 11688-1:1995)

EN ISO 11688-2:2000, Akustik - Richtlinien für die Gestaltung lärmarmer Maschinen und Geräte - Teil 2:
Einführung in die Physik der Lärmminderung durch konstruktive Maßnahmen (ISO/TR 11688-2:1998)

EN ISO 13856-2:2013, Sicherheit von Maschinen - Druckempfindliche Schutzeinrichtungen - Teil 2: Allgemeine


Leitsätze für die Gestaltung und Prüfung von Schaltleisten und Schaltstangen (ISO 13856-2:2013)

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