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29.04.22, 14:57 Welches Motorboot für Küstengewässer? | boat24.com/de
Mit glattem Wasser zwischen schützenden Ufern kommt praktisch jeder schwimmende
Untersatz zurecht. Da langt in der Regel die flachbordige Nussschale oder ein Gleiter
mit flachem Bootsboden. Sollte es mal ruppig werden, ist man flott am rettenden Ufer.
Anders sieht es an der Küste aus, wo Boot und Besatzung mit Seegang fertig werden
müssen, mit Schaukeln, Schlagen und langen Passagen bei ruppigen Bedingungen.
Wellen machen den Ritt ungemütlich. Schnell mit flotter Fahrt ans nächste Ufer
brettern geht nicht. Diese Idee kann in flachem Wasser bei Brandung sogar gefährlich
sein. Bei auflandigem Wind sind Untiefen weiträumig zu umfahren. In Tidengewässern
wie der Nordsee schaffen Wind- gegen Strömung Bedingungen üble bis gefährliche
Verhältnisse: steile, dicht aufeinander folgende, an den Kämmen brechende Wellen, die
irgendwann nicht mehr quer zu nehmen, sondern mit langsamer Fahrt vierkant
anzusteuern sind. Oft ist man weit draußen in ausreichend tiefem Wasser mit
berechenbarem Seegang besser aufgehoben als im flachen. Auf dem Meer gibt es
andere Gesichtspunkte.
Dazu braucht es ein seetüchtiges Boot mit ausgeprägter Aufkimmung, einen V-förmigen
statt flachen Bootsboden. Das V durchschneidet Wellen besser, gleitet dafür
entsprechend später oder gar nicht. Das entscheiden die Form und die Motorisierung.
Je ausgeprägter das V, desto rauhwassertauglicher das Boot, desto mehr PS und Sprit
benötigt es aber auch.
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Früher waren rundspantige Rümpfe üblich. Der abgerundete statt kantige Übergang von
der seitlichen Bordwand zum Bootsboden lässt den Rundspanter entsetzlich rollen. Die
Schaukelei kann so weit gehen, dass empfindlichen Naturen sofort schlecht wird und
bestimmte Kurse im offenen Wasser unmöglich sind. Die moderne Rumpfform
stabilisiert die Schwimmlage und dämpft die unangenehme Schaukelei.
Achten Sie auch auf die Kursstabilität, die beim Verdränger durch einen Kielstummel
unterstützt wird, der zugleich die Propellerwelle und Schraube bei Grundberührungen
schützt. Je rauher und exponierter das Revier, desto mehr sollte sich das Design an
den dortigen Arbeits-, den Fischerbooten orientieren.
Ein breites Heck bietet eine sichere Schwimmlage und beim Ankern (siehe auch:
Ankern: Hält er oder hält er nicht?) in der Badebucht Platz. Denn es gibt nichts
Schöneres, als am Wochenende oder zwischendurch mal spontan in die nächste Bucht
zu brettern, eine Runde ums Boot zu schwimmen und die Sonne zu zweit, mit der
Familie oder Freunden untergehen zu lassen. Diese Naturnähe ist das Schönste. In
meinen Augen ist diese Freiheit der entscheidende Grund, ein Boot zu haben.
Achten Sie auf eine gute Entwässerung der seitlichen Decks und des Achterdecks.
Sollte mal eine Woge an Bord gelangen, muss das Wasser zügig außenbords ablaufen.
Dann können die Speigatten und Drainagen rings um die Poller nicht groß genug sein.
Der Eingang zur Kajüte sollte sich mit einer stabilen Tür schließen lassen.
Ein Sicherheitsaspekt ist die Motorisierung. Ein zweimotoriges Boot hat für den Fall,
dass eine Maschine aussetzt, noch die zweite. Nachteile des zweimotorigen Antriebs
sind größere Kosten beim Kauf, bei der Wartung und auch der höhere Spritverbrauch. In
vielen Häfen sind Boote mit Außenborder zu sehen, die noch einen kleineren Hilfsquirl
am Spiegel hängen haben.
Wichtig bei der Motorisierung ist, dass sie zum tatsächlichen, nicht dem
angenommenen Leergewicht des Bootes, nämlich mit Sprit, Frischwasser, Vorräten,
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Planen Sie längere Strecken an der Küste, sollte das Boot ein angehobenes Vorschiff
und einen geschützten Steuerstand haben. Damit lässt sich ein Unwetter mit Böen und
Gischt mit langsamer Fahrt gegenan kommod aushalten. Wichtiger als eine
windschnittig-coole Verglasung ist die ungehinderte Sicht in Fahrtrichtung. Das ist
sicherer und auch für Ihre Begleitung angenehm. Nur wer im Seegang sieht, wo die
Reise hingeht, den Horizont im Auge behält und im Sturm die Wogen sieht, fühlt sich
sicher und bleibt länger von der Seekrankheit verschont.
Achten Sie auch auf ein zum Bootsgewicht und der großen Windangriffsfläche
hochbordiger Motorboote passendes, im Zweifel eher eine Nummer größeres
Ankergeschirr mit wenigstens einigen Metern Kettenvorlauf. Damit bleiben Sie bei einem
technischen Problem oder stürmischen Bedingungen ziemlich sicher an Ort und Stelle.
Auch ist es beim Übernachten in der Traumbucht ein gutes Gefühl, nicht am falschen
Ende gespart zu haben. Wenige Kilo mehr entscheiden darüber, ob der Anker hält (siehe
auch: Wer aufsteht, macht das Licht aus).
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