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Lieder und Musik im Unterricht Deutsch als Fremdsprache

Musik ist im modernen Leben allgegenwärtig: Man hört sie im Fernsehen, Radio,
Supermarkt, Restaurant, am Telefon und sogar, wenn man unterwegs ist. Musik hören ist
außerdem eine der beliebtesten Freizeitmöglichkeiten und ist daher ein unbestritten
wichtiger Motivationsschub im Unterricht. Musik und Lieder liefern auch viele
Informationen etwa zum Leben der Deutschen im engeren Sinn oder zu landeskundlichen
Aspekten im weiteren Sinn. Als Teilaspekte deutscher Landes- und Kulturkunde im
allgemeinen informieren Liedertexte sowohl über aktuelle bzw. vergangene Themen als
auch über Emotionen wie Liebe, Hass, Ängste. Dadurch lösen sie auch bei den Lernenden
verschiedene Gefühlserwartungen aus.
Lieder fördern bei Kindern außerdem das Lernen über mehrere Kanäle und tragen zu
einer besseren Verankerung von Wörtern und Wendungen bei. Als authentische,
lebendige Texte voller Schattierungen sind Lieder im DaF-Unterricht trotz
Sprachschwierigkeiten eine gute Möglichkeit, die strenge grammatische Progression eines
Lehrplans zu umgehen und den Lernenden die Möglichkeit zu geben, die Sprache
natürlich zu nutzen und „echte“ Leser bzw. Hörer zu sein.
Lieder und Musik helfen also beim Fremdsprachenerwerb. Liedertexte werden meistens
auswendig gelernt, so dass die Lernenden gleich merken können, dass sie ein ganzes Lied
auf Deutsch singen können. Außerdem lockern sie den Unterricht auf und bieten
gleichzeitig Lernfortschritte. Es scheint daher ein sehr geeignetes Medium zu sein, das
Interesse an der deutschen Sprache zu vertiefen. Die Lieder bieten die Möglichkeit,
verschiedene Aktivitäten in einer Unterrichtsstunde durchzuführen: Sie bieten nicht nur
Anregungen zum Gespräch im Unterricht, sondern eignen sich auch für weitführende
schriftliche Aufgaben oder sogar für Internetrecherche oder Projektarbeit. Das bedeutet
also, dass Liedertexte für verschiedene Lernziele verwendet werden können: Hör- und
Leseverstehen, Sprechen, Aussprache, kreatives Schreiben, Vermittlung von Wortschatz
und Grammatikstrukturen sowie von landeskundlichen Informationen.
Trotz all dieser positiven Aspekte, Musik im DaF-Unterricht zu benutzen, werden
Liedertexte nicht oft genug im Unterricht eingesetzt. Ein Grund dafür ist, dass nicht
wenige DaF-Lehrende darüber klagen, es koste sie einfach sehr viel Zeit, ein geeignetes
Lied für eine bestimmte Unterrichtseinheit zu finden und es zu didaktisieren. Trotz dieser
Tatsache kann man auch einen anspruchsvollen, abwechslungsreichen, kreativen und
interessanten Unterricht mit Liedern gestalten, sobald man ihren Einsatz richtig plant.
Darum geht es in den folgenden Abschnitten.
1. Kriterien der Liedauswahl
Das Lernziel bestimmt die Auswahl der Lieder und unterliegt bestimmten Merkmalen, die
berücksichtigt werden müssen. Folgende Auswahlkriterien können den Lehrenden bei
ihrer Suche helfen.
- Die ausgewählten Lieder sollten nicht zu lang sein;
- Spaß machen und motivieren;
- einen geeigneten Rhythmus haben;
- Wiederholungen (z.B. einen Refrain ) haben;
- Themen haben, die den Lernenden ansprechen;
- dem Musikgeschmack, dem Alter und dem Sprachstand der Lernenden
entsprechen;
- verständliche und deutliche Aussprache des Interpreten haben;
- wenn nötig landeskundliche Aspekten berücksichtigen;
- konkrete Lernziele haben, die mit dem Einsatz des Liedes verfolgt werden.

2. Lieder als Hörtexte: Verknüpfung mit anderen Fertigkeiten


Der erfolgreiche Einsatz von Liedern und Musik im Unterricht unterliegt der gängigen
Unterteilung in Phasen für die Hörverstehensschulung: Einstiegsphase (vor dem Hören),
Erschließungsphase (während des Hörens) und Festigungsphase (nach dem Hören).
a. Vor dem Hören: In dieser Phase haben die Lernenden die Möglichkeit, Vor- und
Weltwissen zu aktivieren, Schlüsselwörter und –ausdrücke zu sammeln und bestimmte
Erwartungen über das Lied aufzubauen. All dies kann durch verschiedene Übungen
erreicht werden:
- Assoziogramme (Wortigel);- Mündliche Besprechung des Themas;
- Mündliche Besprechung des Liedtitels oder von Liedfragmenten;
- Vorübung mit Schlüsselwörtern und –ausdrücken;
- Satzkartenarbeit mit Schlüsselsätzen;
- Zuordnungsübungen (Bild – Text, Bild – Bild, Text – Text);
- Einstieg in das Thema durch Fotos bzw. Bilder;
- Richtige Reihenfolge des Liedes herstellen;
- Ausschnitt vom Lied hören bzw. lesen und über seinen Inhalt spekulieren;
- Reime herausfinden lassen
b. Während des Hörens: In der Einschließungsphase stehen Liedtext und Hörverstehen im
Mittelpunkt. Das Verstehen des Lieds muss nicht unbedingt vollständig sein. Folgende
Aufgaben können den Lernenden helfen, als Lied als Hörtext zu verstehen:
- Richtig-Falsch-Aufgaben;
- Multiple-Choice-Aufgaben;
- Notizen machen, besser gesagt, aufschreiben, oder zeichnen, was man versteht;
- Liedtext ergänzen (den der Lehrende vorher als Lückentext geschrieben hat);
- Zeilen bzw. Abschnitte ordnen;
- aufzählen, wie oft ein Wort oder ein Satz vorkommt;
- Zuordnungsübungen von Bildern zu den einzelnen Strophen oder Zeilen;
- Text mitlesen
- (Instrumental)Musik hören und ihren Rhythmus zeichnen;
- (Instrumental)Musik beschreiben (mit Adjektiven, Verben usw.);
- Musikinstrumente identifizieren;
- über die Musik, den Rhythmus und die Stimmen sprechen;
- Man kann auch Spiele einsetzen, um den Spaß am Musikhören zu erhöhen und ein
bisschen Bewegung in den Unterricht zu bringen:
- Liedtext auf einem großen Papier aufschreiben. Wörter, die man mit einem Bild ersetzen
könnte, auslassen, damit die Lernenden in die Lücken Bilder einsetzen bzw. malen;
- Liedtext auf einem großen Papier aufschreiben. Wörter/Sätze auslassen. Die Lernenden
bekommen dies und müssen, sobald sie es hören, entsprechend einsetzen;
- Liedtext mit Mimik oder Gestik wiedergeben.
c. Nach dem Hören: In der letzten Phase sollen die Lernenden den neu gelernten Stoff
(Wörter, Ausdrücke, grammatische Strukturen usw.) reproduktiv benutzen. Sie sollen
außerdem die Möglichkeit haben, ihre eigene Meinung zu dem Lied mitzuteilen. Folgende
Aufgaben können in dieser Phase benutzt werden:
- Zuordnungsübungen;
- Fragen zum Text beantworten;
- ein Raster ausfüllen;
- Glossar mit dem Wortschatz bilden;
- Parallellied schreiben;
- Umschreiben des Liedes in andere Textsorten;
- Dialoge mit dem Thema des Liedes erfinden, aufschreiben und spielen;
- Geschichte zum Thema des Liedes schreiben;
- Brief an den Sänger schreiben;
- Eine Kritik oder einen Kommentar über das Lied schreiben;
- Das Lied weiterschreiben;
- Eine Collage über das Lied zusammenstellen.
- In dieser Phase kann man außerdem Übungen zum mündlichen Ausdruck
herstellen, die weiter das Lied als Thema haben:
- Umfrage zum Lied entwerfen und durchführen;
- Liedinhalt zusammenfassen;
- Einen anderen Titel für das Lied erfinden;
- Minidialoge, Rollenspiele, Sketche mit dem Liedtext spielen;
- Über Thema, Personen und Handlung des Liedes diskutieren.

3. Grammatik- und Wortschatzübungen herzustellen ist eine andere Gelegenheit,


mit Liedern im Unterricht zu arbeiten. Diese Übungen können in verschiedenen Phasen
eingesetzt werden.
Grammatik- und Wortschatzübungen:
- alle Tempora wechseln;
- Personalpronomen wechseln bzw. löschen;
- Adjektive wechseln (durch Antonyme oder Synonyme);
- schwierige Wörter im Wörterbuch suchen und definieren;
- Schlüsselwörter aufschreiben;
- Interpunktion ergänzen;
- Adjektivdeklination üben bzw. ergänzen.

4. Tipps: wenn Sie ein Lied einsetzen/einüben wollen:

 Üben Sie selbst vorher die Bewegungen, Text und Melodie, sodass Sie selbst ganz
sicher sind.
 Bereiten Sie das Lied vor, entlasten Sie das Verständnis des Liedtextes durch eine
situative Einbettung oder durch das Erzählen einer Geschichte, in der alle
Bewegungen und Wörter vorkommen.
 Lassen Sie die Kinder einzelne Bewegungen zuerst nur zu ein paar Liedstellen oder
Wörtern machen.
 Geben Sie ausreichend Zeit für Wiederholungen.
 Arbeiten Sie sich Strophe für Strophe vor.
 Machen Sie Bewegungen zu den Wörtern mit.
 Lassen Sie zur Überprüfung zunächst die ganze Gruppe und dann erst einzelne
Kinder allein eine bestimmte Bewegung machen.
 Nehmen Sie gegebenenfalls Gegenstände/Handpuppen oder Bildkärtchen zu Hilfe.

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