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WISSEN
Handbuch der
Normen-Download-Beuth-Raueiser GmbH Buchhandlung-KdNr.94824-LfNr.7487284001-2016-04-27 14:46
Hydraulik
für Wasserbau und
Wasserwirtschaft
b
Normen-Download-Beuth-Raueiser GmbH Buchhandlung-KdNr.94824-LfNr.7487284001-2016-04-27 14:46
(Leerseite)
Detlef Aigner
Gerhard Bollrich
1. Auflage 2015
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechts ist ohne schriftliche
Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für
Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeiche-
rung in elektronische Systeme.
Die im Werk enthaltenen Inhalte wurden vom Verfasser und Verlag sorgfältig
erarbeitet und geprüft. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit des Inhalts
wird gleichwohl nicht übernommen. Der Verlag haftet nur für Schäden, die
auf Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit seitens des Verlages zurückzuführen
sind. Im Übrigen ist die Haftung ausgeschlossen.
ISBN 978-3-410-21341-3
ISBN (E-Book) 978-3-410-21346-8
Errata
zum Titel „Handbuch der Hydraulik“,
1. Auflage, ISBN 978-3-410-21341-3
h2
FH g b (4.38a-d)
2
FV g b AV
F FH2 FV2
FV
tan
FH
h 2 z02
FH g b (4.39a-f)
2
FA g b AA
F FH2 FA2
FA
tan
FH
xD r (cos cos )
zD h z0 r sin
87
6 DRUCKROHRSTRÖMUNG
Die hydraulische Rauheit k wird in Millimetern [mm] angegeben, ist aber keine geometrische,
sondern eine im hydraulischen Versuch ermittelte Größe.
Da die Berechnung von mit Gleichung (6.26) nur implizit möglich ist, wird als Anfangswert
in der Regel 0 , 02 verwendet und nach ein oder zwei Iterationen ist man dem endgültigen
Wert sehr nahe.
Der Umschlag von laminarer in turbulenter Strömung erfolgt, wie Messungen zeigen, in einem
Bereich zwischen 2320 < Re < 4000. Zanke hat mit Hilfe einer Sprungfunktion die
Gleichung (6.16) für die laminare Strömung und die Gleichung (6.27) für die turbulente
Strömung zusammengeführt und für den Gesamtbereich aller Re-Zahlen folgende Lösung
entwickelt:
2
64 log Re
1,2
k d
1 2 log 2 , 72 (6.28)
Re Re 3, 71
( 0 ,0033 Re 8 ,75 )
mit e e
Eine etwas einfachere explizite Näherungsformel geben Swamee und Jain (1976) für den
Reibungsbeiwert im turbulenten Bereich mit folgender Formel an:
2
5,74 k d
2 log 0 ,9
3, 7
(6.29)
Re
Diese gilt für 10 6 k d 10 2 und 5 103 Re 3 108 , was praktisch dem gesamten
technisch wichtigen turbulenten Strömungsbereich entspricht. Die Übereinstimmung der
Näherungsgleichungen (6.28) und (6.29) mit der Prandtl-Colebrook-Formel nach Gleichung
(6.26) ist sehr gut und wesentlich besser als mit anderen, in verschiedenen Quellen
aufgeführten Gleichungen.
141
7 FREISPIEGELSTRÖMUNG
Kontrollvolumen
S2 h2
h1 S1 1
2 hgr
Bild 7.23 Verhältnis der konjugierten Wassertiefen und relative Verlusthöhe (unten) am Übergang
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Die Berechnung der Wechselsprunglänge aus empirischen Gleichungen zur Bemessung eines
Tosbeckens, der baulichen Begrenzung zur Beherrschung des turbulenten Wechselsprunges,
wird im Abschnitt 8.20 erläutert.
Dass der Überfall ein typisches Beispiel für das Auftreten eines Fließwechsels ist und wie
dieser zur Ermittlung der Überfallformel genutzt werden kann, wird im folgenden Abschnitt 8
erläutert. Zur Ermittlung der Randbedingungen für den Wechselsprung nach der Überströmung
eines Wehres wird hier eine iterationsfreie Lösung vorgestellt, die zur Abschätzung des
Energieverlustes bei der Überströmung auf Ergebnisse von Peterka (1978, siehe bei Bollrich,
2013) zurückgreift. Er bestimmte den Verlustbeiwert m aus dem Verhältnis von
Fließgeschwindigkeit 1 nach dem Wehr zur theoretischen Fließgeschwindigkeit, ermittelt
279
Tabelle 8.2 Überfallformel und Überfallbeiwerte unterschiedlicher Profile von Überfällen
Überfallansicht Überfallformel µ0 µ1 µ2
Rechteck
1,5
b = bW 2 2
2 4 b h
2
Q μ 2 g b h1,5 0,577 1 µ 1,5
h 3 9 B h w
Trapez
bW 2 4 h
Q μ 2 g bs h1,5 (1 ) 0,537 1,5
3 5 b' 2
2 4 bs 0 ,8 n h h
2
b n n bis 1 h w 1,5
h
b' s n 1 2 9 B
1:n1 1:n2
n
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2 0,577
bS
Kreis
2
bW 2 11 2 h 2 3 d 2 h 2
Q μ g d 3 h 6 0,529 1 2
d 2 d B h w
h
Dreieck
bW 2 ,5
8 2
2 8 bw
2
h
2
Q μ 2 g n h 2 ,5 0,537 1 h w 2,5
h 15 15 2 B
1:n 1:n
339
Autorenporträts
I
Handbuch der Hydraulik
Vorwort
Das „Handbuch der Hydraulik“ mit dem Zusatz „für Wasserbau und Wasserwirtschaft“ ist
als erweitertes Nachschlagewerk konzipiert und auf die Lösung von praktischen hydrome-
chanischen Aufgabenstellungen des Wasserbaues und der Wasserwirtschaft ausgerichtet.
Im Buch wird auf ausführliche Ableitungen und tiefgreifende Erläuterungen verzichtet. Hier
wird auf die Grundlagenbücher und Lehrbücher der Technischen Hydromechanik, der
Strömungslehre oder des Wasserbaus verwiesen, die in den letzten Jahren zahlreich auf dem
Markt erschienen sind. In diesem Buch wird das Problem benannt, kurz beschrieben und
seine Lösung mit dazu erforderlichen Gleichungen und Beiwerten aufgezeigt. Diese sind so
aufbereitet, dass sie verständlich und sofort nutzbar sind. Die Lösung eines Problems ist
einerseits mit Hilfe von Diagrammen oder Tabellen möglich, kann aber auch andererseits aus
Gleichungen und Beiwerten selbst gefunden werden.
Neben den hydraulischen Lösungen enthält das Buch die für ein Handbuch typischen
zusätzlichen Informationen wie z. B. mathematische, insbesondere geometrische oder
physikalische Tafelwerte und Formeln.
Der Begriff „Hydraulik“, aus dem griechischen Wort „hydro“ (Wasser) abgeleitet, ist
wissenschaftlich betrachtet, die Lehre der ruhenden und strömenden Flüssigkeiten. In der
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technischen Anwendung (technische Hydraulik) wird der Begriff oft nur auf die hydrauli-
schen bzw. pneumatischen Maschinen beschränkt. In diesem Buch wird dieser Begriff als
umfassende Definition dieses Fachgebietes verstanden.
Die Hydraulik des Wasserbaues und der Wasserwirtschaft ist als technische Anwendung
eher unter dem Begriff „Technische Hydromechanik“ bekannt. Die entsprechende Fachbuch-
reihe „Technische Hydromechanik“ besteht aus Band 1 als Grundlagenfachbuch für die
Ausbildung und das Studium, Band 2 und 4 enthalten spezielle hydraulische Probleme und
Band 3, ebenfalls auf die Lehre ausgerichtet, enthält eine Sammlung von Übungsaufgaben
und deren Lösungen. Das vorliegende Handbuch der Hydraulik versteht sich als Ergänzung
zu diesen Bänden, konzentriert sich dabei auf den Anwender, der die Grundlagen dieses
Fachgebietes beherrscht, aber die eine oder andere Formel und den einen oder anderen
Beiwert vergessen hat, sucht oder auffrischen möchte. Selbstverständlich sind neuere
Untersuchungen, Veröffentlichungen und Erkenntnisse in diesem Buch eingearbeitet, aber
man findet auch Vergessenes, schon Bekanntes oder oft Genanntes.
Dresden, September 2014 Detlef Aigner
Gerhard Bollrich
II
Inhaltsverzeichnis
Seite
1 Allgemeines .......................................................................................................... 1
1.1 Geschichtliche Entwicklung .................................................................................. 1
1.2 Formelzeichen und Einheiten in der Hydraulik ................................................... 2
1.2.1 Basisgrößen der SI-Einheiten ................................................................................... 2
1.2.2 Symbolverzeichnis ................................................................................................... 3
1.3 Dezimale Vielfache von Einheiten ......................................................................... 7
1.4 Griechisches und kyrillisches (russisches) Alphabet, römische Ziffern
und Zahlen ............................................................................................................. 7
1.5 Umrechnung von britischen und US-Einheiten in metrische Einheiten ............. 9
1.6 Historische und nicht mehr gebräuchliche Einheiten ........................................ 12
1.7 Umrechnungen wichtiger Einheiten.................................................................... 12
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik,
wichtige geometrische Werte .......................................................................... 15
2.1 Wichtige Zahlenwerte .......................................................................................... 15
2.2 Trigonometrie ...................................................................................................... 15
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III
Handbuch der Hydraulik
Seite
3.4.2 Dichteveränderungen durch Beimengungen ........................................................... 39
3.4.3 Relative Raumänderung des Wassers ..................................................................... 41
3.4.4 Dampfdruck des Wassers ....................................................................................... 41
3.4.5 Viskosität von Wasser ............................................................................................ 42
3.4.6 Volumenelastizität ................................................................................................. 43
3.4.7 Druckwellengeschwindigkeit ................................................................................. 43
3.4.8 Oberflächenspannung und Kapillarität ................................................................... 46
3.5 Materialwerte weiterer Flüssigkeiten und Gase ................................................. 48
3.6 Materialwerte von Rohrleitungen und Baustoffen ............................................. 49
3.7 Sink-, Fall- und Steiggeschwindigkeit ................................................................. 50
3.7.1 Allgemeiner Ansatz ................................................................................................ 50
3.7.2 Sink- bzw. Absetzgeschwindigkeit von Feststoffen in Wasser ............................... 54
3.7.3 Fallgeschwindigkeit von Wassertropfen in Luft ..................................................... 58
3.7.4 Steiggeschwindigkeit von Luftblasen im Wasser .................................................... 59
3.8 Druck .................................................................................................................... 61
3.8.1 Definition der Druck-Einheiten .............................................................................. 61
3.8.2 Atmosphärendruck ................................................................................................. 62
3.8.3 Absolutdruck und Bezugsdruck .............................................................................. 64
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IV
Inhaltsverzeichnis
Seite
4.7.1 Im Wasser eingetauchte Körper ............................................................................. 99
4.7.2 Hydrostatischer Auftrieb auf Bauwerke ............................................................... 100
4.7.3 Hydrodynamischer Auftrieb auf Bauwerke .......................................................... 101
4.8 Schwimmen und Schwimmstabilität ................................................................. 102
4.8.1 Nachweis der Schwimmfähigkeit ......................................................................... 102
4.8.2 Nachweis der Schwimmstabilität ......................................................................... 103
4.9 Hydraulische Presse ........................................................................................... 107
5 Hydrodynamische Grundgleichungen ........................................................ 109
5.1 Einführung ......................................................................................................... 109
5.2 Begriffe und Definitionen .................................................................................. 110
5.3 Kontinuität ......................................................................................................... 113
5.4 Allgemeine Strömungsgleichungen ................................................................... 115
5.5 Bernoulli-Gleichung ........................................................................................... 117
5.6 Fließwechsel ....................................................................................................... 118
5.7 Wellenausbreitung ............................................................................................. 120
5.8 Flachwassergleichungen .................................................................................... 121
5.9 Saint-Venant-Gleichungen ................................................................................ 122
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V
Handbuch der Hydraulik
Seite
6.9.7 Integraler Verlustbeiwert der Rohrverzweigung ................................................... 186
6.9.8 Verluste an Armaturen ......................................................................................... 188
6.10 Lufteinschluss und Teilfüllung .......................................................................... 199
6.11 Wasserabzug und Wasserverteilung ................................................................. 201
6.11.1 Stromvereinigung ................................................................................................. 201
6.11.2 Wasserabzug mit gelochten Rohren ...................................................................... 202
6.11.3 Stromtrennung...................................................................................................... 203
6.11.4 Wasserverteilung .................................................................................................. 203
6.12 Pumpen- und Turbinenleitungen ...................................................................... 204
6.12.1 Pumpenleitungen .................................................................................................. 204
6.12.2 Pumpensonderform: Druckluftheber..................................................................... 212
6.12.3 Turbinenleitungen ................................................................................................ 216
6.12.4 Hydraulik der Pumpspeicherung .......................................................................... 219
6.13 Hydraulische Berechnung von Rohrnetzen ...................................................... 222
6.13.1 Wirtschaftliche Fließgeschwindigkeit und wirtschaftlicher Durchmesser .............. 223
6.13.2 Netzaufbau ........................................................................................................... 226
6.13.3 Hydraulische Kennlinien ...................................................................................... 227
6.13.4 Berechnungsregeln ............................................................................................... 231
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VI
Inhaltsverzeichnis
Seite
7.4.7 Fließwechsel durch erhöhte Rauheit und Störsteine ............................................. 284
7.4.8 Fließwechsel an unterströmten Verschlüssen ....................................................... 285
7.5 Schubspannung und Sohlbewegung .................................................................. 285
7.5.1 Definition der Schubspannung ............................................................................. 285
7.5.2 Kritische Schubspannung und kritische Geschwindigkeit .................................... 287
7.5.3 Geschiebetransport .............................................................................................. 290
7.6 Lokale Verluste .................................................................................................. 292
7.6.1 Einlaufverluste ..................................................................................................... 292
7.6.2 Gerinneübergänge ................................................................................................ 293
7.6.3 Krümmungen ....................................................................................................... 295
7.6.4 Einbauten (Pfeilerstau)......................................................................................... 297
7.7 Stau- und Senkungslinien .................................................................................. 298
7.8 Instationäre Freispiegelströmungen – Schwall- und Sunkwellen .................... 305
7.8.1 Allgemeines ......................................................................................................... 305
7.8.2 Berechnungsansatz Schwallwelle ......................................................................... 307
7.8.3 Sunkwelle, Berechnungsansatz ............................................................................ 308
7.8.4 Schwall und Sunk im Rechteckquerschnitt........................................................... 308
7.8.5 Näherungsberechnungen ...................................................................................... 309
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VII
Handbuch der Hydraulik
Seite
8.4.2 Scharfkantiger Überfall ........................................................................................ 349
8.4.3 Beweglicher Überfall ........................................................................................... 351
8.4.4 Zylinderwehr ........................................................................................................ 354
8.4.5 Schmalkroniger Überfall ...................................................................................... 356
8.4.6 Standardüberfall ................................................................................................... 358
8.4.7 Dachwehr ............................................................................................................. 361
8.4.8 Schlauchwehr ....................................................................................................... 361
8.5 Dreiecküberfall ................................................................................................... 362
8.6 Parabelüberfall ................................................................................................... 364
8.7 Kreisüberfall ....................................................................................................... 364
8.8 Proportionalüberfall .......................................................................................... 366
8.9 Exponentialüberfall ............................................................................................ 367
8.10 Zusammengesetzte Messwehre .......................................................................... 368
8.11 Streichwehr ......................................................................................................... 369
8.12 Piano-Wehr ......................................................................................................... 371
8.13 Tiroler Wehr....................................................................................................... 372
8.14 Heberüberfall ..................................................................................................... 372
8.14.1 Vergleich Heberüberfall – normaler Überfall ....................................................... 372
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VIII
Inhaltsverzeichnis
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8.20.4 Tosbecken ............................................................................................................ 424
8.20.5 Tosbeckenformen................................................................................................. 425
8.20.6 Beispiel Tosbeckenberechnung ............................................................................ 428
8.21 Grundablass und Entnahmeeinrichtung .......................................................... 429
9 Wasserstrahlen ................................................................................................ 435
9.1 Wasserstrahlen in der Luft................................................................................ 435
9.1.1 Senkrechter Wasserstrahl in der Luft ................................................................... 436
9.1.2 Schräger Wasserstrahl in der Luft – Wurfstrahl ................................................... 441
9.1.3 Wurfstrahl bei Hochwasserentlastungsanlagen..................................................... 445
9.2 Wasserstrahlen im Wasser ................................................................................ 445
9.2.1 Freistrahl in unbegrenztem Raum ........................................................................ 446
9.2.2 Umgelenkter Freistrahl ........................................................................................ 447
9.2.3 Freistrahl in begrenztem Raum mit freiem Wasserspiegel .................................... 449
9.3 Strahlausbreitung in einer Querströmung ....................................................... 451
10 Sicker- und Grundwasserströmungen ........................................................ 453
10.1 Begriffe und Definitionen .................................................................................. 453
10.1.1 Porosität............................................................................................................... 453
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1 Allgemeines
1.1 Geschichtliche Entwicklung
Die alten Philosophen zählten das Wasser neben dem Feuer, der Luft und der Erde zu den
Urstoffen unseres Lebens. Es verkörperte die Kraft, die Reinheit, den Geist und die
Schöpferkraft. Heraklit (etwa 500 v. Chr.) betonte die Dynamik des Wassers durch seine
überlieferte Aussage, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann. Als eines der
natürlichen Elemente unserer Erde ist das Wasser für Mensch, Tier und Pflanze lebensnot-
wendig und es bestimmt, angetrieben durch die Sonne, den Lebenszyklus der Erde. Es wird
gefördert, gespeichert und transportiert. Die ersten Erkenntnisse des Menschen über das
Wasser beruhten auf Beobachtungen und das Sammeln praktischer Erfahrungen. Bauwerke
am und im Wasser hielten den Belastungen nicht stand und wurden mit diesen neuen
Erkenntnissen wieder aufgebaut. Nachweislich wurden bereits vor über 6.000 Jahren in den
alten Kulturzentren Dämme errichtet. Überliefert sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse
von Archimedes (287–212 v. Chr.) z. B. zum Auftrieb. Die archimedische Schraube wird
ihm zugeschrieben. Das Phänomen Wasser hielt Leonardo da Vinci (1452–1519) in vielen
seiner Skizzen und Zeichnungen fest und er beschäftigte sich nicht nur als Maler, sondern
auch als Wissenschaftler mit dem Wasser. Seine künstlerischen und zeichnerischen Analysen
gingen später in die empirische Phase über, in der durch den Naturversuch Erkenntnisse über
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das Verhalten des Wassers gesammelt wurden. Im 17. bis 19. Jahrhundert entwickelte
sich die Mathematik als Grundlagenwissenschaft und Mathematiker wie Isaak Newton
(1643–1727), Daniel Bernoulli (1700–1782) oder Louis Navier (1785–1836) und George
Gabriel Stokes (1819–1903) entwickelten wichtige Grundlagengleichungen der Hydrome-
chanik, die noch heute ihre Namen tragen. Mit der industriellen Revolution im
19. Jahrhundert und der Entwicklung der Messtechnik entstanden erste empirische
Gleichungen zur Bewegung des Wassers. Henry Darcy (1803–1858), Julius Weisbach
(1806–1871), William Froude (1810–1879) und Robert Manning (1816–1897) waren
Vorreiter bei der Aufstellung empirischer Fließformeln für Sickerströmungen und Frei-
spiegelströmungen. Osborne Reynolds (1842–1942), Ludwig Prandtl (1875–1953) oder
Johann Nikuradse (1884–1979) lieferten wichtige Erkenntnisse zur Turbulenz, zur
Grenzschicht und zur Wandrauheit u. a. als Grundlage zur Berechnung von Druckrohr-
strömungen. Es entstanden erste Labore zur Analyse von Strömungen. Das erste flussbauli-
che Laboratorium wurde 1898 von Hubert Engels (1854–1945) an der damaligen Königlich
Sächsischen Hochschule in Dresden gegründet. Hier wurden erste Untersuchungen zur
Auskolkung und Sedimentation in einer Modellrinne durchgeführt. Heute existieren an allen
größeren Universitäten Laboreinrichtungen zur Untersuchung von Strömungen. Viele der
historischen Erkenntnisse und Gleichungen wurden durch neuere Messverfahren und
Auswertetechniken verbessert und weiterentwickelt. Einen umfassenden Überblick über die
Geschichte der Hydraulik und ihre herausragenden Persönlichkeiten haben Hunter Rouse
und Simon Ince (1980) sowie Willi Hager (2003) gegeben. Die von den Mathematikern
aufgestellten Theorien wurden durch den Vergleich mit empirisch gewonnenen Daten
verifiziert und anwendbar gestaltet. Dieser Prozess der Verifizierung analytischer Lösungen
wurde weiter fortgesetzt und auch von der numerischen Modellierung übernommen.
1
Handbuch der Hydraulik
Name der
Symbol Dimension Einheit Definition
Basisgröße
Das Meter ist die Länge der Strecke,
die das Licht im Vakuum in der Zeit
Länge l L m von 1/c0 [Sekunden] zurücklegt.
Lichtgeschwindigkeit
c0 = 299.792.458 m/s.
Das Kilogramm ist die Masse des
Masse m M kg internationalen Kilogrammprototyps
(Urkilogramm).
Die Sekunde ist das
9.192.632.770fache der Periodendau-
Zeit t T s
er des atomaren Überganges des
Caesium-Isotops 133Cs.
Das Ampere ist die Stärke eines
konstanten elektrischen Stromes, der
im Vakuum zwischen zwei
Stromstärke I I A definierten Leitern im Abstand von
1 m fließt.
Pro Sekunde entspricht das
6,24150948 · 1018 Ladungsträgern.
2
1 Allgemeines
Name der
Symbol Dimension Einheit Definition
Basisgröße
Das Kelvin ist 1/273,16 der
thermodynamischen Temperatur des
Temperatur T Θ K Tripelpunkts von destilliertem
Reinst-Wasser (Standard Mean
Ocean Water).
Das Mol entspricht der Stoffmenge
der Atome in 12 Gramm des
Stoffmenge n N mol
Kohlenstoff-Isotops 12 C in
ungebundenem Zustand.
Die Candela entspricht der
Lichtstärke von monochromatischem
Lichtstärke lV J cd Licht der Frequenz 540 · 1012 Hz und
der Strahlungsstärke von 1/683 Watt
pro Steradiant.
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1.2.2 Symbolverzeichnis
Die folgenden Formelzeichen werden im gesamten Buch einheitlich verwendet, wobei
DIN 1080, Teil 7 (1979) und DIN 4044 (1980) die Grundlage bilden. Hier nicht aufgeführte
Formelzeichen sind im Text erläutert.
3
Handbuch der Hydraulik
m Masse kg
n Böschungsneigung 1
P Leistung W = kg·m2/s3
PN Druckstufe 105 Pa
p Druck Pa = N/m2 = kg(m·s2)
Q Durchfluss, Abfluss, Ausfluss, Volumenstrom m3/s
q spezifischer Abfluss, q = Q/b m2/s
R, r Radius m
Re Reynolds-Zahl 1
rhy hydraulischer Radius rhy = A/lU m
s Weg, Strecke, Schichtdicke, Wanddicke m
Sr Strouhal-Zahl 1
T Temperatur °C, K
T Zeit, Zeitintervall s
t Zeit s
U Umfang m
u Komponente der Geschwindigkeit m/s
V Volumen m3
υ Geschwindigkeit m/s
υ* Schubspannungsgeschwindigkeit m/s
W Arbeit, Energie J = Nm = Ws = kg·m2/s2
w Wehrhöhe m
w Komponente der Geschwindigkeit m/s
x, y, z kartesische Koordinaten m
z geodätische Höhe, vertikale Koordinate m
4
1 Allgemeines
1
Dichte kg/m3
Oberflächenspannung kg/s2
Normalspannung Pa = kg/(m·s2)
Schubspannung Pa = kg/(m·s2)
Verlustbeiwert 1
Kontraktionsbeiwert 1
Kreisfrequenz Hz = 1/s
Beiwert für Rohrleitungskennlinien s2/m5
5
Handbuch der Hydraulik
Indizes
Die speziellen Indizes sind in den Abschnitten oder durch den Bezug zu einer Skizze
erläutert.
A Ausfluss, Fläche, Auftrieb LF luftfrei
a außen m mittel
amb, atm Atmosphäre n normal, senkrecht
abs absolut O Oberfläche
ä äquivalent Ö örtlich
C Coriolis P Pumpe
crit kritischer Wert p Druck
dyn dynamisch R, r Reibung
E Energie S Sohle, Sonne
f Filter St Strickler
G Gewicht s Strecke, Stromlinie
Gr Grenzwert T Temperatur, Turbulenz
ges gesamt t turbulent
hy hydraulisch V Verlust
i innen w Widerstand, Wand
kin kinematisch W Wasser
krit kritisch x, y, z kartesische Koordinaten
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Vorzeichen Exponenten
Δ, d Differenz ¯ Mittelwert
d totales Differential ' turbulente Schwankung
partielles Differential * speziell
Nabla-Operator maximal
grad Gradient ~ wechselnd
div Divergenz minimal
∑ Summe → Vektor
ᴖ Bogenmaß
Abkürzungen
EL Energielinie EH Energiehorizont
DL Drucklinie WL Wasserspiegellinie
Bezugshorizont OW Oberwasser
UW Unterwasser KV Kontrollvolumen
HQ Hochwasserabfluss TS Talsperre
MQ Mittelwasserabfluss S Schwerpunkt
NQ Niedrigwasserabfluss NN Nullniveau
M Mittelpunkt D Drehpunkt
6
1 Allgemeines
7
Handbuch der Hydraulik
Φ φ Φ φ Phi Ф ф Ф ф f f
Χ χ Χ χ Chi Х х Х х ch ch
Ψ ψ Ψ ψ Psi Ц ц Ц ц c z
Ω ω Ω ω Omega Ч ч Ч ч č tsch
Ш ш Ш ш š sch
Щ щ Щ щ šč schtsch
Ъ ъ Ъ ъ ¨
Ы ы Ы ы y y
Ь ь Ь ь ´
Э э Э э ė e
Ю ю Ю ю ju ju
Я я Я я ja ja
Anmerkung: In diesem Buch wird bei Zitaten, z. B. aus dem Russischen, die wissenschaft-
liche Transliteration verwendet.
8
1 Allgemeines
Die römischen Zahlen werden von links nach rechts gelesen und addiert, sofern sie in ihrer
Wertigkeit abnehmen. Steht jedoch eine kleinere Zahl vor einer größeren, so wird sie von der
größeren abgezogen.
Längen
inch 1 in = 2,54 cm = 25,4 mm
foot 1 ft = 12 in = 30,48 cm = 0,3048 m
yard 1 yd = 3 ft = 0,9144 m
mile 1 mi = 5280 ft = 1760 yd = 1,6093 km
nautic mile 1 knot = 1,852 km
Flächen
square inch 1 sq in = 1 in2 = 6,45 cm2
square foot 1 sq ft = 1 ft2 = 144 in2 = 929 cm2 = 0,0929 m2
square yard 1 sq yd = 0,8361 m2
acre 1 ac = 4840 sq yd = 4047 m2 = 0,4047 ha
square mile 1 sq mi = 640 acres = 2,59 km2
9
Handbuch der Hydraulik
Raummaße, Flüssigkeiten
cubic inch 1 cu in = 1 in3 = 16,387 cm3
cubic foot 1 cu ft = 1 ft3 = 28,3 l = 0,0283 m3
cubic yard 1 cu yd = 1 yd3 = 765 l = 0,765 m3
register ton 1 reg tn = 2,832 m3
fluid once 1 fl oz = 28,41 cm3 (brit.) = 29,57 cm3 (US)
gallon 1 gal (brit.) = 4,546 l; 1 gal (US) = 3,785 l
US barrel petroleum 1 bbl = 42 gal = 158,987 l
Geschwindigkeit
feet per second 1 fps = 0,3048 m/s
mile per hour 1 mph = 1,609 km/h = 0,447 m/s
nautic mile per hour 1 knot = 1,852 km/h = 0,514 m/s
Abfluss, Durchfluss
cubic foot per second 1 ft3/sec = (oft auch: 1 cu ft sec = 1 cfs) = 28,3 l/s = 101,9 m3/h
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cubic foot per minute 1 ft3/min = 0,472 l/s = 0,0283 m3/min = 1,70 m3/h
cubic foot per hour 1ft3/h = 28,3 l/h = 0,0283 m3/h
US gallon per min 1 gpm = 0,00223 ft3/sec = 0,06309 l/s = 0,227 m3/h
US gallon per day 1 gpd = 0,1577 l/h = 3,785 l/d
Masse
grain (engl.) 1 gr = 1/7000 lb = 64,8 mg = 0,0648 g
ounce (brit.) 1 oz = 1/16 lb = 28,35 g = 0,02835 kg
pound (brit.) 1 lb = 453,6 g = 0,4536 kg
short hundredweight (US) 1 cwt sh = 100 lb = 45,359 kg
long hundredweight (US) 1 cwt l = 4 qrt (quarters)
= 112 lb = 50,802 kg = 1 hundredweight (brit.)
short ton (US) 1 s tn = 20 cwt sh = 2000 lb
long ton (US) 1 l tn = 20 cwt l = 2240 lb = 1,016 t = 1 tn (brit.)
10
1 Allgemeines
Dichte
pound per cubic foot 1 lb/ft3 = 16,0185 kg/m3; 1 kg/m3 = 0,0624 lb/ft3
pound per US-gallon 1 lb/gal = 119,8 kg/m3
part per million 1 ppm = 1 mg/l = 1g/m3
Kraft
pound-force (brit.) 1 lbf = 4,448 N = 4,448 kg m/s2 = 0,4536 kp = 32,174 pdl
pound-weight (US) 1 lb wt = 1 lbf
poundal (brit.) 1 pdl = 0,138255 N = 1 lb ft/s2
short ton-weight (US) 1 sh tn wt = 8896,44 N
long ton-weight (US) 1 l tn wt = 9964 N
ton-force (brit.) 1 tonf = 9964 N = 2240 lb wt = 1 l tn wt
Druck
pound per square foot 1 psf = 47,88 N/m2 = 47,88 Pa ≙ 4,88 mmWS = 0,00488 mWS
pound per square foot 1 psf = 47,88 N/m2 = 47,88 Pa ≙ 4,88 mmWS = 0,00488 mWS
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Sonstiges
o
Grad Fahrenheit: F = 32 + 9/5·oC
o
Grad Celsius: C = 5/9·(oF – 32)
Dynamische Viskosität η: 1 Lb/(ft·sec) = 1,4482 Pa·s
Kinematische Viskosität ν: 1 ft2/sec = 0,0929 m2/s = 92,9 St; 1 Stokes (St) = 0,001 m2/s
Oberflächenspannung σ: 1 Lb/ft = 14,945 N/m
Erdbeschleunigung g: 32,174 ft/sec2 = 9,80665 m/s2
11
Handbuch der Hydraulik
Beiwert kSt der GMS-Formel: 1 ft1/3/sec = 0,673 m1/3/s; 1 m1/3/s = 1,49 ft1/3/ sec
2
Überfallbeiwert C = 2 g : 1 ft1/2/sec = 0,552 m1/2/s; 1 m1/2/s = 1,81 ft1/2/sec
3
12
1 Allgemeines
Einheit kp J/m N
1 kp 1 9,81 9,81
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1 J/m 0,102 1 1
1N 0,102 1 1
13
Handbuch der Hydraulik
14
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik,
wichtige geometrische Werte
2.1 Wichtige Zahlenwerte
2.2 Trigonometrie
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a b c
Sinussatz: Kosinussatz: c 2 a 2 b2 2 a b cos
sin sin sin
a b
Projektionssatz: c a cos b cos Flächeninhalt: A sin
2
15
Handbuch der Hydraulik
a b
arcsin
a
Umkehrfunktion: Flächeninhalt: A
c 2
1 cos2 1 cos2
sin cos
2 2
1 cos2 sin2
tan
1 cos2 1 cos2
3 1 3 1
sin 3 sin sin3 cos3 cos cos3
4 4 4 4
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sin sin 2 sin cos sin sin 2 cos sin
2 2 2 2
cos cos 2 cos cos cos cos 2 sin sin
2 2 2 2
x1,2
1
2a
1
b b2 4 a c p p 2 4 q
2
(2.1)
x3 p x q 0
16
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Die realen Lösungen dieser reduzierten kubischen Gleichung ergeben sich nur, wenn die
Diskriminante D kleiner als 0 wird. Dieser Fall heißt Casus irreducibilus (nicht zurückführ-
bar) und wurde von Vieta um 1600 entwickelt (Gellert, 1968).
3 2
p q
Bedingung der Diskriminante D: 0
3 2
Lösungen:
p
x1 2 cos (positiv und größer als 1)
3 3
p 2
x2 2 cos π (negativ)
3 3 3
p 4
x3 2 cos π (positiv und kleiner als 1)
3 3 3
3
q 3 2
mit: arccos (2.2)
2 p
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Eine iterative Annäherung an die Lösung einer Funktion f(x) = 0 liefert das Newtonsche
Näherungsverfahren, das aus dem hinreichend genauen vorherigen Wert x1 den neuen
Wert x2 ermittelt.
f (x1 )
x2 x1 (2.3)
f (x1 )
2.3.4 Taylor-Reihe
Eine beliebige Funktion f(x) sei in einer Umgebung von x = x0 stetig differenzierbar, dann
gilt:
17
Handbuch der Hydraulik
2.3.5 Exponentialfunktion
Der natürliche Logarithmus mit der Basiszahl e wird in verschiedenen Funktionen sehr
häufig verwendet. Die Definition der Exponentialfunktion lautet:
n
x x x 2 x3
e x lim 1 1 ... (2.5)
n n 1! 2 ! 3!
Mit dem Exponenten x = 1 ergibt sich die Basiszahl e zu:
n
1
e lim 1 2 ,718...
n n
Tangens des Winkels nahezu gleich, sodass es in der Literatur oft zu einem Verwischen
dieser Definition kommt.
h h 1
Gefälle: IGefälle = sin Neigung: I Neigung = tan
l lhor n
18
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Tabelle 2.2 Umrechnungen von Gefälle (IG) und Neigung (IN) in Winkel ()
IG [%] [°] IG [%] [°] IG [%] [°] n [°] [rad] IG [%] IN [%]
1/10 0,06 11 6,32 35 20,49 0 0 0 0
1/2 0,29 12 6,89 40 23,58 5 11,31 0,197 19,6 20
1 0,57 13 7,47 45 26,74 4 14,04 0,245 24,3 25
2 1,15 14 8,05 50 30 3 18,43 0,322 31,6 33,3
3 1,72 15 8,63 55 33,37 2 26,57 0,464 44,7 50,0
4 2,29 16 9,21 60 36,87 1,75 29,74 0,519 49,6 57,1
5 2,87 17 9,79 65 40,54 1,5 33,69 0,588 55,5 66,7
6 3,44 18 10,37 70 44,43 1,29 38,66 0,675 62,5 80,0
7 4,01 19 10,95 75 48,59 1 45 0,785 70,7 100
8 4,59 20 11,54 80 53,13 0,5 63,43 1,107 89,4 200
9 5,16 25 14,48 90 64,16 0,33 71,74 1,252 95 303,1
10 5,74 30 17,46 100 90 0 90 1,571 100
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abc
h = Lot auf c s
2
c a cos
Schwerpunkt: xS
3
h
yS
3
19
Handbuch der Hydraulik
Trapez
ab
Fläche: A h
2
S – Flächenschwerpunkt
h a 2b
Schwerpunkt: yS
3 ab
a 2 b 2 c (a 2b)
xS
3 (a b)
Polygone
Flächenberechnung durch Flächenzerlegung
1
Fläche a): Aa (g1 h1 g1 h2 g3 h3 )
2
5
Fläche b): Ab Ai
i 1
Flächenschwerpunkt:
Ai xSi Ai ySi
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xS i yS i
A A
Rechteck
Fläche Rechteck: A a b
Umfang: lU 2a 2b
a b
Schwerpunkt: zS yS
2 2
Parallelogramm
Fläche Parallelogramm: A hb
Umfang: lU 2a 2b
h b a 2 h2
Schwerpunkt: yS xS
2 2
20
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Kreis
d2
Fläche: A r2 0 ,7854 d 2
4
Umfang: lU 2 r d
Schwerpunkt = Kreismittelpunkt
Kreisring
Fläche: A (R 2 r 2 ) (R r ) (R r )
Umfang: lU 2 (R r )
Schwerpunkt = Kreismittelpunkt
Kreisausschnitt
br
Fläche: A
2
Sehne: s 2 r sin( /2)
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Bogen: r r
b
180
2 rs
Schwerpunkt: yS
3 b
Kreisabschnitt
r2
Fläche: A ( sin )
2
Bogenhöhe: h 2 r sin 2
4
s3
Schwerpunktabstand: yS r cos
12 A 2
Ellipse
Fläche: A a b
3 2
Umfang: lU (a b) (1 )
10 4 3 2
a b
ab
Schwerpunkt = Mittelpunkt
21
Handbuch der Hydraulik
Parabel
2 3
Fläche quadratisch: A ah Fläche kubisch: A ah
3 4
Schwerpunkt:
3 3 2 4
xS a yS h xS a yS h
8 5 5 7
Kreisüberlappung
s
Fläche: A 2 r 2 ( cos )
2r
s
arcsin
2r
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s – Kreisverschiebung, S – Schwerpunkt
s r2
Schwerpunktlage: yS r 1
2 A
22
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Volumen:
h
3
V
Au Au Ao Ao
h
Pyramidenstumpf: V au2 au ao ao2
3
Kegelstumpf: V
h 2
3
ru ru ro ro2
Hohlzylinder
Volumen: V h R2 r 2
V h s (2 R s )
V h s (2 r s )
Kugel
d – Durchmesser
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d3
Volumen: V
6
Oberfläche: O 4 r 2
Kugelabschnitt
h
Volumen: V h2 r h 3 a 2 h2
3 6
a h (2 r h)
Kugelausschnitt
2
Volumen: V r2 h
3
23
Handbuch der Hydraulik
Rechteck
A bh lU b 2 h (2.6)
bh
rhy bW = b
b 2h
Dreieck n n
A n h2 n 1 2 (2.7)
2
lU h 1 n12 1 n22
nh
rhy bW n1 h n2 h 2 n h
1 n12 1 n22
b
bW b 2n h b (2.8)
n
n n h (b n h 2 )
n 1 2 rhy
2 b h ( 1 n12 1 n22 )
Parabel quadratisch 2 b
2
4h
A bW h h c W c 2
3 2 bW
b 1
lU W 1 4 c h ln(c bW 1 4 c h ) (2.9)
2 2c
4/3 bW h
rhy
1
bW 1 4 c h ln(c bW 1 4 c h )
c
für bW >> h: rhy ≈ 2/3·h
24
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Kreis (teilgefüllt)
2 arccos 1 2 h d lU d π d
360
180
dA h h
bW d sin d 4 1
dh 2 d d
d sin
rhy 1 (2.10)
4
d2 d2 h h h h π
A sin arcsin 2 1 4 2 1
8 4 d d d d 2
Kreis
A r2 lU 2 r rhy r /2
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25
Handbuch der Hydraulik
Eiquerschnitt
rhy 0,579 r H 3r
r r
b /H 2/3 b 2r
r/2
b
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Maulquerschnitt
A 2,378 r 2 b /H 2/1,5
2r r
r
26
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Bild 2.3 Definition der auf den Schwerpunkt S und das Koordina-
tensystem xy bezogenen geometrischen Daten
b h3 h b3
b/2 h/2 0
12 12
r4 r4
r r 0
4 4
4r 8 4 r4
r r 8 9 r 0
3 8
bd 2h b h3 h b3 b h2
b 2 d
3 3 36 46 72
b h
b h3 h b3 0
2 2 4 4
b
2
h b 2 c h3 b 2 4 b c c 2
3 bc 4
bc
h
48
b c b2 c2 0
27
Handbuch der Hydraulik
Für alle hydraulisch günstigen Fließquerschnitte gilt damit der hydraulische Radius des
Halbkreises rhy = h/2 = r/2. Für den hydraulisch günstigen Rechteckquerschnitt gilt b = 2h.
Die geometrischen Werte für den hydraulisch günstigen Trapezquerschnitt sind von der
Böschungsneigung n abhängig und ergeben sich aus folgenden Gleichungen und Tabellen-
werten:
28
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
Böschungs-
Böschungs- h b bw a lU
winkel Th Tb Tbw Ta TlU
neigung 1 : n A A A A A
rad (°)
1 : 0 (Rechteck) 1,571 (90,0) 0,707 1,414 1,414 0,707 2,828
1 : 0,5 1,107 (63,4) 0,759 0,938 1,697 0,849 2,635
1 : 0,5774 1,047 (60,0) 0,760 0,877 1,755 0,877 2,632
1:1 0,785 (45,0) 0,740 0,613 2,092 1,046 2,704
1 : 1,25 0,675 (38,7) 0,716 0,502 2,292 1,146 2,794
1 : 1,5 0,588 (33,7) 0,689 0,417 2,485 1,242 2,902
1 : 1,75 0,519 (29,7) 0,662 0,352 2,669 1,335 3,021
1:2 0,464 (26,6) 0,636 0,300 2,844 1,422 3,145
1 : 2,5 0,381 (21,8) 0,589 0,227 3,170 1,585 3,397
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h
1
A Th A b 2
1 n 2 n Th A Tb A
2
2 1 n n
2 1 n2
bw A Tb w A a 1 n 2 Th A Ta A
2 1 n2 n
2 h
lU 2 a b A TlU A rhy (2.11)
Th 2
Die für die Berechnung des hydraulisch günstigen Fließquerschnittes erforderliche Fläche A
ist z. B. aus der Strickler-Formel zu berechnen (siehe Kapitel 7 und in Bollrich, 2013).
Der optimale Trapezquerschnitt ergibt sich bei einer Böschungsneigung mit = 60°
(n = 0,557). Bei der Auswahl der Böschungsneigung muss einschränkend festgestellt
werden, dass sich bei flachen Böschungen (n ≥ 1,5) Trapezquerschnitte mit sehr geringer
Sohlbreite b ergeben. Um die Standsicherheit bei unbefestigten Böden zu berücksichtigen,
sollten die Böschungen des Trapezquerschnittes abhängig vom Material keine größere
Neigung haben, als in Tafel 2.8 durch Richtwerte nach Pörschmann (1987) angegeben.
Diese Richtwerte ersetzen nicht den erdstatischen Nachweis.
29
Handbuch der Hydraulik
Tabelle 2.8 Richtwerte für die größtmögliche Neigung der unbefestigten Böschung beim
Trapezquerschnitt (ohne Berücksichtigung eines seitlichen Grundwassereintrittes) nach
Pörschmann (1987)
Böschungsausbildung n
Lehm, Ton 3
Feiner Sandboden 2 bis 2,5
Grober Sandboden 2
Stark sandiger Kies 2
Guter, steiniger Boden 1,5
Grober Kies 1,5
Sandiger Boden, begrast 1,5
Bindiger Boden, begrast 1
Guter Fels 0,4 bis 1
Weicher Fels 0,5
Moorboden 0,5
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Beispiel:
Ein Freispiegelgerinne soll bei einem Gefälle von I = 0,1 % einen Abfluss von Q = 5 m3/s
abführen. Der Rauheitsbeiwert des Gerinnes nach Strickler beträgt kSt = 50 m1/3/s.
Welche Abmessungen würden bei hydraulisch günstigem Fließquerschnitt ein Halbkreis-,
Rechteck- und Trapezgerinne erhalten und welche Flächenverhältnisse zwischen den drei
Querschnittsformen ergeben sich?
2/ 3 Q 5
2/ 3
Es ist Q A rhy kSt I und damit: A rhy 3,16 m8 / 3
kSt I 50 0,001
2/ 3
r r2 2/ 3 r2 r
Halbkreis: rhy A A rhy 5/ 3
r8 / 3
2 2 2 2 2
3/ 8
3,16 25 / 3
r 1,546 m AHalbkreis = 3,75 m2
h
Hydraulisch günstiges Rechteck: rhy A b h 2 h2
2
2/ 3
2/ 3 h 3,16 m8 / 3
A rhy 2 h2 1,26 h8 / 3 3,16 m8 / 3 h8 / 3 2,508 m8 / 3
2 1,26
30
2 Mathematische Grundlagen in der Hydraulik, wichtige geometrische Werte
h
Hydraulisch günstiges Trapez mit 60 : n 0,5774 rhy
2
T 0,76
h Th A 0,76 A rhy h A A 0,38 A
2 2
3,16 m8 / 3
A 0 ,38 A
2/ 3 2/ 3
A rhy 3,16 m8 / 3 A4 / 3 6 ,02 m8 / 3
0 ,382 / 3
h
Hydraulisch günstiges Trapez mit Böschungsneigung 1:3: rhy
2
Th 0,548
h Th A 0,548 A rhy A A 0,374 A
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2 2
2/ 3 3,16 m8 / 3
A rhy A (0,274 A ) 2 / 3 3,16 m8 / 3 A4 / 3 2/ 3
7 , 49 m8 / 3
0 ,274
2
ATrapez = 4,53 m = 1,21 AHalbkreis
Ergebnis:
Für vorgegebenen Durchfluss Q von 5 m3/s, Gefälle I von 0,1 % und Rauheit kSt von
50 m1/3/s hat:
– der Halbkreis die kleinste erforderliche Fläche von 100 %,
– das hydraulisch günstige Rechteck 106,4 %,
– das hydraulisch günstige Trapez mit = 60° 102,4 %,
– das hydraulisch günstige Trapez mit Böschungsneigung 1:3 bereits 121 % Flächen-
bedarf gegenüber einem Halbkreis.
31
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(Leerseite)
3 Physikalische Größen und Einheiten
3.1 Schwerebeschleunigung
Die Schwerebeschleunigung g (auch oft als Erdbeschleunigung oder Fallbeschleunigung
bezeichnet) ist die Beschleunigung, die ein Körper im freien reibungslosen Fall auf der
Erdoberfläche erfährt. Sie ist die Folge der Massenanziehungskraft (Gravitationskraft) der
Erde abzüglich des Anteils der Zentrifugalkraft (Fliehkraft) infolge Erdrotation.
Die allein aus der Gravitationskraft berechnete Gravitationsbeschleunigung g0 ergibt sich aus
der Gravitationskonstante , der Masse m und dem Radius r der Erde. Wegen der nicht
exakten Kugelform der Erde, unterschiedlichen Massenangaben und Radien existieren hier
abweichende Angaben in der Literatur.
Die Zentrifugalbeschleunigung aus der Rotation der Erde wirkt schwerkraftmindernd. Der
zum Mittelpunkt der Erde wirkende Anteil der Zentrifugalbeschleunigung an einem Punkt
der Erde ist abhängig von ihrer Winkelgeschwindigkeit , der Entfernung zum Mittel-
punkt r, der Höhe hM über dem Meeresspiegel und der geografischen Breite . Die effektive
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g g 0 2 (r hM ) cos 2 (3.2)
Da die Erde keine Kugel ist, sondern annähernd ein Ellipsoid, die Dichte der Erde unter-
schiedlich verteilt ist und weitere Einflüsse existieren, gibt es basierend auf Messungen
unterschiedliche empirische Ansätze für die Berechnung der Schwerebeschleunigung.
In allen deutschen Eichämtern wird heute die Schwerebeschleunigung in Abhängigkeit von
der geografischen Breite φ (in Grad) und der geodätischen Höhe hM über dem Meeresspiegel
nach der WELMEC-Formel (West-European Cooperation in Legal Metrology) berechnet:
m 1
g 9 ,780318 1 5,3024 103 sin 2 ( ) 5,8 106 sin 2 (2 ) 3,085 106 2 hM
2
s s
mit hM in Meter über NN (3.3)
Für einige ausgewählte Orte erhält man nach der WELMEC-Formel die in Tabelle (3.1)
angegebenen Werte.
Die Schwerebeschleunigung spielt in der Hydraulik eine entscheidende Rolle, da sie die
Ursache für die Größe des Wasserdruckes und die Bewegung des Wassers bei Fließvorgän-
gen ist. In Anbetracht der notwendigen Genauigkeit bei den meisten hydraulischen
Berechnungen wird mit dem Mittelwert auf den Erdoberflächen von
33
Handbuch der Hydraulik
3.2 Corioliskraft
Die Corioliskraft FC bezeichnet eine Scheinkraft, die bei einer Relativbewegung in einem
bewegten System, wie z. B. der rotierenden Erde, auf den sich bewegenden Körper, wie z. B.
das fließende Wasser, ausgeübt wird. Diese Kraft wirkt senkrecht zum Geschwindigkeitsvek-
tor und führt zu einer Ablenkung von der gradlinigen Bewegung auf der Nordhalbkugel nach
rechts und auf der Südhalbkugel nach links.
FC 2 mK (3.7)
Die daraus resultierende Beschleunigung aC wird aus der auf die Masse des bewegten
Körpers mK bezogenen Corioliskraft FC ermittelt.
34
3 Physikalische Größen und Einheiten
2 y sin
a 2 y sin (3.9)
g
Beispiel:
Die Winkelgeschwindigkeit der Erde beträgt 2 π / 86163 s 1 7 , 292 105 s 1 . Das
Wasser soll sich mit einer Geschwindigkeit von 1 m/s bewegen. Damit ergibt sich die
Beschleunigung aus der Corioliskraft für die geografische Breite der Stadt Dresden
(sin = 0,777) zu: ac 2 sin 2 7 , 292 10 5 s 1 1 m/s 0 ,7777 1,13 104 m/s 2
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Die im Beispiel ermittelte Beschleunigung aus der Corioliskraft ist ein für die meisten
Strömungen vernachlässigbarer Wert. Diese Beschleunigung wird berücksichtigt bei sehr
langsamen Strömungen, bei denen die lokalen oder konvektiven Beschleunigungen etwa die
gleiche Größenordnung wie diese Beschleunigung aus der Corioliskraft haben. Sie ist ein
Initial für Strömungen, sich an der rechten Strömungsseite anzulegen oder sie bestimmt bei
Zuläufen von Schachtüberfällen, in Pumpensaugräumen oder Beckeneinläufen die Drehrich-
tung der Wirbel. Ganz entscheidend beeinflusst sie die Drehrichtung von Hoch- und
Tiefdruckwirbeln in der Atmosphäre.
3.3 Gezeiten
Mond und Erde bilden ein gemeinsames rotierendes System, dessen Schwerpunkt noch
innerhalb der Erde liegt. Der Zusammenhalt dieses Systems wird von der Gravitationskraft
bestimmt, die an allen Punkten der Erde nahezu gleich groß ist (siehe Punkt 3.1). Diese wird
von der Fliehkraft überlagert, die durch die Rotation um den gemeinsamen Schwerpunkt
erfolgt. Die Differenz beider Kräfte ist die gezeitenerzeugende Kraft. Sie verursacht eine
geringe Änderung in der Schwerebeschleunigung der Erde. Gleiches trifft auf den Einfluss
der Sonne zu. Die dadurch entstehenden Druckänderungen in den Meeren führen zusammen
mit der Eigenbewegung der Erde zu den bekannten Erscheinungen von Ebbe und Flut. Bei
Voll- und Neumond addieren sich die Wirkungen der Kräfte und es kommt zur Springflut,
bei Halbmond wirkt die resultierende Kraft in Erdrichtung und es entsteht eine Nippflut.
35
Handbuch der Hydraulik
Die vom Mond ausgeübte maximale Störbeschleunigung auf der Erdachse Richtung Mond
(Bild 3.2) ergibt sich zu:
2 mM r 8 GM
a 3
(3.10)
REM 3 r
Außerhalb der Achse zwischen Mond und Erde schließen die Gravitationskraft und
Fliehkraft einen Winkel ein und erzeugen somit eine resultierende Störbeschleunigung a,
die leicht in Richtung Erde geneigt ist. Ihre auf der Erdoberfläche vertikalen (radial) und
horizontalen (in Richtung des Mondes positiv) definierten Anteile ergeben sich zu:
2 GM 1
aΓZ cos(2 ) (3.11)
r 3
2 GM
aΓH sin(2 ) (3.12)
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r
Darin ist G die Gezeitenkonstante, die sich aus der Gravitationskonstante , der Masse des
Planeten, hier des Mondes mM, dem mittleren Radius r der Erde und der Entfernung zum
Planeten, hier des Mondes REM zu:
3 mM r 2
GM (3.13)
4 R 3EM
ergibt. Für den Mond ist diese Konstante GM = 2,621 m2/s2 und für die Sonne
GS = 1,207 m2/s2.
Setzt man in diese Formel die Masse mS der Sonne und die Entfernung zur Sonne RES ein,
dann erhält man die von der Sonne ausgeübte Störbeschleunigung.
Das Verhältnis der beiden Beschleunigungen aus Mond- und Sonneneinfluss entspricht dem
Verhältnis der Gezeitenkonstanten und beträgt 2,18. Daraus lässt sich das theoretische
Verhältnis zwischen Springflut zu Nippflut von 2,7 ermitteln.
Die Gezeiten erzeugen beispielsweise folgenden Tidehub (Amplitude zwischen Ebbe und
Flut):
Nordsee, englische Küste, Astuar (Maximum): 6,8 m
Nordsee deutsche Küste: 2 bis 4,5 m
Ostsee deutsche Küste: 0,05 bis 0,15 m
Maximalwert Erde (Bay of Fundy in Kanada): 15 m
36
3 Physikalische Größen und Einheiten
Die Dichte ρ eines homogenen Körpers ist definiert als Quotient aus Masse und Volumen.
Sie wird auch als spezifische Masse eines Körpers bezeichnet.
m
(3.14)
V
Die Einheit der Dichte ist das Kilogramm je Kubikmeter: kg/m3. Weitere gebräuchliche
Einheiten sind z. B. kg/dm3, t/m3, g/cm3.
Die Dichte des Wassers ist sowohl von der Temperatur als auch – in sehr geringem Maße –
vom Druck abhängig. Außerdem spielen gelöste Stoffe eine Rolle. Das sind z. B. Salz
(Meerwasser) oder gelöste Gase, die durch den Kontakt mit der Luft in das Wasser gelangen.
In der Hydraulik wird im Normalfall mit der Dichte ρ des Wassers von ρ = 1000 kg/m3
gerechnet. Das entspricht einer Dichte von: 1 t/m 3 1 kg/l 1 g/cm 3 1 mg/mm 3 .
Weit verbreitet, obwohl mit Einführung des SI unzulässig, ist der Begriff der „Wichte“ oder
des „spezifischen Gewichtes“. Es wird gebildet als Produkt aus Dichte ρ und Schwerebe-
schleunigung g und wird benötigt bei der Umrechnung des Druckes in eine Druckhöhe oder
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Die Dichte ρ des Wassers ist von der Temperatur abhängig. Sie nimmt mit steigender
Temperatur ab, wobei das Wasser zwischen 0 °C und 4 °C eine Anomalie aufweist. In
diesem Bereich nimmt die Dichte zu und erreicht bei etwa 4 °C (genau: 3,984 °C) ihr
Maximum.
37
Handbuch der Hydraulik
Tabelle 3.2 Dichte ρ und weitere Stoffeigenschaften von luftfreiem Wasser, Eis und Dampf
bei Umgebungsdruck von einem bar
Tempe- Dampf- Relative Raum- Dynamische Kinematische
Dichte ρ
ratur T druck pD ausdehnung Viskosität Viskosität
°C kg/m3 mbar % 10–3 Pa·s 10–6 m2·s–1
–90 929,15 0,0000093 7,62
–80 927,75 0,00053 7,78
–70 926,35 0,00259 7,95
–60 924,95 0,0108 8,11
–50 923,55 0,0394 8,27
–40 922,15 0,129 8,44
Eis –30 920,75 0,381 8,60
–25 920,05 0,634 8,69
–20 919,35 1,03 8,77
–15 918,65 1,65 8,85
–10 917,95 2,60 8,94
–5 917,25 4,02 9,02
0 916,70 6,10 9,08
0 999,84 6,11 0,0132 1,792 1,792
2 999,94 7,06 0,0033 1,670 1,67
4 999,97 8,13 0 1,570 1,57
6 999,94 9,35 0,0032 1,470 1,47
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38
3 Physikalische Größen und Einheiten
Ab 4 °C kann die Dichte des Wassers mit der Näherungsformel nach Heggen (1983)
berechnet werden.
mit T in °C
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Die Abhängigkeit der Dichte W des Wassers vom Druck p ist sehr gering. Bis zu einem
Druck von 50 bar erhöht sich die Dichte des Wassers je 1 bar um etwa 0,046 kg/m3. Normale
Luftdruckschwankungen haben praktisch keinen Einfluss auf die Dichte des Wassers.
Geringen Einfluss auf die Dichte des Wassers haben jedoch Beimengungen oder gelöste
Stoffe.
Gelöste Luft beeinflusst die Wasserdichte nur sehr gering. Da Wasser in der Regel ständig
mit Luft in Kontakt ist, haben wir es in der praktischen Anwendung mit luftgesättigtem
Wasser zu tun. Die Bestimmung der Dichte von luftgesättigtem Wasser (LG) aus der o.g.
Dichte von luftfreiem Wasser (LF) kann mit folgender Formel von Bignell (1983) ermittelt
werden:
39
Handbuch der Hydraulik
Wassertemperatur in °C 0 5 10 15 20 30
Luftanteil in ml/l 28,6 25,2 22,4 20,4 18,3 15,4
Sauerstoffanteil in ml/l 14,6 12,8 11,3 10,1 9,1 7,6
Die gelöste Gasmenge ist zum Druck direkt proportional. Bei hydraulischen Berechnungen
kann die gelöste Menge an Luft in ruhendem oder langsam fließendem Wasser vernachläs-
sigt werden. Bei schnell fließendem Wasser, wie z. B. in Schussrinnen, kann eine erhebliche
Menge an Luft durch Turbulenz mechanisch beigemengt sein, was zu einer z. T. erheblichen
Vergrößerung des Wasser-Luft-Volumens führt. Bei hydraulischen Berechnungen ist dieser
Anteil zu berücksichtigen.
Die Mechanismen der Lufteinmischung sind vor allem von der Wassergeschwindigkeit und
Turbulenz, aber auch von der zur Verfügung stehenden Luft z. B. bei Belüftern von Hebern
abhängig und werden in den Abschnitten 6.10 Lufteinschluss in Rohrleitungen, 8.14
Heberüberfall, 8.15 ringförmige Überfälle sowie 8.17 Übergangsrinnen und Schussrinnen
behandelt.
VL
Raumanteil der Luft: cL (3.18)
VL VW
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QL c
Belüftungsgrad: L (3.19)
QW 1 cL
Gemischdichte: G cL L cW W (3.20)
Gelöstes Salz hat auf die Dichte einen größeren Einfluss als gelöste Luft, wobei der
Salzgehalt die Dichte des Salzwassers bestimmt. Das Wasservorkommen der Erde besteht
etwa zu 96,5 % aus Salzwasser.
Salzgehalt der Meere: Nordsee: S = 32 bis 35 g/kg ρ ≈ 1027 kg/m3
Die Dichte ρ von Salzwasser kann nach Kranawettreiser (1973), (1989) in Abhängigkeit von
der Temperatur T (°C) und dem Salzgehalt (Salinität) S [g/kg] berechnet werden zu:
40
3 Physikalische Größen und Einheiten
Wegen der geringen Kompressibilität des Wassers ändert sich sein Volumen mit dem Druck
kaum, erfährt aber eine nicht vernachlässigbare Volumenänderung infolge Temperatur-
schwankungen. Zurückzuführen ist diese Volumenänderung auf die Dichteänderung der
konstanten Masse. Bei großen Wassertiefen führen Temperatur- und damit Dichteänderun-
gen zu Druckdifferenzen und damit zu Strömungen. Der relative Raumausdehnungskoeffi-
zient β definiert die relative Volumenänderung.
VT V4 °C 4 °C
VT V4 °C (1 T ) mit T 1 (3.22)
V4 °C T
Beispiel:
Raumausdehnung des Wassers von 4 °C auf 20 °C:
4 °C 999,97
1 1 0,00177 V20 °C (1 0 ,00177) V4 °C
20 °C 998,20
Beim Gefrieren von Wasser vergrößert sich das Volumen sprunghaft um ca. 9 %.
Der Dampfdruck des Wassers gibt den von der Temperatur abhängigen absoluten Umge-
bungsdruck an, bei dessen Unterschreitung das reine Wasser in den gasförmigen Zustand
übergeht (Verdampfen) (siehe auch Abschnitt 3.8.4 und Tabellen 3.2 und 3.13).
Beispiel:
Dampfdruck im Hochgebirge:
In 4500 m über Seehöhe herrscht ein mittlerer Druck von etwa 578 hPa.
Wasser verdampft dort bei rund 85 °C.
41
Handbuch der Hydraulik
Bild 3.4 Dampfdruck in Abhängigkeit von der Wassertemperatur (siehe Tabelle 3.2)
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Die Viskosität (Zähigkeit) ist ein Maß für den inneren Flüssigkeitswiderstand und bestimmt
als Proportionalitätsfaktor das Verhältnis zwischen Spannung und Geschwindigkeitsgradient.
Sie ist definiert als Koeffizient der „inneren Reibung“.
Dynamische Viskosität:
in Pa s = kg/ m s = N/m 2 (3.23)
d dn
Kinematische Viskosität:
/ in m 2 /s (3.24)
Die kinematische Viskosität hat für den Fließprozess eine beachtliche Bedeutung. Sie ist
stark abhängig von der Temperatur T (siehe Abschnitt 3.2).
Zwischenwerte in Tabelle 3.2 für die kinematische Viskosität sind nach Poiseulle (Bollrich,
2013) mit Gleichung (3.25) zu berechnen:
42
3 Physikalische Größen und Einheiten
1,78 106
in m2/s (3.25)
1 0 ,0337 T 0 ,000221 T 2
In der Regel wird mit 1,31 106 (T = 10 °C) in der Hydraulik gerechnet.
3.4.6 Volumenelastizität
Die Volumenelastizität gibt an, um wie viel sich das Volumen des Wassers bei einer
Druckänderung Δp ändert. Die dazugehörige Stoffgröße ist der Elastizitätsmodul EW des
Wassers. Er beträgt im Mittel EW 2100 106 N/m 2 2100 MPa.
P
V V0 V V0 1 (3.26)
EW
mit V0 = ursprüngliches Volumen, p = Druckzunahme, V = Volumen nach Druckänderung
3.4.7 Druckwellengeschwindigkeit
Die Schallgeschwindigkeit cW im unendlich ausgedehnten Wasser beträgt:
cW EW / W 1438 m/s (3.27)
bei T = 10 °C, W 999 ,7 kg/m3 und EW 2070 MPa
In Abhängigkeit von der Temperatur T (°C) und dem Salzgehalt S in g/kg ist
cW 1400 4,59 T 0,044 T 2 0,13 S in m/s (3.28)
In Wasserrohrleitungen ist die Druckwellengeschwindigkeit infolge der Elastizität der
Rohrwandungen geringer. So ist beispielsweise bei Stahlrohren c 1000 m/s und bei GFK-
Rohren c 450 m/s.
Die Druckwellengeschwindigkeit in Rohrleitungen wird berechnet aus:
cW
cR (3.29)
d EW
ke 1
s ER
mit d– Durchmesser der Rohrleitung
s– Wandstärke der Rohrleitung
EW – E-Modul des Wassers
ER – E-Modul des Rohrmaterials
ke – vom Einspannverhältnis der Rohrleitung abhängiger Zahlenwert
43
Handbuch der Hydraulik
Einspannverhältnis Symbol ke
Für einige Rohrmaterialien und deren E-Modul (siehe Abschnitt 3.6) ist im Bild 3.5 die
Druckwellengeschwindigkeit cR in Abhängigkeit von Verhältnis d/s (Durchmesser/Wand-
stärke) sowie dem Einspannverhältnis eingetragen.
In dickwandigen Rohrleitungen mit der Rohrwanddicke b kann nicht angenommen werden,
dass die Spannungen gleichmäßig über die Rohrwand verteilt sind. Ohne Beachtung der
Einspannverhältnisse wird cR für ein dickwandiges Rohr gemäß Bild 3.6 zu:
cW
cR (3.30)
E d 2 /b 2
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1 2 W 1
ER 2 1 d/b
mit b – Rohrwanddicke
44
3 Physikalische Größen und Einheiten
Für in Fels geschlagene Stollen gemäß Bild 3.6 gelten folgende Berechnungsgleichungen:
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2 b (d + 2 s +b) 1 1
mit = + 1+
EB (d + 2 s) (d + 2 s + 2 b) EF F
2 b (d b) 1 1
mit 1
EB d (d 2 b) EF F
45
Handbuch der Hydraulik
Die Oberflächenspannung wird durch Kohäsionskräfte bewirkt, mit denen sich Flüssigkeits-
moleküle gegenseitig anziehen. An der freien Oberfläche entstehen Anziehungskräfte,
sogenannte Kohäsionskräfte, die zum Inneren der Flüssigkeit gerichtet sind.
Die Oberflächenspannung σ wird in [N/m] angegeben. Sie hat für verschiedene Flüssigkeiten
gegenüber Luft folgende Größe:
Temperatur T Oberflächenspannung σ
Flüssigkeit
°C N/m
0 0,0756
10 0,073
Wasser
20 0,072
80 0,063
Glyzerin 20 0,0634
Quecksilber 20 0,047
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Benzol 20 0,029
Äthyläther 20 0,017
46
3 Physikalische Größen und Einheiten
Die Berechnung der kapillaren Steighöhe hKap bei kreisrunden Kapillaren mit dem Durch-
messer dKap ergibt sich nach folgender Gleichung:
4
hKap (3.34)
F g d Kap
Bei einem engen Spalt mit der Spaltweite a kann die kapillare Steighöhe ermittelt werden
mit:
2
hKap (3.35)
F g a
Bild 3.9 Kapillare Steighöhe und Kapillardepression von Wasser und Quecksilber
Die kapillare Steighöhe spielt in Natur und Technik eine große Rolle, denn sie ist die
Ursache des Aufsteigens von Wasser entgegen der Erdschwere, z. B. im Boden und in
Deichen. Näheres siehe Abschnitt 10.1.5.
47
Handbuch der Hydraulik
Tetrachlor-Kohlenstoff 20 1594
Gase bei Normalatmosphäre 1 bar
48
3 Physikalische Größen und Einheiten
Dichte ρ Elastizitätsmodul E
Stoff, Rohrmaterial Eigenschaften 3
[kg/m ] [N/mm2] = [MPa]
Stahl 7.850 210.000
Grauguss GG 7.200 50.000 bis 100.000
Duktiles Gusseisen GGG 7.050 170.000
Kupfer 8.900 125.000
Aluminium 2.800 71.000
Blei 11.400 17.000
PVC-U (DIN 9534) 1.400 1.000 bis 3.500
GFK (UP-GF) 1.700 bis 2.200 11.000
Plexiglas 1.200 1.500 bis 3.000
Steinzeugrohre 2.200 50.000
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Leichtbeton 2.000
Normaler Beton 2.000 bis 2.600
davon bis B10 2.300
bis B15 2.400 2.600 bis 37.000
Beton im Mittel
ab B15 2.500 30.000
Betonrohre, mittel 2.400
Stahlbeton 2.500
Schwerbeton 2.600
Glas 2.500 70.000
Nadelholz: Kiefer 520 9.000 bis 9.600
Fichte 470 9.200 bis 11.000
Tanne 450 etwa 9.000
Holz
bei 12 % Feuchte Laubholz: Hainbuche 830 13.000 bis 19.600
(lufttrocken)
Rotbuche 720
Eiche 690 10.300 bis 10.800
Lärche 530 etwa 9.000
49
Handbuch der Hydraulik
Dichte ρ Elastizitätsmodul E
Stoff, Rohrmaterial Eigenschaften 3
[kg/m ] [N/mm2] = [MPa]
Granit 2.600
Syenit 2.800
≤ 10.000
Gestein Basalt 2.900 bis 3.000
Gneis ≥ 2.650
Sandstein 2.200 etwa 4.000
trocken 1.400 bis 1.700
Sand und Kies
erdfeucht 1.600 bis 1.800
locker gelagert
wassergesättigt > 1.800
trocken 1.800 bis 2.000
Sand und Kies
mitteldichte erdfeucht 1.900 bis 2.100
Lagerung
wassergesättigt > 2.000
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K 2 g VK
K 1 (3.37)
F cW AK
50
3 Physikalische Größen und Einheiten
K g 4
K 1 dK (3.38)
F cW 3
In Bild 3.10 und Tabelle 3.9 sind einige Widerstandsbeiwerte cW f (Form, Re ) eingetra-
gen.
51
Handbuch der Hydraulik
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Bild 3.10 cW-Werte in Abhängigkeit von der Form des umströmten, senkrecht fallenden
Körpers und der Re-Zahl (dK – Durchmesser der Anströmfläche)
Die Berechnung von K erfolgt iterativ, so lange sich cW mit Re verändert, da in Re die
Geschwindigkeit K enthalten ist.
Bei sehr kleinen Sink-, Fall- oder Steiggeschwindigkeiten F entsteht als Folge dieser
Bewegung eine laminare Ausgleichsströmung, die der Stokesʼschen Reibung FR entgegen-
wirken:
FG FA FR 3 d K F F (3.40)
Dabei ist ηF die dynamische Viskosität des durchströmten, in Ruhe befindlichen Mediums
(Gas, Flüssigkeit). Mit K K K (vK – kinematische Viskosität) und FG und FA gemäß
Gleichung (3.36) führt die Lösung auf die Stokesʼsche Gleichung (3.41).
g dK2 K
F 1 (3.41)
18 F F
Gleichzeitig gilt cW 24 / Re (siehe Bild 3.10).
Gleichung (3.41) ist gültig bis etwa Re ≤ 0,5. In der Regel handelt es sich dabei um
kugelförmige Partikel, die wesentlich kleiner als d K 1 mm sind.
52
3 Physikalische Größen und Einheiten
Die untere Grenzkurve (1) aus Bild 3.10 ergibt sich zu:
24 6
cW 0 ,4 (3.42)
Re Re
Form Bezeichnung cW Re
Kugel 0,35 bis 0,5 > 2·103
Halbkugel offen 0,39 > 104
Halbkugel geschlossen 0,42 > 104
Halbkugel offen 1,33 > 104
Halbkugel geschlossen 1,17 > 104
Mensch (gilt für cW·A = 0,38 m2) 0,78 104 bis 106
53
Handbuch der Hydraulik
Für Kugeln und runde Körper wird der mittlere Strömungswiderstandsbeiwert (3) im
Bild 3.10:
24 10
cW 0,4 (3.44)
Re Re0 ,6
Scheiben und flache Körper können angenähert werden mit (4) im Bild 3.10:
24 12
cW 1 (3.45)
Re Re0 ,5
Kugelförmige Partikel
Für die Sinkgeschwindigkeit von Kugeln wurde die Gleichung (3.38) ausgewertet, wobei für
den cW-Wert Folgendes ausgenommen wird (siehe Bild 3.10):
24 10
cW 0 ,6 0,3 für Re 104
Re Re
24 10 Re
cW 0 ,6 0,3 0,14 4 1 für 104 Re 2 104
Re Re 10
24 10
cW 0 ,44 für Re 2 104
Re Re0 ,6
54
3 Physikalische Größen und Einheiten
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Handbuch der Hydraulik
6 VK
dK 3 (3.46)
mit VK – Volumen des Teilchens
Ist die Abweichung von der Kugelform erheblich, kann über das Verhältnis von Volumen zu
Anströmfläche in Gleichung (3.37) ein Beiwert eingefügt werden, der kleiner als 2/3 dK ist
und z. B. bei Scheiben der Dicke der Scheibe entspricht.
Hörnig und Richter (1989) ermittelten den mittleren Durchmesser eines Stoffgemisches aus
dem Mittelwert der Teilchendurchmesser aus der Sieblinie einer Fraktion.
Der Widerstandsbeiwert cW muss für jede Teilchenform empirisch ermittelt werden. Damit
können die unterschiedlichen Angaben zur Sinkgeschwindigkeit Sink in Abhängigkeit vom
Korndurchmesser d in den Literaturquellen begründet werden. Hörnig und Richter (1989)
korrigieren für Stoffgemische die ermittelte Sinkgeschwindigkeit des Einzelkornes mit
einem Korrekturfaktor Kf (Bild 3.12).
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Damit wird
Sink Kf s,k (3.47)
56
3 Physikalische Größen und Einheiten
1
mit Kf 0,5 1 für Kohlengrus und
1 d 1,25
K
1,5
Kf 0,4 1 für Sand
1 d 1,75
K
Burke, Kecke und Richter (1989) verwenden die Sphärizität (Oberflächenverhältnis von
volumengleicher Kugel zum realen Körper) von Körnerkollektiven zur Bestimmung dieses
Formfaktors.
Umfassende und gut übereinstimmende Ergebnisse für die Sinkgeschwindigkeit von
Bodenteilchen, Sand und Geschiebe mit einer Dichte von 2650 kg/m3 erhält man aus den
Grundgleichungen (3.38), (3.39) und den cW-Werten (Bild 3.13). Diese stimmen bis
dK = 1 mm für Kugeln und darüber hinaus für Scheiben sehr gut mit Angaben von Mostkow
(1956), von Glazik (1989) auf der Basis von Versuchen der FAS Berlin und einem Vorschlag
im US-Standard überein. Eine von Wiedenroth (1967) angegebene Formel (Gleichung
(3.48)) kommt den Berechnungen eines scheibenförmigen Partikels bei 20 °C im turbulenten
Bereich sehr nahe.
1,115
1 in cm/s
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3
Sink 1 157d K (3.48)
dK
mit dK in mm, gültig nach Wiedenroth (1967) von 0,3 < dK < 4 mm
57
Handbuch der Hydraulik
Die Fallgeschwindigkeit von Wassertropfen oder -ballen in Luft ist beispielsweise für die
Luftmitführung in Hochwasserentlastungsanlagen von Bedeutung.
Kleine Wassertropfen bis etwa dTr = 0,1mm gehorchen dem Stokesʼschen Gesetz, Gleichung
(3.41). Für Luft von 10 °C mit F L 14 ,18 10 6 m 2 /s, Wasser von 10 °C mit
K W 999,7 kg/m3 , F L 1, 247 kg/m3 erhält man aus Gleichung (3.41)
F Tr 30 ,8 106 d Tr
2
in m/s, dK in m, oder
2
Tr 30 ,8 d Tr in m/s, dK in mm (3.49)
Für größere Wassertropfen wird z. B. von Prandtl (1984) für den Bereich von dTr = 1 bis 4
mm mit Gleichung (3.38) und einem cW-Wert von ca. 0,5 eine maximale Fallgeschwindig-
keit mit Gleichung (3.50) ermittelt.
2
30 dTr
Tr 1,7
in m/s, dTr in mm (3.51)
1 6 dTr
Größere Wassertropfen als dTr = 4 mm weichen beim Fallen immer mehr von der Kugelform
ab, werden breitgedrückt (Scheibenform) und zerplatzen ab etwa dTr ≥ 6 mm wieder in
kleinere Tropfen.
In Bild 3.14 ist die Fallgeschwindigkeit in Abhängigkeit vom Tropfendurchmesser nach den
oben angegebenen allgemeinen Formeln unter Einbeziehung des cw-Beiwertes für Kugel-
form und Scheibenform eingetragen. Die größte Fallgeschwindigkeit dürfte nach Messungen
bei etwa 9 m/s liegen. Der größte durch Fotoauswertung ermittelte Durchmesser eines
Wassertropfens beträgt 9 mm.
Hagelkörner, die ihre Kugelform nahezu beibehalten, können eine wesentlich größere
Fallgeschwindigkeit erreichen. Sie können mit den Gleichungen für die Kugelform ermittelt
werden. So fallen Körner von 2 cm Durchmesser mit einer Geschwindigkeit von etwa
υH = 20 m/s.
58
3 Physikalische Größen und Einheiten
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Handbuch der Hydraulik
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Bild 3.15 Stationäre Steiggeschwindigkeit Steig von Luftblasen im Wasser mit Angaben nach
Stöhr (1998) u. a.
Weicht der Luftblasendurchmesser von dem der Kugelform ab, kann, wie bereits in den
vorhergehenden Abschnitten gezeigt, der effektive Durchmesser aus dem Blasenvolumen
ermittelt werden.
6 VBlase
de 3 (3.52)
Dieser im Bild 3.15 verwendete effektive Durchmesser kann für die Bestimmung der
Reynolds-Zahl verwendet werden. Für das vertikale Kräftegleichgewicht nach Gleichung
(3.37) sollte das Verhältnis von Blasenvolumen zur Anströmfläche anstelle 2/3·de genutzt
werden.
Nach Wagner (1997) gilt für sehr kleine, runde Luftblasen Gleichung (3.53).
mit de in mm
und für große, runde Luftblasen gilt nach Wagner (1997) die Näherungsformel:
ebenfalls mit de in mm
60
3 Physikalische Größen und Einheiten
Die Messergebnisse unterscheiden hier zwischen ermittelten Werten in reinem Wasser als
obere Grenze und mit oberflächenaktiven Substanzen kontaminiertes Wasser als untere
Grenze. Diese untere Grenze entspricht dem theoretischen Wert aus Gleichung (3.37),
berechnet mit dem cW-Beiwert einer Scheibe.
3.8 Druck
3.8.1 Definition der Druck-Einheiten
Der mittlere Atmosphärendruck und damit 1 bar entspricht etwa dem Druck einer 10 m
hohen Wassersäule (10 mWS). Mit dieser Einheit sind Umrechnungen in der Praxis
einfacher realisier- und oft besser vorstellbar.
p
Druck: p g h Druckhöhe: h
g
Ein Druck von p = 1 bar entspricht bei einer Dichte von = 1000 kg/m3 und einer Schwere-
beschleunigung von g = 9,81 m/s2 einer Druckhöhe von h = 10,1937 mWS 10,2 mWS. In
der Meteorologie wird bei Angaben des Atmosphärendruckes die Einheit Hektopascal (hPa)
bzw. Millibar (mbar) verwendet.
In der folgenden Tabelle sind die gebräuchlichen Vielfachen des Druckes in Pa und bar bzw.
der diesem Druck entsprechenden Druckhöhen in m (mWS) zusammengestellt.
61
Handbuch der Hydraulik
Tabelle 3.10 Die Vielfachen des Druckes in zwei Einheiten und ihre Entsprechungen mit der
Druckhöhe
3.8.2 Atmosphärendruck
p hM pamb e h M 8200 m
1013,25 hPa e h M / 8200 m (3.59)
62
3 Physikalische Größen und Einheiten
In der Stratosphäre bleibt die Temperatur etwa konstant und von da ab nimmt die Tempera-
tur wieder zu, wobei der Druck weiter abnimmt (siehe Bild 3.16).
63
Handbuch der Hydraulik
64
3 Physikalische Größen und Einheiten
In hydraulischen Berechnungen werden in der Regel Drücke und Druckhöhen auf den
Atmosphärendruck (Luftdruck) bezogen. Ist der Druck dann größer als der Luftdruck, spricht
man von Überdruck oder einen positiven (relativen) Druck p. Ist er kleiner als der Luftdruck,
dann wird der negative (relative) Druck als Unterdruck bezeichnet.
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Die Abnahme des Atmosphärendruckes als Bezugsdruck mit der Höhe hM kann für
hydraulische Berechnungen unter Atmosphärendruck, z. B. bei Heberleitungen, von
Bedeutung sein. Wegen der Schwankungen des Luftdruckes empfiehlt Lauffer (1936) für
Unterdruckberechnungen vom Atmosphärendruck einen Sicherheitswert von 50 hPa
abzuziehen. Die Druckwerte der ICAO-Standardatmosphäre (DIN ISO 2533) sind in
Tabelle 3.11 zu finden.
Als Bezugsdruck wird in der Regel der Atmosphärendruck verwendet, Ausnahmen bilden
hydraulische Vorgänge mit Unterduck, bei denen die Darstellung und Anschaulichkeit bei
Bezug zum Vakuum verbessert wird, wie z. B. Fallrohre, Heberleitungen oder Saugbereiche
von Pumpen.
65
Handbuch der Hydraulik
Wassertemperatur °C 0 5 10 15 20 30 40 100
Dampfdruck hPa 6,1 8,7 12,3 17,1 23,4 42,4 73,7 1013,25
Sinkt beispielsweise der Druck im Wasser mit einer Temperatur von 20 °C bei einem
Umgebungsdruck von p0 = 1013,25 hPa auf den absoluten Dampfdruck von pD = 23,4 hPa,
entspricht das einer negativen Druckhöhe von:
p pD 1013,25 hPa 23,4 hPa
h 0 10 m (3.61)
g 98,1 hPa/m
Suction Head) als Grenzwert angegeben, um ein Abreißen der Strömung zu verhindern
(Näheres hierzu im Abschnitt 6.12.1).
Die Haltedruckhöhe hH einer Pumpe errechnet sich unter Berücksichtigung der saugseitigen
Geschwindigkeitshöhe (Abstand zwischen Energielinie (EL) und Drucklinie (DL)) zu:
p p p 2
hH amb S D S (3.62)
g g g 2g
Sinkt an einer Stelle der Strömung der Druck unter den Dampfdruck, dann kommt es zur
lokalen Verdampfung des Wassers, und die Strömung kann abreißen.
66
3 Physikalische Größen und Einheiten
3.8.5 Druckmessung
Die direkte Druckmessung nutzt die Kraft des Druckes auf eine Fläche als mechanisches
Wirkprinzip. Druckmessgeräte (Manometer) erfassen die durch die Kraft hervorgerufene
Wegänderung
– mechanisch,
– kapazitiv,
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– induktiv,
– piezoelektrisch,
– als Dehnung.
Die indirekte Druckmessung nutzt die durch den Druck hervorgerufenen physikalischen
Effekte wie z. B. Wärmeleitfähigkeit, Kompression oder Stoffeigenschaften.
Näheres und weitere Ausführungen zur Messtechnik in der Hydraulik sind im Kapitel 1 des
Bandes 4 der Reihe „Technische Hydromechanik“ zu finden (Martin und Pohl, 2008).
67
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(Leerseite)
4 Hydrostatik
4.1 Definitionen
Hydrostatik ist die Lehre vom Gleichgewicht ruhender Flüssigkeiten unter der Einwirkung
von äußeren Kräften, z. B. Schwerkraft, Zentrifugalkraft. Die Grundaufgabe der Hydrostatik
besteht in der Berechnung der Kraftwirkungen des Wassers auf Bauwerke oder Bauteile im
und am Wasser sowie der Gleichgewichtsbedingungen für ganz oder teilweise eingetauchte,
d. h. schwimmende Körper.
Voraussetzungen für die hydrostatischen Berechnungen sind keine Fließbewegung des
Wassers ( = 0) und damit keine Reibungskräfte, d. h. der Wasserdruck wirkt stets senkrecht
auf die begrenzenden Wandflächen. Im freien Wasser ist der Wasserdruck nach allen Seiten
gleich groß.
Hydrostatisches Grundgesetz:
Der Wasserdruck nimmt linear mit der Wassertiefe zu und ist gleich dem ( g)-fachen Wert
der Wassertiefe z. Mit dem Atmosphärendruck pamb ergibt sich der Druck als Absolutdruck
zu:
pges pamb g z (4.1)
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Üblicherweise wird als Wasserdruck der Überdruck über dem Atmosphärendruck bezeichnet
(siehe Bild 3.17) und damit wird der Druck als Relativdruck:
p gz (4.2)
wobei g = 9,81 kPa/m = 9,81 kN/m3 als Druckintensität bezeichnet wird, d. h. der
Wasserdruck nimmt pro Meter Tiefe um 9,81 kPa bzw. 0,0981 bar zu. In 10,2 m Wassertiefe
beträgt der Wasserdruck 1 bar.
Der Druck ist eine skalare Größe, d. h. er wirkt allseitig und ist nach allen Richtungen gleich
groß. Der Wasserdruck wirkt immer senkrecht auf die belastete Fläche und ist der Quotient
aus differentialer Kraft pro differentiale Fläche. Die Kraft auf diese Fläche ergibt sich damit
aus der Integration des Druckes über die belastete Fläche.
F dF p dA g z dA (4.3)
A A A
Aus der Schwerpunktdefinition der belasteten Fläche A ergibt sich aus Gleichung (4.3) die
Berechnung der Druckkraft auf eine beliebige Fläche aus dem Produkt der belasteten Fläche
mit dem mittleren Druck pm im Schwerpunkt der Fläche.
F pm A g zS A (4.4)
Der Angriffspunkt (Druckmittelpunkt) dieser resultierenden Kraft F liegt dabei in der Regel
unterhalb des Flächenschwerpunktes S und verläuft durch den Schwerpunkt SB des
Lastvolumens, das sich aus der Druckverteilung auf die belastete Fläche ergibt.
69
Handbuch der Hydraulik
übereinander, so setzt sich der Schweredruck der jeweils darüberliegenden Schicht in der
darunterliegenden fort. Der Gesamtdruck im Bild 4.2 ergibt sich zu:
pges 1 g h1 2 g h2 3 g h3 (4.5)
70
4 Hydrostatik
Beispiele:
a) Der Wasserdruck in z = 100 m Wassertiefe beträgt:
kg m kg
p 1000 3
9,81 2
100 m 981.000 981 kPa 9 ,81 bar
m s m s2
b) Im Witjas-Tief I von 11.034 m, der tiefsten derzeit bekannten Stelle auf dem
Meeresgrund innerhalb des Marianengrabens, beträgt der Wasserdruck bei einer
Dichte des Salzwassers von etwa = 1026 kg/m3:
kg m kg
p 1.026 3
9,81 2
11.034 m 111.058.000 111.058 kPa 1.110,58 bar
m s m s2
c) Bei der Füllung eines Bergbaustollens von etwa h = 800 m Tiefe, in dem sich
salzhaltiges Wasser mit einer Dichte von S = 1.050 kg/m3 befindet, wird der eine
Schacht mit Oberflächenwasser gefüllt, während in dem zweiten Schacht, der mit
dem ersten unterirdisch verbunden ist, das Salzwasser aufsteigt. Die Wasserspie-
geldifferenz Δh zwischen den Schächten beträgt wegen des gleichen Druckes im
Stollen bei Vollfüllung:
W 1000
W g h S g (h h ) h h 1 800 1 1050 38,1 m
S
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Einseitige Belastung:
es bedeuten:
S = Schwerpunkt der Stauwand
D = Druckmittelpunkt = Angriffspunkt der Wasserdruckkraft F
SB = Schwerpunkt der Belastungsfläche, Schwerpunkt des Belastungsvolumens
F = Wasserdruckkraft
b = Belastungsbreite
h = Wassertiefe
e = Abstand zwischen S und D
71
Handbuch der Hydraulik
h2
F g b (4.6)
2
Beidseitige Belastung:
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F1 = Wasserdruckkraft Teil 1
F2 = Wasserdruckkraft Teil 2
F = F1 – F2 = resultierende Wasserdruckkraft
SB = Schwerpunkt der resultierenden Lastfläche
a = vertikaler Abstand des resultierenden Druckmittelpunktes von der Sohle
h1 = Wassertiefe linke Seite
h2 = Wassertiefe rechte Seite
72
4 Hydrostatik
h12 h22
F F1 F2 g b (4.7)
2
1 h3 h3
a 12 22 (4.8)
3 h1 h2
Falls die horizontale Belastung des Wasserdruckes durch einzelne horizontal angeordnete
Stützelemente (z. B. Riegel oder Balken) aufgenommen werden soll, welche alle die gleiche
Last erhalten, ist eine Aufteilung des Wasserdruckdreieckes in horizontale Felder (Dreieck
und Trapeze) gleicher Größe erforderlich.
Die Stützelemente sind dann in den Schwerpunkten SB der einzelnen Felder (Druckdreieck,
Drucktrapeze) anzuordnen.
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i
zi h (4.9)
k
2 h 1,5
h i i (i 1)1,5 (4.10)
3 k
73
Handbuch der Hydraulik
Zur einfachen Berechnung der Abstände hi der Riegel sind in Tafel 4.1 die Verhältniswerte
hi/h für k = 1 bis 10 Riegel enthalten, mit denen die Riegellage einfach berechnet werden
kann.
Tabelle 4.1 Verhältniswerte hi/h zur Berechnung der Lage der gleichbelasteten Riegel einer
vertikalen Stauwand (z. B. Schütztafel)
k 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
i=1 0,6667 0,4714 0,3849 0,3333 0,2981 0,2722 0,2520 0,2357 0,2222 0,2108
2 0,8619 0,7038 0,6095 0,5451 0,4976 0,4607 0,4310 0,4063 0,3855
3 0,9113 0,7892 0,7059 0,6444 0,5966 0,5581 0,5262 0,4992
4 0,9346 0,8359 0,7631 0,7065 0,6609 0,6231 0,5911
5 0,9482 0,8656 0,8014 0,7496 0,7067 0,6705
6 0,9571 0,8861 0,8289 0,7815 0,7414
7 0,9634 0,9012 0,8496 0,8060
8 0,9681 0,9127 0,8659
9 0,9717 0,9218
10 0,9746
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Beispiel:
Stauwand nach Bild 4.5 mit k = 3 Riegeln und h = 4,5 m
i = 1: z1 4 ,5 1 / 3 2 ,60 m , h1 0 ,3849 4 ,5 m 1,732 m
i = 2: z2 4 ,5 2 / 3 3,67 m , h2 0 ,7038 4 ,5 m 3,170 m
i = 3: z3 4 ,5 3 / 3 4 ,50 m , h3 0 ,9113 4 ,5 m 4 ,101 m
Reicht die Lage der Schütztafel, welche in gleichbelastete Riegel unterteilt werden soll,
nicht bis zum Wasserspiegel (Bild 4.5), kann ebenfalls mit Hilfe dieser Methode die Lage
der Flächenschwerpunkte und damit die Position der Riegel ermittelt werden.
74
4 Hydrostatik
Bild 4.6 Schütztafel mit 3 gleichbelasteten Riegeln unterhalb einer festen Wand
k
mit n
(h/z0 )2 1
FRiegel
1
k
FGes g
1
2k
h 2 z02 b (4.12)
z2
Die Kraft FWand g 0 wird unabhängig vom Schütz von der Stauwand aufgenommen.
2
75
Handbuch der Hydraulik
Einseitige Belastung:
a = zD = vertikaler Abstand des Druckmittelpunktes von der Sohle
D = Druckmittelpunkt
SB = Schwerpunkt der Lastfläche, Schwerpunkt des Lastvolumens
b = Breite der Stauwand (senkrecht zur Zeichenebene)
= Neigungswinkel der Belastungsfläche
h = Wasserdruckhöhe
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Bild 4.7 Geneigte Seitenfläche a) zur Luftseite geneigt, b) zur Wasserseite geneigt
h2
F g VB g b (4.13)
2 sin
h
zD a (4.14)
3
76
4 Hydrostatik
Beidseitige Belastung:
h12 h22
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F F1 F2 g b (4.15)
2 sin
1 h 3 h3
zD 12 22 (4.16)
3 h1 h2
Die vertikale Druckkraft greift im Schwerpunkt der Fläche A an. Sie ist bei gleicher
Bodenfläche A und gleichem Wasserstand h stets gleich groß und unabhängig von der Form
der Wandungen und damit vom Volumen des im Gefäß über der Bodenfläche befindlichen
Wassers. Diese überraschende Erscheinung wird als hydrostatisches Paradoxon bezeichnet.
77
Handbuch der Hydraulik
Für die Berechnung der Wasserdruckkraft auf eine beliebige ebene Fläche unterhalb des
Wasserspiegels wird für diese Fläche ein besonderes Koordinatensystem x-y-z gewählt (siehe
Bild 4.10). Damit kann in dieser Ebene die belastete Fläche A in wahrer Größe abgebildet
werden.
Hier bedeuten:
x-Achse = horizontale Achse (z. B. Uferlinie)
y-Achse = Falllinie entlang der schrägen, ebenen Belastungsfläche
z-Achse = vertikale Achse
S = Schwerpunkt der Belastungsfläche
D = Druckmittelpunkt der resultierenden Belastungskraft
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I12
ex xD xS (4.20)
yS A
78
4 Hydrostatik
Bild 4.10 Wasserdruckkraft F auf eine schräge, unter dem Wasserspiegel liegende ebene
Fläche A
I11 ist das Flächenträgheitsmoment der Fläche A um die Achse 1-1 und I12 das Zentrifugal-
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moment der Fläche A bezogen auf die durch den Schwerpunkt S gehenden Achsen 1 und 2
(Bild 4.10). Angaben zu Flächenträgheitsmomenten siehe Tabelle 2.9. Bei unterhalb des
Wasserspiegels liegenden symmetrischen Flächen ist ex = 0 und damit wird ey SD e. In
Tabelle 4.2 sind für einige symmetrische Flächen die Berechnungsformeln für die Schwer-
punktlage yS und die Außermittigkeit e zusammengestellt.
Rechenbeispiele zu dieser Problematik z. B. für selbsttätig öffnende, unter Wasser liegende
Stauklappen sind in Bollrich (2013) zu finden.
79
Handbuch der Hydraulik
zS
Flächenform A yS ey e SD
sin
h h2
bh y0
2 12 yS
bs h b 2 s h 2 (b s )2 2 b s
h y0
2 3 bs 18 (b s )2 yS
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bh h h2
y0
2 3 18 yS
d2 d d2
y0
4 2 16 yS
d2 4r r2
y0
8 3 14 ,31 yS
a2
a b y0 a
4 yS
80
4 Hydrostatik
dF dA
x x
dF dFy g z dA g z dAy (4.21)
dFz dAz
Für die Aufteilung der hydrostatischen Druckkraft in den horizontalen (Fx = FH) und
vertikalen (Fz = FA – FV) Anteil erfolgt die getrennte Berechnung mit Hilfe der horizontalen
und vertikalen
Belastungsflächen und die anschließende Ermittlung des resultierenden
Vektors F , bestehend aus den drei Größen Betrag F, Neigungswinkel und Angriffspunkt
D mit den Koordinaten xD und zD.
F F FV
tan z A (4.23)
Fx FH
Der Angriffspunkt D ist abhängig von der Konstruktion und kann über die vektorielle
Addition z. B. mit Hilfe der Schwerpunktlagen der horizontalen und vertikalen Kräfte
(Belastungsflächen) ermittelt werden (Bild 4.11).
81
Handbuch der Hydraulik
Bild 4.12 Zerlegung der Belastungskraft bei einer geneigten Seitenfläche, einseitig belastet
h2
FH g b (4.24)
2
h2
FV g b (4.25)
2 tan
h2 1 h2
F FH2 FV2 g b 1 g b (4.26)
2 tan 2 2 sin
82
4 Hydrostatik
Die Aufteilung in horizontale und vertikale Belastungsflächen kann mit Hilfe einer einfachen
Regel erfolgen. Diese wird hier am Beispiel der polygonartigen Stauwand erläutert.
Regel:
Die horizontale Belastungsfläche ergibt sich aus dem horizontalen Druckdreieck bzw. dem
auf die Stauwand wirkenden Anteil. Für die Ermittlung der vertikalen Belastungsfläche lege
man durch den Fußpunkt P der Stauwand eine Lotrechte bis zum Wasserspiegel bzw. seiner
horizontalen Verlängerung. Zwischen der Stauwand, der Lotrechten und dem Wasserspiegel
bzw. seiner horizontalen Verlängerung werden die vertikalen Belastungsflächen ausgebildet.
Dabei sind die mit Wasser gefüllten Flächen, also die auf der Wasserseite der Stauwand,
Auflastflächen und die mit Luft gefüllten, also die auf der Luftseite, Auftriebsflächen.
Die vertikalen Teillastflächen AA und AV zur Berechnung von FA und FV sind geometrisch
zu ermitteln.
Einseitige Belastung:
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Bild 4.13 Polygonartige Stauwand, einseitig belastet, Aufteilung in horizontale und vertikale
Belastungsflächen
h2
FH g b FA g b AA FV g b AV (4.29)
2
F FV
tan A (4.31)
FH
83
Handbuch der Hydraulik
Beidseitige Belastung:
Bild 4.14 Polygonartige Stauwand, beidseitig belastet, Aufteilung in horizontale und vertikale
Belastungsflächen
In dem von beiden Seiten im Wasser befindlichen Teil der Stauwand heben sich Auflast
(linke Seite) und Auftrieb (rechte Seite) auf.
FH FH1 FH2
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(4.32)
3 3
1 h1 h2
a 2 (4.34)
3 h1 h22
FA
tan (4.35)
FH
Bei einer einfach gekrümmten Stauwand ist grundsätzlich eine Aufteilung in horizontale und
vertikale Belastungsflächen vorzunehmen. Die Berechnung dieser Flächen kann durch ihre
Aufteilung in bekannte geometrische Formen erfolgen.
84
4 Hydrostatik
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Bild 4.15 Teillastflächen der gekrümmten Stauwand bei a) Auflast und b) Auftrieb
h2 h2
FH g b (4.36a) FH g b (4.36b)
2 2
FV g b AV FA g b AA
Für die beidseitige Belastung gilt die Berechnung analog Abschnitt 4.3.2.
85
Handbuch der Hydraulik
F FV
tan A
FH
3 3
1 h1 h2
a 2
3 h1 h22
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4.3.4 Kreiszylinderflächen
Wasserbauliche Staukörper wie Walzen-, Sektor- und Segmentwehre haben in der Regel
kreiszylindrische Stauflächen. Da alle differentialen Wasserdruckkräfte senkrecht an der
Staufläche angreifen und diese damit durch den Kreismittelpunkt verlaufen, geht auch die
Resultierende aller Teillastflächen durch den Kreismittelpunkt M. Der Druckmittelpunkt D
der Resultierenden liegt damit im Winkel zu diesem Kreismittelpunkt. In den folgenden
Beispielen ist wieder b die Wehrbreite senkrecht zur Zeichenebene.
86
4 Hydrostatik
h2
FH g b (4.38a–d)
2
FV g b AV
F FH2 FV2
FV
tan
FH
z
FH g b h 0 (4.39af)
2
FA g b AA
F FH2 FA2
F
tan A
FH
xD r cos cos
zD h z0 r sin
87
Handbuch der Hydraulik
h2
FH g b (4.40a–f)
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h2
FA g b AA g b
8
h2 2
F FH2 FA2 g b 1 g b h2 0,636
2 16
F
tan A
FH 4
38 ,15
xD 0 ,393 h
zD 0 ,191 h
88
4 Hydrostatik
Bild 4.20 Walzenwehr mit a) aufgesetzter Klappe und b) Walzenwehr mit Sporn
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89
Handbuch der Hydraulik
Die Auftragung der Wasserdruckpfeile, die alle die jeweilige Länge g h besitzen,
senkrecht an der kreiszylindrischen Stauwand angreifen und durch den Kreismittelpunkt
gehen, zeigen zwar als Druckgrößenlinie anschaulich die Größe des Wasserdruckes an jeder
Stelle der Stauwand, ergeben aber als Fläche nicht die Belastungsfläche zur Berechnung der
Resultierenden F.
Die richtige resultierende Kraft erhält man nur aus der Zusammensetzung von horizontaler
(FH) und vertikaler Teilkraft (FV und FA).
Bild 4.23 Veranschaulichung der Druckhöhenwerte auf a) eine Stauklappe und b) ein
Walzenwehr. Die so dargestellte Fläche ist jedoch keine Belastungsfläche!
90
4 Hydrostatik
91
Handbuch der Hydraulik
Falls h >> d, ergibt sich die Wandstärke aus der sogenannten Kesselformel:
g hd pd
s (4.41)
2 zul 2 zul
Darin ist zul die zulässige Spannung in der Rohrwand und p der Druck. In Druckrohrleitun-
gen ist zu beachten, dass zum statischen Druck p noch Druckstöße infolge der Betätigung
von Verschlussorganen hinzukommen (siehe Abschnitt 6.14). In der so berechneten
Wandstärke ist ein Zuschlag für Maßtoleranzen und Korrosion zu berücksichtigen, Näheres
siehe z. B. DIN 2413, DIN 28601 und DIN EN 545 (Anhang A) u. a. Der zulässige Druck p
ergibt sich aus Gleichung (4.42) zu:
2 s zul
pzul (4.42)
d S
S – Sicherheitsfaktor (S > 1) vom Hersteller angegeben
Beispiel:
Für ein Rohr aus duktilem Gusseisen mit einem Nenndurchmesser von DN = 600 mm
d a 635 mm und einer Mindestzugfestigkeit des Materials von zul 420 MPa soll für
einen Innendruck von p 40 ,7 bar die Wandstärke s ermittelt werden. Der Sicherheitsfak-
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Ist die Druckhöhe h in der gleichen Größenordnung wie d, so muss der wegen der trapezför-
migen horizontalen Belastung der an der unteren Rohrwand gegenüber der oberen um
g d höhere Druck berücksichtigt werden, und es gilt:
g hd d
s 1 (4.43)
2 zul 6h
4.5 Flüssigkeitsmanometer
Für die Messungen relativ kleiner Drücke bzw. Druckdifferenzen können Flüssigkeitsmano-
meter verwendet werden. Die Messung beruht auf der Ermittlung des Schweredruckes von
Flüssigkeits- bzw. Sperrflüssigkeitssäulen in vergleichsweise dünnen, durchsichtigen
Röhren.
92
4 Hydrostatik
h
Bild 4.25 a) Standrohr als Manometer und b) U-Rohrmanometer mit Sperrflüssigkeit
Der Druck p1 in der Rohrleitung an dem Punkt der Anbohrung ergibt sich für das Bild 4.25b
mit U-Rohrmanometer und Sperrflüssigkeit zu:
p1 h S g h1 f g (4.44)
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p1 f g h (4.45)
Sperrflüssigkeiten dürfen sich nicht mit der Flüssigkeit in der Rohrleitung vermischen. Hier
können z. B. Quecksilber und Tetrachlorkohlenstoff (siehe Tafel 3.8), aber auch Tetrabro-
methan, Öl u. a. in Frage. Zur Ablesegenauigkeit u. a. siehe Bohl et al. (2008), S. 366 ff. und
Bollrich (2013), S. 44 ff.
Zur Messung von Druckdifferenzen, beispielsweise um die Druckänderung beim Durchströ-
men eines Venturimeters in der Rohrleitung und damit den Durchfluss zu ermitteln, können
Differenzdruckmanometer gemäß Bild 4.26 verwendet werden.
93
Handbuch der Hydraulik
Der Druckunterschied des auf die Rohrachse bezogenen Druckes ermittelt sich zu:
S
p p1 p2 g hS 1 (4.46)
Der Druckhöhenunterschied wird damit zu:
p
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4.6 Niveauflächen
Niveauflächen sind Flächen gleichen Wasserdruckes. So ist der Wasserspiegel z. B. eines
ruhenden Sees (z = 0) die jeweils oberste Niveaufläche, und alle parallelen Flächen, für
welche z konstant ist, sind ebenfalls Niveauflächen.
Die allgemeine Gleichung der Niveauflächen lautet:
ax dx ay dy az dz 0 (4.48)
94
4 Hydrostatik
In kommunizierenden Gefäßen (siehe Bild 4.27) mit einem Fluid steht trotz unterschiedli-
cher Form, Größe und Neigung der Wasserspiegel bei gleichem Oberflächendruck, z. B.
Luftdruck pamb = konstant, in gleicher Höhe und ist eine Niveaufläche. Davon wird bei der
sogenannten Schlauchwaage Gebrauch gemacht.
Auch die im Bild 4.25b und 4.26 eingetragene horizontale Linie I-I durch das U-
Rohrmanometer ist eine Niveaufläche, also eine Fläche gleichen Druckes.
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95
Handbuch der Hydraulik
Betrachtet wird ein Masseteilchen dm, auf das in z-Richtung die Fallbeschleunigung g und
damit die Kraft dG dm g wirkt. Zur Beschleunigung a wirkt entgegengesetzt die Träg-
heitskraft dFa dm a. Die resultierende Kraft dF steht auf dem ausgelenkten Wasserspiegel
senkrecht.
Die Gleichung der Niveaufläche lautet:
a cos dx 0 dy g a sin dz 0 (4.49)
In rotierenden Behältern, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, wirkt außer der Schwerebeschleu-
nigung g noch die Zentrifugalbeschleunigung
2 (x )
ax 2 x (4.53)
x
mit ω = Winkelgeschwindigkeit in s–1
υ(x) = Tangentialgeschwindigkeit in m/s
Die Wasserspiegellinie im Schnitt (Bild 4.29) als Niveaufläche ist hier eine Parabel.
96
4 Hydrostatik
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Die Niveaufläche ist der Wasserspiegel, auf dem die resultierende Kraft dF senkrecht steht.
Die Berechnung (siehe Bild 4.29) gilt für jede Flüssigkeit, da Niveauflächen unabhängig von
der Dichte der Flüssigkeiten sind. Aus der Gleichung der Niveauflächen (4.48) ergibt sich:
2 x
dz dx tan dx (4.54)
g
Nach Integration in den Grenzen z = hmin bis hmax und x = 0 bis r wird:
2 r2
hmax hmin (4.55)
2 g
Wegen der Volumengleichheit des in Ruhe befindlichen Zylinders mit dem Wasserstand h
und des bei Bewegung entstehenden Rotationsparaboloids kann auch geschrieben werden:
97
Handbuch der Hydraulik
2 r2
hmax h (4.56)
4 g
2 r2
hmin h (4.57)
4 g
Die erforderliche Winkelgeschwindigkeit für eine bestimmte Absenkung bzw. Anhebung des
Wasserspiegels wird damit:
2 2
g h hmin g hmax h (4.58)
r r
Die Neigung der Tangente im Abstand x beträgt
x 2
tan (4.59)
g
chung (4.53) für die horizontale Beschleunigung bei einer konstanten, von x abhängigen
Geschwindigkeit und der Erdbeschleunigung ergibt sich Gleichung (4.60) (Rössert, 1999).
2 r2
h ln (4.60)
g r1
98
4 Hydrostatik
Die Wasserspiegellage im Krümmer ist in Wirklichkeit keine Ebene, sondern eine konvexe,
nach außen gekrümmte Fläche. Näheres hierzu findet man z. B. bei Naudascher (1992). In
guter Näherung gibt Naudascher die Formel (Gleichung 4.61) zur Berechnung der Wasser-
spiegeldifferenz in der Krümmung bei strömendem Abfluss an (siehe auch Abschnitt 7.6.3).
2 b
h (4.61)
g rm
4.7 Auftrieb
Die hydrostatische Auftriebskraft FA ist die vertikale nach oben gerichtete Kraft, wenn
Körper ins Wasser eintauchen. Eine Form des Auftriebes ist die bereits im Abschnitt 4.3
behandelte Kraft FA, die sich bei geneigter Stauwand aus der vertikalen Teillastfläche ergibt
(siehe z. B. Bild 4.15 links). Im Folgenden wird der Auftrieb auf Körper als Bauwerke und
Bauteile betrachtet, die im oder am Wasser errichtet werden und dieser vertikal nach oben
gerichteten Kraft ausgesetzt sind.
Während sich am eingetauchten Körper die Horizontalkräfte (FH = FX) links und rechts
gegenseitig aufheben, wirkt senkrecht nach unten das Gewicht FG K g VK des Körpers
und vertikal nach oben die Auftriebskraft FA des Wassers, im Körperschwerpunkt S
angreifend.
Die Auftriebskraft FA ist nach Archimedes gleich dem Gewicht der verdrängten Wasser-
masse:
FA g V (4.62)
99
Handbuch der Hydraulik
zustand zwischen Gewichtskraft und Auftriebskraft (FG = FA). Befindet sich der Körper
vollständig unterhalb des Wasserspiegels, ist die Auftriebskraft unabhängig von der
Tiefenlage des Körpers. Allerdings vergrößert sich mit zunehmender Tiefe der auf die
Oberfläche des Körpers wirkende Druck.
Im Wasser- und Tiefbau ist dem Auftrieb auf Bauwerke oder Bauteile besondere Beachtung
zu schenken, um Schäden durch Aufschwimmen auszuschließen.
Typische Beispiele für auftriebsgefährdete Bauwerke im Wasser, aber auch und vor allem im
Grundwasser sind in den Bildern 4.25 und 4.26 dargestellt.
Vergleich der vertikalen Kräfte, Nachweis gegen Aufschwimmen: FG > FA
Achtung: Unsymmetrische Belastungen können zum Kippen führen!
Gleichgewicht der horizontalen Kräfte aus Wasserdruck und Erddruck: Kräfte heben sich
auf!
Obwohl beide Bauwerke voll oder teilweise in den Untergrund eingebunden sind, kann sich
der volle Auftrieb wie eingetragen ausbilden und die Standsicherheit gefährden.
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Bild 4.32 Auftrieb FA an der Gründungswanne Bild 4.33 Entnahmeturm oder Pfeiler in
eines Bauwerkes einem Stausee
100
4 Hydrostatik
Neben dem statischen Auftrieb kann sich bei in den Untergrund eingebundenen Bauwerken
auch ein dynamischer Auftrieb ausbilden. Er entsteht, wenn eine Seite des Bauwerkes mit
einem höheren Wasserstand belastet wird, wodurch es zu einem Potentialunterschied kommt,
der im Untergrund abgebaut wird. Auf diese Weise kann sich der dynamische Wasserdruck
ausbilden. Insbesondere bei Staumauern und Wehren, wo das Wasser einseitig stark
angestaut wird, kommt es zur Ausbildung großer Kräfte aus hydrodynamischem Auftrieb.
Bei einer ungleichen Belastung des Bauwerkes heben sich die horizontalen Belastungskräfte
nicht mehr auf und müssen beim Standsicherheitsnachweis des Bauwerkes berücksichtigt
werden. Insbesondere bei Tosbecken hinter Wehren ist der Reparaturfall „leeres Tosbecken“
zu beachten. Das Tosbecken muss auch dann auftriebssicher sein (Lattermann, 1999). Nach
Vischer und Huber (1993) soll die Auftriebssicherheit des Wehrkörpers
FG
1,2 (4.63)
FA
betragen. Detailliertere Angaben siehe hierzu auch bei Ludewig und Pohl (1990).
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Bild 4.34 zeigt ein Beispiel für ein ungleich belastetes Betonbauwerk. Die hydrostatische
Auftriebskraft FAstat. ergibt sich durch das Eintauchen des Körpers in einen gedanklich
ausgeglichenen Unterwasserstand (gestrichelte Linie). Die durch den höheren linken
Wasserstand aufgebaute Druckdifferenz wird entlang der Kontaktlinie zwischen Bauwerks-
sohle und durchlässigem Untergrund linear abgebaut und das damit entstehende Druckdrei-
eck ergibt den an der Sohle angreifenden und vertikal nach oben gerichteten hydrodynami-
schen Auftrieb FAdyn.. Näheres hierzu im Abschnitt 10.5.
101
Handbuch der Hydraulik
Schwimmfähigkeit eines Körpers besteht dann, wenn sein Eigengewicht geringer als das
Gewicht des durch das Eintauchen des Körpers in das Wasser verdrängbare Volumen ist. Ein
oben offenes Bauteil (siehe Bild 4.35) ist dann mit Sicherheit schwimmfähig, wenn sein
Eigengewicht nur so viel Wasser verdrängt, dass eine genügend große Freibordhöhe
garantiert ist, die das Überlaufen und Einlaufen von Wasser in das Bauwerk auch bei
Wellengang verhindert.
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102
4 Hydrostatik
f h w h 1 K (4.65)
103
Handbuch der Hydraulik
hM = 0 : indifferente Schwimmlage
Tabelle 4.3 Beispiele für metazentrische Höhen nach Bohl und Elmendorf (2008)
Beispiel:
Ein kreisrunder Schwimmkasten, vorgesehen als Fundament für ein Bauwerk, soll in
einem See von ASee = 1,0 ha Spiegelfläche schwimmend zur Einbaustelle transportiert
werden. Zu ermitteln sind a) die Schwimmfähigkeit und b) die Schwimmstabilität.
Außerdem soll unter c) geprüft werden, ob nach dem Versenken des Schwimmkastens an
der Einbaustelle der Wasserspiegel des Sees steigt oder fällt.
104
4 Hydrostatik
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Bild 4.38 Kreisrunder Schwimmkasten aus Stahlbeton mit einer Dichte von
K = 2.500 kg/m3
Körpervolumen
VK 5,6 m 3,02 2,52 m2 0,60 m 3,02 m2 65,35 m3
kg m
Körpergewichtskraft FK VK K g 65,35 m3 2,5 3
9,81 1.602,59 kN
m s2
Schwimmen FK FV g VV
FV 1602,59 kN
Verdrängungsvolumen VV 163,36 m3
g 9,81 kN/m3
V 163,36 m3
Eintauchtiefe w V 5,78 m 6 , 20 m
A 3,0 2 m 2
Freibord f h w 6 , 20 m 5,78 m 0 , 42 m
Der Senkkasten schwimmt! Der Freibord ist mit f = 0,42 m nicht sehr groß, wird aber als
ausreichend angesehen.
105
Handbuch der Hydraulik
Da SK unterhalb von SV liegt, wird der Abstand hK negativ und ergibt sich zu:
hK SV SK 2 ,60 m 2 ,89 m 0 , 29 m
Damit wird hM positiv und der Senkkasten schwimmt stabil.
Die metazentrische Höhe beträgt mit I min I0 r 4 /4
I 3, 0 4 m 4
hM 0 hK 0 ,29 m 0 ,68 m
VV 4 163,36 m3
V VK 98,01 m3
und der Wasserspiegel fällt um x V 0 ,0098 m 1 cm
ASee 10.000 m 2
106
4 Hydrostatik
Für eine Bewegung (Hub) muss allerdings der Kolben 2 einen entsprechend größeren Weg
zurücklegen, um den Kolben 1 um ein bestimmtes Maß anzuheben. Dafür ist eine geringere
Kraft F2 erforderlich, um eine größere Last (F1) anzuheben.
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(Leerseite)
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
5.1 Einführung
Die allgemeinen Differentialgleichungen der Strömung basieren auf dem sogenannten
Erhaltungsprinzip, der Lösung der Bilanzgleichungen der Masse, der Energie und des
Impulses. Für inkompressible Fluide, wie z. B. das Wasser, werden die Bilanzgleichungen
der Masse und des Impulses betrachtet. Die Energiebilanz wird vor allem für kompressible
Fluide oder Strömungen mit Wärmetransport ermittelt. Zur Berechnung des Transportes von
Stoffen, von Energie oder Wärme sind weitere Transportgleichungen erforderlich.
Aus der Kräftebilanz an einem differentialen Element entstehen die allgemeinsten Strö-
mungsgleichungen, die Navier-Stokes-Gleichungen (Claude Louis Marie Henri Navier
(1785–1836) und George Gabriel Stokes (1819–1903)). Ihre drei Transportgleichungen des
Impulses in den drei Raumrichtungen, ergänzt mit der Gleichung für den Massenerhalt
(Kontinuitätsgleichung), liefern das Gleichungssystem zur Ermittlung der 4 Unbekannten im
Strömungsfeld, dem Druck p und den Geschwindigkeiten in den 3 Richtungen (x, y, z).
Durch den Bezug auf die Masse des differentialen Elementes setzen sich die Navier-Stokes-
Gleichungen aus einer Summe von Beschleunigungsgliedern zusammen, der lokalen und
konvektiven Beschleunigung der Geschwindigkeit, der Beschleunigungen der äußeren Kräfte
(Gewichtskraft, Corioliskraft), des Druckes und der Reibung.
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109
Handbuch der Hydraulik
(Henry Darcy (1803–1858), Julius Ludwig Weisbach (1806–1871)) zur Berechnung der
Strömung verwendet. Die stationäre Berechnung der eindimensionalen Freispiegelströmung
erfolgt mit Hilfe von Fließformeln, wie sie z. B. von Brahms und de Chézy (Albert Brahms
(1692–1758), Antoine de Chézy (1718–1798)) oder von Manning und Strickler (Robert
Manning (1816–1897), Albert Strickler (1878–1963)) aufgestellt wurden oder mit der
universellen Fließformel auf der Grundlage des Ansatzes von Darcy und Weisbach analog
der Strömungsberechnung in Druckrohren.
Es werden drei Gruppen von Strömungen unterschieden, die Linienströmung als eindimensi-
onale Strömung (1D), die ebene- bzw. Flächenströmung als zweidimensionale Strömung
(2D) und die räumliche als dreidimensionale Strömung (3D).
Strömungsarten werden in stationäre Strömungen (zeitunabhängige) und instationäre
Strömungen (zeitabhängige) sowie in gleichförmige (wegunabhängig) und ungleichförmige
(wegabhängige) Strömungen unterschieden.
Konfusor
Die Beschleunigung bzw. Verzögerung der Strömung kann wie im Bild 5.1 dargestellt
ortsabhängig und/oder zeitabhängig erfolgen. Man spricht von der instationären beschleunig-
ten oder instationären verzögerten Bewegung. Aus dem totalen Differential des Geschwin-
digkeitsvektors (s,t) abgeleitet nach der Zeit wird die lokale und konvektive Beschleuni-
gung der Strömung (Gleichung (5.1)). Die sich daraus ergebenden Trägheitskräfte wirken
immer und überall in der Strömung.
110
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
d
(5.1)
dt t s
Jede Änderung des Bewegungszustandes von Fluiden ist mit Kraftänderungen verbunden.
Stromlinien sind die Kurven im Geschwindigkeitsfeld einer Strömung, deren Tangenten-
richtung mit den Richtungen der Geschwindigkeitsvektoren übereinstimmen. Das Vektor-
produkt des Linienelementes ds und des Geschwindigkeitsvektors ist für die Stromlinie null.
ds
(5.2)
dt
ds 0 (5.3)
Eine Röhre, deren Mantel aus Stromlinien gebildet wird, heißt Stromröhre. Zwischen
Stromröhren findet kein Flüssigkeitsaustausch statt, da die normale Geschwindigkeit im
Mantel der Stromröhre auf den Stromlinien null ist. Eine Bahnlinie ist der von einem
Strömungsteilchen im Strömungsfeld nachgezeichnete Pfad. Insbesondere in turbulenter
Strömung unterscheidet sich die Bahnlinie von der Stromlinie.
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111
Handbuch der Hydraulik
'2
Turbulenzgrad der Geschwindigkeit Tu (5.6)
Turbulente Schubspannung 's 'n (5.7)
Schubspannungsgeschwindigkeit * 's 'n (5.8)
Neben der völlig regellosen und chaotischen Bewegung der Teilchen in der Strömung, der
Strömungsturbulenz, gibt es die geordnete Drehung eines Flüssigkeitsteilchens um seine
Drehachse, die Rotation der Strömung. Die mathematische Formulierung der Wirbelfrei-
heit (rotationsfrei) lautet:
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Festkörperwirbel: r (5.10)
C
Potentialwirbel: (5.11)
r
Unter dem Begriff der Zirkulation versteht man das Linienintegral der Geschwindigkeit
längs einer beliebig geschlossenen Linie.
112
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
Wird eine Strömung als reibungsfrei betrachtet, dann spricht man von einer idealen
Strömung bzw. von einem idealen Fluid. In der realen Strömung (reales Fluid) verringert
sich deren hydraulische Energie durch Verluste, die in Wärmeenergie umgewandelt werden.
Die hydraulischen Verluste sind einerseits kontinuierliche Energieverluste, die durch die
Bewegung der Strömung an einer Kontaktfläche (Wandreibung), durch die Scherströmung
und durch die Turbulenz der Strömung (Energiedissipation) entstehen oder es sind
andererseits örtliche Energieverluste, die infolge der Umwandlung erhöhter kinetischer
Energie in einem begrenzten Raum der Strömung z. B. infolge Einschnürung, Umlenkung
oder Ablösung entstehen. Die Projektion der kontinuierlichen Energieverluste auf die
Schubspannung an der Kontaktfläche zwischen Wasservolumen und Wand, der benetzten
Fläche, macht das Verhältnis von Fließfläche A zum benetzten Umfang zu einer wichtigen
hydraulischen Kennzahl. Die Fließfläche wird von den Stromlinien senkrecht durchstoßen.
Das Verhältnis aus Fließfläche A und benetztem Umfang lU wird als hydraulischer Radius
bezeichnet.
A
hydraulischer Radius rhy (5.12)
lU
In unendlich langen Gerinnen stellt sich zwischen den treibenden Kräften aus der anteiligen
Gewichtskraft, Hangabtriebskraft, und den bremsenden Kräften, der Reibungskraft, ein
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Gleichgewicht ein. Die sich aus diesem Gleichgewicht ergebende Wassertiefe wird als
Normalabflusstiefe bezeichnet.
Beim Abfluss mit freier Oberfläche breiten sich Störungen mit der Wellenfortpflanzungsge-
schwindigkeit aus, die in flachen Gerinnen auch als Grenzgeschwindigkeit bezeichnet wird
(siehe Abschnitt 5.5 und Kapitel 7).
5.3 Kontinuität
Die Kontinuität in der Flüssigkeitsmechanik bezeichnet die Erhaltung der Masse in Raum
und Zeit. Ganz allgemein werden die Gleichungen der Hydrodynamik aus einem Gleichge-
wicht am „unendlich kleinen“ oder „differentialen“ Element (genügend klein im Vergleich
zur Größe des betrachteten Volumens des Strömungsfeldes) abgeleitet.
113
Handbuch der Hydraulik
x
dQx dx dAyz x dx dy dz x dV
x x x
y y
dQ dQx dQy dQz 0 S dQy
y
dy dAxz
y
dV
dQz z dz dAxy z dV
z z
(5.13)
mit S = Quelle oder Senke
Als Quelle oder Senke S wird in Gleichung (5.13) das Hinzufügen oder Wegnehmen von
Wasser innerhalb des differentialen Elementes bezeichnet.
Durch die Division mit dem differentialen Volumenelement dV kann die Kontinuität mit
folgender Differentialgleichung dargestellt werden. In den einzelnen Fachgebieten werden
unterschiedliche Schreibweisen bevorzugt, die Operatorschreibweise mit dem Nabla-
Operator , die symbolische Schreibweise mit der Divergenz div oder die Tensor-
Schreibweise mit unterschiedlichen Indizes wie z. B. i = x, y, z bzw. xi = x, y, z.
v y z
div i x 0 (5.14)
xi x y z
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Die Integration dieser Gleichung liefert die Aussage, dass die Summe aller Durchflüsse
konstant sein muss. Mit der Definition des Durchflusses Q als Produkt aus mittlerer
Fließgeschwindigkeit und durchflossener Fläche A in einer Rohrleitung bzw. dem Integral
der Geschwindigkeit über die Fließfläche A wird dieser Wert in jedem Querschnitt gleich
groß und es kann geschrieben werden:
Q 1 A1 2 A2 bzw. Q konstant (5.15)
114
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
i
lokale Beschleunigung (5.16)
t
i
konvektive Beschleunigung j (5.17)
x j
2 y sin
Beschleunigung aus äußeren Kräften fi 2 x sin (5.18)
g
1 p
Beschleunigung aus Druckkräften (5.19)
xi
i
Beschleunigung aus viskoser Reibung
x j T x (5.20)
j
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Beschleunigung aus turbulenter Reibung
x j
i j (5.21)
Der Spannungstensor i j der turbulenten Reibung wird auch als Reynolds-
Spannung bezeichnet.
Mit den genannten Gleichungen (5.16) bis (5.21) können die drei Differentialgleichungen
der Strömung nach Euler, Navier-Stokes und Reynolds (Reynolds Averaged Navier-Stokes
Equations – RANS) oder Elemente daraus für die verschiedensten Aufgaben der Hydraulik
zusammengesetzt werden. Als weiterführende Quellen dazu werden die Vorlesungsskripte
von Malcherek (2008) empfohlen.
115
Handbuch der Hydraulik
i i 1 p
Euler-Gleichung + j = fi – (5.22)
t x j xi
i i 1 p i
RANS-Gl. (5.24)
t
+ j
x j
= fi –
xi
+ T –
x j x j x j
i j
Beschleunigung
lokal konv. Kraft Druck Reibung Turbulenz
Strömungen
Potential-
√ √
strömung
Platten-
√ √
Grenzschicht
Rohrströmung √ √ √
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1D-Fluss-
(√) √ √ √
strömung
tiefengemittelte
(√) √ √ √
Strömung (2D)
Umströmungen √ √ √ √ √ (√)
3D-Räumliche
√ √ √ √ √
Strömung DNS
3D-Räumliche
√ √ √ √ √ (√)
Strömung LES
3D-Räumliche
Strömung √ √ √ √ √ √
RANS
x
Vektor von : i y (5.25)
z
i y z
Divergenz von : div x (5.26)
xi x y z
116
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
p
x
p p
Gradient von p: grad p (5.27)
xi y
p
z
x x x
x y z
i y y y
Gradient von : grad (5.28)
x j x y z
z z
z
x y z
2 2 2
x x x
x 2 y 2 z 2
2 2 2
i y y y
Divergenz des Gradienten: div grad 2 (5.29)
x j x j x
2
y 2 z
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2 2 2
z z z
x 2 y 2 z 2
Bei rotationsfreien (wirbelfreien) Strömungen ( rot 0 ) kann die Geschwindigkeit als
Potentialfunktion ( grad ) definiert werden. Setzt man diese in die Kontinuitätsglei-
chung ein, erhält man die Laplace-Gleichung für reibungs- und rotationsfreie Strömungen.
2 2 2
div div grad 2 2 2 0 (5.30)
x y z
5.5 Bernoulli-Gleichung
Aus der Euler-Gleichung für ideale Strömung oder der wirbel- und rotationsfreien Navier-
Stokes-Gleichung für reale Strömungen ergibt sich die Bernoulli-Gleichung. Die wird ohne
bzw. mit Berücksichtigung von Verlusten, in der Regel für stationäre Strömungen, aber auch
für instationäre dargestellt werden. Die Integration der eindimensionalen Navier-Stokes-
Gleichung bzw. die Energiebetrachtung in der Wasser-Strömung entlang des Fließweges s in
einer Stromröhre liefert die Bernoulli-Gleichung (5.33). Diese Energiegleichung stellt das
Gleichgewicht der potentiellen, der kinetischen und der Verlustenergie entlang des
Fließweges z. B. zwischen zwei Schnitten 1 und 2 einer Stromröhre nach Bild 5.5 dar.
h h V
eindimensionale Navier-Stokes-Gleichung: g g 0 (5.31)
t s s s
117
Handbuch der Hydraulik
p h V
mit h z und IE
g s
s 2 p
instationäre Bernoulli-Gleichung: z hV hE (5.32)
t g 2 g g
Innerhalb einer Rohrleitung (Stromröhre) gilt in den Schnitten 1 und 2 (siehe Bild 5.5) die
Kontinuität 1 A1 2 A2 und die Gleichung der Energiehöhe hE mit Berücksichtigung der
Verlusthöhe hV:
12 p1 2 p
stationäre Bernoulli-Gleichung: hE z1 2 2 z2 hV (5.33)
2g g 2g g
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5.6 Fließwechsel
Für den Freispiegelabfluss gilt die Bernoulli-Gleichung analog, wobei die Druckhöhe als
Wasserstand definiert ist, der zusätzlich über die Kontinuität die Geschwindigkeit beein-
flusst. Die Lösung dieser Gleichung ist damit nicht mehr eindeutig. Wird die Geschwindig-
keit über die Kontinuitätsgleichung durch den Durchfluss ersetzt, ergibt sich für den
Wasserstand eine Gleichung 3. Grades. Eine der drei Lösungen ist unrealistisch. Einer
Energiehöhe sind real zwei Wasserstände und die entsprechenden Geschwindigkeiten
zuzuordnen. Eine kleine Geschwindigkeit und ein großer Wasserstand (strömender Abfluss)
sowie eine große Geschwindigkeit und ein kleiner Wasserstand (schießender Abfluss). Für
den ebenen Fall (q Q /b) bei horizontaler Sohle mit z = 0 gilt:
2 q2
hE h h (5.34)
2g h2 2 g
Am Wendepunkt der Funktion der Energiehöhe, dem Energieminimum dhE /dh 0 stellt
sich die Grenzwassertiefe hgr ein. Aus der Extremwertbetrachtung der Gleichung (5.34) der
118
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
Energiehöhe ergibt sich für den ebenen Fall (Rechteckgerinne) die Grenzwassertiefe hgr
(Grenze zwischen Schießen und Strömen) zu:
Q2 q2 2
hgr 3 3 hEMin (5.35)
b2 g g 3
schießenden zum strömenden Abfluss erfolgt diskontinuierlich und turbulent, in der Regel
als sogenannter Wechselsprung (siehe Ausführungen dazu im Abschnitt 7.4).
Bild 5.7 Energiehöhe als Funktion der Wassertiefe bei Freispiegelabfluss im unendlich breiten
Gerinne für konstanten Abfluss q
119
Handbuch der Hydraulik
5.7 Wellenausbreitung
Im Wasser mit freier Oberfläche breiten sich Störungen mit der Wellenfortpflanzungsge-
schwindigkeit c aus. Wenn die Wassertiefe gegenüber der Wellenlänge klein ist, ist diese
Geschwindigkeit:
c g h (5.36)
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Für die Wellenausbreitung allgemein gilt (Munson, Young, & Okiishi, 2002):
g h
c tanh 2 (5.37)
2
Für den Abfluss in einem Gerinne lässt sich diese Geschwindigkeit aus dem Extremalprinzip
der Energiegleichung (5.34) als Grenzgeschwindigkeit gr ableiten zu:
A
c gr g g h (5.38)
bW
Dabei ergibt sich die Breite des Wasserspiegels aus bW dA/dh. Aus dem Verhältnis der
Fließgeschwindigkeit zur Wellenausbreitungsgeschwindigkeit wird die dimensionslose
Froude-Zahl zu:
Fr (5.39)
g h
120
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
Bild 5.9 Ausbreitung von Oberflächenwellen (Störungen) im Wasser mit freier Oberfläche
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5.8 Flachwassergleichungen
Die Reduzierung der Navier-Stokes-Gleichungen und der Kontinuitätsgleichung auf ein
ebenes Strömungsproblem mit freier Oberfläche führt zu den Flachwassergleichungen.
Wegen der geringen Wassertiefe gegenüber der horizontalen Ausdehnung in x- und y-
Richtung kann die Geschwindigkeit in vertikaler Richtung vernachlässigt und die horizontale
Geschwindigkeit des Wassers als Mittelwert über die Wassertiefe definiert werden. In der
Kontinuitätsgleichung wird neben der Änderung des Volumenstromes mit dem Weg die
Änderung des Wasserspiegels mit der Zeit berücksichtigt.
h qx qy
Kontinuitätsgleichung: 0 (5.40)
t x y
121
Handbuch der Hydraulik
Flachwassergleichung in x-Richtung:
qx qx2 h2 qx q y
g h T x h T x g h I Rx ISx 0
t x h 2 x y
h y
und in y-Richtung: (5.41)
qy qx qy y qy2 h2 y
t x h
h T
x y h
g
2
h T
y
g h I Ry ISy 0
mit qx x h, qy y h, T Viskosität, IR = Reibungsgefälle, IS = Sohlgefälle
Als Anfangs- und Randbedingungen werden der zeitabhängige Zufluss und ein Anfangswas-
serstand definiert. Für schießenden Abfluss (Fr > 1) können weitere Randbedingungen
erforderlich sein. Die Anwendungsgrenzen der Flachwassergleichung sind sehr gut bei
Müller (1995) dokumentiert. Die Wassertiefe h ist kleiner als 5 % der Wellenlänge.
5.9 Saint-Venant-Gleichungen
Als Saint-Venant-Gleichungen werden die vereinfachte eindimensionale dynamische
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Q Q2 h
g A cos g A I E IS 0 (5.43)
t s A
s
122
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
5.10 Abflussformeln
Die hydraulische Leistungsfähigkeit bzw. das Abflussvermögen eines Flusses oder Gerinnes
wird mit Hilfe von Fließformeln bei Normalabfluss (stationär gleichförmig) ermittelt. Diese
Gleichungen basieren auf dem Gleichgewicht zwischen der antreibenden Kraft – der
anteiligen Schwerkraft in der Fließrichtung (x-Richtung), und der bremsenden Kraft – der
Reibungskraft.
Schwerkraft (anteilig): dFG dm g sin A ds g sin (5.44)
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Die hydraulischen Verluste werden bei dieser Annahme als Reibungskraft auf die Kontakt-
fläche zwischen Wasser und Wand projiziert und als Wandschubspannung 0 definiert. In
empirischen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass für in der Natur übliche turbulente
Strömungen diese Wandschubspannung proportional zum Geschwindigkeitsquadrat ist und
dass sie zusammen mit einem Widerstandsbeiwert aus Gleichung (5.46) ermittelt werden
kann. In diesem empirischen Widerstandsbeiwert werden nun alle Abhängigkeiten von der
Rauheit des Gerinnes über dessen Form bis zur Geschwindigkeit interpretiert (siehe
Kapitel 7).
Wandschubspannung: 0 2 (5.46)
8
Das Gleichgewicht dieser Kräfte aus den Gleichungen (5.44) und (5.45) unter Berücksichti-
gung der Gleichung (5.46) ergibt die Gleichung (5.47) für die mittlere Geschwindigkeit der
Strömung:
123
Handbuch der Hydraulik
8 g A
sin C rhy IS (5.47)
lU
Der Geschwindigkeitsbeiwert C wurde hier als nur von der Rauheit des Gerinnes abhängiger
Beiwert betrachtet. Es ist aber bekannt, dass neben der Wandrauheit auch die geometrische
Form und die Turbulenz der Strömung diesen Wert beeinflussen.
Die in der Praxis meist verwendete Fließformel von Gauckler, Manning und Strickler wird
wegen der zahlreichen Erfahrungswerte hinsichtlich der Gerinnerauheit als Strickler-Beiwert
kSt bzw. Manning-Beiwert n = 1/kSt bevorzugt und lautet:
2 / 3 1/ 2 A
Q A A kSt rhy IE mit rhy (5.49)
lU
Die aus dem Gleichgewicht der Kräfte abgeleitete Formel (Gleichung (5.50)) wurde von
Darcy und Weisbach für die Rohrhydraulik entwickelt und gewinnt immer mehr für die
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124
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
Stützkraft allgemein: S Q p A (5.51)
Bild 5.13 zeigt ein Beispiel für die Druckrohrströmung. Mit diesem Ansatz können z. B. die
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Aus dem Gleichgewicht der Kräfte, die am Kontrollvolumen (Bild 5.14) angreifen, kann die
unbekannte Kraft F auf eine Schütztafel ermittelt werden. Die an der Sohle des Gerinnes
angreifenden Reibungskräfte werden dabei in der Regel vernachlässigt.
h12 h2
Kräftegleichgewicht: F S1 S2 Q 1 g b Q 2 g b 2 (5.53)
2 2
125
Handbuch der Hydraulik
5.12 Ausgleichsbeiwerte
Die Geschwindigkeiten und die Druckwerte in der Strömung werden in einem Berechnungs-
querschnitt in der praktischen Anwendung meist als Mittelwerte berücksichtigt. In der
Rohrströmung ist der Druck ein mittlerer Wert im Fließquerschnitt, obwohl bekannt ist, dass
er z. B. in Krümmungen nicht konstant verteilt ist. Die Geschwindigkeitsverteilung
unterscheidet sich im Rohr sehr stark zwischen der laminaren und turbulenten Strömung. Im
Freispiegelabfluss kann es in einem Querschnitt zu Rückströmungen kommen. Durch
Ausgleichsbeiwerte kann in den eindimensionalen Gleichungen eine Korrektur erfolgen. Als
mittlerer Druck wird der Druck in der Achse einer Rohrleitung bezeichnet und als mittlere
Geschwindigkeit die aus der Kontinuitätsgleichung berechnete Geschwindigkeit. Der
Ausgleich der kinetischen Energie (Geschwindigkeitshöhe) erfolgt mit dem Geschwindig-
keitshöhenausgleichsbeiwert , auch Energiestrombeiwert, der größer als 1 wird. In
turbulenten Strömungen wird = 1,01 bis 1,1 und in laminarer Rohrströmung = 2.
1
Geschwindigkeitshöhenausgleichsbeiwert: 3
3 (A) dA 1 (5.54)
A A
2
Ausgleich der Geschwindigkeitshöhe: hKin (5.55)
2g
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Für den Ausgleich der potentiellen Energie ist das der Druckhöhenausgleichsbeiwert . Er
ergibt sich bei konvexen Krümmungen der Stromlinien z. B. über ein rundes Wehr zu 1
und bei konkaven Krümmungen, z. B. beim Ausfluss, zu 1.
1
hP Q A
Druckhöhenausgleichsbeiwert: (A) hP (A) dA 1 (5.56)
p
Ausgleich der potentiellen Energiehöhe: hP z (5.57)
g
126
5 Hydrodynamische Grundgleichungen
Q L f
Durchlässigkeitsbeiwert: kf (5.63)
A hf I hy
Filtermaterialien können z. B. Kiese (kf = 101 m/s) oder Sande (kf = 104 m/s) sein. Als
Dichtungsmaterialien werden z. B. Lehm (kf = 106) und Ton (kf = 109) bezeichnet.
Das für laminare Strömungen gültige Gesetz kann bis zu einer kritischen Korn-Reynolds-
Zahl Ref von 1 angewendet werden.
f d K
Ref 1 (5.64)
T
127
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(Leerseite)
6 Druckrohrströmung
6.1 Einleitung
Rohrleitungen dienen dem Transport von Flüssigkeiten und Gasen (Dampf). Werden neben
den Flüssigkeiten und Gasen auch andere Stoffe transportiert, spricht man von Gemisch-
Strömungen, das können Feststoffe im Wasser oder im Gas, aber auch Gemische aus Wasser
und Gas sein.
Außer Rohren werden für den Transport Formstücke und Armaturen, aber auch Pumpen
benötigt. Die Hydraulik dieser Strömungsvorgänge wird als Rohrhydraulik bezeichnet.
Der folgende Abschnitt behandelt die Strömungsvorgänge in Rohrleitungen, in denen ein
Druck herrscht, der über aber auch unter dem Atmosphärendruck (Umgebungsdruck) liegen
kann. Der Abfluss in teilgefüllten Rohren, der auch unter Druck stattfinden kann, gehört
wegen dem dabei auftretenden freien Wasserspiegel zur Gerinnehydraulik. Die wichtigsten
geometrischen und hydraulischen Zusammenhänge und Tafelwerke hierfür sind im Kapitel 3
zu finden.
Im folgenden Abschnitt wird der Abfluss von Wasser in Rohrleitungen behandelt.
Unter Rohrleitungen werden Rohre mit Kreisquerschnitt A d 2 /4 betrachtet, in denen d
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129
Handbuch der Hydraulik
Bild 6.1 Druckrohrleitung mit Energie- und Drucklinie a) bei Auslauf unter Druck in einen
Behälter und b) mit freiem Auslauf in die Atmosphäre
Beim freien Auslauf (Bild 6.1 b) ist die Fallhöhe zwischen Wasserspiegel Einlaufbehälter
und Rohrachse Auslauf abflusswirksam.
Als Energiegefälle IE wird das Verhältnis aus Summe der Verlusthöhen zur Rohrleitungslän-
ge l bezeichnet:
IE
hV (6.2)
l
130
6 Druckrohrströmung
l 2
hVR (6.3)
d 2g
mit λ = Rohrreibungsbeiwert
Als Reibungsgefälle IR wird das Verhältnis aus Reibungsverlusthöhe und Rohrlänge
definiert. Sie stellt das Gefälle der Drucklinie dar.
hVR 2
IR (6.4)
l d 2g
Die örtlichen Verluste sind die Summe aus Einzelverlusten, berechnet aus den Verlustbei-
werten der örtlichen Störungen und der Geschwindigkeitshöhe:
2
hVö ö (6.5)
2g
2
Geschwindigkeitshöhe in m
2g
Der Durchfluss Q d 2 /4 wird für den in Bild 6.1 dargestellten Fall aus Gleichung
(6.1), (6.4) und (6.5) ermittelt zu:
d2 2 g hgeo
Q (6.6)
4 l
Vö
d
Die örtlichen Verluste Vö enthalten neben den „normalen“ örtlichen Verlusten wie
Einlauf, Krümmer, Armaturen usw. auch den Auslaufverlustbeiwert a 1,0 bis 1,06 ,
welcher den „Verlust“ an kinetischer Energie, ausgedrückt durch 2/2g, im Auslaufbehälter
(a) oder beim Ausfluss im Freien (b) zum Ausdruck bringt.
Ist der Rohrauslauf eine Düse, ein Diffusor oder ein Regelorgan mit veränderter Austrittsge-
schwindigkeit, so ändert sich a:
a2
– bei einer Düse mit a : a 1
2
131
Handbuch der Hydraulik
a2
– bei einem Diffusor: a : a 1
2
– bei einem Regelorgan (Schieber etc.): a : a Reg 1
d2 2 g hgeo
Q 4
(6.7)
4 i li d
i a
di di
d2
Q
4
b) Durchfluss ohne Verluste (idealer, maximaler oder theoretischer Durchfluss):
d2 2
Q 2 g hgeo mit hgeo (6.9)
4 2g
c) Durchfluss durch eine Rohrleitung ohne Reibung, aber mit Austrittsverlust:
d 2 2 g hgeo
Q (6.10)
4 a
d) Durchfluss durch eine Rohrleitung mit Reibungs- und örtlichen Verlusten bei freiem
Ausfluss (1 unter der Wurzel kennzeichnet den freien Ausflussbeiwert, sofern er nicht
schon in der Summe der örtlichen Verluste mit berücksichtigt wurde):
d2 2 g hgeo
Q (6.11)
4 l
1
d
e) Durchfluss durch Rohrleitung mit Reibungs- und örtlichen Verlusten bei freiem Ausfluss
mit einem vom Rohrquerschnitt abweichenden Endquerschnitt, z. B. Düse oder Diffusor:
d2 2 g hgeo
Q 4
(6.12)
4 l d
d da
132
6 Druckrohrströmung
da2 2 g hgeo
Q (6.13)
4 l da
4
d i d 1
i
i i
d R2 2 g hgeo
Q (6.14)
4 l dR
4
1
d i d 2
i
'
i i
d d hy
Re 2320 (6.15)
mit: = mittlere Geschwindigkeit in m/s
d = Innendurchmesser des Rohres in m
A
d hy 4 hydraulischer Durchmesser in m
lU
lU = benetzter Umfang in m
= kinematische Viskosität in m2/s
Der Rohrreibungsbeiwert λ beträgt bei laminarem Fließen im Kreisprofil mit dem Durch-
messer d und dem hydraulischen Radius rhy d /4 :
64
(6.16)
Re
133
Handbuch der Hydraulik
Zwischen zwei parallelen Platten mit dem Abstand a und dem hydraulischen Radius rhy a
ist:
96
(6.16a)
Re
Für quadratische Querschnitte mit der Seitenlänge b und dem hydraulischen Radius
rhy b/4 ist:
56 ,9
(6.16b)
Re
Die Wandrauheit spielt bei laminarer Strömung keine Rolle. Der Reibungsverlust entsteht
nur aus der sogenannten inneren Reibung infolge Zähigkeit der Flüssigkeit. Die Geschwin-
digkeitsverteilung bei laminarer Strömung erfolgt nach einem Rotationsparaboloid, wenn mit
y der Abstand von der Rohrmitte und mit r der Rohrradius bezeichnet ist, mit der Gleichung
(siehe Bild 6.2):
y max 1 y 2 /r 2 (6.17)
Die maximale Geschwindigkeit in der Rohrmitte beträgt das Doppelte der mittleren
Geschwindigkeit:
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Q 4Q
max 2 2 2 (6.18)
A d2
Infolge der parabelförmigen Geschwindigkeitsverteilung bei laminarer Strömung ist mit
einem Energieausgleichswert (Energiestrombeiwert oder Geschwindigkeitshöhenausgleichs-
beiwert) von
lam 2 ,0 (6.19)
Im Gegensatz zur laminaren Strömung ist die turbulente Strömung durch Verwirbelungen
und Querbewegungen von Flüssigkeitsteilchen gekennzeichnet. Da diese bis nahe an die
Rohrwand heran gelangen, bildet sich ein flacheres Geschwindigkeitsprofil (Bild 6.2).
134
6 Druckrohrströmung
(y ) 0 ,884
1 ln 1 y /r (6.20)
max 1 1,326
Am besten stimmt damit die 1956 von Altschul (in Kiseljew, 1972) angegebene einfachere
Formel überein:
(y ) 0 ,9
1 y /r (6.21)
max
Nach Eck (1957) und Bohl/Elmendorf (2008) gilt die von v. Karman 1921 abgeleitete
Gleichung (das sogenannte „1/7-Gesetz“):
1
(y ) 1
1 y /r n mit (6.22)
max n
135
Handbuch der Hydraulik
Tabelle 6.1 Kennwerte der turbulenten Strömung im Kreisrohr nach Bohl/Elmendorf (2008)
Exponent n in
6 6,5 7 8,6 4 5 6
Gleichung (6.22)
Energiestrombeiwert 1,077 1,066 1,058 1,04 1,156 1,106 1,077
m /max 0,7912 0,8048 0,8167 0,8466 0,7111 0,7576 0,7912
Diese Angaben weichen etwas von denen von Bohl/Elmendorf (2008) angegebenen ab
(Tabelle 6.1).
Richter (1957, S. 125) gibt als relativen Abstand der mittleren Geschwindigkeit von der
Wand = 0,24r an, wobei m / max 0 ,84 0 ,035 beträgt und gültig ist für mäßig raue
Rohre.
Die mittlere Fließgeschwindigkeit im Fließquerschnitt durch Staurohre aufzunehmen kann
für die Durchflussmessung in Rohrleitungen genutzt werden. Näheres hierzu siehe Bollrich
und Prüfer (1987).
136
6 Druckrohrströmung
l 2
hR (6.23)
d 2g
Der Reibungswert λ ist abhängig von Re und dem hydraulischen Rauheitswert k bzw. der
relativen Rauheit k/d. Dabei sind drei Bereiche, welche vom Strömungszustand an der
Rohrwand abhängen, zu unterscheiden: der hydraulisch glatte Bereich, der Übergangsbereich
und der hydraulisch raue Bereich (Bild 6.3).
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Bild 6.3 Hydraulisches Verhalten einer turbulenten Rohrströmung an einer stark vergrößerten
Rohrwand
Entscheidend ist die Dicke l der laminaren Grenzschicht an der Rohrwand, welche bei
hydraulisch glattem Verhalten die Erhebungen der Rauheit überdeckt. Der Reibungsbei-
wert λ ist dann nur von Re und damit von der „inneren Reibung“ abhängig und wird
berechnet mit:
2
Re
2 log (6.24)
2 ,51
berechnet wird. In der Praxis liegt in der Regel weder der eine noch der andere Fall vor,
sondern es stellt sich ein Übergangsbereich ein. Colebrook und White (1937) haben daher
beide Grenzfälle durch eine Superposition beider Einflüsse im Argument des Logarithmus
137
Handbuch der Hydraulik
Sie ist im gesamten turbulenten Strömungsbereich anwendbar und die wichtigste Formel für
das Widerstandsverhalten in Druckrohrleitungen. Im Bild 6.4. ist λ in Abhängigkeit von Re
und k/d dargestellt (Moody-Diagramm). Bild 6.5 zeigt das Mock-Diagramm, aus dem relativ
genau eine der drei Größen (Re, , k/d) bei zwei bekannten Größen, verbunden durch eine
Gerade abgelesen werden kann.
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139
6 Druckrohrströmung
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140
Bild 6.5 Mock-Diagramm
Handbuch der Hydraulik
6 Druckrohrströmung
Die hydraulische Rauheit k wird in Millimetern [mm] angegeben, ist aber keine geometri-
sche, sondern eine im hydraulischen Versuch ermittelte Größe.
Da die Berechnung von λ mit Gleichung (6.26) nur implizit möglich ist, wird als Anfangs-
wert in der Regel λ = 0,02 verwendet, und nach ein oder zwei Iterationen ist man dem
endgültigen Wert sehr nahe.
Um diesen Aufwand der impliziten Lösung zu umgehen, wurden zahlreiche mathematische
Versuche für Näherungsformeln unternommen. Die Formel (Gleichung (6.27)) von Zanke
(1993) weist über den gesamten turbulenten Bereich die beste Näherung für Gleichung
(6.26) auf. Die Abweichungen liegen unter 0,25 %.
2
2 log 2,72
log Re 1,2 k /d (6.27)
Re 3,71
Der Umschlag von laminarer in turbulenter Strömung erfolgt, wie Messungen zeigen, in
einem Bereich zwischen 2320 < Re < 4000. Zanke hat mit Hilfe einer Sprungfunktion
unter Verwendung der Gleichung (6.16) für die laminare Strömung für den Gesamtbereich
aller Re-Zahlen folgende Gleichung entwickelt:
2
log Re k /d
1,2
64
1 2 log 2,72
(6.28)
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Re Re 3,71
0 ,0033Re 8 ,75
mit e e
Bei laminarer Strömung wird = 0 und bei turbulenter Strömung = 1.
Eine etwas einfachere explizite Näherungsformel geben Swamee und Jain (1976) für den
Reibungsbeiwert im turbulenten Bereich mit folgender Formel an:
2
5,74 k /d
2 log (6.29)
Re 0 ,9 3,7
Diese gilt für 10 6 k/d 10 2 und 5 103 Re 3 108 , was praktisch dem gesamten
technisch wichtigen turbulenten Strömungsbereich entspricht. Die Übereinstimmung der
Näherungsgleichungen (6.28) und (6.29) mit der Prandtl-Colebrook-Formel nach Gleichung
(6.26) ist sehr gut und wesentlich besser als mit anderen, in verschiedenen Quellen
aufgeführten Gleichungen.
141
Handbuch der Hydraulik
Bei der Auswertung der Messergebnisse für den k-Wert von Rohrleitungen ist zunächst die
Energieverlusthöhe hVR nach Gleichung (6.3), daraus und damit schließlich der k-Wert aus
der entsprechend umgeformten Gleichung (6.26) zu ermitteln:
1
2,51
k 3,71 d 10 2 (6.30)
Re
Die Rauheit einer Rohrleitung kann sich mit der Zeit ändern. Im Regelfall nimmt sie durch
Verkrustungen der Rohrwand zu, worauf im Abschnitt 6.8 näher eingegangen wird. Bei
Einzelrohrleitungen empfiehlt es sich, die Angaben des Herstellers zum k-Wert zu erfragen.
Einzelheiten zur Ermittlung des k-Wertes findet man z. B. bei Schröder (1990 und 1994)
sowie Schröder und Zanke (2003).
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6 Druckrohrströmung
IR
hR
bzw. IE
hV
hR hVÖ
l l l
Einige Hersteller geben die örtlichen Verluste der Formstücke und Armaturen als äquivalen-
te Längen lä an, dabei entspricht der örtliche Verlust einem äquivalenten Reibungsverlust der
Rohrleitung entlang dieser Länge:
d
lä (6.32)
Damit ergeben sich die Gesamtverlusthöhen zu:
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hV I R l lä (6.33)
In den Bildern 6.6a und 6.6b ist Gleichung (6.31) für Wasser von 10 °C mit
1,31 10 6 m 2 /s und k-Werte von 0,1, 0,5, 1,0 und 1,5 mm ausgewertet.
Zwischenwerte sind relativ leicht durch Interpolation zu ermitteln.
Beispiel:
I hR /l (lokale Verluste vernachlässigbar gegenüber Reibungsverlusten)
hR hgeo 3,1 m, l 5000 m I 0,00062 0 ,62 % für d 300 mm und k 0 ,1 mm
Ablesung in Bild 6.6b: Q 30 ,2 l/s
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(Leerseite)
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mit da = Außendurchmesser
s = Wandstärke
sb = Stärke der Innenbeschichtung
Metallrohre beispielsweise benötigen Rohrauskleidungen, die aus Zementmörtel von einigen
mm Stärke (bis zu 12 mm), siehe auch DIN EN 545 (2011), Bitumenbeschichtungen,
Emaillierungen oder anderen korrosionsverhindernden Stoffen bestehen können.
In den folgenden Tabellen (Tabelle 6.3a bis i) sind in der Wasserversorgung und der
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Kanalisation gebräuchliche Rohre und ihre für die hydraulische Berechnung wichtigen Maße
aufgelistet, ohne – wegen der Vielfalt des Sortimentes – einen vollständigen Überblick
geben zu können. Dabei werden, soweit möglich, die derzeit gültigen deutschen Normen
(DIN) bzw. europäischen Normen (DIN EN) beachtet. Umfassende Angaben hierzu sind
z. B. in den DIN-Taschenbüchern des Beuth Verlages zu finden. Über den Verwendungs-
zweck der Rohre informieren einschlägige Fachbücher wie beispielsweise Roscher (2000)
und die Arbeitsblätter des DVGW, insbesondere das Arbeitsblatt DVGW-W400-1 (2004).
Weggelassen wurden Asbestzementrohre, welche nicht mehr hergestellt werden, jedoch im
großen Maße in der Wasserversorgung eingebaut und noch in Betrieb sind. Ebenfalls
weggelassen sind Spannbetonrohre, die vor allem in großen Durchmessern bei Fernwasser-
leitungen zum Einsatz kamen.
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Handbuch der Hydraulik
R
Bild 6.6a Q-d-I-Tafeln zur Durchflussermittlung für Q = 1 bis 100 l/s
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R
Bild 6.6b Q-d-I-Tafeln zur Durchflussermittlung für Q = 100 bis 1000 l/s
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g) Rohre aus vernetztem Polyethylen hoher Dichte für die Wasserversorgung, PE-X
DIN 16893 (2000-09) (Verweis auf ISO 161-1, (1996))
Beispiel Rohrserie 6.3
DN = da s DN = da s
mm mm mm mm
10 1,3 140 10,3
: : 160 10,3
90 6,7 180 13,3
110 8,1 200 14,7
125 9,2 225 16,6
250 18,7
Rohrserie 6,3; 5; 4; 3; 2 nach ISO 4065
Betriebsdrücke PN = 4 bis 28 bar; t = 10 bis 95 °C
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i) PE-Rohre
Rohre aus Polyethylen für Abwasser
DIN EN 1519-1
Rohrreihe
DN = da S16 S12,5
smin bis smax smin bis smax
mm mm mm
32 3,0 – 3,5 3,0 – 3,5
: : :
80 3,0 – 3,5 3,1 – 3,6
90 3,0 – 3,5 3,5 – 4,1
100 3,2 – 3,8 3,8 – 4,4
110 3,4 – 4,0 4,2 – 4,9
125 3,9 – 4,5 4,8 – 5,5
160 4,9 – 5,6 6,2 – 7,1
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1200 1200
1500 1500
Rohrklasse A: Standard Rohrklasse B: schwer
4πd2
d hy d (6.36)
4 πd
Um beispielsweise mit den Gleichungen im Abschnitt 6.3.3 den -Wert für die Rohrreibung
berechnen zu können, wird in der Re-Zahl und in der hydraulischen Rauheit d durch dhy
ersetzt:
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6 Druckrohrströmung
d hy k k
Reynolds-Zahl: Re relative hydraulische Rauheit:
d d hy
Bei sehr stark gequetschten, engen Profilen nimmt die Genauigkeit der Berechnung mit dhy
ab, bei offenen Profilen sind spezielle Formbeiwerte zu beachten (siehe Kapitel 7).
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Spalt Quadrat
2a a
Ellipse Gleichschenkliges
Dreieck
2a b 4 a 2 b2 a 4
ab a 2b
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Kreis Gleichseitiges
Dreieck
s
d
3
Kreisringquerschnitt Trapez
2h
h 1 1
d1 d 2 2a 1
a b sin1 sin 2
4 π r /360
d1 d 2
1 π /360
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Handbuch der Hydraulik
Aus der Fotoanalyse ermittelten sie einen Kapazitätskoeffizienten , der zur Bewertung
verkrusteter oder rekonstruierter Leitungen herangezogen werden kann. Mit diesem für
hydraulisch raues Verhalten gültigen Koeffizienten erfolgt die Bestimmung der Durchfluss-
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reduzierung bei gleichem Energiegefälle bzw. der notwendigen Erhöhung des Energiegefäl-
les, um auch in der gealterten Leitung den Durchfluss Q0 der ursprünglichen Leitung
bereitstellen zu können.
2 ,5 2 ,5
d 0 d Ist log 3,71 dIst /kIst
Ist (6.39)
d0 Ist d0 log 3,71 d0 /k0
Damit ergeben sich die Abflussbedingungen einer gealterten (verkrusteten) Leitung (QIst,
IIst) gegenüber der ursprünglichen Leitung (Q0, I0) aus folgender Gleichung:
QIst I Ist
(6.40)
Q0 I0
Setzt man gleiches Energie- bzw. Druckliniengefälle für die gealterte und neue Leitung an,
dann reduziert sich der Abfluss in der gealterten Leitung entsprechend dem Kapazitätskoef-
fizienten . Will man den gleichen Durchfluss in der gealterten Leitung wie in der ursprüng-
lichen Leitung erreichen, muss man ein um 1/2 erhöhtes Energiegefälle einstellen. In der
Regel wird sich bei Rohrleitungen, die mit einem Pumpwerk betrieben werden, eine
Zwischenstufe in Abhängigkeit von der Pumpenkennlinie und Gleichung (6.39) ergeben
bzw. einstellen.
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Bild 6.9 Einfluss des reduzierten Querschnittes und der neuen hydraulischen Rauheit auf die
Leistungsreduzierung einer verkrusteten Leitung
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Handbuch der Hydraulik
dass in der Regel auf empirische Werte aus Messungen zurückgegriffen wird.
Ein Beispiel für diesen Berechnungsansatz liefert der Stoßverlust der plötzlichen Rohrerwei-
terung nach Borda-Carnot. Hier sind die Randbedingungen eindeutig definiert, sodass eine
theoretische Gleichung für diesen Verlustbeiwert aus den drei Grundgleichungen ermittelt
werden kann:
p1 2 p 2
Energiehöhengleichung: 1 2 2 hB
g 2g g 2g
Kontinuitätsgleichung: Q 1 A1 2 A2
162
6 Druckrohrströmung
Die Indizes 1 und 2 beziehen sich dabei auf den entsprechenden Rohrquerschnitt und die
Verlustbeiwerte ergeben durch den Bezug der Verlusthöhe auf die jeweilige Bezugsge-
schwindigkeitshöhe unterschiedliche Werte.
Plötzliche Rohrverengung
Auf der Grundlage dieses theoretischen Berechnungsansatzes nach Borda-Carnot besteht die
Möglichkeit, auch weitere Verlustbeiwerte aus den drei Gleichungen im Abschnitt 6.9.1 zu
berechnen. Da aber einzelne Randbedingungen nicht eindeutig bestimmbar sind, müssen
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2
205
0 1,3 0,8 1 für 0 180 , d1 d 2 (6.43)
220
1
(6.44)
210
1 d
1+ 1 1 2
0 d1
Den Vergleich der Ergebnisse des Einschnürungsbeiwertes nach Gleichung (6.44) und
Angaben von Weisbach und Idelčik (aus Bollrich (2013)) zeigt Bild 6.13.
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