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2022/6/2 Tankrabatt tritt in Kraft: Alle Fragen und Antworten | BR24

Eine Person hält an einer Tankstelle eine Zapfpistole.


Bildrechte: dpa-Bildfunk/Franziska Kraufmann

01.06.2022, 14:47 Uhr

Tankrabatt tritt in Kraft: Alle Fragen und


Antworten
Mit dem 1. Juni tritt der Tankrabatt der Bundesregierung in Kraft. Heißt: Die Ampelkoalition
senkt die Energiesteuer, damit Autofahrer günstiger tanken können. Doch die Freude an den
Zapfsäulen könnte getrübt werden. Hier das Wichtigste im FAQ.

Von Bettina Meier

So mancher Autofahrer steht in den Startlöchern. Ab dem 1. Juni sollen die Preise an den
Zapfsäulen purzeln, so zumindest die Idee der Regierung. Sie will Autofahrer drei Monate lang
entlasten und senkt für diesen Zeitraum die Energiesteuer.

Autofahrer sollen beim Liter E10 insgesamt 35,2 Cent (30 Cent Senkung der Energiesteuer plus
5 Cent Ersparnis bei der Mehrwertsteuer) und beim Liter Diesel um 16,7 Cent (davon 3 Cent
Ersparnis bei der Mehrwertsteuer) sparen. Gesamtersparnis für Verbraucher rund drei
Milliarden Euro. So zumindest hat es sich das Bundes nanzministerium ausgerechnet. Doch
ganz so einfach ist es nicht.

https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/tankrabatt-das-muessen-sie-wissen-faq,T7P2j1E 1/5
2022/6/2 Tankrabatt tritt in Kraft: Alle Fragen und Antworten | BR24

Zum Artikel: Das ändert sich im Juni: Von Briefmarke bis Spritpreis

Kommt die Ersparnis wirklich bei den Autofahrern an?


Der ADAC hat darauf hingewiesen, dass die Mineralölkonzerne selbst entscheiden, wieviel sie
von der Steuerersparnis an die Autofahrer weitergeben. Gesetzlich verp ichtet, den Rabatt
weiterzugeben, sind sie nicht, so der Verband.

Sowohl Benzin als auch Diesel hätten sich ADAC-Angaben zufolge im Vergleich zur
vergangenen Woche um mehrere Cent verteuert. Auch Tankstellenbetreiber Hans Ritz von der
freien Tankstelle Faistenhaar südlich von München hat das mit Sorge beobachtet: Seit
vergangener Woche Donnerstag seien die Preise sprunghaft gestiegen, so Ritz.

"Meiner Meinung nach versuchen die Mineralölkonzerne das aktuelle Preisniveau zu erhalten,
um den Preisabschlag abzufedern." Die Ersparnis komme am Ende nicht bei den Endkunden
oder bei den Tankstellen an. "Die Konzerne nutzen die Lage und die Kriegssituation voll aus",
bemängelt Ritz. Er bekomme von Lieferanten gesagt, er solle froh sein, wenn er überhaupt
Ware bekommt.

Auch der Autoclub Europa (ACE) sagt voraus, dass es einige Tage dauern könnte, bis die Preise
fallen. Denn die Nachfrage bestimmt den Preis. Kommt es zu einem Ansturm auf die
Zapfsäulen wirke das kontraproduktiv auf die Preissenkung, und das Ganze falle noch mit den
P ngstferien zusammen, so der Verband.

Eine Blitzanalyse der Deutschen Presse-Agentur vom 1. Juni auf Basis von Preisdaten des ADAC
aus dem Zeitraum zwischen 6.00 und 7.00 Uhr ergab derweil, dass die Spritpreise an vielen
Tankstellen deutlich gefallen sind. In und um München wies der Tankstellen nder des
Verkehrsclubs am Mittwochmorgen für die überwiegende Mehrzahl der gut 100 betrachteten
Tankstellen E10-Preise unter 1,90 Euro aus. Am Dienstag hatten zur gleichen Zeit noch die
meisten Tankstellen zwischen 2,10 und 2,30 Euro pro Liter verlangt. Bei Diesel überwogen am
Mittwochmorgen in und um München Preise zwischen 1,90 und 2,10 Euro. Am Dienstag hatte
die Spanne noch zwischen 2,00 und 2,20 gelegen.

Zum Artikel: Tankstellenverband: Sprit nicht gleich am 1. Juni billiger

Kommt es durch den Tankrabatt zum Ansturm auf die Zapfsäulen?


Der ADAC erwartet in den ersten Juni-Tagen einen größeren Andrang an den Tankstellen. In
den Stoßzeiten müssten Autofahrer mit längeren Wartezeiten rechnen. In grenznahen
Gebieten könnte der Andrang zusätzlich durch Autofahrer aus dem Ausland verstärkt werden,
denn dann soll dem Verband zufolge Tanken in Deutschland günstiger als beispielsweise in
Dänemark, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz sein.

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Auch Tankstellenbetreiber Hans Ritz hatte zunächst mit einem Ansturm auf seine Tankstelle
gerechnet, seine Meinung aber wieder geändert. Seine Stammkunden schauen morgens ins
Internet. "Wenn sie sehen, dass die Preise sich nicht großartig verändern, kommen sie nicht."

Ihm zufolge dürfte der große Ansturm aus noch einem anderen Grund ausbleiben. Denn die
Energiesteuer fällt nicht erst beim Tanken an, sondern bereits vorher, wenn der Lastwagen mit
dem Sprit die Ra nerie verlässt und in Rechnung gestellt wird. "Das heißt, der Sprit am 1. Juni
ist noch der, für den die alte Energiesteuer fällig wurde. Ich kann nicht günstiger hergeben,
was ich teurer eingekauft habe", so Ritz. Er muss zunächst den "alten Sprit" abverkaufen. Das
bestätigt der Tankstellenverband und prophezeit, dass die Spritpreissenkung nicht sofort am 1.
Juni greifen wird.

Wie sollen sich Autofahrer verhalten?


Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) selbst hatte vorausgesagt, dass es ein
paar Tage dauern kann, bis der Tankrabatt beim Verbraucher ankommt. Für den Tag der
Einführung rief er dazu auf, nicht gleich am 1. Juni mit leerem Tank zur Tankstelle zu fahren.
Denn sonst sei Benzin auf einmal ein noch kostbareres Gut. "Dann haben wir die Preise
gesenkt, aber in Wahrheit geht der Preis nach oben", so Habeck in einem Fernsehinterview.

Der ADAC stimmt dem zu. Um Chaos zu vermeiden, hatte der Autoclub empfohlen, vor dem 1.
Juni vollzutanken. So könnten Schlangen und Engpässe vermieden werden. Am kommenden
Wochenende dürfte sich der Andrang normalisiert haben.

Welche Rolle spielen die Mineralölkonzerne?


Wie sich die Mineralölkonzerne verhalten werden, ist die große Unbekannte. Der
Hauptgeschäftsführer des Mineralölverbands "Fuels und Energie", Christian Küchen, sagt: "Wir
gehen davon aus, dass die Energiesteuersenkung wegen des intensiven Wettbewerbs der
Tankstellen weitergegeben wird." Allerdings gebe es für eine Steuersenkung in dieser
Größenordnung keine Erfahrungswerte.

Erste Preiserhöhungen vor der Einführung des Tankrabatts dürften allerdings noch das
Bundeskartellamt beschäftigen. Es ist darauf aufmerksam geworden, dass, obwohl die
Rohölpreise wieder merklich gesunken waren, die Belastung bei Autofahrern beim Tanken
nicht im selben Maße zurückging.

Deshalb wollen die Wettbewerbshüter den Mineralölsektor im Speziellen die Ra nerien und
Großhandelsebene unter die Lupe nehmen. Ziel sei es, die Gründe für die jüngsten Markt- und
Preisentwicklungen auszuleuchten, erklärte Bundeskartellamtschef Andreas Mundt.

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Gleichzeitig appelliert ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand noch einmal an die


Ölmultis. "Ich fordere Sie auf, die Spielräume für Entlastungen voll auszuschöpfen und an die
Verbraucher weiterzugeben." Der Ölkonzern BP, zu dem auch die Aral-Tankstellen gehören,
teilte mit, dass man erfahren sei im Umgang mit schwankender Nachfrage. Der Konzern Total
schrieb, man habe die Logistik mobilisiert, um die Belieferung der Tankstellen zu
gewährleisten.

Wie sind die Tankstellen vorbereitet?


Tankstellenbetreiber Hans Ritz aus Faistenhaar bleibt gelassen. Er lasse sich nicht verrückt
machen und habe vor der Steuersenkung normal Sprit bestellt, um Engpässe zu vermeiden.
Dann verkaufe er halt ein paar Tage noch das teurere Benzin. Besser, als nichts dazuhaben,
fügt er hinzu und dass er gehört habe, dass es gerade am 1. Juni an den Ra nerien zu
Lieferverzögerungen kommen könnte, weil so viele Lastwagen vorfahren. Wartezeiten bis zu
zwölf Stunden an der Ra nerie wolle er vermeiden.

Der Grund: Einige seiner Kollegen hätten tatsächlich vor Inkrafttreten der Steuerentlastung
weniger Benzin bestellt, um nicht auf teurerer Ware sitzenzubleiben. "Die haben aber auch
Wachpersonal angeheuert, falls es zum Ansturm kommt", so Ritz. Er habe lediglich einen
weiteren Mitarbeiter an seiner Tankstelle abgestellt. Er rät Autofahrern, einfach "cool zu
bleiben.

Ukraine-Krieg: Wie haben sich die Spritpreise zwischen Mai


2021 und Mai 2022 verändert?

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Was tritt noch in Kraft?


Weitere Entlastungsmaßnahmen ab Juni beinhalten eine einmalige Energiepreispauschale in
Höhe von 300 Euro für alle einkommenssteuerp ichtigen Erwerbstätigen sowie das 9-Euro-
Ticket für den ö entlichen Nahverkehr. Die Ho nung ist, dass viele Autofahrer das Auto stehen
lassen und auf Bus und Bahn umsteigen und sich Engpässe auch so vermeiden lassen. Das
geht allerdings nur in begrenztem Umfang.

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2022/6/2 Tankrabatt tritt in Kraft: Alle Fragen und Antworten | BR24

Übrigens pro tieren auch Erdgas (CNG/LNG) und Flüssiggas (LPG) vom Tankrabatt. Die Kosten
für Erdgas sollen sich dem ADAC zufolge um 4,54 Euro pro MWh verringern und Flüssiggas soll
um 238,94 Euro pro 1.000 kg günstiger werden.

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