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Der Kurs in
SPIRITUELLER WISSENSCHAFT
(GEIST-WISSENSCHAFT)
No 4
Die Kraft der Stille und die Macht unseres
Denkens 3
Weiterer Titel:
„Wie tickt das Universum - Die Symphonie Gottes und mein einzigartiger
Beitrag darin“
4. Auflage 2012
Printed in Germany
Literaturverzeichnis Teil I 59
Literaturhinweise Teil II 68
Dieses Zitat eines berühmten Logikers stellen wir an den Anfang unserer weite-
ren Ausführungen. Würden die Wissenschaftler sich daran halten, dann wären z.
B. solche Reaktionen nicht gekommen wie jene des ebenso berühmten Mathe-
matikers Poisson, der beauftragt war, das Manuskript eines jungen Mannes, Eva-
riste Galois, zu überprüfen, der sich später als wahrhaft revolutionärer Genie
herausstellte. Poisson lehnte die Gedankengänge des jungen Mathematikers,
der in der Schule immer schlecht war und tragischerweise in jungen Jahren bei
einem Duell starb, als ´unverständlich´ ab. Galois erlebte dasselbe Schicksal wie
viele andere Genies. Seine Zeitgenossen verstanden ihn nicht oder machten sich
nicht die Mühe, ihn zu verstehen.
Am 4. Juli des Jahres 1831 erhielt Galois die ablehnende Stellungnahme durch
Poisson. Doch heute wird die so genannte „Galois-Theorie“ als Fundament der
„Theorie Algebraischer Gleichungen“ gelehrt. Galois hatte mit zwanzig Jahren
schon eine neue Theorie geschaffen, deren Anerkennung er niemals erleben
durfte.
Machen wir uns bewusst, was zunächst die wirklich fundamentale Basis allen
wissenschaftlichen Denkens ist. Es ist jene Wissenschaft, die wir mit einem Beg-
riff bezeichnen, der interessanterweise ebenfalls mit der Bibel zu tun hat: die
LOGIK.
Das Johannes - Evangelium beginnt nämlich mit diesem Wort bzw. dem Wort
Logik kommt von
Logos. In der Übersetzung heißt es: ´Am Anfang war das Wort´. Korrekterweise
Logos, dem
müsste es heißen: ´Am Anfang war der Logos´. Logos wird also mit ´Wort´ über- Schöpferischen
setzt. Ist das aber eine sinngebende Übersetzung? Logos ist ein Begriff, der nicht Weltenwort.
mit ´Wort´ übersetzt werden kann, es sei denn wir verstehen unter Wort das, was
die alten Griechen unter Logos verstanden. Der Logos ist der Weltengeist, der In dem Wort steckt
die Dinge ordnet, ihnen Struktur und Ordnung, Gesetzmäßigkeit verleiht. Wir ha- sowohl das Ge-
ben ja in den vergangenen Lehrheften erarbeitet, dass eben der Geist die Ord- webe (Ordnung)
wie das Weben
nung in die Seele bringt, in das ungeordnete Triebleben. Dass die Ordnung even-
(schöpferisch) dar-
tuell auch über ein Machtwort geschieht, würde sehr gut zu diesem Begriff pas- innen.
sen.
Die moderne Geschichte der Logik beginnt mit den Griechen, allen voran Aristo- Aristoteles ist der
teles. Er ist der Begründer der Logik. In jener Epoche geschah es, dass die Den- Begründer der Lo-
gik.
ker die faszinierenden Gesetze und die Macht der Logik entdeckten. Heute müs-
sen wir uns bewusst werden, dass es eine von allen Wissenschaftlern anerkann-
te Basis gibt, die der Wissenschaft ihre Stärke verleiht, und das ist die Logik. Die
zweite Basis, auf die zudem die Naturwissenschaft aufbaut, ist die Mathematik.
Im letzten Lehrheft haben wir das bereits dargestellt.
Materielles Handlung
Geschehen im Universum Technik des
Menschen
Intellekt
des
Naturgesetze Mathematik Menschen
Das Mysterium der
Logik liegt in ihrer
Repräsentanz der
universellen Ge-
setze.
Universelle Gesetze
Logik
von Ursache/Wirkung
Wir haben ja im Bild nach dem Zusammenhang zwischen den äußeren Phäno-
menen und unseren inneren Gedanken gefragt. Und wir wollen das noch einmal
an einem anderen Beispiel aus der Mathematik bewusst machen.
Wir kennen aus unserem Schulunterricht aus der Physik sicher noch die Tatsa-
che, dass eine abgeschossene Kanonenkugel nach einer ganz bestimmten Kur-
ve fliegt: der Parabel. Aber auch wenn wir Anlauf nehmen von einem Sprungbrett
im Schwimmbad und ins Wasser springen, wird unsere Bahn so ausschauen! Wir
wissen also, es gibt ein universelles Naturgesetz, das ist eine Uridee, wie wir nun
wissen, nach dem sich alle Körper in dieser Welt richten. Nun ist aber das Span-
nende, wieder wie beim Kreis, dass eine solche Parabel nirgendwo in der mate-
Bild 2: Die Flugbahn einer Kanonenkugel – die Parabel. Die Kugel fliegt nach
einer Bahn, die nur im Geistigen existiert und die das Geistige dem Ma-
teriellen vorgibt.
Wir wissen nun, dass unser Denken auch eine Wahrnehmung ist. Mit dem ma-
thematischen Denken nehmen wir diese Parabel wahr, die nirgendwo durch un-
sere physische Wahrnehmung zu sehen ist. Die Kugel fliegt nach dem Bild, nach
der Idee, die im Geistigen vorhanden ist. Das ist das Mysterium der Welt. Und es
ist das Mysterium der Mathematik, dass wir in und mit ihr diese Ideen wahrneh-
men können. Und es ist das Mysterium der Logik, dass wir in mit ihr Urgesetze
wahrnehmen können, wie wir gleich sehen werden und was in unserem Bild 5
bereits dargestellt ist.
Wir alle wenden die Logik tagtäglich und so oft und selbstverständlich an, dass
wir uns deren Wert und deren Existenz kaum noch bewusst sind. Doch obwohl
wir sie beständig verwenden, handeln wir meistens doch oft sehr unlogisch und,
wie gesagt, nur nach unseren Emotionen.
In der Wissenschaft akzeptieren wir heute vor allem ein Mittel zur Wahrheits-
überprüfung: die Logik. Beachten Sie bitte, dass wir nur von Überprüfung spre-
chen, nicht von Wissensgewinnung, denn die Erlangung von Wissen geht ganz
andere Wege als nur die der Logik, nämlich über die der Intuition, darauf werden
wir noch zurückkommen. Als Intuitionen bezeichnen wir in diesem philosophi-
schen Zusammenhang die Gedankeninhalte, die uns aus dem Geiste zukom-
men. Rudolf Steiner spricht später von anderen Intuitionen als höhere Wahrneh-
mung.
Zur objektiven Überprüfung von Wissen auf Wahrheitsgehalt, verbleibt uns im
Bereich des Denkens nur ein Werkzeug: die Logik. Die anderen beiden werden
wir später kennen lernen. Wir können uns eine fundamentale Frage stellen:
Was ist das grundlegende Merkmal von Wissenschaft? Was verwendet ein je-
der Wissenschaftler, wenn er Wissenschaft betreibt? Was ist sein unerlässli-
ches Werkzeug, auf das er sich verlassen kann?
Ein Schreiner arbeitet mit Hobel, Hammer, Feile und anderen Werkzeugen, ein
Maler mit Leinwand, Pinsel und Farben. Was aber ist das Werkzeug des Wis-
7
Die Logik ist aber die Basis aller Wissenschaft! Jegliche so genannte wissen-
schaftliche Aussage muss sich dieser Wissenschaft und ihren Gesetzen stellen.
Wenn die Logik Widersprüche aufzeigt, dann ist es angesagt, die Aussagen, die
Thesen zu korrigieren. Das ist der Weg der Wissenschaft.
Wir haben im vorletzten Kapitel Wissen und Wahrheit als das Abbild der Wirk-
lichkeit in unserem Geist bezeichnet. Denn nur das ist Wissen und damit Wahr-
heit. Dabei wollen wir uns aber nicht einschränken auf die wissenschaftliche und
speziell die naturwissenschaftliche Methode. Wir werden aber sehen, dass die
wissenschaftliche Methode hilfreich und notwendig ist, was die Klärung der
Wahrheit betrifft, denn ihre Methoden (Logik) sind unbestechlich, weil sie selbst
die Wahrheit widerspiegeln. Ja, sie hilft uns vor allem unentbehrlich in unserem
täglichen Leben. In unseren zwischenmenschlichen Beziehungen geht es näm-
lich stets um die Unterscheidung zwischen Sach- und Gefühlsebene, wie es uns
die Kommunikationswissenschaft der Psychologie lehrt. Herz und Verstand sind
zwei Instanzen in uns, die wir in Einklang bringen müssen.
„Man darf sich nicht alleine vom Herzen führen lassen, sondern muss auch
nachdenken und im Inneren Fähigkeiten erwecken, die in der Lage sind zu
kontrollieren, auszugleichen und zu überprüfen.“ Mikhael Aivanhov
Wir erkennen, dass mit Wissenschaft und wissenschaftlichem Wissen ein hoher
Anspruch verbunden ist. Es muss in jeder kompetenten Argumentation und Be-
weisführung bestehen können. Was aber ist eine kompetente Argumentation? Es
ist eine Argumentation, die auf den Gesetzen der Logik beruht! Die Logik liefert
8
Nun, da finden wir wirklich eines, dass nicht nur als ein physikalisches Gesetz
gilt, sondern viel mehr als ein Gesetz, dass noch über allen physikalischen Ge-
setzen steht und Gesetze überhaupt erst möglich macht. Denn:
Diese Frage ist eine, die auch selten gestellt und beantwortet wird. Noch weniger
wird die Frage geklärt, was ein Naturgesetz ist. Naturgesetze sind das, was wir in
der Naturwissenschaft untersuchen und bis heute kennen wir in der üblichen
Wissenschaft keine Antwort darauf. Es gibt zwar wirklich gute Bücher dazu, unter
anderem das von Heisenberg ´Was ist ein Naturgesetz?´, aber das Buch spricht
über die Physik und beantwortet die Frage im Titel in keiner Weise, ebenso we-
nig wie Feynman in seinem Buch ´Über das Wesen physikalischer Gesetze´. Die
Physik geht einfach davon aus, dass die Gesetze existieren, seit Anbeginn der
Zeit und dass sie das Universum wie der Zufall regieren. Doch was diese Geset-
ze sind, dass sie das bewirken können, dieses unglaubliche Geschehen im Kos-
mos, wird nicht geklärt. Wir wollen dies aber hier tun und das Ergebnis mag uns
erstaunen. Denn wenn die Naturgesetze das Universum regieren, dann verbirgt
sich hinter ihnen doch nichts anderes als der neue Name für alte Götter, ´alter
Wein in neuen Schläuchen´ also! Was also ist ein Naturgesetz, vor allem aber
was ist das Wesen eines Gesetzes? Bedeutet Gesetz nicht:
Wenn dies und jenes erfüllt ist, dann wird dies und jenes passieren.
Wenn die Sonne aufgeht, wird es wärmer. Wenn du deine Hand auf die heiße
Herdplatte legst, wirst du dich verbrennen. Wenn du Kalisalpeter, Schwefel und
Holzkohle in einem Verhältnis von 75:10:25 mischt, dann bekommst du Schieß-
pulver, das explosiv wirkt.
Hinter dem Prinzip des Gesetzes wirkt ein anderes Gesetz, das wir praktisch als
Kausalität:
das oberste Gesetz überhaupt bezeichnen können:
DAS GESETZ DER KAUSALITÄT - DAS GESETZ VON WENN...DANN. Wenn ... Dann
Wir stellen fest, dass die Beschreibung des Gesetzes der Kausalität das WENN
... DANN beinhaltet. Ist das aber nicht genau die Formulierung der
= Schlussfolge-
SCHLUSSFOLGERUNG“ IN DER LOGIK? rung in der Logik
„Wenn du jetzt nach rechts fährst, kommst du zum Bahnhof, weil der Bahnhof im
Süden liegt.“ „Wenn morgen Sonntag ist, dann sind die meisten Geschäfte ge-
10
Wir setzen Logik permanent ein, ohne uns ihrer Gesetze, Regeln und Bedeutung
bewusst zu sein. Ganz offensichtlich funktioniert aber die Logik! Denn die Tech-
nik funktioniert. Sie aber hat ihre Basis in der Naturwissenschaft, diese hat ihre
Basis in der Mathematik, diese in der Logik. Technik, Naturwissenschaft und Ma-
thematik funktionieren, also muss die Logik funktionieren, sie muss ihre Richtig-
keit haben. Es gibt also ganz offensichtlich ein großes universelles Gesetz, das
von Ursache und Wirkung. Wir wollen uns dieses daher als ein solches notieren:
Dieses universelle Gesetz ist die Grundlage aller Naturgesetze und aller Natur-
wissenschaften.
„Jedes Naturgesetz hat daher die Form: Wenn dieses Faktum mit jenem zu-
sammenwirkt, so entsteht diese Erscheinung... Es wäre leicht nachzuweisen,
dass alle Naturgesetze wirklich diese Form haben.“ (4), Kapitel 15
Was aber haben wir herausgefunden in Bezug auf unsere menschliche Fähig-
keit?
Das äußere Ge-
Das universelle Gesetz 1 des Kosmos spiegelt sich in unserem Geist wie- setz spiegelt sich
der als universelles Gesetz der Logik, das Gesetz der Schlussfolgerung! in unserem Inne-
ren als Logik!
Hier öffnet sich uns eine prinzipielle Erkenntnis. Erinnern wir uns an unser Bild
bezüglich Wissen, Glauben und Wahrheit. Dort draußen ist das Universum, die
Existenz und in unserem Geist spiegelt sie sich wieder als „Wissen“, das wir so-
lange als „Glauben“ bezeichnen, so lange wir keinen „Beweis“ dafür haben, wo-
bei wir noch nicht gesagt haben, was ein Beweis ist. Wir bezeichnen es dann als
´Wissen´ oder ´Wahrheit´, wenn wir einen Beweis vorliegen haben. Wir sehen
auch schon, welche Bedeutung dem Begriff des Beweises zukommt.
Jetzt haben wir festgestellt, dass sich ganz grundlegende Gesetze des Univer-
sums in den grundlegenden Gesetzen der Logik widerspiegeln. Unser erster
Spiegel, den wir gefunden haben, ist also die Logik. Die Größe des menschlichen
Daseins zeigt sich also unter anderem, wir betonen - unter anderem - in der Fä-
higkeit, die Gesetze der Natur in unserem Bewusstsein gespiegelt zu finden, also
11
Aussagen können entweder falsch (f) oder wahr (w) sein und Schlussfolgerungen
können wahr oder falsch sein, das nennen wir Wahrheitsgehalt. Wahrheitsgehalt
einer Aussage
Aussage Wahrheitsgehalt
A w f
Eine wahre Schlussfolgerung bedeutet korrekt abgeleitet, falsch bedeutet unkor- und einer Ablei-
rekt abgeleitet. Entsteht eine Aussage aus einer korrekten Ableitung, ist es eine tung
wahre Aussage. Da wir nur wahr oder falsch kennen entstehen die so genannten
Wahrheitstafeln.
Damit können wir nun erstmals definieren, was ein (logischer) Beweis ist, nämlich Was ist ein logi-
eine korrekte Ableitung aus korrekten Aussagen an der Wurzel. Zu diesen Wur- scher Beweis?
zeln werden wir kommen, wenn wir über die Axiome sprechen.
Korrekte Ableitung bedeutet: Im Sinne der Ableitungsregeln oder Gesetze der
Logik.
12
Wir hatten davon gesprochen, was korrekte Ableitungen oder logische Beweise Es gibt wie in der
sind. Es werden hier Aussagen verknüpft, und zwar durch gewisse „Operatoren“. Mathematik logi-
So wie es die Grundrechenarten in der Mathematik gibt, gibt es in der Logik sche Operatoren.
Grundoperationen.
Wir sprachen auch von Wahrheitstafeln, die uns die Wahrheitswerte bei Kombi-
nationen anzeigen. So ist auch die Frage, wann eine Schlussfolgerung selber
wahr ist.
Also zum Beispiel: „Weil die Erde eine Scheibe ist, bewegt sich die Erde um die Logisch abgeleite-
te Aussagen kön-
Sonne.“ Die Erde bewegt sich um die Sonne, das ist wahr, aber die Erde ist kei-
nen richtig sein,
ne Scheibe, das ist falsch. Das Ergebnis der Schlussfolgerung ist zwar richtig, aber die Schluss-
aber die Schlussfolgerung selber ist falsch, weil die Voraussetzung unwahr ist! folgerung selber
Das müssen wir unterscheiden lernen, weil wir im Leben beständig solche falsch.
Schlussfolgerungen machen, ohne dass wir es bemerken.
dann ist ein sol-
„Der Mensch ist nur ein höheres Tier. Deshalb verhält er sich oft wie ein Tier.“ cher „Beweis“
„Das Tier ist nur eine höhere Pflanze. Deshalb hat es ein Zellwachstum wie eine nicht brauchbar.
Pflanze.“
Diese beiden Sätze, vor allem den ersten, hört man öfters. Dass der Mensch sich
oft wie ein Tier verhält ist richtig. Aber die Voraussetzung ist möglicherweise
falsch. Falsch ist sie auf jeden Fall im zweiten Satz.
Wenn wir aus einer wahren Aussage eine falsche ableiten ist das durchaus kor-
rekt. Falsch ist es aber, wenn wir aus einer falschen Aussage eine wahre ablei-
ten, ebenso wenn wir aus einer falschen Aussage eine falsche ableiten.
Was wir an früherer Stelle versucht haben darzulegen und was Steiner ausgear-
beitet hat ist, dass wir in unserem Denken den inneren Zusammenhang der geis-
tigen Welt erkennen. Es gibt ein Gewebe im Kosmos, eine innere Einheit all des-
sen, was existiert. und dieses innere Gewebe erfahren wir in unseren Gedanken.
Das bedeuten, dass wahre Aussagen diesem Gewebe entsprechen, es wieder-
13
Wenn also zwei Ursachen zusammen kommen und zwar in der Form, dass sie
wirklich zusammenwirken, dann ist die Gesamtwirkung das Ergebnis beider Ur-
sachen. Wir können zum Beispiel Folgendes haben:
„Wenn es regnet und ich nach draußen gehe und keine Kopfbedeckung habe,
dann werde ich nass.“
Bitte beachten Sie wieder, dass wir zunächst das alles im Geist denken, ebenso
wie im Beispiel mit der Parabel und dann sehen, dass dieses Gedankengeflecht
mit der Realität übereinstimmt. Ich kann es prüfen, indem ich bei Regen hinaus-
gehe. Ich kann es aber auch vermeiden, indem ich eine Kopfbedeckung aufset-
ze. Das ist der Wert des Verstandes! Und das tun wir tagtäglich wahrscheinlich
zigtausende Mal.
Dieses universelle Gesetz entspricht dem zweiten Gesetz der Logik:
14
Es besagt exakt: Wenn A richtig ist und B, dann ist auch ihre Kombination, die
mit UND ausgedrückt wird, richtig. Die Aussage C = A UND B ist dann richtig,
wenn beide richtig und nur dann. Ist eine von beiden falsch, das heißt trifft eine
der beiden Ursachen nicht zu, dann ist die Aussage C falsch. Sie sehen, wir nä-
hern uns schon immer mehr dem Begriff der Wahrheit. Wir setzen hier übrigens
das ´und´ in große Buchstaben. In der Logik hat man dafür ein einfacheres Kür-
zel eingeführt. Wir wollen es aber beim UND belassen.
Wir sehen also, dass nur in einem Falle die Wahrheit oder die Richtigkeit gilt. Nur
wenn beide zusammen gültig bzw. beide Ursachen eintreten, dann entsteht auch
die Wirkung, dann ist die Kombination richtig.
Es kann aber auch sein, dass es zwei Ursachen gibt, die nicht miteinander in Be-
ziehung stehen. So kann es sein, dass es an einem Tag regnet. Es kann nun
passieren, dass an demselben Tag jemand einen Eimer Wasser zum Fenster
hinausschüttet - vielleicht weil er denkt, es regnet soundso. Wenn nun jemand
aus der Haustür tritt und unter sein Fenster kommt, wird er nass. Er wäre aber
nass geworden durch beide Ereignisse, aber auch, wenn es nicht regnen würde
oder niemand Wasser ausschütten würde. Die beiden Ursachen sind also von-
einander unabhängig - wobei wir durchaus im Hinterkopf haben sollten, dass ja
der Regentag mitgespielt haben könnte, insofern, dass derjenige das Wasser
ausschüttete.
15
UNIVERSELLES GESETZ 3:
Unabhängige Ursachen mit der selben Wirkung verur-
sachen unabhängig voneinander dieselbe Wirkung.
Wir haben also ein drittes universelles Gesetz gefunden und entsprechend ein
drittes Gesetz der Logik!
Dieses besagt genau: wenn A richtig ist oder B, dann ist auch ihre Kombination,
die mit ODER ausgedrückt wird richtig. Die Aussage C = A ODER B ist dann rich-
tig, wenn nur eine von beiden richtig ist. Nur wenn beide Aussagen nicht gelten
oder beide Ursachen nicht eintreten, dann ist die Aussage C falsch. In diesem
Falle gelten ´logischerweise´ folgende Regeln:
f,f f
f,w w
w,f w
w,w w
Wir sehen also, dass hier in drei Fällen die Wahrheit oder die Richtigkeit gilt. Er
wird nass in diesen drei Fällen, wenn es regnet, wenn jemand Wasser ausschüt-
tet oder wenn beides zusammen geschieht.
16
Wenn also eine Aussage wahr ist, muss ihre Negation falsch sein und umge-
kehrt. Damit vermeiden wir Widersprüche in der Logik. Wir können bei dieser Ge-
legenheit bereits auf einen so oft gehörten Spruch eingehen: ´Es gibt mehrere
Wahrheiten´. Das ist in einem logischen System nicht möglich, es ist logischer
Unsinn, denn es ist ein Widerspruch. Es kann nicht etwas wahr sein und gleich-
zeitig sein Gegenteil. Es gibt nur eine Existenz und nur eine Wahrheit. Verschie-
dene Wahrheiten kann es nur geben, wenn wir uns in verschiedenen Systemen
bewegen, wir werden das im nächsten Teil, beim Thema der Axiomatik untersu-
chen. Es kann nicht sein, dass jemand der Mörder ist und gleichzeitig nicht der
Paradoxien zeigen
Mörder. Da können wir noch so viel philosophieren und esoterisch spekulieren.
Grenzen der übli-
Es gibt allerdings sehr berühmte Paradoxien in der Wissenschaft der Logik, eine chen Logik.
der berühmtesten ist die des Barbiers von Bertrand Russell, die Sie vielleicht
kennen.
„In einem Ort gibt es einen Barbier. Wen rasiert er? Die Menge all der Menschen,
die sich nicht selber rasieren. Gehört nun der Barbier dazu oder nicht?“
„Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Dieser berühmte Satz von Sokrates ist ein Wi-
derspruch in sich. Erleben, erkennen sie ihn?
Ebenso war die typische Aussage: „Es gibt nur persönliche Wahrheiten“ aus dem
Kapitel über die Wahrheit ein solcher Fall. Das ist ein logischer Widerspruch und
damit Unsinn. Denn ist dieser Satz selber eine persönliche Wahrheit oder nicht?
Wenn er für alle Menschen gilt, dann gibt es eine universelle Wahrheit, nämlich
diesen Satz, aber dieser Satz ist gleichzeitig falsch. Wenn er aber falsch ist, gibt
es universelle Wahrheiten.
Der Satz hingegen: „Es gibt nur universelle Wahrheiten“ enthält keinen logischen
Widerspruch.
Die Lösung dieses Geheimnisses der Paradoxien müssen wir an dieser Stelle
ausklammern.
Damit haben wir uns nun eine entscheidende Grundlage erarbeitet. Wir haben
herausgearbeitet, dass die Logik der Schlüssel zu allem wissenschaftlichen Den-
ken ist, dass die Logik unbestechlich ist, weil sie selbst die Gesetze der Natur
17
So wie die universellen Gesetze von Ursache und Wirkung gelten und die Basis
aller anderen Gesetze sind, so gelten die universellen Gesetze der Logik und
sind Basis aller Wissenschaften, wie auch der Mathematik. Die mathematischen
Formeln unterliegen den Regeln der Logik. Darin liegen die
Macht der Logik
Was wir mit dieser Erkenntnis darlegen wollten ist (siehe Bild 11 oben), dass sich und der Mathema-
die Gesetze des Universums sich im menschlichen Geist widerspiegeln, und tik und deshalb
dass die fundamentalen Gesetze sich in der Wissenschaft der Logik widerspie- funktioniert unsere
geln, die gleichzeitig die fundamentale Struktur unseres Intellekts aufzeigen. Der Technik.
Makrokosmos spiegelt sich also wahrhaft im Mikrokosmos Gehirn und zunächst
im Intellekt wider und deshalb besitzen wir Menschen die Fähigkeit zur Erkennt-
nis. Das ist das Geschenk des Universums an uns!
Materielles Handlung
Geschehen im Universum Technik des
Menschen
Intellekt
des
Naturgesetze Mathematik Menschen
Universelle Gesetze
Logik
von Ursache/Wirkung
Mit diesem Vergleich erinnern wir uns an moderne Theorien, dass das Univer-
sum holographisch ist. Dies wollen wir noch kurz einfügen, denn ein geheimnis-
volles Prinzip im Hologramm ist ja, dass in jedem kleinsten Teil das ganze Bild
wieder zu finden ist! Wir werden vielleicht in Zukunft feststellen, dass unser Ge-
hirn bzw. unser Geist auf zwei Arten aufgebaut ist: holographisch und nicht-
holographisch, wie das normale Bild, das wir aus der Fotokamera kennen. Im
Moment jedenfalls wollen wir festhalten, dass unsere Entdeckungen an das ho-
lographische Prinzip erinnern.
18
Wenn wir heute über die Existenz der geistigen Welt mit dem „Bürger auf der
Straße“ sprechen, dann werden wir oft das Argument hören: „Beweise es mir
doch.“ Gerade auch die Akademiker auf den Universitäten fordern dies und leh-
nen daher Spiritualität als unwissenschaftlich ab. Wir aber machen einen Kurs in Menschen fordern
SPIRITUELLER WISSENSCHAFT. Wie passt das zusammen? Beweise für Geis-
Nun, das erste, womit wir jedem Menschen auf diese Frage begegnen können ist tiges.
eine Gegenfrage:
Was aber ist ein
„Was meinst du mit beweisen?“ Beweis?
Die Antwort scheint ja einfach. Aber überlegen Sie selbst einmal, was Sie unter
„beweisen“ verstehen würden...
...
Wir garantieren Ihnen, dass auf diese Frage bis auf ganz wenige Ausnahmen
kein Einziger eine korrekte oder sinnvolle Antwort geben wird. Probieren Sie es
aus. Alle fordern „Beweise“ und keiner weiß, was er da fordert! So ist unsere Welt
heute. Das ist es, wo wie immer sagen: Wir Menschen heute denken nicht wirk-
lich. Wir plappern viel und lassen irgendwelchen Gedanken ihren freien Lauf und
nennen das dann „Denken“. Sicher es sind Gedanken. Besser wäre vielleicht da-
zu sagen: „Ich habe dazu folgende Gedanken.“ Aber unter wirklichem Denken
verstehen wir den korrekten Einsatz der Gedankenkraft im Sinne der Gesetzmä-
ßigkeit der Welt.
Wir haben im Kapitel über Logik gesagt, dass die Knoten des Gewebes die Beg-
riffe sind (die als Wort gewählt wurden und viele Unterbegriffe zusammenfassen)
und die Verbindungen die Schlussfolgerungen, welche die Begriffe verbinden.
Werden die Begriffe organisch verbunden, also gemäß des realen Gewebes im
Geistigen, auf das wir hingewiesen haben – denn das heißt „organisch“, dann ist
eine Schlussfolgerung logisch und damit korrekt. Wir hatten als ein Beispiel die
Aussage: „Weil die Erde eine Scheibe ist, bewegt sich die Erde um die Sonne.“
Wir hatten darauf hingewiesen, dass die erste Teilaussage in diesem Satz falsch
ist und die zweite richtig. Wir haben eine „logische“ Schlussfolgerung der übli-
chen Form: A B, „aus A folgt B“.
Was aber hat die Erde als Scheibe mit ihrer Umdrehung um die Sonne zu tun?
Da gibt es keinen inneren Zusammenhang. Die Aussage A steht in keinem sinn-
vollen Zusammenhang mit B. Deshalb ist das zwar „formal“ eine Schlussfolge-
rung, aber logisch ist sie nicht. Dieses Gewebe der zwei Aussagen ist nicht im
Einklang mit der Wirklichkeit. Die Form passt nicht zum Inhalt. Daher ist sie lo-
gisch inkorrekt. Sie ist nicht wirklich logisch. Vieles was wir heute in der Öffent-
lichkeit vor die Nase gesetzt bekommen, ist von solcher Natur oder von anderer
falscher Logik, besser Unlogik.
„Den Banken muss es gut gehen, deshalb muss ich in der jetzigen Krise das
Geld der Bürger nehmen und es den Banken geben, sie zu retten.“ Erster Teil eines
Dieser Satz ist von anderer Art. Hier stoßen wir darauf, dass zwar der erste Satz jeden Beweisens
richtig sein mag, aber die Schlussfolgerung steht nicht logisch im Zusammen- sind klare und kor-
hang mit dem zweiten. Es würde aber zu weit führen, das hier genauer zu analy- rekte Begriffe.
sieren. So wird dem Bürger eine „Wahrheit“ verkauft, die keine ist.
20
Diese drei Bedingungen müssen erfüllt sein, damit ein logischer Beweis vorliegt,
damit wir sagen können: „Es ist logisch richtig“.
X Y
UND
A -----> B -----> C -----> D -----> E ...,
ODER
U V
Nun ist es doch so, dass am Anfang einer jeden solchen Kette ja wahre Aussa- Am Anfang eines
gen stehen müssen, damit aus den Gesetzen der Logik heraus gesagt werden jeden Beweises
kann, dass z. B, die letzte Aussage E wahr ist. müssen Uraussa-
Wir müssen bei einem logischen Beweis irgendwo mit Aussagen beginnen. Das gen stehen.
A und das X und das U in unserem Bild stehen dafür. Wollen wir diese Aus-
22
Sie sagen sicher sofort sehr richtig: Diese können wir ja gar nicht beweisen! So
ist es. Wir müssen mit unserer logischen Kette bei Aussagen beginnen, die nicht
beweisbar sind! Sie können per Definition nicht beweisbar sein, denn dafür wür-
den wir weitere Uraussagen benötigen, die nicht verfügbar sind. Eine Aussage
aber, die nicht beweisbar in diesem Sinne ist, von der müssen wir einfach an-
nehmen, dass sie richtig ist, weil sie so selbstverständlich, offensichtlich ist. Da-
mit ist sie aber ist etwas, was wir als Glaube bezeichnet haben. Diese Uraussa-
gen sind somit im wahrsten Sinne und im doppelten Sinne des Wortes Glau- Uraussagen = A-
benssätze! Nun haben diese Uraussagen in der Wissenschaft der Logik einen xiome = Glau-
bekannten Namen: benssätze
Wir müssen glauben, dass die Uraussagen, die Axiome richtig sind. Jede Wissenschaft
basiert auf unbe-
Und das bedeutet in der Konsequenz: weisbaren Glau-
benssätzen.
Jede Wissenschaft hat daher an ihrer Basis ein Glaubenssystem!
23
=?
Voraussetzungen Ergebnis
logische Kette =
Schlussfolge-
rung
Beweis
Wir müssen dabei allerdings eines beachten. Am Anfang aller Wissenschaft und
aller Erkenntnis steht, wie wir in DVD1, Lehrheft 1 und in diesem Lehrheft darge-
legt haben, die Beobachtung, die Wahrnehmung, die reine Erfahrung. Alle unse-
re Axiome ergeben sich aus dem, was wir wahrnehmen. Und wir haben ja in un-
serer Erkenntnistheorie dargelegt, dass dazu die Sinneswahrnehmungen zählen
aber auch die Wahrnehmungen unserer Gedanken.
Für die SPIRITUELLE WISSENSCHAFT zählen die seherischen Wahrnehmungen da-
zu. Wir können über die Logik keinerlei spirituell verlässliche Erkenntnisse ge-
winnen, das geht nur durch die Beobachtung. Aber wir brauchen die Logik, um
die Aussagen auf ihre Richtigkeit für uns überprüfen zu können! Dafür ist die Lo-
gik da, und Rudolf Steiner hat uns ja dargelegt, dass spirituelle Einsichten heute
nur solche sein können, die der Logik zugänglich sind (siehe Lehrheft 3).
Natürlich wird man nun für jedes Wissenssystem Aussagen wählen, die so offen-
sichtlich sind, dass wir davon ausgehen können, dass sie wahr sind. Doch genau
da beginnt natürlich unser Dilemma.
Nun kommen wir zu einer zweiten, entscheidenden Tatsache. Fragen wir uns
doch, welche Aussagen, also welche Wahrheiten wir aus unseren Axiomen her-
leiten, ableiten können. Dann stellen wir fest, bzw. dann hat die Wissenschaft Alles, was wir an
auch bewiesen, dass alles, was es an Wahrheiten in unserem Wissenssystem Wissen finden
gibt, bereits durch die Axiome festlegt ist! können, ist bereits
durch die Axiome
Das ist eine weitere zentrale Erkenntnis der Wissenschaft der Logik, Mathematik
bestimmt, wie die
und Erkenntnistheorie: Pflanze im Samen.
24
Mit den Axiomen ist bereits alles an Wahrheit festgelegt, was wir aus ihnen her-
ausholen können. Das ist auch sofort einsichtig. Denn jede wahre Aussage in
unserem System beginnt ja bei den Axiomen. Wir entdecken also nur die Wahr-
heit, die bereits in vollem Umfang durch die Axiome festgelegt ist. Die wahren
Aussagen mögen unendlich viele sein, das sind sie auch meistens, doch sie sind
Die Wahl der Axi-
durch einige wenige, vielleicht eine Handvoll Axiome bereits festgelegt. Jedoch ome ist alles ent-
wissen wir (durch einen Beweis der berühmten Mathematikers Gödel), dass wir scheidend für je-
beständig unsere Axiomenmenge erweitern müssen, um neue Wahrheiten zu des Wissenssys-
finden. tem.
Für unsere Wahrheitssuche gilt also: Die Wahl der Axiome ist entschei-
dend.
Euklid war der Be-
Nun kommen wir zu einem weiteren Highlight der Axiomenlehre. Es war der grie- gründer der Axio-
chische Mathematiker Euklid mit seiner wissenschaftlichen Denkweise, der erst- matik.
mals die große Bedeutung der Axiome begründet hat. Er war der erste, der dabei
die Axiomatik systematisch verwendete und dabei die Euklidische Geometrie be-
gründete, jene Geometrie, mit der wir in der Schule alle zu kämpfen hatten, mit
den Punkten, Dreiecken, rechten Winkeln, usw. Die Geometrie, die heute alle
Kinder in der Schule lernen, auch „Ebene Geometrie“ genannt, basiert auf den Durch die nicht-
„Axiomen des Euklid“. euklidischen Ge-
ometrien ist die
Über 2000 Jahre war dieses Axiomensystem festgeschrieben, bis andere Ma-
Macht der Axioma-
thematiker einen gewaltigen Schritt wagten und auch tun mussten. Es war dabei tik bewusst ge-
vor allem der deutsche Mathematiker Riemann beteiligt. Euklid hatte unter seinen worden,
Axiomen eines, das wir als Parallelenaxiom kennen und das besagt, dass sich
parallele Geraden nie schneiden können.
Das alles, so erkannten die Mathematiker, gilt aber nur in der Ebene, weshalb wir
seitdem von der Ebenen Geometrie sprechen. Diese Geometrie gilt nicht mehr
auf einer krummen Fläche wie der Kugel. Für diese geometrische Welt, die
Sphäre, benötigen wir eine andere Geometrie, die so genannte Sphärische Ge-
ometrie. Diese nicht-euklidischen Geometrien, wie man sie von ihrer Entdeckung
an nannte, unterschieden sich von der Geometrie Euklids im Wesentlichen nur in
einem Axiom, nämlich dem Parallelenaxiom. Auf der Kugel schneiden sich näm-
lich ´parallele´ Geraden, denn dort gibt es keine solchen Parallelen wie in der
Ebene.
Diese nicht-euklidischen Geometrien waren eine der gewaltigsten Gedanken-
sprünge in der Geschichte der Wissenschaft und damit der Menschheit. Es war
ein Paradigmenwechsel par excellence. Mit ihm wurde die Bedeutung der Axio-
matik offenbar und auch ihre Konsequenz für uns als Menschheit.
Was wurde damals offenbar? Es wurde klar, dass die Wahl des Axiomensystems
unsere Wahrheit bestimmt. Damit wurde auch offensichtlich, dass es durchaus
verschiedene „Wahrheiten“ gibt, nämlich jene durch unterschiedliche Axiomen-
systeme. Nach unserer Definition gibt es nur eine WAHRHEIT, deshalb müssen
25
Irrtum, Täuschung,
Unwahrheit, Illusion
Axiomensystem 2
Erkenntnis
Modell im Geist des Men-
schen JA Die Wirklichkeit im Universum
Wir haben auf der einen Seite die Wirklichkeit des Universums, die WAHRHEIT,
das, was ist. Auf der anderen Seite haben wir das (wissenschaftliche) Bild in un-
serem Geist, das wir uns von der WAHRHEIT machen. Dieses Bild ist wahrlich
eine Vor-Stellung, die wir uns von der Wirklichkeit machen. Wir stellen uns vor
unser inneres Auge ein Bild, ein Denkgebäude, ein Wissensgebäude, ein Wis-
senssystem, das aus Aussagen besteht, die wir letztlich aus bestimmten Axio-
men ableiten. Dieses Bild kann der Wirklichkeit perfekt entsprechen, in Teilen
oder gar nicht. Wovon hängt das ab? Letztlich von den Axiomen, die wir dem
Ganzen zugrunde gelegt haben, von sonst nichts anderem!
Wir haben aber auch gelernt, dass dieses Bild nicht ein Abbild ist, eine Spiege-
lung, sondern dass wir dieses Bild aus uns selber schöpfen, dass wir es aktiv aus
der geistigen Welt herausholen und zwar jenes Bild, das als Gedankengewebe
dem Gewebe der Realität entspricht und welche Kapazität unsere eigene
Schöpfkelle hat. Dass unser Gedankenmodell selber nur ein Spiegel in unserem
Bewusstsein ist, und zwar ein Spiegel der wahren lebendigen Urbilder, von de-
nen wir als geistige Realitäten der Geisteswelt gehört haben, ist eine andere Tat-
sache. Sie sind aber nicht Spiegel der materiellen Welt, also ergeben sich nicht
aus unseren Wahrnehmungen, sondern wir fügen den Wahrnehmungen, den Er-
fahrungen aus den Sinnen die passenden Gedanken aus der Geistwelt hinzu und
erzeugen damit die Wahrheit.
Mit den nicht-euklidischen Geometrien wurde also klar, dass wir für die Beschrei-
bung der Wahrheit die richtigen Axiomensysteme wählen müssen. Es wurde da-
her auch offenbar, dass wir Menschen die Freiheit haben, beliebige Axiomen-
systeme zu wählen. Wir haben letztlich doch alle unsere eigene „Wahrheit“, aber
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Diese beiden Axiome und deren dogmatische Verteidigung durch die Kirche ha-
ben zu den verheerenden Auswirkungen der Inquisition geführt. Es war ein einzi-
ger Geisteskampf, das müssen wir uns vor Augen halten.
Der Materialismus heute, der so sehr unsere Gesellschaft dominiert, dass wir sa-
gen können
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Diese zweite Aufklärung ist die Fortsetzung der ersten und beinhaltet eben die
SPIRITUELLE WISSENSCHAFT! Die Basis dafür ist
SPIRITUELLE WIS-
SENSCHAFT.
Bezüglich der Axiome benötigen wir noch zwei Begriffe, nämlich den der Voll-
ständigkeit und der Widerspruchsfreiheit. Ein Axiomensystem muss wider-
spruchsfrei sein, das heißt, es dürfen nicht Axiome vorkommen, aus denen eine
wahre Aussage und gleichzeitig ihr Gegenteil abgeleitet werden kann. Ein Sys-
tem aus dem die Erde als Scheibe und die Erde als Kugel abgeleitet werden
kann, ist kein wissenschaftlich sinnvolles Axiomensystem.
Ein solches System sollte auch vollständig sein in dem Sinne, dass ein Axiom
selbst eben nicht aus den anderen Axiomen abgeleitet werden kann, denn dann
ist es eben kein Axiom, sondern eine abgeleitete Aussage. Zur Konsequenz hat
das auch:
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Wissen ist also stets verbunden mit einem bestimmten Axiomensystem, denn
´beweisen´ ist gekoppelt an ein System. Es gibt keinen Beweis an sich. Damit
haben wir endgültig die allgemeine Struktur des wissenschaftlichen Beweises
aufgezeigt, wie sie in obiger Skizze gezeigt ist. Und damit ist auch klar, dass ich
jede Aussage in Zweifel ziehen kann, wenn ich Zweifel am Axiomensystem habe
oder bereit bin anzunehmen, dass es auch anders sein kann,
Wir wollen wissen, ob eine Behauptung wahr ist oder nicht. Dazu bauen wir eine
logisch korrekte Kette auf, eine Ableitung, die aus den Voraussetzungen und A-
xiomen entstanden ist. Wenn unser Ergebnis zu unserer Behauptung führt, wis-
sen wir, dass sie in unserem System wahr ist. Wir haben sie bewiesen.
Es ist jetzt alles ganz einfach, nicht wahr. Wir haben korrekte Begriffe und kön-
nen nun ganz exakt weiter definieren. Wenn Sie mit jemand zusammenkommen
und er sagt ´Ich weiß´ stellt sich sofort die Frage ´Ja, in welchem Axiomensystem
denn?´. Das ist es, was wir am Anfang mit dem großen Problem des Aneinander-
Vorbei-Redens auch verstanden haben wollten. Sie können dann herausfinden,
was seine Axiome sind, und wenn Ihnen dann etwas ´spanisch´ dabei vorkommt,
wenn Ihre Logik oder ihre neu gewonnene logische Schulung streikt, können Sie
genauer nachforschen und stellen dann plötzlich fest, dass sich der Andere in
Widersprüche verwickelt hat. Wie wir dann richtig damit umgehen werden, um
nicht mit dem Anderen in Konflikte zu kommen, wird im Rahmen des Kurses
noch genauer behandelt werden.
Sie wissen es in einem solchen Fall zwar, was aber hilft es Ihnen? Nun zunächst
einmal sehr viel, wenn es beispielsweise um Gesundheit, z. B. das Thema „Imp-
fen“ geht. So vieles wird uns erzählt, was wir glauben müssen, weil wir es nicht
verstehen können. Jetzt haben wir das prinzipielle Werkzeug an der Hand, ge-
nauer nachzufragen und herauszufinden, was die Axiome hinter diesen Aussa-
gen sind. Im persönlichen Bereich außerhalb der Wissenschaft, z. B. in dem ewi-
gen Kampf zwischen Mann und Frau oder Mars und Venus, wie es ein Autor so
trefflich formulierte, scheint es leider so, dass wir Menschen gar nicht so sehr an
Logik und Wahrheit interessiert sind.
So, jetzt haben wir alle wesentlichen Aussagen und Erkenntnisse zur Axiomatik
erläutert. Diese doch sehr intensiven Erläuterungen sind gewissermaßen ein
kleiner Grundkurs in Logik und Wissenschaftstheorie, die für viele zunächst na-
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„Wir sind wie Zwerge, die auf den Schultern von Giganten sitzen; deshalb
können wir mehr und weiter sehen, aber nicht Dank unseres Blickes, sondern
weil wir höher sitzen und von Männern von gewaltiger Statur getragen wer-
den.“
Bernhard von Chartres, 1115
Wissenschaft bedeutet ja, dass wir Theorie und Praxis haben. Wissenschaft be-
deutet, die Rätsel des Universums zu entschlüsseln und das bedeutet, Theorien
aufzustellen. Die Theorien müssen dann mit der Praxis, das heißt der Wirklichkeit
übereinstimmen. Das folgende kleine Bild soll das noch einmal demonstrieren. Was ist eine Theo-
rie?
Theorie =
Baum
Äste =
Thesen,
Sätze
Axiome =
Wurzeln
Bild 6: Der Wissensbaum der Wissenschaft mit Thesen, Theorien und Axiomen
An der Basis eines Wissenssystems stehen die Axiome. Mit ihnen ist der Rah-
men alles Wissbaren, Ableitbaren und Beweisbaren, kurz Wissen festgelegt, das
wir aus ihnen ziehen können. Die Wahl der Axiome legt somit das ganze Aussa-
gengebäude fest, das daraus ableitbar ist. Dieses vollständige Aussagen- und
Gedankengebäude nennen wir Theorie. Lassen Sie uns das vielleicht als einen
Baum des Wissens sehen. Der Baum ist die Theorie als Ganzes, die Äste sind
die Thesen und Sätze, die Axiome, die oft sehr unsichtbar sind, also in unserem
Unterbewusstsein verborgen, die Wurzeln. Wir werden das später an unserem
Thema des Zirkelschlusses erkennen.
Wissenschaft ist der permanente Aufbau von Theorien und Thesen, von Erarbei-
ten neuer Axiomensysteme und dem Verwerfen von Thesen, Theorien und Axi-
omen. Es ist ein beständiger Prozess der Wahrheitsfindung, der immer in Ver-
bindung mit dem Experiment, also der praktischen Anwendbarkeit steht. Ein klei-
nes Bild soll das veranschaulichen:
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Nehmen wir an, wir hätten eine physikalische Theorie mit einem Axiom das be-
sagt, dass die Erde eine Scheibe ist - dieses Axiom gab es ja einmal! Nun leiten
die Physiker daraus eine Reihe von Aussagen ab. Diese Aussagen führen dazu,
dass man Experimente beschreibt, die diese Aussagen bestätigen müssten. Be-
achten wir: Eine Theorie ist immer nur so gut, wie sie mit der Praxis überein-
stimmt. Eine physikalische Theorie macht ja Vorhersagen über das Verhalten der
Natur in der Praxis. Diese Vorhersagen müssen stimmen, wenn die Theorie
stimmen soll. Das ist wissenschaftlich korrektes Arbeiten.
Nun macht jemand ein Experiment und stellt fest, dass das von der Theorie vor-
hergesagte Ergebnis nicht eintritt - Galileo Galilei hat dies unter anderem getan.
Dies bedeutet, dass die Theorie in diesem Punkt nicht stimmen kann! Wir haben
also einen Widerspruch gefunden und für uns gilt: Wir müssen unsere Axiome
überdenken. Denn wir haben aus unseren Axiomen logisch korrekt Aussagen
abgeleitet, die sich nun als Widerspruch herausstellen zur Realität und damit
auch zur Theorie, denn diese hatte das Ergebnis der Experimente vorhergesagt.
Ein Widerspruch bedeutet, dass die Axiome nicht stimmen können, und zwar in
Bezug zur Wirklichkeit! Das Axiom der Scheibe ist also falsch. Das Experiment
oder die Praxis, also das Leben, korrigiert so unsere Axiome, unsere Glaubens-
sätze.
Tritt ein logischer Widerspruch auf, entweder innerhalb der Theorie oder zwi-
schen Theorie und Praxis, dann gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Die Ableitung ist falsch, das heißt wir haben also die logischen Gesetze
nicht richtig angewendet.
2. Die Axiomatik ist falsch, das heißt sie passt nicht zu der Wirklichkeit, die sie
beschreiben soll oder ist nicht widerspruchsfrei.
Dies ist nun die Kunst der Wissenschaftler, herauszufinden, ob jemand einen lo-
gischen Denkfehler gemacht hat (Fall 1), oder ob dies nicht der Fall ist und die
Axiomatik daher nicht stimmen kann (Fall 2).
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„Als nächstes erhob sich die Frage: Was veranlasst die Planeten, sich zu um
die Sonne zu bewegen. Manche Zeitgenossen Keplers vermuteten hinter den
Planeten Engel...
Der Ursprung des Trägheitsgesetzes liegt im Dunkeln. Die Bewegung setzt
sich fort, obwohl es keine Engel gibt.“
Richard P. Feynman, „Vom Wesen der physikalischen Gesetze“
Es bleibt uns noch ein wichtiges Themen. Knüpfen wir beim letzten Kapitel wie-
der an. Wir haben erarbeitet, dass eine These eine unbewiesene Aussage ist.
Sie ist also eine Vermutung oder eine Behauptung, die auf ihren Beweis wartet.
Ein Beweis sieht immer wie bereits dargestellt wie folgt aus.
Beweise beinhal-
Es gibt eine Behauptung, die man beweisen will. Dann formuliert man die genau- ten Voraussetzun-
en Voraussetzungen, auf die man sich berufen will. Zu diesen Voraussetzungen gen, Schlussfolg-
gehören natürlich alle Axiome des Systems und alle Aussagen, die bereits be- rungen und Be-
wiesen wurden. Dieses ganze Gebäude gehört zu den Voraussetzungen eines hauptungen.
Beweises. Natürlich kann man diese nicht alleine hinschreiben. Meistens bezie-
hen sich die Voraussetzungen deshalb auf eine genaue Einschränkung der Be-
hauptung, also unter welchen Bedingungen diese Aussage genau gelten soll:
Voraussetzungen
Behauptungen
Schluss (= Beweis).
Axiome Behauptung
=?
Voraussetzungen Ergebnis
logische Kette =
Schlussfolge-
rung
Beweis
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Diese logische Aussage ist nichts anderes wie ein so genannter ´Beweis´
Sie sagen gar
A ............... A nichts aus.
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Ist das wirklich ein Beweis? Lassen Sie uns die Argumentation zu diesem Expe-
riment untersuchen. Wir haben gelernt, wie ein Beweis aufgebaut ist: Vorausset-
zung, Behauptung, Beweis.
Was ist die Behauptung in unserem vorliegenden Fall? Die Behauptung ist eben,
dass Leben alleine aus Materie entsteht und keine Intelligenz dabei mitwirkt. Al-
so:
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Schauen wir uns das genauer an. Zum ersten sind die Aminosäuren nicht die
entscheidenden Bausteine, sondern die Zellen. Dazu sagt das Experiment nichts
aus, und es ist bis heute eines der größten, best gehüteten Geheimnisse der
Schöpfung, wie Zellen entstehen. Also ist die Schlussfolgerung nicht ganz kor-
rekt. Sie darf nur lauten, dass unter gewissen Bedingungen Aminosäuren entste-
hen, mehr nicht.
Schauen wir aber nun diese Bedingungen an, denn diese gehören zu den
Voraussetzungen die wir korrekterweise auflisten müssen. Diese lauten aber
ganz korrekt, was leider immer übersehen wird:
Sehen Sie, man vergisst bei diesem Experiment darauf hinzuweisen, dass das
Experiment nicht von alleine gelaufen ist. Jetzt können wir sagen, das ist Haar-
spalterei. Nein, ist es nicht. Denn dahinter verbirgt sich das eigentliche Problem.
Denn der Wissenschaftler sagt: Ja, im Experiment war der Mensch beteiligt, um
die Blitze zu erzeugen, aber in der Natur ist kein Mensch und kein Wesen betei-
ligt, Blitze hervorzubringen. Sehen Sie jetzt schon das Dilemma? Erkennen Sie
den Zirkelschluss? Er ist derselbe wie bei Feynman.
Der Wissenschaftler muss sagen: ´Blitze entstehen von alleine aus der Materie,
also ohne Intelligenz.´ Das ist eine seiner weiteren unbewussten Annahmen und
damit Voraussetzungen. Das ist aber genau unser darwinistisches Axiom.
Schreiben wir es also als Voraussetzung hin, denn wir haben ja gesagt, die Vor-
aussetzungen in einem Beweis bestehen aus allen Axiomen der Theorie und ih-
ren bereits daraus abgeleiteten Sätzen.
Die Behauptung
Voraussetzung: Hinter den Naturgesetzen und damit hinter Blitzen wirkt keine steckt implizit in
Intelligenz. der Vorausset-
zung!
Jetzt schauen wir uns unsere Behauptung noch einmal an:
Behauptung: Alles Leben entsteht aus Materie, ohne Einwirkung von Intelli-
genz.
Ja, was entdecken wir da? Die Behauptung und die Voraussetzung sind dassel-
be! Wir haben einen trivialen Zirkelschluss. Die Behauptung ergibt sich aus der
Der Fehler liegt
Voraussetzung!
darin, dass richtige
Dafür benötigen wir kein Ursuppenexperiment. Das Experiment mag uns richti- Tatsache und In-
gerweise das sagen, was es sagt: Dass wir nämlich eine Ursuppe benötigen und terpretation ver-
gewisse Stoffe in der Ursuppe, und gewisse äußere atmosphärische Bedingun- wechselt werden!
gen, damit das Leben oder zumindest Aminosäuren entstehen können. Diese
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Ein anderes wichtiges Beispiel für das Wirken von Axiomen und Zirkelschlüssen Ein anderes Bei-
spiel ist die Er-
ist auch die Erkenntnistheorie selbst. All die großen Denker und Philosophen ha-
kenntnistheorie
ben darüber nachgedacht, wie wir überhaupt Wahrheit erkennen können und wie Kants.
denn nun Erkenntnis zustande kommt oder was Erkenntnis ist. Dabei ging es den
Denkern eben immer auch um die Unterscheidung zwischen Erfahrung und Den-
ken und der Frage, wo denn die Trennlinie ist.
Der große Philosoph Kant hat nun in seinen Werken, vor allem in seiner „Kritik
der reinen Vernunft“ eine Behauptung aufgestellt die noch heute in den Köpfen
der Denker der neuen Zeit spukt, obwohl sich andere große Geister wie Goethe,
Schiller, Lessing und Hegel davon abgewendet haben. Diese für Kant vermeintli-
che Erkenntnis besteht darin, dass wir mit unserer Erkenntnis selber nicht über
die Sinneserfahrung hinaus kommen können. Also ein geistiges Sehen wäre für
ihn undenkbar gewesen oder auch nur die Vorstellung, dass unser Denken sel-
ber bereits ein gewisses geistiges Sehen ist, wie wir es in diesem Lehrheft auf-
zuzeigen versuchen. Und er ist dazu gekommen, weil er in seine Überlegungen Die falschen Er-
ein Axiom eingebaut hat, ohne dass es ihm das bewusst gewesen ist. kenntnisse eines
Diese versteckte Annahmen oder diese falschen Erkenntnisse prägen aber unse- Kant prägen e-
benso massiv un-
re akademische Welt seit nun über 200 Jahren und das bedeutet, dass hier ein
ser ganzes Leben
versteckt massiver Einfluss auf unser ganzes Gesellschaftssystem stattfindet, wie die Gedanken
Dessen müssen wir uns bewusst sein. So wie die Gedanken eines Karl Marx (di- eines Karl Marx
alektischer Materialismus, Gleichheit in der Wirtschaft als Axiome) ihren Einfluss oder die Unlogik
gehabt haben – hier sehr deutlich – haben es auch die Gedanken des Immanuel der Darwinisten.
Kant. Was waren nun seine Annahmen?
Nun diese verstecken sich in einem solch philosophischen Satz:
„Synthetische Urteile können nicht a priori gefällt werden.“
„Wie bitte, das soll etwas mit meinem Leben zu tun haben? Das versteht doch
soundso niemand. Das ist doch nur Gelehrtentum ohne jeglichen Einfluss“, wer-
den Sie sicher denken. Dem ist aber nicht so. Bedenken wir, dass zur Zeit Kants
38
Diese Vorstellung ist heute in der modernen Denkwelt weit verbreitet. Aus der Was richtig ist:
Wahrnehmungsforschung glaubt man wie Kant herauslesen zu können, dass wir Unsere eigene In-
letztlich nur unsere eigenen Reaktionen auf die Welt erkennen können, dass da nenwelt als Abbild
draußen eventuell gar nichts existiert, wenn es nicht von uns wahrgenommen des Makrokosmos
wird. Diese Gedanken kommen als Weiterführung aus der Quantenphysik und ih- ist so, wie wir die
Welt wahrnehmen.
ren berühmten Paradoxien. Nur das, was wir wahrnehmen, existiert, bedeutet
das im Extrem.
Dieser Satz, diese Vorstellung, die in der Konsequenz auch bedeutet, dass wir
keine wirklichen Wahrheiten entdecken können, hat sich aus den Gedanken
Kants entwickelt. Kant meinte, dass es keine eigene Erkenntniswelt jenseits der
Sinne, der Sinneswelt, der äußeren Erfahrungswelt gibt. Und in der Konsequenz
bedeutet das eben, dass es nur die reine Verstandesebene gibt, die aber nicht
unabhängig von der Sinneserscheinung, sondern nur ein innerer Abklatsch, nur
ein Bild der äußeren Wahrnehmungswelt ist. Diese Konsequenz ist es, die auch
bedeutet, dass es selbstverständlich keine höhere Wahrnehmung gibt, vor allem
kein geistiges Sehen. Diese Konsequenz ist aus seinem Denkfehler, seinem axi-
omatischen Fehler entstanden. In der weiteren Konsequenz hat das den Materia-
lismus verstärkt und gestützt. Und das ganz versteckt, weil das alles in den Uni-
versitäten in der „Philosophie“ gelehrt wurde. Aber alle anderen Systeme, die
Pädagogik, die Naturwissenschaft, die Medizin, die Sozialwissenschaft, die Ge-
schichtswissenschaft, sie alle wurden davon angesteckt wie von einem unsicht-
baren Virus. Und dieser Virus hat sich überall hin ausgebreitet.
Wir haben aufgezeigt, dass alleine die Existenz der Mathematik diesem Trug-
schluss widerspricht. Der Trugschluss lautete:
„Synthetische Urteile können nicht a priori gefällt werden.“
„A priori“ bedeutet unabhängig und von der Erfahrung, der Sinneserfahrung. Ge-
nau das aber hat Rudolf Steiner mit seiner ganzen Arbeit aufgezeigt und wir ha-
ben versucht hier zusammenzufassen und haben dabei auch andere Elemente
mit einfließen lassen wie die Axiomatik, genau das, dass eben unsere Erkenntnis
bereits vorher real stattfindet, unabhängig von der Erfahrung in einer real existie-
renden geistigen Welt, dass wir zuerst die Parabel der Flugbahn denken können
und dann die Kugel so fliegt, das widerspricht all dem, was Kant glaubte, erkannt
zu haben und womit die Welt so massiv mit beeinflusst wurde.
39
Axiome verändern
Kants Axiom war dieser Satz und er ist für uns falsch. Es ist ein falsches Axiom,
und deshalb ist sein Gedankengebäude als Ganzes, das darauf aufbaut, wertlos
– obwohl viele richtige und wertvolle Gedanken darin sind. Aber wir haben ge-
lernt, dass wir aus falschen Annahmen auch zu richtigen Dingen kommen kön-
nen, dass aber, weil die Annahmen falsch sind, das ganze Gedankengebäude
verwiesen werden muss. Wir müssen erst das falsche Axiom oder mehrere korri-
gieren und dann können wir das ganze Gebäude darauf neu errichten. Wenn das
Fundament des Hauses nicht stimmt, muss das Haus abgerissen, das Funda-
ment richtig gebaut und dann das ganze Haus darauf neu gebaut werden. Es
mögen durchaus richtige Fenster und Türen darin gewesen sein. Die kann ich
auch wieder ausbauen und in dem neuen Haus wieder verwenden. Aber das
Haus als Ganzes muss weg.
Darin liegt die
An diesem Beispiel sehen wir noch einmal die Macht der Axiome. Und es war Macht der Axioma-
auch nicht Rudolf Steiner alleine, der die Denkfehler dieses großen Denkers Kant tik.
entdeckt hat. Das haben auch andere vor ihm getan:
„Kant geht von der ausdrücklichen Voraussetzung aus, dass es tatsächlich ein „kritisch“ bedeutet
allgemeines und notwendiges Wissen gibt. bewusst reflektie-
Diese von Kant nie ausdrücklich in Prüfung gezogene Voraussetzung steht mit rend.
dem Charakter der kritischen Erkenntnistheorie derart in Widerspruch, dass
Axiome zu erken-
man sich ernstlich die Frage vorlegen muss, ob die ´Kritik der reinen Vernunft´
nen und zu hinter-
als kritische Erkenntnistheorie gelten dürfe.“ fragen ist „kri-
Johannes Volkelt, „Erfahrung und Denken“, 1886, aus (3) tisch“.
Das hat Kant nicht
Ein bekannter Philosoph hat da wie viele andere genau diesen axiomatischen gemacht.
Schwachpunkt erkannt, dass eben Kant seine Voraussetzungen nicht überprüft
hat und daher seine ganze Lehre nicht gültig sein kann. Er erkennt, dass man
diese ganze Lehre ablehnen muss, weil das Fundament nicht stimmt.
Rudolf Steiner aber ist weiter gegangen und hat ein neues Haus gebaut, das er
„Erkenntnistheorie“ nennt. Und dies hat er zuerst in jungen Jahren in seinem
Werk „Grundlinien einer Erkenntnistheorie“ getan, aufbauend auf dem Werk Goe-
thes und dann später in seinem Werk „Wahrheit und Wissenschaft“, das seine
Doktorarbeit darstellte ganz unabhängig von Goethes Erkenntnissen. Das fand
dann seinen Höhepunkt im dritten Werk „Die Philosophie der Freiheit“, in dem er
die Erkenntnisse in Bezug auf die praktische Konsequenz unserer Freiheit! dar-
legte. Diese Werke bilden gewissermaßen auch die wesentliche Basis unseres
Kurses, denn sie legen das Fundament für die spirituellen Erkenntnisse der Anth-
roposophie, obwohl diese Erkenntnisse wiederum auch völlig unabhängig von
jeglicher Erkenntnistheorie dastehen. Aber sie zu verstehen und ihren Wahr-
heitsgehalt überprüfen zu können und verlässliche Kriterien dafür zu haben, da-
für benötigen wir letztlich eine Erkenntniswissenschaft.
Damit haben wir alles gesagt, was so weit und im Rahmen dieses Heftes zu sa-
gen wäre. Wir wollen und noch kurz ein Resümee ziehen und uns noch einmal
die große und göttliche Bedeutung unseres Denkens ins Bewusstsein rufen.
40
Wir haben nun alles an Begriffen, um auch Klarheit zu gewinnen über einen Be-
reich, den wir zum Schluss bei der Betrachtung verschiedener Weltbilder betre-
ten werden.
Jede Wissenschaft oder jedes Wissenssystem, wie z. B. die chinesische Medizin,
die Geomantie oder andere Lehren haben ihren Wirkungsbereich.
Der Mathematiker weiß genau, was sein Gegenstand der Untersuchung ist: Zah- Es gibt kein Abso-
len und geometrische Objekte – und sonst nichts. Er weiß daher auch, dass sein lutes Wissen.
Wissen niemals absolut ist, sondern stets relativ. Wir haben daher nicht aufge-
zeigt, dass Wissen absolut ist, sondern universell. Universell bedeutet, dass es Es sei denn es
für jeden Menschen gilt. Absolut würde bedeuten, dass es zu jeder Zeit und an gäbe ein absolutes
jedem Ort gelten würde. Das ist ein großer Unterschied und wir weisen darauf und Wissen dar-
über.
hin, dass es absolutes Wissen aus heutiger Sicht nicht gibt. Wissen ist stets nur
relativ in Bezug auf sein System, das es untersucht und seine Axiome, es sei
denn es gibt einen Bereich des Absoluten und auch Wissen darüber, das in die-
sem Bereich vorhanden ist.
Jede Wissenschaft hat ihren Gegenstand der Untersuchung.
Naturwissenschaft
Der Gegenstand der Naturwissenschaft ist die Materie. Darüber kann sie Aussa- kann nur die Natur
gen machen – wissenschaftlich, nach den Methoden der Wissenschaft. untersuchen, das
Materielle.
Die Wissenschaft, die den Anspruch erhebt, sich wissenschaftlich, also nach
den genannten Kriterien der Wissenschaft, mit dem Geist und der Welt des
Geist-
Geistes zu befassen, bezeichnen wir als GEIST -WISSENSCHAFT. Wissenschaft un-
tersucht das Geis-
Dabei ist es wichtig anzumerken, dass sowohl die Natur- wie die GEIST- tige und damit
WISSENSCHAFT ihre eigenen Axiome besitzen und sich in keiner Weise wider- auch das Materiel-
sprechen. GEIST-WISSENSCHAFT geht von der Realität einer geistigen Welt aus le aus geistiger
Sicht.
(siehe Kapitel über Weltanschauungen).
Moderne Esoterik im weiteren Sinne und Religionen sind Systeme, die wir au-
ßerhalb des wissenschaftlichen Anspruchs angesiedelt sehen.
42
Wir haben versucht, die große Bedeutung der Glaubenssätze darzulegen. Wir Welche Funda-
sind nicht näher darauf eingegangen, dass beginnend mit dem griechischen Ma- mentalaxiome für
thematiker Euklid die Lehre der Axiome begann und mit den so genannten „nicht- unser Leben gibt
es?
euklidischen Geometrien“ der große Durchbruch in der Geschichte der Philoso-
phie in Bezug auf die Macht unserer Axiome gelungen ist. Darin erkannte die
Menschheit, dass alleine die Änderung eines einzigen Axioms ein gesamtes
Weltbild verändert, ja auf den Kopf stellt und völlig neue Dimensionen der Er-
kenntnis eröffnet. Im Mittelalter gab es jene zwei großen (katholischen) Axiome:
„Die Erde ist eine Scheibe“ und „Die Sonne dreht sich um die Erde“. Wir alle wis-
sen um die Konsequenzen dieser Lehren und ihre Überwindung durch die Wis-
senschaft. Hier wollen wir darauf hinweisen, dass es sich letztlich dabei um einen
Axiomenstreit handelt.
Hier wollen wir kurz auf mögliche für uns inhaltlich wichtige Axiome eingehen, die
das Leben von uns allen bestimmen und darauf hinweisen, dass bei einer be-
wussten Weltbildarbeit diese Axiome zu bearbeiten und für sich in Bezug auf un-
sere bewusste Lebensgestaltung zu klären sind. Beachten wir, dass Axiome
Glaubenssätze sind, die wir nun bewusst wählen bzw. für uns entscheiden wol-
len.
Dieses Axiom ist von fundamentaler Bedeutung für uns und die gesamt Welt heu-
te, denn es bestimmt die Sicht des Materialismus und Spiritualismus. Im Materia-
lismus lehnt man eine eigenständige, von der Materie unabhängige geistige Exis-
tenz ab, im Spiritualismus, setzt man sie voraus. Beachten wir: Das ist ein Axiom,
also bisher weder offiziell und anerkanntermaßen „bewiesen“ oder „widerlegt“
von der Wissenschaft. Wir können also individuell entscheiden, was wir als
Grundlage unseres Weltbildes wählen.
In diesem Axiom beinhaltet ist die Frage nach der Existenz von rein geistigen
Wesen. Dies ist in einer sinnvollen Definition der „geistigen Welt“ bereits beinhal-
tet. Aber wir können trotzdem diese Frage als eigenes Axiom formulieren.
Damit kommen wir weg von einer abstrakten Sichtweise, dass die geistige Welt
nur aus „Energie“ besteht. Davon ausgehend kann ein jeder für sich die Frage
nach dem Wesen „Gott“ klären.
Dieses Axiom betrifft die Frage nach unserem wahren Wesen und zieht die Fra-
ge nach der Weiterexistenz nach dem Tode mit sich. Wir können und wollen hier
nicht eingehen auf eine genaue Definition des Begriffs Ich. Denn in der Psycho-
logie wird ja unter „Ich“ oftmals das Ego verstanden als vergängliches, an den
Körper gebundenes Konstrukt. Damit kann ein solches Ich niemals ein geistiges
43
Axiom 4: Ich existiere als Mensch nach dem Tode als geistiges Wesen wei-
ter. Das Ich oder wahres Selbst ist dabei eine weiter bestehende
individuelle Entität.
Die nächste Frage ergibt sich auch aus der vorher gehenden und wir werden
später sehen, dass sich die Weltanschauungen in diesen Punkten trennen.
Diese 5 Axiome erscheinen zunächst als die wichtigsten für die Menschheit und
die Frage nach unserer Selbstentwicklung. Denn Selbstentwicklung bedeutet
auch unseren persönlichen Lebenszweck, unsere eigene Bestimmung zu finden
und zu leben und dazu zählen möglicherweise die Beantwortungen dieser Fra-
gen für uns ganz entscheidend. Denn Ein „Ja“ oder „Nein“ als Entscheidung (Es
sind Axiome, also müssen wir entscheiden!), bewirkt mit Sicherheit andere Le-
bensziele, Lebenseinstellungen und Handlungsweisen.
44
Betrachten wir nun auf dieser Basis in aller Kürze die wichtigsten Weltanschau- Welche fundamen-
ungen der Menschheit heute. talen Weltan-
schauungen gibt
es?
(Naturwissenschaftlicher) Materialismus
Und wie unter-
Dies ist ein Weltbild, welches die Verneinung unseres Axioms 1 an der Basis hat. scheiden sie sich
Wenn wir die heutige Weltsituation in Wirtschaft, Finanzen, Politik, usw. betrach- in ihren Axiomen?
ten, dann erkennen wir, dass dieses Weltbild darin stark dominiert und die vielfäl-
tigen Probleme verursacht hat. In diesem Weltbild gibt es ja keine eigenständige
Seele des Menschen und deshalb auch keine darauf ausgerichtete Politik oder
Bildung, es sei denn man betrachtet spezielle Systeme wie das z. B. der Wal-
dorfpädagogik.
In diesem Weltbild ist ein Teil auch der darwinistische Materialismus mit einer
rein materiell orientierten Evolution.
Der Materialismus ergibt sich nicht aus der Naturwissenschaft! Er ist kein rein na-
turwissenschaftliches Weltbild, sondern ein philosophisches. Das ist wichtig zu
wissen, denn die Wahl dieses Axioms ist durch nichts naturwissenschaftlich be-
dingt!
Korrekterweise müssten wir, wenn wir die Naturwissenschaft beschreiben, von
einem chemischen, physikalischen, biologischen, astronomischen Weltbild spre-
chen. Das wären echte Weltbilder, während der Materialismus eine wirkliche
Weltanschauung ist.
Kommunismus
Dies ist eine spezielle Ausprägung des Materialismus, deshalb auch dialektischer
Materialismus genannt, der nun in das soziale Weltbild hineingreift, was der rein
naturwissenschaftliche nicht tut. Der Materialismus wird hier auf das Soziale ü-
bertragen, in Verbindung mit dem Darwinismus und einem falsch verstandenen
Axiom der Gleichheit der Menschen in der Wirtschaft. Der Kommunismus ist ein
sehr gutes Beispiel für eine falsche Theorie. Das hat sein Scheitern in der Wirk-
lichkeit gezeigt.
Katholizismus
Hier betreten wir erstmals den Boden der Religionen, während die ersten beiden
rein naturwissenschaftlich und sozialpolitisch sind. Religionen gehen ja grund-
sätzlich von der Existenz der geistigen Welt mit einem „Gott“ oder „Göttern“ aus,
also höheren Wesen aus. Damit betreten wir Weltanschauungen, die von der Be-
jahung des Axioms 1 ausgehen.
Bis zum Axiom 4 werden alle bejaht. Erst mit dem Axiom 5 scheiden sich die
Geister zu anderen Religionen oder Weltanschauungen.
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Hinduismus
Der Hinduismus leitet sich aus den alten Lehren der Rishis, des Veda ab. Er be-
jaht alle Axiome 1-5. Allerdings geht er dann weiter, dass ein Mensch auch in ei-
nem Tier wiedergeboren werden kann.
Buddhismus
Im Grunde sind weder Buddhismus noch der Veda, noch das Christentum Religi-
onen, sondern Wissenssysteme von so genannten „Erleuchteten“, „Weisen“, „spi-
rituellen Meistern“, „Sehern“, „Eingeweihten“. Wir gehen darauf noch weiter unten
ein. Aus allen aber wurden Religionen gemacht.
Der Buddhismus bejaht die Axiome 1-3 und das Axiom 5a. Es verneint allerdings
das Axiom 4. Das ist der große Unterschied zum Hinduismus und zur Geist-
Wissenschaft.
Das Konzept dort wird gekennzeichnet durch den Begriff des Anatma oder Anat-
ta („Nicht-Selbst“), was bedeutet, dass es die Wiedergeburt gibt aber nicht die
des Selbstes aus dem vergangenen Leben. Dieses löst sich hier wieder in der
geistigen Welt in einem Strom des Bewusstseins auf und wird mit einer neuen
Geburt erst wieder neu gebildet. Es existiert also nicht nach dem Tod als be-
wusste Entität.
Anthroposophie, Geist-Wissenschaft
Diese Wissenssysteme, die in großen Teilen identisch sind, bejahen grundsätz-
lich alle Axiome 1-5 und beschreiben auch ausführlich, warum dies so ist und
zeigen Wege auf, diese Axiome auch für sich selber zu „beweisen“.
Darüber hinaus hat diese Weltsicht eine völlige Übereinstimmung mit der Natur-
wissenschaft und in Teilen mit dem Materialismus, durchbricht diesen aber in
seiner Ablehnung der geistigen Welt.
Eine weitere Übereinstimmung hat es mit dem Christentum in der Anerkennung
der realen Existenz eines Christus, erkennt aber nicht an, dass die Seele erst mit
der Geburt gezeugt wird, wie es der Katholizismus glaubt, sondern dass es auf-
grund der Gesetze der Wiedergeburt eine Seele vor der Geburt gibt. Es steht
dem Katholizismus näher als der evangelischen Kirche in der Sichtweise des
Christus als höheres Wesen denn als reiner Mensch und erklärt diese auch geis-
teswissenschaftlich.
46
Wenn wir alle diese Anschauungen betrachten, dann stellen wir fest, dass doch
die Mehrheit der Menschheit irgendwie an das Axiom 1 glaubt.
Auf dieser Basis kann nun ein jeder sich politische Weltanschauungen, Philoso-
phien, Psychologien, Soziologien, Religionen betrachten und herausfinden, wo
deren Axiome liegen. Bei den politischen Systemen handelt es sich generell um
Weltanschauungen und nicht reine Weltbilder.
Wichtig aber ist nun für uns selbst anhand all des Wissens, das gegeben wurde,
das eigene Welt/Selbstbild zu überprüfen.
47
Im Rahmen dieses Seminars und des Seminar 1 ging es um das WAS und WIE Welche fundamen-
unseres Denkens, die zu unserem Welt- und Selbstbild führen. Das WIE ist inso- talen Weltan-
fern bedeutsamer, weil ein jeder von uns in Freiheit! sein eigenes Weltbild schauungen gibt
es?
erbauen soll und nicht fremde einfach übernehmen. Deshalb wurde der Schwer-
punkt auf das WIE und die Grundlagen der Arbeit gelegt. Und wie unter-
Zum Abschluss soll aber ein ganz kurzer Ausblick auf das WAS eines Weltbildes scheiden sie sich
gegeben werden, das als Weltbild der GEIST-WISSENSCHAFT bezeichnet und in in ihren Axiomen?
dessen Zentrum auch die ANTHROPOSOPHIE Rudolf Steiners gesehen werden
kann. Dazu benötigen wir noch ein weiteres Axiom.
Dieses Axiom ist im Grunde schon wissenschaftlich bewiesen, auch wenn die
Beweise dafür noch nicht anerkannt sind. Wir wollen es aber als Axiom anneh-
men.
Alle Religionen, alle „Offenbarungen“ beruhen auf diesem Axiom. Auch aus die-
sem Grunde ist es schwer von der Hand zu weisen. Zudem gibt es heute bereits
eine Vielfalt von Menschen mit dieser Fähigkeit, wenn auch noch begrenzt. Aus
der Erfahrung heraus also wissen wir auch um diese Annahme als Tatsache.
Die Menschen, die diese Fähigkeiten besaßen, wurden schon immer als „Seher“
oder „Eingeweihte“ bezeichnet. Aus deren „geistiger Schau“ ergaben sich die Er-
kenntnisse eben der von uns so genannten GEIST-WISSENSCHAFT.
In diesem Heft können wir das daraus bestehende Weltbild nicht schriftlich darle-
gen, sondern verweisen auf die Bücher Rudolf Steiners und anderer Autoren. Die
zentralen 6 Axiome wurden als Ergebnisse dieser geistigen Schau bereits darge-
legt und daraus ergeben sich auch zentrale Aussagen, wie eben die höhere geis-
tige Entwicklung, ein Ausblick auf die geistige Selbstentwicklung, die geistige
Weiterentwicklung, die eben nicht mit unserem Tod endet und auch auf einen
hohen Sinn unseres menschlichen Daseins, der zum einen in der Erlangung der
geistigen Freiheit besteht, darauf aufbauend auf der Kraft der Liebe und weiter
gehend an der aktiven Mitwirkung der Schöpfung auch in kosmischen Dimensio-
nen.
Diese Sichtweise der Eingeweihten, die als Wissenschaftler des Geistes ebenso
wenig über ihre Ergebnisse streiten wie Mathematiker über mathematische Er-
gebnisse, sondern sich in ihrer Forschung austauschen wie andere Wissen-
schaftler auch, werden im Seminar in Form eines Vortrages gegeben.
Im Rahmen dieser Wissenschaft gibt es auch eine systematische Darstellung
über 12 prinzipielle Weltsichten oder Weltanschauungen, welche vom Materia-
lismus bis zum Spiritualismus erst die komplette Wahrheit darstellen. Sie stehen
in enger Verbindung mit den 12 Sternzeichen. Die Arbeit mit ihnen kann daher
als ein Teil der Arbeit am Selbstbild erfolgen. An dieser Stelle können wir aber
wie auch auf die Vielfalt anderer Aspekte des Selbstbildes nicht darauf eingehen.
48
49
Wir haben in Seminar 1 eine Übung kennen gelernt, sofort in die Stille unseres Be-
wusstseins einzutauchen. Diese Übung wird in diesem Seminar als „Mediation der Stil-
le“ vertieft. Sie kann aber nicht beschreiben werden, sondern nur miteinander geübt.
Ähnliches ist aber in (2) zu finden
Diese Meditation können wir anhand einer kleinen Geschichte aus (1) sichtbar ma-
chen. Wir wollen diese daher hier nachvollziehen.
Es gab einmal zwei kleine Wellen, die trugen jeden Tag viele Kleintiere und Algen von einer
Küste des großen Ozeans zur anderen. Während sie nun immer wieder so nebeneinander her-
schwammen, bot sich ihnen genügend Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Meist ging es da-
bei um den Blauwal, der sie aus purem Vergnügen völlig durcheinander brachte, oder um die
Sonne, die ihnen, vor allem in den südlichen Breiten, den Schweiß auf die Wellenkämme trieb.
Doch hin und wieder fingen die beiden mit einer erstaunlichen Lebhaftigkeit das Philosophieren
an. Ihr Hauptthema war die Frage nach dem Sinn ihres Wellendaseins und nach ihrem Ur-
sprung.
Die etwas lebhaftere, aber auch nachdenklichere Welle, die Sita hieß, meinte eines Tages:
“Eigentlich kann der Sinn unseres Lebens doch nicht nur darin bestehen, dass wir ausschließlich
unserer Beschäftigung nachgehen und unseren Beruf als Planktonträger ausüben. Sicher, wir
freuen uns stets über die vielen neuen Dinge, die es zu sehen und die Abenteuer, die es zu er-
leben gibt. Aber dies gleicht dem Aufblitzen eines Sonnenstrahls, der sofort wieder vergeht. Es
muss doch etwas Dauerhaftes in unserem Dasein geben, wie die Sonne, die immer scheint, et-
was ohne Grenzen, etwas Unendliches. Ich glaube, ich muss mich einmal auf den Weg machen,
dieses zu erforschen.“
Da sagte die andere Welle:
„Ich bin so ganz zufrieden mit meinem Leben. Ich habe mein Auskommen, meine Arbeit, freue
mich an den Dingen und denke, dass zu vieles Nachdenken nur verwirrt. Und wenn es etwas
Großes, Unbegrenztes geben sollte, dann können wir es sicher nicht erleben, oder es ist eben
nur für die Auserwählten da.“
Doch Sita hörte nicht auf, darüber nachzudenken und verkündete an einem klaren Vollmond-
abend, weit draußen auf dem Meer:
„Ich werde auf die Reise gehen und das Große, Unendliche suchen, das uns erschaffen hat, und
ich werde es finden.“
Da zuckte die andere Welle mit ihren Ausläufern, da sie fürchtete, ihre Arbeits- und Reisegenos-
sin für einige Zeit zu verlieren, wünschte dieser aber trotzdem viel Erfolg bei ihrer Suche. Sie
selbst blieb lieber in ihren vertrauten Gewässern.
So machte sich Sita auf den Weg und wogte von einem Teil des Meeres zum anderen, von
einem Ozean zum nächsten, sah viele erstaunliche neue Dinge und fragte bei jeder Gelegen-
heit nach dem Großen, Unendlichen. Doch niemand konnte ihr eine Antwort geben. Sie pilgerte
durch die endlose Weite des Meeres und brauchte Jahre, um neue, unbekannte Gewässer zu
erkunden. Nebenbei übte sie dieselbe Tätigkeit aus wie zuvor: Sie brachte durch ihr Wogen die
Nährstoffe dorthin, wo sie benötigt wurden. Unermüdlich glitt sie auf und ab, doch abends, wenn
der Wind sich legte, ging auch Sita zur Ruhe und wurde eins mit dem großen Ozean.
50
Wenn dann der Wind am Morgen wieder auffrischte, erhob sich ihr weißer Kamm erneut und sie
„FREIHEIT“ - Kurs in Spiritueller Wissenschaft - © Akademie Zukunft Mensch – 16.03.2018
begann sofort mit ihrer Suche.Lehrheft 4 - Kraft der Stille, Mysterium Wahrheit, Macht unseres Denkens 3
So verlockend all die Plätze in den Meeren waren, zu verweilen, ihre Suche trieb sie doch
immer weiter. Sie fragte die Wale, die Möwen, die Fische, die Algen und auch die Schiffe der
Menschen. Sie blickte auf Küsten, auf Inseln, auf die Sonne und auf die Sterne in klarer
Nacht und fragte sich, ob dort wohl ihr großer Vater, der sie hervorgebracht hatte, zu finden
Zusammenfassender Block – ihre eigenen Notizen
sei.
„Ich werde ihn wohl nie finden,“ dachte sie traurig, nachdem ihr niemand eine Antwort geben
konnte. „Oder“, was ihr noch viel schlimmer erschien, „es gibt das Unendliche gar nicht“.
Nach der langen Suche ohne Erfolg war sie ratlos geworden.
Eines Tages machte sie an einem seichten Strand Rast, verzweifelt und niedergeschlagen.
Ihr Dasein schien ihr sinnlos. Als sie aber müde vor sich hinplätscherte, begann sich plötzlich
vor ihr der Sand zu bewegen, und schon bald kam eine riesige, uralte Meeresschildkröte
heraus gekrochen.
Zuerst war Sita erschrocken, denn noch nie hatte sie auf der langen Reise eine so große
Schildkröte gesehen. Doch dann näherte sie sich dem Riesentier neugierig, und auch etwas
ehrfürchtig. Denn die Schildkröte musste so alt sein wie kein anderer Bewohner der Meere,
und so war vielleicht zu erwarten, dass sie mit ihrer großen Lebenserfahrung Sita weiterhel-
fen konnte.
Diese platzte bald mit ihrer Frage heraus und erzählte alles über ihren endlos scheinenden
Weg.
Die Schildkröte hörte sich ihre Worte geduldig an, gähnte abgrundtief und meinte dann
schmunzelnd: „Und deswegen bist du so viele Meilen und so viele Jahre gereist?“
Sita erschrak furchtbar, dass ihre schlimmsten Befürchtungen tatsächlich wahr wären.
„Das hättest du einfacher haben können,“ fuhr das mächtige Tier jedoch fort. „Ich werde dir
sagen, was du tun musst, damit du deine Antwort erhältst. Heute, wenn du dich zur Ruhe
legst, dann bemühe dich, dabei wach zu bleiben und gib auf das Acht, was passiert.“
So wartete Sita gespannt auf die Nacht. Doch als sie sich niederlegte geschah zunächst
nichts. Es war wie immer. Sie wurde still und empfand nur den Frieden und die Weite des
Ozeans. Enttäuscht vergaß sie für einen Moment all ihre Gedanken und Fragen. Sie war ein-
fach nur müde, wollte sich ausruhen und alles so sein lassen, wie es war, ohne weiter zu
fragen und zu suchen. In diesem Moment, da sie alles fallen ließ, durchzuckte sie plötzlich
ein Gefühl und eine Erkenntnis. In ihrem Stillwerden spürte sie, dass sie keine Grenzen hat-
te! Sie suchte ihre Form, aber sie fand sie nicht. Sie hatte sich aufgelöst, und sie spürte in
dieser Stille nur noch - die Unendlichkeit des Ozeans. Plötzlich fühlte Sita die Unendlichkeit
und zusammen mit diesem Gefühl brach die Erkenntnis durch.
Wer hatte sie auf ihrer langen Reise durch ihr Leben stets getragen? Wer hatte sie in Schutz
und Obhut genommen, wenn sie sich müde vom Tagesgeschäft und vom vielen Fragen und
Reisen niedergelegt hatte? Wer hatte ihr die Kraft gegeben, sich in stürmischen Tagen ge-
waltig hoch aufzutürmen und mächtig zu werden? Woher hatte sie die Wassermassen erhal-
ten, um so groß zu sein?
Sie hatte beständig nach außen geschaut, hatte sogar geglaubt, in den Sternen nach ihrem
Ursprung suchen zu müssen und dabei das Wesentliche übersehen, das nicht im Äußeren
wohnte. Sita begriff. Sie war ein Teil jenes mächtigen Wesens, das sie Ozean nannten. Die
Unendlichkeit hatte sie beständig begleitet. Sie war ein Teil der Unendlichkeit.
51
In dem ersten Seminar erlernen wir eine einfache universelle Technik der Medita-
tion, die Erfahrung unserer inneren Stille zu machen und sie zu kultivieren. Ein
jeder kann jedoch seinen eigenen Weg oder seine eigene Form der inneren Ein-
kehr und der Erfahrung der gedankenlose Stille seines Seins wählen. Diese Er-
fahrungen der Stille zu vermitteln ist in den Lehrheften zwar möglich, aber die
profunde Praxis erfordert doch einen erfahrenen Trainer. Wer die prinzipielle
Form dieser Technik nachlesen will, findet sie in dem Buch von Kinslow (4). Wir
werden darauf im folgenden Kapitel noch eingehen.
52
Wir kennen aus unserer Lebenserfahrung nur die so genannten „Bewusstseins- Drei Bewussteins-
Zustände“ von Wachen, Träumen und Schlafen. Dabei stoßen wir auf das große zustände sind uns
Mysterium, das wir als „Bewusstsein“ bezeichnen. Denn im Schlaf sind wir ja be- vertraut.
wusstlos, also ohne Bewusstsein. Aber sowohl die moderne Naturwissenschaft
und Medizin als auch die spirituellen Bewussteinslehren sprechen davon, dass
es auch im Schlaf ein „Bewusstsein“ gibt. Die Medizin spricht deshalb davon weil
auch im Schlaf das Gehirn arbeitet, die Gehirnfrequenzen genau messbar sind
(EEG) und man den Schlaf genau vom Traum unterscheiden kann. Im Traum
haben wir ja auch ein Bewusstsein, aber ein gedämpftes. Es ist kein klares, hel-
les Wachbewusstsein. Als „bewusst“ bezeichnen wir uns im Grunde nur im Ta-
gesbewusstsein. Auf diese Thematik gehen wir in Kursteil 8 noch weiter ein. Be-
wusstsein ist eines der schwierigsten Themen der Wissenschaft.
Mit unserer Meditation und auch den Techniken, wie Kinslow sie beschreibt, er-
leben wir zunächst einen Zustand innerer Stille - das heißt: ohne Gedanken. Die- Bewusstseinszu-
ser Zustand ist im Prinzip sehr einfach zu erreichen, aber nur, wenn man die Me- stand neu: reine
chanismen durchschaut hat, wie man das Denken abstellen kann. Im Zitat von Wachheit.
Krishnamurti unten ist etwas dazu angedeutet.
Diesen Zustand innerer Stille bezeichnet man in der heutigen - nicht-
anthroposophischen! - Terminologie als „REINES BEWUSSTSEIN“. Es wird so be- Von den östlichen
zeichnet, weil kein Gedanke da ist und wir uns trotzdem bewusst sind, wach sind. Lehren ausgehend
Wir sind nicht „bewusstlos“ wie im Schlaf. Wir sind reine „Wachheit“, reine „Auf- und den „Quan-
tenheilern“ wird es
merksamkeit“, reine Bewusstheit“. Wir werden im Laufe des Lehrganges versu-
„Reines Bewusst-
chen, aus der Sicht der SPIRITUELLEN WISSENSCHAFT diesen Zustand zu erfassen sein“ genannt.
und zu beschreiben. Auf jeden Fall liegen in diesem - zunächst für uns völlig
neuen - Zustand ein großes Rätsel und ein Geheimnis.
Denn all jene, die heutzutage den Begriff der „Quantenheilung“ in die Weltge-
Er ist für uns ein
bracht haben, verbinden diesen Zustand mit dem so genannten „Quantenfeld“
Rätsel, das es zu
der Quantenphysik. Das Quantenfeld wird beschrieben als ein Feld großen Po- lösen gilt.
tentials, das keinerlei Materie enthält, aber aus dem alle Materie kommt. Aus „vir-
tuellen Teilchen“ werden in einem Selbstschöpfungsprozess echte Teilchen. Da-
her wird dieses Feld als die Basis allen Seins bezeichnet. Mit einer solchen Sicht
nähert man sich eben - seit etwa 35-40 Jahren - der Beschreibung eines „Be-
wusstseinsfeldes“, das die alten indischen, spirituellen Lehren beschreiben (und
sicher auch andere Lehren).
Daher begann man diese beiden Felder als Basis aller Schöpfung gleichzusetzen Dieses „Bewusst-
und so entstand die Quantenheilung. Denn dieses „Feld“ erschafft ja alles bzw. seins-Feld“ wird
aus ihm kann alles erschaffen werden. Deshalb entsteht auch Krankheit, letztlich mit dem „Quanten-
feld“ gleichgesetzt.
aber auch Heilung aus diesem Feld. Wenn es also gelänge, dieses Feld anzu-
zapfen oder Impulse in dieses Feld zu geben - sozusagen als „Aufträge“ -, dann
könnte man prinzipiell alles aus diesem Feld Reinen Bewussteins heilen. Der hei-
53
Wichtig ist nur, dass wir diesen Kontakt mit unserer Stille regelmäßig, also am
besten täglich für einige Minuten pflegen. Im Schlaf tun wir das, dabei verlieren
wir allerdings unser Bewusstsein. Die Meditationsübungen der Stille dienen dazu,
still zu werden und gleichzeitig immer bewusster und wacher dabei zu werden.
Dies führt dann gleichzeitig zu einer Festigung dieser Stille im Alltag, zu einer
Seelenruhe, die dann eine Basis für unser gesamtes Leben darstellt.
Hier noch zwei Anmerkungen eines großen Lehrers des Geistes zu unserem
Thema:
„Wenn der Verstand still steht, dann arbeitet der Geist, die Intelligenz des Uni-
versums...
So produziert der Denkende ständig Gedankenformen, die sich ändern und
verwandeln.
Nimm den Gedanken weg – existiert der Denkende?“
Jiddu Krishnamurti
Wenn Du also jeden Gedanken, ganz gleich ob gut oder schlecht, vollendest,
tatsächlich zu Ende denkst – was außerordentlich mühsam ist – wird der
Verstand ruhiger.
Um das Selbst zu verstehen, muss man das Selbst in Aktion betrachten.
Das ist nur möglich, wenn der Verstand ruhig wird.“
Jiddu Krishnamurti
Hier haben wir zwei wichtige Hinweise. Erstens lernen wir, dass „Geist“ und Geist und Geist
„Geist“ zwei verschiedene Angelegenheiten sind. Unser Verstand ist ja zunächst sind zweierlei.
Geist, aber hinter ihm wirkt der wahre Geist - und den wollen wir auch finden. Der
Verstand ist aber durchaus ein Tor dorthin. Denn wenn wir den Verstand und das
Verstandesdenken zur Ruhe kommen lassen, stehen wir vor dem Tor zum Geist
- und nennen es „Reines Bewusstsein“. Wir werden aber später lernen, dass wir
damit noch nicht den Geist wirklich erfasst haben, sondern unser „Ich-
54
Unsere Überzeu-
„Unsere Überzeugungen steuern unsere Biologie.“
gungen!
Bruce Lipton
Wir haben damit aus der modernen Naturwissenschaft einen Beweis dafür be-
kommen, dass es unser Bewusstsein ist und unser Denken, die alles bestimmen.
Und damit haben wir auch erstmals das Thema erfasst, das für unseren gesam-
55
„Zu Erkenntnis in höheren Welten gelangt der Mensch, wenn er sich, außer dem Schlafen
und Wachen, noch einen dritten Seelenzustand erwirbt. Während des Wachens ist die Seele
den Sinneseindrücken hingegeben. Während des Schlafes schweigen die Sinneseindrücke,
aber die Seele verliert auch das Bewusstsein.
Man denke sich, die Seele könnte während es Schlafen zu Bewusstsein kommen, trotzdem
die Eindrücke der Sinne, wie sonst im Schlafe, ausgeschaltet blieben. Dann befände sich die
Seele in Bezug auf die gewöhnliche Außenwelt wie im Schlafe, und doch schliefe sie nicht,
sondern wäre wie im Wachen einer wirklichen Welt gegenüber. Ein solcher Bewusstseinszu-
stand kann hergestellt werden.
Nur nach einer Richtung hin gleicht dieser Bewusstseinszustand dem Schlafe, nämlich da-
durch, dass durch ihn alle äußeren Sinneseinwirkungen aufhören; auch alle Gedanken ge-
tilgt sind, welche durch diese Sinneswirkungen angeregt sind.
Während aber die Seele im Schlafe keine Kraft hat, bewusst etwas zu erleben, soll sie diese
Kraft durch diesen Bewusstseinszustand erhalten.
Die Erweckung der Seele zu einem solchen höheren Bewusstseinszustand kann Einweihung
(Initiation) genannt werden.“ 13
56
Das Zitat von Hüther ist auch wichtig für dieses Thema. Denn es beinhaltet das
Wörtchen „wir“ bzw. wenn wir es in der Einzahl formulieren:
„Dein Gehirn wird so, wie du es benutzt“,
das Wörtchen „Ich“. Es geht also darum, dass sogar die moderne Wissenschaft
ganz klar dazu kommt, sagen zu müssen, dass wir aus unserem Ich heraus alles
beherrschen können. Allerdings hat sie das Problem, dass sie wiederum aus der
Neurowissenschaft heraus behaupten muss, dass es ein eigenständiges Ich nicht
gibt, sondern dass es unser Gehirn ist, das selbständig handelt. Dieser Wider-
spruch ist da uns zerreißt auch das Denken der Wissenschaftler. Wir haben die-
ses Problem nicht, denn wir lösen uns von dem Materialismus, der zu einer sol-
chen Sicht kommen muss und daher nie eine Lösung finden wird. Wir werden
nämlich lernen, dass e nicht nur ein Ich gibt! Und damit, mit einer spirituellen
Sicht, löst sich der Konflikt in Luft auf. Wir werden das aber erst mit dem Kursteil
2 genau erfassen können.
Unser ganzer Kurs handelt im Prinzip davon, das Mysterium unseres Ichs zu ent-
rätseln, zumindest uns diesem ganz persönlich, so wie es uns selber möglich ist,
zu nähern. Viele Esoteriker glauben heute, sie kennten dieses Mysterium schon,
indem sie vom „Höheren Selbst“ und vom „Ego“ sprechen. So Recht sie vielleicht
damit haben: Je mehr man sich mit der „Wissenschaft vom Sein“, der GEIST-
WISSENSCHAFT befasst, desto mehr muss man zugeben, dass unser ICH, unser
wahrscheinlich heiligstes Innere ein viel größeres Mysterium ist, als wir ahnen.
Noch mysteriöser wird es, wenn wir uns mir unserem „Selbst“ in dem Sinne, wie
wir es heute verstehen, nämlich als die Summe all dessen, was wir auch körper-
lich sind, befassen. Sprechen wir nur von dem „Selbst“, wie es Krishnamurti hier
bezeichnet, so meinen wir damit unser „Ich“. Wir sehen also, dass wir durchaus
lernen müssen, klare Begriffe zu bekommen.
Die moderne Psychologie und Neurowissenschaft hat ja enorme Probleme mit
dem, was sie unter „Ich“ verstehen. Es ist völlig verständlich, dass sie daraus ma-
terialistische Anschauungen ableiten. Wir haben das schon dargestellt. Solange
ich das „Ich“ nur in Bezug auf den Körper und seinem Ausdruck beobachte und
verstehe, muss ich zu der Auffassung kommen, dass das Ich an den Körper ge-
bunden ist. Dann gibt es auch kein unsterbliches Ich, eine Seele, eine unsterbli-
che Seele, usw. Aus der rein naturwissenschaftlich-psychologischen Sicht ist das
völlig klar und logisch. Doch es ist wie mit dem Fernseher. Das Ich, der Sender
ist außerhalb des Fernsehers. Das, was die modernen Psychologen untersuchen
ist nur das Ich-Bewusstsein im Körper, das Ich, das sich seiner selbst, seines
Selbst, im Körper bewusst wird. Dieses zu unterscheiden von dem „wahren Ich“
oder „wahren Selbst“ ist die große Herausforderung für uns.
Die alten Inder hatten in ihrem Veda, aus ihrer Sicht dem „Urwissen“ der
Menschheit, einen Begriff: PRAGHYA APARADHA (sprich Pragjaparad) - der Irrtum
des Intellekts. Damit bezeichneten die vedischen Rishis unsere - aus ihrer Sicht -
57
„Die dritte Gestalt des «Ich» gibt die Einsicht in die selbständige Wesenheit
des Menschen innerhalb einer geistigen Welt. Sie regt die Empfindung davon
an, dass der Mensch mit seiner irdisch-sinnlichen Natur nur als die Offenba-
rung dessen vor sich selber steht, was er in Wirklichkeit ist. Damit ist der Aus-
gangspunkt wahrer Selbsterkenntnis gegeben. Denn jenes Selbst, das den
Menschern in seiner Wahrheit gestaltet, wird sich der Erkenntnis erst offenba-
ren, wenn er vom Gedanken des Ich zu dessen Bilde, von dem Bilde zu den
schöpferischen Kräften dieses Bilde, und von da zu den geistigen Trägern
dieser Kräfte fortschreitet.“ 26, Leitsatz 16
Wir haben in diesen wenigen Worten bereits eine Reihe von Themen beinhaltet,
die wir im Lauf der Kurseinheiten bearbeiten werden. Es ist die Rede von einer
geistigen Welt. Diese werden wir in den Kursteilen 3 und weiter intensiv kennen
lernen. Dieses Wissen bildet dann eine notwendige Ausgangsbasis für alles Wei-
tere und im Grunde wäre dieses Wissen auch eine wichtige Voraussetzung für
jeden therapeutisch Arbeitenden. Denn erst damit wird klarer, mit wem und mit
was wir es zu tun haben, wenn ein Patient vor uns steht, mit welch komplexer
Persönlichkeit. Daher kann dieser Text erst wirklich verstanden werden, wenn wir
diese Themen bearbeitet haben. Trotzdem wollen wir ihn hier bringen, um anzu-
deuten, worum es in diesem Kurs gehen wird. Es gibt danach ein „wahres Ich“,
das eigenständig in einer geistigen Welt leben und das wir normalerweise gar
nicht kennen. Es ist uns in den Tiefen unserer Seele verborgen. Und der „Fehler
des Intellekts“ ist es, dass wir glauben, unser normales „Ich“ seien wir. Dieses ist
nur eine „Offenbarung“, das heißt ein äußerer Ausdruck des wahren Ichs.
Wahre Selbst-Erkenntnis wird also erst dann geschehen, wenn wir uns dieser
Ebene nähern. Und dabei lernen wir verschiedene Ebenen kennen, die wir mit
58
Literatur Teil I
(1) Die Botschaft des Eremiten, Burkart, Axel, Hugendubel Verlag, München, 2002
(2) Quantenheilung, Kinslow, Frank, VAK Verlag, Freiburg, 2008
(3) Biologie der Angst, Hüther, Gerald, Vandenhoeck & Rupprecht, Göttingen
(4) Intelligente Zellen - Wie Erfahrungen unsere Gene steuern, Lipton Bruce,
(5) Moleküle der Gefühle, Pert, Candace,
(6) Netzwerk Mensch, Mikutta, Gabi, Thieme Verlag, München, 1991
(7) Medizin des Bewusstseins, Church, Dawson, VAK Verlag, Freiburg, 2010
59
Zum Abschluss dieses Lehrheftes wollen wir die Reihe unserer fundamentalen
Übungen fortsetzen. Bislang haben wir uns mit dem Denken befasst. Wir haben
uns mit dem „Was“ als eine von 8 Übungen befasst und mit dem „Wie“ als eine
von 6 Übungen. Nun wollen wir uns dem Willen und wollen annähern und die
zweite Übung aus den 6 vorstellen (s. auch (6), (7)). Wir haben damit begonnen,
einen Monat die Gedankenkontrolle zu üben. Nun wollen wir im zweiten Monat
den Willen beginnen weiter zu schulen, gleichwohl wir das durch die ersten bei-
den Übungen und einer Regelmäßigkeit bereits indirekt getan haben.
„Hat man sich etwa einen Monat also geübt, so lasse man eine zweite Forde-
rung hinzutreten. Man versuche irgendeine Handlung zu erdenken, die man
nach dem gewöhnlichen Verlaufe seines bisherigen Lebens ganz gewiss nicht
vorgenommen hätte.
Man mache sich nun diese Handlung für jeden Tag selbst zur Pflicht. Es wird
daher gut sein, wenn man eine Handlung wählen kann, die jeden Tag durch
einen möglichst langen Zeitraum vollzogen werden kann.
Wieder ist es besser, wenn man mit einer unbedeutenden Handlung beginnt,
zu der man sich sozusagen zwingen muss, zum Beispiel nimmt man sich vor,
zu einer bestimmten Stunde des Tages eine Blume, die man sich gekauft hat,
zu begießen.
Nach einiger Zeit soll eine zweite dergleichen Handlung zur ersten hinzutre-
ten, später eine dritte und so fort, so viel man bei Aufrechterhaltung seiner
sämtlichen anderen Pflichten ausführen kann. Diese Übung soll wieder einen
Monat lang dauern.
Aber man soll, so viel man kann, auch während dieses zweiten Monats der
ersten Übung obliegen, wenn man sich diese letztere auch nicht mehr so zur
ausschließlichen Pflicht macht wie im ersten Monat. Doch darf sie nicht außer
Acht gelassen werden, sonst würde man bald bemerken, dass die Früchte der
ersten Monats bald verloren sind und der alte Schlendrian der unkontrollierten
Gedanken wieder beginnt.
60
„Wie Herrscher in der Gedankenwelt, so soll ein solcher die Seele auch im
Gebiet des Willens werden. In der physisch-sinnlichen Welt ist es auch hier
das Leben, das als Beherrscher auftritt. Es macht diese oder jene Bedürfnisse
für den Menschen geltend; und der Wille fühlt sich angeregt, diese Bedürfnis-
se zu befriedigen.
Für die höhere Schulung muss sich der Mensch daran gewöhnen, seinen ei-
genen Befehlen streng zu gehorchen. Wer sich an solches gewöhnt, dem wird
es immer weniger und weniger beifallen, Wesenloses zu begehren. Das Un-
befriedigende, Haltlose im Willensleben rührt aber von dem Begehren solcher
Dinge her, von deren Verwirklichung man sich keinen deutlichen Begriff
macht. Solche Unbefriedigung kann das ganze Gemütsleben in Unordnung
bringen, wenn ein höheres Ich aus der Seele hervorgehen will.
Eine gute Übung ist es, durch Monate hindurch sich zu einer bestimmten Ta-
geszeit den Befehl zu geben: heute „um diese bestimmte Zeit“ wirst du „die-
ses“ ausführen. Man gelangt dann allmählich dazu, sich die Zeit der Ausfüh-
rung und die Art des auszuführenden Dinges so zu befehlen, dass die Ausfüh-
rung ganz genau möglich ist.
So erhebt man sich über das verderbliche; „ich möchte dies; ich will jenes“,
wobei man gar nicht an die Ausführbarkeit denkt.
Eine große Persönlichkeit lässt eine Seherin sagen: „Den lieb ich, der Unmög-
liches begehrt.“ (Goethe, Faust II.) Und diese Persönlichkeit (Goethe) selbst
sagt: „In der Idee leben heißt, das Unmögliche behandeln, als wenn es mög-
lich wäre.“ (Goethe, Sprüche in Prosa.) Solche Aussagen dürfen wir aber nicht
als Einwände gegen das hier Dargestellte gebraucht werden. Denn die Forde-
rung, die Goethe und seine Seherin (Manto) stellen, kann nur derjenige erfül-
len, welcher sich an dem Begehren dessen, was möglich ist, erst herangebil-
det hat, um dann durch sein starkes Wollen eben das „Unmögliche“ so be-
handeln zu können, dass es durch sein Wollen in eine Mögliches verwandelt.“
GA 13
61
„Initiative des Handelns, das heißt, man muss sich zwingen zu wenn auch un-
bedeutenden, aber aus eigener Initiative entsprungenen Handlungen, zu
selbst auferlegten Pflichten. Die meisten Ursachen des Handelns liegen
in Familienverhältnissen, in der Erziehung, im Berufe und so weiter. Bedenken
Sie nur, wie wenig eigentlich aus der eigenen Initiative hervorgeht! Nun muss
man also kurze Zeit darauf verwenden, Handlungen aus der eigenen Initiative
hervorgehen zulassen. Das brauchen durchaus nicht wichtige Dinge zu sein;
ganz unbedeutende Handlungen erfüllen denselben Zweck.“ 02. 09. 1906
„Zweitens: Initiative des Handelns. Diese fehlt manchem Menschen fast ganz,
denn von früh auf wird er gewöhnlich in einen Beruf gedrängt, der nun den
größten Teil seines Handelns absorbiert. Unsere meisten Handlungen sind
von außen bestimmt. Daher soll der, welcher die Einweihung sucht, es sich
eindringlich angelegen sein lassen, zu einer bestimmten Tageszeit regelmäßig
eine Handlung zu verrichten, die aus inneren, eigenen Antrieben heraus
kommt, mag dies im Grunde auch etwas Unbedeutendes sein.“ 19.09 1906
„Zweitens sollen wir Initiative des Handelns üben. Dazu wählt man sich Hand-
lungen, die man sonst nicht getan hätte und die man nur dieser Übung wegen
unternimmt. Möglichst einfache Übungen, zu denen man sich zwingen muss,
sind hier für den Anfang die wirksamsten. Wiederum bemerkt man dann bald
ein bestimmtes Gefühl, eine Festigkeit und den Trieb, tätig zu sein. Dieses
Gefühl führe man sich voll ins Bewusstsein und gieße es wie Wasser vom
Kopf herab zum Herzen, um es sich so ganz einzuverleiben. Diese Übungen
macht man zur bestimmten Zeit, wiederum mindestens vier Wochen.“ 29
01.1907
„2. Initiative des Handelns: Dazu muss man sich eine Handlung wählen, die
man sich selbst ausdenkt. Wer zum Beispiel als Tätigkeitsübung das Begie-
ßen einer Blume nahm, wie es in der Vorschrift als Beispiel steht, der tut et-
was ganz Zweckloses. Denn die Handlung soll aus eigener Initiative entsprin-
gen, also muss man sie sich selbst ausgedacht haben. Dann macht sich bei
dieser Übung bald ein Gefühl bemerkbar, etwa wie: «ich kann etwas leisten»,
«ich bin zu mehr tüchtig als früher», «ich fühle Tätigkeitsdrang». Eigentlich im
ganzen oberen Teil des Körpers fühlt man das. Man versucht dann, dies Ge-
fühl zum Herzen fließen zu lassen.“ 06. 06.1907
„Initiative der Handlungen: Einige meiner Schüler haben diese Übung falsch
gemacht, indem sie das angegebene Beispiel, Blumen zu begießen, ausge-
führt haben, statt, wie das gemeint war, eine Handlung zu verrichten, die man
sonst nicht im Leben machen würde, eine Handlung selbst aus der eigenen
Seele herausgeholt, muss es sein. Jeder muss die betreffende Initiativ-
Handlung selber finden. Auf die Nützlichkeit derselben kommt es nicht an; sie
soll nicht aus dem Zwang der äußeren Verhältnisse oder aus dem guten Her-
zen heraus geschehen, z.B. zehn Pfennige einem Armen schenken, auch
nicht weil sie ethisch ist. Aus eigener Initiative und Selbstüberwindung heraus
muss sie geschehen, Tätigkeit sein, die okkulte Organe schafft.“ 06. 06.1907
„Durch die Initiative des Handelns (Herrschaft über die Willensimpulse) wer-
den wir uns unseres ätherischen Leibes bewusst. Solange wir einfach etwas
wollen oder begehren durch die auf uns eindringenden Stimuli der Außenwelt,
fühlen wir nicht die Strömungen im Ätherleib, die in Bewegung kommen, wenn
wir handeln. Wir müssen Raum um uns her schaffen, wenn wir etwas von uns
selbst aus tun wollen, ebenso wie jemand, der tanzen will, Tische und Stühle
zuerst hinwegräumen muss. Sobald wir von uns aus, nicht durch etwas Äuße-
res veranlasst, etwas tun, machen wir uns von innen heraus stark, schicken
unseren Willen von innen nach außen und fühlen dann die Strömungen und
Bewegungen, die zu jeder Tat im Ätherleib vorgehen müssen. Jede Bewe-
gung ist ein Angriff auf die Außenwelt; wir werden uns mehr und mehr be-
wusst, dass jeder Raum erfüllt ist von einer Menge von Elementarwesen;
wenn wir handeln von innen heraus, stoßen wir auf diese Elementarwe-
sen und werden uns dadurch unseres Ätherleibes bewusst.“ 02.01.1914
„Bei der zweiten Nebenübung, der Initiativübung, bei der man zu gewissen,
bestimmten Zeiten den Willen anspannt zu irgendeiner Tätigkeit, da wird man
mit der Zeit fühlen, nach der Übung, wie wenn man in seinem Ätherleib tätig
gewesen wäre; man hat das Gefühl: ich habe mich in meinem Ätherleib er-
fühlt. - Ein Gefühl tiefer Ehrfurcht und Frömmigkeit zieht in die Seele
des Meditanten dann.“ 07. 02.1914
64
Bezeichnungen:
Für diese Übungen wählt Rudolf Steiner verschiedene Bezeichnungen wie u. a.
auch Kontrolle der Handlungen, Herrschaft über die Willensimpulse, Initiative des
Handelns oder Herrschaft der Seele über ihren Willen.
65
4. Sonstige Hinweise
Wir haben im Lehrheft 1 und Seminar 1 darauf hingewiesen, dass wir nur im
Denken voll bewusst sind. Unser Wille „schläft“ gewissermaßen, das heißt er
wirkt vor allem aus dem Unterbewusstsein.
Was wir mit der Übung zur Kontrolle des Denkens aus dem Lehrheft 2 auch er-
reichen ist, dass wir die Willenskraft in das Denken einfließen lassen. Wir befrei-
en damit auch das Denken. Das ist ein wesentlicher Schritt zur Freiheit!.
Bei dieser Übung verbinden wir bewusst Wollen und Denken. Mit der vorliegen-
den Übung wirken wir auf den Willen direkt ein und stärken ihn. Dazu muss aber
vorher der Entschluss dazu gefasst werden und eine Idee der Handlung, ein Mo-
tiv aus dem Denken vorliegen. Beide Übungen greifen also ineinander über. Aber
die Denkübung ist die erste, um die Initiative im Denken zu erreichen und diese
Initiative in den Willen zu bringen.
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Literatur Teil II
(1) Die Belebung des Herzchakra, Lowndes, Florin, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart, 1997
(2) Lichtarbeit, Brennan, Barbara, Goldmann Verlag, München, 1987
(3) Die Chakras, Leadbeater, Charles, Freiburg, 1994
(4) Transfigurationen, Gray, Alex, 2001 Verlag, Frankfurt, 2003
(5) Sacred Mirrors, Gray, Alex, 2001 Verlag, Frankfurt, 1996
(6) Anweisungen für eine esoterische Schulung, Steiner, Rudolf, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, GA 245
(7) Übungen zur Selbsterziehung, Flensburger Hefte Nr. 47,1994, Beitrag von Frank Linde, Wege zur
Selbsterziehung, S 138ff
(8) Die Stufen der höheren Erkenntnis, Steiner, Rudolf, Rudolf Steiner Verlag, Dornach, GA 12
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