Arbeit
Aufträge für den Arbeitstag entgegennehmen
Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau A2
Kursgruppe
Es handelt sich um eine Gruppe von Erwerbslosen,
welche zurzeit in einem Beschäftigungsprogramm mit
Sprachförderung eingeschrieben sind. Die Grösse der
Gruppe schwankt zwischen 15 und 20, weil jeweils
einige TN in kurzen Arbeitspraktika sind. Die mündli-
chen Sprachkompetenzen der einzelnen TN liegen im
Bereich A2, z.T. auch B1, beim Schreiben deutlich dar-
unter, weil die meisten TN nur über eine geringe Schul-
bildung verfügen. Etwa ein Drittel der TN sucht Arbeit
im Bau- oder Gartenbaugewerbe (alles Männer); die
restlichen TN, Männer und Frauen, suchen eine Stelle
in einer Fabrik oder im Gastgewerbe (vorwiegend als
Küchenhilfen).
Neben der Beschäftigung in den Werkstätten (Recy-
cling von Möbeln, Haushaltgegenständen, Textilien)
gibt es jeden Tag ca. 2 Stunden, an denen in der Gruppe
Deutsch gelernt wird. Zusätzlich werden die einzelnen
TN individuell sprachlich gefördert und man hilft ihnen
beim Zusammenstellen von Bewerbungsunterlagen.
Ausgangssituation
U.a. soll die Sprachförderung den Zweck haben, dass
die TN bei den Arbeitspraktika besser zurechtkommen.
Das Szenario «Aufträge für den Arbeitstag entgegen-
nehmen» ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig.
Da die Gruppe sehr heterogen ist, sowohl im Bezug auf
ihre Sprachkenntnisse als auch im Bezug auf die Bran-
che, in der sie Arbeit suchen, werden einige Aspekte
in der Gruppe erarbeitet und andere in Untergruppen
oder individuell.
fide | Deutsch in der Schweiz | © 2012 Bundesamt für Migration
Ablaufbeschreibung der Kursleitung
Am Gruppentreffen vom Montag haben wir wie immer das
Wochenprogramm diskutiert. Das Wochenziel ist, dass die
TN sich gerüstet fühlen für einen Praktikumseinsatz, speziell
für die Situation am ersten Morgen und das Verstehen von
Anweisungen im Arbeitseinsatz. Zusammen haben wir diese
Situationen analysiert (Was braucht es dazu für sprachliche
Mittel?) und haben uns dann die folgenden Inhalte vorge-
nommen:
1) Vorgesetzte und KollegInnen begrüssen
2) «Small talk» mit ArbeitskollegInnen
3) Fachvokabular der Branche ausbauen, um Anweisungen
zu verstehen
4) Mehr Sicherheit bei Zeiten und Daten gewinnen
5) Sagen, dass man etwas verstanden oder nicht verstanden
hat
Vor diesem Hintergrund haben die einzelnen TN dann zusam-
men mit mir oder mit meinem Kollegen Walter ihre indivi-
duellen Lernziele überlegt und auf dem Blatt Lernziele fest-
gehalten. Wir haben bei dieser Gelegenheit auch abgemacht,
welche individuellen Arbeiten die TN in dieser Woche machen
werden und welche Unterstützung sie dabei von uns erhalten.
Am Dienstag wurde in Branchen-Gruppen am Fachwort-
schatz gearbeitet. Die TN haben im Internet Fotos gesucht,
welche die Arbeit in ihren Branchen zeigen, und diese dann
herunter geladen. So konnten wir auch den Umgang mit
dem Computer üben, der auch bei unqualifizierten Arbeits-
stellen immer mehr gefragt ist. 4–5 Fotos wurden auf das
Blatt Arbeitsumgebung kopiert, und die TN haben dann so
viele Dinge wie möglich auf Deutsch angeschrieben. Die TN
haben sich mit Hilfe der Fotos zu zweit abgefragt, bis der
Wortschatz mehr oder weniger da war. Die entstandenen
Blätter wurden in der Arbeitsmappe abgelegt.
Am Nachmittag haben alle TN 10 Post-it’s erhalten; sie
mussten damit ihre aktuelle Arbeitsumgebung im Beschäf-
tigungsprogramm «etikettieren». Wir Leiter boten Hilfestel-
lung beim Schreiben.
1
 Arbeit

Aufträge für den Arbeitstag entgegennehmen

Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau A2

Die zwei Kursstunden vom Mittwoch haben wir dem Begrüs-
sen und dem «Small talk» mit KollegInnen am Arbeitsplatz
gewidmet. Die TN hätten gerne mehr Sicherheit mit dem Ge-
brauch von du/Sie gehabt. Im Allgemeinen ist man ja unter
KollegInnen per du und mit den Vorgesetzten eher per Sie,
aber das gilt auch nicht immer. Wir haben in Rollenspielen
das genaue Hinhören geübt und die TN mussten die du- oder
Sie-Formeln heraushören. Wir haben dann die Karten aus
der Fotosammlung Smalltalk (beim Szenario «Das Kind vom
Hort oder von der Krippe abholen») angeschaut, und in klei-
nen Gruppen haben die TN die drei Top-Themen für die Situa-
tion des Arbeitsbeginns gewählt und diese geübt.
Am Donnerstag stand wieder der Wortschatz im Zentrum: In
ihren Branchen-Gruppen haben die TN das Blatt Arbeitsge-
räte bearbeitet. Sie konnten die Arbeitsgeräte zeichnen oder
im Internet nach Bildern suchen und diese dann ausdrucken
und einkleben. Wir haben darauf geachtet, dass die TN nicht
nur die Bezeichnungen für die Geräte aufgeschrieben haben,
sondern auch die entsprechenden Tätigkeiten, z.B. die Ab-
waschmaschine füllen / entleeren, die Pfannen abspülen, den
Salat waschen und mit der Zentrifuge trocknen, etc. oder mit
dem Rasenmäher den Rasen schneiden, das Laub in die Säcke
füllen, etc. Dazu wurden noch weitere «Chunks» angefügt,
welche beim Klären der Arbeitsaufträge wichtig sind, z. B.
Kannst du …? / Können Sie …? Soll ich …? Auch diese Blätter
wurden in die Arbeitsmappe gelegt.
und allgemein den Eindruck hatten, in der Woche viel ge-
lernt zu haben.
Wir mussten auch feststellen, dass das Ziel 4 (Mehr Sicher-
heit bei Zeiten und Daten gewinnen) «untergegangen» war...
Wir Leiter fanden auch, dass das Fachvokabular durchaus
noch weiter ausgebaut werden könnte, und vielleicht auch
kurze schriftliche Arbeitsaufträge angeschaut werden könn-
ten.
Im Einverständnis mit den TN haben wir beschlossen, auch
die nächste Woche noch diesem Szenario zu widmen. Den
Einstieg würden wir am Montag mit dem «Test» zu Wochen-
tagen und Daten (Blatt Tage, Daten, Zeiten) machen, um zu
sehen, wo die einzelnen TN im Verstehen und Verarbeiten
von Informationen zu Tagen und Daten stehen. Auf dieser
Grundlage würden die TN dann ihr Blatt zu den Lernzielen
ergänzen. Insgesamt sollte in der kommenden Woche das
Schriftliche etwas mehr im Vordergrund stehen.
Als «Finale» möchten wir am kommenden Donnerstag eine
Art Parcours einrichten, bei dem die TN ihre Fähigkeiten
erproben und einschätzen können. Am Freitag würden wir
dann individuell schauen, wie die neu erworbenen Kompe-
tenzen auch im CV richtig und wirkungsvoll dargestellt wer-
den könnten.

Am Freitag haben wir die Branchen-Gruppen gemischt, und

die TN mussten sich gegenseitig erklären, was bei ihrer Ar-
beit zu tun ist. Zwischendurch haben wir zusammen bespro-
chen, wie man ausdrückt, dass man verstanden oder dass
man nicht verstanden hat. Die entsprechenden Ausdrücke
(Ok! Ja, verstanden! Bitte noch einmal... etc.) oder Strategien
(Anweisung wiederholen, mit Gesten zeigen, etc.) wurden
auf dem Blatt Ok? festgehalten und dann bei einer weiteren
«gemischten Runde» eingeübt.

Bei der Schlussrunde am Freitag konnten wir feststellen,

dass die TN mit einem gewissen Stolz ihre Arbeitsmappen
und den darin dokumentierten Fachwortschatz vorwiesen

fide | Deutsch in der Schweiz | © 2012 Bundesamt für Migration 2