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Kinder

Das Kind vom Hort oder von der Krippe abholen

Aus der Praxis 1 – Kurs Niveau A1

Ablaufbeschreibung der Kursleitung


Kursgruppe
Es war 8h30 als wir die Lektion angefangen haben. Ich habe
10 Frauen und Männer in einem Intensivkurs, jeweils alle TN gefragt, wo ihre Kinder jetzt sind und habe auf der
3 1/2 Stunden pro Tag, im mittleren Bereich von A1. Tafel eine Liste gemacht:
Es handelt sich um Asylsuchende, welche nach eini- Aa – Kindergarten – Kinder – Kindergärtnerin
ger Zeit im Aufnahmezentrum nun in Wohnungen Bb – zuhause – Grossmutter
untergebracht wurden. Fast alle TN haben Kinder, Cc – Schule – Kinder – Lehrerin
zwischen 2 und 12 Jahren, die während des Deutsch- etc.
kurses entweder von anderen Familienmitgliedern
betreut werden oder Kindergarten bzw. Primarschule Danach haben wir dazu gefügt – für die Kinder, welche nicht
besuchen. Im Unterricht wird ein Lehrbuch als «roter zuhause betreut werden – von wann bis wann sie an diesem
Faden» eingesetzt, aber die Kursleiterin geht auch oft Ort sind (auch eine Gelegenheit um die Uhrzeiten und von...
auf die für die TN aktuellen Themen und Lebenssitu- bis... zu wiederholen), und ich habe die TN gefragt, wer das
ationen ein. Kind dann abholt und was beim Abholen passiert.

Die Situation, dass man zusammen mit anderen Eltern oder


Grosseltern auf die Kinder wartet, war den meisten TN be-
Ausgangssituation kannt. Ich habe die TN gefragt, worüber man in dieser Situ-
ation redet und 5 Bilderkarten aus der Bilderserie Smalltalk
Die KL hat gemerkt, dass alles, was die Kinder betrifft, vorgelegt, und die TN haben daraus die 2 häufigsten Themen
bei den TN auf grosses Interesse stösst. Die TN haben gewählt – wie erwartet, waren das «Wetter» und «Kinder».
zwar keine Kinder in ausserschulischen Betreuungs- Aber bevor wir das Thema «Kinder» vertieft haben, haben
einrichtungen, aber das Szenario lässt sich auch auf wir nochmals mit einem Schema aus dem Lehrbuch die Wör-
Kindergarten, Schule und Nachbarschaft übertragen. ter zur Verwandtschaft repetiert.
Die KL wird das Szenario also im Sinne von «Das Kind
vom Kindergarten abholen und mit anderen Eltern Anstelle des Blatts Lernziele habe ich zunächst das Blatt Über
oder Nachbarn reden» adaptieren. mein Kind reden verteilt. Ich wollte zuerst das Thema «über
das Kind reden» behandeln, und das dann in einem zweiten
Schritt im gesamten Szenario platzieren.

Die TN haben das Blatt in Kleingruppen besprochen. Es gab


eigentlich keinen Punkt, bei dem alle TN sicher waren, des-
halb haben wir uns vorgenommen, alle Punkte zu üben.

Ich habe den TN die Aufgabe gegeben, ein «Porträt» ihrer Kin-
der zu erstellen, mit allen Angaben, die auf dem Blatt aufge-
führt sind. Zunächst habe ich als Beispiel ein Porträt meines
Sohnes zusammengestellt: Rund um eine grobe Zeichnung
eines Buben habe ich geschrieben: Marc, 11 Jahre, 1 m 38 cm,
etc. Danach haben die TN in 3 Gruppen das gleiche für ihre

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Das Kind vom Hort oder von der Krippe abholen

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Kinder gemacht. Ich habe dabei die Gruppen beobachtet und Als Hausaufgabe habe ich angeregt, dass die TN das Blatt
ab und zu mit Wörtern geholfen. Als Abschluss haben alle TN Über mein Kind reden als Strukturhilfe für einen kurzen
ihre Kinder vorgestellt. schriftlichen Text über ihre Kinder benutzen.

Da bei der Arbeit und den Gesprächen in der Gruppe die Fra- Am nächsten Morgen haben die TN ihre Texte zuerst der
gestellungen ein Problem waren, haben wir diese noch ge- Gruppe vorgelesen – immerhin 7 Personen hatten die Haus-
übt. Zuerst habe ich an der Tafel gezeigt, wie die Satzstellung aufgaben gemacht, eine TN hatte sogar 3 Texte über ihre 3
bei Fragen ist – das war eigentlich nicht neu, bereitet aber Kinder geschrieben! Ich habe mündlich noch ein paar Vor-
immer Schwierigkeiten. Danach haben wir die Kinderport- schläge gemacht, wie man etwas besser ausdrücken könnte
räts für ein Ratespiel benutzt: Es wurden 2 Teams gebildet. oder auf Fehler in der Satzstellung aufmerksam gemacht.
Ein Team hat eines der Kinder ausgewählt, und das andere In kleinen Gruppen sollten die TN die Texte dann nochmals
Team musste mit Fragen herausfinden, um wen es sich han- durchsehen und verbessern. Anschliessend sollten sie die
delt. Die Frage nach dem Alter war dabei «tabu», es wäre Texte ins Reine schreiben und sie dann in ihrer Arbeitsmap-
sonst zu leicht gewesen. Einige TN fanden es «komisch», dass pe ablegen. Diejenigen TN, welche keine Texte geschrieben
man für Kinder das Pronomen es braucht... hatten, sollten während dieser Zeit damit beginnen, sie dann
zuhause fertig stellen und mir am nächsten Tag zur Korrek-
Eine weitere Schwierigkeit waren die Possessiva, vor allem tur abgeben.
die Unterscheidung sein/ihr. Ich habe die Bedeutung der
Possessiva zunächst mit einer Zeichnung auf der Tafel aufge- Danach sind wir «richtig» in das Szenario eingestiegen. Ich
zeigt, und dann wurde in Kleingruppen im Gespräch geübt, habe erzählt, wie ich früher meinen Sohn am Nachmittag
z. B. Wie viel wiegt dein, ihr, sein, euer... Kind? vom Kindergarten abholte, und dabei versucht, mit Skizzen
und Gesten die Situation zu beschreiben. Dann habe ich das
Ich mache in meinem Unterricht gerne spielerische Aktivi- Blatt Lernziele verteilt. Zuerst musste ich klären, was ein Hort
täten, und manchmal wird auch «gebastelt». Für die letzte oder eine Krippe ist (und festgestellt, dass die Situation im
knappe Stunde des Tages hatte ich mir ausgedacht, dass Kindergarten ähnlich ist), und dann haben wir versucht, die
wir das Reden über die Kinder auf dem Spielplatz «simulie- Schritte zu konkretisieren. Weil ich gemerkt hatte, dass die TN
ren». Auf 2 Plakaten (zum Arbeiten in 2 Gruppen) hatte ich mit dem Gebrauch von du/Sie noch unsicher sind, habe ich
einen Spielplatz gezeichnet, mit Rutschbahn, Klettergerüst, das als Ziel vorgeschlagen. Zum Punkt «mit anderen Eltern/
Sandkasten, Bänken etc. Aus A4-Blättern wurden kegelför- Kindern etwas planen» haben wir die konkreten Situationen
mige Hütchen gerollt und mit einem Klebestreifen fixiert; «Kindergeburtstag» und «nach dem Kindergarten mit einem
für jedes Kind der TN ein Hütchen, das dann mit dem Na- anderen Kind zuhause spielen» festgehalten, weil das Situa-
men angeschrieben wurde. Die Plakate mit dem «Spielplatz» tionen waren, mit denen sich TN schon konfrontiert sahen.
wurden auf zwei Tischen ausgelegt, die TN setzten sich um
die Tische auf die «Bänke» und platzierten ihre «Kinder» auf Um die verschiedenen Begrüssungsformeln festzuhalten,
dem Spielplatz. habe ich vorgeschlagen, dass die TN versuchen, die Situati-
onen beim Abholen ihres Kindes zu zeichnen. Ich habe ein
Sie sollten sich jetzt vorstellen, dass sie die anderen Eltern Beispiel gemacht, mit einem Haus im Hintergrund und ver-
nicht kennen und mit ihnen (per «Sie») über die Kinder reden, schiedenen kleinen und grossen Strichmännchen, die ich mit
z. B. Ist das Ihr Kind auf der Rutschbahn? Wie alt ist es? Geht es Namen angeschrieben habe. Dann habe ich erklärt, wer die
in den Kindergarten? Es gab sehr angeregte Gespräche, und einzelnen Personen sind, ob wir per Sie oder per du sind und
die TN haben wirklich versucht, alle neuen Ausdrucksmittel wie ich sie jeweils begrüsse. Beim Erstellen der Blätter habe
anzuwenden. ich individuell geholfen; die «Produkte» wurden dann in der

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Das Kind vom Hort oder von der Krippe abholen

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Runde vorgestellt. Dabei konnten wir viele Fragen zum Ge-


brauch von du/Sie klären, und noch weitere Fragen über die
unterschiedlichen Institutionen austauschen, z. B. was der
Unterschied zwischen einem Kinderhort und einem Kinder-
garten ist, was gratis ist und was privat bezahlt werden muss
etc. Die Blätter wurden dann in der Arbeitsmappe abgelegt.

Das nächste Thema war der Kindergeburtstag. Ich habe er-


zählt, wie man in der Schweiz den Geburtstag von Kindern
feiert und wie das mit meinem Sohn war. Dabei habe ich
auch die TN gefragt, wie das in ihren Ländern ist.

Wir haben die Angaben zusammengestellt, die es braucht


für die Einladung und das Einladen geübt. Wichtige Fragen
und Antworten haben die TN dann auf dem Blatt Einladung
festgehalten. Wir haben auch besprochen, was man für das
Geburtstagskind mitbringen kann, was die Kinder am Fest
machen könnten etc. Mit diesen Gesprächen ist fast der gan-
ze Vormittag vergangen. Ich habe während des Gesprächs
manche Wörter und Wendungen an die Tafel geschrieben
(Vielen Dank für die Einladung! – Viel Glück zum Geburtstag!
– ein Geschenk mitbringen – Finken mitbringen – Torte essen,
etc.), und zum Abschluss haben die TN daraus eine Auswahl
für ihre persönliche Wörtersammlung abgeschrieben.

Am dritten Tag haben wir nochmals das Einladen und Verab-


redungen treffen intensiv geübt und dabei die Wochentage,
und die Tages- und Uhrzeiten genauer angeschaut. Ich hatte
einfache Rollenkarten vorbereitet, und die TN haben die Ver-
abredungen in Kleingruppen geübt und dann vorgetragen.

Als Abschluss haben wir das ganze Szenario nochmals durch-


gespielt und dann diese Lernsequenz mit dem Blatt Lerner-
gebnisse abgeschlossen. Einige der hier erworbenen Sprach-
mittel werden bald im Szenario «Zum Kinderarzt gehen»
wieder aufgenommen werden. Zuvor wollten die TN aber
noch mehr über die Schule in der Schweiz erfahren.

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