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Kinder

Das Kind vom Unterricht abmelden

Aus der Praxis 1 – Kurs Niveau A1

Ablaufbeschreibung der Kursleitung


Kursgruppe
Zum Anfang des Kursabends haben wir nochmals auf das
A1-Klasse, nach rund 120 Kursstunden im oberen Be- vorangehende Szenario «Zum Kinderarzt gehen» Rückschau
reich des A1-Spektrums, mit 8 Frauen und 4 Männern gehalten und die Lernresultate festgehalten. Nach der Pause
verschiedener Nationalitäten im Alter zwischen 19 sind wir dann ins Szenario «Das Kind vom Unterricht abmel-
und ca. 45 Jahren. Einige TN sind schon seit 3-4 Jah- den» eingestiegen. Ich wollte zunächst von den TN wissen, ob
ren in der Schweiz, andere sind erst vor kurzem in die sie diese Situation schon einmal erlebt haben, und auf wel-
Schweiz gekommen. Etwa die Hälfte der TN arbeitet, che Art sie diese bewältigt haben. Genannt wurden: Telefo-
die anderen sind in der Familie beschäftigt oder auf nat an die Lehrerin, Telefonat an die Schule, Mitteilung an das
Arbeitssuche. Die Klasse trifft sich zwei Mal pro Wo- Nachbarkind, grosser Bruder gibt der Lehrerin einen Zettel ab.
che für zwei Unterrichtsstunden am Abend. Es wird Die TN fanden sowohl das Schreiben als auch das Telefonie-
ein Kursbuch verwendet, aber es steht eher im Hin- ren schwierig und fühlten sich in dieser Situation unsicher –
tergrund, da die Kursgruppe gern themenbezogen sprachlich und auch was das «richtige» Verhalten betraf.
arbeitet.
Mit Hilfe des Blatts Lernziele und den von mir noch etwas
vereinfachten Ich-kann-Beschreibungen haben die TN dann
in Kleingruppen ihre Ziele formuliert.
Ausgangssituation
Ich hatte von der Internetseite unserer Schulgemeinde die
6 der Frauen haben Kinder im Schul- oder Vorschulal- Merkblätter heruntergeladen, welche die Absenzen regeln.
ter, und Themen rund um Gesundheit und Erziehung Zuerst haben wir den Text gemeinsam überflogen und dabei
der Kinder sind ihnen wichtig. Auch die Mehrheit der geklärt, was der Unterschied zwischen einer Absenz und ei-
Männer hat Kinder, sie hätten jedoch lieber etwas an- ner Dispensation ist. Dann haben die TN sich in Kleingruppen
deres behandelt. Die Frauen fanden aber, dass in einer näher mit den Abschnitten zur Absenzmeldung befasst, mit
Familie beide Eltern Bescheid wissen müssten und Hilfe von Wörterbüchern und zum Teil auch mit meiner Hil-
haben sich schliesslich durchgesetzt. In der vorange- fe. Als alle Gruppen den Text durchgearbeitet hatten, habe
gangenen Woche war der Besuch beim Kinderarzt be- ich die Gruppenzusammensetzung wechseln lassen, und die
handelt worden, und in diesem Zusammenhang kam TN haben ihre Textinterpretationen verglichen. Ich habe ein
man auf die Absenzmeldung in der Schule. paar Leitfragen in die Gruppen gegeben, z. B.
– Wem muss ich mitteilen, dass mein Kind nicht in die Schule
gehen kann?
– Bis wann muss ich die Meldung machen?
– Wie muss ich die Absenzen melden (Telefon, SMS, Notizzet-
tel...)?
– Muss man ein Arztzeugnis einreichen?
– Etc.

Die TN hatten schon im Zusammenhang mit Krankheiten


und dem Kinderarzt angefangen persönliche Glossare zu-
sammenzustellen, und das habe ich nun auch im Zusam-

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menhang mit dem Thema Schule vorgeschlagen. Die TN Ausdrücke für ihr Glossar ausgewählt), und so haben wir
fanden dies eine nützliche Sache, und so habe ich das Blatt das in der folgenden Woche wieder aufgenommen, mit den
Rund um die Schule: Glossar verteilt und die TN haben sich Blättern Eine Absenzmeldung schreiben und Ein SMS schrei-
aus dem bearbeiteten und diskutierten Text ein paar Wörter ben. Eigentlich war es gar nicht schlecht, die Dinge noch-
kopiert. Die Erklärungen bestehen auf dieser Stufe meist aus mals zu repetieren.
einer ungefähren Übersetzung in die Muttersprache, aber
das finde ich ok. Wichtig ist einfach, dass sie die Wörter the- Zum Abschluss haben wir die Lernziele überprüft und die Ler-
matisch ordnen und dann das Blatt in ihrem Arbeitsdossier nergebnisse auf dem dafür vorgesehenen Blatt zusammen-
ablegen und immer wieder ergänzen können. gefasst. Das Lernergebnisblatt und die weiteren relevanten
Unterlagen (Glossar, Modelle für Absenzmeldungen) wurden
Für den nächsten Kursabend habe ich eine Art Werkstatt mit 4 ins Arbeitsdossier eingeordnet.
Arbeitstischen eingerichtet, je eine Aufgabe pro Arbeitstisch:
– Tisch 1: Die Lehrerin anrufen und ihr mitteilen, dass das Früher hätte ich nie fast drei Kursabende für ein so «kleines»
Kind nicht zur Schule kommen kann. Szenario eingesetzt, aber ich habe gemerkt, dass bei der Ar-
– Tisch 2: Der Lehrerin eine Mitteilung auf den Telefonbe- beit an einem Szenario auch die Sprachkompetenz allgemein
antworter des Klassen-Handys sprechen. (Alle TN nehmen entwickelt wird. Ich lege Wert darauf, dass wir immer wieder
eine Mitteilung mit einem alten Kassettenrecorder auf.) überlegen, wo das Gelernte sonst noch angewendet werden
– Tisch 3: Der Lehrerin eine SMS aufs Klassen-Handy schi- könnte. Bei den Absenzmeldungen habe ich z. B. darauf hin-
cken. gewiesen, dass man das gleiche «Schema» brauchen kann,
– Tisch 4: Eine kurze Nachricht schreiben, die ein Nachbar- wenn man selber krank ist und sich von der Arbeit entschul-
kind der Lehrerin mitbringen kann. digen muss.

Die TN haben während der ersten ca. 30 Minuten in Klein- Als Nächstes auf dem Programm ist nun das Schulsystem,
gruppen die Aufgaben vorbereitet, je eine mündliche und inkl. Kindergarten. Die weiteren Themen, welche die Klasse
eine schriftliche Aufgabe. Ich hatte an den Arbeitstischen ein sich vorgenommen hat, betreffen Schulanlässe, wie Schulrei-
paar Hilfen vorgegeben, z. B. den Tipp, zuerst aufzuschreiben, sen und Sporttage, sowie den Kontakt mit den Lehrern und
welche Angaben die Mitteilung enthalten muss, und die An- Lehrerinnen bei Elternabenden und Elterngesprächen. Die
gabe dann in eine logische Folge zu bringen. TN wissen, dass das sprachlich anspruchsvolle Situationen
sind, aber sie möchten sich wenigstens orientieren können.
Vor der Pause konnten wir die Aufgabe 1 zusammen bespre-
chen: es wurde ein Telefongespräch simuliert, mit mir als
Lehrerin. Nach der Pause haben wir dann für Aufgabe 2 die
Aufnahmen abgehört und besprochen und dann die Texte
der Aufgaben 3 und 4 durchgeschaut. Immer haben wir auch
besprochen, was noch verbessert werden könnte.

Ich hatte geplant, dass die TN sich zum Schluss der Stunde
ein paar Beispiele für Absenzmeldungen notieren und als
Textmodelle für künftige Situationen im Arbeitsportfolio
ablegen. Dafür blieb aber keine Zeit mehr (in den verblei-
benden Minuten haben die TN stattdessen noch ein paar

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