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Gedichtsanalyse Aufbau

Gedichtanalyse vorbereiten
Gedichte gehören zu den schwierigsten Textsorten. Aber mit etwas Übung und
unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung ist die Gedichtanalyse gut zu meistern:

1. Durch mehrmaliges Lesen des Gedichts stellst du sicher, dass du den Inhalt


auch wirklich verstanden hast. Viele Details fallen dir sicher erst beim zweiten
oder dritten Lesen auf. Markiere dir am Rand Fragen und Unklarheiten, die du
in deiner Analyse klären willst. 
2. Wenn du dir einen groben Überblick über den Inhalt verschafft hast, geht es
an die Feinanalyse. Dabei fasst du das Gedicht Strophe für Strophe zusammen.
Anschließend überlegst du dir, was der Autor mit dem Gedicht aussagen
möchte (Deutungshypothese).

3. Im nächsten Schritt nimmst du dir die sprachliche Form des Gedichts vor.


Dazu gehören die formalen Merkmale wie die Gedichtform, das Metrum und
das Reimschema, aber auch die Stilmittel .
4. Zum Schluss deiner Vorbereitung beschäftigst du dich mit der literarischen
Einordnung des Gedichts. Das bedeutet, dass du dir überlegst, welcher
literarischen Epoche du das Gedicht zuordnen kannst. Versuche außerdem
einen Bezug zur Biografie des Autors herzustellen: Hatte der Autor
beispielsweise ein ähnliches Erlebnis wie das lyrische Ich?

Gedichtanalyse – Einleitung
Mit Hilfe deiner Notizen schreibst du dann die Einleitung deiner Gedichtanalyse.
Darin informierst du den Leser über die wichtigsten Fakten des Gedichts.
Unbedingt enthalten sein müssen Informationen zu:

 Titel des Gedichts


 Name des Autors
 Erscheinungsjahr und Erscheinungsform, z. B. Gedichtsammlung

 Gedichtart, z. B. Ballade , Hymne, Sonett


 Thema des Gedichts
 literarische Einordnung, z. B. Weimarer Klassik
 Deutungshypothese

Unter der Deutungshypothese verstehst du den Leitgedanken, auf den du dich bei


deiner Interpretation konzentrierst. Du formulierst darin, mit welcher Absicht der
Autor das Gedicht verfasst hat, also was er mit dem Gedicht aussagen will.

Gedichtanalyse Einleitung: Das  Liebesgedicht  „Willkommen und Abschied  ”,


das  1789  in der zweiten Fassung erschien, ist  Teil der Sammlung „Sesenheimer
Lieder“  und gehört zu  Goethes  bekanntesten Gedichten. Inhaltlich und sprachlich kann
es klar der  literarischen Epoche des Sturm und Drang  zugeordnet werden.  Das Gedicht
behandelt die Liebe eines lyrischen Ich, das sich unter großen Schmerzen am Ende von
seiner Geliebten trennt.  Im Folgenden soll untersucht werden, inwiefern Goethe seine
eigene unglückliche Liebe zur Pfarrerstochter Friederike Brion im Gedicht verarbeitet. 

Gedichtanalyse schreiben – Inhalt


Um deinem Leser einen Überblick über das Gedicht zu verschaffen, gehst du nun
genauer auf den Inhalt ein. Während du in der Einleitung nur kurz das Thema nennst,
wirst du jetzt deutlicher ausführlicher.

Dabei fasst du die Sinnabschnitte des Gedichts in wenigen Sätzen zusammen. Häufig


entspricht eine Strophe auch einem einzelnen Sinnabschnitt. Einen Wechsel der
Sinnabschnitte erkennst du zum Beispiel daran, dass

 ein anderer Sprecher auftritt,
 eine neue Situation beschrieben wird,
 ein Stimmungswechsel stattfindet oder
 ein Wechsel in den Zeitformen erkennbar ist.

Außerdem klärst du, ob im Gedicht ein lyrisches Ich auftritt. Darunter verstehst du


den Sprecher des Gedichts, der von sich selbst in der Ich-Form spricht. Versuche auch
zu beantworten, wer sich hinter dem lyrischen Ich verbirgt.

Wichtig: Verwechsle das lyrische Ich nicht mit dem Autor des Gedichts!


Gedichtanalyse schreiben – Form
Wenn du die Form eines Gedichts untersuchst, sind diese vier Aspekte interessant:

1. Verse, Strophen: Wie viele Verse hat das Gedicht? Sind Strophen erkennbar,
wenn ja, wie viele? Wiederholen sich einzelne Strophen (Refrains)?
2. Reimschema : Verwendet der Dichter ein Reimschema? Wenn ja,
welches? Paarreim , Kreuzreim , Schweifreim oder umarmender Reim ?
3. Versmaß / Metrum : Welche Silben werden im Vers betont? Gängige
Versmaße/Metren sind: Jambus , Trochäus , Anapäst , Daktylus .
4. Kadenzen : Ist die Endsilbe im Vers jeweils betont (männliche Kadenz) oder
unbetont (weibliche Kadenz)?

Gedichtanalyse schreiben – Sprache


Im Kern deiner Analyse arbeitest du die sprachlichen Auffälligkeiten deines
Gedichtes heraus. Dabei kannst du dich an folgenden Fragen orientieren:

 Welche Wortarten kommen besonders häufig vor? Adjektive oder Verben?


 Welchen Satzbau nutzt der Dichter? Aneinandergereihte Hauptsätze
(Parataxen ) oder lange Sätze, die aus Haupt- und Nebensätzen bestehen
(Hypotaxen )? Gehen die Sätze über mehrere Verse oder Strophen hinaus
(Enjambement )?
 Welche Stilmittel kannst du im Gedicht erkennen?

Oft schließt sich an deine Analyse auch eine Interpretation an. Achte dabei vor


allem auf deine Aufgabenstellung (z. B. Analysiere  und  interpretiere  das Gedicht …). In
diesem Fall überlegst du dir anschließend die Wirkung der sprachlichen Mittel auf
den Leser. Welche Stimmung wird durch die Sprache erzeugt?

Gedichtanalyse – Schluss
Um deine Gedichtanalyse abzuschließen, fasst du noch einmal knapp
die Ergebnisse deines Hauptteils zusammen. Dabei beantwortest du vor allem, ob
sich deineDeutungshypothese vom Beginn bestätigt hat. Falls das nicht der Fall ist,
korrigierst du an dieser Stelle deine These.
Gedichtanalyse – Schluss: Wie aus meinen Untersuchungen hervorgeht, ist
„Willkommen und Abschied“ ein typisches Gedicht des Sturm und Drang. Die
romantisierte Liebesbeziehung und die Darstellung von Verliebtheit und tiefem
Schmerz zeigen sich  in der kraftvollen Sprache.  An ähnlichem Liebeskummer litt auch
der 21-jährige Johann Wolfgang Goethe wegen der Trennung von seiner Geliebten
Friederike Brion. Somit spiegelt das lyrische Ich des vorliegenden Gedichts die Gefühle
des Autors zu dieser Zeit wieder.

Tipps und Tricks


Mit unseren Tipps wird deine Gedichtanalyse noch besser:

 Achte genau auf deine Aufgabenstellung! Oft verrät sie dir, welche


Schwerpunkte du in deiner Analyse setzen musst.
 Nimm dir ausreichend Zeit zur Vorbereitung deiner Gedichtanalyse! Mit
verschiedenen Farben, Randnotizen und einer Gliederung behältst du auch
beim Schreiben den Überblick!
 Belege deine Beobachtungen mit Zitaten am Text! Das heißt, du gibst in
deiner Analyse den Vers an, auf den du dich beziehst, z. B.:
In den Versen 3 und 4 verwendet Goethe  Personifikationen  , indem er der
Erde und der Nacht menschliche Eigenschaften zuschreibt.

 Sprich im Zusammenhang von Gedichten nie von Zeilen, sondern immer


von Versen!

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