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Aus der Praxis 1 – Kurs Niveau A2

Ablaufbeschreibung der Kursleitung


Kursgruppe
Als Einstieg ins Thema habe ich zuerst mit den TN über ihre
Die Lerngruppe besteht aus 10 Personen, alles Män- Arbeitserfahrungen in der Schweiz gesprochen. Die meisten
ner zwischen 20 und 40 Jahren, die aus sechs ver- hatten über Bekannte oder Verwandte eine Arbeit gefun-
schiedenen Ländern kommen und seit 1-3 Jahren in den, meist nur Hilfsarbeiten für eine kürzere Zeit: bei Um-
der Schweiz sind. Die meisten TN haben in ihrem Her- zügen helfen, als Fensterputzer arbeiten, bei der Ernte in der
kunftsland die obligatorischen Schuljahre besucht. Sie Landwirtschaft helfen, mit einer Kollegin Büros putzen, als
kennen das lateinische Alphabet, aber beim Schreiben jemand krank war, usw. Ich habe dann gefragt, ob sie priva-
haben manche Mühe. Was die mündlichen Kompe- te Vermittlungsstellen (Adecco, Manpower) kennen oder wo
tenzen betrifft, befinden sich die TN im Bereich A2. man sonst noch Stellenangebote findet (auch im Internet,
Die TN suchen alle einen Job. Einige haben schon in z.B. über JobScout24), und ich habe alle Angaben in Stichwör-
Hilfsjobs gearbeitet, aber in der Regel ohne dauerhaf- tern auf der Tafel festgehalten.
te Anstellung.
Niemand hatte bisher über eine Stellenvermittlungsagentur
oder Inserate in der Zeitung oder im Internet eine Stelle ge-
funden. Einige meinten, die Sprache in den Stelleninseraten
Ausgangssituation sei zu schwierig. Andere sagten, dass man sich meistens per
Telefon oder per Email auf die Stelle melden müsse, und das
Der Kurs dauert insgesamt 120 Stunden (6 Wochen, wäre bisher zu schwierig gewesen, und als Ausländer hätte
4 Std. pro Tag), und die TN haben etwa die Hälfte des man sowieso wenige Chancen.
Kurses hinter sich. Für dieses Szenario hat die KL eine
Woche (20 Stunden) eingeplant. Alle TN haben erste Nach dieser Einstiegsphase haben die TN zu zweit das Blatt
Erfahrungen mit PC und Internet, sind aber unsicher, Lernziele besprochen und sich gegenseitig bei der Formulie-
wenn sie sich z.B. online anmelden oder ein Formular rung ihrer Lernziele geholfen. Mehr Sicherheit beim Telefo-
online ausfüllen müssen. Deshalb möchte die KL auch nieren, wissen wo man Stellen findet und wie Bewerbungen
Arbeitsschritte am Computer einbauen. Alle TN haben generell ablaufen, sowie ein gutes Bewerbungsdossier zu-
sich zu Beginn des Kurses eine eigene Email-Adresse sammenstellen waren die wichtigsten Lernziele.
eingerichtet.
Wir haben dann als Erstes geschaut, welche Stellenvermitt-
Die TN sind generell daran interessiert, wie sie eine lungsagenturen es bei uns in der Stadt gibt. Ich habe die TN
Arbeitsstelle finden können. Die Situation mit der Be- selbst im Internet suchen lassen. Sie fanden in unserer Stadt
werbung bei einer Stellenagentur wird deshalb auch mehrere Agenturen (z.B. Temporärbüro 4insiders, Adecco).
auf andere Bewerbungssituationen ausgeweitet, z.B.
die Reaktion auf ein Stelleninserat. Bei der Auswahl Wir hatten schon mehrmals geübt, wie man sich telefonisch
des Szenarios haben die Teilnehmenden die gene- meldet, um einen Termin zu vereinbaren. Ob es sich nun um
relle Zielsetzung geäussert, dass sie gerne ein gutes einen Arzttermin oder einen Termin für eine Wohnungsbe-
Bewerbungsdossier hätten und wüssten, wie man die sichtigung handelt, der Ablauf ist fast immer gleich. In der
Stellensuche angeht. Situation mit der Stellenagentur habe ich die TN darauf
hingewiesen, dass es wichtig ist, zu wissen, welche Unter-
lagen man mitbringen sollte. Mit einem TN habe ich dieses

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Gespräch simuliert. Er sollte auch aufschreiben, welche In- Das gab mir die Idee in einer der nächsten Sitzungen die
formationen er von mir in der Simulation erhalten hat und Sprachenbiografie und den Sprachenpass zu thematisieren.
das am Ende des Gesprächs zur Überprüfung wiederholen. Zuerst beschloss ich jedoch, das jetzige Szenario weiterzu-
Diesen Vorgang habe ich dann mit zwei anderen TN noch- führen.
mals geübt.
Zu zweit sollten die TN ihre Lebensläufe genauer durchsehen
Mit einem «Brainstorming» haben wir in der Gruppe er- und Verbesserungen anbringen. Für die Durchsicht hatte ich
mittelt, welche Elemente in den Lebenslauf aufgenom- ihnen das Dokument Lebenslauf: Checkliste aus den fide-
men werden sollten, und danach haben wir auch darüber Materialien kopiert. Für Fragen und Zweifel stand ich zur
geredet, wie diese normalerweise angeordnet werden. Verfügung. Als die TN mit der Durchsicht ihrer Lebensläufe
Ich habe ein leeres Lebenslauf-Formular von der Web- fertig waren, konnten sie mich zur sprachlichen Kontrolle
seite einer Stellenvermittlungsagentur heruntergeladen beiziehen. Bei dieser Gelegenheit habe ich individuell noch-
und verteilt. Die TN haben es auch in elektronischer Form mals am PC gezeigt, wie man die Orthographie-Kontrolle
an ihre private Email-Adresse geschickt bekommen. Ich durchführt, und noch ein paar andere «Tricks» am Computer,
habe darauf hingewiesen, dass es auf den Stellenagentur- wie z.B. das Setzen von Tabulatoren.
Webseiten noch andere Beispiele gibt, von denen sie sich
inspirieren lassen können. Zuerst hatte ich überlegt, ob Diejenigen TN, welche mit ihrem CV soweit waren, dass sie es
ich ihnen den Link zum Europass-Modell zuschicke, das zuhause überarbeiten konnten, wechselten zu einem ande-
in vielen verschiedenen Sprachen vorliegt. Dann habe ich ren Arbeitstisch, auf dem ich einige Inserate aus der Zeitung
aber darauf verzichtet, weil ich es zu komplex fand. Es ist ausgebreitet hatte (Bau-Hilfsarbeiter, LKW-Fahrer auf einem
ja auch eher auf höhere Qualifikationen ausgerichtet, als Betonmixer, Logistikassistent, Mitarbeiter Baureinigung
die TN sie haben. etc.). Sie sollten sich eins heraussuchen, das sie interessie-
ren könnte, und sich zu zweit vorstellen, welche Fragen die
Während der letzten Lektion des Vormittags haben die TN Personalassistenten der Firmen oder die Mitarbeitenden der
die Formulare zusammen angeschaut, besprochen, was wo Stellenvermittlungsagentur dazu stellen könnten. Sie sollten
eingetragen werden sollte, und sie von Hand ausgefüllt. Ich auch angeben, wie sie ihr Interesse äussern und begründen
habe ihnen dann die Aufgabe erteilt, die Lebenslauf-Vorla- könnten. Neben den bereits herausgesuchten Inseraten, hat-
gen zuhause auf dem Computer für sich zu ergänzen, aus- ten die TN auch einen PC zur Verfügung, an dem sie auf die
zudrucken und am nächsten Tag wieder mitzubringen. Wer Suche nach weiteren Job-Offerten gehen konnten.
zuhause keinen Computer zur Verfügung hat, kann am Nach-
mittag eine der drei an der Schule zur Verfügung stehenden Ich habe dann mit allen TN ein Rollenspiel durchgeführt, bei
PC-Stationen benutzen. der ich die Rolle des Mitarbeiters der Stellenagentur hatte.
Die TN mussten mir ihr CV vorlegen, und ich habe noch einige
Am nächsten Tag haben die TN zuerst ihre Lebensläufe in Fragen dazu gestellt. Dann haben wir uns über ihre Arbeits-
Kleingruppen angeschaut und verglichen, wobei übrigens wünsche unterhalten. Die anderen TN haben die Gespräche
noch interessante Informationen über die TN ans Licht ka- mit viel Interesse beobachtet und danach kommentiert.
men. Bei der Erwähnung der Sprachen ergab sich eine rege
Diskussion, da ein TN aus der Türkei Kurdisch als Sprache auf- Für den nächsten Tag sollten die TN noch letzte Korrekturen
geführt hatte, ein anderer (auch ein Kurde) aber der Meinung an ihrem CV anbringen und einen sauberen Ausdruck mit-
war, dass das nichts nützt, da doch hier keiner diese Sprache bringen. Ebenso sollten sie alle Schul- und Arbeitszeugnisse
brauchen kann. und weitere wichtige Unterlagen mitbringen.

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Wir haben dann als Erstes nochmals alle Lebensläufe ausge-


breitet und kritisch betrachtet. Bei einigen TN gab es immer
noch ein paar Punkte zu korrigieren oder die Darstellung zu
verbessern. Mir hat aber gefallen, dass die Lebensläufe nicht
alle gleich aussahen – einige TN hatten sich andere Modelle
gesucht oder eine andere Schrift genommen oder die Dar-
stellung etwas verändert. Wir haben auch besprochen, wel-
che Unterlagen dem CV beigefügt werden sollten. Die TN
konnten die entsprechenden Dokumente gleich in der Schule
kopieren, und so hat sich jeder TN sein persönliches Bewer-
bungsdossier zusammengestellt, resp. aktualisiert – jeweils
ein «Original»-Exemplar und ein Dossier zum Abgeben bei
einer Bewerbung oder beim Vorsprechen bei einer Stellen-
vermittlungsagentur.

Zusammenfassend haben wir die verschiedenen Möglich-


keiten, einen Job zu finden (Stellenvermittlungsagentur, Be-
kannte, Inserate etc.), auf der Tafel aufgeführt und die Vor-
und Nachteile der einzelnen Vorgehensweisen notiert. Dabei
haben wir auch angeschaut, wie das spezielle Anstellungs-
verhältnis über eine Agentur geregelt ist.

Zum Schluss habe ich die TN gebeten, das Lernzielblatt noch-


mals vorzunehmen und dann auf dem Blatt Lernergebnisse
die erreichten Ziele und weitere Resultate der letzten Tage
einzutragen. Diese ruhigere Phase gab mir auch die Gelegen-
heit, mit jedem TN nochmals sein Bewerbungsdossier durch-
zusehen und noch ein paar Tipps zu geben.

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