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Ueber Ethnologische Sammlungen

Author(s): A. Bastian
Source: Zeitschrift für Ethnologie , 1885, 17. Bd. (1885), pp. 38-42
Published by: Dietrich Reimer Verlag GmbH

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/23028239

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Ueber Ethnologische Sammlungen.

Im mächtigen Anschwellen der unsere Gegenwart durchrauschenden Zeit


Strömung, unter deren Förderung auf allen Feldern die naturwissenschaftlichen
Studien zu erspriesslichem Gedeihen emporschiessen, wird ein Rückblick auf die
letzten zehn Jahre, unter den überraschenden Schauspielen ringsum, nirgends frap
panter getroffen sein, als in der radikalen Umgestaltung der Ethnologie. Ein Spielball
bisher zwischen Erdkunde und Geschichte, von der Philosophie verschmäht und
auch in der Unterhaltungslectüre bemäkelt, wenn die Wilden allzu sorglos ihr
Naturgewand bewahrten, hat sie mit diesen jetzt den Naturwissenschaften sich
zugefügt, zunächst im Anschluss an Anthropologie und Psycho-Physik für inductive
Durchbildung einer naturwissenschaftlichen Psychologie, — um voranzuschreiten
auf jener Bahn, welche in kommenden Tagen die Begründung einer Wissenschaft
vom Menschen vorzubereiten verspricht. Die Erfüllung solcher Hoffnung bleibt
jedoch von der Vorfrage abhängig, ob das ethnische Material in genügender Menge
noch zu beschaffen sein wird, um nach den Erfordernissen comparativ-genetischer
Methode in die Hand genommen zu werden. Solche Materialbeschaffung steht
deshalb als Hauptaufgabe voran und macht sich um so drängender fühlbar bei
unaufhaltsam stetiger Schmälerung der nur kurz noch bemessenen Arbeitszeit,
wie oft bereits wiederholt worden ist (s. Vrgsch. d. Ethnlg. S. 91, S. 120, Vlkgdk.
S. 180).
Desto erfreulicher sind deshalb die Helfer zu begrüssen, welche in diesem
Augenblicke der Gefahr und Noth hinzuzutreten beginnen, vornehmlich aus den
nächst verwandten Wissenszweigen, der Geographie mit allen ihren Schwestern,
und auch auf der letzten Versammlung in München ist der Ethnologie in dankens
wertester Weise gedacht. Im Anschluss an einen Vortrag Dr. Pechuel-Loesche's
wurde von ihm und Prof. Kirchhof (in Halle) eine Resolution eingebracht, worin die
Mehrung der Mitarbeiterzahl empfohlen wird, besonders aus dem Kreise der au
Aussenstationen thätigen Missionare.
Weil durch ihren Beruf1) schon auf das Studium des Volkscharacters hin
gewiesen, hätten sie auch in diesem Sinne als die eigentlich Berufenen zu gelten;
denn mit Fug und Recht wird in der Ansprache das bei dem Anthropologen
Congress 1880 Gesagte (s. Hlg. Sg. d. Pin., S. X) wiederholt, dass sich in flüchtiger
Beobachtung, bei vorübergehendem Aufenthalte eines Reisenden, tieferer Einblick
schwer erschliesst, dass es vielmehr jener ethnologisch geschulten Reisenden bedürfen
wird, wie damals verlangt war (s. Hlg. Sg. d. Pin., S. VIII).
Nur wer es verstanden hat, sich in den Gedankengang eines Naturvolkes
genügend hineinzuversetzen, um dessen Ideenassociationen unwillkürlich zu folgen,
wird dadurch befähigt, und in den Stand gesetzt sein, ein unverfälschtes Abbild
in der Studirstube des europäischen Gelehrten niederzulegen, — brauchbar und
echt, um für wissenschaftliche Prüfung verwerthet zu werden. Solche Fähigkeit, den

1) In Ms contact with the people, the missionary necessarily has his attention turned
to the Ethnological features of the tribe (s. Cust). Einige unter den werthvolleren Samm
lungen des Museum sind Missionären zu danken, wie bei der Anfertigung des Cataloges
ersehen werden wird.

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Gedankengang des Naturmenschen nachzudenken, stellt, sich also als „conditio sine
qua non", wie oftmals betont worden ist, z. B. im Jahre 1868*) (und bei Gelegenheit
späterer Wiederholungen).
In Rücksicht hierauf bliebe es für die Instruction, oder etwaige Anerziehung
eines Ethnologen, in Erwägung gestellt, wie weit es gewagt werden dürfte, durch
die Kunst nachzuhelfen, wo die Naturanlage etwa versagt sein sollte? Schon die
Geographie hat aus bitteren Erfahrungen lernen müssen, dass sich diejenigen ihrer
Heroen, welche als bahnbrechende Pioniere im Glänze der Entdeckungen voran
stehen, nicht nach Belieben, auf Befehl oder Bestellung, zurecht schnitzen lassen.
Der echte Reisende muss geboren sein, wie der Dichter, und fast mehr
noch dürfte dies von dem Ethnologen gelten, denn „die Volkssage will mit keuscher
Hand gebrochen sein" (Jacob Grimm), wie die des eigenen Volkes, so die in den
ethnischen Gärten jedes anderen erblühende. „Wer sie hart angreift, dem wird sie
die Blätter krümmen und ihren eigensten Duft vorenthalten", nur wer „in die Un
schuld der ganzen Volkspoesie eingeweiht", wird die Wunderblume plücken als
Sonntagskind. Da es nun solcher Glücks- oder Sonntagskinder, — die, wenn am
„goldenen. Sonntag" geboren, selbst Geister sehen sollen (in Thüringen) —, nicht
allzu viele giebt, könnte hier des Guten leicht vielleicht zu viel geschehen, sofern
die Instructionen in leitende Fragen führen oder verführen; denn damit wäre von
vorneherein Alles verloren. Von Fragen, oder Ausfragen gar, dürfte überhaupt
in derartigen Instructionen keine Rede sein1, sondern vom Lauschen nur, im ge
sprächsweisen Heraushören; sonst würde auch die günstige Stellung der Missionare
sich beeinträchtigt finden, wenn in Beobachtungen über Sitten und Gebräuche den
religiösen Ideenkreis anstreifend, da sich dieser in Controversen verschieben und

1) „Wer das Yolk verstehen ■will, muss volksthümlich denken und nur demjenigen wird
die Erkenntniss des mythologischen Ideenkreises aufgehen, der Selbstentäusserung genug
besitzt, temporär zu dem Niveau der Naturvölker zurückzukehren, die ihn hervorgerufen.
Dazu bedarf es einer psychologischen Ascese, die keine leichte ist und kaum jemals ge
nügend geübt wird. Wir müssen, diesem Studium gewidmet, all' dem Pomp und Glanz
unserer erhabenen Ideale entsagen, wir dürfen uns weder von den Beizen der Kunst, noch
von den Lockungen der Dichtung zu Abschweifungen verführen lassen, wir müssen jeden
einzelnen Gedanken, schroff und roh, wie er aus dem sinnlich Thierisehen an der Schwelle
des Unbewussten entsprang, in die Hände nehmen, ihn sorgsam von allen Seiten betrachten,
ihn prüfen und wieder prüfen, und uns weder durch seine Bauheit, weder durch die flache
Jämmerlichkeit seines Aussehens, noch durch etwaige Gemeinheit und Niedrigkeit ab
schrecken lassen, ihn gründlich zu erforschen und nach jeder seiner Bezeichnungen qua
litativ und quantitativ zu analysiren. Sollte sich hierfür eine hinlängliche Zahl aufopferungs
bereiter Mitarbeiter finden, so wird vielleicht der kommenden Generation dasselbe möglich
werden, was in der Chemie schon der vorhergehenden gelungen ist, nämlich: eine genau
erforschte Spannungsreihe psychologischer Grund-Elemente aufzustellen, um damit zum
ersten Male eine feste Basis für eine naturwissenschaftliche Psychologie zu legen, die trotz
ihrer vielseitigen Behandlungsweise eine solche noch immer nicht gefunden hat. Yon
diesen elementaren Grundlagen aus können wir dann, vom Einfachen vorsichtig zum Zu
sammengesetzten fortschreitend, allmählig den Gedankenbau der Menschheit in seinen
doppelten und dreifachen Verbindungen aufführen, und so zu der jetzigen Höhe der Cultur
zurückkehren, ihr das Geschenk ihres eigenen Verständnisses, als Ausbeute der Forschungen,
mitbringend. Nur dies ist der Weg, den die Naturwissenschaften gelehrt haben, der Weg
der Erfahrung, (statt dem der Speculation), um nie während der Untersuchungen das Schutz
dach einer in Vergleichungen rectificirenden Controlle zu verlieren", (s. Beständiges in
den Menschenrassen, S. 70 und 71).

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entstellen muss, so lange nicht durch den Buchstaben heiliger Schriften controlirbar
(s. Hlg. Sg. d. Pin., S. 9).
Bei unrichtiger Fragestellung wird alles illusorisch, die Mittheilung eine
gefälschte und auch Vieles auf weiterhinaus verdorben. Welche Fragestellung
aber im jedesmaligen Falle die richtige sei, dafür können keine Instructionen
helfen, wenn es sich nicht instinctiv herausfühlt.
Diese Sachlage könnte entmuthigend auf den Sammeleifer zurückwirken, wenn
nicht die nächste Aufgabe desselben auf einem ganz andern, auf einem völlig ver
schiedenem Gebiete läge, wo er unbehindert die Zügel schiessen lassen kann, da
allgemein verständliche Cautelen genügen, um vor Fehlgriffen zu bewahren. Es
handelt sich zunächst um die Sammlungen der ethnologischen Museen,
um sinnlich fassbare Objecte, um die bei schriftlosen Völkern einzigen Abdrücke
ihres Volksgeistes, — um also die soweit einzig alleinigen Unter- und Vorlagen
desselben, welche geboten und vorhanden sind, damit das geistige Schaffen, das
sich hier bethätigt, aus seinen Effecten zum Verständniss gelange. Hierdurch ist
zugleich die Bedeutung proclamirt, welche den ethnologischen Museen zuerkannt
werden muss im Hinblick auf die Zukunft, indem ihre Sammlungen die Geistes
producte ethnischer Abprägung zu sichern und überliefern haben in leicht ver
gänglichem Material, das, weil ein ephemeres, im Augenblicke des Contactes fest
zu legen ist, oder sonst verloren bliebe auf immer.
Während die archäologischen Museen der Culturvölker nur als Hülfsapparate
zu betrachten sind, in Ergänzung der innerhalb der Bibliotheken aufbewahrten
Monumente der Texte, begreifen die ethnologischen Museen die Textsammlungen selbst,
die einzigen Texte, aus welchen das Geistesleben schriftloser Stämme
einstens sich wird herauslesen lassen (s. Allg. Grndz. d. Ethnlg., S. X), und da
diese Documente vor unseren Augen zu Grunde gehen, tagtäglich ringsum, da sie,
vom Strome zerstörender Zeit erfasst, rapide dahingeschwemmt werden und
schwinden, so gilt es oft ein Aufraffen nur, ein Einheimsen so rasch und so gut
es gerade den Umständen nach geht und gehen mag (wobei „je besser, desto
besser" natürlich). Dies die Parole, welche heute auszugeben wäre, in einem
kritischen Momente der Gefahr, während sie in späteren Decennien und Jahr
hunderten gar verschieden lauten mag. Aehnlich wie die Geographie, nachdem
durch ihre Entdeckungsreisen das bisher Unbekannte deutlicherem Einblicke er
schlossen ist, später sodann zum eingehend genauerem Detailstudium Fachgelehrte
mit wissenschaftlichen Missionen betraut, so mag auch die Ethnologie für manche
ihrer Arbeitsfelder sich jetzt bereits zu sorgsamerem Anbau veranlasst sehen
dürfen, um Philologen für die Sprachstudien, Anthropologen für den physischen
Habitus, Techniker und Kunstverständige für Fertigkeiten des Handgeschick's,
für Kenntniss des Werkzeuges als „Organprojection", für die „grammar of or
naments" u. s. w. auszusenden, aber, wie ich rathen möchte: lieber keine Psycho
logen, denn diejenige Volksseelenkunde, wie sie der Ethnologie für Anschaffung
ihres Rohmaterials bedürftig geworden, ist noch nicht geboren —, wenn auch für die
später feinere Bearbeitung (eines unverfälscht bereits beschafften Materials) die
Vorschule philosophischer Psychologie nicht wird umgangen werden dürfen (s.Rlgsphls.
Pr., S. VIII). Auf dem jahrtausendjährigen Grundbau classischer Bildung werden
auch des Völkergedankens psychische Constructionen einstens zu ruhen haben,
und so müssen die ethnischen Studien, unter (und trotz) der Blendung des auf allen
Seiten neu sich Erschliessenden, den Blick stetig hingewandt halten auf den in der
Culturgeschichte bereits angehäuften Wissensschatz, um zurückzugreifen, so oft die
Zeit dafür gekommen. Geschieht das jedoch zu früh, so verflüchtigt sich Alles

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wieder in Metaphysik, wogegen die ideale Richtung der Ethnologie, (die ihrer
Psychologie eo ipso eignet), als naturwissenschaftliche auf das Materielle fest ge
sicherter Unterlage führt, und so zunächst auf die Material-Beschaffung, um solches
Fundament überhaupt unterbreiten zu können.
Als erstes und drängendstes Bedürfniss fühlt sich also in der Ethnologie Das
des Rohmaterial's, Das der Massnahmen für baldigst ungesäumte Beschaffung
desselben, und tritt diese Aufgabe desto gebieterischer heran, bei der unserer
Gegenwart aufliegenden Pflicht, hier selbstthätig einzutreten, ehe es zu spät
sein wird für immer. Lauter von Jahr zu Jahr erklingt von manchen Punkten
noch der Hülferuf, während an anderen bereits die Stille des Grabes gefolgt
ist, ohne dass es uns möglich gewesen, das frische Leben zu beschauen und
ethnische Abdrücke daraus zu retten. Was beim Mangel der Schrift in deut
lichen Worten nicht 'gesagt werden konnte, das liegt symbolisch ausgedrückt im
Werkzeug und Geräth und vielleicht, wenn in dem für statistische Umschau
erforderlichen Reihen die Zeugnisse einstens sich zusammenfügen, in den Samm
lungen ethnologischer Museen, mag manches psychologische Geheimniss ausgeplaudert
werden, was gegenwärtig ungeahnt noch verhüllt lagert unter dem Wust ethnischer
Schöpfungen, die in den massenhaften Anhäufungen der letzten Jahre ihrer Anordnung
allmälig warten.
Auch sind es diese letzten Jahre erst, welche den ethnologischen Sammlungen
ihren neuen Character aufgeprägt haben, während sie bis dahin eine sehr ver
schiedene Physiognomie zur Schau trugen, nämlich die der Raritätencabinette, um
Schaustücke absonderlicher (Kuriositäten dem Publikum zur Unterhaltung auf
zustecken, — zu seinem Entsetzen oder zum Gelächter, je nach der Stimmung (s.
Yrgsch. d. Ethnlg., S. 45).
Der Wendepunkt trat mit der anthropologischen Zeitrichtung ein, als sie auch
auf deutschem Boden Fuss zu fassen begann und die anthropologischen Gesell
schaften hervorrief mit der zugehörigen Literatur. So konnte die Reform der
ethnologischen Museen ebensowenig ausbleiben, wenn sie Schritt halten sollten mit
der Zeit.

Selbstbewusst dürfte die so erwachsene Zeitfrage in dem Berliner Museum zuerst


gestellt sein, wenigstens was eine, in solchem Sinne, ad hoc geschaffene Sammlung
anbetrifft, da als erste unter den seitdem nachgefolgten die bei Dr. Jagor's Reisen
in Indien vorbereitete, also eine aus den Jahren 1874/75 herstammende, voransteht.
Ein älterer Vorläufer liesse sich gewissermassen in derjenigen Sammlung er
kennen, die bei Begründung einer ersten ethnologischen Gesellschaft auf deren
Thätigkeit ihren nachhaltigen Einflugs ausübte durch den mit Jomard (im Jahre 1843)
geführten Briefwechsel (s. Yrgsch. d. Ethnlg., S. 19), nämlich in Siebold's japanischer
Sammlung, die für das Museum in Leyden nach einem systematischen Plan zu
sammengestellt und geordnet war.
Diese Frucht vieljährigem Aufenthalts im Lande, in einem Lande alter Cultur,
trägt aus solchem Grunde mehr ein kulturhistorisches Aussehen als der Durch
schnitt ethnologischer Sammlungen und dasselbe würde für die indischen gelten,
wenn nicht diese, weil in der Mannigfaltigkeit ihrer ethnologischen Schichten auch
die primären der Naturstämme begreifend, zu den letzteren gerade wieder den
geeignetsten Uebergang bildeten.
Ganz und voll kamen diese zur Geltung in denjenigen Instructionen, welche
seitens der ethnologischen Abtheilung des Königl. Museums für spätere Reisende aus
gefertigt wurden, für Hildebrand, Finsch, Hähnel, Jacobsen u. A. m., deren
grossartige Erfolge bei dem jetzt bevorstehenden Umzüge bald die ihnen würdige
Zeitschrift für Ethnologie. Jahrg. 1885. 3**

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Aufstellung erhalten werden. In diesen Instructionen, wie sie jetzt alljährlich in


zunehmenden Mengen aufgestellt und in alle Theile der Welt versendet sind, wird
der Schwerpunkt auf möglichst minutiöse Detaillirung gelegt, da es (für die com
parative Behandlung) auf kleinste Dift'erenzirung oft am meisten gerade ankommt,
und mit scharf genauen Unterscheidungen erst ein erster Anhaltspunkt gewonnen
sein kann für gesicherte Fundamentirung inductiver Forschung (s. Allg. Grndzg.
d. Ethnlg., S. XXX, S. 20 fl.). Und dass mit der Arbeit sich diese mehrt, beim
Eindringen in das Detail, liegt in der Natur naturwissenschaftlicher Forschung,
also auch ethnologischer (s. Hlg. Sg. d. Pin., S. VI).
Den vom Museum ausgesandten oder mit demselben in Beziehung stehenden
Reisenden wird vornehmlich ans Herz gelegt, sich nicht durch aussergewöhnliche
Schaustücke blenden zu lassen, welche nach dem früheren Stile der Curiositäten
kammern sich zum Aufhängen als Trophäen zu eignen schienen, sondern den
normalen Durchschnittscharacter des jedesmal ethnischen Lebens ins Auge zu
fassen und demgemäss Werkzeuge und Geräthschaften zu sammeln mit all dem zu
gehörigen Detail (bei den Herstellungsweisen vorbereitender Stadien)1) bis in die
letzten Differenzialstellen hinaus. Wenn das in so verständiger Weise geschieht, wie
wir das Glück haben, von einigen unserer Reisenden rühmen zu können, wenn
man begreift, „how very useless for anthropological purposes mere curiosities
are, and how priceless every day things" (s. Tylor) — so schreibt sich dann
die Geschichte des Volkes von selbst in seinen Sammlungen (s. Vrgsch. d. Ethnlg.,
S. 51).
Dass es auch bei dieser Art, der Instructionen gar mancherlei Cautelen bedarf,
um durch Anspornung eines Uebereifers nicht etwa mehr zu schaden als zu nützen,
versteht sich für die Sachkundigen von selbst, doch kann in Generalisationen auf
solche Einzelheiten schon deshalb nicht eingegangen werden, weil sie nach den
Localitäten variiren und also zunächst genaueste Saclikenntniss, ein zuverlässig
festbegründetes Wissen voraussetzen, wie ein jedes Ding, das gut gemacht sein
soll (um nicht durch Unkenntniss verdorben zu werden). Wer als Pfuscher selbst
nichts Rechtes weiss, verpfuscht, was er anfasst, und wenn von dem angerichteten
Schaden auch Andere betroffen werden, besitzen sie ein Anrecht auf Protest (wozu
sich gegenwärtig gerade in geographischen und ethnologischen Fragen mannigfache
Veranlassung bietet). A. B.

1) Einiges Derartiges war bereits auf


worden, aber eine methodische Ausdehn
erst in Jagor's oben erwähnter Sam
getretenen Ueberfüllung) im Museum
Nah besucht wurde, und hoffentlich j
bar sein können (im neuen Gebäude
Räume).

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