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08 Antarktis (Südpolarmeer)

Prof'in Dr. Gela Preisfeld Bergische Universität Wuppertal


Zoologie und Biologiedidaktik Fachbereich Mathe & NaWi
apreis@uni-wuppertal.de L.10.09
Antarctica
• doppelt so groß wie Australien

• nur zu 2 % eisfrei (Antarktische Halbinsel)

• einziger Kontinent ohne menschliche Besiedlung


(Ausnahme: Forschungsstationen)

• Eisdicke bis zu 4 km (!): Landoberfläche wird eingedrückt

• Eismassen beherbergen 80 % allen Süßwassers der Erde


Definitionen
• geographisch-astronomische
Begrenzung durch südlichen Polarkreis:
bei 66° 33' südlicher Breite.
• geografische Grenze: antarktische
Konvergenz bei etwa 50° südlicher
Breite, (Absinken des kalten
antarktischen Oberflächenwassers
unter das wärmere subtropische
Wasser)
Antarktis
Südpol
Geographischer Südpol
• durch die Rotation der Erde um ihre eigene Achse
• auf Erdachse fixiert
• genau gegenüber dem Nordpol, auf einer Höhe von 2.800 m
über dem Meeresspiegel unter ewigem Eis
• 1911 Wettlauf zum Südpol mit Engländer R.F. Scott und
Norweger Roald Amundsen
• Amundsen als erster Mensch am geographischen Südpol
am 14. Dezember 1911
• Scott am 18. Januar 1912
• Tag- und Nachtzeit bis 6 Monate!!! Sonne geht einmal im
Jahr auf und einmal unter....
• Tagesbeginn 23. September, Nachtbeginn 23. März
Süpol-Forschungsstation

• Amundsen-Scott-Südpolstation:
US-amerikanische Forschungsstation in Antarktika
• Jahresdurchschnittstemperatur: minus 49 °C
(zwischen minus 13 °C und minus 82 °C)
Südpol
Magnetischer Südpol
• südlichster Punkt, an dem die magnetischen
Feldlinien des Erdmagnetfelds senkrecht (vertikal) zur
Erdoberfläche stehen
Ø (beobachteter Magnetischer Pol)
• Kompassnadel senkrecht nach unten zum Südpol
• beweglich, zur Zeit im Meer
• Berechnung nötig, da wandernd
Ø (berechneter Magnetischer Pol)
• abhängig von elektrischen Strömen im
Erdinneren, durch magnetische
Gesteinsmassen oder magnetische
Felder in der Ionosphäre
Ø (berechneter Geomagnetischer Pol)
Antarktika
• Höchster Punkt: 5.140 m
Mount Vinson (1957 entdeckt)

• Tiefster Punkt -2.555 m NN


Bentleygraben: von
Eismassen bedeckt
(tiefster nicht unterseeischer
Punkt auf der Erde)

Landbrücke Südamerika-Antarktika-
Australien bis vor ca. 45 Mio. Jahren

Drakepassage
Eisformen und Gletscher
• Eismassen, die sich in ständiger Bewegung befinden
Lambert-Gletscher
• über 400 km Länge und bis zu 50 km
Breite
• größter Gletscher der Erde
• Eis fließt in Richtung der Küste des
Kontinents
• fast ein Viertel des Eisschildes der
Antarktis
• Eisbewegung: etwa 750 m bis 1.000 m pro
Jahr in Richtung Meer
• an Mündung ins Südpolarmeer Breite des
Gletschers ca. 200 km
Schelfeis
• aus Süßwasser von ewigen Schneefällen
(200.000 Jahre...) etc.
• große Eisplatte, die mind. 2 m über
Meeresspiegel auf dem Meer schwimmt
• Dicke meist 200 - 1000 m
• fest verbunden mit Gletscher an Land
• Gletscher fließen langsam talwärts
(Eisstrom Richtung Meer)
• dort bildet Eis zunächst Eisplatte
Ø gesamte Struktur des Schelfeises unter
konstanter Bewegung
Schelfeis

H. Grobe, Alfred Wegener Institute for Polar and Marine Research, Bremerhaven, Germany

• Eisschild (Ice sheet) > 4000 m, am Untergrund festgefroren


• Eis fließt vom Kontinent ab, z.T. in Eisströmen
• An Küste kein Kontakt mehr zwischen Eis und Untergrund
• Eis wird dünner (einige 100 m)
• Bildung von Schelfeis (Ice shelf) über dem Kontinentalschelf
Schelfeis

H. Grobe, Alfred Wegener Institute for Polar and Marine Research, Bremerhaven, Germany

• Schelfeis: Eis, das noch mit dem Eisschild verbunden ist,


aber bereits schwimmt
• fließt Schelfeis über Erhebung im Kontinentalschelf, entstehen
Eisrücken
• Abbrechen von Eisbergen an Schelfeiskante
Ø "Kalben"
• Schmelzen auf Weg um die Antarktis in wärmerem Wasser
Schelfeis: Eis im Übergangsbereich Kontinent / Meer (Süßwasser)
Schelfeiskante
Satellitenfoto
Schelfeis
Tafeleisberge: Abgebrochenes Schelfeis
Tafeleisberge
• Sehr stabile Eisplatten
Gletscherfront
Gletscherabbruchkante Paradise Bay
Antarktische Halbinsel
Packeis
• aus übereinander geschobenen Eisschollen aus gefrorenem
Meerwasser
• Bildung von Eiskristallen ab minus 1,8 °C
• Treiben an Meeresoberfläche
• Starker Wellengang kein Zusammenfrieren
Ø dicker Eisbrei, der sich erst allmählich
zu Klumpen und größeren Brocken
zusammenschiebt
Ø Pfannkucheneis
• Ohne Wellengang schnelle Bildung einer geschlossenen
Eisdecke, Nilas
• Auf Eisunterseite ständiges Anfrieren von Eis, ca. 3,5 m Dicke
• Durch das Aufströmen auf Hindernisse Bildung von
Presseisfeldern, schlecht für Schifffahrt....
Meereisentstehung „Pfannkucheneis“

© Seebeer
© Brocken
Packeis
Einzigartiger Lebensraum:
• Im salzigen Meerwasser frieren nur
Wassermoleküle zur Kristallgitterstruktur
des Eises
• Salze bleiben zurück
• sinken ab
• oder verbleiben in Poren des Eises
Ø Solekanäle durchziehen als
Drainagesystem das Meereis
Ø Lebensraum für Algen und andere
Kleinstlebewesen (Plankton)
Ø Futter für Krebse und Fische
Folgen der
Klimaerwärmung?
• Stabilität und Massenhaushalt des Schelfeises
bedeutsam für die Auswirkungen des Anstiegs der
Meeresspiegel
• Folgendes könnte bei Erwärmung
des Klimas passieren:
• Lösen von Eisschelfen aus ihrer
Verankerung durch Anstieg des
Meeresspiegels
• Kein Rückstau des Inlandeises (Wasserreservoir!)
• Derzeit ist noch unklar, ob das Vorrücken der
Schelfeiskante seit 1957 ein normaler Prozess ist oder
bereits eine Auswirkung der Klimaerwärmung...
Zirkumpolarstrom
Warum treiben Eisberge um Antarktis?
• kalte Ringströmung um die Antarktis
• umfließt die Antarktis seit ca. 25 Mio. Jahren in östlicher
Richtung (angetrieben durch Westwinde)
• verantwortlich für das Wetter auf der Welt!!!
• entstanden bei Trennung von Südamerika und Antarktika
• verursacht scharfe Trennung (Temperatur, Chemismus)
zwischen Antarktis und Subantarktis
à biogeographische Isolation der antarktischen Fauna
und Flora
à Grenze der Tafeleisberge und Packeiszone
Ein Eisberg auf Abwegen
Wassertemperaturen Südpolarmeer
Umweltbedingungen
• Extreme Saisonalität / Jahresgang:
• Jahreszeitliche Schwankungen der Tageslänge extrem
• sehr hohe Primärproduktion im Sommer (praktisch 24h
Licht), nahezu keine im Winter
• Sonneneinstrahlung übers Jahr sehr gering
• Primärproduktion fast ausschließlich durch Phytoplankton
• hoher Nährstoffgehalt des Wassers (Mineralientransport aus
der Tiefe an die Oberfläche)
Ø ideale Bedingungen für Phytoplankton-Wachstum
• Temperatur ständig niedrig
Anpassungen der Tiere an die
antarktischen
Umweltbedingungen:

• Riesenwuchs
Isopoda
Polychaeta
Galapagospinguin
Spheniscus mendiculus
Größe: 53 cm
Gewicht: 2 kg

Königspinguin
Aptenodytes
patagonicus
Größe: 95 cm
Gewicht: 15 kg

Magellanpinguin
Spheniscus magellanicus Kaiserpinguin
Größe: 71 cm Aptenodytes forsteri
Gewicht: 5 kg Größe: 114 cm
Gewicht: 30 kg
Bei Größenzunahme steigt das
Körpervolumen in der dritten Potenz
(a x b x c), während die Oberfläche
nur im Quadrat zunimmt (a x b).

Größere Tiere können so (geringere


Oberfläche zum Volumen) mehr Energie
und Wärme speichern
> Bergmann'sche Regel
Nah verwandte Tiere bilden in kalten
Klimazonen größere Individuen aus als
in wärmeren (C. Bergmann 1847).
Anpassungen der Tiere an die
antarktischen
Umweltbedingungen:

•Riesenwuchs
•Verkleinerung der Körperanhänge
Anpasung an antarktische
Bedingungen
• Kaiserpinguin vs Galapagospinguin:
Ø Schnabel kürzer
Ø Flossen kürzer
Ø Beine kürzer
Verkleinerung der Körperanhänge setzt
Energiebedarf zum Warmhalten herab

Wüstentiere besitzen meist sehr lange


Extremitäten und Körperanhänge
(Ohren, Schwanz etc.)

>Allen'sche Regel
Nah verwandte homoiotherme Arten
besitzen in wärmeren Klimazonen längere
Körperanhänge als in kalten
(J.A. Allen 1877).
Anpassungen der Tiere an die
antarktischen Umweltbedingungen:

•Riesenwuchs
•Verkleinerung der Körperanhänge
• Brutpflege
Seeigel
Kaiserpinguin
K-Strategen:
Geringe Nachkommenzahl, ausgeprägte
Brutpflege, lange Lebensdauer

dagegen:
R-Strategen:
Hohe Nachkommenzahl, keine Brutpflege,
kurze Lebensdauer
Anpassungen der Tiere an die
antarktischen Umweltbedingungen:
•Riesenwuchs
•Verkleinerung der Körperanhänge
• Brutpflege
• verlangsamter Stoffwechsel
Eisfisch

wenig Bewegung
à Energie sparen

langsames Wachstum

20 cm
Schwamm
Kinetische Erniedrigung des
1 cm
Gefrierpunktes durch
Erhöhung des Salz- und
Zuckergehaltes in Blut und
Gewebe
Glyzerin in der
Krill Körperflüssigkeit
à „Frostschutzmittel“

kein Hämoglobin Dissostichus

à„weißes Blut“
Glykopeptide als
Frostschutz (AFGP) Eisfisch
Anpassungen der Tiere an die
antarktischen Umweltbedingungen:

•Riesenwuchs
•Verkleinerung der Körperanhänge
• Brutpflege
• verlangsamter Stoffwechsel
• Fettspeicher als Energiereserve
Fett als optimaler langfristiger
Energiespeicher

• hoher Energiegehalt von Lipiden (39,4 J/ mg)


• Energie kann kompakt und gewichtssparend
gespeichert werden
• Lipide stehen Organismus als Energiequelle vollständig
zur Verfügung (kaum energetische Verluste)
• gute Thermoisolation durch Fettschicht
• im Sommer aufgebaute Fettreserven ergänzen den
Energiehaushalt im Winter
• Auftriebshilfe für pelagische Tiere
• Speckschicht
• „kurze“ Extremitäten

• dichtes Federkleid
See-Elefanten
Seeleopard
Seeleopard
FS Polarstern
Grundschleppnetz
„Ausbeute“ (Benthos)
Pantopoda (Asselspinnen)
Porifera (Schwämme)
Echinodermata (Stachelhäuter)

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