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1 Pflege in speziellen Situationen

Prä-, Intra- und Postoperative Pflege

Operation

Definiton: Eine Operation ist ein chirurgischer Eingriff in den Organismus eines Menschen
Unterscheidung Arten:
 Ambulant vs. Stationär
 Elektive Operation vs. Notoperation

Unterscheidung Fachbereiche
 Dermatologie, Gynäkologie, Augenheilkunde, Urologie, HNO, Allgemeinchirurgie

Voruntersuchungen
- Je nach Größe der OP
- In der Regel Blutbild  Gerinnungsfaktoren, Elektrolyte, Blutzucker, Schilddrüsenhormone
- Bei OP mit eventuellen höherem Blutverlust  Bestimmung der Blutgruppe
- Bei pulmonalen oder kardialen Problemen evtl. EKG, TTE (Transthorakale
Echokardiographie), Lungenröntgen
- richten sich meistens nach internen Hausstandards

Warum: Narkose- und Operationsrisiko können besser eingeschätzt und gegengesteuert werden

ASA Klassifikation  Patienten werden in Bezug auf ihren Zustand beurteilt  ASA I-VI

! Aufklärung und Einwilligung


- OP = Körperverletzung  mit Einwilligung seitens der Patienten nicht strafbar
- Chirurgisches und anästhesiologisches Aufklärungsgespräch
- OP Aufklärung vor geplanten Eingriff spätestens am Vortag, mind. 24h vor OP  Ausnahme
Not-OP
- Schriftliche Dokumentatiom
- Nicht delegierbar
- Kinder bis zum 14. Lebensjahr: Einverständnis durch Erziehungsberechtigten
- Menschen unter Betreuung: Einverständnis durch gesetzliche*n Betreuer*in
2 Pflege in speziellen Situationen

Aufklärungsgespräch

Chirurg*in:
- mögliche Operationsformen
- operationsbedingte Risiken und Komplikationen
- Informationen über den medizinischen Sachverhalt
- Beschreibung der geplanten Operation (auch Aufzeigen der Konsequenzen bei Unterlassung)
- eingriffstypische Risiken
- ggf. alternative Methoden
- Aufklärungsbogen mit allgemein verständlichen Informationen

Anästhesist*in
- Anamnese und Besonderheiten erfassen
- Aufklärung über Anästhesieverfahren
- Anästhesiebezogene Risiken und Komplikationen
- Information zu invasiven Techniken der Überwachung, ggf. Beatmungstherapie, ggf.
Bluttransfusionen
- Postoperatives Prozedere, ggf. Aufklärung über Aufenthalt ICU/IMC

Aufklärung von Thieme nach Fachbereich

Perioperative Pflege

! Definition: Unter perioperativer Pflege versteht man die Vernetzung von Pflegetätigkeiten in den
Phasen vor (prä), während (intra) und nach (post) einer Operation.
 Pflegeprozessorientierte Versorgung
 Professionelle und patient*innenorientierte Pflege sind wichtig für eine erfolgreiche
Behandlung!

Aufnahme bis zur Entlassung


Einweisung Notfall  Ambulanz Notaufnahme  Diagnostik  präoperativ Bettenstation  OP 
postoperativ Aufwachraum, Intensivstation, Intermediate Care  postoperativ Bettenstation 
Entlassung  Zuweiser

Präoperative Pflege

! Anamnese, Psychische Begleitung, präoperative Pflegevisite, Thromboseprophylaxe, Präoperatives


Abführen, Vorbereitung der Unterlagen, Präoperative Nüchternheit, Maßnahmen am OP-Tag,
Prämedikation

Pflegeanamnese

 Grundlage des Pflegeprozesses


 Problemanalyse und Ressourcenerfassung
 Assessment
 Bestehende Einschränkungen und Gewohnheiten erfassen
 Allergien?

Psychische Belastungen
- Operation ist Ausnahmesituation/ Gefahrensituation
- Ungewohnte Umgebung, fremde Abläufe, Sorge um Gesundheit
3 Pflege in speziellen Situationen

- Durch Stressfaktoren: Ausschüttung von Stresshormonen, Blutdruckanstieg, Tachykardie,


Unruhe, Schwitzen, etc.
- Ängste:
 Vor Schmerzen
 Vor dem Befund (Verdacht auf Malignität)
 Vor der Narkose/ Operation
 Vor „Ausgeliefert sein“, Kontrollverlust, unbekannte Situation
 Trennungs-, und Verlustängste (v.a. bei Kindern)
 Existenzielle Ängste (Verlust von Arbeit)

Professionelle Pflegebeziehung
Sicherheit als Ausdruck einer vertrauensvollen, professionellen Pflegebeziehung durch:
- Caring, Soziale Kompetenz, Autonomie fördern, Unterstützen, Advocacy, Empowerment,
Sicherheit vermitteln, Partizipieren

Psychische Begleitung/ Unterstützung

- Angehörige und Freunde miteinbeziehen


- Psycholog*innen und Seelsorger*innen
- Sozialdienste des Krankenhauses
- Maßnahmen zur Prozessoptimierung: Kommunikation, Information und Transparenz,
Erklärung der Aktivitäten, Vermeiden von Wartezeiten & individuelle Aufklärung
- Oftmals knappe Personal- & Zeitressourcen

Präoperative Pflegevisite

- Ablauf OP-Tag, Weg von Station zur Schleuse erklären


- Verlegung in AWR, IMC oder ICU postoperativ?
- Einüben postoperativer Fähigkeiten
 Komplikationen vermeiden (Thrombose, Pneumonie, Stürze, bewegungsbedingte
Schmerzen)
 Pflegepersonen lernen gemeinsam mit Pat. präoperativ z.B. Anwendung
Atemtrainer, Atemübungen, Hustentechniken, Mobilisation, Gebrauch von
Hilfsmitteln
- Ängste reduzieren
- Fördert Sicherheit und Kooperation

Thrombose: (Wiederholung)

= Verschluss eines Gefäßes durch ein Blutgerinnsel


- Gerinnsel in den Beinen -> tiefe Venenthrombose (TVT)
- Gerinnsel über den Blutstrom in die Lunge -> Lungenembolie (LE)
- Überbegriff: Venöse Thromboembolie (VTE)

Risikofaktoren: Operation, Immobilität, Gipsverband am Bein, Thrombose in der Vorgeschichte,


Malignom, Entbindung und Schwangerschaft, >50 Jahre, Adipositas, Ovulationshemmer („Pille“),
Rauchen
Nach chirurgischen Eingriffen liegt IMMER ein erhöhtes Thromboserisiko vor!
Virchow-Trias:
 beschreibt die ursächlichen Faktoren zu Entstehung einer Thrombose
4 Pflege in speziellen Situationen

1. Veränderungen an der Gefäßwand (Gefäßwand-/ Endothelschärigung)


2. Veränderungen der Strömungsgeschwindigkeit (Hypozirkulation, Stase) z.B. bei
Aneurysma, Varizen, Vitien (Herzfehler)
3. Veränderungen der Viskosität des Blutes. Gerinnsel entstehen bei „dickem“ Blut leichter
als bei „dünnem“ (eingedicktes Blut z.B. bei Flüssigkeitsmangel oder durch vermehrtes
Schwitze

Thromboserisiko OP siehe Abb. PPP.

Thromboseprophylaxe
= pharmakologische und physikalische Maßnahmen zur Verhinderung einer tiefen Venenthrombose

a) Physikalische Maßnahmen:
- Mobilisierung
- MTPS (Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe): umstrittene Evidenz
- IPK (Intermittierende pneumatische Kompression)

b) Pharmakologische Maßnahmen:
- Bei Dauermedikation mit Antikoagulanzien muss Arzt*Ärztin entscheiden wie lange und ob
Medikamente präoperativ abgesetzt werden (z.B. Acetylsalicylsäure (Thrombo ASS®) oder
Clopidogrel)
- Ursache für Einnahme von Antikoagulanzien beachten! (Vorhofflimmern? Mechanische
Herzklappe? Stentimplantationen?)
- Bridging bei Marcumarpatient*innen
- Niedermolekulare Heparine (NMH)
- Unfraktionierte Heparine (UFH)

Präoperatives Abführen

 Richtet sich nach der Art und Lokalisierung des geplanten Eingriffes und Stationsstandard
 Vorbeugung vor intraoperativer Inkontinenz (Erschlaffung der Muskeln und Sphinkter
während Narkose)
 Bei großen OPs erleichtert es postoperativen Stuhlgang
 Bei einem Eingriff am Magen-Darm-Trakt ist eine gründliche Darmreinigung erforderlich
(orthograde Darmlavage)
 ACHTUNG Flüssigkeitsbilanz (viel Wasser trinken)

Eingriffe am Dickdarm: 1-2 Tage vor OP nur Trinknahrung, orthograde Darmlavage am Vortag, Brühe
du Flüssigkeit bis zur OP
Eingriffe am oberen Intestinaltrakt: evtl. Laxans am OP-Vortag, Klistier mit Darmrohr am Vorabend
Eingriffe außerhalb des Intestinaltrakts: Miniklistier am Vortag

Mini-klistier, Klistier, Darmrohr

Laxans = Abführmitel, z.B. Laevolac, Molaxole

Orthograde Darmlavage: z.B. Moviprep

Vorbereitung der Unterlagen

Am Tag der OP müssen alle notwendigen Unterlagen bereitgelegt werden


5 Pflege in speziellen Situationen

 Patientenkurve
 Einverständniserklärungen
 Anästhesieprotokoll mit Prämedikationsanordnung
 Aktuelle Befunde
 Präoperative Checkliste falls vorhanden
 Patientenidentifikationsband prüfen!

Präoperative Nüchternheit

Vermeidung von Aspiration des Mageninhalts bei der Narkoseeinleitung


Nahrungskarenz
- 2h vor OP nicht rauchen
- 2h vor OP keine Flüssigkeit
- 4h vor OP keine feste Nahrung
- 2h vor OP keine Bonbons oder Kaugummis
Medikation
- Dauermedikation am Morgen auf Anordnung
- Keine blutverdünnenden Medikamente
- Keine oralen Antidiabetika
- Insulinabgabe auf Anordnung

 In der Praxis: meistens ab Mitternacht nüchtern


 Ausnahme: alte Menschen und Kinder/Säuglinge
 Besonderheiten bei Kinder: Kinder 1 Jahr Nahrungskarenz von 6h, bis zu 2h vorher darf klare
Flüssigkeit getrunken werden
 Besonderheiten bei kognitiven Einschränkungen (z.B. Demenz, geistige Behinderung):
Nahrungsmittel und Getränke außerhalb der Reichweite, Angehörige informieren
 Vorgaben von Anästhesist*innen beachten

Präoperative Besonderheit bei Diabetiker*innen

 Depot Insulin wird präoperativ auf Altinsulin


 kürzere Halbwertszeit, daher bessere Steuerbarkeit
 Orale Antidiabetika 3d vor OP stoppen
 Gefahr der Hypoglykämie da Patient*innen nüchtern bleiben müssen
 regelmäßige BZ Kontrolle
 Bei Hypoglykämie werden Glukoselösungen i.v. verabreicht
 Bei Hyperglykämie wird Altinsulin verabreicht
 Gleiches Vorgehen bei postoperativem Prozedere! Engmaschige BZ Kontrolle

Maßnahmen am OP-Tag

 Präoperative Körperreinigung (Duschen wenn möglich)


 Haarentfernung im OP-Bereich: am besten mit Elektrohaarschneider, da es bei einer
Nassrasur zu Mikroverletzungen führen kann. Haut auf Rötung kontrollieren!

Am OP-Tag: Nagellack entfernen, Nabelbereich bei Bauchoperationen reinigen, Hautfalten säubern,


Make-Up entfernen, Schmuck und Piercings entfernen, MTPS anlegen, Prämedikation verabreichen,
danach Bettruhe  Sturzgefahr
Transport zum OP: Zahnprothesen und Körperprothesen entfernen, OP-Unterlagen mitnehmen
6 Pflege in speziellen Situationen

Operationsvorraum: Seh-und/oder Hörhilfen bei starker Einschränkun bis nach der Übergabe an das
OP-Personal belassen, Perücken und Haartoupets entfernen
Einschleusen: Übergabe an das Operationspersonal

Prämedikation:

- Dient zur Anxiolyse (Angstlösung) und Sedierung (Beruhigung) des Pat.


- Anästhesist*in legt Zeitpunkt, Art und Menge der Prämedikation fest
- Ebenso wird festgelegt welche Dauermedikation am OP-Tag noch eingenommen werden
dürfen, bzw. welche Medikamente abgesetzt werden (z.B. orale Antidiabetika,
Antikoagulation)
- Vor Prämedikationsgabe sollte Pat. noch zur Toilette, da nach der Einnahme Sturzgefahr
besteht!
- Bei älteren Menschen Vorsicht mit Benzodiazepinen!
- Engmaschige Kontrolle der Vitalparameter

Präoperative Besonderheiten bei Kindern/Jugendlichen:

 Berücksichtigung des Alters und Entwicklungsstadium des Kindes


 Erschwerte Aufklärung
 Situationsbedingte erschwerte Kooperation
 Fehlende Möglichkeit von Äußerungen – PP muss interpretieren

Belastungen:
- Irrationale Ängste (Gespenster, Geister, etc.)
- Ungewohnte Umgebung
- Dienstkleidung, Mundschutz, OP Kleidung
- Familiengefüge durcheinander (Geschwister, Eltern nicht da)

Maßnahmen bei Kindern:

 Ressourcen des Kindes feststellen


 Lässt sich das Kind ablenken? Spielerisch?
 Kuscheltier oder Spielzeug bis in den OP mitnehmen
 Bezugspersonen miteinbeziehen
 Vermeidung von Wartezeiten
 Dürfen nicht alleine gelassen werden
 Eltern dürfen mit bis zum OP-Eingangsbereich mitgehen und auch postoperativ in den WAR

Prämedikation bei Kindern

 Kinder leiden häufig nach Operationen an Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Aggression, Angst,


vermehrtes Verlangen nach Aufmerksamkeit, Ein- und Durchschlafstörungen, Albträume,
Enuresis)
 Prädikatoren: präoperative Angst, Alter ≤4 Jahren, „schlechte Erfahrungen“ und
postoperative Schmerzen
 Goldstandard: Midazolam zur medikamentösen Prämedikation, da es amnestisch,
anxiolytisch und euphorisierend wirkt.
 Verabreichungsform: oral (Siruplösung), rektal, nasal (Mikrozerstäuber)
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Intraoperative Pflege

! = alle pflegerischen Maßnahmen und Handlungen, die währen einer Operation durchgeführt
werden
Pflegepersonen im OP: OP-Pflegepersonen, Anästhesiepflegepersonen und OP Assistent*innen
Eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Chirurg*innen, Anästhesist*innen,
Pflegepersonen und OP-Assistent*innen ist das wichtigste!

OP-Pflegepersonen

 sind Gesundheits- und Krankenpflegepersonen, die innerhalb von 5 Jahren eine


Sonderausbildung absolvieren müssen (GUKG, §17)
 Die Pflege im OP umfasst die Vorbereitung, Mitwirkung und Nachbetreuung bei operativen
Eingriffen. Hierzu zählen insbesondere:
1. Instrumentieren in allen operativen Fachrichtungen
2. Mitwirkung bei der Planung und Organisation des Operationsbetriebes
3. Desinfektion, Sterilisation und Wartung der bei der Operation benötigten Instrumente
4. Prä- und postoperative Betreuung der Patienten im Operationsbereich (GUKG, §21)

Anästhesie-Pflegepersonen

sind Gesundheits- und Krankenpflegepersonen die innerhalb von 5 Jahren eine Sonderausbildung
absolvieren müssen (GUKG, §17)
Die Anästhesiepflege umfasst die Beobachtung, Betreuung, Überwachung und Pflege von Patienten
vor, während und nach der Narkose sowie die Mitwirkung bei Narkosen (GUKG, §20), hierzu zählen
Tätigkeiten wie:
1. Mitwirkung an der Reanimation und Schocktherapie
2. Mitwirkung an sämtlichen Anästhesieverfahren
3. Mitwirkung an der Überwachung und Funktionsaufrechterhaltung der apparativen
Ausstattung (Monitoring, Beatmung, Katheter und dazugehörige Infusionssysteme)
4. Mitwirkung an der Schmerztherapie 5. Blutentnahme aus liegenden Kathetern, wie
Arterienkathetern

OP-Sicherheits-Checkliste siehe Abb. PPP


8 Pflege in speziellen Situationen

Positionierung der Patient*innen zur OP

- Richtiges Positionieren am OP-Tisch hilft lagerungsbedingte Schäden zu vermeiden!


- Gleichzeitig schafft es bestmögliche Arbeitsbedingungen für das gesamte OP-Team (bessere
Sicht auf OP-Gebiet)
- Positionierung richtet sich nach Art der Operation
- Positionierungshilfen richten sich nach Art, Dauer, Alter, Größe, Gewicht etc.
- Gefährdende Schäden an: Haut, Sehnen, Nerven, Gelenke und Augen
- Bsp. Rückenlage, Bauchlage, Seitenlage, Steinschnittlage,…

Verhalten im OP

 Kein unnötiges Herumgehen


 Wenig Gespräche während Narkoseeinleitung und OP
 Tragen von MNS
 Besondere Hygiene
 Achtung auf sterilen Tisch und Instrumente

Anästhesie

 kommt aus dem Altgriechischen -> bedeutet „Schläfrigkeit“, „betäuben“, „erstarren“


 Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie tief Pat. schläft  kommt auf die Dauer und Größe der
OP an
 Allgemeinanästhesie: „Narkose“ bzw. „Vollnarkose“
o 3 Prinzipien: Analgesie, Hypnose und Muskelrelaxierung (geht meistens mit einer
Amnesie einher)
 Lokalanästhesie: örtliche Betäubung – durch Medikamente wird lokal die elektrische
Leitfähigkeit der Nerven für Impulse reversibel unterdrückt

Anästhesieformen Überblick ---------------------

Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)

- Komplette Schmerzausschaltung: starke


Schmerzmittel werden i.v. verabreicht
- Bewusstseinsverlust: hochwirksame
Schlafmedikamente i.v. und/oder
Inhalationsanästhetika über
Beatmungsschlauch
- Muskelentspannung: um den
Beatmungsschlauch besser einführen zu
können, werden Medikamente zur Erschlaffung
der Muskulatur verabreicht

Es ist eine künstliche Beatmung unter Vollnarkose


notwendig!!  Tubus/Larynxmaske
9 Pflege in speziellen Situationen

Lokalanästhesie

- Eine örtliche Betäubung/Schmerzausschaltung


- Keine Beeinträchtigung des Bewusstseins
- Oberflächenanästhesie: z.B. EMLA Salbe
- Infiltrationsanästhesie: Lokalanästhetikum direkt
ins Gewebe des OP-Gebiets (z.B. beim Zahnarzt)
- Regionalanästhesie: Lokalanästhetikum in
rückenmarksnahe Nervenstämme (Spinal- und
Epiduralanästhesie) oder Plexusanästhesie (z.B.
Plexus brachialis)

Postoperative Pflege

! = alle pflegerischen Tätigkeiten und Handlungen, die nach einer Operation durchgeführt werden
 Pat. von OP i.d.R. in AWR
 Bei großen, lang andauernden, schweren Vorerkrankungen oder intraoperativ auftretenden
Komplikationen kommen Pat. direkt auf die IMC (Intermediate Care Station) oder auf die
Intensivstation (ICU=Intensive Care Unit)

Postoperative Überwachung im AWR (steht nicht explizit im Stoff, dennoch „wichtig“ zu wissen)

Postaggressionssyndrom nach großen Traumata und OPs, Verbrennungen, schweren Infektionen


- Tachykardie, Hypertonie
- Tachypnoe mit oberflächlicher Atmung
- Erhöhte Körpertemperatur
- Hyperglykämie
- Abnahme des Serumkaliums
- Durst und Oligurie
- Appetitlosigkeit
- Müdigkeit, Interesselosigkeit, Depression

Körpertemperatur
Resorptionsfieber bis 5 Tage nach der OP normal, Temperatur sollte nicht über 38,5°C steigen 
Wundinfektion? Sepsis?
Flüssigkeitshaushalt und Ausscheidung
Wasserlassen bis spätestens 12 Stunden nach der OP  postoperative Harnretention?
Wundverband und Drainagen  Nachblutungen? Erhöhter Füllstand der Drainage?
Orientierung und Bewusstsein  Narkoseüberhang? Neurologische Störungen?
Kreislaufsituation
- Puls
- Blutdruck
- Atmung  Volumenmangel? Hypoxie?

Vitalparameter kontrollieren und dokumentieren (immer im Kontext zur Klinik!!!)

 Blutdruck
- Hypotonie: Volumenmangel, Narkosenachwirkung, Medikamentenwirkung (z.B.
Analgetika), Blutung, etc.
- Hypertonie: Stress, Schmerzen, Angst, postoperatives Delir, etc.
 Herzfrequenz
10 Pflege in speziellen Situationen

- Tachykardie (HZ >100/min): Volumenmangel, Fieber, Sepsis, Übelkeit & Erbrechen,


Herzrhythmusstörungen (tachykardes Vorhofflimmern), Blutung
- Bradykardie (HZ <50-60/min): Narkosenachwirkung, Herzrhythmusstörung (AV-Block,
bradykardes VHF), Aktivierung des Parasympathikus (z.B. beim Erbrechen, Pressen),
schwere Hypothermie etc.
 Atemfrequenz, Atemrhythmus, Atemgeräusche:
- Gefahr der respiratorischen Insuffizienz durch Narkosenachwirkung, Medikamente;
insuffizienter Hustenreiz, vermehrte Sekretproduktion; angeschwollene Stimmritzen
durch Intubation
 Sauerstoffsättigung (Spo2) durch Pulsoxymetrie: ggf. O2-Gabe
 Temperaturkontrolle
- Hypothermie ( Wärmung mittels warmen Tücher oder Bair Hugger
- Hyperthermie (>38°C): Sepsis, Maligne Hyperthermie (Narkosenebenwirkung – sehr
selten)

Urinausscheidung kontrollieren und dokumentieren

 Bei liegendem Dauerkatheter: Achten auf ungehinderten Abfluss Knick? Klemme offen?
 Bei Patient*innen ohne Dauerkatheter darauf achten, dass sie nach 8h Spontanharn gelassen
haben (Gefahr des Harnverhalts!)
 Achten auf Harnportionen:
- Anurie: <100ml/24h
- Oligurie: <500ml/24h
- Polyurie: >2L/24h
- Flüssigkeitsbilanzierung

Transfer vom OP auf die Station

Verlegungskriterien:
- ausreichende Spontanatmung
- stabile Herz-Kreislauf-Funktionen
- klares Bewusstsein
- ausreichende Schutzreflexe
- Normothermie und adäquate Schmerztherapie

Übergabe perioperativer Verlauf:


- Was wurde gemacht? Gab es Besonderheiten oder Komplikationen während der OP?
- Hat Patient*in Schmerzen? Welche Schmerzmittel hat Pat. bereits erhalten?
- Welche Medikamente und Infusionen hat Pat. erhalten?
- Welche Zu- und Ableitungen gibt es? Was fördern die Drainagen, welche Farbe?

Postoperative Komplikationen (siehe Skript Moodle)

- Übelkeit und Erbrechen - Anurie


(PONV=Postoperatives Nausea und - Lungenembolie
Vomiting) - Pneumonie
- Verwirrtheit, Delir - Platzbauch
- Schmerzen - Blutung
- Respiratorische Insuffizienz - Wundinfektion
11 Pflege in speziellen Situationen

Vigilanz

 Bewusstsein kontrollieren
 Orientierung (Zeit, Ort, zur Person, zur Situation)
 Gefahr eines postoperativen Delirs!
 Pupillenkontrolle bei neurochirurgischen Patient*innen
 Bei Vigilanzstörungen ist die Aufmerksamkeit gestört (Benommenheit, Somnolenz, Sopor,
Koma)

Delir

Bei vielen Patient*innen tritt postoperativ ein Delir auf


 Halluzinationen und Desorientiertheit
 Ursachen:
- Elektrolytentgleisungen
- Narkotika
- Dehydration
- Alkoholismus
- Diabetes mellitus
- Herz-Lungen-Maschine
 Ältere Patient*innen sind sehr gefährdet
 Maßnahmen:
- auf selbstgefährdende Verhaltensweisen achten
- starke Außenreize reduzieren (z.B. Lärm)
- Schlaf-Wachrhythmus
- Orientierungshilfen
- Angehörige informieren und miteinbinden
- wertschätzend mit Patient*innen kommunizieren
- Frühmobilisation (falls keine KI)
- Trinken (falls keine KI)
- Hör- und Sehbehelfe
- Zahnprothesen

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

 Auf selbstgefährdende Verhaltensweisen achten


 Starke Außenreize reduzieren (Lärm)
 Schlaf-Wachrhythmus schaffen
 Orientierungshilfen (Uhr, Zeitung, Fernseher, Radio)
 Angehörige informieren
 Wertschätzend mit Patient*innen kommuniezieren
 Frühmobilisation (falls keine Kontraindikation)
 Trinken (falls keine KI)
 Hör- und Sehbehelfe, Zahnprothesen
 Sitzwache
12 Pflege in speziellen Situationen

RASS Scoring (Richmond-Agitation-Sedation-Scale)

Postoperativer Schmerz

„Schmerz ist das, was der Betroffene über die Schmerzen mitteilt, sie sind vorhanden, wenn der
Patient mit Schmerzen sagt, dass er Schmerzen hat.“ (McCaffery et al. 1999)
„Postoperative und posttraumatische Schmerzen sind akute Schmerzen, die nur Tage bis Wochen
andauern. Im Gegensatz zu den meisten Formen chronischer Schmerzen haben akute Schmerzen
eine Warnfunktion für den Organismus“ (Paetz, 2021)

Ursachen:
Inzision (Operationswunde) und deren Folgen, dies ist abhängig von:
- Art und Größe der Operation
- Schnittführung
- Intra- und postoperativer Lagerung
- Eingelegten Drainagen und Sonden
- Subjektiver Schmerzverarbeitung

Präoperative Maßnahmen

- Präoperative Beratung
- Erwartende Schmerzsymptomatik
- Absehbare Schmerztherapie und Umgang besprechen (PCA-Pumpe, etc.)
- Angstreduktion und angemessene Aufklärung wirkt ebenso schmerzlindernd

Setting

 Bedarf an Schmerzbehandlung erfassen


 Einschätzung des Schmerzes
 Durchführung des Schmerzmanagements
 Ärztin/Arzt frühzeitig über Schmerzen bzw. über eine veränderte Schmerzsituation in
Kenntnis setzen
 Ärztliche Anordnung zur Einleitung oder Anpassung einer Schmerztherapie sicherstellen
 Verabreichung der Schmerzmedikation lt. AAO §15 GuKG
13 Pflege in speziellen Situationen

Schmerzscoring

 Subjektive Einschätzung steht immer vor der objektiven Einschätzung


o NRS (Numerische Rating Skala)
o VAS (Visuelle Analogskala)
o Wong-Baker-Gesichtsskala (Smiley-Skala)
o FPS-R (Faces Pain Scale – Revised; Kinder 4-16)
 Objektive Skalen:
o KUS-Skala (Kinder 0-4 Jahre)
o BPS
o BPS-NI

WHO Stufenschema Schmerz

1. Nichtopioidanalgetikum +/- Koanalgetika (z.B. Metamizol, Diclofenac, Acetylsalicylsäure,


Ibuprofen)

 persistierender/verstärkter Schmerz:
2. schwaches Opioid +/- Nichtopoidanalgetikum +/- Koanalgetika (z.B. Tramadol,
Dihydrocodein, Tilidin)

 persistierender/verstärkter Schmerz:
3. starkes Opioid +/- Nichtopioidanalgetikum +/- Koanalgetika (z.B. Buprenorphin,
Hydromorphon, Morphinin retard)

Platzbauch

 Ist ein spontanes Aufplatzen der Laparatomiewunde mit einer Fasziendehiszenz (Dehiszenz=
Auseinanderweichen)
 Dehiszenz in allen Schichten  Haut bis Faszie
 Darm liegt ungeschützt frei!
 Tritt meist innerhalb der ersten Woche postoperativ auf
 Therapie: sofortiger operativer Wundverschluss mit Sekundärnaht und Netzimplantation

Postoperative Prophylaxen

 Thromboseprophylaxe:
aufgrund der Immobilisation und den aktivierten Gerinnungsfaktoren besteht erhöhte
Thrombosegefahr  Maßnahmen umfassen alle Aktivitäten, die den venösen Rückstrom in
den Beinen fördern, von Bewegungsübungen, Beine hochlagern, IPK (Intermittierende
pneumatische Kompression), Mobilisation
 Pneumonieprophylaxe: aufgrund der schmerzbedingten Schonatmung und Immobilisation
besteht die Gefahr einer Pneumonie  Atemtherapeutische Übungen (z.B. Triflow),
Sekretmobilisation, Unterstützung beim Abhusten, Analgesie, Gegendruck auf OP-Wunde
(bei Bauch OP), Mobilisation
 Sturzprophylaxe
 Obstipationsprophylaxe
 Aspirationsprophylaxe
14 Pflege in speziellen Situationen

Postoperativer Kostaufbau

Fast-Track-Konzept

ist ein interprofessionelles, therapeutisches und ganzheitliches Behandlungskonzept im Sinne der


Fast-Track-Rehabilitation. Durch evidenzbasierte Maßnahmen sollen Komplikationen nach
Operationen vorgebeugt und dadurch eine schnellere Erholungsphase und Selbständigkeit der
Patient*innen erreicht werden.

Maßnahmen

- Stressminimierung durch Aufklärung und Information


- Optimiertes Schmerzmanagement (z.B. Anlage eines Schmerzkatheters)
- Vermeidung von Erbrechen und Übelkeit (PONV)
- Perioperative Temperaturmanagement – Vermeidung von Hypothermie
- Operationstechniken (z.B. minimalinvasive- oder laparoskopische Chirurgie)
- Kritischer Einsatz von Dauerkatheter, Magensonden und Drainagen
- Zügige Mobilisation
- Frühzeitiger Kostaufbau

OP-Wunden und Drainagen

OP-Wunden

Einige Begrifflichkeiten f. Operationen

 -ektomie (Entfernung eines Organs, z.B. Gastrektomie, Hemikolektomie, Cholezystektomie,


etc.)
 Anastomose
 Anastomosendehiszenz
 Abszess
 Adhäsiolyse
 Fistel
 Hämatom
 Nekrose
 Ödem, Uvm.

Op-Schnitte Abdomen

 Laparaskopie
 mediane Laparatomie
15 Pflege in speziellen Situationen

 Rippenbogenrandschnitt
 Pfannenstiel-Schnitt
 Thorakotomie
 Flankenschnitt

OP-Schnitte Schilddrüse

 Kocher-Kragenschnitt

OP-Schnitte Thorax (Lunge und Herz)

 Thorakotomie > Sternotomie

Wunden postoperativ

 Bei diesen Wunden handelt es sich um eine iatrogene Wunde – dies bedeutet es steht im
Zusammenhang mit ärztlichem Handeln.
 primärer Wundverschluss durch Nähte oder Klammern
 Versorgung mit einem sterilen Wundverband -> Kontamination mit Keimen von außen
verhindern
 Postoperative Wundinfektion ist eine häufige nosokomiale Infektion!

Verbandwechsel

 Wundverband wird postoperativ 48h belassen, je nach Stationsstandard erfolgt der erste VW
mit Arzt*Ärztin (Ausnahme bei Durchnässung, Fieber, Verschmutzung, etc.)
 Anschließend alle 1-2 Tage
 Aspetischer VW und Non-Touch-Technik
 Naht- bzw. Klammerentfernung nach 10-14 Tagen (darf PP nach GUKG §15)
 Wenn Wunde innerhalb von 4-12 Wochen nicht abheilt -> chronische Wunde

Verbandstoffe

Vlies- und Folienverband, Sterilstrips,


Duschplaster

Wundinfektionen

 Durch Eindringen von pathogenen Keimen in den Operationssitus


 Daher sind die intraoperative Asepsis und spezielle Hygieneregeln im OP von so großer
Bedeutsamkeit
 Prädisponierende Faktoren für eine Wundinfektion:
o Rauchen
o Diabetes mellitus
o bereits beim Eingriff bestehende Infektion
o niedriges oder hohes Lebensalter
o Unterernährung oder Übergewicht
o Immunsuppression
16 Pflege in speziellen Situationen

Postoperative Wundinfektion

 Tritt innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Operation auf
 Kardinalsymptome einer Infektion v Rubor (Rötung), Calor (Wärme), Dolor (Schmerzen),
Tumor (Schwellung), Function laesa (eingeschränkte Funktion)
 Anstieg der Infektparameter (CRP, Leukozytenzahl)

Zweck von Drainagen und Drainagensystemen

Drainagen

„Eine Drainage (engl.: to drain = ableiten, trocken legen) ist eine therapeutische Methode,
Flüssigkeiten oder Gase aus dem Körper mithilfe eines Drains (künstliches flexibles oder starres
Schlauchsystem) nach außen abzuleiten“ (Käding, 2020)

Indikationen:
 Ableiten von Magensaft/Luft über Magensonde vAbleiten von Blut/Sekret/Luft über Pleura
 Ableiten von Gallensaft
 Ableiten von Wundsekret/ Eiter aus Wunden

Allgemein
 Sonden und Drainagen sind für Patient*innen immer unangenehm
 = Fremdkörper —> wird als „unangenehm“ empfunden
 Befremdliches Gefühl, Ekel (wenn Blut, Sekret, Galle, etc. aus den Schläuchen läuft)
 Empfindungen von Angst
 Schmerzen bei Eintrittspforte
 Würgereiz bei Magensonde
 Maß für Außendurchmesser von Katheter, Sonden, Drainagen: Charrière (Ch), im
englischsprachigen Raum French (Fr)
o 1 Ch=3mm
o 1 Ch=1/3mm

Allgemeine Folgen

 Bewegungseinschränkung —> Pneumonie- und Thromboserisiko steigen


 Psychische Belastung
 Infektionsrisiko (aufgrund der Verbindung in das Körperinnere)
 Dekubitusgefahr (durch anhaltenden Druck auf Haut und Schleimhaut)
 Verwachsungen (Systeme wachsen in das Gewebe ein)

Funktionen

 Prophylaktisch: Drainage wird mit präventiver Absicht eingelegt nach einer Operation, z.B.
Sekretdrainage in der Bauchhöhle
 Therapeutisch: Drainage wird kurativ eingelegt, z.B. um einen Pneumothorax/Hämatothorax
oder um Fisteln/Abszesse abzudrainieren

2 verschiedene Wirkprinzipien von Drainagen

 Passive Drainagen: funktionieren über Schwerkraft oder Kapillarentwicklung —> sie müssen
außerhalb des Körpers am tiefsten Punkt unterhalb der zu drainierenden Region befestigt
werden (0mmHg)
17 Pflege in speziellen Situationen

 Aktive Drainagen: mittels Unterdruck oder Sogwirkung werden Wundflüssigkeiten


kontinuierlich aus dem Gewebe abgesaugt

Cave: Drainage in der Bauchhöhle darf nie an einen Sog angehängt werden, da eine Schädigung der
Darmwand erfolgen kann!!

Einteilung Drainagesysteme

 Innere Drainagen: stellen Verbindung zwischen zwei Organen her (z.B. Stent in der
Speiseröhre oder im Gallengang). Diese Drainagen können operativ, minimalinvasiv oder
endoskopisch eingeführt werden. Sie bleiben dauerhaft oder temporär im Körper.
 Äußere Drainagen: werden eingelegt um Eiter, Blut, Körpersekrete oder
Füssigkeitsansammlungen nach außen zu entleeren (offene, halboffene und geschlossene
Ableitungen)

Drainage-Arten —> äußere Drainagen

 Offene Drainagen: passive Drainagen, bei der das Sekret direkt in den Verband abgeleitet
werden
 Halboffene Drainagen: haben einen wechselbaren Auffangbeutel (Schlauch und Beutel
können getrennt werden) -> können aktiv oder passive Drainagen sein
 Geschlossene Drainagen: Bei dieser Art sind Auffangbeutel und Auffangbehälter untrennbar
miteinander verbunden. Drainage wird über einen Ablasshahn am Ablaufbeutel entleert

Aufgaben von Pflegepersonen

 Patient*innen informieren, Drainagen erklären, Angst nehmen (im besten Fall bereits
präoperativ)
 Ängste von Patient*innen: Was kommt da raus? Ist das alles richtig so? Darf ich mich
bewegen? Hat sich jetzt was verändert?
 Insbesondere Kinder haben Angst! Information und Miteinbeziehn der Eltern
 Schmerzscoring und auf ausreichende Analgesie achten
 Bewegungsmuster zeigen, die helfen sich schmerzfrei zu bewegen

GUKG §15 (Kompetenzen bei medizinischer Diagnostik und Therapie)

 Vorbereitung der Utensilien


 Assistenz bei der Anlage der Drainage
 Entfernen der Drainagen
 Anlage/ Entfernen von Magensonden
 Kontrolle von Drainagen
 Fixierung und Verbandswechsel
 Beurteilung von Sekret und Dokumentation
 Information der Ärzt*innen bei Veränderungen

Sekret beurteilen und dokumentieren

 Blut, Galle, seröses Sekret, Stuhl, Eiter, etc.


 Ausfuhrmenge dokumentieren, da es in die Flüssigkeitsbilanz miteinfließt

Beurteilungskriterien
 Aussehen
 Menge
18 Pflege in speziellen Situationen

 Geruch
 Konsistenz

Komplikationen

 Infektion: Keime (oftmals Hautkeime) wandern am „Drainageschlauch“ hoch -> daher


aseptischer VW
 Arrosion: Drainage kann mit dem Gewebe verwachsen oder Verletzungen setzen
 Dislokation: durch Bewegungen verrutscht die Drainage; oder Anziehen/Herausziehen der
Drainagen (z.B. delirante Patient*innen oder Kinder)
 Schmerzen: bei Stauung des Sekrets, wenn z.B. ein Knick in der Drainage ist oder wenn
Drainage in der Nähe eines Nervs liegt

Pflege in Bezugauf verschiedene Erkrankungen

Verdauungssystem (Erkrankungen, perioperative Pflege, pflegerische Handlungsfelder)

Anatomie

Diagnostik

 Endoskopische Untersuchungen: Bei einer


Endoskopie wirft man einen Blick in die
Körperhöhlen oder -organe. Dabei wird ein
biegsamer „Schlauch“ mit Linse und
Kamera in das Organ eingeführt, das
oftmals über einen Monitor abgebildet
wird.
 Möglichkeiten: Bronchoskopie,
Gastroskopie, Koloskopie, Rektoskopie,
Laparaskopie, Athroskopie, Zystoskopie,
etc.
 Mittels Endoskopie können auch Biopsien
entnommen werden
 Aufklärung durch Arzt*Ärztin (Revers)

Diagnostik Abdomen

 Sonografie
 CT, MRT
 Stuhl (Blut? Farbe? Krankheitserreger?)
 Laparaskopie, Gastroskopie, Coloskopie
 Laboruntersuchungen
o Entzündungsparameter (CRP, Leukozyten)
o Elektrolyte (K, Na, Ca, Gluc, Mg, etc.)
o Pankreasparameter (⍺-Amylase, Lipase)
o Leberparameter (GOT, GPT)

Aus dem Internet:


CRP = „C-reaktive Protein“ (CRP)  wichtigste Blut-Laborwert zum Feststellen und zur
Verlaufskontrolle einer Entzündung im Körper. Es handelt es sich um einen Eiweißstoff, der in der
Leber gebildet wird. Werte:
19 Pflege in speziellen Situationen

- Normal: bis 5mg/l


- Leicht erhöht: bis 50mg/l
- Stark erhöht: über 100mg/l

Leukozyten = weiße Blutkörperchen  Hauptaufgabe ist die Abwehr von Krankheitserregern. Werte:
- Normal bei Erwachsenen: 4.000-10.000/mikroL
- Leukozytose: > 12.000/mikroL
- Leukopenie <4.000/mikroL

Hämoglobin = Protein der roten Blutkörperchen  Verleiht dem Blut seine rote Farbe verleiht, wird
daher Roter Blutfarbstoff bezeichnet  wichtigste Aufgabe ist Transport von Sauerstoff und
Kohlenstoffdioxid im Blut. Werte:
- Normalwerte abhängig von Alter und Geschlecht
o Bei Männern: 4 – 18 g/dl
o Bei Frauen: 12 – 16 g/dl

Gastroskopie:
Mit Kamera in Mund über Ösophagus in den Magen

Vorbereitungen:

Ösophago-,Gastro- und Ösophago-, Gastro-Duodenoskopie

 48 – 24h vor Untersuchung nur leichte Kost


 24h vor Untersuchung —> Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz, Gebiss und Zugenpiercings
entfernen
 1-2h nach Untersuchung schläfrig durch Sedierung, alle 30 min Vitalzeichen prüfen

Coloskopie

 Vorsorgenkoloskopie ab dem 50. Lebensjahr in Österreich kostenlos


 Patient*innen mit erhöhtem Darmkrebsrisiko bereits früher

Vorbereitungen:

 Vorbereitung aufwendiger als Gastroskopie


 Darm muss vollständig gereinigt sein —> orales Abführen und Darmeinlauf
 Bei älteren Menschen im besten Fall auf 2 Tage aufteilen (Flüssigkeitsdefizit)
 Toilettenstuhl neben dem Bett

 72h-24h vor Untersuchung —> keine körner-, faser- und kernhaltige Speisen
 24h vor Untersuchung —> Einlauf oder Lavage-Präparate, Wasser und klare Brühe
 1-2 h nach Untersuchung —> schläfrig durch Sedierung, alle 30 min. Vitalzeichen prüfen

Erkrankungen:

Operationen am Magen

Kurze Wiederholung Magen:


 Hohlorgan, mit Fassungsvermögen von ca. 1,5L
 Eiweißspaltung durch Pepsin und Salzsäure
 Bildung von Intrinsic factor -> ermöglicht Resorption von Vit.B12 (Cobalamin)
20 Pflege in speziellen Situationen

 Magensaft pH von 0,5-1,5 (sauer)


 Durch Muskelkontraktion (Peristaltik) befördert er Nahrungsbrei zum Pylorus in den
Duodenum

Ursachen Magen OP:

 Magenkarzinom
 Hiatushernie
 Gastroösophagealer Reflux
 Ulcus ventriculi
 Adipositaschirurgie
 Etc...

Billroth I und Billroth II

Operationen nach Billroth I und II:


 Zweidrittel des Magens werden reseziert und an den
Dünndarm bzw. an das Jejunum anastomosiert

Video zu Billroth II:


https://www.youtube.com/watch?v=zbzRUxvgDvE

Gastrektomie:

 Komplette Entfernung des Magens über eine Laparatomie (großer Bauchschnitt)


 Bei malignem Magenkarzinom (bei gutartigen Geschwülsten ist eine Magenteilresektion
meistens ausreichend)
 Besondere Form: Sleeve-Gastrektomie bei Adipositas
 Mehrere Methoden, eines Magenersatzes -> oft eine Anastomosierung von Ösophagus und
Jejunum (Ösophagojejunostomie mit Y-Roux-Anlage)

Präoperative Pflege

 Allgemeine präoperative Maßnahmen


 Atemübungen: Einatmen mit Druck gegen die Bauchdecke
 Mobilisation: Einüben postoperativer Aufstehtechniken, bauchdeckenentspannende
Lagerung
 Schmerzmanagement: PCA Pumpe? Epiduralanästhesie?
 Psychosoziale Betreuung
 Besondere Aspekte bei onkologischen Patient*innen
 Ernährungsberatung, Diätassistent*in postoperativ

Postoperative Pflege

 Lagerung: OK-Hochlagerung, „Knieknick“ zur Bauchdeckenentspannung


 Ernährung: parenterale Ernährung, anschließend langsamer Kostaufbau ab ca. 7. post-Op Tag
(lt. AAO)
 Antibiotikagabe
 Entzündungsparameter (CRP, Leukozyten) beobachten
 Drainagenpflege: Sekret auf Eintrübung beurteilen -> Gefahr der Anastomosendehiszenz!
 Sondenpflege: Magensonde meist als Schienung intraoperativ eingelegt -> Vorsicht falls MS
 Pneumonieprophylaxe (Mobilisation, Atemtherapie)
21 Pflege in speziellen Situationen

 Soor- und Parotitisprophylaxe


 Dumpingsyndrom (Früh- und Spätdumping)

Magensonde bei Magen OP

 Dient häufig zur Schienung der Anastomose


 Spezielle Pflege:
o Verbandwechsel
o achten auf Druckstellen an der Nase
 Lagekontrolle, Sekretbeurteilung, Bilanzierung
 Beim unabsichtlichen Hinausrutschen —> Chirurg*in informieren —> keine neue
Magensonde durch PP setzen, da Anastomose verletzt werden kann! Muss endoskopisch
durchgeführt werden

Chronische Komplikationen

 Dumping-Syndrom
 Nutritive Probleme: Mangelernährungszustände -> Ernährungsberatung
 Mangel an Vit.B12 und andere Nährstoffe (Ca, Eisen, fettlösliche Vitamine)
 Reflux von Galle durch fehlende Pylorusfunktion
 Risiko für Ulcera und Karzinome
 Gewichtsabnahme

Dumping Syndrom

= beschleunigte Entleerung —> Sturzentleerung vom Magen in den Dünndarm

 Tritt meistens nach Operationen, bei denen der Pylorus (Magenpförtner) entfernt wurde
 Die Speise gelangt verfrüht in die Jejunumschlinge -> Nahrung wird unzureichend verdaut
 Beschwerden
o Schweißausbruch, Blässe, Übelkeit, Kollaps und Blutzuckerschwankungen
 Direkt nach dem Essen (ca. 30min) = Frühdumping
 2-4 Stunden nach dem Essen = Spätdumping
 Vorsicht bei Diabetiker*innen —> Gefahr der Unterzuckerung!

Beratung

 Umfassende Ernährungsberatung
 Kalorienzufuhr erhöht, aufgrund von Durchfällen und schlechter Ausnutzung der Nahrung
 Eiweißreiche Nahrung
 Gewicht regelmäßig kontrollieren
 Dumpingsyndrom und Erbrechen frühzeitig erkennen und Maßnahmen setzen
 Traubenzucker für Unterzuckerung mitführen
 Kleine Mahlzeiten, langsam essen
 Lebenslange Vitamin B12-Gabe
 Substitution von anderen fehlenden Nährstoffen
 Nach dem Essen nicht gleich hinlegen (Refluxgefahr)
22 Pflege in speziellen Situationen

Operationen an der Gallenblase


Anatomie
Indikationen:
 Cholelithiasis
 Cholezystitis
 Verschlüsse der Gallengänge durch
Tumore

Kurze Wiederholung Gallenblase:


 in ihr wird die Gallenflüssigkeit, die
die Leber produziert, eingedickt und
gespeichert
 Galle wird für die Verdauung von
Fetten benötigt; ca. 700ml
Gallenflüssigkeit/Tag

Cholelithiasis

 Griech.: lithos = der Stein


 Gallensteine
 Gallenblase dient zur Speicherung von Gallenflüssigkeit
 Gallensteine in der Gallenblase verursachen meistens keine Symptome —> erst wenn sie den
Gallengang erreicht haben oder eine Entzündung (Cholezystitis) hervorrufen
 Symptome:
o Übelkeit, Erbrechen, Ikterus, starke krampfartige Schmerzen -> kann bis zur
Peritonitis oder Pankreatits führen

Gallenblasen- und Gallengangskarzinom

 Seltene Tumore (80% betreffen Gallenblase und 20% Gallengang)


 Schlechte Prognose
 Symptome:
o Oberbauchschmerzen, Ikterus, Dunkelfärbung des Urins, Gewichtsverlust, Übelkeit,
Erbrechen

ERCP (Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie)  ist ein diagnostisches Mittel

Cholezystektomie (laparaskopisch oder offen)

 Entfernung der Gallenblase


 In den meisten Fällen laparaskopisch und keine Drainagen (nach ca. 4d Entlassung nach
Hause)
 In manchen Fällen ist eine Laparatomie notwendig, wenn sich der Gallenstein im Gallengang
befindet (offene Cholezystektomie) -> Choledochusrevision, T-Drainage

Präoperative Pflege

 Allgemeine Maßnahmen
 Nüchternheit: in Notfällen ist keine Nüchternheit gegeben, da ist Vorsicht geboten, da
erhöhte Aspirationsgefahr!!! (evtl. bereits Magensonde präoperativ anlegen)
 Einüben postoperativer Fähigkeiten -> Schmerzmanagement besprechen, en-bloc Aufstehen,
Atemübungen, über mögliche Nahrungskarenz aufklären
23 Pflege in speziellen Situationen

Postoperative Pflege

 Wundmanagement
 Drainagenpflege bei offener Cholezystektomie (siehe T-Drain Ausarbeitung!)
 Mobilisation (Achtung auf Schmerzen im Abdomen)
 Prophylaxen
 Magensondenpflege (zügig entfernen wenn keine Indikation)
 Kostaufbau (Tee, Suppe), Darmtätigkeit beobachten
 Achten auf Ausscheidung (nach 3-4d sollte Stuhlentleerung sein, wenn nicht dann
Abführmaßnahmen einleiten)
 Ikterus?

Stuhlformen nach Cholezystektomie

 Obstipation
 Diarrhoe
 Steatorrhoe (Fettstuhl durch fehlende Fettverdauung) > Acholischer Stuhl
 Schwarzer Stuhl (Melaena)
 Gelber Stuhl

Beraten, Anleiten

 Nach einer gewissen Zeit kann Pat. Wieder normal essen


 Da die Gallenblase als Speicher
 Kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen
 Gewichtsreduktion
 Sport- und Ernährungsprogramme
 Ausreichende Flüssigkeitszufuhrfehlt, muss eine fettarme Kost gewählt werden

T-Drain

 Äußere Drainage: operativ in den Gallengang eingelegt (z.B. Gallensteine), Ausleitung 


Bauchdecke in sterilen Auffangbeutel
 Innere Drainage: bei tumorbedingtem Verschlussikterus in den ductus choledochus(?)
eingelegt  auf physiologischem Weg ins Duodenum
 Art der Drainage: passiv halbgeschlossene/-offene Schwerkrafrdrainage
 Lage: Gallengang
 Nutzen: Ableitung der Gallenflüssigkeit, um den Ductus bei der Schwellung offen zu halten
und die Naht zu schonen
 Sekrete: + Gallenflüssigkeit; - Luft, Blut, Eiter
 Pflege: Kontrolle der täglichen Sekretmenge (Galle grünlich), Abklemmen der Drainage vor
Beutelwechsel oder -entfernung, Beutel ab 4/5 post-OP Tag höher hängen
 Verbandwechsel und System: Händedesinfektion, Pat. über geplante Maßnahme
informieren, Beutel aseptisch wechseln, Schlauch am Ansatzstück des T-Drains abdrehen,
neuen Sekretbeutel anschließen (unterhalb d. Matratzenniveaus), Füllstandmit Datum und
Uhrzeit am Beutel notieren
 Desinfizieren, Auflegen der Schlitzkompresse, Abdecken mit einer
Kompresse, Fixieren mit einem Pflaster
 Komplikationen: Aufsteigende Infektion über Drainagenschlauch, Peritonitis,
Arrosionsblutungen und Verwachsungen, Druckstellen, neg. Ausgwirkungen auf das
Krankheitsgefühl, nach Entfernung  Choledochusdefekt/verklebt spontan
24 Pflege in speziellen Situationen

Morbus Crohn

 Sklerosierende chronische Enteritis


 Eine chronische, in Schüben verlaufende Entzündung, die im ganzen Gastrointestinaltrakt
(vom Ösophagus bis zum Anus) auftreten kann
 Trifft in den meisten Fällen das terminale Ileum und das Kolon
 Umfasst alle Schichten der Darmwand und führt zur Verdickung der Wand
 Gefahr der Fistelbildung
 Erkrankungsbeginn zwischen 20 und 40 Jahren
 Ursachen nicht geklärt, vermutlich genetisch, immunologisch

Colitis ulcerosa

 Chronische geschwürige Entzündung des Dick- und Enddarms


 Auf Mukosa und Submukosa beschränkt
 Meist im Rektum beginnend aufsteigend Richtung Dünndarm
 Ursache nicht gänzlich geklärt – genetische Disposition, Infektionen, Ernährung,
Antibiotikaeinnahme

Gegenüberstellung MC und CU Unterschied der Lokalisation

 1⁄4 aller Jugendlichen und Kinder mit CED sind bei der
Diagnose jünger als 10 Jahre
 Bei ca. 1⁄4 wird die Diagnose vor dem 18. Lebensjahr
gestellt
 Die Häufigkeit der CED nimmt weltweit zu -> auch bei
Kinder und Jugendlichen

Ziel: Verbesserung der Lebensqualität, verhindern von Schüben und Komplikationen

Pflegeinterventionen und Beratungsaspekte

 Erfahrungsaustausch, Selbsthilfegruppen
 Umgang mit Schmerzen
 Unterstützung bei der Auseinandersetzung mit Erkrankung
 Unterstützung der Eltern
 Unterstützung der Kinder in Schulen
 Psychologische Betreuung (oftmals Resignation und Rückzug)
 Entspannungstechniken erlernen
25 Pflege in speziellen Situationen

 Sport: reduziert Bedarf an Medikamente z.B. Kortison, weniger Ängste und Depressionen
(kein Sport im akuten Schub)
 Beratung bei Stomaträger*innen

Stuhlausscheidung

 Im akuten Schub bis zu 30 Stuhlentleerungen > Pflege der Analregion, Hautschutz


 Umgang mit Stuhl und evtl. Stuhlinkontinenz > Hygiene und Intimtoilette
 Stuhlprotokoll
 Intimsphäre
 Patient*innen verspüren Scham und Ekel > Psychische Begleitung

Ernährung

 Bei akutem Schub: ballaststoffarme Kost zur Darmentlastung


 In manchen Fällen Flüssignahrung oder Nahrung über liegende Sonden (Magensonde,
Jejunalsonde) –> Aufgabe der PP Überwachung und Verabreichung der Nahrung
 Es gibt keinen gültigen Diätplan
 Ernährungsprotokoll anlegen: Unverträglichkeiten herausfinden

Operationsarten am Dickdarm

Indikationen:
 Colitis ulcerosa
 Morbus Crohn
 Divertikulitus
 Ileus
 Dickdarmkarzinom
 Rektumkarzinom

Operationsarten am Dickdarm

 Halbseitenentfernung recht = Hemikolektomie rechts


 Querkolonentfernung = Transversumresektion
 Halbseitenentfernung links = Hemikolektiomie links

Operationsarten am Rektum

 Obere Mastdarmentfernung = anteriore Rektumresektion


 Tiefe Mastdarfentfernung = tiefe anteriore Rektumresektion
 Mastarmentfernung inkl. Anus = Rektumexstirpation

Hartmann Operation

 Ist ein chirurgisches Verfahren, bei dem die Kontinuität des Darms nach Resektion
unterbrochen ist
 Sigmoidektomie und der rektale Stumpf wird blind verschlossen
 Künstlicher Darmausgang (Enterostoma) aus der Bauchdecke ausgeleitet
 Nach einiger Zeit (wenn Entzündung abgeklungen ist) -> Rückverlagerung des Stomas möglich

Indikationen:
 entzündliche Prozesse mit Peritonitis
26 Pflege in speziellen Situationen

 Ileus
 Sigmadivertikulitis
 Sigma- und Rektumkarzinome

Präoperative Pflege

 Bei Darmoperationen gewinnt das präoperative Abführen an großer Bedeutung


 Siehe präoperative Pflege PPP
 Nüchternheit
 Rasur
 Einüben postoperativer Fähigkeiten
 Atemübungen, Mobilisationsübungen

Spezielle postoperative Pflege

 Drainagenpflege und -beobachtung! Warnzeichen: faulig- riechendes, missfarbiges,


stuhlähnliches Sekret!!
 OP-Wunde kontrollieren -> Gefahr eines Platzbauches
 Achten auf Druckschmerz, Fieber, Abwehrspannung
 Gefahr der Anastomoseninsuffizienz
 Blutungsgefahr
 Blasenentleerungsstörung
 Falls Stoma vorhanden -> Stomapflege und Beratung
 Ernährungsberatung

Stuhl- und Darmmanagement bei Darm-Ops

 Darmgeräusche abhören (Stethoskop)


 Stuhl beurteilen (Blut? Konsistzenz?)
 Je nachdem wie viel Dickdarm entfernt wurde -> flüssiger Stuhl (da normalerweise f.
Resorption von Wasser zuständig)
 Bei flüssigem Stuhl -> Flüssigkeitsbilanzierung! Gefahr der Dehydratation
 Falls kein Stuhl postoperativ -> Arzt*Ärztin informieren
 Keine Einläufe bei rektalen Operationen! Gefahr der Verletzung der Anastomose

Stoma (griech. Mund, Mündung, Öffnung)


= Operativ angelegte Öffnung eines Hohlorgans

 Enterostoma: künstlicher Darmausgang


 Urostoma: künstlicher Blasenausgang
 Tracheostoma: künstlicher Luftröhrenausgang

Enterostoma Arten (Synonym Anus praeter – außernatürlicher Anus)

 Ileostoma: Ausleitung aus dem Ileum (Dünndarm) im rechten Unterbauch


 Kolostoma: Ausleitung aus dem Kolon (Dickdarm) im linken Oberbauch

Verweildauer
> Temporär: Stoma ist für eine befristete Zeit angelegt, wird wieder zurückverlegt
> Permanent: Stoma besteht für den Rest des Lebens
27 Pflege in speziellen Situationen

Enddständig/Doppelläufig

> Endständiges Stoma:


Bei endständigen Stomaanlagen wird der Darmstrang komplett durchtrennt. Der orale Teil
des Darmes (vom Mund kommend) wird nach außen abgeleitet und an der Bauchdecke
vernäht. Der verbleibende distale (nach unten abführende) aborale Schenkel wird blind
verschlossen und im Bauch belassen. Er kann evtl. in einer späteren Operation rückverlegt
werden (Operation „nach Hartmann“).
> Doppelläufiges Stoma:
Bei doppelläufigen Stomaanlagen wird der Darm nur zur Hälfte durchtrennt, es entstehen 2
Öffnungen, die beide an der Austrittsstelle vernäht werden. Sowohl der zuführende (orale)
als auch der abführende (aborale) Schenkel bleiben erhalten.

Präoperative Besonderheiten: Position des Stomas

 im Idealfall ein*e Stomaberater*in


 In Absprache mit Operateur*in und der Patient*innen wird optimale Position des künstlichen
Darmausganges angezeichnet und markiert
 Unter Beachtung von Bauchfalten, Kleidungsgewohnheiten, Körperbau
 Pat. muss die Versorgung in verschiedenen Positionen später selbst durchführen können

Präoperative Schulung

 Nach der Markierung wird mit den Patient*innen das Anlegen des Versorgungsbeutels geübt
 Haare am Abdomen in Absprache mit Patient*innen abrasieren, da Beutelversorgung nicht
hält
 Verschiedene Lagepositionen einnehmen, Stehen, Sitzen, Liegen -> Pat. sollte das Stoma in
jeder Position einsehen können
 Selbstversorgung postoperativ stärken
 Üben in Alltagskleidung
 Fachliche Tipps und Alltagsbewältigung

Ileostoma

o Sollte 1-2cm prominent über Hautniveau liegen


o Fördert aggressive Darmflüssigkeit, aufgrund der enthaltenen Verdauungsenzyme
o Stuhl läuft postoperativ dünnflüssig und kontinuierlich ab, bis zu 3 Liter am Tag (fehlende
Stuhleindickung durch den Dickdarm)
o Nach 8-10 Wochen wird Stuhl breiiger und die Menge geringer (400- 600ml/Tag), Stuhl
kommt schubweise alle 30-60min.
o Pflegerische Expertise bei Versorgung des Stomas
o Achtung auf Flüssigkeitsbilanz!!! (Großer Flüssigkeitsverlust)
o Am 2. Tag postoperativ sollte Stuhl einsetzen

Colostoma

o Sollte 0,5cm (also knapp) über Hautniveau liegen


o Stuhlform ist meist breiig bis fest
o Stuhl sollte am 3-5. Tag postoperativ eintreten
o Abführmaßnahmen bei Stomata: weiches Darmrohr, nach AAO
28 Pflege in speziellen Situationen

Beobachtungsschwerpunkte

Physiologisch Pathologisch
Durchblutung Rosarot bis rot Violett/bläulich —>
verminderte Durchblutung
Stomagröße Mäßiges Stomaödem in den Stenose (Stoma ist nicht mehr
ersten Tagen, nach 6-8 durchgängig,
Wochen endgültige Größe Ileussymptomatik)
Stomaposition Stoma muss immer prominent Stomaretraktion
sein, um es optimal versorgen Prolaps
zu können Peristomale Hernie
Stomaumgebung Umgebende Haut ist trocken Allergische Reaktionen
und intakt Hautentzündungen
Pilzbefall

Postoperative Komplikationen bei Stomaanlage

 Nekrotisches Stoma
 Blutungen
 Nahtdehiszenz
 Anstomoseninsuffizienz
 Prolaps
 Stomaödem
 Mykose

Tägliche Inspektion in der Anfangsphase notwendig!!

Versorgung

 Verschiedene Hersteller und Systeme verfügbar


 Einteilige Systeme: haben eine weiche Platte und tragen nicht so auf, jedoch muss das
System 1-2x/Tag gewechselt werden
 Zweiteilige Systeme: haben eine starre Platte, diese muss nur alle 2-3 Tage gewechselt
werden. Beutel kann extra gewechselt werden, viele Beutel haben einen Kohlefilter um
Gerüche zu absorbieren.

Beratungsschwerpunkte

 Ernährung: es gibt keine allgemein gültige Diätregel; von Patient*in zu Patient*in


unterschiedlich
- Ernährungsprotokoll führen, um zu schauen welche Nahrungsmittel
abführend, stopfend, aufblähend wirken
- ballaststoffreiche Nahrungsmittel

 Körperliche Belastung, Arbeit und Freizeit:


- Nicht mehr als 10kg heben
- Umschulung falls ein Beruf mit körperlich schwerer Arbeit ausgeübt wird
- Vermeiden von Ballsportarten (jedoch möglich mit Stomakappe)
- Schwimmen ist möglich (mit Stomakappe)
- Extra Badebekleidung für Stomaträger*innen
29 Pflege in speziellen Situationen

Partnerschaft und Sexualität

 Stomaanlage muss von den Betroffenen und den Angehörigen verarbeitet werden
 Offener Umgang und Vertrauen zu Partner*innen
 Kommunikation über Ängste und Sorgen
 Betroffene haben Sorgen über ihr Selbstwertgefühl, körperliche Integrität und
Leistungsfähigkeit
 Partnerschaft kann durch das Stoma stark belastet sein
 Stoma ist kein Hindernis für Sexualität
 Selbsthilfegruppen aufsuchen
 Verwendung von speziellen Dessous oder Beutelabdeckungen

Reisen mit Stoma

 Reisen mit Stoma möglich: anfänglich kürzere Reisen, genügend Material mitnehmen
 Reiseratgeber
 Reiseversicherung

Entlassungsmanagement

 Selbstständige Versorgung des Stomas bzw. Einschulung Angehörige oder HKP


 Individuell angepasste Versorgungsmaterialien, angepasst an das Stoma
 Stoma-Pass
 Termin zur Nachkontrolle
 Kontakt zur Selbsthilfegruppen
 Informationen (Broschüren, Homepages)
 Stomanähte ex !

Schilddrüse (Erkrankungen, perioperative Pflege, pflegerische Handlungsfelder)

Funktion

 Endokrines Organ
 Produziert 3 Hormone: T4 (Thyroxin), T3
(Trijodthyronin) und Kalzitonin
 4 linsengroße Nebenschilddrüsen liegen seitlich am
Hinterrand der Schilddrüse: bilden das Parathormon
und Kalzitonin
 Hormoneller Regelkreis
 Für die Synthese von T4 und T3 ist die tägliche
Aufnahme von 150-200ug Jod notwendig

Schilddrüsendiagnostik

 Sonografie: gibt Aufschluss über die Größe des Organs, Knoten und Zysten können
unterschieden werden
 Szintigrafie: eine radioaktive Substanz wird über die Vene verabreicht, das sich in der
Schilddrüse anreichert; das Verteilungsmuster gibt Rückschlüsse auf die Erkrankung
 Schilddrüsenpunktion: unter Lokalanästhesie bei Malignomverdacht; Gewebe wird
mikroskopisch untersucht
 Blutuntersuchung Schilddrüsenhormone: T3, T4 und TSH
30 Pflege in speziellen Situationen

Vorsicht bei Kontrastmittelgaben!

 Bei der Computertomografie, Koronarangiografie und bei anderen Untersuchungen wird ein
Kontrastmittel verabreicht, das große Mengen an Jod aufweist
 Unerkannte (latente) Hyperthyreosen können durch die Gabe von Kontrastmittel
verschlechtert werden!!
 Bei bekannten Hyperthyreosen muss eine Vorbehandlung vor der Untersuchung
durchgeführt werden

Kurze Wiederholung Hyper- und Hypothyreose

 Hypothyreose: Unterfunktion der Schilddrüse, mangelnde Versorgung des Körpers mit den
Schilddrüsenhormonen T3 und T4
o Immunthyreoditis Hashimoto
o Körper läuft auf Sparflamme
o Leistungsabfall, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Gewichtszunahme,
Bradykardie, Verstopfung
 Hyperthyreose: Überfunktion der Schilddrüse, vermehrtes Thyroxin, vermindertes TSH,
normalgroße oder vergrößerte Schilddrüse
o Immuntyhreoditis Basdeow (häufig entwickelt sich daraus ein Struma)
o Körper läuft auf Hochtouren
o Tachykardie, Gewichtsabnahme, Unruhe, Nervosität, Durchfall
o Gefahr der thyreotoxischen Krise!

Struma

 Als Struma beschreibt man jede Vergrößerung der Schilddrüse


 Unabhängig der Erkrankung und des Funktionszustandes
 Jeder sichtbare Kropf wird als Struma bezeichnet

o Blandes Struma: Vergrößerung der Schilddrüse unter normaler Hormonleistung


(Euthyreose), z.B. aufgrund Jodmangel
o Hyperthyreotes Struma: Vergrößerung durch hormonelle Überfunktion
o Struma maligna: bösartiges Kropfwachstum

Symptome

 Druckgefühl am Hals
 Schluckbeschwerden (durch Verlagerung der obereren Ösophagus)
 Inspiratorischer Stridor (durch Verengung der Trachea)
 Heiserkeit
 Zunahme des Halsumfangs
 Vergrößerte Halslymphknoten

Operation

 Nicht jedes Struma ist operationsbedürftig


 Bei Jodmangel sollte zuerst Jodzufuhr oder Thyroxinmedikation erfolgen
 Operationsindikationen:
o Struma mit mechanischen Druckschäden
o Maligner Tumor (klinischer Verdacht oder punktionszytologischer Nachweis)
o Hyperthyreote Struma (wenn medikamentöse Maßnahmen versagen)
31 Pflege in speziellen Situationen

Informieren, Schulen, Beraten

 Aufklärung über Medikamenteneinnahme (Thyrex® wird unzerkaut mit einem Glas Wasser
eingenommen, in der Früh eine halbe bis eine Stunde vor dem Frühstück)
 Patient*innen über die Symptome einer Unter- und Überfunktion aufklären, damit sie
rechtzeitig eine*n Ärzt*in aufsuchen können

Schilddrüsenkarzinom
 Schilddrüsenadenome: sind gutartige Tumoren der Schilddrüse, ist der häufigste
Schilddrüsentumor – Frauen sind häufiger betroffen
 Maligne Tumore: der häufigste ist das papilläre Schilddrüsenkarzinom

Operationen an der Schilddrüse

Operation über den Kocher-Kragenschnitt:


 Enukleation: operative Ausschälung eines Schilddrüsenknotens oder Zyste, das gesamte
übrige Organ wird belassen
 Subtotale Resektion: nahezu das gesamte Organ wird reseziert
 Hemithyreoidektomie: Totalentfernung der halben Schilddrüse (entweder rechter oder linker
Lappen)
 Thyreoidektomie: Totalentfernung des Organs

Präoperative Pflege

 Psychische Betreuung: Patient*innen haben oft Angst ihre Stimme zu verlieren durch eine
Verletzung des N. recurrens; gespürte Halsenge löst Angst aus
 Aufbau einer pflegerischen Beziehung (Caring)
 Vitalzeichen Kontrolle
 Halsumfang messen
 Körpergewicht
 Hormonstatus (TSH, T3, T4)
 HNO-Konsil (zur Beurteilung des N.recurrens)
 Ggf. Rasur

Postoperative Pflege
 Atmung kontrollieren, Stridor? Tachypnoe? (Schwellungen, Blutungen)
 Vitalparameter (Tachykardie, Arrhythmien, RR)
 Verband kontrollieren (Nachblutung)
 Redondrainagen oder andere Drainagen kontrollieren
 OK-Hochlagerung 45°, damit sich Wundödem zurückbilden kann und Wundsekret besser
abfließen
 Angenehme Lagerung des Kopfes, z.B. Nackenkissen

Postoperative Komplikationen

Komplikationen Symptome Überwachungsparameter


Nachblutung nach INNEN - Stridor - Atmung (Atemgeräusche)
- Atemnot - Halsumfang messen
- Zunahme des Halsumfangs - Puls, RR und Laborkontrolle
- Schockzeichen (Hb)
32 Pflege in speziellen Situationen

Nachblutung nach AUSSEN - Rasche Füllung der - Redondrainage kontrollieren


Redonflasche - Verband kontrollieren
- Durchgebluteter Verband - Schockzeichen früh erkennen
- Schockzeichen (RR, Puls)
Lähmung des Nervus - Postoperative Zunahme - Heiserkeit beobachten
recurrens, operative der Heiserkeit - Stimmfähigkeit kontrollieren
Verletzung, Wundödem oder - Sprechschwierigkeiten - Atmung kontrollieren
Blutung (Recurrensparese) - Stimmungslosigkeit
- Atemnot
Hypoparathyreodismus - Unbehagen - Patient*innen nach sensiblen
(=Abfall des Parathormos- - Nervosität Störungen fragen
Spiegels aufgrund der - Angstgefühl - Finger- und Handstellung
Entfernung er - Kribbeln beobachten
Nebenschilddrüse) - Tetanische Krämpfe und - Kalzium nach AAO
Pfötchenstellung substituieren
- Muskelzuckungen im
Gesicht
- Serumkalzium erniedrigt

Anleiten, beraten

 Bei Bewegungen anleiten – Vermeidung von ruckartigen Bewegungen, bei


Seitwärtsbewegungen des Kopfes den gesamten OK mitdrehen
 Patient*innen rasch mobilisieren
 Aspirationsgefahr – daher Beobachtung bei Essen und Trinken
 Wenn keine Schluckbeschwerden auftreten, kann Kostaufbau begonnen werden (keine
bröseligen/krümeligen Speisen wie Zwieback)
 Pneumonieprophylaxe aufgrund Schonatmung (Atemübungen, Atemtrainer, Mobilisation,
Schmerztherapie)
 Medikamenteneinnahme

Lunge (Erkrankungen, perioperative Pflege, pflegerische Handlungsfelder)

Pleuraerguss

 Flüssigkeitsansammlung in der
Pleurahöhle
 Unterscheidung je nach
Krankheitsentstehung und „Art“ der
Flüssigkeit:

 Seröser Pleuraerguss: klares,


gelbliches Sekret; entsteht im
Rahmen einer Herzinsuffizienz,
Pleuritis oder im Verlauf einer
Pneumonie
 Pleuraempyem: eitriger Erguss; bei Pneumonie oder Keimbesiedlung eines
Pleuraergusses
 Hämatothorax: meist durch Verletzungen (v.a. bei Rippenfrakturen) oder
hämorrhagischer Erguss bei Pleurakarzinose
 Chylothorax: milchig-trübes Sekret durch Austritt von Lymphflüssigkeit in den
Pleuraraum (z.B. bei Pleurakarzinose oder Unfall)
33 Pflege in speziellen Situationen

Leitsymptome

 Atemnot, Dyspnoe (Patient*innen verspüren Angst)


 Atemabhängige Schmerzen im Brustkorb
 Atemgeräusch mit Stethoskop nur leise oder gar nicht hörbar

Pleurapunktion

 Punktion im Pleuraspaltraum —> Flüssigkeit wird abpunktiert


 PP assistieren bei Punktion, Vorbereitung der Materialien
 Punktion unter Lokalanästhesie
 Pat. sollten sitzende Position einnehmen leicht gebückten Oberkörper (Abstützen bei PP oder
Nachttisch) oder liegend in Seitenlage
 Evtl. Probe einschicken ins Labor

Bülaudrainage

 Bei rezidivierenden Pleuraergüssen kann es notwendig sein, eine Drainage einzulegen


 Nach größeren Operationen werden Bülaudrainagen standardmäßig eingelegt
 Position meist zwischen 4. und 5. Rippe

Nachsorge

 Menge der abgezogenen Flüssigkeit und Aussehen dokumentieren


 Flüssigkeitsbilanz berücksichtigen
 Patient*innen bequem, am besten OK hoch positionieren
 Vitalzeichen engmaschig kontrollieren
 Punktionsstelle auf Nachblutung kontrollieren
 Pat. aufklären, dass er*sie sich bei Atemnot melden muss (Gefahr eines Pneumothorax)
 Lungenröntgen nach zwei Stunden

Pneumothorax

 Ansammlung von Luft im Pleuraspalt, im Raum zwischen den Pleurablättern


 Unterdruck wird dadurch aufgehoben, daher kommt es zum teilweisen oder kompletten
Kollaps des betroffenen Lungenflügels
 Verminderter Gasaustausch!

Formen:
 Spontanpneumothorax: idiopathisch, oft junge gesunde Menschen, meistens Raucher
 Traumatischer Pneumothorax: durch Unfall (Rippenfraktur), Operation, Anlage ZVK,
Pleurapunktion
 Spannungspneumothorax: lebensbedrohlicher Notfall, es entsteht ein Ventilmechanismus ->
Luft kann nicht mehr entweichen

Leitsymptome

 Abhängig von Schwere des Pneumothorax


 In leichten Fällen fast gar keine Beschwerden
 Akut einsetzende, einseitig, stechender Thoraxschmerz, zur Schulter ausstrahlend
 Hustenreiz bei tiefem Durchatmen
 Tachypnoe, Zyanose
34 Pflege in speziellen Situationen

Therapie

 Einlegen einer Monaldidrainage (kleineres Lumen als normale Bülaudrainge)


 Sog an die Drainage (so lange bis die Lunge wieder komplett entfalten ist)
 Anschließend wird die Drainage noch für einige Tage belassen, damit sich Leck verschließt
(i.d.R. 5-10 Tage)
 Position der Monaldi-Drainage befindet sich in der Mitte des Schlüsselbeins, zwischen der 2.
und 3. Rippe

Pflege von Pat. mit Thoraxdrainagen

Aufhängung:
 am Bett —> immer unterhalb des Pat.
 nicht in Schleifen hängen —> erhöht das Infektionsrisiko
Flüssigkeitsspiegel im System:
 Wasserstand im Wasserschloss kontrollieren —> wenn es durch Verdunstung gesunken ist,
muss sie aufgefüllt werden

Geräusche:
 Wenn Pneumothorax —> „Blubbern“ normal
 wenn keiner vorliegt, muss Ursache gefunden werden (evtl. Leck im System!)

Komplikationen:
 Herausrutschen der Drainage (z.B. bei Mobilisation) – umgehend einen festen, luftdichten
Verband anlegen und Arzt*Ärztin informieren! (Lungenröntgen machen)

Operationen an der Lunge

Operationsarten:
 Lobektomie —> Entfernung eines Lungenlappens eines Lungenflügels
 Bilobektomie —> Entfernung zweier Lungenlappen eines Lungenflügels
 Pneumektomie —> Entfernung eines Lungenflügels

Lungenkarzinom

—> Häufig maligne Tumore

Unterschied:
1. primäre (vom Bronchial- oder Lungengewebe ausgehend) Tumore
2. sekundäre (Metastasen) Tumore

Risikofaktoren: Asbest, Chrom, Kohlenteer, Tabakrauchen


Prognose: durchschnittliche 5-Jahres-Überlebensrate 5%

Präoperative Pflege

 Hohe psychische Belastung für Patient*innen und ihre Angehörige durch die Diagnose
 Sicherheit vermitteln – beeinflusst den postoperativen Verlauf
 Atemgymnastik (Physiotherapie gleich anmelden)
 Inhalation
 Darauf hinweisen, dass tiefes Durchatmen, Abhusten und die frühe Mobilisation für den
postoperativen Verlauf sehr wichtig sind
35 Pflege in speziellen Situationen

 Information und Aufklärung über postoperative Drainagen


 Einbeziehen der Angehörigen

Postoperative Pflege

 Meistens postoperative Aufnahme auf die ICU


 Thoraxdrainage:
o eingestellten Sog regelmäßig kontrollieren,
o Bilanzierung der Flüssigkeit,
o Beobachten des Sekrets (Gefahr Nachblutung),
o Verband der Punktionsstelle kontrollieren,
o VW durchführen
 Ausreichende Schmerzmittelgabe: starke Schmerzen im Brustkorb – behindert tiefes
Durchatmen und Abhusten —> Gefahr der Atelektasenbildung und Pneumonie
 Unterstützung der Atemfunktion:
o wiederholt zum tiefen Atmen auffordern,
o Kontaktatmung,
o zum Husten anhalten,
o ASE,
o Sauerstoffgabe,
o Inhalation,
o Atemtrainingsgeräte
 Pneumonieprophylaxe:
o Mundhygiene
o Zufuhr von befeuchtetem O2 über Nasenbrille oder Maske, je nach SpO2
o High-flow Beatmung
o Aspirationsvermeidung (Oberkörper hoch, Stuhlmanagement, Magensonde)
o Mobilisation, Positionierung
 Lagerung:
o Zur ausreichenden Belüftung der Lunge —> 45° OK Hochlagerung
o Abwechselnde Seitenlagerungen auf die gesunde Lungenseite, damit sich die
operierte Seite besser entfalten kann (Analgesie!)
 Frühmobilisation:
o Auf Drainage achten bei Mobilisation
o Ausreichende Analgesie
o Schrittweise Steigerung der Mobilisation
 Obstipationsprophylaxe:
o Dr. hohe Gabe an Analgetika —> Obstipation
o Kontrolle der Stuhlausscheidung
o Abhören deds Abdomen
o Laxantiengabe nach AAO

Inhalation und Atemtrainingsgeräte Siehe PP


36 Pflege in speziellen Situationen

Herz (Erkrankungen, perioperative Plege, pflegerische Handlungsfelder)

Koronarangiographie
Dient als diagnostisches Mittel und zum Nachweis von Stenosen oder Verschlüssen von
Herzkranzgefäßen

„Herzkatheter“
Stenosen vorhanden —> Stents
Stenosen = Verschlüsse von Arterien
Stenosen entsethen primär durch Arteriosklerose (Ursachen z.B. Rauchen)

Postoperative Komplikationen

 Kontrastmittelnebenwirkungen (allergische Reaktion, Niereninsuffizienz)


 Herzrhythmusstörungen
 Nachblutungen
 Lokales Hämatom
 Infektionen
 Nervenverletzungen

Postoperative Pflege

 EKG schreiben
 Kreislauf- und Verbandkontrolle
 Druckverband an der Einstichstelle kontrollieren und je nach Herstelleranweisung Luft
ablassen
 Strenge Bettruhe die ersten 8 Stunden
 Patient*innen sollen viel trinken
 Laboruntersuchungen

Koronare Bypassoperation

 Überbrückung einer Stenose oder eines Verschlusses im Bereich der Koronararterien durch
ein parallel geschaltetes neues Gefäß (Bypass)
 Bypass kommt in Frage wenn ein Herzkatheter mit Stentanlage oder Dilatation nicht
durchgeführt werden kann
 Ist eine symptomatische Therapie

Voruntersuchungen

 Vor einer Bypass Operation müssen zahlreiche Voruntersuchungen und Blutuntersuchungen


durchgeführt werden (kardiologische Untersuchungen, TTE, TEE, Gefäßschalls, etc.)
37 Pflege in speziellen Situationen

 12 Kanal EKG
 Koronarangiografie
 Entzündung und Infektion (Infektparameter) müssen ausgeschlossen werden
 Vorsicht bei Diabetiker*innen und Patient*innen die bereits Antikoagulantien nehmen

Laboruntersuchungen Herz

 Herzenzyme: CK, CK-MB, Troponin, Myglobin, proBNP


 Elektrolyte: Kalium (Referenzwert 3.6-5.0mmol/l), Magnesium, Calcium, Natrium
(Elektrolytentgleisungen können Herzrhythmusstörungen verursachen!)

Operation

 Operation am offenen Herzen


 Zugang über Sternotomie oder Thorakotomie

 Patient*innen sind während der Operation an der Herz-Lungen-Maschine


 Einlage von Thoraxdrainagen

Operationsarten

 ACB (Aortokoronarer Bypass): häufige Entnahmestelle Arteria thoracica interna


 ACVB (Aortokoronarer Venenbypass): häufige Entnahmestelle Vena saphena magna
(Beinvene)

Präoperative psychische Betreuung


 Auseinandersetzung mit den Ängsten
 Bei Operation am Herzen (Herz steht für Leben und Tod) beschäftigen sich viele
Patient*innen mit ihrer Sterblichkeit
 Daher genaue Information über Ablauf, weiteres Prozedere, Aufenthalt auf der ICU, etc.
 Auf soziale und emotionale Unterstützungsmöglichkeiten zurück greifen

Präoperative Pflege

 Körperpflege:
o im Idealfall (wenn Pat. in der Lage ist) am Vortag oder in der früh duschen; wenn
nicht Ganzkörperwaschung
 Schonende Rasur mit elektrischer Haarschneidemaschine am ganzen Brustkorb, Beine und
Leiste (zur Gefäßentnahme der Vene)
 Einüben postoperativer Fähigkeiten: Mobilisation, Atemübungen, Verwendung von
Atemhilfen, Schmerzskalen

Postoperative Pflege

 Zunächst auf der Intensivstation —> anschließend IMC —> dann Normalstation
 Überwachung (EKG, Pulsoxymetrie): Gefahr einer Herzrhythmusstörung
 Drainagen, Sonden und Wundmanagement (hohe Infektionsgefahr)
 Pleuradrainagen, Drainagen im Perikard —> auf Sekret und Menge achten —>
Nachblutungsgefahr
 Herzschrittmacher betreuen
 Schmerzmanagement (damit Pat. Durchatmen kann!)
38 Pflege in speziellen Situationen

 Lagerung und Mobilisation


 Prophylaxen
 Auf Harn- und Stuhlausscheidung (Obstipationsprophylaxe) achten
 Bei komplikationslosem Verlauf werden Patient*innen nach 10-12 Tage entlassen und
kommen dann auf Rehabilitation (3 Wochen)
 Delirmanagement

Herzbettlagerung

 Hochlagerung des Oberkörpers in eine halb sitzende Position


 Beine werden tief positioniert, sodass der venöse Rückstrom zum Herzen verringert wird
 Tieflagerung ist der Unterschied zur normalen OK-Hochlagerung
 Patient*innen müssen vor Verrutschen nach unten gesichert werden
 Cave bei Hypotonie!

Entlassungsmanagement

 Verhalten nach der OP besprechen


 Körperliche Schonung
 Gesunde Lebensweise anstreben
 Ernährungsumstellung
 Mehr Bewegung
 Aufhören zu rauchen
 Medikamenteneinnahme: Patient*innen erhalten eine Antikoagulationstherapie —>
meistens 1xtgl. Acetylsalicylsäure (ThromboASS®), evtl. Antihypertensiva

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