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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Wemer Georg Kümmel


in Zusammenarbeit mit
Chtistian Habicht. Otto Kaiser.
Otto Plöger und Josef Schreiner

Band V . Lieferung 2

Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn


Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit
Band V

Apokalypsen
Egon Brandenburger: Himmelfahrt Moses
Ulrich B. Müller: Die griechische Esra-Apokalypse
A. F. J. Klijn: Die syrische Baruch-Apokalypse

1976
Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
Inhalt

Egon Brandenburger : Himmelfahrt Moses . . . . . . . . . . .. 57


Ulrich B. Müller: Die griechische Esra-Apokalypse . . . .. 85
A. F. ]. Klijn: Die syrische Baruch-Apokalypse ........ IO~

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten


Lieferung dieses Ba.ndes

ISBN 3-H9-Q39'z-o
© Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1976
Gesamtherstellung: Mohndruck Reinhard Mohn OHG, Gütersloh
Printed in Germany
Egon Brandenburger
Himmelfahrt Moses
Inhalt

Einleitung . . 59
Übersetzung 68
Namenregister 8z.
Bibelstellenregister . 8;
Einleitung

I. Text IIIId Ursprache

Die einzige vorhandene Handschrift, eine lateinische Version des Textes, wurde
von Ceriani in der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand entdeckt (Ambro-
sianus C 73 inf.) und 186I unter der Bezeichnung »Fragmenta Assumptionis
Mosis« herausgegeben'. Die in zwei Kolumnen geschriebene Palimpsest-Hand-
schrift, durch Reagenzmittd teilweise verdorben, ist stellenweise schwer oder gar
nicht lesbar. Die auf Ceriani folgenden, z. T. aufgrund neuen Handschriftenver-
gleichs erstellten Textausgaben (die letzte I904 von Clemen besorgt), bringen
einige Verbesserungen und vor allem Versuche von Textrekonstruktionen, die in
jedem Falle sowohl durch die Textlücken als auch durch die Nachlässigkeiten und
Irrtümer bei der Textüberlieferung gefordert sind'.
Die lateinische Handschrift ist eine spätere Abschrift. Die lateinische Version
selbst ist wahrscheinlich im 5. Jh. entstanden: Orthographie und Stil weisen Ver-
wandtschaft mit der Sprache der Itala und Vulgata auf (Rönsch; Chades). Ziem-
lich sicher ist diese lateinische V~sion als übersetzung eines griechischen Textes
erkennbar. Die Annahme eines griechischen Originals (Hilgenfeld u. a.) wird mit
Recht nicht mehr vertreten. Vor allem Charles hat mit weithin überzeugenden
Gründen' ein hebräisches Original als höchstwahrscheinlich erwiesen. Eine ara-
mäisch abgefaßte Urschrift ist weniger wahrscheinlich, doch nicht völlig auszu-
schließen~.

2. EntstehHIIgszeit IIIId -ort

In den ersten Jahrzehnten nach Auffindung des Fragments differierten die Da-
tierungsversuche erheblich: vom Ende der Regierungszeit des Herodes bis in die
Zeit des Barkochba-Aufstandes!. Seitdem wird, von wenigen Ausnahmen abge-
sehen 6, die Spätdatierung nicht mehr vertreten und auch eine Abfassung um bzw.
nach 70 kaum noch in Erwägung gezogen. In der Tat ist die Zerstörung des Tem-
pels nirgends vorausgesetzt; ein Hinweis darauf hätte angesichts der Bedeutung
des Tempelkultes in unserer Schrift im allgemeinen (siehe Anm.19) und der
aktuellen und prophetischen Bezüge im Kontext von 6,I.9 und 8" im besonderen

1. Laperrousaz hat jüngst Cerianis Textausgabe wieder abgedruckt (S. roIlf.) und zusätzlich
mit der späteren Kapitel- und Verseinteilung verseben.
z. In der folgenden Übersetzung werden, wo nichts anderes angemerkt ist, die Textlücken
durch Punkte anstelle der vermutlich ausgefallenen Buchstaben markiert. Hierzu und zu den
weniger gewichtigen Textverbesserungen vgl. die Textausgabe von Clemen.
3. Überprüfungen im einzelnen bei Wallace und Laperrousaz, S. 17-"5.
4. Vgl. jetzt auch ausführlich Laperrousaz, ebd.
5. Referate bei Schürer, III, S. "98f.; Clemen, in: KaulZSChAP, S. 313; umfassend Laperrou-
saz, S. 96 ff.
6. Hölscher; Zeitlin. Jüngst hat lIaacker, freilich mit wenig überzeugenden Gründen, für »das
zweite oder dritte Drittel des i. Jahrhunderts n.Chr.« plädiert (S. 40S).
nicht fehlen dürfen. Aus 1,18 wird sogar positiv das Bestehen des Tempels zu
entnehmen sein (CharlesAP, z. St.).
Zur Datierung eignen sich weder die als Weissagung über die unmittelbar
bevorstehende Zukunft gedachten Kap.8f. noch die in apokalyptischem Zahlen-
spiel verschlüsselten Angaben in 7,d. und 10,tz; der Text in 7,If. ist überdies
viel zu stark lädiert und lückenhaft. Auszugehen ist von den klar deutbaren An-
gaben vor allem in Kap.6: Tod des Herodes und Varus-Krieg (beides 4 v.Chr.)
können kaum lange zurückliegen; die Weissagung 6,7 hätte spätestens bis 30 n.
Chr. in Erfüllung gehen müssen (Herodes regierte 34. die Söhne Philippus und
Antipas 37 und 43 Jahre). So ist mindestens die Zeitspanne zwischen 4 v. Chr. und
3° n. Chr. ziemlich sicher bestimmbar. Da aber 6,7 auch die Verbannung des
Archelaus (6 n.Chr.) voraussetzen dürfte und der Textanschluß 7,1 nur einen
knappen Zeitraum anvisiert, ist eine Abfassung nur wenig nach 6 n. Chr. höchst
wahrscheinlich.
Nicht so deutlich sind die Anhaltspunkte für den Entstehungsort. Für Rom
(Hilgenfeld) spricht zuwenig. Das wahrscheinlich hebräische Original des Frag-
ments, vielleicht der Blickwinkel transjordanem 1,4, die bedrückende Nähe zu den
6,2-9 genannten Ereignissen und die Verbannung des Archelaus als vermutlich
wichtiges Auslösernoment: all das könnte am ehesten, muß aber nicht unbedingt
nur nach Judäa weisen.

J. Identität

Nach altkirchlichen Zeugnissen muß es eine beträchtliche Anzahl von Mose zuge-
schriebenen apokryphen Schriften gegeben haben 7• Für deren Vielfalt spricht auch
der eher einem Frühstadium apokrypher Mose-Schriften zugehörende Qumran-
fund 1 QDM(ose)8. Pauschal sprechen altkirchliche Zeugnisse teils wenig präzis
von aAAat ßIßAoL, al 1IV1I Elatv an61e(!vrpoL, aus der Zeit Moses (Apollinarius) oder
zusammenfassend von ßLßAla an61e(!vrpa Mwvaewr;; (Apost.Konst. VI,16), von
apocrypha et secreta Moysi (Evodius). Einzelne dieser Schriften werden teils ohne
Titel, teils wenig erhellend etwa mit Jibeilus quidam, licet in canone non habeatur
(Origenes, In Josuam horn. 2,1), aber auch bestimmter mit plßAor;; A6yw1l p,Vrn:LXÖJV
M. (Gelasius), assumptio (Clemens Alex.; Didymus) oder adscensio M. (Origenes,
De princ.3,2,1) bzw. avaA7J'ljJLr;; M. (Gelasius u.a.) benannt. Mehrere Kanonver-
zeichnisse 9 nennen in den Listen der Apokryphen des AT nebeneinander eine
a1lUA'lj'IjJtr;; und eine ota{}f}1e'lj Mwvaewr;;, was an sich eher wie eine spätere Auswahl
wirkt. Aber gerade jenes Nebeneinander ist die Basis verschiedener literarkriti-
scher Thesen: Für Schürer (S.303) sind »Testament« und »Himmelfahrt« Be-

7. Das Material hierfür und für das Folgende ist mehr oder weniger vollständig 2Usammen-
gefaßt bei Schürer, TI!, S. 303; Clemen, S. 1'1. und in: KautzschAP, S. 311 f.; Charles, S. 10S-IlO;
Laperrousaz, S. 2.9 f. H ff.
8. »Worte Moses« (der Titel stammt vom Herausgeber J. T. Milik), in: Discoveries in the
Judaen Desert, I, Qumran Cave I, Nr. 2.2., S. 91 ff., Oxford 1955.
9. Sog. Synopse des Athanasius; Verzeichnis der 60 kanonischen Bücher; sog. Stichometrie
des Nicephorus.

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zeichnungen zweier verschiedener Teile derselben Schrift; nach Charles (AP,S.
408) stellen sie zwei ursprünglich unabhängige, noch im I. Jh. zur AssMos ver-
einigte Schriften dar; Clemen (in: KautzschAP, S. 312) rechnet mit dem - auch
weiterhin separat existierenden - Testament (= unser Fragment) als Grundschrift
einer später.en Überarbeitung zur AssMos. Aber auch Laperrousaz' alternative
Leitfrage : aV!Ü.1j'lf'u; oder r},af)~"1j (S.2.6) ist noch von jenem Nebeneinander ab-
hängig.
Nun weist das Fragment zweifellos Gattlingsmerkmale des Testaments auf, wie
längst erkannt ist. Entgegen der vorschnellen Identifizierung mit jener r},a~"1j
MwvuüJ)(; der Kanonsverzeichnisse (Laperrousaz, S.40 u. ö.) ist jedoch folgendes
zu bedenken. Die Gattung Testament ist hier im Sinne einer Apokalypse, eben als
Offenbarung verborgener Zukunft umgeprägt worden (siehe ,); insofern könnte
diese Schrift an sich auch unter die secreta Mqysi gefallen oder mit ßlßÄor; Mywv
p.vu"""wv Mwvuewr; o. ä. bezeichnet worden sein. Jedenfalls muß die am Textbeginn
zu rekonstruierende Überschrift liber profetiae (und nicht: testamen/llm oder
assllmptio) Moysis lauten, wie das auch apokalyptischer Prophetie entspricht (siehe
Anm. zu 1,1 und 10,1I). Vor allem kann das Fragment (1) durchaus mit der Er-
zählung von Moses Himmelfahrt abgeschlossen haben. Die Hinweise auf Moses
Tod müssen dem nicht widersprechen' 0: das belegt auch das mehrfach der assump-
do zugeschriebene Motiv vom Kampf des Erzengels Michael mit dem Teufel um
Moses Leichnam und wohl auch die Erwähnung, J osua habe einen doppelten
Mose gesehen, intliS vivllS in spiri/ll, alills mor/lllls in corpore (Origenes, In Josuam
hom.2.,I).
Einen eindeutigen Beleg dafür, daß unser Fragment mit der Himmelfahrt Moses
abschloß - und von da, wahrscheinlich erst später, seinen Namen erhielt -, liefert
Gelasius in seiner Geschichte des Konzils von Nicäa. Ge1asius weist darin einer
aV!Ü.1j'lf"r; Mwvuewr; nicht nur das Motiv vom Disput Michaels mit dem Teufel über
Moses Leichnam zu, sondern bezieht sich auf den Anfang unseres Fragments und
zitiert offensichtlich aus 1,14". Ob beides auch in der Himmelfahrt Moses stand,
in der Clemens Alex., Origenes und Didymus das genannte Motiv vom Kampf um
Moses Leichnam vorfanden, wissen wir nicht, doch ist dies nicht auszuschließen' i.
Weiter käme man mit folgender Vermutung zu der merkwürdig schwebenden
Doppelwendung a morle receptione mea, »von meinem Tode, meiner Aufnahme«,
in 10,12 (siehe Anm. z. St.): Mit receptio wird hier auf etwas Besonderes hingewiesen
und dies zunächst bewußt in der Schwebe gehalten. Der Verfass,er läßt Josua das
verschlüsselte Wort in der ersten Fragenkette II,j-8 aufnehmen (quis JOCIIS
reripiet ...). Aber die im irdischen Todesbereich mißverstehend befangenen und

10. Im übrigen ist, was bisher unbeachtet blieb, die Spannung zwischen 1,5; 10,14 und II,5-8
im erhaltenen Textbestand kaum geringer!
11. MeAilwv & :rceotp'lj-t1'J<; (I) Mwtrij<; iEtevat TOv {Jiov, ru. "ireamat Sv {Ji{Jilrp 'Avail1i'l'&w<;
MWGiw., :rceOC»<ailSGaflwo. ' I1'JGoiiv uM" Navij Kai /5tailsyO/lWO' :rceo<; auro" l<p1'J. Kai :rceo-
Et'},;aGaTo pE & fJsd<; :rceo KaTa{Joilij<; KOGflOV sl"ai pE Tij<; !5t~K1'J<; MOV /lEGil'1'J".
u.. Die Angabe des Origenes (De princ. ~, %, I), dieses Buch der Himmdfahrt Moses habe dem
Verfasser des Jakobusbriefes vorgelegen, ist freilich insofern nicht schlüssig, als Jud 9 auch aus
mündlicher Tradition stammen kann.
darum ausweglosen Fragen harren noch einer Antwort. Sie dürfte - in Analogie
zur Antwort (12,2-13) auf die zweite Fragenkette (II,9-19) - im weggebrochenen
Schluß mit einem wunderbaren, bisher verborgen gehaltenen Gottesgeschehen
gegeben worden sein, Was schließlich das Motiv von der Himmelfahrt Moses an
sich anlangt, so ist es jedenfalls in Mk9,2ff. parr. und Apc II,3 ff. vorausgesetzt.

4. Textordnung und Aufbau

Die Mose-Pmphetie ist von da Landnahme Israels (2.,1 ff.) bis in die Zeit um und
kurz nach Hemdes (6f.) chronologisch angelegt; und 7,xf. zeigt an, daß diese
Chronologie auch die Zeit bis zum Weltende umgreift. Unerwartet bringen
Kap. Sf. dann Geschehnisse unter Antiochus IV. Epiphanes und die Reaktion des
Taxo darauf zur Sprache. Charles u.a. suchen dies Problem durch Umstellung von
Kap. 8 f. zwischen 5 und 6 zu lösen. Dabei sind allerdings Anschluß und Sachzu-
sammenhang von Kap. 9 und 10 nicht beachtet'l. Darum ziehen Lattey u.a. nur
Kap. 8 nach vorne. Aber damit wird der offensichtliche Bezug von Kap. 9 (Kon-
trastbild) auf 8 zerstört. Andere weisen - lediglich auf die historisch-chronolo-
gische Spannung gestützt - die Texte verschiedenen Zeiten zu. So rechnet Licht
mit einer ersten Fassung aus der Anfangszeit der hasmonäischen Revolte (jetzige
Kap. 5,8 und 9); sodann mit einer zweiten aus nachherodiaruscher Zeit, die durch
Interpolation von Kap. 6f. zustande kam. Umgekehrt postuliert Stauffer'<I, ein aus
der Zeit Antiochus' Epiphanes stammender apokalyptischer »Orakeltext«, nun
sogar Kap. 8-10 umfassend, sei später in die AssMos eingearbeitet worden.
Stellt man einmal beiseite, daß all diese literar- und redaktions kritischen Hypo-
thesen mehr Probleme aufwerlen als beantworten, so scheitern sie bereits an einer
falschen Voraussetzung: Obgleich in Kap. 8 Ereignisse unter Antiochus deutlich im
Hintergrund stehen, liegt hier (anders als Kap.2-6) übahaupt kein historisch-
chronologisches Interesse vor. Denn die entscheidende~Bezeichnung »König der
Erdenkönige ... « (8,1), die ja nichts weniger als einen universalen Weltherrscher
signalisiert, wäre für den historischen Antiochus mehr als nur um einige Nummern
zu groß geraten. Die Schreckenszeit des Antiochus muß also in anderem Aspekt
in dieser apokalyptischen Zukunfts schau verarbeitet sein.
Der Aufbau unserer Schrift ist folgender: Den Hauptteil 2,1-10,10 bilden die
»Worte Moses«, eben seine profetia. Sie sind umschlossen von einer Rahmen-
handlung bzw. einem Rahmendialog zwischen Mose und Josua.
Im Rahmen wird zunächst die Fiktion der Entstehung dieser profetia kurz vor
Moses Tod und bei der übergabe seines Amtes an J osua erzählerisch festgemacht
und ausgeschmückt. Zugleich wird die Mose-Prophetie als Geheimschrift einge-
führt, die bis zur letzten Heimsuchung IsraeIs am Weitende verwahrt werden soll

13. Steck, S. I7~, verfährt wie Charles, läßt aber noch mehr erkennen, wie man dann mit
Kap. 7 in Schwierigkeiten kommen muß: 7,3-10 rockt er vermutungsweise vor Kap. 5 ein;
7,1 f. fällt unter den Tisch.
14. Ethdbert Staulfer: Jerusalem und Rom im Zeitalter Jesu Christi, Bem 1951, S. 75.

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(I, x6 ff,; 10,11 ff.). In dieser Endzeit (der Zeit des Verfassers I) soll sie ihre tröstende
und mahnende Wirkung zeitigen, eben Zuversicht im ausharrenden Gesetzes-
gehorsam.
Die profetia selbst hat zwei Teile: Kap. 2-6 und 7-xo. Der erste führt bis zum
Standort des Verfassers; er verrät ihn durch das ausgedrückte Bewußtsein, daß die
bestehende Welt jetzt ihrem Ende entgegengeht (7,If.), und durch die unerfüllt
gebliebene Weissagung 6,7. Neben der Demonstration der theologischen Grund-
gedanken (Bund/Gesetz - Fehlverhalten - Strafgericht - Umkehr - erbarmende
Bundestreue Gottes)· am fiktiv-zukünftigen historischen Objekt ist dieser Teil
speziell auch darin Basis für den zweiten, daß das Eintreffen der profetia Moses
betont herausgestellt wird (unverhältnismäßig breit 3,10-13; dann 5,2; vgl. 12,5),
In Teil x folgt nacheinander: Geschichte vom Einzug in Palästina bis zu den
Vorgängen vor dem Exil (Kap. 2); Gefangenführung nach Babyion durch Nebu-
kadnezar (Kap. 3); Daniels Fürbitte und Gottes Erbarmen, das die Rückkehr eini-
ger Teile der Stämme durch Cyrus ermöglicht (Kap. 4); Strafe unter den Seleu-
kiden, Spaltung über den rechten Weg und Frevel in Tempelkult und Rechts-
praxis (Kap. 5); Gottlosigkeit der hasmonäischen Priesterkönige, Strafgericht
durch Herodes und Varus-Krieg (Kap.6).
Die eigentliche, aktuelle profetia in Teil 2. ist nach apokalyptischem Gedanken-
schema aufgebaut: Die Endzeit bringt einen Gipfel an Ungerechtigkeit (Kap. 7)
und vor allem den Höhepunkt des Zorngerichts (Kap. 8: Schreckensherrschaft
eines universalen Weltherrschers nach dem Vorbild der makkabäischen Drang-
salszeit). Diese letzte Drangsal ist zugleich Zeit der Bewährung im Gottes- bzw.
Gesetzesgehorsam (Kap. 9: Taxo und seine Söhne). Die Leiden der gehorsamen
Gerechten wird Gott mit dem Erscheinenlassen seiner Herrschaft beantworten,
endgültiges GerichtIJ und Heil bringend (10,X~10).

J. Theologische Einordnung und Entstehungskreis

Was das Fragment in Form des Testaments darbietet, ist durch und durch apoka-
lyptische Prophetie, der die Rätsel des gesamten Weltgeschehens entschlüsselt und
insbesondere die Geheimnisse des Endgeschehens und seiner Kriterien offenbart
sind. So begegnen auch vor allem aus apokalyptischer Literatur bekannte Einzel-
motive: verschlüsselte Berechnung der gesamten Weltzeit (1,2;. 7,If.; 10,I2f.);
apokalyptisches /Jet (xo,I2f.); »Ende der Welt/Tage«, »Vollendung der Zeiten«
(1,18; 7,1; 10,J3; 12,4); überhaupt das Bewußtsein, im Endgeschehen zu stehen
(7,If.) und entsprechende Gedankenschemata in Kap.7-1o (s.o.); Heilszuwen-
dung nach einem Bruch mit dieser Welt (lO,lff.), und zwar nach Endgericht
(10,7f.) und in einer gänzlich anderen Sphäre (10,9f.).
In diesem neuen Rahmen erscheint als theologische Grundlage der traditionelle
Gedanke des Heil verbürgenden Bundes, den Gott Israel zugeschworen und auf

15. Zum Gedanken der Rache Gottes für das Blut seiner Märtyrer (9,7) vgl. den Kontext
Joe! 4,21; auch Apc 6,9ft'.
dessen Gesetz als Grundordnung er sein Volk zugleich verpflichtet hat' 6, und zwar
deutlich unter Aufnahme deuteronomistischer Gedankenführung'7, wie auch das
Deuteronomium in dieser Schrift besonders herausgehoben wird (1,5). Daraus er-
gibt sich als entscheidendes Kriterium für das Verhalten Israels im Weltgeschehen
der konsequente, aber keineswegs rigoros zu neunende Gebotsgehorsam' 8 •
Nahezu gleichrangig steht daneben die Verpflichtung zum rechten Tempelkult,
der in der AssMos thematisch eine auffallend große Rolle spielt'9.
Negatives Ergehen im Weltgeschehen wird unter dem deuteronomistischen
Aspekt des Bundesgedankens als Strafgericht, Zom oder Rache Gottes verstanden,
die zu Umkehr und Gebotsgehorsamführen und damit die emeuteHeilszuwendung
freimachen sollen: bestätigte Grundlage Kap. 2-4; aktuell-eschatologische Anwen-
dung Kap. 7-102°. In der Drangsalszeit eschatologischen Strafgeschehens durch
das Medium des universalen Endtyraunen, d.h. nach 1,18 am Tage der letzten
Heimsuchung, sieht dieser Apokalyptiker im vertrauendeJtl, konsequenten Ge-
botsgehorsam bis zum Aushalten des Martyriums - in Taxo samt seinen sieben
Söhnen wohl als verpflichtendes asidäisches Leitbild vor Augen gestellt - die
einzig angemessene Haltung und Chance für die endgültige Heilszuwendung.
Solche Konzeption zu sichern und zuversichtliches Vertrauen in sie wachzu-
halten, dazu dienen auffallende andere, die Bundestheologie scheinbar über-
schreitende Motive. I. Der Bundesmittler Mose - wohlgemerkt hier der in die
verborgenen Geheimnisse eingeweihte apokalyptische Prophet - wird mit proto-
logischen, kosmisch-universalen und überirdischen Prädikationen bedacht: von
Anfang der Welt bereitet (1,14); sein Leichnam ist übermenschlich, an einem Ort
nicht plazierbar, die ganze Welt ist sein Grab (n,I7f.); er ist unfaßbarer Geist,
göttlicher Prophet über die ganze Erde, vollkommener Lehrer in der Welt ( I I, I 6),
großer Engel (II,I7). Alles Prädikationen, die die Qualität und Autorität seiner
Prophetie als jenseits irdisch-begrenzter Sichtweite und Möglichkeiten begründet
und damit gesichert ausweisen sollen. 2. Gott ist nicht nur Schöpfer, er hat das
Weltgeschehen bis ins kleinste vorhergesehen und vorherbestimmt (I2Aff.) -
also widerstreiten die irdischen Bedrohungen und Drangsale seiner Heilszusage
nicht. Er ist Herr der Welt (I,II), Herr des Alls (4,2), Herr der Herren (9,6) -
und durch solche Weltüberlegenheit (die gerade kein Für-die-Welt-Sein im ganzen
anzeigt) garantiert sein eschatologisch-universaler Herrschaftsantritt gegenüber
dem Ansturm der Völker Heil exklusiv für sein Bundesvolk (Kap. IO). Die Welt
hat der Allherrscher um des auserwählten Volkes, des Erstlings der Schöpfung,
willen geschaffen (I, 12 f.) u •
16.1,9.14; 2,9; 3,9; 4,2.5; 10,15; 1I,17; 12,13; vgl. »auserwähltes Volk« 4,2.
17. Am deutlichsten: Komplex Kap. 2-4. Vgl. Steck, S. 172f., und bereits Sjäberg (ebd).
18. Be•. 3,12; 9.4.6; 12,10f.; in negativem Aspekt 2,7; 3,5; 5,3.6; 7,3lf.; 8,5·
19. 1,17f.; 2,3lf.8f.; 3,2; 4,8; 5,3.4; 6,1.9; 8,5; IO,7c; vgl. II,lj.
20. Den Rückgriff auf diese Grundlage stellt das Gegenüber von erster und zweiter (a/tera,
sachlich = letzter) Rache Gottes in 9,2 sicher, das sich nur auf das hervorgehobene Strafgericht
587 beziehen kann (Kap. 3/1Kap. 8). Entsprechend korrespondieren 3,5-12 und Kap. 9 sowie
4,5 ff. und Kap. 10 im Grundgedanken, aber mit eschatologisch bedingter Variation.
21. Die Einstellung gegenüber den Heiden ist dementsprechend schroff, an den Möglichkeiten
des hellenistischen Judentums gemessen geradezu feindselig (1,13; 10,7.10; 12,8).
über die Zuwendung des Endheils wird weder individuell noch auf eine Gruppe
des Volkes bezogen reflektiert: ganz Israel wird des Endheils teilhaftig (lo,8ff.).
Im Geschichtsverlauf werden zwar die Gebotsübertreter von Gott den Plagen der
Heiden ausgesetzt (Beispiel: Kap. 3; 5; 6) - währenddessen die Gebotsetfüller
»einen glücklichen Weg vollenden«" -, doch »daß er sie gänzlich ausrotte und
verlasse, ist unmöglich« (12.,12.)'!! Das Endheil besteht neben dem Triumph über
die Feinde bemerkenswerterweise in der Erhöhung Israels in die Sternregion der
himmlischen Welt. Konzeptionen wie Auferstehung, Gottesreich auf Erden,
neuer bzw. zweiter Äon haben hier keinen Raum. Die irdische Welt bleibt heillos
zurück; Heil hat sich in die jenseitige Gotteswelt entzogen.
Die Bestimmungen des Entstehungskreises dieser Apokalypse - zelotische
Freiheitsbewegung, Quietismus, pharisäischer Quietismus, Essener bzw. Qum-
rangemeinschaft, Samaritaner' 4 - zeigen Schwierigkeit und Verlegenheit zu-
gleich. Angegriffen werden die Hohenpriester-Könige der etablierten Hasmonäer
(6,1), heftig die hellenisierende sadduzäische Priesterschaft (5,3 f.), vielleicht die
Sadduzäer z. Z. des Autors (7,3 ff.)·l, aber auch wenigstens der frühe Pharisäismus
(5,5 f.). Nun ist die Samaritaner-Hypothese bislang wenig überzeugend begründet.
Auszuschließen ist auch die früher stark vertretene Zeloten-Hypothese: Kap. 9 wi-
derspricht ihr gründlich; Kampf und Sieg über die Feinde Israels stehen betont
außerhalb menschlichen Bemühens, nur Gott und dem Erzengel Michael vorbe-
halten (10,1 ff. 7); und die Feinde vollstrecken durchgehend Gottes Strafgericht.
Diese Momente würdigt richtig die Deutung auf die »Stillen im Lande« (Quietis-
mus), doch ist sie zu unpräzis. Ein Autor innerhalb des Pharisäismus müßte, frühe
asidäische Konzeptionen hochhaltend, zugleich in merklicher Distanz zu dieser
Bewegung stehen. Für den Qumrankreis wirklich spezifische Vorstellungen bietet
die AssMos kaum. Ihr gleicher sektiererischer Geist (Mowinckel; Laperrousaz)
ist eingetragen. Das auf Israel im ganzen bezogene Bundes- und Heilsverständnis
ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal. Und die trotz aller Kritik an der
sadduzäischen Priesterschaft dem Tempeldienst andauernd bis zum Weitende zu-
gemessene Funktion (1,17f.) wäre ebenfalls für Qumran schwer denkbar· 6• Bleibt

u. Diese traditioneIle Sicht ist mit der Erkenntnis von Kap. 9, vgl. 3,II, theologisch nicht
vermittelt.
23. Schon das widerspricht dem Versuch, wegen der Spannung von 9.4 2U 3,13; 5, .. ff.; 6,1 die
erwähnten »Väter und Vorväter« auf das wahre Israel, die Minorität der Gerechten, oder g;Lr auf
die Vorväter der Qumransekte lru deuten (gegen Mowinckel, S. 95 f.: ihm darin folgend Laper-
rousaz, S.95 und 12.5). Auch der Sprachgebrauch der AssMos steht dem entgegen: 1,8; ",1:
4,2.5.8; 9,6; II,17.
1.4. Referate in älteren Werken wie Oemen, in: KautzschAP, S. 314f., und zuletzt bei Laper-
rousaz, S. 88-95 und 99.
25. Mit CharlesAP, 2:.St.; W. Bousset, H. Greßmann: Die Religion des Judentums im spät-
heIlenistischen Zeitalter, 4.Auß., Tübingen 1966, S. II5 f.; anders, doch mit wenig durchschla-
gendem Verweis auf die christliche Polemik gegen den Pharisäismus, Schürer, IU, S. 300; Oemen,
in: KautzschAP, S. 3I 5. Vielleicht ist die traditioneIle und verbreitete Polemik in 7,3 ff. überhaupt
nicht lru prli2:isieren.
..6. Laperrousaz' Hinweis (S. 94) auf die Beschreibung des 2:ukünftigen (I) Tempels in Qumran
bestätigt in Wahrheit dieses Urteil.
zu fragen, ob die grob gemusterte Landkarte vom frühen Judentum nicht noch
für differenziertere Gruppierungen und Konzeptionen Raum bieten müßte.

Literaturverzeichnis

1. TEXTAUSGABEN UND UNTERSUCHUNGEN ZUM TEXT


Ceriant~ Antonius Maria: Fragmenta Assumptionis Mosis, in: Monumenta sacra
et profana ex codicibus praesertim Bibliothecae Ambrosianae, opera Collegii
Doctorum eiusdem, Tom. I, Fasc. I, Maila.nd 1861, S. 9-13. 55-64.
Char/es, Robert Henry: The Assumption of Moses, edited with introduction, notes
and indices, London 1897.
Clemen, Carl: Die Himmelfahrt des Mose, Bonn 1904 (Kleine Texte, 10, hg. v.
Hans Lietzmann).
Kuhn, Gottfried: Zur Assumptio Mosis, ZAW 1925, S. 124-129.
Wallace, David H.: The Sernitic Origin of the Assumption of Moses, ThZ 1955,
S·32 1 -3 28 .

2. ÜBERSETZUNGEN UND KOMMENTARE


Hilgenfeld, Adolf: Messias Judaeorum, Leipzig 1869, S. 43 5-468 (Rückübersetzung
ins Griechische).
Clemen, Carl: in KautzschAP, II, S. 311-3 31.
Char/es, Robert Henry: in CharlesAP, H, S.407-424.
Ferrar, William John: The Assumption of Moses translated ... , with introduction
and notes, London-New York 1917{z.Auff. 1918.
Rüßler, Paul: Alt jüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, Augsburg 1928,
S.485-495· 1301-1303·
Laperrousaz, E.-M.: Le Testament de Moise (generalement appele »Assomption
de Moise«), Traduction avec introduction et notes, Paris 1970 (Sernitica XIX,
Cahiers pubBers par l'institut d'etudes semitiques de l'universite de Paris).

3. UNTERSUCHUNGEN
Hölscher, Gustav: über die Entstehungszeit der »Himmelfahrt Moses«, ZNW 1916,
S.108-lZ7· 149-158.
Clemen, Carl: Die Entstehungszeit der Himmelfahrt Mose, in: Hundert Jahre
A. Marcus und E. Webers Verlag 1818-1918, Bonn 1919, S.72-76.
Lattey, Cuthbert: The Messianic Expectation in »The Assumption of Moses«,
CBQ 1942, S.9-21.
Torrey, Char/es Cutler: »Taxo« in the Assumption of Moses, JBL 1943, S.I-7.
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Ältere Literatur bei Schürer, !II, S. 2.94-3°5.
übersetzung

I I (Buch der Prophezeiung Moses, die er im 120.Jahr seines Lebens aus-


sprach)-, 2 das ist das 25oo.Jahr seit Erschaffung der Welt 3 [nach
orientalischer Zählung aber das (2700.)a] und das (400.)b seit dem Auszug
aus Phönizienc, 4 als das Volk nach dem durch Mose geleiteten Auszug
bis Amman' jenseits des Jordans gekommen war - 5 der Prophezeiung,
die Mose im Buch Deuteronomium ausgesprochen hat. 6 Er rief Josua zu
sich, den Sohn Nuns, einen vor dem Herrn bewährten Mann, 7 damit er
sein Nachfolger werde für das Volk und das Zelt des Zeugnisses mit all
seinen Heiligtümern 8 und damit er das Volk in das Land führe, das er
ihren <Vätern)' 9 zur (künftigen) Verleihung gab, (nämlich) auf Grund
des Bundes und auf Grund des Schwures, den er im Zelt geleistet hatte',
(es ihnen) durchb Josua zu übergeben. Dabei sprach er zu Josua dies:
10 »Verspricha, gemäß deinem Eifer alle Aufträge auszuführen, so wie es
untadelig ist. II Dies sagt deshalb der Herr der Welt": 12 Denn er hat
(zwar) die Welt um seines Volkes willen geschaffen', 13 aber er hat nicht
(damit) angefangen, es, den Erstling der Schöpfunga, auch von Anfang der

Ir a) Die ersten drei Zeilen, wohl mit roter Farbe geschrieben und die Überschrift des Buches
enthaltend, sind erloschen. Den besten Ergänzungsvorschlag macht Clemen: fiber profetiae
M'!)'Iis, qua. facla esl anno vita, .iUI <mo el xxmo. Möglich wäre auch verba profetiae, vgl. 10, I I
und Apc 1,3. Die Überschrift ist nicht nach den altlcirchlichen Zeugnissen oder der Gattung
ganz allgemein - a!sumptio MqyIis (Hilgenfeld) oder lulamen/um M'!)'Ii (Charles; Laperrousaz)-
zu wählen. Vielmehr ist die Aufnahme im unmittelbaren Kontext entscheidend: prof.liae qua,
facla eIl a M'!)'Ien (1,5); zusammenfassend verba haec el hunt Iibru11I IO,II (dazu Anm. z.St.) und
zur Sache profetiae 3,11. - Die Fortführung in V. 2 fordert bereits in V. I eine Zahlenangabe;
am besten nach Dtn3I,2; 34,7 zu ergänzen.
3 ab) Zur Ergänzung dieser Zahlenangaben vgI. Oemen, in: KautzschAP, z.St. Mindestens
V. 3 a ist westliche Glosse; ob auch V. 3 b (so manche), ist fraglich (s. Oemen, ebd.).
c) Vgl. Gen46.
4 a) Das alte Rabbat Ammon (Dtn3,II; 2 Sam lI,I; I2,26ff. u.ö.) und heutige Amman, für das
in hellenistisch-römischer Zeit »Philadelphia« üblich wurde, aber daneben 'Paßßa-r:aftava
(Polybios V 71,4), auch Aftftava (Stephanos Byzantios, vgI. PW 19;2094) gebräuchlich blieb.
W

8 a) Lies palribuJ statt ex tribuI. Vgl. Dtn 31,7.20 f.


9 a) VgI. Dtn31,I4f.
b) Text: de(= per)Jesum, vgl. de regeI 5,1.
10 a) Das el promitte des Textes, das freilich als Anfang einer Rede an Josu. ungewöhnlich ist,
wird vielfach abgeändert, ohne daß die Vorschläge überzeugen. Aber der Verfasser bringt
doch in V. 7-10 nur vorab den wesentlichen Gesichtspunkt der biblischen Rahmenhandlung
gerafft Zur Geltung, wobei er mit einem schriftkundigen Leserkreis rechnet; I, I I ff. wie 10, 11 ff.
sind dann breitere Variationen des vorab angeschlagenen Rahmenthemas.
1I a) Die Gottesrede im Medium des apokalyptischen Propheten Mose beginnt freilich nach
einigen Zwischenbemerkungen erst 2,lff.
12 a) Dazu vgl. 4 Esr6,H.59; 7,u; ApcBar(syr) 14,18. Clemen vermutet wegen des Folgenden
I'g,m statt plebem.
13 a) Israel als erstgeborener Sohn: EX4,22; PsSalr8,4; 4Esr6,58.

68
Welt an offenbar zu machen, so daß die Heiden dadurch überführt würden
und demütig durch Erörterungen einander hätten überführen können.
14 Deshalb hat er mich ausersehen und gefunden, der ich von Anfang' der
Welt bereitet worden bin, der Mittlerb jenes Bundes zu werden. 15 Und
nun" eröffne ich dir, daß die Zeit meiner Lebensjahre vollendet ist und ich
hingehe zum Schlaf" meiner Väterb, und öffentlich vor allem Volke ... d
16 <Du) aber nimm diese Schrift entgegen, um den Schutz der Bücher zu
bedenken-, die ich dir übergeben werde b. 17 Die sollst du ordnen und mit
Zedernöl salben" und in irdenen Gefäßenb an dem Ort aufbewahren, den er
von Anfang der Welterschaffung (dazu) schuf, 18 daß (dort) sein Name
angerufen werde' bis zum Tag der Buße bei der (letzten) Heimsuchung, mit
der sie der Herr heimsucht bei der Vollendung des Endes der Tage.

II I <Und jetzt)· werden sie unter deiner Führung in das Land einziehen,
das er ihren Vätern zu geben beschlossen und versprochen hat. 2. Dort
sollst du segnen und einem jeden seinen Anteil an mir" geben und bestätigen
und ihnen die Herrschaft (über das Land) sichern. Du sollst ihnen Orts-
aufseher einsetzenb, demgemäß wie es ihrem Herrn gefällt, in Recht und
Gerechtigkeit. 3 ..... aber <fünf)b Jahre, nachdem sie in ihr Land einge-
zogen sind, und danach wird es 18 Jahre von Fürsten und Königen be-
herrscht werdene, und 19 Jahre d <werden sich) zehn <Stämme losreißen)<.

14 a) Das Gelasius-Zitat dieser Stelle hat wohl richtiger neo ua-caßoJ,:ijr; u6rrf.lov.
b) 3,12. Mose als f.lEUl-r:T}r;: GaI3,I9; Phi1o, Vita Mosis3,I9; vgI.Hebr.8,6; 9,15; 12,z4.
15 a) Lies nune statt tune.
b) Vgl. IO,IZ.I4; Grundlage ist Dtn3I,16; 32,5°, hier aber in einer Gottesrede.
c) Clemen, RieBler, ähnlich Charles verstehen: »Und zwar ... «. Das stünde in bemerkenswer-
tem Widerspruch zu Dm 34, 5f. Siehe auch Anm. d.
d) Die Textlücke (etwa 10 Buchstaben) ist mit dem zu ergänzenden tu nicht zureichend gefüllt.
Möglich ist eine Ergänzung nach Dtn3J,28; 32.45 f.: und ich (zuvor noch) öffentlich vor allem
Volk lehren werde. Jedenfalls ist für den Text der Kontrast zwischen Volk und Josua als
Geheimnisträger (lU au/tm) konstitutiv, entsprechend dem Verständnis apokalyptischer
Prophetie (vgl. etwa 4EstI4,5 tf.2.6f.45 f.).
16 a) Oder: um die Zuverlässigkeit (tutaHo = drrrpaAEla) der Bücher zu erkennen? Das ergäbe
einen glatteren Text, doch meint lu/al;o die Beschützung.
b) Die /ibr; weisen auf den Pentateuch, und es dürfte hier jetzt Dm 3I,9ff:z4-2.6 vorschweben.
17 a) Zur Salbung vgl. Plinius, naturalis historia 13,13; Hen(sl)u,u: Myrrhenduft.
b) Vgl. das Verfahren in Qumran.
18 a) Gemeint ist also Jerusalem; nach Joma 54b Ausgangspunkt der Schöpfung.

lIla) Allgemein wird, der Textlücke entsprechend, tl nune ergänzt.


2. a) Zu;n 11It vgl. 2.Sam20,I.
b) Zu rHesen 11IIJgisieria loeoNl11l vgl. etwa Dm16,I8, auch 1,15. Text: di11lillu, wohl zurück-
gehend auf "a1hjrrElr; aus ua{j{rr61r; (CharIes ; Clemen).
3 a) Ch.rIes und Clemen vermuten fiet.
b) Ergänze quinque, vgJ. JOSI4,1O; Josephus, ant.5,1,19.
c) »Jahre« meint jetzt und in derfolgendenAngabe sowie in V. 6 (anders im Anfang von V. 3)
Aberf zwei Stämme werden hinabgehen und das Zeugnis des Zeltes hinüber-
bringeng. 4 Dann wird der Gott des Himmels <den Pfahl) seines Zeltes
und das Eisen seines Heiligtums <festmachen)", und die zwei heiligen
Stämme werden (dort) eingesetzt - 5 die zehn Stämme aber werden sich
Königsherrschaften nach eigenen Ordnungen aufrichten -, 6 und sie
werden 2.0 Jahre lang" Opfer darbringen. 7 Siebena werden die Mauern
befestigen, neun b werde iche beschützen und <vier) werden den Bund des
Herrn <übertreten)d und den <Vertrag)e besudeln, den der Herr mit ihnen
gemacht hat. 8 Sie werden ihre Söhne fremden Göttern opfern und
Götzenbilder im Heiligtum aufstellen und ihnen dienen; 9 und im Hause
des Herrn werden sie frevelhaft handeln und viele Bilder von allen Tier-
arten schnitzen'.

übertragen Regierungszeiten. Die Zahl 18 kommt durch Zählung von 15 Richtern und 3 Köni-
gen (Saul, David, Salomo) bis zur Reichsteilung zustande. Gegen Clemen, in: KautzschAP,
z.5t., sind 5amgar und Abimelech mitzuzählen, aber nicht EH.
d) Das sind die Regierungszeiten der 19 Könige Israels von J erobeam bis Hosea.
e) Text: el XVIIII annOI abrumpenI lib. X. Lies mit den meisten: (Ie) abrumpenl IribUI X.
f) Das nam wie 1,3; I2,IIf. U.ö. wohl vulgär in adversativer Bedeutung; vgl. Rönsch, bei
Hilgenfeld, S. 437f.
g) So jedenfalls der Text, der freilich von atl. Angaben her geurteilt unsicher erscheint. Aber
keine der entsprechend vielfältigen Konjekturen überzeugt wirklich. An zSam6 und IKön8
ist kaum zu denken (gegen CharlesAP, z. St., u. a.). Der Kontrast zwischen den zehn Stämmen,
die sich losreißen (V. 3 b) und eigener Ordnung folgen (V. 5), und den zweien, die das »Zeug-
nis des Zeltes« (wohl das Gesetz) zu sich überführen, scheint beabsichtigt.
4 a) Für kaum mögliches fecit pa/am liest Clemen (nach Rönsch) jigel pa/um. Das bleibt zwar un-
sicher, ist aber besser als alle sonstigen Vorschläge.
6 a) Wiederum nicht Jahre, sondern Regierungszeiten (vgl. bes. V. 7), und zwar der Könige
Judas: Rehabeam bis Zedekia (einschließlich Athal;a).
7 ab) Die sieben: Rehabeam, Abia, Asa, Josaphat, Joram, Ahasja, Athalja; die neun: Joas,
Amas;a, Asar;a (Usia), Jotharn, Ahas, Hiskia, Manasse, Amon, Josia; die vier: Joahas,
EI;akim (Jojakim), Jojachin, Zedekia. Bei der beabsichtigten Periodisierung - Konsolidierung
des Reiches Juda, glückhafter Fortbestand und Niedergang - hat man sich an Hauptmerkmale
gehalten, einiger Abweichungen (bes. bei Joram, Ahas;a, Athalja; Ahas, Amon) nicht achtend.
Bemerkenswert ist, daß die Charakterisierung mehr der chronistischen Darstellung entspricht,
auffallend vor allem beim Motiv »Mauern befestigen«.
c) Natürlich nicht Mose. ner Verfasser fällt von der Sache her in die Gattesrede.
d) Entweder muß hier oder vor el jinem (Volkmar u. a.) in den Text eingegriffen werden. Da IV
zu ergänzen ist (um auf die zuvor genannte Zahl XX zu kommen) und mit et jinem .1<. kein
Gegensatz markiert wird, empfiehlt sich die ohnehin einleuchtende Erklärung »aatetl.nt aa =
n(!oafJ-qaovral corrupt for na(!afJ-qaovral« (ChariesAP, z. St.).
e) jinem aus TOV O(!LapOV = T~V tl,aihj)(1jv (Hilgenfeld; Volkmar; Clemen u.a.). Anders Char-
lcsAP, z.St.:jinem = 8(!ov corrupt for Ö(!)(OV, mit Verweis auf die Verbindung von Bund und
Schwur Gen26,z8, ebenso AssMosI,9; 3,9; 12,13.
9 a) Möglich ist auch, mit CharlesAP, z. St., nach oml/em ein simililuJinem einzuschieben, wofür
die Form der Stelle Ez8,IO spräche, die hier zugrunde liegen dürfte.
III I <Und) in jenen Zeiten <wird) von Osten her ein Königa über sie
<kommen) und (seine) Reiterei ihr Land bedecken. 2 Und er wird ihre
Ansiedlung samt dem heiligen Haus des Herrn anzünden und alle heiligen
Gefäße wegnehmen'. 3 Und er wird das ganze Volk vertreiben und sie in
sein Heimatland führen; ja, die zwei Stämme wird er mit sich führen.
4 Dann werden sich die zwei Stämme an die zehn Stämme wenden, und sie
werden sich wie eine Löwin in staubige Ebenen zurückziehen", hungernd
und dürstend mit unsern Kindernb. 5 Und sie werden schreien: >Gerecht
und heilig ist der Herr". Denn weil ihr gesündigt habt, sind auch wir
ebenso mit euch hergeführt worden.< 6 Dann werden die zehn Stämme
weinen, wenn sie die Vorwürfe der zwei Stämme hören, 7 und sagen:
)Was haben wir euch <getan), Brüder? Ist diese Drangsal' nicht über das
ganze Haus Israel gekommen?< 8 Und so werden alle Stämme weinen,
wobei sie zum Himmel schreien und sprechen: 9 >Gott Abrahams, Gott
Isaaks und Gott Jakobs, gedenke an deinen Bund, den du mit ihnen ge-
schlossen, und an den Eid, den du ihnen bei dir selbst geschworen hast: daß
ihr Same niemals von dem Land, das du ihnen gegeben hast, weichen solla.<
10 Dann werden sie meiner gedenken·, indem sie an jenem Tage sprechen,
ein Stamm zum andern Stamm und ein Mensch zu seinem Nächsten:
1I )Ist dies nicht das, was uns Mose <damals)" in (seinen) Prophezeiungen
bezeugte, er, der in Ägypten, am Roten Meer und in der Wüste vierzig
Jahre lang viel erduldet hatteb ? 12 Nachdem er es bezeugt hatte, rief er
auch Himmel und Erde zu Zeugen über uns ana, daß wir seine Gebote
nicht übertreten sollten, die er uns vermittelt hatteb • 13 Diese Dinge sind
(nun) von ihm gemäß seinen Worten und Versicherungen über uns ge-
kommen, so wie er es uns in jenen Zeiten bezeugt hat; und sie sind einge-
troffen bis hin zu unserer Gefangenführung in das Land des Ostens.<
14 Auch sollen sie etwa 77 Jahre lang in Knechtschaft lebena.

HIt a) Nebukadnezar.
Z a) zChr36,7.IO.I8f.; Jeu7.19f.; Dan I,Z; vgl. demgegenüber ApcBar(syr)6; zMakkz,4ff.
4 a) Mit Clemen (nach Rönsch); vgl. 4EsrI3,41 (auf die 10 Stämme angewandt). Für das dll&enl
s. vermuten hingegen CharlesAP »will bc indignant«, Rießler »klagen«, Laperrousaz »se
conduiront«.
b) Vgl. ApcBar(syr) 77.14.
1 a) Zur Sache vgl. Dan9.7; Bau,z6; ApcBar(syr)77,3f'9f.
7 a) Statt des unsicheren &( i)libsis wird zumeist Ihlibsü (= {}Ai'Ptr;) gelesen.
9 a) Vgl. Gen17,8; sodann PsSa1x7,1; Test XII: Jud22.
10 a) Zu V. 10-13 vgl. Dan9,II-13; Bau,zoff. und insbesondere ApcBar(syr) 84,z-S'
II a) Lies 111111 statt des unsicheren &11111.
b) Vgl. Act7,36.
lZ a) Dtn4,z6; 30,19; 3',28; ApcBar(syr) '9,1; 84,zf.
b) in qtlibllsarbit.,,(= (teaf:r'TJr;)Jllilnobis; vgl. ','4.
14a) Von JeuS,IIf.; 29,10; Dan9,2 (70 Jahre) abweichende Tradition (Clemen)? Oder unbe-
stimmte Zeitangabe (Charles)? .
IV I Dann wird einer auftreten, der über ihnen steht, seine Hände aus-
breiten, seine Knie beugen und für sie beten, indem er sprichta: 2 >Herr
des Alls, König auf erhabenem Thron, der du über die Welt herrschst, der
du wolltest, daß dieses Volk dein auserwähltes Volk sei, du wolltest (schon)
damals als ihr Gott angerufen werden, gemäß dem Bund, den du mit ihren
Vätern geschlossen hast. ; Und (nun) sind sie mit ihren Frauen und
Kindern als Gefangene in ein fremdes Land gezogen, an das Tor zu den
Fremden, wo viel <Traurigkeit)· ist. 4 Achte auf sie und erbarme dich
ihrer, Gott des Himmels 1< 5 Dann wird Gott ihrer gedenken wegen des
Bundes, den er mit ihren Vätern geschlossen hat, und wird seine Barm-
herzigkeit auch in jenen Zeiten (wieder) offenbaren. 6 Und er wird es in
die Seele des Königs' geben, daß er sich ihrer erbarme, und so wird er sie in
ihr Land und Gebiet entlassen. 7 Dann werden einige Teile der Stämme
hinaufsteigen, an ihren bestimmten Ort kommen und den Ort von neuem
ummauern. 8 Aber zwei Stämme werden in ihrer (?) früheren Treue aus-
halten, traurig und seufzend, weil sie dem Herrn ihrer Väter keine Opfer
werden darbringen können'. 9 Und zehn Stämme werden wachsen und
<sich mehren?) unter den <Heiden)a in der Zeit der <Heimsuchung?)b.

V I Und dann' werden die Zeiten der Anklage sich nähern, und die Rache
wird sich erheben durchb Könige, die (ihre) Teilhaber am Verbrechen sind
und (nun zugleich) ihre Bestrafer. Und auch siea werden uneins werden im
Hinblick auf die Wahrheit, weil es eingetroffen ist (was prophezeit war):
3 >Sie werden die Gerechtigkeit meiden und sich der Freveltat zuwenden
und werden das Haus ihres Dienstes mit <Befleckungen)a schänden<, und b :

IV, a) Gedacht ist wohl doch eher an Danid (9,4-'9) als an Esra (9,6ff.); doch vgl. Clemen, in:
KautzscbAP, z.St.
3 a) Lies mau/i/ia für maiular (Hilgenfeld; Clemen). Möglich auch der Vorschlag von CharlesAP:
maier/ar = psyaÄeuh:1}C; corrupt for pa-rBu'rT:1}C;.
6 a) Cyrus; vgJ. 2 Chr36,22f.; ESrI,I-4.
8 a) V gl. Hen(äth) 89,73 und ApcBar(syr) 68,6.
9 a) Text: devenient apud nator. Das gibt keinen Sinn. Für nato; ist wahrscheinlich natiofler Zu lesen.
Die weiteren Vorschläge sind zu unsicher.
b) /ribulalionir für Iribum (Hilgenfeld; Clemen u.a.). CharIes liest raptivitatir rlll1e. Alles sehr
unsicher.

V, a) Entweder ist statt des el "'m des Textes et tum zu lesen (mit Volkmar; Hilgenfeld), oder
man muß das Ganze ohne Nachsatz belassen.
b) de= p.r, wie 1,9 (mit Chades; Clemen). Vgl. hierzu und zum Ganzen zMakk4,I6. Gedacht
ist demnach insbesondere an die Seleukiden.
2 a) Sadduzäer und Pharisäer; vgl. Hen(äth) 90,6 f.
3 a) Zumeist wird inqllinalionibur statt ingmalionibur gelesen.
b) Text: .1 quia; vermutlich in Wiederaufnahme des propter eie. (V. 2) als Einführung eines
weiteren Zitats gedacht (vgl. CharlesAP, z.St.).

72
>Sie werden fremden Göttern nachhuren (. 4 Denn sie werden nicht der
Wahrheit Gottes folgen, sondern einige werden den Altar mit ... - Gaben
beflecken, die sie dem Herrn darbringen, sie, die keine Priester sind, sondern
Sklaven, von Sklaven geborenb • 5 Denn die Schriftgelehrten, die in jenen
Zeiten ihre Lehrer sind, werden auf Leute ihrer Wahl und die Annahme von
Geschenken 'achten und Entscheidungen verkaufen, indem sie Lösesummen
annehmen. 6 Und deshalb wird ihre Ansiedlung und das Gebiet ihrer
Wohnung mit Verbrechen und Freveltaten angefüllt werden. bVon Gott,
ihrem Schöpfer, werden sie abfallen; ungerechte Richter werden in ihr sein,
zu richten, wie jeder willb.

VI I Dann werden sich Könige als Herrscher über sie erhebena, und man
wird sie zu Hohenpriestern Gottes berufen ; (doch) sie werden Gottlosigkeit
verüben vom Allerheiligsten aus. 2 Und es folgt ihnen ein frecher König-,
der nicht aus dem Geschlecht der Priester stammen wird, ein verwegener
und gottloser Mensch; und er wird sie richten, wie sie es verdienen. 3 Er
wird ihl-e Oberen mit dem Schwert zerschmetterna, und er wird sie an
geheimen Orten <auslöschen)b, damit niemand weiß, wo ihre Leiber sind.
4 Er wird die Alten und die Jungen umbringen und keine Schonung übena.
5 Dann wird sie druckende Furcht vor ihm in ihrem Lande überkommen.
6 Und er wird Gericht unter ihnen halten wie die Ägypter unter ihnen getan
haben, 34 Jahre lang, und er wird sie bestrafen. 7 Und er wird Söhne

4 a) Nach der vielleicht unvollständigen Zeile inquinahllnl de hat die folgende Zeile zu Beginn
eine Textlücke von etwa drei Buchstaben. Man kann iis, illif, omnibus, dedccoris o. ä. ergänzen.
Die Aussage wird Mal 1,7 entsprechen.
b) Nach Josephus, ant., 13,IO,l, ist solche Abkunft für Johannes Hyrkanus behauptet worden.
Auf die Makkabäer hebt in AssMos aber erst das chronologisch neu einsetzende (Illne tXllr-
gellt ... ) Kap. 6 ab.
6 b-b) Hier findet sich eine längere Dittographie, die eine befriedigende Rekonstruktion des
ursprünglichen Textes kaum zuläßt:
el finis habilaliones eorum feeltribus cl posl fines habilaiionis sceleriblls el
illiquilatibllf a deo u/ qlli Ja,il erunl impii iniquilalibus " domino qui Jadttnl crunt impii
iudices ,run! in eom iZidices inerunl in campo iudicare qllomodo
quisqZlae volet.

VII a) Die Makkabäer; reges ist hier nicht wörtlich zu fassen (vgl. auch 6,8).
z a) Herodes der Große; 37-4 v.Chr., vgl. die vom Tode des Antigonus an gerechnete Regie-
rungszeit in 6,6.
3 a) Nach Josephus, ant., 11,1,2; bellum, 1,18.4, läßt Herodes zu Beginn seines Königtums 41
Leute aus der Oberschicht der Sadduzäer töten.
b) Die meisten verbessern das kaum korrekte singuli el nach Hilgenfeld mit sepeli.l. Besser ist
aber, mit CharlesAP slingllel zu lesen und das erste corpora illorum zu streichen. V gl. Josephus,
ant., 15,10,4.
4 a) Vgl. Dtn2.8,50.
<
7 a) Ergänzung und Te:xtvetbesserung mit Hilgenfeld, CharIes u. a.: <p )roducil nalos qlli SIiC )ce-

73
zeugen, die in seiner Nachfolge kürzere Zeit (herrschen werden)a. 8 In
ihre (Gebiete) werden (Kohorten)" kommen und des Abendlands mächti-
ger Königb, (der)c sie erobern wird. 9 Und sie werden sie in Gefangen-
schaft führen, und einen Teil ihres Tempels wird er mit Feuer verbrennen,
einige um ihre Ansiedlung herum kreuzigen·.

vn I Von da ab werden die Zeiten ihrem Ende zugehen; plötzlich (wird


sich schließen) ihr Lauf, (wenn) vier Stunden (gekommen sind)". z. ••• a
3 Und es (werden) verderbliche und gottlose Menschen über sie" herrschen,
welche lehren, sie seien gerecht. 4 Und diese werden den Zorn ihrer
<Freunde)a erregen; sie sind betrügerische Leute, sich selbst zu Gefallen
lebend, verstellt in ihrem ganzen Verhalten und zu jeder Tageszeit Lieb-
haber von Gastmählern, unersättliche Schlemmer. S •••• 6 Leute, die die
Güter (der Armen)" verzehren, wobei sie behaupten, sie täten das aus
Barmherzigkeit ... b 1 Vertreiber, <Streitsüchtige), Betrüger, die sich ver-
stecken, um nicht erkannt zu werden; Gottlose, voll Frevel und Ungerech-
tigkeit vom Morgen bis zum Abend, 8 welche sagen: >Wir wollen Fest-
gelage und Überfluß haben, wollen essen und trinken und uns für Fürsten
halten!< 9 Und ihre Hände und ihre Gedanken werden Unreines treiben,
und ihr Mund wird große Dinge sprechen, und sie werden ferner sagen:
>Rühr (mich) nicht an, damit du mich nicht unrein machst an dem Ort,
an dem ...• !<

J.nlll sibi brmOrQ lemporQ Jominßrenl (statt dOMreni). - Nur für Archelaus (4 v.-6 n. ehr.) trifft
die Aussage zu; Philippus regierte H, Antipas 43 Jahre.
S a) Durchweg wird}ßr1S in PßfI,s verbessert und mit Hilgcnfeld zumeist forltt (= rcbor/tt) für
morlis gelesen.
b) Der Legat von Syrien, Quinctilius Varus, wirft mit den Truppen des Kaise~s Augustus
4 v.ehr. einen Aufstand der Juden gegen Archelaus nieder; vgl. Josephus, ant., I7,to,I/f.;
bellum, Z,3.1/f.
c) Lies t]ui statt 'I.ma.
9 a) Nach Joscphus, ant., 17,10,10, ließ Varus 2000 Leute kreuzigen.

VIII a) So mit Volkmar, Oemen. Doch ist das unsicher; die Textlücken werden recht ver-
schieden ergänzt.
2 a) rogWll1If" s.t:1I(n) ...... a(.) .... pros) ...... iniliis IribllSQJ 'Xi/IU VIII(I) propl.(r) inilÜIIII Im s.p-
IimalS.fllnJa IriQ (in) lertia dlltls (h) .. (r)a .. (I)a. (Eingeklammertes ist unsicher gelesen).
3 a) J. bis. Oder: unter diesen, von diesen an (Volkmar), in the time of these, some of these
(eharIes)?
4 a) Oemen (nach Rönsch) liest _if.,,,,,, statt animonml. Anders ChariesAP: stir up the poison
of their minds (ptimällibab aus p'IIIab = Mv).
5 a) Im Kodex folgen fast sieben Zeilen, die nicht entziffert werden konnten. Das Thema wird
von V. 4 zU V. 6 kaum gewechselt haben.
6 a) Zumeist wird (pallp') (TIIIII) ergänzt.
b) Text: fjN(?) ... s, ,1; kaum sicher zu rekonstruieren.
9 a) Die nächsten vier Zeilen sind unleserlich, in der fünften vermuten einige in pl'HIII iJIItII
s('Tvil) il/is.

74
VIII I Und es wird ... - Rache und Zorn über sie kommen, wie sie nicht da-
gewesen sind unter ihnen von Weltbeginn an bis zu jener Zeitb, in der er
einen König der Erdenkönigec und einen Machthaber von großer Gewalt
gegen sie erwecken wird, der die, welche sich zur Beschneidung bekennen,
am Kreuz aufhängtd; 2. die aber, die (die Beschneidung) <verleugnen)-,
wird er foltern und überliefern, gefesselt ins Gefängnis geführt zu werden.
3 Und ihre Frauen werden den Göttern bei den Heiden geschenkt werden";
und ihre jungen Söhne werden von Ärzten operiert werden, um ihnen die
Knabenvorhaut überzuziehenb. 4 Die anderen unter ihnen aber werden
mit Marterna, Feuerb und Schwert gestraft und gezwungen werden, öffent-
lich ihre Götzenbilder zu tragene, so unrein wie sie sind, gleich ihren Be-
sitzern. j Und von denen, die sie foltern, werden sie ebenso gezwungen
werden, ihren verborgenen Ort zu betreten"; und mit Stacheln werden sie
gezwungen werden, schmählicherweise das W ortb zu lästern, zuletzt nach
diesem< die Gesetze und)c was sie auf dem Altar haben.

IX I Dann, während jener <herrscht)", (wird) ein Mann vom Stamme Levi
(auftreten), dessen Name Taxo b sein wird. Er wird sieben Söhne haben, zu
ihnen sprechen und bitten: 2. >Seht, meine Söhne, über das Volk ist eine

VIIlI a) Text: (ei) .. (ta) .. veniel. Vielleicht ist c/ altera (vgl. 9,2) oder.1 cilo adveniel zu ergänzen.
b) Zur ganzen Art der Zeitangabe vgl. Dann,l; Mt24,2I; APCI6,I8.
c) Zur Wendung vgl. EZ2.6,7; Esr7,Iz; Dan2.,37' Sie deutet hier auf einen universalen Welt-
herrscher am Ende der Tage, dessen Bild im Folgenden mit Ereignissen aus der Schreckens-
herrschaft des Antiochus IV. Epiphanes erstellt wird.
d) Zur Forderung Antiochus' vgl. IMakkI,48. 60f., zur Kreuzigung Josephus, ant., 12,5.4.
2. a) Statt n<tanles lies mit den meisten naganles.
3 a) Von der übergabe der Frauen in die Venustempel, vgl. 2Makk6,4. Für das diis donabul/lur
des Textes erwägen freilich einige (Clemen und Rießler, nach Haupt, Fritzsche) disdonabunlur· ...
= sie werden verteilt unter die Heiden. .
b) Statt a(t)rosiJa11l ist zweifellos aerobislia11l zu lesen. Zu solchem, allerdings freiwilligen Ein-
griffvgl. IMakkl,q; IKor7,I8; Josephus, ant., 12,5,1.
4 a) Vgl. zMakk6,z8; 7; Josephus, ant., 12,5,4.
b) Vgl. 2Makk6,II.
c) Vgl. zMakk6,7.
5 a) Ein heidnischer Tempel entsprechend 1 Makk 1,47; Josephus, ant., 12,5,4? Oder das
Allerheiligste des jüdischen Tempels?
b) Kaum übersetzung von övopa und mit zMakk8,4 vergleichbar. Vgl. eher die auf Mosc
bezogene Wendung d011linum verb; AssMos II,IG.
e) Mit Charles vermute ich "ges 11 für das schwierige el leges usw. als ursprünglich; legis zu lesen
(Clemen) führt kaum weiter.

lXI a) Mit Hilgenfcld und Clemen: dutenle statt dkente.lll. weist dann auf die Herrschaft des 8,1
genannten »Königs«. Weniger gut konjizieren Charles: die eril; Volkmar: edieenle, wobei ill.
auf den großen Kaiser Kap. 10 vorausweisen soll.
b) Als historische Gestalt nicht identifizierbar und trotz zahlreicher Hypothesen noch immer
nicht überzeugend erklärt.

75
zweite grausame, unreine Rache gekommen und eine Strafe" ohne Erbar-
men, die die erste übertrifft. 3 Denn welches Geschlecht· oder Land oder
Volk von Frevlern gegen <den Herrn)", die viele Greuel verübt haben, hat
so viele Übel erlitten, wie sie uns widerfahren sind? 4 Nun also, meine
Söhne, hört auf mich! Seht doch und wißt, daß niemals weder die Väter
noch deren Vorväter Gott versuchtena, daß sie seine Gebote überträten.
5 Ihr wißt ja, daß darin unsere Kraft besteht. Und so wollen wir dies tun:
6 Laßt uns drei Tage lang fasten und am vierten in eine Höhle gehena, die
auf dem Felde ist, und laßt uns lieber sterben, als die Gebote des Herrn der
Herren, des Gottes unserer Väter, übertretenb! rDenn wenn wir das tun
und so sterben, wird unser Blut vor dem Herrn gerächt werden'. (

X Und dann wird seine Herrschaft über seine ganze Schöpfung erscheinen,
I
und dann wird der Teufel nicht mehr sein,
und die Traurigkeit wird mit ihm hinweggenommen seina.
2 Dann werden die Hände des Engels gefüllt werdena,
der an höchster Stelle steht,
und sogleich wird er sie rächen an ihren Feinden.
Denn<es wird aufstehen)a der Himmlischeb vom Sitz seiner Herrschaft
und heraustreten aus seiner heiligen W ohnung c
mit Empörung und Zorn wegen seiner Kinder.
4 Und die Erde wird erbeben, bis zu ihren Enden erschüttert werden,
und die hohen Berge werden niedrig gemachta und erschüttert werdenb,
und die Täler werden einsinkenc •
Die Sonne wird kein Licht mehr geben und sich in Finsternis
<verwandeln;
2 a) Zur Überse=ng von Iraductio vgl. Clemen, in: KautzschAP, z. St.
3 a) Übereinstimmend wird dominus statt domum gelesen.
4 a) Für lemptans wird mit Volkmar und Charles te",pianies zu lesen sein; anders Clemen, der zu
t.",plans ein ego ergänzt.
6 a) Vgl. IMakkI,n; 2,31. 36. 41; zMakk6,II; 10,6; ]osephus, ant., lz,6,z; HebrII,38.
b) Vgl. rMakkz,n; zMakk7,2; 4Makk9,1.
7 a) Vgl. die sieben Brüder zMakk7,I4.I7.I9.3I.34ff.

Xr a) Vgl. ]es3j,IO; Apc2I,4.


z a) Zum Ausdruck vgl. Exz8,4I; Z9,9; Levzl,Io; bes. Test XII: Levi8,Io, wo neben die
priesterliche die richterliche Funktion tritt, die an unserer Stelle maßgebend ist. Der nuntius
ist der Erzengel Michael, vgl. Danu,I; ApcI2,7tI.
3 a) Die Textlücke : .... gel, wird übereinstimmend mit exurget gefüllt.
b) Nach V. 7 und 9, in Konkurrenz mit V. 2, jetzt Gott selbst. Brüche scheinen auch zwischen
V. I und V. 8-10 zu bestehen.
c) Vgl. MiI,3; Jesz6,zl; Hen(äth) 1,3.
4 a) V gl. ]es40,4; Hen(äth) 1,6.
b) Vgl. Hagz,6.zI.
c) Das ist entweder verunglückt oder schlecht überliefert; vgl. ] es 40,4 und CharlesAP, z. St.
die Hörner des Mondes werden zerbrechen)", und er wird sich ganz
in Blut verwandeln,
und der Kreis der Sterne wird verwirrtb.
6 Und das Meer wird bis zum Abgrund zurückweichen,
<und)· die Wasserquellen werden versiegen,
und die Flüsse werden erstarrenb.
7 Denn der höchste Gott, der allein ewig ist, wird sich erheben,
und er wird offen hervortreten, um die Heiden zu strafen,
und alle ihre Götzenbilder wird er vernichten".
8 Dann wirst du glücklich sein, Israel,
und du wirst auf die Nacken und Flügel des Adlers" hinaufsteigen,
und so werden sie ihr Ende habenb.
9 Und Gott wird dich erhöhen,
und er wird dir festen Sitz am Sternenhimmel verschaffen",
am Ort ihrerb Wohnung.
10 Und du wirst von oben herabblicken und deine Feinde auf Erden sehen
und sie erkennen und dich freuen,
und du wirst Dank sagen und dich zu deinem Schöpfer bekennen.

Il Du aber, Josua, (Sohn) Nuns, bewahre diese Worte und dies Buch"'
12 Denn von meinem Tode, meiner Aufnahme", bis zu seiner Ankunft

5 a) Aus Gründen des Parallelismus liest man am besten mit Fritzsche und Clemen <onv.rl.1 statt
<onvulenl und streicht das folgende el; weitergebende Eingriffe in den Text, wie bei Charles u. a.,
sind kaum nötig.
b) Zum Ganzen vgl. JesI3,ro; Ezp.,7f.; Joelz,xo; 3,4; 4,15; Mkr3,.14f. pan.; ACU,20;
Apc6,12; 9,.1.
6 a) Zumeist wird .1 statt aa gelesen, einige lesen 01 = oa. .
b) CharIes liest .xar.mnl (»shall dry up«) für .xpavmenl. Zum Motiv von V. 6 im ganzen vgl.
PsSalr7,x9; Text XII: Levi4,r; 4Esr6,24; Apc:zx,x; Sib,,447.
7 a) Vgl. Hen(äth)91,9'
8 a) Vielleicht doch Verschlüsselung der Weltmacht Rom. Breite Ausdeutung dieses Motivs:
Adlervision 4Esr I I f.
b) Man vermißt zunächst in Zeile 3 ein Subjekt. Ergänzungsvorschläge: dies 111; (Fritzsche);
diu 11I<llIs Illi nach ]es40,:z (Cheyne und Charles, der seine Meinung in CliarlesAP, z. St., aber
änderte); aiu oqttiloe (Gernen). Der Textbestand des Kodex bietet dafür allerdings kaum Anlaß.
So mag man auf Zeile .1 beziehen (CharIesAP, z.St., vermutet, daß <.,."it".1 a/os von Zeile 3
nach .1 ruckte; ihm folgt Rießler) und et impl.bllnlllr = "al atnrrEJ.E<rlhjuOIITat verstehen.
9 a) Vgl. Hen(äth)104,:z-6.
b) Text: foto hobitolionis .orum. Da Zeile 3, wie sonst im Zusammenhang, nicht dem folgenden
(via" in;mitoJ lIIOJ;1I turom V. 10), sondern dern Motiv von V. 9 zugehören sollte, ist am besten
auf rl.llarum zu beziehen und .arum 2;u lesen; vgl. zum Gedanken Hen(ätb) X04,6.
II a) V gl. ol Myot Tfi, :TC(!0tp1'fT8la, TaU ßtßUov TotlTOV Apc 2.2, 7/f. 18 f. bei analoger Aufforde-
rung zur Bewahrung apokalyptischer Prophetie. Die Prophetenworte sind der konkrete
Einzelinhalt des prophetischen Buches.
I:z a) Text: t1 m.rl. r.teptioll.(m). Das fII ist im Kodex unsicher gelesen; nach Volkmar ein abge-

77
werden 250 Zeitenb sein, die (erst) kommen (müssen). 13 Und das ist der
Lauf <der Zeiten)a, den sie zurücklegen werden, bis sie vollendet sind.
14 Ich aber <will) zum Schlaf meiner Väter (gehen). 15 Darum, Josua,
(Sohn) Nuns, (sei stark)a! Dich hat Gott erwählt, mein Nachfolger in
diesem Bund zu sein.«

XI 1 Und als Josua die Worte Moses gehärt hatte, die so in seiner Schrift
niedergelegt sind, alles, was er vorausgesagt hatte, zerriß er sein Gewand
und fiel (Mose)a zu Füßen. 2 Und Mose tröstete ihn und weinte mit ihm.
3 Und Josua antwortete ihm und sprach: 4 »Wie solltest du mich (trö-
sten), mein Herr Mose, und auf welche Weise soll ich mich (trösten)" über
das, was du gesprochen hast mit dem bitteren Wort, das von deinem Munde
ausgegangen ist, das reich ist an Tränen und Seufzern, weil du weggehst von
(diesem) Volk ... b 5 Welcher Ort wird dich aufnehmen" ... ? 6 Oder
welches Denkmal wird dein Grab bezeichnen? 7 Oder wer wird sich er-
dreisten, deinen Leichnam (von hier)" wegzuschaffen, wie (den eines (ge-
wöhnlichen) Menschen)b, von einem Ort zum andern? 8 Denn alle Ster-
benden haben gemäß ihrer (Größe)a Gräber auf Erden, aber dein Grab
reicht vom Sonnenaufgang bis zum Untergang und vom Süden bis zur
Grenze des Nordens: die ganze Welt ist dein Grab b. 9 Herr, (du gehst
hinweg)a, und wer soll für dieses Volk sorgen? 10 Oder wer ist da, der
sich ihrer erbarmt, und wer wird ihr Führer sein auf dem Wege? 11 Oder

kürztes mea. Receptione = »Himmelfahrt« und Glosse (CharIes; Oemen)? Kaum, vgl. die
Wiederaufnahme in lI,5. Doch ergibt das keineswegs für reeeptio lO,ll = »)reception< de
Moise dans sa sepulture« (Lapcrrousaz).
b) Gemeint sind 250 Jahrwochen, also 1750 Jahre, vgl. CharlesAP und Clemen, in: Kautzsch-
AP, z.St.
13 a) Text: (cl hic) &ursus ... horum. Die etwa drei Buchstaben erlaubende Textlücke wird zumeist
mit esl oder erit gefüllt; besser konjiziert vielleicht doch CharlesAP, z. St., temporum.
15 a) Statt forma te wird firma le zu lesen sein, aber ohne die verschiedentlich vorgenommenen
weiteren Ergänzungen. Grundlage: Dtn31,6f.23; JosI,6f.9.

XII a) Text: ad pedes meos; doch vgl. 12,1.


4 a) Text: celares .. , celabor; lies mit den meisten so/aris •.. so/abor.
b) Nach plebe isl hat der Kodex eine Lücke von etwa sechs Buchstaben. Zweifellos ist Ma zu
lesen; die weiteren, sehr verschiedenen Ergänzungsvorschläge sind unsicher. Zum Motiv
vgl. 4EsrI2.44; ApcBar(syrh3,3.
5 a) Hinter recip( il) ist eine Lücke von ca. vier Buchstaben. Lies re,ipiet und ergänze vielleicht
i011J.
7 a) Für in cut ist mit allen Herausgebern inde ut zu lesen.
b) Für ut homo ist vielleicht (mit CharIes, Clernen) liI hominis zu lesen.
S a) C1emen hat, dem Kontext gemäß, richtig gesehen, daß i};'"dav dem aelalem zugrunde liegt.
b) V gl. ThukydidesIl.43: av.5ewv rcle bwpavwv näua rij Tllq>o,.
9 a) Für ab bir wird zumeist abis gelesen.
I I a) Beste Erklärung durch Charles: ne& pali(ens) geht auf eine hier nicht gemeinte Bedeutungs-
möglichkeit von OV.58 naeud, zurück.
wer wird für sie beten, ohne es auch nur einen Tag (zu unterlassen)", daIrÜt
ich sie ins Land (ihrer) (Vorväter)b hineinführen kann? 12. Auf welche
Weise soll ich also dieses Volk (hegen)" wie ein Vater den einzigen Sohn
oder wie eine (Herrin)b die Tochter, eine Jungfrau, die bereitet wird, dem
Manne (übergeben zu werden)c, (um die sie bange sein wird)d, indem sie
ihren Leib vor der Sonne bewahrt, und (achtgibt), daß ihre Füße nicht un-
beschuh.t sind zum Lauf über das Land? 13 (Und wie)" soll ich ihnen nach
ihrem \"\7unsche Speise schaffen und Trank gemäß dem Verlangen ihrer
(Lust)b? 14 Sie (werden) ja (600000 Mann sein)"; denn so sehr haben sie
zugenommen durch deine Gebete, mein Herr Mose. Ij Und welche \Veis-
heit oder Einsicht habe ich, um im Hause (des Herrn)" mit Worten Gericht
zu halten oder Entscheid zu geben? 16 Aber auch die Könige der Amo-
riter, wenn sie hören, daß wir (sie) angreifen - in der Meinung, jetzt sei
nicht mehr <unter ihnen)- der heilige, des Herrn würdige, vielfältige und
unfaßbare Geistb, der in allem treuec Herr des Wortes, der göttliche Prophet
über die ganze Erde, der vollkommene Lehrer in der Welt sei jetzt nicht
mehr unter ihnen - werden sagen: >Laßt uns gegen sie ziehen! 17 Wenn
die(se) Feinde nochmals gottlos gegen ihren Herrn gehandelt haben, dann
haben sie keinen Verteidiger, der für sie Gebete vor Gott brächte-, so wie
es Mose war, der große Engel, der zu jeder Stunde bei Tag und bei Nacht
seine Knie auf die Erde gestemmt hatte, indem er zu dem betete und hin-
schaute, der die ganze Welt mit Barmherzigkeit und Gerechtigkeit be-

b) Statt araborlllll wird vielfach Amorr.orlllll gelesen. Treffender CharIes: ala.orlJl1l; vgl. Clemen,
der mit Schmidt-Merx auch aba.orll1/l erwägt.
12 a) Unsicherer Vorschlag nach CharlesAP, z.St. (Te.'Ct: quolllodo ergo potero •.. ); doch zielt der
Kontext zweifellos in solche Richtung.
b) Text: allt ta'lIqlldl1l filialll dOlllinalll girginelll. Der Vorschlag von Fritzsche, CharlesAP, z.St.
(filia'lI dOlIlina, virginem), ist besser als der von Volkmar, Clenien (t/omillalll = H.v(!iav); denn
das wiederholte talllqllalll fordert ein zweites Subjekt als Vergleichspunkt.
c) Für Idli ist am besten tratl; (Rönsch) oder dar; (CharIes) zu lesen.
d) Text: qua. tilllsbat. Unter den vielfältigen Konjekturen ziehe ich die von Charles (quslll
tim.bil) vor.
13 a) Texdücke von ca. fünf Buchstaben, zumeist mit .1 qlli ausgefüllt.
h) Text: ,·.III/Itatem .olun/atu; lies mit den meisten .01.•oluplatis.
14 a) Die Textlücke kann mit /Jiri o.ä. gefüllt werden. Die Zahlenangabe C ist mit den meisten in
DC zu ändern, vgl. Exu,37 oder Numz6,p, auch Josephus, ant., 3,12,4 (603650 waffen-
fähige :Mlinner). Statt srOll1 ist .runt zu lesen (anders nur Clemen und Rießler).
I S n) Die Lücke von ca. drei Buchstaben enthielt sicher tlni = tlomilli.
16 a) Vielleicht ist mit CharIes 11(117/1 für selll.1 zu lesen; jedenfalls ist dies der Sinn, wie das ill .is
bei der späteren Wiederholung anzeigt.
b) Vgl. Sap7,2Z: nveVfAQ ••• äYtDV •.• noAlJfAE(!i••
c) Vgl. Hebr3,z.
17 a) V. 14; vgl. zMakkI5,I4; ApcBar(syr)2,z (hier jeweils von Jeremia).
b) Text: homini potentelll orbenl tl1T4I7InI. Für das verderbte hUHlini ist am besten mit Charles und
Clernen o_m zu lesen.

79
herrschtb, und (ihn) an den Bund mit den Vätern erinnerte und den Herrn
mit Beschwörung besänftigte.< 18 Denn sie werden sagen: >Er ist nicht
mehr bei ihnen. Auf nun, und vertilgen wir sie vom Angesicht der Erde! <
19 ~ras soll also mit diesem Volk werden, mein Herr Mose?«

XII 1 Und als Josua (diese) Rede beetidet hatte, fiel er abermals Mose zu
Füßen. z Und Mose nahm seine Hand und hob ihn empor auf den Stuhl
vor ihm. Und er antwortete und sprach zu ihm: 3 »Josua, schätz <dich)a
nicht gering, sondern zeig dich unbesorgt und gib acht auf meine Worte!
4 Alle auf dem Erdkreis wohnenden Völker und uns hat Gott geschaffen;
sie und uns hat er vorhergesehen vom Anfang der Schöpfung des Erd-
kreises wie bis zum Ende der Welt, und nichts ist von ihm übersehen worden
bis zum Kleinsten, sondern alles hat er vorhergesehen und <vorherbe-
stimmt) mit ihnen". 5 <Gott)" der Herr hat alles·, was auf diesem Erdkreis
geschehen sollte, vorhergesehen, und siehe, es tritt einb ... 6 ... a hat mich
für sie und ihre Sünden eingesetzt, <damit) ich für sie <bete) und <flehe)b.
7 Denn nicht auf Grund meiner Tüchtigkeit oder <Fertigkeit)-, sondern
<durch die Milde)b seiner Barmherzigkeit und durch seine Langmut ist mir
.das zugefallen. 8 Denn ich sage dir, J osua: nicht auf Grund der Frömmig-
keit dieses Volkes wirst du die Heiden ausrotten. 9 Alle Stützen des Him-
mels <und Fundamente)- der Erde sind von Gott geschaffen <und)b gut-
geheißen worden und stehen unter dem <Ring)< seiner Rechten. 10 Daher
werden die, die Gottes Gebote halten und erfüllen, wachsen und einen
glücklichen Weg vollenden. 11 Denen aber, die sündigen und die Gebote
nicht beachten, werden die verheißenen <Güter mangeln)", und sie werden

XII3 a) Statt el ne lesen die meisten le neo


4 a) Text: el provovii <11m (eit). Überwiegend wird pronovit(= :'tl!oeyvw) <l11li eit (etwa = Ta per;'
at-rciiv) gelesen. Anders z. B. CharlesAP, z. St. : promovil crmrto (»and eaused all to come forth«).
Vgl. im ganzen Hen(äth)9,n; lQS3,I5lf.; 4Esr4,36lf.
, a) Vor tins (= dominus) ist eine Textlücke von zwei Buchstaben. Konnte Ceriani noch Anhalts-
punkte für Ds = deus erkennen (s. S. 64), erübrigen sich Ergänzungen wie 111 (Fritzsche), _
(Hilgenfeld zunächst) oder-.I (Charles).
b) Statt oujerlur wird allgemein tZjferlur gelesen.
6 a) Textlücke von 14-16 Buchstaben. Volkmar ergänzt el sir Ds Dm; CharIes in IlIrtfn. Dominus.
b) Text: ... s(m)e <onsti(llIil) pro eit el pro p<uolis eorll1ll .•• (Lücke von 6-8 Buchstaben) el
in •. (<<)or(e) •. pro eis. Am besten läßt man (mit Clemen, anders CharIes u.a.) das erste et
stehen, ergänzt ul hinter eorll1ll und dann mit den meisten ororem el precorer oder noch besser
imp/ororem (Rönsch, Clemen).
7 a) Statt des unpassenden infirmilolem lies jirmi/olem (Charles u. a.).
b) Mit Hilgenfeld und Clemen lese ich lemperantia (Tfi bneUf.s{Q) für lemp",."lim.
9 a) Text: omnio (fIJ./i) jirmonenlo or(bis). Am einfachsten ist ein Ausfall von el jrmJamellla nach
firmomtllia (Fritzsche; Clemen, in: KautzschAP) erklärbar.
b) Für ul wird übereinstimmend ,I gelesen.
e) Fast durchweg wird IIullo in allllllllo korrigiert.
11 a) Die meisten lesen statt <orere bOlllZlll hier eanlllöder eaI"Ibrml bona. Nur Schmidt-Merx belassen

80
von den Heiden mit vielen Plagen bestraft werden. 12 (Daß)" er sie aber
gänzlich ausrotte und verlasse, ist unmöglich. 13 Denn Gott wird hervor-
treten, der alles bis in Ewigkeit vorhergesehen hat, und sein Bund ist fest
gegründet, und durch den Eid, den ... «

den Text, indem sie voraussetzen: Toi<; ydQ ullaeTuVOVuLV ... lUTl VrITE(!eiV nQV ayaDüiv; das
ist immerhin möglich. .
IZ a) Nach na11l ist ein ul zu ergänzen.

81
Namenregister

Abia II 7 ab Hiskia II 7 ab Manasse II 7 ab


(Gott) Abtaharns III 9 Hosea II ~ d Michael X 2 a
Ahas II 7 ab Mose I 1.4.5; III IX; XI 1•.2.
Abasja II 7 ab (Gott) Jakobs III 9 ~.14; XII 1.2; I 14 b
Amasja II 7 ab Jerobearn II, d
Amrnan 14 J erusalern I 1 8 a Nebukadnezar III I a
Amon II 7 ab Joas II 7 ab
(Könige der) Amoriter XI,6 Joahas II 7 ab Pharisäer V 2 a
Asa II 7 ab J ojachin II 7 ab Philippus VI 7 a
Asarja II 7 ab Jojakirn II 7 ab
Antigonus VI z a Jotam II 7 ab Quinctilius Varus VI 8 b; 9 a
Antiochus IV. Epiphanes Jordan 14
VIII 1 c, d Josaphat II 7 ab Rehabearn II 6 a; 7 ab
Antipas VI 7 a Josia II 7 ab Rom X8a
Archelaus VI 7 a; 8 b Josua 16.9; X II.15; XI 1.,;
Athalja II 7 ab XIII.~.8;I IOa;1I5 d Sadduzäer V.2 a
Augustus VI 8 b Jotharn II 7 ab Salomo II 3 c
(Gott) Isaaks IU 9 Saul II 3 c
Cyrus IV 6 a (Haus) Israel III 7; Seleukiden V 1 b
I I~ a
David II ~ c (Könige) Judas II 6 a Taxa IX 1

Eljakirn II 7 ab (Stamm) Levi IX 1 Usia II 7 ab

Herodes der Große VI. a; ~ a Makkabäer VI 1 a Zedekia II 6 a; 7 ab


Bibelstellenregister

I. Altes Testament Jes 26,2.1 X 3e Ape 6,12 X j b


H,10 XI a 9,2 X j b
Gen 17,8 III 9 a 4°,2. X 8 b H,7 X:> a
26,28 II 7 e 40,4 X 4 a; 4 c 16,18 VIII 1 b
46 13 e 21,1 X6 b
Jer 2.j,uff. III 14 a 21,4 X la
Ex 4,22 I '3 a 27,19f. III 2. a 22,7 ff.18f XII a
12,37 XI 14 a 2.9,10 III 14 a
28,41 X 2 a
29,9 X 2 a Ez 8,10 II 9 a 3. Apokryphen
26,7 VIII I C
Lev 21,10 X 2a 32,7f. X j b 1 Makk 1,1 j VIII 3 b
1,47 VIII 5 a
Num 26,jI XI 14 a Dan 1,2. III 2 a 1,48.60f. VIII 1 d
2,37 VIII I e 1,53 IX 6 a
Dtn I j 9,2. III 14 a 2.,31.3 6.41 IX 6 a
1,1 j II z b 9,4-19 IV I a 2,37 IX 6 b
3)11 14 a 9,7 III 5 a
4,26 III 12 a 9,11-13 III 10 a 2 Makk 2,4ff. III 2 a
16,18 lbb 12.,1 VIII I b; X 2. a 4,16 V I b
28,jo VI 4 a 6,4 VIII 3 a
3°,19 III 12 a Joe! 2,10 X 5 b 6,7 VIII 4 c
31,2 I I a 3,4 X j b 6,11 VIII4b;IX6a
31,6f.23 X 15 a 4,15 X 5 b 6,28 VIII 4 a
31,7.20f. 18 a 7 VIII 4 a
31,9ff.24-26 I 16 b Mi 1,3 X 3 C 7,2 IX 6 b
31,14f. I 9 a 7,14.17.19.31 ·Hff.
31,16 115 b Hag 2,6.21 X4b IX 7 a
31,28 I Ij d; III 12 a 10,6 IX 6 a
3Z,4jf. IIjd Mal 1,7 V 4 a 15014 XI 17 a
32,jO I Ij b
H,lf. I Ij C Bar I,20ff. III 10 a
H,7 I I a 2. Neues Testament 2,2.6 III 5 a

Jas 1,6f'9 X Ij a Mt 24,2.1 VIII I b Sap 7,22. XI 16 b


14,10 II 3 b
Mk 13,24f.parr. X 5 b
2. Sam 6 II 3 g 4. Pseudepigraphen
11,1 I4 a Act 2.,.20X j b
12,2.6ff. I 4 a 7,3 6 III 11 b PsSa! 17,5 III 9 a
20,1 II 2. a 17',19 X 6 b
I Kor 7,18 VIII 3 b 18,4 I 13 a
I Kön 8 II 3 g
Gal 3,19 114 b 4Makk 9,1 IX 6 b
2. Chr 36,7.10.18f. III 2. a
36,22f. IV 6 a Hebr 3,2 XI 16 e Sib j,447 X 6 b
8,6 114 b
Esr 1,1-4 IV 6 a 9,1j lt4 b Hen(äth) 1,3 X 3 C
7,I2. VIII I c 11,38 IX 6 a 1,6 X 4 a
9,6ff. IV la 12,2.4 I 14 b 9,11 XII 4a
89," IV 8 a
Jes 13,10 X 5 b Apc 1,3 I I a 90,6f. V 2 a

83
Hen(äth) 91,9 X 7 a ApcBar(syr) 68,6 IV 8 a 7. Hellenistisches Judentum
104,2.-6 X 9 a 7Mf.9f. III 5 a
I04,6 X 9 b 77;14 III 4 b Josephus, antiquitates
84,2f. III 12 a 3,12,4 XI 14 a
Hen(sl) 2.2,IZ I 17 a 84,2-5 III IO a 12,5.4 VIII 1 d; 4 a;
4 Esr 4,36ff. XII 4 a 5a
6,2.4 X 6 b TestXII: Jud 2.2. III 9 a l%,6,2 IX 6 a
6,55.r9 I IZ a 15,1,2 VI 3 a
6,r8 I 13 a TestXII: Lev 4,1 X 6 b 15,10,4 VI 3 b
7,Il I 12 a 8,10 X 2. a 17,10,10 VI 9 a
uf. X8a
12,44 XI 4 b Josephus, helium judaicum
13.41 IIl4 a 5. Qumran 1,18,4 VI 3 a
14,rff.26f.4rf. I 15 d
1 QS 3,lrff. XII 4 a Philo, vita Mosis 3,19 I 14 b
ApcBar(syr) 2,2. XI 17 a
6 III2 a
14,18 112 a 6. Rahhinica 8. Sonstiges
19,1 TII IZ a
33,3 XI 4 b Joma 54 b I 18 a Thukydides II,43 XI 8 b
Ulrich B. Müller
Die griechische Esra-Apokalypse
Inhalt

Spezielle Abkürzungen 86
Einleitung 87
Übersetzung 91
Namenregister 101
Bibelstellenregister . IOZ

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten


Lieferung dieses Bandes

Spezielle Abkürzungen der Ein/eitung und des Apparates zur Obersetzung


(nicht im allgemeinen Abkürzungsverzeichnis enthalten)

ApkJoh Apokalypse des Johannes, herausgegeben von Tischendorj,


Konstantin von: Apocalypses apocryphae, Leipzig 1866
(= Hildesheim 1966), S. 70-94.
ApcSedr Apokalypse des Sedrach, herausgegeben von James,
Montague Rhodes: Apocrypha Anecdota 1893 (TSt II,3),
S. 127-137.
Visio beati Esdrae Visio beati Esdrae, herausgegeben von Mercati, G.: Note
die letteratura biblica e cristiana antica, Studi e Testi (Roma)
1901, S. 64-73.
Einleitung

Der Text der ApcEsr wurde von Tischendorf' nach der damals einzig bekannten
Handschrift Paris gr. 92.9 aus dem 15. Jahrhundert herausgegeben. Über eine noch
nicht edierte Handschrift zur ApcEsr, nämlich Paris gr. 390, unterrichtet Denis'.
Da die der Textherstellung Tischendorfs zugrunde liegende Handschrift in
schlechtem Zustand ist, kommt man ohne eine Reihe von Konjekturen bei der
Rekonstruktion des ursprünglichen Textes nicht aus. Dankenswerterweise hat mir
P.Otto Wahl SDB, der eine Neuedition vorbereitet, eine Liste von Lesarten zur
Verfügung gestellt, die die Handschrift 390 neu bringt. Auf sie wird in den An-
merkungen zur Übersetzung verwiesen.
Im allgemeinen wird eine direkte literarische Abhängigkeit der ApcEsr von
4Esr angenommen. Doch die von ]ames l und besonders Violet 4 aufgestellten
synoptischen Listen, welche die in beiden Schriften parallelen Stellen aufzählen,
ergeben für keine der Stellen eine derartige übereinstimmung, daß damit eine
literarische Abhängigkeit· zwingend erwiesen wäre. Die Berührungen beziehen
sich eher auf den Sinn als auf den genauen Wortlaut der jeweiligen Aussagen.
Dennoch scheint die inhaltliche Verwandtschaft dafür zu sprechen, daß die ApcEsr
in Anlehnung an 4Esr verfaßt ist. Auch in der ApcEsr will Esra mit Gott rechten
wegen des Schicksals der Sünder. Gott soll die Frage beantworten, welchen Sinn
die Erschaffung' des Menschen überhaupt gehabt bitt, wenn er doch dem Gericht
entgegengeht (ApcEsrI,6.2.If.; V,9.16 und 4Esq,12.; 7,II6). Auffällig ist in
beiden Schriften die Fürbitte für die Sünder (ApcEsrI,lof. 15 ;II,2.3; V,6und4Esr8,.
2.6 ff. 3Iff. 36). Der Verfasser der ApcEsr konnte sich bei seinem Rechtsstreit mit
Gott als einem Grundthema seines Buches jedoch nicht nur auf 4Esr stützen,.
sondern er stand gerade damit in einer langen alttestamentlich-jüdischen Tradition.
So finden wir schon im AT, etwa im Buch Hiob l , »die Auseinandersetzung
zwischen dem Frommen und seinem Gott in Form der Streitrede rlb über schuld-
los erlittenes Leid oder über die Unzulänglichkeit des Daseins und der Schöpfung
überhaupt«. - »In der Welt der Rabbinen erfährt dieser Disput ... eine wesentliche
Verschärfung: er wird gelegentlich zu offener Kritik an der {;ottheit 6.« In diesen
Traditionsstrom ist ApcEsr mit Sicherheit einzuordnen. Zu nennen ist hier auch
die ApcSedr, die sich in manchen Punkten, besonders dem Thema des Rechtens
mit Gott (3; 7) und der Fürbitte für die Sünder (4; 7; 8) mit ApcEsr berührt (dazu
ferner ApcAbr 2.3; TestAbr I 2.). Dabei ist jedoch umstritten, ob ApcEsr die litera-
rische Quelle für ApcSedr darstellt7 oder ob beide auf eine gemeinsame Quelle
bzw. Tradition zurückgehen'.
Im folgenden sei auf Berührungen eingegangen, die sich in manchen Schriften
zu einem bisher unberücksichtigten Abschnitt der ApcEsr finden, nämlich zu

1. S. Z4-B. z. S. 91.
3. Bensly-James, S. LXXXVllf. 4. S. LI-LIX.
5. Z.B. Hi 13,3ff.; schon ]eru,lff. 6. Dietrich, S. 193 f.
7. So Violet, S. LIX. 8. So ]ames, S. 67[; Denis, S. 93.
IV, j-V, j (6). Dieser Teil hat im Rahmen der ApcEsr Sondercharakter. In ihm
fehlt das Thema des Rechtsstreits mit Gott, vielmehr geht der Text hier in eine
umfangreiche Höllenstrafenschilderung über. Eng verwandt damit ist eine ent-
sprechende Beschreibung in der christlichen Visio beau Esdrae9 • Beide Texte
könnten auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen oder direkt literarisch von-
einander abhängig sein'o. Was nun speziell die Beschreibung des Antichrists in
ApcEsr IV,26-3 3 betrifft, so bestehen größte Übereinstimmungen mit Apk] oh 6 f.,
einer christlichen Schrift etwa aus dem j.] ahrhundert n. Chr.". Auf jeden Fall
erörtern die zu ApcEsrIV, j-V, j (6) genannten Paral1elschriften nicht das Problem
der Theodizee in der Form des Rechtsstreits mit Gott, wie es in den zum eigent-
lichen Hauptteil von ApcEsr herangezogenen Vergleichs texten geschieht. Die be-
sondere Gestaltung der Theodizeefrage in ApcEsr und verwandten Texten steht
damit in einem ganz anderen Traditionsstrom als die Höl1enstrafenschilderung
derselben Schrift (samt Parallelen). Die Frage nach den genaueren Entstehungs-
verhältnissen unserer Apokalypse stellt sich damit dringlich. Sie wird nicht von
der Klärung des Problems zu lösen sein, ob IV, j-V,j (6) wirklich zum ursprüng-
lichen Text der ApcEsr gehört.
Vorweg sei eine mögliche Lösung angedeutet: N,j-V,j(6) und IlI,II-Ij sind
die hauptsächliche christliche Überarbeitung einer ursprünglich wohl jüdischen
Schrift, die auf dem Boden alttestamentlich-jüdischer Tradition das Theodizee-
problem in der Form des Rechtsstreits des Propheten Esra mit Gott behandelt".
Diese These ist zu begründen.
Ehe allerdings der schwierige Nachweis des literarkritischen Sondercharakters
von IV,j-V,5(6) und llI,I I-I 5 geführt werden kann, ist zunächst darauf aufmerk-
sam zu machen, daß es eine Reihe anderer, recht sicherer Indizien gibt, die die
grundsätzliche Annahme einer christlichen Überarbeitung einer ansonsten jüdi-
schen Grundschrift nahelegen. An mehreren Stellen innerhalb der ApcEsr läßt
sich nämlich zeigen, daß die eigentlich christlichen Elemente der ApcEsr literar-
kritisch verdächtig sind, als sekundäre Interpolation gelten zu müssen. Formale
Unebenheiten und Brüche im Gedankengang nötigen dazu, Stellen wie I,I9f.;
II,2j; VI,I6 und VlI,If. als Glossen auszuscheiden. Dasselbe gilt wohl auch für
den Schluß der ganzen Apokalypse (VII,I6) und für die Erwähnung der Apostel
in lI,I und V,22. Die näheren Begründungen für diese Deutungen können jeweils
dem Kommentar zur Übersetzung entnommen werden.
Alle bisher genannten Stellen, die als nachträgliche Überarbeitungen erscheinen,
sind christlich, der Kontext dagegen durchaus jüdisch gedacht. Eine jüdische
Grundschrift scheint christlich redigiert worden zu sein. Von diesem Ergebnis her
dürfte auch die Erwähnung des »Geschlechts der Christen« nachträgliche Ver-

9. Ediert von Mercati, G.: Note die letteratura biblica e cristiana antica, Studi e Testi (Roma)
190I, S. 64-73.
10. Denis, S. 93.
11. Vgl. Weine!, S. 158.
12. Eine jüdische Grundschrift nehmen Rießler, S. IZ73; Volz, S. 50, und wohl auch Denis,
S. 93, an; die meisten Autoren allerdings halten ApcEsr für im Ursprung christlich, so etwa
Violet, S. LIX; Weine!, S. 157 f., ferner die bei Denis, S. 9I f., genannten Autoren.

88
christlichung sein (I,6; II,7). Im Kontext ist jeweils allgemein von den Men-
schen die Rede. Diese werden nur unter dem Blickwinkel betrachtet, ob sie zu den
Gerechten oder den Sündern gehören (z. B. 1,9 ff.; II,9)' nicht aber, ob sie Christen
sind oder nicht. Der Begriff »Geschlecht der Menschen« als die wahrscheinlich
ursprüngliche Bezeichnung taucht in UI,6; V,I5; VI,I8 in durchaus nichtchrist-
lichen Zusammenhängen auf. In V,I ist »Geschlecht der Christen« dagegen dem
christlichen Kontext von IV, 5-V, j (6) sinnvoll integriert.
Nach diesen Einzelerörterungen, die die Annahme einer christlichen Über-
arbeitung einer Grundschrift nahelegen, ist nun das Problem von UI, I I-I j und
IV,j-V,5(6) zu behandeln. Beide Abschnitte werden sich als Fremdkörper
innerhalb der sonstigen Teile der ApcEsr erweisen.
UI,II setzt abrupt mit einer Schilderung der endzeitlichen Wehen ein. UI,Io
aber ist der Höhepunkt eines ganz anderen Themas, des Haderns mit Gott. Eine
sachliche Verbindung von rn,IO zu UI,II fehlt (weitere Begründung siehe Kom-
mentar zur Übersetzung). UI,U-I5 ist wegen der Zitierung neutestamentlicher
Bibelstellen als christlich anzusehen.
Der Einsatz der Unterweltschilderung mit den Bestrafungen der Sünder in IV,j
ist unmotiviert. Jedenfalls bereiten II,z7. 3 I ; Ur,j dieses Thema nicht vor. Denn die
Antwort auf die dortigen Fragen ist schon IU,6 gegeben. Im übrigen meinen
diese Fragen den zukünftigen Gerichtstag, IV,j ff. aber spricht von den Bestrafun-
gen der Sünder, die im Tartarus bereits im Gange sind. Auch paßt die Vorstellung,
daß die Gerichtsorte im Tartarus sind, nicht zu der Idee der im Himmel befind-
lichen Gerichtsorte (I,7; V,8). Ansonsten konkurriert die Tartarusschilderung in
IV,j-V,5(6) mit der in V,8 einsetzenden knappen Darstellung der himmlischen
Straforte, die zu 1,7 stimmt. Allein die Strafschilderungen in V,8-x x und V,zo-z8
sind dem Hauptthema von ApcEsr, der Theodizeefrage nämlich, dienstbar ge-
macht und deshalb dem Gesamtduktus der Schrift integriert. Sie haben die Funk-
tion, die Klagen Esras über das Schicksal der Menschen vorzubereiten und zu be-
gründen (V,9.X4-16.X7-19.z6). Während ab V,6ff. die Strafen der Sünder ein An-
stoß sind, herrscht in IV, 5ff. ein ausdrückliches Interesse an ihrer Bestrafung":
das Tat-Folge-Denken, das die einzelnen Strafen genau der Art der Untat ent-
sprechen läßt, dient dem Interesse der Rache an den Sündern. Hier gibt es kein
Theodizeeproblem mehr wie im Hauptteil des eigentlichen Buches' 4. Die Ab-
schnitte rn,Il-Xj und besonders IV,5-V,j(6) gehören aufgrund ihres Sonder-
charakters nicht dem ursprünglichen Text der ApcEsr an. IV,5--V,5(6) ist (wie
III,II-15) christlich; erkenntlich ist dies speziell an der Strafschilderung des
Herodes (IV,9- I z), ferner an der besonderen Darstellung des Antichrists (IV,z j ff.).
Zu leugnen ist nicht, daß die Ausscheidung von IU,II-q und IV,j-V,j(6)
noch keinen völlig kohärenten Text herstellt, der an den Übergangsstellen der

13. Dies gilt wohl trotz V,6, der Bitte für die Sünder. Die Zugehörigkeit von V,6 zum christ-
lichen oder jüdischen Teil ist fraglich.
14. IV,34 ist wohl kein Reflex der Theodizeeproblematik, da das Auftreten des Antichrists gar
keine eigentlichen Schwierigkeiten aufwirft: der Text geht davon aus, daß dem Antichristen doch
niemand glaubt. Die Frage in IV,34 dient nicht dazu, das Theodizeeproblem zu erörtern, sondern
nur die beruhigende Antwort in IV,35 zu provozieren.
ausgeschiedenen Textteile keine Lücken oder Brüche hinterlassen würde. Aber
die Erfüllung dieser Forderung ist hei der großen Bearbeitung, die die Einfügung
von III,II-Ij und IV,j-V,j(6) bedeutet, auch rucht zu erwarten. Die Rekon-
struktion einer Grundschrift wird im Falle der ApcEsr immer ein recht hypothe-
tischer Versuch bleiben. Trotz dieser zugestandenen Schwierigkeiten wird man
die vorgeschlagene literarkritische Lös.ung ernsthaft ~rwägen müssen.
Als Ergebnis ist festzuhalten, daß der Grundstock von ApcEsr mit einer ge-
wissen Wahrscheinlichkeit als ursprünglich jüdische Schrift angesehen werden
dürfte, da die christlichen Elemente sekundär zu sein scheinen und der Grund-
stock sich deutlich der aufgezeigten alttestamentlich-jüdischen Tradition vom
Rechtsstreit mit Gott zuordnet. Gleichfalls gut jüdisch ist der erinnernde Appell
an die Schriften (II,22), an die Verheißung an Abraham (III,lo); überhaupt ist der
Verweis auf )>Unseren Vater Abraham« (III,IO; II,6) jüdisch gedacht. Über die
Zeit der Abfassung der Grundschrift sind. keine genaueren Daten zu fixieren.
Wenn ApcEsr 4Esr voraussetzt, so ist eine Abfassung frühestens im 2. Jahrhun-
dert n. Chr. möglich. Die Entstehung der jetzt vorliegenden Gestalt von ApcEsr
wird Jahrhunderte später erfolgt sein. Dafür sprechen die Übereinstimmungen
des eigentlich christlichen Teiles, IV,5-V,j(6), mit so späten Texten wie der
nichtkanoruschen ApkJoh (herausgegeben von Tischendorf).

Literaturverzeichnis
1. TEXTAUSGABE:

Tischendorf, Konstantin von: Apocalypses apocryphae, Leipzig 1866 (= Hildesheim


1966), S.24-33·

2. ÜBERSETZUNG:
Riefler, Paul: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, Heidelberg 1928
(= 2.Aufl., 1966), S.126--137.

3. UNTERSUCHUNGEN:
fames, Montaglle Rhodes: The Testament of Abraham, 1892 (TStII,2), S. 64-70'
Bensly, Robert L. - fames, Montague Rhodes: The F~urth Book of Ezra, 1895
(TStIII,2), S.LXXXVI-LXXXIX.
Boussct, Wilhelm: Der Antichrist, Göttingen 1895.
Violel, Bruno: Die Esra-Apokalypse (IV. Esra), Erster Teil - Die Überlieferung,
1910 (GCSI8), S.L-LIX.
WeineI, Heinrich: Die spätere christliche Apokalyptik, in: Eucharisterion, Fest-
schrift für Hermann Gunkel, 1923 (FRLANT NF 19), S.141-173.
VolZ, Paul: Die Eschatologie der jüdischen Gemeinde im neutestamentlichen
Zeitalter, 2. Aufl., Tübingen 1934, S. jof.
Dietrich,Brnst Ludwig: Die rabbinische Kritik an Gott, ZRGG 19j j, S.193-224.
Denis, Albert-Marie: Introcluction aux pseudepigraphes grecs d'Ancien Testa-
ment, 1970 (SVTPSI), S'91-96. Weitere Literaturangaben sind in dem ange-
gebenen Buch von Derus zu finden.
Übersetzung

I 1 Rede und Offenbarung Esras, des heiligen Propheten und Geliebten


Gottes. z Im cb:eilligsten Jahrea , am zweiundzwanzigsten des Monats, war
ich in meinem Hause, und ich schrie zum Höchsten: »Herr, tue (mir) die
Ehre an, daß ich deine Geheimnisse sehe.«· 3 Und als Nacht geworden
war, kam der Engel Michael, der Erzengel, und sagt ZU mir: »Jetzt, Esra,
<mein Prophet», laß ab (von allem) siebzig (Wochen) lang I« Und ich fa-
stete, wie er mir gesagt hatte. 4 Und es kam Raphael, der Oberführer, und
gab mir einen Lanzenstab. 5 Und ich fastete zweimal sechzig Wochen. Und
ich sah die Geheimnisse Gottes und seine Engel. 6 Und ich sagte zu ihnen:
»Ich will mit Gott rechten" wegen des Geschlechts der Christen. Es wäre besser,
wenn der Mensch nicht geboren würde, als daß er in die Welt kommtb.«
7 Ich wurde nun in den Himmel aufgenommen, und ich sah im ersten
Himmel ein großes Heer von Engeln, und sie brachten mich zu den Ge-
richtsorten. 8 Und ich hörte eine Stimme ZU mir sagen: »Erbarme dich
unser, Auserwählter Gottes, EsraI« 9 Da fing ich an zu sagen: »Wehe den.
Sündern, wenn sie den Gerechten höher als Engel sehen und selbst in der
Feuerhälle sind'.« 10 Und Esra sagte: »Erbarme dich der Werke deiner
Hände, Mitleidiger und Vielbarmherziger l 11 Mich richte statt der Seelen
der Sünder! Denn es ist besser, daß eine Seele bestraft werde und nicht die
ganze Welt ins Verderben gehe.« IZ Und Gott sagte: »Ich werde die Ge-
rechten Ruhe finden lassen im Paradies und stehe da als Erbarmungsvoller.«
13 Und Esra sagte: »Herr, warum begünstigst du die Gerechten? 14 Denn
wie ein Tagelöhner ganz zu Diensten ist in seiner Zeit .. , <und geht und
wird als Knecht immer wieder seinen Herren dienen, um (etwas) zu erlan-
gen)", so empfängt auch der Gerechte seinen Lohn im Himmel. 15 Aber
erbarm dich doch der Sünderl Denn wir wissen, daß du barmherzig bist.«
16 Und Gott sagte: »Ich habe keinen Grund, mich ihrer zu erbarmen.«
17 Und Esra sagte: »Deinen Zorn halten sie nicht aus.« 18 Und Gott sagte:
»Das (ist bestimmt) für solche.« 19 -Und Gott sagte: »Ich. will dich wie

12 a) Vgl. 4Esr3,1; EzI,I.


3 a) Mit Rießler, S. IZ73, ist statt des Akkusativs TOv :IE!lOtp7/T71" ein Vokativ zu konjizieren.
6 a) Vgl. hierzu und zu II,5'7.18.2.6'3rf. u.a. ApcScdr 3.
b) Qoh4,zf.; HiMJf.; ApcSedq.
9 a) Daß Gerechte und Sünder sich im Jenseits gegenseitig·sehcn, ist eine geläufige jüdische Vor-
stellung: 4Esq,8S.93; ApcBar(syr)SI,sf.; LkI3,2.8; Bill n, S.2.2.8: IV, S. 1040; Bill IV,
S. 1II4f.
14 a) Tischendorf setzt diese Worte als textkritisch problematisch in den Apparat.
19 a-2.0 b) V. 19f. unterbrechen den ansonsten glatten Übergang von V. 18 zu V. 2.1. In V. 16-18
geht es speziell um das Schicksal der Sünder, in V. 2I wird diese Problematik auf den Men-
Paulus und J ohannes haben. 2.0 Du sollst mir unversehrt den unverletzten
Schatz zurückgeben, das Kleinod der Jungfräulichkeit, die Mauera .der
Menschenb.« 2.I.Und Esra sagte: »Besser wäre es, wenn der Mensch rucht
geboren würde, besser, nicht zu lebena. 2.2. Die unvernünftigen Tiere sind
besser dran als der Mensch, weil sie nicht Strafe empfangena. 2.3 Uns aber
hast du gebildeta und dem Gericht übergeben. 24 Wehe den Sündern in
dem kommenden Äon; denn ohne Ende ist ihr Gericht und die Flamme
unauslöschlich.«

TI I Als ich dieses zu ihm sprach, kamen Michael und Gabriel und alle
Apostela und sagten: 2 »Sei gegrüßt, treuer Mann Gottes!« 3 <... Und
Esra sagte)a: »Auf, geh mit mir ein auf das Thema des Gerichts (oder:
rechte mit mir), Herr!« 4 Und Gott sagte: »Siehe, ich schließe mit dir
meinen Bund, meinen und deinen, damit ihr (ihn als gültig) annehmt.«
5 Und Esra sagte: »Wir wollen vor deinen Ohren rechten!« 6 Und Gott
sagte: »Frag Abraham, euren Vater, wie es ist, wenn ein Sohn mit dem
Vater rechtet. Und dann komm, rechte mit uns!« 7 Und Esra sagte: »So
wahr der Herr lebt, ich werde nicht aufhören, mit dir zu rechten wegen des
Geschlechts der Christen. 8 Wo sind deine alten Barmherzigkeitserweise,
Herr? Wo deine Langmuta ?« 9 Und Gott sagte: »So wie ich Nacht und
Tag gemacht habe, habe ich den Gerechten und den Sünder gemacht; doch
es ziemt sich, wie ein Gerechtet zu wandeln.« 10 Und der Prophet sagte:
»Wer hat den Ersterschaffenen gemacht, Adam, den Ersten?« I I Und
Gott sagte: »Meine unbefleckten Hände. Und ich setzte ihn ins Paradies, den
Platz des Lebensbaumes zu behüten. 12. Da er sich nun dem Ungehorsam
überließ, hat er dies in Übertretung (des Gesetzes) getana.« 13 Und der

sehen überbaupt ausgeweitet. Der Hinweis auf den Propheten stört dazwischen. Die Erwäh-
nung seines »unverletzten Schatzes«, seiner Seele, ist verfrüht aus VI,3.17.n eingetragen.
V. 19f. scheinen sekundäre Überarbeitung christlicher Herkunft zu sein.
20 a) Der erhaltene Text bietet TO reixo, TWv dvfierfmruv. Eventuell ist wegen des besseren Sinnes
TO TiÄO, ..... = »Vollendung, höchste Stufe« zu konjizieren. Rießler, S. 1Z73, nimmt Verwechs-
lung von hebräischem hadm »Schmuck« mit gtJJer »Mauer« an.
21 a) Vgl. ApcSedf4; schon Qoh4,2f.; Hi3,31f.
22 a) Vgl. Visio beati Esdrae 62.
23 a) Die Handschriften 929 und 390 lesen blaGar; (gegen Tischendorf mit O. Wahl).

Ih a) Die Erwähnung der Apostel scheint sekundäre Erweiterung des ursprünglichen Textes Zu
sein. Sie passen nicht in einer Aufzählung neben den beiden Erzengeln.
3 a) Die eingeklammerten Wörter sind mit Tischendorf als Konjektur dem erhaltenen Text der
Handschrift hinzugefügt. Aber auch so scheint der Text nicht vollständig zu sein (Ausfall von
Wörtern?).
8 a) Vgl. ApcSedr }.
12 a) Die Übersetzung folgt der Textherstellung Tischendorfs bis auf die Ersetzung von E3tEW71
durch bE'Ta. Zum Inhaltlichen von V. 10-16 vgl. ApcSedr 4f.
Prophet sagte: »Wurde er (Adam) nicht von einem Engel bewacht?«
14 a(Und sie sagten: »Von Cherubim wurde sein Leben für den ewigen Äon
bewacht.« 15 »Und wie wurde er verführt, der doch von Engeln bewacht
wurde? Du ließest alle herzukommen. Nun achte auf das von mir Gesagtea!)
16 Ja wenn du ihm nicht Eva gegeben hättest, hätte die Schlange sie nicht
betrogen. 17 Wen du willst, rettest du und wen du willst, wirst du ver-
derben!« 18 Und der Prophet sagte: »Zum zweiten Male wollen wir, mein
Herr, auf das Gericht (zu sprechen) kommen (oder: wollen wir miteinander
rechten).« 19 Und Gott sagte: »Feuer lege ich an Sodom und Gomorraa.«
20 Und der Prophet sagte: »Herr, du bringst (es) über uns, wie wir es ver-
dienen.« 21 Und Gott sagte: »Eure Sünden übersteigen meine Güte!«
u Und der Prophet sagte: »<Erinnere)a dich der Schriften, mein Vater, der
du Jerusalem vermessenb hast und es wiederaufgerichtet hast! 23 Erbarm
dich, Herr, der Sünder! Erbarm dich deines Geschöpfes I Hab Mitleid mit
deinen Werken!« 24 Da erinnerte sich Gott seiner Gebilde und sagt <zum)
Propheten: »Warum sollte ich mich ihrer erbarmen? 25 aMit Essig und
Galle haben sie mich getränkta und (dann) taten sie nicht Buße.« 26 Und
der Prophet sagte: »Offenbare deine Cherubim und laß uns zusammen zum
(Thema des) Gericht(s) kommen (oder: laß uns zusammen rechten).
27 Und zeige mir den Tag des Gerichts, wie er,istl« 28 Und Gott sagte:
»Du machst viel Umschweife, Esra. 29 Denn der Tag des Gerichts ist so,
daß kein Regen auf die Erde fällt. 30 Denn nichta ist an jenem Abendb ein
barmherziges Gericht.« 31 Und der Prophet sagte: »Ich werde nicht auf-
hören mit dir zu rechten, bevor ich nicht den Tag des Endes sehe.«
32 <Und Gott sagte)a: »Zähle die Sterne und den Sand des Meeres. Und
wenn du ihn zählen kannst, kannst du auch mit mir rechten.«

ur 1 Und der Prophet sagte: »Herr, du weißt, daß ich menschliches Fleisch
trage. 2 Und wie kann ich (dann) die Sterne des Himmels zählen und den
14 a-1 5 a) Der erhaltene Text ist schwierig. Tischendorf bringt ihn deshalb im Apparat.
'9 a) Vgl. GenI9,z4; Lkt7,z9.
zz a) Tischendorf konji~iert wohl mit Recht v,-rop.vT/uov statt v,-rop.vT/p.a der Handschrift.
b) Das Messen als Ausdruck im Hinblick auf die Zerstörung Jerusalems: zKÖnzt,13;
JesH,II; Thrz,8.
z 5 a-a) Vor der Erwähnung der Tränkung Jesn mit Essig und Galle ist nur von Gott als Handeln-
dem die Rede (II,24). Abrupt springt der Text in eine direkte Rede Christi um. Unmittelbar
danach (11,26) handelt er wieder nur von Gott. Der Bezug auf die Tränkung Jesu ist dem Text
nicht integriert und steht deshalb unter dem Verdacht, (christliche) Glosse zu sein. Anspielung
auf die Tränkung Jesu mit Essig: MktS,36; Mt27,48; Lkz3,36; JOhI9,29f.; in PetrEv 5,16;
Bam 7,S erweitert ~ur Tränkung mit Essig und GaUe (vgl. Ps 69,ZZ).
30 a) Die Handschrift 390 liest midi (0. Wahl) statt ecrr[v, so 929.
b) Die Handschriften 929 und 390 lesen lcmiflw (gegen Tischendorf mit O. Wahl).
32 a) So mit Tischcndorf ergänzt. .

93
Sand des Meeres?« 3 Und Gott sagte: »Mein auserwählter Prophet! Kein
Mensch kennt jenen großen Tag und die Erscheinung, die bestimmt ist, die
Welt zu richten. 4 (Nur) um deinetwillen, mein Prophet, habe ich dir den
Tag gesagt, die Stunde sagte ich dir nicht.« 5 Und dei: Prophet sagte:
»Herr, sag mir auch die Jahre!« 6 Und Gott sagte: »Wenn ich sehe, daß
die Gerechtigkeit der Welt sich mehrt, werde ich langmütig mit ihnen sein.
Wenn nicht, werde ich meine Hand ausstrecken und die Welt an den vier
Enden ergreifen, alle in das Tal Josaphata bringen und das Geschlecht der
Menschen vertilgen. Und nicht mehr ist die Welt.« 7 Und der Prop!1et
sagte: »Und wie soll deine Rechte gepriesen werden?« 8 Und Gott sagte:
»Ich werde von meinen Engeln gepriesen.« 9 Und der Prophet sagte:
»Herr, wenn du dies bedacht hast, warum hast du den Menschen (überhaupt)
gebildet? 10 Du sagtest zu Abraham, unserm Vater: Vermehren will ich
deinen Samen wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Ufer des
Meeres". Und wo bleibt deine Verheißung?« I I "Und Gott sagte: »Zuerst
werde ich ein Erdbeben machen zum Verderben der Vierfüßler und Men-
schen. 12 Und wenn ihr seht, daß ein Bruder seinen Bruder dem Tode
überantwortet, Kinder gegen Eltern sich erhebena und eine Frau den eignen
Mann verläßt 13 und wenn Volk gegen Volk aufsteht im Krieg", dann
sollt ihr erkennen, daß nahe ist das Ende! 14 Dann also hat kein Bruder
Mitleid mit dem Bruder noch ein Mann mit der Frau, noch Kinder mit den
Eltern, noch Freunde mit Freunden, noch der Sklave mit dem Herrn.
15 Denn der Widersacher selbst wird zu den Menschen vom Tartarusa
heraufsteigen und sich mit vielem vor den Menschen großtunb. 16 Was
soU ich dir (noch) tun, Esra, und (was) rechtest du (noch) mit mir?«

IV I Und der Prophet sagte: »Herr, ich werde nicht aufhören, mit dir zu
rechten.« 2 Und Gott sagte: »Zähle (doch) die Blüten der Erde. 3 Wenn
du diese zählen kannst, kannst du auch mit mir rechten.« 4 Und der Prophet

III6 a) Nach JOel4,2 Ort des Gerichts, so auch Mischle rabba 11,8; Midrasch Tehillim Ps 8 (Ende).
10 a) Gen22,17.
I I a-15 b) III,II-15 sind eine Art Fremdkörper im Kontext. III,lI setzt abrupt mit einer Schilde-
rung der endzeitlichen Wehen ein. Im vorangehenden Text ist dies jedoch in keiner Weise vor-
bereitet: III,10 ist der Höhepunkt eines ganz anderen Themas, des Rechtsstreites mit Gott.
Eine sachliche Verbindung von III,10 Zu III,II besteht nicht. III,II-15 sind auch nicht Fort-
führung der Erwähnung des Gerichts in III,6; denn III,6 nennt die endgültige Vernichtung
der Menschen. Was soll da die erst später folgende Schilderung der endzeitlichen Wehen, die
sachlich vorausgehen müßte? III,II-15 sind wegen der Zitierung der Evangelien christlich.
12 a) V gl. Mb 3,12; Mt 10,'1.35; aberauch MiJ,6; Jes 3,5; Sach 14,13; Hen(äth) 100,2; 4Esr6,24;
bab Sanh 97 a.
13 a) Mk13,8; Mt24,7; schon JesI9,2.
15 a) Zu dieser (griechischen) Bezeichnung für den Strafort vgl. Hi41,24LXX; Hen(gr)zo, .. ;
Sib',302; 4,186; 5.178; Philo ExsectIp.

94
sagte: »Herr, ich kann (sie) nicht zählen, ich trage menschliches Fleisch.
Aber nicht werde ich aufhören, mit dir zu rechten. 5· Ich will, Herr, auch
die unteren Teile des Tartarus sehen.« 6 Und Gott sagte: »Steige hinab und
sieh!« 7 Und er gab mir l\fichael, Gabriel und noch vierunddreißig Engel
mit. 8 Und ich stieg fünfundachtzig Stufen hinab, und sie führten mich
(nochmals) fünfhundert Stufen hinab·. 9 Und ich sah einen feurigen
Thron, und auf ihm sitzend einen Greis·, und unbarmherzig war seine
Strafe. 10 Und ich sagte zu den Engeln: »Wer ist dieser und was ist seine
Sünde?« 11 Und sie sagten mir: »Das ist Herodes, der für eine bestimmte
Zeit König war und die kleinen Kinder, von den Zweijährigen an abwärts,
töten ließ·.« 12. Und ich sagte: »Wehe seiner Seelel« I; Und wieder
führten sie mich dreißig Stufen hinab. Und ich sah dort aufloderndes Feuer
und darin eine Menge Sünder. 14 Und ich hörte ihre Stimme, ihre Gestal-
ten erblickte ich nicht. 15 Und sie führten mich viele Stufen tiefer, die ich
nicht zählen konnte. 16 Und ich sah dort alte Menschen, und brennende
Stricke (waren) in ihre Ohren gedreht. 17 Und ich sagte: »Wer sind diese
und was ist ihre Sünde?« 18 Und sie sagten mir: »Dies sind die Lauschera.«
19 Und sie führten mich nochmals weitere fünfhundert Stufen hinab,
2.0 und ich sah dort den Wurm, der niemals schläfta, und ein Feuer, das die
Sünder verbrennt. ZI Und sie führten mich auf den Grund des Verder-
bens·, und ich sah dort die zwölf Qualenb der Unterwelt. z:z. Und sie
führten mich nach Südena, und ich sah dort einen Menschen aufgehängt an
den Augenlidern, und die Engel peitschten ihn. Z3 Und ich fragte: »Wer
ist dieser? Und was ist seine Sünde?« 24 Und Michael, der Oberfürst,
sagte zu mir: »Dieser ist ein Mutterschänder. Ihn, der (seinem) niedrigen
Gelüst nachging, ließ man aufhängen.« 25 Und sie führten mich nach
Norden; und ich sah dort einen Menschen, in eiserne Riegel geschlagen.
26 Und ich fragte: »Wer ist dieser?« Und er sagte zu mir: 2.7 »Dies ist der,

IV S a) Hier beginnt unvorbereitet eine Hällenstrafenschildcrung, die sekundäre Überarbeitung


der ursprünglichen ApcEsr sein dürfte (vgl. die Einleitung).
8 a) V gl. Visio beati Esdrae 12.. _
9 a) Zu V. 9-IZ vgl. die entsprechende deutlich übereinstimmende Schilderung der Bestrafung
des Herodes in der Visio beati Esdrae 37 f.
I l a) MU,16.
18 a) Übersetzung mit Lampe, G. W. H.: A Patristic Greek Laicon, Oxford 1961, S.1020:
Stichwort na!!aK!!OaT"Ij•• Sachlich ist hier die ganz spezifische Anwendung der Talio im Gericht
zu bemerken: An dem Glied, mit dem jemand sündigt, wird er auch bestraft werden, vgl. dazu
unten zu V,2a ..
20 a) Vgl. die ganz ähnliche Schilderung in ApkJoh 24 (Tischendorf, S. 90 und 94) und Visio
beati Esdrae 34.
2I a) Rießlcr, S. 1275. nimmt Fehlübersetzung von hebräischem Id/JtIJ = I. Grube - 2. Verdcrben
an. Hier sei aber I. gemeint.
b) Vgl. ApkJoh (Tischcndorf. s. 94).
u a) Vgl. zu V. 22-14 die Darstellung in der Visio beati Esdrae 19-U.

95
-' der gesagt hat: Ich bin der Sohn Gottes, die Steine mache ich zu Brotena
und das Wasser zu Weinb.« 28 Und der Prophet sagte: »Herr, laß mich
wissen, wie er aussieht, so halte ich das Geschlecht der Menschen dazu an,
daß sie ihm nicht glauben.« 29 Und" er sagte zu mir: »Das Aussehen seines
Gesichts ist wie das eines Wilden. Sein rechtes Auge ist wie der Stern, der
frühmorgens aufgeht, und das andere ist unbew~glich. 30 Sein Mund ist
eine Elle (breit). Seine Zähne sind eine Spanne (lang). 31 Seine Finger
sind wie Sicheln. Der Schritt seiner Füße ist -zwei Spannen lang, und auf
seiner Stirn steht die Schrift »Antichrist«. 32 Bis zum Himmel wurde er
erhöht, bis zum Hades wird er hinabfahren". 3, Bald wird er ein Kind
werden, bald ein Greis".« 34 Und der Prophet sagte: »Herr, wie läßt du zu,
daß das Geschlecht der Menschen irregeführt wird?« 35 Und Gott sagte:
»Höre, mein Prophetl Er wird zum Kind und zum Greis, aber niemand
glaubt ihm, daß er mein geliebter Sohn sei". ,6 Und danach (ertönt) die
Posaune-, und die Gräber werden sich öffnen, und die Toten werden unver-
gänglich auferstehenb. 37 Danach, wenn der Widersacher die fürchterliche
Drohung- gehört hat, wird er sich in der äußersten Finsternis verstecken.
38 Dann werden der Himmel, die Erde und das Meer vergehen. 39 Dann
werde ich den Himmel auf achtzig Ellen Breite verbrennen und die Erde
auf achthundert Ellen".« 40 Und der Prophet sagte: »Was hat der Himmel
denn gesündigt?« 41 Und Gott sagte: »Weil ... - es das Böse gibt.« 42 Und
der Prophet sagte: »Herr, und was hat die Erde gesündigt?« 43 Und Gott
sagte: »Wenn der Widersacher die fürchterliche Drohung hört, wird er sich
ja verstecken, und deshalb werde ich die Erde einschmelzen und mit ihr
den Aufrührer des Menschengeschlechts.«

z7 a) Vgl. Mt4,3; Lk4,3'


b) Vgl. ]ohz,I1f. N_chäffung der Wunder Christi.
'9 a) Von hier ab bis V. 32 berührt sich der Text eng mit der Darstellung des Antichrists in
ApkJoh6f. (Tischendorf, S. Hf.); vgl. auch ApcEI33,I5-34,7 (achmimis<che Handschrift bei
Steindorlf, G.: Die Apokalypse des EHas, Eine unbekannte Apokalypse und Bruchstücke der
Sophonias-Apokalypse, 1899 (TU 17,; a). S. 91) und 5,z4-6,5 (sahidische Version. bei Stein-
dorlf. _.•. 0, S. IZI.I2;). Zur Antichristschilderung siehe Bousset, S. IoIf.
32 a) Vgl. ]es14,13.I5; Mtrt.23; Lkto,1j; auch ApkJoh7 (Tischendorf, S. 75).
33 a) Vgl. ApcEIH,4f. (achmimische Handscbrift bei Steindorlf. a.a.O. S. 91); weiteres Beleg-
material bei Bousset. S. 97 f.
35 a) Vgl. Mk r,lI; 9.7 und Parallelen.
36 a) Vgl. 4Esr6,2;.
b) Vgl. rKotI5,jZ; rThess4,r6.
37 a) Vgl. Sach3,z; ApcBar(syr)ZI,23; VitAd39.
39 a) Vgl. ApkJohI4 (Tischendorf, S. 8d.) und Bousset, S. Ij91f.
4r a) Der Text ist schwierig. In der Handschrift steht lnd, was in der Übersetzung unübcrsetzt
gebliehen ist.
V 1 Und der Prophet sagte: »Erbarme dich, Herr, des Geschlechts der
Christen!« 2. Und ich sah eine Frau aufgehängt und vier Tiere, die an
ihren Brüsten saugtena. 3 Und die Engel sagten zu mir: »Diese weigerte
sich, Milch zu geben, ja sie warf die Kinder in die Flüsse.« 4 Und ich sah
eine schreckliche Finsternis und eine Nacht, die weder Sterne noch Mond
hatte. 5 Dort ist kein Junger oder Alter, kein.Bruder mit (seinem) Bruder,
keine Mutter mit (ihrem) Kind, keine Frau mit (ihrem) Manna. 6 Und ich
weinte und sagte: »0 Herr, Herr! Erbarme dich der Sünder!« 7 Und als
ich dies sprach, kam eine Wolke und entrückte mich und nahm mich
wieder in die Himmel. 8 Und ich sah dort viele Strafgerichte und weinte
bitterlich und sagte: 9 »Besser wäre es, wenn der Mensch nicht aus dem
Bauch der Mutter herauskämea.« 10 Die nun, die an dem Strafort waren,
schrien: »Seit du hierher gekommen bist, Heiliger Gottes, haben wir ein
wenig Erleichterung gefunden.« 11 Und der Prophet sagte: »Selig sind,
die über ihre eigenen Sünden weinen!« 12. Und Gott sagte: »Höre, gelieb-
ter Esra! Wie ein Bauer die Getreidesaat auf die Erde streut, so legt auch der
Mann seinen Samen an die Stelle der Frau. 131m ersten (Monat) ist es
noch ganz zusammen, <im zweiten schwillt es auf)a, im dritten behaart es
sich, im vierten wachsen Nägel, im fünften nährt es sich von Milch, im
sechsten wird es fertig und empfängt die Seele, im siebten wird es (gänzlich)
zubereitet, im neunten öffnen sich die Riegel des Muttermundes, und es
kommt gesund zur Welt.« 14 Und der Prophet sagte: »Herr, besser wäre
es für den Menschen, nicht geboren zu werden'. 15 Wehe dem mensch-
lichen <Geschlecht)" dann, wenn du zum Gericht kommst!« 16 Und ich
sagte zum Herrn: »Herr, was hast du den Menschen gebildet und hast ihn
dem Gericht überantwortet"?« 17 Und Gott sagte mit erhobener Stimme:
»Ich werde mich auf keinen Fall derer erbarmen, die meinen Bund über-
treten.« 18 Und der Prophet sagte: »Herr, wo ist deine Güte?« 19 Und
Gott sagte: »Alles habe ich um des Menschen willen geschaffen, und der
Mensch hält meine Gebote nicht.« 2.0 Und der Prophet sagte: »Herr, offen-
bare mir die Strafen und das Paradies.{( 2.1 Und die Engel brachten mich in
den Osten, und ich sah den Lebensbaum. 2.2. Und ich sah dort Henoch,

V 2 a) Zur besonderen Anwendung der Talio, daß die Sünder an den Gliedern aufgehängt werden,
mit denen sie gesÜndigt haben. vgl. AntBib144,Io; Jub4.P; SapII.I6; besonders aber die
Aufstellung bei Berger. Klaus: Die Gesetzesauslegung Jesu, I972 (WMANT 40), S. 349-353.
5 a) Hier bzw. mit V. 6 endet der Abschnitt IV,5/f., der nachträgliche Bearbeitung sein dürfte
(vgl. die Einleitung).
9 a) Vgl. ApcSedr4.
13 a) Konjektur nach Tischendort.
14 a) Vgl. ApcSedq.
15 a) Ta revoc; ergänzen wir mit Tisehendorf.
16 a) Vgl. ApeSedqf.

97
Elia, Mose, Petrus', Paulus, Lukas, Matthäus', alle Gerechten und die Erz-
väter. 23 Und ich sah dort ... ' der Luft, das Wehen der Winde, die Kam-
mern des Eisesb und die ewigen Strafen. 24 Und ich sah dort einen Men-
schen, der am Schädel hing. 25 Und sie sagten zu mir: »Dieser hat Grenz-
steine verrückt.« 26 Und ich sah dort große Bestrafungen. Und ich sagte
zum Herrn: »0 Herr, Herr, wer hat denn als geborener Mensch nicht gesün-
digt?« 27 Und sie führten mich tiefer in den Tartarus, und ich sah alle Sünder
klagen, weinen und in schlimmer Trauer <trauern)'. 28 Ich brach in Tränen
aus, als ich das Geschlecht der Menschen in solcher Strafe sah.

VI I Darauf sagt Gott zu mir: »Kennst du, Esra, die Namen der Engel, die
über das Ende (gesetzt sind)? 2 (Es sind) Michael, Gabriel, Uriel, Ra-
phael, Gabuthelon, Aker, Arphugitonos, Beburos, Zebuleon'.« 3 Da kam
eine Stimme zu mir: »Komm, stirb, Esra, mein Geliebter! Gib das anver-
traute Gut (zurück)'!« 4 Und der Prophet sagte: »Und wo könnt ihr meine
Seele herausbringen-?« 5 Und die Engel sagten: »Durch den Mund können
wir sie herauslassen.« 6 Und der Prophet sagte: »Vo'n Mund zu Mund
sprach ich mit Gott; und nicht kommt sie da heraus.« 7 Und die Engel
sagten: »Durch deine Nase wollen wir sie herausbringen.« 8 Und· der
Prophet sagte: »Meine Nase roch die Herrlichkeit Gottes.« 9 Und die
Engel sagten: »Durch deine Augen können wir sie herausbringen.« IO Und
der Prophet sagte: »Meine Augen sahen die Rückseite Gottes.« I I Und
die Engel sagten: »Durch deinen Kopf können wir sie herausbringen.«
12 Und der Prophet sagte: »Mit Mose wandelte ich auch auf dem Berge,
und nicht kommt sie dort heraus.« I3 Und die Engel sagten: »Durch deine
Zehennägel können wir sie herauslassen.« 14 Und der Prophet sagte: »Auch
meine Füße sind im Altarraum umhergegangen.« 15 Und die Engel gingen
unverrichteterdinge fort und sagten: »Herr, wir können seine Seele nicht

22 a-a) Die Nennung der christlichen Apostel ist wohl sekundär. Sie passen nicht in die sonstige
rein jüdische Heroen nennende Aufzählung hinein.
23 a) Die Handschrift hat hier einen korrupten Text.
b) VgI. Hen(äth) 17,3; 18,1; 41,4f.
27 a) Mit Tischendorf ist zum bestehenden Text (:nevDo,) ein den übrigen Partizipien entspre-
chendes :nevDoiivTa, hinzuzufügen.

Vb a) Die vier zuerst genannten Engel sind die vier auch sonst bekannten Erzengel, vgl.
Hen(iith)9,1. In Hen(äth)40,9f. ist statt Udel Phanuel genannt, siehe auch Hen(äth)zD. Zu
den übrigen rätselvollen Engeinamen siehe Rießler, S. I2.73.
3 a) VgI. ApcSedr9 und besonders die in Herm mand III,2. vorauszusetzende jüdische Tradition
eines Depositum im Menschen; vgI. auch Aboth de R.Nathan 14,4.
4 a) Vgl. ApcSedno. Zum Inhaltlichen von V.4ff. 18ff., zur Weigerung Esras, die Seele herzu-
geben siehe ApcSedr9; TestAbr (Rez. A) VII, XVf., XX; TestIs 2. und den Exkurs })Abra-
ham's unwiIlingness to die« bei James, S. 64-70'
an uns nehmen.« 16 -Da sagte er zu seinem eingeborenen Sohn: »Geh
hinab, mein lieber Sohn, mit einem großen Heer von Engeln, und nimm
die Seele meines geliebten Esraa !« 17 Da nahm der Herr ein großes
Engelheer und sait zum Propheten: »Gib mir das Gut, das ich dir anver-
traut habe. Der Kranz liegt dir bereit.« 18 Und der Prophet sagte: »Herr,
wenn du meine Seele von mir nimmst, wer wird dir übrigbleiben, für das
Geschlecht der Menschen zu rechten?« 19 Und Gott sagte: »Du bist
sterblich und von Erde, rechte nicht mit mir!« 20 Und der Prophet sagte:
»Ich werde gewiß nicht aufhören zu rechten.« 21 Und Gott sagte: »Gib
endlich das anvertraute Gut zurück! Der Kranz liegt dir bereit. 22 Komm,
stirb, damit du ihn erlangst.« 23 Da fing der Prophet an, unter Tränen zu
sprechen: »0 Herr, was habe ich mich schuldig gemacht, als ich mit dir
rechtete? Ja, ich werde in die Erde sinken. 24 Weh mir, weh mir! Denn
ich werde von Würmern aufgefressen werden. 2.5 Weinet über mich, ihr
Heiligen und Gerechten alle, der ich viel rechtete und dem Tode überant-
wortet wurde. 2.6 Weinet: über mich, ihr Heiligen und Gerechten alle, daß
ich in die Schüssel des Hades hineingehen mußte.«

VII 1 Und Gott sagte zu ihm: »Höre, Esra, mein Geliebter! "Ich war un-
sterblich, und doch habe ich das Kreuz auf mich genommen, Essig und
Galle habe ich geschmecktb, ins Grab wurde ich gelegt. 2 Meine Auser-
wählten ließ ich auferstehen", Adam rief ich aus dem Hades herauf, damit ...
das Geschlecht der Menschen ... b. Deshalbc fürchte nicht den Tod! 3 Denn
das, was von mir (stammt), das heißt die Seele, geht zum Himmel; das, was
von der Erde ist, das heißt der Leib, geht in die Erde, von der es genommen
ist.« 4 Und der Prophet sagte: »Weh mir, weh mir! Was soll ich tun? Was
soll ich anstellen? Ich weiß es nicht.« 5 Darauf fing der selige Esra zu
sprechen an: »Ewiger Gott, Schöpfer aller Kreatur, der du den Himmel mit

16 .-a) V. 16 ist wohl christliche Glosse. Auf das Versagen der Engel, die Seele Esras an sich Zu
nehmen (VI,l 5), folgen zwei miteinander konkurrierende Reaktionen. Einmal soll Gottes Sohn
mit einem Engelheer die Seele Esras holen (VI,I6), dann aber unternimmt Gott selbst diesen
Versuch (VI,I7), ohne daß jetzt überhaupt noch an den Versuch des Sohnes gedacht wird.
Eines kann eigentlich nur ursprünglich sein. Da im unmittelbaren Zusammenhang der Sohn
Gottes sonst nicht erwähnt wird, ist die Aktion Gottes die dem Text gemäßere, der unmoti-
vierte Hinweis auf den Sohn dagegen Glosse.

VIII a-z c) ner Text in V. I f von »Ich war unsterblich ... « bis »deshalb« ist als sekundäre
christliche Überarbeitung verdächtig. Noch zu Beginn von V. I ist nur von Gott als Handeln-
dem die· Rede. Plötzlich geht der Text in eine Rede Christi über, in V. 3 handelt er wieder nur
von Gott. ner Bezug auf Christus ist dem Text nicht integriert. Der Zuspruch »fürchte nicht
den Tod~~ hat seine ursprüngliche Begründung wohl in V. 3.
I b) Vgl. die Bemerkungen zu Il,25.
z a) Mtz7,p.f.
b) Im erhaltenen Text fehlt das Verbum.

99
der Spanne gemessen hast und die Erde im Griffa festhältstb, 6 der du die
Cheruben (lenkst)a, der du den Propheten Elia auf einem Feuerwagen in
die Himmel empornahmstb, 7 der allem Fleisch Nahrung gibt, vor dem
alles schaudert und zittert vor dem Angesicht seiner Macht. 8 Erhöre
mich, der ich viel gerechtet habe, 9 und gib allen, die dieses Buch ab-
schreiben und es behalten und sich meines Namens erinnern und mein An-
denken verwirklichen, gib ihnen Segen vom Himmel her! 10 Und segne
(ihn)a in allem, wie auch die letzten Worte Josephsb (oder: über Josephc )
(lauten)! 11 Und erinnere dich nicht seiner alten Sünden am Tage seines
Gerichts! 12 Die aber nicht diesem Buch glauben, werden wie Sodom und
Gomorra verbrannt werden.« 13 Und eine Stimme kam zu ihm: »Esra,
mein Geliebter, alles, was du dir erbeten hast, will ich einem ieden erfüllen.«
14 Und sogleich gab er mit großera Ehre seine kostbare Seele hin im Monat
Oktober, am sechzehnten. 15 Und sie bestatteten ihn mit Weihrauch und
Lobgesängen. Sein kostbarer und heiliger Leib verleiht denen immer-
während Stärkung der Seelen und Leiber, die aus Liebe zu ihm herzu-
kommen'. 16 aIhm ziemt Herrlichkeit, Kraft, Ehre und Anbetung, dem
Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist, jetzt und immer und in alle
Ewigkeiten. Amen'.

5 a) Möglicherweise ist der Text (Akkusativ "eax~l') fehlerhaft.


b) Vgl. Jes4o,12; Barnl6,z.
6 a) Mit Tischendorf ist 1/l'toxmv zu konjizieren. Zur Idee von Gott als Cherubenlenker vgl.
LXX PS79,Z; 98,1; Dan3,55. Eine sprachlich genaue Entsprechung zu der konjizierten Wen-
dung im Text findet sich in der altkirchlichen Literatur: ,) -Ihrk .•. 1/v{OX0C; Tmv XE(lov{Jlp,
Belege bei Lampe, G. W. H.: A Patristic Greek Lexikon, Oxford 1961, S.608, Stichwort
1/vl0'1..0C;.
6 b) Vgl. zKönz,II.
10 a) Die Handschrift hat w).0Y'1GOV aVTov; mit Tischendorf ist ein ursprüngliches aVTov (oder
aVTovc;?) anzunehmen.
10 b) Vgl. TestJos 18ff.
c) Vgl. Dtnn,131f.
14 a) Die Handschriften 929 und 390 lesen pEya).'1' stattnoAAfjdmitO. Wahl gegen Tischendorf).
15 a) Zum Kult an Heiligengräbern vgl. Jerernias, Joachim: Heiligengräber in Jesu Umwelt,
Göttingen 1958, S. a61f.
16 a-a) Dieser christliche Schluß ist wohl nachträglich angefügt. Das plötzliche »ihm (Gott)
ziemt Herrlichkeit ... « wirkt überraschend, nachdem unmittelbar vorher nur von Begräbnis
und Heilwirkung des Grabes des Propheten geredet wird.

100
Namenregister

Abraham II 6; III 10 Gabuthelon VI',. Michael I 3; II I; IV 7.24;


Adam II 10; VII z Gomorra II 19; VII 12. VIz
Aker VI 2 Mose V 22; VI 12.
Arphugitonos VI,. Henoch V 2.2
Herodes IV I l Paulus I 19; V Z2

Beburos VI,. Petrus V 22


Jerusalem II,.,.
Johannes I 19 Raphael I 4; VI 2
Cherub(im) II 14.,.6; VII 6
Josaphat III 6
Joseph VII 10 Sodom II 19; VII 12
Elia V 22; VII 6
. Eva II 16 Lukas V,.,. Uriel VI 2

Gabriel II I; IV 7; VI,. Matthäus V 22 Zebuleon VI 2.

101
Bibelstellenregister

Gen 19,24 II 19 Hen(gr) 20,2 III 15 Lk 4,3 IV 27


2.2,17 III 10 lO)1 ~ IV 32.
4 Esr 3,1 12 13,2.8 19
2Kön 2,ll VII 6 6.23 IV 36 17,29 II 19
ZI.13 II 22 6,24 m 12 23,3 6 II 25
7,85·93 19
Jes 14,13.15 IV 32 Joh 2., I I If. IV 2.7
19,2 IU 13 ApcBar(syr) 21,23 IV 37 '9,2.9f. II 25
34,11 Uzz 51S f. 19
40,lZ VII 5
I Kor 15,52 IV 36
ApcEl 5,24-6,5 IV 291f.
Ez 1,1 12 33,15-34.7 IV 291f.
HAf. IV H I Thess 4,16 IV 36
Joe! 4,2 III6
VitAd 39 IV 37
Mi 7,6 III 12.
Barn 7.5 U 25
Sib III 15
2.)3°2. 16,2 VII 5
Sach 3,2 IV 37
4,186 III 15
Ps 69,22 II 25 5,178 m 15 Herrn mand m 2 VI 3
79,2LXX VII 6
TestAbr
98,ILXX VII 6 PettEv 5,16 II 25
(Re:z.A) VII VI 4
XVf. VI4
Bi 3,31f. I 6.21 ApkJoh 6f. IV 29-31.
XX VI4
41,24LXX III 15
7 IV 32
TestIs 1. VI4 14 IV 39
Qoh 4,zf. 16; I 1.1 1.4 IV 20
1hr 2.,8 II 22 AntBibl 44,10 V 2.
ApcSedr 3 16
Dan 3.55LXX VII 6 3f. V 16
Mt 2,16 IV 1I 4 I 6.21 ; II lZ;
4,3 IV 27 V 9.14
Sap ll,16 V 2 ll,23 IV 32. 5 II 8
24,7 III 13 9 VI3;VI4
Jub 4,32 V 1. 27,48 II 25 10 VI4
27,pf. VII,.
Hen(äth) 9, I VI 2 Visio beati
17,3 V 23 Mk l,ll IV 35 Esdrae 12 IV 8
18,' V 23 9.7 IV 35 19-21 IV 22
40,9f. VI 2 13,8 III 13 34 IV 20
41,4f. V 23 13,lZ III IZ nf. IV 9
100,2 III lZ 15,36 II 2.5 62 122

102
A. F. J. Klijn
Die syrische Baruch-Apokalypse
Inhalt

Einleitung . . . . . . . . . . .
Einführung . . . . . . . . . .
Der Text und seine Überlieferung
Quellen und Herkunft . . .
Historische Zusammenhänge
Zur Theologie der syrischen
Baruchapokalypse . 115
Aufbau des Werkes II8
Literaturverzeichnis 119
Übersetzung 12.3
Namenregister 18 5
Bibelstellenregister . 186

übersetzung aus dem Niederländischen:


Wolfgang Bunte
Speziell hier verwandte Abkürzungen, die nicht im
allgemeinen Abkürzungsverzeichnis stehen:

Jüdische Schriften

Ab Aboth
Arak Arakin
BB Baba Bathra
Ber Berakhoth
Erub Erubin
FrTargGen Fragmententargum Genesis
GenR Genesis Rabba
J:Iag J:Iagiga
PsJonGen Targum Ps. Jonathan Genesis
JosAnt ]osephus, Antiquitates
JosBell Josephus, de bello Judaico
Ket KCthubboth
KohR Kohelet Rabba
LevR Leviticus Rabba
MekhEx MCkhiltha Exodus
Pes pesiktha
PesikR PCsiktha Rabbathi
Philo, spec leg Philo, de spedalibus legibus
4 QFlor Qumran, Florilegium
Sanh Sanhedrin
Schab Schabbath
Ta'an Ta'anith
Targ2Chr Targum 2. Chronik
TargHL Targum Hoheslied
TargJes Targum Jesaja
Test] Testamente der 12 Patriarchen, Juda
TestL Testamente der 12 Patriarchen, Levi
TestS Testamente der 12 Patriarchen, Simeon
Zeb Zebachim

Christliche Literatur

Cypr,test . Cyprianus, testimoniorum libri III


Ir,adv haer Irenaeus, adversus haereses
Protev]ac Das Protevangelium Jacobi
Kla.rsische Literatur

Eur,Androm Euripides, Andromache


Herod Herodotus, Historiae
Soph,Trach SophocIes, Trachiniae
Tac,Hist Tacitus, Historiae

Sonstige Abkürzungen
sypscphil Syrische Übersetzungen des NT
(Peshitto, synaiticus, curetonianus und
philoxenus)
Einleitung
Einführung

Der Verfasser, der am Anfang des zweiten Jahrhunderts in Palästina lebte, will
mit dieser Schrift seine Volksgenossen in einer offensichtlich katastrophalen Lage
trösten und ihnen den Weg weisen. Das jüdische Volk befand sich damals in einer
Periode seiner Geschichte, in der die Zerstörung des Tempels schon eine Genera
tion zurücklag und in der ihm ständig die totale Vernichtung drohte.
Der Verfasser bedient sich der literarischen Mittel, die in seiner Zeit ein großes
Maß von Popularität besaßen: Er schreibt seine Schrift Baruch zu, einer allgemein
bekannten historischen Gestalt aus einer gleichfalls katastrophalen Epoche, der
Zeit der Deportation des Volkes nach Babyion. Und er macht von apokalyptischen
Bildern Gebrauch, mit deren Hilfe man von der Zukunft zu reden pflegte.
So wird in der Einleitung die Verwüstung des Tempels durch die Babyionier
beschrieben. Im Zusammenhang mit Fragen und Gebeten folgen im mittleren
Teil des Buches drei Visionen, in denen sich zeigt, daß am Ende der Zeiten der
Messias dem Leiden seines Volkes e'in Ende machen wird. Der Schluß besteht aus
einem Brief an alle Juden in der Zerstreuung; er enthält eine Ermahnung, die sich
auf die dem Verfasser zuteil gewordenen Offenbarungen gründet.
Auffällig ist hierbei, daß der Inhalt der Offenbarungen nicht einfach übernom-
men wird. Ohne detaillierte konkrete Angaben über eine glorreiche Zukunft
unter der Leitung eines Messias zu berücksichtigen, wird auf die Notwendigkeit
hingewiesen, sich im Blick auf ein kommendes Gericht in Gottes Gesetz zu ver-
tiefen, um so gerettet zu werden.
Die besondere Bedeutung des Buches liegt in der Art und Weise, in der die mas-
siven apokalyptischen Bilder in den schlichten Auftrag übersetzt werden, sich auf
Gott, das Gesetz und das kommende Gericht auszurichten.

Der Text lind seine OberliejcT"IIng

Die überlieferung der Kapitel I - LXXVII, der eigentlichen Apokalypse, und der
Kapitel LXXVIII-LXXXVII, des der Apokalypse beigefügten Briefes, bedürfen
einer gesonderten Untersuchung.
Der vollständige Text der ApcBar ist nur in der syrischen Handschrift Biblio-
theta Ambrosiana B 2I Inf.,fol. 257a-z67a erhalten. Sie stammt aus dem 6. oder
7.Jahrhundert und ist Teil einer Perschitto-Handschrift mit dem Text des Alten
Testaments.
Reihenfolge der Schriften: 1. und z.Chronik, 4.Esra, Apokalypse Baruch,
1.-4. Makkabäer.
Die Handschrift diente wahrscheinlich nicht liturgischen Zwecken, denn litur-
gische Anmerkungen fehlen ganz. Sie schließt ab mit einer syrischen übersetzung
von J osephus, Bell VI'.

I. List, S. 28-29 mit Siglum 7at.

1°7
Im Jahre Is66 gab A. M. Ceriani, der Entdecker der Handschrift, erstmalig eine
lateinische übersetzung heraus', die auch einige handgreifliche Fehler im syri-
schen Text richtigstellte. 1871 folgte die Ausgabe des syrischen Textes~ und 1876
ein photolithographischer Abdruck des gesamten Werkes durch Ceriani4.
Die Übersetzungen von Clmrles, Ryssel und Violet schlagen wiederum einige
Änderungen und Konjekturen vor, die jedoch nicht inrmer als geglückt gelten
können. Kmosko gab den syrischen Text zusammen mit einer lateinischen über-
setzung heraus, unterwarf die verschiedenen Korrekturen einer kritischen Unter-
suchung und verwarf viele von ihnen als unnötig. Dieser von Kmosko edierte
Text enthält alle Abweichungen von der Mailänder Handschrift und ist die
Grundlage der nachfolgenden Übersetzungs. Nötigenfalls werden einige text-
kritische Anmerkungen hinzugefügt.
Teile des syrischen Textes der genannten Handschrift finden sich in drei Lek-
tionarhandschriften auS dem 13.Jahrhundert:
a)B.M.Add.I4.686 aus dem Jahre 11", fol.77a, KOl.I, Z.I4 bis fol.77b,
KOI.2, Z.9 mit dem Text von Kapitel XLIV9-I,;
b)RM.Add.14.687 aus dem Jahre 1156, fol.I nb. Kol.r, Z.6 bis fol.I58a,
KoI. 2, Z.3 mit dem Text von Kapitel LXXII 1 bis LXXm 2; dasselbe Stück
findet sich nochmals auf fOI.I7' a, KoI. 2, Z.12 bis fol. 17630, Kol.I, Z. I.
c) A. Konath Lihr., MS 77 in Pampakuda (India) aus dem Jahre 1423 mit dem
Text von Kapitel LXxn I bis LXXIII 2.
Das Vorkommen dieser Stücke in einem jakobitischen Lektionar beweist jeden-
falls, daß ApcBar in bestinrmten Kreisen der syrischen Kirche liturgisch verwendet
wurde 6 •
Die Abweichungen zwischen dem schon bekannten syrischen Text (Mailand)
und den beiden Fragmenten beschränken sich auf Orthographie, Punktation und
Interpunktion. Zwei Lücken in XLIV 15 und in LXxn 6-LXIII I, die in den
Anmerkungen zur Übersetzung verzeichnet sind, müssen auf eine Bearbeitung
des christlichen Redaktors zurückgeführt.werden7•
Einige Fragmente sind auch in griechischer Sprache überliefert: die Stellen
XII I-XIII 2 und XIII lI-XIV 38 • Die Bedeutung dieses Textes ist gering, liegt
hier doch eine offensichtlich sehr nachlässige Wiedergabe eines uns unbekannten
Originals vor. Im übrigen sind die Abweichungen zwischen dem syrischen und
dem griechischen Text unbedeutend. Sie sind in die Anmerkungen zur Überset-
zung aufgenommen.
Die Mailänder Handschrift fügt dem Kap. LXXVII den Brief an die neunein-
halb Stämme jenseits des Euphrats an. Er war schon vor der Entdeckung des voll-

2. MODumenta Sacra, III, S. 15-9', Brief S. 9'-98.


5. Monumenta Sacra, vrr, S. II4-161, Brief S.. 161-192.
4. Tran.larlo Syra. .
,. Obwohl Dederdings Edition des syrischen Textes schon vorlag, war es mir nur in bezug
auf einige schwierige Stellen möglich, diesen Text nachzuschlagen.
6. Baars, Neue Text.zeugen. Van Koningsveld erwähnt ein Manuskript in arabischer Sprache.
1. Siehe Dederding, p. m.
8. The Oxyrhynchus Papyri, Part m, S. 3-1.

lOS
ständigen Apokalypsentextes bekannt. Dieser Brief wurde in erster Linie in der
syrischen Kirche verwendet und ist in vielen Peschitto-Han<;lschriften des Alten
Testamentes erhalten. Cetianis Übersetzung der ApcBar teilt die Varianten von
sechs anderen Texten mit9. Mit Hilfe dieser Handschriften versuchte Fritzsche
eine kritische Übersetzung herzustellen. Doch erst Chades lieferte unter Hinzu-
ziehung von 13 Handschriften eine befriedigende Übersicht der Textgeschichte
und zeigte, daß der Brieftext (Mailänder Handschrift) im Vergleich mit den ande-
ren Handschriften eine selbständige Überlieferung besitzt. Nach seiner Ansicht
lassen sich jene Handschriften in zwei auf einen Urtyp zurückgehende Gruppen
aufteilen1 0.
Hieraus ist abzuleiten, daß die gesonderte Ausgabe dieses Briefes in kirchlichen
Kreisen zu einer eigenen Textgeschichte führte.
In den Ausgaben von Ryssel und Kmosko wird immer noch mit den von
Charles benutzten Handschriften gearbeitet. Die vor einiger Zeit veröffentlichte
List 0/ GM Testament Peshilta Manuscripts zeigt aber, daß die Zahl der von Charles
benutzten Handschriften um 26 andere erweitett werden muß, so daß nunmehr 39
Handschriften des Briefes bekannt sind". Einige von ihnen sind von nur geringer
Bedeutung. Es handelt sich um die sogenannten masoretischen Texte, von denen
Charles bereits drei kannte, die er aber nicht benutzte". Sie enthalten nur wenige
Worte, die dem Leser Schwierigkeiten bei der Aussprache des Syrischen bereiten
könnten. Außerdem gibt es neben dem von Charles benutzten alten Text acht
Handschriften aus dem 17.Jahrhundert (d e f i); ferner eine Handschrift aus dem
IB.Jahrhundert neben der schon von Charles erwähnten (k) und endlich vier
Handschriften aus dem 19. Jahrhundert. Das heißt, daß, wenn wir diese zuletzt
erwähnten Texte unbeachtet lassen, nur vier neuentdeckte Handschriften eine
nähere Prüfung erforderlich machen:
(14!)8aI, Paris, B.N. Syr. 341
17!I5aI, Paris, B.N.Syr. I I
HaI, Cambridge, Un.L., 00 1.1,2
16g6, Woodbrooke, S.O.c.L., Ming. syr.z79.
Eine Untersuchung des Textes zeigt: Die genannten Handschriften tragen
nichts zu einer erneuten Beurteilung des Textgehaltes bei. Die Handschrift
(I4f)8al zeigt eine Reihe von Übereinstimmungen mit der Gruppe a b g h k
(Chades), wiewohl sie einige nur hier begegnende Lesarten enthält, während die
drei anderen zu der weniger bedeutenden Gruppe d e f i P w gehören.
Bei der Feststellung des Textes ist eine Auswahl zu treffen zwischen c (der

9. BibI. Ambras., Ceriani: A; der gedruckte Text in der Ausgabe von P. A. de Lagarde,
Libri = B. M. Add. '7.105, Ceriani: B; BibI. Ambr. A. 14 Inf: Ceriani: d; zwei Lesarten aus
B. M. Add. '4.485, Ceriani: m; einige Lesarten aus.Codex Usseri in der Londoner Polyglotte,
Band IV = Oxford Bad!. Or '4' und der Text in der Pariser und Londoner Polyglotte.
10. a (Ceriani: A), b (Ceriani: B), g (B. M. Add 12.'72), h (B. M. Add. 18.7'5), k (Oxford
Bodl. L. Lamb. 4) und d (Ceriam: d), e (Ceriani: Codex Usseri), f (B. M. Egerton 7°4), i (Oxford
Bodl. Poc. 39 I) und die Londoner und Pariser Polyglotte.
,1. List, S. 99.
12. 1= B. M. Add. 12. '78, m = B. M. Add. 14.482, n = B. M. Add. '4.684.
Textgestalt des angehängten Briefes - Handschrift Mailand) und den anderen
Texten. Text c erfuhr eine kritische Beurteilung von Charles, Ryssel und Violet.
Zweifellos weist er einige Fehler auf. Indessen ist in vielen anderen Fällen eine
Bevorzugung von Lesarten der anderen Texte mehr oder weniger ungerecht.
fertigt. Mit Recht kehrte darum Kmosko zu Te.'l:t c zurück; seine Ausgabe enthält
jedoch noch ungefähr jO Abweichungen von c; doch nur einige dieser abweichen-
den Lesarten beeinflußten seine übersetzung.
Der hier folgenden übersetzung liegt der Text der Handschrift c zugrunde.
Nur wo dieser offensichtlich fehlerhaft ist, greife ich auf eine andere Lesart zu-
rück'l. Abweichungen von c gegenüber anderen Handschriften sind in die An-
merkungen verwiesen.
Die überschrift der Mailänder Handschrift bemerkt, der syrische Text sei aus
dem Griechischen übersetzt. Das ist ohne Zweifel richtig. Ein Beispiel dafür
findet sich in III 7: Der syrische Text hat das Wort »Schmuck«; es geht auf das
griechische -x6aft0'; zurück, das nach dem Textzusammenhang eigentlich nur mit
dem Ausdruck »Welt« übersetzt werden kann - ein Beweis für die ungenaue
Wiedergabe des griechischen Wortes.
Die Existenz einer griechischen Übersetzung der ApcBar wird überdies er-
wiesen durch Fragmente aus den Oxyrhynchus-Papyri, durch ein Zitat aus dem
Barnabasbrief (LXI 7) und durch Zitate aus dem Testimonienbuch des Cyprian
(XLVII 33-34.36).
Heute nimmt man allgemein an, daß die griechische übersetzung auf einen
hebräischen oder aramäischen Originaltext zurückgeht. Nicht alle von Charles
hierzu vorgebrachten Argumente sind jedoch überzeugend. Hat er doch etwa den
Einfluß der hebräischen Sprache auf syrische übersetzungen alttestamentlicher
Texte übersehen.
Trotzdem gibt es drei überzeugende Argumente für ein hebräisches Original:
I. Es gibt viele Parallelen zwischen ApcBar und der rabbinischen Literatur.
Zwar entstammen sie nicht einer direkten übernahme apokalyptischen Materials
aus anderen jüdischen - rabbinischen - Überlieferungen. Sie beweisen lediglich
das Vertrautsein des Verfassers von ApcBar mit Traditionen aus hebräisch-
sprechenden Kreisen.
2. In einigen Fällen erleichtert eine Rückübersetzung des Syrischen ins Hebrä-
ische das Verständnis schwieriger Passagen. Nicht alle Vorschläge einer solchen
Methode sind als geglückt zu bezeichnen. Ist doch eine Rückübersetzung nur
dann gerechtfertigt, wenn der syrische Text absolut unübersetzbar ist.
3. Es gibt Sätze, die nach Rückübersetzung ins Hebräische ein Wortspiel er-
kennen lassen. Untersuchungen auf diesem Gebiet zeigen einige interessante
Beispiele'''. .
Die Annahme, daß der syrischen ApcBar ein hebräischer Originaltext zugrunde
liegt, ist für unsere Kenntnis von der Entstehungsgeschichte dieses Buches von

'3. In LXXXII 4.S (u); LXXXIII 3.U und LXXXIV I.


'4. Zimmerman, Tclttual Observations; den., Translation.

110
größerer Bedeutung als für die bessere Kenntnis eines syrischen oder griechischen
Textes.

Quellen und Herkunft

Der Verfasser von ApcBar hat sehr bestimmte theologische Auffassungen und
wendet sich in der Form einer Predigt an seine Leser. Daraus folgt, daß er den In-
halt seiner Quellen weitmöglichst seinen theologischen Interessen anpaßt. Doch
ist es ihm nicht immer gelungen, Widersprüche und abrupte übergänge zu ver-
meiden.
Beispiele sachlicher Widerspruche:
I. BartIch empfängt seine Offenbarung im 2. j • Jahre des Königs J ojakin, also im
Jahre 590 v.Chr.(I I). Am Tage darauf jedoch wird die Stadt von den Chaldäern
erobert (VI I) und König Zedekia gefangengenommen (VIII j).
2.. In VI 8'9 heißt es: Man versteckt die Tempelgeräte in der Erde, um sie in
Zukunft wieder benutzen zu können. In LXXX 2. aber liest man: Man versteckt
sie, damit die Feinde sie nicht verunreinigen können.
3. In XIII 3 und XXV I steht: Baruch soll bewahrt werden bis ans Ende der
Zeiten. In XLIII 2.; XLIV 2.; XLVI 7; LXXVIII 5; LXXXIV I indes wird
der Tod Baruchs angekündigt.
4. In I 2. ist von zwei und zehn Stämmen die Rede; in LXII 5; LXXVII 19;
LXXIII 1 aber SLl1d es neuneinhalb Stämme.
Wichtiger als diese sachlichen sind die inhaltlichen Widerspruche der ApcBar.
Sie lassen sich am besten aufzeigen, wenn man von den Auffassungen des Ver-
fassers ausgeht: sie finden sich in dem der Apokalypse angehängten Brief
(LXXVIII-LXXXVII) und in den Reden an das Volk, in denen der Verfasser
seine Predigt zusammenfaßt (XXXI-XXXV; XLIV-XLVI; LXXVII). Diese
Stücke handeln ,von Dingen, die an anderer Stelle nicht vorkommen, während
Dinge, die anderswo genannt werden, hier nicht zur Sprache kommen.
Beispiele inhaltlicher Widerspruche:
I. Die Weisung, nach dem Gesetz zu leben - erwähnt in den Reden und auch
mehrfach im Brief - fehlt im historischen Teil (I-XII) und in den apokalyptischen
Visionen (XXVI-XXX; XXXVI-XL; LIII; LVI-LXXIV).
2.. Die messianischen Weissagungen und die Verheißung irdischer Güter in den
apokalyptischen Visionen wiederum fehlen in den Reden und im Brief.
3. Die Verheißung eines neuen Tempels (I-XII) fehlt sowohl in den apokalyp-
tischen Visionen als auch in den Reden und im Brief'l.
Diese Widersprüche zeigen, daß der Verfasser historisches und apokalyptisches
Material kannte, das einerseits von einem neuen Tempel, andererseits von der
Glückseligkeit auf Erden und vom Messias handelte. Diese Dinge aber sind nicht
Inhalt seiner Predigt.

15. In LXvn I ist die Rede vom »Unheil, das nun Zion trifft« und in LXVTII 5 vom Wieder-
aufbau des Tempels: diese Bemerkungen handeln nur von Etappen der Zeit, die zum Ende führt.

III
Wir dürfen also annehmen, daß die Kap.I-XTI'& beeinflußt wurden durch Über-
lieferungen von der Zerstörung des alten und der Erwartung eines neuen Tem-
pels. Dieser Abschnitt hat einige treffende Parallelen in der späteren jüdischen
Literatur, namentlich in der Pesi~ta Rabbati: Tempellegenden und Tempelerwar-
tungen, die wohl in Palästina bekannt waren und aus den Jahren nach 70 n. Chr.
stammen. Der Verfasser hat diese Geschichten durch· Bitten und Gebete (vgl. TI;
TII; V; X-Xli) ergänztI7 •
Der zweite Teil enthält apokalyptische Visionen, an die stets eine Rede ange-
fügt ist (XXXI-XXXV; XLIV-XLVI; LXXvn 1-17), die jedoch mit keinem
Wort auf den Inhalt der voraufgehenden Offenbarung eingeht. Das bedeutet: Die
Visionen enthalten überkommenes Gedankengut, das mit der neuentstandenen
Situation nicht mehr in Einklang zu bringen war. Das Fehlen irgendwelcher
Überlieferungen über den Tempel und den Glauben an eine kommende messia-
nische Friedenszeit läßt darauf schließen, daß diese Visionen aus den Jahren vor
der Tempelzerstörung im Jahre 70 n.Cht. stammenIB •
Außer Visionen und Reden, apokalyptischen und historischen Abschnitten
(I-XII) finden sich Gebete (XXI, mit Antwort in XXII I-XXIV 2; XLVII
1-25, mit Antwort in 25-41; LIV 1-22 und LXXV mit Antwort in LXXVI)
sowie Bitten mit Antworten (XIV-XX; XXIV 3-XXVI; XLI-XLII; XLVIII
42-LII 8). Vielleicht hat der Autor hier bekanntes predigtartiges Material benutzt
(vgl. XLIX-':L).
Wir stellen fest: Außer einigen historischen Bemerkungen und außer den Visio-
nen hat der Verfasser keine weiteren Quellen benutzt'9. Weiterhin ist das Verhält-
nis zu den Schriften zu untersuchen, welche zuweilen Parallelen zu ApcBar ent-
halten - das Alte Testament, das Neue Testament, die rabbinische und die apoka-
lyptische Literatur, vor allem aber 4Esr, AntBibl und ParJer.
Eine nähere Prüfung zeigt folgendes Ergebnis:
1. Altes Testament: Zitate sind selten. Ihr Wortlaut stimmt meistens mit dem
des syrischen AT überein'o. Der Stil des ganzen Werkes ist indes stark vom alt-
testamentlichen Sprachgebrauch beeinflußt 2J •
2. Neues Testament: Es gibt bemerkenswerte Parallelen zu apokalyptische~ und
paulinischen Schriften des NT". Dies ist ohne Zweifel auf das gemeinsame apo-
kalyptische ».Klima« zurückzuführen, das der ApcBar und der Urkirche eigen war.
3. Rabbinische Literatur: Die Diskussion über das Verhältnis der Apokalyptik
zur rabbinischen Literatur ist nocb nicht abgeschlossen' l . Wir dürfen jedoch an-
16. Hier:ru rechnet auch XXXII 2-4 - ein Fremdkörper im Text.
17. Vgl. RosenthaI, Ginzberg, Jewisb Encyclopedia II, Gry, La Ruine, L. Prijs, Die Jeremia-
Homilie Pesikta Rabbati Kapitel 26, Studia Delitzschiana 10, 1966.
18. Vgl. Kabisch, De Faye, Charles, The Apoealypse, und besonders Ryssel, S. 408.
19. Vgl. die Kritik an der bis 211m Äußersten gehenden Quellenkritik von CharIes, The
Apoealypse, in: J. R. Harris, C. Clemen, F. C. Burkitt, Lagrange, James, Rowley, Harnisch und
Bogaert.
20. Vgl. Jes49,IG in IV 2; Jos7,9 in V I; &2,1 in XIII 2; 2ChrH,7 in LXIV I.
21. Bes. J er und J er (im Brief).
22. Bes. RÖIn, I. und 2. Kor.
23. Siehe Anm. 17 und Moore, JudaismII, S. z8S; Zeitlin, JQR 1949/So, Bloch und Rößler.

t12
nehmen, daß viel apokalyptisches Material in die rabbinische Literatur aufgenom-
men wurde, ohne daß wir die Quellen dafür kennen.
4. Apokalyptische Literatur: Abgesehen von 4Esr sind die Parallelen zwischen
der ApcBar und den anderen apokalyptischen Schriften manchmal auffallend.
Doch ist eine direkte Abhängigkeit nicht unbedingt anzunehmen.
5. 4 Esr : Bekanntlich gibt es starke Übereinstimmungen im Aufbau'4 und im
Detail bei ApcBar und 4Esr, so daß man heute annimmt, ApcBar sei von 4Esr
abhängig· ' . Dabei darf man jedoch die großen inhaltlichen und theologischen
Differenzen nicht übersehen· 6 • So sollte man in diesem Zusammenhang vielleicht
besser von einer beiden gemeinsamen apokalyptischen Tradition sprechen.
6. AntBibl: Die Parallelen sind bemerkenswert· 7• Es handelt sich jedoch nur
'um vereinzelte apokalyptische Ausdrücke, die schwerlich eine Abhängigkeit be-
weisen können.
7. ParJer: Die Parallelen beschränken sich auf den historischen Abschnitt von
der Zerstörung Jerusalems und auf den Schluß des Briefes, der durch einen
Adler übermittelt wird zR • Vermutlich übernahm ParJ er diese Motive aus ApcBar.

Historische Zusammenhänge

ApcBar enthält keine sachlichen Hinweise für eine fundierte Datierung. Drei
Stellen erfordern indes unsere Aufmerksamkeit:
I. XXXII 2-4: Nach kurzer Zeit wird das Gebäude Zions erschüttert werden.

Es soll zwar wiederaufgebaut werden, doch wird der neue Bau nicht lange be-
stehen. Nach einer nochmaligen Zerstörung wird endlich ein Tempel gebaut, der
alle Zeiten überdauern soll. Diese Stelle steht völlig isoliert im Kontext und gehört
vielleicht zu dem vom Verfasser übernommenen Material·9. Es handelt sich wah1-
scheinlich um eine Weissagung aus der Zeit nach,70 n. Chr., die jedoch zu der vom
Schreiber vorausgesetzten Situation des Jahres 586 v. Chr. nicht paßt lo •
2. LXVII I spricht von dem Unheil, das »Zion jetzt« betroffen hat; LXVIII 5
handelt dagegen vom Wiederaufbau des Tempels. Die Deutung dieser Stelle wird
dadurch erschwert, daß offenbleibt, von welchem historischen Zeitpunkt aus der
Verfasser spricht. Handelt LXVII I von der Tempelzerstörung des Jahres 586
v. Chr. - der Verfasser legt diese Annahme nahe -, so spricht LXVIII 5 vom
Zweiten Tempel. Bemerkenswerterweise wird indes über die Zerstörung dieses
Tempels nichts gesagt. Dies wäre verständlich, wenn die Stelle den vor dem

24. Vgl. die Einteilung zu 4 Esr.


25. Vgl. u.a. B. Violet, Die Esra-Apokalypse (IV. Esra), I Die Überlieferung, Griech. ChristI.
Schriftst. 18, Leipzig 1910; O. Eißfeldt, S. 813.
26. Siehe die Liste bei Chades, Eschatology, S. 337, A. I.
27. Vgl. James und Moore H, S. 285, A. 1.
28. Siehe ParJer 1-4; 7, 8.30.
29. Als Interpolation betrachtet von Chades, The Apocalypse, S. 58 f. und Kmosko, Sp. 11 J 8.
30. Nur Violet, Die Apokalypsen, S. 248, versucht eine Interpretation; er geht aus vom Jahre
j86 v.Chr. Dieser Versuch kann jedoch nicht als gelungen gelten.
Jahre 70 n.Chr. geschriebenen Überlieferungen zugeordnet wirdl'. Geht man da-
gegen von der Situation nach dem Jahre 70 aus, so könnte von einem Wiederauf-
bau des Tempels unter Kaiser Hadrian die Rede sein. Die Worte von den »letzten
schwarzen Wassern« (LXIX; LXX) könnten sich dann auf den Bar-Kochba-Auf-
stand beziehen. Das würde bedeuten, daß diese Stelle auf die Zeit um 130 n. Chr.
zielt!>.
3. XXVIII 2.: »Maß und Berechnung jener Zeit werden in zwei Abschnitte zu
teilen sein, die Wochen von je sieben Wochen sind.« Die Stelle ist unverständlich
und ermöglicht ebenfalls keine Datierung!l.
ApcBar enthält also keinerlei Hinweis, der zu einer sicheren Datierung führen
könnte. Jedoch bleiben uns noch folgende Möglichkeiten:
I. Die Parallele zwischen LXI 7 und Barnabasbrief II,9' Vermutlich hat der
Verfasser des Barnabasbriefes die ApcBar gekannt. Die Datierung des Barnabas-
briefes ist jedoch umstritten, weil die dafür einzig wichtige Stelle (XVI 4) in den
Handschriften nicht eindeutig überliefert ist. Man schwankt zwischen den Jahren
XI7 und 132. n.Chr.
2.. Das Verhältnis zu 4Esr. Als Entstehungszeit von 4 Esr gilt allgemein die
Wende des I. Jahrhunderts n. Chr. Sollte ApcBar von 4Esr abhängig sein, so ist
ApcBar gleich zu Beginn des 2..nachchristlichen Jahrhunderts entstanden. Aber
auch wenn man eine gemeinsame - apokalyptische - Schultradition voraussetzt,
wird man annehmen müssen, 4Esr sei vor ApcBar entstanden; enthält ApcBar
doch eine weit fortgeschrittenere theologische Reflexion.
3. Man hat darauf hingewiesen, der Brief am Schluß der ApcBar beabsichtige,
die Judeo, die außerhalb Palästinas wohnten und sich im Jahre 116 n.Chr. gegen
die Römer erhoben, aufzufordern, dem Gesetze treu zu bleiben 14. Andere da-
gegen halteo den ausdrücklichen Hinweis von ApcBar auf die Heiligkeit des
Israellandes für eine Anspielung auf die Situation währeod des Bar-Kochba-
Aufstandes l l • Beide Ansichten trageo jedoch wenig zur Lösung des Datierungs-
problems bei. Geben sie doch nur ein sehr einseitiges Bild vom Inhalt unserer
Schrift. Abschließend ist festzustellen: ApcBar eotstand nach dem Jahre 100
n. Chr. (also später als 4Esr) und vor dem Jahre 130 n. Chr. in Palästinal 6•

31. Für Toney, S. 126, ist diese Stdle der Beweis einer Entstehung von ApcBar vor dem
Jahre 70 n. Chr.
32. Vgl. Bietenhard, S. 164-166, und Violet, Die Apokalypsen, S. 305. Jedenfalls ermöglichen
diese Stellen kaum eine Datierung für das Jahr 63 v.Chr., wie sie Hadot, La Datation, annimmt.
33. Vgl. Sigwald und Gry, La Date.
34. Vgl. Hilgenfeld, Die Apokalypse; Rosenthal; Lagrange, Notes; Violet, Die Apokalypsen,
S.XCI.
35. Vgl. Zeitlin, The Apocrypha, S. 246f.; ders., The Assumption, S. 40.
,6. Vgl. Eißfeldt, S. S13.
Zur Theologe der syrischen Baruchapoka!Jpse

Die Theologie der ApcBar fordert eine gesonderte Behandlung der apokalyp-
tischen Visionen (hier benutzt der Autor überliefertes Material) und der übrigen
Schrift (hier benutzt der Autor vielleicht Traditionsgut, das er jedoch eingehend
bearbeitet hat).
Die Teile, in denen der Autor selbst zu Worte kommt, behandeln vornehmlich
folgende Themen: Gott, Israel, das Gesetz, die Völker, die Welt, das Gericht und
die Auferstehung.
I. Gott

Gott ist der Schöpfer (XVI 17; XXI 4.5; LIV 13; LXXVIII 3; LXXXII 2.).
Er regiert die Schöpfung (XXI 5; LIV 2.-4) und richtet sie (V 2..3; XLVIII 2.7.39;
LXXXIII 7; LXXXV 9). Gottes Führung ist für die Menschen nicht immer
spürbar; denn Gott ist unerforschlich (XIV 8; XXI 9.10; XLIV 6; LXXV 2.-5).
Gott kennt die Zeiten und weiß, wann das Weltende kommen wird (XXI 8;
XLVIII 2.; LIV I). Er kennt die Zahl der Menschen (XXI 10; XXIII 4; XLVIII
6.46). Er hält, was er verheißen hat (XLIV 13; LXXXIII 5 ; LXXXIV 6), und
rächt sich an den Feinden Israels (LXXXII 2..4-9). Gott ist gnädig und lang-
mütig mit den Menschen, die sich rechtschaffen gezeigt haben (XXIV 2.; LXXV I;
LXXVIII 3 ; LXXXV 8).
2.. Israel
Gott liebt Israel (V r; XXI 2.1; LXXVIII 3), dem kein anderes Volk gleicht,
ist es doch von Gott erwählt (XLVIII 2.0; LXXVII 5). Es ist ausgesondert von
den anderen Völkern (XLII 5). Es hat einen Vater, Abraham (LXXVIII 4), und
es hat sich nicht vermischt mit den anderen Völkern (XLVIII 2.3). Israel hat Vor-
rechte empfangen und sich selbst erworben: es besitzt die Werke derer, die Gutes
getan haben und Israel rechtfertigen (XIV 7), die Gerechtigkeit der Väter
(LXXXIV 10), Gottes Verheißungen (LXXVIII 7), die Einsicht (XIV 5) und das
Gesetz vor allen Völkern (XLVIII 24; LXXVII 3)' Darum trägt es eine große
Verantwortung (XV 6; XIX 3). Israel hat nicht gesündigt wie die anderen Völker
(XIV 5), aber dennoch hat es Gottes Gebot übertreten (I 2.; LXXVII 8-10).
Darum wird es eine Zeitlang gezüchtigt werden (IV I ; VI 9; xm 9; LXXVIII 3 ;
LXXIX 2.); das Leiden ist verdient (LXXVIII 5; LXXIX 2.): seine Strafe besteht
in der Zerstörung des Tempels und der Zerstreuung unter die Völker (I 4). Diese
Züchtigung ist jedoch ein Zeichen dafür, daß Gott sich um das Volk kümmert,
und sie geschieht, um die übertretung zu sühnen (XIII 9.10). Darum soll sich
Israel über das Leiden freuen (LII 6). Nach Zerstörung und Zerstreuung bleibt
dem Volke nichts als Gott und sein Gesetz (LXXXV 3). Dieses Gesetz wird ewig
bleiben (LXXVII 15)' Einige haben sich von Israel getrennt (XLI 3) und sich mit
den Völkern vermischt (XLII 4); wer aber nach dem Gesetz lebt, wird mit den
Zerstreuten versammelt werden (LXXVIII 7) und an der Auferstehung und dem
Leben auf einer neuen Erde teilhaben (XXX 1-3).
3. Das Gesetz
Das Gesetz ist ein Licht, von Mose (XVII 4) beim Bundesschluß gegeben
(XIX x). Es erleuchtet (XXXVIII 1.2.; LIV 5) und scheidet zwischen Tod und
Leben (XLVI 3). Die Finsternis entstand durch Adams Fall (XVIII 2). Der
Mensch hat die Freiheit, zwischen Licht und Finsternis zu wählen (LIV 15. 19;
LXXXV 7). Wer das Gesetz wählt, empfängt das Leben (XXXIII; XXXVIII I;
XLVIII 22; LI 3.4-7; LIV 15), das Gute (XLIV 7), empfängt Gnade und Wahr-
heit (XLIV 14). Das Gesetz muß untersucht und ausgelegt werden (III 6;
XL VI 3), aber es wird immer bestehen (XLVI 4; LXXVII I 6). Weisheit und Ein-
sicht sind die Mittel, Gottes Gesetz zu ergründen (XLIV 14 ; XLVI 5 ; XL VIII 24;
LI 3), sie sind aber zugleich auch Mittel, Gottes Taten zu verstehen, besonders am
Ende der Zeiten (LIV 5). Dann aber werden die Weisen schweigen (LXX 5; vgl.
XLVIII 36). Das Gesetz muß gelernt werden (XXXII 1; LXXXIV 1.9), damit
Israel auch in Zukunft nach Gottes Willen leben wird (XLIV 3; XL VI 5 ; LXXXII 6).
4. Die Völker "
Die Völker haben Gottes Güte abgewiesen (XIII 12). Sie wissen zwar, daß sie
ungerecht handeln, aber in ihrem Stolz empören sie sich gegen Gott (LXXXII 9).
Sie sind »sich selbst zum Adam« geworden (LIV 15.19). Auch Gottes Schöpfungs-
tat hat sie nicht überzeugt (LIV 18). Sie leben im Glück (XII 3.4; LXXXII 3-9),
sie rühmen sich vor ihren Göttern (V 1; VII 2; LXVII 2; LXXX 3), in Wirklich-
keit aber haben sie bei der Eroberung Jerusalems Gott gedient (V 3). Sie werden
gestraft werden (XII 4; XIII 5-7). Sie hassen Israel (III 5), wissen aber nicht, daß
das göttliche Gericht nahe ist (V I; XLVIII 32). Sie haben Israel zerstreut; das
aber geschah, damit Israel den Heiden zugute komme (14; XLI 4). Einige aus den
Heiden haben sich bereits Israel angeschlossen (XLI '5; XLII 5). Alle werden
jedoch Israel unterworfen sein (LXXII 5).
5. Die Welt
Gott hat die Welt geschaffen um der Menschen (XIV 18), der Rechtschaffenen
(XV 7) oder der Erzväter willen (XXI 24). Der Tod herrscht über alle Menschen
seit Adams Fall (XVII 3; XIX 8; XXIII 4; XLVIII 42.43). Die Welt ist Kampf
(XV 8; XVII) und Mühsal (XLVIII 50). Nichts ist bitterer als diese Welt (XXI
13). Die Schöpfung verfällt (XXI 14; LXXXIII 9) und ist der Vergänglichkeit
unterworfen (XXII 9; XXVIII 5; XL 3; XLIII 2.; XLIV 9; LXXIV 2; LXXXIII
9-11; LXXXV 5). Sie ist an diese ihre Zeit gebunden (LXXXV 10), doch wird sie
einst erneuert werden (XXXII 6; XLIV lZ; LVII 2).
6. Gericht und Auferstehung
Einmal wird Gott sein Recht geltend machen (V z; XLVIII 27; LXXXV 9).
Das Endgericht wird kommen (LXXXIII z-7). Zuvor aber muß die Zahl der
Menschen erfüllt sein (XXIII 5). Denn alles muß seine Zeit haben (XXII 1-8).
Zur Vorbereitung des Endes gehört auch die Eroberung Jerusalems (XX z), aber
das Entsetzen wird über die ganze Erde kommen (XXV 3; XXXII I; XLVIII
30ff.). Man darf wissen, daß das Ende nahe ist (XXIII 7; LXXXII 2.; LXXXIII
I). Gott wird nicht zögern (XX 1.5; LIV 1; LXXXIII I). Am Tage des End-
gerichts werden die Bücher geöffnet (XXIV I). Bis zu diesem Tage schlafen die
Gerechten in der Erde, im Totenreich oder in den Schatzkammern der Seelen
(XI 4; XXI 2.3.2.4; XXXI 1.2). Sie besitzen einen Vorrat an guten Werken (XIV
12; XXIV I). Die Fesseln ihrer Glieder sind verloren (XLIX 3). So stehen sie auf

II6
aus dem Staub (XXI 2;; XXXI 1.2). Sie sind nicht länger vergänglich (XL 3 ;
LXXXV 5). Sie verändern ihre Gestalt (L; LI) und empfangen die Welt, c:i.ie
ihnen verheißen ist (XIV 13; XLIV 13; LXXXIV 6). Sie werden sein wie die
Engel (LI 10), ja, herrlicher noch als die Engel (LI 12). Die Gottlosen aber ver-
gehen im Feuer (XXX 4.5; XLIV 15; LI 6; LIV 14.Z1.12).
Die Visionen enthalten Themen, die bis jetzt noch keine Erwähnung fanden:
I. Der Gesalbte
Wenn das Entsetzen über die Erde gekommen ist, wird sich der Gesalbte offen-
baren (XXIX 3). In zwei der Visionen hat der Gesalbte einen kriegerischen
Charakter l7 • Den letzten Herrscher wird er hinrichten (XXXIX 7-XL z); einige
Völker wird er am Leben erhalten, andere dagegen wird er ausrotten (LXX 9,
LXillz).
z. Der überHuB
Nach dem Erscheinen des Gesalbten wird es - so die erste und die dritte
Vision - großen überfiuß auf Erden geben (XXIX 4-7; LXXill 2-LXXIV 4).
3. Das Land
Alle Visionen sprechen davon, daß »das Land(( in der letzten Drangsal be-
schützt werden wird (XXIX Z; XL 2; LXXI I).
4. Die Völker
Nach der zweiten und der dritten Vision wird der Messias die Völker richten
und ausrotten (XXXIX 7.8; XL I; LXXII z).
Die den Visionen folgenden Reden handeln nicht mehr von diesen Dingen.
Immer heißt es, das Volk müsse nach dem Gesetz leben (XXXII I; XLIV 3;
LXXVII 5). Der ersten Vision folgen Worte über die großen Nöte, die den
Menschen bevorstehen werden (XXXII 6); die zweite Vision spricht über das
kommende Endgericht (XLIV 6) und die dritte Vision von den Wohltaten
Gottes (LXXVII 11).
Dies zeigt, daß der Verfasser am Inhalt der Visionen nicht sonderlich interes-
siert war. Geht es ihm doch um ein Leben nach dem Gesetz in den Zeiten der
Mühsal im Blick auf das kommende Gericht und das Leben in einer unvergäng-
lichen Welt. Im Gegensatz zu seinen eigenen Zukunftserwartungen fand er in den
Visionen die Worte von einem messianischen Reich auf Erden. Er versuchte,
diese Gegensätze aufeinander abzustimmen. Nach Kap. XXXI kehrt der Messias
in den Himmel zurück, wenn das messianische Reich vergangen ist. Dann werden
auch die Seelen vom Tode erstehen l8 • In XL 3 findet sich die dunkle Stelle:
»Ewig wird seine Herrschaft dauern, bis daß die Welt dieser Vergänglichkeit ein
Ende finden wird.« Diese Worte scheinen eine nur beschränkte Dauer der messia-
nischen Herrschaft andeuten zu wollen. In LXXIV 2 heißt es: )}Denn jene (mes-
sianische) Zeit wird sein das Ende dessen, was vergänglich ist, und der Beginn
von dem, was unvergänglich ist.(( Auch hier wird deutlich, daß dem Verfasser
vor allem an einer unvergänglichen Welt gelegen ist.
37. Gegen Rosenthal, s. 91-100, Violet, Die Apokalypsen, S. XOI, und Zeitlin, The Assump-
tion, S. 41, muß gesagt werden, daß von einer kriegerischen Haltung des Autors nichts zu
spüren ist.
38. Volz, S. 37. hält XXXI I für einen christlichen Zusatz; dies ist jedoch nicht bewiesen.
Zusammenfassend ist zu sagen: Die ApcBar gehört zur apokalyptischen Litera-
tur. Das Werk enthält Offenbarungen über das Ende der Zeiten19. Der Verfasser
ist jedoch nur wenig interessiert an dem »Wie« des Endes. Er neigt dazu, die
apokalyptischen Bilder für seine Leser in die allgemeine Mahnung umzuformen,
nach dem Gesetz zu leben in einer Zeit, die für das Gottesvolk voller Gefahren
ist. Er weist seine Leser hin auf das kommende Endgericht und die zukünftige
Welt, die da unvergänglich ist.
Das Werk entstand am Ende einer Zeit voller Zukunftserwartungen. "Die
Visionen spiegeln ein Stück hiervon wider. Doch will der Verfasser den Blick des
Lesers nicht nur auf die Zukunft richten. Geht es ihm doch darum, heute und
hier die Freiheit zu gebrauchen. Der Inhalt der ApcBar läßt sich zusammenfassen
mit den Worten des Autors: llNichts haben wir mehr jetzt, nur den Allmächt'gen
noch und sein Gesetz« (LXXXV 3).
Dies alles zeigt: Das Werk entstand an der Schwelle einer neuen Zeit - alle
inbrünstige Erwartung einer neuen Zukunft schwindet dahin4Q • Nun kann das
Volk inmitten allen Unheils allein noch seinen Weg zum Leben finden, wenn es
in aller Inbrunst das göttliche Gesetz betrachtet.

Aufbau des Werkes

Die ApcBar gliedert sich in sechs Teile, die jeweils von der Mitteilung unter-
brochen werden, Baruch ziehe sich unter Fasten zurück. Am Ende folgt als siebter
Teil ein Brief.

1. I I-VIll s:
Verkündigung der bevorstehenden Eroberung der Stadt Jerusalem durch die
Chaldäer, nachdem die Engel die heiligen Geräte aus dem Tempel entfernt und
die Mauern geschleift haben; so können die Feinde sich nicht ihrer Taten
rühmen.
IX 1.2: Baruch fastet sieben Tage.
2. X I-XII 4:
Baruchs Klagelied.
XII S : Baruch fastet sieben Tage.
3. XIII I-XX s:
Frage und Antwort über den Nutzen der Rechtschaffenheit und eines langen
Lebens. Mahnung, nicht über die Vergänglichkeit nachzudenken.

~9. Vgl. die Stellen, in denen es heißt, Baruch bekomme Verstand und Einsicht: XXXVIII I;
XLIV 14; XLVI 5; XLVIlIz4.36; LI 3; LN 5; LIX 7·
40. Abgesehen von anderen Gegensätzen zwischen ApcBar und 4 Esr (z.B. Willensfreiheit
in ApcBar und ,or ma/ignum in 4 Esr ~,ID-n.25 f.) wird in 4 Esr nur in begrenzter Weise zum ge-
samten Volk gesprochen; vgl. u,~8; 14,I~.46. Sollte es zutreffen, daß (so Ginzberg, Some
Observations, S. 1~6) die Rabbinen zum ganzen Volk, die Apokalyptiker jedoch nur zu einer
bestimmten Klasse Eingeweihter sprachen, so dürfte ApcBar nicht zur apokalyptischen Literatur
gehören. Siehe auch Harnisch, Verhängnis.

1I8
XXI I: Baruch fastet sieben Tage.
4. XXI z-XXIV I:
Frage über die Zukunft. Antwort: Gott vollendet, was
er angefangen hat. An-
kündigung der 12 Drangsalszeiten. Das Kommen des Messias. Auferstehung
und Endgericht. Baruch spricht zum Valk.
XXXV I: Baruch im Allerheiligsten.
5. XXXV z-XLVI 7:
Vision vom Wald und von der von Bergen u·mschlossenen Ebene. Der Wald
wird zur Zeder. Vision vom Weinstock und der Qudle. Auslegung der
Visionen. Antwort auf die Frage, wer dies alles erleben wird. Baruch spricht
zum Volk.
XLV1I I.Z: Baruch fastet sieben Tage.
6. XLvrn I-LXXV1I z6:
Baruchs Gebet. Er begreift nun, daß Gott alles bestimmt. Frage nach der Ge-
stalt des Rechtschaffenen. Wolkenvision und ihre Auslegung. Dankgebet.
. Baruch spricht zum Volk.
LXXV1II I-LXXXVII I:
Brief an die neuneinhalb Stämme.

Das Buch zeigt einen klaren Aufbau. Ausgangspunkt ist der Fall Jerusalems - ein
Ereignis, das die Menschen veranlaßt, über Gottes Führung nachzudenken. Davon
handeln die ersten beiden Abschnitte. Teil rn enthält die Weisung, an die Zukunft
zu denken. Hiervon handeln dann die drei folgenden Abschnitte. Stets ist dabei
eine Vision der Anknüpfungspunkt für die nachfolgende Unterweisung.
Die SO gewonnene und vermittelte Erkenntnis wird abschließend in einem
Brief zusammengefaßt, der an die Stämme außerhalb des heiligen Landes gerichtet
ist.

Literatl/l'llerzei&hnis

I. 'I'EXTAUSGABEN UND UNTERSUCHUNGEN ZUM TEXT


Ceriani, A.: Monumenta Sacra et Profana. Opera Collegü Doctorum Bibliothecae
Ambrosianae, Mediolani 1871, Tom. V, Fasc. IT, S. II3-I8oj Translatio Syra
Pescitto Veteris Testamenti ex codice Ambrosiano sec. fere VI photolitho-
graphice, Mediolani 1876.
KIIIO.f!e.O, M.: Liber Apocalypseos Baruch Filii Neriae, translatus de Gra,eco in
Syriacum und Epistola Baruch Filii Neriae, Patrologia Syriaca I IT, Parisüs 1907,
S. 1057 bis 120.7 und 1208-13°6.
The O:Jryrhyn&hll.f Papyri, ed. B. P. Grenfell and A. S. Hunt, vol. ITI, London 1903,
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Zillllllerlllan, F.: Textual Observations on the Apocalypse of Baruch, JThS
(Oxford) 40 1939, S. IP-156j Translation and Mistranslation in the Apoca-
lypse of Baruch Studies and Essays in hanour of Abraham A. Neuman, ed.
by Mett Ben-Horin, Bernard Weinreib, Solomon Zeitlin, Leiden 1961, S.
580-5 87).
List of Old Testament Peshitta Manuscripfs (Preliminary Issue) ed. by the Peshltta
Institute Leiden University, Leiden 1961, S. 99.
Baars, W.: Neue Textzeugen der syrischen Baruchapokalypse, VT, Leiden, I;,
196;, S: 476-478.
S. Dederding: Apocalypse of Baruch, The Old Testament in Syriae, Part IV, Fase.
;, Leiden 197;, S. I-IV, I-jO.

2. ÜBERSETZUNGEN UND KOMMENTARE


Ceriani, A.: Monumenta Sacra et Profana. Opera Collegü Doctorum Bibliothecae
Ambrosianae, Mediolani 1866, Tom. I, Fase. II, S. 73-98.
Fritzschc, O. F.: Libri Veteris Testamenti Pseudepigraphi Selecti, Lipsiae 1871,
S. XI-XII und 86-131.
Charles, R. H.: The Apocalypse of Baruch translated from the Syriac, London
18 96 ; II Baruch, The Apocrypha and Pseudepigrapha of the Old Testament in
English, ed. R. H. Chades, vol. II: Pseudepigrapha, Oxford 191;, S. 470-526;
The Apocalypse of Baruch with an Introduction by the Rev. W. O. E. Oester-
ley, London 19 1 7.
Ryssel, V.: Die Syrische Baruchapokalypse, Kautzsch, AP, S.404-446.
Violet, B.: Die Apokalypsen des Esra und des Baruch in deutscher Gestalt. Die
griechischen christlichen Schriftsteller, 32, Leipzig 1924.
Kahana, A.: !J\l,~'nn tl'i!lbil, Masada, Tel Aviv 1960, I. Teil, S. ;62-4°7.
Bogaert, Pierre: Apocalypse de Baruch. Introduction, Traduction du Syriaque et
Commentaire. Sources Chretiennes, Tome I und II, Paris 1969'

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illustratur, Bonnae 1867.
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Rosenthai, Ferdinand: Vier Apokalyptische Bücher aus der Zeit und Schule
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IZ1.
Übersetzung

I 1 Und es geschah im 25. Jahre Jekonjasa, des Königs von Juda, daß das
Wort des Herrn geschahb zu Baruch, Sohn des Nedae, und zu ihm sprach:
2 »Hast du das alles gesehen, was dieses Volk mir antut, und daß der bösen
Dinge, welche die zwei übdggebliebenen Stämme getan haben, mehr
sind als die (Sünden) der 10 Stämmea, die (schon) in die Gefangenschaft
weg geführt worden sind?
3 Denn die früheren Stämme wurden von ihren Königen gezwungen zu
sündigena, diese zwei aber haben selbst ihre Könige gezwungen und
genötigt zu sündigenb.
4 Siehe, darum werde ich Unheil über diese Stadt und ihre Bewohner
bringena, und es (das Volk) soll für einen (bestimmten) Zeitraumb aus
meiner Gegenwart entfernt werdene. Und ich werde dieses Volk unter
die Völker zerstreuen, daß es den Völkern wohltun werded •
Und mein Volk wird gezüchtigt werden. (Und) dann wird die Zeit
kommen, daß sie die Zeiten ersehnen, die sie glücklich machena.

II 1 Dies nun habe ich zu dir gesagt, damit du Jeremiaa und allen eures-
gleichenb sagen mögest, daß ihr euch aus dieser Stadt entfernen sollte.
2 Denn eure Werke sind für diese Stadt wie eine feste Säule und eure
Gebete wie eine starke Mauer. a«

Ir a) König seit 597 v.Chr., also ca. 590 v.Chr.; siehe 2Kön24,8. Einnahme Jerusalems unter
Zedekia: 587 v.Chr.; vgl. VI I;VIII 5.
b) Vgl. X I; Jen,I-3; EZI,I-3; HOSI,I u.a.
c) Vgl. Jeq2,I2-16; 36,4.8.14·P; 43,3.6; 45,1; 51,59.
2 a) In LXII 5; LXXVIII9; LXXVIIII; neuneinhalb Stämme; vgl. Übersetzungen von
4 EsrI 3,4°·
3 a) Vgl. 2KönI7,21-23·
b) Vgl. JosAnt X 100; JosBell VI I04f.; Je!34,I-7; bArak qa.
4a) Vgl. 2Kön22,I6; 2Chr34,28; Jer6,I9; 19,3 u.a.
b) Vgl. IV I; XXXII 3; DanII,29.35.
c) Vgl. 2Kön23,27; 24,3; Jerp,3I.
d) n(b: Übersetzung unsicher; Kmosko: ut gentibus praedicet; Ceriani und Charles: daß sie den
Völkern wohltun mögen; Ryssel: indem es den Völkern wohl ergehen ... soll. Vgl. XLI 4;
bPes87 b .
5 a) Wörtlich: nach dem Glück ihrer Zeiten.

IIr a) Nach Je!37,II-I6; 38,28 wurde Jeremia während der Eroberung gefangengenommen.
Der Befehl wird ausgeführt in V. 5f.
b) Vgl. XXI 24; LVII I; LIX I; LXVI 7; 4Esq,36; 8,51 u.a.
c) ParJen,I-3.7; PesikRI3Ia.
2 a) Vgl. XIV 7; Jen,I8; 15,20; ParJerI,2.
III I Und ich sagte: »0 Herr, mein Herra! Bin ich dazu in die Welt ge-
kommen, um das Unheil meiner Mutter anzusehenb? Nein, mein Herr!
2 Habe ich Gnade gefunden in deinen Augena, so nimm zuvor meinen
Geist hinwegb, auf daß ich zu meinen Vätern gehe c und nicht mit ansehen
muß den Untergang meiner Mutter.
3 Denn beides drückt micha sehr: Ich kann dir ja doch nicht entgegen-
tretenb, aber meine Seele kann auch das Unheil meiner Mutter nicht
mitansehen.
4 Eins aber werde ich sagen in deiner Gegenwart (vor dir), Herr:
5 Was wird nach diesen Dingen nun geschehen? Denn wenn du deine
Stadt verwüstest und dein Land denen auslieferst, die uns hassen, wie
kann man da noch des Namens Israels ferner gedenken?
6 Oder wie sollen wir dann noch über deine herrlichen Taten sprechen
können? Oder wem will man dann noch auslegen, was in deinem Gesetze
stehta?
7 Oder soll das Weltgebäudea zurückkehren zu seiner (anfänglichen) Natur
und die Welt wieder eingehen in (ihr) anfängliches Schweigenb?
8 Und soll die Menge der Seelen hinweggerafft werden und von dem Ge-
schlecht der Menschen nicht mehr die Rede seina?
9 Und wo bleibt da alles, was du zu Mose über uns gesagt hast?«

IV I Und der Herr sprach zu mir: »Diese Stadt wird eine Zeitlanga preis-
gegeben, das Volk wird eine Zeitlang gezüchtigt, und die Welt wird nicht
vergessen werdenb.
2 Oder meinst du vielleicht, dies sei die Stadt, von der ich gesagt habe:
>In meine Handflächen habe ich dich gezeichnet<?a
3 Nicht ist es dieser Bau, der nun in eurer Mitte auferbaut. Es ist bei mir,

IIII a)Vgl. XIV 8.16; XVI I; XXIII I; XXXVIII I; XLVIII 45; 4Esr3,4; 5,23 u.a. Vielleicht
identisch mit r'Hano7:a Kv(!ts wie in Gen 15,1.8 (LXX).
b) Vgl. Jes 5°,1; Jeqo,IZ; Hos4,5; 4EsrIo,6f.; TargHL8,5.
2 a) Vgl. XXVIII 6; Gen 6,8 u.a.; 4Esq,56; 7,102; 8,42; 12,7.
b) Vgl. I KÖnI9,4.
c) Vgl. XLIV 2; Gen 15,15.
3 a) Vgl. Phil 1,23.
b) Vgl. Röm9,19.
6 a) Vgl. XLVI 3f.; Sota IX 14.
7 a) tzb}t' - Schmuck - u6aftor;; fehlerhafte Übersetzung aus dem Griechischen.
b) Vgl. LXXXIII 13.14.16.21; AntBibl LX 2; 4Esq,30 in anderem Zusammenhang.
8 a) Die Welt besteht um der Rechtschaffenen willen; vgl. XV 7; XXI 24.

IVI a) Vgl. I 4.
b) Vgl. III 5-7.
2 a) Jes49,16; wie in PsSyr; vgl. 11 I; XXXII 4.
was offenbar wird werden, was bier schon seit der Zeit bereitet ward, in
der das Paradies zu schaffen ich beschlossen hattea.
4 Und ich habe es Adam gezeigta, bevor er sündigte; als er aber das Gebot
übertreten hatte, wurde es ihm weggenommen, genauso wie das Paradies.
5 Und danach zeigte ich es meinem Knechte Abrahama, in der Nacht,
zwischen den Opferhälften.
6 Und weiter zeigte ich es Mosea auf dem Berge Sinai, als ich ihm das Bild
des (Stifts-)Zeltes zeigte und aller seiner Geräte.
7 Siehe (so) ist es nun bewahrt bei mir gleichwie das Paradies a.
8 Geh also fort (von bier) und tu, wie ich dir aufgetragen habe!«

V I Und ich antwortete und sagte: »So werde ich daran schuld seina in Zion,
daß deine Hasser an diesen Ort kommen und dein Heiligtum verunreinigen
und dein Erbteilb in die Gefangenschaft wegführen und herrschen werden
über die, die du liebhast. Und dann werden sie sich wieder davonmachen
ins Land ihrer Götter und sich vor ihnen rühmene. Und was hast du damit
deinem großen Namen angetan?«d
2 Und der Herr sprach zu mir: »Mein Name und mein Ruhm währt bis in
Ewigkeita. Mein Gericht aber wird zu seiner Zeit sein Recht geltend
machenb.
3 Du aber wirst mit deinen Augen sehen, daß die Feinde Zion nicht zer-
stören werden noch Jerusalem niederbrennena, sondern daß sie dem
Richterb dienen werden für eine Zeit.
4 Du aber geh fort und tu alles, was ich dir gesagt habe.«
5 Und ich ging fort und nahm mit mir Jeremiaa und Adub und Serajac und

3 a) Vgl. VI 9; XXXII 4; himmlischer Tempel: EX25,9.40; äthHen90,28f.; IQ32; 2Q24;


5QI5; 4QFlor; Mkq,58par.
4 a) V gl. AntBibl XIII 8; XXVI 6; Hen(sl) 3I,2.
5 a) Vgl. LIV 4; AntBibl XXIII 6; 4Esq,I3f.; GenR44,I2.
6 a) Vgl. EX25,9.40; AntBibl XI I5.
7 a) Vgl. LI rr; LIX 8; 4Esq,I23; 8,52; AntBibl XIX IO; 2Korr2,4; ApC2,7.

VI a) Weil sein Gebet nicht erhört wird (vgl. III) oder weil er die Stadt verläßt (Il I). Zimmer-
man, Textual Observations, S. I53 f. liest: n'wjtj »war ich in Sorge über Zion«.
b) Vgl. Dt9,26.29.
c) Vgl. VII 2; LXVII 2; LXXX 3; ParJer I,5; 4,7.
d) JOS7,9; 4Es!4,25; IO,22.
2 a) PSI35,I3.
b) XLVIII 27; LXXXV 9.
3 a) Vgl. VI 4ff.; VII.
b) Vielleicht: »dem Recht«.
5 a) Vgl. II r.
b) Vgl. Esr8,q; Nehu,4.
c) Bruder Baruchs: Jer P,59.6r.

1Z5
Jabischd und Gedaljae und alle Edlen des Volkes und führte sie ins
Kidrontalf . Und ich erzählte ihnen alles, was zu mir gesagt warg.
6 Und sie erhoben ihre Stimme und wehklagten alle. Und wir saßen dort
und fasteten a bis zum Abend.

VI I Und es geschah am folgenden Tagea: Siehe, ein Heer der Chaldäer um-
zingelte die Stadt. Und zur Abendzeit verließ ich, Baruch, das Volk, ging
hinaus und stellte mich bei einer Eiche aufb •
2 Und ich war betrübt über Zion und seufzte über die Gefangenschaft, in
die das Volk geraten war.
3 Und siehe, plötzlich hob mich ein kräftiger Geista empor und trug mich
über die Mauer Jerusalemsb .
4 Und ich schaute: Siehe, vier Engela standen auf den vier Ecken der
Stadt, (und) ein jeder von ihnen trug eine Feuerfackel in seinen Händen.
Ein anderer Engel stieg vom Himmel herab und sprach zu ihnen:
»Haltet eure Fackeln fest und zündet sie erst an, wenn ich's euch sagen
werdea.
6 Denn ich bin gesandt, daß ich zuvor ein Wort zur Erde spreche und bei
ihr in Verwahrung gebe, was der Höchste (Herr) mir aufgetragen.«
7 Und ich sah ihn hinabsteigen in das Allerheiligste und von dort mit-
nehmen den Vorhanga, den heiligen Efodb, den Sühnedeckele, die zwei
Tafelnd, das heilige Priesterkleide, den Räucheraltar f , die 48 Edelsteineg,
die der Priester trug, und alle heiligen Geräte des Zeltes.
8 Und er sprach zur Erde mit lauter Stimme: »Erde, Erde, Erde, höre das

d) Unbekannt.
e) Vgl. XLN I; vielfach vorkommender Name; vgl. Jer38,1; 40,14; Esr8,7.
f) Vgl. XXI I; XXXI 2.
g) Vgl. X 4; XXXI 3-XXXII 7; XLN-XLVI; LXXVII 1-17.
6 a) Vgl. IX 2; XII 5; XX 5; XXI I; XLIII 3; XLVII 2; 4Esq,20; 6,35; 9,26f.; 12,51.

VII a) Vgl. I I; ParJeq,1.


b) Vgl. LV I; LXXVII 18; 4EsrI4,1.
3 a) Oder: Wind.
b) Vgl. EZ3,12.14; Act8,38.
4 a) ParJeq,2-4; PesikR 131 a; vgl. Gry, La Ruine.
5 a) ParJeq.4.
7 a) EX26,31.
b) EX29,5.
c) EX25,I7.
d) Dt10,5.
e) EX29,5
f) pjrm': wörtlich: »Weihrauchfaß«, vgl. griech. Dvp,ta7:~eta bei Philo, rer. div. 226; Mosis 11
94; JosBell V 218; JosAnt 111147.198: »Räucheraltar«.
g) Bekannt sind nur 12 Edelsteine: EX28,21; vgl. bZeb 88b.
8 a) Vgl. Jer 22,29.

126
Wort des mächtigen Gottes a und nimm die Dinge in Empfang, die ich
dir anvertraue, und bewahre sieb bis auf die letzten Zeiten. Alsdann
sollst du sie wiederbringen, wenn es dir aufgetragen wird, damit die
Fremdenc sie nicht rauben können.
9 Denn gekommen ist die Zeit, daß auch J erusalem für eine Zeit soll
preisgegeben werden, bis zu dem Augenblick, in dem es heißt: >Erbaut
soll wiederum es werden bis in Ewigkeit! «(a
10 Und die Erde öffnete ihren Mund und verschlang sie.

VII 1 Danach hörte ich, daß dieser Engel zu den Engeln sagte, die die
Fackeln hielten:
2 »Fangt nun an, ihre Mauern zu zerstören, und stürzt sie um bis auf die
Fundamente, damit die Feinde sich nicht rühmen und sagena:
3 >Wir haben die Mauern Zions zerstört und den Ort des mächtigen
Gottes verbrannt! ( Und ihr habt euch doch des Ortes bemächtigt, an
dem ich vordem stand.«a

VIII 1 Die Engel taten, wie er ihnen befohlen hatte. Als sie nun die Ecken
der Mauer auseinandergeschlagen hattena, vernahm man eine Stimme
mitten aus dem Tempel, nachdem die Mauer gefallen war. Sie sagte:
2 »Kommt herein, ihr Feinde, und kommt, ihr Widersacher, nun herbei!
Denn Er, der das Haus bewahrte, hat es verlassen.«a
3 Und ich, Baruch, ging fort.
4 Und dann geschah es: Das Heer der Chaldäer hielt Einzug. Und sie
nahmen das Haus und seine ganze Umgebung ein.
Und sie führten das Volk in die Gefangenschafta, manche aber töteten sie.
Dann fesselten sie den König Zedekia und sandten ihn zum König von
Babelb.

IX 1 Und ich, Baruch, kam und Jeremia, dessen Herz rein von Sünden er-

b) Vgl. LXXX z; Par]er3,8.I4; zMakkz,5.


c) Vgl. X 19.
9 a) Vgl. IV z; XXXII 4.

VIIz a) Vgl. V 1.
3 a) Dieser Satz ist unverständlich. Emendationen sind nicht gelungen.

VIIII a) Vgl. zKönz5,3 f.


z a) Vgl. ]er34,z; Par]eq,I; ]osBell VI 300; Tac., Hist V 13.
5 a) Vgl. zKönz5,II; ]eQ9,9·
b) Vgl. zKönz5,7; ]eQ9,5.

lXI a) Vgl. ]eQ9,14; 40,6.

12 7
funden ist, der nicht gefangengenommen worden war bei der Einnahme
der Stadta,
2 und wir zerrissen unsere Kleider und weinten und trauerten und fasteten
sieben Tagea.

X I Und es geschah nach sieben Tagen: Das Wort Gottes kam über mich
und sprach zu mira:
2 »Sage J eremia, daß er hingehe und den Gefangenen des Volkes beistehe
bis hin nach Babela.
3 Doch du bleib hier in der Verwüstung Zions, so tu ich dir nach diesen,
Tagen kund, was sich am Ende der Tage ereignen wird.«a
4 Und ich sagte zu Jeremia, wie der Herr mir befohlen hatte.
5 So ging er fort nun mit dem Volke. Ich aber, Baruch, kehrte zurück und
saß vor den Türen des Tempelsa, und ich stimmte die folgende Weh-
klage über Jerusalem an und sagte:
6 »Selig der, der nicht geboren ista, oder der, der geboren wurde und
dann starb.
7 Uns aber, die wir leben, wehe uns, daß wir die Trübsale Zions ange-
schaut haben und das, was Jerusalem betroffen hat.
8 Ich rufe die Sirenena aus dem Meere, und ihr, Nachtgeisterb, kommt aus
der Wüste her! Und ihr, Dämonenc, und ihr Drachend aus den Wäldern,
wacht auf und gürtet eure Lenden zur Trauer und stimmt mit mir eine
Wehklage an und trauert mit mir!
9a Ihr Bauern, sät nicht länger, und du Erde, warum gibst du die Früchte
deiner Ernte her? Behalt die Süße deiner Nahrung!
10 Du Weinstock, warum gibst du noch immer deinen Wein? Kein Opfer
wird doch mehr davon gebracht in Zion. Nicht länger wird man
Erstlingsfrüchte opfern.

2 a) Vgl. V 6.

XI a) Vgl. I I.
2 a) nkjm läßt keine andere Übersetzungsmöglichkeit offen; vgl. XXXIII 2. JeQ3,6f.: Jeremia
nach Ägypten; Ban,l: Jeremia in Babel; ParJer4,5: nach Babel; PesikR13 I b: Jeremia mit
den Verbannten nach Babel, aber er kehrt zurück; vgl. XXXIII If.
3 a) Vgl. APCl,l; 4,I.
5 a) Vgl. XXXV I.
6 a) Vgl. Jerzo,14; 4Esr4,12; Hen(sl)41,2; bErub13 b; Mtz6,24.
8 a) sjrjnws; vgl. Hen(gr) 19,2; in LXX u.ä. JesI3,ZI; 34,13; 43,20; MiI,8 als Übersetzung ver-
schiedener hebräischer Wörter.
b) l/jt'; vgl. Jes34,14; bSchab151 b.
c) Pd': wie in XXVII 9; vgl. bErub 18b.
d) jrwr': in PsSyr J es 13,22; 43,20.
9 a) Vgl. zu 9-16: Sota IX 12; bBB 60b.

128
I I Und ihr, ihr Himmel, haltet euern Tau zu:cück und öffnet nicht die
Schatzkammern des Regens!
12 Und du, 0 Sonne, halte deiner Strahlen Licht zurück! Und du, 0 Mond,
lösch aus die Fülle dein~s Lichts! Denn warum soll das Licht noch auf-
gehn, wo doch das Licht von Zion nun verfinstert ist?
13 Und ihr, Brautleute, kommt nicht hereina (ins Brautgemach) ! Ihr Bräute,
wollt euch nicht mit Kränzen schmücken! Und ihr, 0 Weiber, betet
nicht, daß ihr Kinder gebärtb .
14 Denn die Unfruchtbaren werden viel mehr fröhlich sein, und freuen
werden sich, die keine Kinder haben, und die, die Kinder haben, werden
traurig seina.
15 Denn warum sollen sie mit Schmerzen noch gebären und unter Seufzern
dann begraben?
16 Oder warum sollen die Menschen noch Kinder haben, oder was soll das
Geschlecht ihrer Natur noch weite~.genannt werden, wo diese Mutter
hier nun einsam ist und ihre Kinder in Gefangenschaft geführt?
17 Von nun an dürft ihr nicht mehr reden von der Schönheit und nicht
erzählen von der Anmut.
18 Ihr Priester, nehmt die Schlüssel des Heiligtums und werft sie in des
Himmels Höhe; gebt sie dem Herrn zu:cück und sprecht: >Bewach du
selbst dein Haus! Denn sieh, wir sind als trügerische Haushalter erfun-
den worden<a.
19 Und ihr, Jungfrauen, die ihr feines Leinen und Seide mit Gold aus
Ophir spinnta, rafft schnell alles zusammen und werft es in das Feuer,
damit es diese Dinge dem hintragen soll, der es hervorgebracht, und daß
die Flamme es zu dem sende, der es geschaffen hat, damit die Feinde
sich dessen nicht bemächtigen!«

XI I Dies nun sage ich, Baruch, zu dir, Babel: »Wenn du im Glück dastän-
dest und Zion in seiner Herrlichkeit, wäre es uns ein großer Kummer, daß
du Zion glichest.
2 Nun aber, sieh, der Schmerz ist für uns ohrre"Ende, die Wehklage uner-
meßlich, weil du ja glücklich bist, doch Zion ist zerstört.
3 Wer wird denn über diese Dinge Richter sein? Oder bei wem sollen wir

13 a) t'lwn: wahrscheinlich ursprüngl. hebr. kns »eingehen« und »heiraten«.


b) Vgl. Mt24,19par.
14 a) Vgl. ]es 54,1; Lk 23,29.
18 a) Par]er4,3f.; bTa'an29a; LevR 19, 6; PesikRl31b.
19 a) bKetI06a; PesikRI3Jb; Protev]ak X.
uns beklagen über das, was uns betroffen hat? 0 Herr, wie hast du es
doch dulden könnena?
4 Unsere Väter sind ohne Schmerzen zur Ruhe gegangen, und siehe, die
Rechtschaffenen, sie schlafen ruhig in der Erdea.
5 Sie kannten ja diese Trübsal nicht noch haben sie gehört, was uns ge-
troffen hata.
6 Hast Ohren du, 0 Erde, und hast ein Herz du, Staub, dann macht euch
auf und kündet es im Totenreich und sagt zu den Toten: a >Viel glück-
licher seid ihr als wir, die wir hier leben<!

XII I Aber dies werde ich sagena, wie ich es denke, und ich werde (nun)
sprechen zu dir, 0 Land, das glücklich ist:
2 Der Mittag wird nicht immer brennen, der Sonne Strahlen werden leuch-
ten nicht für immer.
3 Glaub nicht, erwarte nicht, daß du stets Glück und Freude haben wirst,
erheb dich nicht zu sehr und unterdrücke nichta.
4 Denn sicher wird zu seiner Zeit der Zorn aufstehen gegen dich, der
jetzt noch durch die Langmut wie von Zügeln aufgehalten wird.«
5 Und als ich das gesagt hatte, fastete ich sieben Tagea.

XIII I Und es geschah danach, daß ich, Baruch, auf dem Berge Ziona stand.
Und siehe, eine Stimme kam von den hohen Himmeln, die zu mir sagte:
2 »Stelle dich auf deine Füße a, Baruch, und höre das Wort des mächtigen
Gottes!
3 Weil du dich wundertest wegen dessen, was Zion traf, wirst du gewiß
bewahrt werden bis ans Ende der Zeitena, daß du zum Zeugnisb werden
sollst;
4 damit nämlich, wenn je diese glücklichen Städte sagen werden: >Warum
hat der mächtige Gott diese Strafe über uns gebracht? <,
5 du und deinesgleichen zu ihnen sagen könnt: >Ihr sahet dieses Unheil

4 a) Vgl. ParJeq,9; 4Esq,32; AntBibl XXXV 3; siehe auch XXI 24; XXX If.
5 a) Koh9,5; bBen8b ..
6 a) AntBibl XXIV 6; XXXI 7; XXXII 13; LXI 6.

XIII a) I-XIII 2 in Pap.Oxyrh. III, S. 4f.


3 a) Griech.: Und meinst du nicht, daß du dich freuen wirst; und verurteile nicht zuviel.
5 a) Vgl. V 6.

XlIII a) Vgl. XXI 2; XLVII 2; XLVIII-LI!.


2 a) Vgl. EZ2,I.
3 a) Wie in XXV I; aber nach XLIII 2; XLIV 2; XLVI 7; LXXVIII 5; LXXXIV I stirbt
Baruch; vgl. auch 4Esr 14,9.
b) Jub4,24; Mk6,II; IM.
kommen über euch und diese Strafe - sie kamen über euch und über
euer Volk in jener Zeit, damit die Völker vollständig gezüchtigt werden. <
6 Denn dieses haben sie dann zu erwartena.
7 Und wenn sie zu jenen Zeiten sagen: >Wann?<,
8 wirst du zuihnen sagen: >Ihr, die ihr den abgelagerten (klaren) Wein
getrunken habt, so trinkt nun auch von seiner Hefea! Denn das Recht
des Höchsten ist unparteüschb.
9 Darum. schonte er zuerst nicht seine eigenen Söhne, sondern er peinigte
sie wie seine Hasser, weil sie gesündigt hattena.
10 Darum wurden sie damals gezüchtigt, damit ihnen vergeben werden
könntea.
11 Nun aber a, ihr Völker und Stämme, seid ihr schuldig geworden, weil ihr
während dieser ganzen Zeit die Erde zertreten und die Schöpfung miß-
braucht habtb.
12 Denn immer habe ich euch Gutes getan, und immer habt ihr die Güte
geleugnet.«

XIV 1 Und ich antwortete und sagte: »Siehe, du hast mir den Lauf der
Zeitena gezeigt und das, was nach diesen Dingen geschehen wird. Und du
hast zu mir gesagt: >Die Strafe, von der du gesprochen hast, wird über die
Völker kommen. <
2 Und nun weiß ich, daß viele gesündigt und im Glück gelebt und die
Welt verlassen haben, wenige Völker aber übrigbleiben werden in
jenen Zeiten, auf die sich die Worte beziehen, die du gesagt hast.
3 Denn was nützt es oder was können wir Schlimmeres wohl zu sehen
schon erwarten als das, was wir selbst erfahren haben?
4 Und weiter will ich vor dir sprechen:
5 Was hat es denen genützta, die Erkenntnis hattenb vor dir und nicht

6 a) Charles, S. 489, nimmt an, daß ein hebr.jwblw wiejb}lw gelesen werden soll: })sie werden
ängstlich sein«.
8 a) Vgl. PS75,9.
b) Vgl. XLIV 4; DtIO,I7; Jub5,I6.
9 a) Vgl. Spq,IIf.; PsSah3,8; RÖmII,2I.
10 a) Vgl. LXXVIII 3; WeishI2,2; 2Makk6,I3-15; 7,I6f 33; Jud8,22; PsSal3,3f.; 7,8; 10.
II a) lI-XIV 3; in Pap.Oxyrh. III S. 5, aber XIII nf.: }) ... und ihr mißbraucht die Dinge, die
dafür geschaffen sind. Denn ihr seid immer wohlgetan ... «; und XIV I: }) ... daß die Vergeltung,
über die von dir gesprochen ist, von den Völkern getragen werden soll.«
b) Vgl. LXXXII 3; 2Makk6,I4.

XIVI a) dwbrhwn dzbn': griech. Xatl2WY Td~etr;;, wie in XX 5; XLVIII 2; LVI 2; LIX4 (Ein-
setzungen der Gesetze); LXIX 3.4 (sechs Arten); vgl. I QSIIII5; I QH123-25; I QpHab VII
12-14; I KOfI5,23.
5 a) Vgl. Röm3,l.
wandelten in Eitelkeitc wie die übrigen Völker und die nicht zu den
Toten sprachen: >Gebt uns Leben! (d, sondern immer Ehrfurcht vor dir
hatten und deine Wege nicht verließen?
6 Siehe, sie haben sich abgemühta, und dennoch hast du ihretwegen dich
Zions nicht erbarmt!
7 Und wenn auch andere sich frevelhaft benahmen, so hätte Zion doch ver-
geben werden müssen wegen der Werke derer, die gute Werke taten. Es
hätte nicht versinken dürfen wegen der Werke derer, dieunrechthandeltena •
8 0 Herr, mein Herr, wer kann dein Urteil schon verstehen? Wer kann
die Tiefe deines Weges untersuchen und wer durchforschen deines
Pfades Majestät?
9 Oder wer kann durchdenken deinen unaufspürbaren Ratschluß? Wel-
ches Geschöpf hat stets den Anfang und das Ende von deiner Weisheit
aufgefundena ?
10 Denn alle sind wir doch geschaffen wie ein Haucha •
I I Denn wie der Atem ohne Steuerung des Menschen aufsteigt und ver-
schwindet, ist die Natur der Menschen, die nicht mit eignem Willen
weggehna und nicht wissen, was sie am Ende überkommen wird.
12 Denn die Gerechten haben gute Hoffnung auf das Ende und gehen ohne
Furcht aus diesem Wohnsitz, dieweil sie bei dir einen Schatz von guten
Werken haben, der in der Vorratskammer aufbewahrt wirda.
13 Darum verlassen sie auch furchtlos diese Welt, und voller freudigen
Vertrauens erwarten sie, die Welt zu empfangen, die du ihnen verheißen
hast a.
14 Weh aber uns, die wir auch schimpflich nun behandelt werden, und
(auch) in jener Zeit nur Unheil zu erwarten haben.
15 Du aber weißt genau, was du aus deinen Knechten machtest; denn
können wir doch nicht ergründen, was gut ist, wie du, unser Schöpfer.
16 Und weiter will ich vor dir reden, Herr, mein Herr:
17 Als anfangs keine Welt war mit ihren Bewohnern, hast du gedacht und

b)jd'w: in absolutem Sinn; Anderungen bei Charles und Kmosko unnötig; vgl. Röm2,20;
XV 6.
c) Vgl. Jer 2,5.
d) Vgl. Jes8,19.
6 a) 'tpP/W: aber vgl. Ceriani, Charles und Ryssel: 'tp/pw: »sie wurden dahingerafft«.
7 a) Vgl. II 2; LXXXIV 10; Gen 18,22-25.
9 a) Vgl. zu 8f.: XXI 9f.; XLIV 6; LXXV 2; RömII,33.34-36.
10 a) Vgl. Ps 146,4; Hh,7; Jak4,14.
II a) Vgl. XLVIII 15; 4Esr8,5.
12 a) Vgl. XXXIV I; 4Esq,77; 8,33; Tob4,9; PsSal9,9; Mt6,19f.
13 a) Vgl. XV7; XLIV 15; LI 3.
17 a) Vgl. Genl,6f.; PS33,6; 4Esr6,38; HebrII,3.
sprachest durch das Worta; und allsogleich erstanden deine Werke, die
Geschöpfe, vor dir.
18 Du hast gesagt, daß du für deine Welt den Menschen machen wolltest,
um deine Werke zu regieren, damit bekannt sein sollte, daß er nicht ge-
schaffen wäre für die Welt, sondern die Welt um seinetwillena.
19 Und nun, ich sehe, daß die Welt, die doch gemacht ist nur für uns, sie
bleibt; wir aber nun, um deretwillen sie besteht, wir gehn dahin.«

XV 1 Und der Herr antwortete und sprach zu mir: »Mit Recht hast du dich
gewundert, wie die Menschen dahingehen; doch urteilst du nicht richtig
über das Unheil, das die trifft, welche sündigen.
2 Und wenn du sagst, daß die Gerechten weggerafft und daß die Sünder
glücklich sind,
3 und wenn du weiter sagst: >Der Mensch erkennt dein Urteil nicht<,
4 so höre nun, was ich dir sagen will; gib acht, so werde ich dich meine
Worte hören lassen!
Mit Recht kann der Mensch mein Urteil nicht genau kennen, wenn er
nicht das Gesetz empfangena und ich ihn nicht zum Verständnis unter-
wiesen hätte.
6 Nun aber hat er übertreten wissentlich, darum wird er als Wissender
gestrafta.
7 Und wenn um der Gerechten willen, wie du sagtest, diese Welt gekom-
men ista - so wird ja auch um ihretwillen erscheinen, was noch kommt.
8 Denn diese Welt ist doch für sie ein Kampf und Mühe bei vieler Anstren-
gunga. Und so ist denn das Künftige: ein (Sieges-)Kranz in großer
Herrlichkeit.«b

XVII Und ich antwortete und sagte: »Herr, mein Herr, siehe, die heutigen
Jahre sind kurz und bösea ; wer kann in dieser kurzen Zeit ererben das, was
unermeßlich ist?«

XVII I Und der Herr antwortete und sprach zu mir: »Beim Höchsten wird
nicht gerechnet mit viel Zeit noch mit wenigen Jahren.

18 a) S. XV 7.

XV5 a) Vgl. Röm4,15.


6 a) Vgl. XIX 3; XLVIII 40; LV z; 4Esr7,7z; Barn 5,4.
7 a) Vgl. XIV 18; XXI Z4; AssMos 1,12; 4Esr6,55.59; 8,1.44; 9,13.
8 a) Vgl. XLVIII 50; LI 14; 4Esq,3-14.1Z7f.; Röm8,18; zKOq,17.
b) Vgl. 4MakkI7,15; I Kor9,z5; zTim4,8; Jak1,12; 1Petq,4; ApCZ,10.
2 Denn was nützte es Adam, daß er 930 Jahre lebtea, aber übertrat, was
ihm befohlen war.
3 So hat ihm nun die große, lange Zeit, die er erlebte, nichts genützt. Er
brachte nur den Tod und schnitt die Jahre derer ab, die aus ihm geboren
warena.
4 Oder was schadete es Mose, daß er nur 120 Jahre lebtea; aber er hatte sich
dem unterworfen, der ihn erschaffen hatte. So brachte er das Gesetz den
Nachkommen Jakobs und zündete eine Leuchte an dem Stamme Israel.«b

XVIII I Und ich antwortete und sagte: »Er, der dies Licht entzündete, hat
von dem Licht genommen; und da sind wenige nur, die es ihm gleich
tatena.
2 Aber jene vielen, die er erleuchtete, haben von der Finsternis Adams ge-
nommen und sich nicht gefreut über das Licht der Lampe.«a

XIX I Und er antwortete und sprach zu mir: »Darum hat er für sie in jener
Zeit einen Bund aufgerichtet und gesagt: >Siehe, ich lege vor euch hin das
Leben und den Tod< und rief den Himmel und die Erde auf zu Zeugen
gegen siea.
2 Er wußte ja, daß seine Zeit nur kurz war, daß Himmel und Erde aber
immer stehen werden.
3 Sie aber sündigten nach seinem Tod und brachten andere zur Sünde, ob-
wohl sie wußten, daß sie das Gesetz hatten, um sie zu überführena, und
jenes Licht, daß (uns) nicht irren läßt, und dann die Sphären, die Zeugnis
geben, und dann mich.
4 Ich richte über alles, was besteht. Du aber sollst darüber nicht in deinem
Herzen denken. Sei nicht gequält im Blick auf Dinge, die da waren.
5 Denn nun geht es ums Ende der Zeiten, sei's des Handels, sei's des
Glücks und auch der Schande, und nicht um deren Anbeginn.
6 Denn lebt ein Mensch in seiner Jugend glücklich und wird in seinem
Alter schändlich dann behandelt, vergißt er all das Glück, das er besaß.

XVII2 a) Vgl. Gen5,5.


3 a) Vgl. XIX 8; XXIII 4; XLVIII 42f.; LIV 15.19; LVI 5f.; 4Esr3,7.2If.; 4,30; 7,II8-121;
Röm5,I2; 1KorI5,21; GenR9,5·
4 a) Dt34>7·
b) Vgl. LIX2; PSII9,I05; AntBiblIX8; XV6; XIX 4; Jakob und Israel: vgl. XXXI 3;
XLVI 4; 4 Esr 3,19; 9,30.

XVIII! a) Vgl. Joh 1,9.


2 a) Vgl. Joh3,19; 5,35.

XIX1 a) Vgl. LXXXIV 2; Dt3o,19; 31,28; AssMos 3, 12.


3 a) , ks, griech. eAeyxw.
7 Und weiter: wird einem Menschen Schande angetan in seiner Jugend, am
Ende aber ist er glücklich, gedenkt er nicht mehr seiner (früheren)
Schandea.
8 Und höre weiter: Wäre jedermann die ganze Zeit nur glücklich - vom
Tage an, als über die der Tod verhängt wurde a, die doch in jenen Zeiten
frevelten, - wäre endlich er vernichtet worden, so wäre alles dann um-
sonst gewesen.

XX I DariIm, siehe, die Tage werden kommen und die Zeiten eilen amehr
als die früheren, und die Zeiträume werden schneller eilen als die vergan-
genen, und die Jahre laufen schneller als die jetzigen.
2 Schon hab ich Zion weggenommen a, damit ich um so rascher die Welt zu
ihrer Zeit heimsuchen kannb.
3 Nun aber halte in deinem Herzen alles fest, was ich dir befohlen habe>
und versiegele es im Inneren deines Verstandes.
4 Und dann werde ich zeigen mein kraftvolles Recht und meine unerforsch-
lichen Wege.
Geh und heilige dich sieben Tage und iß kein Brot und trink kein Wassera
und sprich mit keinem und komm danach an diesen Ort, so will ich mich
dir offenbaren und will wahrhaftige Dinge mit dir reden und dir einen
Auftrag geben betreffs des Laufs der Zeitenb. Sie werden kommen und
nicht verzögert werden.«

Gebet Baruchs, des Sohns des Neria

XXI I Da ging ich von dort weg, setzte mich im Kidrontala in eine Erd-
höhle, heiligte mich dort und aß kein Brot, und doch hungerte ich (dabei)
nicht, und Wasser trank ich nicht, doch empfand ich (dabei) keinen Durstb.
Und ich blieb dort bis zum siebten Tage, wie er mir befohlen hatte.
2 Danach kam ich an den Ort, wo er mit mir gesprochen hatte a.

7 a) Jugend und Alter (5-7): HerodI 32; Soph., Trach 1-3; Eur,Anc!J:om Ioo-I03·
8 a) Vgl. XVII 3.

XXI a) Vgl. LIV I; LXXXIII I; 4Esq,26; AntBiblXIX 13.


2 a) Vgl. 4Esr4,51-5,I3; 6.I8ff.; Hen(äth) 99,4ff.; Jub 23,22ff.
b) Vgl. 4Est5,56; 6,18; 9,2; AntBibl XIX 12.
5 a) S. V 6.
b) S. XIV 1.

XXII a) Vgl. V 5.
b) Vgl. V 6.
2 a) Vgl. XIII I; XX 5.
3 Und zur Zeit des Sonnenunterganges beschäftigten meine Seele viele
Gedanken, und ich begann zu reden vor dem Mächtigena und sagte:
4 »0 du, der du die Erde geschaffen hast, höre mich! Der du das Firma-
ment durch dein W orta befestigt hast und die Himmelshöhe durch den
Geistb; der du zu Anbeginn der Welt gerufen hast, was noch nicht ware,
und sie gehorchten dir;
der du der Luft durch deinen Winka geboten hast und sahst, was einmal
kommen sollte, wie das, was schon vorüber warb;
6 der du die Mächte, die vor dir stehn, regierst mit großer Umsichta, die
heiligen Wesen auch, die unzählbaren, die du von Ewigkeit her ge-
macht, die Flamme und Feuer sindb, die stehn um deinen Throne, die du
regierst mit Drohend;
7 für dich allein gilt doch nur dies: daß du sofort tust alles, was du willsta.
8 Du läßt auf die Erde regnen mit den vielen Regentropfena, allein du
weißt das Ende der Zeitenb, bevor sie angekommen sind. Blick doch auf
mein Gebet!
9 Nur du kannst alles doch erhalten: die sind, vergangen sind und einmal
kommen werdena; die sündigen und die sich rechtschaffen gezeigt
habenb: du bist der Lebende, der unerforschliche ist.
10 Du bist ja der einzig Lebende, Unsterbliche und Unerforschliche, du
kennst die Zahl der Menschena.
I I Und haben zur Zeit auch viele gesündigt, so haben andere, nicht wenige,
sich rechtschaffen gezeigt.
12 Du weißt, wo du das Letzte bereit hältst denen, die gesündigt haben,
oder die Vollendung denen, die sich rechtschaffen gezeigt haben.
13 Denn gäbe es nur dies Leben, das jedermann hier hat - nichts könnte
bitterer seina.

3 a) pjltn': vielfach in ApcBar; vgl. fJ 6vva/-w; in MkI4,6z; Mtz6,64 u.a.


4 a) Mit Kmosko bmlth statt bml'h: »in seiner Fülle« im MS.
b) Vgl. PS33,6; Jeno,rz; 51,r5.
c) Vgl. XLVIII 8; zMakk7,28; Röm4,I7.
5 a) Wie in XLVIII 8.ro; LIX z.
b) Mit Kmosko 'br statt 'M.
6 a) Vgl. XLVIII ro; 4Esr8,ZI; Dan 7,9f.; Jubz,z; GenR 78,1.
b) Vgl. XLVIII 8; GenR78,r bl;Iagr3a.r4a.
c) Vgl. Ps 104,4; Jes6,rf.
d) z'jfwt': vgl. XLVIII 8; 4Esr 8,z3; AssMos rO,3.
7 a) Vgl. PSII5,3; r35,6.
8 a) Vgl. LIX 5. b) Vgl. XLVIII z; LIV 1.
9 a) Vgl. Apcr,8.
b) Ethpa. von ZdJ: wie in r1.rz; XXIV rf.; LI 1.3; LXII 7; von Charles, S'38f., und Ryssel
nicht richtig übersetzt mit »rechtschaffen handeln«.
c) Vgl. 10 und XIV 9.
ro a) Vgl. XXIII 4; XLVIII 6.46. r3 a) Vgl. rKorr5,r9.
14 Denn was nützt Kraft, die sich in Schwäche wandelt, was nützt Speise
im ÜberHuß, die sich in Hungersnot verkehrt, die Schönheit, die zur
Häßlichkeit doch wirda.
15 Denn stets verwandelt sich die menschliche Natur.
16 Denn wie wir einmal waren, sind wir doch längst nicht mehr, und wie
wir jetzt sind, werden wir einst doch nicht bleiben.
17 Denn wäre das Ende der Dinge nicht vorbereitet, so würde auch ihr
Anfang nichtig sein.
18 Doch laß mich wissen alles, was von dir kommt, und über das, was ich
dich bitte, gib mir deine Erleuchtung!
19 Wie lange noch wird das Vergängliche bestehena, wie lange ist die Zeit
der Sterblichen voll Glück, wie lange werden die, die doch vergehn,
in dieser Welt mit soviel Gottlosigkeit besudelt seinb?
20 Befiehl darum in Gnade; mach alles wahr, was du gesagt, du wolltest
es geschehen lassen, daß die erkennen deine Macht,die deine Langmut
für Schwäche haltena.
2 I Und zeige es denen, die nicht wissen, doch gesehen haben, was uns und
unsre Stadt betroffen hat bis jetzt, gemäß der Langmut deiner Machta;
denn du hast uns genannt >Geliebtes Volk< um deines Namens willenb.
22 Darum ist alles a nun im Sterben (denn) begriffen.
23 Schilta darum auch den Todesengelb, laß deine Herrlichkeit erscheinen,
erkennen (jetzt) die Größe deiner Schönheit, und laß das Totenreich
versiegelt seine, daß es von nun an keine Toten mehr empfange. Die
Schatzkammern der Seelend sollen wiedergeben die, die noch darin ver-
schlossen sind.
24 Denn viele Jahre sind verstrichen gleich denen, die seit den Tagen
Abrahams, Isaaks und Jakobs vergangen sind und aller, die ihnen ähn-
lich sind, die schlafen in der Erdea - um ihretwillen, sagtest du, daß du
die Welt geschaffen hastb.

14 a) Vgl. XLVIII 35; LXXXIII 1I-2I.


19 a) Vgl. XXVIII 5·
b) Antworten in XXIII 7-XXIV I; vgl. 4Esq,33.35; 6,7.
20 a) Vgl. 2Petq,9.
21 a) Macht - 'wpdnk; vgl. 2Thess 2,6 (Pesh): d'ijd - ro xarexov.
b) Vgl. JerI4,9; 15,16.
22 a) kwl: Ryssel: ' kij: »... halte ... die Unsterblichkeit zurück«.
23 a) g'r: griech. buTtftdw.
b) Strack-Billerbeck I 144-149.
c) Vgl. AntBibl III 10.
d) Vgl. XXX 2; 4Esq,35.41; 7,32.95; AntBibl XXXII 13.
24 a) Vgl. XI 4.
b) Vgl. XIV 18; XV 7.
25 Alsbald zeige deine Herrlichkeit und schiebe nicht hinaus, was du ver-
heißen hast.«a
26 Und als ich die Worte dieses Gebetes beendet hatte, war ich sehr er-
schöpfta.

XXII I Und danach taten sich die Himmel auf a! Und ich sah es, und Kraft
wurde mir zuteil, und eine Stimme erscholl aus den Höhenb und sprach
zu mir:
2 »Baruch, Baruch, warum bist du erregt?
3 Wer einen Weg geht und ihn nicht zu Ende macht oder wer eine Seereise
macht und den Hafen nicht erreicht - kann solcher sich zufriedengeben?
4 Oder wer jemandem ein Geschenk zu machen verspricht, es aber vorent-
hält - ist das nicht Diebstahl?
Oder wer die Erde besät, die Früchte aber nicht zur rechten Zeit erntet -
verliert er nicht alles?
6 Oder wer eine Pflanze pflanzt, und sie wächst nicht bis zur (vor-)be-
stimmten Zeit - kann der, der pflanzte, überhaupt Früchte erwarten?
7 Oder eine Frau, die empfangen hat und eine Frühgeburt hat - tötet die
nicht ihr Kind?
8 Oder wer ein Haus baut und es nicht mit einem Dach versieht und es
auch nicht ausbaut - kann der so etwas denn überhaupt als Haus be-
zeichnen? Sag mir dies zuvor!«

XXIII I Und ich antwortete und sagte: »Nein, Herr, mein Herr!«
2 Und er antwortete und sprach zu mir: »Warum bist du denn erregt über
das, was du nicht weißt, und unruhig über das, wovon du keine Kenntnis
hast?
3 Denn wie ich die Menschen nicht vergessen habe, die sind und die ver-
gangen sind, so gedenke ich auch derer, die noch kommen werdena.
4 Denn als Adam sündigte und der Tod verhängt wurde über die, die noch
geboren werden solltena, da war die Menge derer, die noch entstehen
sollten, gezählt. Und für jene Menge ward ein Ort bereitet, wo die Leben-
den wohnen und die Toten aufbewahrt werden solltenb.

25 a) Vgl. XLIV 13; LI 3; LXXXIII4f.


26 a) Vgl. XLVIII 25; 4Esq,14; 12,5; Danlo,I7.

XXIII a) Vgl. EZI,I; Acq,56.


b) Mt3,16par.; 17,5 par; ApC4,1.

XXIII3 a) Korrupter Text; siehe Kmosko Sp. IIo6f., Anm. h.


4 a) Vgl. XVII 3.
b) Vgl. XXI 10; Hen(sl)49,2; bI;IagI5a.
Erst wenn die vorbestimmte Zahl erreicht ist", wird die Kreatur wieder-
aufleben. Denn mein Geist erschafft die L<;!benden, und das Totenreich
nimmt die Toten auf.
6 Und weiter ist es dir vergönnt das zu hören, was kommen wird nach
diesen Zeitena.
7 Denn wahrlich, meine kommende Erlösung ist nahea und ist nicht mehr
so weit entfernt wie ehedem.

XXIV I Denn siehe, die Tage kommen, da die Bücher aufgetan werdena,
worin die Sünden aller, die gesündigt haben, aufgeschrieben sind; und
weiter auch die Vorratskammernb, in denen die Gerechtigkeit all derer auf-
gespeichert ist, die in der Schöpfung sich recht zeigtene.
2 Geschehen aber wird's in jener Zeit: erblicken wirst du und die vielen
mit dir des Höchsten Langmuta, die von Geschlecht währt zu Geschlecht.
Voll Langmut war er gegen alle, die geboren sind, mögen sie sündigen
oder recht sich zeigenb.«
3 Und ich antwortete und sagte: »Sieh, Herr, kein Mensch kennt doch die
Zahl der Dinge, die vorüber sind, noch derer, die da kommen werden.
4 Denn siehe, ich weiß auch wohl, was mich getroffen hat. Doch was
geschehen wird mit unsern Feinden, das weiß ich nicht, und wann du
deine Werke anordnen wirst.«a

XXV I Da antwortete er und sprach zu mir: »Auch du wirst aufbewahrta


für jene Zeit, zu jenem Zeichen, das der Höchste wirken wird für die Be-
wohner dieser Erde am Ende aller Tage.
2 Dies also wird das Zeichen seina:
3 Wenn Entsetzen die Bewohner der Erdea überfällt und sie in viele
Drangsalb fallen werden und danach in übergroße Plagen;

5 a) 4Esq,35f.; GenR24,4; RömII,25; Apc6,II; IClem59,2.


6 a) Vgl. ApC4,1.
7 a) Vgl. LXXXII 2; Hen(äth)p,2; LbI,28; IPetr4,7; Jak5,3.

XXIVI a) Vgl. 4Esr6,20; Hen(äth)90,20; Dan7,IO; LkIO,20; APC20,I2.


b) Vgl. XIV 12.
c) Vgl. XXI 9.
2 a) Vgl. XXI 20; Röm9,22.
b) Vgl. XXI 9.
4 a) Vgl. 4Esr6,I8.

XXVI a) Vgl. XIII 3.


2 a) Vgl. Mt24,30; MkI3.4; Lk2I,7. 11.25; APC12,I-3; über die Vorzeichen der messianischen
Zeit: 4Esr4.P-5,I3; 6,I8ff.; 8,63-9,6; Hen(äth)99.4ff.; JUb23,22ff.; SibIII796ff.
3 a) Vgl. LXX 2; 4Esrr3,30.
b) 'wlzn' - {}Äi1Jlt~; vgl. Mt24,7-9.2I.29.

139
4 und wenn es geschehen wird, daß sie in ihrem Denken sagen werden um
ihrer großen Drangsal willen: >Der Mächtige gedenkt nimmermehr der
Erde! ( - dann also wird's geschehen, wenn sie die Hoffnung aufgegeben
habena: daß dann die (neue) Zeit erwachen wird.«

XXVI I Und ich antwortete und sagte: »Die Drangsal, die dann sein soll,
wird doch nicht lange währen, und jene Nota wird doch nicht viele Jahre
dauern!?«

XXVII I Und er antwortete und sprach zu mir: »In zwölf Abschnittea ist
jene Zeit geteilt; und jeglicher davon ist aufbewahrt für das, was für ihn
vorgesehen ist.
2 Im ersten Abschnitt tritt der Beginn der Unruhena ein.
3 Im zweiten das Hinschlachten der Großen (dieser Welt).
4 Im dritten sinken viele in den Tod.
5 Im vierten Abschnitt wird das Schwerta entsandt.
6 Im fünften kommt die Hungersnota, und festgehalten wird der Regen.
7 Im sechsten bebt die Erdea, und Spaltungen reißen ein.
9 Im achten Abschnitta: viele Gespenster und Zulauf von Dämonenb .
10 Im neunten Abschnitt fällt herab das Feuera .
I I Im zehnten: Vergewaltigung und große Freveltat.
12 Im elften Abschnitt: Unrecht und Exzeß.
131m zwölften dann: Unordnung von Vermischung alles dessen, was
vorher genannt ist.
14 Diese Zeitabschnitte werden (zunächst) vorbehalten werden; dann wer-
den sie untereinander vermischt werden und einander helfen.
15 Denn einige halten etwas vom Ihrigen zurück und nehmen (dafür) von
anderen an; andere wiederum werden das Ihrige und was von anderen
ist, vollstrecken. So sollen die Bewohner dieser Erde in jenen Tagen
nicht bemerken, daß das Ende aller Zeiten gekommen seia.

4 a) Vgl. Lk2I,25 f.

XXVII a) 'nn/r/ - uvayx1); vgl. LkzI,23.

XXVIII a) Vgl. LII! 6; 4EstI4,Ilf.; Jubz3,I3; Mt24,8; ApCI5,I.


2 a) Das Wort zw" »Unruhen« ist in LkzI,Il in sypscphil und Mtz4,7; MkI3,5 in sypscphil die
Übersetzung von astap.6,.
5 a) /irb' - Schwert, Zerstörung.
6 a) Vgl. LXX 8; Mt24,7; MkI3,8; LkzI,Il.
7 a) Vgl. LXX 8; 4Esq,I8; 9,3; Mtz4,7; MkI3,8; LkzI,Il.
9 a) Der siebte Abschnitt fehlt im MS.
b) In/sj': vgl. XLVIII 34; s' d': vgl. X 8.
10 a) LXX 8; 4Esr5,8. 15 a) Vgl. XLVIII 3z; Hen(äth)98,3'
XXVIII I Ein jeder aber, der dies wohl versteht, wird alsdann weise seina.
2 Maß und Berechnung jener Zeit werden in zwei Abschnitte zu teilen
sein, die Wochen von je sieben Wochen sind.«a
3 Und ich antwortete und sagte: »Es ist zwar· gut, wenn ein Mensch so
weit kommt und es sieht; besser aber ist es, daß er es nicht erreicht, daß
er nicht falle a.
4 Doch sage ich auch noch dies:
5 Wird Er, der unvergänglich ist, Vergängliches verachten und was mit
dem Vergänglichen geschiehta, so daß er nur nach jenen Dingen sieht,
die unvergänglich sind?
6 Wenn aber, Herr, c:lie Dinge sicher kommen werden, die du mir vorher-
gesagt hast, so td sie mir auch kund, wenn ich in deinen Augen nur
Gnade gefunden habe a •
7 Wird es an einem Ort, in einem Teil der Erde sich ereignen; wird es die
ganze Erde gar verspüren?«

XXIX I Und er antwortete und sprach zu mir: »Was sich alsdann ereignet,
bezieht sich auf die ganze Erdea.
z Darum werden alle, die hier leben, es bemerken. In jener Zeit beschütze
ich nur die, die sich in diesem Land in jenen Tagen findena.
3 Und dann wird es geschehen: Wenn das vollendet ist, was kommen wird
in diesen Zeitabschnitten, wird der Messias dann beginnen offenbar zu
werdena.
4 Und Behemot wird sich offenbaren aus seinem Ort, und Livjatan wird
aus dem Meere kommen, zwei große Ungeheuer, die ich schuf am fünften
Tag der Schöpfung, die ich geschaffen habe und bewahrt bis hin auf jene
Zeit. Die werden Nahrunga sein für alle dann, die übrig sindb •
Auch wird die Erde ihre Früchte zehntausendfältig bringena. An einem
Weinstock werden tausend Reben sein, und eine Rebe trägt dann tausend

XXVIIIl a) Vgl. Dan H,10; Mt24,15.


2 a) Vgl. Dan9,25; der Satz ist nicht deutlich.
3 a) Vgl. 4EsrI3,16-20.
5 a) Vgl. XL 3; XLIII 2; XLIV 9; LXXIV 2; LXXXV 5; 4Esq,II; 7.31.II4.
6 a) Vgl. Gen6,8; 19,19; 4Esr4,56.

XXIXl a) LXIX 1.
2 a) Vgl. XL 2; LXXI 1; 4Esr9,8; 13,48f.; AntBibl VII 4; bBB91 a; GenR 74,1.
3 a) Vgl. XXXIX 7; LXXII 2; 4Esq,27f.; 12,32; 13,32; PsSah7,23ff.; 18,6; Hen(äth)48,IO;
P.4; JOhl,3 1; 2 Thess 1,7; M. McNamara, The New Testament and the Palestinian Targum
to the Pentateuch, Analeeta Biblica 27, Rom 1966, S. 249.
4a) Jes27,1; 4Esr6.49-P; Hen(äth)60,7ff.; weitere Belege: Strack-Billerbeck IV/2, S. II56f.
b) Vgl. 4Esr6,25; 7,28; 9,8; 12,34; 13,24.26; Hen(äth) 90,30; Sib V 384; PsSah8,7.
5 a) Vgl. Iren., adv.haer. V 33 (Papias); Hen(äth) 10,19.
Trauben und eine Traube tausend Beeren, und eine Beere gibt ein Kor
voll Weinb •
6 Und die, die Hunger litten, sollen fröhlich sein und (sollen) weiter (dann)
an jedem Tage neue Wunder sehena.
7 Denn Winde gehen aus von mir, um jeden Morgen den Geruch duftender
Früchte herzutragen, am Ende des Tages aber Wolken, die heilungbrin-
genden Tau herniederträufelna.
8 Es wird zu jener Zeit geschehen, daß aus der Höhe Mannaschätzea
wiederum herniederkommen; sie werden zehren dann davon in jenen
Jahren, weil die es sind, die ans Ende der Zeit gekommen sindb •

XXX I Und danach wird geschehen: Vollendet sich die Zeit der Erschei-
nung a des Messias und kehrt er dann in die Herrlichkeit zurückb , dann
werden alle jene auferstehenc, die in der Hoffnung auf ihn eingeschlafen
sindc •
2 Und es wird dann zu jener Zeit geschehen, daß jene Schatzkammerna
geöffnet werden, in denen die bestimmte Zahl der Seelen der Gerechten
aufbewahrt ist. Sie werden dann hinausgehen, und all die vielen Seelen
werden nun zugleich erscheinen· als eines Sinnes eine Scharb • Die Ersten
freuen sich, die Letzten aber sind nicht traurig.
; Sie wissen doch: gekommen ist die Zeit, von der es heißt, daß sie das
Ende aller Zeiten sei.
4 Die Seelen der Gottlosen aber werden um so mehr vergehena, wenn sie
dies alles schauen werden.
5 Sie wissen ja, daß ihre Peinigung sie jetzt erreicht, ihr Untergang herbei-
gekommen ist.«

XXXI I Und es geschah danach, daß ich zum Volke ging und zu ihnen

b) JosAnt xv 314.
6 a) Vgl. 4Esq,28; 12,34; 13,5°; siehe Gry, Le Papias.
7 a) Vgl. LXXIII 2; Jes26,I9; 4Esr7,I2I; 8,pff.; JUb23,26-30; Hen(äth)5,8f.; 25,5-7;
60,20; bI;Iag I 2 b.
8 a) PS78,25; SibIII746; AntBibl XIX 10; bI;IagI2 b; ApC2,I7.
b) lw/mb dzbn': wie in Ga14.4 (Pesh).

XXXI a) m'ijt': wie in Mt24,37: nueova{u.


b) Nicht mit Violet; S. 246: »aus dem Himmel auf die Erde«. Vielleicht präexistenter Messias,
vgl. Hen(äth)46,d.; 48,3; 62,7; 4EsrI2,32; 13,26.
c) Vgl. XLVIII 22.; PSI6,9f.; I Thess4,I3; bSanh90a.
2 a) Vgl. XXI 23; L 2; AntBibl 111 10; XI 6; XIX 2; LI 5.
b) Vgl. I KOrI5,P.
4 a) Vgl. LI 5; AntBibl XVI 3.

XXXII a) Vgl. V 5; XLIV 1.


sprach: »Versammelt vor mir alle eute Ältestena! Denn ich will Worte zu
euch sagen.«
2 Und alle versammelten sich im Kidrontala.
3 Und ich ergriff das Wort und sagte zu ihnen: »Höre, Israel, ich werde zu
dir sprechen; du Same Jakobs a du, merke auf, ich will dich unterweisen!
4 Vergeßt nicht Zion, gedenkt vielmehr der Trübsale J erusalems !
5 Denn siehe, die Tage werden kommen, daß alles, was gewesen ist, zur
Nichtigkeit dahingerafft (soll) werden. Dann wird es sein, als ob es nie
gewesen wäre.

XXXII I Bereitet ihr indessen eure Herzen vor a, um des Gesetzes Früchte
einzusäenb, dann wird er euch in jener Zeit bewahren, in der der Mächtige
die ganze Schöpfung erschüttern wirdc •
2 Denn Zions Bau wird kurze Zeit danach bewegt, um wiederaufgebaut zu
werden.
3 Doch dies Gebäude wird nicht bleiben, vielmehr wird es nach einiger
Zeit entwurzelt werden und dann verlassen sein bis auf die (vorbestimmte)
Zeita •
4 Nachher muß es erneuert werden dann in Herrlichkeit, vollendet auf-
gebaut bis in die Ewigkeita.
5 So wollen wir uns nicht so sehr betrüben über jetzt geschehenes Unheil
wie über das, was in der Zukunft noch geschehen wird.
6 Denn größer als die beiden Leiden ist dann der Kampfa, wenn der (All)-
mächtige seine Schöpfung erneuern wirdb .
7 Nun aber sollt ihr mir für einige wenige Tage nicht mehr nahekommen
und mich nicht eher anrufen, als bis ich zu euch kommen werde.«
8 Und als ich alle diese Worte zu ihnen gesprochen hatte, ging ich, Baruch,
meines Weges a. Als aber das Volk bemerkte, daß ich wegging, erhoben
sie ihre Stimme, wehklagten und sagten:

2a)VgI.V5·
3 a) Vgl. XVII 4.

XXXIII a) Vgl. XLVI 5; Hi 11,13.


b) Vgl. 4Esr9,3 1.
c) Die Tora als die Quelle des Lebens: XXXVIII 2; XLVIII 24; 4EsC7.45; Sirr7,II; 32,24;
45,5; Bar4,1; Weish6,18; 7,14; PsSalI4,2.
3 a) 2-3 nicht deutlich; nach Charles und Kmosko eine Interpolation. Wahrscheinlich Zerstö-
rung im Jahre 587 v.Chr.; Wiederaufbau; zweite Zerstörung im Jahre 70 n.Chr.
4 a) Vgl. IV 2.
6 a) Vgl. XXVII.
b) Vgl. XLIV 12; LVII 2; Jes65,17; 4Esr7,75; Hen(äth)45.4f.; 72,1; JUbI,29; Apc2I,1.
8 a) V gl. 4Es!J,19.

143
9 »Wohin gehst du von uns, Baruch, und verläßt uns wie ein Vater, der
seine Kinder als Waisen zurückläßt und von ihnen weggehta?

XXXIII I Das sind die Aufträge, die dir dein Freund, ] eremia, der Prophet,
gegeben hat, als er zu dir sagte:
2 >Sieh nach diesem Volke, während ich von hier fort bin und unseren
übrigen Brüdern in Babel geholfen habe, über die das Urteil ergangen
war, daß sie in die Gefangenschaft verschleppt werden sollten. (a
3 Wenn auch du uns jetzt verläßta, so wäre es besser für uns, zuvor zu
sterben. Dann magst du uns verlassen!«

XXXIV I Da antwortete ich und sagte zu dem Volke: »Das verhüte Gott,
daß ich euch verlassen oder von euch weggehen sollte. Ich gehe nur zum
Allerheiligstena, um den Mächtigen zu bitten für euch und für Zion, ob ich
vielleicht noch mehr erleuchtet werden möchte. Dann kehre ich zu euch
zurück.«

XXXV I Und ich, Baruch, ging zur heiligen Stätte, setzte mich auf ihre
Trümmer, weinte und sagte:
2 »Wehe, meine Augen, ach daß sie doch zu Quellen würden; meine Augen-
lider, daß sie ein Born der Tränen würdena.
3 Denn wie kann ich (nur genugsam) über Zion traurig sein, wie soll ich
trauern über ] erusalem?
4 An dieser Stätte hier, wo ich mich nun niedergeworfen habe, brachte
ehedem der Hohepriester heilige Opfer dar und legte Weihrauch drauf
von duftenden Gewürzen.
Nun aber ist, worauf wir stolz gewesen sind, zu Staub geworden, und
unserer Seelen Sehnsucht ward zu Sand.«

XXXVI I Als ich das gesagt hatte, schlief ich dort ein. Und ich sah ein
Gesicht in der Nachta.
2 Und siehe, ein Wald von Bäumen, der in der Ebene gepflanzt war; hohe
Berge und rohe Felsen umgaben ihn; und der Wald nahm viel Raum ein.
9 a) Vgl. 4Esr 5,18.

XXXIII2. a) V gl. X 2..


3 a) Vgl. 4EsrI2.,48.

XXXIV I a) Vgl. X 5.

XXXV2. a) Vgl. Jer9,I; ParJer2.,5.

XXXVII a) Vgl. SachI,8.

144
3 Und siere, ihm gegenüber wuchs ein Weinstock empora, und unter ihm
entsprang sanft eine Quelle.
4 Die Quelle aber gelangte bis zum Walde und wurde zugroßen Fluten,
und diese Fluten überschwemmten jenen Wald. Und plötzlich entwur-
zelten sie den ganzen Wald und warfen ringsum alle Berge um.
5 Die Wipfel des Waldes wurden immer niedriger, und auch der Gipfel-
der Berge wurde niedriger. Und jene Quelle wurde so überaus stark,
daß sie von jenem großen Walde nicht mehr übrig ließ als eine einzige
Zeder~.
6 Als sie nun auch diese niedergeworfen und den ganzen Wald vernichtet
und entwurzelt hattea, so daß nichts mehr von ihm übrig und selbst
seine Stätte nicht mehr zu erkennen war, da kam auf einmal jener Wein-
stock mit der Quelle ganz still und in großer Ruhe an; er kam zu einer
Stelle, nicht weit von der Zeder entfernt, und sie (die Wasser der Quelle)
brachten die umgefallene Zeder zu ihm.
7 Und ich sah, wie der Weinstock seinen Mund auftat und redete und zu
der Zeder sprach: »Bist du nicht jene Zeder, die übriggeblieben ist von
dem Walde der Bosheit? Durch dein Zutun blieb doch die Bosheit be-
stehen und wurde in all diesen Jahren getan; das Gute aber nie. Du
hattest Macht über das, was dir nicht gehörte; auch hattest du nie Mit-
leid mit dem, was dir gehörte.
S Und du dehntest deine Macht aus über die, die fern von dir waren, und
die, die dir nahe kamen, hieltest du fest in den Netzen deiner Gott-
losigkeit. Du erhobst deine Seele allezeit, als ob sie nicht entwurzelt
werden könnte.
9 Jetzt aber ist deine Zeit herbeigeeilt, und deine Stunde ist gekommen.
10 Darum gehe auch du, Zeder, dem Walde nach, der schon vor dir weg-
gegangen ist. Werde zu Asche mit ihm, und euer Staub müsse sich mit-
einander vermischen.
11 So schlaf nun ein in Trübsal und ruhe in der Qual, bis deine letzte Zeit
erscheint, in der du wiederkehren sollst, um noch mehr Pein zu leiden!«

XXXVII 1 Und danach sah ich die Zeder brennen und den Weinstock
wachsen. Und rings um ihn wuchs eine Ebene voll Blumen, die unverwelk-
lich sind. Ich aber erwachte und stand auf.

XXXVIII 1 Und ich betete und sagte: »Herr, mein Herr, zu aller Zeit er-
leuchtest du die, welche sich verständig benehmena.
3 a) und 5 a) Vgl. EZI7,3-9· 6 a) Vgl. PS29,5o

XXXVIIII a) Vgl. Spn6,22; XLIV 14; XLVI 5; XLVIII 24036; LI 3; LIV 5; LIX 7.

145
2 Dein Gesetz ist Lebena, und deine Weisheit ist der rechte Wegb •
3 Zeige mir nun die Deutung dieses Gesichts!
4 Denn du weißt, daß meine Seele sich mit deinem Gesetz beschäftigt
immerdar und daß ich mich, solange ich lebe, nicht von deiner Weisheit
losgesagt habe.«

XXXIX I Und er antwortete und sprach zu mir: »Baruch, dies ist die Deu-
tung des Gesichts, das du gesehen hast.
2 Daß du den großen Wald gesehen hast, den hohe rauhe Berge rings um-
geben, bedeutet dies:
3 Siehe, die Tage werden kommen, in denen dieses Königreich, das Zion
einst zerstörte, vernichtet wird und unterj ocht von dem, das nach ihm
kommen wird.
4 Dies wiederum wird auch nach einiger Zeit zerstört werden. Dann steht
ein anderes, ein drittes, auf und wird auch Macht haben zu seiner Zeit
und wird zerstört werden.
5 Danach entsteht ein viertes Reich, und seine Macht ist härter und viel
schlimmer als die Macht derer, die vor ihm warena; regieren wird es viele
Zeiten so wie die Bäume auf der Ebene, und es behält die Herrschaftb
lange Zeit; es wird sich höher heben als die Zedern Libanons.
6 In diesem wird die Wahrheit sich verbergena, und alle werden zu ihm
fliehen, die mit Unrecht besudelt sind, gleichwie die wilden Tiere flüchten
in den Wald und schlüpfen dort hinein.
7 Und wenn die Zeit seiner Vollendung nahe ist, in der es zu Fall kommen
wird, dann wird meines Gesalbten Herrschafta geoffenbart werden. Sie
gleicht der Quelle und dem Weinstockb • Und wenn sie offenbart worden
ist, wird seine ganze große Schar sie vertilgene.
8 Und das, was du gesehen hast: die hohe Zeder, die übrig blieb von jenem
Walde, und daß der Weinstock diese Worte mit ihr sprach, die du gehört
hast, bedeutet dies:

XL I Der letzte Herrscher, der alsdann lebendig übrigbleiben wird, wenn


seine ganze Schar vernichtet ist, wird nun gebunden werden. Auf den Berg

2 a) VgI. XXXII 1.
b) VgI. Spt4,II.

XXXIX5 a) Vielleicht Babel, Persien, Griechenland, Rom; vgl. Dan7_


b) , hd': »festhalten«; vgI. XLVIII 8. c

6 a) VgI. 4Esr5,I.
7 a) VgI. XXIX 3.
b) VgI. Joh5,I; Did 9, 2.
c) VgI. XL 2.

146
Zion wird man ihn wegführen, und mein Gesalbter wird ihn aller seiner
Freveltaten zeihena. Er wird versammeln und ihm vorlegen alle Taten
seiner Scharen.
2 Danach wird er ihn tötena, den Rest meines Volkes indessen schützen,
das sich an dem Ortb befindet, den ich erwählt habe.
3 Ewiga wird seine Herrschaft dauern, bis daß die Welt dieser Vergäng-
lichkeitb ein Ende finden wirdc und die vorhergesagten Zeiten sich voll-
endend ..
4 Dies ist nun dein Gesicht, und dies ist seine Deutung.«

XLI I Und ich antwortete und sagte: »Für wen und für wie viele wird dies
geschehen? Oder wer ist würdig, in jener Zeit zu leben?
2 Ich aber will nun vor dir alles sagen, was ich denke, und will dich be-
fragen über das, was ich überdenke.
3 Denn siehe, ich sehe viele aus deinem Volke, die sich von deinen Bundes-
vorschriften losgesagta und das Joch deines Gesetzesb von sich ge-
worfen haben. I

4 Aber ich sah auch andere, die ihre Eitelkeita aufgegeben und unter deine
Flügel sich geflüchtet habenb.
Was wird darum mit ihnen geschehen? Oder wie wird jene letzte Zeit sie
aufnehmen?
6 Wird ihre Zeit vielleicht genau gewogen und werden sie beurteilt werden
je nach dem Gewicht?«

XLII I Da antwortete er und sprach zu mir: »Auch diese Dinge werde ich
dir zeigen.
2 Weil du gefragt hast: >Für wen und für wie viele wird doch dies ge-
schehen?< - den Gläubigen nur wird das genannte Gute zuteil werden,
doch denen, die verachten, wird das Gegenteil davon zuteila.
XLI a) 4EsrI2,32; 13,37.
2 a) Der Messias als Kämpfer; vgl. LXXII 2; JeSII,4; Hen(äth)46,3-6; 62,2.; PsSalr7,30f ..
22-28; Sib V II4ff.; Jon und FrTargGen49,II; TargJesIo,27.
b) Vgl. XXIX 2.
3 a) Vgl. Dan 7,27·
b) Vgl. XXVIII 4.
c) V gl. XXX I; vielleicht beschränkte Dauer der Herrschaft.
cl) Vgl. GaI4,4; TobI4,5; 4EsrII,44.

XLI3 a) Christen aus den Juden.


b) Vgl. Ab III 5; bSanh 94b.
4 a) Vgl. DtF,2I; Götter.
b) Vgl. I 4; PS36,8; 57,2; Rutz,I2; Proselyten.

XLII2 a) An Gott glauben heißt: nach Gottes Gesetz leben: LIV 5,21; LIX 2; 4Esr6,27f.; 7,84';

147
3 Du sprachst von solchen auch, die sich genähert habena, und solchen, die
sich losgesagt- damit verhält es sich wie folgt:
4 Für die, die sich zu Anfang unterworfen haben und später abgewichen
sind und sich vermischten mit dem Samen der vermischten Völkera, gilt
ihre frühere Zeit und wird wie Berge angesehenb •
Für die, die früher nichts vom Leben wußten und später dieses erst er-
kannten und sich vermischten mit des Volkes Samen, das sich abgeson-
dert hat, gilt ihre frühere Zeit wie Berge.
6 Und Zeiten werden Zeiten erben und Perioden Perioden und eine von
der andern nehmen. Und dann, im Hinblick auf das Ende, wird alles aus-
geglichen werden gemäß der Zeiten Maß, gemäß den Stunden jener Perio-
dena.
7 Denn Untergang wird die mitführen, die zu ihm gehören, das Leben die,
die diesem eigen sind.
8 Und angerufen wird der Staub und ihm wird gesagt: >Gib das zurück, was
dein nicht ist, und laß nun auferstehen alles, was du aufbewahrt hast für
seine Zeit! <a

XLIII I Du aber, Baruch, stärke dein Herz im Blick auf das, was dir gesagt
worden ist! Versteh, was dir kundgetan ward! Denn großen Trost gibt es
für dich, der immer währt.
2 Du gehst ja fort aus diesem Land und fort von diesen Gegenden, die nun
vor deinen Augen liegena. Und du vergiBt, was vergänglich istb , ge-
denkst nicht mehr an das, was unter Sterblichen geschieht.
3 Geh darum und befiehl dem Volk und komm an diesen Ort und faste da-
nach sieben Tagea. Dann werde ich zu dir kommen, um mit dir zu reden.«

XLIV I Und ich, Baruch, ging weg von dort und kam zu meinem Volke

9,7f.; Sib V 161; Hen(äth)46,8. Untergang der Gottlosen: 4Esq,93; 9,9-12; Hen(äth) 53,2;
56,1-4; 60,6; 69,27; 90,26f.; 98,3-10; 102,1-3·
3 a) VgI. MekhEXI8,6; Eph2,13·17.
4 a) VgI. XLVIII 23; ]er25,20.24; EZ30,5; PsSah7,17; ]ub30,7.30. TestL9,IO; Philo, spec.
leg. 3,29; ]osAntVIII 19If.
b) wrmt' mtfJlb wie in 5. Der Ausdruck ist unbekannt. Der Verfasser kann nur meinen, daß die
Perioden vor dem Übergang in bei den Fällen schließlich keine Bedeutung mehr haben.
Vielleicht ist mit Bogaert I S. 490 und 11 S. 76 statt des plur. ein sing.: rmt' (»Staub«) zu lesen.
6 a) Dieser Satz ist undeutlich.
8 a) Vgl. XXX If.

XLIII2 a) VgI. XIII 3.


b) Vgl. XXI 19; XXVIII 5.
3 a) Vgl. V6.

XLIV1 a) Vgl. XLVI I.


und rief meinen erstgeborenen Sohn', dazu die Gedaljas b, meine Freunde,
und sieben der Ältesten des Volkes c und sagte zu ihnen:
2 »Siehe, ich gehe zu meinen Vätern-, wie es der Lauf der ganzen Erde istb •

3 Ihr aber sollt rucht abweichen vom Weg des Gesetzes I Bewahrt es und
mahnt das Volk, das noch übriggeblieben ist, daß sie nicht abweichen
von den Anordnungen des Mächtigen!
4 Denn ihr seht ja, daß der, dem wir dienen, gerecht ist, daß unser
Schäpfer unparteüsch ista.
5 Und seht, was Zion getroffen hat und was mit Jerusalem geschehen ist!
6 Denn das Urteil des Mächtigen soll offenkundig werden und seine Wege,
die unerforschlich sind und rechta.
7 Denn wenn ihr beharrt und bleibt in seiner Furcht und nie vergeßt sein
Gesetz, dann werden die Zeiten sich für euch wieder zum Heil wendena,
ihr aber werdet des Trostes Zions b teilhaftig werden.
S Denn das, was jetzt geschieht, ist nichts. Was aber in Zukunft sein wird,
ist sehr gewaltig.
9a Denn alles wird vorbeigehen, was vergänglich istb, und alles Sterbliche
wird dahingehen. Alle Jetztzeit wird vergessen werden, und nicht wird
man sich mehr erinnern an die Gegenwart, die mit Bosheiten besudelt ist.
10 Wer jetzt schon läuft, der läuft umsonst, und wer glücklich ist, der wird
schnell fallen und erniedrigt werden.
I I Was künftig sein wird, ist das, was man wünscht, und das, was später
kommt, ist das, worauf wir hoffen.
12 Es gibt ja eine Zeit, die nicht vergeht, und jene Periode kommt, die
bleiben wird in Ewigkeit, und die neue Welt·, die nicht aufs neue dem
Verderbe'n die überläßt, die gleich zu Anfang die Verbindung zu ihr
suchten. Hat sie doch kein Erbarmen mit denen, die in die Pein kommen.
Die aber in ihr leben, führt sie nicht zum Untergang.
13 Denn diese sind's, die solch (vetheißene) Zeit, von der die Rede war,
ererben werden. Und dieser Menschen wartet auch die Erbschaft der
versprochenen Zeit·.

b) Vgl. V S.
c) Vgl. V s; XLVI 1.
2 a) Vgl. m 2; XIII 3; GenIPS.
b) Vgl. Jas 23,14; I Kön2,2.
4 a) Vgl. XIII 8.
Ga) Vgl. XIV 9.
7 a) Vgl. XLVI Sf.; XLVIII 22.38; LXXXIV 2; LXXXV 4; JUbl,uf.; S,17; 23,26; Test]
26,1; bJoma86a.
b) Vgl. Lkz,2S.
9 a) 9-IS in B. M. Add. 14.686 und A. Konath Lihr., MS 77.
h) V gl. XXVIII 4.
u a) Vgl. XXXII 6. 13 a) Vgl. XXI 2S.

149
14 Sie sind es, die für sich der Weisheit Schätze zubereitet haben, Vorräte
der Einsicht sind bei ihnen zu findena. NiCht haben sie sich von der
Gnade losgesagt, und des Gesetzes Wahrheit haben sie bewahrt.
1 S Denn diesen wird die kommende Welt gegeben, der Wohnort der vielen
übrigena aber wird im Feuer seinb.

XLV 1 Ihr darum, ermahnt das Volk, soviel ihr könnt I Denn das ist unsere
Arbeit hier.
a Denn wenn ihr sie belehrt, so macht ihr sie lebendig.«

XLVI 1 Und mein Sohn" und di~ Ältesten des Volkes antworteten und
sagten zu mir: »Hat der Mächtige uns so weit erniedrigt, daß er dich so
schnell von uns nehmen will?
a Und sollen wir im Dunklen wirklich sein, und soll das Volk, das übrig
ist, kein Licht mehr haben?
3 Denn wo sollen wir fernerhin das Gesetz befragen", und wer wird uns
den Unterschied erkennen lassen zwischen Tod und Leben?«b
4 Da sagte ich zu ihnen: »Ich kann dem Thron des Mächtigena nicht wider-
stehen. Trotzdem aber soll es Israelb nicht an einem Weisen fehlen noch
dem Stamme Jakobsb an einem Sohne des Gesetzesc.
Bereitet einzig und allein euer Herz, daß ihr dem Gesetze gehorsam seid"
und untertänig denen, die in (Gottes-)Furcht weise und verständig sindb.
Bereitet eure Seele, daß ihr nicht von ihnen weicht!
6 Tut ihr das, so werden die verheißenen guten Botschaften zu euch
kommen, von denen ich vorher zu euch sprach; nicht aber werdet ihr der
Pein verfallen, von der ich euch zuvor gesagt habe.«a
7 Doch daß ich weggenommen werden solltea, tat ich ihnen nicht kund,
nicht einmal meinem Sohn.

14 a) Vgl. xxxvm 1f.


I, a) Die Lektionazhandschriften om.: »viele«. Zimmemnm, Translation, S. ,84, nimmt ein
ursprüngliches rbw an: »die rebellierten«.
b) Vgl. 4Esq,36; Hen(äth)9o,16f.; 100,9; TestS 10.3; 4Makku,u.

XLVII a) Vgl. XLIV I.


3 a) Vgl.ill6.
b) Vgl. PSII9.9d.; Sptl3.14; 4Estl4.10f.
4 a) Vgl. ]erl4,:tl; I7.l2..
b) Vgl. xvn 14.
c) Vgl. LXXVn 16; bPcs44b; bSchabI39b; bErub40a.
S a) Vgl. xxxn I.
b) Vgl. XXXVllI I f.
6 a) Vgl. XLIV 7.
7 a) Vgl. Xill 3; XLVm 30; 4ESr 14,'0.

1'0
XLVII I Und als ich weggegangen war und sie entlassen hatte, ging ich von
dort hinweg und sagte zu ihnen: »Siehe, ich gehe nach Hehron. Denn
dorthin hat der Mächtige mich gesandt.«
2 So kam ich an den Ort, wo das Wort zu mir gesprochen worden war.
Dort setzte ich mich nieder und fastete sieben Tage-.

Gebet Baruchs

XLVIII I Und nach dem siebten Tage betete ich vor dem Mächtigen und
sagte:
2 »0 Herr, du rufst dem Kommen der Zeiten, und sie stehen vor dir. Du
läßt den Machtbereich der Wehen vergehen, und sie widersetzen sich
dir nicht. Du verfügst über den Lauf der Petioden a, und sie gehorchen
dir.
3 Du allein kennst die Dauer der Geschlechter, und nicht vielen offenbarst
du deine Geheimnisse.
4 Du gibst die Menge- des Feuers an und wägst die Leichtigkeit des
Windes.
~ Du untersuchst den Saum der (Himmels-)Höhen und ergründest die
Tiefen der Finsternis.
6 Du bestimmst die Zahl, die vergeht und fortbestehen wirda, und be-
reitest eine Wohnungb für die, die sein werden.
7 Du erinnerst dich des Anfangs, de~ du geschaffen hast, und vergiBt
nicht die kommende Vernichtung.
S Mit Winken- der Furcht und der Drohungb befiehlst du den Flammen,
und sie wandeln sich in Windec • Und mit dem Worte rufst du ins Leben,
was nicht ward, und mit großer Macht hältst du feste, was noch nicht
eingetreten ist.
9 Du lehrst durch deine Einsicht das Geschöpf und machst die Sphären
. weise, daß sie dienstfert!g sind nach ihrem Rang".

XLVlh a) Vgl. V 6.

XLVIlI:. a) Vgl. XIV I.


4 a) Zimmerman. Translation, S. 184f., nimmt ein ursprüngliches rbjbj »Funken« an.
6 a) Vgl. XXI 10.
b) Vgl. ]ohI4,2; 2Koq,If.
8 a) Vgl. XXI 1.
b) Vgl. XXI 6.
c) Vgl. XXI 6.
cl) V gl. XXI 4.
e) 'pjd; vgl. XXXIX 1.
9 a) V gl. Hen(äth) 2, I; I eiern 20.
10 Unzählbare Heerscharena stehen vor dir und dienen ruhig deinem Wink
nach ihrem Rang b.
I I Hör doch auf deinen Knecht und achte auf mein Flehen!
12 In einer kurzen Spanne Zeit nur werden wir geboren, in einer kurzen
Spanne Zeit nur kehren wir zurück.
13 Bei dir aber sind Stunden wie die Zeit und Tage wie die Generationen.
14 (Ach,) zürne darum nicht dem Menschen - ist er doch nichts!- und
rechne nach nicht unsere Werke!
15 Was sind wir doch? Denn sieh, wir kamen in die Welt durch dein Ge-
schenk, und ohne unsern Willen gehn wir forta.
16 Wir sagten nicht zu unsern Eltern: >Zeuget uns!<; auch sandten wir
nicht nach der Unterwelt und sprachen: >Empfang uns doch!<
17 Was ist denn unsere Kraft, daß wir ertragen könnten deinen Zorn?
Was sind wir doch, daß wir ertragen könnten dein Gericht?
]8 Schütz uns in deiner Gnade und in deinem Mitleid hilf uns!
19 Sieh auf die Kleinen (doch)a, die dir sich unterwerfen, und rette alle die,
die zu dir kommen! Und nimm die Hilfe unsres Volks nicht weg, ver-
kürze nicht die Zeiten unsrer Hilfe!
20 Ist's doch das Volk, das du dir auserwählta, und diese sind das Volk,
dem du keins gleich gefunden hast.
21 Doch reden will ich jetzt zu dir und sagen, wie mein Herz denkt.
22 Auf dich vertrauen wir. Denn siehe, dein Gesetz - es ist bei uns. Wir
wissen (auch), daß wir nicht fallen, solange wir an deines Bundes
V orschriften uns haltena.
23 Wir werden immer selig sein, denn wenigstens sind wir nicht vermischt
mit den Völkerna.
24 Wir alle sind ein Volk von (hochgeehrtem) Namen, wir, die wir von
Einem ein Gesetz empfingena. Und solch Gesetz, das mitten unter uns
ist, wird uns nun helfen, die vorzügliche Weisheit, die in uns ist, wird
uns beistehen.«b
25 Und als ich so gebetet und geredet hatte, war ich sehr erschöpft·.

10 a) Vgl. LI II; Hen(sl) 20,1-3.


b) Vgl. 8.
I ja) Vgl. XlV II.
19 a) Vgl. Mt 10,42; 18,6.10: ,m'eot;.
.20 a) Vgl. XXI 2.1; 4Esrs,z7; Röm II,z8.

22 a) Vgl. XLIV 7; LXXVII 3.


2.3 a) VgJ. XLII 4.
24 a) VgJ. LXXVIII 4; LXXXV 4; 4Est4,4-6.
b) Vgl. XXXVIII If.
25 a) VgL XXI 2.6.

15 2
z6 Und er antwortete und sprach zu mir: »Du hast ehrlich gebetet, Baruch,
und alle deine Worte sind erhört.
z 7 Doch mein Gericht fordert das Seine, und mein Gesetz verlangt sein
Recht·.
z8 Um deiner Worte willen werde ich dir Antwort geben, um deines
Betens willen werde ich mit dir reden.
Z9 Es geht um folgendes: Nichts ist, was (ohne weiteres) zugrunde geht.
Es hat vielmehr frevelhaft gehandelt, wo es doch etwas hätte tun können.
Es hat sich meiner Güte nicht erinnert, nicht angenommen meine
Langmut.
30 Darum wirst du sicher hinweggenommen, wie es dir zuvor gesagt ist".
Es kommt die Zeit, von der ich dir gesagt habe, und jene Zeit erscheint,
die Drangsal bringt.
3I Denn sie wird kommen und vorbeigehn mit gewaltigem Ungestüm, und
wenn sie kommt in drohender Wut, wird sie in heftiger Bewegung sein.
3Z Und es wird sein in jenen Tagen: die Einwohner der Erde werden alle
in Ruhe miteinander leben, weil sie nicht wissen, daß mein Gericht nahe
gekommen ist.
33 Denn nicht viele Weise finden sich in jener Zeit und wenige Einsichts-
volle. Die es aber wissen, werden schweigen' immer mehr.
34 Nachrichten werden viele sein, und nicht wenige Gerüchte' und Phan-
tasiegebildeb werden sichtbar sein. Nicht wenige Verheißungen wird
man sich erzählen, von denen einige eitel sind, die andern aber gehen in
Erfüllunge.
35 Die Ehre wandelt sich in Schande, die Stärke wird erniedrigt zur Ver-
achtung, die Kraft wird abgebrochen, die Schönheit wird (indessen) zur
Verächtlichkeit.
36 Und viele sagen dann in Jener Zeit zu vielen: >Wo hat sich denn die
große Einsicht nur verborgen, wohin entschwand die viele Weisheit
doch?<"
37 Und wenn sie diese Dinge dann bedenken, wird Eifersucht entstehen in
denen, die selbst nichts von sich hielten, und Leidenschaft wird die er-
greifen dann, die ruhig waren, und viele sind vom Zom bewegt und

2.7 a) Vgl. V 2.
30 a) Vgl. XLVI 7.
32 a) Vgl. XXVII 15; Jer6,14; S,n; EZ13,10.
33 a) Vgl. XXVIII; LXX 5; Cypr., test III 2.9.
34 a) Vgl. MU4,6.n.24·
b) Vgl. XXVII 9.
c) Vgl. Cypr., test III 29.
36 a) Vgl. XXXVIII If.; LXX 5; 4ESf5,9-n; Cypr., Testill 2.9.
37 a) Vgl. LXX 6; Mt24,6.
schaden vielen. Sie werden Heere auf die Beine stellen, daß sie Blut ver-
gießen, und gehen unter schließlich allesamt·.
38 Geschehen wird in jener Zeit: der Zeiten Wechsel' wird öffentlich für
jedermann sich offenbaren, weil sie in allen jenen Zeiten sich befleckten
und unterdrückten, wobei ein jeglicher in seinen Werken wandelteb und
des Gesetzes des Allmächtigen nicht gedachte.
39 Drum wird ein Feuer fressen ihre Gedanken, mit einer Flarp.me wird
das Überlegen ihrer Nieren untersucht". Denn kommen wird der Richter
und nicht zögemb.
40 Denn jeder der Bewohner der Erde wußte, wann er ungerecht handelten,
und sie erkannten mein Gesetz nicht ihres Stolzes wegen.
41 Es werden aber sicher alsdann viele weinen - doch über Lebende noch
mehr als über Tote.«
42. Und ich antwortete und sagte: »Oh, was hast du, Adam, getan an allen,
die aus dir geboren sind?" Was wird man von der ersten Eva sagen, daß
sie der Schlange gehorcht hat,
43 so daß zum Untergang diese ganze Menge geht und Ungezählte (dann)
das Feuer verschlingt.
44 Doch will ich vor dir folgendes noch sagen:
4 5 Du, Herr, mein Herr, weißt, was an deiner Schäpfung ist.
46 Denn du hast einst dem Staub befohlen, Adam hervorzubringen; du
weißt die Anzahla derer, die aus ihm geboren sind, und inwieweit die
sündigten vor dir, die einmal waren und dich als ihren Schäpfer nicht
bekannt haben.
47 Und was sie alle betrifft - ihr Ende wird sie zuschanden machena; und
dein Gesetz, das sie ja übertraten, wird sie dann bestrafen an deinem
Tage.
48 Nun aber lassen wir die Bösen außer acht, wir wollen Qetzt) suchen nach
den Gerechten.
49 Von ihrer Seligkeit will ich erzählen, nicht schweigen will ich, ihre
Herrlichkeit zu ehren, die für sie bewahrt ist.
50 Denn wahrlich - wie ihr in dieser kurzen Zeit in dieser Welt, in der ihr

38 a) Vgl. XLIV 7.
b) Vgl. 4Esr3,8.
39 a) Vgl. PS7,10; JerII,zo; 17,10; 20,12.
b) Vgl. Siqp8; zPetr3,9.
40 a) V gl. Röm z, 14f.
4Z a) Vgl. XVII 3.
46 a) Vgl. XXI 10.
47 a) Vgl. Phil3, '9,
50 a) VgI. ZKOq,17.
lebt und die vorübergeht, viel Mühen ertragen habt, so werdet ihr in
jener Welt, die ohne Ende ist, das große Licht empfangena.

XLIX I Doch weiter bitte ich dich, Mächtiger - ich werde um Gnade
bitten den, der alle Dinge geschaffen hat.
1. In welcher Art Gestalt sollen die Lebendigen weiterleben, die an deinem
Tag (noch) lebena? Oder wie wird ihr Glanzb fortdauern, der danach ist?
Sollen sie das heutige Aussehen etwa wieder annehmen und werden sie
anlegen die Glieder von Fesseln', die jetzt in Bosheit sind, mit deren
Hilfe sie ausführen ihre Bosheiten? Oder willst du etwa die, die einst in
der Welt waren, verwandelnb, wie du es auch mit der Welt selbst tust?«

L I Da antwortete er und sprach zu mir: »Höre, Baruch, dieses Wort und


schreibe ins Gedächtnis deines Herzens alles, was immer du erfährst!
2. Denn sicher gibt die Erde ihre Toten dann zutücka, die sie jetzt empfängt,
um sie aufzubewahren; dabei wird sich an ihrem Aussehen nichts ver-
ändernb. Denn wie sie sie empfangen hat, so wird sie sie auch wieder-
geben, und wie ich sie ihr übergab, so wird sie sie auch auferstehen lassen.
Denn dann wird's nötig sein, den Lebenden zu zeigen, daß die Toten
wieder aufgelebt sind und daß die zurückgekommen sind, die einstmals
weggegangen sind.
4 Und haben dann die einander erkannta, die jetzt sich kennen, wird kräftig
sein mein (göttliches) Gericht. Und kommen wird, was vorher ist gesagt.

LI I Wenn dieser festgesetzte Tag vorüber ist, (dann) wird sich die Gestalt
derer verändern', die schuldig erfunden sind, und auch die Herrlichkeitb
von denen, die als Rechtschaffene gelten könnenc •
2. Das Aussehen derer, die hier frevelhaft gehandelt haben, wird schlimmer
gemacht werden, als jetzt es ist, weil sie Martern erleiden müssen.
; Die Herrlichkeit von denen, die sich jetzt rechtschaffen gezeigt habena.

XLIXz a) Vgl. 1KorIhH.


b) zjw'.
3 a) Vgl. OdSal 17.4; ZI.Z.
b) Vgl. I'KorI5.5I.

Lz a) Vgl. XXX z.
b) Vgl. zKor po.
4 a) AntBibl LXII 9; GenR 95.1; Mt:l.7.Szf.

LIl a) Vgl. 1 KOtl5,51.


b) tlbwht'; vgl. 1 KOrI5,41.
c) V gl. XXI 9.
3 a) Vgl. XXI 9.
wie mein Gesetz es will, und die in ihrem Leben Einsicht hatten und die
in ihrem Herzen hier der Weisheit Wurzelb pflanzten - ihr Glanz wird
dann verherrlicht seinc in unterschiedlicher Gestalt. Ins Licht ihrer
Schönheit wird verwandelt sein das Ansehen ihres Angesichts. So
können sie die Welt bekommen und empfangen, die nicht vergeht d, so
wie sie ihnen versprochen ward e •
4 Besonders darum werden, die dann kommen, traurig sein, weil sie mein
Gesetz gering geachtet- und ihre Ohren so verstopft habenb, daß sie
Weisheit nicht hören und Einsicht nicht empfangen konnten.
5 Darum - wenn sie sehen werden, daß die, über die sie sich jetzt hoch er-
haben dünkten, alsdann erhoben und verherrlicht werden weit mehr als
sie und verwandelt werden diese wie auch jene - zum Glanz der Engel
diese, jene (aber) zu bestürzenden Erscheinungen und gräßlichen Ge-
stalten" - noch schlimmer werden sie vergehena.
6 Zuschauen werden sie zuerst, dann aber gehen sie dahin, um Pein zu
leiden.
7 Die aber, die gerettet sind durch ihre Werke und denen das Gesetz jetzt
eine Hoffnung war und denen Einsicht ihre Hoffnung und Weisheita
ihr Vertrauen war - ihnen werden Wunder erscheinen dann, wenn ihre
Zeit gekommen ist.
8 Sie werden sehen jene Welt, die noch unsichtbar für sie ist; sie werden
sehen eine Zeit, die ihnen noch verborgen ist.
9 Und weiter wird die Zeit sie nicht mehr altern lassena.
10 Denn in den Höhen jener Welt wird ihre Wohnung sein; sie werden
Engeln gleichena und den Sternen ähnlich seinb. Sie werden sich wan-
deln in jegliche Gestalt, die sie nur wünschen - von Schönheit bis zur
Lieblichkeit, vom Licht zum Glanz der Herrlichkeit.
I I Des Paradieses weite Räume" werden für sie ausgebreitet; gezeigt wird
ihnen die hoheitsvolle Schönheit der lebendigen Wesen werden, die
unter meinem Throne sindb, und aller Engel Heere c, die nun durch
b) VgL XXXIII If.; Sin,6.20; Weish3,11.
c) VgL 4Esq,97; Hen(äth) 104,2; MtI7,2; Phil3,2I.
cl) V gL LXXIV 2.
e) VgL XXI Z~.
4 a) VgL I QpHabI I I ; V I I f.
b) VgL Sach 7,11.
1 a) VgL XXX 4.
7 a)VgL3·
9 a) VgL LkzO,36,
10 a) VgL LI ~; Hen(ätb) 46,1 ; Hen(sl)22,IO; Lk20,36.
b) Vgl. Danu,3; 4Esq,97.I2~; Hen(ätb)I04,z; Hen(sl)66.7; Mt 13.43.
1I a) Vgl. IV 7.
b) Vgl. bSchabl5zb.
c) Vgl. XLVIII 10.
meine Worte festgehalten werden, so daß sie sich nicht sehen lassen; von.
meinem Befehl' sind sie zurückgehalten, so daß sie stehen an ihren
Orten, bis die Zeit ihrer Ankunft einst angebrochen ist.
12. Dann wird Vortrefflichkeit bei den Gerechten noch größer sein als bei
den Engeln.
13 Die ersten werden ja die letzten, auf die sie warteten, empfangen, die
letzten aber die, von denen sie hörten, sie seien vorher weggegangen.
14 Aus dieser Welt der Drangsal sind sie ja erlöst und haben der Trübsal
Last abgelegt·.
15 Worum ließen die Menschen ihr Leben dahin gehen, was tauschten sie
auf Erden (nur) für ihre Seele ein?a
16 Denn damals wählten sie sich jene Zeit, die nicht vorbeigehen konnte
ohne Trübsale. Sie wählten sich dafür die Zeit, an deren Ende nur Weh-
klagen und nur Unheil stehen; sie haben jene Welt verleugnet, die nie-
manden, der sie betritt, je altern läßt. Verworfen haben sie die Zeit der
Herrlichkeit. So können sie nicht zu der Herrlichkeit kommen, von der
ich dir zuvor gesprochen habe.«

LII I Und ich antwortete und sagte: »Wie könnten wir die vergessen", für
die alsdann das >Wehe< zubereitet ist?
2. Und warum trauern wir noch weiter über die, die sterben? Weshalb be-
weinen wir die, die in das Totenreich hinuntersteigen?
3 Die Wehklage soll bewahrt werden für den Anfang jener künftigen Peini-
gung; die Tränen sollen niedergelegt werden für das Kommen jenes
Unterganges, der dann sein wird.
4 Im Blick auf diese Dinge will ich sprechen.
5 Und die Gerechten - was sollen sie jetzt tun?
6 Erfreut euch an dem Leiden, das ihr jetzt leidet!a Denn warum schaut
ihr (danach) aus, daß eure Feinde untergehn?
7 Bereitet eure Seelen vor auf das, was für euch zubereitet ist, und macht
eure Seelen fertig für den Lohn, der für euch bereitliegtI«
8 Und als ich das gesagt hatte, schlief ich dort ein.

LIII I Und ich sah ein Gesicht. Und siehe, eine Wolke stieg empor aus dem
sehr großen Meer. Ich sah sie an, und siehe, sie war mit weißem und mit

14 a) Vgl. XV 8.
15 a) Vgl. MtI6,z6.

LUI a) MS (jn - »... sie vergessen ... «, eharIes, Ryssel, Kmosko: !,jnn.
6a) Vgl. 4MakkI5,z4; I6,I7If.; I7,z.9f.; bSanhIOIa; GenRB,I; Mt5,IO; JakI,z; ACt5,4I;
Röm5,3; KoiI,24; IPetr4,I3.

157
schwarzem Wasser angefüllt, und viele Farben waren in dem Wasser. Und
etwas wie ein großer Blitzstrahl war an ihrem oberen Rand zu sehen.
2 Und ich sah jene Wolke schnell voroberziehen in vollem Lauf, und sie
bedeckte dann die ganze Erde.
3 Dann ließ die Wolke auf die Erde jenes Wasser regnen, das in ihr war.
4 Ich sah, daß jenes Wasser, das aus ihr herniederströmte, nicht einerlei
Aussehen hatte.
Zu Anfang war's sehr schwarz für eine kleine Zeit. Und danach sah ich,
daß das Wasser hell wurde, jedoch war es nicht viel. Und danach wieder
sah ich schwarzes Wasser und danach wieder helles und wieder schwar-
zes und dann wieder helles.
6 Zwölfmala geschah nun dieses alles. Des schwarzen Wassers aber war
stets mehr da als des hellen.
7 Und als die Wolke dann verschwand (wörtlich: am Ende der Wolke),
siehe, da ließ sie schwarzes Wasser regnen, das war viel dunkler noch als
alles Wasser, das je zuvor gewesen war. Das Feuer mischte sich damit.
Und wo dies Wasser niederkam, da brachte es Zerstörung und Ver-
nichtung.
8 Und danach sah ich jenen Blitzstrahla, den ich am oberen Wolkensaum
gesehen hatte, sie packen und zur Erde niederschleudem.
9 Gewaltiger noch leuchtete der Blitzstrahl, erleuchtete die ganze Erde
und hellte auch die Gegenden, auf die die letzten Wasser herabgeströmt
waren und wo sie Zerstörung gebracht hatten.
10 Es nahm die ganze Erde in Besitz und herrschte über sie.
11 Und danach sah ich: siehe, zwölf Strömea kamen aus dem Meer hervor,
umgaben jenen Blitzstrahl und wurden diesem untertan.
12 Und ich erwachte, weil mir angst und bange war.

Gebet Baruchs

LIV 1 Und ich flehte den Mächtigen an und sagte: »Du allein, 0 Herr, hast
zuvor die Höhen der Welt gekannt, und was (noch) geschehen wird in den
Zeiten, das bringst du durch dein Wort. Und gegen die Werke der Erdbe-
wohner bringst du eilends nahe die Anfänge der Zeitena • Das Ende der
Perioden kennst nur du alleinb •

LIII6 a) Vgl. XXVII I.


8 a) Vgl. Mt24,27.
I I a) Israel oder die Völker.

LNI a) Vgl. XX I. b) Vgl. XXI 8.

1j8
2 Du, dem nichts schwer ist", du, der hingegen alles leicht durch einen
Winkb vollführt,
3 zu dem die Tiefen wie die Höhen zusammenkommen und dessen Worten·
auch die Anfänge der Zeitalter dienstbar sind,
4 du, der denjenigen, die dich fürchten, offenbarst, was ihnen zubereitet
ist, damit du sie von daher tröstest:
Zeig deine mächtigen Taten denen, die dich nicht kennen; du reißt die
Umzäunung" ab für die, die unerfahren sind, und du machst hell die
Dunkelheiten und offenbarst Verborgenes b denen, die ohne Tadel sind
und sich in Zuversicht dir unterworfen habenc und deinem Gesetz.
6 Du zeigtest deinem Knechte dies Gesicht. Nun öffne mir auch seine
Deutung. .
7 Ich weiß doch, daß ich über das, was ich von dir erfleht, von dir die
Antwort empfangen habe und daß du über das, was ich erbeten habe,
mir Aufschluß gegeben hast und mich hast wissen lassen, mit welcher
Stimme ich dich ehren soll, von welchen Gliedern aus ich Ehre und
Preis zu dir aufsteigen lassen soll.
S Wäre jedes meiner Glieder auch ein Mund, wären die Haare meines
Hauptes Stimmen, so könnte ich dir doch keine Ehre schenken noch
dich ehren wie sich's gebührt. Nicht könnte ich deine Ehre aussprechen,
nichts sagen über die Vortrefflichkeit (Herr) deiner Schönheit".
9 Denn was bin ich doch unter allen Menschen, was bin ich wert bei
denen, die noch vortrefflicher sind als ich, daß ich all jene wunderlichen
Dinge vom Höchsten hörte und unzählbare Nachrichten von dem, der
mich geschaffen hat?
10 Gebenedeit sei meine Mutter unter denen, die gebären; die mich gebar-
gelobt sei sie unter allen Frauen'.
I I Ich will nicht schweigen, den Allmächtigen zu rühmen, doch mit des
Lobgesanges Stimme will ich erzählen seine wunderbaren Taten".
12 Wer kann (denn) deine Wunder nachahmena, 0 Gott, und wer versteht
dein tiefes Denken (voller) Lebenb?
I 3 Mit deinem Rat regierst du doch alle Schöpfung, die deine Rechte

2 a) Vgl. ]er32,17.27; Lkt,n.


b) Vgl. XXI j.
ja) Vgl. Eph2,I4.
b) Vgl. XXXVIll1f.; Sir42,I9.
c) Vgl. XLII 2.
8 a) PsSal t lo3; OdSal .6,4.
10 a) Vgl. Ri j,24; Lkt,42; II,27.
11 a) V gl. Ps 107,22. .
12 a) mtdnr': »sich vorstellen, nachahmen«; vgl. LXXV I.
b) Vgl. PS40,6; Siu8,4f.; 42,17.
schufa, du hast den ganzen Quell des Lichts bei dir bereitgestellt, der
Weisheit Schätze hast du unter deinem Thron bereitet.
14 Mit Recht gehen auch die zugrunde, die dein Gesetz nicht lieben. Die
Qualen des Gerichtes werden auf die treffen, die sich nicht deiner Macht
gebeugt haben.
15 ZWal sündigte einst als erster Adam und hat damit vorzeitigen Tod ge-
bracht für alle, doch hat von denen, die aus ihm geboren sind, ein jeder
auch sich selbst zukünftige Strafe bereitet. Und also wählte ein jeglicher
auch für sich selbst die künftige Herrlichkeita.
16 Denn wahrlich, wer da glaubt, wird Lohn empfangena.
17 Jetzt aber wendet euch nur dem Verderben zu, die ihr jetzt als Unge-
rechte lebt - streng wird man euch heimsuchen, weil ihr des Höchsten
Einsicht ehemals verworfen habt.
18 Denn niemals haben seine Werke euch belehrt noch hat das Kunstwerk
seiner allezeit bestehenden Schöpfung euch überzeugra.
19 Somit ist Adam einzig und allein für sich der Grund; wir alle aber
wurden Stück für Stück zu Adam für uns selbsra.
20 Du aber, Herr, belehre mich über das, was du mir offenbart hast. Und
gib mir Auskunft über das, was ich dich frage.
ZI Denn einst am Ende der Welt wird man Vergeltung fordern für das,
was frevelnd sie nach ihrer Ungerechtigkeit getan haben. Verherrlichen
wirst du indes die Treuen ihrer Treue gemäß a.
zz Denn die, die in dem Deinen sind, regierst du, und die, die sündigen,
vertilgst du aus dem Deinen.« .

LV I Und als ich die Worte dieses Gebetes beendet hatte, setzte ich mich
dort unter einen Bauma, um·im Schatten der Zweige auszuruhen.
z Und ich wunderte mich und Wal erstaunt und sann nach in meinen Ge-
danken über die Vielfalt der Güte, die die Sünder hier auf Erden doch
(immer wieder) von sich stießen; (ich sann nach) über die große Strafe,
die sie mißachteten, wenngleich sie doch wußtena, daß sie Pein erleiden
müßten für die Sünden, die sie begehen.
3 Und als ich dies und ähnliches bedachte, siehe, da ward der Engel

13 a) Vgl. 4Esr3,1.
11 a) Vgl. XVII 3; Römp2.
16 a) Hab 2,4; Röml,17; Hebno,38.
18 a) Vgl. Hen(äth) 36,4; RömI,2of.
19 a) S. 11.
2I a) Vgl. XLII 2.

LVI a) Vgl. VI I.
2 a) Vgl. XV 6

160
Ramael", der den wahren Gesichten vorsteht, zu mir gesandt und sprach
zu mir:
4 »Warum verwirrt dein Herz dich, Baruch? Und warum erregen dich
deine Gedanken?
Denn wenn du allein von der Mitteilung über das Gericht schon so
erregt bist, wie wird es dann erst sein, wenn du es klar und deutlich mit
seinen Augen sehen wirst?
6 Und wenn du von der Erwartung, mit der du den Tag des Mächtigen
erwartest, schon so erregt bist, wie wird es dann erst sein, wenn du zu
seiner Ankunft kommen wirst? Und wenn du von dem Wort der Straf-
ankündigung für die, die übertreten haben, so sehr bewegt bist, wie wird
es dann erst sein, wenn einst sein Tun (die) wunderbaren Dinge offen-
baren wird?
8 Und wenn du die Namen nur der guten und der bösen Dinge, die da
kommen werden, gehärt hast und schon betrübt bist, wie wird es dann
erst sein, wenn du einst siehst, was die Majestät offenbaren wird, die diese
überführen wird und jene jubeln läßt?

LVI I Nun aber, weil du den Höchsten batest, er möge dir das Gesicht er-
klären, das du gesehen hast, so ward ich hergesandt, es dir zu sagen:
2 Der Mächtige hat dich den Lauf der Zeiten" wissen lassen, die schon
vergangen sind und die in seiner Welt vorübergehen werden, vom An-
fang seiner Schöpfung bis zu ihrem Ende; die nämlich, die nur trüge-
risch, und die, die in Wahrhaftigkeit verlaufen.
3 Denn wie du eine große Wolke gesehen hast·, die aus dem Meere stieg
und fortzog und die Erde deckte - das ist die weite Welt, dieder All-
mächtige schuf, als er sich vornahm, diese Welt zu schaffen.
4 Und es geschah, als dann das Wort durch ihn ergangen war, da stand die
Größe dieser Welt (für ihn) als etwas Kleines da, und sie ward einge-
richtet gemäß der großen Einsicht dessen, der sie (von sich) ausgehen
ließ.
Sahst du zuerst am oberen Saum der Wolke schwarze Wasser, die zuerst
auf die Erde niederkamen, so ist damit die Übertretung gemeint, die
Adam, der erste Mensch, begangen hat.
6 Denn als er übertreten hatte, ist der vorzeitige Tod' gekommen, und
Trauer ward genannt und Trübsal vorbereitet, die Krankheit ward ge-

3 a) VgL LXIII 6; 4Esr4,36; Hen(äth),o,8.

LVI. a) Vgl. XIV 1.


3 a) Die Wolke besteht aus 13 Teilen: zwölf weiße und schwarze, und ein sehr schwarzer Teil.
6 a) Vgl. XVII 3.

161
schaffen und Mühsal ward vollendet, und Prahlereib begann sich einzu-
stellen. Es fordertee das Totenreich Erneuerung durch Blut; es entstand
das Kinderzeugend, und Leidenschaft der Eltern ward bewirkt, und die
Erhabenheit der Menschheit ward erniedrigt, und die Güte schwand.
7 Was könnte darum schwärzer sein und dunkler noch als diese Dinge?
8 Dies ist der Anfang nun der schwarzen Wasser, die du gesehen hast.
9 Aus diesen schwarzen Wassern entstanden wieder schwarze (Wasser),
und das sehr dunkle Dunkel kam hervor.
10 Denn jener Adam, der zunächst Gefahr war für sich selbst, war auch
Gefahr dann für die Engel.
I I Sie hatten ja auch Freiheit in jener Zeit, als er geschaffen wurde.
12 Und einige von ihnen stiegen ab (zur Erde), um sich mit Weibern zu
vermischen.
13 Die damals so gehandelt hatten, - mit Fesseln wurden sie gepeinigt·.
14 Die vielen übrigen unzähligen Engel beherrschten sich.
15 Die Erdbewohner aber kamen alle durch der Sintflut Wasser um·.
16 Das sind die ersten schwarzen Wasser.

LVII I Und danach sahst du helle Wasser - das ist die Quelle Abrahams und
seine Geschlechter, das Kommen seines Sohns und seines Enkels und derer,
die ihnen gleichen,
2 In jener Zeit galt ihnen doch ein ungeschriebenes Gesetz·, die Werke der
Gebote wurden damals schon getanb, der Glaube an das kommende
Gericht ward damals schon erweckt, die Hoffnung auf die Welt, die einst
erneuert werden wirde, ward damals schon gebaut. Es ward gepflanzt auch
die Verheißung eines Lebens, das einmal kommen wird.
3 Das sind die hellen Wasser, die du gesehen hast.

LVIII I Die dritten ~chwarzen Wasser, die du sahst, sind die Vermischung
all der Sünden, die die Völker später taten nach jener Gerechten Tod, sowie
die Freveltat des Landes der Ägypter, mit der es böse handelte, als es die
Kinder jener unterjochte·.
b) fwbhr': Giozberg, JE H, S. 555, nimmt ein ursprüngliches hebr. {lbljm an, das mit »Wehe«
übersetzt werden kann.
e) Vgl. SPU7,20; ]eS5,14; Hab2,j.
d) Vgl. Gen3,16; GenR8,II; 22,2.
J3 a) Vgl. Gen6,14; Hen(äth)6,2; Hen(sl) 18,4--6; ]Ubj,1-II; 2Petu,4; Jud6.
15 a) Vgl. Gen 6,j ff.

LVIh a) Vgl. JUb23,JO; b]oma28b.


b) VgJ. XXXII 6.

LVIII1 a) VgJ. Ex 1,14.

16z
z Doch sind auch sie am Ende umgekommen.

LIX I Die vierten hellen Wasser, die du sahst, sie sind das Kommen des
Mosea und die des Aaronb , der Mirjam c und des Josuad , des Sohnes Nuns,
des Kaleb e und auch aller, die ihnen ähnlich waren.
2 In jener Zeit erhellte doch des ewigen Gesetzes Leuchtea , das bis in
Ewigkeit besteht, alle jene, die im Dunkel saßen; den Gläubigen wird
sie die Verheißung ihres Lohns ankündigen und denen, die ungläubig
sind, des Feuers Strafe, das für sie aufbewahrt istb.
3 Doch auch die Himmel wurden in jener Zeit von ihrem Platze weg-
geruckt; gewaltig erzitterten sie insbesondere unter des Allmächtigen
Thron, als er den Mose zu sich nahma •
4 Ermahnungen gab er ihm viele und Verhaltensregeln der Gesetze und
(über) das Ende der Zeit ebenso wie dira ; und weiter dann auch Zions
Bild und seine Maße; soll es doch gebaut werden nach dem Bild des
heutigen Heiligtumsb.
Auch zeigte er damals ihn1 des Feuers Maße, die Tiefen des Abyssos'
und der Winde Schwereb , die Zahl der Regentropfene,
6 dazu des Zornes Unterdrückung, der Langmut Größe und die Wahrheit
des Gerichts,
7 der Weisheit Wurzel', der Einsicht Reichtum auch, die Quelle der
Erkenntnis b ,
8 des Luftraums Höhe- und des Paradieses Größeb , das Ende der Zeiten
und des Gerichtstags Anfange,
9 dazu die Zahl der Opfer- und die Welten, die noch nicht gekommen
sind,
LIXI a) VgI. EU,IO.
b) VgI. EX4,I4.
c) Vgl. EXI5,"0.
cl) VgI. ExI1,9.
e) VgI. NumI3,6 .
.. a) Vgl. XVII 4.
b) Vgl. XLII 2.
3 a) Vgl. EU4,I2-18; AntBibl XIX 16.
4 a) VgI. IV 5.
b) Vgl. EU5,40; .. 6,30; Hebr8,5.
5 a) Vgl. Hen(ätb) 18,II; 21,7-10; Hen(sl) 28,3.
b) Vgl. Hen(äth)4I,4; Hen(sl)40,n.
c) VgI. SirI, .. ; Hen(sl) 47,5 ; AntBibl XIX ro.
7 a) VgJ. LI 3.
b) Vgl. XXXVII If.; Bar3,I2; 4EsrI4,47.
8 a) Vgl. Sir 1,3; Hen(sl)40,u.
b) Vgl. IV 7.
c) Vgl. Hen(sl)6',7-ro.
9 a) VgJ. AntBibl XIX 10.
10 den Mund der Gehennaa und die Stelle der Vergeltung, den Platz des
Glaubens und der Hoffnung Gegend,
I I das Bild der künftigen Strafe und die Menge von unzähligen Engeln,
sodann der Flamme Kräfte und den Glanz der Blitzesstrahlena, die
Stimme von Donnerschlägen und die Rangordnungen der Erzengelb,
die Schatzkammern des Lichts, der Zeiten Wechsele und die Forschun-
gen im Gesetz.
12 Das sind die vierten hellen Wasser, die du gesehen hast.

LX I Die fünften schwarzen Wasser, die du regnen sahst, das sind die
Werke der Amoriter, die sie getan haben, das Murmeln ihrer Zauber-
sprüche, die sie von sich gaben, die Bosheit ihrer Mysterien und die Ver-
mischung ihrer Unreinheita.
2 Doch auch zur Richterzeit ward Israel verunreinigt durch Sünden, ob-
schon sie viele Zeichen sahen, die der gewirkt hat, der sie geschaffen hat.

LXI I Die sechsten hellen Wasser, die du sahst, das ist die Zeit, in der
David und Salomo geboren sind.
2 In jener Zeit geschah der Bau von Zion und die Einweihung des Heilig-
turns·; viel Blut der Völker ward vergossen, die damals sündigten, und
viele Opfer wurden damals dargebracht bei der Einweihung des Heilig-
tumsb.
; Und Ruhe und Frieden herrschten damals,
4 und Weisheit ward gehört in der Versammlung, der Einsicht Reichtum
ward in den Zusammenkünften groß gemachta.
5 In Fülle und mit großer Freude beging man die heiligen Feste.
6 Und das Gericht der Herrscher sah man damals ohne Trug, und die
Gerechtigkeit nach den Gebotena des Allmächtigen ward in Wahrheit
ausgeführt.
7 So ward das Land, das seinerzeit Barmherzigkeit empfing, weil seine
Einwohner nicht sündigten, gepriesen über alle Länder, und die Stadt
Zion herrschte damals über alle Lande und auch über alle Landstriche-.
10 a) Vgl. Hen(äth) 27,d.; ~4,I-6; 90,26f.
II a) Vgl. Hen(äth)4I,~; 4~,If.; 44,~9; 60,I~-I~; Hen(sl)40,9.
b) Hen(äth)6I,IO; 71,7-9; Hen (sl)20,I.~.
c) Hen(äth) 82,II-ZO; Hen(sl)I~,5; 40,6.
LXI a) JOS24,I8; Ri~,~; JubZ9,U; AntBibl XXV 10-13.
LXh a) Vgl. IKön8,Iff.
b) Vgl. I Kön8,62f.
4a) Vgl. ,Kön3,I2.
6 a) Vgl. XXI 9.
Ja) Vgl. Barn II,9.
8 Das sind jene hellen Wasser, die du gesehen hast.

LXII I Die siebten schwarzen Wasser, die du sahst, sind die·Verkehrtheit


der Gedanken desjerobeam, der plante, zwei goldene Kälber herzustellena,
z und alle Freveltaten, (die) spätere Könige begangen,
; der Fluch Isebels ferner und der Götzendienst, den (das Volk) Israel in
jenen Zeitena trieb,
4 und das Zurückhalten des Regens und die Hungersnöte, die derart
waren, daß die Weiber selbst die Leibesfrucht verzehrtena,
die Zeit endlich ihrer Verbannung, die die neuneinhalb Stämme traf um
ihrer vielen Sünden willena.
6 So kam der König der Assyrer, Salmanassar, und führte sie gefangen
fort a.
7 Gar viel wäre von den Heidenvölkern zu erzählen: wie sie fortwährend
ungerecht und frevelnd handelten und sich niemals gerecht zeigtena.
8 Das sind die siebten schwarzen Wasser, die du gesehen hast.

LXIII I Die achten hellen Wasser, die du sahst - das ist die Gerechtigkeit
und die Aufrichtigkeit Hiskias a, des Königs von Juda, und (Gottes) Gnade,
die ihm zuteil ward.
z Als Sanheriba bewogen wurde, (ihn) zugrunde zu richten, vom Zorn
gereizt, wie er (ihn könnte) verderben - und auch die Menge der
Nationen, die mit ihm waren, -
3 als dann der König Hiskia hörte, was der Assyrerkönig plante - zu
kommen nämlich, ihn gefangenzunehmen (und) sein Volk zu verderben,
die zweieinhalb Stämme, die noch übrig waren, und dann gar Zion noch
zerstören wollte, da baute Hiskia auf seine (guten) Werke (nur) und
hoffte auf seine Rechtfertigkeit a. Und er sprach mit dem Allmächtigen
und sagte:
4 >Auf! Sieh, bereit ist Sanherib, uns zu verderben, er wird sich rühmen
und er wird sich hoch erheben, wenn er Zion verdorben hata.<

LXIII a) Vgl. I KönU,3Z.


3 a) Vgl. I Könr8,4.
4 a) Vgl. 2Kön6,28f.
5 a) Vgl. I 2.
6 a) Vgl. 2Könq,3-6; 4EsrI3.40'
7 a) Vgl. XXI 9.

LXillI a) Vgl. 2Könr6,2o.


z a) Vgl. zKönI8,I3-37.
3 a) Vgl. XXI 9.
4 a) Vgl. 2Könr9,14-19.
Und der Allmächtige hörte ihn, denn weise war Hiskia und achtete auf
sein Gebet, denn er war rechtschaffen.
6 Und der Mächtige befahl Ramael", seinem Engel, dann, der mit dir
redet.
7 So zog ich aus und brachte ihre große Menge um; die Zahl der Ange-
sehensten davon war allein schon 185000, und jeder von ihnen hatte
eine gleiche Anzahl (Leute unter sich)a.
8 In jener Zeit verbrannte ich ihre Körper drinnen, die Kleider aber und
die Waffen draußen bewahrte ich auf, damit die wunderbaren Taten des
(All)mächtigen um so mehr zu sehen wären, daß man in aller Welt von
seinem Namen reden möchte".
9 So ward Zion gerettet und Jerusalem erlöst und (endlich) Israel auch
befreit von seiner Drangsal.
10 Und alle, die im heiligen Lande waren, freuten sich, der Name des
(All)mächtigen ward gepriesen, daß er in aller Munde war.
I I Das sind die hellen Wasser, die du gesehen hast.

LXIV 1 Die neunten schwarzen Wasser, die du sahst - das ist all die Gott-
losigkeit, die es in den Tagen von Manasse', des Sohnes Hiskias, gab.
2 Sehr gottlos handelte er und tötete die Gerechten, beugte das Recht und
vergaß unschuldig Blut, schändete Ehefrauen mit Gewalt und warf
Altäre um und schaffte ihre Opfer ab, vertrieb die Priester, damit sie in
dem Heiligtum nicht dienen konnten.
3 Er machte ein Bild mit fünf Gesichtern: nach den vier Winden blickten
vier davon, das fünfte aber war auf dieses Bildes Spitze, wie um den
Eifer des Allmächtigen herauszufordern'.
4 Dann ging der Zorn von dem Allmächtigen aus, daß Zion ausgerottet
werden sollte, wie es geschah in euren Tagen.
5 Doch auch über die zweieinhalb Stämme erging das Urteil, daß auch sie
in die Gefangenschaft geführt werden sollten, wie du jetzt gesehen hast.
6 Die Schlechtigkeit Manasses ward so groß, daß sich des Höchsten
Herrlichkeit vom Heiligtum entfernte".
7 Drum ist Manasse damals als der >Gottlose< benannt worden, und end-
lich war sein Aufenthalt im Feuer.

6a)Vgl. LV 3·
7 a) Vgl. 2KönI9,35f.; 2Chrp.3I; 2.Makk8.19; 15,22; bSanh95b.
8 a) Vgl. bSanh94a.

LXIVt a) Vgl. 2.KÖn2I,2.


3 a) Vgl. 2ChrH.7 in syP; bSanhl03b; Ephrem, Comm. in Diatr., cd. Leloir, S. 200, siehe
Landesdorfer und Michl.
6 a) V gl. bSanh 103 b.

166
8 Doch seine Bitte wurde durch den Höchsten angehört; als er schließlich
in das Bronzepferd fiel und dieses Bronzepferd geschmolzen wurde,
war für die Stunde, die einst kommen sollte', dies für ihn ein Zeichen.
9 Er führte ja ein unvollkommenes Leben und war (des Zeichens?) auch
nicht würdig - doch' sollte er von nun an wissen, durch wen er schließ-
lich Marter leiden sollte.
10 Denn der, der wohltun kann, der kann auc;h strafen.

LXV 1 Solcherart sündigte jener Manasse und meinte zu seinen (Leb)zeiten,


es gäbe keine Zukunfta, in der der Mächtige ganz sicher Rechenschaft ver-
. lange über diese Sachen. .
z Das sind die neunten schwarzen Wasser, die du gesehen hast.

LXVI I Die zehnten hellen Wasser, die du sahst - das ist die Reinheit der
Geschlechter des Josia, des Königs von Juda', der ganz allein in jener Zeit
dem Mächtigen sich unterworfen hatte mit seinem ganzen Herzen und mit
seiner ganzen Seele.
z Er reinigte das Land von seinen Götzen und heiligte all die Gefäße, die
entweiht waren, und er gab die Opfer dem Altar zurück. Er hob das
Horn der Heiligen empor, erhöhte die Gerechten und ehrte alle Weisen
mit Verstand. Die Priester führte er in ihren Dienst zurück, und er ent-
fernte und vertrieb die Zauberer und Magier und Weissager aus dem
Lande.
3 Er tötete nicht nur die Gottlosen, die noch am Leben waren, man holte
auch die Gebeine der schon Gestorbenen aus den Gräbern und ver-
brannte sie mit Feuer.
4 Er richtete die Feste und die Sabbate wieder ein mit ihren heiligen Hand-
lungen; Besudelte verbrannte er mit Feuer, dazu die Lügenseher, die das
Volk verführten - auch sie verbrannte er mit Feuer; und auch das Volk,
das bei Lebzeiten noch auf sie gehört hatte, warf er ins Kidrontal und
häufte dann Steine auf sie.
Er eiferte mit dem Eifer des Mächtigen von ganzer Seele. Und er allein
war stark in dem Gesetz in jener Zeit, so daß er niemanden übrig ließ,
der nicht beschnitten war und gottlos handelte im ganzen Lande. So war
es alle Tages seines Lebens'.
8 a) V gl. 2 ehr 33, 10-13; Targ 2 Chr 33, Il; Nestle, MiscelIen.
9 a) '/' d ... : übersetzung nicht deutlich; vgl. Violet, S. 3°1: »aber er sollte daran erkennen«.

LXVI a) Vgl. bSanh90a.

LXVIx a) Vgl. 2 KÖn22,I.


5 a) Vgl. zu 2-5: 2Kön23.4-30.
6 Er ist es, der den Lohn empfangen wird in Ewigkeit und mehr geehrt
wird bei dem Mächtigen zur letzten Zeit als viele.
7 Um seinetwillen und um derer willen, die ihm ähnlich sind, sind (all) die
rühmenswerten Herrlichkeiten geschaffen und bereitet, von denen vorher
zu dir gesprochen ward. Das sind jene hellen Wasser, die du gesehen hast.

LXVII I Die elften schwarzen Wasser, die du sahst - das ist das Unheil,
das nun Zion trifft.
2 Meinst du vielleicht, daß Engel keine Trauer kennen vor dem Mächtigen,
weil Zion also ausgeliefert ist? Und daß die Völker, sieh!, frohlocken
(schon) in ihrem Herzena und diese Scharen (nun) vor ihren Götzen
sagen: >Sie selbst ist nun zertreten, die für so lange Zeit zertrat! Und die
ist unterjocht, die (selbst) unterjocht hat!<
3 Meinst du, der Höchste sei. darob erfreut oder sein Name sei deshalb
verherrlicht?
4 Wie wird es gehn mit seinem gerechten Urteil?
5 Nach diesen Dingen aber werden die dann von Drangsal erfaßt, die unter
die Nationen zerstreut sind und dort an jedem Ort in Schande wohnen.
6 Solange Zion ausgeliefert ist, Jerusalem verödet liegt, die Götzen in den
Städten der Nationen glücklich sind, der Balsamduft des Weihrauchs der
Gerechtigkeit aus dem Gesetza in Zion erloschen ist, im Lande Zion
allerorten - siehe! (so) ist der Rauch der Freveltat mitten darin.
7 Der König Babels aber wird sich erheben, der Zion nun zerstörte, und
wird sich brüsten über (alles) Volk und voller Hochmut vor dem Höch-
sten (dann) in seinem Herzen sprechen!
8 Auch er wird endlich fallen.
9 Das sind die schwarzen Wasser.

LXVIII I Die zwölften hellen Wasser, die du sahst, bedeuten folgendes:


2 Es kommt dann eine Zeit, in der dein Volk in solche Not wird fallen, daß
es Gefahr läuft, gänzlich umzukommen.
3 Doch werden sie gerettet werden, und ihre Feinde kommen dann zu Fall
vor ihnen.
4 Und einmal werden sie großer Freude teilhaftig werdena.
5 Zu jener Zeit wird Zion wiederaufgebaut- nach einer kurzen Weile, die
Opfer werden wiederhergestellt, die Priester kehren wiederum zu ihrem

LXVII2 a) Vgl. V I.
6 a) V gl. XXI 9; Röm 10.5; PhiI 3.6.

LXVII4 a) Ester?
5 a) Wiederaufbau des Tempels nach dem Exil.

168
Dienst zurück. Und dann werden die Nationen wiederkommen, um es
zu ehrenb,