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Helmut-Schmidt-Universität

Universität der Bundeswehr Hamburg


Fakultät für Elektrotechnik
Grundlagen der Elektrotechnik
Univ.-Prof. Dr.-Ing. S. Dickmann

Grundlagen der Elektrotechnik


 das interaktive Skript 
von Dr.-Ing. Stefan Schenke

Dieses Skript nden Sie kostenlos auf


www.hsu-hh.de/get/lehre/repetitorium

Version vom 4. Februar 2022.


Mein Lehrmaterial stelle ich kostenlos im Internet zur Verfügung.

Wenn ich Ihnen damit helfen konnte, würde ich mich sehr über eine Post-
karte für meine Pinwand freuen ,

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Vorwort
Schon während meines Studiums in Kiel leitete ich im Rahmen eines Hiwi-Jobs Übungs-
gruppen im Fach Grundlagen der Elektrotechnik (an dieser Stelle vielen Dank an Prof.
Klinkenbusch). Wie es das Schicksal so will, fand ich danach eine Stelle als wissenschaft-
licher Mitarbeiter an der Professur für Grundlagen der Elektrotechnik in Hamburg, wo
ich erst promovierte und anschlieÿend eine Anstellung als wissenschaftlicher Laborlei-
ter fand. So kommt es, dass ich mittlerweile seit fast 20 Jahren mit vollem Eifer darum
bemüht bin, Studienanfängern die Grundlagen so anschaulich wie möglich zu vermit-
teln.

Das vorliegende Skript ist eine Zusammenstellung meiner Erklärungsmethoden. Hier-


bei versuche ich in erster Linie anschaulich zu sein, damit Sie den Sinn & Zweck der
einzelnen Themen verstehen. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit! Dieses
Skript kann und soll kein Lehrbuch ersetzen, sondern Ihnen den Einstieg in Thema
erleichtern.

Zudem handelt es sich hier um die erste Version! Im Gegensatz zu einem Fachbuch
haben weder ein Lektor oder ein fachlicher Experte die folgenden Seiten zur Kontrolle
gelesen. Passen Sie also auf, Sie werden bestimmt Fehler entdecken. Bitte seien Sie
dann so nett und schreiben Sie mir einen kurzen Hinweis an stefan.schenke@hsu-hh.de.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg in Ihrem Studium!

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Interaktive Elemente
Youtube-Videos
Mit diesem Skript möchte ich Ihnen helfen, die Grundlagen der Elektrotechnik zu ver-
stehen. Um Sie auf verschiedenen Wegen zu erreichen, erkläre ich viele Dinge auch auf
Youtube. In den folgenden Kapiteln nden Sie QR-Codes, die auf Videos zum selben
Thema verweisen. (Die Graken sind auch klickbar, wenn Sie dieses Skript in elektro-
nischer Form lesen.)

Trainingsaufgaben
Die Grundlagen sind eigentlich ganz einfach. (Das ist z.B. Bruchrechnung aber auch!)
Sie brauchen aber Übung, damit Sie das Gelernte anwenden können. Aus diesem Grund
habe ich Aufgabenblätter mit Trainingsaufgaben erstellt. Diese Aufgaben sind auch
ganz einfach und beziehen sich immer direkt auf das gerade behandelte Thema. Ich
rate Ihnen dringend, alle Trainingsaufgaben zu lösen!

Übungsaufgaben
Diese Aufgaben bespreche ich auch in meinen Übungen, also in einer Lehrveranstal-
tungen mit meinen Studierenden. Diese Aufgaben sind also (im Gegensatz zu den Trai-
ningsaufgaben) auf Uni-Niveau. Allerdings habe ich Beispiele gewählt, die anschaulich
sind und keine, die als superschwer wahrgenommen werden. Sie können sich sowohl das
Aufgabenblatt herunterladen als auch ein Lösungsvideo auf Youtube anschauen.

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Inhaltsverzeichnis
1. Grundlegende Denitionen 9
1.1. Elektrische Ladung, Strom und Spannung . . . . . . . . . . . . . . . . 9
1.2. Ohmsches Gesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
1.3. Leistung und Energie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
1.4. Wirkungsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
1.5. Zählpfeilsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
1.6. Spezischer Widerstand und elektrische Leitfähigkeit . . . . . . . . . . 18
1.7. Temperatuabhängige Widerstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

2. Gleichstromschaltungen 25
2.1. Kirchhosche Sätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.2. Widerstandsnetzwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.2.1. Reihenschaltung von Widerständen . . . . . . . . . . . . . . . . 28
2.2.2. Parallelschaltung von Widerständen . . . . . . . . . . . . . . . . 29
2.2.3. Stern-Dreieck-Umwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
2.3. Spannungsteiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.4. Stromteiler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
2.4.1. Stromteiler mit Leitwerten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
2.5. Messung von Spannung und Strom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2.5.1. Idealer und realer Spannungsmesser . . . . . . . . . . . . . . . . 41
2.5.2. Idealer und realer Strommesser . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
2.6. Messen von Widerständen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
2.6.1. Fall 1: Stromrichtige Messschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . 43
2.6.2. Fall 2: Spannungsrichtige Messschaltung . . . . . . . . . . . . . 44
2.7. Wheatstonebrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46
2.8. Ideale und reale Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.8.1. Ideale Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51
2.8.2. Reale Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
2.8.3. Quellenumwandlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56
2.9. Arbeitspunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
2.10. Überlagerungssatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
2.11. Ersatzspannungs- und Ersatzstromquelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
2.11.1. Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
2.12. Leistungsanpassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67
2.13. Fiese Fallen  Bauelemente ohne Einuss auf den Rest der Schaltung . 69
2.13.1. Übersicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

5
Inhaltsverzeichnis

2.13.2. Schaltungsteile parallel zu idealen Spannungsquellen . . . . . . . 70


2.13.3. Schaltungsteile in Reihe zu idealen Stromquellen . . . . . . . . . 72
2.13.4. Passive Schaltungsteile im Brückenzweig einer abgeglichenen Wheat-
stonebrücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74
2.14. Knotenpotentialverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76
2.14.1. Das Kochrezept zum Knotenpotentialverfahren . . . . . . . . . 77
2.14.2. Umgang mit idealen Spannungsquellen . . . . . . . . . . . . . . 80

3. Transiente Eekte 83
3.1. Ströme und Spannungen an Spulen und Kondensatoren . . . . . . . . . 83
3.1.1. Der Kondensator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
3.1.2. Die Spule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85
3.2. Transiente Vorgänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86
3.2.1. Beispiel 1: Entladevorgang eines Kondensators . . . . . . . . . . 87
3.2.2. Beispiel 2: Auadevorgang eines Kondensators . . . . . . . . . . 91
3.2.3. Beispiel 3: Auadevorgang einer Spule . . . . . . . . . . . . . . 97
3.3. Direkte Bestimmung der Zeitkonstante τ . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

4. Periodische Signale 103


4.1. Parameter von periodischen Signalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
4.1.1. Mittelwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104
4.1.2. Eektivwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105
4.1.3. Eektivwert eines Signals mit Gleichanteil . . . . . . . . . . . . 108
4.1.4. Gleichrichtwert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

5. Wechselstromschaltungen 115
5.1. Sinusförmige Ströme und Spannungen an Kondensatoren und Spulen . 115
5.2. Spannungen im Wechselstromkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118
5.3. Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120
5.4. Der Phasor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124
5.4.1. Zeigerdiagramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125
5.5. Impedanzen and Admittanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127
5.6. Schwingkreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
5.6.1. Reihenschwinkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134
5.6.2. Parallelschwingkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139
5.7. Leistung in Wechselstromkreisen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
5.7.1. Betrachtung im Zeitbereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143
5.7.2. Betrachtung in der komplexen Ebene . . . . . . . . . . . . . . . 149
5.7.3. Blindleistungskompensation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154
5.8. Drehstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155
5.8.1. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157
5.8.2. Beispiel 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
5.8.3. Beispiel 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160
5.8.4. Beispiel 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

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Inhaltsverzeichnis

5.8.5. Beispiel 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163


5.9. Transformator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
5.9.1. Idealer Transformator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
5.9.2. T-Ersatzschaltbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170
5.9.3. T-Symmetrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172
5.9.4. Vermessen eines realen Trafos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

6. Grasche Verfahren 179


6.1. Ortskurven . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
6.1.1. Erstes Beispiel: Impedanz- und Admittanzortskurve einer RL-
Schaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179
6.1.2. Das wird wirklich ein Kreis?! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
6.1.3. Inversionsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183
6.1.4. Beispiel: Ortskurve einer resonanten Schaltung . . . . . . . . . . 187
6.2. Bodediagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

7. Fourierreihe 197
8. Laplacetransformation 203
8.1. Anwendung der Laplacetransformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
8.1.1. Schritt 1: Umzeichnen der Schaltung in den Bildbereich . . . . . 203
8.1.2. Schritt 2: Berechnung der gesuchten Gröÿe im Bildbereich . . . 206
8.1.3. Schritt 3: Rüchtransformation in den Zeitbereich . . . . . . . . . 206
8.1.4. Schwingfall, Kriechfall und aperiodischer Grenzfall . . . . . . . . 210
8.1.5. Beispiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

9. Elektrische Felder 217


9.1. Stationäres elektrisches Strömungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
9.1.1. Benötigte Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217
9.1.2. Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221
9.1.3. Relevante Geometrien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
9.2. Elektrostatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
9.2.1. Benötigte Formeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 232
9.2.2. Beispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234

10.Magnetische Felder 239


10.1. Magnetisches Feld um einen stromdurchossenen Leiter . . . . . . . . . 239
10.2. Magnetisches Feld in einem stromdurchossenen Leiter . . . . . . . . . 243
10.3. Magnetische Flussdichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 246
10.3.1. Magnetische Kraft auf stromdurchossene Leiter . . . . . . . . . 246
10.3.2. Magnetisierbare Materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247
10.4. Magnetischer Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
10.4.1. Elektrisches Ersatzschaltbild des magnetischen Kreises . . . . . 255
10.5. Induktionsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

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Inhaltsverzeichnis

A. Anhang 263
A.1. Ideale Grundelemente eines Schaltkreises . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
A.2. Mathematische Spielereien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265
A.2.1. Funktionswerte von Sinus und Cosinus . . . . . . . . . . . . . . 265
A.3. Bodediagramme  Grundfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 266
A.4. Magnetische Feldstärke H . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
A.5. Statistik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 272

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1. Grundlegende Denitionen
In diesem Skript wird für die elektrische Spannung die Variable u benutzt, für den
Strom die Variable i. Beachten Sie die Groÿ- und Kleinschreibung!

u, i: Es handelt sich um zeitabhängige Gröÿen.

U, I : Die Gröÿen sind zeitlich konstant (Gleichspannung, Gleichstrom bzw. Eektivwert


einer Wechselgröÿe).

U , I: Spannung (bzw. Strom) sind sinusförmig. Bei dieser Darstellung handelt es sich
um die komplexe Schreibweise. Der Betrag der komplexen Zahl gibt den Eektivwert
der Spannung (bzw. des Stroms) an, der Winkel der komplexen Zahl entspricht dem
Nullphasenwinkel der Gröÿe.

1.1. Elektrische Ladung, Strom und Spannung


Das Konzept der elektrischen Ladung ist die Grundlage zur Beschreibung aller elektri-
schen Phänomene.

• Die Ladung ist bipolar (negativ oder positiv).

• Sie existiert in diskreten Mengen: Q = ±n · 1, 6022 · 10−19 C.

• Elektrische Eekte:
Trennung gegensätzlicher Ladungen erzeugt eine elektrische Kraft (Spannung),
die Bewegung von Ladungen nennen wir elektrischen Strom.

• Man benötigt Energie, um gegensätzliche Ladungen voneinander zu trennen.

Denition des Stroms: Der elektrische Strom ist ein Maÿ dafür, wieviele Ladungs-
träger pro Zeiteinheit durch einen Leitungsquerschnitt ieÿen. (Stellen Sie sich vor, Sie
stehen mit einer Stoppuhr neben einer Leitung und zählen die Ladungen, die innerhalb
einer Minute an Ihnen vorbei ieÿen. Die Menge der Ladungen geteilt durch die Zeit
nennen wir elektrischen Strom.)
dq(t)
i(t) = (1.1)
dt
i: Strom in Ampere
q : Ladung in Coulomb
t: Zeit in Sekunden.

9
1. Grundlegende Denitionen

Denition: Elektrischer Strom

https://www.youtube.com/watch?v=M0R9HlNTroE

Übungsaufgabe: Ladung und Strom

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aLadung_Strom_1.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=DEx571QuYOs

Trainingsaufgaben: Ladung und Strom

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Ladung_Strom.pdf

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1.2. Ohmsches Gesetz

Denition der Spannung: Damit sich Ladungen durch einen Leiter bewegen, muss
eine Kraft auf sie wirken. Stellen Sie sich nun vor, eine Spannungsquelle treibt Ladun-
gen durch einen Stromkreis und Sie möchten eine Ladung festhalten und entgegen der
Stromrichtung von einem Pol der Quelle zum anderen ziehen. Hierfür ist Energie er-
forderlich. Die Energie, die Sie pro Ladung aufwenden müssen nennen wir elektrische
Spannung.

dw
u= (1.2)
dq

u: Spannung in Volt
w: Energy in Joule
q : Ladung in Coulomb.

Denition: Elektrische Spannung

https://www.youtube.com/watch?v=hwpykfLBHVU

1.2. Ohmsches Gesetz


Der Zusammenhang zwischen der Spannung u und dem Strom i an einem Widerstand R
wird durch das Ohmsche Gesetz beschrieben:

u(t) = R · i(t) (1.3)

u: Spannung in V (Volt)
R: Widerstand in Ω (Ohm)
i: Strom in A (Ampere)

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1. Grundlegende Denitionen

Anschauliches Beispiel

In einem Staubsauger erzeugt ein Ven- In einem Stromkreis verhält es sich ge-
tilator eine Luftdruckdierenz. Der nauso. Die elektrische Spannung ist ein
durch den Staubsauger ieÿende Luft- Maÿ für die Kraft, die an den Ladungs-
strom ist nun abhängig vom Luftwider- trägern zieht. Die Menge der Ladung,
stand (Staubsaugerschlauch montiert? die pro Zeiteinheit durch ein Bauele-
Düse frei oder verstopft? Staubsauger- ment ieÿt (=
ˆ der el. Strom) hängt vom
beutel leer oder gefüllt? ...). elektrischen Widerstand ab.

Staubsauber
I

U R

Druckdifferenz
Luftstrom = Spannungsabfall
Aerodynamischer Widerstand el. Strom =
el. Widerstand

U
Ohmsches Gesetz: I=
R

Strom, Spannung und Ohm'sches Gesetz

https://www.youtube.com/watch?v=qEECm0JLa1Q

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1.3. Leistung und Energie

Trainingsaufgaben: Ohmsches Gesetz

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Ohmsches_Gesetz.pdf

1.3. Leistung und Energie


Denition der Leistung: Die elektrische Leistung gibt an, wieviel Energie pro Zeit
von einem Verbraucher aufgenommen wird, bzw. von einer Quelle abgegeben wird.

dw(t)
p(t) = (1.4)
dt

p: Leistung in W (Watt)
w: Energie in J (Joule)
t: Zeit in s (Sekunden)

Die elektrische Leistung lässt sich auch direkt aus Strom und Spannung berechnen.
dq
Hierfür erweitern wir die Gleichung mit dem Term
dq
(= 1) und tauschen in beiden
Brüchen die Nenner. Die beiden so erzeugten Brüche entsprechen den Denitionen von
Spannung und Strom:

dw dq
p = ·
dt dq
|{z}
=1

dw dq
= ·
dq |{z}
dt
|{z}
=u =i

⇒p = u·i (1.5)

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1. Grundlegende Denitionen

Denition: Elektrische Leistung

https://www.youtube.com/watch?v=ZxKUWJsjimY

Trainingsaufgaben: Ohm'sches Gesetz und Leistung

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Strom_Spannung_Leistung.pdf

1.4. Wirkungsgrad
Ein Gerät kann nie die zugeführte Energie komplett auf die gewünschte Weise nutzen.
Ein klassische Glühlampe wandelt z. B. nur 5% der zugeführten elektrischen Energie in
Licht um, der Rest wird in Wärme umgewandelt. Der Wirkungsgrad η gibt an, wieviel
der zugeführten Leistung in die gewünschte Ausgangsleistung umgewandelt wird, siehe
Abb. 1.1. Eine Glühlampe besitzt also einen Wirkungsgrad von nur 5%, wenn man
sie als Lichterzeuger betrachtet. Als der Verkauf von 100 W-Glühbirnen in der EU
verboten wurde, boten ndige Geschäftemacher sie unter dem Begri Heatball an. Ein
Heatball erzeugt mit einem Wirkungsgrad von 95% Wärme und der Verbraucher solle
sich keine Sorgen machen, dass ein Heatball im Betrieb leuchtet. Dies sei ein parasitärer

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1.4. Wirkungsgrad

Nebeneekt, der jedoch nur einen Energieverlust von 5% verursacht. (Heatballs wurden
trotz ihres hohen Wirkungsgrads auch bald verboten.)

Pein System Paus

PVerlust

Abbildung 1.1.: Aufteilung der Eingangsleistung in die nutzbare Ausgangsleistung und


die nicht nutzbare Verlustleistung

Paus
η = (1.6)
Pein

η: Wirkungsgrad

Pein : Eingangsleistung des Systems

Paus : nutzbare Ausgangsleistung des Systems

Denition: Wirkungsgrad

https://www.youtube.com/watch?v=yzyK94MiNiY

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1. Grundlegende Denitionen

Übungsaufgabe: Wirkungsgrad

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aLeistung-GS_11.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=l5RuvfYWcMY

1.5. Zählpfeilsysteme
An passiven Elementen (Widerstand, Kondensator, Spule) zeigen Strom und Spannung
in die selbe Richtung ⇒ Verbraucherzählpfeilsystem, siehe Abb. 1.2. Sollten in

i i i

R u C u L u

u=R·i i = C du
dt
di
u = L dt

Abbildung 1.2.: Verbraucherpfeilsystem bei korrekter Bepfeilung

einer Schaltung an einem passiven Element Strom und Spannung in entgegengesetzte


Richtungen deniert sein, so berücksichtigt man dies mit einem negativen Vorzeichen
in der Bauelementgleichung.

i i i

R u C u L u

u = −R · i i = −C du
dt
di
u = −L dt

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1.5. Zählpfeilsysteme

An aktiven Elementen (Spannungs- und Stromquelle) zeigen Strom und Spannung


in entgegengesetzte Richtungen ⇒ Erzeugerzählpfeilsystem.

i i
u u

Hinweis:
Wenn an einer Quelle Strom und Spannung in die selbe Richtung zeigen, so nimmt
die Quelle Energie auf (z. B. wenn ein Akku geladen wird).

i i
u u

Verbraucherzählpfeilsystem Erzeugerzählpfeilsystem

Hier gibt die Stromquelle Energie ab, die Spannungquelle nimmt Energie auf.

Was sind Zählpfeile?

https://www.youtube.com/watch?v=Jlyh243Liw0

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1. Grundlegende Denitionen

1.6. Spezischer Widerstand und elektrische


Leitfähigkeit
Jedes Material kann den elektrischen Strom mehr oder weniger gut leiten. Ist die Leit-
fähigkeit sehr schlecht, sprechen wir von Isolatoren, ist sie sehr gut von Leitern. Dazwi-
schen liegen die Halbleiter. Wir betrachten im Folgenden einen zylindrisch geformten
Leiter, der an seinen Stirnächen ideal leitend mit einem ebenfalls ideal leitfähigen
Anschlussdraht verbunden ist.

realer Leiter
idealer Leiter A

Der elektrische Widerstand R des Leiters wird mit seiner Länge zunehmen, denn die
Ladungsträger müssen sich über eine gröÿere Strecke durch die Engstelle quetschen.
R ∼ l.

Gleichzeitig wird der Widerstand abnehmen, wenn die Querschnittsäche zunimmt,


denn die Ladungsträger haben dann mehr Platz.

1
R∼
A
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Widerstand proportional zu l/A sein muss:
l
R∼
A
Um nun ein bestimmtes Material zu beschreiben, wird eine Proportionalitätskonstanten
deniert:

l
R=%· . (1.7)
A

Hierbei ist % der spezische elektrische Widerstand. Für gängige Werkstoe ist
der Wert von % in der Literatur und Tabellenwerken zu nden. Möchte man den Wert
für ein Material bestimmen, so misst man dessen Widerstand R und berechnet die
Konstante mit

R·A
% := . (1.8)
l

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1.6. Spezischer Widerstand und elektrische Leitfähigkeit

Alternativ lässt sich die Proportionalitätskonstante durch ihren Kehrwert ausdrücken:

1
κ := , (1.9)
%
die man el. Leitfähigkeit nennt. Damit gilt

l
R= . (1.10)
κA
Ohmscher Widerstand eines Drahtes

https://www.youtube.com/watch?v=uvDSQ4XD4ZU

Übungsaufgabe: Widerstand eines Kupferkabels

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a15_4.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=uvDSQ4XD4ZU

Trainingsaufgaben: Drahtwiderstand

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Drahtwiderstand.pdf

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1. Grundlegende Denitionen

1.7. Temperatuabhängige Widerstände


Reale Widerstände weisen ein temperaturabhängiges Verhalten auf. In metallischen
Leitern nehmen mit steigender Temperatur die Gitterschwingungen des Materials zu,
was wiederum den Stromuss der Elektronen behindert. Die Temperaturabhängigkeit
ist schematisch im Diagramm in Abb. 1.3 dargestellt.

R(ϑ)

Abbildung 1.3.: Temperaturabhängiger Widerstandsverlauf eines ktiven Bauteils

Leider ist die Widerstandsänderung nicht linear von der Temperaturänderung abhän-
gig, was die mathematische Beschreibung umständlich macht. In den meisten Fällen
ist jedoch eine Linearisierung zulässig, zum Beispiel, wenn ein Bauteil bei Raumtem-
peratur genutzt werden soll und den üblichen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist
◦ ◦
(z. B. 0 C...40 C). Hierfür wird bei der Bezugstemperatur ϑ0 eine Tangente an den
Funktionsgraphen des wahren Widerstandsverlaufs gelegt. Die Geradengleichung der
Tangente wird dann als lineare Funktionen für den Temperaturverlauf genutzt. Bei der
Temperatur ϑ0 stimmt diese Näherung exakt mit dem realen Widerstandswert überein.
Je gröÿer die Temperatur von ϑ0 abweicht, umso gröÿer ist auch die Abweichung vom
berechneten Widerstandswert.

Die Wahl unterschiedlicher Bezugstemperaturen führt zu unterschiedlichen Geraden-


gleichungen, wie die Graphen in Abb. 1.4 zeigen.

Anhand der gewählten Tangente lässt sich eine Geradengleichung aufstellen:


dR(ϑ)
R(ϑ) ≈ R(ϑ0 ) + · (ϑ − ϑ0 ). (1.11)
dϑ ϑ=ϑ0

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1.7. Temperatuabhängige Widerstände

R(ϑ) R(ϑ)

∆R
R(ϑ0 )
∆ϑ
∆R
R(ϑ00 ) ∆ϑ

ϑ0 ϑ ϑ00 ϑ

Abbildung 1.4.: Wahl unterschiedlicher Bezugstemperaturen


dR(ϑ)

Hierbei ist die Steigung des Temperaturverlaufs an der Stelle ϑ0 . Es ist
ϑ=ϑ0
üblich, diese Steigung auf den Wert R(ϑ0 ) zu normieren:

 
 
 1 dR(ϑ) 

R(ϑ) ≈ R(ϑ0 ) 1 + · ·(ϑ − ϑ )
R(ϑ ) dϑ | {z 0
} 
 |
0
{z ϑ=ϑ0
} ∆ϑ

αϑ0

≈ R(ϑ0 ) · (1 + αϑ0 · ∆ϑ). (1.12)

Den Ausdruck


1 dR(ϑ)
α ϑ0 = · (1.13)
R(ϑ0 ) dϑ ϑ=ϑ0

nennt man Temperaturkoezient bezüglich ϑ0 . Meistens verwendet man ϑ0 = 20◦ C als


Bezugstemperatur und nennt den Temperaturkoezienten dann α20 .

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1. Grundlegende Denitionen

Temperaturabhängiger Widerstand - lineare Approximation

https://www.youtube.com/watch?v=i6AIppRukTg

Übungsaufgabe: Bei welcher Temperatur verdoppelt sich ein Widerstandswert?

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aWiderstand_Temperatur_02.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=nEuBP-i3yRI

Übungsaufgabe: Messen des Temperaturkoezienten

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aWiderstand_Temperatur_07.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=BN1bOYTojRE

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1.7. Temperatuabhängige Widerstände

Trainingsaufgaben: Temperaturabhängige Widerstände

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Temperaturabhaengige_Widerstaende.pdf

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1. Grundlegende Denitionen

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2. Gleichstromschaltungen
2.1. Kirchhosche Sätze
Im folgenden werden grundlegende Verfahren zur Berechnung von elektrischen Schal-
tungen vorgestellt. Die Grundlage für alle Methoden stellen das ohmsche Gesetz und
die beiden Kirchhoschen Sätze (siehe unten) dar. Alles Weitere leitet sich aus diesen
drei simplen Gesetzen her!

Kirchhoscher Knotensatz Die Summe aller in einen Knoten hinein- und heraus-
ieÿender Ströme ist Null. In den Knoten hineinieÿende Ströme werden positiv, hin-
ausieÿende Stöme negativ gezählt.

i1 i2
i1 + i 2 − i3 = 0
i3

Kirchho 'scher Knotensatz

https://www.youtube.com/watch?v=HGRaCye51LI

25
2. Gleichstromschaltungen

Kirchhoscher Machensatz Die Summe aller Spannungen innerhalb einer Masche


ist Null. Denieren Sie zunächst die Umlaufrichtung Ihrer Masche. Spannungen in Um-
laufrichtung werden positiv gezählt, Spannungen entgegen der Umlaufrichtung negativ.

u1 u3

−u0 + u1 + u2 = 0

u0 u2 u4 −u2 + u3 + u4 = 0

u0 − u4 − u3 − u1 = 0

Kirchho 'scher Maschensazu

https://www.youtube.com/watch?v=RUPniTF21aY

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2.1. Kirchhosche Sätze

Trainingsaufgaben: Kirchho 'sche Gesetze

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Kirchho.pdf

Beispielaufgabe: Gleichstromschaltung berechnen

https://www.youtube.com/watch?v=8nhzwwRYaUI

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2. Gleichstromschaltungen

2.2. Widerstandsnetzwerke
2.2.1. Reihenschaltung von Widerständen
Sind mehrere Widerstände in Reihe geschaltet, so
ieÿt nach dem Kirchhoschen Knotensatz durch
I jeden Widerstand der selbe Strom. Mit dem Ohm-
schen Gesetz lässt sich der Spannungsabfall an je-
dem Widerstand berechnen.
R1 U1
U1 = R1 · I
U2 = R2 · I
.
R2 U2 .
.

U Un = Rn · I

Nach dem Kirschhoschen Maschensatz ist die Ge-


samtspannung U an der Reihenschaltung die Summe
der Einzelspannungen. Der Gesamtwiderstand Rges
errechnet sich nach dem Ohmschen Gesetz aus der
Rn Un Spannung U und dem Strom I.

U = U1 + U2 + ... + Un
= (R1 + R2 + ... + Rn ) · I
= Rges · I

Der Gesamtwiderstand von n in Reihe geschalteten Widerständen ist:

Rges = R1 + R2 + ... + Rn

Reihenschaltung von Widerständen

https://www.youtube.com/watch?v=MmkNFeq-D4M

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2.2. Widerstandsnetzwerke

2.2.2. Parallelschaltung von Widerständen

Sind Widerstände parallel geschaltet, so fällt nach


dem Kirchhoschen Maschensatz an jedem die selbe
Spannung ab. Mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes las-
sen sich die Ströme durch die einzelnen Widerstände
berechnen.

U
I1 =
R1
I
U
I2 =
R2
I1 I2 In .
.
.
U
U R1 R2 Rn In =
Rn
Gemäÿ dem Kirchhoschen Knotensatz ist der Ge-
samtstrom I gleich der Summe der Einzelströme.
Der Gesamtwiderstand Rges ergibt sich wieder nach
dem Ohmschen Gesetz aus U und I .

I = I1 + I2 + ... + In
U U U
= + + ... +
R1 R2 Rn
I 1 1 1 1
⇒ = = + + ... +
U Rges R1 R2 Rn

Der Gesamtwiderstand von n parallel geschalteten Widerständen ist:

1
Rges = 1
+ R1 +...+ R1
R1 2 n

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2. Gleichstromschaltungen

Parallelschaltung von Widerständen

https://www.youtube.com/watch?v=VtJzkmN156s

Sonderfall: Parallelschaltung zweier Widerstände

1 1
Rges = 1 1 = R2 R1
R1
+ R2 R1 ·R2
+ R1 ·R2

R1 R2
Der Gesamtwiderstand von zwei parallel geschal-
teten Widerständen ist:

R1 ·R2
Rges = R1 +R2

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2.2. Widerstandsnetzwerke

Übungsaufgabe: Gesamtwiderstand einer Schaltung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aWiderstandsnetzwerk_16.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=S__tJge2iVY

Trainingsaufgaben: Widerstandsnetzwerke

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Widerstandsnetzwerke.pdf

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2. Gleichstromschaltungen

Übungsaufgabe: Widerstandsnetzwerk

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a21_3.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=qnulylQa9D8

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2.2. Widerstandsnetzwerke

2.2.3. Stern-Dreieck-Umwandlung

Hat man eine Dreieckschaltung innerhalb einer gröÿeren Schaltung, so steht man vor
dem Problem, dass man keine reinen Parallel- oder Reihenschaltungen identizieren
kann. Um dennoch den Gesamtwiderstand der Schaltung berechnen zu können, lässt
sich eine Sternschaltung nden, die sich bezüglich der drei Anschlussklemmen exakt
gleich verhält.

R12
1 2
1 R1 R2 2

R31 R23

R3

3
3

R12 · (R31 + R23 )


R1→2 =
R12 + R23 + R31 R1→2 = R1 + R2

R23 · (R12 + R31 ) R2→3 = R2 + R3


R2→3 =
R12 + R23 + R31
R3→1 = R3 + R1
R31 · (R23 + R12 )
R3→1 =
R12 + R23 + R31
Da sich beide Schaltungen identisch verhalten sollen, müssen die Widerstandswerte
zwischen den Klemmen jeweils identisch sein.

R12 · (R31 + R23 )


⇒ = R1 + R2
R12 + R23 + R31
R23 · (R12 + R31 )
= R2 + R3
R12 + R23 + R31
R31 · (R23 + R12 )
= R3 + R1
R12 + R23 + R31

→ 3 Gleichungen, 3 Unbekannte
Das Problem lässt sich also mathematisch lösen. Da die Rechnung jedoch ein Reihe
trivialer Umformungsschritte erfordert, sei hier nur das Ergebnis gegeben:

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2. Gleichstromschaltungen

Fall 1: Fall 2:
R12 , R23 , R31 bekannt, R1 , R2 , R3 bekannt,
R1 , R2 , R3 gesucht. R12 , R23 , R31 gesucht.
R12 · R31 R1 R2
R1 = R12 = R1 + R2 +
R12 + R23 + R31 R3

R23 · R12 R2 R3
R2 = R23 = R2 + R3 +
R12 + R23 + R31 R1

R31 · R23 R3 R1
R3 = R31 = R3 + R1 +
R12 + R23 + R31 R2

Sonderfall: Symmetrische Netzwerke


R12 = R23 = R31 = R∆ , bzw. R1 = R2 = R3 = RY .
R∆
1 2 1 2

RY RY

R∆ R∆
RY

3 3

R∆ = 3RY

Stern-Dreieck-Umwandlung

https://www.youtube.com/watch?v=8D11UXc0hco

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2.2. Widerstandsnetzwerke

Übungsaufgabe: Stern-Dreieck-Umwandlung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aDreieck_Stern_02.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=-q7_jGmfMg0

Trainingsaufgaben: Stern-Dreieck-Umwandlung

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Stern-Dreieck-Umwandlung.pdf

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2. Gleichstromschaltungen

2.3. Spannungsteiler
I

R1
U und die Werte aller Widerstände seien bekannt.

Un ist gesucht.
R2
Lösung:
U
U
I =
R1 + R2 + ... + Rn
Un = Rn · In

Rn Un

Spannungsteiler: Un = U R1 +R2R+...+R
n
n
.

Achtung! Diese Gleichung ist nur gültig, wenn durch alle Widerstände der selbe
Strom ieÿt!

Spannungsteiler

https://www.youtube.com/watch?v=FVFA-bb3r9s

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2.3. Spannungsteiler

Sonderfall: Spannungsteiler mit zwei Widerständen

R1 U1 = U R1R+R
1
2

R2 U2 = U R1R+R
2
2

Trainingsaufgaben: Spannungsteiler

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Spannungsteiler.pdf

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2. Gleichstromschaltungen

2.4. Stromteiler
I und die Werte aller Widerstände seien be-
kannt.
I
In ist gesucht.

Lösung:
I1 I2 In
I = I1 + I2 + ... + In
U R1 R2 ... Rn
U = Rtot · I
I
= 1 1 1
R1
+ R2
+ ... + Rn

U
In =
Rn

I
Stromteiler: In = Rn
+Rn +...+ Rn .
R1 R2 Rn

Sonderfall: Stromteiler mit zwei Widerständen


I

I1 = I R1R+R
2
2
I2 = I R1R+R
1
2

R1 R2

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2.4. Stromteiler

2.4.1. Stromteiler mit Leitwerten

Ein Leitwert ist das selbe Bauelement wie ein Widerstand, nur ist sein Wert über
den Kehrwert deniert:

1
R G= R

Widerstand Leitwert

Beispiele:

10 Ω =
ˆ 0, 1 S (S = Siemens)
100 Ω =
ˆ 0, 01 S
1Ω =
ˆ 1S
0, 1 Ω =
ˆ 10 S

I und die Werte aller Leitwerte seien be-


kannt.
I
In ist gesucht.

Lösung:
I1 I2 In
1
Rges = 1 1
U G1 G2 ... Gn R1
+ + ... + R1n
R2
1
=
G1 + G2 + ... + Gn

⇒ Gges = G1 + G2 + ... + Gn

In
I = U · Gges = · Gges
Gn

Stromteiler: In = I G1 +G2G+...+G
n
n
.

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2. Gleichstromschaltungen

Stromteiler

https://www.youtube.com/watch?v=v9T0P6Y1KNI

Trainingsaufgaben: Stromteiler

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Stromteiler.pdf

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2.5. Messung von Spannung und Strom

2.5. Messung von Spannung und Strom

2.5.1. Idealer und realer Spannungsmesser

I=0
Ein idealer Spannungsmesser misst den Spannungsabfall Um
zwischen seinen Anschlussklemmen. Durch das Messgerät
Um V
ieÿt kein Strom; sein Innenwiderstand ist unendlich groÿ,
es verhält sich wie ein Leerlauf.

Durch einen realen Spannungsmesser ieÿt


jedoch ein Strom. Sein Innenwiderstand I=0
liegt im kΩ-Bereich bei Zeigerinstrumenten
und im MΩ-Bereich bei digitalen Messgerä- Um V RV
ten.
ideal
Ein Spannungsmesser wird parallel zu dem
Bauelement geschaltet, an dem man den
Spannungsabfall messen möchte. Ersatzschaltbild eines realen
Spannungsmessers

Übungsaufgabe: Messbereichserweiterung am Spannungsmesser

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebung_aMessungen_03.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=Id_q2wkufwk

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2. Gleichstromschaltungen

2.5.2. Idealer und realer Strommesser

Im

Ein idealer Strommesser verhält sich wie ein Kurzschluss und


A U =0
misst den Strom Im , der durch das Gerät ieÿt.

Im

An einem realen Strommesser fällt jedoch A U =0


eine Spannung ab. Sein Innenwiderstand
liegt im mΩ bis Ω-Bereich.

Ein Strommesser wird in Reihe zu dem RA


Bauelement geschaltet, dessen Strom ge-
messen werden soll.

Ersatzschaltbild eines realen


Strommessers

Ideale und reale Messgeräte

https://www.youtube.com/watch?v=9wL8MrrwLzs

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2.6. Messen von Widerständen

2.6. Messen von Widerständen


U
Ein Widerstandswert ist durch das Ohmsche Gesetz deniert:
I
. Mit idealen R =
Spannungs- und Strommessern könnte man die Spannung und den Strom am Wider-
stand gleichzeitig messen:

Im
A

Um
V Um Rx = Im

Leider gibt es keine idealen Messgeräte.

2.6.1. Fall 1: Stromrichtige Messschaltung

Schlieÿt man das Amperemeter direkt in Reihe zu Rx , so entspricht der Messwert Im


dem gesuchten Strom Ix . Das Voltmeter misst jedoch nicht nur den gesuchten Span-
nungsabfall Ux , sondern nach dem Kirchhoschen Maschensatz zusätzlich den Span-
nungsabfall am Amperemeter (also an dessen Innenwiderstand RA ). Laut Maschensatz
ergibt sich Ux = Um − Im · RA .

Im RA
A
Ix
Im · RA
RV V Um Rx Ux

Mit diesen Überlegungen berechnet sich der Wert des Widerstands Rx wie folgt:

Ux Um − Im · RA
Rx = =
Ix Im
Die stromrichtige Messschaltung ist besonders gut geeignet, um groÿe Werte von Rx zu
bestimmen. Gilt Rx  RA , so kann der Spannungsabfall am Amperemeter gegenüber
Ux vernachlässigt werden.

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2. Gleichstromschaltungen

2.6.2. Fall 2: Spannungsrichtige Messschaltung

Schlieÿt man das Voltmeter direkt parallel zu Rx , so wird der Spannungsabfall Ux


korrekt gemessen. Das Amperemeter misst jedoch nicht nur den gesuchten Strom Ix ,
sondern auch den Stromuss durch das Voltmeter Um /RV . Der gesuchte Strom Ix
berechnet sich mit Hilfe des Kirchhoschen Knotensatzes:

Um
Ix = Im − .
RV

Im RA
A
Um Ix
RV

RV V Um Rx Ux

Ux Um
Rx = = Um
Ix Im − R V

Die spannungsrichtige Messschaltung ist besonders gut geeignet, um kleine Widerstän-


de Rx zu vermessen. Gilt Rx  RV , so kann der Stromuss durch das Voltmeter
gegenüber Ix vernachlässigt werden.

Strom- und spannungsrichtiges Messen

https://www.youtube.com/watch?v=UvSwGhh8WB4

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2.6. Messen von Widerständen

Trainingsaufgaben: Strom- und Spannungsmessung

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Strom-_und_Spannungsmessung.pdf

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2. Gleichstromschaltungen

2.7. Wheatstonebrücke

Die Wheatstonebrücke ermöglicht eine sehr exakte Bestimmung von unbekannten Wi-
derstandswerten. Die Schaltung besteht aus zwei voneinander unabhängigen Span-
nungsteilern. Der erste besteht aus der Reihenschaltung eines bekannten Widerstands RN
und dem unbekannten Widerstand Rx . Der zweite Spannungsteiler wird in Form eines
Potentiometers ausgeführt. Hierbei handelt es sich um einen Widerstand, der einen
dritten Anschluss besitzt, welcher mit einem Schleifdraht verbunden ist. Dieser Schleif-
draht berührt den Widerstandskörper an einer Stelle und kann frei eintlang dessen
Länge verschoben werden. Auf diese Weise erhält man einen frei einstellbaren Span-
nungsteiler.
Um den Wert von Rx zu bestimmen, stellt man das Potentiometer so ein, dass der
Spannungsabfall am Brückenzweig U =0 wird. Man nennt die Brücke dann abgegli-
chen.

Schleif- Potentiometer
draht
RN
(1 − p)R
U
U0
R pR

Rx

RN : bekannter Vergleichswiderstand
Rx : unbekannter Widerstand
R : Potentiometer

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2.7. Wheatstonebrücke

Für den allgemeinen (nicht abgeglichenen) Fall be-


rechnet sich die Brückenspannung U wie folgt:

Maschensatz : U = URx − UpR


RN (1 − p)R Rx pR
= U0 − U0
RN + Rx pR + (1 − p)R
 
Rx
U = U0 −p
U0 RN + Rx
= 0 → abgeglichen

URx Rx pR UpR
Rx
⇒ = p
RN + Rx
RN + Rx 1
=
Rx p
Die Wheatstonebrücke besitzt RN 1
die gröÿte Genauigkeit, wenn
+1 =
Rx p
1
sie bei p = abgeglichen ist. RN 1
2
Darum sollte der Vergleichs- = −1
Rx p
widerstand ungefähr so groÿ
RN 1−p
sein, wie der unbekannte Wi- =
Rx p
derstand: RN ≈ Rx . p
⇒ Rx = RN
1−p

Eine Wheatstonebrücke ist abgeglichen, wenn die folgende Beziehung gilt:

R1 R3
= .
R2 R4

R1 R3
U
U0
R I

R2 R4

Ist die Brücke abgeglichen, so gilt sowohl U =0 als auch I = 0.

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2. Gleichstromschaltungen

Wichtige Folgerung: Bei einer abgeglichenen Brücke existiert kein Spannungsabfall


im Brückenzweig (per Denition) und somit ieÿt dort auch kein Strom. Dies bedeutet,
dass ein passives Bauelement im Brückenzweig keinerlei Einuss auf den Rest der
Schaltung besitzt. In einer abgeglichenen Brückenschaltung kann ein Widerstand im
Brückenzweig also sogar durch einen Leerlauf oder einen Kurzschluss ersetzt werden!

R 4R R 4R
U =0 U =0
U0 U0
I=0 I=0
Kurzschluss Leerlauf
2R 8R 2R 8R

Berechung der Brückenspannung

https://www.youtube.com/watch?v=NNnSFct96mg

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2.7. Wheatstonebrücke

Widerstandsbestimmung mit der Wheatstonebrücke

https://www.youtube.com/watch?v=31jISKKLxsE

Wahl des Normwiderstands

https://www.youtube.com/watch?v=ZtA50nh8ZEM

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2. Gleichstromschaltungen

Trainingsaufgaben: Wheatstonebrücke

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Wheatstonebruecke.pdf

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2.8. Ideale und reale Quellen

2.8. Ideale und reale Quellen


2.8.1. Ideale Quellen

Ideale Quellen gibt es nicht. (Genausowenig wie reine Ohmsche Widerstände, ideale
Spulen oder Kondensatoren). Sie sind jedoch ein hilfreiches Modell für die Schaltungs-
analyse. Reales Verhalten von Bauelementen lässt sich durch Ersatzschaltbilder nach-
bilden, die wiederum aus idealen Bauelementen bestehen. (Eine Übersicht über die fünf
idealen Bauelemente nden Sie in Anhang A.1.)

Ideale Spannungsquelle
Eine ideale Spannungsquelle erzeugt immer einen denierten Spannungsabfall zwi-
schen ihren Anschlussklemmen. Der ieÿende Strom wird durch den Widerstand der
angeschlossenen Schaltung bestimmt.

U
I
U0
U0

Hinweis: Eine ideale Spannungsquelle gibt es nicht, sie ist nur ein idealisiertes Modell.
Dieses Modell hat eine Grenze: Es ergibt keinen Sinn, eine ideale Spannungsquelle kurz-
zuschlieÿen. Der Spannungsabfall an einer idealen Spannungsquelle ist immer gegeben,
der Spannungsabfall eines idealen Kurzschlusses ist Null. Hier widersprechen sich die
idealen Annahmen von Quelle und Kurzschluss!

Ideale Stromquelle
Eine ideale Stromquelle erzeugt einen denierten Stromuss zwischen ihren Anschluss-
klemmen.

I
Ik
Ik
U

Hinweis: Auch das Modell der idealen Stromquelle hat seine Grenze: Sie können sie
nicht leerlaufen lassen, denn bei einem Leerlauf ieÿt kein Strom.

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2. Gleichstromschaltungen

2.8.2. Reale Quellen

Wir haben bereits eingesehen, dass es ideale Quellen nicht geben kann. Das Verhalten
echter Quellen (wie Batterien oder Generatoren) lässt sich jedoch (in guter Näherung)
durch das Modell der realen Spannungsquelle oder realen Stromquelle beschreiben.

Reale Spannungsquelle
Eine reale Spannungsquelle besteht aus einer
Ri I idealen Spannungsquelle U0 mit in Reihe ge-
schaltetem Innenwiderstand Ri . Schlieÿt man

Ri · I nun einen Lastwiderstand RL an die Klemmen


der Quelle an, ieÿt ein Strom, der einen Span-
U0 U RL
nungsabfall am Innenwiderstand zur Folge hat.
Die Ausgangsspannung der realen Spannungs-
quelle ist also

U U = U0 − Ri · I.
U0
Hierbei handelt es sich um eine Geradenglei-
chung, wie sie links unten dargestellt ist. Die
Schnittpunkte mit den Achsen nennen wir Leer-
laufspannung (es ieÿt kein Stom aus der Quel-
le) und Kurzschlussstrom (der Spannungsabfall
Ik I zwischen den Klemmen ist Null → die Klemmen
sind kurzgeschlossen).

Ideale und reale Spannungsquelle

https://www.youtube.com/watch?v=IkJloV_E-KA

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2.8. Ideale und reale Quellen

Batteriekennlinie Vermessen

https://www.youtube.com/watch?v=1T33EcAxMTw

Reale Stromquelle

Eine reale Stromquelle besteht aus einer idea-


len Stromquelle Ik mit parallel geschaltetem
Innenwiderstand Ri . Schlieÿt man nun einen
I
Lastwiderstand RL an die Klemmen der Quel-
U
le an, ieÿt ein Strom, der einen Spannungs-
Ik Ri
abfall am Lastwiderstand und am Innenwider-
Ri U RL stand zur Folge hat. Ein Teil des Stroms der
idealen Stromquelle ieÿt also durch den In-
nenwiderstand. Der Ausgangsstrom der realen
Stromquelle ist also

I U
Ik I = Ik − .
Ri
Hierbei handelt es sich wieder um eine Gera-
dengleichung, wie sie links unten dargestellt ist.
Die Schnittpunkte mit den Achsen nennen wir
erneut Kurzschlussstrom (der Spannungsabfall
U0 U zwischen den Klemmen ist Null → die Klemmen
sind kurzgeschlossen) und Leerlaufspannung (es
ieÿt kein Stom aus der Quelle) .

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2. Gleichstromschaltungen

Ideale und reale Stromquelle

https://www.youtube.com/watch?v=931zFCCX61Y

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2.8. Ideale und reale Quellen

Beispiele
Reale Spannungsquelle Gegeben sei eine reale Spannungsquelle mit der Leerlauf-
spannung U0 = 10 V und dem Innenwiderstand Ri = 2 Ω. An diese Quelle werden nach-
einander verschiedene Lastwiderstände RL angeschlossen. Wir berechnen die Klemmen-
spannung U mit Hilfe des Spannungsteilers und den Strom I mit Hilfe des Ohmschen
Gesetzes:

Ri I

RL U = U0 RiR+R
L
L
I= U0
Ri +RL

U0 U RL
∞ 10 V 0

8Ω 8V 1A

U /V 3Ω 6V 2A

10 4
3
Ω 4V 3A
8
1
6
2
Ω 2V 4A
4
0Ω 0V 5A
2

1 2 3 4 5 I /A

Reale Stromquelle Gegeben sein eine reale Stromquelle mit dem Kurzschlussstrom Ik = 5A
und dem Innenwiderstand Ri = 2 Ω. An diese Quelle werden nacheinander verschiedene
Lastwiderstände RL angeschlossen. Wir berechnen die Klemmenspannung U mit Hilfe
des Ohmschen Gesetzes und den Strom I mit Hilfe des Stromteilers:

·Ri
Ik RL U = Ik RRiL+R L
Ri
I = Ik Ri +R L

Ri U RL
∞ 10 V 0

8Ω 8V 1A

I /A 3Ω 6V 2A
5 4
Ω 4V 3A
4 3

3 1
2
Ω 2V 4A
2
0Ω 0V 5A
1

2 4 6 8 10 U /V

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2. Gleichstromschaltungen

2.8.3. Quellenumwandlung

Wie man am vorangegangenen Beispiel erkennen kann, ist das Verhalten einer rea-
len Spannungs- und einer realen Stromquelle absolut identisch! Darum lassen sich die
Schaltungen auch einfach ineinander umwandeln:

U0
Ik = Ri

Ri
Ik
U0 Ri

U0 = Ik · Ri

• Der Innenwiderstand bleibt gleich,

• der Zählpfeil an der Quelle ändert seine Richtung,

• der Wert der neuen Quelle errechnet sich mit Hilfe des Ohmschen Gesetzes.

Quellenumformung

https://www.youtube.com/watch?v=6s6jCZtAwZo

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2.8. Ideale und reale Quellen

Beispiel
Durch schrittweise Quellenumformung möchten wir das folgende Netzwerk in eine reale
Spannungsquelle umwandeln.

R1 R3

U R2

R3

U
R1

R1 R2

R1 ·R2
R1 +R2

R1 ·R2
R1 +R2
R3
U R1 ·R2
·
R1 R1 +R2

R1 ·R2
R1 +R2
+ R3
R2
U· R1 +R2

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2. Gleichstromschaltungen

2.9. Arbeitspunkt

Eine reale Quelle besitzt eine Kennlinie, die auf den Achsen durch die Punkte der
Leerlaufspannung und des Kurzschlussstroms begrenzt wird. Die Kennlinie eines Ohm-
schen Widerstandes geht durch den Ursprung und gehorcht dem Ohmschen Gesetz.
Wie in der unten dargestellten Grak zu sehen ist, schneiden sich diese Kennlinien in
einem einzigen Punkt. Dieser wird als Arbeitspunkt bezeichnet, an den Achsen lässt
sich ablesen, welche Werte Strom und Spannung an den Klemmen einnehmen.

I I
Ri

U0 U U R

Spannung

U0
U = U0 − Ri · I

U =R·I
U Arbeitspunkt

U0
I Ri
Strom

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2.9. Arbeitspunkt

Arbeitspunkt an nichtlinearen Bauteilen

https://www.youtube.com/watch?v=hlVLWQT0N8I

Kennlinien nichtlinearer Schaltungen

https://www.youtube.com/watch?v=oPyqDO0Dsdw

Übungsaufgabe: Arbeitspunkt grasch ermitteln

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a34_1.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=bg3FtrYTA60

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2. Gleichstromschaltungen

Trainingsaufgaben: Arbeitspunkt grasch ermitteln

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Arbeitspunkt.pdf

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2.10. Überlagerungssatz

2.10. Überlagerungssatz
Die Ströme und Spannungen innerhalb einer Schaltung, die mehrere Quellen beinhaltet,
lassen sich mit Hilfe des Überlagerungssatzes bestimmen. Hierbei werden nacheinander
alle Quellen bis auf eine deaktiviert und alle Ströme und Spannungen in der verblei-
benden Schaltung berechnet. Dies wiederholt man solange, bis jede Quelle einmal aktiv
war. Die Ströme und Spannungen in der Schaltung berechnen sich nun als die Summe
der Einzelergebnisse.

• Eine deaktivierte Spannungsquelle wird zu einem Kurzschluss und

• eine deaktivierte Stromquelle wird zu einem Leerlauf.


(Eselsbrücke: Lass den Kreis der Quelle weg!)

U1

U U2

I1 I2

U10 U100

deaktivierte deaktivierte
I
Stromquelle Spannungsquelle

U U20 U200

I10 I20 I100 I200

U10 + U100

U U20 + U200

I10 + I100 I20 + I200

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2. Gleichstromschaltungen

Überlagerungssatz

https://www.youtube.com/watch?v=yezfAq6UcDk

Trainingsaufgaben: Überlagerungssatz

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Ueberlagerungssatz.pdf

Überlagerungssatz vs. Quellenumformung

https://www.youtube.com/watch?v=psv6XFeIqZg

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2.11. Ersatzspannungs- und Ersatzstromquelle

2.11. Ersatzspannungs- und Ersatzstromquelle


Jede lineare Schaltung mit zwei Anschlussklemmen lässt sich auf eine reale Spannungs-
quelle bzw. eine reale Stromquelle reduzieren, die bezüglich der Klemmen das selbe
Verhalten aufweist:

Ersatzspannungsquelle:
Ersatzstromquelle:
Ri
Ik
Ri
U0

• U0 ist die Leerlaufspannung der ursprünglichen Schaltung.

• Ik ist der Kurzschlussstrom der ursprünglichen Schaltung.

• Ri ist der Innenwiderstand der Schaltung, den man zwischen den Klemmen misst,
wenn alle internen Quellen dealtiviert sind. (→ Spannungsquellen werden durch
Kurzschlüsse und Stromquellen durch Leerläufe ersetzt.)

2.11.1. Beispiel

Wir möchten die folgende Schaltung durch eine Ersatzspannungsquelle ersetzen (siehe
auch Beispiel 2.8.3):

R1 R3

U R2

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2. Gleichstromschaltungen

Schritt 1: Berechnung der Leerlaufspannung U0 :


R1 R3

R2
U R2 U0 = U · R1 +R2

Schritt 2: Bestimmung des Innenwiderstandes:


R1 R3

R1 ·R2
deaktivierte
R2 Ri = R3 + R1 +R2
Spannungs-
quelle

Ergebnis:

Ri

U0

R2
mit U0 = U · R1 +R2

R1 ·R2
und Ri = R3 + R1 +R2
.

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2.11. Ersatzspannungs- und Ersatzstromquelle

Ersatzspannungsquelle und Ersatzstromquelle

https://youtu.be/25a0lGSSbpw

Trainingsaufgaben: Ersatzspannungs- und Ersatzstromquellen

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Ersatzquellen.pdf

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2. Gleichstromschaltungen

Wheatstonebrücke in Ersatzspannungsquelle umwandeln

https://www.youtube.com/watch?v=eIkjmBt0-bQ

Übungsaufgabe: Widerstand im Brückenzweig

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a23_1.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=edjiTUXyfH8

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2.12. Leistungsanpassung

2.12. Leistungsanpassung
Welche maximale Leistung kann man einer gegebenen Quelle entnehmen?

Wie in Abschnitt 2.9 gezeigt wurde, lässt sich der Arbeitspunkt einer realen Quelle mit
Ohmschen Lastwiderstand auf graschem Wege bestimmen. Die Quelle gibt die Leis-
tung P =U ·I ab, was grasch der Fläche entspricht, die von den Koordinatenachsen
und dem Arbeitspunkt aufgespannt wird. Wie man leicht sieht, nimmt diese Fläche
ihre maximale Gröÿe ein, wenn U = U0 /2 und I = Ik /2.

U
Ri I RL > RL,opt
U0

RL,opt
U0
U0 U RL 2

RL < RL,opt

Ik
2
Ik I

U0 /2 U0
RL,opt = = = Ri
Ik /2 Ik
Eine gegebene reale Quelle gibt die maximale Leistung ab, wenn der
Lastwiderstand so groÿ ist wie der Innenwiderstand der Quelle: RL = Ri .
(U0 /2)2 U02
Die maximale Ausgangsleistung ist Pmax = RL,opt
= 4Ri
.

Herleitung: Über den Strom I im Lastwiderstand RL lässt die aufgenommene Leis-


tung in ihm berechnen.

U0
I =
Ri + RL
RL
P = I 2 · RL = U02 ·
(Ri + RL )2

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2. Gleichstromschaltungen

Nun suchen wir jenen Wert von R, bei dem P maximal wird. Wir suchen ale den
Extremwert der Funktion, wofür wir sie ableiten und die Ableitung gleich Null setzen.

  u 0 
u0 v − uv 0
Ableitungsregel : =
v v2
dP (Ri + RL )2 − RL · 2(Ri + RL ) !
= U02 · =0
dRL (Ri + RL )4

→ (Ri + RL )2 = RL · 2(Ri + RL )
Ri2 + 2Ri RL + RL2 = 2Ri RL + 2RL2
Ri2 = RL2

⇒ Ri = RL

Leistungsanpassung

https://www.youtube.com/watch?v=BJLlXUD6CsM

Trainingsaufgaben: Leistungsanpassung

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Leistungsanpassung.pdf

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2.13. Fiese Fallen  Bauelemente ohne Einuss auf den Rest der Schaltung

2.13. Fiese Fallen  Bauelemente ohne Einuss auf


den Rest der Schaltung
Gerade in Übungs- und Klausuraufgaben werden gerne Bauelemente so in Schaltungen
eingebaut, dass sie keinerlei Einuss auf den Rest der Schaltung haben. Hier stelle ich
1
meine ese Fallen vor .

2.13.1. Übersicht

a) b) c)

I R 3R

2R 6R

Abbildung 2.1.: Bauelemente ohne Einuss auf den Rest der Schaltung: a) Bauelemente
parallel zu idealen Spannungsquellen. b) Bauelemente in Reihe zu idealen Stromquellen.
c) Bauelemente im Brückenzweig einer abgeglichenen Wheatstonebrücke

Bauelemente ohne Einuss  Übersicht

https://www.youtube.com/watch?v=jWbigH2dtJ0

1 Hinweis für meine Studierenden: Seien Sie sich sicher, dass in fast jeder GET-Klausur mindestens
eine Falle auftauchen wird! Wenn nicht, habe ich sie nur vergessen.

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2. Gleichstromschaltungen

2.13.2. Schaltungsteile parallel zu idealen Spannungsquellen

Bauelemente parallel zu idealen Spannungsquellen haben keinen Einuss


auf den Rest der Schaltung! Hierfür betrachten wir Abb. 2.2. Links ist eine idea-
le Spannungsquelle U parallel zu einem Widerstand R geschaltet. An die Klemmen
können weitere Schaltungsteile angeschlossen werden. Auf diese wird R jedoch keinen
Einuss haben! Dies lässt sich zeigen, indem wir die Originalschaltung in eine äqui-
valente Ersatzspannungsquelle umwandeln (siehe Kapitel 2.11). Die Leerlaufspannung
der Schaltung ist oensichtlich U. Um den Innenwiderstand zu bestimmen, deaktivie-
ren wir die Spannungsquelle und sehen, dass der entstehende Kurzschluss für einen
Innenwiderstand Ri = 0 sorgt. Nach auÿen verhält sich die Schaltung links also genau
wie die Schaltung rechts.

Ich empfehle, nun das zweite Video Schaltungsteile parallel zu idealen Spannungsquel-
len (2/2) anzusehen.

Leerlaufspannung

U R U
Originalschaltung äquivalente Schaltung

U R U
Innenwiderstand

R Ri = 0

Abbildung 2.2.: Bauelemente parallel zu idealen Spannungsquellen haben keinen Ein-


uss auf den Rest der Schaltung!

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2.13. Fiese Fallen  Bauelemente ohne Einuss auf den Rest der Schaltung

Schaltungsteile parallel zu idealen Spannungsquellen (1/2)

https://www.youtube.com/watch?v=s7NnlvWv44A

Schaltungsteile parallel zu idealen Spannungsquellen (2/2)

https://www.youtube.com/watch?v=ze0sN_hyKVw

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2. Gleichstromschaltungen

2.13.3. Schaltungsteile in Reihe zu idealen Stromquellen

Bauelemente in Reihe zu idealen Stromquellen haben keinen Einuss auf


den Rest der Schaltung! In Abb. 2.3 ist in Reihe zur idealen Stromquelle I der
Widerstand R geschaltet. Wir wandeln die Schaltung nun in eine äquivalente Ersatz-
stromquelle um (siehe ebenfalls Kapitel 2.11). Der Kurzschlussstrom der Schaltung
ist I, der Innenwiderstand ist unendlich groÿ. Die Schaltung verhält sich nach Auÿen
also wie eine ideale Stromquelle.

Ich empfehle, nun das zweite Video Schaltungsteile in Reihe zu idealen Stromquellen
(2/2) anzusehen.

Kurzschlussstrom

I R

I
Originalschaltung äquivalente Schaltung

I R I

Innenwiderstand

Ri = ∞

Abbildung 2.3.: Bauelemente in Reihe zu idealen Stromquellen haben keinen Einuss


auf den Rest der Schaltung!

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2.13. Fiese Fallen  Bauelemente ohne Einuss auf den Rest der Schaltung

Schaltungsteile in Reihe zu ideale Stromquellen (1/2)

https://www.youtube.com/watch?v=Vl3DhEZNwzM

Schaltungsteile in Reihe zu ideale Stromquellen (2/2)

https://www.youtube.com/watch?v=1-gDq6f9pAM

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2. Gleichstromschaltungen

2.13.4. Passive Schaltungsteile im Brückenzweig einer


abgeglichenen Wheatstonebrücke

Passive Schaltungsteile im Brückenzweig einer abgeglichenen Wheatstone-


brücke haben keinen Einuss auf den Rest der Schaltung. Dieses Phänomen
wurde bereits auf Seite 48 erläutert.

Schaltungsteile im Brückenzweig einer abgeglichenen Brücke (1/2)

https://www.youtube.com/watch?v=LJeSF7c2lWw

Schaltungsteile im Brückenzweig einer abgeglichenen Brücke (2/2)

https://www.youtube.com/watch?v=s-VghFo7_Yo

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2.13. Fiese Fallen  Bauelemente ohne Einuss auf den Rest der Schaltung

Trainingsaufgaben: Einussfreie Bauelemente

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_einussfreie_Bauelemente.pdf

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2. Gleichstromschaltungen

2.14. Knotenpotentialverfahren
Das Knotenpotentialverfahren ist ein Lösungsschema, mit dessen Hilfe die Spannun-
gen innerhalb einer Schaltung berechnet werden können. Dabei muss man nur einem
klar denierten Ablauf folgen, der so eindeutig ist, dass man ihn 1:1 in ein Compu-
terprogramm umsetzen kann. Bevor wir zum Kochrezept kommen, werden wir uns
ersteinmal klar machen, warum das Verfahren funktioniert.
Wir betrachten die Schaltung nach Abb. 2.4. Wir haben die Knoten von 0 bis 2
durchnummeriert, kennen die Werte Bauelemente aller Bauelemente und suchen die
eingezeichneten Spannungen U10 und U20 . Nun können wir mit Hilfe des Maschensatzes

1 2

I1 G3

G1 U10 U20 G2

I2

Abbildung 2.4.: Schaltung, von der die Spannungen U10 und U20 gesucht werden

den Spannungsabfall an G3 bestimmen und mit dem Ohmschen Gesetz die Ströme
durch die Leitwerte, siehe Abb. 2.5. Durch Anwendung des Knotensatzes bei beiden

U10 − U 20 (U10 − U20 ) · G3


1 2

I1 U10 · G1 G3 U20 · G2

G1 U10 U20 G2

I2

Abbildung 2.5.: Berechnung der Zweigströme

Knoten erhalten wir folgende Gleichungen:

I1 − G1 · U10 − G3 · (U10 − U20 ) = 0 (2.1)

G3 · (U10 − U20 ) − G2 · U20 − I2 = 0 (2.2)

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2.14. Knotenpotentialverfahren

Diese Gleichungen (2.1) und (2.2) lassen sich so umformen, dass U10 und U20 jeweils
alleine stehen:

(G1 + G3 ) · U10 − G3 · U20 = I1 (2.3)

−G3 · U10 + (G2 + G3 ) · U20 = −I2 (2.4)

Nun schreiben wir (2.3) und (2.4) als Matrixgleichungssystem:

     
G1 + G3 −G3 U10 I1
· = (2.5)
−G3 G2 + G3 U20 −I2

Die Lösung von (2.5) liefert die gesuchten Knotenpotentiale U10 und U20 .

2.14.1. Das Kochrezept zum Knotenpotentialverfahren

Auf das Gleichungssystem (2.5) können wir auch kommen ohne die Schaltung vorher
zu analysieren. Wir müssen nur folgende Schritte durchführen:

Vorbereitung

1. Knoten durchnummerieren von 0 bis n.

2. Alle realen Spannungsquellen in reale Stromquellen umwandeln.

3. Alle Widerstände durch Leitwerte ausdrücken (bzw. alle Impedanzen durch


Admittanzen bei Wechstelstromschaltungen).

Gleichungssystem aufstellen

1. Leitwertmatrix:
Hauptdiagonale Gii : Summe aller Leitwerte, die direkt mit Knoten i verbun-
den sind.
Nebenelemente Gij : Negative Summe aller Leitwerte, die Knoten i direkt mit
dem Knoten j verbinden.

2. Lösungsvektor: Knotenpotentiale U10 , U20 , ... Un0 .

3. Rechte Seite Ii : Summe der Quellenströme, die in Knoten i hineinieÿen (po-


sitives Vorzeichen) und herausieÿen (negatives Vorzeichen).

Gleichungssystem lösen
Wir erhalten die gesuchten Knotenpotentiale U10 , U20 , ... Un0 .

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2. Gleichstromschaltungen

Knotenpotentialverfahren  Das Kochrezept

https://www.youtube.com/watch?v=SxBQ7VUgzEM

Trainingsaufgaben: Knotenpotentialverfahren

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Knotenpotentialverfahren.pdf

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2.14. Knotenpotentialverfahren

Übungsaufgabe: Knotenpotentialverfahren, Matrixgleichungssystem aufstellen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aKnotenpotential_01.pdf
https://youtu.be/HQbA8F0t2jw

Übungsaufgabe: Knotenpotentialverfahren, einfach

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a132_1.pdf
https://youtu.be/FSpdFFIcIy8

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2. Gleichstromschaltungen

Übungsaufgabe: Knotenpotentialverfahren

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a132_4.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=VEoIlvLrN7A

2.14.2. Umgang mit idealen Spannungsquellen

Möchten wir das Knotenpotentialverfahren bei einer Schaltung anwenden, wie ideale
Spannungsquellen enthält, müssen wir uns zuerst eines Tricks bedienen. Abb. 2.6 zeigt
ein solches Beispiel.

G1 G3

G5
U 1 2

G2 G4

Abbildung 2.6.: Hier funktioniert das Kochrezept nicht, da wir die ideale Spannungs-
quelle nicht in eine Stromquelle umwandeln können

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2.14. Knotenpotentialverfahren

Wir wenden einen ranierten Trick an. Um aus der idealen Spannungsquelle eine
reale Spannungsquelle machen, benötigen wir einen Innenwiderstand in Reihe zu ihr.
In der Schaltung Abb. 2.7 links ist eine ideale Spannungsquelle vorhanden. Sie bewirkt,
dass zwischen dem Punkt ganz oben und den oberen Anschlüssen der Widerstände die
Spannung U abfällt. Die oberen Anschlüsse der Widerstände liegen auf dem selben
Potential.
Nun schieben wir die Spannungsquelle nach unten durch den Knoten, wodurch die
auch geklont wird, siehe Abb. 2.7 rechts. Wir stellen fest, dass sich an den Spannungs-
verhältnissen in der Schaltung nichts geändert hat. Jedoch haben wir es geschat, aus
der idealen Spannungsquelle zwei reale Spannungsquellen zu machen. Diese lassen sich
in reale Stromquellen umwandeln, so dass wir das Knotenpotentialverfahren anwenden
können.

U U U U

U U
-U+U
=
0V 0V

Abbildung 2.7.: Durch das Schieben der Spannungsquelle durch den Knoten erhalten
wir die für das Knotenpotentialverfahren benötigten reale Spannunsgquellen

In Abb. 2.8 wird der beschriebene Trick auf die Schaltung aus Abb. 2.6 angewendet.
Besonders erfreulich ist, dass wir hierbei die Anzahl der Knoten reduzieren, wodurch
das zu lösende Gleichungssystem kleiner wird.
Nun können wir direkt das Gleichungssystem aufstellen:

     
G1 + G2 + G5 −G5 U10 U · G1
· =
−G5 G3 + G4 + G5 U20 U · G3

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2. Gleichstromschaltungen

U U

G1 G3
G1 G3
U · G1 U · G3
G5 G5
1 2 1 2

G2 G4 G2 G4

0 0

Abbildung 2.8.: Durch das Verschieben der ideale Spannungsquelle aus Abb. 2.6 wird
das Knotenpotentialverfahren anwendbar. Der Knoten 3 fällt nun mit Knoten 0 zusam-
men, wodurch sich das aufzustellende Gleichungssystem um eine Dimension verkleinert

Knotenpotentialverfahren  ideale Spannungsquellen

https://www.youtube.com/watch?v=xjH29tZZ2_c

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3. Transiente Eekte
3.1. Ströme und Spannungen an Spulen und
Kondensatoren
Im Folgenden werden wir zwei weitere ideale Bauelemente einführen: Den Kondensator
mit der Kapazität C und die Spule mit der Induktivität L. Zusammen mit dem Wider-
stand und mit der idealen Spannungs- und Stromquelle kennen wir dann alle idealen
linearen Bauelemente der Elektrotechnik.

3.1.1. Der Kondensator

Ein Kondensator besteht aus zwei voneinander isolierten elektrisch leitfähigen Platten.
Da die Platten voneinander isoliert sind, kann kein Gleichstom durch das Bauelement
ieÿen.
Wir stellen uns nun einen ungeladenen Kondensator vor. Ein Strom beginnt zu ie-
ÿen und befördert positive Ladungen auf die obere Kondensatorplatte. Diese positiven
Ladungen stoÿen gleichartige Ladungen von der unteren Platte ab, welche durch den
unteren Anschluss abieÿen. Zurück bleibt eine negativ geladene untere Platte. Durch
die gegensätzlichen Ladungen entsteht ein elektrisches Feld zwischen den Platten, wel-
ches einen Spannungsabfall zur Folge hat.

Der Spannungsabfall U am Kondensator mit der Kapazität C wird durch die Ladungs-
menge Q auf seinen Platten bestimmt:

Q
U=
C

83
3. Transiente Eekte

Leiten wir diese Funktion nach der Zeit ab, erhalten wir

du(t) 1 dq(t)
= ·
dt C dt

Die zeitlich Ableitung der Ladung (also die Änderung der Ladungsmenge auf den Kon-
densatorplatten) entspricht dem elektrischen Strom, der in den Kondensator hinein
oder herausieÿt. Wir erhalten so die

Bauelementgleichung des Kondensators:

iC (t) = C dudt
C (t)

uC (t) C

Eine wichtige Konsequenz aus dem Zusammenhang von Strom und Spannung am
Kondensator ist, dass sich die Spannung nicht sprunghaft ändern kann! Denn damit sich
die Spannung ändert, muss zunächst ein Strom ieÿen, damit sich die Ladungsmenge
auf den Platten ändert. Man sagt auch: Die Spannung am Kondensator ist stetig.

Der Kondensator im Gleichstomkreis

In einem eingeschwungenen Gleichstromkreis sind alle Ströme und Spannungen kon-


stant, somit auch die Spannung an einem Kondensator. Dies bedeutet, dass die zeitliche
Ableitung duC (t)/ dt Null ist, und damit kein Strom durch den Kondensator ieÿt. Dies
ist nicht weiter verwunderlich, denn der Kondensator besteht ja aus zwei voneinander
isolierten Platten.
Der Kondensator verhält sich im eingeschwungenen Gleichstromnetzwerk
wie ein Leerlauf.

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3.1. Ströme und Spannungen an Spulen und Kondensatoren

Strom und Spannung am Kondensator

https://www.youtube.com/watch?v=lKDN311Rjb0

3.1.2. Die Spule

Eine Spule besteht im einfachsten Fall aus einem aufgewickelten Draht. Legt man nun
eine Spannung an die Spule, so beginnt ein Strom zu ieÿen. Ein Stromuss hat jedoch
immer ein magnetisches Feld zur Folge (man erinnere sich an die Rechte-Hand-Regel:
Der Daumen zeigt in die Richtung des Stromes, die Finger in Richtung der magne-
tischen Feldlinien). Gemäÿ der Lenzschen Regel wirkt ein sich änderndes Magnetfeld
seiner Ursache entgegen. Sie bewirkt, dass der Stromuss verzögert wird.

U ~
H

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3. Transiente Eekte

Flieÿt ein Gleichstrom durch eine (ideale) Spule, fällt keine Spannung an ihr ab, sie
wirkt wie ein Kurzschluss. Erst wenn sich der Strom (also die Ursache des magnetischen
Feldes) ändert, kommt es zum Spannungsabfall. Mit Hilfe dieser Überlegungen erhalten
wir die

Bauelementgleichung der Spule:

iL (t)

L uL (t) = L didt
L (t)

Die Spule im Gleichstomkreis


In einem eingeschwungenen Gleichstromkreis ieÿt ein konstanter Gleichstrom durch
die Spule. Der Spannungsabfall ist also Null.
Die Spule verhält sich im eingeschwungenen Gleichstromnetzwerk wie ein
Kurzschluss.

Strom und Spannung an der Spule

https://www.youtube.com/watch?v=wbCAlXB3Cbk

3.2. Transiente Vorgänge


Bislang haben wir nur den sogenannten eingeschwungenen Zustand einer Schaltung
betrachtet. Dies bedeutet, dass alle vorkommenden Gleichspannungen und -ströme ih-
ren Wert nicht ändern. Nun haben wir jedoch kennengelernt, dass sich weder die Span-

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3.2. Transiente Vorgänge

nung an einem Kondensator noch der Stromuss durch eine Spule sprunghaft ändern
kann.

Was passiert nun in einer Schaltung, direkt nachdem sie mit ihrer Versorgungsspan-
nung verbunden wird? Wir gehen davon aus, dass alle Ströme und Spannungen im
ausgeschalteten Zustand Null waren. Wenn wir nun die Schaltung in Betrieb nehmen
und lange genug warten, stellt sich der eingeschwungene Zustand ein; alle Konden-
satoren verhalten sich wie Leerläufe (es kann also eine konstante Spannung an ihnen
abfallen) und alle Spulen wie Kurzschlüsse (es kann ein konstanter Strom durch sie
ieÿen).

In der Zwischenzeit muss etwas passieren, was wir bislang nicht kennen. Denn weder
die Spannungen an den Kondensatoren noch die Ströme durch die Spulen können sich
sprunghaft von Null auf ihren nalen Wert ändern.

Wir betrachten drei Beispiele.

3.2.1. Beispiel 1: Entladevorgang eines Kondensators

• Ein Kondensator mit der Kapazität C sei auf die Spannung U0 geladen.

• Zum Zeitpunkt t0 wird er mit einem Widerstand R verbunden.

• Nun wird ein Strom ieÿen und der Kondensator wird sich mit der Zeit vollständig
entladen.

Wir möchten nun den genauen zeitlichen Verlauf der Kondensatorspannung u(t) be-
rechnen.

t = t0

C u(t) R

Wir analysieren die Schaltung, bevor und nachdem wir den Schalter geschlossen haben.

Vor dem Schlieÿen des Schalters ist die Kondensatorspannung konstant und es ieÿt
kein Strom:

u(t ≤ t0 ) = U0 .

Nach dem Schlieÿen des Schalters sieht der Stromkreis folgendermaÿen aus:

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3. Transiente Eekte

i(t)

C u(t) R

Wir benötigen die Bauelementgleichungen des Kondensators und des Widerstands. Bei
dem Kondensator müssen wir beachten, dass er entladen wird. Strom und Spannung
zeigen in entgegengesetzte Richtungen (Erzeugerzählpfeilsystem!). Wie in Abschnitt 1.5
auf Seite 16 erläutert wurde, müssen wir in die Gleichung des Kondensators ein nega-
tives Vorzeichen einfügen.

du(t)
i(t) = −C
dt
u(t) = R · i(t)

Diese Gleichungen können wir ineinander einsetzen und umstellen:

 
du(t)
u(t) = R · −C
dt

du(t)
→ RC · + u(t) = 0
dt

In dieser Gleichung steht nicht nur unsere gesuchte Funktion u(t), sondern auch deren
zeitlich Ableitung. Wir nennen eine solche Gleichung lineare inhomogene Dierential-
1
gleichung 1. Ordnung.

Eine lineare inhomogene Dierentialgleichung 1. Ordnung der Form

dx(t)
τ· + x(t) = const
dt
besitzt die Lösung
t−t0
x(t) = k1 + k2 · e− τ .

1 Linear, weil keine quadratischen Terme, e-Funktionen o. Ä. vorhanden sind. Inhomogen, weil auf der
rechten Seite des Gleichheitsszeiches keine Null steht. Dierentialgleichung, weil auch Ableitungen
(also Dierentiale) auftauchen. 1. Ordnung, weil nur die erste Ableitung vorhanden ist.

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3.2. Transiente Vorgänge

Schritt 1: Aufstellen der Dierentialgleichung

https://www.youtube.com/watch?v=pPV1xQ0KLxg

Trainingsaufgaben: Aufstellen der Dierentialgleichung

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Dierentialgleichung_aufstellen.pdf

In unserem Beispiel ist die Zeitkonstante τ = R·C . Für den gesuchten zeitlichen Verlauf
der Spannung ergibt sich also

t−t0
u(t) = k1 + k2 · e− R·C .

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3. Transiente Eekte

Die noch unbekannten Konstanten k1 und k2 erhalten wir mit Hilfe der sogenannten
Randbedingungen. Wir setzten die Werte t → ∞ und t = t0 in die Lösungsgleichung
ein und überlegen uns, welche Werte u(t) zu diesen Zeitpunkten besitzt:

u(t → ∞) = k1 + k2 e−∞ = k1 = 0
(Bei t→∞ ist der Kondensator vollständig entladen.)

u(t = t0 ) = k1 + k2 e0 = k1 + k2 = U0
→ k2 = U0
t−t0
⇒ u(t) = U0 e− RC
Schritt 2: Lösen Dierentialgleichung

https://www.youtube.com/watch?v=8rwNwTiGdiM

Trainingsaufgaben: Randbedingungen

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Randbedingungen.pdf

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3.2. Transiente Vorgänge

Nun zeichnen wir den Spannungsverlauf. Bevor der Schalter geschlossen wurde, ist
die Kondensatorspannung konstant U0 . Danach nimmt sie exponentiell ab. Der Wert
der Zeitkonstanten τ bestimmt die Anfangssteigung der e-Funktion.

u(t)

U0

t0 t0 + τ t

Schritt 3: Zeichnen des zeitlichen Verlaufs

https://www.youtube.com/watch?v=LDlFvfFg1Xs

3.2.2. Beispiel 2: Auadevorgang eines Kondensators

Wir betrachten die unten stehende Schaltung.

U0
• Der Kondensator C ist zunächst auf die Spannung uC (t ≤ t0 ) = 2
geladen.

• Der Schalter wird zum Zeitpunkt t = t0 geschlossen.

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3. Transiente Eekte

t = t0 R

U0 C uC (t)

Wir möchten den Spannungsverlauf uC (t) am Kondensator berechnen.


Hierfür betrachten wir die Schaltung nach dem Schlieÿen des Schalters:

uR (t)

i(t) R

U0 C uC (t)

In dieser Schaltung sind drei Gröÿen unbekannt: i(t), uR (t) und uC (t). Wir benötigen
also drei Gleichungen, um die Aufgabe zu lösen.

Bauelementgleichungen : uR (t) = R · i(t)


duC (t)
i(t) = C ·
dt
Maschensatz : uR (t) + uC (t) = U0
Setzen wir diese drei Gleichungen ineinander ein, erhalten wir direkt die gesuchte Dif-
ferentialgleichung:
duC (t)
RC · + uC (t) = U0
dt
Die Lösung dieser Gleichung ist
t−t0
uC (t) = k1 + k2 e− RC .
Über die Randbedingungen erhalten wir k1 und k2 :

uC (t → ∞) = k1 = U0
U0
uC (t = t0 ) = k1 + k2 =
2
U0
→ k2 = −
2
Somit ist der zeitliche Verlauf der Kondensatorspannung

U0 − t−t0
uC (t) = U0 − e RC .
2

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3.2. Transiente Vorgänge

uC (t)

U0

U0
2

t0 t0 + τ t

Übungsaufgabe: Umladevorgang am Kondensator

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a57_3.pdf
https://youtu.be/O014QuzzbcA

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3. Transiente Eekte

Übungsaufgabe: Umladevorgang am Kondensator

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aEinschwingvorgang_3.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=GyfwK9u7uqI

Übungsaufgabe: Zyklisches Auf- und Entladen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a57_2.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=QJCv1V-fjIo

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3.2. Transiente Vorgänge

Übungsaufgabe: RC-Einschwingvorgang, komplizierter

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a57_13.pdf
https://youtu.be/62ITKAVs6qA

Übungsaufgabe: Kondensator-Auadevorgang mit komplizierter Beschaltung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a57_8.pdf
https://youtu.be/zdOOc4ncQcw

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3. Transiente Eekte

Übungsaufgabe: Schaltung mit zwei Kondensatoren

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aEinschwingvorgang_4.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=_oqEzoUItFM

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3.2. Transiente Vorgänge

3.2.3. Beispiel 3: Auadevorgang einer Spule

In der folgenden Schaltung wird der Schalter zum Zeitpunkt t = t0 geschlossen:

t = t0 R

U0 L

i(t)

Wir möchten den zeitlichen Verlauf des Stromes i(t) berechnen. Nach dem Schlieÿen
des Schalters sieht die Schaltung folgendermaÿen aus:

uR (t)

U0 L uL (t)

i(t)

Bauelementgleichungen : uR (t) = R · i(t)


di(t)
uL (t) = L ·
dt
Maschensatz : uR (t) + uL (t) = U0

di(t)
→ R · i(t) + L = U0
dt
L di(t) U0
→ · + i(t) =
R dt R
t−t0
⇒ i(t) = k1 + k2 e− L/R
U0
i(t → ∞) = k1 =
R
i(t = t0 ) = k1 + k2 = 0
U0
→ k2 = −
R
U0 U0 − t−t0
⇒ i(t) = − e L/R
R R

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3. Transiente Eekte

i(t)

U0
R

t0 t0 + τ t

Übungsaufgabe: Einschwingvorgang an der Spule

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_67_4.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=R0iSDJG101s

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3.3. Direkte Bestimmung der Zeitkonstante τ

Übungsaufgabe: RL-Einschwingvorgang

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a67_3.pdf
https://youtu.be/Qlpgv0IT2jk

Übungsaufgabe: Spule im Brückenzweig

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a67_6.pdf
https://youtu.be/4aOQdmyZ5P0

3.3. Direkte Bestimmung der Zeitkonstante τ


Mit dem eben vorgestellten Verfahren lassen sich Einschwingvorgänge in Gleichstrom-
schaltungen berechnen, die nur einen Kondensator oder eine Spule beinhalten. Wir
werden immer zu der Dierentialgleichung

dx(t)
τ· + x(t) = const
dt

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3. Transiente Eekte

mit der Lösung


t−t0
x(t) = k1 + k2 · e− τ

gelangen, wobei x(t) entweder für die Kondensatorspannung oder den Spulenstrom
steht. Das Aufstellen der Dierentialgleichung bereitet die meiste Mühe und wird nur
benötigt, um die Zeitkonstante τ zu gewinnen. Wir können uns eine Menge Arbeit
sparen und τ direkt aus der Schaltung ablesen. Dies wird an einem Beispiel verdeutlicht.

In der folgenden Schaltung wird der Schalter zum Zeitpunkt t = t0 geschlossen.

t = t0
Ri

R C uRC (t)

U0

Wir möchten die Dierentialgleichung aufstellen, deren Lösung uRC liefert, um die
Zeitkonstante τ zu bestimmen. Hierfür betrachten wir die Schaltung nach Schlieÿen
des Schalters:

i(t)

iR (t) iC (t)
uRi (t) Ri

R C uRC (t)

U0

Knotensatz : i(t) =iR (t) + iC (t)


Maschensatz : U0 =uRi (t) + uRC (t)
Bauelemente : uRi (t) =Ri · i(t)
uRC (t) =R · iR (t)
duRC (t)
iC (t) = C
dt

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3.3. Direkte Bestimmung der Zeitkonstante τ

Bestimmung der Dierentialgleichung durch inneinander Einsetzen der Gleichungen:

uRi (t) uRC (t) duRC (t)


Knotensatz mit Bauelementgleichungen : = +C
Ri R dt

U0 − uRC (t) uRC (t) duRC (t)


uRi (t) mit Maschensatz ersetzen : = +C
Ri R dt
 
U0 1 1 duRC (t)
Term umsortieren : = uRC (t) + +C
Ri R Ri dt

C duRC (t) U
⇒ 1 1 · + uRC (t) =  0 
+ dt R1 R1 + 1
| {z R}i
R Ri

Die lange Rechnung brachte uns zu dem Ergebnis, dass

1
τ =C· 1 1 = C · (R||Ri ).
R
+ Ri

Das können wir auch direkt aus der Schaltung ablesen. Hierfür deaktivieren wir alle
Quellen und berechnen den Gesamtwiderstand Rges der Schaltung aus Sicht des Kon-
densators :

Ri

R C

Rges = Ri ||R

Um die Zeitkonstante τ direkt zu erhalten, bestimmen wir den Widerstand Rges


der Schaltung aus Sicht des speichernden Bauelements (Kondensator oder Spule).

τ = Rges · C

L
bzw. τ =
Rges

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3. Transiente Eekte

Trainingsaufgaben: Direktes Bestimmen von τ

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Transiente_Vorgaenge_tau_bestimmen.pdf

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4. Periodische Signale
4.1. Parameter von periodischen Signalen
Ein Signal heiÿt periodisch, wenn es sich nach der Periodendauer T exakt identisch wie-
derholt. Dieser Vorgang besitzt bei der idealisierten Betrachtungsweise keinen Anfang
und kein Ende (das Signal war schon immer da und wird immer da sein).

x(t)

T t

−x̂

Die folgenden Parameter werden zur Charakterisierung verwendet:

x̂ : Amplitude
T : Periodendauer
1
f= : Frequenz
T

ω = 2πf = : Kreisfrequenz
T

Im Folgenden werden weitere wichtige Kenngröÿen von periodischen Signalen vorge-


stellt.

103
4. Periodische Signale

4.1.1. Mittelwert

Der Mittelwert ist der zeitlich durchschnittliche Wert einer Funktion. Wie man den
Mittelwert berechnet, haben Sie wahrscheinlich bereits in der Grundschule gelernt, als
es darum ging, die Durchschnittsnote einer Klassenarbeit zu berechnen. Sie haben dafür
die Noten aller Arbeiten addiert und durch die Anzahl der Kinder geteilt:

Note1 + Note2 + ... + Noten


Durchschnittsnote = .
Anzahl der Kinder

Mittlerweile würden Sie eine kompaktere Schreibweise verwenden:

1 X
N
Durchschnittsnote = Notei ,
N i=1

wobei N die Anzahl der Kinder ist.

Nun haben wir es mit Zeitsignalen x(t) zu tun, die nicht aus abzählbaren Elementen
bestehen. (Wir nennen sie kontinuierliche Signale, im Gegensatz zu den diskreten Si-
gnalen.) Den Mittelwert können wir aber auf die selbe Art berechnen, nur verwenden
wir eine Integration statt der Summe:

Mittelwert eines periodischen Signals x(t):


tZ
0 +T
1
x(t) = x(t) dt
T
t0

Um den Mittelwert einer periodischen Funktion zu berechnen, integrieren wir die


Funktion über eine Periode (wobei es geal ist, an welcher Stelle t0 wir beginnen) und
teilen das Ergebnis durch die Periodendauer T.

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4.1. Parameter von periodischen Signalen

4.1.2. Eektivwert

Der Sinn der Eektivwertes soll anhand eines Beispiels veranschaulicht werden.

Ein Heizstrahler wird an einer sinusförmigen Spannung betrieben:


u(t) = û · sin(ωt).
Welche Heizleistung gibt das Gerät ab? (Wir gehen davon aus, dass sämtliche elektri-
sche Energie in Wärme umgesetzt wird.)

u(t) u2 (t)
p(t) = u(t) · i(t) = u(t) · =
R R
(R ist der Widerstand der Heizwendel.) An unserem 50 Hz-Stromnetz wird die Heiz-
wendel also 100 mal pro Sekunde ein- und ausgeschaltet, wie man am zeitlichen Verlauf
von p(t) erkennen kann:

u(t)/û
1
p(t)/pmax

0,5
0.5

00

-0,5
-0.5

-1
-1
0 0.5 1 1.5 2
0,5 1 1,5
t/T

Dies entspricht nicht unserer Alltagserfahrung. Ein Heizlüfter wird nicht schnell ab-
wechselnd heiÿ und kalt. In der Tat ist das Material der Heizwendel thermisch zu träge,
um sich so schnell zu erwärmen und abzukühlen. Es stellt sich die mittlere Leistung
ein:

ZT
1 u2 (t)
P = · dt
T R
0
ZT
1 1
= · u2 (t) · dt
R T
0
2
Ueff
=
R

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4. Periodische Signale

Ueff : Eektivwert v
u tZ0 +T
u
u1
Ueff =t u2 (t) · dt
T
t0

Der Eektivwert einer periodischen Spannung (oder eines periodischen Stroms) ent-
spricht dem Wert einer Gleichspannung (eines Gleichstroms), der in einer ohmschen
Last die selbe Leistung umsetzt.

Eektivwert  Was ist das?

https://www.youtube.com/watch?v=BxGRvNFajZI

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4.1. Parameter von periodischen Signalen

Beispiel: Eektivwert einer sinusförmigen Spannung


u(t) = û sin(ωt)
ZT
2 1
→ Ueff = (û sin(ωt))2 dt
T
0
ZT
1 1
= û2 · (1 − cos(2ωt)) dt
T |2 {z }
0
sin2 (ωt)
 T  
û2 1 2π
= t− sin(2ωt) ω=
2T 2ω 0 T
 
 
   
û2 
 T 2π T 

= T − · sin 2 · · T −0 + sin(0)
2T  4π T 4π | {z }
 | {z } 0 
 0 
| {z }
0
2

=
2

Eektivwert einer sinusförmigen Spannung mit der Amplitude û:



Ueff = √
2

Eektivwerte von Sinus, Dreieck und Rechteck

https://www.youtube.com/watch?v=TLanCggZAMI

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4. Periodische Signale

4.1.3. Eektivwert eines Signals mit Gleichanteil

Wir möchten den Eektivwert der Spannung u(t) = U0 + û sin(ωt) berechnen.

u(t)

U0 + û

U0

U0 − û

ZT
1
2
Ueff = (U0 + û sin(ωt))2 dt
T
0

ZT ZT ZT
1 1 1
= U02 dt + 2U0 û sin(ωt) dt + (û sin(ωt))2 dt
T T T
0 0 0
| {z } | {z } | {z }
U02 0 û2 /2

s  2

⇒ Ueff = U02 + √
2

2
Es fällt auf, dass es sich bei U0 um das Quadrat des Gleichanteils handelt und bei
√ 2
(û/ 2) um das Quadrat des Eektivwerts einer mittelwertfreien Sinusspannung mit
der Amplitude û.

Man kann jede periodische Funktion in einen Gleich- und einen Wechselanteil zerlegen:

u(t) = U0 + û sin(ωt)

= U0 + u∼ (t)
|{z} | {z }
Gleichanteil Wechselanteil


Ueff∼ = √
2

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4.1. Parameter von periodischen Signalen

Der Eektivwert eines Wechselsignals mit überlagertem Gleichanteil U0 kann


folgendermaÿen berechnet werden:

q
Ueff = 2
U02 + Ueff∼

Ueff∼ ist der Eektivwert des Wechselanteils.

Eektivwert einer periodischen Wechelgröÿe mit Gleichanteil

https://youtu.be/XBQymWTZpC4

Trainingsaufgaben: Eektivwerte ohne Integrale berechnen

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Eektivwerte_ohne_Integrale_berechnen.pdf

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4. Periodische Signale

4.1.4. Gleichrichtwert

Auch der Gleichrichtwert soll anhand eines Beispiels verdeutlicht werden.

Frage: Welchen Wert zeigt ein Drehspulmessgerät (ein klassisches Zeigermessgerät) an?

• Der Zeiger bewegt sich proportional zum anliegenden Signal (Spannung oder
Strom).
→ Das funktioniert hervorragend für Gleichspannungen und Gleichströme.

• Bei Wechselsignalen versucht der Zeiger dem Signalverlauf zu folgen, ist aber
mechanisch zu träge und verharrt auf dessen Mittelwert. (Messen Sie also die
Spannung an einer Steckdose mit einem Gleichspannungsmessgerät, so zeigt es
Null an!)

• Lösung des Problems: Im Wechselspannungs- (oder Wechslstrom-) Messbereich


wird das Signal zunächst gleichgerichtet. Dies geschieht mit einer Gleichrichter-
schaltung. Unabhängig von der Polatität der Eingangsspannung ist die Ausgangs-
spannung dieser Schaltung immer positiv:

u(t) |u(t)|

t t

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4.1. Parameter von periodischen Signalen

Einweg- und Zweiweggleichrichter

https://www.youtube.com/watch?v=NpEb-DUJafY

• Der Zeiger versucht nun, dem Verlauf des gleichgerichteten Signals zu folgen.
Doch noch immer ist er hierfür zu träge und zeigt dessen Mittelwert an, der
Gleichrichtwert heiÿt.

Gleichrichtwerts eines Signals x(t):


tZ
0 +T
1
|x(t)| = |x(t)| dt
T
t0

Gleichrichtwerte von Sinus, Dreieck und Rechteck

https://www.youtube.com/watch?v=FVx0F3fhBWE

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4. Periodische Signale

• Der Zeiger schlägt also proportional zum Gleichrichtwert aus. Wir sind jedoch
interessiert an dem Eektivwert!

• Aus diesem Grund ist die Skala hinter dem Zeiger so dimensioniert, dass wir den
Eektivwert ablesen können, wenn wir eine sinusförmige Gröÿe messen.

langsamer Form-
Gleichrichter Zeiger faktor
1
RT
u(t) |u(t)| T
|u(t)| dt Fsin Ueff
0

Nur für sinusförmige Signale!

• Dies wird erreicht, indem der Gleichrichtwert mit dem Formfaktor Fsin für sinus-
förmige Signale multipliziert wird.

Der Formfaktor
Ueff Ieff
F = oder F =
|u(t)| |i(t)|

u(t) = û sin(ωt)
ZT
1
|u(t)| = |û sin(ωt)| dt
T
0
ZT /2
2
= û sin(ωt) dt
T
0
 T /2  
2û 1 2π
= (− cos(ωt)) ω=
T ω 0 T
 
 
2û T  2π T 

= · − cos · + cos(0)
T 2π  T 2 
| {z }

| {z }
=2
2û
=
π
√û
2 π
⇒ Fsin = 2û
= √ ≈ 1, 11
π 2 2

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4.1. Parameter von periodischen Signalen

Welche Werte zeigt ein Drehspulmessgerät bei Rechteck- und


Dereiecksignalen?
Rechtecksignale ( T
û , 0≤t< 2
u(t) =
T
−û , 2
≤t<T

u(t) |u(t)|
û û
T
T T
2
t 2
T t
−û

ZT ZT
1 1
|u(t)| = |u(t)| dt = û dt = û
T T
0 0
→ Das Drehspulmessgerät zeigt 1, 11 · û.

Dreiecksignale
u(t) |u(t)|
û û
T
T T T 3T
2
t 4 2 4
T t
−û

ZT /4 
4 û
|u(t)| = − t + û dt
T T /4
0

 T /4
4 4û 1 2
= − · t + ût
T T 2 0
 
4 4û 1 T 2 T
= − · + û
T T 2 16 4


=
2
1,11
→ Das Drehspulmessgerät zeigt
2
· û.

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4. Periodische Signale

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5. Wechselstromschaltungen
5.1. Sinusförmige Ströme und Spannungen an
Kondensatoren und Spulen
In Kapitel 3 (siehe Teil 1 dieses Skripts) haben wir gelernt, dass am Kondensator der
Zusammenhang zwischen Strom und Spannung wie folgt deniert ist:

iC (t) = C dudt
C (t)

uC (t) C

Wir gehen nun davon aus, dass die Spannung bekannt ist:

uC (t) = û sin(ωt).

Laut der Bauelementgleichung gilt für den Strom


d û sin(ωt)
iC (t) = C
dt
= C ûω cos(ωt)
 π
= ûωC sin ωt + .
2

Es ieÿt ein ebenfalls sinusförmiger Strom, der jedoch eine Phasenverschiebung zur
Spannung aufweist. Bei einem (idealen) Kondensator eilt der Strom der Spannung um
90◦ voraus.

115
5. Wechselstromschaltungen

Strom und Spannung am Kondensator

https://www.youtube.com/watch?v=lKDN311Rjb0

Ähnlich verhält es sich bei einer Spule, deren Bauelementgleichung wir ebenfalls in
Kapitel 3 kennengelernt haben:

iL (t)

L uL (t) = L didt
L (t)

Nun sei der Strom gegeben:

iL (t) = ı̂ sin(ωt)

Laut der Bauelementgleichung gilt für die Spannung


d ı̂ sin(ωt)
uL (t) = L
dt
= Lı̂ω cos(ωt)
 π
= ı̂ωL sin ωt + .
2

Es stellt sich eine sinusförmige Spannung ein, die dem Strom um 90◦ voraus eilt.

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5.1. Sinusförmige Ströme und Spannungen an Kondensatoren und Spulen

Strom und Spannung an der Spule

https://www.youtube.com/watch?v=wbCAlXB3Cbk

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5. Wechselstromschaltungen

5.2. Spannungen im Wechselstromkreis


In der folgenden Schaltung treibt eine ideale Stromquelle einen sinusförmigen Strom
durch die Reihenschaltung aus R, L, und C. Dieser Strom verursacht die drei einge-
zeichneten Spannungsabfälle an den Bauteilen:

R Rı̂ · sin(ωt)

ı̂ · sin(ωt)
π

u(t) L ωLı̂ · sin ωt + 2

ı̂ π

C ωC
· sin ωt − 2

Für die Gesamtspannung u(t) gilt also

ı̂
u(t) = R · ı̂ sin(ωt) + ωLı̂ sin(ωt + 90◦ ) + sin (ωt − 90◦ ) .
ωC

→ Gemäÿ der vorangegangenen Überlegungen sind die Spannungen an allen Bau-


elementen ebenfalls sinusförmig, unterscheiden sich jedoch in ihrer Phasenlage.

Wechselstrom Teil 1: Rechnen im Zeitbereich

https://www.youtube.com/watch?v=PoQxSPl0qZU

Es wäre sehr mühsam, Wechselstromkreise wie im Beispiel oben zur berechnen. Das
Auswerten des Ausdrucks für u(t) benötigt die Anwendung von Additionstheoremen

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5.2. Spannungen im Wechselstromkreis

und ist relativ zeitaufwendig.

Da wir jedoch wissen, dass es sich bei allen Spannungen und Strömen innerhalb eines
linearen Wechselstromkreises um sinusförmige Ströme und Spannungen handelt, die
sich nur in ihren Beträgen und ihren Nullphasenwinkeln voneinander unterscheiden,
können wir uns der komplexen Zahlen bedienen:
Eine komplexe Zahl besteht von Natur aus aus einem Betrag und einem Phasenwinkel.
Dank der mathematischen Rechenregeln lassten sich mit komplexen Zahlen Wechsel-
stromschaltungen ganz genauso berechnen, wie Gleichstromschaltungen!

Im folgenden Abschnitt werden die grundlegenden Rechenregeln wiederholt.

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5. Wechselstromschaltungen

5.3. Komplexe Zahlen


Eine komplexe Zahl besteht aus einem Real- und einem Imaginärteil. Sie lässt sich
jedoch auch durch ihren Betrag (also dem Abstand zum Ursprung der Zahlenebene) und
ihren Phasenwinkel beschreiben. In diesem Skript werden komplexwertige Variablen
durch einen Unterstrich gekennzeichnet. Ist die Variable nicht unterstrichen, ist der
Betrag gemeint:

Im

Im {A} A

ϕ
Re {A} Re

A = Re {A} + j · Im {A} = A e jϕ . Hierbei ist e jϕ die Eulersche Identität:

Eulersche Identität: e jϕ = cos(ϕ) + j sin(ϕ)


Im


j e j90 = j

◦ ◦
e j180 = −1 e j0 = 1
-1 1 Re


−j e j270 = − j

Die komplexe Zahl e jϕ hat immer den Betrag 1 und den Phasenwinkel ϕ.

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5.3. Komplexe Zahlen

Multiplikation von komplexen Zahlen


Bei der Multiplikation zweier komplexer Zahlen A und B werden die Beträge multipli-
ziert und die Winkel addiert.

Im A · B = A · B · e j(ϕA +ϕB )


B = B e jϕB A = A e A
ϕB ϕA
Re

Hieraus folgt auch


j · j = −1

Division von komplexen Zahlen


Bei der Division zweier komplexer Zahlen A und B werden die Beträge durcheinander
geteilt und die Winkel voneinander abgezogen.

Im

B = B e jϕB A = A e A
ϕB ϕA
A
= A
· e j(ϕA −ϕB ) Re
B B

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5. Wechselstromschaltungen

Kehrwert einer komplexen Zahl


Aus der Divisionsregel folgt, dass man den Kehrwert (oder die Inverse) einer komple-
xen Zahl erhält, indem man den Kehrwert des Betrags bildet und das Vorzeichen des
Winkels invertiert.
Im

A = A e jϕA

ϕA
−ϕA Re
1
A
= 1
A
e− jϕA

Addition von komplexen Zahlen


Zwei komplexe Zahlen A und B werden addiert, indem man jeweils die Realteile und
die Imaginärteile miteinander addiert.

Im A + B = Re {A} + Re {B} + j(Im {A} + Im {B})

Im {B} B
Im {A} A

Re {B} Re {A} Re

Substraktion von komplexen Zahlen


Zwei komplexe Zahlen A und B werden subtrahiert, indem man jeweils die Realteile
und die Imaginärteile voneinander abzieht.

Im

Im {B} B
Im {A} A

Re {B} Re {A} Re
A − B = Re {A} − Re {B} + j(Im {A} − Im {B})

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5.3. Komplexe Zahlen

Die konjugiert komplexe einer komplexen Zahl


Die konjugiert komplexe Zahl A∗ besitzt den selben Betrag wie A, jedoch das entgegen-
gesetzte Vorzeichen des Winkels. Die Summe von A und A∗ ist stets rein reellwertig.
Im

A = Re {A} + jIm {A}

ϕA
−ϕA Re

A∗ = Re {A} − jIm {A}

Wechselstrom Teil 2: Komplexe Zahlen

https://www.youtube.com/watch?v=EEW5twSmfKE

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5. Wechselstromschaltungen

5.4. Der Phasor


Als Phasor bezeichnet man eine komplexe Zahl, die die Amplitude und den Nullpha-
senwinkel einer sinusförmigen Gröÿe repräsentiert.

Eulers Identität : e± jϕ = cos(ϕ) ± j sin(ϕ)



→ cos(ϕ) = Re e jϕ

→ sin(ϕ) = Im e jϕ

Mit u(t) = û sin(ωt + ϕ) = Im û e j(ωt+ϕ) = Im {u(t)}
u(t) = û e j(ωt+ϕ) = û e jωt e jϕ
komplexe Amplitude : û = û e jϕ
û û
komplexer Effektivwert : U = √ = √ e jϕ = U e jϕ
2 2
Sinusförmige Spannung als komplexen Zeiger darstellen

https://www.youtube.com/watch?v=2-mLuZJnqbk

Vom komplexen Zeiger zur sinusförmigen Spannung

https://www.youtube.com/watch?v=7MA6iT_vuoE

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5.4. Der Phasor

Trainingsaufgaben: Komplexe Darstellung von Sinusgröÿen

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Komplexe_Darstellung_von_Sinusgroessen.pdf

5.4.1. Zeigerdiagramm

(Siehe Beispiel 5.2.)

i(t) = ı̂ sin(ωt)
 
ı̂ j0◦ ı̂
→I = √ e =√
2 2

uR (t) = R · ı̂ sin(ωt)
R · ı̂ ◦
→ U R = √ e j0
2
= R·I

uL (t) = ωL · ı̂ sin(ωt + 90◦ )


ı̂ ◦ ◦
→ U L = ωL · √ e j90 = ωL e j90 I
2
= jωL · I

ı̂
uC (t) = sin (ωt − 90◦ )
ωC
ı̂ ◦ 1 − j90◦ 1
→ UC = √ e− j90 = e · I = −j ·I
2ωC ωC ωC
1
= ·I
jωC

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5. Wechselstromschaltungen

Wechselstrom Teil 3: Nutzung komplexer Zahlen

https://www.youtube.com/watch?v=asfQZ0iyoOA

Die berechneten Phasoren lassen sich nun in die komplexe Ebene eintragen. Man nennt
dies Zeigerdiagramm. Besonders einfach gestaltet sich die Konstruktion der Gesamt-
spannung U, die einfach die geometrische Addition der drei Phasoren von U R, U L und
UC darstellt.

Im
UR

UL UC

UR

I Re
UC

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5.5. Impedanzen and Admittanzen

Wechselstrom Teil 4: Zeigerdiagramme

https://www.youtube.com/watch?v=MnK6AzzE8SA

5.5. Impedanzen and Admittanzen


(Siehe vorheriges Beispiel.)

UR = R · I

UL = jωL · I

1
UC = ·I
jωC

1
Der Ausdruck jωL wird Impedanz einer Spule und
jωC
Impedanz eines Konden-
sators genannt. Man könnte sie auch die komplexen Widerstände der Bauelemente
nennen.
1
Die inversen Ausdrücke
jωL
und jωC nennt man Admittanzen. Man könnte sie auch
die komplexen Leitwerte nennen.

Impedanzen und Admittanzen der drei passiven Grundelemente


Impedanzen: Admittanzen:

1
ZR = R YR =
R
Z L = jωL 1 1
1 1 YL = = −j
ZC = = −j jωL ωL
jωC ωC YC = jωC

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5. Wechselstromschaltungen

Einheiten von Admittanzen

https://youtu.be/48DwhEHEL4E

Hinweis: Alle Regeln, die Sie für Gleichspannungsschaltungen kennengelernt ha-


ben (Spannungs- und Stromteiler, Kirchhosche Sätze, Quellenumformungen, Er-
satzquellen, ...) gelten unverändert auch für Wechselstromschaltungen! ,

Beispiel:
Eine Wechselspannungsquelle U mir der Kreisfrequenz ω treibt den Strom I durch eine
L-R-Schaltung. Gesucht ist der Spannungsabfall U R.

L UL

R UR

Wir nutzen die bekannte Formel des Spannungsteilers:

R
UR = U · . (Es ist tatsächlich so einfach!)
R + jωL

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5.5. Impedanzen and Admittanzen

Im Folgenden möchten wir UR nach Betrag


und Phase ausdrücken. Dafür stellen wir zu-
nächst sämtliche Faktoren in dieser Form
dar.
Im

R U
U R = U e jϕU · p ωL
R2 + (ωL)2 · e j arctan( R ) Re
UL
Hierbei ist U der Betrag der Spannung U UR
und ϕU dessen Nullphasenwinkel. I
Teilt man komplexe Zahlen durcheinander,
dividiert man deren Beträge und subtra-
hiert die Winkel:
Im
U ·R j(ϕU −arctan( ωL
R ))
UR = p ·e
R2 + (ωL)2 Re {U R }
U ·R ϕU R Re
UR = p
R2 + (ωL)2
 
ωL Im {U R } UR
ϕU R = ϕU − arctan
R

Bei den rechts abgebildeten Zeigerdiagram-


men wurde der Nullphasenwinkel von U zu
Null gesetzt.

ohmsch-induktive Impedanz

https://www.youtube.com/watch?v=0EwZ_nEj8DM

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5. Wechselstromschaltungen

ohmsch-kapazitive Impedanz

https://www.youtube.com/watch?v=avXmtox0GxE

Kirchho in Wechselstromschaltungen

https://youtu.be/bxzUe5sWf8k

Trainingsaufgaben: Wechslstromschaltungen

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Wechselstromschaltungen.pdf

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5.5. Impedanzen and Admittanzen

Übungsaufgabe: RL-Reihenschaltung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a75_1.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=mEnX58iNa8M

Übungsaufgabe: RC-Parallelschaltung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a75_3.pdf
https://youtu.be/s3j-RBuVuGQ

Übungsaufgabe: Spannungsteiler bei Wechseltrom

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a77_3.pdf
https://youtu.be/hD8IKksO1Nw

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5. Wechselstromschaltungen

Aufgabentyp: Phasenverschiebung einstellen

https://www.youtube.com/watch?v=P3O6O4jDUII

Übungsaufgabe: Die Hummelschaltung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a75_7.pdf
https://youtu.be/X-ozygjpmXE

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5.5. Impedanzen and Admittanzen

3-Voltmeter-Messschaltung

https://www.youtube.com/watch?v=aKmj7qD728A

3-Amperemeter-Messschaltung

https://www.youtube.com/watch?v=05HES7zKJnw

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5. Wechselstromschaltungen

5.6. Schwingkreise
Unter dem Begri Schwingungen versteht man in der Elektrotechnik den wieder-
holten, wechselseitigen Energieaustausch zwischen zwei oder mehreren Speichern für
verschiedene Energieformen, also zwischen Schaltelementen, bei denen eine Energie-
speicherung durch elektrische und magnetische Felder auftritt. Ein Schwingkreis ent-
hält damit wenigstens eine Kapazität C, eine Induktivität L und  da L und C nur
mittels verlustbehafteter Bauelemente (Spule, Kondensator) realisierbar sind  zusätz-
lich einen ohmschen Widerstand R. Je nach Anordnung dieser Elemente unterscheidet
man noch zwischen Reihen- und Parallelschwingkreis.

5.6.1. Reihenschwinkreis

Ein Reihenschwingkreis besteht aus zwei unterschiedlichen energiespeichernden Bau-


elementen (L und C ), sowie einem verlustbehafteten Bauelement (R). Die speisende
Spannungsquelle liefert eine konstante Spannung U und eine frei einstellbare Kreisfre-
quenz ω. Im Folgenden analysieren wir, wie sich der Strom I in Abhängigkeit von ω
verhält.

I
R
U = const
ω = 0...∞
U L I(ω = 0) = 0 : Kondensator leitet keinen Strom
I(ω → ∞) = 0 : Spule leitet keinen Strom

Imax = ?
C ω(Imax ) = ?

Der Reihenschwingkreis führt bei ω=0 und ω→∞ keinen Strom. Es muss also eine
Kreisfrequenz geben, bei welcher der Strom maximal ist. Nach dem Ohmschen Gesetz
I = UZ ist der Strom maximal, wenn der Betrag der Schwingkreisimpedanz Z minimal
ist.

1
Z = R + jωL −
jωC
 
1
= R
|{z} + j ωL −
ωC
frequenzunabh. | {z }
abh. von ω

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5.6. Schwingkreise

Der Realteil der Impedanz ist unabhängig von ω, der Imaginärteil hingegen schon; er
kann sogar Null werden.

!
→ Im {Z} = 0
! 1
→ ωL =
ωC
1
⇒ ω0 = √ = 2πf0
LC
1
• f0 = √
2π LC
heiÿt Resonanzfrequenz.

• In einem Reihenschwingkreis ist der Strom bei Resonanz am gröÿten. Im Wider-


stand wird die gröÿte Leistung umgesetzt.
2
Pmax = Imax ·R

Pmax
• Bei den Grenzfrequenzen f1 und f2 ist die Leistungsaufnahme
2
.

2
Imax ·R Imax
P1,2 = ⇒ I1,2 = √
2 2

• Die Bandbreite eines Schwingkreises ist

B = f2 − f1 .

• Die Güte ist

f0
Q= .
B

I(f )
Imax1

0.8
I√
max
2
0.6

0.4
B

0.2

0
0 0.5
f1 f1 0 f2 1.5 2
f

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5. Wechselstromschaltungen

Schwingkreis Teil 1: Resonanzfrequenz f0 , Bandbreite B und Güte Q

https://www.youtube.com/watch?v=xBzhSj3pkek

Bandbreite des Reihenschwingkreises


Im Folgenden möchten wir den Wert der Bandbreite berechnen. Wir wissen, dass bei

den Grenzfrequenzen der Strom um den Betrag 2 kleiner ist, als bei der Resonanz-

frequenz. Dies bedeutet, dass der Betrag der Impedanz um den Faktor 2 gröÿer sein
muss.

 
1
Z(ω) = R + j ωL −
ωC
Z(ω0 ) = R
 
1
Z(ω1 ) = R + j ω1 L −
ω1 C
 
1
Z(ω2 ) = R + j ω2 L −
ω2 C


Der Betrag der Impedanz ist dann um 2 gröÿer als bei Resonanz, wenn der Betrag
des Imaginärteils gleich dem Betrag des Realteils ist.

 
1
R = − ω1 L − ω1 C
(kapazitives Verhalten)
1
oder R = ω2 L − ω2 C
(induktives Verhalten)

Diese beiden Gleichungen kann man nun nach ω1 bzw. ω2 auösen:

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5.6. Schwingkreise

Für ω1 erhalten wir

1
ω1 L − = −R
ω1 C
R 1
ω12 + ω1 − = 0
L LC s 2
R R 1
→ ω1 = − ± +
2L 2L LC
s 2
R R 1
die Frequenz kann nicht negativ sein ⇒ ω1 = − + + .
2L 2L LC

Und für ω2 :

1
ω2 L − = R
ω2 C
R 1
ω22 − ω2 − = 0
L LC s2
R R 1
→ ω2 = + ± +
2L 2L LC
s 
2
R R 1
die Frequenz kann nicht negativ sein ⇒ ω2 = + + .
2L 2L LC

Die Bandbreite wird in der Regel als Frequenz und nicht als Kreisfrequenz angegeben.
Sie lautet also

1 
B = ω2 − ω1
2π  s    s  
2 2
1  R R 1   R R 1 
= + + − − + +
2π 2L 2L LC 2L 2L LC
R
=
2πL

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5. Wechselstromschaltungen

Schwingkreis Teil 2: Berechnung der Bandbreite

https://www.youtube.com/watch?v=8rv27s-gAG8

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5.6. Schwingkreise

5.6.2. Parallelschwingkreis

Die unten stehende Schalung wird von einer Wechselstromquelle mit konstantem Strom I
und variabler Kreisfrequenz ω gespeist. Analog zum Reihenschwingkreis werden wir im
Folgenden analysieren, wie sich der Spannungsabfall U an der Schaltung in Abhängig-
keit von ω verhält.

R L C U

I = const
ω = 0...∞
U (ω = 0) = 0 : Spule wird zum Kurzschluss
U (ω → ∞) = 0 : Kondensator wird zum Kurzschluss

Umax = ?
ω(Umax ) = ?

U = Z ·I

U wird maximal, wenn Z maximal wird, bzw. Y minimal wird.

1 1
Y = + + jωC
R jωL
 
1 1
= + j ωC −
R
|{z} ωL
| {z }
frequenzunabh. abh. von ω
!
→ Im {Y } = 0
! 1
→ ωC =
ωL
1
⇒ ω0 = √
LC
1
f0 = √
2π LC

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5. Wechselstromschaltungen

Schwingkreis Teil 3: Der Parallelschwingkeis

https://www.youtube.com/watch?v=W1A4T1vTcxY

Ströme im Parallelschwingkreis

https://www.youtube.com/watch?v=qRSOR6l6vxA

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5.6. Schwingkreise

Schwingkreis Teil 4: Wichtiges Beispiel

https://www.youtube.com/watch?v=-Trx7akqAA4

Trainingsaufgaben: Schwingkreise

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Schwingkreise.pdf

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5. Wechselstromschaltungen

Übungsaufgabe: Schwingkreis identizieren

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aSchwingkreis_3.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=TlfH4wHKRUg

Übungsaufgabe: Schwingkreis  Resonanzfrequenz & Co berechnen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aSchwingkreis_4.pdf
https://youtu.be/iQiThloG0wQ

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5.7. Leistung in Wechselstromkreisen

5.7. Leistung in Wechselstromkreisen


Im Folgenden betrachten wir verschiedene Beispiele, um die Besonderheiten der elek-
trischen Leitung in Wechselstromkreisen zu verstehen.

5.7.1. Betrachtung im Zeitbereich

Wirkleistung P
Ein WiderstandR = 1, 5 Ω wird von einem Strom i(t) = 1 A·sin(ωt) durchossen. Nach
dem Ohmschen Gesetz gilt uR (t) = R · i(t) = 1, 5 V · sin(ωt). Der zeitliche Verlauf der
im Widerstand umgesetzten Leistung beträgt p(t) = u(t) · i(t). Die zeitlichen Verläufe
sind in der folgenden Grak dargestellt.

i(t)

R uR (t)

Widerstand
1.5
i(t)
1
u R (t)
u/V, i/A

0.5

-0.5

-1

-1.5
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T
p(t) = uR(t) i(t)
1.5

1
p/W

0.5

0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T

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5. Wechselstromschaltungen

Wir erkennen, dass die elektrische Leistung zu jedem Zeitpunkt positiv oder Null ist.
Der Mittelwert der im Widertstand umgesetzten Leistung entspricht dem Produkt der
Eektivwerte von Spannung und Strom:

1, 5 V 1 A
P = √ · √ = 0, 75 W.
2 2

Scheinleistung Q
Der selbe Strom i(t) = 1 A · sin(ωt) ieÿt nun durch eine Spule mit der Reaktanz XL =
ωL = 0, 9 Ω. Der Spannungsabfall am Bauelement beträgt uL (t) = 0, 9 V·sin(ωt+π/2).
Der zeitliche Verlauf der Leistung beträgt p(t) = uL (t)·i(t), wie in der folgenden Grak
dargestellt:

i(t)

L uL (t)

Spule
1
i(t)
u L (t)
0.5
u/V, i/A

-0.5

-1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T
p(t) = uL (t) i(t)
0.5
p/W

-0.5
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T

Wieder ist die Leistungsaufnahme des Bauelements eine zeitlich veränderliche Funktion.
Jedoch fällt auf, dass die aufgenommene Leistung im zeitlichen Mittel Null ist. Die
Spule hat keine Energie verbraucht! Während der positiven Halbwellen von p(t) hat
sie Energie aufgenommen und in den negativen Halbwellen wieder abgegeben. (Wenn

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5.7. Leistung in Wechselstromkreisen

Sie eine ideale(!) Spule zu Hause an die Steckdose anschlieÿen, wird ihr Stromzähler
im Keller deswegen nicht schneller drehen!)
Es ieÿt dennoch ein Strom durch das Bauelement und es fällt eine Spannung ab.
Wir nennen das Produkt der Eektivwerte Blindleistung:

0, 9 V 1 A
Q = √ · √ = 0, 45 var.
2 2
Die Einheit var steht für Volt-Ampere-reaktiv.
1
Als nächstes betrachten wir einen Kondensator mir der Reaktanz
ωC
= 0, 5 Ω, XC =
der wieder von dem selben Strom durchossen wird. An ihm fällt die Spannung uC (t) =
0, 5 V · sin(ωt − π/2) ab.

i(t)

C uC (t)

Kondensator
1
i(t)
u C (t)
0.5
u/V, i/A

-0.5

-1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T
p(t) = uC(t) i(t)

0.2
p/W

-0.2

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2


t/T

Wieder ist der Mittelwert der aufgenommenen Leistung Null. Jedoch fällt im Vergleich
mit der Spule auf, dass der zeitliche Verlauf der Leistungsaufnahme am Kondensator
immer negativ ist, wenn er an der Spule positiv ist und umgekehrt. Darum deniert
man die Blindleistungsaufnahme am Kondensator negativ:

0, 5 V 1 A
Q = − √ · √ = −0, 25 var.
2 2

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5. Wechselstromschaltungen

Dies hat wichtige Konsequenzen, wie wir am folgenden Beispiel sehen werden.
Nun schalten wir die Spule und den Kondensator in Reihe und lassen wieder den
zuvor verwendeten Strom durch die Elemente ieÿen. Die Teilspannungen an den Bau-
elementen addieren sich zu der Gesamtspannung uLC (t). Die zeitabhängige Leistung
beträgt also p(t) = uLC (t) · i(t).

i(t)

L uL (t)

uLC (t)

C uC (t)

Spule - Kondensator
1

i(t)
0.5
u/V, i/A

u L (t)
0 u C (t)

-0.5

-1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T

i(t)
0.5
u/V, i/A

u LC (t)
0

-0.5

-1
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T
p(t) = u LC (t) i(t)
0.2

0.1
p/W

-0.1

-0.2
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T

Wieder ist der Mittelwert der Leistungsaufnahme Null. Die Blindleistung lässt sich aus
dem Produkt der Eektivwerte der Gesamtspannung und des Stroms bestimmen. Da

der Phasenverschiebungswinkel zwischen den Spannungen uL (t) und uC (t) exakt 180

146 Dieses Skript nden Sie auf www.hsu-hh.de/get/lehre/repetitorium


5.7. Leistung in Wechselstromkreisen

beträgt, erhält man die Amplitude der Summenspannung, indem man die Amplituden
der Einzelspannungen voneinander abzieht.

0, 9 V − 0, 5 V 1 A
Q = √ · √ = 0, 2 var
2 2
= QL − QC = 0, 45 var − 0, 25 var = 0, 2 var

Die Blindleistungsaufnahme der Reihenschaltung ist also die Summe der Aufnahme
der Einzelelemente, wobei die Blindleistung am Kondensator negativ gezählt wird.

Scheinleistung S

Bei den voran gegangenen Beispielen hatten wir es entweder mit reiner Wirkleistungs-
oder Blindleistungsaufnahme zu tun. Nun werden wir uns ein Beispiel ansehen, bei
dem beides gleichzeitig auftritt.

i(t)

R uR (t)

uRL (t)

L uL (t)

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5. Wechselstromschaltungen

Widerstand - Spule
2

i(t)
1
u/V, i/A
u R (t)
0 u L (t)

-1

-2
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T

i(t)
1
u/V, i/A

u RL (t)
0

-1

-2
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T
p(t) = u RL (t) i(t)
2

1.5

1
p/W

0.5

-0.5
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8 2
t/T

Wir erkennen, dass die Leistungsaufnahme erneut den zeitlich abhängigen Verlauf an-
nimmt. Da jedoch der Widerstand Wirkleistung aufnimmt und die Spule Blindleistung,
ist die Leistungsaufnahme nicht mehr eindeutig denierbar. Wir behelfen uns mit ei-
ner neuen Denition und nennen das Produkt aus den Eektivwerten von Strom und
Gesamtspannung Scheinleistung

p
(1, 5 V)2 + (0, 9 V2 ) 1 A
S= √ · √ ≈ 0, 875 VA
2 2

Zur Berechnung der Gesamtspannung müssen wir den Satz von Pythagoras anwenden,

da uR (t) und uL (t) um 90 phasenverschoben sind. Die Einheit der Scheinleistung ist
VA (Volt-Ampere).

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5.7. Leistung in Wechselstromkreisen

Unter Anwendung von trigonometrischen Additionstheoremen lässt sich die Augen-


blicksleistung in Wirk- und Blindanteil zerlegen:

û ı̂
p(t) = u(t) · i(t) = √ · sin(ωt + ϕ) · √ · sin(ωt)
2 2
û · ı̂
= · sin(ωt + ϕ) · sin(ωt)
2
" #
1
sin(α) · sin(β) = (cos(α − β) − cos(α + β))
2

û · ı̂  
= · cos(ϕ) − cos(2ωt + ϕ)
2
" #
cos(α + β) = cos(α) · cos(β) − sin(α) · sin(β)

û · ı̂   
= · cos(ϕ) − cos(2ωt) · cos(ϕ) − sin(2ωt) · sin(ϕ)
2
û · ı̂  
= · cos(ϕ) − cos(2ωt) · cos(ϕ) + sin(2ωt) · sin(ϕ)
2
û · ı̂ û · ı̂
= · cos(ϕ) ·(1 − cos(2ωt)) + · sin(ϕ) · sin(2ωt).
| 2 {z } | 2 {z }
P Q

Der Term 1 − cos(2ωt) beschreibt die zeitliche Änderung der Wirkleistung und sin(2ωt)
die der Blindleistung.

5.7.2. Betrachtung in der komplexen Ebene

Bei Verwendung der komplexen Schreibweise von Strom und Spannung, berechnet sich
die komplexe Scheinleistung wie folgt:

S = U · I ∗,

wobei I∗ die Konjugiertkomplexe des Stoms ist (Realteil bleibt gleich, der Imaginär-
teil ändert das Vorzeichen). In den folgenden Beispielen werden wir den Sinn dieser
Denition verstehen.

Scheinleistung am Widerstand
Wir betrachten einen Widerstand R, der vom Strom IR durchossen wird. Der Span-
nungsabfall beträgt U R = R · I R.

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5. Wechselstromschaltungen

IR

R IR

Egal welchen Phasenwinkel der Strom annimmt, die Scheinleistung S = U R · I ∗R ist


immer rein reell.

UR

IR UR
IR
IR UR

I ∗R S S S

I ∗R

I ∗R

Scheinleistung an der Spule und am Kondensator


Als nächstes betrachten eine Spule L, die vom Strom IR durchossen wird. Der Span-
nungsabfall beträgt U L = jωL · I L .

IL

L UL

Egal welchen Phasenwinkel der Strom annimmt, die Scheinleistung S = U L · I ∗L ist


immer rein imaginär und positiv.

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5.7. Leistung in Wechselstromkreisen

S UL S UL S UL
I ∗L
I L = I ∗L I ∗L

IL
IL

1
Bei einem Kondensator beträgt der Spannungsabfall UC = jωC
· IC.

IC

C UC

Egal welchen Phasenwinkel der Strom annimmt, die Scheinleistung S = U C · I ∗C ist


immer rein imaginär und negativ.

I ∗C
I C = I ∗C I ∗C

UC IC
S UC S UC S
IC

Scheinleistung an R-L
Zuletzt betrachten wir die Reihenschaltung aus einem Widerstand und einem Kon-
densator, die vom Strom I RL durchossen wird. Der Spannungsabfall beträgt U RL =
(R + jωL) · I RL .

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5. Wechselstromschaltungen

I RL

R UR

U RL

L UL

Im folgenden Bild wird das Zeigerdiagramm nur für einen Phasenwinkel von I RL dar-
gestellt. Links ist zu sehen, wie der Strom, die Teilspannungen, die Gesamtspannung
und die Konjugiertkomplexe des Stroms zueinander stehen. Rechts sind der konjugiert-
komplexe Strom, die Gesamtspannung und die komplexe Scheinleistung eingezeichnet.

U RL U RL

Q S

UL
UR
I RL
P

I ∗RL I ∗RL

Man erkennt folgende wichtige Dinge:

• Der Realteil der komplexen Scheinleistung entspricht der in der Schaltung umge-
setzten Wirkleistung (dies geschieht im Widerstand):
P = Re {S}
• Der Imaginärteil der komplexen Scheinleistung entspricht der in der Schaltung
umgesetzten Blindleistung (dies geschieht in der Spule):
Q = Im {S}
p
• Es gilt also S = P + jQ. Für die Beträge bedeutet das S = P 2 + Q2 (berechnet
mit Pythagoras).

Ebenfalls erkennt man am letzten Beispiel, dass S den selben Winkel besitzt, wie auch
der Phasenverschiebungswinkel zwischen U RL und I RL aufweist. Tatsächlich nden wir
den selben Winkel in drei verschiedenen Zeigerbildern:

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5.7. Leistung in Wechselstromkreisen

1. Zwischen I und U,

2. zwischen R und Z, und

3. zwischen P und S.

Blindleistung
g
n
tu
is
U

le
Z

n
ei
jωL

ch
S
S:
ϕ ϕ ϕ

Q:
I R P: Wirkleistung

Wirk-, Blind- und Scheinleistung

https://www.youtube.com/watch?v=FkRgFE86peI

Leistungsfaktor λ
In der Praxis kann man oft nur die Beträge von Strom und Spannung messen (z. B.
mit herkömmlichen Multimetern). Misst man nun also die Beträge von Strom und
Spannung an einem Verbraucher, so kann man sich nur die Scheinleistung ausrechnen:
S = U · I. Um dennoch Aussagen über die Wirkleistungsaufnahme treen zu können,
gibt der Hersteller oft den Leistungsfaktor λ an. Dieser beschreibt, wie groÿ der Wirk-
leistungsanteil an der Scheinleistung ist. Gleichzeitig entspricht λ auch dem Cosinus
des Phasenverschiebungswinkels, wie man leicht an dem Zeigerbild von S, P und Q
erkennen kann.
P
λ := cos(ϕ) =
S

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5. Wechselstromschaltungen

5.7.3. Blindleistungskompensation

Blindleistung führt nur zu nutzlosen Strömen auf den Versorgungsleitungen. Technisch


nutzen können wir sie nicht. Zum Glück kann man sie dadurch ausgleichen, dass eine
Induktivität positive Blindleistung aufnimmt und ein Kapazität negative. Wir betrach-
ten die folgende RL-Schaltung:

I I RL
• Die ohmsch-induktive Last
IC
R UR nimmt Wirk- und Blindleis-
tung auf.
U C UC = U
• Die Blindleistung führt nur
zu höheren Leitungsströmen,
L UL
hat aber keinen sinnvollen
Nutzen.

• Durch das Parallelschalten

load eines Kondensators kann


die Blindleistungsaufnah-
me der Spule kompensiert
UL U werden, denn der Kon-
densator nimmt negative
IC Blindleistung auf, die Spule
I
positive.
UR
I RL

Trainingsaufgaben: Leistung in Wechselstromnetzen

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Leistung_in_Wechselstromnetzen.pdf

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5.8. Drehstrom

5.8. Drehstrom
Die Generatoren in unseren Stromkraftwerken besitzen auf ihrem Rotor drei Wicklun-

gen, die geometrisch um 120 versetzt angeordnet sind.
In jede Wicklung wird eine Wechselspannung induziert (230V, 50Hz), die drei Span-
nungen sind jedoch zueinander um je 120◦ phasenverschoben:

u1 (ωt) u2 (ωt) u3 (ωt)

ωt

120◦ 240◦ 360◦

Die drei Wechselspannungsquellen werden zu einer Sternschaltung zusammengeschal-


tet:

U 2N

1 N

U 1N U 3N

Die drei Spannungen U 1N , U 2N und U 3N werden auch Strangspannungen genannt.


Deniert man die Phase von U 1N als Nullphasenwinkel, so ergibt sich

U 1N = UY e j0

U 2N = UY e− j120
◦ ◦
U 3N = UY e− j240 = UY e j120
mit UY = 230 V.
(In einer ganz normalen Haushaltssteckdose nden wir in den Löchern übrigens auf
der einen Seite den Nullleiter N und auf der anderen Seite eine der Phasen 1, 2 oder 3
wieder.)
Nun wollen wir uns überlegen, wie groÿ die Spannungen zwischen den äuÿeren Punk-
ten unserer Drehstromquelle (Auÿenleiterspannungen genannt) sind.

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5. Wechselstromschaltungen

2
U 12
U 2N

1 N U 23

U 1N U 3N

U 31 3

Wir zeichnen ein potential- und phasenrichtiges Zeigerbild der sechs Spannungen:

U 12
U 2N
U 1N
U 23

U 3N
U 31

Es ist zu erkennen, dass oenbar ein festes Verhältnis zwischen den Beträgen und den

Phasenwinkeln existiert. Die Winkel in der Mitte betragen alle 120 . Daraus ergibt

sich, dass zB der Winkel zwischen U 1N und U 12 30 betragen muss.
Um den Betrag der Auÿenleiterspannungen zu bestimmen, betrachten wir einen Aus-
schnitt des Zeigerbilds genauer:

60◦

U 1N U 3N
UY

U∆ /2 30◦
U 31

Aus dem eingezeichneten Dreieck ist ersichtlich, dass gilt

U∆ /2
cos(30◦ ) = .
UY

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5.8. Drehstrom

Daraus folgt


U∆ = 2UY cos(30◦ ) = 3UY .

5.8.1. Zusammenfassung

Für die Strangspannungen gilt:


U 1N = UY e j0 (5.1)

U 2N = UY e− j120 (5.2)
◦ ◦
U 3N = UY e− j240 = UY e j120 (5.3)

mit UY = 230 V.

Für die Auÿenleiterspannungen gilt:


U 12 = U∆ e j30 , (5.4)

U 23 = U∆ e− j90 , (5.5)

U 31 = U∆ e j150 , (5.6)

mit U∆ = 3UY = 400 V. (5.7)

Drehstrom  Was ist das?

https://www.youtube.com/watch?v=T-gFgnG7XU8

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5. Wechselstromschaltungen

Drehstrom mit symmetrischer Last

https://www.youtube.com/watch?v=o8Ec2-cDKLE

Leistung bei Drehstrom

https://www.youtube.com/watch?v=T-jPuJVfPUI

Trainingsaufgaben: Drehstrom

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Drehstrom.pdf

158 Dieses Skript nden Sie auf www.hsu-hh.de/get/lehre/repetitorium


5.8. Drehstrom

5.8.2. Beispiel 1

Gegeben ist folgende Schaltung:

I1

U 1N L

U 3N I0
L
L
U 2N I2

I3

Die Wechselspannungsquellen sind im Stern verschaltet und bilden ein Drehstrom-


Erzeugersystem:
◦ ◦ ◦
U 1N = UY e j0 , U 2N = UY e− j120 , U 3N = UY e− j240 , mit UY = 230 V.
Berechnen Sie die Stöme I 1, I 2, I 3 und I 0.

Lösung Da die Sternpunkte von Quelle und Last miteinander verbunden sind, fällt
an jeder Impedanz der Last genau eine der Strangspannungen ab.

Damit lassen sich die Ströme I 1, I 2 und I3 folgendermaÿen berechnen:


U 1N UY e j0 UY − j90◦
I1 = = j90 ◦ = e ,
jωL ωL e ωL

U 2N UY e− j120 UY − j210◦ UY j150◦
I2 = = j90◦ = e = e ,
jωL ωL e ωL ωL

U 3N UY e− j240 UY − j330◦ UY j30◦
I3 = = j90◦ = e = e .
jωL ωL e ωL ωL
Der Strom I0 lässt sich mit dem Knotensatz berechnen:

I 0 = −(I 1 + I 2 + I 3 )
UY − j90◦ ◦ ◦
= e + e j150 + e j30 .
ωL

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5. Wechselstromschaltungen

Wir wollen nun betrachten, was die Summe der e-Funktionen ergibt. Hierfür zeichnen
wir die drei Zahlen in die komplexe Zahlenebene ein:

−90◦ ◦
e j150
150◦

e− j90


e j30
30◦

Es zeigt sich, dass die Summe der e-Funktionen Null ergibt. Das bedeutet

I 0 = −(I 1 + I 2 + I 3 ) = 0.

Dies ist eine wichtige Erkenntnis.

Merke: Ist eine sternförmig verschaltete Last symmetrisch (d.h. alle drei
Elemente der Last sind identisch), benden sich die Sternpunkte von Quelle
und Last auf dem selben Potential!

5.8.3. Beispiel 2

Gegeben ist folgende Schaltung:

I1

R
U 1N

U 3N
R
R
U 2N I2

I3

Die Wechselspannungsquellen bilden ein Drehstrom-Erzeugersystem:


◦ ◦ ◦
U 1N = UY e j0 , U 2N = UY e− j120 , U 3N = UY e j120 , mit UY = 230 V.
Berechnen Sie die Stöme I 1, I 2 und I 3.

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5.8. Drehstrom

Lösung Aus der vorherigen Aufgabe wissen wir, dass sich die Sternpunkte von Quelle
und Last auf dem selben Potential benden, wenn die Last symmetrisch ist. Dies ist
hier der Fall.
Es macht also keinen Unterschied, ob die Sternpunkte mit einem Leiter verbunden sind
oder nicht, durch den Leiter würde ohnehin kein Strom ieÿen.
Um uns die Rechnung zu erleichtern, zeichnen wir einen Leiter mit ein:

I1

R
U 1N

U 3N I0 = 0
R
R
U 2N I2

I3

Nun sehen wir, dass sich die Ströme auf sehr einfache Weise berechnen lassen:

U 1N UY j0◦
I1 = = e ,
R R
U 2N UY − j120◦
I2 = = e ,
R R
U 3N UY j120◦
I3 = = e .
R R

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5. Wechselstromschaltungen

5.8.4. Beispiel 3

Gegeben ist folgende Schaltung:

I1

U 1N L

U 3N I0
Z
C
U 2N I2

I3

Die Wechselspannungsquellen bilden ein Drehstrom-Erzeugersystem:


◦ ◦ ◦
U 1N = UY e j0 , U 2N = UY e− j120 , U 3N = UY e j120 , mit UY = 230 V.
Die Werte von L und C sind bekannt.

Dimensionieren Sie Z so, dass I 0 = 0.

Lösung Zunächst berechnen wir die Ströme I 1, I 2 und I 3:


U 1N UY e j0 UY − j90◦
I1 = = j90◦ = e ,
jωL ωL e ωL

U 2N UY e− j120
I2 = = ,
Z Z
◦ ◦ ◦
I3 = U 3N · jωC = UY e j120 · ωC e j90 = UY ωC e j210 .

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5.8. Drehstrom

Der Knotensatz liefert

−I 0 = I 1 + I 2 + I 3
= 0 (Forderung der Aufgabenstellung).

UY − j90◦ ◦ UY e− j120
⇒0 = e + UY ωC e j210 +
ωL Z
1 j120◦ 1 − j90◦ ◦
− e = e + ωC e j210
Z ωL
◦ 1 ◦ 1 − j90◦ ◦
e j180 e j−120 = e + ωC e j210
Z ωL
 
1 1 − j90◦ j210◦ ◦
= e + ωC e e− j60
Z ωL
1
Z = 1 − j150◦ j150◦
.
ωL
e + ωC e

5.8.5. Beispiel 4

Gegeben ist folgende Schaltung:

I1

U 1N UL L

U 3N UC
R
C
U 2N UR
I2

I3

Die Wechselspannungsquellen bilden ein Drehstrom-Erzeugersystem:


◦ ◦ ◦
U 1N = UY e j0 , U 2N = UY e− j120 , U 3N = UY e j120 , mit UY = 230 V.
Die Werte von L, R und C sind bekannt.

Berechnen Sie die Stöme I 1, I 2 und I 3, sowie die Spannungen U L, U R und UC.

Lösung Dies ist der komplizierteste Fall einer Drehstromaufgabe. Die Last ist nicht
symmetrisch und die Sternpunkte sind nicht miteinander verbunden. Unser Problem
hat sechs Unbekannte:I 1 , I 2 , I 3 , U L , U R und U C . Wir müssen also sechs unabhängige
Gleichungen nden, um das Problem lösen zu können.

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5. Wechselstromschaltungen

13: die Bauelementgleichungen:

UL = jωLI 1 ,
1
UC = I ,
jωC 2
UR = RI 3 .

4: der Kirchhosche Knotensatz:

I 1 + I 2 + I 3 = 0.

56: der Kirchhosche Maschensatz:

I II

U 12 = U L − U R ,
U 31 = U C − U L .

mit U 12 = U∆ e j30 ,

U 31 = U∆ e j150 ,

U∆ = 3UY = 400 V.

Die Aufgabe ist nun durch triviale mathematische Umformungen lösbar. An dieser
Stelle wird auf die (zugegebenermaÿen längere) Rechnung verzichtet.

Übungsaufgabe: Drehstrom mit symmetischer Last

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aDrehstrom_1.pdf
https://youtu.be/-fX-nkDdhqE

164 Dieses Skript nden Sie auf www.hsu-hh.de/get/lehre/repetitorium


5.8. Drehstrom

Übungsaufgabe: Last in Stern- und Dreieckschaltung

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a78_1.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=eEsUqguyTuo

Übungsaufgabe: Kein Strom im Neutralleiter bei unsymmetrischer Last!

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a78_4.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=e5OhTaP3nG8

Übungsaufgabe: Drehstrom mit unterbrochenem Auÿenleiter

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a78_3.pdf
https://youtu.be/RWSRcljQbRA

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5. Wechselstromschaltungen

Übungsaufgabe: Für echte Kerl*innen!

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a78_5.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=PvS9-0RlZ8U

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5.9. Transformator

5.9. Transformator
Ein Transformator (oder kurz Trafo) besteht aus mehreren magnetisch gekoppelten
Spulen, welche (in den meisten Fällen) auf einen gemeinsamen Eisenkern gewickelt
sind. Wir betrachten im Folgenden nur den 1-phasigen Transformator, der auf der
Primärseite N1 Windungen besitzt und auf der Sekundärseite N2 Windungen.

I1
I2

U1 N1 N2 U2

Der Zusammenhang zwischen den Spannungen und Stömen auf der Primär- und Se-
kundärseite lässt sich über die Betrachtung des magnetischen Kreises berechnen. Da
uns an dieser Stelle noch das notwendige Fachwissen fehlt, verzichten wir auf die Herlei-
tung der einzelnen Formeln. Der T-Ersatzschaltbild des Transformators ist auch ohne
ein tiefes Verständnis für die inneren Vorgänge recht anschaulich nachzuvollziehen.

5.9.1. Idealer Transformator

Ein idealer Transformator besitzt keine Verluste. Das Verhältnis der Spannung auf
Primär- und Sekundärseite wird direkt über das Verhältnis der Windungszahlen be-
stimmt:

U1 N1
= = ü.
U2 N2

ü wird auch Übersetzungsverhältnis genannt.

I1 ü I2

U1 U2

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5. Wechselstromschaltungen

Ein Transformator wird in den meisten Fällen dazu verwendet, eine Spannung zu än-
dern. So lassen sich z. B. elektronische Geräte an einer Steckdose betreiben, die nur
eine vergleichsweise geringe Spannung benötigen.

Wir schlieÿen nun einen Lastwiderstand an einen idealen Trafo an:

I1 ü I2

U1 RL U2

Auf der Primärseite liegt die Spannung U1 an, es ieÿt der Strom I1 . Der Trafo nimmt
also die Leistung P = U1 · I1 auf. Da er verlustlos ist, muss diese Leistung im Lastwi-
derstand RL umgesetzt werden. Damit lässt sich der sekundärseitige Strom berechnen:

U1 · I1 = U2 · I2
U1
U1 · I1 = · I2

⇒ I2 = ü · I1 .

Auf der Sekundärseite wird der Strom I2 durch die Spannung U2 und den Lastwider-
stand RL bestimmt. Es gilt

U2
RL = .
I2

Wir können dies auch über die Primärgröÿen ausdrücken:

U1 /ü 1 U1
RL = = 2·
ü · I1 ü I1
U1
→ ü2 RL = .
I1

Für die Primärseite fühlt es sich also so an, als sei sie direkt mit einem Widerstand
RL0 = ü2 · RL verbunden.

I1

U1 RL0 = ü2 · RL

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5.9. Transformator

Der ideale Transformator

https://www.youtube.com/watch?v=8pLVp5zQeEM

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5. Wechselstromschaltungen

5.9.2. T-Ersatzschaltbild

Leider gibt es keine idealen Transformatoren. Die Wickungen auf Primär- und Se-
kundärseite haben ohmsche Widerstände, zudem breitet sich ein Teil des von ihnen
erzeugten magnetischen Flusses nicht im Trafokern, sondern in der Luft aus und trägt
nichts zur Energieübertragung bei. Und auch der Kern sorgt für Verluste, denn durch
die permanenten Ummagnetisierungen wird er warm. All diese Eekte werdem im T-
Ersatzschaltbild berücksichtigt:

Primärseite ktive Sekundärseite Sekundärseite

R1 L1σ L02σ R20

I1 I 02 I2

U1 RFe Lh U 02 U2

idealer
Hystereseverluste, Trafo
Wirbelstromverluste,
usw.
Φ

I1
I2

Kupferdrähte mit
U1 Φ1σ Φ2σ U2
ohmschen Verlusten

Die Ohmschen Widerstände R1 und R20 repräsentieren die Verluste in den Drahtwick-
lungen (ohmsche Verluste, Stromverdrängung). Der von den Wicklungsströmen ver-
ursachte magnetische Fluss Φ wird hauptsächlich im Eisenkern geführt (im Ersatz-
schaltbild repräsentiert durch Lh ) und verkoppelt die Stromkreise der Primär- und

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5.9. Transformator

Sekundärseite. Ein Teil des Flusses breitet sich jedoch in der Luft aus und trägt nicht
0
zur Kopplung bei, was durch die beiden Streuinduktivitäten L1σ und L2σ nachgebil-
det wird. Auch im Eisenkern treten Verluste auf. Hier sind vorrangig Hysterese- und
Wirbelstromverluste zu nennen. Sämtliche Eisenverluste werden im Widerstand RFe
zusammengefasst.

Den idealen Trafo in dem obigen Ersatzschaltbild zeichnet man häug nicht mit:

Primärseite ktive Sekundärseite

R1 L1σ L02σ R20

I1 I 02

U1 RFe Lh U 02 Z 0L

0
Bei den Gröÿen auf der ktiven Sekundärseite (L2σ , R20 , U 02 und I 02 ) handelt es sich
um Ersatzgröÿen, die es ermöglichen die unterschiedlichen Strom- und Spannungslevel
der beiden Transformatorseiten in einem Schaltbild zu betrachten. Zwischen den realen
und ktiven Gröÿen der Sekundärseite bestehen folgenden Zusammenhänge:

R20 = ü2 · R2
L02σ = ü2 · L2σ
Z 0L = ü2 · Z L
U 02 = ü · U 2
1
I 02 = ·I
ü 2

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5. Wechselstromschaltungen

Das T-Ersatzschaltbild

https://www.youtube.com/watch?v=F0jUYryRixo

5.9.3. T-Symmetrie

Die Querschnitte der Drähte, die man für die Trafowicklungen benutzt, müssen für den
dort ieÿenden Strom ausgelegt sein. Ein Trafo, der die Spannung herunter transfor-
miert, besitzt primärseitig viele dünne Windungen und sekundärseitig wenige dicke.
Bei einem sinnvoll dimensionierten Trafo liegt die sogenannte T-Symmetrie von:

R1 = R20
L1σ = L02σ

5.9.4. Vermessen eines realen Trafos

Die sechs Elemente des T-Ersatzschaltbildes lassen mit Hilfe zweier einfacher Messun-
gen bestimmen.

Leerlauf-Versuch

Bei dem Leerlaufversuch wird der Trafo auf der Primärseite mit seiner Nennspan-
nung U 1N betrieben, auf der Sekundärseite läuft er leer (es ist also sekundärseitig
nichts angeschlossen).

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5.9. Transformator

R1 L1σ L02σ R20 I 02 = 0


I 1L
≈ 0V = 0V

U 1N ≈ U 1N RFe Lh U 02L ≈ U 1N

Für die weitere Betrachtung muss man sich darüber im klaren sein, dass R1  RFe
(die Wicklungsverluste sind gegenüber der Eisenverluste vernachlässigbar) und L1σ 
Lh (die Streuinduktivität ist gegenüber der Hauptinduktivität vernachlässigbar). Dies
bewirkt, dass im Ersatzschaltbild nahezu die gesamte Spannung U 1N an RFe und Lh
abfällt.
Übrig bleibt das Leerlauf-Ersatzschaltbild (LL-ESB):

I 1L

U 1N RFe Lh

In der Praxis kann man nun U1N und I1L (also die Beträge) messen und benötigt eine
weitere Gröÿe. Entweder misst man die im Transformator umgesetzte Wirkleistung PL ,
oder den Phasenverschiebungswinkel ϕL zwischen U1N und I1L .

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5. Wechselstromschaltungen

1. Durch Messung der Wirkleistung P berechnen sich die Bauelemente wie folgt:

2
U1N
PL =
RFe
2
U1N
→ RFe =
PL
q
QL = SL2 − PL2
q
= (U1N · I1L )2 − PL2

2
U1N
ωLh =
QL
2
U1N
→ Lh =
ωQL

2. Bei Kenntnis des Phasenverschiebungswinkels ϕL lassen sich Wirk- und Blind-


leistung wie folgt berechnen:

PL = U1N · I1L · cos(ϕL ),

Qh = U1N · I1L · sin(ϕL ).


Die Bauelemente berechnen sich hieraus wie oben gezeigt.

Kurzschluss-Versuch
Als zweites führt man den Kurzschlussversuch durch. Hierbei wird die Sekundärseite
des Trafos kurzgeschlossen. Es wäre jetzt eine doofe Idee, primärseitig Nennspannung
anzulegen! Stattdessen wird die primärseitige Spannung langsam erhöht, bis der Nenn-
strom ieÿt (was schon bei sehr kleinen Spannungen passiert!). Der Strom im Ersatz-
schaltbild wird nun nahezu komplett durch die Längsimpedanzen ieÿen, denn es gilt
ja R1  RFe und L1σ  Lh .
R1 L1σ L02σ R20

I 1N I ≈ 0A

U 1k RFe Lh I 02 ≈ I 1N

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5.9. Transformator

Dadurch erhalten wir das Kurzschluss-Ersatzschaltbild (KS-ESB):

R1 L1σ L02σ R20

I 1N

U 1k

Da wir von T-symmetrischen Trafos ausgehen (R1 = R20 , L1σ = L02σ ) können wir das
KS-ESB weiter vereinfachen:

Rk Lk

I 1N

U 1k

Hierbei ist

Rk = R1 + R20 = 2R1 ,
Lk = L1σ + L02σ = 2L1σ ,

Wieder messen wir U1k und I1N , sowie die Wirkleistung Pk oder den Phasenverschie-
bungswinkel ϕk .
1. Bei Messung der Wirkleistung Pk berechnen sich die Bauelemente wie folgt:

2
Pk = I1N · Rk
Pk
→ Rk = 2
I1N
q
Qk = Sk2 − Pk2
q
= (U1k · I1N )2 − Pk2

1 Qk
Lk = · 2
ω I1N

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5. Wechselstromschaltungen

2. Bei Kenntnis des Phasenverschiebungswinkels ϕ berechnen sich die Bauelemente


wie folgt:

U1k
Rk = · cos(ϕk ),
I1N

1 U1k
Lk = · · sin(ϕk ).
ω I1N

Abschlieÿend lassen sich nun die Elemente des Erstzschaltbildes, sowie der sekundärsei-
tige Wicklungswiderstand R2 und die sekundärseitige Streuinduktivität L2σ berechnen:

Rk
R1 = ,
2
Rk
R20 = ,
2
R20
R2 = .
ü2
Lk
L1σ = ,
2
Lk
L02σ = ,
2
L02σ
L2σ = .
ü2

Leerlauf- und Kurzschlussversuch

https://www.youtube.com/watch?v=_h-wOEMORys

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5.9. Transformator

Trainingsaufgaben: Transformator

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Training_Transformator.pdf

Übungsaufgabe: T-Ersatzschaltbild vereinfachen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aTrafo_1.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=3LDH-idOmoY

Übungsaufgabe: Transformator-Aufgabe, einfach und typisch

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_aTrafo_2.pdf
https://youtu.be/Wt7VH10fd7E

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5. Wechselstromschaltungen

Übungsaufgabe: T-Ersatzschaltbild berechnen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a82_6.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=0myBiDD0kU0

Übungsaufgabe: T-ESB gegeben  Messwerte berechnen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a82_7.pdf
https://www.youtube.com/watch?v=AdVWw_Ks2aw

Übungsaufgabe: T-Ersatzschaltbild und Phasenverschiebung berechnen

Aufgabenblatt Lösungsvideo

http://stefan-schenke.de/get/challenges/Uebungsaufgabe_a82_8.pdf
https://youtu.be/NDfqGOhIJJg

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6. Grasche Verfahren
6.1. Ortskurven
Eine Ortskurve stellt den Verlauf einer komplexen Gröÿe, die von einem reellen Pa-
rameter abhängt, in der komplexen Ebene dar. In der Elektrotechnik kann man zum
Beispiel die Impedanz (den komplexen Widerstand) einer Schaltung in Abhängigkeit
von der (Kreis-) Frequenz darstellen.

Ortskurven  Was ist das?

https://www.youtube.com/watch?v=29YjQAuJxdk

6.1.1. Erstes Beispiel: Impedanz- und Admittanzortskurve einer


RL-Schaltung
Gegeben ist die Reihenschaltung aus einem Widerstand und einer Spule. Die Gesam-
timpedanz ist

Z RL = R + jωL.

Betrachten wir nun die Kreisfrequenz ω als Variable, so kann die Impedanz alle Werte
annehmen, die auf der folgenden Geraden liegen:

179
6. Grasche Verfahren

Im {Z RL } ω→∞

R
ω

ω=0
L
R Re {Z RL }

Der Realteil besitzt unabhängig von ω den konstanten Wert R. Für ω = 0 ist der
Imaginärteil Null und wird linear mit wachsendem ω gröÿer.

Wie sieht nun aber die Ortskurve der Admittanz (also des komplexwertigen Leit-
werts) aus? Hierfür müssen uns zwei Dinge klar sein:

• Die Admittanz ist der Kehrwert (oder die Inverse) der Impedanz.

• Jeder einzelne Punkt der Impedanzortskurve entspricht der komplexen Impedanz


(also einer komplexen Zahl) bei einer bestimmten Kreisfrequenz. Die Admittanz
dieses Punktes ist der Kehrwert der komplexen Zahl.

Zur Erinnerung: Den Kehrwert einer komplexen Zahl erhält man, indem man den Kehr-
wert des Betrags nimmt und das Vorzeichen des Winkels ändert (siehe Seite 122).

In der folgenden Grak ist links noch einmal die Ortskurve der Impedanz gezeichnet.
Drei Punkte auf der Ortskurve wurden zur besseren Übersicht farbig markiert, ebenso
einzelne Abschnitte. Wir beginnen bei dem schwarzen Punkt. Hier ist der Wert der
Impedanz rein reell Z(ω = 0) = R, entsprechend ist Y (ω = 0) = 1/R. Mit steigen-
der Kreisfrequenz wird der Betrag der Impedanz immer gröÿer, was bedeutet, dass
der Betrag der Admittanz stetig abnimmt. Für unendlich groÿe Kreisfrequenzen gilt
|Z(ω → ∞)| = ∞ und entsprechend |Y (ω → ∞)| = 0.
Gleichzeitig betrachten wir die Winkel der Ortskurven. In der Impedanzebene starten

wir bei ϕ = 0 und laufen nach ϕ = 90 . Entsprechend müssen wir in der Admittanze-
◦ ◦
bene den Winkelbereich 0 bis −90 durchschreiten.

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6.1. Ortskurven

ω→∞
Im {Z RL } Im {Y RL }
ω→∞ 1
R
ω
Re {Y RL }
ω=0
ω=0
ω
R Re {Z RL }

6.1.2. Das wird wirklich ein Kreis?!

Die Ausführung oben ist hoentlich nachvollziehbar. Im Folgenden wird gezeigt, dass
es sich bei der Admittanz-Ortskurve tatsächlich um einen perfekten Halbkreis handelt.

n o
1
Im R+ jωL

1 1
2R R
n o
1
1 Re R+ jωL
2R
1
R+ jωL

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6. Grasche Verfahren

Wenn die Ortskurve wirklich einen perfekten Halbkreis beschreibt, muss jeder Punkt
einen konstanten Abstand zum Mittelpunkt besitzen:

1 1 1
− =
R + jωL 2R 2R

R − jωL 1 1

R2 + ω 2 L2 − 2R =
2R

R 1 ωL 1

R2 + ω 2 L2 − 2R − j R2 + ω 2 L2 =
2R
s 2  2
R 1 ωL 1
− + =
R2 + ω 2 L2 2R R 2 + ω 2 L2 2R
s
R2 R 1 (ωL)2 1
− 2 + + =
(R2 + ω 2 L2 )2 (R2 + ω 2 L2 ) · 2R (2R)2 (R2 + ω 2 L2 )2 2R
s
R 2 + ω 2 L2 1 1 1
2 2 2 2
− 2 + =
(R + ω L ) (R + ω L ) (2R)2
2 2 2R
s
1 1 1 1
− 2 + =
(R + ω L ) (R + ω L ) (2R)2
2 2 2 2 2 2R
s
1 1
=
(2R)2 2R
1 1
= w.z.z.w.
2R 2R

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6.1. Ortskurven

6.1.3. Inversionsregeln

Bei der schrittweisen Konstruktion kommt es oft vor, dass wir die Inverse einer Orts-
kurve bilden müssen. (Beim vorangehenden Beispiel kamen wir über die Impedanz-
zur Admittanzortskurve.) Es gibt drei grundlegende Inversionsregeln, die uns die Kon-
struktion erleichtern.

1. Regel: Inversion einer Geraden durch den Ursprung


Die Inversion einer Geraden durch den Ursprung ergibt eine Gerade durch
den Ursprung.