Für Locke gibt es einen „Naturzustand“, in dem alle Menschen frei sind, aber in ei-
nem Zustand ohne Rechtssystem und ohne Staat zusammenleben. Dabei geht er
davon aus, dass die Menschen vernunftbegabte, gleiche und friedfertige Wesen sind,
die mit natürlichen Rechten ausgestattet sind. Das aus seiner Sicht Unbefriedigende
an diesem Naturzustand ist, dass sich nicht alle Menschen an das natürliche Gesetz
halten, welches besagt: Der Mensch soll sich und, soweit es nicht seine eigene Exis-
tenz gefährdet, auch das Leben der anderen Menschen erhalten. Wird man aller-
dings angegriffen, so hat man das Recht, sich zu wehren. Gleichzeitig ist jeder Rich-
ter in eigener Sache, d.h., jeder darf denjenigen, der ihn angegriffen hat, bestrafen.
Da im Naturzustand nur mangelhafter Schutz für das Leben, den Besitz und die Frei-
heit der Menschen besteht, schließen sich die Menschen in freiwilliger Übereinkunft
zu einem politischen Körper (dem Staat) zusammen. In dem so beschlossenen Ver-
trag müssen die Menschen jedoch auf die zwei eben angeführten natürlichen Rechte
verzichten:
1. das Recht auf Selbsterhaltung
2. das Recht, Richter in eigener Sache zu sein.
Diese beiden Rechte werden mit der Vertragsschließung an den Staat abgetreten. Im
Gegenzug verpflichtet sich der Staat, das Leben und Eigentum der Bürger vor „mög-
lichen Gesetzesbrechern“ zu schützen. Somit gibt jedes Mitglied Freiheiten zuguns-
ten von Sicherheiten auf.
Für Locke war nicht mehr länger die absolute Monarchie die richtige Regierungsform,
sondern eine Monarchie, die sich an Gesetze halten muss. Man nennt diese Staats-
form eine „konstitutionelle Monarchie“ (= lateinisch: constituere, deutsch: festle-
gen). Locke begründete seine Idee von einer konstitutionellen Monarchie unter ande-
rem damit, dass alle Menschen eines Staates gleiche Rechte auf Eigentum, Freiheit
und Vermögen haben sollen. Nicht allein der König soll diese Rechte besitzen. Die
konstitutionelle Monarchie hat sich Locke so vorgestellt, dass das Volk die Gesetze
macht und der König diese Gesetze ausführt. Die oberste Staatsgewalt ist also die
gesetzgebende Gewalt, die Legislative (= lateinisch: lex, deutsch: Gesetz), die einer
vom Volk – nach dem Prinzip der Mehrheitsentscheidung – gewählten Versammlung
anvertraut werden sollte. Der König stellt mit einigen Ministern die Gesetz ausführen-
de Macht, die Exekutive (= lateinisch: exsequi, deutsch: ausführen) dar. Die beiden
Gewalten sollen sich gegenseitig kontrollieren. Sobald die Legislative und die Exeku-
tive nicht mehr im Sinne des Volkes handeln, können sie abberufen oder verändert
werden. Notfalls kann das Volk diese Veränderung sogar gewaltsam durch eine Re-
volution herbeiführen. Das Recht auf Widerstand steht jedoch nur dem wohlhaben-
den männlichen Teil der Bevölkerung zu.
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Lesen Sie den Text und erarbeiten Sie folgende Aspekte. Nutzen Sie auch das Buch.
1. Angaben zur Person
2. Sein Menschenbild
3. Seine favorisierte Staatsform (mit Begründung)
4. Bezüge zur Aufklärung
5. Kritik an der Staatstheorie aus heutiger Sicht.
Quellen:
Andreas, H., Groß, H. & Schreiber, B.(2013). Handeln und Verantworten. Sozialkunde für die Fachhochschulreife.
Köln: Bildungsverlag EINS.
Dosch, R.& Utpatel, B.(2010). Betrifft Sozialkunde. Lehr- und Arbeitsbuch für die Fachhochschulreife (LB 4 und
5). Troisdorf: Bildungsverlag EINS.
Frick, L. (2006). Demokratie als Staats- und Herrschaftsform erleben. In: Politik & Unterricht (2/3). Landeszentrale
für politische Bildung, Baden-Württemberg.
Schmidt, M. (2000). Demokratietheorien. Opladen: UTB für Wissenschaft
Massing, P., Breit, G. & Buchstein, H. (2012). Demokratietheorien. Schwalbach: Wochenschau Verlag.
Klasse: Die Vertragstheorie – Datum:
GK / Gerner auf dem Weg zum demokratischen Staat Infotext
Für Montesquieu waren die Menschen friedliche und vernünftige Wesen mit gleichen
Rechten. Die Menschen unterliegen natürlichen Gesetzen wie Streben nach Frieden
und Selbsterhaltung. Erst wenn sich die Gesellschaft bildet, beginnt für Montesquieu
der „Kriegszustand“, und damit auch die Ausübung von Macht. Für Montesquieu ist
klar, dass ein Mensch, der Macht besitzt, diese auch missbraucht. Montesquieu plä-
dierte daher dafür, die Macht im Staate aufzuteilen, damit das Gefüge der Machtver-
teilung ausbalanciert bleibt und keine Gewalt gegenüber der anderen die Oberhand
gewinnt. Die politischen Gewalten müssen voneinander unabhängig sein und sich
gegenseitig kontrollieren. Deswegen solle es eine Gewalt geben, welche die Gesetze
macht, eine Gewalt, welche die Gesetze ausführt und eine Gewalt, die darüber rich-
tet, ob die Gesetze befolgt werden oder nicht. Dies nennt man Gewaltenteilung.
Montesquieu wollte, dass sich der absolute Monarch an Gesetze halten musste, die
das Volk entschieden hatte. Man nennt dieses Staatssystem eine „konstitutionelle
Monarchie“ (= lateinisch: constituere, deutsch: festlegen). Als Begründung für dieses
Staatsmodell gab er unter anderem an, dass jeder Bürger in der Politik mitbestimmen
solle. Der einzelne Mensch, da Individuum ist wichtig. Mit „jeder Bürger“ meint Mon-
tesquieu jedoch nur den wohlhabenden männlichen Teil der Bevölkerung.
Nach Montesquieus Vorstellung hat das Volk also die Gesetz gebende Macht, die
Legislative (= lateinisch: lex, deutsch: Gesetz). Die Exekutive (= lateinisch: exsequi,
deutsch: ausführen) müsse in den Händen eines Monarchen liegen, der an die Ge-
setze grundsätzlich gebunden ist, aber auch das Recht hat, Gesetze aufzuheben.
Die Judikative (= lateinisch: iudicare, deutsch: richterlich untersuchen) sei durch ei-
ne zeitlich eng begrenzte Wahl der Richter aus dem Volk sowie durch die eigene Ge-
richtsbarkeit des Adels gekennzeichnet. Die Gerichte müssten unbedingt unabhängig
und selbst an Gesetze gebunden sein. Die Legislative wiederum kontrolliere die
Ausübung der Gesetze.
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Lesen Sie den Text und erarbeiten Sie folgende Aspekte. Nutzen Sie auch das Buch.
1. Angaben zur Person
2. Sein Menschenbild
3. Seine favorisierte Staatsform (mit Begründung)
4. Bezüge zur Aufklärung
5. Kritik an der Staatstheorie aus heutiger Sicht.
Quellen:
Andreas, H., Groß, H. & Schreiber, B.(2013). Handeln und Verantworten. Sozialkunde für die Fachhochschulreife.
Köln: Bildungsverlag EINS.
Dosch, R.& Utpatel, B.(2010). Betrifft Sozialkunde. Lehr- und Arbeitsbuch für die Fachhochschulreife (LB 4 und
5). Troisdorf: Bildungsverlag EINS.
Frick, L. (2006). Demokratie als Staats- und Herrschaftsform erleben. In: Politik & Unterricht (2/3). Landeszentrale
für politische Bildung, Baden-Württemberg.
Schmidt, M. (2000). Demokratietheorien. Opladen: UTB für Wissenschaft
Massing, P., Breit, G. & Buchstein, H. (2012). Demokratietheorien. Schwalbach: Wochenschau Verlag.
Klasse: Die Vertragstheorie – Datum:
GK / Gerner auf dem Weg zum demokratischen Staat Infotext
Rousseau war der Ansicht, dass die Menschen im Naturzustand Einzelgänger sind,
die frei geboren werden. Sie sind einander gleichgestellt und leben friedlich zusam-
men. Erst das Leben in der Gemeinschaft macht die Menschen unfrei und gebunden.
Rousseau war mit der absolutistischen Macht des Königs ganz und gar nicht einver-
standen. Wegen der korrupten und ungerechten Regierung (er meint damit die Mo-
narchie) wurde der Mensch schlecht und verdorben. Es gibt aber kein Zurück zum
ursprünglichen Naturzustand mehr. Also stellt sich die Frage, wie sich dieses Zu-
sammenleben der Menschen am besten gestalten lässt und wie sie wieder frei wer-
den können.
Rousseau hatte eine ganz extreme Vorstellung von der Machtverteilung in einem
Staat. Er war der Meinung, dass das Volk allein die Herrschaft übernehmen sollte
(Volkssouveränität). Die beste Staatsform, seiner Meinung nach, war demnach die
„Volksherrschaft“.
Das von Rousseau genannten Grundproblem – wie kann eine Form des Zusammen-
schlusses Schutz und Freiheit zugleich gewährleisten – wird durch einen „Gesell-
schaftsvertrag“ gelöst, den alle Bürger eines Staates gemeinsam beschließen. Mit
Vertragsabschluss gibt jeder Bürger alle seine Rechte und Ansprüche an die Ge-
meinschaft ab. Zudem erfolgt die Unterwerfung der persönlichen, individuellen Wün-
sche und Bedürfnisse der Menschen unter den Gemeinwillen. Diesen gemeinsamen
Willen bezeichnet Rousseau als „volonté générale“. Der Gemeinwille ist das Kern-
stück in Rousseaus Volkssouveränitätslehre. Damit die Freiheit aller gewährleistet
bleibt, ist es wichtig, dass in der Politik der Gemeinwille verwirklicht wird. Denn nur
wenn der Wille aller durchgesetzt wird, sind alle frei. Doch wie kann das nach
Rousseau erreicht werden?
• Grundsätzlich entscheidet das Volk, d.h., für Rousseau gibt es nur die direkte
Demokratie.
• Alle bestimmen gleichberechtigt über das gemeinsame Leben und sind nur
den Gesetzen unterworfen, die sie sich gemeinsam gegeben haben.
• Der Gemeinwille wird in der Volksversammlung durch Abstimmung deutlich.
Der Mehrheit haben sich alle unterzuordnen, auch diejenigen, die anders ge-
stimmt haben. (Die Mehrheit hat das Recht, die Minderheit muss sich fügen.)
• Ziel der Gesetze ist es, die Wahrung der Freiheit und damit das Wohl der Bür-
ger zu garantieren.
• Die gesetzgebende Gewalt (Volksversammlung) und die ausführende Gewalt
(Bürger aus der Volksversammlung) bilden eine Einheit. Damit ist eine Identi-
tät (Übereinstimmung) von Regierten und Regierenden gewährleistet.
Aus diesem Grund darf es auch keine Könige oder Parlamente geben - denn diese
würden nicht dem Willen der Gemeinschaft entsprechen, sondern nur ihre eigenen
Interessen vertreten. Daraus folgt, dass alle Menschen an den politischen Entschei-
dungen beteiligt sein müssen, denn nur so kann der Wille der ganzen Gemeinschaft
durchgesetzt werden.
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2. Sein Menschenbild
3. Seine favorisierte Staatsform (mit Begründung)
4. Bezüge zur Aufklärung
5. Kritik an der Staatstheorie aus heutiger Sicht.
Quellen:
Andreas, H., Groß, H. & Schreiber, B.(2013). Handeln und Verantworten. Sozialkunde für die Fachhochschulreife.
Köln: Bildungsverlag EINS.
Dosch, R.& Utpatel, B.(2010). Betrifft Sozialkunde. Lehr- und Arbeitsbuch für die Fachhochschulreife (LB 4 und
5). Troisdorf: Bildungsverlag EINS.
Frick, L. (2006). Demokratie als Staats- und Herrschaftsform erleben. In: Politik & Unterricht (2/3). Landeszentrale
für politische Bildung, Baden-Württemberg.
Schmidt, M. (2000). Demokratietheorien. Opladen: UTB für Wissenschaft
Massing, P., Breit, G. & Buchstein, H. (2012). Demokratietheorien. Schwalbach: Wochenschau Verlag.
Klasse: Die Vertragstheorie – Datum:
GK / Gerner auf dem Weg zum demokratischen Staat Infotext
Hobbes ging davon aus, dass alle Menschen von Natur aus gleich sind. Körperliche
Unterschiede können dadurch ausgeglichen werden, dass auch der Schwächste den
Stärksten töten kann - entweder durch Hinterlist oder durch ein Bündnis mit anderen.
Geistige Unterschiede sind nach Hobbes ausbildungs- und erziehungsbedingt. Die
Gleichheit der Menschen beruht seiner Meinung auch darauf, dass alle nach densel-
ben Dingen streben: nach Sicherheit, nach Existenzsicherung und Wohlstand sowie
nach Respekt und Ansehen. Hobbes sah die Menschen als asozial und egoistisch.
Menschliches Handeln folgt dem Wunsch nach Selbsterhaltung. Nach Hobbes wider-
spricht das Privatwohl der Menschen in der Regel dem Gemeininteresse. Da es im
Naturzustand keine übergeordnete Zwangsgewalt gibt, die imstande ist, die Sicher-
heit aller zu gewährleisten, muss jeder Naturzustandsbewohner seine Ziele im Al-
leingang verwirklichen. Dabei kommt er zwangsläufig mit anderen Individuen in Kon-
takt, die als Konkurrenten im Kampf um knappe Güter wahrgenommen und bekämpft
werden. Durch den Konkurrenzkampf der Individuen wird der Naturzustand zum
permanenten Krieg eines jeden gegen jeden.
Dieser Kriegszustand kann nicht dadurch beendet werden, dass sich der Stärkste
alle übrigen Individuen zu seinen Untertanen macht, da Hobbes von einer annähern-
den Gleichheit der Menschen ausgeht. Jeder besitzt das gleiche natürliche Recht auf
Selbsterhaltung. Der Weg aus diesem Dilemma gelingt nur über einen freiwilligen
Vertragsabschluss, in dem jeder Vertragsbeteiligte einem Menschen oder einer Ver-
sammlung von Menschen (dem sogenannten „Leviathan“) sein Recht auf Selbstre-
gierung überträgt. Die Legitimation des Herrschers erfolgt somit aufgrund der Zu-
stimmung der Individuen und nicht aufgrund des Willen Gottes. Der Leviathan wird
auf Ewigkeit gewählt und unterliegt keiner Machtkontrolle. Er gewährleistet die Si-
cherheit seiner Untertanen und ist keinerlei Beschränkungen unterworfen, wenn es
um die Friedenserhaltung geht. Im Falle des Vertragsbruches kann der Leviathan die
Menschen durch glaubhafte Androhung einer Bestrafung zur Einhaltung des Vertra-
ges zwingen und sogar töten.
Hobbes hält die Monarchie für die beste Staatsform. Nur dort decke sich das Privat-
interesse mit dem öffentlichen Interesse, weil Reichtum, Macht und Ehre eines Mo-
narchen sich alleine aus dem Reichtum, der Stärke und dem Ansehen seiner Unter-
tanen ergäben. Eine autoritär und hierarchisch organisierte Königsherrschaft schütze
besser als andere Staatsformen vor Bürgerkriegen, und sie befördere das Wohl ihrer
Bürger wie keine andere. In einer Demokratie bestehe immer die Gefahr eines Bür-
gerkriegs, da sich die Macht in den Händen zu vieler Menschen befände, die durch
unterschiedliche Eigeninteressen blind für das Gemeinwohl seien und darüber hin-
aus häufig miteinander in Konflikt geraten würden.
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Quellen:
Frick, L. (2006). Demokratie als Staats- und Herrschaftsform erleben. In: Politik & Unterricht (2/3). Landeszentrale
für politische Bildung, Baden-Württemberg.
Schmidt, M.(2000). Demokratietheorien. Opladen: UTB für Wissenschaft
Massing, P., Breit, G. & Buchstein, H. (2012). Demokratietheorien. Schwalbach: Wochenschau Verlag.