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1 | 2018

Geheimnis Planeten | Sterne | Raumfahrt


um dunkle
sterne
Welche Rolle
spielten sie bei der
Wo ist
Planet
Entstehung des
Universums?

Neun?
blick ins
schwarze
loch
Mit einem Mega-Teleskop
wollen Astronomen
Schwarze Löcher erkunden

Neue Forschungsergebnisse:
Leben im All: Am Rand des Sonnensystems
anders, als könnte es eine oder sogar
wir es kennen mehrere bisher unentdeckte
Nach welchen Lebensformen
wir im Kosmos suchen sollten Welten geben

exklusiv! buzz aldrin über

apollo 11
US-Astronaut
Aldrin:
Was am Tag
der ersten
Mondlandung
wirklich Juno beim
jupiter
Österreich € 9,50 Schweiz sfr 16,90
€ 8,50 012018

passierte
Die Entdeckungen der NASA-
Sonde änderten unsere Sicht
auf den Gasriesen

Anti-Gravitation • Mission zur Sonne • Triton • Mars-Luftschiffe • Asteroid 2006 VW139


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Aufnahme einer
gewaltigen Explosion
im All, hervorgerufen
durch die Kollision zweier
Neutronensterne.

Neun oder zehn? Immer wieder mussten hatte. Inzwischen sucht derselbe Astro­
Astronomen das Modell nom nach einem neuen neunten Planeten.
unseres Sonnensystems Gemeinsam mit seinem Kollegen Konstan­
korrigieren. So fiel in tin Batygin veröffentlichte Brown eine
der Mitte des 19. Jahr­ Abhandlung, in der er die Existenz eines
Mehr hunderts englischen außerhalb des Kuipergürtels kreisenden
WISSEN und französischen
Himmelsbeobachtern auf, dass seltsame
großen Planeten mit zehnfacher Erdmasse
vorhersagte: Planet Neun. Seither konzent­
06
Das Magazin, Das Wissen schafft! Gefährdet facebook

WISSEN Gravitationskräfte am Planeten Uranus rieren sich Astronomen weltweit darauf,


6/2017

17
die Gesundheit?
2017
WISSEN 2017
WISSEN 2017

Umwelt wissenschaft technik geschichte weltraUm transport

zerrten, die nur von einem bis dato die Existenz dieser hypothetischen Welt zu
Facebook, Instagram & Co.:
So gehen Sie sicher mit
was den sozialen Medien um
Die letzten Tage der Dinosaurier ■ Unser Gehirn ■ Wunder der antiken Welt ■ Extremes Wetter ■ Misson zum Merkur

passierte vor
66 millionen
Jahren? mehr
wissen
WappENkuNdE
WaSSEraufbErEItuNg

unser Gehirn autoNomE SchIffE

unbekannten Planeten stammen konnten. beweisen oder zu widerlegen.


fakES ENtlarvEN
So funktioniert dieser
biologische Supercomputer dEath vallEy
mit 86 Milliarden Neuronen lEbEN Im koSmoS

die
zten
letder
dinosaurier
taGe

Die Vorstellung, es könnte da einen Andere Modelle deuten nämlich darauf


wunder der
antiken welt
Die beeindruckendsten
e
n? neue beweis
Bauwerke der Geschichte

n sie sterbe iten-einschlaG


warum musste iGen meteor
für einen Gewalt welche
arten
überlebten?

„Planeten X“ geben, ließ die Wissenschaftler hin, dass es in 60 Astronomischen Einhei­


was
wissenschaftler
medizin der am kraterrand
entdeckten
zukunft
Werden wir die schlimmsten
Krankheiten besiegen?

extremes

fortan nicht mehr los. ten (AE) Entfernung zur Sonne einen viel
wetter
aeromobil – mission zum
das flieGende auto merkur
© Cover: t.roetsch@gtgraphics.de , Diese Seite: NASA's Goddard Space Flight Center/CI Lab

verheerende hurrikane,
Ein neues Hybridmodell wechselt Welche Geheimnisse birgt
Starkregen und mega-tornados – zwischen Fliegen und Fahren der sonnennächste Planet?

Anfang 1930 gelang schließlich Clyde W. kleineren „neunten Planeten“ mit etwa
Wetterkatastrophen nehmen zu

001-001_U1_W17_06_V3_wok_ea_nocode.indd 1 02.10.17 12:13

Alle zwei Tombaugh am Lowell-Observatorium in einem Zehntel der Erdmasse geben soll,
Monate am Flagstaff, Arizona, eine wissenschaftliche dass aber zusätzlich ein noch viel größerer
Kiosk: Sensation: Er entdeckte mit dem Pluto Planet in 300 bis 400 AE Distanz umher­
WISSEN 2017 gibt endlich einen Himmelskörper jenseits schwirren soll. Wie auch immer: Wer ein
Antworten auf der Neptunbahn. Der Neue galt zwar als neues Modell unseres Sonnen­systems ent­
Hunderte neunter Planet des Sonnensystems, seine wirft, sollte auf jeden Fall Platz für Erweite­
interessanter Masse jedoch war viel zu gering, um für rungen einplanen.
die Bahnschwankungen der benachbarten
Fragen aus den
Eisriesen verantwortlich zu sein.
Bereichen Zu allem Überfluss wurde dem kleinen
Wissenschaft, Pluto im Jahr 2006 der Planetenstatus wie­
Umwelt, Technik, der aberkannt, nachdem Dr. Mike Brown
Geschichte und vom California Institute of Technology Wolfgang Koser
Weltraum eine etwa gleich große eisige Welt entdeckt Chefredakteur
3
INHALT1 / 2018 facebook.com/
spacemagazin

52
TAKE OFF
6 Neueste Bilder
aus Astronomie
und Weltraumfahrt

TOP-THEMEN
14 Apollo 11: 58 Spannende Ziele
Die wahre Geschichte
Apollo-Astronaut Buzz Aldrin
für Weltraum-Fans
Raketenstarts erleben, im
Wo ist
Planet
berichtet Space, was bei der ersten Kontrollraum mitfiebern, den
Mondlandung wirklich passiert ist Saturn beobachten: faszinierende
Ausflüge für Space-Leser
22 Reiseführer: Triton
64 Leben – wie wir es

Neun?
Neptuns größter Mond
ruft ebenso viel Verwirrung noch nicht kennen
wie Faszination hervor Röhrenwürmer und lebende
26 Dunkle Sterne Ballons: Nach welchen Lebens­
formen wir im All Ausschau
Hat es jemals Sterne gegeben, halten sollten
die nur aus Dunkler Materie
bestanden? 72 Die Suche nach der
33 5 Fakten: Antigravitation
2006 VW139 Diese Kraft würde Objekte
nach oben fallen lassen.
Dieser einmalige Asteroid
Ihre Entdeckung hätte
besteht aus zwei sich gegenseitig
revolutionäre Auswirkungen
umkreisenden Einzelteilen

34 Juno trifft Jupiter 78 Der Blick in ein


Die Beobachtungen der Schwarzes Loch

78
NASA-Sonde veränderten Mit Hilfe des Event-Horizon-
unser Bild des Gasriesen Teleskops wollen Astronomen
das Unsichtbare beobachten
42 Die Sonne berühren

 er Blick in ein
D
Die Parker Solar Probe soll einen
Vorstoß die lebensfeindliche Korona
der Sonne wagen

49 Weltraumhelden:
Gerard Kuiper
Über den zielstrebigen Astronomen,
Schwarzes Loch
der unser Bild vom Sonnen-
­system veränderte

50 SpaceTech:
Mars-Luftschiffe
Eine NASA-Studie regt an, den
Roten Planeten mit Hilfe luftleerer
Ballons zu erkunden

52 Planet Neun
Am Rand des Sonnensystems
vermuten Astronomen
58
mindestens eine weiteren  pannende Ziele
S
Planeten – oder sogar zwei für Weltraum-Fans
4
34
 Juno trifft
Jupiter
90Rund ums
Weltall
26 Unsere Experten beantworten
Fragen zu Weltraumthemen

 unkle
D
Sterne blick
ins all
tipps & tricks für
stern­beobachter

 Apollo 11:
Die wahre
Geschichte
14

64 88 Planet Neptun
beobachten
Mit dem Eisriesen in Opposition herrschen
gute Gelegenheiten, ihn zu betrachten

 Leben – wie wir es 94 Space-Gadgets


noch nicht kennen Spannende Produkte für Weltraum-Fans

96 Space-Erzählung
(69230) Hermes

98 Mein Sternhimmel
Die stärksten Astrofotos
von Space-Lesern
49 Vorschau
98 Impressum

49 Weltraum-
helden:
Gerard Kuiper
Der zielstrebige Astronom, der unser
Bild vom Sonnen­system veränderte

42
 Parker Solar Probe:
Mission zur Sonne
5
take off
Erstkontakt mit dem Universum

MACS2129-1

Trick 17: rekonstruierte Quelle


Wie man eine ferne
Galaxie einfängt
Mit Hilfe des Hubble-Teleskops und einer natürlichen, von
der Gravitation eines Galaxienhaufens erzeugten Linse haben
Astronomen eine spannende Entdeckung gemacht: das erste
Beispiel einer kompakten und zugleich massiven Galaxie, in der
nur wenige Milliarden Jahre nach dem Urknall die letzten Sterne
entstanden sind.
Auf dem Bild verstärkt der Galaxienhaufen MACS J2129-0741
im Vordergrund das Licht der weit entfernten Hintergrund­
galaxie MACS 2129-1 in der oberen rechten Ecke. Ihr Licht er-
scheint rot, weil es wegen der großen Entfernung stark in den
roten Bereich des Spektrums verschoben ist. Der Linseneffekt
verzerrt die Form der fernen Galaxie aber auch. Tatsächlich
besitzt sie, wie die kleinen Bilder zeigen, die Form einer Scheibe.
Und zwar sehr zur Überraschung der Astronomen, die eigentlich
aus dieser frühen Zeit ein chaotisches Bild von Galaxienkollisio-
nen erwartet hatten. Stattdessen scheinen sich die Sterne da-
mals in einer pfannkuchenförmigen Scheibe gruppiert zu haben.

6
Blick von der Erde
© NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS/Gerald Eichstädt /Seán Doran

auf Beteigeuze
Der orangefarbene Fleck zeigt den Roten Überriesen Beteigeuze in
bisher unerreichter Auflösung – aufgenommen vom ALMA-Radio­
teleskop-Array in der chilenischen Atacama-Wüste. Beteigeuze ist
mit rund 1.400 Sonnen­radien einer der größten bekannten Sterne
und leuchtet etwa zehn­tausendmal so hell wie die Sonne. Der Stern
ist erst rund acht Millionen Jahre alt, aber schon auf dem Weg zur
Supernova. Da er nur 600 Lichtjahre von der Erde entfernt ist,
werden wir diese sogar am Taghimmel sehen können.

Die Balken-
spirale des
Luchses
Dieses Hubble-Foto zeigt die Balken-
spiralgalaxie NGC 2500. Entdeckt hat
sie schon 1788 der Astronom Wilhelm
Herschel mit einem 48-Zentimeter-
Teleskop. Lange hielten die Astrono-
men diesen Galaxientyp für selten.
Inzwischen weiß man aber, dass etwa
zwei Drittel aller Spiralgalaxien einen
solchen Balken quer durch ihr Zentrum
aufweisen, auch die Milchstraße. Dabei
handelt es sich um ein Gebiet, in dem
besonders viele Sterne entstehen, weil
sich entlang des Balkens Material aus
dem Kern der Galaxie in die Außenbe-
© NASA, ESA, M. Postman (STScI), and the CLASH team

reiche bewegt. NGC 2500, 225 Millio­


nen Lichtjahre von uns entfernt, hat
noch eine weitere Gemeinsamkeit mit
der Milchstraße: So wie unsere Galaxis
mit Andromeda und etwa 50 anderen
die Lokale Gruppe bildet, ist NGC 2500
Teil einer ähnlichen ­Gruppe, zu der
© NESA/Hubble/NASA

unter anderem NGC 2541, NGC 2552


und NGC 2481 gehören. Die ­Gruppe
heißt denn auch simpel NGC-2481-
Gruppe.

7
take off
Erstkontakt mit dem Universum

Urzeitliche Flüsse in
den Bergen des Mars
Die Libya Montes sind eine Gebirgsregion am Äquator des
Roten Planeten. Es handelt sich um eine der ältesten Gelände­
formationen auf dem Mars. Wie diese aus Bildern der High
Resolution Stereo Camera (HRSC) an Bord der ESA-Raumson-
de Mars Express erstellte Ansicht zeigt, wurde sie nicht nur
von Vulkanismus und Einschlagereignissen geprägt, sondern
auch durch Erosion, also durch fließendes Wasser. Zu erkennen
sind eine Vielzahl von Rinnen und dichten Talnetzwerken in
dieser Region, die für Oberflächenabfluss, Grundwasseraustritt
und intensive Abtragung in der Vergangenheit sprechen.
Mit Kraterzählungen können die Forscher das ungefähre Alter
der Strukturen bestimmen. Das tiefe Tal etwa muss sich vor
3,6 Milliarden Jahren in den Untergrund eingeschnitten haben.
Es finden sich aber auch noch deutlich jüngere Flusstäler.

Doppel-Ausbruch
an der Sonnen-
Oberfläche
Das Foto des SDO-Satelliten der NASA (im ultraviolet-
ten Bereich aufgenommen) zeigt einen mittelgroßen
Flare und einen koronalen Massenauswurf (CME,
rechts), die Mitte Juli gleichzeitig auf der Sonnen­
oberfläche stattfanden. Mit einer Dauer von über zwei
Stunden handelt es sich um einen ungewöhnlich lang-
lebigen Ausbruch. Die im Bild sichtbaren gigantischen
Bögen bestehen aus heißem Plasma, das sich entlang
der Magnetfeldlinien der Sonne bewegt. Nach einem
solchen Ausbruch benötigt das solare Magnetfeld stets
eine Weile, um sich wieder zu normalisieren. Unter
http://bit.ly/CMEFlare finden Sie eine Animation des
Geschehens.
© NASA/GSFC/Solar Dynamics Observatory

8
© ESA/DLR/FU Berlin
Rettungsmission unter Wasser
NASA-Astronaut Kjell Lindgren rettet in der Astronauten ihr Gewicht so ausgleichen können,
Unterwasser-Simulation seinen ESA-Kollegen Pedro als befänden sie sich in Schwerelosigkeit oder auf
Duque. Die Übung war Teil der 22. NASA Extreme der Oberfläche eines anderen Himmelskörpers.
Environment Mission Operations (NEEMO-22). Zehn Auf dem Foto zieht Lindgren die von der ESA im
Tage lang trainierten die Teilnehmer in der Umge- Astronautenzentrum in Köln gebaute Lunar Evacua-
bung der Unterwasser-Tauchbasis Aquarius, die sich tion System Assembly (LESA) mit dem „verletzten“
in durchaus mond- oder marsähnlichem Gelände Duque. Der LESA-Schlitten ist so konstruiert, dass
vor den Florida Keys in etwa 20 Metern Tiefe befin- die Rettung eines Kollegen trotz der durch den
det. Training unter Wasser hat den Vorteil, dass die Raumanzug begrenzten Mobilität des Retters mög-
lichst schnell abläuft. Nicht im Bild zu sehen ist die
pyramidenartige Struktur, die den verletzten Astro-
nauten anheben und auf dem Schlitten platzieren
kann.
© NASA–M. Reagan

9
take off
xxxxxxxxxxxxx
Erstkontakt mit dem Universum

Umkreisen Mars-ähnliche Welten


den Roten Zwerg Trappist-1?
Das Planetensystem ist wohl doppelt so alt wie die
Sonne. Die Welten in seiner habitablen Zone könnten
unserem Mars ähneln
Anfang des Jahres machte ein etwa
39 Lichtjahre von der Erde entferntes
lichkeit deutlich älter als unser Son-
nensystem, nämlich mindestens 5,4
dadurch ihrer Atmosphäre oder ihrer
Wasservorräte beraubt.
„Wenn es
System Schlagzeilen: Um den Stern
Trappist-1 hatte man bis zu sieben
und höchstens 9,8 Milliarden Jahre.
Die Sonne entstand vor etwa 4,5 Mil­
Neue Ergebnisse des Hubble-Tele-
skops (speziell des Space Telescope
Leben auf
Planeten gefunden, von denen sich
mindestens drei in der bewohnbaren
liarden Jahren.
Für potenzielles Leben im System
Imaging Spectrograph (STIS)) zeigen
allerdings, dass das höchstens zum
diesen
Zone bewegen sollten. Trappist-1 ist
ein Roter Zwerg, kaum größer (aber
Trappist-1 ist das eine gute und eine
schlechte Nachricht zugleich. Die
Teil der Fall ist, nämlich bei den
inneren Planeten. Trappist-1b und -1c
Planeten gibt,
deutlich schwerer) als unser Jupiter.
Ob die Welten, die ihn umkreisen,
Planeten werden inzwischen weniger
von Strahlung bombardiert, und dieser
müssten im Lauf ihres Lebens schon
20-mal mehr Wasser verloren haben,
dann führt
gute Bedingungen für Leben bieten,
ist bisher nicht abschließend geklärt.
Zustand kann noch sehr lange anhal-
ten. Während die Sonne etwa 10 Mil-
als die Erde je besaß. Die Chance,
dass noch welches übrig ist, ist also
es eine harte
Ein wichtiger Faktor dabei ist das
Alter des Zentralsterns. Rote Zwerge
liarden Jahre alt werden wird, beträgt
die Lebensdauer von Trappist-1 poten-
gering. Bei den äußeren Planeten sieht
es jedoch anders aus. Insbesondere
Existenz.“
produzieren gerade in ihrer Jugend ziell Billionen Jahre, etwa 900-mal so Trappist-1f und -1g sind auch relativ
jede Menge Strahlungsausbrüche lange, wie das Universum derzeit alt schwer und sollten deshalb noch einen
(Flares), die den hier besonders nahen ist. Andererseits haben die Planeten in großen Teil ihres Wassers besitzen.
Planeten gefährlich werden können. dem System natürlich nun schon für Vermutlich ähneln sie in dieser Bezie-
Bisher hatte man angenommen, lange Zeit jede Menge Strahlung auf- hung dem Mars, der ebenfalls noch
dass Trappist-1 tatsächlich noch rela- genommen und sind vielleicht längst Wasser­vorräte besitzt.
tiv jung ist – mit nur 500 Millionen
Jahren. Wie Forscher im Astrophysical
Journal zeigen, hat man sich dabei
grob verschätzt. Trappist-1 ist in Wirk-

©NASA/JPL-Caltech

Künstlerische Vorstellung des


Trappist-1-Systems etwa aus der Höhe
von Trappist-1f.

10 www.spaceanswers.com
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Kein gutes Zeichen: Das ALMA-Radioteleskop


fand Methylchlorid

Lebenszeichen im All
im Sternsystem
IRAS 16293-2422.
Im Hintergrund das

entdeckt
Sternentstehungsgebiet
Rho Ophiuchi.

Forscher entdecken Methylchlorid in der Nähe


eines jungen Sterns und auf einem Kometen
Methylchlorid, eine Verbindung aus ziert. Dabei handelt es sich um eine
Methan und Chlor, entsteht bei vielen Gruppe neugeborener Sterne mit etwa
Prozessen biologischen Lebens. Immer- der Masse der Sonne, die noch immer
grüne Bäume, Kartoffeln und Pilze von der Molekularwolke umgeben ist,
emittieren sie, und auch der Mensch in der sie geboren wurde.

© B. Saxton (NRAO/AUI/NSF); NASA/JPL-Caltech/UCLA


durch seine industriellen Anlagen. Parallel dazu hat das Rosetta
Astrobiologen hatten deshalb lange die ­Orbiter Spectrometer for Ion and Neu-
Hoffnung, durch die Suche nach Spuren tral Analysis (ROSINA) an Bord der
dieser Verbindung etwa in den Atmo- Ro­setta-Sonde der ESA ebenfalls Spu-
sphären von Exoplaneten Hinweise auf ren von Methylchlorid gefunden, und
außerirdisches Leben zu erhalten. Das zwar in der dünnen Atmosphäre des
scheint allerdings schwieriger zu wer- Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassi­
den als gedacht, denn dieses Zeichen menko. Bei beiden Beobachtungen
des Lebens kommt offenbar auch in den zeigte das gefundene Methylchlorid
unwirtlichen Weiten des Alls vor. Das eine sehr ähnliche Massenverteilung.
ALMA-Radioteleskop-Array in der chi- Da es sich bei Kometen um Überbleib-
lenischen Atacama-Wüste hat den Fin- sel aus der Geburtszeit eines Sterns weit mehr als ein Lebenszeichen ist, dass der Nachweis dieses Moleküls
gerabdruck des Moleküls in dem rund handelt, scheint diese Gemeinsamkeit nämlich auch bei der Entstehung des nun kaum noch als echter Hinweis
400 Lichtjahre von der Erde entfernten syste­ma­tisch zu sein. Die Forscher Lebens involviert sein könnte. Das auf bereits vorhandenes Leben gedeu-
Sternsystem IRAS 16293-2422 identifi- vermu­ten nun, dass Methylchlorid ist immerhin ein kleiner Trost dafür, tet werden kann.

Eine wunderschöne Nova- Ein Planet, schwarz


Explosion und wie sie entstand
Was im Bild wirkt wie eine seltsame Blume, ist in Wirklich-
wie frischer Asphalt
keit der gewaltige Ausbruch eines Doppelsternsystems Auf WASP-12b bricht die Hitze sogar
Das 25.000 Lichtjahre von der Erde und einem Roten Riesen besteht, die Wasserstoff in seine Atome auf
entfernte System V745 Scorpii ist den sich in sehr engem Abstand umkrei- WASP-12b ist ein Exoplanet, der den
Astronomen bereits 1937 und 1989 sen. Der Zwergstern zieht durch seine Stern WASP-12 umkreist, etwa 1.400
aufgefallen, weil sich seine Helligkeit Schwerkraft Material aus der Hülle des Lichtjahre von der Erde entfernt. Ent-
innerhalb weniger Tage um drei Grö- Roten Riesen ab. Immer dann, wenn deckt wurde er bereits 2008, aber er
ßenordnungen verändert hat. Seit dem er genug davon angesammelt hat, ist nach wie vor für Überraschungen
letzten Ausbruch 2014 weiß man mehr kommt es zu einer thermonuklearen gut: Bei Messungen im Oktober 2016,
über die genauen Hintergründe, und Fusionsreaktion, die das System für die jetzt veröffentlicht wurden, stellte
inzwischen haben es die Astronomen kurze Zeit hell aufleuchten lässt. sich heraus, dass er ­extrem wenig
auch geschafft, ein 3D-Modell der Das neue 3D-Modell erklärt, was die Licht reflektiert. Mit einer Albedo von
Explosion aufzustellen, das die von der Astronomen bei ihrer Beobachtung höchstens 0,064 ist der Planet dunkler
Erde aus beobachtete Helligkeitsvertei- der Nova 2014 verwirrt hatte: Die als frischer Asphalt. Der
lung erklärt. V745 Scorpii ist ein Binär- Explosion schien asymmetrisch das Der Grund dafür ist vermutlich Exoplanet
system, das aus einem Weißen Zwerg meiste Material in unsere Richtung zu seine hohe Temperatur. WASP-12b, ein WASP-12b.
schießen. Der Effekt entstand offenbar, „heißer Jupiter“, umkreist seinen Stern
weil die Emission des sich von uns in sehr geringem Abstand. Die Kraft die Atmosphäre sternähnlich macht.
© NAF-Osservatorio Astro. di Palermo/S.Orlando

weg bewegenden Anteils von der auf seines Sterns hat ihn zu einem Ei ver- Und das dürfte auch der Grund sein,
uns zustrebenden Gaswolke abge- formt; seine Hitze erwärmt ihn auf warum so wenig Licht reflektiert wird.
schirmt wurde. In der 3D-Grafik sind 2.600 Grad Celsius. Bei anderen heißen WASP-12b ist erst der zweite Exo­
die Elemente gut unterscheidbar: Die Jupitern sind meist Wolken und Alkali- planet, bei dem eine solche Messung
Druckwelle der Explosion ist gelb, das Metalle die Ursache für die hohe Licht- in mehreren Spektralbereichen gelang.
ausgestoßene Material lila, die kühle absorption. Aber WASP-12b ist so heiß, Wegen seiner hohen Temperatur
Staubscheibe um das System ist blau. dass sich keine Wolken bilden können reflektiert der Planet zwar Licht nicht,
Die Einbuchtung auf der linken Seite und Alkali-Metalle ionisiert vorliegen. doch er strahlt welches ab. Aus der
entsteht, weil der Materialausstoß hier Sogar Wasserstoff bricht unter diesen Nähe dürfte er deshalb wirken, als be-
Das 3D-Modell der Explosion. vom Roten Riesen abgeschirmt wird. Bedingungen in seine Atome auf, was stünde er aus heiß glühendem Metall.

11
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take off
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Erstkontakt mit dem Universum

Wo der Mond sein Wasser versteckt


Wasser, das sich in der Kruste des Erdbegleiters verbirgt,
könnte künftig bei der Nutzung des Mondes durch
den Menschen helfen

Der Mond beherbergt zwar an seinen


Polen Eis (das dort im ewigen Schat-
Mond repräsentativ sind, war lange
unklar. Das scheint nun geklärt. Die „Das Innere des
ten von Kometen und Asteroiden
abgelagert wurde), doch ansonsten
neue Analyse der Forscher zeigt,
dass sich das Wasser enthaltende Mondes scheint
hielten Forscher den Himmelskör-
per bisher für generell trocken. Das
Gestein über die komplette Oberflä-
che des Mondes verteilt. Apollo 15 überraschend
scheint ein Irrtum zu sein: Auch unter
der Oberfläche gibt es anscheinend
und 17 haben also keine Zufallsfunde
gemacht. Das Innere des Mondes feucht.“
signifikante Wasservorräte, die den dürfte deshalb kaum weniger Wasser
Aufbau künftiger Mondbasen erleich- enthalten als das der Erde. Das ist
tern würden. praktisch für künftige bemannte Mis-
Das meinen jedenfalls Forscher der sionen: Das Gestein enthält zwar nur
Brown University in Rhode Island, 0,05 Masseprozent Wasser, aber die
USA. Sie analysierten Satellitendaten Vorräte sind groß, und die Feuchtig-
lunarer pyroklastischer Ablagerungen, keit lässt sich leicht extrahieren.
die aus dem aus der Tiefe aufgestiege- Die neuen Erkenntnisse haben
nen Magma bestehen. Das Wasser ist auch Konsequenzen dafür, was man
in vulkanischen Glasen gefangen, die über die Entstehung des Mondes
bei den Eruptionen in der Frühzeit dachte. Eigentlich war man davon
des Mondes entstanden sind. Schon ausgegangen, dass er trocken sein
in den von Apollo 15 und 17 zur Erde müsse, weil das Wasser den Ein-
gebrachten Gesteinsproben hatte man schlag, der zur Entstehung des
Spuren davon identifiziert. Doch ob Mondes führte, kaum überlebt haben Künstlerische Darstellung von Vulkaneruptionen in der Frühzeit des Mondes, die
diese Proben wirklich für den ganzen könnte. auch Wasser mit nach oben brachten.

12
Die superalte, superweit entfernte
Superduper-Supernova
Astronomen haben eine Hypernova entdeckt
Eine Supernova ist an sich schon trägt den Namen DES15E2mlf, ist in
eine mächtige Explosion am Ende Wahrheit eine der hellsten je beobach-

© Jon Morse (University of Colorado) und NASA; D. Gerdes / S. Jouvel


eines meist eher kurzen Sternlebens. teten Supernova-Ereignisse, eine soge-
Denn nur die größten und schwersten nannte superluminose Supernova oder Eta Carinae
Sterne, denen zugleich die kürzeste Hypernova. DES15E2mlf ist schon vor ist ebenfalls in
Lebenserwartung beschieden ist, über 10 Milliarden Jahren explodiert, einer Hypernova
vergehen in einem so mächtigen Aus- etwa 3,5 Milliarden Jahre nach dem explodiert
bruch. Bevor sie als Neutronenstern Urknall, zu einer Zeit, als die Stern­
oder Schwarzes Loch enden, leuchten entstehung im All auf Hochtouren lief.
sie für ein paar Tage oder Wochen so DES15E2mlf leuchtet mehr als dreimal
hell wie Millionen Sonnen. so hell wie alle Sterne der Milchstraße
Doch es gibt auch noch viel gewal- zusammen. Dass wir trotzdem nur Was sie verursacht hat, ist nicht
tigere Ereignisse, wie Astronomen in mit Mühe etwas davon sehen, liegt ganz klar – die Astronomen stellen
einem Fachmagazin zeigen. Was uns an ihrer großen Entfernung, die zehn fest, dass sie sich entgegen der Theorie
als kleiner Lichtpunkt erscheint, er Milliarden Lichtjahre beträgt. in einer schweren Galaxie ereignet hat.

Welche fremden
Zivilisationen uns
sehen können
Es ist nicht leicht, einen
Exoplaneten zu entdecken.
Das gilt auch für „die Anderen“
Zur Entdeckung von Exoplaneten nut-
zen Astronomen meist eines von zwei
Verfahren: die Transitmethode oder Wo die Planeten
die Radialgeschwindigkeitsmethode. daraus berechnen, wie schwer der des Sonnensystems
Wenn man an die Drehung der Erde Planet oder die Planeten sein müssen, sichtbar sind. Die blaue Linie
um die Sonne denkt, stellt man sich die am Stern zerren – das ist dann die zeigt die Sichtbarkeit der Erde.
das Bild gern so vor, als stünde die sogenannte Radialgeschwindigkeits-
Sonne fest und zöge die Erde quasi an methode. Bei alleiniger Anwendung aus Sicht ihrer Heimatwelt die Erde per Transitmethode zu entdecken
einem Faden um sich herum. Dieses dieser Technik lässt sich aber nur eine und die Sonne auf einer Ebene befin- sind. Im Mittel beträgt die Chance,
Bild ist falsch. Tatsächlich bewegen Untergrenze für die Planetenmasse den müssen – anderenfalls bewegt sich wenigstens einen der Planeten zu fin-
sich beide, Erde und Sonne, Planet angeben. Um die genaue Masse (und die Erde ja nicht vor der Sonnenschei- den, etwa 1 : 40, bei zwei Planeten nur
und Stern, um einen gemeinsamen damit die Dichte) auszurechnen, müss- be vorbei, bedeckt diese also nicht. noch 1 : 400 und bei drei Planeten gar
Schwerpunkt. Auch der Stern dreht te man den Planeten zusätzlich mit In einer spannenden Forschungsar- 1 : 4.000. Unter den über 3.600 bekann-
also – wenn auch kleine – Kreise, weil der Transitmethode nachweisen. Die beit haben Astronomen unter anderem ten Exoplaneten gibt es 68, von denen
er von den Planeten beeinflusst wird. Transitmethode setzt voraus, dass die des Max-Planck-Instituts für Sonnen- wenigstens einer der Planeten des
Diese Kreisbewegung können wir von Bahn des Planeten so verläuft, dass system-Forschung in Garching ermit- Sonnensystems zu entdecken wäre.
der Erde aus nicht sehen. Aber wir dieser genau in der Achse zwischen telt, für welche fremden Welten diese Neun dieser Planeten haben direkte
sehen, dass der Stern sich nach vorn der Erde und seinem Stern vorüber­ Bedingung denn erfüllt ist. Tatsächlich Sicht auf die Erde, doch keine dieser
und nach hinten bewegt, von uns weg zieht. Dadurch verringert sich in gilt das nur für einen Bruchteil. Grund- Welten befindet sich selbst in der habi-
und auf uns zu. bestimmten Zeitabständen die Hellig- sätzlich ist es so, dass die terrestrischen tablen Zone. Insgesamt, schätzen die
Die Geschwindigkeit, mit der das keit des Sterns, was man mit Telesko- Welten (Merkur, Venus, Erde, Mars) Forscher, sollte es zehn (bisher noch
© J2MASS / A. Mellinger / R. Wells

passiert, nennt man Radialgeschwin- pen messen kann. trotz ihrer geringeren Größe leichter zu unentdeckte) Welten im All geben, die
digkeit. Sie führt über den Doppler- Wenn eine fremde Zivilisation die entdecken sind als die Gasriesen – je sowohl die Erde vermessen können
Effekt dazu, dass sich die Spektral­ Erde als terrestrischen Planeten entde- näher ein Planet seiner Sonne ist, desto als auch im habitablen Bereich kreisen.
linien des Sterns haarfein verschieben. cken will, braucht sie also, um wirklich öfter bedeckt er sie. Zudem gibt es Das ist nicht eben viel – und vielleicht
Diese Verschiebung können wir mit alle nötigen Informationen zu erhalten, keinen Ort im All, von dem aus mehr ist das ja der Grund, warum bisher
Spezialinstrumenten messen und beide Methoden. Das heißt, dass sich als drei Planeten des Sonnensystems noch kein Anruf von ET kam.

www.spaceanswers.com 13
13
Exklusiv: Buzz Aldrin spricht über

Ap ll 11
live dabei
Was am Tag der ersten Mondlandung wirklich passierte

14
Apollo 11 – live dabei

H
eute begreifen viele Leute nicht mehr, fahrt. Doch die Probleme und Sorgen der vergange-
welche technische Großtat die Mensch- nen Jahre waren noch nicht vorbei. Die dreiköpfige
heit vor fast 50 Jahren geleistet hat. Nicht Besatzung von Apollo 11 – Neil Armstrong, Buzz
einmal neun Jahre, nachdem US-Präsident Aldrin und Michael Collins – stand vor einem der
Kennedy das Ziel vorgegeben hatte, einen Menschen dramatischsten Raumflüge der Geschichte.
auf den Mond und wieder zurück zu bringen, reali- Wir erinnern uns an den historischen ersten Satz
sierte die NASA am 20. Juli 1969 dieses erstaunliche auf der Mondoberfläche und die Begeisterung des bis
Vorhaben. damals größten Fernsehpublikums über die unschar-
Die Zeit dazwischen war durchaus nervenaufrei- fen Schwarz-Weiß-Bilder vom Mond. Doch die
bend gewesen. Nach Alan Shepards 15-minütigem Geschichte von Apollo 11 enthält noch vieles andere,
suborbitalem Mercury-Flug im Jahr 1961 erreichte die was vielleicht weniger bekannt ist.
NASA auf dem Weg zum Mond einen Meilenstein Die erste Aufgabe der Astronauten bestand darin,
nach dem anderen. Dabei ging eine Mercury-Kapsel die Erde auf der Spitze einer Saturn V – der größten
verloren und ihr Pilot Gus Grissom wäre fast ertrun- und leistungsfähigsten je gebauten Rakete – zu ver-
ken; John Glenn schaffte mit einer nach wie vor an lassen. Neil Armstrong soll gesagt haben, dass der Armstrong winkt Glückwünschern im Manned
seiner Friendship-7-Kapsel angebrachten Bremsrakete Start für Zuseher in Cocoa Beach oder Cape Canaveral Spacecraft Operations Building zu, bevor er mit Collins
den Wiedereintritt; und etliche erfolgreiche Gemini- vielleicht ohrenbetäubend gewesen sein mag, die Be- und Aldrin zum Startkomplex 39A gebracht wird.
Missionen wurden absolviert – darunter eine, die fast satzung aber nur etwas lautere Hintergrundgeräusche
scheiterte und den Astronauten in Gefahr brachte, der und starkes Rütteln wahrnahm; das Gefühl sei ähn-
1969 den ersten Schritt auf dem Mond machte. Dazu lich wie beim Start eines großen Düsenflugzeugs ge-
gab es vier vollständige Apollo-Missionen, davon zwei wesen. Dennoch war der Flug auf einem Gefährt vol-
in einer niedrigen Erdumlaufbahn, zwei Mondum- ler Raketentreibstoff eine gefährliche Unternehmung.
kreisungen und nur eine, bei der das gesamte System „Eine Raumfahrtmission ist niemals Routine, weil
getestet wurde. Die NASA musste 1967 mit dem dabei drei Menschen auf enorm viel hochexplosivem
tragischen Verlust von Grissom und seinen Mann- Stoff sitzen“, sagt Gene Kranz, Flugdirektor für die
schaftskameraden Edward White und Roger Chaffee Apollo-11-Mondlandung, im Space-Interview. Doch
fertigwerden, als Apollo 1 auf der Startrampe Feuer die Astronauten waren laut Buzz Aldrin nicht nervös:
fing. Sie machte trotzdem weiter, konstruierte die „Wir hatten das Gefühl, dass unsere Überlebenschan-
Kommandokapsel völlig neu und nahm erhebliche ce 99 Prozent betrug. Natürlich gab es eine Menge
Veränderungen an der Mondlandefähre vor. Risiken, aber wir hätten die Mission auch an vielen
Nach all diesen Triumphen und Tragödien war die Stellen abbrechen können, statt uns auf etwas zu
NASA am 16. Juli 1969 bereit für ihre große Mond- Riskantes einzulassen.“

„Eine Raumfahrtmission ist niemals Routine,


weil dabei drei Menschen auf enorm
viel hochexplosivem Stoff sitzen.“ Gene Kranz Dieses berühmte Bild zeigt den Stiefelabdruck von Buzz
Aldrin im Mondboden.

Hätte Buzz Aldrin


der Erste auf dem
Mond sein sollen? 1 2
Die Sitzaufteilung im Kommando­modul.
Als Aldrin und Armstrong in die Mondlande­ 3
fähre umstiegen, waren diese Anordnung
und die Lage der Einstiegsöffnung wahr­
scheinlich günstiger für einen Ausstieg
Neil Armstrongs – der damit statt Aldrin
als erster Mensch den Mond
betreten durfte.

1 Michael Collins
(Pilot des Kommando-
moduls)

2 Buzz Aldrin
(Pilot der Landefähre)

3 Neil Armstrong
© Adrian Mann

(Kommandant)

15
Apollo 11 – live dabei

Buzz

Buzz Aldrin
Buzz

„Manche behaupten,
ich hätte bewusst
keine Fotos von Neil
gemacht.“
Nach der Rückkehr zur Erde
stellt man Buzz Aldrin infrage,
weil es kaum Armstrong-Fotos Buzz Aldrin bewegt sich an die Stell
e, wo er wäh- iert während des
vom Mond gab rend des Außenbordeinsatzes zwei Der Landefährenpilot pos
Komponenten Außen bordeinsa tzes auf der Mond-
des Early Apollo Scientific Experime Apollo-11-
nts Package Foto neb en der aufgestellten
Angeblich hat sich Aldrin an Armstrong dafür (EASEP) auf der Mondoberfläche platz oberfläche für ein
ieren soll. .
gerächt, dass er nicht als erster Mensch den Mond amerikanischen Flagge
betreten durfte, indem er keine Fotos von ihm
schoss. Laut Aldrin war er aber gerade dabei, ein
Neil
Bild von Armstrong beim Aufstellen der US-Flagge
Neil Armstrong
zu schießen, als Präsident Nixon anrief und ihn
arbeitet an der
ablenkte. „Während unserer Tätigkeiten trug Neil die Landefähre – das
meiste Zeit die Kamera; daher zeigen fast alle Bilder einzige existierende
vom Mond, auf denen ein Astronaut zu sehen ist, Foto von ihm auf
eben mich“, sagt Aldrin. „Erst als wir wieder auf der dem Mond.
Erde und im Lunar Receiving Laboratory waren, wo
wir uns die Bilder ansahen, bemerkten wir, dass es
kaum Fotos von Neil gab. Das ist vielleicht meine
Schuld, aber wir hatten es im Training nie simuliert.“
Vor seinem Tod im Jahr 2012 verteidigte Arm­
strong seinen Kameraden: „Wir haben uns nicht mit
Überlegungen dazu aufgehalten, wer welche Fotos
macht. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass
etwas anderes als die Qualität eine Rolle spielt. Ich
glaube, Buzz hatte keinen Grund, mich zu fotografie­
ren, und ich fand auch nie, dass es nötig war.“
Aldrin dazu: „Als man sagte: ,Es gibt keine Fotos
von Neil!‘, fragte ich mich, was ich jetzt noch dage­
gen tun sollte. Ich fühlte mich schlecht deswegen.
Wenn es dann noch heißt, dass du das absichtlich
getan hast … was soll man da antworten, ohne einen
Streit zu beginnen?“

Wieder ein Bild von Buz


z Aldrin während des Ap
11-Außenbordeinsatzes ollo-
nach dem Aufstellen des
Apollo Scientific Experim Early
ents Package.
Buzz

Buzz Aldrin geht während der Apollo-


11-Mission nahe der Landefähre auf dem
Mond spazieren.

Buzz

16
Apollo 11 – live dabei

Im Weltall angelangt, musste das Kommando/Ser- stufe gerade befand. „Man antwortete uns sofort, dass Als die Eagle über die Rückseite des Mondes
vicemodul sich drehen und an die Landefähre ankop- die Distanz etwa 9.700 Kilometer betrug“, erinnert flog, stieg die Anspannung im Kontrollzentrum. „Es
peln, die in der dritten Raketenstufe untergebracht sich Aldrin. „Wir glaubten nicht, dass das, was wir herrschte eine Ernsthaftigkeit, wie ich sie nicht ein-
war. Danach ließ es die Saturn-Stufe im All zurück sahen, so weit weg war – also beschlossen wir, schla- mal während der Übungsläufe erlebt hatte“, erinnert
und machte sich auf den Weg zum Mond. fen zu gehen und nicht mehr darüber zu reden.“ sich Kranz. „Plötzlich registrierten alle, dass wir heute
Bald danach fiel der Besatzung ein Licht auf, Aldrin glaubt jedoch nicht, dass es sich um ein wirklich auf dem Mond landen würden.“
das sie zu verfolgen schien. Collins hielt mit dem außerirdisches Raumschiff gehandelt hat, sondern Fast sofort nach der Trennung vom Kommando-
Bordtele­skop danach Ausschau, konnte aber nichts eher um die Reflexion des Sonnenlichts auf einer der modul kam es zu Problemen. Der Funkkontakt mit
Genaues erkennen; was zuerst wie eine Reihe von vier Metallplatten, die beim Andocken an die Mond- der Eagle riss immer wieder ab, obwohl die Mission
Ellipsen aussah, wirkte beim Scharfstellen L-förmig, landefähre abgeworfen worden waren. gerade den Punkt ohne Wiederkehr erreichte, ab dem
aber das hätte auch am Glitzern des Sonnenlichts auf Apollo 11 war fast vier Tage lang zum Mond kein Abbruch mehr möglich war.
dem Objekt liegen können. unterwegs. Dort stiegen Armstrong und Aldrin in „Ich musste einschätzen, ob wir ausreichend Infor-
Die Astronauten zögerten, dem Kontrollzentrum zu die Landefähre Eagle um und verabschiedeten sich mationen für die Fortsetzen/Abbrechen-Entschei-
berichten, dass ihnen ein UFO zum Mond folgte, also von Collins, der im Kommandomodul im Mondorbit dung hatten und die Abstiegssequenz fortführen
fragten sie nur vorsichtig, wo sich die dritte Raketen- bleiben musste. sollten“, sagt Kranz. Fünf Minuten vor der geplanten
Triebwerkszündung, bei immer wieder aussetzen-
dem Funk, ersuchte Kranz seine Flight Controller

„Es herrschte eine Ernsthaftigkeit, wie ich sie um ihre Einschätzung auf Grundlage der aktuellen
Daten. „Fortsetzen“, antworteten alle. Und dann wäre

auch im Training nicht erlebt hatte.“ Gene Kranz es fast zu einer Katastrophe gekommen.
Der Bordcomputer der Landefähre, der am MIT
unter Aufsicht von Charles Draper entwickelt worden
Die Flight Controller applaudieren war (das damalige Labor trägt heute seinen Namen),
spontan, als Apollo 11 am 24. Juli war ein 2-MHz-System und der weltweit erste Com-
1969 wassert und die Mission damit puter mit integrierten Schaltkreisen. Sein Speicher-
erfolgreich abschließt.
system war das genial konzipierte „Core Rope Memo-
ry“: Dabei wurden Kupferdrähte per Hand durch
(für 1) oder um (0) kleine Magnetkerne gewoben. War
die MIT-Software falsch eingewoben, so musste der
„Programmierer“ die Webstuhlarbeit auflösen und
mühsam den Fehler beseitigen.
Als die Fähre das Zielgebiet anflog, gab der Com-
puter mehrfach Alarmmeldung. „Die Informationen,
die wir sehen wollten, wurden durch Fehlerzahlen
ersetzt“, sagt Aldrin. „Das war störend und ablenkend,
weil wir nicht wussten, was es bedeutete.“ Die unkla-
ren Fehlermeldungen „1201“ und „1202“ bezeichne-
ten in Wahrheit denselben Fehler und leuchteten
permanent auf, während Armstrong die Mondfähre
manuell zu landen versuchte. Nur zwei Männer
wussten, was sie aussagten: Jack Garman, ein NASA-
Computertechniker, der die Codes schon einmal bei
einer Übung gesehen hatte, und Steve Bales, Experte
für die Steuerungssysteme von Apollo. Es war ein
Problem mit dem Landeradar, das wertvolle Berech-
nungszyklen stahl, sodass die Fährensteuerung
kaum funktionierte. Der 72-KB-Speicher (in einer
modernen Textverabeitung nicht einmal ausreichend
für einen Satz) wurde von Befehlen überflutet.
Garman wusste jedoch, dass der Computer mit der
Herausforderung fertig werden konnte. Das Betriebs-
system stellte nämlich Aufgaben niedriger Priorität
zurück und konzentrierte sich auf die für die Mond-
landung wichtigen.
Als der Autopilot die Fähre zur Mondoberfläche
führte, merkten Armstrong und Aldrin, dass sie
über unbekanntem Gelände waren. „Ich glaube, wir
sind ein bisschen zu weit“, sagte Armstrong. Vor
ihnen war in einem Krater ein gefährlich wirkendes
Geröllfeld zu sehen. Eine Landung zwischen den
hausgroßen Felsen hätte die Eagle leicht beschädigen
oder zerstören können. Armstrong übernahm also
die Handsteuerung und überflog den Krater mit Hilfe
der Schubdüsen. Damit war aber der Treibstoff knapp
Die imposante, 110 Meter hohe Saturn-V-Rakete Nach einem Unfall, bei dem das Lunar Landing geworden, und er musste binnen weniger Minuten
startet am 16. Juli 1969 von Block A im Launch Complex Research Vehicle explodierte, springt Neil Armstrong unbedingt landen, um einen Absturz zu vermeiden
39 des Kennedy Space Center Richtung Mond. mit dem Fallschirm ab. „Bei den Übungsläufen wurde es nie so knapp“,

17
Apollo 11 – live dabei

4
Apollo 11
„Roger. 1 50.“
Neil Armstrong,
Apollo-11-Kommandant

Ein kleiner Schritt …


und ein großer Sprung
„Roger. Clock.“ „Roger. Roll.“ „Roger. Verstanden.
Neil Armstrong, Bruce McCandless, Wir sind auf alles
Apollo-11-Kommandant CAPCOM eingerichtet, was ihr
runterschicken wollt.“
5
„Apollo 11,

3
Bruce McCandless, Apollo 11, hier spricht
CAPCOM Houston, wir senden

2 01:57:05 01:58:42
blind. *Bitte um
OMNI Bravo.“
Kommando/Servicemodul-Steue- 180-Grad-Drehung Bruce McCandless,
rungssystemtrennung, Mondfähre- des Kommando/ CAPCOM
01:40:50
Adapter, Bereitstellung von Adapter- Servicemodul-Steue-
Stufe-IV-
platten und Hochleistungsantenne
1 01:35:08 Abschaltung rungssystems  avigations-
N
04:44:04
Stufe-IV-Trieb- peilung
Servicemodul-Trieb-
werkszündung werksabschaltung
02:41:40
200:41:16  ündung
Z Trennung von Komman-
00:00:00 04:43:56
Wasserung im der Saturn V do/Servicemodul und
Start Servicemodul-
Pazifik Mondfähre von Stufe IV
Flug mit Stufe I Zündung
Haupt­
fallschirm
2 3
00:02:39
Stufe-I-Abschaltung
6 „Roger. Sauerstofferhitzer
auf Automatik oder im
in 3.000 m 1
Höhe Einschaltzustand,
4 00:02:42 Ventilatoren manuell AN.“
Hitzeschild- Stufe-II-Triebwerks- Bruce McCandless,
und zündung CAPCOM
Fallschirm- 5 00:03:14
Auslösung Abtrennung der
bei 7.300 m Rettungsrakete
76.000
Meter Höhe
6
Flug mit Stufe II
„Hier spricht Houston. 7
Readback korrekt.
60.000 00:08:56 Ende.“
Meter Höhe Stufe-II-Abschaltung Bruce McCandless,
CAPCOM
Kommunikations- 00:08:56
Stufe-IV-Triebwerkszündung
ausfall 7
Flug mit Stufe IV

200:16:26 00:11:23
Trennung von Kommando- Stufe-IV-Abschaltung
modul und Servicemodul 23 1:52:11:45
Servicemodul-
24 Triebwerksabschaltung
 berprüfung des
Ü 46 Std.
System-Statuskontrollen
24 Steuerungssystems
des Kommando/
199:23:26
Servicemodul- Ess- und Schlafperioden
Datenübertragung
„Der Winkel ist zu
groß, Neil.“
Servicemoduls Triebwerkszündung Buzz Aldrin,
Landefähren-Pilot
„Okay, ihr könnt das
„Roger.“
22
abhaken, Houston.“
Neil Armstrong,
20
Charlie Duke,
Apollo-11-
CAPCOM
Kommandant

„Die Erde wird hier „Alles klar. Die Türen


jetzt wirklich größer, und sind offen, und es sieht
wir sehen natürlich eine so aus, als würden sie
Sichel.“ auch offen bleiben.“
Michael Collins,
Kommandomodul-Pilot 23
Buzz Aldrin,
Landefähren-Pilot 21
18
Apollo 11 – live dabei

9 12
11 „Okay.“
Michael Collins,
„Apollo 11, Houston.
30 Sekunden bis Signal-
„Eagle, ihr habt da
ein ziemlich gutaus-
Kommando­ verlust. Bei beiden Raum- sehendes Fluggerät
modul-Pilot „Das ist gut und vernünftig – auch wenn ihr auf
schiffen scheint alles in
beschrieben. Es macht dem Kopf steht.“
Ordnung zu sein.“
anscheinend schon einen Michael Collins,
Charlie Duke, CAPCOM
Unterschied, wenn man im Kommando­modul-
„OK, kein Problem.
Tunnel hinausblickt und aus Pilot
Ich war nur neugierig,
allen Fenstern schaut – auch
was passiert ist.“
Michael Collins,
da kommt es darauf an, aus
welchem. Die Kamera schaut
13
Kommando­modul- „Apollo 11 sieht jetzt erstmals den
gerade aus Fenster Nr. 5, und
Pilot Bereich für den Landeanflug. Dies-
das Bild hat definitiv eine
mal überfliegen wir den Taruntius-
rosigere oder bräunlichere
Krater. Die Bilder und Karten von
Tönung.“
10
Apollo 8 und 10 haben uns recht
Buzz Aldrin,
gut darauf vorbereitet. Es sieht 70:37:45
Landefähren-Pilot
ziemlich so aus wie auf den Bil- Mondlandung
dern, aber mit dem Unterschied,
als würde man sich ein Football-
64:04:38
Beginn
Sinkflug 14
Spiel live oder im Fernsehen 70:27:17
Navi­gationspeilung Triebwerkszündung
anschauen. Es gibt keinen Ersatz
dafür, wirklich hier zu sein.“ 66:17:43 Mondfähren-Sinkflug
Neil Armstrong, Pilot steigt in  bgleich von Mondfähre-
A
Apollo-11-Kommandant Mondfähre um, Steuerungssystem und Daten
zweiter Orbit 14
46 Std. 69:29:03
System-Statuskontrollen Triebwerksabschaltung
Systemaktivierung
15  rbit-Bahndaten-
O beim Sinkflug
Ess- und Schlafperioden
Datenübertragung 51:40:59 und -check in der bestimmung
Servicemodul-Trieb- Mondfähre
16
 inschwenken
E
werksabschaltung 17 63:23:27 in Umlaufbahn
9 Std.
8 System-Statuskontrollen 18 19 Servicemodul-Trieb-
werksabschaltung
Ess- und Schlafperioden 13
„11, Houston. Datenübertragung 69:28:31
51:40:51 9 Triebwerkszündung
Wenn das nicht  intritt in
E
Servicemodul- Mondfähren-Sinkflug
die Erde ist,
Zündung 10 Mondumlaufbahn
haben wir 62:16:57 12
Probleme.“ Servicemodul- 69:05:32
Charlie Duke, Triebwerkszündung 62:17:01
11 Trennung von
CAPCOM 66:45:53 Kommando/Service­
Servicemodul- modul und Mondfähre
9 Std. Kommandant steigt
Abschaltung beim dritten Orbit
System-Statuskontrollen in Mondfähre um

15
Ess- und Schlafperioden
Datenübertragung 109:00:04
Trennung von

8 105:19:04
Start
Kommando/
Servicemodul
und Mondfähre,
122:11:44 Abwurf der
Servicemodul- 22 21 Mondfähre
Triebwerkszündung Mondfähren-
28 Std. Steigflug 20  ransfer von
T
System-Statuskontrollen „Bis später.“
Besatzung und
Ess- und Schlafperioden Neil Armstrong,
Triebwerkszündung Geräten aus der
1:52:11:44 Mondfähre ins Apollo-11-
Servicemodul- Kommandomodul Kommandant
Triebwerks­
zündung „Notfallprobe ist in der 108:02:14
Kurs­ Erstes Andocken von
Tasche. Sauerstoff
korrekturen
19 bei 81 Prozent. Rendezvous­ Kommandomodul und
Keine Warnanzeigen, manöver Mondfähre
minimaler Durchlauf.“

17
Neil Armstrong,
„Die Oberfläche ist feinkör-
Apollo-11-
nig und pudrig, ich kann
„Für die, die die Plakette nicht kennen … Kommandant
sie mit der Zehe locker
Zuerst sind die zwei Hemisphären der Erde
hochheben. Sie klebt in
16
abgebildet. Darunter steht: ,Hier haben Men-
dünnen Schichten an der „Roger, Tranquility.
schen vom Planeten Erde zum ersten Mal den
Stiefelsohle und den Wir hören euch hier
Mond betreten. Juli 1969 A. D. Wir kamen in
-seiten, wie Holzkohlenstaub. unten. Ein paar von uns
Frieden für die ge­samte Menschheit.“ Dann
Ich sinke keinen Zentimeter ein, sind schon blau ange-
die Unterschriften der Besatzungsmitglieder
sehe aber meine Fuß­abdrücke und Profile laufen, atmen aber jetzt
und des Präsidenten der Vereinigten Staaten.“
in den feinen Körnchen.“ wieder. Danke.“
Neil Armstrong, Apollo-11-Kommandant
18 Neil Armstrong, Apollo-11-Kommandant Charlie Duke, CAPCOM

19
Apollo 11 – live dabei

Kontrollzentrum
ohne Kontakt mit Apollo 11
Die erste Mondlandemission litt unter Alarmsignalen,
Kommunikationsausfällen und Systemfehlern
03:04:15:47 03:04:15:59
„Apollo 11, Apollo 11, „Apollo 11, Apollo 11,
hier ist Houston. hier ist Houston. 03:04:16:11 03:04:16:59
Hören Sie? Ende.“ Hören Sie? Ende.“ „…“ unbekannter “„Houston, Apollo 11.
Bruce McCandless, Bruce McCandless, Astronaut, Ende.“ unbekannter
CAPCOM CAPCOM Apollo 11 Astronaut,
Apollo 11

Die Apollo-11-Astronauten (von links: Neil Armstrong,


Michael Collins und Edwin „Buzz“ Aldrin) in der
Quarantänestation werden am 24. Juli 1969 von US-
Präsident Nixon begrüßt.

03:04:17:00 03:04:19:32 03:04:21:37 03:04:21:43


„Apollo 11, Apollo 11, „Apollo 11, hier Houston. „Apollo 11, Apollo „Wir hören Sie laut und
hier Houston. Wir Erhalten Sie gerade 11, hier Houston. klar. Und Sie uns?“
hören Sie nur schwach. Daten über das Wie hören Sie Neil Armstrong,
Sprechen Sie. Ende.“ Triebwerk? Ende.“ mich?“ Bruce Apollo-11-Kommandant
Bruce McCandless, Bruce McCandless, McCandless,
CAPCOM CAPCOM CAPCOM Die Innenansicht aus der Apollo-11-Mondfähre,
© Adrian Mann fotografiert von Neil Armstrong, zeigt Buzz Aldrin
während der Mondlandemission.

erzählt Kranz. „Wir schalteten eine Stoppuhr ein und


ließen einen der Controller die Sekunden zählen.“ „Wir schalteten eine Stoppuhr ein und ließen
Trotz der angespannten Lage blieben die Astro-
nauten ruhig. Mit nur 13 Sekunden Treibstoffvorat einen der Controller die Sekunden zählen.“
landeten sie sicher im Meer der Ruhe und schrieben
damit Geschichte. „Houston, hier ist der Stützpunkt Gene Kranz
Tranquility Base“, funkte Armstrong zur Erde. „Der
Adler ist gelandet.“ Ursprünglich hatte man geplant, die Mannschaft Laser-Rückstrahler (der bis heute zur Messung der
Ganz für sich nahm Aldrin einen kleinen Abend- jetzt schlafen zu lassen, doch dazu waren die beiden Distanz zwischen Erde und Mond verwendet wird),
mahlkelch, etwas Brot und Wein heraus und feierte viel zu aufgeregt. Am frühen Morgen des 21. Juli, Seismometer und andere Vorrichtungen auf.
die Heilige Kommunion. Nachdem er im Stillen aus um genau 2:39 Uhr UTC, schob sich Armstrong also Armstrong soll gesagt haben, dass er sich wie
dem Johannes-Evangelium gelesen hatte, sprach durch die Ausstiegsluke, kletterte die Leiter hinun- ein Kind im Süßwarenladen gefühlt habe: So viel
er ein paar Worte, während Armstrong respektvoll ter und setzte als erster Mensch einen Fuß auf den Interessantes zu tun, so wenig Zeit. Es muss eine
zuhörte. Die NASA führte zu dieser Zeit einen Rechts- Mond, bevor er die berühmten Worte sprach: „Das ist unglaubliche Erfahrung gewesen sein, auf dem Mond
streit mit der Atheistin Madalyn O’Hair, nachdem ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gro- zu stehen. Aldrin beschrieb die Landschaft mit den
die Besatzung von Apollo 8 aus dem 1. Buch Mose ßer Sprung für die Menschheit.“ Worten „großartige Trostlosigkeit“ und berichtete:
vorgelesen hatte; Aldrins Zeremonie wurde daher Nach dem Verlassen der Mondlandefähre hatten „Man konnte bis zum Horizont völlig klar sehen, weil
nie übertragen. Der Astronaut war aber trotzdem Armstrong und Aldrin nur ein paar Stunden Zeit, um da weder Atmosphäre noch Dunstschleier waren.“
froh darüber, dass die ersten auf der Mondoberfläche wertvolle Gesteinsproben zu nehmen und eine Reihe Während Armstrong wissenschaftliches Gerät
konsumierten Lebensmittel Teil einer Kommunion von Experimenten auf der Mondoberfläche durch- aufstellte und Mondgestein sammelte, hüpfte Aldrin
waren. zuführen. Sie bauten Sonnenwind-Meßgeräte, einen herum und probierte aus, wie man in niedriger

20
Apollo 11 – live dabei

Schwerkraft am besten vorwärtskommt. Die meisten


Fotos von der Mondoberfläche zeigen Aldrin; Arm-
strong ist nur auf wenigen – und stets unscharf – zu WIE MAN AN …
… mit einem Filzstift
sehen, weil er die Kamera die meiste Zeit bei sich
hatte.
Die Besatzung hatte auch gewaltige Probleme mit
der amerikanischen Flagge, die mit einem Teleskop-
arm ausgestattet war, weil es ja auf dem Mond keinen
Wind gibt. Der Arm ließ sich aber nicht völlig auszie-
vom Mond entkommt
hen, sodass die Flagge einen kleinen Knick aufwies. Als in dem ganzen Hin und Her innerhalb der engen Mondfähre
Die Astronauten mussten auch feststellen, dass sich
der Flaggenmast nicht tief genug in den Boden boh-
der Hebel für eine Sicherung abgebrochen war, musste Buzz Aldrin
ren ließ. Sie schafften es gerade einmal, die Fahne improvisieren, damit der Start vom Mond gelang
aufrecht stehen zu lassen, und waren besorgt, dass
sie live im Fernsehen umkippen würde, wenn sie
gerade mit Präsident Nixon telefonierten. Das blieb
ihnen jedoch erspart. Nachdem sie die Gesteins-
proben eingesammelt hatten und in die Mondfähre
zurückgeklettert waren, nahmen Armstrong und
Aldrin Stiefel und Tornister ab; danach warfen sie
alles, was nicht von entscheidender Bedeutung war
– Urinbeutel, leere Nahrungsmittelpackungen, leere
Kameras und so weiter –, auf die Mondoberfläche,
damit ihnen die Gegenstände nicht im Weg waren.
Und dann kam es zu einer letzten Krise. Das Inne-
re der Mondlandefähre war beengt, und einer der
Astronauten hatte mit seinem sperrigen Raumanzug
den Hebel eines Schalters abgebrochen, der für die
Zündung der Aufstiegsrakete verantwortlich war.
Damit war die Mission an einem echten Engpass
angelangt. „Hätte das Aufstiegstriebwerk aus irgendei-
nem Grund nicht funktioniert, dann wäre die Besat-

1 2
zung nicht zu retten gewesen“, sagt Kranz. Alle Betei-
ligten nahmen das Problem so ernst, dass Präsident
Die Astronauten finden den Aldrin und Armstrong ver­
Nixon bereits eine entsprechende Rede vorbereitet
abgebrochenen Sicherungshebel ständigen das Kontrollzentrum
Neil Armstrong und Buzz Aldrin bereiteten Der Hebel sollte das Triebwerk zum Start
hatte. Das Kontrollzentrum brach dann auch noch die
in der Mondlandefähre gerade die Rückkehrphase vom Mond aktivieren. Nachdem das Kontroll­
Kommunikation mit Armstrong und Aldrin ab, nach- zur Erde vor, als Aldrin etwas auf dem Boden zentrum verständigt war, versuchten sie erfolglos
dem ein Geistlicher „ihre Seelen in die tiefste Hölle auffiel. Einer von ihnen war gegen den Hebel zu schlafen. Am nächsten Morgen hatte die NASA
verdammt“ hatte. Ohne besagten Hebel stand den gestoßen und hatte ihn abgebrochen. keine Lösung parat, also improvisierte Aldrin.
zwei Astronauten ein trauriges Schicksal bevor – aber
ihr Training hatte sie gelehrt, nie aufzugeben. „Statt
uns wegen solcher Dinge Sorgen zu machen, haben
wir uns ihnen gegebenenfalls einfach gestellt und
daran gearbeitet, das Problem zu lösen, bevor uns der
Sauerstoff ausging“, erzählt Aldrin.
Im Endeffekt war die Lösung bemerkenswert ein-
fach: Aldrin fand irgendwo einen Filzstift und fuhr-
werkte damit so lange in dem Schlitz herum, wo der
Hebel gewesen war, bis er die Sicherung darin herun-
terdrücken konnte. Damit zündete das Triebwerk und
brachte die Mondspaziergänger auf den Heimweg,
beziehungsweise zuerst zum Weltraum-Rendezvous
mit Michael Collins im Kommandomodul. Beim Start
der Eagle kippte die Flagge dann wirklich um – und
sie liegt bis heute, ausgebleicht von der Sonnenstrah-
lung, dort am Boden.
Fast 50 Jahre nach der ersten gelungenen Mond-
landung werden immer noch neue Geschichten da-
rüber bekannt. Sie stammen nicht nur von der Besat-

3 4
zung, sondern von den fast 400.000 Menschen, die
an der Mission mitgearbeitet haben; von dem Mann,
Von einem Filzstift gerettet Start
Da die Sicherung elektrisch war, konnte man Da der Kontakt hielt, konnten Aldrin
der in Cape Canaveral „den Boden fegte“, bis zu den sie weder mit dem Finger noch mit etwas und Armstrong von der Mondoberfläche
Flugdirektoren und Flight Controllers, ohne die dieser Metallischem aktivieren. Da fand Aldrin einen Filz- abheben und dann mit Michael Collins, der sich in
historische Augenblick vielleicht nie stattgefunden stift in seinem Hemd und steckte ihn in die Öffnung, der Mondumlaufbahn befand, zusammentreffen.
hätte. Da es bis zu unserer Rückkehr auf den Mond wo der Sicherungshebel gewesen war. Dadurch
noch einige Zeit dauern wird, müssen wir uns bis wurde der Countdown ein paar Stunden vorverlegt.
© NASA

© Ed Crooks

dahin mit diesen Geschichten zufriedengeben.

21
Reiseführer

Triton
Um den fernen Gasriesen Neptun kreist ein Mond,
der nicht nur Astronomen neugierig macht
Neptuns größter Mond Triton ist ein Himmels- Laut Theorie stammt der Mond aus dem Kuiper-
Akupara Maculae
Uhlanga Regio

körper unseres Sonnensystems, der ebenso viel gürtel und weist Ähnlichkeiten mit Pluto auf.
Verwirrung wie Faszination hervorruft. Der erste Gleich unserem Mond ist Triton gravitativ Zin Maculae
und einzige Vorbeiflug fand am 25. August 1989 gebunden, er wendet seinem Heimatplaneten
statt, als Voyager 2 den Mond auf seiner Reise also stets dieselbe Seite zu. An der Oberfläche
entlang der Gasriesen fotografierte. Unter den des Trabanten ist es mit minus 235 Grad Celsius Kikimora Maculae
Wissenschaftlern lösten die Bilder große Neugier extrem kalt – was daran liegt, dass die Son-
aus, und fast dreißig Jahre später ist man sich nenstrahlen stärker reflektiert als absorbiert Medamothi Planum
immer noch nicht sicher, was man da eigentlich werden. Triton hat sogar eine Atmosphäre aus
gefunden hat. Stickstoff sowie Spuren von Methan und Koh-
Zu den Dingen, die wir von Triton wissen, zählt, lenmonoxid, sie ist allerdings äußerst dünn.
dass er um etwa ein Viertel kleiner ist als der Erd- Man nimmt an, dass die Gashülle durch an
mond und den Neptun in einer Entfernung von der Oberfläche verdampfendes Eis entsteht.
330.000 Kilometern umkreist. So weit ist der Orbit Triton umkreist den Neptun in einem
noch recht typisch, aber seine Besonderheit ist die Abstand, der den Mond starken Gezeitenkräf- Abatos Planum
retrograde Umlaufbahn – er ist der einzige große ten aussetzt. Er dürfte geologisch aktiv sein,
Mond im Sonnensystem, der seinen Heimatpla- und man vermutet einen Ozean unterhalb
neten gegenläufig zu dessen Rotation umkreist. der Kruste. Anzeichen dafür sind die relativ
Da­raus lässt sich schließen, dass Triton nicht junge Oberfläche und Kryovulkanismus:
zugleich mit dem Neptun entstand, sondern erst Geysire schleudern flüssigen Stickstoff kilo-
später von dessen Gravitation eingefangen wurde. meterhoch in die Atmosphäre.

Die Anreise
2. Vorbeischwung- 3. Richtung Jupiter 4. Der nächste
Manöver Zunächst wird der größte Swing-by
Um Fahrt aufzunehmen, wird Planet unseres Sonnensystems Dort wird der gleiche Trick
nach dem Start erst einmal angesteuert – der Gasriese nochmals angewandt. Mittels
die Erde umkreist. Bei diesem Jupiter jenseits des Umkreisung des Jupiter Monad Regio
Gravitationsmanöver (auch Asteroidengürtels. beschleunigt das Raumschiff
Swing-by genannt) wird die und korrigiert gleichzeitig seine
Anziehungskraft des Planeten Flugbahn; auch Saturn und Uranus
zur Beschleunigung genutzt. werden in Folge so „verwendet“.

1. Vorbereitung 5. Landung
auf die Reise Endlich beim Neptun
Mit unseren heutigen eingetroffen, dient dessen
technischen Mitteln Gravitation nunmehr zum
dauert der Flug mindestens Abbremsen. Sobald die
zehn Jahre. Da heißt es Geschwindigkeit nach
ordentlich Proviant einzu- ein paar Umkreisungen
packen und mit dem Treib- angepasst ist, erfolgt die
stoff sorgsam umzugehen. Landung auf Triton.

22
Reiseführer Triton

Kanada

USA Größe des


Mondes
Mit einem Durchmesser von
2.700 Kilometern ist Triton der
größte Mond des Planeten Neptun und
der siebtgrößte Mond in unserem
Sonnensystem.

Triton

Boynne Sulci

Ob Sulci

Bubembe Regio

Distanz des Mondes


Verglichen mit seiner Entfernung von der Erde ist der Abstand zwischen
Triton und seinem Heimatplaneten quasi zu vernachlässigen. Im günstigsten
Fall ist der Mond 4,3 Milliarden Kilometer weit von der Erde weg.

Triton Das entspricht einer Erde


Murmel in 60 km Abstand
zu einem Tennisball.
23
Reiseführer Triton

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten


Triton ist ein Himmelskörper voller ­Geheimnisse – Oberfläche Belastungen aussetzt, die letztlich die Einschlagkratern. In den frühen Jahren unseres
seine extrem kalte Oberfläche und die Plattentek- Landschaft formen. Der Vorgang entspricht unseren Systems hagelte es Kometen und Asteroiden, doch
tonik formen eine einzigartige Landschaft. Die vom Mond ausgelösten Gezeiten, nur eben umge- auf Triton ist davon nicht viel zu sehen. Wenn Sie
Oberfläche ist von gefrorenem Stickstoff bedeckt, kehrt und deutlich heftiger. Die Gezeitenerwärmung also das Besondere suchen, halten Sie nach Kratern
während die Kruste weitgehend aus Wassereis erzeugt gewaltigen Druck unter der Kruste. Die Folge Ausschau; aber nehmen Sie sich vor den Eisfontänen
besteht. Was sich unterhalb davon abspielt, ist für sind Ausbrüche eines Gemischs aus halb flüssigem in Acht.
das Aussehen des Mondes verantwortlich. Methan, Stickstoff und Kohlenmonoxid, das in die Wenn eher Maculae Ihr Fall sind: In unmittelba-
Das „Cantaloupe“ genannte Terrain nimmt beina- Atmosphäre gelangt und sich auf der Oberfläche rer Nähe der Polkappe gibt es drei geheimnisvolle
he die halbe Oberfläche ein; seinen Namen verdankt niederschlägt. Das Terrain zeugt von Tritons starker dunkle Flecken namens Akupara, Kikimora and Zin
es einer gleichnamigen Melone, deren Schale es geologischer Aktivität. Maculae. Es handelt sich um Senken, die das Licht
ähneln soll. Die Region ist von Hügeln, Eisvulka- Der Mantel ist in ständiger Bewegung und ver- nicht reflektieren. Rings um die Mulden hingegen
nen und Geysiren geprägt. Dazwischen finden sich ursacht jene Risse in der Oberfläche, die wir mit findet sich reflektierendes Material, was den Gedan-
Risse – „Sulci des Triton“ –, die fast wie bei einem unseren Instrumenten sehen können. Die Prozesse ken nahelegt, dass es hinausgeschleudert wurde. Ob
Puzzle aussehen. Das liegt an der relativen Nähe des ähneln der irdischen Plattentektonik, zeigen sich das die Folge eines Einschlags von außerhalb war
Mondes zu seinem Heimatplaneten: Neptuns Gravi- aber viel deutlicher. Diese Aktivität modelliert oder auf komplexe geologische Vorgänge zurückzu-
tation walkt den Trabanten gewissermaßen durch, die Landschaft stets neu und hält sie „jung“. Ein führen ist, wissen wir nicht. Einen Besuch lohnen
was zu einer Erwärmung im Inneren führt und die typisches Anzeichen dafür ist das Fehlen von die Maculae in jedem Fall.

Cantaloupe-Terrain Drei seltsame Flecken Krater


Die zerklüftete Vulkanlandschaft, von Falten gesäumt, Akupara, Kikimora und Zin sind ungewöhnliche Senken Da sich die Triton-Oberfläche permanent erneuert,
sieht von oben so aus wie die Schale jener Melonenart, in der Oberfläche, umgeben von einem hellen Saum. finden sich hier nur wenige Krater. Die aktuell
von der sie ihren Namen erhielt. Die Ursache für die Formationen ist unbekannt. vorhandenen dürften relativ jungen Datums sein.

Tritons Sulci
„Sulcus“ nennt
man eigentlich
eine Furche an der
Gehirnoberfläche;
der anatomische
Begriff wurde
auch auf Triton
angewandt.

24
Reiseführer Triton

Triton Triton

im Orbit
Triton umkreist den Neptun in einer Entfernung
von 330.000 Kilometern und benötigt 5,9 Tage
für einen Umlauf. Der Mond hat einen retrograden
Orbit, was bedeutet, dass er entgegengesetzt zur
Drehrichtung des Planeten wandert. Triton ist Sonne
gravitativ gebunden, weist dem Neptun also stets
dieselbe Seite zu.

1 Tritontag = 5,9 Erdtage


1 Tritonjahr = 5,9 Erdjahre

Neptun

Triton in Zahlen Wettervorschau

157° 40
-235 °C Laut Infrarotmessungen ist auf Triton

-
der Sommer angebrochen. Ihre Bade-
hose brauchen Sie trotzdem nicht
einzupacken: Die Temperatur bleibt
weit unter null. Die Sonnenstrahlen
sorgen lediglich dafür, dass unter
anderem der gefrorene Stickstoff an

235
der Oberfläche verdampft und den
Hauch einer Atmosphäre erzeugt.

Die Neigung der


Mondbahn relativ So viele Erdjahre dauert
zum Neptun-Äquator. auf Triton eine Jahreszeit.

0,000014 Bar
1846 0,08 5,9
Der Atmosphärendruck auf Triton. Zum Vergleich: Auf der Erde = 1 Bar. Die Durchschnittstemperatur in Grad Celsius.
© NASA; JPL; USGS; Freepik; FreeVectorMaps.com

So viele
Erdjahre
braucht
In diesem Jahr entdeckte Die Schwerkraft auf er für eine
William Lassell den Mond. Triton relativ zur Erde. Um­kreisung.
25
dunkle
STERNE
Diese von Dunkler Materie angetriebenen Sterne
könnten für unsere Existenz und das Aussehen
des heutigen Universums verantwortlich sein

26
Dunkle Sterne

27
© Tobias Roetsch
Dunkle Sterne

E „Das Standardszenario für die Entstehung


in Stern stirbt. Eine Supernova-Explosion
markiert in einem plötzlichen Lichtblitz

der ersten Sterne enthält keine Aus­


sein Ende. Das ist jedoch nur ein Teil des
Lebenszyklus von Sternen. Das reichhalti­

löschung Dunkler Materie.“ Eric Zackrisson


ge Material, das ein Stern im Todeskampf
erzeugt, wird von der Supernova ins All hinausge­
schleudert. Die nächste Sterngeneration nutzt dann
die Überreste der Supernova und sammelt das vom Material an. Vielleicht war es Dunkle Materie – die die Wasserstoff und Helium enthielten. Als sie später
sterbenden Stern produzierte Metall an (wobei Astro­ mysteriöse Substanz, die bisher nicht direkt nach­ als Supernova explodierten, produzierten sie die
nomen alles Metall nennen, was schwerer als Wasser­ gewiesen ist –, die sich damals zuerst ansammelte. Metalle für die nachfolgenden Sternpopulationen:
stoff und Helium ist). Metalle sind wichtig, weil ohne Davon wurde dann normale (also sichtbare) Materie Population II mit einem kleinen Metallanteil und die
sie aus der Gas- und Staubscheibe, die einen neu wie Wasserstoff und Helium angezogen. Gemeinsam heutigen metallreichen Sterne der Population I.
entstehenden Stern umgibt, keine Gesteinsplaneten erzeugten Dunkle und normale Materie ein „Mini­ Die Dunkle Materie im Minihalo hat vielleicht
werden könnten. Wenn neue Sterne aber die Metalle halo“, das aber gar nicht so klein war, sondern etwa mehr getan, als nur die Elemente zusammenzubrin­
neu verwerten, die beim Tod alter Sterne erzeugt die millionenfache Masse unserer Sonne hatte. In gen; sie war möglicherweise auch tief in den ersten
werden, was haben dann die ersten Sterne getan? diesen Minihalos wurden 200 Millionen Jahre nach Sternen vorhanden. Man nennt diese Sterne daher
Das Universum begann mit dem Urknall, bei dem dem Urknall die ersten Sterne geboren. Es waren „Dunkle Sterne“, obwohl sie sehr hell geleuchtet
die Gase Wasserstoff und Helium sowie Spuren Sterne der Population III, die so schwach leuchten, haben müssen.
von Lithium und eventuell Beryllium geschaffen dass sie bisher nicht beobachtet werden konnten. Sie Was wir heute sehen und nachweisen können,
wurden. Materie begann zusammenzuklumpen mussten mit dem auskommen, was zu dieser Zeit also die Sterne und Galaxien, macht nur kümmer­
und zog dank Massenanziehung zunehmend mehr verfügbar war, und bildeten sich daher aus Wolken, liche fünf Prozent des Universums aus. Die Dunkle

Was sind Dunkle Sterne?


Sie sind nicht Sie sind heute
dunkel wahrscheinlich unsichtbar
Trotz ihres Namens hätten diese gar nicht Dunkle Sterne können wohl kaum bis in die
dunklen Himmelskörper in der Frühzeit gegenwärtige Phase des Universums überlebt
des Universums hell gestrahlt und ihre haben – zumindest, was die Leuchtkraft betrifft.
Umgebung mit der etwa einmilliardenfachen Wenn sie überhaupt sichtbar sind, dann nur durch ihre
Leuchtkraft unserer Sonne erhellt. Gammawellen-, Antimaterie- und Neutrinostrahlung.

Dunkle Materie formte sich anfangs zu Klumpen und


Fasern, bevor sie normale Materie anzog und so die
ersten Sterne bildete.

Sie waren möglicherweise Sie wurden von Dunkler


die ersten „Sterne“ Materie befeuert
Im frühen Universum konnten sich keine normalen Dunke Sterne bestanden wahrscheinlich zum
Sterne bilden. Dunkle Sterne entstanden wahr- Großteil aus normaler Materie, wie die Sterne in
scheinlich aus enormen Wasserstoff-Helium- unserem heutigen Universum. Sie enthielten
Wolken mit Durchmessern zwischen 4 und 2.000 aber auch hochkonzentrierte Dunkle Materie
Astronomischen Einheiten (AE; eine AE ist die durch- (in Neutrino-Form), die bei ihrer Auslöschung
schnittliche Entfernung von der Erde zur Sonne). Energie und Leuchtkraft erzeugte.
Illustration eines Dunklen Sterns im Infrarotspektrum.

28
Dunkle Sterne

Materie stellt immerhin 25 Prozent. Der Rest besteht


aus Dunkler Energie – einer weiteren Eigentümlich­
keit, von der man annimmt, dass sie für die Ausdeh­ Dunkle Sterne beobachten
nung des Universums verantwortlich ist. Zwischen Das James Webb Space Telescope (JWST) der NASA wird
Dunkler und normaler Materie gibt es keine Wech­ weiter in der Zeit zurücksehen können als Hubble und sollte
selwirkung. Dunkle Materie erzeugt auch kein Licht.
Wir wissen nur, dass es sie gibt, weil ihre immense
auch Dunkle Sterne aufspüren können
Gravitationskraft gewöhnliche Materie anzieht.
Hubble-Weltraum- James-Webb-
In einer der führenden Theorien zur Erklärung
teleskop GOODS / Weltraumteleskop
der unsichtbaren Masse im Universum geht es um
Chandra
ein hypothetisches Teilchen namens WIMP – das Deep Field
Weakly Interacting Massive Particle (= schwach
wechselwirkendes massives Teilchen). Die „schwa­
che“ Wechselwirkung beschreibt die Interaktion
mit normaler Materie, doch diese Teilchen stehen in
Wechselwirkung miteinander. Würden zwei WIMPs
kollidieren, dann würden sie einander auslöschen,

dunkles Zeitalter
weil WIMPs manchen Theorien zufolge ihre eigenen
„Antiteilchen“ sind. Auch normale Materie hat Anti­
teilchen, also Teilchen mit denselben Eigenschaften,
aber entgegengesetzter Ladung. Atome bestehen
zum Beispiel aus einem von Elektronen umgebenen
Kern. Elektronen sind negativ geladen; wenn sie auf
ein Teilchen namens Positron (mit positiver Ladung)
treffen, löschen sie einander vernichtend aus.
Als Nebenwirkung erzeugt eine solche Auslö­
schung Energie. Wenn sich in einem Minihalo ein
Modernes Universum

Stern bildet, dann enthält das in sich zusammen­


stürzende Material Wasserstoff, Helium und WIMPs.

Erste Galaxien
Anfangs entweicht die von den kollierenden WIMPs

Hintergrund­
Erste Sterne
erzeugte Energie ins All, doch bei ausreichend hoher

strahlung
Wasserstoffdichte bleibt sie im Stern gefangen.

Urknall
Obwohl die WIMPs nur den Bruchteil eines Prozents
der Masse des Sterns ausmachen, sind sie bei der
Energieerzeugung so effizient, dass sie einen Dunk­ 13,7 0,95 0,3 0,0004 0
(circa 400.000
len Stern Millionen oder gar Milliarden Jahre lang Alter des Universums (in Milliarden Jahren) Jahre)
mit Energie versorgen können.
Wir wissen bis heute nicht, ob die ersten Sterne
der Population III (ohne Dunkle Materie) angehör­ NASA-Techniker beenden mehrere
ten, ob sie Dunkle Sterne waren oder ob vielleicht Kältetests an sechs Beryllium-
beide Sternarten nebeneinander existierten. „Das Spiegelsegmenten des James
Webb Space Telescope.
Standard­szenario für die Entstehung der ersten
­Sterne baut nicht auf der Auslöschung Dunkler
Materie auf“, sagt Erik Zackrisson von der schwe­
dischen Universität Uppsala. „Dunkle Sterne gelten
darin als exotische Alternative zum normalen Stern­
entstehungsvorgang.“
In Inneren eines normalen Sterns sorgt die Kern­
fusion für Energie. Sterne der Population III waren
wahrscheinlich sehr massereich und hatten circa
100 Sonnenmassen. Gleichzeitig waren sie aber
sehr heiß und konnten daher nicht so viel Material
ansammeln. Dunkle Sterne waren hingegen viel
kühler, konnten daher wesentlich mehr des Umge­
bungsmaterials anhäufen und wuchsen theoretisch
so lange, wie sie Dunkle Materie finden konnten. Sie
könnten bis zu einer Million Mal massereicher gewe­
sen sein und eine Milliarde Mal heller geleuchtet
haben als unsere Sonne.
Da nichts ewig dauert, hatten auch die WIMPs
einander irgendwann völlig ausgelöscht. Im Gegen-
satz zu Sternen der Population III, deren Dasein in
Supernova-Explosionen endet, sind Dunkle Sterne
so massereich, dass sie bei ihrem Tod zu Schwarzen
Löchern werden. Kleinere Dunkle Sterne konnten
ihren Untergang aufhalten, indem sie sich für kurze
Zeit zu fusionsbetriebenen Sternen entzündeten,

29
Dunkle Sterne

Der dunkle Cousin unserer Sonne


Nicht lange nach dem Urknall entstanden diese leuchtstarken
Himmelskörper – ganz anders als konventionelle Sterne

Frühes Universum Die ersten „Sterne“


Nach der Geburt des Kosmos vor circa 13,8 Milliarden Man nimmt an, dass Dunkle Sterne anfangs etwa
Jahren dehnte sich das Universum aus. Kaum eine so massereich waren wie unsere Sonne und später
Sekunde später war die Temperatur extrem hoch; mehrere Millionen Sonnenmassen hatten, bevor
aus einem Teilchengemisch bildete sich der heute die ersten der heute bekannten Sterne entstanden.
beobachtbare Kosmos. Etwa 70.000 Jahre nach dem Umgeben waren sie von Hunderttausende Kilometer
Urknall soll Dunkle Materie dominiert haben. umfassenden Wolken aus Wasserstoff und Helium.

zusammenzogen und heißer wurden. Dabei wurde


der Wasserstoff im Sterninneren schnell verbraucht,
bis die Fusion den Stern nicht mehr aufrechterhalten
konnte und er doch noch zu einem Schwarzen Loch
wurde.
Die massereichsten Dunklen Sterne wären aber
direkt zu Schwarzen Löchern kollabiert – und
könnten damit ein seit Langem bestehendes wis­
senschaftliches Problem lösen: Im Zentrum jeder
Galaxie gibt es supermassereiche Schwarze Löcher,
die Milliarden Sonnenmassen haben können und
bereits eine Milliarde Jahre nach dem Urknall
existiert haben. Ein normaler Stern, der zu einem
Schwarzen Loch kollabiert, würde aber länger als
ein paar Hundert Millionen Jahre brauchen, um aus­
reichend Materie für die Verwandlung in ein super­
massereiches Schwarzes Loch zu verschlingen.
„Gewöhnliche Sterne schaffen das nicht, weil sie
zu klein sind“, erläutert Katherine Freese von der
University of Michigan. „Dunkle Sterne hingegen
können auf eine Million Sonnenmassen anwachsen.
Dunkle Sterne müssten Wenn ihnen dann der Brennstoff ausgeht, werden
irgendwann zu Schwarzen sie zu Schwarzen Löchern mit einer Million Sonnen­
Löchern kollabieren. massen – die perfekten ,Saatkörner‘ für monströse
supermassereiche Schwarze Löcher.“ Die supermas­

30
Dunkle Sterne

Auslöschung Dunkle-Materie-
Neutrinos

Dunkle-Materie-
Teilchen

Erzeugte Neutrinos,
die Dunkle Sterne
strahlen lassen

Dunkle-Materie-Auslöschung Heller Dunkler Stern


In Dunklen Sternen passieren theoretisch Reaktionen, Durch die Auslöschungsvorgänge im Inneren des Dunklen
bei denen Dunkle-Materie-Neutrinos und deren Sterns strahlt er mit milliardenfacher Leuchtkraft unserer
entgegengesetzte Teilchen einander auslöschen. Durch die Sonne. Möglicherweise existieren solche stellaren Objekte
hohe Konzentration Dunkler Materie wäre die Hitze durch bis heute, leuchten aber jetzt nur noch schwach, sodass zu
die internen Reaktionen so stark, dass die Sterne nicht zu ihrer Beobachtung neue Teleskope wie das James Webb
modernen Sternen kollabieren konnten. Space Telescope nötig sind.

„Ohne Brennstoff werden sie zu Schwarzen


Löchern mit einer Million Sonnenmassen.“
Katherine Freese
sereichen, von WIMP-Energie befeuerten Dunklen Field nach ihnen gesucht, sie aber nicht gefunden.
Sterne können sich nur in den Minihalos des ­frühen Das heißt nicht, dass es sie nicht gibt – sie könnten
Universums gebildet haben, als die Dichte der ja leuchtschwach und damit außer Sichtweite des
Dunklen Materie viel höher war als heute. Durch die Hubble-Weltraumteleskops sein. Das James Webb
Ausdehnung des Universums breitete sich dann alles Space Telescope (JWST), das im Oktober 2018 star­
so weit aus, dass es heute keine solchen Minihalos ten soll, soll aber noch weiter in der Zeit zurück­
mehr gibt. blicken können.
Dunkle Sterne müssen also in der Frühzeit des „Wenn Dunkle Sterne existieren und ausreichend
Universums entstanden und daher weit entfernt massiv, zahlreich und langlebig sind, stehen die
von unserer Erde sein. Astronomen arbeiten in der Chancen gut, dass das JWST sie bei hoher Rot­
Kosmologie mit dem Begriff der „Rotverschiebung“, verschiebung entdeckt“, sagt Zackrisson. „Da die
wenn es um Entfernungen geht, weil das Licht von Verteilung von Dunkler-Stern-Eigenschaften aber
einem weit entfernten Objekt, das sich vom Beob­ entscheidend von den Eigenschaften der Dunkle-
achter wegbewegt, sich in Richtung des langwelligen Materie-Teilchen und der kosmologischen Evolution
(roten) Endes des sichtbaren Spektrums verschiebt. der sie enthaltenden Dunkle-Materie-Halos abhängt,
Dunkle Sterne haben eine hohe Rotverschiebung steht ein Erfolg keineswegs fest.“ Selbst wenn das
und sind daher nur schwer zu beobachten. Man JWST keine einzelnen Dunklen Sterne aufspüren Mit dem Hubble Ultra Deep Field suchte man im
hat auf den Infrarotbildern im Hubble Ultra Deep kann, findet sie vielleicht ihr allgemeines Glühen. frühen Universum nach Dunklen Sternen.

31
Dunkle Sterne

„Wenn Dunkle Stern-Vergleichstabelle


Sterne existieren und Masse Leuchtkraft Radius
massiv genug sind,
stehen die Chancen Sonne
gut, dass das JWST sie
entdeckt.“ Eric Zackrisson 1,99 x 1030 kg 3,83 x 1026 W 695.700 km

So wie einzelne Straßenlaternen sich zu dem bekann-


ten roten Schein über Städten summieren, kumu­
liert sich das Licht von Sternen und Galaxien zum Dunkler
extragalaktischen Hintergrundlicht. Diese Strahlung Stern
konnte bis zu einem gewissen Grad schon abgebildet
werden, doch die vom JWST erwarteten besseren
Millionen Sonnenmassen Milliarden x Sonnenleuchtkraft wohl kleiner als die Sonne
Messungen sollen auch den Beitrag der Dunklen
Sterne dazu sichtbar machen. Theoretisch kann die
WIMP-Auslöschung einem Dunklen Stern Milliarden
Jahre lang Brennstoff liefern – doch es ist unwahr­ Blauer
scheinlich, dass noch Exemplare aus der Frühzeit Überriese
des Universums existieren. Vielleicht gibt es aber in
Regionen mit einer relativ hohen Dichte an Dunkler
Materie (zum Beispiel in galaktischen Zentren) eine bis 20 x Sonnenmasse 10.000 – 60.000 x Leuchtkraft bis 78 x größer
neue Generation Dunkler Sterne. Da der Anteil an
Dunkler Materie dort jedoch sicher nicht so hoch ist
wie in den einstigen Minihalos, hätten diese neuen
Dunklen Sterne etwa die Masse unserer Sonne und Roter
könnten nicht mit ihren Vorfahren konkurrieren. Überriese
Dunkle Sterne von Sonnenmasse haben sich
wahrscheinlich nicht durch WIMPs in ihrem Inne­
ren gebildet, sondern Dunkle Materie im Zentrum 10 – 30 x Sonnenmasse 1.000 – 80.000 x Leuchtkraft 100 – 1.650 x größer
der jeweiligen Galaxie eingefangen. Damit wird
die normale Kernfusion durch die Dunkle-Materie-
Erwärmung abgelöst; die Sterne kühlen ab und
dehnen sich aus. Das ließe sie nicht nur jünger aus­
sehen, als sie in Wahrheit sind, sondern könnte auch Roter Riese
ihre Lebensdauer exponentiell verlängern. Ist genü­

© NASA; ESA; ATG medialab; The University of Utah; S. Skillman; Y-Y. Mao; KIPAC; SLAC National Accelerator Laboratory
gend Dunkle Materie zum Ansammeln vorhanden,
könnten Dunkle Sterne unbegrenzt lange existieren 0,3 – 10 x Sonnenmasse 100 – 1.000 x Leuchtkraft 15 – 100 x größer
und damit Beginn und Ende mancher Sterne im
Universum markieren.
Eine andere Möglichkeit: „Tote“ Sterne wie Neu­
tronensterne oder Weiße Zwerge im galaktischen Gelber
Zentrum könnten auch genug WIMPs anhäufen, um Zwerg
eine Dunkle-Materie-Erwärmung auszulösen. So
würden sie mit der Zeit zwar leuchtschwächer, aber
0,8 – 1,4 x Sonnenmasse 0,5 – 5 x Leuchtkraft 0,96 – 1,4 x Größe
– wieder auflebend durch die neue Wärmequelle –
jünger und heißer erscheinen.
Wenn wir die Frühzeit unseres wundersamen
Universums und die Entstehung der ersten Sterne
verstehen, dann begreifen wir auch die Gegenwart Oranger
und die komplexen Objekte und Phänomene in unse­ Zwerg
rem Sonnensystem besser. Wir können diese dunkle
Periode derzeit zwar nur schwer beobachten, doch 0,45 – 0,8 x Sonnenmasse 0,08 – 0,6 x Leuchtkraft 0,7 – 0,96 x Größe
schon die nächste Generation von Teleskopen wie
dem JWST könnte uns die supermassereichen Dunk­
len Sterne des frühen Universums und ihre Nachfol­
ger im galaktischen Zentrum aufspüren lassen.
Die Kosmologie wird garantiert von der Erkennt­
Roter
nis profitieren, ob sich zuerst Sterne der Population
Zwerg
III, Dunkle Sterne oder beides gebildet haben – und
bald werden wir diese dunklen Himmelskörper auch 0,07 – 0,5 x Sonnenmasse 0,0001 – 0,08 x Leuchtkraft 0,13 – 0,7 x Größe
besser beleuchten können.

32
5 ERSTAUNLICHE FAKTEN

Asteroid 2006 VW139


Als der Asteroid entdeckt wurde,
hielt man ihn noch für einen ganz
normalen Felsbrocken, der wie
Der aktive Asteroid zeigt in einige Hunderttausend andere im
Sonnennähe einen dünnen
Schweif. Als Binärsystem ist Asteroidengürtel um die Sonne zieht
er bisher einzigartig.

Er besteht
Er verhält aus zwei
Die beiden sich sich wie ein Einzelteilen
Komet
umkreisenden Asteroiden
im Lauf eines Monats. Ein Komet im Asteroidengürtel – das
2011 stellten Astronomen fest, dass ist an sich schon ungewöhnlich.
der Klumpen Aktivitäten entwickelt, Doch 2006 VW139 /288P hat noch
wie sie eigentlich einem Kometen ein weiteres Geheimnis parat, wie
zustehen: Es bildete sich ein auf neuen Aufnahmen des Hubble-

Sein Schweif
Schweif sowie eine neblige Hülle, Weltraumteleskops zu sehen ist: Er
Koma genannt. Also bekam das besteht nicht aus einem Felsbrocken,

entstand
seltsame Objekt den Namen 2006 sondern aus zweien, die sich
VW139 /288P, wobei der hintere Teil gegenseitig in einer Entfernung von

durch den
für den Kometen steht. circa 100 Kilometern umkreisen.

Die Einzelteile Bruch Er zerbrach


sind etwa Bei vielen Asteroiden handelt es
sich um lose Zusammenballungen vor höchstens
gleich groß von Gestein, Staub und Eis.
Beim Zerbrechen von 2006 5.000 Jahren
Die beiden Einzelteile des Asteroiden VW139 /288P wurde das in Vermutlich brach der Asteroid
sind jeweils etwa einen Kilometer seinem Inneren verborgene Eis auseinander, weil er zu schnell
groß. Ihre genaue Form kennt freigesetzt, das nun in der Wärme rotierte, wodurch starke Fliehkräfte
man noch nicht. Dass sie sich in so des Sonnenlichts sublimiert (ein entstanden. Die Forscher schätzen,

© NASA / Chandra
großem Abstand umkreisen, ist eine direkter Phasenübergang von fest dass 2006 VW139 /288P in seiner
Novität und eventuell einmalig im zu gasförmig) und den sichtbaren jetzigen Form höchstens seit etwa
Sonnensystem. Schweif bildet. 5.000 Jahren existieren kann.

Anzeige
Neues
vom
König
des Sonnensystems
Die ersten Ergebnisse der NASA-Sonde Juno zeigen,
dass der Riesenplanet Jupiter komplexer aufgebaut ist,
als die Astronomen vermutet hatten
34
Juno beim Jupiter

A
m 5. August 2011 startet eine Atlas-V-
551-Rakete vom Luftwaffenstützpunkt
Cape Canaveral in Florida, Vereinigte
Staaten. Als sie nach 54 Minuten eine
Höhe von 260 Kilometern erreicht,
trennt sich die Atlas V 551 von ihrer Ladung und fällt
zur Erde zurück. In diesem Moment zündet Juno ihre
Triebwerke und macht sich auf die lange Reise zum
Jupiter, dem unumstrittenen König des Sonnensys-
tems, der in der römischen Mythologie Göttervater
und zugleich Junos Gatte ist.
Fünf einsame Jahre später erreicht Juno ihr Ziel.
Am 5. Juli 2016 feiert das Team im Kontrollraum des
Jet Propulsion Lab (JPL) in Pasadena, Kalifornien,
als das Einschwenken in den Jupiter-Orbit gelingt.
Damit beginnt eine neue Ära in der Milliarden Jahre
währenden Geschichte des Riesenplaneten – ab sofort
steht er unter ständiger Beobachtung der wissen-
schaftlichen Instrumente an Bord der NASA-Sonde.
Dr. John Connerney, stellvertretender Forschungs-
leiter der Juno-Mission, berichtet Space über deren
Ziele: „Vor allem geht es uns darum, das Innere
des Jupiter besser zu verstehen, damit wir unsere
Vorstellungen von der Bildung des Sonnensystems
und der Entstehung und Entwicklung von Planeten
daran überprüfen können. Dafür haben wir Senso-
ren für Gravitation, Magnetfelder und Mikrowellen
entwickelt, mit denen wir bis zum Kern des Jupiter
schauen können.“
Eigentlich hätte Juno in einem 14-Tage-Orbit um
Jupiter kreisen sollen. Es gab allerdings Probleme
beim Zünden der Bremstriebwerke, sodass sich die
Sonde nun auf einer entfernteren Bahn befindet, auf
der eine Umkreisung 53 Tage dauert. Das hat sich
inzwischen als Vorteil erwiesen, denn dadurch haben
die Forscher mehr Zeit, die Messungen auszuwerten
und zu planen. Alle 53 Tage kommt Juno dem Plane-
ten in ihrem Perijovum (der größten Nähe zu Jupiter
auf der Umlaufbahn) so nahe, wie es ursprünglich
geplant war, dann richten sich alle Instrumente
da­rauf. Anschließend ist genügend Zeit, sämtliche
Daten zur Erde zu senden. Außerdem kann Juno nun
auch die Verhältnisse in größerem Abstand zu Jupiter
studieren. Insgesamt zwölf solcher Wissenschafts-
Orbits stehen bisher auf dem Plan; bis zum Jahres­
ende sollte Juno zehn davon absolviert haben.
Schon von den ersten Ergebnissen zeigen sich die
Astronomen weltweit erstaunt bis begeistert. Es sieht
sehr danach aus, dass der Jupiter einen sehr viel kom-
plexeren Körper besitzt, als man bisher angenommen
hatte. Die Öffentlichkeit bleibt dank der JunoCam-
Kamera ebenfalls auf dem Laufenden. Da sich die
Sonde im jupiternächsten Punkt nur 4.200 Kilometer
über der Oberfläche befindet, konnte die JunoCam
wirklich fantastische Fotos schießen, die die NASA
regelmäßig veröffentlicht. Das bisher bekannteste Bild
zeigt den Südpol und seine riesigen Wirbelstürme und
Antizyklone, die teilweise größer als die Erde sind.
Dabei beziehen JPL und NASA Forscher und
interessierte Laien weltweit direkt mit ein – gesucht
werden interessante Bearbeitungen der Originalfotos,
die bestimmte Details besonders hervorheben. So
© Alexander Aldatov; Alamy

entstand zum Beispiel als visuelles Meisterwerk ein


Bild des Südpols, das die bläulichen Wirbelstürme
besonders deutlich macht. Sie gehören zu den Phäno­
menen, die die Forscher nun speziell beschäftigen.
„Wir fragen uns, wie sie entstehen, wie stabil ihre

35
Juno beim Jupiter

Konfiguration ist und warum der Nordpol des Jupiter aufsteigt, irgendwann kondensiert und dabei Energie ungewöhnliche Magnetosphäre. Wir wussten schon
anders aussieht als sein Südpol“, erklärt Scott Bolton, abgibt. Als Menschen vergleichen wir natürlich vorher, dass Jupiter das stärkste Magnetfeld aller Pla-
Forschungsleiter der Juno-Mission. „Die Frage ist: unsere Umwelt mit der anderer Planeten des Sonnen- neten im Sonnensystem aufweist. Aber die Messwerte
Handelt es sich um ein dynamisches System, von systems. Der Prozess, in dem sich die Stürme bilden, übersteigen sogar den vorhergesagten Wert von 7,8
dem wir zufällig ein bestimmtes Stadium sehen und könnte auf Jupiter tatsächlich ähnlich ablaufen, aber Gauss. Hinzu kommt, dass das Feld nicht homogen
das vielleicht im Lauf des nächsten Jahres verschwin- das Ergebnis, ein so dichter, interagierender Haufen, zu sein scheint – es gibt also Bereiche, in denen es
det, oder ist das eine stabile Konfiguration, bei der ist unerwartet. Die dichte Jupiter-Atmosphäre spielt stärker oder schwächer ausfällt. Aber wie kommt das?
diese Stürme dauerhaft umeinander kreisen?“ dabei sicher eine Rolle, aber es muss auch bisher „Je mehr Orbits Juno ausführt, desto genauer wer-
Auf der Erde entstehen Tropenstürme in Gebieten unbekannte Faktoren geben, die zu derart kolossalen den wir die Gestalt des Jupiter-Dynamos kennenler-
mit niedrigem Luftdruck über warmen Wasser- Stürmen beitragen. nen. Derzeit haben wir noch nicht genug Daten“, sagt
flächen. Die Zyklone werden vom warmen Was- Doch nicht nur die Pole geben den Forschern Connerney. „Aber tief unter den sichtbaren Wolken,
serdampf angetrieben, der durch die Atmosphäre Anlass zu Verwirrung – der ganze Planet besitzt eine in einer leitfähigen Schicht, muss es eine sich bewe-
gende Flüssigkeit geben, die als Dynamo fungiert.
Wir hoffen, den genauen Ort noch herauszufinden.
„Vor allem geht es darum, das Innere des J­ upiter Bisher sieht es so aus, als läge die Schicht über dem
Bereich metallischen Wasserstoffs, wo die Dichte mit
besser zu verstehen, damit wir unsere Vor­ mehr als zwei Millionen Atmosphären so hoch ist,

stellungen von der Bildung des Sonnensystems


dass Elektronen vom Kern getrennt werden und sich
wie in einem Metall frei bewegen können.“

daran überprüfen können.“ Dr. John Connerney


Der mysteriöse Dynamoeffekt verursacht auch die
Magnetfelder von Erde und Sonne. Im Inneren der
Erde ist der feste Kern von einem flüssigen äußeren
Techniker testen die Kern umgeben, dessen Bestandteile sich bewegen,
Solarpaneele, die Juno mit sodass induzierte Ströme ein Magnetfeld hervor-
Strom versorgen. rufen. Beim Jupiter scheint diese Schicht deutlich
weiter außen zu liegen, befindet sich jedoch noch
immer unter immensem Druck. Der Dynamo muss
jedenfalls sehr stark sein, um eine derart ausgeprägte
Magnetosphäre zu erzeugen.
Eine Folge dieses Magnetfelds sind ebenso starke
Polarlichter, die zwei wichtige Instrumente an Bord
von Juno in bisher unerreicht präzisem Blick haben.
Eines dieser Instrumente ist das Jovian Auroral
Distribution Experiment (JADE), das die Elektronen-
Verteilung in der Atmosphäre misst, aber auch die
Energie dieser Teilchen. Das zweite Instrument ist
der Ultraviolet Imaging Spectrograph (UVS), der
Emissionen der Auroras im ultravioletten Bereich
auffängt, die bei der Interaktion hochenergetischer
Teilchen mit der Atmosphäre entstehen.
Gewisse Ähnlichkeiten zur Entstehung der Polar-
lichter auf der Erde haben die Forscher mit Hilfe die-
ser Instrumente bereits gefunden. Aber es gibt auch
wichtige Unterschiede. Auf der Erde bläst der aus

Nah
Beginn der Annäherung – Auf Wiedersehen, Nordpol – Juno verlässt den Norden
Instrumente hochfahren willkommen, Gürtel Während Juno ihrem Orbit folgt,

am
Juno kommt dem Planeten erstmals nach Der Nordpol wandert langsam aus verblasst der Nordpol, und beein­
53 Tagen wieder sehr nahe. Da das Zeit­ dem Sichtfeld von Juno, und die druckende Wolkenformationen
fenster klein ist, soll die Sonde so viele imposanten Streifen des Jupiter sind dominieren das Blickfeld.

Jupiter
Daten wie möglich gewinnen. zu sehen.

Was passiert,
wenn Juno sich
dem Planeten
nähert?

36
Juno beim Jupiter

Juno besucht Jupiter


Schon bei den Römern gehörten Jupiter und seine Frau Juno
(griechisch Zeus und Hera) zusammen – nun sind sie wieder vereint

Ultraviolet
Spectrograph (UVS) Gravity Science (GS)
Das UVS beobachtet Mit Hilfe der Doppler-
hochenergetische ultra­ Technik hat das Gerät die
violette Strahlung aus der Masse­verteilung im Jupiter-
Jupiteratmosphäre. Inneren untersucht.

JunoCam (JCM) Jovian Auroral Distribution


Die JunoCam hat schon Experiment (JADE)
zahllose spektakuläre JADE misst die Verteilung und
Fotos im optischen Energie von Elektronen sowie
Bereich geliefert. die Geschwindigkeiten und
Zusammensetzung von Ionen.

Magnetometer (MAG)
Jovian Infrared Plasma Waves Instrument Das Hauptinstrument zur
Auroral Mapper Dieses Instrument registriert Kartierung der Magneto­
(JIRAM) Wellen geladener Teilchen, die sphäre, die viel über den
Das JIRAM sammelt von dem Gasriesen ausgehen. Zustand der unteren
Infrarotbilder des Atmosphäre verrät.
Jupiter, um dessen
instabile Atmosphäre
zu studieren.

Microwave
Jovian Energetic-particle Radiometer (MWR)
Detector Instrument (JEDI) Mit dem MWR kann Juno die
Zusammen mit JADE kümmert obersten Wolkenschichten
sich dieses Instrument um hoch­ bis in eine Tiefe von 350 Kilo­
energetische Elektronen und Ionen. metern durchdringen.

Der Punkt der Knapp hinter dem Äquator Die bekannten Auf in die Ferne –
nächsten Nähe Juno ist auf dem Weg zum Südpol. Jupiter-Gürtel Ende des Perijovums
Diese Bilder entstanden, kurz bevor Ihre Instrumente fangen noch Auf diesen Fotos zeigen die Mit der JunoCam immer noch
Juno sich am dichtesten an der immer große Datenmengen auf. südlichen Gürtel des Gasriesen auf den Planeten gerichtet,
Oberfläche des Gasriesen aufhielt. ihre ganze Schönheit. entflieht das Raumschiff der
Anziehungskraft des Jupiter auf
einer gestreckten Ellipsenbahn.

37
Juno beim Jupiter

Was wir über den Jupiter wissen


Diese neuen Entdeckungen veränderten unsere Vorstellung vom Aufbau des Gasriesen

Das ungleichmäßige Magnetfeld


Das Magnetometer hat das Feld räumlich
Die mächtigen Polarlichter kartiert. Offenbar ist es an manchen Stel­
in der Jupiteratmosphäre len schwächer, anderswo stärker.
Die Aurorae scheinen nicht wie auf Was wir jetzt wissen: Das hat die
der Erde bloß durch Sonnenwind- Forscher auf die Idee gebracht, dass der
Teilchen zu entstehen. dafür zuständige Dynamo sich oberhalb
Was wir jetzt wissen: Das starke der Schichten metallischen Wasserstoffs
Magnetfeld entzieht anscheinend befinden müsste.
auch der Ionosphäre Teilchen, deren
Interaktionen dann zu den Polar­
lichtern beitragen. Wolken

gasförmiger
Wasserstoff

flüssiger
Wasserstoff

metallischer
Wasserstoff

Kern
(Gestein)
Die ungleichmäßige
Verteilung des Ammoniaks
Die Ammoniakverteilung bis in eine
Tiefe von 350 Kilometern verläuft
erwartungsgemäß – außer am Äqua­
tor, wo sich der Stoff bis in die Tiefe
hinein zu sammeln scheint.
Was wir jetzt wissen: Wahrschein­
lich ist die Konvektion stärker als
erwartet – die Schichten werden
also stärker durchgemischt, was die
ungleichmäßige Verteilung bewirkt.

Das Jupiter-Magnetfeld ist


stärker als erwartet
Erste Ergebnisse der Juno-Mission
haben gezeigt, dass das Magnetfeld
die Vorhersagen übersteigt.
Was wir jetzt wissen: Dass Jupiter
ein starkes Magnetfeld besitzt, war
lange klar. Die besonders hohe Feld­
stärke muss Gründe haben, die im
Inneren des Planeten liegen.
Der stürmische Südpol Asymmetrie von Nordpol
des Jupiter und Südpol
Eines der bekanntesten Sowohl das Magnetfeld als
Fotos der Mission zeigt einen auch die Wetterverhältnisse
Bereich voller Zyklone rund divergieren an den beiden
um den Südpol. Polen deutlich.
Was wir jetzt wissen: Das Was wir jetzt wissen:
war eine echte Überraschung Unsere Modelle haben das nicht
für die Astronomen – und vorhergesagt – eigentlich sollten
© Tobias Roetsch

führt zu weiteren Fragen: Sind die Verhältnisse wie auf der Erde
sie stabil? Treten sie regel­ symmetrisch sein. Wir brauchen
mäßig in dieser Häufung auf? also bessere Modelle!

38
Juno beim Jupiter

hochenergetischen Teilchen bestehende Sonnenwind


Die Juno-Sonde Juno startete an Bord einer
gegen das Magnetfeld. Wenn Ionen davon eingefangen beim Test in der Atlas V 551 von Cape Canaveral
werden, bewegen sie sich entlang der Feldlinien zu Wärmekammer im in Florida, USA.
den Polen. Dort treten sie tiefer in die Atmosphäre ein Jahr 2011.
und regen die Atome der Luft zum Leuchten an – die
Quelle der wunderschönen Farbspiele. Bei den ­Auroras
auf dem Jupiter scheint der Sonnenwind ebenfalls
eine Rolle zu spielen. Doch es gibt noch einen zweiten
Faktor. „Bei den Polarlichtern des Jupiter“, erklärt Bol-
ton, „haben wir herausgefunden, dass ein signifikanter
Anteil von Elektronen verursacht wird, die aus der
Atmosphäre herausgelöst wurden.“
Anscheinend ist das kraftvolle Magnetfeld in der
Lage, Elektronen aus der Ionosphäre des Planeten zu
lösen, der höchsten Schicht der Atmosphäre, in der
solare und kosmische Strahlung die Teilchen ionisie-
ren. Diese zwei Mechanismen sind demnach gemein-
sam für die Jupiter-Lightshows verantwortlich, die
Juno fotografiert hat. Das alles deutet darauf hin, dass
das Jupiterinnere elektrisch deutlich leitfähiger sein
muss als bisher vermutet. Dazu benötigt Jupiter einen
starken Motor, der die Prozesse antreibt, und wie jeder
Motor braucht auch dieser Treibstoff. Dieser scheint
hier zum einen aus Wechselwirkungen mit dem Son-
nenwind zu bestehen, zum anderen aus einem Trans-
fer von Drehimpuls, der ebenfalls Energie beiträgt.
Die Drehimpuls-Übertragung hängt wiederum von
den Monden des Jupiter ab. Der Jupiter besitzt eine
große Zahl von Monden (genau gesagt 69), und jeder
dieser Monde besitzt einen bestimmten Drehimpuls.
Die bekanntesten unter den 69 Begleitern sind die Bilder wie dieses der
JunoCam wurden
Galileischen Monde. Ihr innerster, der Vulkanmond
von der Öffentlichkeit
Io, gibt ständig Material und Drehimpuls an seinen
bearbeitet.
Planeten ab, als würde Jupiter ihm die Lebensenergie
aussaugen, um damit sein Magnetfeld anzutreiben.
Juno führt ein weiteres Spionage-Instrument mit
sich: das Microwave Radiometer (MWR). Es besitzt
sechs Antennen, die die von den Wolken kommende
thermale Mikrowellenstrahlung auffangen. Jede der
sechs Antennen ist für einen anderen Frequenzbereich
zuständig, von 600 Megahertz bis 22 Gigahertz. Indem
es durch die Wolkenschichten hindurchsieht, versucht
das MWR, die Geheimnisse der oberen Atmosphäre
des Jupiter zu entschlüsseln. Es kann etwa 350 Kilo-
meter unter die „Oberfläche“ blicken, wo der Druck bis
zu 1.000 bar beträgt (Erdnormaldruck: 1 bar). Es ist ein
Nadelstich, verglichen mit Jupiters Ausdehnung, etwa
0,5 Prozent des gesamten Radius. Damit kann Juno die
Atmosphäre also nur ankratzen, aber immerhin ist das
der Bereich, in dem sich die schwersten Gasmoleküle
tummeln. So kann uns das Instrument zwar nichts
über den Zustand der Wasserstoffschichten weiter
innen verraten, die den Magnetfelddynamo antreiben,
aber es wird vielleicht die Herkunft der markanten
Gürtel aufklären können, indem es die Ammoniak­
verteilung entschlüsselt.
Als wären die Astronomen noch nicht erstaunt
genug, hat ihnen Juno weitere seltsame Neuigkeiten
gebracht. Die Ergebnisse des MWR zeigen, dass sich
die Höhen der Ammoniakwolken auf mysteriöse
Weise unterscheiden. Der Anteil des Ammoniaks
nimmt in Richtung Zentrum zwar zu, jedoch nicht
in dem Gürtel, der den Äquator umgibt. Speziell in „Wir fragen uns, wie sie entstanden
sind und warum der Nordpol nicht
diesem Bereich ist der Anteil von Ammoniak extrem
hoch, und zwar bis in die Tiefe, in die das MWR bli-

wie der Südpol aussieht.“ Scott Bolton


cken kann. „Die Ergebnisse des Mikrowellen-Radiome-
ters sind sehr überraschend“, sagt Connerney,

39
Juno beim Jupiter

Bild oben: Der Große Rote Fleck


(links) und die Wolkenbänder südlich
des Äquators. Juno hat das Bild
aus 16.535 Kilometern Entfernung
aufgenommen.

Rechts: Der Nordpol des Planeten


wird von einem einsamen Sturm
dominiert. Dieser Antizyklon (ein
Hochdruckgebiet) ist bereits seit
1993 bekannt und vermutlich
noch deutlich älter. Er hat eine
Ausdehnung von 6.000 Kilometern
und dreht sich andersherum als ein
Zyklon (Tiefdruckgebiet)

40
Juno beim Jupiter

„Irgendwo unter den sichtbaren Wolken


gibt es eine bewegte Flüssigkeit, die als
Dynamo fungiert.“ Dr. John Connerney
„sogar über die unerklärliche Ammoniakfront am nun genauere Modelle nicht nur des Gasriesen, son-
Äquator hinaus sieht das Instrument Emissionen, für dern auch der Planetenbildung insgesamt aufstellen.
die wir noch nach einer Quelle suchen müssen.“ Bol- Die meisten bisher gewonnenen Daten haben beste-
ton fügt hinzu: „Es herrscht hier eine starke Dynamik hende Modelle jedenfalls alt und ungenau aussehen
mit einer Menge von Bewegungen. Jetzt müssen wir lassen. Wenn die Astronomen Glück haben, sind sie
uns hinsetzen und physikalische Modelle entwerfen, bloß zu stark vereinfacht – aber sie könnten sich auch
die all das erklären. Ich sehe mir das an und denke: als komplett falsch herausstellen. An Bord des Raumschiffs befindet sich eine Plakette,
Wie konnten wir bloß auf die Idee kommen, dass es Anfang September hat Juno ihren siebten die an Galileo Galilei erinnert.
einfach wäre?“ Wissenschafts-Vorbeiflug an Jupiter ausgeführt und
Die Situation, zusammen mit der offensichtlichen sich dabei den obersten Wolkenschichten auf bis zu
Nord-Süd-Asymmetrie und dem ungleichmäßigen 3.500 Kilometer genähert. Bei Redaktionsschluss
Magnetfeld, ist ein klarer Hinweis darauf, dass das haben die Forscher die dabei gewonnenen Daten
Innere des Jupiter nicht so homogen sein kann wie noch ausgewertet. Natürlich hoffen sie auf noch
zunächst angenommen. In den Modellen haben die viele weitere bahnbrechende Erkenntnisse. Nach der
einzelnen Schichten gleichmäßig bestimmte Anteile zwölften Jupiter-Annäherung wird die Sonde – wenn
von Ammoniak oder Wasser, aber dass sie nicht zur sich die Pläne nicht noch ändern – mit einer Deorbit-
Realität passen, weist auf ein unerwartet hohes Aus- Phase starten. Nach dem Ende dieses Umlaufs wer-
maß an Konvektion im Inneren hin. Es ist möglich, den die Trieb­werke zünden und die Sonde bremsen.
dass die näher zum Kern hin entstehende Wärme Fast sechs Tage später wird Juno dann mit ihrem
dafür verantwortlich ist, dass sich die Schichten Abstieg beginnen. Das revolutionäre Raumschiff wird
da­rüber in Bewegung befinden. in Jupiters dichte Atmosphäre stürzen, um beim Ein-
Wie eingangs geschildert, besteht das Ziel der Mis- schlag zerstört zu werden. Die Ergebnisse der Mission
sion darin, mehr über das Innere des Jupiter zu erfah- jedoch werden die Arbeit der Experten noch über Junos dichteste Annäherung bringt die Sonde wenige
ren. Mit den neuen Messungen können die Forscher Jahre hinweg mit neuen Impulsen versorgen. Tausend Kilometer über die Oberfläche.

© NASA; JPL-Caltech; Lockheed Martin; SWRI; MSSS; Gerald Eichstädt; Seán Doran; KSC; A. Simon (Goddard Space Flight Center); Aubrey Gemignani
Während des ersten Wissenschafts-Vorbeiflugs am
27. August 2016 fotografierte Juno das Ringsystem des
Planeten.

Das Juno-Team, bestehend


aus Scott Bolton (zweiter von
rechts) und John Connerney
(ganz links) feiert die Ankunft
der Sonde bei Jupiter.

Juno hat auch den Großen Roten Fleck, einen


Antizyklon, schon aus der Nähe fotografiert.

41
© NASA

42
Die Sonne
Mission berühren …
to touch the Sun

Die
Sonne
berühren …
Die Parker Solar Probe soll einen Vorstoß
ins lebensfeindlichste Gebiet des
Sonnensystems wagen: die Sonnenkorona

43
Die Sonne berühren …

D PSP-Teammitglied:
ie Sonne ist das uns vertrauteste Him­ Die Sonde soll im August 2018 (eventuell schon
melsobjekt. Sie wird seit Jahrhunderten Ende Juli) an Bord einer Trägerrakete des Typs Delta
beobachtet und seit einigen Jahrzehn­ IV Heavy von Cape Canaveral zu einer sieben Jahre „ Wir nennen es gern unser Riesen-Frisbee.
ten wissenschaftlich erforscht – und langen Reise mit 24 Sonnenumkreisungen starten. Wir mussten in jeder Hinsicht mit strengen
­dennoch bleibt sie in vieler Hinsicht ein Auf dem Weg zur lebensfeindlichsten Umgebung des Gewichtsbeschränkungen kämpfen – also war es
Geheimnis. Die Temperaturen auf der Fotosphäre, Sonnensystems wird sie sieben Swing-bys an der eines unserer Hauptmotive, etwas zu entwerfen,
der sichtbaren Oberfläche, liegen bei 5.500 °C. Im Venus unternehmen, um sich durch deren Gravita­ das nicht nur sehr heiß werden konnte, sondern
das auch leicht genug war, um damit von der
Son­nen­inneren, wo Fusionsreaktionen unvorstell­ tion beschleunigen zu lassen. Sie soll achtmal näher
Erde abheben zu können.“
bare Energiemengen generieren, herrschen höllische an die Sonne herankommen als jedes bisherige
15 Millionen Grad. Man würde annehmen, dass die Raumfahrzeug und bei ihrer rasenden Fahrt um Elizabeth Congdon
Korona – die dünne Atmosphäre des Sterns, die von das Zentralgestirn den Geschwindigkeitsrekord für Leitende Ingenieurin des Hitzeschutzsystems
der Erde aus nur während einer Sonnenfinsternis von Menschen geschaffene Objekte brechen. Um die
sichtbar ist – mit zunehmender Höhe kühler wird, empfindlichen Instrumente der Sonde vor der Hitze
aber das stimmt nicht. Die Temperatur steigt in zu schützen, wird ein gewaltiger, 11,4 Zentimeter
einem riesigen Raumvolumen rund um die Sonne dicker Hitzeschild aus Kohlefaser-Verbundstoff ins­
gewaltig an: In einer Höhe von 6 bis 8 Millionen talliert, der die wissenschaftliche Nutzlast auf einer
Kilometern (etwa zehn Sonnenradien) erreicht sie Temperatur hält, die der in einem irdischen Labor
etwa zwei Millionen Grad. In dieser Region erfahren entspricht.
die geladenen Teilchen, aus denen der Sonnen­ Die PSP stellt noch einen weiteren Rekord auf:
wind besteht, eine bizarre Beschleunigung, die ihre Sie ist das erste nach einem lebenden Menschen
Geschwindigkeit um den Faktor fünf erhöht. Warum benannte NASA-Raumfahrzeug. Die US-Behörde gab
und wo genau diese Erwärmung und Beschleuni­ der früher als Solar Probe Plus bezeichneten Sonde
gung stattfinden, weiß man nicht genau; es gibt ein im Mai 2017 offiziell den Namen Parker Solar Probe,
paar konkurrierende Theorien dazu, die demnächst zu Ehren des angesehenen Weltraumforschers Profes­
von der Parker Solar Probe (PSP), einer NASA-Mission sor Eugene Parker. Dessen 1958 getroffene Vorhersage
zur „Sonnenberührung“, überprüft werden sollen. über die Existenz des Sonnenwinds wurde anfangs

„Sie wird als schnellstes von Menschen


ge­schaffenes Objekt achtmal näher an die Sonne
herankommen als bisherige Raumfahrzeuge.“
Das Polarlicht entsteht, wenn geladene Teilchen von
der Sonne auf das irdische Magnetfeld treffen.

Sonnen-Geheimnisse Strahlungs-
Struktur und Dynamik
zone
des Magnetfelds
Warum ist die äußerste Schicht der begreifen
Sonne heißer als ihre Oberfläche? Die Sonne hat ein
Die Sonnenoberfläche ist glühend heiß, mit kompliziertes Magnetfeld
Temperaturen von mehr als 5.500 °C, aber mit zwei Polen, die ähnlich
die Atmosphäre ist noch heißer. Unserem wie ein Stabmagnet
gegenwärtigen Verständnis nach nimmt die funktionieren. Alle elf
Temperatur ab, je weiter man sich von einer Jahre, am Höhepunkt des
Wärmequelle entfernt – doch bei der Sonne Sonnenaktivitätszyklus,
ist dies nicht der Fall. wechseln die magnetischen
Pole. Das Team hinter der
Parker Solar Probe will die
Dynamik des Magnetfelds
an den Stellen erforschen,
Konvektionszone wo Sonneneruptionen
stattfinden.

Kern
Koronale
Chromosphäre Streamer
© NASA, © Peters &Zabransky, © Kristian Pikner, JHU/APL

Warum stößt sie völlig unvorhersagbar Sonnenplasma erkunden


Ströme angeregter Teilchen aus? Der interplanetare Raum ist mit
Diese Teilchen wirken sich auf das Sonnensystem dem Plasma gefüllt, das mit dem
aus – insbesondere auf die Magnetosphäre der Erde, Sonnenwind von der un­glaub­lich heißen
wo sie das Polarlicht erzeugen. Sie gefährden Raum- Sonnenoberfläche aus­gestoßen wird. Die
fahrzeuge und Astronauten; zudem können sie PSP wird bei ihrer An­näherung an den
Stürme auslösen, die vielleicht Satelliten lahmlegen uns nächsten Stern das Plasma der Sonne
und irdische Stromnetze eine Zeit lang stören. erkunden – den vierten Aggregatzustand
neben fest, flüssig und gasförmig.

44
Die Sonne berühren …

Wir hoffen,
PSP-Teammitglied:
durch die PSP „Die Sonnensonde reist in eine bisher
Erkenntnisse über uner­forschte Raumregion – es ist
die Sonne und aufregend, sie endlich sehen zu dürfen.“
ihre Plasma­wellen J. Felipe Ruiz
gewinnen zu Stellvertretender leitender
können. Maschinenbauingenieur

skeptisch aufgenommen; einige Gutachter lehnten eine Strömungsgeschwindigkeit, die schneller


seine wissenschaftliche Arbeit über das Thema sogar ist, als eine beliebige Welle – auch die schnellste
ab, bevor sie Jahre später durch Beobachtungen elektromagnetische Welle – sich in diesem Medium
bestätigt werden konnte. Professor Parker – der 97 fortbewegen kann.“ Nach Überschreiten dieser
Jahre alt sein wird, wenn die nach ihm benannte Schwelle können Informationen nicht zur Sonne
Sonde im Dezember 2024 erstmals ganz nahe an die zurück-, sondern nur nach außen strömen. Diese
Sonne kommt – gilt heute jedenfalls als der Sonnen- „Informationen“ könnten sich auf ein Hindernis oder
windexperte schlechthin. Eine seiner wichtigsten ein Ereignis innerhalb der Strömung beziehen, so
Vorhersagen war die, dass die der Sonne entströmen- wie der wahre Grund für einen Verkehrsstau oft viel
den geladenen Teilchen und das Plasma bei ihrer weiter vorn auf der Autobahn liegt.
Ausdehnung ins All auf Überschallgeschwindigkeit Man nimmt an, dass der Sonnenwind im inneren
beschleunigt werden. Teil der Korona mit der Sonne „gekoppelt“ ist und
Augenblick! Wie kann es im lautlosen Vakuum mit ihr mitrotiert. Weiter draußen strömt er hingegen
des Weltalls eine Schallgeschwindigkeit geben? radial, direkt vom Stern weg. Irgendwo zwischen
Dr. Adam Szabo, Leiter des Heliosphärenphysiklabors diesen beiden Zuständen liegt die Übergangszone,
im Goddard Space Flight Center der NASA, erklärt wo er eine starke Beschleunigung erfährt. „Wir erwar-
das so: „Im Bezug auf den Sonnenwind ist der ten, dass der Sonnenwind mit 200 bis 300 km/s
Ausdruck verallgemeinernd. Es gibt dort zwar recht langsam ist“, sagt Dr. Szabo. „Das ist etwa die Der Hitzeschild an der Vorderseite der Sonde besteht
Schallwellen, doch ,Überschall‘ bezieht sich auf Hälfte der Geschwindigkeit, die er in 1 AE [also im aus kohlenstofffaserverstärktem Verbundstoff.

45
Mission
Die Sonne
to berühren …
touch the Sun

Die Parker Solar Probe


Die PSP, die 2018 starten soll, wird die erste Sonde sein,
die dem uns nächsten Stern sehr nahe kommt Solarzellen-Kühlsystem
Bei der PSP-Umrundung der
Sonne werden die Solarzellen
Die wissenschaftlichen Experimente dauern circa 11 Tage. mit einem Kühlsystem vor dem
Verbrennen geschützt.
Die größte Annäherung an die Sonne
liegt bei Werten zwischen dem 35-fachen
und dem 9,5-fachen Sonnenradius.

Die weiteste Entfernung von der


Sonnenoberfläche beträgt das
0,73- bis 1,02-Fache der Entfernung
zwischen Sonne und Erde.
Erster naher
Sonnenorbit
Start November 2018
Juli / August 2018
Antenne
Misst die Radiostrahlung, die vom
erdnächsten Stern abgegeben wird;
eine Funkantenne überträgt die
Daten zu Leitstellen auf der Erde.

Merkur

Venus

Sonne Erde

Magnetometer
Erste Sonnen-„Berührung“ Werden Magnetfelder
Venus-Swing-by Dezember 2024 und Schockwellen der
September 2018 Sonne messen.

Erdorbit] Entfernung hat. Entscheidend ist jedoch,


dass das Tempo der Wellen mit höheren Dichten
und stärkeren Magnetfeldern ansteigt. Die diversen
Modelle sind sich nicht einig, wo genau der Übergang
stattfindet – die Prognosen reichen von 10 bis zu 20
Sonnenradien. Wenn wir uns der Sonne auf weniger
als 10 Radien nähern, sollten wir die Zone jedenfalls
sehen können.“ Die PSP soll ihre größte Annäherung
mit 6,3 Millionen Kilometern oder etwa 9 Sonnen­
radien erreichen.
Nicht nur das Verhalten der Korona widerspricht
jeder Logik – auch die Wellen im Sonnenwind
sind recht bizarr. Wir kennen Lichtwellen mit
einer Frequenz von ein paar Hundert Terahertz
und Schallwellen mit ein paar Tausend Hertz. Die
Wellen, die sich in Plasma bilden, tragen hingegen
schon Namen, die aus Star Trek stammen könnten:
magnetohydrodynamische oder Alfvén-Wellen,
benannt nach dem schwedischen Physiker Hannes
Alfvén, der sie 1942 erstmals beschrieb. Auch Alfvén
war ein wegbereitender Weltraumforscher, dessen
Die PSP im Bau – sie wird Bedingungen ertragen müssen wie noch nie ein Raumfahrzeug vor ihr. Ideen anfangs abgelehnt wurden; erst 1970 fand

46
Die Sonne berühren …

PSP-Teammitglied:
Wärmeisolierungssystem „Das ist die wahrscheinlich komplizierteste
Die Sonde ist mit einem 11,4 Zenti­
NASA-Mission bisher – und auch die coolste.
meter dicken Schild aus Kohlefaser-
Wir werden schon bald bisher ungeahnte
Verbundstoff ausgestattet, der fast
wissenschaftliche Ergebnisse erhalten.“
1.400 Grad Celsius aushält und die
Instrumente bei Raumtemperatur Jim Kinnison
funktionieren lässt. Missions-Systemingenieur

Wide Field Imager


Die Teleskope der Parker Solar Probe
sollen Bilder der Korona und der Wir werden die Sonnenkorona untersu­
inneren Heliosphäre der Sonne auf- chen können, die wir sonst nur bei einer
nehmen. totalen Sonnenfinsternis wahrnehmen.

Intelligente Solarzellen
Die Solarzellen versorgen die Sonde
auf ihrer Reise mit Energie und
werden bei Annäherung an die
Sonne eingefahren. Auch Leistungs-
pegel und Temperatur der Solar­
zellen sollen nicht schwanken.

„Das Tempo der Wellen steigt mit


höheren Dichten und stärkeren
Magnetfeldern an.“ Dr. Adam Szabo
seine Arbeit mit einem Nobelpreis die verdiente Investigation of the Sun (ISIS) gemessen. Der Wide-
Anerkennung. Alfvén-Wellen haben merkwürdige field Imager for Solar Probe (WISPR) fertigt 3D-Auf­
Eigenschaften. So wird beispielsweise ihre Frequenz nahmen der Korona, des Sonnenwinds und der
nicht in Schwingungen pro Sekunde gemessen, Schockwellen an, wenn sich die Sonde hindurchbe­
sondern sie oszillieren nur einmal in etwa vier wegt. Und das Fields Experiment führt direkte Mes­
Stunden mit circa 0,00007 Hertz. Dementsprechend sungen von elektrischer, magnetischer und Radio­
lang ist mit 120.000 Kilometern oder zehnfachem strahlung durch; außerdem wird durch Ermittlung
Erddurchmesser ihre Wellenlänge. Die PSP soll der Spannungsspitzen beim Auftreffen von Körnchen
diese Wellen aufspüren und aufzeichnen, indem auf die Antenne der Staub vermessen.
sie bei der Suche nach der Übergangszone vier Da die empfindlichen wissenschaftlichen Instru­
wissenschaftliche Experimente durchführt: mente an einem Ort funktionieren müssen, wo noch
Bei der Untersuchung Solar Wind Electrons Alphas keine Technik je zuvor war, sind sie an Bord der PSP
and Protons (SWEAP) werden Elektronen, Protonen bestens geschützt. Am auffälligsten ist der 2,4 Meter
und Heliumionen im Sonnenwind gezählt und zur durchmessende Hitzeschild aus Kohlefaser-Verbund­
Analyse eingesammelt. Die Beschleunigung dieser stoff – das Thermal Protection System (TPS), das die Die Sonnensonde startet im Juli oder August 2018
© NASA

Teilchen und Ionen wird mit der Integrated ­Science Sonde vor dem flammenden Inferno abschirmt. Nur von Cape Canaveral.

47
Die Sonne berühren …

Die durchdachte Konstruktion


der PSP ist so wichtig, weil sie PSP-Teammitglied:
vor dem Eintreffen in Sonnen­ „Wir mussten lange darauf warten, die
nähe die rauen Bedingungen Sonne zu berühren. Es handelt sich um
im All ertragen muss. die letzte große Region im Sonnen­system,
in der noch kein Raumfahrzeug war – und
es ist eine wichtige Region, weil die Sonne
unser Zentralgestirn ist und unser Leben
von ihr abhängt. Alle Planeten werden
von ihr beeinflusst.“
Nicola Fox
Projektwissenschaftlerin

der Teilchendetektor, die Antennen und die Ränder


der Solarstromgeneratoren lugen hinter dem TPS
„Die empfindlichen Geräte reisen dorthin, wo noch
(dessen Vorderseite sich auf fast 1.400 °C erhitzen
wird) hervor.
kein wissen­schaftliches Instrument zuvor war.“
Die rasende Fahrt der Parker Solar Probe durch

Was die Parker Solar Probe


die starke Anziehungskraft der Sonne erzeugt eine
Geschwindigkeit, mit der bisher kein Raumfahrzeug

alles aushalten muss …


unterwegs war. Die Jupitersonde Juno flog mit circa
60 Kilometer pro Sekunde – aber in Relation zur
Sonne, also nicht mit konstantem Tempo. Derzeit
konkurrieren zwei Kandidaten um den Geschwin­
AUF DER ERDE BEI DER SONNE
digkeitsrekord: Helios-B erreichte im Januar 1989
98,9 km/s und fand damit Eingang ins Guinness-
Buch der Rekorde. Manche meinen jedoch, dass Eine Temperatur von Temperaturen zwischen
54 Grad Celsius 500.000 und
Helios-B zu diesem Zeitpunkt ein Wrack und kein
1,9 Millionen Grad Celsius
echtes Raumfahrzeug mehr war; sie finden, dass die
Schwester­sonde Helios-A den Titel verdient hätte, Strahlungsäquivalent Strahlungsäquivalent
weil die Sonde im Februar 1975 mit einem Tempo von 1.366 Watt pro von 649 Kilowatt pro
Quadratmeter Quadratmeter
von 59,3 km/s unterwegs war. Wenn die PSP sich den
Rekord sichert, ist diese Streitfrage aber ohnehin hin­ Eine Geschwindig- Eine Geschwindig-
fällig. Die Sonde wird bei ihrer Reise um die Sonne keit von rund keit von rund
nämlich auf erstaunliche 200 km/s beschleunigt. 29.000 km/h 720.000 km/h
Die Parker Solar Probe wird in einem 20-tägigen Bombardement durch
Zeitfenster ab 31. Juli 2018 mit einer der leistungs­ Weltraumpartikel mit
stärksten NASA-Raketen starten. Die Delta IV in der mehr als 1.200 km/h
„Heavy“-Version ist mit einem integrierten Dritte-­
Sonnenwind mit einer
Stufe-Booster ausgestattet – angetrieben vom bewähr­
Geschwindigkeit zwischen
ten Star 48BV-Raketenmotor, der seit den 1980er 1,1 und 3,47 Millionen km/h
Jahren in mehr als 130 Missionen eingesetzt wurde.
Diese Antriebskraft ist nötig, weil die Sonde 610 kg Sonnenstürme mit
Masse auf die Waage bringt und bis zu ihrer ersten Geschwindigkeiten zwischen
1,16 und 5,8 Millionen km/h
Begegnung mit der Venus zwei Monate nach dem
© NASA

Start einen starken ersten Schub brauchen wird.

48
Hero
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Vorschau
Ausgabe 2/2018
erscheint am
25. Januar 2018

Gibt es ein

Kuiper wurde als


Namensgeber
des Kuipergürtels

© Everett Collection Historical / Alamy Stock Photo


weltbekannt.

Spiegel-
Universum?

Gerard Kuiper Space geht der spannenden


Frage nach, ob es neben
unserem Universum auch
noch einen Kosmos
geben könnte, in dem die
Der zielstrebige Astronom, der unser 1956 stellte er die These auf, dass
die Marspole nicht aus gefrorenem
Zeit rückwärts verläuft.

Bild vom Sonnen­system veränderte Kohlendioxid, sondern aus gefrore-


nem Wasser bestehen müssten. In
Gerard Kuiper wuchs in einem Dorf zielstrebigen Astronomen, der die den 1960er Jahren arbeitete Kuiper
im nördlichen Holland auf und wurde Planetologie unseres Sonnensystems auch an den Apollo-Missionen mit,
zu einem der Begründer der moder- unbedingt verstehen wollte. Dieser indem er sich an der Suche nach
nen Planetologie. Der niederländisch- Wunsch führte ihn zu revolutionären sicheren Landeplätzen beteiligte.
amerikanische Astronom hat viel Erkenntnissen und Theorien. So ent- Obwohl er nie den Mond betreten
geleistet; vor allem die Entdeckung deckte er zum Beispiel den Uranus- hatte, sagte er voraus, dass die Ober-
des nach ihm benannten Kuipergür- mond Miranda, wies Kohlendioxid fläche sich beim Gehen wie „knir- Cassinis Finale
tels ist ihm zu verdanken. Neben in der Marsatmosphäre nach und schender Schnee“ anfühlen würde. Nach 13 Jahren endete die
diesem wohl bekanntesten Verdienst sagte vorher, dass die Saturnringe Neil Armstrong, der erste Mensch Saturn-Mission. Aber die
hat er aber auch viele andere Aspekte aus Eis bestehen; 1949 entdeckte er auf dem Mond, konnte dies nur ­Forschungsarbeit geht weiter.
unseres Sonnensystems vorhergesagt auch noch den Neptunmond Nereid. bestätigen.
oder entdeckt. Außerdem entwickelte er die vielver- Man kannte Kuiper als einen
Kuiper kam am 7. Dezember 1905 sprechende Theorie, dass eine große Mann, der seinen Angestellten und
als Sohn eines Schneiders in Tuitjen­ Gaswolke rund um die Sonne zu den Kollegen, aber auch sich selbst alles
horn zur Welt. Er hatte ein derart Welten des Sonnensystems konden- abverlangte. Da er gleichzeitig so
scharfes Auge, dass er angeblich noch siert war. warmherzig war, genoss er große
Himmelsobjekte mit einer Magnitude Seine berühmteste Theorie – näm- Beliebtheit. Als er später unterrichte-
von 7,5 erkennen konnte. Vielleicht lich, dass jenseits des Neptunorbits te, war der bekannte amerikanische
fühlte er sich deshalb zur Astrono- eine scheibenförmige Region voller Astronom Carl Sagan einer seiner Uranus und Neptun
mie hingezogen, weil er mehr Sterne Kleinplaneten existieren müsse, die Studenten. Gerard Kuiper verstarb Neue Entdeckungen: So
sehen konnte als andere – und noch zum Teil ins innere Sonnensystem am 23. Dezember 1973 an einem sieht es unter der Oberfläche
mehr sehen wollte. 1927 schloss er an abwandern und zu Kometen wer- Herzanfall, als er mit seiner Frau der großen Eisplaneten aus.
der Universität Leiden sein Bachelor- den  – stellte er 1951 auf. Später wurde Sarah Fuller Urlaub in Mexiko mach-
studium in Astronomie ab, 1933 folgte diese Region auch als Kuipergürtel te. Er hinterließ eine ganze Reihe
eine Dissertation über Doppelsterne. bezeichnet; nachgewiesen wurde sie wichtiger Leistungen und Errungen-
Danach begann seine erfolgreiche jedoch erst 1992 mit der Entdeckung schaften, die bis heute unser Ver-
berufliche Laufbahn. Kuiper war an des ersten Kuipergürtelobjekts. ständnis der Planetologie prägen.
diversen Observatorien tätig, angefan-
gen vom Lick-Observatorium über das
Harvard-College-Observatorium bis
„Er sah derart scharf, dass
hin zum Yerkes-Observatorium, wo er
den Yerkes-McDonald Asteroid Survey
er angeblich noch Himmels- Stellare Geburtshilfe?
­objekte mit einer Magnitude
Die Explosion eines Nachbar-
(1950 – 1952) initiierte. Seine Erfah- sterns half bei der Entstehung

von 7,5 erkennen konnte.“


rung und die Leidenschaft für sein unseres Sonnensystems.
Fachgebiet machten ihn zu einem

49
Mars -
SpaceTech Mars-Luftschiffe

Luftschiffe Eine NASA-Studie regt an, den Roten Planeten


mit Hilfe luftleerer Ballons zu erkunden

Solarenergie Mars-Atmosphäre
Die große Oberfläche des Sie bietet die im
Luftschiffrumpfs kann Sonnen­system einmalige
man mit Solarzellen aus- Gelegenheit, ein Vakuum
rüsten, die der Pumpe, für den Auftrieb zu
dem Antrieb und dem nutzen, weil sie vor
wissenschaftlichen Gerät allem aus kaltem,
Energie liefern. schwerem Kohlen­dioxid
mit geringem Gesamt-
druck besteht.

Luftautonomie
Mars-Rover bewegen sich zum
Teil deshalb so langsam, weil sie
wegen der 20-minütigen Funk­
verzögerung schwer von der Erde
aus zu kontrollieren sind.
Luftschiffe sind schneller und
weniger unfallgefährdet.

„Es kann starten und landen,


ohne dass ihm das Gas ausgeht,
und bietet die Aussicht auf
künftige Mars-Transportschiffe.“

50
Mars-Luftschiffe

„Der große Vorteil eines Vakuum-Luftschiffs


Die Mars-Rover Spirit, Opportunity und Curiosity
erkunden immer mehr – aber sie sind schrecklich

auf dem Mars ist es, sich schnell


langsam unterwegs. Curiosity kommt nicht mehr
als 200 Meter täglich voran, was zum Teil daran

über jedem Terrain fortzubewegen.“


liegt, dass die 20-minütige Funkverzögerung es
erschwert, einen Roboter von der Erde aus zu steu-
ern. Für mehrere Welten im Sonnensystem gibt es
daher bereits Vorschläge, die sich mit unterschiedli- die vollständigen 1,292 kg Auftrieb pro Kubikmeter derart schwere Last heben muss. Clarke hat die Idee
chen Flugsonden befassen: Freiballons (wie sie auf liefern. Die ersten Wissenschaftler, die über Ballons eines starren Ballons mit zwei Schichten entwickelt –
der Venus eingesetzt wurden), lenkbare Luftfahrzeu- nachdachten, zogen diese Option natürlich ebenfalls einer inneren Schale, die das Vakuum enthält und
ge, Gleiter und sogar hüpfende Sonden. Die neueste in Erwägung. Doch Traggase sollen auch die Form durch ein Gitterwerk leichtgewichtiger Balken mit der
NASA-Studie setzt auf Vakuum. des Ballons gegen den Umgebungdruck aufrechter- Außenschale verbunden ist.
Ballons und Luftschiffe schweben in einer Atmo- halten; damit wäre ein Vakuumballon auf der Erde Die großen Vorteile eines Vakuum-Luftschiffs bei
sphäre, weil sie einen Teil derselben durch etwas unpraktisch, weil er schwerer sein müsste als sein der Marserkundung liegen in seiner Fähigkeit, sich
Leichteres verdrängen, so wie ein Schiff auf dem Auftriebsvermögen, um nicht die Form zu verlieren. schnell über jedem Terrain fortzubewegen, sowie
Meer treibt, weil es mit seinem Rumpf Wasser durch Das könnte auf dem Mars anders sein. Genau daran in der Tatsache, dass es keine begrenzte Reserve an
Luft (im Schiffsinneren) verdrängt. Auf der Erde wer- arbeitet Professor John-Paul Clarke vom Georgia Ins- Traggas benötigt. Vakuum ist eine unerschöpfliche
den meistens heiße Luft (Luft im Balloninneren wird titute of Technology. Vakuum-Ballonfahrern bietet Ressource. Das Luftschiff braucht nur Energie für eine
bei Erwärmung leichter als die Umgebungsluft) oder der Rote Planet nämlich eine Reihe von Vorteilen: Pumpe, mit der die Luft aus der Hülle gesaugt wird;
Traggase wie Wasserstoff und Helium eingesetzt. Seine Atmosphäre besteht vor allem aus Kohlendi- auf seiner großen Oberfläche ist mehr als genug Platz
Traggase sind weniger dicht als Luft, haben aber oxid, das viel dichter ist als Luft, und ist sehr kalt, für Solarzellen, die dafür den Strom liefern. Dadurch
denselben Druck. Bei normalem mittlerem Luftdruck was die Atmosphärendichte weiter erhöht. Gleichzei- kann das Luftschiff immer wieder starten und lan-
auf Meereshöhe wiegt ein Kubikmeter Luft 1.292 g; tig beträgt der Oberflächendruck auf dem Mars nur den, ohne dass ihm das Gas ausgeht, und bietet die
ein Kubikmeter Wasserstoff oder He­lium wiegen aber ein Hundertsechzigstel des irdischen. Das bedeutet Aussicht auf zukünftige Mars-Transportschiffe, die
nur 90 beziehungsweise 178 g und erzeugen einen zum einen, dass die Atmosphäre besser für Ballons im Grunde kostenlos fliegen und überall auf dem
Auftrieb von 1,202 beziehungsweise 1,114 kg. Da der geeignet ist (in der dichten Kohlendioxid-Atmosphäre Planeten „betankt“ werden können. Klingt zwar noch
Auftrieb von der verdrängten Gasmasse abhängt, der Venus kann man Luft als Traggas verwenden), nach Science-Fiction – aber danach klang der irdische
wäre der theoretisch beste Ballon leer und würde so und zum anderen, dass ein Vakuumballon nicht eine Zeppelin irgendwann auch.

Außenhülle
Die Außenhülle
des Vakuum-
Luftschiffs hält dem
Atmosphären­druck
stand, der gegen
den evakuierten
Raum drängt.

Gitterträger
Ein Gitterwerk aus
leichten Balken
(wahrscheinlich
Kohlefaser­
verbundstoff)
verbindet Innen-
und Außenhülle.

Innenhülle
Aus der Innenhülle
wird die Atmosphäre
bis zum Vakuum
abgepumpt, wodurch
man in der Mars-
Atmosphäre einen
Auftrieb erzeugt.

Vakuum
Ein Vakuum hat das höchste
Pumpe Auftriebspotenzial, weil darin
Das Luftschiff braucht absolut kein Gas mehr eine
kei­ner­lei Traggase, sondern Rolle spielt. Die Luftschiff-
© Adrian Mann

nur eine elektrisch betriebene hülle muss jedoch sehr stark


Pumpe, die ein Vakuum in sein, um dem Atmosphären-
der Innenhülle erzeugt. druck standzuhalten.

51
Search for Planet Nine
© Tobias Roetsch

52
Wo ist Planet
Search Neun?
for Planet Nine

Haben wir
Planet
Neun
entdeckt?
Aktuelle Forschungen haben die Diskussion
um die Existenz einer oder mehrerer Welten am
Rand unseres Sonnensystems neu beflügelt

53
Wo ist Planet Neun?

A
m äußersten Rand des Sonnensystems, dazu, diese weit entfernte Region zu untersuchen. Die pretiert“, sagt der Astronom. „Wir arbeiten bereits an
20-mal weiter von der Sonne entfernt Wahrscheinlichkeit, dass die Objekte sich zufällig so der Überprüfung, haben aber noch sehr viel vor uns.“
als der Neptun und 700-mal so weit verhalten, beträgt circa 0,007 Prozent (oder 1  :  15.000). 2017 veröffentlichte Daten vom Outer Solar System
weg wie die Erde von der Sonne, wartet Daraus folgerten Brown und Batyhin, dass die Gravi- Origins Survey (OSSOS), einer vor Kurzem zu Ende
ein Geheimnis. Vielleicht verbirgt sich tation eines außerhalb des Kuipergürtels kreisenden gegangenen vierjährigen Teleskopdurchmusterung,
dort draußen ein Planet, der zehnmal massereicher großen Planeten dahinterstecken müsse. Alle anderen schienen die Hoffnung auf Planet Neun zu zerschla-
ist als unserer. Und vielleicht haben wir diese Welt Erklärungen hatten sich als unrichtig erwiesen. gen. OSSOS entdeckte mehr als 800 Objekte jenseits
schon entdeckt, ohne es zu wissen. Wenige Monate danach errechneten die Astrono- der Neptunbahn und hätte eigentlich auch Beweise
Früher gab es neun Planeten im Sonnensystem. men aufgrund von Daten der Cassini-Sonde mehrere für besagte ähnliche Umlaufbahnen finden müssen.
2003 entdeckte der Astronom Mike Brown jedoch mögliche Umlaufbahnen für die geheimnisvolle Welt. Cory Shankman von der kanadischen University of
einen Zwergplaneten namens Eris, der größer ist als Für sie waren kleine Schwankungen im Cassini-Orbit Victoria und seine ebenfalls an dem Projekt beteilig-
der Pluto, und raubte Letzterem damit den Planeten- um den Saturn durch die Existenz eines Riesenplane- ten Kollegen behaupten jedoch, solche Beweise nicht
status. Mehr als ein Jahrzehnt danach sucht derselbe ten jenseits des Kuipergürtels gut erklärbar. Danach entdeckt zu haben.
Astronom nach einem neuen neunten Planeten. häuften sich die Beweise schnell. Im Juli 2016 wiesen „Die Medien behaupteten daraufhin, dass die
Im Januar 2016 veröffentlichten Brown und Kon- Batygin, Brown und Elizabeth Bailey darauf hin, dass Theorie von Planet Neun widerlegt sei“, sagt der spa-
stantin Batygin, beide Astronomen am California die Existenz von Planet Neun auch erklären würde, nische Forscher Raul de la Fuente Marcos, der eben-
Institute of Technology, eine Abhandlung, in der warum der Sonnenäquator im Verhältnis zur Ekliptik falls nach Planeten jenseits der Plutobahn sucht. Aber
sie die Existenz von Planet Neun vorhersagten. Sie der inneren Planeten um sechs Grad geneigt ist – ein das stimmt nicht. Obwohl die OSSOS-Studie ­Zweifel
wollten mit ihrer Arbeit ein Rätsel des Sonnensys- Rätsel, das seit 150 Jahren einer Lösung harrt. an der Existenz eines neunten Planeten weckt,
tems lösen: warum die Umlaufbahnen von sechs Seither konzentrieren sich Astronomen weltweit bleibt Batygin optimistisch. „OSSOS hat einen derart
Objekten im eisigen Kuipergürtel, weit außerhalb der darauf, die Existenz dieser hypothetischen Welt zu kleinen Himmelsausschnitt beobachtet, dass Pla-
Neptunbahn, in eine ähnliche Richtung zeigen und beweisen oder zu widerlegen. Mittlerweile wurden net Neun so kaum aufzuspüren war“, argumentiert
ähnliche Bahnneigungen aufweisen. Das seltsame so viele Daten gesammelt, dass sich Planet Neun laut er. Das Team hinter der OSSOS-Studie wendet ein,
Verhalten dieser als extreme transneptunische Objek- Batygin in einem dieser Datensätze verbergen könnte. dass die von Brown und Batygin verwendeten Daten
te (ETNO) bezeichneten Himmelskörper brachte sie „Vielleicht haben wir die Daten nur nicht richtig inter- verzerrt gewesen seien, wie Marcos erklärt: „Die

„Wir glauben, dass es zwei oder mehrere


Planeten da draußen gibt.“ Raul de la Fuente Marcos

© Tim Abott, CTIO/NOAO

Das Victor M. Blanco Telescope im chilenischen Cerro


Tololo Inter-American Observatory (CTIO) sucht mit seiner
570-Megapixel-Kamera auch nach Planet Neun.

54
Search
Wo istforPlanet
PlanetNeun?
Nine

Was haben wir gesehen?


Seltsame Bewegungen im Sonnen-
Die Häufigkeit von
Supererden
Planet Neun ist vielleicht eine
system und Kuipergürtel weisen Supererde (zwischen
Gesteinsplanet und Gasriese),
auf neue transneptunische wie sie in der Galaxis, aber
Objekte hin nicht im Sonnensystem
verbreitet sind.

Planet Neun würde einige Himmelsobjekte


in Umlaufbahnen zwingen, die senkrecht
zu seiner eigenen sind
Wenn ein solcher neunter Planet wirklich existiert,
sollte es auch mehrere Objekte mit einer zu ihm
senkrechten Bahnneigung geben. Zwei solcher den
Vorhersagen entsprechenden Objekte – 2008 KV42
und 2012 DR30 – wurden auch bereits entdeckt.

Neigung um
sechs Grad zur Sonne
Wir wissen, dass die Ekliptik
des Sonnensystems im Ver­
hältnis zur Sonne geneigt ist –
aber warum, das wissen wir bis
heute nicht. Ein neunter Planet
Auch Planet Zehn könnte
wäre eine Erklärung dafür.
Orbits verändern Planet Neun hat eine lange
Nach Ansicht mancher Forscher
Umlaufbahn und könnte daher
sind die ähnlichen Umlaufbahnen
ohne große Kraftanstrengung
transneptunischer Zwergplane­
durch seine Masse das System
ten nur mit ein bis zwei weiteren
der inneren Planeten durch­
Planeten erklärbar.
einandergebracht haben.

Sedna 2010 GB174


Ausrichtung von sechs Zwerg­
planeten im Kuipergürtel
Konstantin Batygin und Michael Brown
von Caltech fanden heraus, dass die
Umlaufbahnen der Zwergplaneten
Sedna, 2012 VP113, 2004 VN112 und Planet Neun
2010 GB174 so ausgerichtet sind, dass
ihre Perihelien in dieselbe Richtung 2004 VN112
weisen. Die Objekte und ihre Position 2012 VP113
wurden durch sechs Messungen mit
sechs Teleskopen bestätigt.
2013 RF98
2007 TG422

55
Wo ist Planet Neun?

ursprünglich angenommen. Daraus zogen sie den


Schluss, dass das stabilste Szenario nicht nur einen
Planeten außerhalb der Plutobahn, sondern zwei oder
vielleicht sogar mehr einbeziehen sollte. Aktuelle
Modelle deuten darauf hin, dass es einen potenziel-
len Planeten in 60 Astronomischen Einheiten (AE)
Entfernung von der Sonne gibt – also 60-mal so weit
weg wie die Erde von der Sonne. Zusätzlich nehmen
die Forscher aber an, dass noch ein viel größerer
Planet in 300 bis 400 AE Distanz existiert, der dem
„bekannten“ Planet Neun ähnelt. Das erste Objekt soll
nur ein Zehntel der Erdmasse besitzen und damit
in Vergleich zu dem von Batygin und Brown vorher-
gesagten Planet Neun (mit zehnfacher Erdmasse)
winzig sein.
Kat Volk und Renu Malhotra vom Lunar and Plane-
© NASA/JPL-Caltech

Ein großer Planet jenseits der Pluto­ tary Laboratory der University of Arizona halten fest,
bahn könnte die Schwankungen dass die Bahnneigung von Objekten im Kuipergürtel
im Cassini-Orbit verursacht haben. nach einer Distanz von 50 AE im Durchschnitt um
acht Grad von den Vorhersagen abweicht. Sie glauben,
dass diese Abweichung von einem etwa marsgroßen
Die Planet-Neun-Gravitation würde be­haupten jetzt schon eine Zeitlang, dass die Ergeb- Planeten – neben dem von Batygin und Brown prog-
das ähnliche Verhalten trans- nisse keine Schlussfolgerungen bezüglich der Exis- nostizierten Planet Neun – verursacht werden könnte.
neptunischer Objekte erklären. tenz von Planeten jenseits der Plutobahn zuließen.“ „Die wahrscheinlichste Erklärung für unsere Ergeb-
Auch Marcos und seine Kollegen spüren dem nisse ist eine unsichtbare Masse“, sagt Postdoktorand
Geheimnis nach – und sind zu noch verblüffenderen Volk, der Hauptautor der Studie. „Unseren Berechnun-
Theorien gelangt. Ihrer Ansicht nach könnte es zwar gen zufolge wäre ein Objekt von der Masse des Mars
Verzerrungen in den Daten geben, doch diese reich- nötig, um die von uns gemessenen Verwerfungen zu
ten nicht aus, um Störungen durch andere Planeten verursachen.“ Die beiden Forscher glauben, dass wir
auszuschließen. „Wie wir in unserer jüngsten Pub- nach Fertigstellung des Large Synoptic Survey Tele-
likation aufzeigen, weisen die Daten – verzerrt oder scope im Jahr 2020 einen Blick auf dieses mysteriöse
nicht – darauf hin, dass es jenseits des Pluto mindes- Objekt erhaschen könnten.
© Heather Roper/LPL

tens einen massereichen Störer gibt“, sagt er. Die ersten Resultate, die auf mehrere potenzielle
2016 sahen sich Marcos und sein Team die sechs Planeten hindeuteten, wurden 2016 veröffentlicht;
fraglichen Himmelsobjekte noch einmal an und derzeit arbeiten die Forscher an der Verbesserung
fanden heraus, dass diese nicht so stabil sind wie ihrer Modelle und deren Bestückung mit Daten. „Wir

Gibt es Planet Neun?


Neigung der Cassini-Orbit Zwerg­planeten Der Himmel Supererden
Sonne Winzige Die Gruppierung ist groß Planet Neun
Der um sechs Schwankungen von Kuipergürtel- Dass Planet könnte eine
Grad geneigte im Cassini-Orbit Objekten Neun bei Durch­ Welt zwischen
Sonnenäquator ist um den Saturn könnte durch musterungen Gesteinsplanet
seit 150 Jahren ein ließen sich durch Einbeziehung nicht entdeckt und Gasriese
Rätsel, das Planet Planet Neun von Planet Neun wurde, kann auch sein – wie viele JA
Neun jetzt lösen erklären. interpretiert am Suchbereich Exoplaneten.
könnte. werden. liegen.

Und andere Verzerrte Sehr geringe Wir haben ihn NASA: nicht
NEIN

Objekte? Teleskopdaten Signifikanz nicht gesehen überzeugt


Gäbe es Planet Wir entdecken nur Die Anzahl ent­ Wenn Planet Laut Planetary
Neun wirklich, Objekte, die der deckter Objekte Neun so groß wie Science Division
dann müsste Sonne im Vergleich mit seltsamen er­wartet wäre, der NASA ist noch
er auch andere zu ihrer Maximal­ Umlaufbahnen ist müsste man ihn nicht sicher, dass
transneptunische entfernung sehr statistisch kaum von der Erde aus be­- ein neunter Planet
Objekte beeinflussen. nahe kommen. signifikant. obachten können. existiert.

56
Wo ist Planet Neun?

„Vielleicht findet er sich in bereits vor-


handenen Daten, die wir nicht richtig
Planet Planet
interpretiert haben.“ Konstantin Batygin Neun Zehn
Supererde Etwa marsgroß
Planet Neun könnte Neuen Studien zufolge
glauben nach wie vor, dass es zwei oder mehrere ein wissenschaftlicher Durchbruch; ansonsten könn-
zum Teil Gesteinsplanet könnte Planet Zehn
Planeten da draußen gibt, und wir hoffen, bald neue te man die Suche wenigstens einengen. Taucht der und zum Teil Gasriese so groß sein wie der
und aufregende Erkenntnisse darüber publizieren zu neunte Planet nämlich nicht in den DES-Daten auf, – einmalig im Sonnen- „Rote Planet“.
können“, erläutert Marcos. Er und sein Team arbeiten dann ließe sich das Modell wesentlich eingrenzen system – sein.
mit dem Instituto Astrofisico de Canarias zusammen und würde anderen Suchern ermöglichen, den oder Sehr weit weg
und können zum Studium der ETNOs eines der die Planeten zu finden. „Es gibt noch andere, die ähn- Massereich Planet Zehn könnte
momentan größten Teleskope benutzen. Batygin und liche Forschungen durchführen“, freut sich Batygin. Der neunte Planet 100- bis 400-mal so
könnte zehnfache sonnenfern sein wie
Brown stellen einstweilen eigene Beobachtungen „Chad Trujillo und Scott Sheppard haben mit Subaru
Erdmasse haben und die Erde.
zur Ehrenrettung ihrer Planet-Neun-Theorie an. „Wir ihre eigene Suche gestartet.“ im Durchschnitt 20-mal
suchen mit dem Subaru-Teleskop, das viel besser Anscheinend sind also alle Blicke – und Teleskope weiter weg um die Eine kalte
dafür geeignet ist als OSSOS, nach dem Planeten“, – auf Planet Neun gerichtet. Bei so viel wissenschaft- Sonne kreisen als der Welt
sagt Batygin. Das auf dem Mauna Kea in Hawaii licher Aktivität sollte eine Antwort auf eine der größ- Neptun. In so großer
stationierte Subaru-Teleskop mit 8,2 m Hauptspiegel- ten Fragen der modernen Astronomie nicht lange auf Entfernung von der
durchmesser ermöglicht Beobachtungen im sichtba- sich warten lassen. Bald werden wir wissen, ob der Extrem langer Sonne wären die
ren Licht und im Infrarotbereich. Planet in bereits vorhandenen Daten seiner Entde- Orbit Temperaturen auf
Planet Neun könnte Planet Zehn niedriger
Die Begeisterung für Planet Neun erfasst sogar ckung harrt: „Es wird nur mehr ein paar Jahre und
für eine vollständige als auf dem Pluto.
Astro­nomen, die normalerweise keine Planeten höchstens ein Jahrzehnt dauern“, sagt Batygin. Umrundung der Sonne
suchen. Dave Gerdes von der University of Michigan 10.000 bis 20.000 Schwer sichtbar
führt mit der Dark Energy Camera eine unabhän- Jahre benötigen. Die Distanz zur Sonne
gige Studie durch, obwohl er sich sonst eher damit würde den Planeten
befasst, die Ausdehnung des Universums zu untersu- Exzentrische auch sehr dunkel
chen, indem er nach weit entfernten Galaxien forscht Umlaufbahn machen.
und so mehr über Dunkle Energie zu erfahren hofft. Der neptungroße
Als er 2016 aber nach einem Studentenprojekt such-
Planet könnte in einem Geneigter Orbit
langgestreckten Orbit, Der Orbit von Planet
te, erfuhr er von der Planet-Neun-Theorie. Wie sich © XCaltech/R. Hurt (IPAC
der über Kuipergürtel Zehn wäre im Ver-
in einer Studie herausstellte, hatte die Dark Energy und Plutobahn gleich zur Ekliptik der
Survey (DES) ohnehin schon seit drei Jahren die für hinausreicht, die anderen Planeten
Planet Neun richtige Himmelsregion durchsucht. Planet Neun – vielleicht
Sonne umrunden. um acht Grad geneigt.
hinter dem Kuipergürtel.
Sollte der Planet mit DES gefunden werden, wäre dies

Gibt es Planet Zehn?


Orbit- Statistisch Instabile Versteckt Mehrere
Verwerfungen schlüssig Orbits sich Planet Prognosen
Laut einer Für viele Astro­ Laut einer Zehn? Zwei ver­
aktuellen Studie nomen wäre es Studie sind die Ein planeten­ schiedene
könnte ein „Zufall“, wenn sechs trans­ großes Objekt Astronome­n­
marsgroßer es dort draußen neptunischen könnte sich in teams haben
Planet Kuiper­ keine zusätzliche Orbits weniger der hellen galak­ einen zehnten
JA

gürtel-Objekte Masse gäbe. stabil als tischen Ebene Planeten


beeinflussen. vermutet. verbergen. vorhergesagt.

Zu viele Noch nicht Weniger Ein Stern? Mehrere


NEIN

Variablen gefunden beliebte Die Neigung Planeten


Durch die vielen Würde Planet Theorie könnte durch Die Orbit-
Komponenten Zehn existieren, Insgesamt einen Stern Unregelmäßig-
der Modelle sollte er mit glauben weniger bewirkt worden keiten im Kuiper-
sind mehrere existierenden Fachleute an sein, der das gürtel könnten von
Erklärungen Teleskopen bereits Planet Zehn als an Sonnensystem mehreren Planeten­
© Tobias Roetsch

möglich. beobachtbar sein. Planet Neun. durchquerte. massen verursacht


worden sein.

57
spannende Ziele
für Weltraum- und Astronomie-Fans
Raketenstarts live erleben, im Kontrollraum
mitfiebern, den Saturn aus der Nähe beobachten,
die Vielfalt des Alls im Planetarium bestaunen –
faszinierende Ausflüge für Space-Leser
Wie das Universum steckt auch unser
Planet voller versteckter astronomischer
Wunder, deren Erforschung sich lohnt.
Wie wäre es in Ihrem nächsten Urlaub
mal mit einem echten Erlebnis außerir-
discher Art? Nehmen Sie unbedingt Ihre
Familie mit!
Was erwartet Sie? Wer sich für den Nacht-
himmel interessiert, den erwarten in vielen Groß-
städten Planetarien. Südlich von München baut die
Europäische Südsternwarte gerade ihre „Supernova“, Roque-de-los-Muchachos-
ein Groß-Planetarium, das in Deutschland einzigar- Observatorium
tig sein wird und im Frühjahr 2018 eröffnet. Stern-
warten finden Sie ebenfalls in sehr vielen Orten. Je
Auf der Kanareninsel La Palma
weiter Sie sich dabei von der Lichtverschmutzung haben Forscher aus aller Welt mehrere
der Großstädte entfernen, desto besser. Die Volks- leistungs­fähige Teleskope errichtet
sternwarten bieten oft kostenlose Besichtigungen Wo: La Palma, Kanaren (Spanien)
und Vorträge an oder verlangen nur einen niedrigen Eintritt: 9 Euro, ab 12 Jahren, nur mit Reservierung
Eintrittspreis. Info: www.iac.es/eno.php?op1=2
Die Raumfahrt hat natürlich ebenfalls ihre Spu- Auf fast 2.500 Meter Höhe wird die Luft dünner – ein Vor-
ren hinterlassen. In Museen weltweit können Sie teil für die ungestörte Beobachtung des Nachthimmels. Die
Satelliten, ganze Raketen oder auch Mitbringsel aus Besichtigungstouren beginnen meist 9:30 Uhr und dauern
dem All wie etwa Mondgestein begutachten. Wie 90 Minuten. Welche der Teleskope Sie dabei genauer sehen,
wäre es mit Neil Armstrongs Raumanzug oder einer hängt davon ab, woran die Forscher gerade arbeiten.
Apollo-11-Kapsel? Das Spaceshuttle Atlantis wartet
in Florida auf Besucher, im Science Museum von
London steht eine Sojus-Kapsel, im vogtländischen
Morgenröthe-Rautenkranz ist der Raumanzug des
ersten deutschen Kosmonauten ausgestellt. Mit
dem nötigen Kleingeld können Sie aber auch gleich
nach Kasachstan fliegen und den zur ISS startenden
Raumfahrern zuwinken.

Paranal-Observatorium
Eins der weltbesten Teleskope in der
„Astronomie-Hauptstadt“
Wo: Atacama-Wüste, Chile, Südamerika
Eintritt: kostenlos nach Vorab-Registrierung
Info: www.eso.org/public/about-eso/visitors/paranal
Die trockene Atacama-Hochebene ist einer der besten Orte,
um ein Observatorium zu bauen. Vom Gipfel des Cerro
Paranal schaut unter anderem das VLT in den Himmel,
das aus vier Einzelteleskopen besteht und inzwischen
die Auflösung von Hubble übertrifft. Führungen jeden
Samstag um 10 und 14 Uhr. Am Ziel mitten in der
Wüste gib es weder Benzin noch ein Restaurant.

58
Weltraum-Ausflüge

Britisches National
Space Centre
Das größte der Weltraumforschung gewidmete
Informationszentrum Großbritanniens
Wo: Leicester, Großbritannien
Eintritt: Erwachsene 14, Kinder (von 5 bis 16 Jahren) 11 Britische Pfund
Info: www.spacecentre.co.uk
Dem National Space Centre in der zentralbritischen Stadt Leicester
sehen Sie seine Funktion schon von außen an: Damit genug Platz
ist, Raketen senkrecht auszustellen, besitzt es einen futuristisch
anmutenden, 42 Meter hohen Tower, der mit einer aufgeblasenen
Plastikhülle versehen ist. Zu sehen sind unter anderem ein
Sojus-7K-Raumschiff (Original) sowie Mittelstreckenraketen
der Typen Blue Streak und Thor. Außerdem können Sie ein
Planetarium, eine 3D-Simulation eines Shuttle-Starts vom Mond
und ein 360-Grad-Panorama-Kino besuchen.

Kosmodrom von
Baikonur
Hier heben Raumschiffe zur
Internationalen Raumstation ab
Wo: Baikonur, Kasachstan
Eintritt: ab 1.100 Euro
Info: www.starcity-tours.com
Russland öffnet seinen Weltraumbahnhof für
Touristen. Reisebüros bieten Touren von
Moskau oder Almaty (Kasachstan); mit Flug
ab Deutschland zahlen Sie etwa 3.000 Euro.
Dafür kommen Sie dem Geschehen aber sehr
nahe und können zum Beispiel am Abschluss-
appell der Kosmonauten teilnehmen.

Pic du Midi
Eine Nacht unter Sternen auf dem
höchstgelegenen Planetarium der Welt
Wo: Pic du Midi, Pyrenäen, Frankreich
Eintritt: Erwachsene 38 Euro, Kinder (bis 12 Jahre) 23 Euro
Info: www.picdumidi.com
Das Observatorium auf dem 2.877 Meter hohen Pic du Midi in den
Pyrenäen hat unter anderem für die NASA den Mond kartiert. Für
Besucher gibt es unterschiedlich Pakete – tagsüber mit Planeta-
riums- und Museumsbesuch, abends mit Dinner und Astrono-
mie-Vortrag. Oder Sie bleiben die ganze Nacht, für 399 Euro
im Doppelzimmer, An- und Abreise per Seilbahn inklusive.

Charleville Cosmos Centre


Im Outback ist Lichtverschmutzung noch ein
Fremdwort – perfekt, um Sterne zu betrachten
Wo: Charleville, Queensland, Australien
Eintritt: Erwachsene 28, Kinder 19 Australische Dollar
Info: www.cosmoscentre.com
Australien hat mehr zu bieten als Kängurus und Koalas: Im
Outback von Queensland finden Sie das Charleville Cosmos
Centre. Sie können abends den Nachthimmel anschauen
oder tagsüber die Sonne im Fernrohr betrachten und sich
informieren lassen. Reservierung erforderlich!

59
Weltraum-Ausflüge
Sternenpark Rhön
In der Rhön wird’s noch richtig
dunkel – perfekt für eine Nacht­
wanderung zu den Sternen
Westerbork Synthesis Radio Telescope Wo: Wildflecken, Deutschland
Mit Hilfe dieser beeindruckenden Schüsseln blicken Eintritt: Erwachsene 5 Euro, Kinder 3 Euro
Info: www.sternenpark-rhoen.de
Radioastronomen in die Vergangenheit des Universums Der Sternenpark Rhön verspricht ganz
Wo: Westerbork, Niederlande
besondere Erlebnisse, weil dort die Licht-
Eintritt: kostenlos
verschmutzung gering ist. Passend dazu
Info: www.astron.nl/about-astron/
route-astron/route-astron organisieren die umliegenden Gemeinden
Auf der Website ist ausführlich beschrie- Sternführungen, bei denen Sie etwa das
ben, wie Sie den „Milchstraßen-Pfad“ Auffinden von Sternbildern erlernen.
erreichen. Ein Fußweg führt sie durch Buchung über die Info-Seite. Auf dem
einen Wald an dem Gelände vorbei (nicht Gebaberg ist zudem ein astronomischer
auf das Gelände) bis zur ersten Schüssel. Beobachtungsplatz eingerichtet, den Sie
Von dort haben sie einen guten Blick auf reservieren können.
alle zwölf. Handys und andere Elektronik
müssen Sie dort ausschalten, um die For-
scher nicht zu stören. Einmal im Jahr gibt

Verein Sternenpark Rhön/Werner Klug


es einen Tag der offenen Tür.

Haus der Astronomie


Das Haus der Astronomie will Wissen über das
Universum an die Allgemeinheit vermitteln
Wo: Heidelberg, Deutschland
Eintritt: kostenlos bis wenige Euro
Info: www.haus-der-astronomie.de
Das Haus der Astronomie empfängt Weltraum-Interessierte im Rahmen von
Vorträgen (etwa „Science meets Fiction“) und Führungen (auch mit Besuch
des Planetariums oder der Landessternwarte). Journalisten können sich zu
astronomischen Themen beraten lassen, für Schüler gibt es Praktika, die in
Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Astronomie, der Landes-
stern­warte und dem Astronomischen Rechen-Institut durchgeführt werden.

Technik-Museum Speyer
Buran, Spacelab, Columbus, Eagle und Mondauto …
Wo: Speyer, Deutschland
Eintritt: Erwachsene 16 Euro, Kinder 13 Euro
Info: http://speyer.technik-museum.de/de/raumfahrt
Das Museum besitzt eines der wenigen russischen Buran-Shuttles, ein Trainings-
modul des Raumlabors Spacelab und ein 1:1-Modell des ISS-Forschungsmoduls
Columbus. Hinzu kommen Raumanzüge, eine Landekapsel der Sojus-Mission
TM-19 und ein Nachbau des Wostok-1-Raumschiffs von Juri Gagarin, außerdem
Nachbauten der Apollo-11-Mondfähre und des „Lunar Roving Vehicle“.

Deutsches Raumfahrt­kontrollzentrum GSOC


Von hier aus werden Raumfahrtmissionen gesteuert
Wo: Oberpfaffenhofen, Deutschland
Eintritt: kostenlos (Anmeldung erforderlich)
Info: www.col-cc.de/fuehrungen.html
Führungen durch das Kontrollzentrum GSOC. Von hier aus werden das europäische Raumlabor
Columbus und auch viele Fernerkundungs-Missionen gesteuert. Auf dem Gelände finden Sie ein
1 : 1-Modell des Columbus-Labors, eine komplette Rakete und diverse Satelliten­modelle.

60
Weltraum-Ausflüge
ESOC Darmstadt
Betreut sämtliche ESA-Satelliten, darunter
Missionen wie Huygens, Mars Express Historisch-Technisches Museum
oder Rosetta Peenemünde
Wo: Darmstadt, Deutschland
Eintritt: Erwachsene 7, Kinder 5, Gruppen 95 Euro Wo die späteren Erbauer der Saturn-V-
Info: www.esa.int/ger/ESA_in_your_country/Germany/ Mond­rakete mit den Nazis paktierten
Fuehrungen_durch_das_ESOC Wo: Peenemünde, Deutschland
Das „European Space Operations Centre“ ist das Kon­ Eintritt: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 5 Euro
trollzentrum der europäischen Raumfahrtagentur ESA Info: www.museum-peenemuende.de
und seit 1967 für den Betrieb sämtlicher ESA-Satelliten Die „Heeresversuchsanstalt Peenemünde“ ging als Geburtsort der
und für das dazu notwendige weltweite Netz der Boden- „Wunderwaffen“ des Naziregimes in die Geschichte ein. Heute
stationen verantwortlich. Führungen umfassen eine zeigt eine historische Ausstellung, welch verhängnisvollen Pakt die
kurze Filmeinführung sowie die Besichtigung der ESOC- Raketenbauer mit den damaligen Machthabern eingingen. Dabei
Kontrollräume und des Zwillingsmodells der Raumsonde wird auch an die Opfer erinnert. Zu sehen ist unter anderem ein
Rosetta. Termine finden sie auf der Website. Nachbau der A4 (V2), des ersten von Menschen gebauten Objekts,
das die Grenze zum Weltraum in 100 km Höhe durchstieß.

Hermann-Oberth-Museum Planetarium
Das Museum beschreibt die Arbeit des Raketenpioniers Wien
Wo: Nürnberg-Feucht, Deutschland
Eintritt: Erwachsene 5 Euro, ermäßigt 3 Euro
Hier können Sie die
Info: www.oberth-museum.org Sterne direkt oder
Der Physiker Hermann Oberth gilt als Raketentechnik-Pionier. 1917 startete seine indirekt betrachten
erste mit Ethanol und Sauerstoff betriebene Rakete. Ab 1938 arbeitete er unter Wo: Wien, Österreich
anderem für die Nazis an der V2. Das Museum beschreibt seine Arbeit und zeigt Eintritt: Erwachsene 9 Euro,
vor Ort einige echte Raketen, ein Modell von Sputnik-1 und die dritte Stufe Kinder 6,50 Euro
der Europa-Rakete (Vorgängerin der Ariane). Nur am Wochenende geöffnet. Info: www.planetarium-wien.at
Zeiss-Planetarium Wien, Ura-
nia- und Kuffner-Sternwarte
werben gemeinsam um Besu-
cher, die sich vom Universum
Deutsche in all seinen Facetten faszi-
Raumfahrtausstellung nieren lassen wollen. Das Pro-
Heimat des ersten Deutschen im Kosmos gramm finden Sie auf der Web-
Wo: Morgenröthe-Rautenkranz, Deutschland site; Reservierung empfohlen.
Eintritt: Erwachsene 6 Euro, Schüler 3,50 Euro
Info: www.deutsche-raumfahrtausstellung.de
Am Geburtsort des ersten Deutschen im Weltall befasst
sich die schon 1979 (ein Jahr nach Sigmund Jähns Flug zur
MIR) eröffnete Ausstellung natürlich umfassend mit dem
Kosmonauten. Zu sehen sind unter anderem ein begehba-
rer Basisblock der Raumstation, Original-Raumanzüge, der
erste deutsche Satellit AZUR und eine MiG-21.

ESO Supernova
Hochmodernes astronomisches Zentrum
Wo: Garching bei München, Deutschland
Eintritt: kostenlos (mit Ticket)
Info: http://supernova.eso.org/germany
Hier entsteht gerade eines der größten Planetarien der Welt.
Besucher sollen das Gefühl bekommen, selbst zu den Ster-
nen und sogar bis an den Rand des Universums zu fliegen.
Die Eröffnung ist für Frühjahr 2018 geplant.

Deutsches Museum
1.100 m2 Astronomie plus Planetarium
Wo: München, Deutschland
Eintritt: Erwachsene 11 Euro, Schüler/Studenten 4 Euro
Info: www.deutsches-museum.de
Sie sehen frühe Fernrohre, aktuelle Technik und
bekommen interessante Phänomene des Universums
erklärt. Anschließend können Sie für 2 Euro Aufpreis
eine Show im Planetarium erleben. 61
Weltraum-Ausflüge
Barringer-Krater
In dieser Mondlandschaft
trainierten die Apollo-Astronauten
Wo: Winslow, Arizona, USA
Eintritt: Erwachsene 18, Kinder 9 US-Dollar
Eintritt: www.meteorcrater.com
Dieses Loch, Barringer Crater oder Meteor
Crater genannt, hat vor etwa 50.000 Jahren
der Einschlag eines 45 Meter großen und
300.000 Tonnen schweren Meteoriten hinter-
lassen. Sein erster Erforscher war der Astro­

USS Hornet Sea,


nom Eugene Shoemaker, Mitentdecker des
Kometen Shoemaker-Levy 9. Der Krater mit
Air & Space Museum einem Durchmesser von 1.200 Metern und
Der Flugzeugträger, der Apollo 11 und einer Tiefe von 180 Metern ist in Privatbesitz;
der Auswurfwall ist 30 bis 60 Meter hoch.
Apollo 12 aus dem Meer gefischt hat Beim damaligen Einschlag wurde im Umkreis
Wo: Alameda, Kalifornien, USA
Eintritt: Erwachsene 20, ermäßigt 15, Kinder 10 US-Dollar von vier Kilometern alles Leben ausgelöscht.
Info: www.uss-hornet.org
Der 1942 in Dienst gestellte Flugzeugträger hatte
seinen berühmtesten Einsatz am 24. Juli 1969: Damals
bargen Hubschrauber die Astronauten der Apollo-11-
Mission, die drei Tage zuvor auf dem Mond gelandet
waren; auf der USS Hornet wurden Neil Armstrong,
Edwin Aldrin und Michael Collins dann in einer
Quarantäne-Einrichtung isoliert. An Bord können
Sie die mobile Quarantäne-Station sehen, die später
bei Apollo 14 zum Einsatz kam.

Lowell-Observatorium
Von hier wurde 1930 der Pluto entdeckt
Griffith-Observatorium Wo: Flagstaff, Arizona, USA
Der perfekte Blick auf Sterne Eintritt: Erwachsene 15, ermäßigt 14, Kinder 8 US-Dollar
Info: www.lowell.edu
und Sternchen Sehen Sie sich tagsüber das historische Pluto-Teleskop
Wo: Los Angeles, Kalifornien, USA
und das Clarke-Teleskop an, dann wandern Sie das Modell
Eintritt: kostenlos
Info: www.griffithobservatory.org des Sonnensystems im umgebenden Pinienwald auf dem
Das Griffith-Observatorium ist so beliebt, weil es Mars Hill ab. Wenn dann die Sonne untergeht, stellen die
sich malerisch im gleichnamigen Park oberhalb von Angestellten 16-Zoll-Teleskope auf dem Rasen auf, durch
Los Angeles befindet. Dadurch können die Besucher die Sie die Wunder des Alls unter Anleitung selbst sehen
nicht nur die Sterne am Himmel, sondern auch können. Die derzeit laufende Renovierung des Pluto-Tele­
Hollywood samt des bekannten Hollywood-Schildes skops soll Anfang 2018 abgeschlossen sein.
betrachten. Den Besuchern stehen dazu leistungs­
fähige Teleskope zur Verfügung, für die es auch
eine Einweisung gibt. Geöffnet von Mittag bis
22 Uhr, am Wochenende ab 10 Uhr.

62
Weltraum-Ausflüge

Armstrong Air & Space Hayden Planetarium


Museum Der bekannte Astrophysiker
Sie kannten Wapakoneta noch nicht? Neil deGrasse Tyson leitet das
Auf den Spuren des ersten Mondbesuchers Planetarium im American
Wo: Wapakoneta, Ohio, USA Museum of National History
Eintritt: Erwachsene 8 US-Dollar, Kinder 4 US-Dollar Wo: New York City, USA
Info: www.armstrongmuseum.org Eintritt: Erwachsene 27, Kinder 16 US-Dollar
Dem ersten Menschen auf dem Mond hat sein Heimatort ein Info: www.amnh.org
Museum gewidmet. Das Gebäude sieht aus wie eine Mondbasis. Den „weltgrößten kosmischen Atlas“: Nicht
Im Inneren finden Sie die Raumanzüge, die Armstrong an mehr und nicht weniger verspricht das
Bord von Gemini 8 und Apollo 11 trug – und die komplette Hayden-Planetarium, das mit aktuellster
Gemini-8-Kapsel, der 1966 die Erde umrundet und erstmals Technik in dem Museum nahe des Cen-
an einem anderen Raumschiff (Agena) angekoppelt hat. tral Parks eingerichtet wurde. Der Astro-
physiker Neil deGrasse Tyson leitet es und
zeichnet auch für die Produktion der atem-
beraubenden Shows wie „Dark Universe“

© Alamy; Ashley Cooper;ESO; M. Struik (CERN); NASA; Joel Kowsky; Charleville Cosmos Centre; Chris Sampson; Pascalou Petit; Rodrigo Menezes; Jody Kingzett; the Science Museum; Terry Gregg; James Clark; Kevin Walsh; Sam Garza; Jawed Karim; freevectormaps.com
verantwortlich.

Kennedy Space Center Visitor


Complex
Wo noch immer ins All gestartet wird, hat die
NASA eine beeindruckende Show organisiert
Wo: Cape Canaveral, Florida, USA
Eintritt: Erwachsene 50 US-Dollar, Kinder 40 US-Dollar
Info: www.kennedyspacecenter.com
Hier starten noch regelmäßig Raketen ins All – die Startplätze kön- Smithsonian’s National
nen Sie aus dem fahrenden Bus betrachten und fotografieren. Näher
heran kommen Sie an die Saturn-V-Rakete oder das Spaceshuttle
Air & Space Museum
Atlantis. Für 200 Dollar können Sie einen halben Tag mit einem Was von der ersten Mondlandung
echten Astronauten verbringen. Die Wahrscheinlichkeit, dass zurückkam
Ihnen hier einer über den Weg läuft, ist aber ohnehin hoch. Wo: Washington DC, USA
Eintritt: kostenlos
Wo: www.airandspace.si.edu
Ist das das wertvollste Weltraum-Artefakt der
Welt? In der „Milestones of Flight“-Halle des
Museums finden Sie das Columbia-Kommando-
Modul der Apollo-11-Mission, das Armstrong,
Aldrin und Collins in den Orbit des Mondes und
zurück transportiert hat. Gleich nebenan die
NASA Mission Control, passende Ausstellung „Apollo to the Moon“.
Johnson Space Center
Houston, wir haben ein Problem:
zu wenig Zeit für alles!
Wo: Houston, Texas, USA.
Eintritt: Erwachsene 29,95 US-Dollar, Kinder 24,95 US-Dollar
Info: www.spacecenter.org
Für das Houston Space Center sollten Sie ausreichend Zeit mitbringen.
Geboten werden unter anderem Touren, bei denen Sie die Missions-
steuerung der ISS verfolgen können, aber auch beeindruckende Expo-
nate wie die für Apollo 12 gedachte Saturn-V-Rakete und die Boeing,
die das Spaceshuttle auf ihrem Rücken spazierengeflogen hat.

63
© Stocktrek Images, Inc. / Alamy Stock Photo

64
Leben – anders, als wir es kennen

Leben
– anders,
 als wir es
kennen
Nach diesen Lebensformen sollten wir suchen –
und sie könnten viel näher sein als vermutet

65
Leben – anders, als wir es kennen

L Die Lebensformel
eben ist eine eigenartige Sache. Die Natur und das intelligente Leben, wie
wir es heute kennen, hängen von vielen Umweltfaktoren ab. Leben entstand
vor 3,8 Milliarden Jahren, als die Erde erst 700 Millionen Jahre alt und von
einzelligen Bakterien bewohnt war. Aus ihnen entwickelten sich die Vögel
am Himmel, die Fische im weiten Meer, Tiere aller Art, die sich an Land tummeln –
und vor allem irgendwann der Mensch. Organische Energiequelle
Sogar die einfachsten irdischen Lebensformen benötigen eine ganze Menge Fakto- Verbindungen Alle lebenden
ren zum Überleben: Wasser, organische Stoffe (in erster Linie solche auf Kohlenstoff- Alle organischen Stoffe Organismen

H2O
basis) und Energie. Fehlt eines dieser Dinge, sind sie zum Scheitern verurteilt. Des- enthalten den für brauchen Energie,
halb ist Leben auf anderen Welten auch so unwahrscheinlich, weil dort in der Regel irdisches Leben zum Beispiel
unerlässlichen Sonnenlicht für die
mindestens eine der Voraussetzungen fehlt. Erst in jüngster Zeit hatten Astrobiologen
Kohlenstoff, Fotosynthese.
die Gelegenheit, außerirdische Gegebenheiten im Detail zu erforschen. Lander und
der uns unter
Rover auf der Marsoberfläche offenbarten den Astronomen bisher unbekannte Ein- anderem Nah-
zelheiten, aus denen sich jedoch mehr Fragen als Antworten ergeben. Weiter draußen rung liefert.
im Sonnensystem zeigten uns revolutionäre Raumfahrzeuge die Welten in unserer Wunder Wasser
Nachbarschaft in ganz anderem Licht. Dadurch konnten Wissenschaftler und Astro- Wasser füllt nicht nur Seen
und Meere, sondern
nomen in aller Welt bisherige Erkenntnisse völlig neu überdenken.
macht auch bis zu
Sonden wie Cassini über dem Saturn, Juno im Orbit um Jupiter – den König
60 Prozent des
des Sonnensystems – und New Horizons, die 2015 am Pluto vorbeiflog, haben uns menschlichen
gezeigt, dass es unter anderen Planetenoberflächen Energie, Wasser und organische Körpers aus.
Stoffe geben könnte. Das lässt uns bisherige Theorien über die Bewohnbarkeit dieser
Planeten über den Haufen werfen. Weltraumteleskope wie Kepler und Hubble halten
wiederum nach Welten Aussschau, die andere Sterne umkreisen und die wir als Exo-
planeten bezeichnen. Organisch Energie
Allein Kepler hat bisher etwa 1.200 Exoplaneten entdeckt, und ihre Anzahl steigt
täglich. Bei so vielen unterschiedlichen Umwelten wird die seit Jahrhunderten gestell-
te Frage wieder aktuell: Wie könnte Leben auf diesen fernen Welten aussehen?

MARS

Strahlenresistente Organismen
© NASA/JPL-Caltech/Cornell Univ./Arizona State Univ., © Michael Daly, Uniformed Services University
Wir haben den Mars sehr genau In jüngster Zeit begannen die marsianische Lebensformen vielleicht
studiert. Das zeigt sich schon daran, Astro­biologen jedoch, eine besondere irdischen Bakterien ähneln und wie Deinococcus radiodurans ist
dass es seit 20 Jahren keinen einzigen Kategorie von Bakterien namens kleine Zellen aussehen, doch sie besä- der strahlungsresistenteste
Tag gab, an dem die NASA dort nicht Extremophile zu untersuchen. Wie ßen Anpassungen, die sie zum Über- bekannte Extremophile.
aktiv war. der Name schon andeutet, gedeihen leben in dieser Umwelt entwickelt hät-
Nach zwei Jahrzehnten Erkundung, diese Organismen unter Extrembedin- ten. Vielleicht ernähren sie sich vom
Probenentnahme und Analyse wissen gungen – vielleicht auch auf anderen Eisen und den Mineralien im Gestein;
wir, dass die Marsoberfläche eine raue Welten. das gibt es auch auf der Erde.“
und lebensfeindliche Umgebung ist. „Extremophile können unter ähnli- Auf die Frage nach einem extre-
Wir wissen auch, dass der Rote Planet chen Bedingungen auf der Erde über- mophilen Organismus, der auf dem
praktisch keine Atmosphäre hat und leben“, sagt der Astrobiologe Lewis Mars überleben könnte, antwortet
daher permanent von der Sonne mit Dartnell, Professor für Wissenschafts- Dartnell: „Eine der Bakterien, die
UV-Strahlung hoher Intensität bom- kommunikation an der University of ich ausgiebig erforscht habe, ist das
bardiert wird. Die Strahlung ist der Westminster. „Manche von ihnen sind Deinococcus radiodurans: der strah-
Grund dafür, dass das Wasser von der resistent gegen Austrocknung, andere lenresistenteste bekannte irdische
Oberfläche verschwunden und ein gegen Strahlung. Solche Organismen Organismus. Marsianische Bakterien
trockenes Ödland aus Gestein und könnten sich auch auf der Marsober- könnten an die Strahlung auf dem Ro-
Staub zurückgeblieben ist. fläche halten. Nach außen hin würden ten Planeten ähnlich angepasst sein.“

66
Leben – anders, als wir es kennen

Europa
Unterirdische
Meere voller
Leben
Europa ist einer der Jupitermonde. Seine Umlaufbahn ist
allerdings 241.000 km weiter von dem Gasriesen entfernt
als die seines Schwestermondes Io. Als durch aktuelle For-
schungen mehr über das Innenleben des Mondes bekannt
wurde, wurden auch die Astrobiologen sehr aufmerksam
auf ihn. Unter der Oberfläche dürfte nämlich ein Meer exis-
tieren, das für einen stetigen Nachschub an Oberflächeneis
sorgt und so den Mond nach außen hin immer jung und

„Vielleicht hat auf


frisch aussehen lässt.
Das Aufregende daran ist, dass dieses Meer neben der

Europa Leben eher


Erde die bewohnbarste Region im Sonnensystem sein
könnte. Die starke Gravitation des Jupiter sorgt nämlich auf

durchgehalten als
Europa – wie auch auf Io – für eine Gezeitenerwärmung.
„Vielleicht hat das Leben auf Europa eher durchgehalten als

auf dem Mars.“


auf dem Mars“, sagt Lewis Dartnell im Gespräch mit Space.
„Auf diesem Mond herrschen wahrscheinlich warme,
feuchte, bewohnbare Verhältnisse, während der Mars heute
sehr kalt, trocken und lebensfeindlich ist. Auf Europa Lewis Dartnell
könnte es Meeresbakterien geben wie auf der Erde, mögli-
cherweise aber auch komplexere Lebensformen. Doch das
wissen wir noch nicht, weil wir diesen Mond noch nicht
erkundet haben.“
Was komplexe Organismen angeht, so könnten beispiels-
weise Bärtierchen (Tardigrada oder auch Wasserbären)
in dieser Umgebung überleben. Das sind nur unter dem
Mikro­skop sichtbare Tiere, die in verschiedenen Lebensräu-
men existieren können, aber vor allem im Wasser zu Hause
sind. Sie sind keine Extremophilen, halten aber Temperatu-
ren von 1 bis 420 Kelvin (–270 bis 145 °C), starker Strahlung
und unterschiedlichsten Druckverhältnissen stand. 2011
war das Bärtierchen sogar das erste Tier, das im Vakuum
des Weltalls – trotz der dort herrschenden extrem niedri-
gen Temperatur und der Strahlung – überleben konnte.
© Tobias Roetsch

67
Leben – anders, als wir es kennen

Titan
© Adrian Mann , © NASA/JPL-Caltech/SETI, © NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS/Gerald Eichstadt/Sean Doran

Könnte Leben auf den Stürmen

Außerirdische
des Jupiter surfen?

Formwandler
Titan ist der größte Saturnmond und
für Astronomen nicht leicht fassbar,
weil er von einer dicken, orangefarbe­
nen Atmosphäre bedeckt ist. Am
11. Januar 2005, als die Raumsonde
Cassini den Lander Huygens abtrenn-
te, war das mit einem Schlag anders:
Huygens lieferte erstmals Bilder und
Daten von der Titan-Oberfläche:
einem felsigen, sandigen Terrain, das
sich in alle Richtungen erstreckt. Nur
die Seen und Meere aus Kohlenwas-
serstoffen wie Methan und Ethan
waren noch nicht sichtbar. Doch auch einem Klümpchen Wasser, das von
Cassini machte eine Aufnahme vom zugleich wasseranziehenden und
Titan, bevor sie Huygens abwarf. Das -abstoßenden Phospholipid-Doppel-
Bild zeigte riesige Seen unter den schichten umgeben ist, damit die
Wolken, und da bei so niedrigen Tem- Zelle stabil und permeabel ist.
peraturen (–180 °C) keine anderen Forscher an der Cornell Univer-

Jupiter Verbindungen in flüssiger Form exis-


tieren können als Ethan und Methan,
sity erdachten 2015 eine neue Art
Zellmembran namens „Azotosom“,

Sturmreiter über
stand fest, dass es auf dem Mond die theoretisch in flüssigem Methan
nützliche organische Verbindungen existieren könnte. Chemieingenieur
gibt, wie sie die Erde derzeit dringend James Stevenson bezeichnete sie als

dem Riesenplaneten
brauchen könnte. „ersten konkreten Bauplan für Leben,
Nur besonders lebensfreundlich ist wie wir es nicht kennen“.
eine solche Umgebung nicht. Wollten Die neue Zellmembran besteht
wir dort überleben, müsste sich die statt der von uns verwendeten
Der Jupiter ist mit seinen circa
140.000 km Durchmesser der König „Größer als der Biologie unserer Zellen grundlegend
ändern. Die bestehen nämlich aus
Phospholipid-Doppelschichten aus
Stickstoff, Sauerstoff und Kohlen-
des Sonnensystems. Seine Atmo­
sphäre ist voll stürmischer Winde und größte Wal, den stoff; sie wäre auch ohne Wasser
und Sauer­stoff stabil und flexibel.
berührt nie eine Planetenoberfläche.
Außen besteht der Jupiter aus Gaswol- es je gab – so Das mag vielleicht nur ein winziger
Schritt sein – aber auch die wichtige
ken, weiter innen aus Flüssigwasser-
stoff, und in der Mitte sind Druck und groß wie ganze erste Phase zur Entwicklung von
Leben, das in einer solchen Umge-
Temperatur so hoch, dass der Wasser-
stoff metallisch wird. Städte.“ Carl Sagan Ein nach der
bung gedeihen könnte.

Der positive Aspekt ist, dass der


gelungenen Huygens-
Jupiter eine Voraussetzung für Leben vertrautes Leben beherbergen; daher
Landung auf dem
mitbringt: organische Verbindungen. sollten wir nach absolut Fremdartigem Titan aufgenom­
Seine Atmosphäre enthält Wasserstoff, suchen. Der berühmte Astrobiologe menes Bild.
Helium, Wasser und Ammoniak – und Wissenschaftskommunikator Carl
alles Substanzen, die von möglichen Sagan beschrieb in seiner TV-Serie
Lebensformen verstoffwechselt wer- „Unser Kosmos“ einmal die Art Kreatur,
den könnten. die auf dem Jupiter existieren könnte:
Auf den ersten Blick sieht der Gas- „Der Physiker E. E. Salpeter und ich
riese nicht so aus, als könne er uns haben an der Cornell University ernst-
haft über dort mögliches Leben nach-
gedacht. Theoretisch könnten riesige
,lebende Ballons‘ über dem Jupiter
schweben, indem sie schwere Gase aus
© NASA/JPL/ESA, ©James Stevenson et al.

ihrem Inneren ausstoßen oder auch


ihr Innenleben warmhalten. Sie könn-
ten organische Moleküle aus der Luft
fressen oder diese mittels Sonnenlicht
selbst erzeugen. Wir nennen diese
Wesen ,Floater‘ und stellen uns vor,
dass sie viele Kilometer groß sind, viel
Dank der NASA-Sonde Juno erfahren größer als der größte Wal, den es je
wir immer mehr über den Jupiter. gab – so groß wie ganze Städte.“

68
Leben – anders, als wir es kennen

Kepler-16b
Schwarze Bäume
und zwei Sonnen
Die Exoplanetenforschung ist ein zunehmend aufregendes Teilgebiet der Astro-
nomie mit vielen bahnbrechenden Entdeckungen. Ein Exoplanet, der berühmt
geworden ist, heißt Kepler-16b. Er verdankt seinen Ruhm der Tatsache, dass er der
erste bestätigte zirkumbinäre Planet ist, also zwei Sterne umkreist. Für „Star Wars“-
Fans: Kepler-16b ist mit dem Kinoplaneten Tatooine vergleichbar, hat aber leider
keine feste Oberfläche, sondern ist ein Gasriese mit extrem geringer Dichte und
einem etwas größeren Durchmesser als der Saturn.
Sollten künftige Analysen zeigen, dass es auf Kepler-16b eine erdähnliche
Umgebung gibt, dann könnte diese eine unglaublich exotische Pflanzenwelt beher-
bergen. Da der Doppelstern nämlich ein weniger energiereiches Licht abgibt als
unsere Sonne, funktioniert dort auch die Fotosynthese völlig anders. Jack O’Malley-
Anregend: eine Welt,
James, der derzeit an der Cornell University tätig ist, hat in seiner Zeit an der
auf der es täglich zwei
Universität Saint Andrews in einer Studie untersucht, wie die Pflanzenwelt unter Sonnenuntergänge gibt.
solchen Bedingungen aussehen würde: „Die Temperatur eines Sterns bestimmt
seine Farbe und damit auch die Farbe des Lichts, das für die Fotosynthese genutzt
wird. Wie sich ein Planet entwickelt, das hängt von der Lichtfarbe seines Sterns
ab. Pflanzen unter schwach leuchtenden Roten Zwergen würden für uns beispiels-
weise schwarz aussehen, weil sie den gesamten sichtbaren Wellenlängenbereich
absorbieren, um so viel verfügbares Licht wie möglich nutzen zu können. Vielleicht
spielt sich die Fotosynthese auf ihnen auch mit infrarotem oder ultraviolettem
Licht ab.“ Da Kepler-16b einen leuchtschwächeren Orangen Zwerg und einen Roten
Zwerg vom Typ M umkreist, wäre seine Pflanzenwelt aller Wahrscheinlichkeit
nach tiefschwarz.

Io ist der innerste Galileische Mond des Jupiter – und die


Nähe zum Riesenplaneten tut ihm nicht unbedingt gut.
Nicht nur die Jupiterstrahlung richtet permanentes Chaos
auf Io an, sondern auch die Gravitation des Planeten,
der das Material unter der Oberfläche stetig hin und her
schiebt. Diese kontinuierliche Bewegung erzeugt wegen
der Reibung eine Menge Wärme; man nennt dies Gezeiten-
erwärmung. Irgendwann bildet sich ein so starker Wärme-
stau, dass es auf der Oberfläche zu einem spektakulären
Vulkanausbruch mit flüssigem Schwefel kommt, wie ihn
irdische Sonden bereits beobachten konnten.
Man würde annehmen, dass auf einer solchen Welt
kein Leben existieren kann. Doch der Astrobiologe Dirk
Schulze-Makuch von der Washington State University wen-
det ein: „An der Oberfläche kann Leben praktisch nicht
bestehen, doch weiter unten im Felsgestein bieten sich
Möglichkeiten. Wir sollten eine Welt nicht als tot einstufen,
nur weil die Verhältnisse dort extrem sind.“
© ESA/L. Ricci, © NASA/Caltech, © Royal Astronomical Society, © David A. Aguilar (CfA)
Laut Schulze-Makuch könnte in den Lavaröhren auf Io
mikrobielles Leben existieren, ganz so, wie das auch auf der
Erde von manchen Extremophilen bekannt ist. Der Wis-
senschaftler erklärt, dass diese Röhren Mikroorganismen
nicht nur vor Strahlung schützen, sondern auch Wärme
und Feuchtigkeit speichern sowie chemische Verbindun-

Io gen auf Schwefelbasis erzeugen, von denen sich die Extre­


mophilen ernähren können. Aber auch dazu wäre eine

Extremophile,
evolutionäre Anpassung nötig.
Angesichts der im Io-

gut versteckt
Inneren herrschenden Hitze
wäre es möglich, dass in den
Lavaröhren hyperthermophile

in Lavaröhren
Organismen leben, die auch
bei Temperaturen über 80 °C
gedeihen können.

69
Leben – anders, als wir es kennen

TRAPPIST-1-system

Durch Kollisio­
nen über­
tragenes Leben
Im Februar 2017 war die internationale astronomische Gemein-
schaft über die Ankündigung begeistert, dass in 39 Lichtjahren
Distanz ein Planetensystem mit sieben potenziell bewohnbaren
Planeten existiert; auf drei dieser Planeten könnte es sogar
flüssiges Wasser geben. Die Forschung am System Trappist-1
läuft seither auf Hochtouren.
Bisher hat man herausgefunden, dass diese sieben
Planeten eng beieinanderliegen. Der äußerste Planet umkreist
seinen Zentralstern in einer Entfernung von 0,06 Astronomi-
schen Einheiten (AE). Da eine AE die Entfernung zwischen
Erde und Sonne bezeichnet, ist diese Welt ihrem Stern näher
als der Merkur unserer Sonne. Nun ist der Zentralstern von
Trappist-1 aber ein kleiner, leuchtschwacher Roter Zwerg, des-
sen habitable Zone (in der flüssiges Wasser existieren kann)
sich daher sehr viel näher an ihm befindet.
Eine Gruppe von Astronomen an der University of Chicago
hat deshalb die Theorie aufgestellt, dass mit Bakterien und
Einzellern überzogene Weltraumtrümmer in diesem System
Leben von einem Planeten zum anderen übertragen könnten.
„Es ist anzunehmen, dass es zu häufigem Materialaustausch
zwischen benachbarten Planeten im dicht gedrängten System
Trappist-1 kommt“, sagt Sebastian Krijt, ein an der Universität
Chicago tätiger Astronom. „Wenn dieses Material Organismen
befördert, könnte es einen anderen Planeten sozusagen mit
Leben impfen.“
Sollte also ein Meteor auf einem der Planeten von Trappist-1
einschlagen, wo es bakterielles Leben gibt, dann würde die
resultierende Trümmerwolke Reste dieser Bakterien ins All
befördern – und so nach nicht allzu langer Zeit auf einem
benachbarten Planeten das Leben zum Leben erwecken.
© ESO/M. Kornmesser

70
Leben – anders, als wir es kennen

Neptun Auf dem Voyager-2-Bild sieht man die Wolken

Lebende Ballons mit


auf dem Neptun, die so dahintreiben wie die
möglichen lebenden Ballons.

eingebautem Frostschutz
Neptun ist der äußerste (große) Planet unseres Sonnensystems und daher mit
einer Oberflächentemperatur von –201 °C auch der kälteste. Der Eisriese ist
17-mal massereicher als die Erde und noch dazu Schauplatz der heftigsten Stür-
me im ganzen Sonnensystem mit Geschwindigkeiten bis zu 2.200 km/h.
Es handelt sich also um die wohl unwirtlichste Umgebung unseres Systems,
in der keine uns bekannte Lebensform auch nur kurze Zeit überleben könnte.
Für die Astrobiologen sind auch dort nur ballonartige Lebensformen denkbar,
die aber wegen der Umweltbedingungen anders beschaffen sein müssten als
über dem Jupiter. Wegen der eisigen Temperaturen auf dem Neptun sollte ein
Ballon-Organismus dort chemische Verbindungen mit einem extrem niedrigen
Gefrierpunkt in sich tragen. Die wahrscheinlichsten Kandidaten dafür sind eine
Reihe von Aminen, also Derivate des Ammoniaks, die natürliche Frostschutz-
mittel sind.
Wichtig für das Überleben solcher Organismen wäre auch ihre Auftriebskraft,
wie Lewis Dartnell von der University of Westminster erläutert: „Sie müssten
wie auf dem Jupiter in der Atmosphäre treiben, um dem extremen Druck
weiter unten nicht zum Opfer zu fallen.“ Solche Lebensformen wären notwen-
digerweise von enormer Größe, um so viel Sonnenlicht wie möglich aufneh-
men zu können. Die Stürme würden zwar jeden der Ballons sehr schnell aus
dem Bereich hinaustreiben, wo es Sonnenlicht gibt, aber eine Umrundung des

© NASA/JPL, © Tobias Roetsch


Neptun wäre bei der angenommenen Windgeschwindigkeit ohnehin in sieben
Stunden erledigt, also könnte das Lebewesen recht bald wieder Sonne tanken.
Obwohl (oder weil) eine solche Lebensform ein rein hypothetisches Fanta-
siegebilde ist, passt sie sehr gut in einen Forschungsbereich, der jede Menge
Kreativität und Originalität verlangt.

Enceladus
Riesige Röhren-
­würmer und
hydrothermale Quellen
Der Saturn wird von einem Mond umkreist, der für Astrobiologen vergleichbar mit
Tief im Pazifik kommen
dem Jupitermond Europa ist, obwohl er nur etwa ein Zwölftel seiner Größe besitzt.
große Röhrenwürmer bei
„Auf Enceladus und Europa herrschen womöglich ähnliche Verhältnisse, also
hydrothermalen Quellen
ohne Sonnenlicht aus. müsste das Leben dort nicht so extremophil sein“, sagt Lewis Dartnell.
2005 untersuchte die Raumsonde Cassini die gefrorene Enceladus-Oberfläche
und beobachtete dabei ein ungewöhnliches Ereignis. In der Südpolarregion des
Mondes schien es kryovulkanische Aktivität zu geben, das heißt, Eis wurde aus
Geysiren ausgestoßen. Man ließ die Sonde eine der Eruptionen durchfliegen und
gelangte dadurch zur Erkenntnis, dass die Geysire Siliziumdioxid-Körner in die
Atmosphäre schleudern; so konnte man auch die innere Zusammensetzung von
Enceladus an dieser Stelle genauer bestimmen.
Aufgrund dieser wissenschaftlichen Daten zogen die Wissenschaftler den
Schluss, dass unter der Oberfläche des Mondes ein Ozean existiert. Die Frage, was
auf der Erde tief im Meer entsteht, wenn dieses vom Planeteninneren Wärme erhält,
© NOAA, © NASA/JPL/Space Science Institute

ist schnell beantwortet: hydrothermale Quellen, die so tief unter dem Meeresspiegel
liegen, dass nie Sonnenlicht zu ihnen dringt. Auf der Erde wird der Meeresboden
jedoch durch das Magma nahe dem Erdkern erhitzt und bildet stark mineralhaltige
Quellen, von denen sich unterschiedliche Meereslebewesen ernähren können.
„Bisher haben wir bei allen hydrothermalen Quellen nicht nur Bakterien und
andere Mikroorganismen, sondern auch große, vielzellige, komplexe Organismen
gefunden“, sagt Morgan Cable, Techniker für die Cassini-Mission und Forscher im
Jet Propulsion Lab der NASA. Zu diesen komplexen Organismen könnten riesige
Röhrenwürmer zählen, wie sie auch am Pazifikboden existieren.

71
Auf der Suche nach
ANTIGRAVITATION
Sie ist die Kraft, die Objekte nach oben fallen lässt; würde
sie entdeckt, hätte das revolutionäre Auswirkungen

72
Antigravitation

B
ei Genf, nahe der französisch-schwei- und schon bald darauf experimentell nachgewiesen.
zerischen Grenze, liegt die European Materie- und Antimaterieteilchen entstehen immer
Organization for Nuclear Research, bes- paarweise, kommen jedoch nicht gut miteinander
ser bekannt als CERN. Die Einrichtung aus. Beim Zusammentreffen zerstören sie sich gegen-
verfügt über Beschleuniger, Detektoren seitig; bei diesem als Annihilation bezeichneten Vor-
und mehrere Versuchsaufbauten für Teilchenphysi- gang werden große Mengen an Energie freigesetzt.
kexperimente – darunter den Large Hadron Collider Materie und Antimaterie sollten in gleicher Menge
(LHC), mit dem 2012 das lang gesuchte Higgs-Boson vorliegen. Laut Theorie wäre zu erwarten gewesen,
entdeckt wurde, von Journalisten auch plakativ dass beim Urknall jeweils die gleiche Anzahl ent-
„Gottesteilchen“ genannt. Die Teilchenbeschleuniger stand. Die Partikel wären dann mit der Zeit auf ihre
des CERN dienen zur Untersuchung der kleinsten Partnerteilchen getroffen, hätten einander annihiliert
Materiebestandteile: der grundlegenden Partikel, und schließlich ein leeres Universum zurückgelassen.
aus denen sich alles zusammensetzt, von Sternen Stattdessen sehen wir ein Weltall voller Materie;
und Planeten bis zur Erbse. Diese Erscheinungsform Antimaterie lässt sich nur in seltenen Fällen aufspü-
wird von Wissenschaftlern als „baryonische Mate- ren (bei Gewittern, im natürlichen radioaktiven Zer-
rie“ bezeichnet. Alles, was wir auf der Erde und im fall oder bei Phänomenen wie kosmischer Strahlung).
Universum sehen können, besteht aus baryonischer Was zu dem logischen Schluss führt, dass bei den
Materie, einschließlich ihrer Protonen, Neutronen Vorgängen zwischen der Materie- und Antimaterie-
und Elektronen (die Letzteren sind genau genom- welt keine Symmetrie herrscht, und dass die Naturge-
men keine Baryonen, werden aber meist als solche setze nicht von zwei gleichartigen, aber entgegenge-
genannt). Diese sozusagen normale Materie ist jedoch setzt wirkenden Kräften gespiegelt werden.
nicht die einzige in der Teilchenwelt. Jedes Partikel, „Die Unterschiede im Verhalten von Materie
das wir kennen, hat ein Antiteilchen – ein Spiegelbild und Antimaterie sind Teil unserer konventionellen
mit der gleichen Masse, aber ansonsten abweichen- Theorie, die man das Standardmodell nennt“, sagt
den Eigenschaften (in Bezug auf Ladung, Spin, Quan- Chris Parkes von der University of Manchester, der
tenzahl und magnetisches Moment). Das Elektron am LHCb-Experiment beim CERN beteiligt ist: „Der
zum Beispiel hat eine Ladung von -1, sein Partner- Nobelpreis 2008 wurde für jene Theoriearbeit verlie-
teilchen, das Positron, eine solche von +1. Der Partner hen, welche die Materie-Antimaterie-Asymmetrie in
des Protons ist das negativ geladene Antiproton, der die Grundlagen des Standardmodells einarbeitete.“
des Neutrons das Antineutron, und so weiter. Um diese Asymmetrie zu erforschen, wandten sich
Derlei seltsame Antimaterie wurde erstmals 1920 die Wissenschaftler den Grundkräften der Physik zu.
von dem britischen Physiker Paul Dirac postuliert Es sind vier: Gravitation, Elektromagnetismus, schwa-

„Die Unterschiede im Verhalten von


Materie und Antimaterie sind Teil unserer
konventionellen Theorie.“ Chris Parkes

Gibt es Anti-
gravita­tion in einem
anderen Universum?

73
Antigravitation

Die „Abstoßungskraft“
Falls es sie gibt – wie würde sich das Gegenstück zur Schwerkraft auswirken?
Gravitation Antigravitation
Gravitation ist Durch sie entstehen Sie verkehrt Masse Der Large Hadron
die schwächste der Planeten, Sterne und in ihr Gegenteil Anti­ Collider sucht danach
Grundkräfte Materie Galaxien Antigravitation lässt sich am materie Mit dem Antihydrogen Laser
Verglichen mit den drei anderen Alles, was man im Universum ehesten als Gegenstück zur Physics Apparatus, kurz
Kräften – Elektromagnetismus, sieht, wird von der Schwerkraft Anziehungskraft beschreiben. ALPHA genannt, schafften es
starke und schwache Wechsel- zusammengehalten. Sie ist In einem solchen Umfeld wäre die Physiker, Antimaterie lange
wirkung – ist die Gravitation die für die Entstehung sämtlicher das Gewicht von Objekten genug zu erhalten, um einen
schwächste von allen und hat Himmelskörper verantwortlich quasi negativ, sie würden nach Blick darauf werfen zu können;
daher kaum Einfluss auf das Ver- sowie für ihr jeweiliges Kreisen oben statt nach unten fallen. hier liegt auch das Potenzial zu
halten subatomarer Partikel. umeinander. einer Antigravitation.

Erde Erde

Sie sorgt für Gewicht Sie lässt Objekte Sie dehnt die Raumzeit Sie besteht aus Antigravitonen
Für uns auf der Erde scheint sie einander anziehen Ähnlich wie die vermutete Dunkle Falls wir nachweisen können,
überall „nach unten“ zu wirken – eine Gravitation wirkt auf alle massetra- Energie drückt Antigravitation das dass die Schwerkraft
Richtungsangabe, die im All bedeu- genden Objekte ein und sorgt dafür, Gefüge des Weltalls auseinander. Man aus Teilchen (den Gravitonen)
tungslos ist. Außerdem verursacht dass sie aufeinander zustreben. Als könnte sie theoretisch zum Öffnen von besteht, müsste die Abstoßungs-
sie, unter Beihilfe von Sonne und Form von Energie beeinflusst sie Wurmlöchern verwenden und über- kraft aus deren theoretischen
Mond, die Gezeiten. auch die Lichtstrahlung. lichtschnelles Reisen ermöglichen. Gegenpartikeln bestehen.

che und starke Wechselwirkung. Die starke Wechsel-


wirkung (auch starke Kernkraft genannt) hält Atom- „Die Anziehungskraft auf Antimaterie wurde
kerne zusammen, Gravitation ist die Anziehungskraft
zwischen Massen, Elektromagnetismus umfasst noch nie gemessen … Antimaterie könnte
Elektrizität und Magnetfelder, und die schwache
Wechselwirkung wirkt beim Teilchenzerfall. sogar nach oben fallen.“ Daniel Kaplan
Sie ist es, die bei der Asymmetrie von Materie
und Antimaterie eine Rolle spielen dürfte. Hin und meinen, dass beim Urknall aus irgendeinem Grund anzuziehen und sich zusammenzuballen; sie verleiht
wieder tritt beim Einwirken der schwachen Kern- viel mehr Materie und Antimaterie entstand; möglich den Gegenständen auf der Erde Gewicht und hält
kraft auf Partikel eine sogenannte CP-Verletzung wäre, dass sich Letztere irgendwo im Universum uns am Boden.
auf, wobei Teilchen unterschiedlicher Ladung und versteckt (oder im Multiversum). „Die anerkannte Gravitationstheorie ist Einsteins
Parität ungleichmäßig betroffen sind (die Analogie Lässt man die Asymmetrie einmal beiseite, bleibt allgemeine Relativitätstheorie“, erläutert Kaplan:
lautet Chiralität, also „Händigkeit“; Partikel werden als jedenfalls noch viel über die fremde Welt der Anti- „Diese Theorie steht in perfekter Übereinstimmung
linkshändig oder rechtshändig bezeichnet). Da Mate- materie zu lernen. Wissenschaftler untersuchen mit den vorhandenen Beobachtungen. Trotzdem
rie- und Antimaterieteilchen laut Definition gegen- gerade, wie sie auf eine weitere Grundkraft reagiert: könnte sie falsch sein. Es ist zum Beispiel eine ‚klassi-
sätzliche Eigenschaften haben, verhalten sie sich in die Gravitation. „Die Anziehungskraft auf Antimaterie sche‘ Annahme, dass Raum und Zeit beständig sind,
seltenen Fällen unter der Einwirkung der schwachen wurde noch nie direkt gemessen“, sagt Daniel Kap- während Geschwindigkeit, Kraft und Energie belie-
Kernkraft unterschiedlich, was mit der Zeit zu einer lan vom Illinois Institute of Technology: „Soweit wir bige Werte annehmen können. Die Physiker glauben,
abweichenden Anzahl von Interaktionen zwischen wissen, könnte Antimaterie sogar nach oben fallen. dass diese Annahme inkorrekt ist und dass die Quan-
Materie und Antimaterie führt. Man nennt es Antigravitation: gravitative Abstoßung tentheorie die wahre Realität beschreibt.“
Das könnte der Grund für den Überschuss an zwischen Materie und Antimaterie.“ Die allgemeine Relativitätstheorie wurde jahrelang
Materie im Weltall sein. Aber wie bei allen offenen Gravitation ist die anziehende Kraft zwischen studiert und ist weithin akzeptiert. Es erwies sich
Fragen der Wissenschaft fehlen uns auch hier masse­tragenden Objekten. Sie veranlasst Massekör- jedoch als schwierig, sie mit der Quantenmechanik
wesentliche Teile zum Gesamtbild. Kosmologen per im gesamten Kosmos, Materie in der Umgebung zu vereinbaren, dem aktuellen Forschungs-Spitzen­

74
Antigravitation

Eine Luftaufnahme von


Genf; eingezeichnet:
der unterirdische LHCb ATLAS
Beschleuniger.

Das ATLAS-Experiment
am Large Hadron Colli-
der (LHC) beteiligte sich
ebenfalls an der Suche
nach Antigravitation –
bisher ohne brauchbare
Ergebnisse.
CMS
ALICE

LHC 27km

75
Antigravitation

Wozu könnte man sie verwenden?


Als abstoßende Kraft würde sie unter anderem das Reisen zu fernen Galaxien erleichtern

Ein „Wurmloch“ öffnen


In der Theorie könnte Antigravitation, wie
manche Physiker spekulieren, eine Einstein-
Rosen-Brücke öffnen, besser bekannt unter
dem Science-Fiction-Namen Wurmloch. Eine
ordentliche Menge Abstoßungskraft sollte als
eine Art von negativer Energie wirken und das
Raum-Zeit-Gefüge so auseinanderzerren, dass
ein Raumschiff hindurchpasst.

Abschirmung
Könnte man die Gravitation kontrolliert abschirmen,
ließe sich damit das Gewicht von Objekten im
Schwerefeld beliebig reduzieren. Das würde nicht
nur für die Raumfahrt, sondern für jede Art der
Fortbewegung eine ungeheure Revolution darstellen.

© Adrian Mann

Raumfahrt
schneller als das Licht
Eine der fantasievollsten Ideen, die von einem Wissen­
schaftler präsentiert wurden, ist der nach Miguel Alcubierre
benannte Antrieb, der ähnlich funktionieren soll wie bei
Star Trek. Für die entsprechende Verzerrung der Raumzeit
ist jedoch eine Art „negativer Energie“ nötig. Um das
Raumschiff auf Überlichtgeschwindigkeit zu bringen, wäre
Antigravitation hilfreich – sie würde es den Astronauten
ermöglichen, sogar ein Schwarzes Loch heil zu passieren.

76
Antigravitation

reiter. Um die beiden zu versöhnen, wären Messun-


gen zwischen Materie und Antimaterie nötig, welche Hydrogen Antihydrogen
die derzeitigen Materie-Materie-Messungen ergänzen.
Manche Wissenschaftler meinen, dass Materie und Proton Antiproton
Antimaterie wegen ihrer spiegelbildlichen Eigenschaf- Masse: 1,67 x 10-27 kg Masse: 1,67 x 10-27 kg
ten unterschiedlich auf Gravitation reagieren. Würde Ladung: +1 Ladung: -1
man ein Positron erzeugen, könnte es womöglich
steigen statt fallen, weil es die Gravitation als absto-
ßende Kraft sieht. Diese Idee ist aber sehr umstritten.
„Es gibt überhaupt keinen Grund, anzunehmen,
dass Antimaterie nach oben fallen würde“, stellt Hol-
ger Müller vom UC Berkeley fest, der beim ALPHA-
Experiment am CERN mitarbeitet: „Anders als die
Elektrizität hat die Gravitation keine ‚Ladung‘, die
positiv oder negativ sein könnte. Es gibt nicht den
kleinsten Hinweis auf Antigravitation, und es spricht
eine ganze Menge dagegen.“
Svante Jonsell von der Stockholm University
pflichtet ihm bei: „So gut wie niemand setzt auf
Elektron Positron
Antigravitation, weder im theoretischen noch im
Masse: 9,11 x 10-31 kg Masse: 9,11 x 10-31 kg
experimentellen Bereich. Gäbe es einen Unterschied Ladung: -1 Ladung: +1
bei der Wirkung von Gravitation auf Materie und

„Es gibt nicht den kleinsten Hinweis auf


Antimaterie, müsste Letztere bislang unbekannte
Eigenschaften haben. Das wäre eine ­sensationelle

Antigravitation, und es spricht eine ganze


Entdeckung. Doch es gibt noch vieles, das wir
nicht verstehen – zum Beispiel, warum es so wenig

Menge dagegen.“ Holger Müller


Antimaterie gibt. Das sind gute Gründe, ihre Eigen-
schaften zu studieren. Und man kann nie sicher sein,
bevor man nachgesehen hat.“
Hinauf oder hinunter – ganz so einfach ist es Abkürzungen wie AEGIS, ATRAP, GBAR, BASE, ASA- nicht mehr als 110 Prozent und nicht weniger als 65
vielleicht doch nicht. „Es wäre verrückt, anzuneh- CUSA und das bereits erwähnte ALPHA – haben mit Prozent als jene von Materie betragen. Was die Frage
men, dass Materie nach oben fällt. Man könnte es Antimaterie zu tun und wollen ihre Eigenschaften nach einer Antigravitation völlig offen lässt.“
aber ernsthafter angehen und nach subtilen Ver- (vereinzelt auch im freien Fall) in den kommenden Ein Hauptproblem bei Antimaterie-Experimenten
änderungen im freien Fall suchen“, erklärt Müller: Jahren untersuchen. Mehrere konnten Antimaterie ist, dass die elektromagnetische Kraft bei geladenen
„Antimaterie fällt also nach unten, aber eventuell mit bereits erzeugen. Bei ALPHA wurde die gravitative Partikeln die Wirkung der Gravitation bei Weitem
einer geringfügig anderen Beschleunigung als Mate- Beschleunigung von Antiwasserstoff studiert; genau- übertrifft. Antiteilchen aufzubewahren, sogar
rie. Selbst das wäre schwer zu argumentieren, aber ere Messungen sollen folgen. neutrale, ist extrem schwierig: Die Wände eines
immerhin nicht verrückt.“ „Die Beschleunigung von Antimaterie im Schwer- jeden Behälters oder Apparats bestehen zwangsläufig
Sogar Antigravitations-Skeptiker wie Müller geben kraftfeld der Erde zu messen ist eine Bewährungs- aus Materie, was prompt zur Annihilation führt.
zu, dass in diesem Bereich ernsthafte Wissenschaft prüfung für die allgemeine Relativitätstheorie“, meint Immerhin gibt es hier einen Hoffnungsschimmer:
betrieben werden muss. Mehrere Experimente befas- Kaplan: „Das wurde erst in den letzten Jahren mach- Beim BASE-Experiment des CERN wurde das
sen sich mit der Wirkung von Gravitation auf Anti- bar. ALPHA publizierte 2013 den ersten Rahmen: Die Problem irgendwie mit entsprechenden Magneten
materie. Viele der CERN-Projekte – ein Haufen von gravitative Beschleunigung von Antiwasserstoff soll umgangen.
Messungen von Antigravitation oder ähnlichen
Effekten erfordern exakteres Vorgehen sowie neueste
Ausrüstung. Bei CERN weiß man das und rüstet
entsprechend auf. Die Forschungen am Antiwasser-
stoff werden in den kommenden Jahren fortgesetzt.
Kaplan und ITT-Physiker bereiten gerade ein Projekt
namens MAGE vor (Muonium Antimatter Gravity
Experiment), mit dem sich gravitative Abweichungen
im Genauigkeitsbereich von einem Pikometer (einem
Billionstel Meter) nachweisen lassen sollen.
Die meisten Wissenschaftler vermuten, dass zwi-
schen der Anziehung von Materie und Antimaterie
© Shutterstock; Sergey Nivens; ATLAS experiment; CERN

nur ein winziger Unterschied besteht. Und doch wäre


jede Abweichung von Bedeutung.
„Selbst die geringste Diskrepanz – wenn zum Bei-
spiel die gravitative Beschleunigung von Antimaterie
nur um ein Millionstel größer oder kleiner ist als bei
Beim Urknall sollte
Materie – würde unser Verständnis der Kosmologie
eigentlich gleich viel
verändern“, führt Kaplan aus: „Wahrscheinlich gäbe es
Materie wie Antimaterie
entstanden sein. Wenn keinen praktischen Anwendungsbereich. Antigravita-
das stimmt – wohin ist tion hätte aber enorme Auswirkungen auf die Struk-
die Antimaterie dann tur und Entstehung des Universums. Womöglich
verschwunden? könnten wir dann auf Theorien bezüglich Dunkler
Energie und Dunkler Materie verzichten.“

77
78
Blick in ein Schwarzes Loch

Der Blick in ein


SCHWARZES
l ch
Ein solches Objekt aufzuspüren ist nicht schwer. Es abzubilden
ist fast unmöglich – doch genau das haben sich die Astronomen
am Event Horizon Telescope nun vorgenommen

Im April dieses Jahres wurden über tausend Com- schuss kommen von einem Teleskop, das gewisser-
puterfestplatten aus sieben Observatorien auf drei maßen so groß ist wie die Erde – dem Event Horizon
Kontinenten per Luftfracht in US-amerikanische Telescope, kurz EHT genannt.
Rechenzentren transportiert. Die Harddisks enthiel- Schwarze Löcher lassen sich grob in zwei Kate-
ten gut drei Petabyte an Daten. Das ist mehr, als gorien unterteilen. Stellare Schwarze Löcher ent-
man brauchen würde, um sämtliche jemals gedreh- stehen, wenn einem Stern der Brennstoff ausgeht.
ten Hollywood-Filme abzuspeichern. Doch es wäre Er explodiert dann in einer Supernova, stößt seine

© Babak Tafreshi; Science Photo Library


nicht genug, um auch nur ein verschwommenes Bild äußeren Lagen ab und bricht unter seiner eigenen
eines Schwarzen Lochs aufzunehmen: Diese Objekte Schwerkraft zusammen. Selbst große Sterne können
zählen zu den am schwersten zu erfassenden im als vergleichsweise kleine Schwarze Löcher enden,
ganzen Universum. Die Daten für den Schnapp- da sie den überwiegenden Teil ihrer Masse verlo-

79
Blick in ein Schwarzes Loch

ren haben. Das größte bekannte Objekt dieser Art genannt und wiegt vier Millionen Sonnenmassen. die Emissionen auf tausend Milliarden Milliarden
ist etwa 30-mal so schwer wie unsere Sonne, das Trotz dieser gewaltigen Dimensionen hat noch nie- Milliarden Gigawatt, also rund zweihundertmal so
kleinste nur vier- bis zehnmal. Die zweite Kategorie mand Sagittarius A* mit einem Teleskop beobachtet, viel wie bei der gesamten Milchstraße. Das Schwar-
umfasst die sogenannten supermassiven Schwar- weil Schwarze Löcher – wie der Name schon sagt – ze Loch im Zentrum unserer Galaxis strahlt aber
zen Löcher. Darüber, wie sie entstehen, wird noch unsichtbar sind. Allerdings verraten sie sich durch viel weniger ab – etwa hundertmal so viel wie die
debattiert; laut Professor Fulvio Melia vom Steward heftige Emissionen anderer Strahlung. Sicher, nichts Sonne, und das zumeist auf Radio- und Röntgenwel-
Observatory der University of Arizona sind sie kann dem Ereignishorizont entrinnen. Aber in der lenlängen.“ Denn es stürzt derzeit nur wenig Masse
möglicherweise bloß älter. „Supermassive Schwarze unmittelbaren Umgebung geht es zu wie in einem hinein. „Dass Sagittarius A* so blass ist, zeigt, dass es
Löcher hatten viel mehr Zeit, um zu wachsen, weil Hexenkessel. Staub und Gas rasen auf spiralförmigen nicht als Chefkoch über den galaktischen Suppen-
ihre Kerne wahrscheinlich bereits 400 bis 600 Mil- Bahnen nach innen. Dabei werden einzelne Partikel topf gebietet. Es kann nur zubereiten, was sich in
lionen Jahre nach dem Urknall entstanden sind. Um bis fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, und seiner direkten Umgebung befindet. Dieses Schwar-
auf ihre heutige Größe anwachsen zu können, muss- diese Strahlung können wir erfassen. Wie hell eine ze Loch ist auf Diät!“ Obendrein ist Sagittarius A*
ten sie sich aber in einer passenden Region befin- Akkretionsscheibe leuchtet, hängt davon ab, wie viel 26.000 Lichtjahre weit weg. Auf diese Entfernung
den, wo es viel Gas einzusammeln gab; mit anderen in das Schwarze Loch stürzt, erklärt Professor Heino kann selbst das 305-Meter-Teleskop des Arecibo-
Worten dort, wo sich Galaxien bildeten.“ Der frühe Falcke, Dozent für Astroteilchenphysik und Radioas- Observatoriums in Puerto Rico das Objekt nur als
Beginn führte dazu, dass solche Objekte inzwischen tronomie an der holländischen Radboud University punktförmige Energiequelle wahrnehmen. Um
millionenmal so schwer sein können wie ihre stel- Nijmegen. davon ein Bild zu bekommen, was den Ereignishori-
laren Brüder. Das supermassive Schwarze Loch im „Würde jährlich das Äquivalent einer Sonne in so zont (englisch: Event Horizon) zeigt, muss man sich
Zentrum unserer Milchstraße wird Sagittarius A* ein supermassives Schwarzes Loch stürzen, kämen der Langbasisinterferometrie bedienen (Very Long
Baseline Interferometry, kurz VLBI).

„Um auf ihre heutige Größe anwachsen


„Bei der Langbasisinterferometrie werden die
Daten mehrerer Teleskope kombiniert“, führt Falcke

zu können, mussten sie sich in einer


aus. „Die eintreffenden Photonen werden digitalisiert
und als virtuelle Kopien auf Festplatte gespeichert.

passenden Region befinden.“ Prof. Fulvio Melia


Wir können dann die Aufzeichnungen zusammen-
spielen, als wären sie durch ein einziges, viel größe-

Ziel: Milchstraße Vor allem das supermassive Schwarze Loch


unserer Galaxis steht im Fokus

Sagittarius A* Magnetfeld
Die Mitte der Galaxis ist selbst für Als Sagittarius A* zu Beginn des
Astronomen wegen der dazwischen­ Jahres 2015 Röntgenstrahlen
liegenden Staubwolken schwer zu erkennen. Raumzeit aussandte, die 400-mal stärker
Um das Schwarze Loch – Sagittarius A* – Das Gefüge des Universums ist eine waren als sonst, ergaben sich
betrachten zu können, setzt das Event Verbindung des drei­dimensionalen neue Hinweise auf verschränkte
Horizon Telescope auf Radiowellenlängen. Raumes mit der Zeit. Magnetfelder.

80
Blick in ein Schwarzes Loch

Wie das Event Horizon


Telescope funktioniert
Bei dem planetengroßen Array kommt die
modernste Technologie zum Einsatz

Tarnkappe Grenzbereich
Was sich hinter dem Ereignis- Hinter dem
Ereignis­horizont
horizont befindet, bleibt für alle
wird selbst
Zeiten verborgen, da nicht ein-
das Licht
mal das Licht entkommen kann. eingefangen.
Die hineinstürzende Materie
strahlt jedoch hell.
Polare Jets
Ein Teil des
Gases strömt
Akkretionsscheibe senkrecht zur
Das Zentrum der Milchstraße, vom Chandra-Röntgen- Staub und Gas erreichen bei­ Rotations­ebene
Observatorium aus gesehen. nahe Lichtgeschwindigkeit. vom Schwarzen
Loch weg.

Gravitationslinse
In der Umgebung des Ereignis­
horizonts werden die Licht­
strahlen abgelenkt, wodurch sich
das Bild der Akkretionsscheibe
für den Beobachter verändert.

Draufsicht
Ist die Scheibe zu
uns hin geneigt,
wirkt sich der
Gravitations­
linseneffekt nur
wenig aus.

Seitenansicht
Supermassive Schwarze Löcher im Zentrum von Aus einem schrägeren
Galaxien weisen starke Magnetfelder auf. Winkel wird der
Hintergrund des
Schwarzen Lochs
sichtbar.

Die „Banane“
Unmittelbar beim Schwarzen Loch
orbitiert die Materie so schnell, Heller Bereich
dass man ihre Emissionen Die Seite mit detektier­
baren Wellenlängen
je nach Position deutlich
erscheint für uns heller.
unterscheiden kann.

Blauverschiebung Rotverschiebung
Licht, das sich auf uns Licht, das sich weg­
zubewegt, wird in seiner bewegt, wird in seiner
Eine Schüssel des CARMA-Arrays, das dem Event Wellenlänge gestaucht. Wellenlänge gedehnt.
Horizon Telescope erste Daten lieferte.

81
Blick in ein Schwarzes Loch

Derzeit
beteiligte Arizona Radio Observatory Submillimetre

Teleskope
Telescope
Standort: Mt. Graham, Arizona, USA
Teleskopgröße: 10 m
Betreiber: Steward Observatory,
University of Arizona
Bei sommerlichem Wetter ist die
Diese Observatorien Luft meist zu feucht für kurze
Wellenlängen.
haben sich für das
Projekt zusammen-
geschlossen

Large Millimetre Telescope


Standort: Sierra Negra, Mexiko
Teleskopgröße: 50 m
Betreiber: National Institute of Astrophysics,
Optics and Electronics, University
of Massachusetts
Mexikos größtes Forschungs-
projekt trägt maßgeblich zum
EHT-Array bei.

Combined Array for Research in


millimetre-wave Astronomy (CARMA)
Standort: Cedar Flat, Kalifornien, USA
Arraygröße: 23 Teleskope von 3,5 m bis 10,4 m
Betreiber: Caltech
Mit dem CARMA-Array wurden einige der
ersten Größenmessungen des Ereignis­
horizonts von Sagittarius A*
durchgeführt.

Submillimetre Array (SMA)


Standort: Mauna Kea, Hawaii, USA
Arraygröße: 8 Teleskope zu 6 m
Betreiber: Smithsonian Astrophysical Observatory
und Academic Sinica Institute
Die Signale des SMA werden per Interfero­
metrie kombiniert. Das ergibt eine
Gesamtöffnungsweite von
509 m für das Array.

James Clerk Maxwell Telescope (JCMT) Caltech Submillimetre Observatory (CSO)


Standort: Mauna Kea, Hawaii, USA Standort: Mauna Kea, Hawaii, USA
Teleskopgröße: 15 m Teleskopgröße: 10,4 m
Betreiber: East Asian Observatory Betreiber: Caltech
Das JCMT ist seit 1987 im Einsatz. Es Die hier gesammelten Daten erhöhten die
arbeitet auf Wellenlängen, die kürzer als Messgenauigkeit des EHT-Projekts
1 mm sind, und verfügt über eine und brachten außerdem die Pläne
der größten einzelnen zum Bau größerer Teleskop­
Radioantennen. arrays voran.

82
Blick in ein Schwarzes Loch

res Teleskop gekommen. Es gibt Lücken dazwischen,


Event-Horizon- aber das heißt nicht, dass wir Lücken im Bild haben;
Öffnungsweite: die Abbildung wird nur etwas unschärfer, wie bei
einem komprimierten JPEG-Foto.“ Das Event Hori-
12.600 km zon Telescope ist ein Verbund von Observatorien auf
Event-Horizon- der ganzen Welt. 2007 startete das Projekt mit nur
Auflösung: drei Stationen: auf Hawaii, in Arizona und in Kalifor-
nien. Trotzdem konnte es bereits eine Struktur um
< 25 Mikrobogen- Sagittarius A* ausmachen, die zum vorhergesagten
sekunden Umfang des Ereignishorizonts passte. Seitdem haben
IRAM sich Jahr für Jahr weitere Teleskope angeschlossen,
Standort: Sierra Nevada, Spanien
um die Auflösung zu verbessern. „Seit 2007 haben
Teleskopgröße: 30 m
wir erstmals gebündelte Magnetfelder um Sagitta­
Betreiber: Institut de
Radioastronomie Millimétrique rius A* entdeckt, sowie eine asymmetrische Struktur
Das Observatorium ist rund um die um das Schwarze Loch“, sagt Dr. Sheperd Doeleman,
Uhr im Einsatz, kann aber nur ein Direktor des EHT-Projekts.
Drittel seiner Zeit dem Projekt Selbst das EHT könnte Sagittarius A* nicht ausma-
widmen. chen, gäbe es da nicht den Gravitationslinseneffekt.
Er lenkt das Licht hinter dem Schwarzen Loch ab
und wirft einen Schatten des Ereignishorizonts,
der fünfmal so groß erscheint, wie man ihn aus
unserem Blickwinkel sonst wahrnehmen würde.
Das EHT ermittelte den sichtbaren Durchmesser
des Schattens auf 37 Mikrobogensekunden. Bis vor
Kurzem hatten sich noch nicht genügend Stationen
dem Verbund angeschlossen, um aus den Daten ein
Bild formen zu können. Im April dieses Jahres dann
arbeitete das EHT fünf Nächte lang mit insgesamt
sieben Teleskopen. Die vereinte Kapazität ermöglich-
te eine Bildauflösung von 20 Mikrobogensekunden.
Laut Melia reicht das gerade eben aus. „Den Schatten
Atacama Submillimetre aufzunehmen ist so, als wollte man eine Grapefruit
Telescope Experiment (ASTE) fotografieren, die auf dem Mond liegt. Um auf acht
Standort: Pampa La Bola, Northern Chile Pixel in der Schattendiagonale zu kommen, brau-
Teleskopgröße: 10 m chen wir die ganze Erde als Apertur.“
Betreiber: National Astronomical Drei Millionen Gigabyte für ein Bild mit acht
Observatory of Japan Pixeln Durchmesser klingt nach ziemlich absurdem
Das Radioteleskop wird von japani­ Aufwand. Der Grund liegt in der Präzision, mit der
schen und chilenischen Univer­
die Teleskope das schwache Signal aufnehmen. Eric
sitäten betrieben.
Agol, Professor für Astronomie an der University of
Washington, erläutert: „Radiowellen haben eine sehr
hohe Frequenz. Es wird daher eine große Summe an
Daten erfasst, und selbst nach dem Komprimieren
bleibt noch eine ganze Menge abzuspeichern. Es
entspricht dem Unterschied zwischen dem Auf-
schreiben der Noten und der Aufnahme des entspre-
chenden Liedes. Ein übliches Teleskop zeichnet nur
Atacama Pathfinder Experiment (APEX) die Photonen auf (wie Noten), während das VLBI die
Standort: Llano de Chajnantor, Nordchile Radiowellen aufnimmt (wie Musikschwingungen).“
Teleskopgröße: 12 m Laut Falcke führt diese Methode zu einem rasanten
Betreiber: ESA, Europa Anstieg der Datenmenge. „Das EHT verwendet 2-Bit-
Die Atacama-Wüste ist einer der trockensten Sampling, jedes Photon wird also zu 0, 1, 2 oder 3,
Orte der Welt. Das Teleskop (errichtet unter je nach Signalamplitude. Jedes Teleskop nimmt pro
anderem vom Max-Planck-Institut) ist
Sekunde acht Milliarden Samples auf zwei verschie-
auf 5.100 m Seehöhe das höchst­
denen Polarisationsebenen auf. Im Lauf einer Nacht
gelegene des Arrays.
sammelt ein Teleskop sechs bis acht Stunden lang
Daten, und das EHT umfasst sieben Teleskope an
sechs unterschiedlichen Standorten.“
Neben Sagittarius A* befindet sich noch ein
zweites supermassives Schwarzes Loch im Erfas-
sungsbereich. Das Objekt liegt im Sternbild Jungfrau,
im Zentrum der elliptischen Galaxie M87. Sie ist
eine der größten ihrer Art im Universum, und ihr
Der 10-Meter-Reflektor des South Schwarzes Loch ist 1.500-mal so groß wie das der
Pole Telescope wird bald das Milchstraße. Leider ist es aber auch 2.000-mal so
EHT ergänzen. weit weg, weshalb es aus unserer Sicht kleiner als
Sagittarius A* erscheint. Es sind die einzigen beiden

83
Blick in ein Schwarzes Loch

Die Beibehaltung des


Drehimpulses lässt die
Materie immer schneller
nach innen strömen.

„Mit dem VLBI bekommt man nicht auto-


matisch ein Bild. Die Daten müssen erst
einen Algorithmus durchlaufen.“ Pierre Christian
Schwarzen Löcher des bekannten Weltalls, die nahe sichelförmiges Bild bekommen, dessen Durchmesser
und groß genug sind, um vom EHT erfasst zu wer- in Relation zur Masse des Schwarzen Lochs steht.
den – und auch nur dann, wenn der Himmel klar ist Was wir aber wirklich sehen, hängt davon ab, wie
und alle teilnehmenden Observatorien gleichzeitig sich das Gas und die energiereichen Partikel in der
arbeiten. Das EHT-Projekt konkurriert mit Hunderten dortigen Umgebung verhalten. Strömen sie in einer
anderen Forschungsteams um Teleskopzeit. Bei den gleichmäßigen Anordnung nach innen? Ballen sie
Beobachtungen im April wurden jedem der Schwar- sich zusammen? Gibt es Materie, die fast mit Licht-
zen Löcher zwei Nächte gewidmet. Die Observato­ geschwindigkeit davongeschleudert wird? All das
rien liegen in großer Höhe; für die Datenspeicherung kann vorkommen, nacheinander oder gleichzeitig.
kamen deshalb spezielle, mit Heliumgas gefüllte Auch deshalb ist das Experiment so spannend. Wir
Am Atacama Large Millimetre Array führt ein Groß- 8-Terabyte-Festplatten zum Einsatz, die unempfind- sehen uns diese Umgebung zum ersten Mal an.“
rechner die Antennensignale zusammen. lich gegen den schwachen Atmosphärendruck sind. Ein ausgearbeitetes Bild wird das EHT-Team nicht
Eines jener Teams, welche die Daten zu einem vor Jahresende präsentieren können, und Falcke
Bild verarbeiten, ist das von Pierre Christian am Har- warnt jetzt schon vor allzu großen Erwartungen.
vard Smithsonian Center for Astrophysics. „Mit dem „Ein langsam rotierendes Schwarzes Loch, dessen
VLBI bekommen die Astronomen nicht automa- Scheibe in unserer Sichtachse geneigt ist, sollte
tisch ein Bild aus den Daten. Sie müssen erst einen einen bananenförmigen Schatten werfen; das fertige
komplexen Algorithmus durchlaufen. Eine weitere Bild wird aber eher einer seltsamen Erdnuss glei-
Schwierigkeit besteht darin, dass die Atmosphäre chen. Um hier nachzubessern, müsste das EHT die
auf der für das Experiment gewählten Wellenlänge Daten vieler Jahre ausmitteln und noch mehr Tele-
jede Menge Rauschen erzeugt. Das EHT-Team muss skope dazunehmen. In Afrika zum Beispiel gibt es
großen Aufwand betreiben, um mit diesen Heraus- gar kein Teleskop für Millimeter-Wellenlängen. Eines
forderungen zurechtzukommen.“ hinzustellen würde 10 Millionen Dollar kosten – aber
Das sieht nach viel Arbeit aus – für ein letztlich das wäre vertretbar, um aus einer Erdnuss eine
grobkörniges Bild. Bei dem Bemühen, den Ereignis- Banane zu machen.“
horizont abzubilden, geht es jedoch auch um einen In der Zukunft könnte das EHT durch Radiotele­
optischen Beweis für Einsteins Relativitätstheorie. skope im Orbit ergänzt werden. Das würde zwar
Dr. Geoffrey Bower, wissenschaftlicher Leiter für die auch keine weiteren Schwarzen Löcher ins Blickfeld
Hawaii-Operationen am Academica Sinica Institute holen, aber die erfassten besser abbilden. „Wenn
Das Schwarze Loch der Galaxie M 87 befindet sich in for Astronomy and Astrophysics, beschreibt es so: wir die Physik eines Schwarzen Loches verstanden
Reichweite des Event Horizon Telescope. „Die Relativitätstheorie sagt voraus, dass wir ein haben, haben wir alle verstanden“, erklärt Bower.

84
Blick in ein Schwarzes Loch

Was wir dort 2


sehen werden
Das Event Horizon Telescope wird die
Umgebung von Sagittarius A* sichtbar machen
1
3

1 Die Computer­
simulation zeigt, wie
der „Hotspot“ des Gases
4
um ein Schwarzes Loch
in hochauflösender

NAOJ; NRAO; S. Argandoña; D. Psaltis; A. Broderick; Bronzwaer; Davelaar; Moscibrodzka; Falcke; Radboud University
Darstellung aussieht.

© NASA; CXC; MIT; F.K.Baganoff et al.; M. Weiss; CfA; Mike Peel; ESO; H.H.Heyer; Afshin Darian; JPL-Caltech; GSFC;
2 Gemäß der
Relativitäts­theorie
sollte ein Schatten von
Sagittarius A* Kreis­
bögen folgen; für uns
könnte er aber auch
verbeult erscheinen.

3 Ein simulierter
Ereignishorizont
mit relativistischem Jet.
Die Strahlung um ein
Schwarzes Loch wird
von der Gravitation auf
Kreisbahn gezogen.

4 Die Grafiker beim


Projekt Event
Horizon haben ihre
Rechner mit Einsteins
Formeln gefüttert: So
also soll das Schwarze
Loch im Zentrum der
Milchstraße aussehen.

85
Entdecken Sie
das Universum!
So macht Wissen Spaß: Mit vielen informativen Artikeln und atemberaubenden Fotos
nimmt das Weltraum-Magazin Space seine Leser mit auf eine faszinierende Reise ins
Weltall. Erfahren Sie alles über Raumfahrt, Sonnensystem und ferne Galaxien.

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Datum, Unterschrift
Blick ins All

Tipps & Tricks

Neptun beobachten
Im Herbst tritt der Gasriese in Opposition – jetzt ist also
Sternkarte verwenden
Ein solches Nachschlagewerk mit Gra­
fiken und Fotos ist eine große Hilfe.
Während seiner Opposition befindet
sich der Neptun im Sternbild Wasser­
mann – hier kann die Suche beginnen.

die beste Gelegenheit, ihn zu betrachten; eine Heraus­ Das Blickfeld kennen
Man sollte mit seinem Instrument
forderung für den Amateur bleibt dieser Planet trotzdem einigermaßen vertraut sein. Wenn man
die Größe des Gesichtsfelds kennt,
findet man sich schneller zurecht.

Farbfilter einsetzen
Benötigt:
fernsten Planeten unseres Sonnensys- Verrier und seines englischen Kollegen
tems, seit man den noch näher am John Couch Adams von dem deut- Ein blauer oder grüner Farbfilter erhöht
Kuipergürtel wandernden Pluto zum schen Astronomen Johann Gottfried den Kontrast. Dadurch lässt sich die
✔ Ein mittelstarkes kleine, blasse Scheibe des Gasriesen
Zwergplaneten degradiert hat. Neptun Galle entdeckt – gewissermaßen ein
Teleskop leichter erkennen.
ist ein sogenannter Gasriese, ähnlich Fund europäischer Zusammenarbeit.
✔ Sternkarte wie Jupiter, Saturn und Uranus. Wegen Mit freiem Auge ist Neptun nicht Mit einer passenden
✔ Farbfilter (optional) seiner großen Entfernung zur Sonne ist zu sehen, und selbst in Opposition Vergrößerung beginnen
es auf dem Neptun jedoch viel kälter. erreicht sein Durchmesser für uns Auch wenn das Objekt klein ist:
Das Gas, aus dem der Planet besteht, ist nur 2,4 Bogensekunden. Hat man ihn Zunächst sollte man nur eine moderate
Wenn ein Planet in Opposition steht, gefroren. Die chemische Zusammenset- einmal mit dem Teleskop aufgespürt, Vergrößerung einsetzen, damit man
bedeutet das, dass er sich – von uns zung lässt Neptun bläulich erscheinen, erscheint er als winzige bläuliche genügend Sterne im Blickfeld hat, an
aus gesehen – am Himmel auf der der was man bereits mit einem einfachen Scheibe. Hier ist ordentliche Vergrö- denen man sich orientieren kann.
Sonne gegenüberliegenden Seite befin- Fernrohr sieht. An Merkmalen hat er ßerung gefragt, so weit, wie es das
det. Dazu muss sich die Erde zwischen wenig zu bieten, abgesehen vom „Gro- Instrument zulässt. Ein Farbfilter kann Heranholen
dem Himmelskörper und der Sonne ßen Dunklen Fleck“ mit seinen hellen die Sicht verbessern; es zahlt sich aus, Ist der Planet dann gefunden, wird
es Zeit, auf ein stärkeres Okular zu
befinden. Wir sind dem Planeten dann Wolken am Rand; beides ist mit Ama- damit zu experimentieren. Immerhin
wechseln; je kleiner der Bildausschnitt,
relativ nahe (so weit, wie das die jeweili- teurteleskopen aber nicht erkennbar. sollte man eines nicht vergessen: Der desto stärker die Vergrößerung.
gen Umlaufbahnen eben gestatten). Auf- Das Schönste an der Beobachtung Planet ist 4,2 Milliarden Kilometer von
grund dieser Nähe erscheint das Objekt von Neptun ist, dass wir ihn überhaupt der Erde entfernt. Das von ihm reflek- Im Sternbild Wassermann
in Bezug auf seinen Durchmesser für sehen können. Er wurde erst im Jahr tierte Licht benötigt über vier Stunden, suchen
uns so groß wie zu keiner anderen Zeit. 1846 aufgrund von Berechnungen aus um uns zu erreichen! Es ist schon Ganz leicht ist es nicht, aber man braucht
Im September trifft diese Konstellation Bahnstörungen des Uranus durch den etwas Besonderes, den abgelegensten im Prinzip nur nach einem „Stern“ zu
auf den Neptun zu – den achten und französischen Mathematiker Urbain Le großen Planeten im Visier zu haben. suchen, der dort nicht hingehört.

88
blick ins all
Neptun beobachten

Den Eisriesen ins Visier holen


Der Neptun erscheint selbst in guten Teleskopen klein, also ist einige Sorgfalt vonnöten
Eine hochwertige Sternkarte ist nahezu unverzichtbar; gleicht man das Blickfeld an den Kartenausschnitt an.
wobei es auch ein Ausdruck von einer Planetariums- Man beginnt mit Lambda Aquarii und schwenkt lang-
software tut, die den gewünschten Himmelsausschnitt sam hinauf, bis sich die blasse Scheibe des Neptun im Schicken Sie uns Ihre Fotos!
abdeckt. Im September steht der Neptun ein paar Grad Zentrum befindet. Dann wird das Teleskop in seiner spacefotos@emedia.de
südöstlich des Sterns Lambda Aquarii. Am besten Position fixiert und ein stärkeres Okular eingesetzt.

1 2 3
Timing ist alles Setzen Sie ein schwaches bis mittleres Auf der Karte nachsehen
Vermeiden Sie Nächte rund um den Vollmond. Okular ein Prägen Sie sich die Anordnung der Sterne rund
Der Erdtrabant strahlt sonst so hell, dass sein Ein weites Blickfeld erleichtert zu Beginn um Lambda Aquarii im Sternbild Wassermann
Licht mit jenem der Sterne interferiert und die die Orientierung. So kann man die Sterne in ihrer ein und versuchen Sie, Ihr Sichtfeld möglichst der
Sichtbedingungen verschlechtert. Position rund um den Gasriesen identifizieren. Karte anzugleichen.

4 5 6
Schwenken Sie das Fernrohr Farbfilter einsetzen Erhöhen Sie die Vergrößerung
Führen Sie das Instrument – immer noch mit Es sind zahlreiche Filter erhältlich, die den Wenn Sie den Neptun entdeckt haben, justieren
der mittleren Apertur – dorthin, wo sich der Kontrast erhöhen und die Sicht verbessern. Sie das Objekt im Zentrum Ihres Sichtfelds.
Neptun befinden sollte; sehen Sie im Zweifelsfall auf Versuchen Sie es mit verschiedenen Tönungen, bis Nun können Sie ein stärkeres Okular einsetzen und
die Karte. das Ergebnis passt. den Punkt heranholen.

89
sonnensystem

Wie wird das


Sonnensystem aus-
sehen, wenn sich die
Sonne zum Roten
Riesen wandelt?
Uranus
Auf dem inneren der beiden
Eisgiganten wird es für zwei
Millionen Jahre angenehm warm
werden. Das Eis auf der Oberfläche
seiner Monde wird schmelzen,
sodass sie bewohnbar sind.

Woraus besteht
der Raum zwischen
den Galaxien? Neptun
Der Raum zwischen den Galaxien Selbst wenn die Sonne ihren
scheint auf den ersten Blick ziemlich größten Umfang erreicht, ist
der äußerste Planet unseres
leer, da das Licht ferner Sterne vom
Systems noch deutlich zu
intergalaktischen Medium kaum weit entfernt, um aus seinem
getrübt wird. Es besteht vor allem aus tiefgefrorenen Zustand geweckt
ionisiertem Wasserstoff, also Protonen. zu werden.
Tatsächlich befindet sich im „leeren“
Raum zwischen den Galaxien eine
größere Menge normaler (baryonischer) sonnensystem
Materie als in den Galaxien selbst.
Das vorhandene Material ist allerdings
ungleichmäßig verteilt, ähnlich wie in
Was würde passieren, hätte die Nördlicher
Magnetpol
einem kosmischen Spinnennetz. Die
Verteilung wird von der unsichtbaren
Erde ein stärkeres Magnetfeld?
Dunklen Materie bestimmt. Sie bewirkt Eine große Veränderung würde sich
Geografischer
durch ihre Gravitationskraft, dass sich in der Art und Weise vollziehen, wie
Nordpol
die normale Materie auf bestimmte unser Planet mit der kosmischen
Bereiche konzentriert. So umgeben Strahlung interagiert. Bei einem stär-
Halos aus Dunkler Materie ganze Gala- keren Magnetfeld würden die „Strah-
xien. Computersimulationen zeigen lungsfallen“, die Van-Allen-Gürtel, an
die langen, dünnen Filamente, die das Größe und Dichte zunehmen. An den
Universum durchziehen und an denen Polen würde das Magnetfeld mehr
sich auch die sichtbaren Galaxien aus- Strahlung in die Atmosphäre einbrin-
richten. Abseits dieser Materieströme, gen. Dadurch könnten Polarlichter
in den Senken Dunkler Materie, ist das heller, größer, länger und bis weiter
Universum dann auch besonders leer. zum Äquator erstrahlen. Vermutlich
würden auch die von der Interaktion
herrührenden Radio-Interferenzen
zunehmen und den Funkverkehr
stören. Die kosmische Strahlung
beeinflusst auch unser Wetter. Würde
das stärkere Magnetfeld sie noch bes-
ser blockieren, könnte sich auch das
Die Existenz Dunkler Materie Klima im Ganzen ändern, und zwar
bestimmt die Masseverteilung in kaum vorhersehbarer Weise. Geografischer
zwischen den Galaxien. Südpol Südlicher Magnetpol

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90
Jupiter
Die stärkere solare Einstrahlung
wird die Atmosphäre des Gasriesen
deutlich aufblasen. Seine großen
Monde werden für 30 Millionen
Jahre bewohnbar sein.

Saturn
Auch die Atmosphäre des Saturn wird sich
ausdehnen, und von seinen Ringen wird
Was verursacht
nichts übrig bleiben. Seine Monde, inklusive Iridium-Flares?
des Methanmonds Titan, werden etwa Ab und zu erhält die Redaktion
acht Millionen Jahre lang für den Menschen
Anfragen über helle Objekte, die für
angenehme Temperaturen aufweisen.
wenige Sekunden am Nacht- oder
auch Taghimmel auftauchen und
Weltraumforschung schnell wieder verschwinden. Es
handelt sich um Iridium-Flares,

Sind neue Missionen zum Saturn geplant? die nach der Satellitenflotte des
Iridium-Kommunikationssystems
Die Cassini-Sonde und der Huygens- benannt sind. Die 66 Satelliten

„Forscher würden liebend


Lander haben eine riesige Zahl neuer besitzen je drei Hauptantennen,
Erkenntnisse über den Ringplaneten die mit einem stark reflektierenden
und seine Monde nach Hause gefunkt.
Aber damit sind auch viele neue Fragen gern zum Saturnmond Titan Material überzogen sind. Trifft
Sonnenlicht im richtigen Winkel
entstanden. Forscher würden deshalb
liebend gern zum Saturnmond Titan zurückkehren und seine Seen auf, entsteht ein reflektierter Licht-
kegel, der mit einem Durchmesser
zurückkehren und seine Methanseen
aus der Luft, von Land und vom Boot
aus der Luft, von Land und von mehreren Kilometern die Erd-
oberfläche überstreicht. Das Licht
aus erkunden. Enceladus ist mit seinen
eisigen Geysiren und dem Leben, das
vom Boot aus erkunden.“ kann bis zu 50-mal so hell wie die
Venus sein und ist mit -9 Mag auch
sich womöglich in seinem Ozean ent- tagsüber gerade noch erkennbar.
wickelt hat, ein weiteres lockendes Ziel. Unter der Adresse www.calsky.com/
NASA und ESA haben viele Vorschläge cs.cgi?&Iridium können Sie sich
für künftige Missionen erhalten, aber anzeigen lassen, wann an Ihrem
derzeit ist keiner davon finanziert. Rea- Standort Iridium-Flares zu erwarten
listisch betrachtet wird es wohl bis in die sind. Bis Ende 2018 will Iridium
späten 2030er Jahre oder gar bis nach eine neue Satellitengeneration im
2040 dauern, bis erneut eine Sonde All haben, die keine Flares mehr
den Saturn erreicht. In der Zwischenzeit verursachen wird.
bekommt Jupiter die größte Aufmerk-
samkeit. Juno umkreist ihn gerade, und
NASA und ESA entwickeln Missionen zu
© NASA; ESA; Andrzej Łuczak

seinen Monden Europa und Ganymed,


die ebenfalls primitives Leben beherber-
gen könnten. Sowohl die ESA-Mission
JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) als
auch der Europa-Clipper der NASA sol-
len in den 2020er Jahren starten.

91
TIEFRAUM

astronomie
Warum glauben einige Astrophysiker,
Welches ist der am
weitesten entfernte, das Universum sei unnatürlich?
mit bloßem Auge In diesem Zusammenhang bedeutet die Existenz von Sternen, Planeten dass wir in einem Multiversum
sichtbare Stern? „unnatürlich“ nicht „künstlich“. und Leben ermöglicht wird. Wären existieren, das eine unendliche Zahl
Die Frage lässt sich nicht mit absoluter Vielmehr geht es darum, dass sich etwa Protonen ein kleines bisschen von Universen mit allen möglichen
Sicherheit beantworten, da es noch die Grundlagen des Universums schwerer, könnten Atome keine physikalischen Gesetzen enthält.
an der Genauigkeit der Entfernungs- nicht einfach so, „natürlich“, aus den Moleküle bilden. Wäre die Gravitation Dass wir ausgerechnet in unserem
messung fehlt. Ein Kandidat ist der Formeln der Mathematik ergeben. noch etwas schwächer, könnten Kosmos leben, liegt dann daran, dass
Binärstern Eta Carinae, der sich in Vielmehr scheint der Kosmos ziemlich Sterne ihre Fusionsreaktion nicht nur dieses Universum die nötigen
7.500 Lichtjahren Entfernung befindet genau so beschaffen zu sein, dass zünden. Eine Erklärung besagt, Bedingungen bietet.
und heute mit Mag 4 leuchtet. 1843
war Eta Carinae nach einem Ausbruch
für kurze Zeit der zweithellste Stern TIEFRAUM
am Nachthimmel. Nahe heran kommt
der Rote Überriese AH Scorpii, der Gibt es Lebens-
formen, die im
7.400 Lichtjahre entfernt ist und zwi-
schen Mag 6,5 und Mag 9,6 wechselt.
Er gehört mit 1.400 Sonnenradien zu
All überleben?

© NASA; ESA; G. Illingworth, D. Magee, and P. Oesch, University of California, Santa Cruz; R. Bouwens, Leiden University;
den zehn größten bekannten Sternen.
Lange galt der variable Stern V762 Um im Weltall zu überleben, braucht
Cassiopeiae mit Mag 5,87 und 14.800 jede Lebensform drei Fähigkeiten:
Lichtjahren als Rekordhalter, doch Sie muss mit dem Vakuum zurecht-
2007 wurde seine Entfernung neu mit kommen, extrem tiefe Temperaturen

and the HUDF09 Team, © ESO/B. Tafreshi, © NASA, © ESO, © ESO/B. Tafreshi, ©NASA/JPL-Caltech
nur noch 2.800 Lichtjahren berechnet. aushalten und resistent gegen große
Supernova-Ereignisse überstrahlen Strahlendosen sein. Komplexes, multi­
natürlich jeden Stern. 1987 erreichte uns zelluläres Leben schafft das nur mit
das Licht einer in der Großen Ma­gel­ technischer Hilfe, anders als manche
lanschen Wolke explodierten Super­ Mikroben. Biologen haben schon viele
nova aus 168.000 Lichtjahren mit extremophile Arten entdeckt, also
Mag 3, während ein Gammaausbruch Lebewesen, die sich auf die Existenz
in 7,5 Milliarden Lichtjahren Entfer- unter extremen Bedingungen speziali-
nung 2008 für kurze Zeit eine schein- siert haben. Deinococcus radiodurans
bare Helligkeit von Mag 5,3 erreichte. etwa kann extrem hohe Radioaktivität,
Vakuum, Kälte und Trockenheit aus-
halten. Eine Art, die bereits einen Welt-
raumausflug überlebt hat, ist Strepto-
coccus mitis, die an Bord der Surveyor-
3-Kapsel in der Kamera-Isolierung eine
Reise zum Mond unternommen hat,
Einige Mikroben haben dort 2,5 Jahre verbrachte und dann
die harten Bedingungen von Apollo-12-Astronauten zurück zur
im All überlebt. Erde gebracht wurde. Allerdings ist
dieser Bericht nicht unumstritten.

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92
sonnensystem

Wie nahe kann Der Mond kann der


Erde gefahrlos (für ihn)

der Mond der Erde noch 95 Prozent


näherkommen.

kommen, ohne zu
zerreißen?
Wenn der Mond sich der Erde weiter nähern
würde, läge die rote Linie bei etwa 19.000
Kilometern Entfernung: Dann begänne die
Schwerkraft unseres Planeten, ihn allmäh-
lich zu zerreißen. Diese Distanz nennt man
auch Roche-Grenze (gesprochen als „Rosch“).
Derzeit umkreist der Mond die Erde in einem
mittleren Abstand von 384.400 Kilometern
und er entfernt sich dabei ganz langsam, es
besteht also keinerlei Risiko, dass das wirklich
einmal passiert. Die Roche-Grenze hat ihre
Ursache darin, dass die Anziehungskraft eines
Himmelskörpers bei seinem Begleiter auf der
ihm zugewandten Seite größer ist als auf der
abgewandten. Da jedoch der Mond als Gan-
zes um die Erde kreist, entstehen in seinem
harten Material Spannungen, die zur Zerstö-
rung des kompletten Mondes führen können.
Vorher würde es aber auch auf der Erde sehr
ungemütlich, da der Mond uns ebenfalls mit
seiner Anziehungskraft beeinflusst.

Weltraumforschung

Gibt es eine Mindestgröße, um als


Astronaut infrage zu kommen? Nancy
Currie-Gregg
Es gibt tatsächlich Einschränkungen
Größe: 1,52 m

© Alamy; Getty Images; Jeff Dai; JHUAPL; ESO; G. Hüdepohl; NASA; GSFC; Frank Reddy; Jarek Tuszyński; /JPL-Caltech; T. Pyle
bei der Wahl dieses Berufs. Die NASA
Nationalität: USA
schreibt öffentlich Mindestgrößen
Missionen:
für Piloten (1,57 Meter) und für Mis- STS-57, STS-70,
sionsspezialisten (1,49 Meter) vor. STS-88,
Die deutsche Polizei ist also strenger: STS-109
Länderabhängig beginnt die Min-
destgröße für eine Polizeilaufbahn
Richard
bei 1,60 Meter. Die Grenzen ergeben
Hieb
sich in der Regel aus dem Design der Größe: 1,91 m
Raumschiffe: Die Passagiere müs-
Jon
Nationalität: USA McBride
sen groß genug sein, um sämtliche Missionen: Größe: 1,88 m
Schalter zu erreichen. Aber auch am STS-39, STS-49,
anderen Ende des Größenspektrums Jim STS-65
Nationalität: USA
Wetherbee Missionen: STS-5,
gibt es Einschränkungen. Die russi- STS-6, STS-7,
Größe: 1,93 m
sche Sojus-Kapsel hat zum Beispiel STS-41-G
Nationalität: USA
je nach Modell ein maximales Limit; Missionen: STS-32,
für die Sojus TMA sind 1,50 bis 1,90 STS-52, STS-63, Scott
Meter große und 50 bis 95 Kilogramm STS-86, STS-102, Parazynski
schwere Raumfahrer zugelassen. STS-113 Größe: 1,88 m
Wer zu groß ist, passt nicht hinein Nationalität: USA
und darf deshalb nicht mitfliegen. Missionen: STS-66,
STS-86, STS-95,
Da allerdings mehrere Unternehmen
STS-100,
dabei sind, eigene bemannte Raum- STS-120
schiffe zu entwickeln, werden diese
Grenzen allmählich verschwinden.

93
Blick ins All

Zum Abheben
Bücher, Software, Zubehör: Spannende Produkte für Weltraum-Fans

DVD
Mysterien des Weltalls
Preis: circa 20 Euro (Blu-ray) / 10 Euro (DVD) pro Staffel
Info: www.sphe.de
In der seit 2010 vom Discovery-Channel ausgestrahlten Serie nimmt Oscar-
Preisträger Morgan Freeman den Zuschauer mit auf eine atemberaubende Reise
ins All und zu den Ursprüngen unserer Existenz. Dabei hält sich die Reihe
(nunmehr in der sechsten Staffel auf Blu-ray und DVD erhältlich) nicht mit der
reinen Wissenschaft auf, sondern wird immer wieder philosophisch (was wohl
nicht jeder Zuschauer mag). Morgan Freeman, der selbst schon einen Flug in
den Weltraum gebucht haben soll, geht fundamentalen Fragen auf den Grund
wie: Wo kommen wir her? Was sind die Bausteine des Lebens? Wie funktioniert
der Kosmos? Dazu lässt er Wissenschaftler aus allen Bereichen zu Wort kom-
men, und natürlich wird alles von spektakulären Bildern untermalt. Die Staffeln
haben meist je zehn Folgen; regelmäßig werden auch irdische Themen wie „Ist
Armut genetisch bedingt?“ oder „Gibt es Glück?“ eingestreut.

Observatorium
NexDome:
Ihre eigene Sternwarte
Preis: ab 4.390 Euro
Info: www.astroshop.de/m,NexDome
Sie wohnen nicht gerade in einer Großstadt und
haben keine Lust, in Wind und Kälte nachts drau-
ßen auszuharren? Dann stellen Sie sich doch Ihr
eigenes Observatorium in den Garten. Mit den
Modellen von NexDome ist das überraschend güns-
tig. Schon für 4.390 Euro (im Vergleich zu einem
guten Teleskop ein vernünftiger Preis) erhalten Sie
einen Turm samt Kuppel, die Sie auf über 100 Grad
öffnen können und die mit 2,2 Metern Durchmes-
ser Platz für einen 1.400-mm-Refraktor oder ein
12-Zoll-Schmidt-Cassegrain-Teleskop bietet. Die Kup-
pel läuft auf Rädern und lässt sich auch motorisie-
ren und aus der Ferne steuern. Der Aufbau soll in
wenigen Stunden abgeschlossen sein. Auf alle Teile
leistet der Hersteller fünf Jahre Garantie.

94
blick ins all
Produkte für Weltraum-Fans

Buch
Höllenritt durch Raum und Zeit
Preis: 18,00 Euro (broschiert)
Info: www.springer.com/de/book/9783662529157
Ulrich Walter muss es wissen: Der Physiker hat 1993 an Bord der
Discovery-Raumfähre die Experimente im deutschen Spacelab
betreut. Seitdem hat er vermutlich schon Tausende Male Fragen
beantwortet wie: Wie essen und schlafen Astronauten auf der
Raumstation? Wie gehen sie auf die Toilette? Ist Sex im Weltall
möglich? In seinem neuen Buch bleibt er allerdings nicht dabei
stehen, sondern befasst sich auch mit anderen Fragen des Reisens
im All. Er beweist, dass der Warp-Antrieb leider unmöglich ist,
erklärt das Schiaparelli-Desaster und beschreibt die kommenden
zwanzig Jahre der Weltraumforschung. Lauter interessante The-
men – vorwerfen kann man dem Buch allenfalls, dass die große
Klammer drumherum kaum zu bemerken ist. Und dass der Ver-
lag derzeit keine E-Book-Variante anbietet.

Software
WorldWide Telescope V5.5
Preis: kostenlos
Info: www.worldwidetelescope.org
Stellen Sie sich ein Teleskop-Okular auf Ihrem Schreibtisch vor. Sie müssen nicht raus in die
Kälte, brauchen nichts aufzubauen und einzurichten – Sie suchen einfach Ihre Lieblings-Konstel-
lation auf und betrachten den virtuellen Himmel, wie ihn leistungsfähige Teleskope in aller Welt
sehen. Das ist mit dem kostenlosen WorldWide Telescope (WWT) der American Astronomical
Society möglich, das Sie entweder als Windows-Programm herunterladen oder aber mit dem
Webbrowser auf einem beliebigen Computer nutzen können. Wie Sie vorgehen, bleibt Ihnen
überlassen: Haben Sie ein konkretes Ziel, klicken und zoomen Sie sich einfach durch. Besonders
spannend sind aber die „Guided Tours“. Dabei führt Sie das WWT dann thematisch durch die
Wunder des Universums und versorgt Sie nebenbei mit interessanten Details zu den besichtigten
Objekten (in englischer Sprache). Allein die vorhandenen Touren abzulaufen dürfte Sie mehrere
Tage beschäftigen. Danach können Sie Ihre eigenen Rundgänge anlegen. Schön: Auf Wunsch
zeigt Ihnen das WWT den Himmel auch in anderen Wellenlängen als dem sichtbaren Licht. Sie
haben also nicht nur ein optisches, sondern auch ein Radio-, Gamma- oder Infrarotteleskop auf
dem Schreibtisch.

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95
Space-Story Erzählung

(69230)
Hermes

© Pixabay
T
schjort wosmi.“ So ein Mist. Schiff leisten kann. Dann ein drittes, Bis er mit dem rechten Steuerhe­ und äußerlich geröstet erreichen. Er
Juri Kusnezow haut mit der ein viertes … Juri schlägt sich mit der bel die Korrekturdüsen aktiviert hat wird tot sein, und Schostakowitsch,
Faust auf das Steuerpult. rechten Hand kräftig auf die Wange. und nichts passiert ist. Er versucht es dieser Ausbeuter, erhält die komplette
„Alla, Allotschka, nun lass Der brennende Schmerz bringt ihn links, aber auch dort passiert nichts. Ladung völlig kostenlos. Das ärgert ihn
mich nicht im Stich!“ Doch in die Wirklichkeit zurück. Er träumt Das Problem muss tiefer im Antrieb mehr als sein eigener Tod. Juri schlägt
das Schiff reagiert nicht. Die Korrek­ sowieso immer zu viel. stecken. Der Treibstoffvorrat reicht erneut auf das Kommandopult.
turdüsen feuern nicht. Das kann doch Die harte Realität ist: Er darf Her­ noch aus, das hat er schon kontrol­ Und wenn er die Phase vor der EVA,
wohl nicht wahr sein! Er wird nicht mes nicht vorüberziehen lassen. liert. Vielleicht sind die Leitungen dem Außenbordeinsatz, verkürzt? Zehn
nur seine Mitfahrgelegenheit verpas­ (69230) Hermes nähert sich gerade eingefroren? Eigentlich sollte das nicht Minuten reiner Sauerstoff, und dann
sen. Er wird sterben. der Erde. Der Asteroid ist seine Mit­ passieren, sie sind gut isoliert. Aber raus? Er hätte, er sieht auf den ­Monitor,
Juri lässt sich mit seinem ganzen fahrgelegenheit. Er hat sich das vorher falls ein Mikrometeorit eine Wärme­ genau elfeinhalb Minuten für die
Gewicht in den Sessel fallen. Viel­ genau ausgerechnet: Wenn die Alla an brücke zwischen Leitung und Hülle Reparatur. Der Schaden ist wahrschein­
leicht war es doch keine so gute Idee, dem 400-Meter-Brocken festmacht, geschaffen hat, kann keine Heizung lich klein. Irgendwo ist ein Loch, von
sich selbstständig zu machen. Zwei kann ihm auf den drei, vier Monaten, mehr etwas ausrichten, dann strahlt einem ungeheuer schnellen Kieselstein
Jahrzehnte lang hat er für Schostako­ die er noch vor sich hat, kein Sonnen­ die Alla die wertvolle Wärme ins All. geschlagen. Das muss er finden und
witsch und seinen RB-Konzern als sturm mehr etwas ausmachen. Das Für eine Reparatur ist es zu spät. mit Universaldichtmasse zustopfen. Das
Pilot gearbeitet. Es gab gutes Geld, aber Schiff wird mit seinen beweglichen Allein das Prebreathing vor dem Aus­ zähflüssige Zeug leitet weder Wärme
beschissene Arbeitszeiten. Zwei Jahre Klammern, die wie die Beine eines stieg würde ihn eine Stunde kosten. noch Strom. Dann hat die Heizung eine
unterwegs – welche Familie wartet kleinen Käfers aussehen, auf die son­ Tja, wenn er einen der Spider-Männer Chance, die Treibstoffleitung aufzutau­
gern so lange, selbst wenn er dann den nenabgewandte Seite des Asteroiden an Bord hätte – aber er hat darauf en. Aber auch das kann dauern. Und
mehrfachen Jahreslohn eines Fabrik­ krabbeln und dort ausharren, bis die verzichtet. Zu teuer. Schließlich war er dafür riskiert er eine heftige Taucher­
arbeiters mit nach Hause bringt? Nach Erde in Reichweite kommt. Nur mit sechs Jahre mit einem solchen sechs­ krankheit.
der dritten Schicht war seine Frau diesem Kniff konnte er sich auf sei­ beinigen Roboter auf der Außenhülle „Gowno“, murmelt Juri, Scheiße. So
durchgebrannt. Das war ja okay, aber nem winzigen, gegen die solare Strah­ unterwegs gewesen, und kein Asteroid wird das nichts. Der Computer gibt ihm
sie hatte seine Tochter mitgenommen, lung kaum geschützten Frachter so war je eingeschlagen. Mannomann. noch 19 Minuten. Er wischt die schwit­
Alla, die er über alles liebte und nach weit ins All hinaus wagen, wohin sich Bisher hat er doch noch jedes Mal zenden Handflächen an der Jogging­
der nun sein Schiff benannt war. die angestellten Piloten nicht trauen. Glück gehabt. hose ab. „Los, Juri, dir muss jetzt was
Dieser optisch heruntergekommene, Und es hat sich gelohnt. Fast fünf Vor drei Tagen haben die Düsen einfallen.“ Manchmal hilft es, wenn
aber zuverlässige Frachter, den er RB Jahre lang hatten Minen-Roboter auf noch funktioniert. Der Schaden muss er sich gut zuredet. In der abgestande­
mit dem Verdienst der letzten sechs (2100) Ra-Shalom seltene Erden abge­ also danach entstanden sein. Juri nen Luft der kleinen Kabine klingt
Jahre abgekauft hatte. Damit ist er baut, extrahiert und zu handlichen prüft die Bildschirmanzeigen. Die seine Stimme dumpf – und ängstlich.
nun freiberuflich für Schostakowitsch Blöcken gepresst, die nun in seinen grüne und die rote Kurve gehen ziel­ Er kneift die Augen zusammen und
unterwegs. Kein Gehalt mehr, aber was Laderäumen lagern. Der Asteroid wird strebig auseinander. Der Toleranzbe­ betrachtet die Flugbahnen von Hermes
braucht er auch monatliche Überwei­ erst in zwei Jahren in Reichweite der reich ist in 23 Minuten endgültig über­ und Alla auf dem Display. Ein kleiner
sungen, wenn er zwischen den Ster­ Konkurrenz sein. Darauf hat er seinen schritten. Und keine andere Mitfahr­ Schub aus der rechten Korrekturdüse,
nen unterwegs ist? Wenn er die Alla Plan aufgebaut und sogar Kredit aufge­ gelegenheit in Sicht. Selbst wenn er mehr braucht er doch gar nicht! Er
heil in einen Erdorbit bringt, bekommt nommen, um eher an der Schatztruhe aussteigt, die Korrekturdüsen repariert drückt den Hebel mit voller Kraft, zieht
er für den Inhalt ihrer Laderäume anzukommen. Und es hat bis heute und dann Kurs auf die Erde nimmt, ihn vor und zurück, aber nichts pas­
so viel Geld, dass er sich ein zweites perfekt funktioniert. wird er die Heimat nur noch innerlich siert. „Gowno!“ Sein Herz hämmert.

96
Space-Story

„Ganz ruhig, Juri“, sagt er langsam Ladekran in kurzer Abfolge 13 Con­ Kamera und erschrickt. Aus der Nähe zu knirschen wie bei einem alten
und möglichst tief in dem Ton, in dem tainer aus den rechtsseitigen Luken sieht Hermes riesig aus, obwohl er Kahn, der auf eine Sandbank läuft.
er immer mit seiner Tochter gespro­ stößt, sollte die Impulserhaltung das nur ein Krümel im Weltall ist. Auf der Die Haupttriebwerke feuern, um den
chen hat. Die Worte beruhigen ihn tat­ Schiff nach links schwenken lassen. Oberfläche zeichnen sich in undurch­ Impuls des Aufpralls abzufangen, die
sächlich ein wenig, genug immerhin, Ganz genau kann er den Effekt nicht dringlichem Schwarz tiefe Krater Alla würde sonst einfach nur reflek­
um wieder klare Gedanken fassen zu berechnen, weil sich die Drehachse ab; wo das Sonnenlicht die obersten tiert. Noch einmal das knirschende
können. Ein kleiner Anstoß nur, mehr dann dynamisch verändert. Das ist Schichten erreicht, erkennt er lockeres Geräusch; wieder und wieder trifft
braucht er nicht. Die Richtungsände­ höhere Mathematik und übersteigt Gestein, das sich um rötlich-braune das Schiff auf den Asteroiden, bis
rung würde die Alla nah genug an seine Fähigkeiten. Und auf die KI, die Felsen gruppiert. Die Alla wird mit irgendwann Ruhe herrscht. Juri sitzt
den Asteroiden heranbringen, sodass andere Schiffe an Bord haben, hat er enormer Geschwindigkeit aufprallen. mit offenem Mund in seinem Sessel.
er mit den Ladearmen zugreifen aus Sparsamkeit verzichtet. Aber egal. Das Schiff ist dafür konstruiert; aber Er hat sich eingemacht, gut, dass er
kann. Die sind für solche Belastungen Dann muss er eben einen Container trotzdem hat Juri Angst. Er schnallt die Kosmonauten-Windel trägt. Er ist
gemacht. Doch es gibt niemanden, der mehr abstoßen. sich an. Die Oberfläche nähert sich plötzlich ganz ruhig. Hermes wird ihn
den Frachter mal schnell von außen Der Schweiß rinnt ihm den Rücken ungeheuer schnell. Der Aufprall nun nach Hause bringen und dabei
um die Ecke bugsieren kann. Juri hinab. Eilig programmiert er die vollzieht sich überraschend leise, vor den todbringenden Auswürfen der
schickt ein Stoßgebet zum Himmel, Sequenz für den Ladekran. Noch vier nur die Balken des Schiffs scheinen Sonne schützen.
obwohl er nicht religiös ist. Minuten. Er drückt auf „Ausführen“.
Er hat noch sieben Minuten. Und Von hinten aus dem Schiff hört er Der Autor
wenn er selbst schiebt? Hektisch ein metallenes Rumpeln. Auf dem Der Physiker und Journalist wollte schon als Kind entweder
tippt er auf dem Display herum. Der Bildschirm kann er verfolgen, wie der Schriftsteller oder Astronaut werden. Nun schreibt er unter dem
Ladekran hat kann sich mit soundso Kran arbeitet. Millionen Rubel fliegen Pseudonym Brandon Q. Morris Science-Fiction-Romane, die das
viel Metern pro Sekunde bewegen. Die da gerade ins All. Er schaltet auf die Weltall so schildern, wie es nach aktuellen Stand der Forschung
Container, in denen die Ladung unter­ Darstellung der Flugbahn um. Rote tatsächlich ist. Alles, was in „Enceladus“ oder „Proxima Rising“
gebracht ist, sind zwar schwerelos, und grüne Kurve nähern sich an, passiert, ist physikalisch und astronomisch korrekt und könnte
doch ihre Masse liegt bei 2,5 Tonnen Schritt für Schritt. Er ballt die Fäuste, deshalb irgendwann genau so eintreten.
inklusive Stahlhülle. Juri überschlägt dass die Gelenke knacken. „Ha!“, ruft http://hardsf.de/buecher-von-brandon-q-morris
den Impuls. Ja! Wenn er mit dem er laut. Er wechselt zur optischen

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