VORWORT

Willkommen zur Anduin 68!

IMPRESSUM
Schon die achte Ausgabe der Anduin als PDF-eZine und Zeit für einen kleinen Rückblick: KONTAKT:
Gestartet nach dem Niedergang des X-Zine Anduin als trotzige Fortführung unseres Fanzines Tommy Heinig
erfüllt uns die Anduin in der jetzigen Form schon ein wenig mit Stolz. Immerhin erreichen die Stuckstr. 6
Ausgaben inzwischen etwa 450 Downloads in den ersten vier Wochen nach dem Erscheinen. 82319 Starnberg
Die erste Ausgabe (Nr. 61) wurde zum Zeitpunkt da ich diese Zeilen schreibe fast 750 mal tommy@anduin.de
heruntergeladen. Sicherlich sind diese Zahlen nicht präzise, kann man den Counter doch leicht
austricksen und mal schnell viele Download „simulieren“. Aber dennoch möchten wir uns herz- MITMACHEN:
lich bei Euch, unseren Lesern, bedanken, dass ihr jeden Monat den Download auf Euch nehmt Wenn Du Dich an diesem eZine beteili-
und unser Fanzine lest! Mal sehen, wie sich die Anduin im Jahr 2002 weiterentwickelt... gen möchtest, dann schicke uns Deine
Gruß, Tommy. Artikel oder Zeichnungen zu oder
melde Dich per eMail. Auf unserer
Homepage findest Du weitere Infos!

LESEN & SPIELEN DANK AN...

...Coen for the great cover art ...Sylvia
für die schnelle Hilfe mit den Karten
Midgard Süd-Con................................................................................................ 3 ...Markus für die monatliche Portion
Kessel der Tränen (Abenteuer) ........................................................................... 4 Bruno ...Peti für die Unterstützung
Der Geisterpirat (Abenteuer)........................................................................... 24 und die vielen Artikel ...Ursu für die
Blackman‘s „World of Weapons“ (Spielhilfe)..................................................... 42 Fehlerbekämpfung ...Dogio für die
Ordnung im Dungeon....................................................................................... 45 vielen Stilblüten
Orks (Spielhilfe) ................................................................................................ 48
Herr der Alpträume.......................................................................................... 53 ZEICHNUNGEN:
Instant Adventure: Vorstadttheater (Szenario)................................................. 57 Coen de Moor (Titelbild, Orks), Sylvia
Hausregeln (Spielhilfe) ...................................................................................... 58 (Geisterpirat), Tommy Heinig (Kessel
Spielleitertipps: Lass‘ Deine Spieler gewinnen.................................................. 59 der Tränen), u.a.
NPC-Ecke......................................................................................................... 61
Hakim‘s Kochecke ............................................................................................ 63 DAS KLEINGEDRUCKTE:
Bruno der Bandit .............................................................................................. 72 Die Artikel in dieser Ausgabe stellen
Leserbriefe........................................................................................................ 74 die Meinung der einzelnen Autoren
dar und müssen nicht mit der Mei-
nung der Redaktion übereinstimmen.
KURZGESCHICHTEN Adressen von Internetseiten werden
guten Gewissens weitergegeben. Die
Redaktion distanziert sich von Interne-
Orklied.............................................................................................................. 11
tseiten mit verfassungswidrigen, radi-
Lügenmeer........................................................................................................ 25
kalen oder pornographischen Inhalten.
Kajan und Kestra ............................................................................................... 46
Die Verwendung von geschützten
Warenzeichen stellt keine Copyright-
verletzung seitens der Redaktion dar.
REZENSIONEN Nachdruck - auch auszugsweise - nur
mit schriftlicher Genehmigung der
Oriental Adventures ......................................................................................... 64 Redaktion. Die Redaktion behält sich
Empires............................................................................................................. 65 das Recht vor, eingesandte Artikel zu
Aliens vs. Predator 2 (PC)................................................................................. 66 kürzen oder zu ändern. Für unauf-
Midgard, das Fantasy-Rollenspiel ...................................................................... 67 gefordert eingesandte Artikel kann
Mirakel #5, Halflife (PS2) ................................................................................. 68 keine Haftung übernommen werden.
Deutschland in den Schatten 2 ......................................................................... 69
Bücherecke....................................................................................................... 70

2

MIDGARD-SÜD-CON
- RÜCKBLICK AUF DEN
Am ersten Dezemberwochenende letzten
Jahres fand zum ersten mal im Süddeutschen
Raum ein Midgard Con statt. Die Location für
den „Midgard-SüdCon“ getauften Con war Burg
Wildenstein bei Leibertingen im Donautal. Sie
bot genau das richtige Ambiente für das Mittelal-
ter–Fantasy-Spiel Midgard.
Über verschiedene Anzeigen in Foren, Fan-
zines und Con-Kalendern konnten 140 Teilneh-
mer für die Veranstaltung begeistert werden. Für
120 DM Teilnahmegebühr wurde Vollpension in
der Jugendherberge von Burg Wildenstein und
vieles mehr geboten. Im nächsten Jahr wird der
SüdCon ein Einladungscon werden, d.h. alle Teil-
nehmer bekommen automatisch eine Einladung.
Für Interessierte besteht immer die Möglichkeit,
einen Platz auf der Warteliste zu ergattern.
Es gab an diesem Wochenende mehr als 30
Spielgruppen, deren Mitspieler für Stunden in
die Magie des Spiels eintauchten, und für die drei
Tage teilweise wie im Flug vergingen. Besondere
Highlights waren einerseits die Burgschänke,
die dem stimmungsvollen Flair der Burg durch
die mittelalterliche Ausstattung und Musiker in
nichts nachstand. Aber auch ein Turnier, bei
dem die Charaktere zum Beispiel ihr Geschick
beim Bogenschießen beweisen konnten, oder
der erstmalig auftretende Chor „Desaster Area“,
bunt zusammengewürfelt aus verschiedenen Teil-
nehmern des Cons wurden geboten. Eine ganz
besondere, speziell auf den eigenen Charakter
zugeschnittene Situation mussten die Teilnehmer
der sogenannten „15 Minuten des Ruhm“ mei-
stern, die extra von zwei bekannten Persönlich-
keiten der Midgard-Szene (Dr. Rainer Nagel und
Marek Jäger) vorbereitet worden waren und bei
SCHWARZES BRETT
CON AUF BURG WILDENSTEIN -
denen, ebenso wie bei dem Turnier, attraktive
Preise gewonnen werden konnten.
Der SüdCon zeichnete sich insgesamt vor
allem durch die hervorragende Organisation
aus. Es waren ständig Ansprechpartner bei
(den glücklicherweise spärlichen) Problemen und
Fragen in auffälligen roten Overalls anwesend,
die Dank ihrer Funkgeräte immer schnell vor
Ort waren. Die einzigen Beschwerden bezogen
sich auf das Jugendherbergsessen, zu heisse
Schlafräume oder das schlechte Wetter, wobei
jedoch letzteres eher positiv zur Stimmung bei-
trug. Denn viele Abenteuer dieses Rollenspiel-
Systems spielen in Alba, einer an das heutige
Schottland angepasster Landschaft, in der Regen
und Nebel bekanntlich zum Alltag gehören!
Außerdem bot der im Nebel verschwindende
Burggraben einen einmaligen Anblick.
Der Midgard-SüdCon wurde durch Stefan
Peschl, einem Midgard Co-Autor, ins Leben geru-
fen und unter der Verantwortung des Kempte-
ner Rollenspielvereins „FaGaMo“, in Kooperation
mit dem Weingartener Spielverein „Weltenwan-
derer“ und Johannes Ertel durchgeführt. Der
Reinerlös wurde dem Midgard-Forum von HJ
Meier gespendet, dem die Organisatoren dieser
Veranstaltung viel Mithilfe zu verdanken hatten!
Informationen und Bilder zu dieser Veran-
staltung kann man sowohl auf der Homepage
des FaGaMo e. V. (www.fagamo.de), unter
www.rosendorns-helden.de, als auch im Mid-
gard-Forum (www.midgard-forum.de) in der
Rubrik „Midgard-Cons“ abrufen.
[andreas dallmayr]
[katrin vogelgsang]
3
STILBLÜTEN
Heldengruppe findet im Kerker die
heilige Reliqiue, die sie auf jeden Fall
zurückbringen müssen.
Spieler 1 (Dieb) verpatzt aber
seine Gierprobe und steckt diese
Reliqiue ein. Spieler 3 (Elemen-
tarmagierin Eis) sieht das. Ein
minutenlanger Streit entbrennt zwi-
schen den beiden, an dessen Ende
es zu jenem Satz kommt...
Spieler 3: „Wenn ihr mir nicht
sofort diese Reliquie aushändigt,
werde ich einen Zauber wirken,
der bewirkt, dass man hernach mit
euch Getränke kühlen kann!“
Spieler 1 wird von NSC verführt.
Spieler 2: „Aber denk dran, Sex
macht impotent!“
Spieler geht seine
Ausrüstung durch:
„Hm, ich habe einen Ring
des Sehens von Sichtbarem?“
Spieler: „Ich reite akribisch weiter.“
Zwei Rollenspieler in der Stadt:
Spieler 1 zu Spieler 2:
„Komm, wir gehen in die
Parallelwelt...äh, Strasse.“
Spielleiter: „Du kommst in einen
Raum, der 4m auf 6m groß ist. In
der Mitte befinden sich auf einem
Pflanzenfaserteppich 4 goldene Sta-
tuen. Diese sind ungefähr 1m groß
und haben die Gestalt von nackten
Frauen...“ - 5 Minuten detailreiche
Beschreibung später - „...an der
Südseite hängen noch zwei Wand-
teppiche, die verschiedene
Schlachtszenen zeigen.
Ansonsten ist der Raum
komplett leer.“
 ABENTEUER
KESSEL DER TRÄNEN
- EIN ABENTEUER
Der Hintergrund
für den Spielleiter
Das folgende Abenteuer ist für eine Gruppe
von 3-6 Charakteren der Stufen 5-8 gedacht
(zusammen 25-30 Erfahrungsstufen). Die Spieler-
gruppe erhält den Auftrag, einen verschwunde-
nen Königssohn zu finden, der sich auf der Suche
nach einem wichtigen magischen Artefakt befand
und dabei einer Truppe erstaunlich gut ausgebil-
deter Orks in die Hände gefallen ist. Aufgabe der
Charaktere wird es sein, den Prinzen aus der
Gewalt der Orks zu befreien, den Hintergrund
der Entführung aufzudecken, und das Artefakt
zu bergen.
Der Rahmen
des Abenteuers
Die Handlung spielt in dem kleinen Königreich
Moremei, am Oberlauf des Flusses Morem , in
einem klimatisch gemäßigten Teil der Kampa-
gnenwelt. Die Charaktere gelangen auf die eine
oder andere Weise in die Hauptstadt Aktaleia
(siehe „Das Abenteuer beginnt“). Die Suche
nach dem Prinzen führt sie in das Gebirge der
Hohen Wacht, das den nördlichen Abschluß des
Königreiches darstellt (vgl. Karte 1 - Übersichts-
karte).
Die Geschichte bisher
Vor langen Jahren lebte im Reich von Moremei
ein König namens Dorson. Er hatte zwei Söhne,
Radulf und Goron. Sein ältester Sohn Radulf war
von böser Natur, gewalttätig und habgierig. Der
jüngere Sohn Goron hingegen legte schon in
jungen Jahren eine außergewöhnliche Weisheit
an den Tag. Als die Zeit kam, daß der König über
einen Nachfolger nachdenken mußte, wählte
er den jüngeren der beiden aus, da er so das
Wohl seines Volkes am besten gesichert sah. Der
ältere Sohn sollte lediglich einige kleinere Burgen
und ein regelmäßiges Einkommen erhalten.
Radulf war damit jedoch keineswegs zufrie-
den, sah aber ein, daß er momentan gegen Vater
und Bruder nichts ausrichten konnte. Er schwor
Goron jedoch im vertraulichen Gespräch, eines
Tages sein rechtmäßiges Erbe anzutreten, wenn
es sein mußte, auch mit Gewalt. Als der König
von der Drohung erfuhr, enterbte er Radulf und
befahl ihm, sich seinen Lebensunterhalt selbst
zu verdienen. Wutentbrannt verließ der ältere
Sohn daraufhin das Königreich, verdingte sich als
FÜR AD&D -
Söldner bei einem durchreisenden Haufen von
Glücksrittern und wurde nie mehr gesehen.
Dreißig Jahre sind seitdem vergangen. Der
alte König starb bald nach Radulfs Verschwin-
den, und Goron wurde wie geplant sein Nach-
folger. Er regierte das Land gut und gerecht,
und die Menschen lebten in Frieden. Bald nach
seiner Thronbesteigung nahm er ein Mädchen
aus einer angesehenen Adelsfamilie zur Frau, die
ihm einen Sohn namens Wenyr schenkte.
Wenyr genoß eine Ausbildung zum Ritter und
Edelmann, übte sich im Gefecht ebenso wie in
den schönen Künsten. Er zeigte ein freundliches,
offenes Wesen, aber allzuoft machte sich sein
Hitzkopf bemerkbar, der seinen Vater nur all zu
oft an den verschwunden Radulf erinnerte.
Inzwischen hatte Wenyr sein dreiundzwanzig-
stes Lebensjahr erreicht, und sein Vater war der
Meinung, es sei nun an der Zeit für seinen Sohn,
sich eine Frau zu suchen und zu heiraten. Es fiel
Wenyr mit seinem hitzigen, wetterwendischen
Charakter nicht leicht, sich endgültig für eine
Dame seines Herzens zu entscheiden, so daß er
lange Zeit von Turnier zu Turnier durchs Land
zog, wo ihm die edlen Frauen des Reiches zu
Füßen lagen. Endlich aber verliebte er sich in
Prinzessin Xara, die Tochter des benachbarten
Königs aus dem Reich von Tarisis. Die stolze
Xara blieb von seinen Umwerbunsgversuchen
nicht unbeeindruckt, so daß man sich zu einer
raschen Hochzeit entschloß, die mit großem
Pomp gefeiert werden sollte. Goron sagte die
Wahl seines Sohnes sehr zu, bestand doch nun
die Möglichkeit, die zwei benachbarten König-
reiche auf friedliche Weise zu vereinen.
Radulfs Rachepläne
Der verschollene Bruder war in all den Jahren
nicht untätig geblieben. Er hatte viele Aben-
teuer erlebt, manchen Kampf ausgefochten und
eine beträchtliche Menge an Gold angehäuft,
die ihm auch weiterhin ein angenehmes Leben
hätte ermöglichen können. Aber immer noch
war seine Seele zerfressen von Machtgier und
vom Haß auf den Bruder, und er sann nach Mög-
lichkeiten, sich zu rächen.
Radulf wollte sich sein - wie er glaubte recht-
mäßiges - Erbe zur Not auch mit Gewalt holen.
In jedem Fall brauchte er Soldaten, denn die
königliche Armee war zwar nicht sehr groß,
aber äußerst schlagkräftig. Das nötige Geld für
die Bezahlung von Truppen besaß Radulf inzwi-
4
schen ja, und so heuerte über einen befreunde-
ten Söldnerführer einen wilden Haufen Eliteorks
aus der pyrobolischen Wüste an, die er trainierte
und ausrüstete. Ihre Schilde ließ er mit seinem
selbstgewählten Wappen schmückte: Einer drei-
fingerigen purpurnen Dämonenklaue auf schwar-
zem Grund.
Die Orks quartierten sich auf Radulfs Befehl
in einem Lager im bergigen Grenzland nördlich
der königlichen Hauptstadt ein.In diesem Gebiet
waren schon seit Jahren kleinere Orkstämme
ansässig, die Wanderer überfielen und den
einen oder anderen Einödhof verwüsteten. Die
Gegend wurde daher von den Menschen des Rei-
ches im allgemeinen gemieden und Radulfs Orks
konnten unbemerkt Fuß fassen. Bald würde der
Moment der Rache gekommen sein ...
Die geplatzte Hochzeit
Radulf hatte auch einige Spione angeheuert,
die ihm gegen gutes Geld regelmäßig Informatio-
nen vom Gang der Ereignisse in der alten Heimat
zutrugen. So erfuhr er auch bald von Wenyr,
seiner Brautschau und der geplanten Hochzeit.
Die Hochzeitsabsichten gefielen ihm gar nicht,
denn eine Verbindung der beiden Königreiche
würde es ihm viel schwerer machen, sich mit
Gewalt sein Erbe wiederzuerlangen. Schließlich
würden sich die Armeen beider Reiche fortan
gegen einen feindlichen Ansturm beistehen.
Das wichtigste war also zunächst, die Hochzeit
zu verhindern. Hierzu bot es sich an, den Tempel
zu schänden, in dem traditionell die Trauungs-
zeremonie der königlichen Familienmitglieder
abgehalten wurde. Ein entweihter Tempel sollte
Radulf zumindest einen Zeitvorsprung sichern
und die Hochzeit aufschieben, bis die Priester
einen neuen Trauungsort vorbereitet hatten.
Außerdem mußte Wenyr in einen Hinterhalt
gelockt und entführt werden. Mit ihm als Druck-
mittel wollte Radulf dann versuchen, Goron frei-
willig zur Aufgabe seines Thrones zu zwingen.
Sollte das nicht gelingen, blieb immer noch die
Möglichkeit, Wenyr zu töten und sich den Thron
mit Gewalt zu erobern.
Zunächst wurde also ein Trupp von fünfzig
Orks wurde losgeschickt, um den Tempel der
Göttin Dazena zu verwüsten, in dem die Hoch-
zeit stattfinden sollte. Die Orks griffen in der
Nacht an. Der Tempel wurde zwar bewacht,
da aber niemand mit einem Ansturm dieser
Größenordnung gerechnet hatte, gelang es den
 ABENTEUER
Orks, die Tempelwachen zu überrumpeln und Orks nicht bekannt war. und konnte sich über Monate hinziehen. Solange
das heilige Gebäude zu zerstören. Die Priester der Göttin wiederum erklärten, wollte er nicht warten.
der Tempel müsse zumindest vollständig gerei- Wenyr sann auf Abhilfe. Außerdem wollte er
Die Entführung nigt und wiederhergestellt werden. Eine Trau- mit den Orks abrechnen. Ob mit Hilfe der Solda-
Als Wenyr am nächsten morgen davon erfuhr, ung könne nur in einem neu geweihten Tempel ten seines Vaters oder alleine, das war ihm letzt-
war er außer sich vor Wut. Ein Aufschieben der stattfinden, alles andere würde böse Vorzei- lich egal. Eine alte Dazena-Priesterin erzählte
Hochzeit wollte er nicht hinnehmen, und die chen für die Zukunft des Prinzen und seiner ihm schließlich von einem verlassenen Heiligtum
Orks sollten ihre gerechte Strafe erhalten. Doch Frau bedeuten. Eine solche komplette Neuwei- der Göttin, hoch oben in den Bergen. Die Prie-
sein vorsichtiger Vater lehnte eine Strafexpedi- hung des Tempels war aber, wie Wenyr wußte, ster hatten es vor langer Zeit verlassen, als die
tion in die Berge ab, da die wahre Stärke der von der richtigen Stellung der Gestirne abhängig ersten Orks und Riesen im Grenzland heimisch

5
 ABENTEUER
wurden. Zuvor wurde der Tempel jedoch mit
allerlei heute nicht mehr bekannten Maßnahmen
gegen unbefugte Eindringlinge gesichert.
Im Innern des Heiligtums sollte sich nach den
Erzählungen der Alten ein mächtiger Kessel aus
Bronze befinden, der einst die Tränen der Göttin
selbst aufgefangen hätte und deshalb hohe Zau-
berkraft besäße. Angeblich sei er geeignet, um
alle Übel und Unreinheiten fortzuwaschen. Mit
diesem Kessel würde sich auch der entweihte
Tempel wiederherstellen lassen, außerdem wäre
er vielleicht ein wirksames Hilfsmittel, um die
Orks wieder aus dem Grenzland zu vertreiben.
Als Wenyr von diesem Kessel erfuhr, war er
Feuer und Flamme. Noch in der Nacht brach
er auf, um das verschollene Artefakt zu finden.
Leider arbeitete damit seinem bösen Onkel
Radulf in die Hände: Dieser erfuhr über seine
Spione von der Queste des Prinzen und ließ
seine Orks an einer Furt auflauern, die Wenyr
überqueren mußte. Die Orks nahmen ihn gefan-
gen und schleppten ihn in ihr Lager. Bald schon
begann sich König Goron Sorgen um seinen Sohn
zu machen.
Das Abenteuer beginnt
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie die
Charaktere in die Suche nach dem Prinzen ver-
wickelt werden können. Hier sind drei Ein-
stiegsbegegnungen vorgstellt, mit denen das
Abenteuer beginnen kann. Je nach den Erfor-
dernissen seiner Kampagne kann der Spielleiter
die Einleitung wählen, die am besten auf seine
Gruppe paßt.
1. Die heilende Quelle
Diese Szene bietet sich an, wenn die Charak-
tere gerade ein Abenteuer überstanden haben,
bei dem einer oder mehrere von ihnen schwer
verletzt wurden. Vielleicht sind sie gerade auf
der Suche nach einem mächtigen Priester, der
ihre Wunden heilen kann. In diesem Fall finden
die Spieler zwar niemanden, der selber in der
Lage wäre, ihren Charakteren zu helfen, aber
ein Priester in einer Stadt in der Nähe des König-
reiches Moremei erzählt ihnen folgendes. „In
der Stadt Aktaleia gibt es einen großen Tempel
der Dazena, der Göttin des Glücks, der Gesund-
heit und der treuen Liebe. Man sagt, die Priester
dort verfügen über heiliges Wasser, das jeden,
der darin badet, sofort gesund macht. Den Weg
nach Aktaleia wollt ihr wissen? Das ist gar nicht
schwer! Geht hinunter zum Fähranleger und
fragt die Flußschiffer, wann die nächste Fähre
flußaufwärts geht. Die Fahrt dauert nur knappe
zwei Tage!“
Da der Priester die Reise außerdem als sehr
erholsam und ungefährlich schildert, werden die
Charaktere sich wohl auf den Weg zu diesem
sagenumwobenen Tempel machen. Die Ausfüh-
rungen des Priesters enthalten allerdings viel
Phantasie: Zwar verfügt der Dazena-Tempel über
eine Quelle, aber in der befindet sich normaler-
weise nur gewöhnliches geweihtes Wasser ohne
Heilkraft. Momentan ist der Tempel aber ohne-
hin entweiht, so daß noch nicht einmal dieses
Wasser verfügbar ist.
Die Überfahrt auf dem Flußboot kostet 5
SM pro Charakter und noch einmal soviel für
jedes Pferd. Das Flußboot muß stromaufwärts
von Ochsen gezogen (getreidelt) werden, die
am Ufer nebenher laufen. Die Fahrt ist daher
wirklich sehr ruhig und der Spielleiter sollte
auf besondere Zwischenfälle während der Fahrt
verzichten, besonders, wenn die Charaktere
wirklich geschwächt sind. Am Nachmittag des
zweiten Tages erreicht die Flußfähre Aktaleia,
und die Charaktere können sich sofort auf den
Weg zum Tempel der Dazena machen.
2. Auf zur
Fürstenhochzeit!
Sofern die Charaktere wieder einmal in einer
rauchigen Spelunke herumhängen und auf das
nächste Abenteuer warten, so kann der Spiellei-
ter folgenden Einstieg wählen: Wie in der Szene
„Die heilende Quelle“ befinden sich die Charak-
tere in einer Flußstadt südlich des Königreiches
von Moremei (z.B. in Port Koltis). Nachdem sie
einen anstrengenden Tag mit Besorgungen und
Waffenübungen hinter sich haben, ruhen sie sich
in der Kneipe „Zum Dicken Karpfen“ ein wenig
aus. Die Kneipe ist angefüllt mit Abenteurern aus
allen benachbarten Reichen, und es gibt eigent-
lich nur ein Gesprächsthema: Die bevorstehende
Heirat von Prinz Wenyr und Prinzessin Xara. Die
meisten der Anwesenden planen, nach Aktaleia
aufzubrechen, sei es, um ihr Gehalt als Gaukler,
Barde, Dieb oder Söldner etwas aufzubessern,
sei es, um am großen Turnier der Edelleute teil-
zunehmen, das im Rahmen der Hochzeit statt-
finden soll oder einfach nur, um Spaß zu haben
und neue Leute zu treffen. Alle sind sich einig,
daß die Hochzeitsfeierlichkeiten das größte sein
werden, was die Umgegend seit langem gesehen
hat. Falls sich die Charaktere nach den Reise-
möglichkeiten nach Aktaleia erkundigen, so wird
man ihnen auch hier die Flußfähre empfehlen.
Preise und Reiseverlauf sind im vorigen Abschnitt
kurz skizziert.
Berittenen Charakteren, etwa Adeligen, die
auch am Hochzeitsturnier teilnehmen wollen,
steht es frei, die Landstraße nach Norden zu
6
nehmen, die schlängelnd dem Flußlauf folgt und
ihn mit mehreren Brücken überquert. Wer zu
Fuß unterwegs ist, für den dürfte die Fähre aber
der schnellere und bequemere Weg sein, was
jeder in der Kneipe „Zum Dicken Karpfen“ bestä-
tigen kann. Die Straße wird meist von Herol-
den, königlichen Boten, Soldaten und anderen
berittenen Bediensteten der Krone benutzt und
befindet sich daher in hervorragendem Zustand.
Überfälle kommen wegen der Reisedichte eher
selten vor, es steht dem Spielleiter aber frei, klei-
nere Zwischenfälle zu entwerfen.
In Aktaleia angekommen, werden die Aben-
teurer schon an der gedrückten Stimmung der
Einwohner ablesen, daß etwas nicht stimmt.
Sobald sie einen der verstörten Passanten anspre-
chen, wird er ihnen mitteilen, daß der Tempel
vor sechs Tagen von einer Horde Orks verwü-
stet wurde, und daß die Hochzeit, dieses große
Fest, auf unbestimmte Zeit verschoben worden
sei. Für nähere Informationen sollten sich die
Charaktere doch bitte direkt an die Priesterin
Umbina wenden, die Vorsteherin des Dazena-
Tempels.
3. In geheimer Mission
Einen gänzlich anderen Beginn kann die
Geschichte nehmen, falls die Abenteurer seit län-
gerem im Königreich Moremei ansässig sind oder
dort sogar ihr Basislager aufgeschlagen haben.
Über die Umstände der Hochzeit sind sie dann
bestens informiert, und brauchen die Zusam-
menhänge nicht bei Einheimischen zu erfragen.
Es genügt, wenn ihnen der Spielleiter zu Beginn
einen kurzen mündlichen Abriß über die jüng-
sten Ereignisse gibt. Ein Charakter, der die Fer-
tigkeit Lokalgeschichte erfolgreich anwendet,
sollte außerdem über die Familiengeschichte
des Königshauses und den abtrünnigen Radulf
Bescheid wissen.
Hatten die Charaktere in einem früheren
Abenteuer Kontakt zu einer Person aus dem
Umfeld des Hofes, so wird diese Person sofort
nach Verschwinden des Prinzen an die Aben-
teurer herantreten. Unter dem Siegel der Ver-
schwiegenheit werden die Spieler dann erfahren,
daß schlimme Ereignisse eingetreten sind, die
nicht nur die kommende Hochzeit in Frage stel-
len, sondern auch den Bestand des Königshauses
gefährden. Die Kontaktperson wird ihnen dann
ein Treffen mit General Tulog (m MEN, KÄM
12) vermitteln , der Chef der königlichen Leib-
garde ist, und ihnen weitere Einzelheiten mittei-
len kann.
Für den Fall, daß die Abenteurer niemanden
bei Hofe kennen, hat sie ein früherer Auftragge-
ber dort empfohlen, so daß ihnen General Tulog
 ABENTEUER
eine kurze schriftliche Nachricht zustellen läßt.
Mit diesem Schreiben werden die Charaktere
gebeten, sich am nächsten Tag direkt im Königs-
palast bei Tulog einzufinden. Unter Vorlage des
Briefes bei den Torwachen werden die Charak-
tere ohne Probleme vorgelassen.
Der General wird ihnen vom Überfall der
Orks auf den Tempel berichten, sie für nähere
Informationen jedoch direkt an Umbina, Hohe
Priesterin der Dazena verweisen, die in den
Unterkünften der Priester neben dem zerstörten
Heiligtum zu finden ist. Dann setzt er ihnen aus-
einander, daß der Prinz sich auf die Suche nach
einem verschollenen Artefakt gemacht habe,
dessen nähere Hintergründe ebenfalls bei den
Priestern zu erfragen seien. Der Prinz wurde
zuletzt vor fünf Tagen an der nördlichen Grenz-
festung gesehen, wo er sich mit Proviant einge-
deckt hatte. Der Kommandeur der Grenzfestung,
Hauptmann Harag, habe dies über einen Boten
gemeldet. Da der Tempel nicht all zu weit im
Gebirge versteckt sei, und Wenyr nur für drei
Tage Nahrung mit sich führte, sei zu befürchten,
daß ihm etwas zugestoßen sei.
Der General bittet die Abenteurer darum,
das Verschwinden des Prinzen aufzuklären und
bietet ihnen für ihre Mithilfe eine Belohnung von
200 GM pro Kopf, die Hälfte davon als Anzah-
lung sofort, die andere Hälfte nach Ausführung.
Charaktere, die ihr CH oder entsprechende Fer-
tigkeiten erfolgreich anwenden, können sie die
Belohnung bis auf maximal 250 GM steigern.
Erster Anlaufpunkt für weitere Informationen ist
die Priesterin Umbina beim Dazena-Tempel.
Der Tempel
der Göttin Dazena
Spätestens hier erfahren die Spieler vom Ver-
schwinden des Prinzen und von der Suche
nach dem Kessel der Tränen. Die Priesterinnen
Umbina und Galdana können ihnen einige Hin-
weise geben.
Das Hauptgebäude
Der Tempel selbst ist nach griechisch-römi-
scher Art gebaut: ein steinernes, rechteckiges
Gebäude von dreißig auf achtzig Meter Umfang,
mit nur einem Eingang, umgeben von einer
umlaufenden Säulenreihe. Zum Eingang führen
fünf steinerne Stufen hinauf. Der Tempel war mit
bunten Farben bemalt gewesen, aber jetzt bietet
er ein Bild des Jammers: Das hölzerne Giebel-
dach ist vollkommen eingestürzt, die Außen-
mauern rußgeschwärzt und teilweise von der
Hitze der Feuersbrunst geborsten. Die Außen-
bemalung ist stellenweise verblichen oder abge-
blättert. Einige Priester sind immer noch mit
Aufräumarbeiten beschäftigt und wirken sicht-
lich erschöpft.
Sollten die Charaktere einen der Priester
(m/w MEN, PRI 1) ansprechen, so wird dieser
keuchend mit seiner Arbeit innehalten. Ein paar
Schlucke Wasser bringen ihn deutlich schneller
wieder zu Atem. Er oder sie kann den Spielern
den Orkangriff in den schreiendsten Farben schil-
dern, offenbar stellte dieser Vorfall einen großen
Schock für die friedliebende Priesterschaft dar.
Es waren wohl um die fünfzig Orks, erstaunlich
gut ausgebildet und mit schwarzen Kettenhem-
den, Scimitars und Rundschilden ausgerüstet.
Auf den Schilden prangte als Symbol eine drei-
fingerige Klaue, wie von einem Raubtier oder
Dämonen. Etwa die Hälfte der Angreifer wurde
getötet, der Rest in die Flucht geschlagen.
Für weitere Informationen verweist der Prie-
ster die Abenteurer an die Ordensvorsteherin
Umbina, die im größten der Nebengebäude des
Tempels wohnt. Dort können die Charaktere
auch mehr über die Heilkräfte der Dazena-Prie-
ster in Erfahrung bringen, falls sie deswegen her-
gekommen sind.
Zu Besuch bei der
Hohen Priesterin Umbina
Hinter dem Tempel befinden sich etwa ein
Dutzend kleinerer, einstöckiger Gebäude mit fla-
chen Dächern. Während die meisten etwa vier
auf vier Meter groß sind und aus Holz gebaut
sind, hat eines den Umfang von sechs auf sechs
Metern und besteht aus Steinmauern und einem
Ziegeldach. Die doppelflügelige Tür wird durch
zwei Tempelwächterinnen geschützt.
Sofern die Abenteurer im Auftrag des Königs
handeln (Abenteuereinstieg „In geheimer Mis-
sion“), so werden sie sofort zu Umbina vorge-
lassen. Gleiches geschieht, wenn sie um Heilung
bitten, da die Dazena-Priester grundsätzlich
jedem mit ihren Heilkünsten zur Verfügung
stehen. Sollten sie jedoch wegen der Hochzeit
hergekommen sein, so müssen sie einen Grund
finden, um vorgelassen zu werden. Als mögli-
cher Grund reicht bereits aus, sich nach einem
neuen Termin für die Hochzeit erkundigen zu
wollen oder Hilfe beim Wiederaufbau des Tem-
pels anzubieten. Jede Handlung, die nicht offen-
sichtlich eigennützig oder feindlich ist, öffnet die
Tür zu Umbinas Gebäude.
Eine der Tempelwächterinnen führt die Aben-
teurer daraufhin durch einen kurzen, mit roten
Wandteppichen ausgeschlagenen Gang in ein
helles Studierzimmer. Im hinteren Bereich thront
Umbina auf einem reich verzierten Holzsessel
hinter einem wuchtigen Schreibtisch. Sie ist eine
7
beeindruckende, sehr schöne Frau und dürfte
ungefähr vierzig Jahre alt sein. Sie macht einen
sehr besorgten Eindruck.
Umbina, Hohe Priesterin der Dazena, w
MEN, PRI 16: GES CG; RK 10 (keine Rüstung);
BF 12; TP 89; ETW0 10; A 1; SCH 1W4+1
(Sichel); BA keine; BV keine; ST 12, GE 14, KO
12, IN 15, WE 18, CH 14; MR 0%; ML 19
Zauber: 5. Grad - Tote erwecken, 6. Grad -
Heilung, 7.Grad - Genesung, übrige Zauber nach
Wahl des Spielleiters.
Umbina fragt die Charaktere nach ihrem
Anliegen. Sofern die Spieler erzählen, daß sie
von General Tulog kommen, oder wenn sie nach
der Hochzeit fragen bzw. Hilfe anbieten, erzählt
sie ihnen folgendes:
„Ach, es ist gut, daß es noch Leute gibt, die
uns in diesen dunklen Tagen aufsuchen. Wie ihr
vielleicht schon gehört habt, ist nicht nur unser
Tempel von Orkhorden verwüstet worden, sondern
seit einigen Tagen wird auch Prinz Wenyr vermißt.
Er war sehr erbost über die Schändung des Heilig-
tums und beschloß, einer Verschiebung der Hoch-
zeit nicht tatenlos zuzusehen. Außerdem hätte
er gerne unter den Orks eine blutige Ernte gehal-
ten. Leider hat sein Vater, unser geschätzter König
Goron, keine Zustimmung zu einem Rachefeldzug
erteilt. Wir wissen noch nicht einmal, woher diese
Orks mit den Purpurklauen auf ihren Schilden über-
haupt herkamen! Jedenfalls sind sie ins Gebirge
geflüchtet. Dorthin hat sie Wenyr auch auf eigene
Faust verfolgt. Vor fünf Tagen hat ihn Hauptmann
Harag an der nördlichen Grenzfestung zum letz-
ten Mal gesehen. Seitdem haben wir nichts mehr
von ihm gehört. Sein Vater wie auch ich befürchten
schon, daß ihm etwas zugestoßen sein könnte.“
Sobald die Abenteurer erfahren wollen, ob
schon jemand auf der Suche nach Wenyr ist,
oder wenn sie die Sprache auf das Artefakt brin-
gen, so fährt die Hohe Priesterin fort:
„Ich war von Anfang an dagegen, daß er sich
alleine auf diese gefährliche Suche begibt. Aber
nachdem ich dem Prinzen mitgeteilt hatte, daß
nach den Aufräumarbeiten und der Wiederher-
stellung des Tempeldaches noch mindestens drei
Mondwechsel erforderlich sein würden, drängte er
darauf, ihm Möglichkeiten aufzuzeigen, um diese
Frist zu verkürzen. Ich erwiderte ihm, daß ich keine
Möglichkeit dazu sähe. Aber schließlich fiel mir
eine alte Legende unseres Ordens wieder ein, und
unsere gütige Mutter Galdana hat Wenyr dann
auf die unselige Idee gebracht, den Kessel der
 ABENTEUER
Tränen wieder herbeizuschaffen. Und jetzt ist das
elend groß, ich mache mir schwere Vorwürfe, den
Prinzen nicht von seinem leichtsinnigen Vorhaben
abgebracht zu haben. Wen kann ich jetzt nur aus-
senden, um ihn zu suchen? Würdet ihr mir viel-
leicht helfen?“
Sind die Charaktere mit dem Wunsch nach
Heilung zu Umbina gekommen, so wird sie
ihnen ohne Vorbedingungen helfen. Auch wird
sie ihnen erklären, daß die Wasser des Tempels
leider schon seit langer zeit nicht mehr über
die magischen Kräfte verfügen, die ihnen noch
manchmal nachgesagt werden. Allerdings ver-
fügt sie selber über mächtige Heilzauber ihrer
Göttin. Lassen sich die Charaktere helfen, so
wird die Bitte am Ende von Umbinas Ausführun-
gen allerdings etwas stärker ausfallen als oben
beschrieben. Sofern die Gruppe nicht von Gene-
ral Tulog angeheuert wurde, besteht zwar nicht
mehr als eine moralische Verpflichtung, helfend
einzugreifen. Wir wollen aber hoffen, daß die
Spieler diese Herausforderung annehmen. Bei
rechtschaffen guten Charakteren könnte eine
Verweigerung der Hilfe je nach Wunsch des
Spielleiters auch Anlaß zu einer Überprüfung der
Gesinnung geben.
Bevor sich die Abenteurer auf den Weg Rich-
tung Grenzfestung machen, wo Wenyr zum letz-
ten Mal gesehen wurde, wollen sie vielleicht
noch in Erfahrung bringen, was es genau mit
dem Kessel der Tränen auf sich hat. Zu diesem
Zweck läßt Umbina die alte Ordensmutter - so
wird die älteste Priesterin stets genannt - aus
ihrem Quartier in einem der anderen Nebenge-
bäude herholen.
Galdanas Geschichte
Die Ordensmutter Galdana (w MEN, PRI 12)
geht vornübergebeugt und stützt sich auf einen
Stock. Sie scheint sehr alt zu sein, und ihr schloh-
weißes Haar umrahmt das zerfurchte Gesicht
aus dem zwei sehr flinke und dunkle Augen die
Abenteurer mustern. Sobald Umbina ihr ausein-
andergesetzt hat, worum es den Anwesenden
geht, beginnt Galdana mit brüchiger Stimme zu
erzählen:
„So, ihr wollt noch mal die Geschichte unseres
verschollenen Artefaktes hören? Aber ich warne
euch, es begibt sich in Gefahr, wer die Suche nach
diesem Gegenstand leichtfertig unternimmt, wie es
der junge Prinz getan hat. Nun denn, vor langen
Jahren lebten die Hohen Priester unserer Gemein-
schaft im Norden von hier, dort wo sich das Grenz-
gebirge erstreckt. Es waren andere Zeiten damals,
die Priester waren mächtiger und verfügten über
größeres Wissen und geschicktere Hände als wir
heute. Auch waren die Orks und anderen Scheusale
der Wilden Lande noch nicht so weit vorgedrun-
gen. Ihren Tempel hatten die Priester der Dazena
mitten in den Berg hinein gegraben, und sie stell-
ten gar manchen Gegenstand von heilkräftiger Wir-
kung her, um so den Kranken zu helfen und den
Ruhm der Göttin zu mehren. Der mächtigste dieser
Gegenstände war der Kessel der Tränen, ein Arte-
fakt, daß seinen Namen von den Tränen der Göttin
selbst hatte, die es einst aufgefangen haben soll.
Der Kessel kann gewöhnliches Quellwasser in einen
wahren Jungbrunnen verwandeln: Wunden schlie-
ßen sich, wenn man darin badet; Lebenskraft wird
dem zurückgegeben, der es trinkt. Und manche
sagen, es soll sogar in der Lage sein, die Folgen
magischer Alterung aufzuheben und Flüche zu bre-
chen.
Alls die ersten Orkhorden das Gebirge heimsuch-
ten, beschlossen die Priester, das Heiligtum zu ver-
lassen und im Süden Schutz zu suchen. Den Kessel
mitzunehmen, erschien ihnen aber zu gefährlich.
Also ließen sie ihn an seinem Platz, jedoch nicht
ohne den Tempel zu sichern, um den Unholden
das Eindringen so schwer wie möglich zu machen.
Sie ersannen allerlei Fallen und Vorrichtungen
zum Schutz des Tempels, aber welche das waren,
kann heute niemand mehr genau sagen. Jedenfalls
nahmen sich die Priester vor, ihr wichtiges Artefakt
sobald wie möglich zurückzuholen, aber die Expedi-
tion dazu kam nie zustande. Und so ruht der Kessel
noch heute im Bauch des Berges auf seinen würdi-
gen Finder. Es würde unserem Orden hohen Ruhm
eintragen, diesen wichtigen Gegenstand wieder in
Besitz zu nehmen. Aber nehmt euch auf dem Weg
in acht, es treibt sich dort in letzter Zeit allerhand
Gesindel herum, und beileibe nicht nur Orks.“
Wenn die Abenteurer Anstalten machen, die
Suche nach Prinz und Kessel aufzunehmen, so
loben die beiden Priesterinnen ihren Mut und
wünschen ihnen viel Glück. Galdana händigt der
Gruppe noch einen Konzentrierten Heiltrank
aus.
Auf dem Weg
in die Berge
Der folgende Abschnitt behandelt den ersten
Teil der Suche nach Prinz Wenyr. Die Aben-
teurer suchen Hauptmann Harag, Kommandeur
der Grenzfestung auf, und erhalten einige wei-
tere Informationen. An einer Furt entdecken sie
Spuren eines Überfalles, getötete Orks und das
Pferd des Königsohns.
8
Die alte Handelsstraße
Erster Anlaufpunkt der Abenteurer ist die
nördliche Grenzfestung, wo der Prinz vor fünf
Tagen zum letzten Mal gesehen wurde. Die
Festung liegt am nördlichen Rand des Königrei-
ches und ist durch eine alte Handelsstraße mit
der Hauptstadt verbunden. Zu Pferd benötigt
man etwa eine Tagesreise bis zum Rand des
Reiches. Im folgenden wird davon ausgegangen,
daß die Gruppe mit Reittieren unterwegs ist.
Wenn die Abenteurer der alten Straße folgen,
so werden sie bald bemerken, daß nur wenige
Wanderer unterwegs sind. Fuhrwerke trifft man
noch seltener an, und viele bäuerliche Anwesen,
an denen der Weg vorbeiführt, wirken verlas-
sen.
Bevor sich Orks und andere Monster im
Gebirge niederließen, herrschte auf dieser Straße
reger Verkehr, und viele Händler zogen über
den nördlichen Grenzpaß in benachbarte Reiche.
Doch die zunehmenden Überfälle aus den
Bergen veranlaßten viele Bewohner, sich weiter
im Süden anzusiedeln und in der Nähe der
Hauptstadt Schutz zu suchen. Inzwischen ist die
Gegend in den Grafschaften, die zwanzig Kilome-
ter außerhalb der Stadt und noch weiter nördlich
liegen, auffallend öde und trostlos geworden. Bis
auf wenige Bauern in weit auseinanderliegenden
Gehöften und einigen Vogelfreien und Landstrei-
chern hält sich hier niemand mehr auf. Für den
Weg zur Grenzfestung kann der Spielleiter fol-
gende Zufallsbegegnungen verwenden (Wurf mit
W6 je angefangene Wegstunde, bei 1-3 kommt
es zu einer der folgenden Begegnungen, die Art
wird mit 1W10 ermittelt):
• Wurf 1: Zwei Landstreicher. (m MEN,
KÄM 1: GES CB; RK 8 (Lederwams); BF
12; TW 1W10; TP 10; ETW0 20; A1; SCH
1W6 (Stecken); BA keine; BV keine; MR 0%;
ML 11, EP keine). Die beiden machen einen
ziemlich verwahrlosten Eindruck und betteln
nur um etwas Lebensmittel. Wenn die Aben-
teurer ihnen etwas zu essen geben, bedan-
ken sie sich und warnen sie vor einem großen
Braunbär, der in der näheren Umgebung her-
umstreift (siehe 8-0). Der Bär läßt sich mit
lautem Pfeifen vertreiben.
• Wurf 2: Ein Bauer auf einem zweirädrigen
Karren (m MEN, WAL 1: GES CN; RK
8 (Lederwams); BF 12; TW 1W10; TP 8;
ETW0 20; A1; SCH 1W6+1 (Streitkolben);
BA keine; BV keine; MR 0%; ML 11; EP
keine). Er wohnt auf einem der wenigen
noch bewirtschafteten Höfe und ist Fremden
gegenüber mißtrauisch eingestellt. Er bringt
gerade eine Fuhre Ziegenkäse und Beeren-
wein nach Aktaleia, um ihn dort zu verkau-
 ABENTEUER
fen. Gegen Bezahlung von 5 SM können sich A 2; SCH 1W8+3/1W8+3 (Streitaxt); BA keine; ETW0 20; A 1; SCH 1W8 (Langschwert); BA
die Abenteurer bei ihm mit Nahrung versor- BV keine; MR 0%; ML 16). Er ist Kommandeur keine; BV keine; MR 0%; ML 12.
gen (zählt als eine Ration). einer kleinen Garnison von zur Zeit einhundert 45 Bogenschützen: IN sehr; GES CN jede
• Wurf 3: Eine altes Gnomenweiblein. Sie Soldaten, deren Aufgabe vorwiegend die Über- G oder N; RK 8 (Lederwams); BF 12; TW 2; TP
warnt die Abenteurer ungefragt vor dem wachung, aber auch die Verteidigung der Paß- 12; ETW0 20; A 1 ; SCH 1W8 (Kriegspfeil); BA
Bären (siehe 8-0) und gibt ihnen den Tipp straße gegen Eindringlinge ist. Die Kämpfer sind keine; BV keine; MR 0%; ML 10.
mit dem Pfeifen. Sollte sie angegriffen oder gut ausgerüstet und trainiert:
bedrängt werden, versucht sie Unsichtbar- Im Verteidigungsfall verteilt sich die Burgbe-
keit zu zaubern und verschwindet in einem Die Garnison satzung wie auf Karte 2 dargestellt. Sollte eine
nahegelegenen Waldstück. der Grenzfestung: Streitmacht anrücken, deren Stärke die Garni-
• Wurf 4: Drei Räuber (m MEN, KÄM 3: GES 5 Leutnants: IN sehr; GES NG; RK 4 (Ketten- son nicht gewachsen ist, so verschanzen sich
CB; RK 8 (Lederwams); BF 12; TW 3W10; hemd + Schild); BF 12; TW 3; TP 20; ETW0 19; die Soldaten innerhalb der Burg. Mittels eines
TP 24; ETW0 18; A1; SCH 1W4 (Dolch), A 2; SCH 1W8/1W8 (Langschwert); BA keine; großen Signalfeuers, das auf der Spitze des Burg-
1W8 (Streitaxt); BA keine; BV keine; MR 0%; BV keine; MR 0%; ML 14. frieds entzündet werden kann, könnte dann die
ML 14; EP je 20). Diese bitten die Cha- 50 Soldaten: IN sehr; GES jede G oder N; königliche Garde alarmiert und Hilfe herbeige-
raktere zunächst nur um etwas zu trinken, RK 5 (Kettenhemd); BF 12; TW 2+2; TP 14; rufen werden. Die Hilfe kann frühestens in fünf
greifen dann aber unvermittelt an. Ein erfolg-
reicher Wurf gegen IN -2 verrät der Gruppe
jedoch im Vorfeld, daß die drei ihre Dolche
schon griffbereit unter ihren langen Umhän-
gen haben. In diesem entfällt der Überra-
schungswurf für die Charaktere, die den
IN-Wurf geschafft haben.
• Wurf 5-7: 2W3+1 Gnolle (IN niedrig; GES
CB; RK 5 (Kettenhemd); BF 12; TW 2; TP 14;
ETW0 19; A1; SCH 2W4 (Breitschwert); BA
keine; BV keine; MR 0%; ML 11; EP je 35)
• Wurf 8-0: Ein Braunbär (GES N; RK 6; BF
12; TW 5+5; TP 29; ETW0 15; A 3; SCH
1W6/1W6/1W8 ; BA Umarmung (bei Treffer-
wurf von 18 oder besser 2W4 Punkte zusätz-
licher Schaden); BV keine; Gr G (3m); MR
0%; ML 10; EP 420). Der Bär ist nicht sehr
angriffslustig und läßt sich durch lautes Pfeifen
vertreiben (erfolgreicher CH-Wurf +1 oder
Wurf gegen die Fertigkeit Singen).

Die Grenzfestung
Nach einer knappen Tagesreise sehen die
Charaktere auf einem Felshöcker oberhalb der
Straße die alte Grenzfestung auftauchen. Ein klei-
ner Seitenpfad schlängelt sich zum Festungsge-
bäude hinauf. Der Eingang ist mittels Zugbrücke
und Fallgatter gesichert. Die Zugbrücke ist aller-
dings heruntergelassen, solange keine Feinde in
Sicht sind. Das Fallgatter ist geschlossen. Auf dem
Turm über dem Eingangstor halten ständig zwei
Soldaten der Garnison Wache. Wenn die Aben-
teurer Einlaß begehren, so werden sie von den
Wachen nach ihren Absichten gefragt. Sobald die
Gruppe erwähnt, von General Tulog oder der
Hohen Priesterin Umbina zu kommen, wird man
sie einlassen.
Die Abenteurer werden von Hauptmann
Harag empfangen (m MEN, KÄM 8: IN außer-
gewöhnlich GES CG; RK 3 (Bronzepanzer +
Schild); BF 12; TW 8W10+8; TP 67; ETW0 13;

9
 ABENTEUER
Stunden bei der Grenzfestung eintreffen.
Harag geleitet die Abenteurer in die Stube
des Kommandeurs. Die Einrichtung fällt, wie in
Kasernen üblich, recht sparsam aus: ein Holz-
tisch, ein schmales Bett, ein Schemel und eine
Waschschüssel bilden die karge Möblierung.
Harag läßt jedoch von einigen Soldaten zwei
Bänke aus dem Mannschaftsquartier herbeiho-
len, so daß die Charaktere einen Sitzplatz haben.
Nachdem er seine Soldaten hinausgeschickt und
die Tür geschlossen hat, tauscht er mit den Aben-
teurern einige belanglose Worte aus. Offensicht-
lich ist es ihm unangenehm, endlich zum Kern
der Angelegenheit, nämlich dem Verschwinden
des Prinzen vorzudringen. Schließlich beginnt
Harag zu erzählen:
„Prinz Wenyr kam vor sechs Tagen um die letzte
Nachtstunde bei uns an. Er wirkte übermüdet und
war wohl noch in der Nacht von zu Hause aufgebro-
chen. Er erzählte uns weder, was seinen überstürz-
ten Aufbruch ausgelöst hatte, noch wohin er ziehen
wollte. Außerdem reagierte er ziemlich unwirsch,
als ich ihm nicht gleich ein frisches Pferd geben
wollte, und ihn aufforderte, doch etwas zu bleiben
und sich auszuruhen.
Aber davon wollte er nichts wissen. Er deckte
sich beim Quartiermeister für drei Tage mit Provi-
ant und Wasser ein und erklärte, mehr werde er
ohnehin nicht benötigen, denn innerhalb der näch-
sten drei Tage sei er schon wieder aus den Bergen
zurück. Ich wollte von ihm wissen, was er denn
wichtiges suche, aber er lachte nur und meinte,
wenn ich genug Mumm in den Knochen hätte, um
ihn zusammen mit zehn meiner Leute zu beglei-
ten, so wollte er mir schon sagen um was es ginge.
Ich wehrte ab, denn ich kann unmöglich meinen
Posten verlassen oder gar meine mir anvertrauten
Soldaten auf einen Pfad ins Ungewisse schicken. Er
schalt uns alle Narren und Feiglinge, stieg auf sein
Pferd und verschwand mit ihm in der Morgendäm-
merung.
Ich war sehr besorgt über das Verhalten des
Prinzen, aber ich dachte mir zunächst, daß viel-
leicht nur ein Streit mit seinem Vater, unserem
König, dahintersteckt, und er allen seinen Wage-
mut beweisen will. Als er aber trotz seiner groß-
spurigen Rede am Morgen des dritten Tages noch
nicht wieder auftauchte, ließ ich Späher ins Gebirge
schicken. Diese kehrten nach etwa drei Stunden
zurück und berichteten, sie hätten keine Spur vom
Prinzen entdeckt, aber haufenweise Orkfährten,
dazu noch ganz frisch und sehr nah an der Festung.
Daraufhin schickte ich meinen schnellsten Sendbo-
ten nach Aktaleia, um General Tulog, den Chef der
königlichen Garde zu informieren. Mehr konnte ich
von hier aus nicht tun. Erst als der Bote am Abend
des folgenden Tages wieder zurückkehrte, erfuhr erschöpft, aber könnt euch mit der Vorstellung trö-
ich vom Überfall der Orks auf den Tempel und von sten, daß der Abstieg ein ganzes Stück leichter von
der Suche nach dem Kessel. Ich machte mir bittere der Hand gehen dürfte. Unter euch schlängelt sich
Vorwürfe, daß ich den jungen Prinzen nicht davor das silberne Band des Moremflusses durch das Tal,
zurückgehalten hatte, in sein sicheres Verderben eingerahmt von einigen größeren Baumgruppen.
zu reiten.“
Für den Abstieg benötigen die Abenteurer nur
Harag zeigt sich sehr hilfsbereit, was die Unter- etwa zwanzig Minuten, dann sind sie in einem
stützung der Abenteurer angeht. Er stellt ihnen schmalen Tal angelangt. Der Pfad ist jetzt teil-
bereitwillig Waffen, Rüstungen, frische Pferde, weise von Flechten überwuchert und verschwin-
Proviant und Wasser und gewöhnliche Ausrü- det in einem kleinen Waldstück. Nach etwa zehn
stungsgegenstände wie Seile und Fackeln zur Minuten zu Pferd lichten sich die Bäume und
Verfügung. Wenn es denn Charakteren gelingt, das Gurgeln von Wasser ist zu hören. An dieser
Harag durch gutes Rollenspiel zu überzeugen, Stelle durchschneidet der Morem-Fluß das Tal,
daß ihn keine Schuld trifft, so ist er so erleich- der Pfad kreuzt ihn an einer Furt. Der Fluß ist
tert, daß er ihnen ein magisches Langschwert hier etwa dreißig Meter breit, allerdings befindet
+1 , das Erbstück seiner Familie, leihweise über- sich in der Mitte eine Sandbank von etwa drei
läßt. Über den genauen Weg zum Tempel weiß Metern Breite und zwanzig Metern Länge. Als
er auch nicht Bescheid, da er keine Ahnung von die Abenteurer die Furt erreichen, hören sie das
diesem verlassenen Heiligtum hatte. Allerdings Wiehern eines Pferdes.
beabsichtigte der Prinz wohl, nach der Paßstraße
in nordöstlicher Richtung weiterzureiten. Ein braunes Reitpferd kommt zwischen den
Die Gruppe kann die Nacht in einem der Bäumen hervor und trabt auf euch zu. Es sieht
Mannschaftsquartiere in einer eigenen Schlaf- etwas mitgenommen aus, wirkt aber sehr zutrau-
kammer verbringen, und am nächsten Morgen lich. Seine Beine sind von Dornengestrüpp zerkratzt
ausgeruht den Weg in die Berge antreten. Harag und an der Seite weist es eine Schnittwunde auf,
wünscht ihnen viel Glück. die von einer Hiebwaffe stammen könnte und sich
entzündet hat. Auf dem Rücken des Pferdes hängt
Spuren am Fluß eine verrutschte Satteldecke. Als ihr euch dem Tier
Die Paßstraße ist nicht gut gepflegt und ent- nähert, bläst der Wind den Zipfel der Decke zur
puppt sich bei näherer Betrachtung als die reinste Seite und enthüllt das eingestickte Wappen des
Geröllhalde, was das Vorwärtskommen nachhal- Königs.
tig erschwert. Für die fünfhundert Meter Weg
bis auf die Paßhöhe sind die Abenteurer eine Bei dem Pferd handelt es sich um das Tier,
gute Stunde unterwegs, streckenweise müssen das Prinz Wenyr bei sich führte, als er vor sechs
die Pferde geführt werden. Tagen an der Furt von den Orks überfallen
Es ist ziemlich staubig, und die Zunge klebt wurde. Den Weg zurück über den Paß hat es
euch am Gaumen. Eine tödliche Stille liegt in der offenbar alleine nicht bewältigen können. Das
Luft, nur ab und zu läßt sich das Kreischen eines Pferd hat in der kargen Gebirgslandschaft nur
Vogels vernehmen. Manchmal habt ihr das unbe- wenig Futter gefunden und trabt treu hinter den
stimmte Gefühl, daß ihr beobachtet werdet. Charakteren her.
Sofern einer der Spieler erfolgreich die Fertig- Wenn sich die Abenteurer an die Untersu-
keit Spuren lesen anwendet, bemerkt der betref- chung der Umgebung machen, so verlangen Sie
fende Charakter frische Orkspuren auf dem Pfad Prüfwürfe auf WE bzw. auf Spuren lesen. Für
selbst und in unmittelbarer Nähe. Die Spuren jeden gelungenen Prüfwurf macht der entspre-
dürften etwa drei Tage alt sein. Sie stammen von chende Charakter eine der nachfolgenden Ent-
den Orks, die Wenyr entführt hatten und sicher- deckungen. Jeder Spieler hat drei Würfe frei;
gehen wollten, daß ihm niemand gefolgt ist. Es haben die Abenteurer dann zusammen nicht
sind dieselben Spuren, die auch die Späher aus mindestens fünf Würfe geschafft, übersehen sie
der Grenzfestung entdeckt hatten. In der Ferne einen oder mehrere der Hinweise.
liegen auch einige Orks auf der Lauer, aber da sie Entdeckung 1: Im Gebüsch zur Linken, unweit
den Abenteurern zahlenmäßig unterlegen sind, der Furt, liegen zwei tote Orks, die bereits
werden sie keinen Angriff herausfordern. Spuren von Verwesung zeigen. Einer wurde
offenbar mit einem Schwert niedergestreckt,
Nach einer guten Stunde erreicht ihr die Paß- dem anderen ragt ein Pfeilschaft aus dem Rücken.
höhe. Die Sicht ist schlecht und die höheren Berg- Die Orks konnten sich nach dem Gefecht
gipfel sind in Nebelschwaden gehüllt. Ihr seid mit dem Prinzen noch hierher schleppen, wo
10
 ABENTEUER
sie zugrunde gingen. Die toten Orks tragen
schwarze Kettenhemden, schwarze Beinpanzer
und schwarze Lederhelme mit Tierhörnern. Auf
den Helmen prangt eine dreifingerige, purpurne
Klaue. Einer der Orks hält mit der rechten ein
Krummschwert umklammert.
Entdeckung 2: Unter einem Blätterhaufen
zur Rechten liegt ein kleiner Rundschild, auch er
trägt das Klauensymbol.
Entdeckung 3: Der Boden direkt vor der
Furt ist zerwühlt. Im feuchten Boden haben sich
die Spuren von mindestens einem Dutzend Orks
abgedrückt.
Entdeckung 4: Flußabwärts, unter einem
tiefhängenden Ast, ragt eine orkische Hand aus
dem Wasser. Einer der Abenteurer müßte ins
Wasser steigen, um die Leiche zu bergen. Auch
dieser Ork wurde von einem Pfeil getötet. Der
Pfeilschaft ist mit dem königlichen Wappen ver-
ziert. Der Ork ist ausgerüstet wie seine beiden
toten Kumpane im Gebüsch. Sein Krumm-
schwert glitzert weitere zehn Meter flußabwärts
durch das flache Wasser.
Entdeckung 5: Von der Kampfstelle an der
Furt zieht sich eine Schleifspur ins Wasser, die
sich dort verliert und auf der Sandbank wieder
auftaucht. Hinter der Sandbank verliert sie sich
im Wasser der anderen Flußhälfte.
Die Hinweise sollten ausreichen, um den
Abenteurern klar zu machen, was hier abgelau-
fen sein muß: Der Prinz näherte sich der Furt
und wurde von etwa einem Dutzend Orks ange-
griffen. Die Orks trugen dieselben Rüstungen
und Abzeichen wie diejenigen, die den Dazena-
Tempel in Aktaleia verwüstet hatten. Mindestens
drei der Orks wurden erschlagen. Die anderen
schleiften etwas durch den Fluß ans andere Ufer
- wahrscheinlich den Prinzen, da von ihm jede
andere Spur fehlt und er ohne sein Pferd nicht
weit gekommen wäre.
Wenn die Abenteurer die Furt durchschritten
haben, werden sie feststellen, daß sich der Pfad
am anderen Ufer gabelt: Der Pfad zur rechten
führt in nordöstlicher Richtung flußaufwärts, der
Pfad zur linken schlängelt sich in westlicher
Richtung weiter ins Gebirge. Eine erfolgreiche
WE-Probe bzw. gelungenes Spuren lesen zeigt,
daß die Mehrzahl der Orks nach Nordosten
gegangen ist. Dort soll sich auch das verlassene
Dazena-Heiligtum mit dem Kessel befinden, wie
Hauptmann Harag gesagt hatte. Ein Charakter
mit der Fertigkeit Lokalgeschichte wird sich erin-
nern, daß in dieser Richtung die alte Handels-
straße durch die Berge verlaufen sein muß.
Nach Westen sind nur zwei Orks gegangen.
Ihre Spuren sind jedoch außergewöhnlich tief
in den Boden gedrückt, so als ob sie etwas
schweres getragen hätten. Tat-
sächlich haben die beiden den
Prinz nach Westen in ihr Lager ORKLIED
geschleppt, während die ande-
ren dem Weg nach Nordosten Zwar gehört‘s nicht zu meinen Pflichten
gefolgt sind, um zu überwa- Doch kann ich euch aus Greifenfurt berichten
chen, wer sich in dieser Gegend Von einem Kampf gegen üble Gestalten
herumtreibt. Die Bestien ließen keine Gnade walten
Sollten die Charaktere alle
diese Informationen Dunkler Pelz ein Kopf mit langem Haar
zusammengetragen haben, Zähne wie ein Keiler das ist doch klar
stehen sie vor der Entschei- Es waren die Trunzhai und die Zohlachai
dung, nach links der Spur des Die Orichai und Koragai waren auch dabei
Prinzen zu folgen oder sich
nach rechts in Richtung des Sie leben meist von Mord und Brand
alten Tempels - und wahr- Und sind in ganz Aventurien bekannt
scheinlich eines Haufen von Es sind die Orks du mußt sie kennen
Orks - zu begeben. Kämpf tapfer und sie werden rennen
Ich nahm ein kühles Bier vor jener harten Schlacht
Der Pfad zur Die Axt mit voller Kraft auf viele Orkschädel kracht
linken So muß es wahrlich immer sein wenn Zwerge streiten
Wenn die Gruppe beschließt, Und den Schwarzpelzen ihren Untergang bereiten
den Prinzen zu suchen, wird
sie bald feststellen, daß sich [autor unbekannt]
dieser gut bewacht in einem
Lager mit hunderten von Orks
befindet. Aber ein Waldläufer,
der den Charakteren unterwegs begegnet, kann huschen von Kleingetier hören die von den
ihnen ein paar nützliche Hinweise geben. Abenteurern vermutlich aufgestellten Wachen
nichts - zunächst jedenfalls. Irgendwann in der
Unerwartete Hilfe Nacht - der wachhabende Abenteurer kämpft
Der Rest des Tages verläuft verdächtig ruhig, gerade gegen seine Müdigkeit an - hört er ein
es läßt sich kein einziger Ork blicken. Auch für Geräusch, das diesmal nicht von einem Murmel-
den Fall, daß die Charaktere ein Gruppenmit- tier zu stammen scheint. Eine gelungene WE-
glied als Späher vorausschicken, wird er unver- Probe läßt den Charakter einen etwa 1,70 m
richteter Dinge zurückkehren. Der Pfad verläßt großen Humanoiden in einem Umhang erken-
das Waldstück eine gute Wegstunde nach Über- nen, der sich langsam auf das Lager zubewegt
queren der Furt und schlängelt sich an der Berg- und ein Tier bei sich führt, vielleicht einen Hund.
flanke entlang. Der Pflanzenwuchs ist auch hier Ein Charakter, der über Infravision verfügt, muß
eher spärlich. keinen Wurf auf WE ablegen. Noch bevor der
Abenteurer handeln kann, ruft ihm die Gestalt in
Gegen Einbruch der Dunkelheit erreicht ihr einen der Gemeinsprache etwas zu:
Lagerplatz, der sich am Bergesrand unter einem
Felsüberhang befindet. Der Platz ist gegen Wind „He, ihr da! Da habt ihr euch aber einen gefähr-
und Regen geschützt und bietet einen guten Rund- lichen Platz zum Nächtigen ausgesucht. Ziemlich
umblick. In der Mitte befindet sich eine erkaltete viele Orks in der Nähe. Psst! Leise! Ich bin Setos,
Feuerstelle. der Wanderer.“
Das Durchsuchen der Feuerstelle fördert Setos, der Wanderer (m HAL, WAL 10: IN
lediglich einige Knochenreste zu Tage, die bereist hoch; GES NG; RK 7 (Lederwams + Schild); BF
verwittert sind und keinen Rückschluß auf das 12; TW 10W10+10; TP 72; ETW0 11; A 2; SCH
Wesen zulassen, zu dem sie einmal gehört 1W6+1/1W6+1 (Stecken); BA keine; BV keine;
haben. MR 0%; ML 18; EP keine; Besondere Fähigkei-
Bald nachdem die Charaktere den Lagerplatz ten: Im Schatten verstecken 63%, Leise Bewe-
in Beschlag genommen haben, senkt sich die gen 78%, Zauber: Grad 1 - Tierfreundschaft,
Dunkelheit über das Gebirge. Bis auf das Umher- Verstricken, Grad 2 - Gute Beeren)
11
 ABENTEUER

Belos, sein Hund (IN halb; GES N; RK 7; BF Vom Dazena-Heiligtum hat Setos schon Wenn die Abenteurer beschließen, hier umzu-
15; TW 2+1; TP 14; ETW0 19; A 1; SCH 1W6; gehört, er kennt auch einen geheimen Weg dort- kehren, um sich auf die Suche nach dem Kessel
BA keine; BV keine; MR 0%; Gr.K; ML 12; EP hin: zu machen, so lesen sie im Abschnitt „Der Pfad
keine) zur rechten“ weiter.
„Ja, wenn ihr zu dem alten Tempel wollt, dann Wollen die Charaktere zur Grenzfestung
Setos nähert sich dem Lager mit ausgebrei- müßt ihr euch unten an der Furt rechts halten. Aber zurückkehren, um Hauptmann Harag den Auf-
teten Händen, so dass kein Grund besteht, ihn lauft nicht zu weit geradeaus, dann geht ihr direkt enthaltsort des Prinzen und die hohe Zahl der
anzugreifen. Auch sein Jagdhund verhält sich den orkischen Spähern ins Netz, und die können Orks mitzuteilen, die im Gebirge lagern, so
friedlich. Setos setzt sich mit dem wachhaben- über ihre Kriegstrommeln und Hörner binnen einer können sie dies tun. Harag wird jedoch jede
den Charakter ans Feuer und beginnt sich leise halben Stunde Verstärkung aus dem Lager bekom- Möglichkeit ausschließen, mit seiner Garnison
mit ihm zu unterhalten. Er selbst hält es nicht für men. Dann jagen sie euch wie die Hasen! gegen fünfhundert Orks anzutreten. Etwas ande-
notwendig, die übrige Gruppe zu wecken. Wenn Besser wird es sein, ihr haltet euch nach etwa res wäre es, so wird er erklären, wenn ihm die
der Spielleiter möchte, kann er die Begegnung drei Kilometern ab der Furt scharf rechts und geht Abenteurer diesen heilkräftigen Kessel beschaf-
mit Setos nur mit dem wachhabenden Charak- dort ins Unterholz, ich kann euch die genaue Stelle fen könnten, denn dann könnten seine Männer
ter in Abwesenheit der übrigen Gruppe durch- gern zeigen. Dahinter öffnet sich ein schmaler Pfad, sich mit entsprechendem heilenden Wasser ver-
spielen. Die anderen erfahren dann erst am der den Gebirgsgrat hinauf und auf der anderen sorgen und würden den Angriff auf die Orks
nächsten Morgen davon. Das gleiche passiert, Seite wieder Hinunterführt. Der ist relativ unge- besser überstehen. Vorausgesetzt natürlich, an
falls die Abenteurer so unvorsichtig waren und fährlich, höchstens ein paar Hügelriesen treiben den Gerüchten über die Heilkraft des Kessels
keine Wache aufgestellt haben: dann nämlich sich da ab und zu herum. Auf diesem Weg gelangt ist etwas dran. Spätestens an dieser Stelle soll-
sitzt Setos in aller Frühe an ihrem erkalteten ihr jedenfalls direkt vor den Eingang des verlasse- ten die Abenteurer beschließen, ins Gebirge
Lagerfeuer. nen Heiligtums und umgeht die Ork-Patroullien. Ich zurückzukehren und sich an Stelle von Wenyr
kann euch begleiten, aber versteht mich, wenn ich auf die Suche nach dem verschollenen Artefakt
„Man nennt mich Setos, den Wanderer. Ich war nicht mit in den Tempel hineingehe. Alte, verwun- zu machen. Lesen Sie auch in diesem Fall den
vor langen Jahren ein Fürst von hohem Rang, aber schene Heiligtümer sind mir ein wenig zu unheim- Abschnitt „Der Pfad zur rechten“ weiter.
eine alte Familienfehde zwang mich, meiner eige- lich. Ich möchte keine schlafenden Geister wecken. Von einem direkten Angriff auf das Lager rät
nen Wege zu gehen. Seitdem lebe ich hier im Ich würde draußen auf euch warten.“ Setos dringend ab, er bittet die Abenteurer in
Gebirge, mal hier, mal dort. Leider ist es hier in
den letzten Jahren immer ungemütlicher geworden.
Orks, Oger, Riesen, Gnolle und ähnliches Gesindel
treibt sich hier herum. Aber vor einigen Wochen
wurde es richtig übel. Einige hundert Orks, dazu
noch sehr gut ausgerüstet und organisiert, haben
sich nicht weit von hier in einem großen Heerlager
einquartiert. Ihre Späher befinden sich auf den
umliegenden Bergpfaden, aber ich hoffe, sie haben
mich noch nicht entdeckt. Schätze, ich kenne die
Gegend immer noch ein wenig besser als die Grün-
häute. Was so eine Verbannung nicht so alles für
sich hat !“ (lacht).

Setos hat zwar von der Entführung des Prin-

zen selber nichts mitbekommen, aber er erin-
nert sich gesehen zu haben, dass das Hauptzelt
im Orklager in letzter Zeit schwer bewacht
wird:

„In der Mitte muß sich das Zelt des Haupt-

mannes oder Anführers der Orks befinden. Seit ein
paar Tagen sind im Zelt immer Wachen postiert,
denn ich habe von ferne jeweils drei Orog-Elite-
soldaten in das Zelt hineingehen, und drei andere
wieder herauskommen sehen, wie bei einer Wach-
ablösung. Mir scheint, da befindet sich etwas mäch-
tig wichtiges im Zelt des Anführers. Und mit den
Elite-Orogs ist beileibe nicht zu spaßen!“

12
 ABENTEUER
diesem Fall, sich erst einmal selber ein Bild
zu machen (siehe „Das Orklager“). Natürlich
können die Charaktere auch zu dem Schluß
kommen, sie könnten hier ohnehin nichts
mehr ausrichten, und unverrichteter Dinge nach
Aktaleia zurückkehren. Der König wird in diesem
Fall die Befreiungsaktion seines Sohnes selber
organisieren (siehe „Nachspiel“). Die Gruppe
bekommt dann aber keinerlei Erfahrungspunkte
(streichen Sie auch die eventuell vorher im Aben-
teuer durch Kampf, Zauber oder gutes Rol-
lenspiel erworbenen Punkte!) und erhält keine
Belohnung von General Tulog.
Das Orklager
Wahrscheinlich wollen sich die Charaktere am
nächsten Morgen erst einmal selber das von
Setos beschriebene Lager der Orks ansehen.
Da der Weg sehr schwer passierbar sein wird,
empfiehlt Setos den Charakteren, ihre Pferde
am Lager zurückzulassen. Wenn ein Spieler vor-
schlägt, sie unter dem Überhang zu verstecken,
damit sie von vorbeiziehenden Orks nicht so
leicht bemerkt werden, so ist das 20 EP für
den betreffenden Abenteurer wert. Ansonsten
macht Setos selbst diesen Vorschlag.
Der Waldläufer führt die Gruppe daraufhin auf
Schleichwegen einen steilen Gebirgspfad hinauf.
Hier sind auf Wunsch des Spielleiters GE-Würfe
notwendig, bei Scheitern drohen 1W4 Schaden-
spunkte durch Verstauchungen, Abschürfungen
usw.
Nach einer knappen Stunde Kletterpartie erreicht
ihr eine geschützte Mulde. Über den Rand der
Mulde blickt ihr in einen fast kreisrunden Talkessel,
offenbar in einen seit langem erloschenen Vulkan.
Der Talkessel hat einen Durchmesser von etwa
einem Kilometer. Im Zentrum des Tales befindet
sich ein Heerlager von kreisförmigem Grundriß. Der
Durchmesser des Heerlagers beträgt etwa hun-
dertzwanzig Meter. Es ist von einem Graben und
einem aufgeworfenen Wall aus Erde, Stein, Gras
und Flechten umgeben. Der Graben ist etwa drei
Meter breit und tief, der Wall an der höchsten
Stelle etwa einen Meter hoch und zwischen vier
und fünf Metern breit.
Das Lager besitzt einen einzigen Eingang, der
von zwei Orks bewacht wird und mit einem Tor
aus zusammengenagelten Latten behelfsmäßig ver-
schlossen werden kann.
Das Lager selbst besteht aus vierzig kreisrunden
Zelten, aus braunem Tuch gearbeitet und mit eiser-
nen Heringen im Erdreich befestigt. Jedes Zelt
dürfte etwa Platz für ein Dutzend Orks bieten.
Die Zelte bilden drei konzentrische Kreise um ein
etwas größeres purpurnes Zelt in der Mitte des
Lagers, vor dem eine gut drei Meter große Stan- TP 2-8; ETW0 19; A 1; SCH 1W8 (Krummsä-
darte mit einem schwarzen Banner aufgepflanzt bel); BA keine; BV keine; MR 0%; ML 11; EP je
ist, das eine dreifingerige Purpurklaue ziert. 20.
Drei Spähtrupps, die jeweils aus dreißig Orks,
Tatsächlich bietet das Lager Platz für 480 vier Orogs, drei Ork-Wachen und einem Ork-
Orks: Unterführer bestehen, befinden sich stets außer-
1 Ork-Heerführer: IN außergewöhnlich; halb des Lagers auf Patrouille. Die Verteilung
GES RB; RK 3 (Plattenpanzer); BF 8; TW 5W8; der im Lager anwesenden Orks ist im Anhang
TP 24; ETW0 15; A 2; SCH 1W8+3/1W8 +3 ersichtlich.
(Bastardschwert); BA keine; BV keine; MR 0%; Der Prinz wird tatsächlich im mittleren Zelt
ML 16; Magischer Gegenstand: Geschoßhals- des Heerführers gefangen gehalten. Er befindet
kette; EP 700. sich in einem quadratischen, im Boden veran-
1 Ork-Schamane, 5. Stufe: IN sehr; GES RB; kerten Käfig von einem Quadratmeter Grundflä-
RK 10 (Keine); BF 12; TW 1W8+4W4; TP 11; che und zwei Metern Höhe. Die Tür des Käfigs
ETW0 18; A 1; SCH 1W6 (Keule); BA keine; BV ist mit drei verschiedenen Vorhängeschlössern
keine; MR 0%; ML 14; Zauber: 1. Grad - Segen, gesichert. Der Käfig wird stets von drei Elite-
Zauberkeule, Zaubersteine , 2. Grad - Flammen- Orogs bewacht, die sich im Innern des Zeltes
klinge, Person festhalten, Rindenhaut, 3. Grad - aufhalten und von denen jeder eines der Schlös-
Blitze herbeirufen; EP 650. ser zum Käfig öffnen kann. Nur der Heerführer
1 Ork-Magier, 4. Stufe: IN sehr; GES RB; besitzt einen Generalschlüssel für alle drei Schlös-
RK 10 (Keine); BF 12; TW 1W8+3W4; TP 9; ser. Alle diese Einzelheiten können die Aben-
ETW0 19; A 1; SCH 1W6 (Stecken); BA keine; teurer nur durch eine Erkundung des Lagers
BV keine; MR 0%; ML 14; Zauber: 1. Grad - herausbekommen.
Brennende Hände, Magisches Geschoß, Panzer, Für die Abenteurer ist aber bereits von außen
2. Grad: Blindheit; EP 650. erkennbar, daß sich zwei der Ork-Wachen stets
2 Ork-Schamanen, 2. Stufe: IN sehr; GES am Eingang des Lagers postiert haben und dort
RB; RK 10 (Keine); BF 12; TW 1W8+1W4; TP Wache schieben. Wie sich aus Setos‘ Ausführun-
7; ETW0 19; A 1; SCH 1W4+1 (Geißel); BA gen vermuten läßt, ist dies das Zelt des Heerfüh-
keine; BV keine; MR 0%; ML 14; Zauber: Grad rers. Der Heerführer befindet sich in 50% aller
1 - Furcht bannen, Verstricken ; EP je 105. Fälle in diesem Zelt, ansonsten befindet er sich
5 Ork-Hauptleute: IN sehr; GES RB; RK auf einem Rundgang durch das Lager. Wenn die
4 (Kettenhemd + Schild); BF 8; TW Abenteurer seine Schritte beobachten, können
1W8+1W4+2; TP 14; ETW0 17; A 1; SCH sie genau nachvollziehen, in welchem Zelt er
1W8+2 (Streitaxt); BA keine; BV keine; MR 0%; sich gerade aufhält. Sofern er sich im Hauptzelt
ML 14; EP je 65. befindet, besteht je eine 50%-Chance, daß sich
15 Elite-Orogs (Wachen): IN sehr; GES RB; auch der Schamane der Stufe 5 bzw. der Stam-
RK 4 (Kettenhemd + Schild); BF 8; TW 4W8; mesmagier hier befinden.
TP 18; ETW0 17; A 1; SCH 1W10+3 (Krumm- Drei der Elite-Orogs sind ständig als Wachen
säbel); BA keine; BV keine; MR 0%; ML 14; EP innerhalb des Heerführer-Zeltes postiert; alle
je 175. acht Stunden erfolgt eine Wachablösung und
25 Ork-Unterführer: IN hoch; GES RB; RK zwar um Mitternacht, um acht Uhr morgens und
4 (Kettenhemd +Schild); BF 6; TW 1W8+3; TP um vier Uhr Nachmittags.
11; ETW0 18; A 1; SCH 1W8+1 (Streitaxt); BA Alle diese Tatsachen lassen sich von den Cha-
keine; BV keine; MR 0%; ML 13; Besonderer rakteren ermitteln, wenn sie das Lager vierund-
Gegenstand: Signalhorn; EP je 40. zwanzig Stunden rund um die Uhr bewachen.
30 Ork-Wachen: IN hoch; GES RB; RK 4 Solange sich Setos in ihrer Nähe befindet, können
(Kettenhemd + Schild); BF 6; TW 1W8; TP 8; sie dabei auch nicht von den Ork-Spähern
ETW0 19; A 1; SCH 1W8 (Streitaxt); BA keine; entdeckt werden. Wenn sich die Charaktere
BV keine; MR 0%; ML 12; Besonderer Gegen- jedoch trennen, so besteht für jeden Charakter
stand: Kriegstrommel; EP je 35. bzw. Gruppenteil, der sich nicht in Setos‘ Beglei-
40 Orogs: IN hoch; GES RB; RK 4 (Ketten- tung befindet, eine 20%-Chance, daß sie von
hemd + Schild); BF 6; TW 3W8; TP 16; ETW0 einem der umherstreifenden Spähtrupps gesich-
17; A 1; SCH 1W10+1 (Krummsäbel); BA keine; tet werden. Der Spielleiter sollte einmal je drei
BV keine; MR 0%; ML 13; EP 65. angefangene Stunden Spielzeit einen entspre-
360 gewöhnliche Orks: IN durchschnittlich; chenden Prüfwurf ausführen. Diese Regel gilt
GES RB; 50% RK 4 (Kettenhemd + Schild), von der ersten Beobachtung des Orklagers, bis
50% RK 5 (Kettenhemd); BF 6/8; TW 1W8+1; zu dem Zeitpunkt, zu dem alle Charaktere das
13
 ABENTEUER
Gebirge verlassen und zur Grenzfestung zurück-
kehren. Zu den Folgen einer Begegnung mit
einem der Spähtrupps gibt der Abschnitt „Der
Hinterhalt“ Auskunft.
Was nun?
Die Spieler haben grundsätzlich dieselben
Handlungsalternativen wie vor Besichtigung des
Lagers, und zwar: Rückkehr zur Furt und Suche
nach dem Kessel, Alarmierung der Garnison der
Grenzfestung, Abbruch der Suche und Rückkehr
nach Aktaleia oder aber Befreiung des Prinzen.
Da die Folgen der ersten drei Möglichkeiten
schon weiter oben unter „Unerwartete Hilfe“
behandelt wurden, wird im folgenden nur auf
die Befreiung des Prinzen eingegangen.
Die Befreiung ist eine gefährliche Angelegen-
heit und sollte von der Gruppe sorgfältig geplant
werden. Wenn Sie den Eindruck haben, daß der
Befreiungsplan zum Scheitern verurteilt ist, so
ist es für die Dramaturgie des Abenteuers am
besten, die Charaktere trotz Setos‘ Anwesen-
heit durch eine Patrouille aufstöbern zu lassen.
In diesem Fall müssen die Abenteurer nur gegen
einen kleinen Teil der Orkstreitmacht bestehen
und haben dann immer noch die Gelegenheit,
den Kessel zu bergen und das Abenteuer zu
einem halbwegs gelungenen Abschluß zu brin-
gen. Das ist auf jeden Fall besser, als die Gruppe
in ihr sicheres Verderben laufen zu lassen.
Ein sauber ausgeführter Befreiungsplan stellt
jedoch auf der anderen Seite für die Spieler eine
sehr befriedigende Lösung dar und sollte auch
vom Spielleiter mit entsprechenden EP gewür-
digt werden.
Grundsätzlich sind drei Befreiungsszenarien
denkbar, die im folgenden skizziert sind:
1. Die kampfbetonte Lösung
Die Spieler werden sich zunächst überzeugen
müssen, ob sich der Prinz, wie vermutet, im mitt-
leren Zelt befindet. Dazu kann sich z.B. ein Dieb
oder ein unsichtbarer Magier ins Lager schlei-
chen. Die Erkundung der genauen Umstände,
unter denen der Prinz gefangen gehalten wird,
ist 400 EP wert.
Als nächstes muß die Information nach drau-
ßen gelangen, d.h. der Charakter, der sich einge-
schlichen hat, muß das Lager wieder verlassen,
oder seinen Mitstreitern auf magische Weise
Nachricht geben, oder aber er muß einen Boten
(z.B. einen magischen Vertrauten oder eine Brief-
taube) einsetzen. Das erfolgreiche überbringen
der Information wird mit 900 EP vergütet.
Hierauf müssen die Abenteurer einen Plan
entwerfen, um trotz der Übermacht der Orks
die Befreiung zum Erfolg werden zu lassen. Hier
ist vor allem taktisches Geschick gefragt. Ein
möglicher Plan könnte darin bestehen, daß ein
Teil der Gruppe einen Zwischenfall am Rande
des Lagers inszeniert, damit die anderen Grup-
penmitglieder in der Zwischenzeit ins Hauptzelt
eindringen, die Elite-Orogs ablenken und den
Prinzen befreien können. Wichtig ist bei einem
solchen Plan, daß alle einzelnen Punkte sorgfäl-
tig einbezogen werden: der Rückzug aus dem
Ablenkungsmanöver, das Ausschalten der Orog-
Wachen, das Öffnen des Käfigs mit Gewalt,
Magie oder den entsprechenden Schlüsseln und
die Flucht mit dem Prinzen aus dem Lager (z.B.
gedeckt durch Unsichtbarkeit 3m Radius, Nebel-
wolke oder Dunkelheit). Setos könnte, falls den
Abenteurern entsprechende Zauber fehlen, nach
Wahl des Spielleiters entweder einen Unsichtbar-
keitsring oder einen Elfenumhang besitzen und
diese Gegenstände leihweise zur Verfügung stel-
len. Für einen sauber ausgearbeiteten Plan sollten
die Charaktere nochmals insgesamt 1500-4000
EP erhalten. Wenn der Spielleiter durch Setos
Hinweise und Tips gibt, muß diese Summe ent-
sprechend nach unten angepaßt werden.
Für die Ausführung der Befreiung erhalten die
Abenteurer dann noch die Punkte für die Über-
windung aller Orks, die sich ihnen in den Weg
stellen, sowie eine Prämie von 300 EP, wenn
alles glatt verläuft.
2. Die rollenspielerische Lösung
Auch hier werden sich einer oder mehrere
Charaktere ins Lager schleichen, aber mit dem
Ziel, einen Kampf zu vermeiden. Um sich zu
tarnen, kommen Zauber wie Unsichtbarkeit,
Gestalt verändern, Andere Verwandeln oder
Selbstverwandlung in Frage. Ein Dieb könnte sich
mit Hilfe der gefundenen Rüstungsteile als Ork
verkleiden, wenn er über die entsprechende Fer-
tigkeit verfügt. Eine andere Möglichkeit besteht
darin, abzuwarten bis einer der Spähtrupps mit
einem Karren neuer Nahrungsmittelvorräte für
das Lager eintrifft. Ein Abenteurer könnte sich
dann unter einem Haufen Obst oder in einem
geleerten Weinfaß ins Lager schmuggeln. Schließ-
lich gibt es noch die Möglichkeit, daß die Cha-
raktere eine Art Trojanisches Pferd bauen: einen
Gegenstand, in dem sie sich verstecken und der
von den neugierigen Orks ins Lager geholt wird.
Je ausgefallener und wirkungsvoller dem Spiel-
leiter die Vorgehensweise erscheint, desto mehr
EP sollte er vergeben. Ein Richtwert sind hier
750-1600 EP.
Als nächstes müssen die eingeschmuggelten
Abenteurer auch in diesem Fall den genauen
Aufenthaltsort des Prinzen herausbekommen
und sich einen Plan für seine Befreiung überle- fall auf den Prinzen stattfand, durch ein Gebirgstal
gen. Ein Magier könnte die Wachen mit Schlaf zum verlassenen Heiligtum der Göttin Dazena.
oder Person festhalten außer Gefecht setzen. Ein Leider entspricht dieser Pfad aber dem Verlauf
14
Barde oder Dieb, der orkisch spricht, könnte die
Wachen zu einem Würfelspiel überreden oder
ein Liedchen anstimmen und sie so vom Käfig
ablenken, während ein anderer Dieb die Schlös-
ser knackt. Ähnliches könnte ein Magier errei-
chen, der die Orogs mittels Monster bezaubern
davon überzeugt, daß sie ihm die Schlüssel über-
geben und sich in die Ecke setzen, die Augen
zuhalten und bis tausend zählen müssen. Für die
erfolgreiche Befreiung des Prinzen aus Zelt und
Käfig werden hier je nach Originalität 2500-5000
EP fällig.
Schließlich müssen die Abenteurer noch das
Lager verlassen, was nochmals mit 300 EP
belohnt wird, wenn es keine Zwischenfälle gibt.
Ansonsten gibt es immerhin die EP für überwäl-
tigte Orks.
Die erreichbaren EP sind bei der rollenspiele-
rischen Lösung deutlich höher als bei der kampf-
betonten, da die Charaktere bei der ersten
Lösung noch EP für das Besiegen von Monstern
einheimsen.
3. Die Mischlösung
Natürlich besteht auch die Möglichkeit, sich
gekonnt verkleidet ins Lager zu schleichen, und
dann einen gewaltsamen Befreiungs- und Flucht-
versuch zu unternehmen. In diesem Fall bleibt
es dem Spielleiter überlassen, die oben vorge-
schlagenen EP-Werte entsprechend der gewähl-
ten Strategie der Abenteurer abzuwandeln oder
umzuverteilen.
Nach der Befreiung müssen sich die Charak-
tere schleunigst auf den Weg zurück machen.
Prinz Wenyr ist in vergleichsweise guter Verfas-
sung, aber wohl kaum in der Lage, mit in das
Dazena-Heiligtum zu gehen, um den Kessel zu
suchen. Er bereut seinen Leichtsinn und ist den
Charakteren für seine Rettung sehr dankbar. Die
Charaktere können ihn später mit Setos, der ja
den verlassenen Tempel nicht betreten will, vor
dem Heiligtum zurücklassen oder ihn mit einem
Teil der Gruppe zur Grenzfestung geleiten und
dort in Sicherheit bringen. Allerdings werden
die Abenteurer spätestens eine Stunde nach
der Befreiungsaktion von den Spähtrupps der
Orks gesucht. Jeder Charakter, der sich nicht in
Begleitung des Waldläufers Setos befindet, ris-
kiert somit die Möglichkeit, von den Spähern
entdeckt zu werden, wie es weiter oben im
Abschnitt „Das Orklager“ beschrieben wurde.
Der Pfad zur rechten
Dieser Weg führt von der Furt, wo der Über-
 ABENTEUER
der alten Handelsstraße, und diese wird von
den Spähtrupps der Orks überwacht. Die Aben-
teurer müssen aufpassen, daß sie nicht genauso
enden wie Prinz Wenyr!
In die Büsche
Der Weg, der sich von der Furt aus in nord-
östlicher Richtung bewegt, schlängelt sich durch
das Tal am Fluß Morem entlang. Stellenweise
ist der Pfad kaum noch zu erkennen, Flechten
wachsen über dem Weg und verfilzte Äste peit-
schen den Reitern ins Gesicht. Trotzdem ist auch
für jemanden, der nicht im Spuren lesen geübt
ist, leicht zu erkennen, daß auf dieser Strecke
das Gras vor kurzem von einem ganzen Haufen
humanoider Wesen niedergetrampelt wurde.
Sofern sich Setos bei den Abenteurern befin-
det, wird er sie nur etwa zwanzig Minuten diesen
Weg entlang reiten lassen und führt sie dann
scharf nach links in die Büsche. Nach etwa zehn
Metern mitten durchs Unterholz, wo nicht die
Spur eines Weges zu erkennen ist, öffnet sich
ein schmaler Gebirgspfad, der steil an der Berg-
flanke nach oben führt. Dies ist die Abkürzung
zum Heiligtum, von der Setos gesprochen hatte.
Ihre Reittiere müssen die Abenteurer am Fuße
des Berges zurücklassen, für Vierbeiner ist der
weitere Weg zu steil. Setos hilft den Abenteu-
rern, die Tiere mit Laub und Geäst zu tarnen,
so dass sie von zufällig vorbeimarschierenden
Orks nicht entdeckt werden. Die nachfolgenden
Ereignisse sind im übernächsten Abschnitt „Ach-
tung, Steinschlag!“ erläutert.
Wenn die Charaktere ohne Setos unterwegs
sind und nichts von dem geheimen Pfad wissen,
besteht für einen Waldläufer oder Druiden eine
15
5%-ige Chance, den verborgenen Weg zufällig
zu entdecken. Wenn die Gruppe zwar ohne
Setos unterwegs ist, er ihnen aber von diesem
Pfad erzählt hat, ist ein Wurf auf WE -7 bzw.
Spuren lesen -5 erforderlich, um die Abkürzung
zum Dazena-Heiligtum zu finden.
Der Hinterhalt
Wenn die Charaktere einen Kundschafter vor-
geschickt haben oder wenn sie ausdrücklich
sagen, daß sie nach Orks Ausschau halten,
besteht eine Chance von 20%, daß sie das Lager
eines der Orkspähtrupps am Wegesrand recht-
zeitig entdecken. Ein Umgehen des Lagers ohne
Kenntnis des geheimen Pfades ist allerdings nicht
möglich. Für die Charaktere wird es dann das
beste sein, den Pfad zur linken zu probieren,
worauf die Begegnung mit Setos erfolgt.
Falls der Würfelwurf zu Ungunsten der Gruppe
ausfällt oder die Abenteurer erst gar keine Vor-
sichtsmaßnahmen unternommen haben, werden
sie von drei Mitgliedern des orkischen Späh-
trupps entdeckt entdeckt (ein Unterführer und
zwei gewöhnliche Orks). Die übrigen Orks
werden durch den Kampflärm alarmiert und
treffen eine Runde später ein.
Ork-Spähtrupp:
1 Ork-Unterführer: IN hoch; GES RB; RK 4
(Kettenhemd +Schild); BF 6; TW 1W8+3; TP
11; ETW0 18; A 1; SCH 1W8+1 (Streitaxt); BA
keine; BV keine; MR 0%; ML 13; Besonderer
Gegenstand: Signalhorn; EP 40.
3 Ork-Wachen: IN hoch; GES RB; RK 4 (Ket-
tenhemd + Schild); BF 6; TW 1W8; TP 8; ETW0
19; A 1; SCH 1W8 (Streitaxt); BA keine; BV
keine; MR 0%; ML 12; Besonderer Gegenstand:
Kriegstrommel; EP je 35.
4 Orogs: IN hoch; GES RB; RK 4 (Ketten-
hemd + Schild); BF 6; TW 3W8; TP 16; ETW0
17; A 1; SCH 1W10+1 (Krummsäbel); BA keine;
BV keine; MR 0%; ML 13; EP 65.
30 gewöhnliche Orks: IN durchschnittlich;
GES RB; 50% RK 4 (Kettenhemd + Schild),
50% RK 5 (Kettenhemd); BF 6/8; TW 1W8+1;
TP 2-8; ETW0 19; A 1; SCH 1W8 (Krummsä-
bel); BA keine; BV keine; MR 0%; ML 11; EP je
20.
Zwei der Ork-Wachen greifen nicht sofort an,
sondern betätigen 2W10 Runden ihre Kriegs-
trommeln. Je Ork und Runde, die er auf der
Trommel spielt, besteht eine kumulative Chance
von 5%, daß eine der beiden anderen Patrouillen
die Trommeln hört (die Reichweite beträgt meh-
rere Kilometer) und nach 2W6 Phasen ebenfalls
am Ort des Kampfes eintrifft, um die Verfolgung
der Abenteurer aufzunehmen. Gleichzeitig wird
 ABENTEUER
in diesem Fall ein Bote ins Hauptlager geschickt, Achtung Steinschlag! Steinplatten gepflastert und von Farnkraut überwu-
um das Heer in erhöhte Alarmbereitschaft zu In diesem Abschnitt wird der Verlauf des chert. An der Stirnseite des Platzes befindet sich
versetzen. geheimen Gebirgspfades bis zum Dazena-Tem- ein Tor in der Felswand, über dem das Symbol der
pel beschrieben. Göttin Dazena eingemeißelt ist: Ihr habt den ver-
Ein Beispiel: Der Spielleiter würfelt mit 2W10 lassenen Tempel wiederentdeckt.
eine 15. Die beiden Wachen beginnen zu trom- Der Pfad windet sich steil den Berg hinauf. Setos
meln. Nach 4 Runden wird die erste Wache hat euch von Hügelriesen berichtet, die auf diesem
von einem der Charaktere getötet. Die zweite Paß ihr Unwesen treiben sollen. Noch habt ihr keine Das Quellheiligtum
Wache schafft es immerhin, bis zur elften Runde dieser Kreaturen bemerkt. Doch euch beschleicht Den Tempel (Karte 4) haben die Abenteurer
zu trommeln, ehe sie niedergestreckt wird. Die ein mulmiges Gefühl. Plötzlich ruft jemand von nun gefunden. Im zweiten Teil des Abenteuers
Chance für die Alarmierung eines zweiten Späh- euch „Achtung! Köpfe ‚runter!“, und schon schlägt geht es jetzt darum, die Sicherungsmechanis-
trupps beträgt 4+11=15*5%=75%. ein Felsbrocken neben euch ein. Ein Hügelriese men, die sich die ehemalige Priesterschaft einfal-
erhebt sich drohend von einem Felsvorsprung, etwa len ließ, zu enträtseln und den Kessel sicher nach
Wenn die Hälfte der Spähtruppmitglieder ver- dreißig Meter abseits eures Weges und greift grun- Aktaleia zu bringen.
wundet oder getötet wurde, fliehen die Orks zend zum nächsten Geschoß.
mit maximaler Geschwindigkeit in die Berge, 1. Der Eingang
wobei verfolgende Abenteurer wegen mangeln- Hügelriese: IN niedrig; GES CB; RK 3 (Tier- Der Eingang besteht aus einem einfachen,
der Ortskenntnis 1W6 von ihrer BF abgezogen häute); BF 12; TW 12W8+1W2; TP 56; ETW0 rechteckigen Durchbruch in der Felswand, etwa
bekommen. Die Orks sammeln sich 2W6 Phasen 9; A 1; SCH 1W6 (Faust), 2W6+7 (Keule); BA drei Meter breit und vier Meter hoch. Seitlich
später an einem nur ihnen bekannten Punkt und Felsen schleudern bis 200m (2W8 Schaden); BV davon wurden senkrechte und waagrechte Linien
beginnen die Trommeln zu spielen, worauf die keine; MR 0%; ML 13; Gr Ü; EP 3000. ins Gestein gemeißelt, um den Anschein einer
oben geschilderten Folgen eintreten. Selbst wenn gemauerten Außenwand zu erwecken. In Wirk-
die Abenteurer ein oder zwei der anrückenden Da der Riese dreißig Meter entfernt auf einer lichkeit wurde die Tempelanlage komplett in den
Spähtrupps aufreiben, wird sich spätestens dann hervorgehobenen Position steht, ist es notwen- Berg gegraben.
die Hälfte der im Hauptlager verbliebenen Orks dig, eine Kletterpartie an der Wand entlang zu Setos - und eventuell auch Prinz Wenyr, wenn
jeweils in Gruppen von der Größe eines Späh- machen, wenn man ihn direkt bekämpfen will. er bis hierher mitgekommen ist - wollen außer-
trupps auf Verfolgungsjagd begeben. Den Cha- Hier ist jedoch die Gefahr sehr groß, von einem halb des Tempels ihr Lager aufschlagen und auf
rakteren bleiben dann im wesentlichen zwei der geschleuderten Felsbrocken erfaßt und in die Charaktere warten. Setos ist der Tempel ein
Möglichkeiten: Flucht in den Tempel oder Flucht die Tiefe gerissen zu werden. Wer zum Riesen bißchen unheimlich, was aber mehr mit seinem
zurück in die Grenzfestung. Im ersten Fall ist hinaufklettert und durch einen geworfenen Fels Aberglauben und einem Mißtrauen gegenüber
die Gruppe zumindest zeitweilig außer Gefahr, mehr als 4 Schadenspunkte erleidet, muß eine menschlichen Göttern begründet ist. Der Prinz
da die Orks den Tempel wegen eines magischen Probe gegen seinen ST-Wert ablegen. Mißlingt ist ohnehin zu erschöpft, um Felshöhlen zu
Schutzes nicht betreten können. Verbleiben die dieser Wurf, so wird der Charakter zu 50% erkunden und wäre den Abenteurern eher ein
Charaktere länger als einen Tag im Tempel, Wahrscheinlichkeit 2W10 Meter in die Tiefe Hindernis als eine Hilfe.
besteht je verstrichenem zusätzlichen Tag eine gerissen und erleidet je Meter einen Punkt Scha- Die Orks werden diesen Tempel alleine nicht
kumulative Chance von 10%, daß die Orks den den. finden. Haben die Abenteurer allerdings gegen
Tempel nicht mehr bewachen. Nach spätestens Besser ist es, den Riesen mit Fernkampfwaffen einen der Spähtrupps gekämpft, könnte sich eine
zehn Tagen haben sich alle Orks verzogen, aller- oder Magie zu überwinden. Außerdem können Orkgruppe irgendwann bis hierher durchschla-
dings hat der König bis dahin seinen Sohn selbst die Abenteurer auf Angriffe ganz verzichten und gen. In diesem Fall würden sich Setos und Wenyr
befreit (siehe „Nachspiel“). sich nur möglichst schnell hinter die nächste Bie- in die Vorhalle des Tempels zurückziehen und
Wählen die Abenteurer jedoch die Flucht in gung flüchten. In diesem Fall benötigen sie sechs dort Schutz vor den Orks suchen.
die Grenzfestung und haben sie bis dahin insge- Runden, um sich aus dem Bereich zu entfernen, Die Orks selbst können den Tempel nicht
samt mehr als 50 Orks verwundet oder getö- den der Riese mit seinen Wurfgeschossen noch betreten, da das in den Felsen gemeißelte heilige
tet, so greifen die Orks mit ihrem gesamten erreichen kann. Symbol der Göttin eine magische Sperre über
Heer die Festung an. Die Aufstellung der Garni- den Eingang verhängt, die kein Wesen mit böser
son entnehmen Sie Karte 3. Auf ein Belagerungs- Nach dem Zwischenfall mit dem Hügelriesen Gesinnung übertreten kann. Von dem heiligen
szenario der Festung wird im folgenden nicht erreicht ihr ungehindert die Paßhöhe. Ihr blickt in Symbol geht eine starke, gute Aura aus, die bei
weiter eingegangen. Dies wäre ein eigenstän- ein Seitental, das sich unterhalb von euch in nörd- jedem bösen Wesen in 30 Metern Umkreis ein
diges Abenteuer, das der Spielleiter selbst ent- liche Richtung erstreckt und von dichtem Pflanzen- Unwohlsein auslöst. Kein Ork wird diese Bann-
werfen kann, wenn seine Spieler Spaß an einer bewuchs gekennzeichnet ist. Hier scheint deutlich meile freiwillig betreten, geschweige denn durch
solchen Herausforderung haben. mehr zu gedeihen als in den Nachbartälern. Ob das Tor treten. Wird ein Ork durch Befehl oder
Für den weiteren Verlauf wird davon aus- dies schon die positiven Auswirkungen des Dazena- Magie zum Betreten des Tempels gezwungen,
gegangen, daß sich die Orks nach der ersten Heiligtums sind? so muß er einen Rettungswurf gegen Magie aus-
Angriffswelle, d.h. nach Verlusten von mehr als Ihr macht euch an den Abstieg und erreicht führen. Der RW-Wert des Orks ergibt sich aus
20% ihres Heeres erst einmal zurückziehen. einen überwucherten Pfad. Manches Mal müßt ihr der Anzahl seiner Trefferwürfel: Der Ork wird
Einen Tag später würde dann die eintreffende euch mit Schwert und Dolch den Weg freischneiden als Krieger derjenigen Stufe behandelt, die der
Armee König Gorons die Orks in die Berge und der Schweiß rinnt euch herab. Endlich erreicht Anzahl seiner W8-Trefferwürfel entspricht. Miß-
zurücktreiben. ihr eine Lichtung an der Bergflanke: ein Platz, mit lingt der Rettungswurf, erleidet er 4W6 Schaden-

16
 ABENTEUER
spunkte und kann den Tempel nicht betreten.
Alle seine Kameraden müssen in diesem Fall
einen Prüfwurf gegen ihre Moral durchführen.
Ein Charakter mit böser Gesinnung spürt
ebenfalls das starke Unwohlsein. Mittels der Fer-
tigkeit Religionskunde kann er das heilige Symbol
als Ursache ermitteln. Auch wenn er diese Fer-
tigkeit nicht besitzt oder der Wurf fehlschlägt,
wird er vor dem Eingangstor haltmachen. Der
Spielleiter wird ihm erklären, daß er eine tödli-
che Angst verspürt, wenn er daran denkt, durch
das Tor zu gehen. Setzt sich der Spieler über
diese Angst hinweg, so muß auch sein Charak-
ter den Rettungswurf gegen Magie schaffen oder
4W6 Punkte Schaden hinnehmen. Hat der Cha-
rakter den Rettungswurf geschafft, so kann er
den Tempel zwar betreten, das starke Unwohl-
sein bleibt jedoch bestehen.
2. Die Vorhalle
Ihr gelangt in eine vier Meter lange und fünfzehn
Meter breite Eingangshalle. Von draußen dringt
gedämpftes Tageslicht herein. Der Raum hat nur
einen weiteren Ausgang, und zwar euch direkt
gegenüber. Der Boden des Raumes ist mit Marmor-
platten ausgelegt, die Pflanzenornamente zeigen.
Die linke und rechte Seitenwand der Halle sind mit
Wandbildern bemalt, die Szenen aus dem Tempel-
leben zeigen. An der Stirnseite, links und rechts
von der Ausgangstür sind besser erhaltene Fresken
abgebildet, die wohl Teile der Mythen der Göttin
Dazena darstellen sollen.
Die Tempelbilder zur linken und zur rechten
sind schon ziemlich verblichen. Schemenhaft
lassen sich noch die Darstellungen von Ernte-
dankfeiern, Hochzeiten, Kindstaufen und Gebets-
kreisen ausmachen. Die Bilder an der Stirnseite
des Raumes zeigen in wesentlich besser erhalte-
nen Farben den guten und den bösen Aspekt des
Wassers in der Mythologie. Während auf dem
rechten Fresko eine lächelnde Göttin aus einem
großen Kupferkessel sprudelndes, klares Quell-
wasser in einen Jungbrunnen gießt, schüttet auf
der linken Seite eine hämisch lachende Göttin
eine üble Brühe über die erbarmungswürdige
Bevölkerung aus. Auf der rechten Seite sieht
man Personen, die alt und gebrechlich wirken,
die dann aber in die Fluten des Kessels tauchen,
um jung und strahlend wieder herauszusteigen.
Auf der linken Seite hingegen erblickt man brü-
tende Malariamücken, stinkende Kloaken, Fäul-
nis und Pestilenz. Die Menschen, die von dem
trüben Wasser kosten, verenden elendiglich und
werden in der letzten Szene auf dem Bild gar
von Ratten angefressen.
Während das rechte Bild die Heilkraft und
Güte der Göttin Dazena zeigt, ist auf dem linken
Bild ihre böse Stiefschwester Dolera dargestellt.
Dolera war oft auf ihre Schwester neidisch und
mußte ihr alles im Schlechten nachmachen, was
die erste an guten Dingen ins Werk setzte. Als
Dazena mit ihren Tränen den heiligen Kessel
benetzt hatte, ersann Dolera einen ähnlichen
Kessel, der alle Übel der Welt enthielt. Beide
Kessel sehen auf den Bildern gleich aus.
Ein Charakter, der die Fertigkeit Religions-
kunde erfolgreich anwendet, kann den guten und
bösen Aspekt der Göttinnen erkennen und ihre
grundsätzliche Feindschaft erklären. Ein Charak-
ter, der erfolgreich einen Wurf auf Altertums-
kunde durchführt, kann sogar die Geschichte der
beiden Schwestern im wesentlichen nacherzäh-
len. Selbst wenn keiner der Abenteurer zu einer
genaueren Deutung des Bildes in der Lage sein
sollte, so kann jeder klar erkennen, daß sich der
gute Kessel auf der rechten und der üble Kessel
auf der linken Seite befindet. Dies wird später
noch von Bedeutung sein.
Die Ausgangstür zwischen den beiden Fres-
ken an der Stirnseite der Eingangshalle besteht
aus dickem Eichenholz und ist mit Eisenbeschlä-
gen versehen. Auf Augenhöhe ist ein dreißig
auf zwanzig Zentimeter hohes Fensterchen aus
undurchsichtigem, grünlichen Glas in die Tür ein-
gelassen. Über diesem Fenster ist ein dünner
Draht gespannt, an dem an zwei zehn Zentime-
ter langen Bindfäden zwei haselnußgroße bron-
zene Kügelchen herabhängen.
Die Kügelchen geben einen Hinweis auf die
Falle im nächsten Raum, ansonsten haben sie
keine Funktion und sind weder magisch noch
sonst von besonderer Machart.
3. Die Brücke
Hinter der Eichentür erstreckt sich ein dunkler
Schacht von unbekannter Tiefe, etwa so breit wie
die Eingangshalle und ungefähr dreieinhalb Meter
lang. Über den Schacht verläuft eine anderthalb
Meter breite Holzplanke ohne Geländer oder son-
stige Sicherungen, die direkt vor einer weiteren
Eichentür endet. Von der Decke her ist ein metalli-
sches Knirschen zu vernehmen.
Das Knirschen kommt von zwei fünfzehn
Meter langen Stahlketten, die sich in einem Maga-
zin oberhalb des Schachtes befinden und die
nun langsam von ihren Rollen abgespult werden,
nachdem sie durch das Öffnen der Tür mit
dem Glasfensterchen in Gang gesetzt worden
sind. An den Ketten hängt je eine etwa fünfhun-
dert Pfund schwere Bronzekugel von andert-
halb Meter Durchmesser. Diese beginnen nun,
an den Ketten hängend, über der Brücke hin-
und herzupendeln. Dabei befindet sich die Auf-
hängung der Ketten genau über der Mitte des
17
Stegs. Die erste Kugel überstreicht die vordere,
die zweite die hintere Hälfte des Steges. Die
Kugeln schwingen versetzt, das heißt, wenn die
eine ihren Umkehrpunkt in der linken Hälfte des
Schachtes erreicht hat, hat die andere gerade
den ihren in der rechten Raumhälfte erreicht.
Über dem Steg begegnen sich die beiden Kugeln,
so daß zwischen ihnen, unter ihnen und zwischen
ihnen und den beiden Türen nur noch etwa drei-
ßig Zentimeter Raum bleiben. Die Kugeln schaf-
fen den gesamten Weg durch den Raum, hin und
wieder zurück, in weniger als einer Runde.
Ein Abenteurer, der die Brücke betritt, wird
zwangsläufig von einer der Kugeln erfaßt noch
bevor er die gegenüberliegende Tür erreicht.
Der starke Aufprall macht eine Konstitutions-
probe erforderlich. Schafft der Charakter den
Wurf nicht, verliert er durch die Wucht 1W6
Trefferpunkte. In jedem Fall wird er von der
Kugel in den Schacht hinabgeschleudert. Der
Schacht ist etwa zehn Meter tief und mit brak-
kigem, braunen Wasser gefüllt. Am Grunde des
Schachtes hausen vier Krokodile:
Krokodile: IN tierhaft; GES N; RK 5 ; BF
12 (schwimmend); TW 3; TP 13; ETW0 17; A
2; SCH 2W4/1W12 (Maul/ Schwanzhieb); BA
keine; BV Überraschung; MR 0%; ML 9; Gr G;
EP je 65.
Ein Abwarten, ob die Kugeln von alleine zum
Stillstand kommen, ist aussichtslos: auf magische
Weise behalten sie auf Dauer dieselbe Geschwin-
digkeit bei. Sollten die Spieler die Eingangstür
zum Schacht wieder schließen, so werden sie
jedoch durch horchen feststellen, das ie Kugeln
aufhören zu schwingen und an den Ketten wieder
nach oben gezogen werden. Öffnet man wieder
die Tür, beginnt das Spiel von neuem.
Die gegenüberliegende Tür läßt sich außerdem
nur öffnen, wenn die erste Tür noch geöffnet ist,
ansonsten bleibt sie durch massive Metallstan-
gen verriegelt. Ein Magier, der im Schacht nach
oben schwebt und wartet, bis seine Gefährten
die Tür hinter ihm schließen, um die Kugeln zum
Stillstand zu bringen, wird also vor verschlosse-
ner Türe stehen.
Die einfachste Möglichkeit, die Ausgangstür zu
öffnen, ist folgende: Ein kleiner, schlanker Cha-
rakter entledigt sich seines Gepäcks und hangelt
sich mit einem Seil um den Bauch unter dem
Steg entlang. Seine Kameraden rufen ihm zu,
wenn die hintere Kugel die Brücke passiert hat.
Dann zieht sich der Charakter auf den Steg,
reißt die Tür auf und verschwindet wieder unter
der Brücke. Die zurück kommende Kugel wird
die geöffnete Tür entweder wieder zuschlagen,
oder, falls sie aus der Gegenrichtung kommt, aus
 ABENTEUER
den Angeln reißen. Damit ist der Zugang frei,
und die Charaktere können sich einer nach dem
anderen am Seil unter der Brücke entlanghan-
geln und im Moment, da die Kugel vorbei ist,
rasch durch die Öffnung schlüpfen.
4. Der Raum der Spiegel
Ihr kommt in einen drei auf drei Meter großen
Raum. Der Boden ist aus Stein, Möbel gibt es keine.
Die einzige Einrichtung sind insgesamt sieben Spie-
gel unterschiedlicher Machart und Größe. Vier
hängen an der Wand zur linken, drei gegenüber
dem Eingang.
Diese Spiegel sind allesamt magisch. Um ihre
Magie zu entfalten, muß der jeweilige Spiegel
von seinem Betrachter berührt werden. Dem
Betrachter steht dabei ein Rettungswurf gegen
Zauber zu. Lediglich der erste Spiegel links wirkt
seine Magie mit automatischem Erfolg; hier ist
kein Rettungswurf möglich.
Erster Spiegel links: Ein quadratischer Spie-
gel, sechzig auf sechzig Zentimeter mit Holz-
rahmen. Dies scheint der einzige gewöhnliche
Spiegel im Raum zu sein, da er als einziger den
Betrachter so zeigt, wie er wirklich aussieht.
Allerdings hat auch dieser Spiegel eine Bedeu-
tung: wenn man ihn anfaßt, nachdem man einen
der Spiegel an der gegenüberliegenden Wand
berührt hat, hebt er deren Zauber wieder auf.
Zweiter Spiegel links: Der Spiegel ist lang
und schmal, etwa neunzig Zentimeter hoch und
von Ovaler Form. Er hat ein rot lackierten
Metallrahmen. Es handelt sich dabei um einen
Alterungsspiegel. Der Spiegel zeigt den Betrach-
ter um dreißig Jahre gealtert. Wird der Spiegel
oder sein Rahmen berührt, altert die betreffende
Person tatsächlich um dreißig Jahre. Dieser Vor-
gang läßt sich nur durch mächtige Magie wieder
aufheben, z.B. durch den Gesundbrunnen in
Raum 11.
Dritter Spiegel links: Der Spiegel ist recht-
eckig, etwa dreißig auf achtzig Zentimeter groß
und steckt in einem Holzrahmen, der mit bereits
leicht abgeblätterter Goldbronze bemalt ist. Der
Spiegel hat zwar eine glänzende Oberfläche,
aber er zeigt ein Landschaftsbild: ein Marktplatz
in einer fremden Umgebung, auf dem Leute
umhergehen. Im Hintergrund sieht man einen
Hafen mit mehreren Schiffen. Die Szene bewegt
sich wie in einem Film.
Tatsächlich ist dieser Spiegel ein Dimensions-
tor, das den Betrachter nach Berührung auf einen
anderen Ort der materiellen Existenzebene ver-
setzt. Wo dieser Ort sich genau befindet, kann
der Spielleiter entsprechend seiner Kampagne
festlegen. Jemand, der durch das Tor geht, ver-
schwindet augenblicklich vor den Augen seiner
Gefährten und taucht Sekunden später als einer Wachstumseffekt schreitet immer fort bis zur
der Menschen in der betrachteten Marktszene Hälfte bzw. dem Doppelten der ursprünglichen
wieder auf! Es dürfte in ein völlig neues Aben- Größe. Nur der erste Spiegel links hebt die Wir-
teuer münden, wenn alle Charaktere beschlie- kung dieser beiden Spiegel auf.
ßen sollten, ihrem armen Freund beizustehen
und in die fremde Welt nachzufolgen. Solange 5. Die Kobolde
jedoch noch einer weiter den Tempel erkundet, Dieser Raum ist etwa drei mal drei Meter groß
hat er die Chance, in Raum 12 den Rückweg für und wird von einem flackernden Licht erhellt. Das
seine verschollenen Kameraden zu entdecken. Zimmer ist weitgehend leer; ein verstaubtes Bett-
Vierter Spiegel links: Dieser Spiegel ist gestell in der Ecke läßt allerdings vermuten, daß
kreisrund, hat etwa fünfzig Zentimeter Durch- sich hier früher die Schlafkammer der Priester
messer und keinen Rahmen, sondern nur eine befand. Die Luft riecht staubig und der Boden ist
Metallöse, an der er aufgehängt ist. Der Spiegel mit einer feinen Schicht von Gesteinsmehl bedeckt.
zeigt einen böse lächelnden Dunkelelfen, der In der Ecke, aus der das flackernde Licht leuchtet,
den Betrachter heranwinkt, und ihm Grimassen ist ein Teil des Marmorbodens herausgebrochen
schneidet. und ein Loch führt durch den Fels nach unten.
Der Drow ist in der Taschendimension des Neben dem Loch liegen kleinere Haufen aus Erde
Spiegels gefangen. Eine Berührung zieht in wieder und Geröll. Daneben haben sich zwei kleine, hun-
auf die Ebene der Abenteurer, wo er diese deartige Wesen in bunten Kleidern niedergelassen.
sofort angreift, um seinen Rachedurst zu stillen. Sie sitzen dort gebeugt über einige Holzwürfel, in
In diesem Fall ist bei Berührung des Spiegels kein die Schriftzeichen eingeritzt zu sein scheinen.
Rettungswurf erlaubt, da die Magie auf den Dun-
kelelf wirkt und nicht auf den Betrachter. Kobolde: IN durchschnittlich; GES RB; RK 7
(Lederpanzer + Schild); BF 6; TW 2W4; TP 6;
Dunkelelf: IN hoch; GES CB; RK 1 (Ketten- ETW0 20; A 1; SCH 1W6 (Kurzschwert); BA
hemd+2, Tartsche+1 ); BF 12; TW 5; TP 27; keine; BV keine; MR 0%; ML 10; Gr. K; EP je 7
ETW0 16; A 2; SCH 1W8+4/1W8+4 (Lang-
schwert+4); BA keine; BV keine; MR 60%; ML Die beiden Kobolde gehören zu einem Stamm,
15; Gr. M; Zauber: Grad 1 - Magie entdecken, der weiter unten im Berg sein Lager hat. Irgend-
Tanzende Lichter, Grad 2 - Feenfeuer, Dunkel- wann haben sie so hoch gegraben, daß sie in
heit, Schweben, Gesinnung erkennen, EP 650 diesem Raum des Tempels durch den Boden
gebrochen sind. Die beiden treffen sich hier ab
Erster Spiegel gegenüber: Ein langer recht- und zu und verbringen die Zeit abseits ihrer nör-
eckiger Spiegel, etwa zwanzig auf hundertzwan- gelnden Clanmitglieder mit einem Spiel, bei dem
zig Zentimeter groß, mit einem Rahmen aus Klötzchen mit Buchstaben in Spalten und Reihen
Riesenhaut. Er zeigt ein in die Länge gezerrtes gelegt werden müssen. Originellere Worte brin-
Bild des Betrachters. Bei Berührung verdoppelt gen dabei höhere Punkte. Das Spiel haben sie
sich die Körpergröße des entsprechenden Aben- vor einiger Zeit bei einem vorbeikommenden
teurers. Kleidung und Rüstung zerreißen, aber Abenteurer in einem unterirdischen Höhlensy-
seine Attribute werden nicht betroffen. stem gesehen und ihm die Buchstabenwürfel bei
Zweiter Spiegel gegenüber: Ein quadrati- nächster Gelegenheit abgenommen. Die Buch-
scher Spiegel, ein auf ein Meter groß, mit einem staben gehören zu einem geläufigen Alphabet
Rahmen aus Krötenknochen. Er zeigt ein extrem der Gemeinsprache. Da die Kobolde ihre eigene
dickes Abbild des Betrachters. Bei Berührung Sprache nicht schreiben können, legen sie die
verdoppelt sich das Gewicht des jeweiligen Cha- Worte des Spiels in der Gemeinsprache, die sie
rakters, Kleidung und Rüstung werden dadurch beide ein wenig von herumstöbernden Aben-
in Mitleidenschaft gezogen, auf die Attribute gibt teurern aufgeschnappt haben. Allerdings ist ihr
es jedoch auch hier keine Auswirkung Wortschatz nicht allzu groß, deswegen kommt
Dritter Spiegel gegenüber: Ein Miniatur- ihr Spiel immer wieder ins Stocken. Die Aben-
spiegel, nur etwa zwanzig auf zwanzig Zenti- teurer betreten den Raum in einem Moment,
meter groß. Der Rahmen ist aus Zwergenhaar wo den Kobolden gerade wieder kein passendes
gefertigt. Eine Berührung löst eine Schrumpfung Wort zu den übbriggebliebenen Buchstabenwür-
des Betrachters auf die halbe Körpergröße aus. feln einfällt.
Die Kleidung fällt vom Charakter ab, auch hier Wenn die Charaktere sich den beiden nähern,
gibt es keine Veränderung der Attribute. Die zucken diese zusammen und drängen sich dicht
Wirkung dieses Spiegels hebt nicht die des Ver- an den Rand des Loches im Boden. Dann begin-
größerungsspiegels auf, wie auch dieser nicht die nen sie beide, in der Gemeinsprache zu zischen:
Verkleinerung aufhebt: Der Schrumpfungs- bzw.
18
 ABENTEUER
„Großes Volk tapst in unserer Kammer herum.“
- „Unangenehm, großes Volk.“ - „Meinst du, könn-
ten uns helfen, ein Wort zu finden?“ - „Weiß nicht,
großes Volk ist immer schrecklich frech und dumm.“
„Aber wir haben keine andere Möglichkeit, und
dieser Zufall ist günstig für uns, daß wir großes Volk
treffen, meine ich.“ - „Also gut, versuchen wir es
mit großem Volk.“ - „He ihr, wißt ihr wohl ein Wort,
wo vier mal ,t‘ und zweimal ,i‘ drinnen ist?“
Die Kobolde haben den Tempel bereits erkun-
det und könnten den Charakteren daher einige
Tips geben, z.B. bezüglich der Fallen in Abschnitt
9. Allerdings müssen ihnen die Abenteurer dafür
bei ihrem Spiel helfen. Wenn die Gruppe die
Kobolde angreifen will, huschen diese sofort
in das unterirdische Loch, daß selbst für einen
Gnom zu klein zum Durchstieg wäre, so daß es
unmöglich ist, die beiden zu verfolgen. Die Cha-
raktere haben in diesem Fall nicht nur eine Mög-
lichkeit verschenkt, einige nützliche Hinweise
zu erhalten, sondern die Kobolde könnten sich
auch ihrer Gesinnung gemäß rächen, indem sie
den Charakteren einen Hinterhalt legen, ihnen
Waffen oder wichtige Gegenstände entwenden
oder ihnen auf andere Weise in die Quere
kommen.
Wenn die Charaktere den Kobolden helfen
wollen, reicht es vollkommen aus, sich ein Wort
auszudenken, das den Anforderungen bezüglich
der Buchstaben erfüllt. Das Wort kann ansonsten
sogar völlig unsinnig sein (z.B. „Rittertritt“, „Bit-
terzeit“ oder „Schnitterscheit“). Je ungewöhnli-
cher das Wort ausfällt, desto entzückter sind die
Kobolde und entsprechend groß ist ihre Bereit-
schaft, einen kleinen Tip über eine der Fallen
oder Tücken des Tempels nach Wahl des Spiel-
leiters zu verraten. Auch wenn die Abenteurer
den Kobolden nie ganz trauen sollten, so ent-
hält dieser besondere Hinweis trotz der sonst
üblichen Gemeinheit der Kobolde keine Hin-
terhältigkeit. Vielleicht kleiden die Kobolde ihre
Information aber auch in ein Rätsel, das die
Spieler erst knacken müssen, oder umschreiben
die Tatsachen sehr bildlich, z.B. bezüglich der
Falle 9a: „Paßt auf, daß ihr keine heißen Füße
bekommt, wenn ihr über ein Eisengitter lauft“.
Wenn die Kobolde ihren Hinweis gegeben und
ihr Wort gelegt haben, lachen sie ihr meckern-
des Hundelachen und verschwinden auf Nim-
merwiedersehen in ihrem Bodenloch.
6. Der Raum der Roben
In diesem quadratischen Raum befinden sich
zwei Reihen von Kleiderhaken, die mit Roben,
Umhängen und Mänteln behängt sind. In der rech-
ten Ecke steht ein Regal, auf dem kultische Gegen-
stände abgestellt sind.
Bei diesem Zimmer
handelt es sich um die Rauch- entsprechendes Schaden bei fehl-
Sakristei des Tempels, menge Feuer geschlagenem RW
um den Ort also, wo die < 0,25 ltr. Fackelfeuer 1W4+1
Priester ihre Gewänder ab 0,25 ltr. Lagerfeuer 2W4+1
und Kultgegenstände ab 0,5 ltr. Kaminfeuer 3W6+2
aufbewahrten und sich ab 1ltr. Sonnenwendfeuer 4W6+2
auf die Zeremonien ab 1,5 ltr. Esse einer Schmiede 5W8+3
ihres Glaubens vorbe- ab 2 ltr. Hochofen 6W8+3
reiteten. 3 ltr. (Flasche) Feuer eines jungen Drachen 8W10+4
Die Roben, Umhänge
und Mäntel an den
Haken scheinen ursprünglich aus bunten Lein- schen Gegenstand in seine Kampagne einbauen
tüchern geschneidert, und mit falschen Perlen möchte, so kann er hier in der Sakristei entspre-
und mit Vogelfedern geschmückt worden zu chende Schätze plazieren.
sein. Der Zahn der Zeit hat jedoch ein übriges
getan, um die Gewänder unansehnlich werden 7. Der Raum mit
zu lassen. Die einstmals satten Farben sind aus- der Zauberflasche
geblichen, die Perlen abgefallen und von kleinen Ihr betretet ein Zimmer, der früher einmal dem
Tieren zertreten oder weggeschleppt worden. Hohen Priester des Tempels als Aufenthaltsraum
Auch die Federn sehen nach all den Jahren zer- gedient haben könnte. In der Mitte befindet sich
rupft und speckig aus. Ein Abenteurer, der eins ein steinerner Sockel von etwa ein Meter Höhe,
der Gewänder überzieht, erinnert sehr an eine auf dem ein rotes, etwas abgewetztes Samtkissen
Vogelscheuche und wird bei seinen Kameraden liegt. Auf dem Kissen liegt eine leicht gebogene,
Lachkrämpfe auslösen. bronzene Flasche, die über und über mit Runen-
Unter den Roben befinden sich in der hinter- schrift bedeckt ist.
sten linken Ecke des Raumes zwei seltsam gear- Der Sockel ist aus massivem Marmor gemei-
beitete Paar Schuhe. Beide Paare sind aus Leder ßelt. Die Flasche ist mit einem versiegelten
gefertigte Schnürstiefel, die man mit verstellba- Bleistöpsel verschlossen und erinnert von ihrer
ren Riemen für jede menschliche Fußgröße in Machart an eine Ifritflasche. Erfolgreiches Identi-
die richtige Paßform bringen kann. Die Schuhe fizieren oder die Anwendung der entsprechen-
besitzen Plateau-Sohlen von etwa zehn Zentime- den Bardenfähigkeit zeigen aber, daß es sich um
ter Höhe. Beim einen Paar bestehen die Sohlen ein Gefäß zur Aufbewahrung eines leicht ent-
aus dickem Holz, beim anderen aus einem silb- flammbaren Gases handelt. Auf dem Bleistopfen
rig glänzenden Metall unbekannter Herkunft (Es ist die Rune für „Feuer“ eingraviert.
handelt sich um Meteoreisen). Entkorkt man die Flasche, so entsteigt ihr
Dreht man die Schuhe um, so zeigen die Holz- ein Faden orangefarbener Rauch. Kommt dieser
sohlen ein gleichmäßig eingebranntes Muster aus Rauch mit Feuer in Berührung, so explodiert
etwa ein Quadratzentimeter großen Rauten; die die Flasche samt Inhalt. Die Explosion verur-
Metallsohlen sind merkwürdig aufgerauht und an sacht 6W6 Punkte Schaden für jemanden, der
den Rändern leicht grünlich verfärbt. Die Schuhe die Flasche in der Hand hält. Steht jemand direkt
dienen dazu, die Füße des Trägers bei Über- daneben, so erleidet er immer noch 5W6 Scha-
schreiten der Falle in Abschnitt 9 zu schützen denspunkte. Der Schaden nimmt für die Umste-
(siehe dort). henden mit jedem Meter um 1W6 ab. In sechs
Auf dem Regal in der rechten Ecke des Raumes Metern Entfernung richtet die Explosion keinen
sind abgestellt: ein Mörser mit zugehörigem Schaden mehr an.
Stößel, beide aus Marmor (25 GM); eine große Der Rauch ist schwerer als Luft; nur ein winzi-
Flasche aus bläulichem Glas, leer (150 GM) und ger Teil entweicht der Flasche nach dem Öffnen.
ein kleiner goldener Topf (80 GM), der absolut Sofern man die Flasche nicht umdreht, so daß
nichts mit dem gesuchten Kessel der Göttin zu die Öffnung nach unten zeigt, passiert weiter
tun hat. Keiner der Gegenstände ist von magi- nichts. Nach dem Umdrehen läßt sich der Rauch
scher Natur. jedoch in eine Schale oder ein Glas umfüllen. Das
Die Priester haben beim Verlassen des Tem- Umfüllen dauert eine Runde je 0,25 Liter Rauch.
pels die meisten Wertsachen mitgenommen, so Sobald der Rauch auf den Boden des Gefäßes
daß die Beute für die Abenteurer hier eher gesunken ist und sich genügend verdichtet hat,
mager ausfällt. Wenn der Spielleiter jedoch der entzündet er sich selber. Der Rauch verbrennt
Meinung ist, daß die Charaktere knapp bei Kasse dann innerhalb von acht Runden., wobei die Hit-
sind, oder wenn er einen besonderen magi- zeentwicklung von der Menge des ausgegosse-
19
 ABENTEUER
nen Rauches abhängt: siehe Tabelle. 1W8+3 (Streitaxt +1); BA keine; BV keine; MR es sich um eine stark ätzende Säure, die etwa
Der Inhalt der Flasche dient zum Aufschwei- 0%; ML -; Gr. K; EP 2500. zehn Zentimeter hoch in der Mulde steht. Ein
ßen der Sicherungsgitter im Allerheiligsten (Raum Abenteurer, der die Senke durchschreitet, muß
15). Hierzu benötigen die Charaktere jedoch Nach dem Tod des Zwerges entflammt sein einen Rettungswurf gegen Gift ablegen, oder er
noch mindestens zwei Liter des Flascheninhalts. Körper selbständig und verbrennt samt Kleidern erleidet 2W6 Schaden (sonst 1W6). Die Säure
und Rüstung bis auf ein kleines Häufchen Asche. ist stark genug, um Lederstiefel völlig zu zerfres-
8. Der Zwerg aus Bronze Lediglich die magische Axt bleibt zurück; sie sen und Rüstungsteile, wie z.B. Beinschienen,
Dieser Raum scheint früher als Versammlungs- dürfte etwa 1800 GM wert sein. unbrauchbar zu machen. Vor der Säure schüt-
halle der Priester gedient zu haben. Aus dem Boden Mit einem erfolgreichen Anwenden der Fer- zen die Stiefel mit den Metallsohlen aus Raum 6.
schauen noch die Stümpfe von abgesägten Tisch- tigkeit Zauberkunde läßt sich ermitteln, daß Es genügt auch, sich mindestens zehn Zentime-
beinen, die hier einzementiert worden waren. In der die Asche des toten Zwerges als Bestandteil ter hohe Eisenplatten unter die Füße zu binden,
linken Ecke des Raumes steht auf einem hölzernen für einen Schatzsuchertrank dienen kann. Ein allerdings könnten in diesem Fall die Schnüre
Sockel eine lebensgroße Zwergenstatue aus Bronze. Magier, der diesen Trank brauen möchte, wird zersetzt werden, mit denen die Platten festge-
Der Zwerg hat einen entspannten Gesichtsaus- etwa 100 GM für die Asche bezahlen. bunden sind.
druck und hält die Augen leicht geschlossen. Die Die Abenteurer können auch versuchen, die
rechte Hand ist wie zum Gruß ausgestreckt. In der 9. Zwei Fallen Gangstücke zu überspringen. Allerdings knickt
linken Hand hält er eine mit Edelsteinen reich ver- An dieser Stelle ist der Gang jeweils auf einer der Gang direkt am Ende der präparierten Stel-
zierte Streitaxt. Länge von etwa anderthalb Metern abgesenkt len ab, so daß für einen geglückten Sprung ein
worden. Während im linken Gangstück (9a) ein Fertigkeitsprüfwurf auf Springen oder alternativ
Die Streitaxt ist kein Teil der Statue, sondern schwarzer Gitterrost verlegt wurde, befindet ein um -5 modifizierter GE -Wurf erforderlich
wurde in die Faust des Standbildes eingesetzt. sich in der Mulde des rechen Teilstücks eine trübe ist. Mißlingt der Sprung, so erleidet der Aben-
Sie gehörte dem Zwergenfürsten, den das Stand- Flüssigkeit, die einen scharfen Geruch abson- teurer im rechten Gangstück durch das Aufsprit-
bild darstellt und der den Bau des Tempels in dert. Die beiden so präparierten Gangstücke zen der Säure zusätzlich 1W4 Punkte Schaden
diesem Berg vor langer Zeit als ausführender dienten schon vor dem Weggang der Priester- an den Armen.
Architekt betreut hat. Sein Name ist in Verges- schaft als Sicherungssperren zum Allerheilgsten.
senheit geraten. Der Rost im linken Gang besteht aus etwa 10. Die Badekammer
Wird die Statue berührt, so hebt sie die rechte ein Quadratzentimeter großen Rauten. Wird der Der Eingang zu diesem Raum ist mit einer spe-
Hand an den Mund und legt den Zeigefinger war- Rost betreten, so entladen sich bläuliche Blitze ziellen Form magischer Dunkelheit geschützt.
nend vor die Lippen. Schüttelt jemand die zum um die Füße des Abenteurers, die bis zu zehn Die Dunkelheit endet aber, sobald ein Charak-
Gruß dargebotene Hand des Zwerges, so hebt Zentimeter hoch schlagen. Falls der Charakter ter den Raum betreten hat oder Magie bannen
er die Hand mit derselben Geste zum Mund; einen RW gegen Zauber nicht schafft, erleidet gegen eine Zauberstufe von 15 gewirkt wurde.
ein Stück Holz in der Täfelung des Sockels fällt er 4W8 Schadenspunkte, sonst 2W8. Hiervor ist Licht oder Dauerhaftes Licht zeigen keine Wir-
herab und gibt eine Inschrift frei: er geschützt, wenn er die Schuhe mit den höl- kung.
zernen Plateausohlen aus dem Raum der Roben Die Kammer ist leer bis auf ein steinernes,
Drei mal drei (Abschnitt 6) trägt. im Boden eingelassenes Becken (zwei mal zwei
und vier mal vier Bei der Flüssigkeit im rechten Gang handelt Meter groß und ein Meter tief). Der Raum
öffnen hier
jede Tür

Der Vers bezieht sich auf die Öffnungs-

mechanismen in den beiden Geheimkammern
(Abschnitt 13). Die Klappe im Sockel, hinter der
die Gedichtzeilen verborgen sind, kann auch von
einem Zwerg mittels seiner Fähigkeit „bewegli-
che Wände entdecken“ gefunden werden.
Ein Dieb kann mit seiner Fähigkeit „Fallen
entdecken“ feststellen, daß sich in dem Zwerg
ein magischer Schutzmechanismus befindet (es
gilt die halbe Erkennungschance für magische
Fallen). Berührt ein Charakter nämlich die Axt
des Zwerges, so erwacht die Statue zum Leben,
verwandelt sich in einen Zwerg aus Fleisch und
Blut und greift an. Die Statue kämpft, bis sie
besiegt ist.

Belebte Zwergenstatue: IN keine; GES

keine; RK -3 (verzaubertes Kettenhemd); BF
6; TW 10W8+5; TP 53; ETW0 15; A 1; SCH

20
 ABENTEUER
war die ehemaliger Badekammer der Priester.
Bevor sie den Tempel verließen, füllten sie das
Badebecken mit übelriechenden Abwässern und
wirkten einen starken Illusionszauber (Rettungs-
wurf zulässig). Jeder, der dem Zauber anheim
fällt, glaubt wunderschöne Wesen seiner Rasse
und des jeweilig anderen Geschlechtes zu sehen,
die ihn auffordern, mit ihm zu baden. Hierauf
steigt der Charakter in die üble Brühe und erlei-
det 4W6 Punkte Schaden (kein Rettungswurf
zulässig). Danach locken ihn die schönen Wesen
aus dem Wasser zu einem leuchtenden Tor, das
sich am anderen Ende des Raumes befindet.
Dieses Tor erscheint dem Charakter wie der
jeweilige Eingang zum Paradies der von ihm ver-
ehrten Gottheit. Hier befindet sich auch tat-
sächlich ein von den Priestern geschaffenes,
permanentes Tor in eine andere Ebene nach
Wahl des Spielleiters. Bevor der Abenteurer den
Illusionswesen durch das Tor folgt, steht ihm ein
weiterer Rettungswurf gegen Zauber zu. Erst
wenn dieser mißlingt, durchschreitet er die Bar-
riere.
Das Tor haben allerdings vor einiger Zeit auch
zwei Echsenmenschen entdeckt. Sie suchen den
Tempel ab und zu auf, um die Gelegenheit zu
nutzen, hier auf Nahrungssuche zu gehen. Zu
50% befinden sich die beiden im Raum und
greifen Abenteurer sofort an, die den Raum
betreten haben. In einem durch die Illusion
betäubten Charakter sehen die Echsenmenschen
eine besonders leichte Beute.
Echsenmenschen: IN niedrig; GES N; RK 5;
BF 6 (Schw 12); TW 2W8+1; TP 12; ETW0
19; A 3; SCH 1W2/1W2/1W6 (Fischspeer); BA
keine; BV keine; MR 0%; ML 14; Gr. M; EP je
65
Wenn sie mehr als die Hälfte ihrer Treffer-
punkte verloren haben, versuchen die Echsen-
menschen durch das Tor zu fliehen.
Wahrscheinlich werden nicht alle Charaktere
gleichzeitig den Raum betreten. In diesem Fall
sehen die Gruppenmitglieder vor der Tür, was
sich in dem Raum abspielt. Sie können die Ech-
senmenschen mit Fernkampfwaffen oder Zau-
bern angreifen. Um einen Kameraden davor zu
bewahren, in dem Tor zu verschwinden, muß
man letztendlich aber den Raum betreten. Auch
wenn der mit der Illusion belegte Charakter
vorher z.B. mit Personen festhalten unbeweg-
lich gemacht wurde, wird er weiter versuchen
durchs Tor zu gehen, sobald die Wirkungsdauer
dieses Zaubers endet. Jeder neue Abenteurer,
der den Raum betritt, muß ungeachtet seiner
Kenntnisse um eine mögliche Illusion einen Ret-
tungswurf durchführen. Gelingt der Wurf, ist der
Charakter immun gegen den Zauber, auch wenn Hand nach oben gehoben und sanft am Rande
er zwischendurch den Raum wieder verlassen des Loches abgelegt.
sollte. Mißlingt der Wurf jedoch, sieht auch er Im Moment der Berührung kann der Cha-
die bezaubernden Wesen in der für ihn passen- rakter allerdings eine Marktszene erkennen:
den Gestalt und wird durchs Tor gelockt. Fremde Personen laufen auf dem Handelsplatz
einer großen Seefahrerstadt umher. Es ist die-
11. Der Gesundbrunnen selbe Szene wie auf dem Dimensionsspiegel
Der Raum ist aus rötlichen, sehr schön gema- in Raum 4, allerdings von hinten betrachtet
serten Steinen gemauert. In den Boden wurde ein und stark verzerrt, so als ob die Öffnung des
Wasserbecken eingelassen, daß etwa zwei Mal Schachtes in den Boden der Marktszene münden
zwei Meter groß ist. Das Wasser ist sehr klar und würde.
scheint von innen heraus zu leuchten. Bei Rückkehr in Raum 4 und genaue Beob-
achtung des Dimensionsspiegels kann man fest-
Dies war der Raum, zu dem die Gläubigen stellen, daß sich im Hintergrund der Szenerie
der Göttin pilgerten, um Heilung zu erlangen. ein flaches Wasserbecken befindet. Es genügt, in
Von seinem Aufbau her bildet er das Gegen- dieses Becken zu hüpfen, um wieder im Tempel
stück zu Raum 10. Allerdings befindet sich in durch den Schacht nach oben in Raum 12 geho-
diesem Becken ein sehr heilkräftiges Wasser. ben zu werden. Ein Abenteurer, der diesen
Wer darin badet, bei dem schließen sich alle Mechanismus begriffen hat, kann sich durch
Wunden (1W8 TP werden regeneriert). Alte- den Spiegel in die andere Welt begeben und
rung, die durch Magie oder Monster entzogen mit seinen verschollenen Freunden durch einen
wurde (auch durch den Alterungsspiegel in Raum Sprung in das Wasserbecken in die Heimat
4) wird hier wieder völlig aufgehoben. Wer von zurückkehren.
dem Wasser trinkt, erhält sogar alle fehlenden
Trefferpunkte zurück. Das Wasser läßt sich auch 13. Die Geheimtüren
mitnehmen, allerdings büßt es vierundzwanzig Die Räume 11 und 12 enden jeweils in einer
Stunden nach verlassen des Tempels seine Wir- Gangnische, aus der kein weiterer Ausweg her-
kung ein. auszuführen scheint. Es bietet sich fast an, hier
nach Geheimtüren zu suchen. Tatsächlich ent-
12. Der Schacht puppt sich die nördliche Seitenwand in jeder der
Dieser Raum ist bis auf ein quadratisches Loch im Nischen als hölzerne Wand, auf die Steinmuster
Boden vollkommen leer. Die ursprüngliche Bedeu- aufgeklebt wurde. Die Holzwände lassen sich
tung des Raumes ist nicht mehr auszumachen. wie Schiebetüren zur Seite wegschieben. Dahin-
ter befindet sich jeweils ein schmaler Raum:
Das Loch im Boden ist vollkommen schwarz.
Zauber, die zu seiner Ausleuchtung verwendet 13a. Die Zahnräder
werden, zeigen keinen Erfolg, ebensowenig wie Auf der östlichen Seite befindet sich innerhalb
Magie bannen. Wirft man einen Gegenstand in des schmalen Raumes ein steinerne Konsole mit
das Loch hinein, so hört man keinerlei Aufprall- metallenen Zahnrädern, welche die Zahlen von
geräusche. Der Gegenstand taucht jedoch etwa 0 bis 9 zeigen. Nur die Kombination 4-4-4-4
zehn Sekunden, nachdem er ins Loch geworfen löst eine Verrieglung und öffnet über versteckte
wurde wieder auf: Er hüpft aus dem Schacht und Seilzüge die Stirnseite in der Gangnische des
fällt am Rande des Loches auf den Boden, so als Raumes 12: Der Weg ins Allerheiligste des Tem-
hätte ihn eine unsichtbare Hand über die Kante pels ist frei.
gehoben. Nur zerbrechliche Gegenstände wie
Glasflaschen nehmen dadurch Schaden. 13b. Die Gewichte
Tatsächlich ist dieser Schacht eine Einbahn- Auf der westlichen Seite befindet sich eine
straße aus einer anderen Welt der materiellen ähnliche Konstruktion zum Öffnen der Verbin-
Ebene zurück auf die Welt der Abenteurer. dung von Raum 11 in das Herzstück des Hei-
Dieser Gang bildet den Rückweg aus dem Spie- ligtums. Hier sind drei Körbe aus Metallseilen
gel mit der Landschaftsszene aus Raum 4. mit langen Ketten an der Decke aufgehängt. Die
Ein Abenteurer der sich an einem Seil in Ketten verschwinden durch kleine Löcher nach
den Schacht hinabläßt sieht nach etwa zwanzig oben. Unter den Körben befindet sich jeweils
Metern eine schimmernde Öffnung am Boden, ein Schacht im Boden, der groß genug ist, um
durch die verschwommenes Tageslicht dringt. einen Korb aufzunehmen.
Von der Öffnung geht eine starke, abstoßende Neben den Körben steht eine große Schale
Kraft aus. Sobald der Abenteurer diese Öffnung mit steinernen Kugeln. In jeden der Körbe passen
berührt, wird er wie von einer unsichtbaren übereinander genau vier dieser Kugeln hinein.
21
 ABENTEUER
Nur wenn die Körbe gleichzeitig mit je drei
Kugeln bestückt sind, rasseln sie an den Ketten
nach unten in den jeweiligen Schacht und lösen
den Mechanismus aus, der die Stirnseite der
Gangnische von Raum 11 öffnet.
14. Die Wächterstatue
Ihr habt das Allerheiligste des Tempels erreicht.
An der Nordseite steht auf einem Steinsockel eine
große Bronzestatue des Hohen Priesters dieses
Tempels. In der rechten Hand hält er den Griff und
das Heft eines mächtigen Schwertes.
Auf der Nordseite seht ihr in zwei kleine Kam-
mern, die jeweils durch eine Reihe im Boden ver-
ankerter Metallstangen von eurem Aufenthaltsort
getrennt sind. In jeder der Kammern befindet sich
eine Steinkonsole, auf der ein Samtkissen liegt. Auf
dem Samtkissen thront jeweils ein goldener Kessel,
der gut dreißig Liter Flüssigkeit fassen dürfte. Die
Kessel sehen vollkommen gleich aus.
Hier sind zwei Probleme zu lösen: Erstens
müssen die Charaktere ermitteln, welches der
richtige Kessel ist (es war bisher immer nur von
einem die Rede, also kann auch nur einer der
richtige sein). Als nächstes müssen sie versuchen,
den Kessel aus seinem Gefängnis zu befreien.
Der Kessel der Tränen befindet sich von den
Abenteurern aus gesehen im rechten Raum
(15a). Hierfür gibt es mehrere Hinweise: Das
Bild der wohlwollenden Göttin in der Eingangs-
halle war an die rechte Wand gemalt, die Statue
des Hohen Priesters schaut nach rechts und er
hält den Schwertgriff in der rechten Hand.
Zum Öffnen der Gitterstangen gibt es keine
Vorrichtung, die Stangen sind tatsächlich einge-
mauert. Ein Wurf auf Stangen verbiegen wäre
eine Möglichkeit, allerdings müßten mindestens
drei Stangen verbogen werden um einen Halb-
ling oder Gnom durchzulassen und erst bei vier
weg gebogenen Stangen würde der Kessel hin-
durch passen.
Die einfachste Lösung ist es, das magische
Schwert der Priesterstatue zu benutzen. Im Heft
des Schwertes ist ein Loch, tatsächlich ist der
gesamte Schwertknauf hol und faßt etwa einen
Liter Flüssigkeit. Der Daumen der rechten Hand
der Statue ist beweglich, so daß sich das Schwert
herausnehmen läßt. Auf dem Schwert sind meh-
rerer Runen für „Feuer“ eingegraben, ebenso
auf einem Amulett, das die Statue um den Hals
trägt (es ist mit ihr verbunden und läßt sich nicht
abnehmen).
Eine erfolgreiche Anwendung der Fertigkeiten
Religionskunde oder Zauberkunde (nach Ermes-
sen des Spielleiters auch Lokalgeschichte) läßt
die Charaktere vermuten, daß es mit den Feuer-
runen etwas besonderes auf sich hat, da der Ele-
mentarzyklus und insbesondere Feuer nicht zu
den der Dazena zugeordneten Zyklen gehört.
Die Feuerrunen sind dieselben wie auf der
Flasche, die in Raum 7 zu finden war. Der oran-
gefarbene Rauch läßt sich in den Schwertknauf
einfüllen. Etwa die Hälfte geht dabei daneben,
so daß die Abenteurer noch mindestens zwei
Liter des Rauches übrig haben müssen, um die
volle Wirkung zu entfal-
ten. Der Rauch verdich-
tet sich und beginnt dann,
wie oben beschrieben,
acht Runden lang mit der
Hitze eines Schmiede-
feuers zu brennen. Die
Hitze und die Zeit rei-
chen genau aus, um das
Schwert aus der Hand
der Statue zu nehmen
und vier der Stangen,
die den Zugang zum
Kessel versperren, genau
zweimal zu durchschnei-
den. Dann erstirbt die
Flamme.
Die entstandene Öff-
nung ist groß genug, um
den letzten Raum zu
betreten und den Kessel
sicherzustellen.
22
15. Der Kessel der Tränen
Der Kessel besteht aus vergoldetem Kupfer-
blech und hat ein Eigengewicht von etwa 5kg.
Links und rechts sind Griffe angebracht, die mit
Lapislazuli eingelegt sind. Die Außenwand des
Kessels ist mit Bildern geschmückt, welche die
vier Jahreszeiten szenisch darstellen. Der reine
Materialwert dürfte bei etwa 500 GM liegen.
Füllt man gewöhnliches Wasser in den Kessel,
so erhält es dieselben magischen Fähigkeiten,
wie das Wasser im Gesundbrunnen (Raum 11):
Bei Berührung schließen sich alle Wunden (Rege-
neration von 1W8 TP je Wesen) und magische
Alterung wird aufgehoben. Das Einnehmen des
Wassers gibt volle Trefferpunkte zurück. Aller-
dings behält auch dieses Wasser seine Wirkung
nur vierundzwanzig Stunden nach der Entnahme
aus dem Kessel.
Der Kessel in der linken Kammer (15b) ist
eine verfluchte Zwillingsausgabe des Kessels
der Tränen, das Gefäß von Dazenas Schwester
Dolera. Er verwandelt jede Flüssigkeit, die in ihn
gegossen wird, in ein starkes Gift. Es verursacht
4W6 Punkte Schaden, sofern der Rettungswurf
fehlschlägt.
Nachspiel
Die Rückreise nach Aktaleia verläuft ohne
Zwischenfälle. Falls die Abenteurer den Prinzen
befreit haben, erhalten sie von König Goron eine
Belohnung von 1.000 GM pro Kopf, zusätzlich
zu der mit General Tulog vereinbarten Bezah-
lung. Die Belohnung wird allerdings auf 500 GM
je Abenteurer reduziert, falls durch das Verhal-
ten der Charaktere die Orks einen Ansturm auf
die Grenzfestung unternommen haben, und die
Garnison zu Schaden gekommen ist (mehr als
20% Verluste unter der Mannschaft der Grenz-
festung).
Wenn die Charaktere nach Besichtigung des
Orklagers unverrichteter Dinge wieder nach
Aktaleia zurückkehren, so rüstet der König selber
eine Expedition zur Befreiung seines Sohnes
aus; das Abenteuer ist dann gescheitert und die
Abenteurer erhalten keine Erfahrungspunkte.
Hat die Gruppe Prinz Wenyr nicht befreien
können, aber dafür den Kessel sichergestellt, so
rüstet König Goron sein Heer erst aus, wenn
die Charaktere zurückkehren. Mit Hilfe des Kes-
sels kann er die Verluste seiner Soldaten bei der
Befreiung seines Sohnes aus den Händen der
Orks auf ein Minimum reduzieren. Die Charak-
tere erhalten auch in diesem Fall eine Belohnung
von 500 GM pro Kopf.
Wenn sich die Charaktere auf der Flucht vor
den Orks im Tempel verschanzen mußten, ist
Prinz Wenyr bei ihrer Rückkehr bereits befreit
 ABENTEUER
worden. Auch wenn sie jetzt den Kessel zurück-
bringen, gibt es in diesem Fall keine Belohnung.
Den Kessel können die Charaktere beim
Tempel abgeben (bzw. die Soldaten geben ihn ab,
wenn sie von Wenyrs Befreiung zurückkehren).
Die Priester können die heilige Aura des Arte-
faktes nutzen, um den Tempel sehr viel schneller
wieder zu weihen, als es mit normalen Mitteln
möglich wäre. Damit kann auch die Hochzeit
eher als ursprünglich vermutet stattfinden. Im
Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten wird die
Prinzessin Xara, die Braut des Prinzen, den
Abenteurern einer der Orden ihres Königreiches
verleihen. Die Priester sehen sich nicht in der
Lage, die Gruppe für die Bergung des Kessels
zu entlohnen, allerdings haben die Abenteurer
einen großen Gefallen bei den Dazena-Priestern
frei.
Sollten die Charaktere den Kessel Doleras mit-
bringen, so können die Priester dies sehr schnell
feststellen und den falschen Kessel zurückbrin-
gen. Zerstören läßt sich dieses Artefakt jedoch
nicht. Den Charakteren steht es frei, den falschen
Kessel selber zurückzubringen und den richtigen
zu holen. Dies stellt keine große Gefahr dar,
falls die Orks im Rahmen der Befreiungsaktion
von Soldaten des Königs in nördlichere Regionen
des Gebirges verdrängt wurden. Ansonsten gibt
der König den Abenteurern eine Eskorte von 20
Soldaten aus der Grenzfestung zu ihrem Schutz
mit.
Die Priesterschaft:
Die Diener Dazenas kleiden sich gern in helle,
grüne und gelbe Gewänder. Zu ihren wesent-
lichen Aufgaben gehören die Ausrichtung von
Hochzeiten, Kindstaufen und Erntedankfesten.
Zum Dazena-Priester gehen Liebende, die Segen
für ihre Beziehung erhoffen oder die sich ein Kind
wünschen. Der Dazena-Priester bittet daraufhin
um das Wohlwollen seiner Gottheit. Die mei-
sten Angehörigen der Priesterschaft betreuen
kleine, dörfliche Schreine mit weniger als hun-
dert Glaubensanhängern (ca. 75% der Priester);
20% der Priester leben innerhalb von Städten
in den großen Glaubenszentren ihrer Gemein-
schaft und nur 5% ziehen auf Abenteuer aus.
Das Orklager
Ring I: 9 Zelte
• ein Zelt des Kommandanten
• je 1 Hauptmann oder Orog
• je 1-2 Elite-Orogs
• je 9-10 gewöhnliche Orks
• in einem der Zelte befindet sich der Magier
Ring II: 9 Zelte
• je 1 Unterführer
• je 1 Wache
• je 1 Orog
• je 9 gewöhnliche Orks
STILBLÜTEN
NPC: „Dein Bruder ist tot!“
Spieler 2: „Wer hat ihn ermordet?“
Spieler 1: „Ich habe ihn erledigt...“
Spieler 2: „Aargh, du Mörder.
Angriff!!!“
Eine kaputte Niere später konnte
man ihm dann erklären, dass Spieler
1 nicht den Bruder erledigt hatte, son-
dern dessen Mörder...
Spieler 2: „Und ihr habt meinen
Bruder nach dem Kampf einfach
liegen lassen?“
Spieler 1: „Alle waren
schwer verwundet...“
Spieler 2: „Ihr habt meinen Bruder
schwer verwundet liegen lassen ?“
Spieler 1: Wir könnten doch die
Turbine stehlen ?“
Spieler 2: „Die ist so groß wie
ein Haus. Die trägt man nur weg,
wenn man ein rotes Cape und blaue
Strumpfhosen trägt und ein ‚S‘ auf
der Brust hat.“
Spieler 1: „Klingt gut!
Wo bekommt man
solche Klamotten her?“

Ring III: 12 Zelte Während Spieler 1 sich von hinten

Anhang: • 3 Zelte leer an eine Gruppe Wachleute vor einem
Der Kult der Dazena • je 1 Unterführer Schrottplatz heranschleicht, geht der
• je 1-2 Wachen Rest der Spieler offen auf die
Die Macht: • je 1 Orog Wächter zu und unterhält
Dazena ist im wesentlichen eine Naturgottheit, • je 9 gewöhnliche Orls sich zur Ablenkung mit ihnen.
die aber auch in Städten Verehrung findet. Ihr NPC: „Klar können wir euch
Aufgabenbereich ist der Ackerbau, das Wachs- Ring IV: 9 Zelte eine LKW-Achse besorgen. Welches
tum der belebten Natur, Heilung und Wiederge- • 3 Zelte leer Modell braucht ihr denn ?“
burt. Nebenaspekte sind Familie, der Schutz der • je 1 Wache Spieler 2: „Ähem...“ (zeigt auf den
Eheleute und der Schutz von Haus und Hof. Das • je 1 Orog schleichenden Spieler 1, der tech-
Symbol Dazenas ist ein goldenes Ahornblatt auf • je 1 Unterführer nische Fähigkeiten hat) „Fragt am
grünem Grund. • je 9 gewöhnliche Orks Besten ihn...“

Das Ethos: Ring V: 3 Zelte Der Spielleiter liest aus dem

Sei freundlich zu denen, die dir gegenüber • je 1 Schamane Regelwerk vor: „...einige Elemen-
freundlich sind. Ehre das, was die Natur uns • je 9 gewöhnliche Orks taristen nutzen den Effekt der
schenkt. Hilf den Armen, den Verletzten und Umweltreaktion bewusst zum
den in Not geratenen und gib ihnen von dem, [ulrich schüppler] persönlichen Vorteil...“
was dir die Natur gegeben hat. Töte kein Tier, [schueppler.ulrich@ftd.de] Spieler: „Masochisten ?“
außer zum Nahrungserwerb und verletze keinen [www.merkur-spiele.de]
Menschen, der dich nicht angreift. Der Kult [karten von tommy heinig] Spieler: „Und versuch bloß nicht
der Dazena ist ein sehr freundlicher, auf Ver- mir weißzumachen ich sei vom ande-
ständnis und Respekt aller Lebewesen beruhen- ren Ufer - ich bin Seefahrer!“
der Glaube.

23
 DER GEISTERPIRAT
- EIN ABENTEUER FÜR DAS SCHWARZE AUGE -
ABENTEUERÜBERBLICK Informationen zu den einzelnen Schauplätzen den Rücken, so dass niemand im Stande wäre
Shilaya und Praisanzya findet man auf der Home- den Schatz allein zu heben. Kurz darauf trenn-
Durch einen glücklichen Zufall bekommt die page: www.kemi.de (Praisanzya wird nur in der ten sich die Wege der Seeräuber. Niemand hätte
Piratenmannschaft Gelegenheit einen Schatz Kurzgeschichte „Bettelbarde“ erwähnt). gedacht, dass der Maat den Weg heimlich mar-
nahe einer kleinen Kolonie zu heben. kiert hatte, so dass er allein zu dem Schatz finden
Unglücklicherweise ist das Gold nicht mehr
dort. Zu allem Überfluss wird die Kolonie von
VORGESCHICHTE
könnte.
Nur wenige Jahre darauf gründete das Mittel-
einem tyrannischen Geisterpiraten überfallen, Vor genau 30 Jahren machte die Piratenmann- reich die kleine Kolonie Praisanzya auf der besag-
der die Gouverneurstochter entführt. Nun bietet schaft „Die Blutsgeschwister“ reiche Beute. ten Insel, die allmählich florierte. Doch dann,
sich den Piraten die Chance, wenigstens einen Vier Piraten, ein Maat, eine Kämpferin, ein vor etwa 18 Jahren stellte der mittelreich`sche
Teil ihrer Expeditionsausgaben wieder herein zu Seemann und der Schiffsjunge sahen ihre große Gönner der Kolonie seine Gelder ein und das
bekommen, indem sie den Auftrag annehmen Chance auf Reichtum gekommen. In einer nebe- Siedlungsprojekt wurde für gescheitert erklärt.
die Tochter des Gouverneurs zu befreien. Doch ligen Nacht hievten sie die beiden Schatzkisten Mittlerweile hatten sich allerdings viele Men-
wie sich herausstellt, ist der Geisterpirat sehr über Bord und verschwanden mit einem Bei- schen eine Existenz auf der Insel aufgebaut und
lebendig und in Wirklichkeit der rechtmäßige boot. wollten diese nicht verlassen. Übles Gesindel
Gouverneur. Er wiederum bietet den Helden an, Dann vergruben sie den ließ sich dort nieder und ein Kampf um Macht
ihn bei seiner Rache zu unterstützen. Eine große Schatz auf einer kleinen begann.
Belohnung würde ihnen winken ... Insel und schworen, Der ehemalige Maat lebte auch in
Ein Epos mit Verwicklungen, Intrigen und aus Angst vor Praisanzya und witterte seine
Romantik. Ein Abenteuer von Gold, Ruhm, Frei- Rache ihrer Chance an die Macht zu
heit, und Rum und... dem stürmischen Meer. ehemali- kommen. Er grub den
Schatz aus und kaufte

VORWORT sich mit seinem

neuen Reich-
Dieses Abenteuer ist tatsächlich für eine Hel- tum eine
dengruppe gedacht, die eine Piratenkampagne Söldner-
nach dem Vorbild der „Al´ Anfa Box“ spielen. truppe, die
Natürlich kann der Spielleiter dies auch variieren ihn zum
und die Heldengruppe alleine, ohne Mannschaft Gouverneur
antreten lassen. Allerdings geht meiner Meinung machte.
nach der gewisse Reiz verloren. Die Sied-
Dabei ist es grundsätzlich egal, ob die Spieler lung florierte
nun Teil einer Piratenmannschaft sind, oder diese wieder,
selbst anführen. In erstem Fall hat es der Meister diesmal als
sogar etwas leichter, da der Kapitän den Aben- Piraten-
teurern einige Entscheidungen abnimmt. hafen und
Der Handlungsschauplatz ist der tiefe Süden, bald holte
nahe des Königreiches Kemi. Wenn man sich der Gou-
an diesen groben geographischen Rahmen hält, verneur
bleibt dem SL immer noch ein großer Hand- seinen
lungsfreiraum, wo er nun die einzelnen Wegsta- Stiefsohn
tionen ansiedelt. nach,
Im Übrigen ist auch die Stufe der Spieler und der bis
die Größe der Gruppe oder Mannschaft eini- dahin in
germaßen egal, da das Abenteuer so verfasst der Gosse
wurde, dass der Meister die Anzahl der Gegner gen Kame- von Mengbilla
individuell auf seine Spielrunde abstimmen kann. raden, den gelebt hatte, um diesen
Was allerdings Talentproben anbelangt, bin ich Schatz erst in am Wohlstand teilhaben zu
von einer Piratentruppe mittlerer Stufe (ca. 6 im drei Jahrzehnten lassen. Doch der verräteri-
Durchschnitt) ausgegangen (die Mannschaft liegt wieder gemeinsam zu heben. Ein jeder sche Schurke vertrieb seinen Vater mit Hilfe
im Schnitt 2-3 Stufen darunter). tätowierte sich einen Teil der Schatzkarte auf einiger verräterischer Soldaten und übernahm

24
dessen Amt. Als übler Ausbeuter und Despot, Dschungels eingerahmt.
wie sich bald herausstellte. Ebenso seltsam wie die
Der ehemalige Gouverneur sann auf Rache Architektur sind auch die
und baute über Jahre hinweg eine Piratenmann- Einwohner. Sie tragen
schaft auf, mit der er schließlich einen Angriff auf absonderliche Frisuren,
den Gouverneurspalast wagte. Seine Mannschaft färben ihr Haar mit Pflan-
wurde zurückgeschlagen und er erlitt schreckli- zensäften und schmücken
che Brandwunden und wurde für tot erklärt und sich mit Ketten, spitzen
ins Meer geworfen. Nieten und bunten Stoffen
Doch wenige Wochen bevor die dreißigjäh- oder Leder. Ein wahres
rige Frist ablief tauchte er wieder auf und jeder Völkergemisch ist hier zu
hält ihn für einen Geisterpiraten. Dieses Myste- finden Tulamiden, Nord-
rium gibt ihm die Macht die Insel zu tyrannisie- länder, Waldmenschen und
ren. Er sucht Vergeltung und denkt kaum mehr deren Nachkommen. So-
an seine ehemaligen Freunde und den Schatz. gar zwei Orks leben hier.
Diese jedoch erinnern sich sehr wohl an das Es sind Bukanier, die
Abkommen und treffen nach und nach auf der sich von niemandem etwas
Insel ein, um sich ihren Teil zu holen... sagen lassen und Freiheit
als höchstes Gut achten.
LÜGENMEER
Mit deiner lauten Stimme sprichst du zu mir
Deine Stimme, sie wickelt mich wieder ein
Und mit einem Lächeln auf dem Gesicht
Höre ich dir zu, alles was du mir erzählst
Klingt so schön und ist so wahr
Du erzählst mir von dir und was du erlebt hast
Auf deinen vielen Reisen über die ganze Welt
Geschichten von unsagbar großen Taten
Unzählbare Geschichten und in jeder bist du der Held
Denn du allein stehst im Mittelpunkt deiner kleinen Welt
Ganz langsam verirrst du dich im Labyrinth deiner eignen Lügen
Wieder sprichst du mit lauter Stimme zu mir
Diese Stimme, sie bohrt sich durch meinen Verstand

1. LOGBUCHEINTRAG: So wird man in dieser

AUFTAKT
EINSTIEG DER GRUPPE
„Ihr habt Beute gemacht. Nur wenige Dutzend
Meilen südöstlich des Kemireiches habt ihr eine
feindliche Thalukke aufgebracht und lacht euch
jetzt noch schief und krumm, wie die Gegner wider-
standslos um Gnade gefleht haben. Es ist euch
nicht gerade gewaltiger Reichtum in die Hände
gefallen aber doch so viel, dass ihr mit dem Verkauf
der Waren eure Schulden bezahlen, das Schiff neu
verproviantieren und einige dringende Reparaturen
durchführen könnt. Also steuert ihr den nächsten
freien Hafen an. Shilaya, ein kemscher Freibeu-
terhafen, über den ihr schon so manche seltsame
Geschichte gehört habt...“
SHILAYA
Die Stadt gleicht einer Mischung zwischen
Hüttendorf, Zeltlager und dem Werk eines
absolut inkompetenten Baumeisters. Die Sied-
lung wurde in Ruinen einer einst prachtvollen
Stadt eingefügt und die Bewohner hatten weder
die Materialien, noch das Bedürfnis die Paläste
wieder in den Originalzustand zu versetzen. Über
kunstvolle Säulenstümpfe wurden Stege gelegt
und Hängebrücken gespannt. Marmorne Mau-
erreste wurden von den wilden und freiheits-
liebenden Freibeutern nach ihrem Geschmack
bemalt (das heißt beschmiert) und die wenigen
erhaltenen Gebäude wurden notdürftig herge-
richtet, so dass auf steinernen Grundmauern
z.B. eine Bambushütte thront. Das Ganze wird
von der undurchdringlichen grünen Wand des
Siedlung, in der wohl 300
Mit bittersüßem Lächeln höre ich geduldig zu
Höre ich dir zu, alles was du mir erzählst
Seelen leben, mit herri- Klingt so schön - doch ist es wahr?
schem Gehabe nur allzu
leicht anecken. Du erzählst mir von dir und was du erlebt hast
Im versandeten Hafen- Auf deinen weiten Reisen über die Meere der Welt
becken ankern einige klei- Geschichten von deinen unsagbar großen Taten
nere Piratenschiffe. Am Kai Unzählbare Geschichten, in jeder bist du der Held
und am Strand tummelt Denn du allein stehst im Mittelpunkt deiner kleinen Welt
sich das Volk und Besucher
werden ständig um Geld Ganz langsam versinkst du im Meer deiner eignen Lügen
angebettelt oder bekom-
men allerhand Waren ange- Du sprichst mit noch lauterer Stimme zu mir
boten, die zum Teil Versuchst dich immer wieder selbst zu überbieten
anderenorts verboten sind. Ich höre dir nicht mehr zu, meine Geduld ist vorbei
Luxusgüter und Waffen Höre dir nicht zu, alles was du mir erzählst
sind hier jedoch Mangel- Klingt zwar schön doch ist nicht wahr
ware.
Interessanterweise gibt Ganz langsam ertrinkst du im Meer deiner eignen Lügen
es hier keine Tempel, denn
es würde dem Freiheitsge- Ganz langsam verblasst du neben dem Glanz in deinen Lügen
danken Shilayas widerspre-
chen, sich den Göttern zu [tobias schumacher]
unterwerfen. Dafür findet [tobi.schumacher@gmx.de]
man hier die Kneipe „Das
Waschbrett“, das Gasthaus
„Villa Kunterbunt“, das Bordell „Bei Schlaf“ und lig wirken. Sie haben geringe Berührungsängste,
die Herberge „Kaos und Kojen“, sowie zwei halten sich nicht an gesellschaftliche Gepflogen-
weitere Tavernen. Der Standard der angebote- heiten und haben eine niedrige Hemmschwelle.
nen Dienstleistungen ist niedrig, dafür aber um Jeder zweite Begegnung beginnt mit den Worten:
so billiger und mit erhöhtem Spaßfaktor verbun- „Haste mal `nen Taler?“.
den. Lassen sie der Gruppe einige Tage Zeit, ehe es
Selbst extravagante und querdenkerische zum nächsten Ereignis kommt. Die Mannschaft
Helden sollten über die unkonventionelle Lebens- sollte Landurlaub bekommen und sich nebenbei
weise der Bukanier überrascht sein. Beschrei- um die kleinen Reparaturen auf dem Schiff küm-
ben sie die Stadt als chaotisches Wirrwarr, das mern.
vor Leben nur so sprüht. Die Einwohner sollten Lokal produzierte Güter kosten nur 80 % des
unberechenbar und fremd, nicht jedoch feindse- Listenpreises, Dienstleistungen sogar nur 60 %.

25
 IN DER KNEIPE VORBEREITUNGEN Dann ist der Sturm heran und treibt turm-
hohe Wellen vor sich her. Das Schiff wird wie
Die Kneipe ist voll und stickig, überall treiben Die Piraten dürften sich nun auf die Reise vor- ein Spielball hin und her geworfen. Gischt und
sich bunthaarige Freibeuter herum, die seltsame bereiten und wollen sicher ziemlich bald aufbre- Wasser sprühen über das Deck und so mancher
Lieder von Revolution und Freiheit grölen. chen. Wenn sie Nachforschungen über die Insel hohe Brecher holt die Piraten von den Beinen.
Es ist nur ein einziger Tisch frei (zwei Fässer anstellen können sie folgendes erfahren: Der Kapitän legt eine Seeoffiziersprobe
und ein Brett), an dem ein alter Mann mit Gassenwissenprobe +0/+1/+2/+5: erschwert um den Strukturwert ab, um zu
langem grauem Bart und Piratenkleidung sitzt. • Die Insel und die darauf befindliche Siedlung beweisen, dass er schnell genug handeln kann
Sein ebenso langes Haar wird von einem Stirn- werden Praisanzya genannt. und die Mannschaft genügend im Griff hat.
band gehalten. Er verwickelt die Gruppe in ein • Vor nicht allzu langer Zeit starteten die Frei- Außerdem eine Geographieprobe +5 ob er die
längeres Gespräch und erzählt dass er Alrik beuter aus Shilaya einen überaus erfolgrei- Gewässer kennt. Es könnten ja besondere Strö-
heißt. Im Verlauf der Unterhaltung wird klar, chen Raubzug unter der Führung von Kulko mungsverhältnisse herrschen, besondere Winde
dass ihm etwas auf der Seele brennt. Punx R. Rebels gegen diese Siedlung. wehen oder Riffe im Wasser liegen.
Schließlich rückt er damit heraus: Er hat einst • Der Gouverneur von Praisanzya ist ein Der Steuermann legt eine Seefahrerprobe
mit drei Freunden einen Schatz vergraben und schrecklicher Despot und Menschenschinder. + 4 und eine Orientierungsprobe +1 ab, um das
es wäre nun an der Zeit diesen zu heben. Er Er regiert nur mit Hilfe seiner Büttel und lässt Schiff auf Kurs zu halten und vor dem Umkippen
sei jedoch zu alt, um noch einmal eine derartige seine Untertanen im Dreck verrecken. zu bewahren.
Seereise zu unternehmen und nun würde er • Angeblich soll ein Geisterpirat die Insel tyran- Der Bootsmann legt eine Menschenkenntnis-
seinen Anteil gerne an die Gruppe verkaufen. Im nisieren probe und eine auf Bekehren (wahlweise Betö-
Alter ist er genügsam geworden und er hätte nur ren +3) ab. Er muss die Mannschaft anspornen
gerne etwas Gold für seinen Lebensabend. Er KURS AUF PRAISANZYA: und koordinieren.
würde seinen Teil der Schatzkarte für 100 D ver- Die Segelmannschaft benötigt 2 Seefahrerpro-
kaufen, der Anteil sei so um die 500 D wert. Das Schiff setzt Kurs auf Praisanzya. ben.
Es wäre an dieser Stelle nur natürlich, wenn An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass Passende Zauber (Spielleiterentscheidung)
die Spieler misstrauisch werden würden, aber Seereisen in Aventurien immer ein Risiko dar- können jeweils eine Probe ersetzen. Allerdings
eine gelungene Menschenkenntnisprobe sollte stellen. Deshalb wird der kommende Sturm die gibt es Probenaufschläge zwischen +1 und +6,
sie von der Ehrlichkeit ihres Gegenübers über- Spieler kräftig durcheinaderschütteln. je nachdem wie weit das Unwetter fortgeschrit-
zeugen. Die Reise dauert (Spielleiterentscheidung) ca. ten ist (es ist eben nicht gerade einfach auf einem
Stimmen die Piraten zu, nimmt er das Gold an 1 Woche. Währenddes-
und beschreibt ihnen die Schatzinsel samt Koor- sen kommt es zu einem
dinaten. Dann tätowiert er dem besten Kämpfer schweren Sturm. Zuvor Bestandene Auswirkungen Mannschaft
der Gruppe seinen Teil der Karte auf den Körper. sollten Wettervorhersage- Proben
Alrik begründet dies damit, dass seine ehema- proben der Spieler abge- 5+ Das Schiff übersteht Moral +1 bis Ende
lige Gefährtin die „rote Ria“ die Glaubwürdigkeit legt werden. Es reicht eine den Sturm heil des Abenteuers
der Gruppe auf jeden Fall mit einem Duell testen gelungene Probe um die 3-4 Leichte Schäden: W6 Verletzte
wird, da sie weiß, das Alrik die Karte nur an Wetterveränderung früh- W6 Punkte Schaden
jemanden weitergeben wird, der sie im Kampf zeitig zu erkennen. Diese am Segel, Reise
besiegen kann (so war es ausgemacht). Probe wird später zu den verlängert sich um
Alrik erklärt, dass die rote Ria auf der Insel anderen (s. Kasten) ange- einen Tag
lebt und die Helden zu ihr gehen sollen, damit rechnet. 1- 2 Mastbruch bei W6 Tote
sie ihren Teil der Karte hinzufügen kann. Wo sich mehrmastigen Schiffen W20 Verletzte
die anderen beiden „Freunde“ aufhalten, weiß Finstere Wolken ziehen W20 Schaden am Rumpf Moral -1
er nicht, aber er meint sie würden früher oder am Himmel auf und der 2W20 Schaden am Segel
später schon auf der Insel eintreffen, wenn sie Seegang wird schwerer. Die Reise verlängert sich
nicht sogar bereits dort sind. Bordwache läutet verzwei- um 3 Tage
Alrik kann seine Gefährten und die Insel felt die Sturmglocke und ein 0 Das Schiff ist ein Wrack, W20 Tote
beschreiben, wie sie vor 30 Jahren aussahen. Ria Jeder eilt an Deck. Rumpf- und Segelpunkte 2W20 Verletzte
hat er das letzte Mal vor 20 Jahren gesehen und liegen bei 50%. Der Aufgrund der Inkom-
von ihr weiß er auch, dass die Insel mittlerweile Die Segel müssen bis Strukturwert sinkt um petenz der Offiziere
bewohnt ist. Was ansonsten in der Zwischenzeit auf eines gerefft werden, 3 Punkte und eine steht die Mannschaft
geschehen ist, ist ihm in keinster Weise bekannt. ehe das Unwetter über Strukturprobe ist von kurz vor dem
Diese Informationen teilt er nur auf Nachfrage dem Schiff hereinbricht. Nöten um festzustellen, Meutern
mit, oder wenn die Helden besonders nett zu Die Steuerbesatzung muss ob das Schiff sinkt.
ihm sind. Die anderen beiden Seeräuber hießen verstärkt werden, um das Jegliche Ladung und
Tramis und Stankowatz. Schiff im Wind zu halten, Geschütze sind verloren
etc..

26
schlingernden Deck die Balance zu halten und bestaunt. Sofort werden die Piraten mit Fragen Warns Worte sind durchaus ernst zu nehmen
sich zu konzentrieren, während man mit Salz- überhäuft, ob sie nicht dem Geisterpiraten bege- und er wird der Gruppe tatsächlich wie ein
wasser übergossen wird und der Wind in den gnet wären. Die Charaktere werden bis in die Schatten folgen. Lassen sie ihn in den nächsten
Ohren braust.) nächste Kneipe verfolgt (denn dort werden sie Tagen immer wieder mit seiner grimmigen Miene
Die Zahl der gelungenen Proben wird gesamt wahrscheinlich als erstes hin gehen). auftauchen, wenn es gerade passt, vor allem,
ausgewertet (zuzügl. der Wettervorhersage- Dort müssen sie mehrfach der gebannten wenn die Piraten wirklich ein krummes Ding vor
probe) und das Ergebnis auf der Tabelle abgele- Zuhörerschaft ihre Anreise schildern und werden haben (Falschspiel, Diebstahl, etc.).
sen. blumig über die Untaten des schrecklichen Gei- Nun können die Helden die Siedlung erfor-
Am Abend endet das Unwetter und die See sterpiraten aufgeklärt, der die Insel tyrannisiert. schen und ihnen wird sehr bald der Unterschied
liegt wieder ruhig da. Kleinere Schäden können Sie erfahren, dass sich seit seinem Auftauchen zwischen Arm und Reich auffallen. Auch der
bis zur Ankunft in Praisanzya behoben werden. kein Kapitän der Siedlung mehr auf das Meer Palast des Gouverneurs ist nicht zu übersehen.
Diese Zeit sollte auch genutzt werden, um hinaus gewagt hat und auch kein Schiff mehr ein- Wahrscheinlich werden die Helden bald nach
das Aussehen des Schiffs und der Mannschaft zu gelaufen ist. der roten Ria herum fragen, da diese ja den
verändern, denn Piraten sind in den Koloniestäd- zweiten Teil der Karte besitzt. Dies ist jedoch
ten des Südens nicht gerne gesehen (vielleicht Abseits der Menge fällt Euch eine Person auf, gar nicht so einfach, da sie hauptsächlich unter
hat die Gruppe ja sogar einen gewissen Bekannt-welche die ganze Zeit mit verschränkten Armen dem Namen Rondriane die Fechterin bekannt
heitsgrad...). Proben auf Verkleiden und kreative
und finsterer Miene da steht und die Gruppe ist.
Handwerkstalente sind notwendig. taxiert. Sobald sich die Meute etwas aufgelöst hat Erlauben sie pro Tag jedem Helden, der Fragen
wird er sich dem Tisch der Helden nähern: „Ich bin stellt, eine Gassenwissenprobe +6, um Informa-

2. L OGBUCHEINTRAG : Warn und ihr sollt wissen, dass ich das Gesetz in
dieser Stadt bin. Ich kenne euch zwar nicht, aber
tionen über Rias Aufenthaltsort zu bekommen.

D KIE ARTENTEILE
PRAISANZYA
Das Schiff läuft im Hafen von Praisanzya ein
und wird von einer am Pier wartenden Menge
ich misstraue euren Visagen. Ich denke ich werde
euch im Auge behalten.“
Nach diesen Worten dreht er sich um und
stampft hinaus.
EREIGNISSE IN PRAISANZYA
Jedes der hier beschriebenen Ereignisse sollte
zumindest kurz abgerissen werden, da sie eigent-
lich alle von Bedeutung sind. Allerdings ist die
Reihenfolge unwichtig.

27
 Der Informant
Dieses Ereignis tritt ein, wenn einer aus der
Gruppe die Gassenwissenprobe bestanden hat.
Endlich habt ihr jemanden gefunden, der etwas
über den Aufenthaltsort der roten Ria weiß.
Grinsend steckt die Person euer Silberstück ein
und erzählt, dass die rote Ria in Praisanzya als
Rondriane die Fechterin bekannt ist. Sie gilt hier
zu Lande als Fechtmeisterin und hat schon man-
chem Grünschnabel eine ordentliche Lektion
erteilt. Sie wohnt eine Meile südöstlich der Stadt,
in einem kleinen Haus auf einem Hügel.
Das Gossenkind
Ein kleines Gossenmädchen springt plötzlich
auf einen der Piraten zu und stibitzt ihm etwas
weniger Wertvolles, z.B. einige unbeaufsichtigte
Münzen oder besser noch: einen Apfel.
Das Kind trägt wenig mehr als Lumpen, ist
über und über mit Schmutz verkrustet und sein
Geschlecht ist aufgrund dessen nicht bestimm-
bar.
Wie die Helden darauf reagieren ist ungewiss,
es ist aber allemal eine interessante Rollenspiel
Situation.
Des Gouverneurs Kettenhunde
Eine Gruppe von Soldaten (2 mal so viele
wie SC) bahnt sich auf dem Markt einen Weg
durch die Menge und stößt dabei rücksichtslos
jeden aus dem Weg, der nicht schnell genug Platz
macht. Sie sind schwer bewaffnet und tragen
auffällige Metallhelme in Pilzform. Eine ältere
Frau stürzt aufgrund dieser rüden Rempelei und
wird auch noch mit dem Schaft einer Hellebarde
in den Bauch gestoßen. Die Soldaten marschie-
ren ohne anzuhalten weiter. Hasserfüllt starren
ihnen einige Marktbesucher hinterher.
Auf Nachfragen stößt der Angesprochene mit
zusammengebissenen Zähnen hervor: „Das waren
des Gouverneurs Kettenhunde. Die Soldaten aus
dem Palast, diese Bastarde...!“ Anschließend zuckt
er zusammen, zieht den Kopf ein und verschwindet
mit einem gemurmelten Gruß.
Machen sie den Spielern klar, dass jedes
gewaltsame Eingreifen angesichts dieser kamp-
ferprobten Truppe und der Überzahl zum Schei-
tern verurteilt ist.
Kneipenschlägerei
(Stankos Werte finden sich im Anhang)
In der Kneipe wird ein Charakter von einem
Säufer angepöbelt und schließlich attackiert.
(Sollten sich mehrere Helden einmischen,
geraten diese im Gegenzug mit einigen Saufkum-
panen von Stankowatz aneinander. Denn diese isch und sagt: „Also wollt Ihr euch doch mit mir
finden es gar nicht komisch, wenn ihr Freund messen. Wählt die Waffen.“
gegen mehrere Gegner raufen muss.) Damit meint sie den Helden mit der Tätowie-
rung. Die Gruppe sollte eigentlich nicht über-
Weitere Schläger: rascht sein, dass Ria den Kartenträger zum Duell
MU: 12 AT: 11 PA:8 LE: 30 RS:1 MR: 0 fordert, denn Alrik hat ihnen das beim Kauf
TP: W6 (Raufen) erklärt. Rufen sie dies den Spielern notfalls ins
Gedächtnis zurück.
Sobald einer der Kontrahenten (wahrschein-
lich der/ die Säufer) zu unterliegen scheint, taucht DAS DUELL
der Stadtbüttel auf und trennt die Kämpfer.
Ria holt ein Bündel mit jeweils zwei Säbeln,
Der Stadtbüttel nimmt den Betrunkenen fest Degen und Schwerter aus dem Haus und bietet
und meint: „Diesmal sitzt du länger Stanko,“ und dem Gegner eine Waffe zur Auswahl an.
zu den Helden gewandt: „Diesmal habt ihr Glück Die Regeln, so erklärt sie, sind folgende:
gehabt, aber ich traue euch trotzdem nicht.“ • Der Herausforder (SC) wählt die Waffen mit
denen gekämpft wird (d.h. sie kämpft mit der
Die Adelige gleichen Waffe)
Auf der Straße trifft die Gruppe auf einen • Die Klingen werden abgepolstert (und verur-
jungen Mann in feiner Kleidung. Halt, nein. Es ist sachen somit nur Betäubungsschaden, wie im
ein junges Mädchen und hübsch ist sie noch dazu. waffenlosen Kampf)
Sie verwickelt die Piraten in ein Gespräch und • Gekämpft wird bis zur Erschöpfung (Lebens-
es stellt sich heraus, dass sie tatsächlich Mireille, energie unter 5)
die Tochter des Gouverneurs ist. Überraschen- Während der SC die Waffen betrachtet steht
der Weise zeigt sie keinerlei Respekt oder Scheu jedem Gruppenmitglied eine Menschenkenntnis-
vor den wilden Haudegen (den SC). Sie witzelt probe zu. Bei Gelingen bemerkt man, dass ihr
herum und zeigt sich äußerst wissbegierig, was Blick vor allem auf den Säbeln ruht, ein deut-
Geschichten von fernen Landen angeht. licher Hinweis, dass dies die Waffe ihrer Wahl
Einem gutaussehenden Helden, der auf sie wäre.
eingeht, schlägt sie vor, sich des öfteren zu tref- Sollte dies nicht auch die bevorzugte Waffen-
fen. Es ist erwünscht, wenn sich hierbei eine gattung des Helden sein, wäre es für ihn ratsam,
Romanze in den kommenden Tagen aufbaut. eine der anderen Waffen zu wählen.
Mireille ist auch sexuellen Erfahrungen nicht Rias Kampfwerte stehen im Anhang und das
abgeneigt, wird aber einen potentiellen Lieb- Duell kann beginnen.
haber trotzdem nicht in den Palast einladen,
da ihr Vater mit Sicherheit „in Walwut geraten SIEG!
würde“.
Sollte der Held das Duell nicht gleich beim
DAS TREFFEN MIT RIA ersten Mal gewinnen, so kann er sie an jedem
weiteren Tag von neuem herausfordern. Erst
Schließlich ist es der Gruppe also gelungen die dann ist Ria bereit sich auf Verhandlungen einzu-
Besitzerin des zweiten Kartenteils ausfindig zu lassen.
machen. Sie lebt abseits der Stadt in einem klei-
nen Haus auf einer Anhöhe. Endlich ist die Fechtmeisterin besiegt und strau-
Als sie sich nähern, sehen sie eine rothaarige chelt schwer atmend. Sofort setzt die Klinge des
Frau, die gerade Fechtübungen durchführt. Sie Piraten nach und berührt ihre Kehle. Sie gibt sich
beendet diese auch nicht, als sie den Charak- erschöpft geschlagen.
teren ansichtig wird. Nach einer halben Stunde „Nun, ich glaube euch, dass euch Alrik die Karte
wirft sie schweißbedeckt ihren Kampfstab von verkauft hat,“ meint sie „Fein, dann können wir
sich und begibt sich in Richtung Haus. bald den Schatz gemeinsam heben.“
Wird sie angesprochen oder aufgehalten,
wendet sie sich um und meint: „Ihr wollt euch Sie bittet die Gruppe in ihr Haus. Dort erklärt
also mit mir messen.“ sie, dass sie vom damaligen Maat und Mitver-
Die Gruppe wird wahrscheinlich beginnen schwörer noch nichts gehört hat. Allerdings hat
ihre Geschichte zu erzählen und die tätowierte sie den Schiffsjungen, Stankowatz in Praisanzya
Karte vorzeigen, die sie von Alrik gekauft haben. getroffen, aber er war zu betrunken, um mich zu
Ria betrachtet sie stirnrunzelnd und misstrau- erkennen.
28
 Sie hat gehört, dass er im Stadtgefängnis sitzt.
Ehe er sich der Gruppe anschließen kann, muss
er zuerst dort heraus geholt werden.
Vielleicht kommen die Spieler an dieser Stelle
schon darauf, dass Stankowatz der betrunkenen
Schläger aus Praisanzya ist. Wenn nicht, ist die
Überraschung später um so größer.
GEFANGENENBEFREIUNG
Es gibt verschiedene Möglichkeiten vorzuge-
hen. Diese können notfalls von der Meisterfigur
Ria angeregt werden:
1. Freikaufen:
Warn verlangt 5 Dublonen für Stankowatz,
muss jedoch erst dazu überredet werden
(Bekehrenprobe). Feilschenproben reduzieren
den Betrag.
2. Auf Verantwortung:
Die Gruppe kann versuchen die Verantwor-
tung für Stankos Handeln zu übernehmen. Warn
ist davon jedoch, überhaupt nicht begeistert,
denn er traut ja auch den Piraten nicht und es
erfordert eine Bekehrenprobe +6 (eine zuvor
gelungene Betörenprobe einer Heldin(!) verrin-
gert die Probe um jeweils 1 Punkt für 2 übrig
gebliebene TAW).
Die Verantwortung für Stankos Handeln zu
übernehmen kann sehr viel Probleme mit sich
bringen... seine Freude über den baldigen gemeinsamen
3. Beziehungen: Reichtum. Ria meint, wenn der Maat jetzt bald
Sollte sich die Gruppe mit Mireille, der Tochter auftaucht, dann könnte die Suche beginnen.
des Gouverneurs, angefreundet haben, können Der Maat wird aber nicht auftauchen, denn
sie mit ihr reden, um den Säufer begnadigen zu erstens hat er den Schatz ja bereits gehoben und
lassen. zweitens hat er derzeit als Geisterpirat einfach
4. Befreiung: viel zu viel zu tun.
Ein gewaltsamer Befreiungsversuch ist durch-
aus möglich. Das Stadtgefängnis ist ein kleiner VORBEREITUNGEN:
Klinkerbau mit einem winzigen Wachraum und
einer Zelle mit einem vergitterten Fenster. In der Nachdem Tramis auch Tage später noch nicht
Wachstube befinden sich Warn und (SC/2) Sol- aufgetaucht ist, beruft Ria eine Krisensitzung ein.
daten des Gouverneurs. Auf einen Angriff sind Sie vermutet, dass der Maat längst tot ist und teilt
sie nicht vorbereitet. Ein Befreiungsversuch kann dies auch mit. Zum Glück kann der Schatz auch
auch so aussehen, dass man das
nur Fenster zerstört.
STANKOWATZ:
Der Säufer ist seinen
Befreiern schrecklich
dankbar. Er schimpft
ständig über den Stadt-
büttel und ist schreck-
lich durstig. Ehe er nichts
getrunken hat, ist er nicht
ansprechbar. Erst dann wird
er ruhiger und lässt sich
alles erklären. Er äußert
29
ohne das vierte Kartenstück gehoben werden,
es dauert nur länger, da einige Informationen
fehlen. Der Nachteil ist, dass sie sich nur ungern
länger als nötig im Ostteil der Insel aufhält.
Dort ist nämlich der Schatz vergraben und
angeblich sind dort mehrfach seltsame Unfälle
geschehen. Das Gebiet gilt als verflucht.
Es gibt mehrere Sachen zu bedenken:
• Es bietet sich an, mit dem Piratenschiff die
Insel zu umsegeln und mit Booten an Land zu
gehen (geringe Wassertiefe).
• Es muss Ausrüstung für die Wildnis und die
Suche angeschafft werden.
• Es sollte nur die Gruppe und die NSC an
der Suche teilnehmen, um Verrat zu ver-
meiden, der Rest der Mannschaft sollte vor
der Ostküste ankern, um mögliche Verfolger
abzuwehren. (Dies sagt Ria vor allem aus
Selbstschutz.)
GEN OSTEN:
Nachdem sämtliche Vorbereitungen getroffen
sind, läuft das Schiff aus und umsegelt das Eiland.
Ria und Stankowatz (an diesem Tag relativ nüch-
tern) stehen ständig am Bug und Peilen den
Kurs und den Meeresspiegel. Plötzlich geben sie
den Befehl zum ankern, ca. 1 Meile von einem
Küstenabschnitt entfernt, der sich vom Rest der
Ostküste in keiner Hinsicht unterscheidet. Sie
sind sich jedoch vollkommen sicher, dass sie
damals, vor 30 Jahren hier an Land gegangen
sind.
Tatsächlich ist es unmöglich, das Piratenschiff
näher an den palmenbestandenen Strand heran
zu bringen, denn die Wassertiefe nimmt rapide
ab.
Deshalb werden Boote zu Wasser gelassen,
mit denen die Gruppe hinübersetzen kann.
3. LOGBUCHEINTRAG:
SCHATZSUCHE
UNTERWEGS IM DSCHUNGEL
Im Dschungel, der gleich hinter der schmalen
Strandlinie beginnt, ist es brütend heiß und
schwül. Allerhand Stechinsekten drangsalieren
die Gruppe und ständig hört man das Kreischen
von Affen und Vögeln.
Alle menschlichen Geräusche scheinen im
grünen Dämmerlicht zwischen den Bäumen auf-
gesaugt oder gedämpft zu werden. Wahrlich,
dieser Wald ist nicht für Menschen geschaffen.
Kein Pfad breitet sich vor den Schatzsuchern
aus, auf dem sie wandeln könnten und allerlei
Dickicht und Schlingpflanzen versperren den stinktproben können die drohende Gefahr recht-
Weg, den man anhand der Karte zu finden ver- zeitig abwenden. Ein Schock sollte es jedoch
sucht. allemal sein.
Vom Wasserfall aus geht es nach Südwesten
ERSTES KARTENTEIL zu den gekreuzten Felsen. Gelingt der Gruppe
eine Probe auf Orientierung +1, erreichen sie
Das erste Wegstück erfordert das Improvi- dieses Geländemerkmal 1 Stunde später. Von
sationstalent der ganzen Gruppe. Dieses befin- diesem unauffälligen Felsenpaar geht es grob gen
det sich nämlich auf dem Kartenteil, zu dem sie Nordosten.
keinen Zugang haben. Ihre einzige Hoffnung ist Der Weg führt genau in das Revier des men-
es, grob nach Westen zu gehen, bis sie auf den schenhassenden Waldschrats Wurzelsaepp.
Flusslauf stoßen, von hier aus müssen sie dann
den Wasserfall suchen, der auf dem zweiten Kar- WURZELSAEPPS MAGIE
teteil abgebildet ist. Ab dort, ist der Weg „ausge-
schildert“ (siehe Anhang). Mühsam hacken sich die Schatzsucher einen
Um den Flusslauf zu finden, ist eine Probe auf Pfad durch den dichten Dschungel.
Orientierung +3 (wahlweise Fährtensuchen +4, Irgendwie fühlen sie sich unwohl und langsam
denn man kann Tierspuren folgen) notwendig. haben sie das Gefühl, dass das Gestrüpp nach
Dieses Wegstück dauert sehr lange, ca. 4 Stun- jedem Hieb mit der Machete zäher wird und
den, da es keinerlei Anhaltspunkte gibt und die ihren Anstrengungen entgegen arbeitet.
Gruppe sich am Fluss trennen muss, um den Wie bereits erwähnt, haben die SC das Gebiet
Wasserfall in beiden Richtungen zu suchen. des Waldschrats betreten. Helden mit einem
Der Spielleiter sollte durch einen Würfelwurf hohen Wert in Gefahreninstinkt fühlen sich des-
entscheiden, welche der Gruppen in die richtige halb beobachtet. Wurzelsaepp überwacht jeden
Richtung geht. ihrer Schritte und nutzt seine Fähigkeit die Pflan-
Mit einer Wildnislebenprobe +2 und einer zenwelt zu beherrschen, um ihnen den Weg
Probe auf Sinnesschärfe entdeckt diese Gruppe zu erschweren. Nicht nur, dass er sowieso alle
den versteckten Wasserfall und kann die ande- Menschen hasst, nein, die Gruppe ist zudem in
ren verständigen. sein(!) Reich eingedrungen und beschädigt seine
Der Spielleiter sollte gute Einfälle, bzw. „Schützlinge“.
schlechte Gruppenführung mit bis zu einer
Stunde Zeitersparnis belohnen bzw. mit einer Ereignisse:
Stunde Suche mehr bestrafen. Folgende Ereignisse können in unbestimmter
Reihenfolge auftreten. Sie sind alle auf Wurzel-
DAS ZWEITE STÜCK saepps Pflanzenmagie zurückzuführen:
• der Dschungel wird immer dichter und bald
Vor der Gruppe ragt eine niedrige Felswand ist kaum mehr ein Durchkommen möglich.
auf, von der ein idyllischer Wasserfall in ein ruhi- Die Gruppe muss sich einen anderen Weg
ges Becken plätschert. suchen.
Um die Richtung einzuhalten, die auf der Karte • die Schatzsucher haben das Gefühl im Kreis
angegeben ist, musst man das Becken durch-
queren und den Wasserfall ersteigen. Letzteres
zu laufen, entdecken aber keinerlei Spuren
ihrer Anwesenheit.
scheint kein schwieriges Unterfangen zu sein, • ein schwerer Ast schnalzt einem Charakter in
denn der Felsen ist wenig steil und bietet genü- das Gesicht, obwohl er ihn nicht zurückgebo-
gend Griffpunkte und Absätze. Allerdings ist er gen hat: 2W6 TP
durch die sprühfeinen Wassertropfen sehr glit- Dies sollte ausreichen um die Spieler entgültig
schig. misstrauisch zu machen und zu verwirren. Diese
Einfache Kletterprobe (+BE). Misslungene Verwirrung spiegelt sich auch bei den NPCs
Proben führen zu W6 Schaden durch Schürf- wieder.
wunden. Nach mehrmaligem Wegwechsel und mühsa-
Allerdings ist das Wasser im Becken unterhalb mem Herumgehacke auf dem Bodenbewuchs,
des Wasserfalls voller Piranhas und es besteht sind alle erschöpft. Die Orientierung ist schon
eine Chance, dass sie in das weniger ruhige lange dahin und so beschließt man erst einmal
Becken schwimmen, wenn sie das Blut aus Rast zu machen. Stanko liefert einen brauchba-
Kratzern und Moskitostichen wittern (1- 6 auf ren Vorschlag, später auf einen Baum zu klettern
W20). um den Kurs zu peilen.
Tierkunde-, Sinnesschärfe-, oder Gefahrenin-
30
 Angriff:
Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein bau-
martiges Wesen auf. Erst denken alle, die Bäume
hätten zu ächzen begonnen, doch dann erkennt
man, dass die Geräusche von dem Ungeheuer
stammen. Mit schwingenden Armen geht es auf
die Gruppe los und lässt eine Schimpfkanonade
in einer fremden Sprache los.
Das Monster ist der Waldschrat Wurzelsaepp,
der die Eindringlinge ein für alle mal ausmerzen
möchte.
Seine Werte befinden sich im Anhang.
Zunächst sind die Charaktere überrascht, so
dass sie in der ersten Kampfrunde nicht attackie-
ren können und auch nur nach einer gelungenen
IN-Probe parieren können.
Der Waldschrat flieht nach der ersten Wunde;
ein Nachsetzen ist unmöglich, er scheint mit
dem Dschungel regelrecht zu verschmelzen.
Nach dem Gefecht sollten die Piraten ihre
Erkenntnisse zusammenfassen und zu seltsamen
Ergebnissen kommen:
1. Das Monster passte vom Äußeren her kei-
neswegs in die Umgebung.
2. Was sie für eine fremde Sprache hielten ist
in Wahrheit ein Dialekt, (für diese Erkenntnis ist
eine Sprachenprobe -1 nötig) und zwar der aus
Andergast.
Nachdem sie Vorsichtsmaßnahmen getroffen
haben und Stanko den Kurs gepeilt hat, ziehen
sie weiter. Alle sind reichlich besorgt.
Jeder Pirat sollte einen Aberglaubenwurf
durchführen, bei dessen gelingen er/sie einen
Malus von -1 auf jede Probe hinnehmen muss, so
lange sich die Gruppe in Wuerzelsaepps Revier
aufhält.
Der Spielleiter kann dies mit Angst vor dem
verfluchten Waldstück und dem bösen Baum-
geist begründen.
OH, EIN PFAD...
Schließlich trifft die Gruppe auf einen schma-
len Pfad, der Dschungel drumherum erscheint
nur schwer begehbar. Glücklicherweise führt der
Weg sogar in etwa in die richtige Richtung.
Dem Spielleiter sei verraten, dass Wurzel-
saepp seine Magie eingesetzt hat, um die Schatz-
sucher direkt in einen Hain von Würgedatteln zu
führen.
Möglicherweise wollen die Spieler den Pfad
nicht benutzen. Lassen sie sie es ruhig versu-
chen, aber der Waldschrat hat den Dschungel
wirklich undurchdringlich gemacht.
Als die Gruppe den Würgedattelhain erreicht,
werden sie sehr bald und ohne Vorwarnung von
den fleischfressenden Bäumen attackiert.
Auch hier gelten die Regeln für Überraschung. VERHANDLUNGEN
Beschreiben sie dieses Ereignis ausführlich und
gruselig: Kurze Zeit später taucht der Waldschart höh-
nisch lachend am Rand der Pflanzenmauer auf.
„Plötzlich fällt euch auf, wie still es um euch Er baut sich vor der Gruppe auf und spricht
geworden ist. Kein Tierlaut ist in eurer Nähe zu (DIALEKT!):
hören. Links und Rechts neben euch befinden sich
kleine Bäume mit prachtvollen Früchten, welche „Jetzt werdet ihr sterben. Es gibt für euch kein
äußerst einladend und schmackhaft aussehen. In Entkommen! Das habt ihr nun davon, dass ihr mich
diesem Moment schnellt ein Gewirr von Tentakeln belästigt. Noch einmal lasse ich meine Schützlinge
aus dem Geäst- ein wahrlich grausiger Anblick. nicht zu Grunde gehen. Nein, ihr Menschenwesen
XXX will noch einen Warnruf ausstoßen, doch ein werdet meinen Wald nicht abholzen. Niemals
Würgegriff schnürt seine Kehle zu ...“ wieder! Wer hat euch geschickt? Der König? Die
Baumeister?“
Würgedattelhain:
Anzahl: 3 Rankenbüschel Dies ist die ultimative Chance für die Helden.
At: 10 LE: 10 RS: 2 TP: W+2 SP (Würgegriff) An dieser Stelle müssen sie Wurzelsaepp über-
Besoderheiten: Nur durch Klingen und Feuer zeugen, dass sie nichts mit Holzfällern zu tun
verwundbar. Einer gelungenen AT kann man nur haben.
mit Ausweichen +1 entkommen. Anschließend Gute Ideen, um den Waldschrat zu über-
befindet man sich im Würgegriff und erleidet zeugen sollten ohne Proben von statten gehen
jede KR W+2 SP. Im Würgegriff erhält man -2 und mit einem Freiwurf auf Bekehren belohnt
auf AT. werden. (Bsp.: Die Spieler verleihen Wurzel-
Werte für die Bäume selbst sind nicht nötig. saepp den Titel eines Waldgrafen und schwö-
Der Kampf gegen sie stellt ein aussichtsloses ren, dass niemand mehr ihm sein Gebiet streitig
Unterfangen dar, denn es lauern noch weitere machen wird.)
Ranken in der Nähe und sind bereit zuzuschla- Schlechte Verhandlungstaktiken (z.B. Drohun-
gen. gen) erfordern Bekehrenproben im Ermessen
Die Piraten fliehen. Nur weg von diesen grau- des SL.
sigen Gewächsen! Aus dem Dickicht hören sie Nachdem Wurzelsaepp von den Motiven der
knarrendes Gelächter, können aber niemanden Gruppe überzeugt ist, lässt er sie frei und bringt
entdecken. sie zudem noch zu der Lichtung mit der krum-
men Palme. Er wünscht ihnen noch gutes Gelin-
GEFANGEN! gen, ehe er im Dschungel verschwindet. Das
Szenario hat die Schatzsucher ca. 5 Stunden auf-
Frustriert und überreizt sucht sich die Gruppe gehalten.
ihren Weg weiter durch das Dickicht des Dschun-
gels. Schließlich geraten sie an einen Punkt, DAS LETZTE WEGSTÜCK
wo ihnen gefährliches Dornicht, den Weg wie
eine grüne und äußerst scharfkantige Mauer ver- Eine Orientierungsprobe +2 bringt sie zu
sperrt. Doch als sie umkehren wollen, müssen dem Mammutbaum mit einem alten, verroste-
sie feststellen, dass der Weg, den sie zuvor so ten Säbel im Stamm. Von dort aus erreichen sie
mühsam freigehackt hatten verschwunden ist. die Schatzlichtung mit einer Orientierungsprobe
Anstelle dessen ragt nun ebenfalls gefährlich +1. Das letzte Wegstück dauert ca. 2 Stunden.
anmutendes Blattwerk in die Höhe. Sie sind voll-
ständig eingeschlossen und ein Entkommen ist DER SCHATZ
wohl kaum möglich, denn es versperren Schling-
pflanzen mit der Oberfläche eines Reibeisens Die Gruppe stellt sich am Ostrand der großen
den Weg und Schopfpalmen-Blätter deuten wie Lichtung auf, fiebernd vor Spannung. 3 Schritte
Dolchklingen auf die Schatzsucher. nach Westen - 4 Schritt nach Norden - dort
Natürlich ist auch dies auf das Wirken des muss der Schatz in etwa sein.
Waldschrats zurückzuführen. Fleißig beginnt man zu graben und die Erde
Die Pflanzenmauer ist in jeglicher Hinsicht wie fliegt ihnen um die Ohren. Als es zu dämmern
gefährliches Dornicht zu behandeln, d.h. SC die beginnt, ist die halbe Lichtung umgegraben, doch
versuchen durchzubrechen erleiden W6 SP und es ist kein Schatz in Sicht. Einzig und allein 2W20
verheddern sich recht schnell.(Ganz zu schwei- Silberstücke verschiedenster Herkunft deuten
gen davon, dass die Kleidung ruiniert wird.) darauf hin, dass er hier einmal gelegen hat.
31
 Tramis, der damalige Maat war schneller und
hat den Schatz bereits vor 18 Jahren alleine
gehoben.
Nun gilt es nur noch, ein Lager aufzubauen
und die Nacht herum zu bringen. Eine gelungene
Wildnislebenprobe und ein Wurf auf Kochen
verschafft der Gruppe wenigstens volle Rege-
neration. Scheitert eine der Proben, bleibt die
Regeneration aus und scheitern beide Würfe,
nehmen Anstrengung und Frustration überhand
und die SC verlieren in der Nacht W6 -1 LP.
RÜCKKEHR
Der Rückweg durch den Dschungel ist am
nächsten Tag in wenigen Stunden geschafft, jetzt,
wo der Weg bekannt ist. Stanko und Ria fluchen
die gesamte Zeit über ihren ehemaligen Kame-
raden Tramis, den sie (zu Recht) in Verdacht
haben.
Nach einer jubelnden Begrüßung für die
Schatzsucher, ist auch die Mannschaft auf dem
Schiff arg enttäuscht und schlechter Laune. Kein
Wunder, denn diese Unternehmen wirft keine
Beute ab.
Der Anker wird gelichtet und bald laufen die
Piraten wieder in Praisanzya ein. Dort erwartet
sie allerdings eine Überraschung.
4. LOGBUCHEINTRAG:
GEISTERJAGD
ZURÜCK IN DER STADT
Im Hafen ist allerhand los. Aufgeregt laufen die
Bürger umher und auf den Strassen patrouilliert
die Garde des Gouverneurs. Viele der umste-
henden Gebäude sind russgeschwärzt und einige
schwelen sogar noch. Alle Anzeichen deuten auf
einen Kampf hin.
Sehr bald erfahren die Piraten, dass „der Gei-
sterpirat“ die Siedlung überfallen hat.
Seine Mannschaft ist in den Hafen gesegelt (es
gibt keine Abwehrgeschütze) und hat begonnen
die Lagerhäuser zu plündern. Natürlich ist die
Garde sofort ausgerückt und es kam zu einem
wilden Gefecht, das damit endete, dass die Plün-
derer sich zurückzogen. Doch wie sich bald
heraus stellte, war dies nur ein Ablenkungsma-
növer gewesen. Der Geisterpirat selbst war mit
einem schnellen Boot auf der anderen Seite der
Landzunge gelandet, dort wo der Palast steht.
Während die Garde in der Stadt kämpfte, drang
er in das Herrenhaus des Gouverneurs ein und
entführte dessen Tochter Mireille Stoibar.
Wilde Gerüchte gehen in der Bevölkerung
um, der Geisterpirat will damit erreichen, dass
der Gouverneur ihm die Stadt übergibt. Andere
behaupten, der Geist will die junge Maid zu Neu-
mond zu seiner Braut machen, und vieles mehr.
Stankowatz und Ria verabschieden sich von
der Gruppe kurz nach ihrer Ankunft. Ihre Träume
vom großen Gold sind zerplatzt.
DIE BITTE DES GOUVERNEURS
Warn der Stadtbüttel sucht die Piraten auf. Er
hat eine Platzwunde am Schädel davongetragen.
Zähneknirschend übergibt er ihnen eine Einla-
dung des Gouverneurs. Sie sollen ihn abends zu
einem zwanglosen Abendessen besuchen.
Als sie am Abend vor dem Gouverneurspa-
last auftauchen werden sie von einem Lakai in
den Speisesalon geführt. Der Gouverneur zeigt
sich von seiner besten Seite, zeigt sich kultiviert
und interessiert und wird auch über schlechte
Manieren der Abenteurer hinweg sehen.
Schließlich kommt er auf den Punkt. Er
möchte, dass die Gruppe mit ihrem Schiff
dem Geist nachstellt und seine Tochter zurück
bringt.
Im Gegenzug bietet er einen Kaperbrief und
ein Handelsabkommen über Beute, welche die
Piraten in Zukunft machen werden.
Das Piratenschiff wird mit frischer Nahrung
für eine Woche und mit 1 Quader Zwieback
und Dörrfleisch beladen. Die Mannschaft erhält
nach der Rückkehr 10 Fässer guten Rum. Zudem
verspricht er eine Belohnung in der gleichen
Höhe, wie ihr halber Anteil am nicht gefundenen
Schatz, also ca. 250 D. Der Gouverneur ist auch
bereit ihnen Waffen aus Praisanzya äußerst gün-
stig zu veräußern, oder diese als Anzahlung von
der Prämie abzuziehen (Armbrüste 80% des
Listenpreis, Nahkampfwaffen 130% - im Süden,
wo es keine Waffenindustrie gibt durchaus gün-
stig).
Dies beweist, wie gut der Gouverneur infor-
miert ist und wie weit verzweigt sein Netz an
Informanten ist. Die wahre Identität und der
Anwesenheitsgrund der Gruppe ist ihm wohl
bekannt.
Er wird sich nur schwer weiter hinauffeilschen
lassen, denn er bietet die einzelnen Vergünsti-
gungen nur häppchenweise an, als ob es Zuge-
ständnisse seinerseits wären.
Gute Gründe, warum die Helden annehmen
sollten:
• Die Ausgaben für die Expedition müssen
gedeckt werden
• Es ist nie schlecht einen Zugang zu einem
freien Hafen zu haben
32
• Abenteuerlust
• Persönliches Interesse an Mireille
Nehmen die Helden an, sagt er ihnen, dass alle
Informationen dafür sprechen, dass der Geister-
pirat seinen Stützpunkt auf einer kleinen Insel
nur wenige Tagesreisen südlich von Praisanzya
hat.
Die Kursangaben und einen Vertrag können
sie am nächsten Morgen bei dem Secretarius des
Gouverneurs erhalten.
Die ausgehandelten Waren (Proviant, evtl.
Waffen) werden im Laufe des Tages an Bord ver-
laden, so dass die Gruppe am übernächsten Tag
aufbrechen kann.
Sollten die Piraten sich bei anderen Seeleuten
nach der Insel erkundigen, so können sie erfah-
ren, dass diese Kannibaleninsel genannt wird.
Anker lichten!
AUF SEE
Die Reise wird nur drei Tage dauern. Sollte die
Gruppe gelangweilt sein, da es zu wenig Kämpfe
gibt, kann es am ersten Tag zu einem kleinen
Scharmützel mit einem verfeindeten Patrouillen-
boot kommen.
Am zweiten Tag zieht gegen Abend Nebel auf
und umgibt das Schiff wie eine dicke Decke. Man
sieht kaum die Hand vor Augen und alle Geräu-
sche erscheinen gedämpft und verzerrt.
Plötzlich meldet der Pirat im Ausguck, dass
sich an Steuerbord etwas aus der Erbsensuppe
schält. Tatsächlich taucht eine Silhouette im
Nebel auf. Ein Schiff!
Aber seltsam ist es anzusehen. Kein Ruf hallt
herüber und an Deck glost ein seltsames grünli-
ches Licht. Noch ehe der Befehl zum Verfolgen
gegeben werden kann, schlägt die Nebelwand
wieder über der kleinen Zedrakke (eine Lorcha,
um genau zu sein) und sie entschwindet.
Die Mannschaft ist sehr beunruhigt und hält
diese Begegnung mit dem „Dämonenschiff“
für ein böses Omen. Viele senden ein kleines
Stossgebt an die Zwölfe und die Härteren
machen zumindest das Zeichen zur Abwehr des
Bösen.
Tatsächlich sind die Charaktere soeben dem
Schiff des vermeintlichen Geisterpiraten bege-
gnet. Er ist ohne sie zu bemerken vorbei gefah-
ren und somit auch immer noch nicht gewarnt.
Das grüne Leuchten kommt von den alchemi-
stischen Substanzen, mit denen Tramis sich ein-
streicht, um den Eindruck einer ruhelosen Seele
zu verstärken. Er hat auch einige Teile des ste-
henden Gut und der Reling damit behandelt.
Am Nachmittag des dritten Tages kommt die
Kannibaleninsel in Sicht. Sie gehört zu einer klei-
nen Inselgruppe und ist wohl ihre Größte. Im Namensgebern der Insel. zu schlagen. Die Geräusche kommen direkt aus
Norden ragt ein Vulkanberg auf - das erste, was Denn am Rand des Dschungels, der den dem Dschungel und werden von den Hängen des
die Ankömmlinge erblicken. Grossteil der Insel bedeckt sind Totems aufge- Vulkans zurückgeworfen. Eine genaue Quelle ist
Die Mannschaft meldet, dass die Wassertiefe stellt. Schädelgekrönte Pfähle markieren Stellen nicht zu lokalisieren, doch die klänge verheißen
rapide abnimmt. Bei diesen Vulkaninseln ist Vor- im Dschungel etc. nichts Gutes und zehren an den Nerven.
sicht geboten, denn meistens sind die Inselgrup- Ein Mannschaftsmitglied behauptet, es hätte
pen von Riffen durchzogen. Die Segel werden bereits einen dieser Eingeborenen gesehen - er DER SCHIFFBRÜCHIGE
eingeholt und die Fahrt verlangsamt sich. Am hätte unentwegt herüber geglotzt.
Bug messen einige Seeleute den Wasserstand mit Auf der Insel lebt der Stamm der N`taka Plötzlich kommt ein schrecklich zerlumpter
dem Senkblei. In der Takelage hängen andere, die Wa- Toko, ein kannibalisch lebender Stamm von Mann aus dem Dschungel gestürmt. Während
Ausschau nach scharfkantigen Felsen halten, die Waldmenschen. Sie haben die Seeleute ebenso er direkt auf die Piraten zuläuft, sieht er sich
nur knapp unter der Wasseroberfläche liegen. entdeckt, wie der Schiffbrüchige, der sich auf immer wieder gehetzt um. Er beginnt zu rufen
Schon bald stellen die Korsaren fest, dass es keinder Insel herum treibt. und zu winken, fällt hin und rappelt sich pani-
Durchkommen gibt. Demnach müssen sie Boote Die Kannibalen stellen dem Mann schon seit kerfüllt wieder auf. Als er gerade die Hälfte des
zu Wasser lassen und mit diesen an Land gehen, einige Zeit nach - bisher erfolglos. Jetzt sehen sie Weges zurückgelegt hat, kommen seine Verfol-
Um den Riffgürtel zu durchschiffen muss jeder ihre Hoffnung auf ein rituelles Opfer endgültig ger in Sicht. Waldmenschen in voller Kriegsbema-
Offizier, der ein Boot befehligt eine Probe auf schwinden und bereiten sich auf eine Jagd vor. lung, mit Kopfputz und Waffen springen aus dem
Sinnesschärfe, und Boote fahren +3 bestehen. Das kommende Ereignis findet am Strand Schutz der Bäume, stoßen wilde Kriegsschreie
Für jeden Misserfolg nimmt das Schiff W6 statt, wenn die Insel bereits ein wenig erforscht aus und beginnen mit Speeren zu werfen.
Schaden am Rumpf, hervorgerufen durch Zusam- ist und sich eine größere Gruppe dort aufhält. Noch ehe die Piraten ihre Überraschung ganz
menstöße mit Felsen. Das Dorf hat die Gruppe nicht entdeckt, es überwunden haben, sind die Eingeborenen heran
liegt einfach zu versteckt. Man sollte übrigens und gehen zum Angriff über.
DIE KANNIBALENINSEL bedenken, dass nicht alle Piraten an Land gehen Die Werte der Waldmenschen als Individuen
können, es sei denn, man lässt das Schiff unbe- findet man im Anhang. Die folgenden Werte
Die Insel kann man schnell erforschen, denn wacht zurück, das weiter draußen hinter dem gelten nur für den ganzen Haufen und der Kampf
sie ist nicht sonderlich groß. Vom Geisterpiraten Riffgürtel ankert. sollte nach den Regeln für Scharmützel ausgetra-
finden sie keine Spur, sehr wohl aber von den Kurze Zeit später beginnen dumpfe Trommeln gen werden.

33
 Kriegstrupp der Eingeborenen: der Weg dorthin nicht bekannt. Sie kennen sich einzugewöhnen. Fliegenprobe +2, bei Mis-
Stufe: 4 jedoch einen oberirdischen Eingang, werden slingen stürzt der Betroffene ab und schlägt mit
Moral: 14 (heilige Mission) diesen jedoch nicht verraten, da dem Vulkan 5W6 SP am Boden auf.
Mannschaftsstärke: 30 göttliche Kräfte zugesprochen werden. Da den Um in den Nahkampf überzugehen, würfeln
At: 9 Pa: 12 (Schild) Hellhäutigen jedoch von dem Stammesschama- die Gegner jeweils eine Fliegenprobe, um sich
TP: W+ 7 (Speer) RS: 4 nen große Macht zugesprochen wird, gibt es ohne Zwischenfälle heranzulenken. Misslingt die
dennoch einen Ausweg, um zu testen, ob sie Probe, muss man eventuell eine unparierte
Nach 6 Runden ziehen sich die Eingeborenen würdig sind in den „Götterberg“ einzudringen: Attacke hinnehmen und darf selbst nicht angrei-
in den Schutz des Waldrands zurück. Auf dem Der Vogelkampf. fen.
freien Strandstück zwischen den beiden gegne- Nimmt jemand Schaden, muss er sofort eine
rischen Parteien liegt die Leiche des Schiffbrü- DER VOGELKAMPF: Fliegenprobe +SP durchführen, oder er stürzt
chigen. Ein gefiederter Speer hat sich in seinen ab (5W6 SP).
Rücken gebohrt und ein verirrter Säbelhieb hat Der Vogelkampf findet auf der Nachbarinsel Beschreiben sie den Wind, das Ächzen der
eine Wunde am Schädel hinterlassen. statt, der Begräbnisinsel der N`ataka Wa- Toko, Schwingen und das Ziehen im Magen. Benutzen
Nach ein paar Minuten des Wartens tritt einer wo sie die Gebeine der Ahnen zur Ruhe betten. sie Worte wie „trudeln, Wind einfangen, spiral-
der Waldmenschen aus dem Dschungel hervor. Es geht mit den Einbäumen der N´ataka ... förmig aufsteigen, gleiten und stürzen“.
Er ist besonders prächtig geschmückt und zeigt hinüber. Diese Insel besteht vollständig aus Gewinnt der SC, hat er sich würdig gezeigt,
seine unbewaffneten Hände. Schließlich beginnt vulkanischem Material, ragt weit über dem Mee- den Weg hinein in den Vulkan zu erfahren. Schei-
er auf Mohisch zu sprechen. resspiegel auf und ist zudem äußerst zerklüftet. tert er, brechen die Waldmenschen sofort jegli-
Charaktere mit Kenntnissen in Mohisch Deshalb herrschen auf ihr starke Aufwinde. chen Kontakt zu den Piraten ab. Es gibt dennoch
müssen eine Sprachenprobe + 5 ablegen, um Die Kannibalen haben festgestellt, dass man mit die Möglichkeit, den Weg selbst zu finden. In
den Dialekt zu verstehen. Ansonsten hilft nur einem Paar Schwingen und gehörigem Können diesem Fall muss der SL jedoch improvisieren.
Zeichensprache weiter. diese Winde durchaus zu einem Gleitflug nutzen
kann. Junge Krieger müssen allesamt eine derar- IN DEN VULKAN
„Ich bin Huka-Hey, Vater (Häuptling) der tige Prüfung bestehen, es ist sogar so, dass man
N`ataka Wa- Toko. Das Opfer wurde gebracht und den Vogelkampf nur einmal in seinem Leben, bei Mit Hilfe eines Eingeborenenführers (oder
das Blut vergossen (er deutet auf die Leiche des der Geschlechtsreife absolvieren darf. auch nicht) gelangt die Gruppe in einen schma-
Schiffbrüchigen). Auch ihr habt dazu beigetragen Der Kampf sieht folgendermaßen aus: Der len Felsgang im Krater des Vulkans. Es ist heiß
(Säbelhieb). Nun sind die Geister des Landes beru- auserwählte Held (der beste Flieger) muss und stickig und die Luft riecht nach Schwefel und
higt. Lasst uns friedlich sein und gemeinsam den gegen eine angehende Kriegerin (die logischer- nach Rauch der ständig blakenden Fackeln. (Dies
Toten verspeisen. Wir laden euch in unser Dorf weise auch noch keine Flugerfahrung hat) antre- wäre doch eine Situation für Würfe gegen Raum-
ein.“ ten. Beide werden mit einem Paar prachtvoller angst, oder?)
Schwingen ausgestattet, die aus Bambus, Vogel- Immer tiefer windet sich der Gang in den Berg
Selbst wenn die Helden nicht bereit sind, federn und Bast bestehen und an den Armen hinein und mehrmals muss man kriechen.
den Toten zu essen, sollten sie dennoch zu der festgeschnallt werden können. Zu Beginn der Schließlich kommen die Freibeuter auf einer
Gewissheit kommen, dass die Waldmenschen Prüfung stürzen sich beide über einen hohen ausladenden Felsgalerie heraus. Unter ihnen liegt
wichtige Informationen über den Aufenthaltsort Felsen und müssen die Aufwinde nutzen, um in eine gewaltige Grotte, die mit Wasser gefüllt ist.
des Geisterpiraten haben könnten. der Luft zu bleiben. Wer zuerst abstürzt, hat den Anscheinend gibt es einen Eingang im Nord-
Kampf verloren. Dabei ist es durchaus erlaubt, osten, der groß genug ist, um eine kleine Lorcha
DAS EINGEBORENENDORF den Gegner mit Tritten aus dem Gleichgewicht passieren zu lassen. Schnell werden die Fackeln
zu bringen. gelöscht, denn dort unten dümpelt tatsächlich
Das Dorf liegt auf einer Lichtung im Dschun- das Schiff des Geisterpiraten. Wieder erkennt
gel. Einige Bambushütten stehen herum und Ritual-Gegner: man das grünliche Leuchten an Deck, auf dem
in der Mitte schwelt eine große Kochgrube. Waldmenschenfrau 1. St nur wenig Bewegung zu erkennen ist. Anschei-
Mehrere alte Menschen sitzen am Boden und Mu: 11 Kl: 11 Ge: 12 nend fühlen sich die Gegner sicher und rechnen
rauchen Tabakröllchen, während die Kinder her- LE: 30 At: 8 Pa: 8 TP: W6 (Raufen) mit keinem Angriff. Ein natürlicher Steig führt
umlaufen und die hellhäutigen Gäste bestaunen. Taw. Fliegen: 2 hinab zur Wasseroberfläche.
Alles wird für ein Festmahl vorbereitet. Für die
nicht-kannibalischen Besucher werden andere Um sich von dem Felsen zu stürzen und den ATTACKE!
Delikatessen hergerichtet, wie z.B. Früchte, Flügeln zu vertrauen, ist zuerst eine Probe auf
Maden und Insekten. Selbstbeherrschungspro- Mut, erschwert um den halben Wert in HA not- Der Angriff kann sofort stattfinden oder auch
ben, um nicht unhöflich zu erscheinen. wendig. Gelingt diese nicht, zögert der Teilneh- später, denn vielleicht möchten die Spieler noch
In einem Gespräch mit dem Häuptling können mer und der Kontrahent hat den ersten Angriff Enterausrüstung von ihrem Schiff holen.
die Piraten erfahren, dass die Truppe des Gei- frei. Eine Schwimmenprobe + halbe Belastung
sterpiraten in dem Vulkankrater ihr Lager hat. Sobald die Kontrahenten in der Luft sind, wird bringt die Korsaren an das Schiff heran und eine
Anscheinend gibt es eine Grotte auf Wasser- es schwierig. Denn nun kommt die Feuerprobe, Kletternprobe reicht mit der entsprechenden
höhe, unglücklicherweise ist den Waldmenschen ob sie es schaffen in der Luft zu bleiben und Ausrüstung um zu entern.

34
 Ziehen sie für den Angriff 2 Punkte von der
Moral der Mannschaft ab, denn sie tritt ja gegen
vermeintlich Untote an.
Die Gegner sind überrascht und undiszipli-
niert, weshalb der erste Angriff frei ist. Danach
erschallen jedoch Alarmruf und die „Geistermän-
ner“ stürmen auf das Oberdeck.
In der zweiten Runde nachdem Alarm gege-
ben wurde, taucht Tramis der Geisterpirat im
Aufgang zu seiner Kajüte auf und fordert die SC-
Piraten zum Duell. Dies gilt als einschüchterndes
Erlebnis mit einem Malus von 2 Punkten auf den
Moralwurf der SC- Mannschaft in dieser Runde.
Beachten sie übrigens, dass die Lorcha mit einer
Hornisse ausgestattet ist, die ebenfalls in dieser
Runde zum Einsatz kommt, es sei denn die Spie-
ler haben vorgesorgt.
Der „Geisterpiraten“- Trupp:
Stufe: 3
Moral: 11
Mannschaftsstärke: 50
At: 11 Pa: 10
TP: W+6 (Entermesser) RS: 3
Tramis wird sich ergeben, sobald seine LE auf
15 sinkt. Spätestens dann gibt auch seine Mann-
schaft auf, nachdem er sie auffordert.
Mireille, die Gouverneurstochter befindet sich
wohlbehalten in der Kapitänskajüte, welche
Tramis verteidigt hat und stürzt sich in die Arme
ihres Lieblingshelden.
Anschließend sprudeln die Worte nur so von
ihren Lippen. Hektisch erzählt sie, dass Tramis
sie gut behandelt hat. Er ist überhaupt kein Geist,
sondern ein armer entstellter Mann und zudem
ihr Großvater. Er ist der echte legitimierte Gou-
verneur und ihr Vater, Edmondo Stoibar, hat ihm
diesen Posten geraubt und zudem so stark ver-
krüppelt.
Er will doch nur zurück, was ihm gehört, des-
halb hat er sie als Druckmittel entführt. Ihr Vater,
so erzählt sie, liebt sie auch nur aufgrund von
Besitzdenken und vielleicht wäre es für Praisan-
zya wirklich besser, wenn Tramis wieder herr-
schen würde.
VERHANDLUNGEN MIT DEM
GEISTERPIRAT
Der enttarnte Geisterpirat bestätigt unabhän-
gig von seiner Enkeltochter jedes Detail der
Geschichte. Er erzählt ihnen die Hintergründe, nähern sich der Insel Praisanzya von der Ost-
angefangen vor 30 Jahren (auch die Sache, dass seite her.
er den Schatz gehoben hat...) und macht ihnen
einen Vorschlag: unbewacht, denn jeder Mann wird für den bevor-
stehenden Kampf benötigt. Die Mannschaften
Das Wort seines Stiefsohns Edmondo ist nichts
wert. Es kann gut sein, dass er nicht vor hat,
den Piraten ihre versprochene Belohnung aus-
zuhändigen, sondern sie vielleicht sogar an eine
verfeindete Nation auszuliefern, um die Prämie
zu kassieren. Er hat die Korsaren nur für seine
Zwecke missbraucht. Sollten die Charaktere
jedoch ihn, Tramis unterstützen, wieder an die
Macht zu kommen, wird er jede Vereinbarung,
die von Edmondo getroffen wurde, erfüllen und
zusätzlich noch eine weitere Belohnung aus-
setzen. Des weiteren würde er Praisanzya in
einen Freibeuterhafen verwandeln, wovon natür-
lich auch die Helden Vorteile hätten. Seine ein-
zige Bedingung ist, dass Edmondo nicht getötet
wird.
Was er über seinen Stiefsohn, den derzeiti-
gen Gouverneur gesagt hat ist richtig. Doch die
Gruppe soll selbst entscheiden, ob sie ihm glaubt
oder nicht.
Nimmt die Gruppe an, erläutert er ihnen
den Plan: Die Festung zu erstürmen ist nahezu
unmöglich, wie er bereits einmal festgestellt hat.
Es gibt jedoch einen geheimen Gang, den er
zu seiner Regierungszeit als Fluchttunnel gegra-
ben hat. Eine Gruppe von beherzten Kämpfern,
die ihm bei seinem letzten Angriff gefehlt hat,
könnte diesen Gang benutzen, um in das Innere
des Palastes zu kommen. Ist erst einmal das Tor
geöffnet, können die überraschten Söldner im
Nu überwältigt und der Gouverneur festgesetzt
werden.
In der nächsten Zeit werden die Verwundeten
versorgt, bis die Mannschaft wieder vollständig
genesen ist. Die Schiffe werden getrimmt und
schließlich kann der Angriff auf Praisanzya begin-
nen.
Die Reise dorthin verläuft für beide Schiffe
ereignislos. Sollten beide Mannschaften zu hohe
Verluste erlitten haben, kann ein Abstecher in
eine Hafenstadt gemacht werden (z.B. Shilaya),
wo je nach Werbestrategie und Stadtmoral W6
bis 4W6 unerfahrene bis geübte Piraten ange-
heuert werden können.
5. LOGBUCHEINTRAG:
EIN WOHLFEILER UMSTURZ
VORBEREITUNG
Der Wind steht gut und die beiden Schiffe
Bis auf wenige Bordwachen, bleiben die Kähne
35
machen sich auf und erreichen im Schutz des
Dschungels in der Abenddämmerung den Fuß
der Anhöhe, auf welcher der Gouverneurspalast
steht. Nun heißt es bis zur Nacht abzuwarten.
Der Plan sieht so aus, dass ein kleines Grüpp-
chen von weniger als 10 Personen (Tramis und
die Helden) den Fluchttunnel nutzt, um in die
Festung zu gelangen. Mehr Personen wären zu
auffällig. Das Überfallkommando dringt in das
Torhaus ein und öffnet den nachkommenden
Piraten den Eingang. Der Haupttrupp bekommt
in diesem Fall ein Lichtsignal.
SO WIRD ES GEMACHT
Der Fluchttunnel beginnt nahe der Mauer.
Verlangen sie eine Schleichen und Verstecken
Probe, damit die Gruppe sich unbemerkt von
den Wachen auf den Mauern nähern kann. Seinen
sie dabei jedoch gnädig. Ein Misserfolg führt
nicht zur Entdeckung, sondern erregt nur die
Aufmerksamkeit der Söldner. Schildern sie einen
atemlosen Moment, bei dem der Soldat den
unglücklichen Spieler direkt anzustarren scheint
und geben sie Gelegenheit kreativ zu sein, z.B.
den Posten mit einem imitierten Tierlaut zu
beruhigen.
Tramis schiebt eine zugewachsene Steinplatte
weg und darunter kommt ein alter Brunnen zum
Vorschein. Außer einem leisen Kratzen und rie-
selnder Erde war nichts zu hören.
Die Gruppe steigt die rostigen Eisengriffe hin-
unter, passiert einen erdigen Tunnel, der nur
etwa einen Meter hoch ist und gelangt an dessen
Ende zu weiteren Griffen, die wieder nach oben
führen. Dort steigt Tramis hinauf. Man hört
ihn kurz herumhantieren und gedämpft fluchen.
Dann macht es vernehmlich „Klick“ und Mond-
licht dringt herein.
Das Überfallkommando steht nun in dem
prachtvollen Ziergarten des Anwesens. Der
Tunnel war unter einer Statue verborgen, die
nun beiseite geschwungen ist, um die Öffnung
aus dem Tunnel heraus freizugeben.
Tramis orientiert sich kurz, dann winkt er der
Gruppe ihm zu folgen. Sie gehen von dem präch-
tigen Herrenhaus weg, in Richtung Mauer. An
dieser schleichen sie entlang und kurz darauf
kommen die beiden Wachtürme des Torhauses
in Sicht.
Eine Sinnesschärfeprobe bitte. Beinahe hätte
die Gruppe den Wachposten übersehen, der
gerade an die Mauer in einen Strauch Rosen uri-
niert. Mit einer Schleichenprobe +1 und einer
anschließenden KK- Probe kann er überwältigt
und ausgeknockt werden (oder FF- Wurf um die
Kehle durchzuschneiden).
 DAS TORHAUS
Die beiden Wachtürme werden nur im Kriegs-
fall besetzt. Somit ist es ein Leichtes, diese zu
betreten und die schmalen Stufen hinaufzustei-
gen, welche nach oben in das Torhaus führen,
wo sich laut Tramis der Öffnungsmechanismus
für die Tore befindet.
Im Torhaus befindet sich auch eine kleine
Wachstube.
Eine Sinnesschärfeprobe -1 offenbart, dass sich
weiter oben scheinbar Personen aufhalten, denn
man hört gedämpfte Gespräche und Gelächter.
Eine Schleichenprobe bringt die Gruppe unbe-
merkt bis zum Torhaus. (Misslingt die Probe, sind
die Gardisten zwar nicht richtig gewarnt, bemer-
ken jedoch dass irgend etwas nicht stimmt und
der Überraschungseffekt verfliegt.)
Die Tür, die in das eigentliche Torhaus führt ist
nicht abgeschlossen. Dahinter befindet sich eine
Kammer, in der allerlei Flaschenzüge und Winden
montiert sind. An den Wänden ist ein kleines
Waffenarsenal aufgereiht und es gibt einen Tisch,
Hocker, etc.
Die dort diensthabenden Soldaten sind gerade
mit damit beschäftigt, sich die Zeit zu vertrei-
ben: sie unterhalten sich, spielen Boltan, oder
polieren ihre Waffen. Ihre Werte befinden sich
im Anhang.
Der Offizier hat gerade seine Armbrust gerei-
nigt und wird diese im Kampf einsetzen. Anson-
sten benutzen die Soldaten nur ihre Säbel.
Nachdem das Torhaus möglichst schnell (!)
gefallen ist, wird das Signal mit einer Laterne
gegeben. Während der Piratentrupp aufbricht
öffnet das Überfallskommando die Tore.
STURMANGRIFF
Johlend stürmen die Piraten in den Hof,
schwenken ihre Waffen und lodernde Fackeln.
Von allen Seiten der Festung ertönt Alarm und
verschlafene Gardisten stolpern in ihr Verder-
ben. Sehr bald konzentriert sich der Kampf im
Innenhof.
Die Mannschaft der Charaktere hat es mit
einem Trupp Soldaten zu tun.
Gouverneursgarde
Moral: 8 (Gegner in der Feste)
Mannschaftsstärke: 20
At: 12 Pa: 10
TP: W+7 (Säbel) RS: 4
36
SHOWDOWN IM HERRENHAUS
Da der Haupttrupp im Innenhof gebremst
wurde, drängt Tramis darauf, den Gouverneur
im Herrenhaus festzusetzen, ehe er entkommen
kann.
Die Heldengruppe dringt in das Haus ein und
steht in einer großen Eingangshalle, mit einer
Galerie und einer Treppe, die dort hinauf führt.
Sowohl vom Erdgeschoss der Halle, als auch
von der Galerie führen mehrere Türen weg.
In der Halle findet man alles, was das Fecht-
erherz begehrt, um mit einer Überzahl fertig zu
werden: schwere Vorhänge, Rüstungen, Zierge-
genstände zum Werfen, ein Kronleuchter etc.
Im folgenden Kampf sollten die Helden diese
Gegenstände einsetzen können. Der Spielleiter
sollte Kreativität und witzige Kampfstrategien
mit Erfolg belohnen.
Als die Gruppe das Haus betritt, taucht der
Gouverneur gerade auf der Galerie auf. Einige
Gardisten begleiten ihn. Er ist auf dem Weg nach
unten, als er die Piraten bemerkt. Sofort zieht er
sich zurück und schickt seine Soldaten (Anzahl:
SC) die Treppe hinab. Er selbst bleibt auf der
Galerie stehen und beobachtet das Kampfge-
schehen. Sobald es sich schlecht für ihn entwik-
kelt, zieht er sich in eine der Türen zurück, aus leute mit, die es in Praisanzya am Schlimmsten es Kneipenschlägereien und verzweifelte Stra-
der er zuvor gekommen ist. getrieben hatten. ßenräuber und in der Wildnis gibt es natürlich
Gleichzeitig trifft ein weiterer Trupp Gardisten Viele aus den Reihen der Gouverneursgarde wilde Tier, wie z.B. Schlangen und fleischfres-
aus dem Erdgeschoss ein und stürzt sich in das werden zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt (zeit- sende Affen.
Getümmel (Anzahl: SC). lich begrenzte Zwangsarbeit). Die Anwesenheit
Werte der Gardisten im Anhang. der vielen Piraten in der Siedlung, hat das Stadt- Die Gruppe die Macht in Praisanzya über-
Den Helden sollte klar sein, dass der Gouver- bild nachhaltig verändert. nimmt ?
neur zu fliehen versucht, und dass einer oder Aus dem idyllischen Kolonialstädtchen wird Tramis sollte entkommen. Er wird auf Rache
mehrere durchbrechen müssen, um ihn zu ver- bald ein Piratennest werden, in dem trotzdem sinnen und das Volk von Praisanzya wird sich
folgen, während der Rest die Söldner beschäf- Recht und Ordnung herrschen. den neuen Herren zwar beugen, diese jedoch
tigt. Bald ist es für die Piratengruppe Zeit zum nicht lieben. Dies ist ein eigenes Abenteuer. Die
Aufbruch. Neue Abenteuer und reiche Schätze Helden haben jedoch nur geringe Chancen, ihre
DER GOUVERNEUR warten hinter dem Horizont. Mit ihrer Beloh- Position zu halten.
nung im Rumpf segeln sie von dannen. Viele
Das Zimmer, in welches der Gouverneur Menschen stehen am Hafenkai und winken hin- Die Stadt geplündert wird?
geflohen ist, scheint ein prächtig eingerichteter terher. Manch eine junge Maid verdrückt sich Nach dem Umsturz könnte die Gruppe die
Schlafraum zu sein. Edmondo steht am Fenster die Tränen. So auch die junge Gouverneurserbin Stadt und den Palast plündern. Dies erweckt den
und hat gerade ein Seil hinaus gelassen. Neben Mireille Stoibar. Hass der Bevölkerung und von Tramis. Aber:
ihm, auf einer Kommode liegt eine Schatulle und Als sich der Bug im Takt der Wellen hebt und Das Volk ist nicht gerade reich und die Lager-
eine gespannte Armbrust. senkt und Praisanzya hinter dem Horizont ver- hallen des Gouverneurs sind geleert, da der
Sobald der erste Pirat das Zimmer betritt sinkt, haben die Piraten das warme Gefühl eine Geisterpirat zuvor die Kolonie belagert hatte.
wendet sich Edmondo um und feuert die Art Heimat gefunden zu haben, einen Ort, an Die Reichtümer im Palast sind nur schwer zu
schwere Armbrust ab. Anschließend versucht er dem sie immer willkommen sind. veräußern und zudem schwer (reichverzierte
durch das Fenster zu entkommen, kann aber Kommoden, etc.). Da das Piratenschiff ziemlich
leicht überwältigt werden. Zuvor sticht er jedoch
einmal mit einem Ogerfänger zu, den er zwi-
B
ELOHNUNG
überladen sein dürfte, wird es dem Geisterpirat/
Gouverneur nicht schwer fallen, sie mit seinem
schen seinen Gewändern versteckt gehalten hat. Tramis hält seine Versprechungen im vollen Schiff zu verfolgen und zu entern. Zudem hat er
(Angriffswerte im Anhang). Umfang ein. Obwohl er auf der einen Seite ein eine aufgebrachte Bürgerwehr an Bord.
Schurke ist, ist er dennoch ein Edelmann- ein
Tramis betritt kurz danach das Zimmer und wird typischer Piratenheld eben. Die Helden sich im letzten Kapitel mehr
jeden daran hindern, Vergeltung an dem feigen 1. ausgehandelte Belohnung aus Kapitel 4 für die Plünderung des Herrenhaus und
Gouverneur zu üben. Er übernimmt seinen Stief- 2. einen Piratenhafen als Verbündeten für Scharmützel mit Soldaten interessie-
sohn und meint: „Dein Spiel ist aus Edmondo. Es 3. eine Hornisse (Schiffsgeschütz) ren, anstatt den Gouverneur zu verfolgen?
tut mir leid, dass es so weit kommen musste. Jetzt 4. 50 Dublonen extra Kein Problem. In diesem Fall entkommt der
herrsche ich wieder.“ Danach schleppt er den Gou- 5. eine Klingenwaffe mit WV +0/+1 und einem Gouverneur und es gibt für zukünftige Abenteuer
verneur auf die Galerie hinaus und verkündet seine um 1 gesenkten Br für den verdientesten einen Schurken mehr, der es auf die Gruppe
Machtübernahme. Helden abgesehen hat.
6. ein wertvolles Goldamulett mit dem Bild von
Die verbliebenen Gardisten ergeben sich recht
bald und werden gefesselt.
Mireille für den verliebtesten Helden
7. 2W6 neue Mannschaftsmitglieder (geübt)
DRAMATIS PERSONAE
VOLKSFEST ABENTEUERPUNKTE DER GEISTERPIRAT
TRAMIS STOIBAR
Zu Ehren des neuen Gouverneurs feiert das • 100 AP für jedes Kapitel
Volk von Praisanzya einige Tage später ein großes • -50 bis +100 AP individuell für Zitat: „Har, Har. Hart Backbord, wir entern!“
Straßenfest und jubelt dem neuen Herrscher zu. gutes (bzw. schlechtes) Rollenspiel Tramis war der Maat der „Blutgeschwister“.
Tramis meint jedoch, dass dies nichts besonderes Er gehörte zu jenen, die sich mit dem Schatz
sei, sie würden jedem so zujubeln. Aber dennoch
scheint es, dass so mancher recht erleichtert ist,
NACHLESE absetzten und den Eid schworen, sich in 30
Jahren wieder zu treffen. Heimlich markierte er
ob des Endes der Terrorherrschaft des Edmondo den Weg, so dass er ihn allein finden konnte.
Stoibar. WAS TUN, WENN... 12 Jahre später grub er den Schatz aus, heuerte
Tramis Stoibar, legitimierter Gouverneur von Söldner an und machte sich mit deren Hilfe zum
Praisanzya schickt seinen Stiefsohn ins Exil auf Zu wenig Kampfaction? Gouverneur von Praisanzya. Sein Fehler war
eine einsame Insel. Sarkastischer Weise wählte In jedem Kapitel kann man einige Scharmützel es, dass er seinen Stiefsohn Edmondo Stoibar
er zu diesem Zweck die Kannibaleninsel aus. Aus einbauen, wenn die Gruppe sich mehr Kämpfe nachholte und zu seinem Nachfolger bestimmte.
fairem Sportsgeist heraus gab er Edmondo jedoch wünscht. Auf See kann man Piratenjäger und Denn der undankbare Erbe vertrieb ihn und
ein Minimum an Ausrüstung und jene Gefolgs- verfeindete Korsaren treffen, in den Städten gibt übernahm selbst das Amt. Tramis floh und besann

37
sich seines früheren Lebens, so dass er über ALRIK Söldnerin 8.Stufe, Alter: 49
Jahre hinweg eine erfolgreiche Piratenmann- Mu: 15 Kl: 12 Ch: 12 Ge: 14
schaft aufbaute. Er sah schließlich den Tag der Alrik ist ein alter Seebär, der bis vor wenigen Kk: 13 In: 14 Ff: 11
Rache gekommen und griff den Gouverneurspa- Jahren noch zur See fuhr. Mittlerweile ist er Ab: 4 Ho: 4 Ra: 3 Go: 2 To: 3 Ng: 4 Jz: 4
last von Praisanzya an. Doch er wurde zurückge-über 60 und möchte seinen Lebensabend frei LE: 55 Mr: 5 RS: 3/2 (Kürass)
schlagen und erlitt schreckliche Brandwunden, und unbeschwert in Shilaya genießen können. At: 14/13/13 Pa: 13/12/10
die ihn grausam verstümmelten. Da ihn aufgrund Deshalb verkauft er den Teil seiner Schatzkarte, (Säbel/ Schwert/ Degen)
dessen jeder für tot hielt, konnte er entkom- den er sich vor 30 Jahren tätowieren ließ an die Herausragende Talentwerte:
men und seine Wunden auskurieren. Ein Jahr Helden. Er ist sich sicher, dass er die Strapazen Kriegskunst 10
später hatte er ein neues Schiff und eine neue einer Seereise und einer beschwerlichen suche Besonderes: Obwohl sie in den 3 Waffenar-
Mannschaft (sowie ein verändertes Aussehen nicht überstehen würde, da er einen schlimmen ten deutlich unterschiedliche Werte aufweist,
nebenbei) und kreuzte erneut vor der Insel. DieHusten hat (der nicht zuletzt vom vielen Rauch- lässt sie immer den Gegner die Waffengattung
Einwohner der Stadt hielten ihn für einen Geistund Rauschkrautgenuss kommt). Somit verzich- bestimmen. Trotzdem wurde sie, zumindest in
und so konnte er eine Art Handelssperre über tet er lieber auf einen Teil der Beute, als vorzeitig Praisanzya, bisher noch nicht besiegt.
die Insel verhängen, da selbst mutige Kapitäne Bekanntschaft mit Boron zu machen.
weder ein- noch auslaufen wollen. Weiterhin Alrik hat lange graue Haare und einen ebenso STANKOWATZ, STANKO
sinnt er auf Rache und hat bereits einen Plan. langen Bart. Sein Haar wird von einem Stirnband
Tramis ist etwa 180cm groß und vollkommen gehalten, dass seine Piratenkluft stilvoll ergänzt. Zitat: „Ich hau dich um, du... lall- lall.“
kahl. Überhaupt wächst kein Haar mehr auf Alrik kommt nur zu Beginn des Abenteuers, Stanko war damals der Schiffsjunge der „Bluts-
seiner verstümmelten, mit Brandnarben übersä- als „Auftraggeber“ sozusagen, vor. geschwister“. Er hatte nie etwas anderes gelernt
ten Haut, die wie geschmolzenes und wieder und so schlug er sich mit Gelegenheitsarbeiten
erstarrtes Wachs aussieht. Er trägt die Kleidung RONDRIANE, ROTE RIA und Diebstählen durch das Leben. Mit der Zeit
eines Piratenkapitäns und bietet insgesamt ein wurde er immer abgestumpfter und frustrier-
überaus erschreckendes Erscheinungsbild. Dass Zitat: „Zieh, du Grünschnabel.“ ter, da er wusste, dass er eigentlich reich war,
ihn jeder für einen Untoten hält macht ihm Ria ist heute knapp 50 und war in jungen Jahren diesen Reichtum jedoch nicht einsetzen konnte.
nichts aus, nur dieser Umstand gewährleistet, eine gefürchtete Kämpferin bei den „Bluts- Er wurde zu einem Alkoholiker,
dass sich ihm niemand in den Weg stellt. Er ver-
geschwistern“. Mit der Zeit hat sie der nur noch in den Hafen-
stärkt diesen Eindruck sogar noch, indem er nursich einen Ruf als Meister- Fech- kneipen herum hing, billi-
Nachts angreift und sich zuvor mit einer fluores-
terin auf der Insel Praisanzya gen Fusel in sich hinein
zierenden Flüssigkeit übergießt. aufgebaut und lebt ein wenig schüttete und wegen
Von dem Teil der Schatzkarte, den er täto- abseits der Stadt. Über die Jahre Schlägereien ständig
wiert hatte, ist nach dem Brand nicht mehr vielhinweg hat sie sich einen mit dem Gesetz in
übrig geblieben. Ihm macht das jedoch nichts gewissen Kodex aufgebaut, Konflikt kam. Er ist
aus, denn er hat den Schatz ja bereits gehoben.der dem einer Rondra- erst kurz vor den
Tramis ist sehr skrupellos, auf seine Weise geweihten nahe kommt, Helden in Praisanzya
aber vertauenswürdig. Vorausgesetzt der Ver- allerdings ist sie ob der angekommen und bereits
handlungspartner hat genügend Druckmittel in vielen Herausforderer mehrmals mit den örtlichen
der Hand. Ansonsten wird er nur noch von dem auch misstrauisch gewor- Bütteln zusammengerückt.
Gedanken an Rache getrieben. Könnte er nicht den. Deshalb wird sie Stankowatz ist nicht
einiges an Beute vorweisen, so hätte ihn die auch die Glaubwür- sonderlich groß, vielleicht
Mannschaft schon lange verlassen. digkeit der Helden- 165 cm. Er hat grau-
Tramis ist die Schlüsselfigur in diesem Aben-
gruppe einem braunes Haar, trägt ver-
teuer. Der geheimnisumwobene Gegner, der am Gottesurteil, sprich gilbte Leinenkleidung, die durch
Ende zum Verbündeten wird. einem Duell ein dunkles Wams und ein gleichfar-
unterziehen. Da sie biges Halstuch vervollständigt wird.
Seefahrer 11. Stufe, Alter: 58 das Gold mittlerweile Seine Kleidung ist ebenso wie er in
Mu: 16 Kl: 14 Ch: 8 Ge: 13 nicht mehr nötig hat, einem sehr schlechten Zustand. Seine
Kk:15 In: 15 Ff: 9 möchte sie den Schatz nur noch heben, um diesen Augen sind genauso gerötet, wie seine aufge-
Ab: 4 Ho:1 Ra: 6 Go: 6 To: 0 Ng: 4 Jz: 6 einer Kriegerstiftung zukommen zu lassen. quollene Nase. Er trägt einen Wochenbart und
LE: 64 Mr: 6 RS: 1 (Kapitänsuniform) Sie hat rötliches Haar, das mittlerweile mit stinkt ständig nach Alkohol und Erbrochenem.
At: 15/16 Pa: 13/13 (Entermesser/Linkhand) grauen Strähnen durchzogen ist und obwohl sie Seine Lieblingsbeschäftigungen kann man recht
Herausragende Talentwerte: bereits einige Fältchen aufweist, ist sie immer einfach zusammenfassen: besoffen herum liegen,
Seefahrer: 13, Seeoffizier: 8, Schwimmen: 14 noch eine attraktive und herrische Frau. betrunken lallen, angetrunken pöbeln und stock-
Besonderes: Sein erschreckender Anblick Sie dient als Verbündete auf Praisanzya, wenn besoffen kotzen.
erfordert zu Gefechtsbeginn eine Mutprobe + sie erst einmal besiegt ist. Er ist zwangsläufig ein Gefährte der Gruppe
halber Aberglaubenwert, um gegen ihn im Nah- und kann sie nach Belieben des Spieleiters von
kampf antreten zu können. einer Schwierigkeit in die nächste reiten. Am

38
Ende sollte er sich allerdings bessern und zu
einer sympathisch(er)en Person werden.
Streuner 5. Stufe, Alter: 44
Mu: 13 ( 15) Kl: 9 (8) Ch: 10 (8) Ge: 13 (12)
Kk: 13 (14) In:13 (12) Ff: 13 (11)
Ab: 5 (6)Ho:3 (2) Ra: 5 (4) Go: 7
To: 4 (2)Ng: 6 (7) Jz: 5 (8)
LE: 41 Mr: 1 (-1) RS: 1 (versiffte Kleidung)
At: 13 Pa: 10 (Raufen)
Herausragende Talentwerte:
Zechen 10, Lügen 8
Besonderes: Die Werte in Klammern gelten
für seinen derzeitigen Dauerrausch Zustand.
EDMONDO STOIBAR, LEGITI-
MIERTER GOUVERNEUR VON
PRAISANZYA
Zitat : „ So, so. Der arme kleine Junge hat also
gestohlen... Hackt ihm die Hand ab, aber pfän-
det zuvor seine Besitztümer.“
Edmondo ist der Stiefsohn von Tramis, dem
ehemaligen Gouverneur. Dieser hatte ein lang-
jähriges Verhältnis mit einer Hafenhure in Meng-
billa. Edmondo wuchs in der Gosse der „kleinen
Schwester Al`Anfas“ auf und kannte nur Schmutz
und Leid. Tramis wurde schließlich Gouverneur
von Praisanzya, als er erfuhr, dass Edmondos
Mutter verstorben war. Von Schuldgefühlen
geplagt, machte er Edmondo ausfindig und setzte
ihn als seinen Erben ein. Doch Edmondo war ein
von Hass und Minderwertigkeitskomplexen zer-
fressener Mensch, der allen Reichtum und die
Macht für sich allein haben wollte. So schmie-
dete er mit einigen Söldnern seines Stiefvaters
ein Komplott, vertrieb diesen aus Praisanzya und
machte sich zum neuen Gouverneur.
So wurde er zu einem machthungrigen Aus-
beuter. Er hatte nicht einmal Skrupel seinen
Stiefvater nach dem gescheiterten Angriff auf
den Palast, dem Tod zu überlassen. Es gibt nie-
manden auf der Welt, der ihm etwas bedeutet,
ausgenommen seine Tochter, doch auch diese
schützt er eher aus egoistischem Besitzdenken,
als aus echter Vaterliebe.
Der 35 jährige ist von unscheinbarem Wesen,
ohne besondere Merkmale (durchschnittlich
groß, normal gebaut, dunkle Haare). Obwohl er
in Gesprächen aalglatt und kultiviert wirkt, neigt
er im Privaten zu cholerischen Wutanfällen, die
an Wahnsinn grenzen.
Edmondo ist der wirkliche Feind in diesem
Szenario, auch wenn es anfangs nicht den
Anschein hat.
Bürger 5. Stufe, Alter: 35
Mu: 9 Kl: 14 Ch: 11Ge: 11 Kk: 10 In: 13 Ff: 12
Ab: 2 Ho: 6 Ra: 3 Go: 7 To: 3 Ng: 3 Jz: 8
LE: 38 Mr: 5 RS: 1 (feine Kleidung)
At: - Pa: - (Angriff mit Armbrust: 14
Angriff mit Ogerfänger: 11 )
Herausragende Talentwerte:
Feilschen 10
Besonderes: Er würde sich niemals auf einen
Nahkampf einlassen und bevorzugt den Angriff
mit Truppen, Fernkampfwaffen und hinterhälti-
gen Dolchstößen (in dieser Reihenfolge).
MIREILLE STOIBAR
Zitat: „Ich will aber!“
Mireille ist die einzige Tochter des Gouver-
neurs. Im Gegensatz zu ihrem Vater ist sie von
angenehmerem Wesen.
Mit ihren gerade einmal 16 Jahren und den
dunklen Locken ist sie durchaus hübsch zu
nennen. Sie hat einen ansehnlichen Körperbau
und weiß dies auch einzusetzen. Im ersten
Moment wirkt sie etwas burschikos, aber sie
kann auch anders. Sie ist eine äußerst aben-
teuerlustige, junge Frau, die sich gerne in der
Stadt herum treibt. Sie ist schlagfertig, mutig und
etwas kratzbürstig, leider aber auch ein wenig
das verzogene Gör aus gutem Hause. Sie ist es
gewohnt das zu bekommen, was sie möchte.
Die Gruppe lernt sie kennen und am Besten
wäre es, wenn sich eine Romanze zwischen ihr
und einem Piraten abspielt. Ansonsten nimmt
sie in diesem Abenteuer eher eine unpassende
Opferrolle ein.
WARN DER STADTBÜTTEL
Zitat: „Ich werde euch im Auge behalten...“
Warn ist ein typischer Büttel und durchaus
als kompetent zu bezeichnen. Er ist der einzige
Bürger, der in Praisanzya etwas zu sagen hat.
Obwohl er keine eigenen Männer hat, kann er
bei Bedarf (mit der Zustimmung des Gouver-
neurs) die Söldner aus dem Palast zu Hilfe holen.
Kleinere Angelegenheiten regelt er im Allein-
gang. Somit ist er ein harter Vertreter des Geset-
zes, ein Cuck Norris in Aventurien. Sein Wort
ist Gesetz und Praisanzya ist „seine“ Stadt und
er würde niemals Störenfriede frei herum laufen
lassen.
Warn ist groß (ca. 189,5 cm), hat buschige
Augenbrauen und behaarte Arme wie ein Rie-
senaffe von den Waldinseln. Zudem trägt er
einen mächtigen Schnauzbart. Seine Stimme ist
rauh und schnarrend, klingt jedoch in jeder Situa-
tion gelassen.
39
Söldner 6. Stufe, Alter: 31
Mu: 14 Kl: 12 Ch: 9 Ge: 13 Kk: 15 In: 13 Ff: 9
Ab: 5 Ho: 5 Ra: 2 Go: 3 To: Ng: 5 Jz: 4
LE: 53 Mr: 2 RS: 3/3 (Kettenhemd)
At: 13/ 12 Pa: 12/12 (Raufen/Amazonensäbel)
Herausragende Talentwerte:
Rechtskunde 7, Fesseln 7, Armbrust 8
DER WALDSCHRAT
WURZELSAEPP
Zitat: „Greiz, Birnbamm und Hollastaudn!
Etzad sterbts, etz greislichen Bammkabudd-
macha!“
Übersetzung ins Hochgarethi: „Kreuz, Birn-
baum und Hollunderbusch! Jetzt werdet ihr ster-
ben, ihr ekelhafte Baummörder!“
Die ersten Siedler kamen mit einem Schiff an,
dass aus Andergaster Holz gebaut war. Wurzel-
saepp war damals ein junger Waldschrat, der
noch sehr an der Menschheit interessiert war.
Er war auch weniger besitzergreifend, als seine
Artgenossen und half manchmal verirrten Kin-
dern nach Hause zu finden. Als die Holzfäller
aus Andergast kamen konnte er sie nicht daran
hindern, das Waldstück, in dem er wohnte zu
roden. Sein Entsetzen war groß und die Wut
stieg ins Unermessliche, als sie „seinen Wald“
den Fluss hinunter flößten.
Er folgte ihnen und beobachtete die Men-
schen beim Bau des Schiffes. Als es fertig war,
beschloss er es zu sabotieren. Er versteckte sich
im Frachtraum und kam auf diese Weise auf Prai-
sanzya an. Dort angekommen begann er mit
seinem rachsüchtigen Werk, wurde aber von
einigen beherzten Söldnern in den Osten der
Insel getrieben. (Die Sache wurde natürlich tot-
geschwiegen und die Soldaten bekamen eine
Schweigepension.)
Dort fand er eine neue Heimat und er bean-
sprucht seitdem den östlichen Teil Praisanzyas als
sein Revier. Eifersüchtig hütet der halbwüchsige
Waldschrat den Dschungel, vor dem Feind, den
er über alles hasst und fürchtet: dem Mensch.
Von seinem Äußeren her passt Wurzelsaepp
wenig in den Dschungel, denn er gleicht am ehe-
sten einem jungen Eichenstamm. Am oberen
Ende sprießen dünne Ästchen wie Haare, seine
Nase ist ein langer, mehrfach verzweigter Ast
und er trägt einen spärlichen Bart, wie aus
Schratmoos.
Dieser Umstand verschlechtert seine natür-
liche Tarnungsfähigkeit im Wald, die aber den-
noch nicht zu verachten ist.
Wurzelsaepp spricht durchaus Garethi, aller-
dings mit einem schrecklichen Andergaster Dia-
lekt.
 Jugendlicher Waldschrat, Alter: ca. 70
Grösse: ca. 3m
Mu: 16 Kl: 7 Ch: 4 Ge: 17
Kk: 12 In: 13 Ff: 11
LE: 20 Mr: 10 RS: 6
At: 13 Pa: 6 (Fäuste oder Knüppel W+6)
Besonderes: Niederschlag, Hinterhalt (14),
Baummagie wie Zauber „Haselbusch“ , „Hexen-
holz“ oder „Verstricken“ mehrmals pro Tag.
Verstricken bedeutet, dass der Geländebewuchs
nach seinem Belieben um eine Stufe erhöht oder
verbessert wird. Dickicht wird zu Dornicht oder
umgekehrt.
KRIEGSHAUFEN. DES GOUVER-
NEURS KETTENHUNDE
Zitat: „Im Namen des legitimierten Gouver-
neurs Edmondo Stoibar...“
Dies sind die Söldner die im Dienst von
Edmondo stehen. Obwohl die Truppe eigentlich
den Titel Gouverneursgarde trägt, werden sie
in Praisanzya nur als „des Gouverneurs Ketten-
hunde“ bezeichnet.
Sie verrichten Bütteldienste, drangsalieren
das Volk, verhindern Aufstände und verleihen
dem Herrscher Macht. Es sind üble Schurken
mit niedrigem Ego, das sie durch Machtgehabe
wieder aufbauen müssen. Sie sind äußerst schwer
bewaffnet. Das auffälligste Rüstungsstück sind
ihre pilzförmigen Metallhelme.
Alles in allem sind es geübte Soldaten mit
Erfahrung in allen Arten des Fernkampf.
Typ. Werte: Söldner 4. Stufe Typ. Werte: Seefahrer 3. Stufe
Mu: 13 LE: 40 Mr: 0 RS: 5/5 At: 12 Pa: 10 Mu: 11 LE: 35 Mr: -2 RS: 1/1 At: 11 Pa: 10
Typische Bewaffnung: Säbel, schw. Dolch, Typische Bewaffnung: Piratenkleidung, Enter-
Armbrust, halbes Kettenhemd, Pilzhelm (2/2) messer, Krummdolch
DIE N`ATANKA WA-TOKO
Zitat: Übersetzung: „Dein Fleisch ist saftig und
wohlschmeckend, komm und teile mit uns.“
Die N`atanka Wa-Toko sind ein Stamm von
Waldmenschen, die auf der kleinen Inselgruppe
um die Kannibaleninsel lebt. Dieser Stamm unter
der Führung des Häuptling Huka-Hey ist sehr
kriegerisch und hat schon des öfteren Krieg
mit anderen Stämmen geführt. Fleisch ist auf
den Inseln Mangelware, da es wenig Jagdwild
gibt. Deshalb wurden diese Waldmenschen zu
Kannibalen - hauptsächlich im rituellen Sinne.
Sie verspeisen verstorbene Stammesangehörige,
getötete Feinde und manchmal jagen sie auch
Menschen für rituelle Opfer. Der Stamm zählt
etwa 50 Mitglieder und 30 davon sind als Krieger
zu gebrauchen. Der Stammesschamane hat vor
Kurzem ein böses Omen verkündet. Die Geister
des Landes sind in Aufruhr und können nur mit
Blut besänftigt werden. Deshalb jagen die Wald-
menschen den Schiffbrüchigen.
Alles in allem sind es geübte Waldmenschen
mit Erfahrung im hinterhältigen Angriff.
Typ. Werte: Waldmenschen 4. Stufe
Mu: 11 LE: 40 Mr : -4 RS : 0/0
At : 11 Pa : 10
Typische Bewaffnung: Speer, geschnitzte Keule,
geflochtener Schild (groß), Lendenschurz
DIE GEISTERMÄNNER
Zitat: „Lasst uns die Beute aufteilen!“
Die Geistermänner sind die Piratenmannschaft
um den Kapitän Tramis. Selbst in den Hafen-
spelunken, würden diese Männer und Frauen
als Abschaum angesehen werden. Nachdem bei
seinem Überfall der Grossteil seiner alten Mann-
schaft aufgerieben wurde, hatte Tramis nur wenig
Zeit eine neue Truppe zusammenzustellen. Er
war auch gezwungen, eine Menge inkompe-
tente Leute anzuheuern. Die Mannschaft wäre
bei Weitem nicht so erfolgreich, wenn ihr Kapi-
tän nicht von dem Mythos eines Wiedergängers
umgeben wäre. Die Geistermänner sind ein
rauflustiger, sauf- und goldgieriger Haufen ohne
jede Moral. Nur Tramis Ruf und seine wenigen
Getreuen helfen ihm seine Position zu halten.
Alles in allem sind es unerfahrene bis geübte
Seeleute mit Erfahrung im nautischen Bereich.
BESCHREIBUNG DER KARTE
Der erste Teil der vier Karten fehlt. Diesen
Teil besitzt Tramis, der mutmaßliche Geisterpi-
rat. Seine Karte beschreibt den Weg vom Strand
in den Dschungel hinein. Da dieses Wegstück
ohne Karte gegangen werden muss, dauert es
etwas länger. Es ist aber trotzdem möglich den
Schatz zu finden.
Linke Kartenhälfte: Helden
Rechts unten: Stankowatz
Oben: Ria
Auf den Karten ist einiges an Schriftzeichen
abgebildet, welche die Wegpunkte beschreiben
und den Kurs angeben.
40
A: Wasserfall - 243°
B: gekrümmte Felsen - 38°
C: Lichtung mit krummer Palme - 250°
D: Säbel in Mammutbaum - 315°
E: große Lichtung, Ostrand - 270°- 3 Schritt/
0° - 4 Schritt
PRAISANZYA
DIE INSEL
Die Insel Praisanzya unterscheidet sich wenig
von den vielen anderen im südlichen Meer. Sie
misst vielleicht 40 Meilen im Quadrat und liegt
etwa eine Wochenreise vom Nordosten des
Königreichs Kemi entfernt. (Wo genau liegt im
Ermessen des Spielleiters.)
Das Landesinnere ist dicht mit Dschungel
bestanden und leicht hügelig. Die Küste hat viele
weiße Sandstrände und weist nur wenige Riffe
auf. Es gibt keine großen Tiere und keine Einge-
borenen auf ihr.
Eine Ausnahme bildet da der Westen der Insel,
der von Menschen bewohnt wird. Hier ist die
Küste felsiger, bietet dafür aber auch eine Bucht,
die genügend Wassertiefe aufweist um einen
Hafen zu führen. Hier liegt die Siedlung Praisan-
zya und das Umland ist mit ausgedehnten Plan-
tagen kultiviert.
Der Ostteil der Insel gilt als verflucht, denn
dort sind viele unerklärliche Unfälle geschehen.
(Meisterinfo: Dies ist das Gebiet des Wald-
schrats. Dort ist auch der Schatz vergraben.)
DIE STADT
Geschichte:
Die Siedlung wurde vor knapp 30 Jahren als
Kolonie des Mittelreichs gegründet und begann
alsbald zu florieren. Doch kaum 10 Jahre später
verlor der mittelreichische Gönner allmählich
das Interesse und die Kolonie geriet in Verges-
senheit. Da die Siedler sich dort allerdings eine
Existenz aufgebaut hatten, blieben sie in Prais-
anzya. Es begann eine Zeit, in der etliche Kolo-
nialmächte und üble Schurken versuchten, die
Macht zu übernehmen.
Schliesslich tauchte ein reicher und unbekann-
ter Mann auf und beendete diese mehrjährigen
Querelen, indem er sich mit Hilfe von Soldaten
zum Gouverneur von Praisanzya ausrufen ließ
und diesen Anspruch auch durchzusetzen ver-
mochte.
Ein Jahrzehnt später verschwand er und sein
Sohn übernahm das Amt. Wie sich bald her-
ausstellte, war er ein macht- und goldgieriger
Mensch, der den letzten Kreuzer aus seinen
Untertanen herauspresste und mit seinen Büt-
teln hartes Regiment führte.
Vor einem Jahr überfielen Piraten unter
der führung von „Tramis, der Dolch des
Südens“(Meisterinfo: Der ehemalige Gouverneur
Tramis Stoibar) den Gouverneurspalast, konn-
ten aber zurückgeschlagen werden. Der Kapitän
verbrannte elendlich (Meisterinfo: nicht ganz!).
Wenige Monate später plünderten als Musiker
verkleidete Freibeuter aus Shilaya die Lagerhal-
len des Gouverneurs und zettelten einen Auf-
stand unter den Armen an, der aber ziemlich
bald nieder geschlagen wurde.
Kurz darauf tauchte der Pirat „Tramis“ als Geist
wieder auf und belagert die Insel bis heute.
Stadtbild:
Praisanzya ist eine typische Kleinstadt im
Süden Aventuriens. Es gibt viele Arme, die im
Hafen und auf den Plantagen für einen Hunger-
lohn arbeiten, eine kleine, aber dekadente Mit-
telschicht und einen tyrannischen Herrscher, der
in Saus und Braus lebt.
Viele der Bewohner verrichten Spitzeldienste
für den Gouverneur, um ihre Stellung zu verbes-
sern.
Es gibt mehrere Viertel:
• der Hafen (Vergnügungsmeile mit hoher
Kriminalitätsrate)
• der Markt (hier leben die Händler)
• das Armenquartier (dort lebt der Grossteil
der Stadtbewohner in übelsten Verhältnis-
sen)
• das Viertel der Oberschicht (Handwerker
und erfolgreiche Händler)
• den Gouverneurspalast (liegt auf einer Anhöhe
und ist nur für die Herrscherfamilie und
deren Angestellte; festungsartiger Wohnsitz
mit Kaserne für die Söldner, hohen Mauern
und Geschützen, um einen Angriff abwehren
zu können)
Fakten:
• Einwohner: knapp 400
• Soldaten: ca. 60 geübte Söldner
Gasthäuser und Kneipen:
• Bei Armires: teures (120%),schlicht einge-
richtetes, unsauberes Gasthaus
• Zum Gouverneur: durchschnittliches (100%),
einfach eingerichtetes, fragliches Gasthaus
• Goldkelchen (Zeichen: kleiner Goldkelch):
teures (120%),solide eingerichtetes, saube-
res Gasthaus • Hebamme: bewanderter & guter Heiler,
• Der letzte Groschen: sehr billige (70%), ein-
fache Kneipe • Hebamme: erfahrener Heiler, teuer (120%)
• Seemannsrast: durchschnittliche (100%), ein- • Quacksalber: Wundheiler & Zahnreißer, teuer
fache Kneipe (120%)
• Taliviras Trinkstube: durchschnittliche • Quacksalber: bewanderter & guter Heiler,
(100%), saubere Schänke sehr billig (70%)
• Medicus: bewanderter & guter Heiler, teuer
Handwerker: (120%)
• Hufschmied: einfache Arbeiten & schlechte
Qualität, billig (85%) Sonstiges:
• Grobschmied: solide Handwerksarbeiten, • gelegentlich Durchfahrende
sehr billig (70%) • 2 Markttage im Monat
• Grobschmied: solide Handwerksarbeiten, • Tsa-Tempel (warum auch immer)
durchschnittlich (100%)
• Schuster: einfache Arbeiten & schlechte Qua- GOUVERNEURSPALAST
lität, billig (85%)
• Grobschneider: solide Handwerksarbeiten, Der Palast wurde vor etwa 25 Jahren erbaut
durchschnittlich (100%) und nach und nach zu einer Festung erweitert.
• Tischler: solide Handwerksarbeiten, teuer Der Palast liegt auf einer Anhöhe, von der
(120%) eine kurze (bei der Kaserne) Seite steil zum
• Zimmermann: einfache Arbeiten & schlechte Meer hin abfällt. Ursprünglich bestand er nur aus
Qualität, sehr billig (70%) einem Herrenhaus. Später wurden das Gesinde-
• Schiffszimmermann: einfache Arbeiten & haus und die hohen Mauern (ohne Wehrgänge)
schlechte Qualität, durchschnittlich (100%) angefügt. Tramis ließ in seiner Regierungszeit die
• Bootsbauer: einfache Arbeiten & schlechte Kaserne und die Verteidigungsanlagen anbauen,
Qualität, teuer (120%) von denen aus die Verteidiger mit Geschützen
• Netzknüpfer: solide Handwerksarbeiten, und Fernkampfwaffen die gesamte Anhöhe
teuer (120%) bestreichen können. Kurz vor seinem Sturz, ließ
• Armbruster: sehr gut , Sonderanfertigungen, er von einigen Vertrauten einen Fluchttunnel
sehr billig (70%). (Arbeitet allerdings fast aus- graben. Diesen kennen demnach nur eine hand-
schließlich für den Gouverneur.) voll Personen. Auch der derzeitige Gouverneur
• Kürschner: einfache Arbeiten & schlechte weiß nichts davon.
Qualität, teuer (120%) Nach der Machtübernahme Edmonos wurde
• Gerber: solide Handwerksarbeiten, durch- mehr Geld in die Verschönerung der Anlage
schnittlich (100%) gesteckt, so dass das ehemals trutzige Her-
• Kerzenzieher: sehr gut & Sonderanfertigun- renhaus in neuem Glanz erstrahlt und zudem
gen, teuer (120%) in einem prächtigen Garten steht, welcher
• Bäcker: solide Handwerksarbeiten, teuer von einem Lustteich und fein gekiesten Wegen
(120%) gekrönt wird.
Trotzdem wurde die Festung noch tödlicher,
Händler: denn Edmondo ließ das Tor neu befestigen und
• Ausrüstung: große Auswahl mit guter Quali- kaufte außerdem neue Geschütze.
tät, sehr teuer (200%)
• Ausrüstung: einfach & auch Gebrauchtwaren, [nils hüttinger]
durchschnittlich (110%) [redstripemon@yahoo.de]
• Lebensmittel: Trödel und Ramsch, durch- [www.v-landser.4president.de]
schnittlich (100%) [karten von sylvia - www.drachenbande.de]
• Lebensmittel: grosse Auswahl & gute Quali-
tät, teuer (130%)
• Krämerwaren: Trödel und Ramsch, billig
(95%)
• Waffen: große Auswahl & gute Qualität, teuer
(140%) (verkauft fast ausschließlich an den
Gouverneur.)
Heiler:
durchschnittlich (100%)
41
 BLACKMAN‘S
“WORLD OF WEAPONS“
- NEUES SPIELZEUG
Einleitung
Eine scheißverregnete Nacht war das! Dazu
noch dieser verfluchte Wind, eiskalt und schnei-
dend. Seeth schlug den Kragen seines Mantels
hoch und ging dicht an den heruntergekom-
menen Häuserfassaden weiter. Er wünschte
sich, er hätte damals nicht nur darauf geachtet,
einen schwarzen und robusten und möglichst
mit Nieten übersäten Ledermantel zu bekom-
men, sondern auch einen mit Kapuze. „Aber die
Scheißkapuze wäre mittlerweile sowieso hin-
über gewesen!“ dachte er. Vorsichtig berührte er
mit der Fingerspitze einen der unzähligen kleinen
Spitznieten, die direkt in seine kahl rasierte Kopf-
haut implantiert waren. „Wär ich nur nicht besof-
fen genug gewesen, darauf einzugehn! Dreck,
verfluchter!“ Seitdem hatte er auch unzählige
neue Kopfkissen gebraucht.
Er wollte schnellen Schrittes an einigen Squat-
tern vorbei, die in einem Müllcontainer wühl-
ten. Doch ein Ork mit einem hässlichen kleinen
Messer in der Rechten stellte sich dem schmäch-
tigen Menschen grollend in den Weg und wollte
grad etwas sagen. Doch da traf ihn Seeth‘s Faust
schon direkt in die Visage und ließ ihn nach hinten
überkippen. „Denkt gar nicht dran, Dreckfres-
ser!“ sagte Seeth leise, aber deutlich, als sich
ihm die anderen zuwenden wollten. Irgendetwas
an seiner Stimme und in seinen Augen ließ die
Squatter tatsächlich innehalten. Oder war es die
30cm lange pechschwarze Klinge, welche plötz-
lich aus seinem rechten Ärmel schoss? Ohne ein
weiteres Wort wandte Seeth sich um, zog die
Schnappklinge wieder ein und ging weiter, die
kleine Gruppe keines Blickes mehr würdigend.
Kurz darauf bog er in eine kleine Seitengasse
ein. Hier müsste es irgendwo sein… wenn dieser
feine Pinkel Errington ihn nicht verarscht hat.
Aber nein, so was lag diesem Yuppie fern - nie
würde der einen Chummer verarschen oder
hintergehen. Tja, wenn der wüsste, dass er mit
dieser Einstellung allein in dem bunt zusammen
gewürfelten Haufen war, den er gelegentlich
sein Team nannte… Seeth konnte sich ein Grin-
sen nicht verkneifen. „Dieses naive Spitzohr!“
Was er wohl grad tun würde? Wahrscheinlich
mit einem seiner riesigen Gewehre in der Nase
FÜR RUNNER -
popeln. Und, verdammt, wo war denn jetzt
das beschriebene Waffenlager? Ah, hinter dem
großen Tor am Ende der Gasse musste es sein.
Gerade als Seeth anklopfen wollte, wurde im
Tor eine kleine Luke im oberen Bereich geöff-
net und eine donnernde Stimme raunte: „Wer
bist du?“ „Seeth. Bin angemeldet.“ „Wer hat dich
hergeführt?“ „Errington.“ Die Luke schloss sich
wieder und eine kurze Pause entstand. Dann öff-
nete sich das Tor ganz und ein verhältnismäßig
klein geratener Troll von höchstens zweieinhalb
Metern bedeutete ihm einzutreten. So gelangte
er in eine Art Vorraum mit einer sehr stabil wir-
kenden Tür am gegenüberliegenden Ende. Nach-
dem Seeth einen schnellen MAD-Scan hinter
sich gebracht hatte, durfte er auch durch diese
gehen. Zunächst wunderte ihn diese Nachläs-
sigkeit. Weder wurde er nochmals gründlich
von Hand überprüft, noch bestand eine Chance
mit dem MAD seine Keramikmesser in den Stie-
feln und die zwei Urban Combat-MPs unter
seinem Mantel zu entdecken. Als er noch grü-
belte, warum er sein hübsches Arsenal behalten
durfte, empfing ihn ein fetter Mensch mit Halb-
glatze und einem Bart, der einen Zwerg nei-
disch gemacht hätte. Er trug keine Waffen,
sondern Jeans und Hemd mit hochgekrempelten
Ärmeln, darüber eine Arbeitsschürze, in deren
vielen Taschen alle möglichen kleinen Werk-
zeuge untergebracht waren. „Willkommen bei
Blackman‘s World Of Weapons, Seeth!“ Dieser
musterte Blackman, den berühmt-berüchtigten
Bleipumpen-Klempner misstrauisch. „Ja, hi und
so.“ „Du bist zum ersten Mal hier, oder? Dann
möchte ich dir einige Regeln erklären. Zunächst
einmal - du darfst deine Knarren behalten, aber
falls du Anstalten machst, sie zu benutzen…
Nun, tu‘s besser nicht.“
Dann fuhr Blackman fort, ihm die besonderen
Regeln zu erklären, die seine kleine Schatten-
Werkstatt betrafen. Dabei führte er ihn in einen
großen Raum - offensichtlich einer Art Verkaufs-
raum. Jeder freie Platz auf den vielen Tischen
und in den Regalen wurde von Feuerwaffen aller
Art belegt. Aus einer schmalen Tür am hinteren Waffenladen in den Schatten angekommen. Man
Ende des Raumes trat gerade ein schlanker Elf. kann dort fast alles bekommen, was auch im
„Drek, und Errington und Sam behaupten, ich Arsenal 2060 steht. Aber auch einiges mehr. Und
42
seh aus wie ‚n Freak!“ schoss es Seeth durch
den Kopf. Der Elf trug auf seiner Glatze eine
Art Krone aus mindestens einem Dutzend klei-
ner schwarzer Hörner und blickte den Besucher
mit völlig weißen Augen an, in denen nur win-
zige geschlitzte Pupillen zu sehen waren. Um die
Augen herum waren schwarze zackige Tribal-
muster zu sehen, ob tätowiert oder geschminkt
konnte man nicht sagen. Dazu trug er eng
anliegende Kevlar-Kleidung. Eine kleine, bullige
Pistole, deren Typ Seeth nicht kannte, steckte in
einem Halfter am Gürtel. „Ach ja“ meinte Black-
man gerade, „Das ist Crown. Einer der Haupt-
gründe, deine Waffen stecken zu lassen. Egal
wie schnell du irgendeine deiner vielen Waffen
ziehen kannst - der ist schneller. Das verdammt
noch mal schnellste verchromte Spitzohr in der
ganzen stinkenden Stadt!“ Blackman lachte und
Crown verzog die schwarz bemalten Lippen zu
einem Grinsen, das seine Zähne entblößte - jeder
einzelne war angespitzt und die oberen Eck-
zähne zusätzlich verlängert. Crown hatte sogar
ein Nicken für Seeth übrig, bevor er sich in
eine Ecke verzog und anfing, Munition in Lade-
streifen zu füllen. APDS und sogar Antifahr-
zeug-Muni, wie Seeth feststellte. Er selbst war
durch seine Ki-Kräfte schon ein recht schneller
und präziser Schütze. Er hatte noch niemanden
kennen gelernt, der mit einer Handfeuerwaffe
schneller zog und genauer schoss als er. Des-
wegen bezweifelte er auch, dass dieser Crown
ihm gewachsen war. Doch trotzdem hielt er die
Hände gut sichtbar und von sämtlichen Man-
teltaschen entfernt. Er hatte hier schließlich
Geschäfte zu machen und wollte, falls dieser
von Errington in den Himmel gepriesene Black-
man gute Arbeit leistete, auch wieder herkom-
men. Der Waffenbastler und -schieber wandte
sich wieder seinem Gast und Kunden zu: „Also,
Seeth, wie kann ich dir helfen?“ Mit einem bösen
und gierigen Lächeln auf dem Gesicht wandte
Seeth sich einem Regal zu, überfüllt mit Zubehör
für seine geliebten MPs…
Tja, nun seid ihr endlich bei Blackman‘s kleinem
genau darum geht‘s hier: Die offizielle Waffenliste von Hit- / SWAT-Teams konstruiert. Ausgelegt
etwas zu erweitern. Ganz wichtig ist, dass sämtli- ist es dabei in erster Linie auf Handling und
che Waffen nach den Regeln des Arsenals erstellt Effizienz. Auffällig ist hierbei, dass es sich nicht
wurden. Und sie werden hier ganz ähnlich aufgeli- um ein Sturmgewehr oder einen Karabiner han-
stet: eine kleine Beschreibung dazu und am Schluss delt, sondern um ein „einfaches“ Gewehr, wel-
eine Tabelle mit den Spielwerten. ches ausschließlich im halbautomatischen Modus
Mailt mir, was ihr davon haltet oder auch eigene feuern kann. Dadurch ergibt sich jedoch eine
Waffen-Kreationen, damit ich meine Sammlung wesentlich höhere Reichweite. Außerdem wurde
erweitern kann! bei dem Design Wert darauf gelegt, die Waffe
trotz all der integrierten Extras nicht klobig
werden zu lassen, sondern relativ kompakt und
Waffenkatalog leicht zu lassen. Wirklich effektiv dürfte diese
Waffe nur in den Händen eines fähigen und
Bruleman PP7-S2 geschickten Schützen sein.
(Leichte Pistole) Um in einem Gefecht innerhalb eines
Hierbei handelt Gebäudes nicht von einem langen Gewehrlauf
es sich um eine ele- behindert zu werden, wurde
gant und modern dieser einfach ver-
aussehende Pistole aus kürzt (Tabelle Waffen-
dem Sicherheitsbereich. Mit reichweiten). Um das
Hilfe eines internen Smartgun-II- Handling vor allem in
Sytems und der im Vergleich zu ande- Hinsicht auf den Rückstoß noch weiter zu stei-
ren Pistolen dieser Klasse höheren gern, wurde das HT Rifle mit einem Vordergriff
Durchschlagskraft hofft Bruleman, die Kunden und einem besonders schweren Lauf versehen.
zu locken. Da das robuste und zuverlässige Gewehr nicht
über einen automatischen Modus verfügt, wurde
Peacemaker HT Pistol 80c der Zielgenauigkeit eine besonders hohe Prio-
(Schwere Pistole) rität zugewiesen - um die nötige Effizienz (und
Bei damit auch die Brauchbarkeit) für ein HitTeam
dieser zu erhalten. Dafür trägt ein internes Smart-
Waffe gun-II-System Sorge, das noch zusätzlich mit
handelt es sich um einem aufmontierten Entfernungsmesser kom-
eine schwere Pistole, die biniert wurde. Zusätzliche Features sind ein im
nach den Prinzipien des erfolgrei- Lauf integrierter Schalldämpfer und ein (abnehm-
chen (wenn auch „nur“ ein Geheim- barer) Tragegurt.
tipp unter Kommandos) Peacemaker Das Peacemaker HT Rifle 100c kann keine
HT Rifle 100c gebaut wurde. Sie kann weiteren Extras aufnehmen. Wozu auch...
zum Beispiel als effektive Zweitwaffe dienen.
Da sie der HT-Reihe von Peacemaker ent- Geänderte Waffenreichweiten
stammt, verfügt auch sie über ein internes Smart- Kurz Mittel Weit Extrem weit
gun-II-System, das mit einem aufmontierten 0 - 90 91 - 225 226 - 450 451 - 675
Entfernungsmesser kombiniert wurde. Ebenso
finden sich hier die Kompakt-Bauweise und der Whiteshield FA10
integrierte Schalldämpfer. Außerdem bietet das (Scharfschützengewehr)
ausgeklügelte Design einen Punkt Rückstoßkom-
pensation.
Genau wie ihr großer Bruder, die HT Rifle
100c, kann auch die Peacemaker HT Pistol 80c
keine weiteren Extras aufnehmen.
Mit dem FA10 verfolgt Whiteshield nur 2
Peacemaker HT Rifle 100c Ziele: Möglichst große Durchschlagskraft auf
(Sportgewehr) einer möglichst großen Distanz. Dies wurde
unter anderem dadurch
erreicht, dass der Lauf
wesentlich verlängert wurde. Die Waffe
Das Peacemaker HT ist klobig und sperrig, es sind beim Kauf noch
Rifle 100c wurde speziell für den Einsatz keinerlei Extras vorhanden, nicht einmal das ein-
43
fachste Zielfernrohr... Whiteshield‘s Sparsamkeit
bei Design und Produktion ging sogar so weit,
die Sicherung einfach wegzulassen.
Das Gewehr kann allerdings mit all den Dingen
ausgestattet werden, die man ansonsten eigent-
lich von vornherein bei jedem Gewehr erwartet.
Trotz der offensichtlichen Mängel ist das FA10
bei einigen Scharfschützen beliebt, da man es
nach ganz eigenen Wünschen ausstatten kann.
Geänderte Waffenreichweiten
Kurz Mittel Weit Extrem weit
0 - 165 166 - 330 331 - 770 771 - 1.100
Norting WIS-6
(Scharfschützengewehr)
Diese Präzisions-
waffe für Hinterhalte ist vor allem auf Tarnung
ausgelegt. Das Gewehr besteht allein aus Kera-
mikkomponenten und ist völlig zerlegbar. (Das
zusammensetzen oder auseinander nehmen
dauert nur 3 komplexe Handlungen.)
Die Einzelteile passen in einen „normalen“
Aktenkoffer, welcher im Lieferumfang enthalten
ist. Darin befindet sich das Gewehr in einem
Geheimfach. Öffnet man den Koffer, so sieht man
nur den Inhalt eines herkömmlichen Aktenkof-
fers: Dokumente, Schreibutensilien, Chips, etc.
Bei einer gezielten Suche (MW 6) erkennt man
den Mechanismus für das Geheimfach (Erkennt
aber nicht unbedingt sofort, um was es sich han-
delt). Jetzt fehlt nur noch der als Füllfederhalter -
der schreibt sogar! - getarnte Schlüssel, welcher
das Micro-MagSchloss (Stufe 5) öffnet...
Weiteres mitgeliefertes Zubehör sind ein im
Lauf integrierter Schalldämpfer und ein norma-
lerweise fest aufmontiertes Sichtgerät, welches
dem Schützen sowohl Infrarot-Sicht als auch
Vergrößerung-3 bietet. Auf ein Smartgun-System
wurde verzichtet, da die Induktionsflächen an
der Hand des Benutzers unter Umständen
entdeckt werden könn-
ten (wenn
schon nicht die
Waffe), was den Sinn dieses spe-
ziellen Scharfschützengewehres zunichte machen
würde.
Alle diese Faktoren zusammen machen die
WIS-6 zu einer Waffe, die nützlich ist für Dis-
kretion erfordernde Aufgaben, welche allerdings
nur schwer zu beschaffen ist. Norting ist ein
relativ kleiner Konzern, welcher diese Waffe nur
in geringen Stückzahlen produziert. Des weite-
ren war das Gewehr ursprünglich nur für Agen-
ten oder ähnliches gedacht.
 Das Norting WIS-6 kann nur unter dem Lauf lung, per SmartLink
montiertes Zubehör aufnehmen, wie z.B. einen nur eine freie Hand-
Ultraschall-Sensor. lung).
Weitere Extras sind ein serienmäßiges Gas- Thorn
Peacemaker HT ventil-2 und das ausgeklügelte Design, woraus HIG Mk I
Sniper-Rifle 120c sich eine Rückstoßkompensation von 3 ergibt. (Leichtes Maschinengewehr)
(Scharfschützengewehr) Außerdem verfügt die Waffe über einen Tra- Aus dem Hause Thorn kommt hier ein leichtes
gegurt. Gegen einen Maschinengewehr, welches vor allem für schwie-
Aufpreis von 1.200¥ rige Kommando-Einsätze, die starke Unter-
ist die S-Version mit stützung brauchen, interessant ist. Die Heavy
Das Peacemaker Smartgun-II-System erhältlich. Impulse Gun Mark I wurde möglichst kompakt
HT Sniper-Rifle 120c vervollständigt die HT- gehalten und ist besonders für den Einsatz mit
Serie von Peacemaker. WI-Tec Aussault Shotgun einem Gyro-Stabilisator geeignet. Es verschießt
Das interne Waffenzubehör passt sich den MMA „Ugly“ zwar „nur“ Salven, macht dies aber durch die
Anforderungen der HT-Reihe an: internes Smart- (Schrotflinte) höhere Grund-Durchschlagskraft wieder wett.
gun-II-System mit kombiniertem Entfernungs- Bei dieser vom Hersteller als Sturmschrot-
messer und integriertem Schalldämpfer. Dazu flinte angepriesenen Waffe handelt es sich wohl Thorn HIG Mk II
bieten der schwere Lauf und die durchdachte (Leichtes Maschinengewehr)
Verteilung der Komponenten insgesamt 2 Punkte Beim großen Bruder des HIG Mk I wurde
Rückstoßkompensation. Jedoch wurde der Lauf noch mehr wert auf Feuerkraft gelegt, jedoch
nicht, wie beim Rifle 100c, verkürzt, um die um... eine Fehlgeburt. Sie ist wurde auch bei der Mark II auf einen vollauto-
überlegene Reichweite zu erhalten. hässlich und verscheucht ihre Gegner matischen Modus verzichtet. Dafür zählt diese
Das Peacemaker HT Sniper-Rifle 120c kann wahrscheinlich schon durch ihr bloßes Äuße- Waffe zu den „Super Machine Guns“, schießt
nur noch unter dem Lauf montierte Extras auf- res. Aus irgendeinem unerfindlichen also durch besonders intelligente Munitions-
nehmen. Grund wollten die Desi-
gner scheinbar ein Sturm-
Whiteshield TQ61 gewehr bauen, das sich als Schrotflinte
(Sturmgewehr) tarnt. Oder umgekehrt? führung dop-
Die MMA „Ugly“ schießt nur im Salvenmo- pelt so viele Kugeln pro
dus, und das bei einem Salve ab. Um die HIG Mk II trotz des dadurch
gerade Mal für 15 Schuss entstehenden gewaltigen Rückstoßes unter Kon-
reichenden Streifen. Um trolle zu behalten, wurde das Design verbes-
Whiteshield konzipierte mit dem Rückstoß gerecht sert, so dass es jetzt 2 Punkte Kompensation
dem TQ61 eine starke Kon- zu werden, versah man sie mit einem Gas- bietet. Dafür musste aber die verbesserte Grund-
kurrenz für seine „großen ventil-IV, wodurch ihr kurzer Lauf noch klo- Durchschlagskraft zurückstecken.
Brüder“ von Heckler & Koch. biger wirkt. Hinzu kommt noch ein Vordergriff. Es kann keine laufmontierten Erweiterungen
Dieses Sturmgewehr bietet neben einer verbes- Das schönste und praktischste an dieser Waffe aufnehmen.
serten Durchschlagskraft vor allem eines: Statt ist wohl ihr Tragegurt, denn damit kann man sie
eines einzelnen für große Ladestreifen wurden als warnendes Beispiel zu Hause an die Wand
zwei Munitionseinschübe integriert. Dadurch hängen. [tobi schumacher]
gewinnt der Schütze an Flexibilität, kann die Durch den drastisch verkürzten Lauf gelten [tobi.schumacher@gmx.de]
Munition entsprechend der Situation besonders die Reichweiten für Schwere Pistolen. [zeichnungen von max hiller]
schnell auswählen (durch eine einfache Hand-

Waffe Tarnstufe Munition Modi Schaden Gewicht Verfügbarkeit Preis SI Legalität RS

Bruleman PP7-S2 6 12(s) HM 7L 1,4 4/24 Std 600¥ 1,2 8P-E -
Norting WIS-6 0/- 6(m) EM 14S 5 18/4 Wochen 15.000¥ 4 2-J 1
Peacemaker HT Pistol 80c 5 12(s) HM 9M 2,6 6/48 Std 950¥ 2 5P-E 1
Peacemaker HT Rifle 100c 2 15(s) HM 8S 4,6 6/48 Std 2.200¥ 2 4P-F 2
Peacemaker Sniper-Rifle 120c 0 10(s) HM 14S 5,8 14/7 Tage 6.250¥ 4 2-J 2
Thorn HIG Mk I - 48(s)/Gurt SM 8S 7,25 8/14 Tage 2.500¥ 3 2-K 2
Thorn HIG Mk II - 48(s)/Gurt SM 6S 10 20/28 Tage 4.500¥ 4,5 2-K 3
Whiteshield FA10 - 6(m) EM 16S 6,75 12/14 Tage 4.800¥ 4,5 2-J -
Whiteshield TQ61 2 30(s)/30(s) HM/SM/AM 9M 6,6 6/14 Tage 2.400¥ 2 2-G 3
WI-Tec AS MMA „Ugly“ 3 15(s) SM 7S 6,2 10/14 Tage 1.800¥ 2,5 2-F 4

44
 ORDNUNG IM DUNGEON
Beim Aufenthalt in Dungeons, insbesondere in
den AD&D-Welten, kommt es ja immer wieder
zu Übergriffen marodierender Orkhorden, zu
Begegnungen mit Grünschleimen oder zu ande-
ren unerfreulichen Begebenheiten.
Es konnte festgestellt werden, dass diese
Ereignisse in erster Linie durch schlechte Orga-
nisation in erwähnten Dungeons verursacht
werden. Aus diesem Grund wurde beschlossen,
mit Verkehrszeichen dem Dungeon - einem
eigentlich durchaus respektablem Aufenthaltsort
- zu mehr Organisation zu verhelfen.
Für Zwerge verboten!
Für Werwölfe verboten
Keine Zeit!
Da gehts lang!
„Also, ihr geht in die Taverne, und...“
Vorsicht! laufende Schatzsuche!
Schatzsuche verboten!
Vorsicht Fallen!
„Dein guter Freund Groin steht da
Vorsicht! Flammen-Magier!
Vorsicht! Steinwerfende Riesen!
[uwe willié]
45
STILBLÜTEN
Spielleiter:
Spieler 1 unterbricht:
„Ich… äh… muss mal ganz schnell
auf‘n Pott!“ - der Spieler
verschwindet aus dem Zimmer.
Spielleiter grübelnd: „War das
nun out of Play? Nö! Ihr seht
also, wie euer Thorwaler-Freund
plötzlich durch eine Tür hinten
verschwindet…“ *boshaft grinsend*
„Neugier-Probe!“
Keiner wird neugierig, nur der
Zwerg… eine 1 gewürfelt!
Spielleiter: „Du verspürst den
unwiderstehlichen Drang, ihm
schnell zufolgen!“
Spieler 2: *rollt mit den Augen*
„Menno!“ *grummelnd* „Na guuut,
ich wetze hinterher und
reiße die Tür auf!“
Spieler 1 kommt zurück an den
Tisch und fragt,
ob er was verpasst hätte.
Spielleiter: „Du hast es dir grad
auf dem Donnerbalken gemütlich
gemacht, und prötterst richtig
schön los… als plötzlich die Tür
aufgerissen wird!“
Spieler 1 *noch ganz verdattert*
„Was? Wie? Häääh?“
Spielleiter *sehr böse grinsend*
und mustert dich sehr interessiert
von oben bis unten, wie du da mit
heruntergelassenen Hosen sitzt.“
Spieler 1 *kapiert langsam*
„Bei Swafnir! Was soll das?!“
Spieler 2 *verlegen*
„Ähm… na ja, mir sind plötzlich
diese Gerüchte eingefallen…
Wollte ich mal überprüfen…
Du weißt schon. Es heißt,
ihr Thorwaler hättet zwei…“
 KAJAN UND
KESTRA
- EINE KURZGESCHICHTE
TEIL 1: DAS WIEDERSEHEN
Ein seltsam anmutendes Bild hätte sich einem
Beobachter geboten, der zur späten Stunde in den
Gassen des kleinen Örtchens an der nördlichen
Grenze des Festenlandes auf der Lauer gelegen
hätte, doch war dies bei der Kälte des beginnenden
Wolfmondes wohl ebenso unwahrscheinlich wie die
Tatsache, dass eine Priesterin ihrer unheiligen Maje-
stät so weit im Norden die Strassen unsicher machte.
Dennoch schritt durch die vereisten Strassen von
Jalport eine in schwarze Roben gekleidete Frau. Ihre
Haare fielen wie ein Schleier aus brauner Seide über
ihren schlanken Hals und die dort beginnenden Robe
aus tiefschwarzer Seide. Ihren Kopf schmückte ein
silberner Haarreif dessen Oberfläche zwar rauh und
matt war, der jedoch im vollen Licht der Jadrascheibe
glänzte und glitzerte wie ein Edelstein. Ihre zierli-
chen Finger waren besteckt mit silbernen Ringen.
Auf jedem von ihnen thronte in einer Fassung in
Form einer Krone ein geheimnisvoll leuchtender
Stein. Zumeist rot, jedoch auch grün oder blau.
Am schönsten allerdings war das Schmuckstück, das
um ihr rechtes Handgelenk gelegt war. Ein silber-
nes Kettchen mit einer kleinen, runden und glatten
Scheibe auf deren makellosem Silber eine Inschrift
eingraviert war. „Für Kestra, in ewiger Liebe. Kajan.“
Langsam schritt die Schöne durch das verschneite
Örtchen. Sie schien seltsam wachsam und geheim-
nisvoll zu sein, denn öfter als einmal drehte sie ihren
Kopf nach hinten um die zurückgelassenen Gassen
zu beobachten. Dabei musterten ihre tiefgrünen
Augen jedes Haus und jeden Schatten der in ihrer
Sichtweite war, wobei sie jede noch so unauffällige
Bewegung zu erfassen schien. Obwohl sie die Stadt
nicht zu kennen schien, verfolgte sie zielstrebig ihren
Weg der sie an ein großes, noch beleuchtetes Haus
führte. Vor einer schweren mit Eisen beschlagenen
Holztür blieb sie stehen und lauschte dem eisigen
Wind der sein Lied in den höchsten Tönen pfiff.
Über ihr quietschte ein an zwei Eisenpflöcke ange-
brachtes Holzschild auf das in rote Lettern geschrie-
ben stand „Zur Wildsau.“ Ein fragender Blick und
ein ungekünsteltes Grinsen umspielte ihre schmalen
Lippen als sie die rostige Eisenklinke in die Hand
46
VON OLIVER SONNACK -
nahm um die Tür zu öffnen. Wohlig warme Luft kam
ihr entgegen als sie einen Fuß in den Schankraum
setzte. Der Duft von würzigen Kartoffeln und schar-
fer Knoblauchsoße stieg ihr in die Nase. Sofort
bemerkte sie den Hunger der sie seit zwei Tagen
unbarmherzig gequält hatte. Ein kurzer Blick in die
Runde und eine Abschätzung der im Raum befindli-
chen Personen verschaffte ihr einen Überblick der
Lage und die Schöne befand sie für gefahrlos. Keiner
der am Tresen und an den etwa zehn Tischen sitzen-
den Personen war die Ankunft der gefährlich aus-
sehenden Frau entgangen. Zwei hochgewachsene
Kalsritter sahen die in schwarz gekleidete Schönheit
abwertend an, das Kestra sie auf ihrer Haut brennen
spüren konnte. Drei Elben die in die grünen Gewän-
der der Universitätsangehörigen gekleidet waren
drehten sich schnell wieder zu ihren Getränken um,
als die Frau versuchte ihnen in die Augen zu schauen.
Sogar der Wirt, ein um die vierzig Lenze zählender
dickbäuchiger Mann, schien die Anwesenheit Kes-
tras zu beunruhigen. Fünf Utrahi, ein kleines Volk
von nördlich angesiedelten Steppenbarbaren, spiel-
ten an einem der sauberen Holztische ein Wür-
felspiel das die Frau nicht kannte. Ihre Handäxte
hingen abschreckend von den Hüftgürteln herunter,
fast so tief das sie den ebenfalls recht sauberen
Holzboden streiften. Unbeeindruckt von den über-
wiegend feindlich gesonnenen Blicken setzte Kestra
ihren Weg zur Theke fort um etwas zu essen zu
bestellen und sich nach einem Zimmer für die restli-
che Nacht zu erkundigen.
Als sie an die polierte Theke kam, gingen zwei
edel bekleidete Menschen einen Schritt beiseite um
sie mit gekünstelter Freundlichkeit und abschätzen-
den Blicken zu grüßen.
Widerstrebend fragte der Wirt mit freundlicher
aber dennoch bestimmter Stimme nach ihrem
Begehr, worauf Kestra ohne zu zögern ihre Wünsche
äußerte. Der Wirt erklärte ihr, dass es schon spät
sei und dass sie sich bitte nach einer anderen Bleibe
umsehen möge, da er ein göttergefälliges Haus führe
und er keinen Platz für die dunklen Mächte hätte.
Nach einigen Blicken neben sich, wußte Kestra auch
wo der Mann mit dem schütteren Haar den Mut für
eine solche Äußerung hergenommen hatte. Neben
ihr standen, ohne dass sie die Bewegungen bemerkt
hätte, die beiden Ritter des Kal in den typischen sil-
bernen Rüstungen.
Kestra ließ mit einem breiten Grinsen die seidene
Robe herabgleiten und stand zur Verwunderung aller
in edlen tiefblauen Gewändern da, welche über
ihrer üppigen Brust von zwei Broschen mit dem Zei-
chen des Fürstentums Kolmark zusammengehalten
wurden.
Sofort beteuerte der Wirt seine Unwissenheit und
bat um Vergebung für seine harten Worte.
„In dieser Zeit ist gegen eure Vorsicht nichts
einzuwenden, Herr. Ich hoffe, dass ihr sie beibehal-
ten werdet.“, tat Kestra mit besänftigenden Worten
kund. Die beiden Ritter deuteten eine Verbeugung
an und widmeten sich, nachdem sie der Dame die
Roben aufgehoben hatten, wieder ihren Gesprächen
zu. Nachdem die ungefähr 30 Lenze zählende Frau
sich ihres Bettes gewiß war, setzte sie sich an einen
freien Tisch in der hinteren Ecke der Schenke um
nicht auf dem Präsentierteller zu sitzen. Ohne einen
weiteren Anflug von Angst, oder Vorsicht, wie es
der Wirt genannt hatte, brachte dieser der hübschen
Fürstin einen Teller mit dampfenden Kartoffeln und
einen kristallenen Becher von seinem, wie er Kestra
glaubhaft versicherte, besten Wein. Völlig ausgehun-
gert von dem langen und beschwerlichen Weg aus
dem Norden, aß und trank sie, jedoch nicht
ohne die im Wirtshaus „Zur Wildsau“ befindlichen
Gäste genauer zu beobachten. Keiner der Anwe-
senden würdigte sie eines Blickes, was ihr auf den
ersten Blick, ihres Standes
wegen, seltsam vorkam.
Bei genauerer Überlegung
jedoch, erkannte sie, dass
die Anwesenheit einer
Adligen in einer nicht
gerade schäbig zu
nennenden
47
Schenke wie dieser durchaus nicht ungewöhnlich
war. Zumindest war dies im Festenland so. Dort
wo sie sich im letzten Jahr aufgehalten hatte, staun-
ten die Personen die sie sahen das ein oder andere
Mal nicht schlecht als sie aufgrund mangelnder Habe
ihren Ruf ausspielen mußte um einige Vergünstigun-
gen zu ergattern.
Doch hier in ihrer Heimat war dies nicht nötig.
Alles was sie hier jemals getan hatte erachteten die
Menschen und Zwerge des Landes als einer Fürstin
würdig. Kolmark war zudem ein nicht gerade klei-
nes Fürstentum, wenn auch das nordöstlichste der
zehn bestehenden. Alles in allem konnte sie sich
über ihren Ruf nicht beschweren. Gerade in dem
Moment in dem sie die letzte Kartoffel aufbrach
um an die Kräuterfüllung im Inneren heranzukom-
men öffnete sich mit leisem Krächzen die Tür
der Schenke. In dem hölzernen Rahmen stand ein
hochgewachsener Mann mit langen dunkelblonden
Haaren. Sein Körper wurde von einer schwarzen
Lederrüstung geschützt und an der Seite seines
markanten Gesichtes ragte der Schaft eines mächti-
gen Zweihänders hervor. Ohne auch nur ein Wort
zu verschwenden erhob sich Kestra, zog ihr Kleid
zurecht und begann damit, auf den Hünen zuzu-
gehen. Ein freudiges Lächeln umspielte ihre zarten
Lippen und als sie diese öffnete, sprudelten die
Worte der Freude nur so aus ihr hervor. „Kajan,
mein Liebster, wie sehr habe ich dich vermißt.“ Ihr
geschmeidiger Gang verwandelte sich in ein schnel-
les Laufen, was erst zu enden schien als sie sich in
den Armen des ebenfalls lächelnden Mannes wie-
derfand. „Du sprichst mir aus der Seele, meine Lieb-
ste Kestra. Wie lange ist es her seitdem wir uns
verabschiedet haben. Es ist soviel geschehen, mein
Schatz.“ Die beiden standen in der Tür, und an
ihnen vorbei wehte die warme Frühlingsluft in die
Schenke. Kestras Haare wehten im Wind und keiner
konnte sie in diesem Moment dazu bringen sich
von ihrem Liebsten zu lösen. Bis auf ihn
selbst, natürlich. Und so kam es
dann nach zehn Minuten.
Beide setzten sich an
den von Kestra reser-
vierten Tisch, nur um
sich dort wieder minu-
tenlang in die Augen zu
starren.
[oliver sonnack]
[ogertv@aol.com]

- ÜBER
Zunächst muss eine Sache klipp und klar
gesagt werden; Orks sind keine Menschen. Sie
haben eine Kultur und Gesellschaftsstruktur die
der, der Menschen nicht im Entferntesten ähnelt.
Wenn man über sie liest, entdeckt man eine
ganze Menge Dinge die sinnlos oder irgendwie
falsch erscheinen. Aber so ist es nun mal. Ihre
Kultur wirkt auf uns sehr befremdlich, aber so
sind sie nun einmal und sie kennen es auch nicht
anders.
Viele ihrer Gebräuche rufen
Unglauben und Fragen
wie ‚Warum machen die
das?‘ oder ‚Warum ändern
die das nicht einfach?‘
hervor. Die Beantwor-
tung solcher Fragen ist
meist recht einfach. Sie
wurden mit diesen Gebräu-
chen groß, und kennen ein-
fach keine andern die sie vielleicht
nacheifern könnten. Daher
nehmen sie einfach was sie
kennen und genießen es.
Wenn es ihnen nicht gefällt ver-
suchen sie dennoch damit klar zu
kommen.
Wenn wir über Rassen für Spielercharaktere
nachdenken, gipfelt das meist in der Vorstellung
einer humanoiden Kultur mit spitzen Ohren oder
scharfen Zähnen. Auch bei Rassen die den Men-
schen nicht ähnlich sehen, weichen die Vorstel-
lungen in Bezug auf ihre Kultur kaum von dem
„menschlichen Modell“ ab. Immer wieder liest
man in Hintergrundgeschichten zu den Charak-
teren über deren liebevolle Mütter, gebieterische
Väter, die kleine liebe Schwester, den großen
Bruder und den Hund Bello. (Okay, etwas über-
spitzt dargestellt; aber man bekommt eine Vor-
stellung von dem was gemeint ist.) Warum muss
jede Rasse eine schlechte Kopie der Menschen
sein der man dann noch ein kleines Facelifting
verpasst hat?
Ich habe versucht eine Rasse zu entwickeln
die diesem Muster nicht entspricht. Antrippa ist
der Kontinent der ‚Monster‘. Die meisten seiner
Rassen sind die klassischen Monster und Unge-
tüme die man aus Fantasyromanen und Rol-
lenspielen kennt. Wenn diese Rassen in ihrem
ORKS
DAS GRÜNE VOLK -
sozialen Verhalten dem der Menschen so ähn-
lich sind, wie es uns die Hintergrundgeschichten
der Charaktere immer wieder glauben machen
wollen, warum können sie dann nicht ganz
normal miteinander verhandeln? Sie haben die-
selben Ideale, Moral, Familienstrukturen, soziale
Ränge etc. Warum kann man sich dann nicht mit
ihnen an einen Tisch setzen und mit ihnen ver-
handeln?
Ganz ein-
fach. Sie
sind nicht gleich. Wir, als
menschliche Spieler, gestalten ihre
Hintergründe und Persönlichkeiten vor dem Hin-
tergrund unserer eigenen Gesellschaft, die dafür
aber eigentlich nicht geeignet ist. Diese Rassen
werden aus einem bestimmten Grund Monster
genannt; sie sind monströs! Sie handeln nicht wie
Menschen, sie sehen nicht wie Menschen aus,
sie werden nicht erzogen wie Menschen und sie
haben nicht dieselbe Ethik und Moral wie Men-
schen. So einfach ist das.
Ich habe versucht die Kultur der Orks so zu
gestallten, dass man erkennen kann, dass sie eine
eigenständige Rasse sind, nicht nur Menschen
mit Schweinenasen. Einiges im folgenden Text
mag ekelhaft oder schockierend wirken, aber
darum geht es ja wenn man etwas unmenschli-
ches darstellen will.
Viel Vergnügen!
48
DAS LEBEN UND STERBEN IN
EINER ORKARMEE
Im Alter von etwa zehn Jahren werden die
meisten Orks zu Kriegern. Die schwächeren
Orkmänner bleiben bei den Schweineställen
oder gehen in die Minen, während die schwäche-
ren Orkfrauen von irgendjemanden geschnappt
und in seine Höhle gebracht werden. Diese Ork-
frauen verbringen die meiste Zeit ihres Lebens
als ‚Kühe‘ in den Milchhöhlen oder kümmern
sich um die Schweine; sie können zudem auch in
den Minen landen.
Krieger sterben. Wie alle orkischen Dinge ist
das ziemlich einfach. Ein zu großer Blutverlust,
oder zu viele einzelne Körperteile und der Tod
ist unvermeidbar. Die meisten Ortkrieger erle-
ben das Ende ihres zweiten Jahrzehnts nicht.
Beim Stand der Medizin in dieser Zeit und der
Tatsache, dass Orks mit Magie nicht viel am Hut
haben, fordert der Krieg von ihnen einen Tribut
wie bei sonst keiner anderen Rasse. Überfälle
von Abenteurern, Sklavenjäger auf der Suche
nach starken Arbeitern, verärgerte Drachen die
Dampf ablassen, Hungersnöte und viele andere
unangenehme Faktoren drücken das Durch-
schnittsalter auf etwa zwanzig.
Sie wissen es und sie kommen damit zurecht.
Sie haben wenige gute Freunde, wenn sie über-
haupt welche haben. Neue Kämpfer kommen
immer dazu, alte sterben immer. Wenn du
jemanden für mehr als sechs Monate gekannt
hast, dann hast du ihn sein Leben lang gekannt.
Jeder Kampf bringt dich deinem Ende näher,
und du siehst das Ende von mehr als der Hälfte
deiner Bekannten. Der Tod gehört zum Leben
und man nimmt ihn ziemlich locker... Du wirst
mit den andern Leichen in den Schweinepferch
gestopft. Futter ist ganz einfach zu wertvoll um
es einfach am Boden verrotten zu lassen. Tapfe-
ren, starken Kriegern wird die Ehre zuteil bei den
Schweinen zu landen. Während die schwachen
und kranken in den Milchhöhlen enden, damit
sich die Jungen die Zähne schärfen können.
Trauerriten? Gibt es nicht. Wenn einer der
starken Kerle, der eine eigene Höhle besessen
hat stirbt, brechen in denn nächsten Tagen klei-
nere Tumulte los, bis in Kämpfen geklärt wird,
wer in der Rangfolge als nächster kommt und
die Höhle beziehen darf. Die Orkfrauen werden
meist in der Höhle bleiben, weil sie sich an
das Leben in der Höhle gewöhnt haben und
es dem Leben in der Gemeinschaftshöhle vor-
ziehen. Wahrscheinlich haben sie sich auch mit-
einander angefreundet und bleiben aus diesem
Grund. Jetzt wird es schwierig...
Wenn ein Orkmann eine Höhle mit zwei oder
drei Orkfrauen hat, wird sich eine um die Höhle
kümmern, während die anderen in der Mine
oder bei den Schweinepferchen arbeiten. Die
die sich um die Höhle kümmert, wird zur Kuh
für alle drei Orkfrauen werden. Das bedeutet sie
wird sich dauern um irgendwelche Jungen küm-
mern müssen. So vermehrt sich der Stamm. Das
bedeutet, dass der Orkmann die Kontrolle über
eine zweite Höhle gewinnt und seine eigenen
Nachkommen hat: seine eigene Blutlinie. Nur
den Stärksten gelingt das, weil sie zusätzliches
Fleisch für die ganzen Mäuler besorgen müssen.
Zum Schluss hat er jedoch Orks, die mit ihm
durch ihre Geburt verbunden sind.
Eventuell schreitet dies soweit fort, dass
ein Nebenzweig entsteht. Dieser Zweig nimmt
einen Namen an der sich von dem Titel des
Oberhaupts ableitet, und das Ganze beginnt
wieder von vorne. Wenn ein Oberhaupt stirbt
gibt es eine Reihe junger Orks, die darauf warten
seinen Platz einzunehmen. Doch meist ist keiner
alleine stark genug eine eigene Höhle zu nehmen.
Daher müssen sie zusammen halten um neue
Höhlen zu übernehmen. Das unterstützt das
Wachstum des Stammes.
Zurück zum Tod. Der Tod ist für Orks etwas
sehr normales. Es werden keine Tränen vergos-
sen, es gibt keine Trauerriten und keinen Lei-
chenschmaus. Jeder ist nur froh, dass es nicht
ihn erwischt hat. Der Stamm ist alles, das Indivi-
duum ist nichts. Niemand kümmert sich darum,
wenn einige Individuen sterben. Orks sind von
Natur aus böse, und aggressiv und chaotisch
durch ihre Erziehung. Man kann das nicht oft
genug sagen.
Die soziale Stellung eines Orks hängt von der
Größe seiner Höhle, seinem Alter (ältere schei-
nen stärker zu sein, weil sie noch nicht getötet
wurden), der Anzahl seiner Orkfrauen und der
Tatsache ob er seine eigenen Kühe hat ab. Daher
versuchen Orks immer den Starken ihre Höhlen
abzuringen. Orkfrauen können das auch versu-
chen, stellen damit aber eine Minderheit dar. Es
kann ihnen gelingen die Kontrolle über einen
Nebenzweig zu erlangen und alles läuft wie
gehabt weiter. Manchmal arbeiten auch zwei
zusammen um einen Stärkeren aus dem Weg zu
räumen. Ist dieser tot, wir ausgekämpft wer die
freigewordene Höhle gewinnt. Wie man sieht
gibt es keine ausgefeilten politischen Spielereien
unter den Orks.
KLEINE ORKKUNDE
Vor einiger Zeit benötigte ein verrückter
Magier Futter. Er überlegte was er dafür alles
benötigte und entwickelte eine neue Formel.
Die Formel und die Zutaten sind mit dem Lauf
der Zeit verloren gegangen, aber das Resultat
gibt es immer noch: Orks.
Manche sagen, sie sind aus Schweinen ent-
standen. Manche sagen aus Menschen. Manche
sagen aus Elfen, oder aus einer Kombination
aus allen drein. Oder vielleicht aus einer vierten
oder fünften Kreatur. Was soll‘s? Wen interes-
siert das wirklich? Sie sind groß und stark und
haben platte Nasen.
Was muss man mehr sagen?
Sie haben immer noch eine Mentalität, die
einer Mischung aus Soldat und Sklave entspricht.
Als Futter gezüchtet, wurden sie nicht mit einer
rebellischen Mentalität ausgestattet. „Der große
Kerl hat gesagt wir sollen angreifen? Klar, er ist
stärker als wir, tun wir was er sagt.“ Es ist wirk-
lich schwer für sie aus dieser Rolle auszubre-
chen. Es ist genetisch (also magisch) bedingt.
Diese Tatsache führt auch zu einer Gesellschaft
die nach dem Prinzip ‚Survival of the fittest‘
funktioniert. Der stärkste Ork ist der Anführer
der Gruppe. Orkische Anführer werden nicht
gewählt, sie erkämpfen sich ihre Position. Der
Kerl der den Stamm anführt macht das, weil
er den letzten Anführer besiegt hat, und noch
keiner ihn besiegt hat. Selten wird eine Orkfrau
zur Anführerin. Wenn sie es wird, dann auch nur
wie ihr Vorgänger. Sie hat ihn umgebracht. Sie
bleibt so lange in dieser Position, bis auch sie
besiegt wird.
Generell gilt, dass Orkfrauen den Orkmän-
nern gleichgestellt sind. Die Orkmänner sind
gewöhnlich etwas stärker als die Orkfrauen;
daher gibt es männliche Anführer. Wenn du stär-
ker als jemand bist schlägst du ihm auf den Kopf
und sagst ihm was er zu tun hat. Das Geschlecht
ist in einem Kampf von keiner Bedeutung, außer
dass es darüber entscheidet wie schmerzhaft ein
Schlag in den Unterleib empfunden wird.
Kranke und Verletzte lässt man dort liegen
wo sie hinfallen und verspottet sie bis sie sich
wieder erholen, oder sterben. Wenn man eine
Verletzung übersteht wird man mit etwas mehr
Respekt behandelt, weil man sich als zäh erwie-
49
sen hat. Wenn man stirbt, wir man schnell ver-
gessen. Orks sind seht stolz auf ihre Narben.
Je mehr man hat, desto mehr Kämpfe hat man
überstanden.
Für Heirat gibt es in der Sprache der Orks kein
Wort. Ein Orkmann behält eine Orkfrau solange,
wie er in der Lage ist andere die sie haben
wollen niederzuschlagen und er sie unterdrük-
ken kann. Orkmänner können sich so viele Ork-
frauen nehmen wie sie kriegen können. Anders
herum ist das natürlich auch möglich. Eine Ork-
frau die in der Lage ist einem Orkmann die
Zähne einzuschlagen wird vermutlich mehr als
einen Orkmann haben, was auch bedeutet, dass
sie eine eigene Höhle hat.
Höhlen sind Allgemeingut. Die meisten Höhlen
sind sehr groß, und die einzelnen Orks bean-
spruchen Nischen und Ecken für sich. Starke
Orks nehmen sich ihre eigene Höhle und schla-
gen sich mit jedem der versucht auch in dieser
Höhle Fuß zu fassen. Die Höhle gehört einem
Ork nur solange wie er in der Lage ist sie zu
verteidigen. Oft sterben ältere Orks entweder
bei dem Versuch ihre Höhle zu verteidigen, oder
ziehen sich in eine Gemeinschaftshöhle zurück
bis sie im Kampf sterben. Einigen Orks gelingt
es treue Anhänger zu finden, so dass sie in ihrer
Höhle bleiben können, auch wenn sie geschla-
gen wurden. Der jüngere Ork herrscht in der
Höhle, aber der ältere bleibt da und wird wegen
seiner Taten respektiert.
Es gibt drei Kasten von Orkfrauen. Kriege-
rinnen, die ihr Können in der Schlacht unter
Beweis gestellt haben sind den Orkmänner in
jeder Hinsicht gleichgestellt. Dann gibt es die
Orkfrauen, die aus den verschiedensten Grün-
den auf dem Schlachtfeld nichts taugen und sich
um den Nachwuchs kümmern. Und zuletzt gibt
es die Orkfrauen, die sich um die Schweine
und die Verteilung der Nahrung kümmern. Es
gibt keine Titel. Ein Krieger ist ein Krieger,
egal ob männlich oder weiblich. Die Orkfrauen
die sich um den Nachwuchs kümmern werden
mit einem Begriff bezeichnet, den man nur mit
„Kuh“ übersetzen kann.
Unter den männlichen Orks ist die Einteilung
ähnlich, nur dass man von einem neugeborenen
Orkmann eigentlich erwartet, dass er einmal
ein Krieger wird. Manche stellen sich dann
als schwach, aber dennoch lebensfähig heraus.
Diesen enden bei der Schweinezucht, oder
in den Minen. Um es noch mal zu verdeut-
lichen, es gibt keine Titel, nur Krieger und
Orks. Nichts davon ist eine Respektsbezeugung,
sonder beschreibt nur die Position eines Orks
im sozialen Gefüge. Normalerweise besitzen
unter den Kriegern mehr eine eigene Höhle und
schubsen die anderen mehr herum aber das
muss nicht immer so sein.
KINDHEIT
Die Fortpflanzung an sich ist relativ unspekta-
kulär. Die meisten Orks leben in Gemeinschafts-
höhlen in ihren kleinen eigenen Ecken, von daher
ist Privatsphäre etwas das sie nicht kennen. Es
gibt eine Reihe von Höhlen die einem bestimm-
ten Zweck dienen. Die Milchhöhle ist der Ort
an dem schwangere Orkfrauen pro Wurf ca. 4-6
kleine Orks gebären. Für eine Kriegerin endet
mit der Geburt ihre Aufgabe als Mutter. Die
Orkfrauen die in den Milchhöhlen arbeiten stillen
so viele von den kleinen Orks wie sie können,
es reicht aber nie für alle. Orks werden mit offe-
nen Augen und Zähnen geboren. Sie brauchen
Milch nur in den ersten Wochen, dann essen sie
Fleisch wie die Erwachsenen. Die Kleinen, die
durch Krankheiten oder vor Schwäche sterben
(etwa ein drittel bis die Hälfte), werden von den
Stärkeren konsumiert. Diese werden dann in die
Aufzuchtsstätte gebracht.
Auch dort gilt wieder das Gesetz des Stär-
keren. Die Nahrung, die man bei der Versor-
gung der Krieger entbehren kann, wird in die
Aufzuchtsstätte geworfen. Nur den Stärksten
gelingt es genug Nahrung zum Überleben abzu-
bekommen. Wer stirbt gilt als Nahrung für den
Rest, so tragen auch diese Schwächlinge ihren
Teil zum Erhalt de Stammes bei.
Ja, das ist widerlich. Aber so ist das Leben der
Orks nun mal, nur wer von Anfang an stark ist
bringt es auch zu etwas. Orks werden geboren,
sie kämpfen und sie sterben.
Gerade einmal ein Viertel der geborenen Orks
erleben ihr zweites Lebensjahr. Dann sollten sie
alt genug sein und aus eigener Kraft aus der
Aufzuchtstätte herauskrabbeln können. In der
nächsten Höhle werden sie dann all das gelehrt,
was sie zum Überleben in der Gemeinschaft der
Orks brauchen. Sie lernen in den Minen zu arbei-
ten, sie lernen sich um die Schweine zu küm-
mern, sie lernen zu kämpfen. Zudem erfahren
sie noch so einiges über Waffen und Rüstung.
Das ist auch der Ort an dem sie ihren Namen
bekommen. Normalerweise ist das der Name
des letzten Verstorbenen. Sie bekommen vorher
keine Namen weil sowieso dreiviertel von ihnen
vorher sterben.
Sie werden ohne einen Sinn für Individualität
geboren und aufgezogen. Alles läuft auf den
Erhalt des Stammes und dem Dienen unter
den Stärkeren hinaus. Wenn das den Schwachen
nicht gefällt, sollten sie besser stark werden und
etwas daran ändern. Die Starken bekommen
ihre Portion Fleisch und die Schwachen dürfen
sich um die Reste prügeln. Die Starken bekom-
men ihre Orkfrauen, der Rest nimmt was er
kriegen kann (normalerweise in Form von Ver-
gewaltigung während der gelegentlichen Über-
fälle). Ein wichtiger Punkt warum diese Rasse
bisher überlebt hat und es auch
in Zukunft tun wird ist die Tatsa-
che, dass sie als Einheit leben. Mit
dem Erwachsenwerden rea-
lisieren sie, dass jeder ein-
zelne nur zum Wohle des
Ganzen existiert. Daher
entwickeln sie eine seltsame
Verbundenheit zu einander.
Zum einen - wie in ande-
ren Rassen auch üblich
- durch Freundschaf-
ten, zum anderen durch
die Tatsache, dass sie
von zivilisierteren Rassen
verfolgt werden und das
Überleben ihrer Rasse von ihrem
Zusammenhalt abhängt.
DIE ORKISCHE SPRACHE
Die orkische Sprache reflektiert den
Charakter der Kultur. Es ist eine einfache,
aber auch sehr vielseitige Sprache. Intelligente
Rassen werden von dieser Sprache leicht ver-
wirrt, wohingegen einfachere Rassen kaum Pro-
bleme damit zu haben scheinen. Zu allererst
sollte man sagen, dass es keine separaten Prono-
men in der ersten Person gibt. „Mir“ und „Ich“
sind das selbe Wort: „Mir“.
Dann zu den besitzanzeigenden Fürworten;
es gibt sie nicht. Zeigt man z.B. auf eine Axt und
sagt „*Das* mir.“ bedeutet das logischerweise
nicht „Ich bin eine Axt“ sondern „Die Axt gehört
mir“. Warum sollte man für so logische Dinge
weitere Worte verwenden, wenn sie sich auch
einfach und kurz sagen lassen.
Dann kommt „sein“. „Bin“, „ist“, „sind“, etc.
werden alle zu einem Wort zusammen gefasst:
„bin“. „Mir bin töten dir“ bringt die selbe Sache
zum Ausdruck wie „Ich werde dich töten.“
Warum sollte man zusätzliche Worte und andere
Worte verwenden, wenn sie doch dasselbe
bedeuten? Die Hälfte der Sprache beruht auf
Gestik, fast so wie die Zeichensprache. Etwa
50
70% von dem was gesagt wird, wird durch phy-
sische Bewegungen zum Ausdruck gebracht.
Zum Beispiel die Zeiten von Verben. Die
Zukunft wird einfach durch die Bewegung eine
Arms nach vorne verdeutlicht. Die Vergangen-
heit wird durch eine einfache Bewegung über
die Schulter angedeutet. Beispiel: „Sein bin tot“
bedeutet ohne Gestik, dass der arme Idiot da am
Boden gerade im Begriff ist zu sterben. Mit
einer einfache Bewegung über die Schulet
verbunden bedeutet „Sein bin tot“ „Er
ist gestorben“. Mit einer Bewe-
gung des Arms nach vorne
verbunden bedeu-
tet „Sein bin tot“
„Er
wird
sterben“.
Alle wissen
was gemeint ist, warum
sollte man mehr Worte ver-
wenden als nötig?
Die Sprache der Orks kennt keine Artikel wie
„das“ oder „ein“. Das sind nur unnötige Ver-
schwendungen von Atemluft und Gedanken. Mit
diesen Worten wird nur unterschieden ob etwas
vor einem liegt oder ob etwas nicht vor einem
liegt. Für so etwas Offensichtliches braucht es
keine Worte. Wenn eine solche Unterscheidung
doch einmal wichtig wird reicht eine einfache
Geste auch aus um das Problem zu klären. Eine
einfache Geste des Deutens ohne spezielles Ziel
ersetzt das Wort „das“, während ein zielgerich-
tetes Deuten „dies“ bedeutet.
„Mir bin töten dir“. „Mir hasse dir“. „Mir bin
essen Dir“. „Dir bin sterben“. „Mir zerstören
Dir“.
Alle diese Sätze sehen aus als würde ihnen
etwas fehlen. Aber wenn ein Ork diese Dinge
sagt und man zusätzlich seine Gestik sieht, sind
das alles leicht verständliche Aussagen.
[peti heinig]
 DIE NARBEN DER ORKS
- MEHR ÜBER DAS
Wie wohl jeder weiß, spielen Narben eine
entscheidende Rolle im kulturellen Leben der
Orks. Jeder Clan hat seine eigenen Symbole, um
die Machtstellung, Taten, Verdienste, Herkunft
und Partnerwahl darzustellen. Teilweise werden
bereits vorhandene Narben auch erweitert und
verfeinert, um weitere Details der Herkunft der
Verletzung zu zeigen. Der Grund warum Orks
Narben so sehr achten ist schnell aufgedeckt:
sie sind nicht vergänglich. Im chaotischen und
schnell tödlichen Leben der Orks sind sie eine
der wenigen Konstanten.
Daher gilt es auch als eine der heftigsten Belei-
digungen, einem Ork die Fälschung einer
seiner Narben vorzuwerfen. Wer
nach einer solchen Behaup-
tung ohne einen Beweis für
diese dasteht, kann besten-
falls mit einem schnellen
Tod rechnen. Und weil
Narben im Leben der Orks eine
so große Rolle darstellen, wollen
wir Euch ein Werkzeug für Spie-
ler und Spielleiter in die Hand geben,
mit dem sich schnell Narben und dazu
passende Geschichten erstellen lassen.
Fünf Elemente sind dafür von Bedeutung:
Körperstelle: Die Stelle am Körper an der sich
die Narbe befindet.
Muster: Wie die Narbe aussieht
Herkunft: Was die Narbe verursacht hat.
Bedeutung/Zweck: Der Sinn der Narbe.
Veränderungen: Ob die Narbe und wenn ja
wie und warum sie verändert wurde.
Zunächst wird auf die Tabelle A gewürfelt um
heraus zu finden wo die Narbe ungefähr liegt.
Dann wird auf die Tabellen B bis E gewürfelt um
die genaue Stelle zu ermitteln. Auf der Tabelle F
wird dann gewürfelt um die Art des Musters zu
bestimmen. Dabei sollte bedacht werden, dass
Narben nicht immer die ursprüngliche Form der
Wunde wiederspiegeln.
Mit der Tabelle H geht es weiter. Dabei wird
festgestellt woher die Narbe kommt. Die Einzel-
heiten wie es genau zu der Verletzung aus der
die Narbe entstanden ist kam, legt der Spieler
fest. Damit wird die Narbe zu etwas sehr Indi-
GRÜNE VOLK -
viduellem und Persönlichem, was man auch in
eine Kampagne gut einbinden kann. Wurde die
Narbe zum Beispiel durch eine Katastrophe ver-
ursacht sollte man herausfinden was für kata-
strophale Ereignisse in der Region des Spielers
passiert sind. Man sollte darauf achten, dass ein
Charakter seine Narbe nicht durch heiße Lava
erhalten hat, wenn er noch nie in der Nähe eines
Vulkans, geschweige denn glühender Lava war.
Oder wenn eine Narbe durch ein Monster ver-
ursacht wurde, sollte das eine Art von Monster
gewesen sein, die in der Gegend des Stammes
beheimatet ist.
Wenn bestimmt wurde wie
die Narbe aussieht und wo sie
herkommt, sollte man ihre
generelle Bedeutung her-
ausfinden, und ihre spe-
zielle Bedeutung wenn
sie verändert wurde. Mit
dem Würfeln auf der
Tabelle I bestimmt man
ob und wie stark eine Narbe
verändert wurde. Wurde sie
verändert würfelt man auf
Tabelle E um herauszufinden wie sie ver-
ändert wurde. Mit der Veränderung ändert sich
auch die Bedeutung. Diese wird auf Tabelle F
bzw. G ermittelt.
Wenn eine generelle Bedeutung für die Narbe
ermittelt wurde, sollte sie vom Spieler noch
etwas verfeinert werden.
Wieder geht es dabei darum die Narbe in
den Kontext der Kampagne zu setzen. Beispiel:
Ein Charakter hat eine v-förmige Narbe die er
durch einen Unfall erhalten hat. Beim Würfeln
auf Tabelle F/G hat sich gezeigt, dass die Narbe
etwas mit „Familie“ zu tun hat. Dann entschei-
det der Spieler, dass der Unfall passierte, als der
Charakter etwas für die Familie getan hat. Sagen
wir er hat die kleine Schwester vor einem ein-
stürzenden Balken gerettet. Weil die Geschichte
aber zu niedlich und ihm damit peinlich ist hat
er sich dazu entschlossen die Narbe noch etwas
zu verändern. Um die Stärke der Veränderung
festzustellen wird auf Tabelle I gewürfelt und
ein Wurf von „keine Veränderung“ ignoriert.
Dann wird auf Tabelle E die Form der Verän-
derung ermittelt. Sagen wir er hat „gekreuzte
51
Linien“ gewürfelt. Der Spieler bestimmt, dass
die gekreuzten Linien als Symbol für die Vertei-
digung des Familiennamens stehen. Die Narbe
stellt damit eine ewige Erinnerung für den Cha-
rakter, dass er die Ehre der Familie schützen
und vermehren muss. Was für den Charakter
eine Verpflichtung darstellt, ist es ebenso für den
Spieler.
Diese Tabellen sollen Spielern helfen für ihre
Narben ein Grundgerüst zu schaffen, dass sie
dann beliebig verfeinern und ausbauen können,
damit es sich gut in ihre Hintergrundgeschichte
und in die Kampagne einfügen lässt.
HIER EINIGE BEISPIELE
FÜR NARBEN:
Körperstelle: Kopf (Nacken)
Muster: kreisförmig
Herkunft: Bissabdruck eines Paarungsrituals.
Bedeutung/Zweck: Anzeigen einer Verbin-
dung.
Veränderungen: Gerde Linie durch den Kreis
Bedeutung der Veränderung: Zeichen dafür
dass aus der Verbindung ein Sohn hervor
gegangen ist.
Körperstelle: Torso (Brust)
Muster: gerade gekreuzte Linien (insgesamt
zwölf)
Herkunft: Bärentatze
Bedeutung/Zweck: Zeichen für persönliche
Stärke und Macht.
Veränderungen: keine
Bedeutung der Veränderung: Das Fehlen
einer Veränderung zeigt die pure Macht und
Stärke des Trägers
Körperstelle: Extremitäten (Oberarm)
Muster: geschwungene Linien (insgesamt zwei)
Herkunft: Peitsche eines Sklavenbesitzers
Bedeutung/Zweck: Zeichen für die persönli-
che Geschichte und offenstehende Rache
Veränderungen: sieben gerade Linien durch
die zwei geschwungenen.
Bedeutung der Veränderung: Jede gerade
Linie ist das Zeichen für ein Jahr in Freiheit
[übersetzt von peti heinig]
TABELLEN
Tabelle A: Körperstelle (1W4) Tabelle E: Muster (1W10) Tabelle I: Veränderung (1W4)
1: Mehrere Körperstellen (Noch zweimal wür- 1: gerade Linien 1: keine Veränderung
feln. Jedes mal wenn eine 1 gewürfelt wird 2: gekreuzte Linien 2: kleine Veränderung
bedeutet dass, das eine weitere Narbe 3: V-förmig 3: mittlere Veränderung
vorhanden ist) 4: T-förmig 4:starke Veränderung
2: Kopf (auf Tabelle B würfeln) 5: Zickzack
3: Torso (auf Tabelle C würfeln) 6: geschwungen
4: Extremitäten (auf Tabelle D würfeln) 7: kreisförmig STILBLÜTEN
8: dreieckig
Tabelle B: Kopf (1W12) 11: Kombination (zweimal würfeln) Irgendwo weit unter der Erde in
1: Nacken 12: Kombination (dreimal würfeln) einem Dungeon...
2: Wange Spielleiter: „Ihr kommt an einer
3: Auge Tabelle F: Bedeutung (1W20) Felswand an. In der Felswand ist in
4: Nase 1: Familie rechteckiger Form eine etwa 1 1/2
5: Ohr 2: Persönliche Leistung Zentimeter breite Fuge zu sehen.“
6: Stirn 3: Symbol für das Überleben Spieler 1: „Das is ‚ne Tür, ist doch
7: ganzes Gesicht 4: Stellung im Stamm klar! Ich zieh an der Tür.“
8: Hinterkopf 5: Materieller Status Spielleiter: „Nix passiert.“
9: seitlich am Kopf 6: Erwachsen sein Spieler 2: „Ich drück dagegen.“
10: auf dem Kopf 7: Name Spielleiter: „Nix passiert.“
11: Kombination (zweimal würfeln) 8: Name des Stammes Spieler 1: „Ich greif unten an die
12: Kombination (dreimal würfeln) 9: Name der Region Tür und heb sie hoch.“
10) Stärke Spielleiter: „Nix passiert.“
Tabelle C: Torso (1W12) 11) Macht Spieler 1 und 2 grübeln...
1: Schulter 12) Männlichkeit/Weiblichkeit Spieler 2: „Ich weiß, wie wir
2: Schlüsselbein 13: Weisheit durchkommen! Ich kann mich in ein
3: Halsansatz 14: Nachwuchs Tier verwandeln und Du Dich in
4: Brust 15: Segen einer Gottheit eine Pflanze oder einen Teil davon.
5: Bauch 16: Blutlinie Verwandel du dich in ein Samen-
6: Rippen 17: vom Stamm bevorzugt korn, dann verwandel ich mich in
7: oberer Rücken 18: unbarmherzig eine Ameise, krabbel unter der Tür
8: unterer Rücken 19: heilig durch und nehm dich mit.“
9: Hüfte 20: negative Bedeutung (auf Tabelle G) Spielleiter (grinst): „Jaja, macht
10: Unterleib nur. Du krabbelst also unter die
11: Kombination (zweimal würfeln) Tabelle G: Negative Bedeutung (1W8-1) Tür und stellst fest, dass die Fuge
12: Kombination (dreimal würfeln) 1: verflucht irgendwann zu eng für dich wird. So
2: gemieden kommst du eindeutig nicht an der
Tabelle D: Extremitäten (1W10) 3: verdammt Tür vorbei.“
1: Oberarm 4: schwach Spieler 2: „Dann lauf ich einmal
2: Unterarm 5: versklavt rund um die Tür rum und schau, ob
3: Hand 6: Pechvogel ich irgendwo durchkomm.“
4: Finger 7: Verräter Spielleiter (das Grinsen erstarrt):
5: Oberschenkel „Urk... ähm, nein, die Fuge ist über-
6: Unterschenkel Tabelle H: Ursache (1W8) all gleich breit.“
7: Schienbein 1: einzelner Kampf Spieler 1 und 2 grübeln wieder...
8: Fuß 2: Tier/Monster S1: „Was gibt es denn für Türen?
11: Kombination (zweimal würfeln) 3: Unfall Saloontüren, Drehtüren, Schiebet...
12: Kombination (dreimal würfelten) 4: Ritual/Zeremonie Oh, Mist!“
5: Katastrophe Die Spieler haben etwa 20
Eine Kombination kann nur einmal eintreten. 6: Krieg Minuten gebraucht, nur um her-
Sollte sie wiederholt gewürfelt werden wird 7: Training auszufinden, dass sie vor einer
der Wurf ignoriert und wiederholt. 8: Duell Schiebetür standen.

52
 HERR DER ALPTRÄUME
- ÜBER DIE
Wer hat Angst vor´m schwarzen Mann?
Sieben Filme und eine Fernsehserie lang ver-
setzte Freddy Krueger uns in eine Wahnwelt aus
Ekelträumen und schwarzem Humor. Das Mon-
ster mit dem pizza-artig verbrannten Gesicht,
dem Hut, dem Streifenpullover und der Klingen-
hand ist heute eines der berühmtesten Wesen
des Horror-Genres. Und es gibt nicht wenig
Kenner der Szene die behaupten, Freddy würde
einem Monster von Frankenstein, einem Dracula
und dem unsterblichen Werwolf in nichts nach-
stehen. Wahrlich: Die Geschichte des Freddy
Krueger ist eine der bösartigsten und doppelbö-
digsten, die je im Medium Film erzählt wurde:
Alles begann in Wes Cravens „Nightmare
on Elm-Street“ („Nightmare, Mörderische
Träume“), der 1984 erschien und heute zu
den Klassikern des modernen Horrorfilms zählt.
Der Regisseur von so bekannten Werken wie
„Das letzte Haus links“ und „Hügel der blutigen
Augen“ war von der Grundidee ausgegangen,
dass man im Schlaf angegriffen werden kann,
gerade dann also, wenn man besonders ent-
spannt und wehrlos ist. Beim Drehbuch ist er
dann auch mit viel Psychologie zur Sache gegan-
gen:
Teenager Tina wird Nacht für Nacht von gräs-
slichen Alpträumen heimgesucht, in denen sie
von einem Mann verfolgt wird, der ein ver-
branntes Gesicht hat. Der Kerl trägt an der rech-
ten Hand einen Handschuh, an dessen Fingern
Rasiermesser befestigt sind. Damit will er sie zer-
fleischen. Der Angreifer hetzt sie durch eine sur-
reale Welt aus Schatten. Er wächst aus Wänden,
greift nach ihr, treibt sie hechelnd durch düstere
Industrie- und Kellergänge. Es scheint nur eine
Frage der Zeit zu sein, bis er sie bekommt.
Tina spricht mit ihren Klassenkameraden und
erfährt, dass alle von ähnlichen Träumen gequält
werden. Kurz darauf wird Tina blutüberströmt
und total zerschnitten in ihrem Bett aufgefun-
den. Der Tatverdacht fällt auf ihren Freund Glen,
der zuletzt mit ihr zusammen war, aber dieser
stirbt in der Gefängniszelle.
Nun wird Nancy, die eine Freundin von
Tina war, von dem Killer gejagt. Das Mädchen
erkennt, dass der Angreifer Menschen im Schlaf
töten kann. Wenn er ihnen seine Klingen durch
den Körper jagt, verbluten sie auch in der Reali-
tät.
SERIE NIGHTMARE ON ELMSTREET -
Nancy tut nun alles, um wach zu bleiben nachzudenken. Wes Craven hatte aber andere
(Kaffee, Musik, Aufputschmittel). Als sie ihrer Projekte vor. Er überließ die Idee des Traumkil-
Mutter den Täter beschreibt, ist diese entsetzt, lers Robert Shaye, dem Chef der Firma New
denn sie weiß, wer der Mörder aus dem Reich Line. Craven verkannte also das Potential von
der Träume ist. Und Sie erzählt ihrer Tochter die Freddy und versäumt es, sich die Rechte an
grausige Wahrheit: seiner Figur zu sichern. Dadurch bekam er von
den beachtlichen Einnahmen, die Freddy noch
Vor Jahren trieb ein Mann namens Freddy bringen sollte, nichts ab.
Krueger in der Elm-Street sein Unwesen. Er
fing kleine Kinder, schleppte sie in seinen Keller, Jack Sholder, Regisseur von „The Hidden“
tötete sie mit einem Rasiermesserhandschuh und machte sich daran, die Fortsetzung von „Night-
verbrannte die Leichen in einem Ofen. Aufgrund mare on Elm Street“ zu verwirklichen. Diese
eines Verfahrensfehlers mußte der Killer damals sollte mehr Komik in die Geschichte bringen,
vom Gericht wieder auf freien Fuß gesetzt mildere Bluteffekte haben und mit einer verbes-
werden. Daraufhin versammelten sich die Eltern serten Freddy-Maske daher kommen. Man soll
der toten und der noch lebenden Elm-Street- den Killer nun deutlicher zu Gesicht bekommen.
Kinder und fingen Freddy. In einem Akt von Heraus kam „Freddy´s revenge“ („Die Rache“):
Lynchjustiz wurde der Kindermörder angezün-
det und verbrannt. Damit schien alles wieder in Der siebzehnjährige Jess hat furchtbare Alp-
Ordnung gewesen zu sein. träume, redet aber nicht mit seinen Eltern dar-
Doch nun war Freddy offenbar zurückgekehrt über. Seine Famile hat erst kürzlich das Haus
und er griff die Kinder der Eltern im Schlaf an, bezogen, in dem zuvor Nancy mit ihrer Mutter
die ihn gelyncht hatten (Nancys Mutter war also gewohnt hat. Aber er erzählt wenigstens seiner
auch dabei gewesen, und man ahnt plötzlich, Freundin Lisa davon. Gemeinsam entdecken sie
warum sie trinkt...). Nancy ist schockiert. Doch kurz darauf das Tagebuch eines Kindes, das von
dann will sie den Kampf gegen den Untoten auf- Freddy Krueger umgebracht worden ist.
nehmen. Sie tritt bewust in die Traumwelt ein In einem neuen Alptraum trifft Jess den Killer
um den Klingenmann zu stellen und ihn zu besie- im Keller. Dieser übergibt dem Jungen seinen
gen. Ein groteskes Duell beginnt... Klingenhandschuh und bittet ihn, für ihn in der
Realwelt zu morden. Freddy will auf diese Weise
„Nightmare on Elm-Street“ ist und bleibt alle Elm-Street-Kinder töten und deren Eltern
der purste aller Freddy-Filme. Er hatte noch dadurch bestrafen.
nicht den schwarzen Humor, der ab „Freddys Jess wird mehr und mehr von Freddy heimge-
Revenge“ ins Spiel kam, dafür aber war er sehr sucht und der Untote übernimmt die Kontrolle
beängstigend. Man sah den Traum-Mörder kaum, über seinen Körper. Auf einer Fete, die Lisa orga-
stets drückte er sich im Schatten herum oder nisiert hat, taucht Jess/Freddy auf und beginnt zu
huschte so schnell vorbei, dass man seine Fratze metzeln. Lisa beschließt, mit der Liebe für Jess
mehr ahnte als sah. Gerade diese Flüchtigkeit gegen Freddys Hass zu kämpfen. Es gelingt ihr,
des Bösen war es, die einem den kalten Schweiß den jungen Mann zu befreien, aber Freddy ist
auf die Stirn trieb und auch heute noch treibt. zäh...
Außerdem geizte der Film nicht mit ein paar
deftigen Gore-Szenen, d.h. es ging sehr blutig- Dieser Streifen wurde von den Fans gemischt
eklig zur Sache, was in späteren Filmen zurück- aufgenommen. Einige Ideen waren sehr spekta-
genommen wurde, um die Altersfreigabe von 18 kulär (z.B. die Sequenz im Schulbus, mit Freddy
auf 16 zu senken. als Fahrer oder die Szene, in der Freddy aus
Für Freddy Darsteller Robert Englund („V“) einem Menschen herauswächst und sich dessen
war „Nightmare 1“ ein ordendlicher Karrier- Haut nachher wie einen lästigen Mantel abstreift).
schub und der Beginn einer jahrelangen lukrati- Andere waren albern und milderten den Horror
ven „Höllenfahrt“: zu plattem Slapstick (Ein „Höllenhund“ im Kraft-
werk wirkte z.B. lächerlich).
Der große Erfolg des Films brachte die Produ- Und es war einfach nicht mehr das Traum-
zenten schon bald dazu, über eine Fortsetzung Monster Freddy, wenn der Schlitzer in die reale
53
 die Helden träumen´ weiter
aufgelöst, was sehr aufregend
und beunruhigend wirkte. An
was konnte man sich noch
halten?
Das hieß natürlich auch,
dass die Spezialeffekte-
Macher voll gefordert wurden.
In „Dream-Warriors“ werden
z.B. menschliche Marionetten
an ihren eigenen Sehnen
bewegt, Gesichter wachsen
aus Freddys Brust, und Fred-
dys lebendes Skelett wird
bekämpft, das sich in einer
bravoriösen Sequenz als
äußerst penetrant erweist.

Die Story von Teil 3 ist

herrlich abgründig: Nancy, die
Heldin aus Teil 1, ist Psychiate-
rin geworden (wen wundert´s
nach all den traumatischen
Erlebnissen...). Sie arbeitet in
einer Nervenheilanstalt für
Jugendliche. Dort häufen sich
die Fälle, in denen junge Leute
von einem dunklen Kerl mit
Klingenhandschuh träumen.
Während die übrigen Ärzte
in den Träumen Wahnphanta-
sien gestörter Patienten sehen,
erkennt Nancy, dass Freddy
Krueger zurückgekehrt ist.
Während ihre „seriösen“ Kol-
legen nur den Kopf über die
junge Frau schütteln, gelingt
es dieser, das Vertrauen einer
Gruppe von Teenagern zu
gewinnen und sich mit ihnen
zu verbünden. Sie wollen
gemeinsam mit Hypnose und
der Kraft ihrer eigenen Träume
gegen das Monster vorgehen.
Welt vorstößt. Besser war es, er holte seine den zweiten Teil geärgert, weil man dort die Freddy spielt derweil „10 kleine Negerlein“ und
Opfer in die Träume. Figur Freddy „nicht verstanden hatte“. Bei Teil killt einen Jugendlichen nach dem anderen in
Drei schaute er zumindestens über die Schulter grotesken Szenarien, die deren Ur-Ängste über-
Trotz dieser Mängel wurde „Freddy´s der Macher und arbeitete am Drehbuch mit. steigern. Jedem seine persönliche Hölle!
revenge“ am Halloween-Wochenende 1985 in Aber der Stil von „Freddy 3: Dream Warriors“ Nancy gelingt es zusammen mit einem
den USA gleich ein Riesenerfolg. Wen wundert lag näher am ironisch-sarkastischen Teil 2, als an befreundeten Arzt und ihrem Vater, mehr über
es also, dass Robert Shaye sofort daran ging, Cravens dunklem Original. Freddy zu erfahren: Die Leiche des Kindermör-
den dritten Teil auf die Beine zu stellen und von Man milderte die Bluteffekte weiter ab, indem ders wurde nach dem Lynchakt durch die Elm
nun an anpeilte, jedes Jahr einen Freddy-Film man sie mit schwarzem Humor vermischt prä- Street-Eltern im Kofferraum eines Schrottplatz-
ins Rennen zu schicken, solang der Schlitzer „in“ sentierte. Freddy wurde zum zynischen Sprü- Autos versteckt.
war. cheklopfer. Dafür waren die Morde nun noch Und noch etwas Erstaunliches kommt heraus:
bizarrer und die Traumsequenzen ausgedehnter. Freddy ist der uneheliche Sohn einer Nonne,
Diesmal übernahm Chuck Russel (´The Blob´) Für die Zuschauer wurde die Grenze zwischen die Amanda Krueger hieß und nach Freddys
die Projekt-Leitung. Wes Craven hatte sich über ´dem, was wirklich passiert´ und dem ´was Geburt Selbstmord gemacht hat. Amandas ruhe-

54
loser Geist sucht Nancy unvermutet auf und sagt
ihr, man solle Freddys irdischen Reste in geweih-
ter Erde bestatten. Dann käme er endlich zur
Ruhe und sie selbst mit ihm.
Und während Nancy mit den verbliebenen
Kids in Freddys Traum-Arena steigt, suchen ihr
Arzt-Freund und ihr Vater Freddys Gebeine auf
dem Schrottplatz auf und versuchen die Kno-
chen zu bestatten. Leider wehrt Freddy sich...
Dieser Film stieß nun unmißverständlich zu
der Kernaussage der anarchistischen Freddy-
Serie vor: Das Gute (Freddy´s Mutter) bringt
das Böse zur Welt. Das Böse tut Böses (Kinder-
morde), ihm widerfährt Böses (die Lynchrache
der Eltern) und es endet nur dann, wenn die
Hass-Kette in einem Akt der Gnade (Begräbnis
der Knochen in geweihter Erde) durchbrochen
wird. Erst wenn Freddys ermordeter Leib ruht,
ruht auch der Geist.
Das war eine klassische Allegorie, wie man sie
in vielen Geister-Geschichten findet, in denen
ein Untoter erst dann Frieden findet, wenn
das Unrecht an ihm aufgedeckt ist. Interessant
ist, dass bei Freddy-Filmen das Opfer-Täter-
Opfer-Karussel der modernen Psychologie dazu-
kam. Der Täter war Opfer (ungewolltes Kind
ohne Mutter), wird Täter (Kindermörder), wird
wieder Opfer (wird gelyncht) und bleibt Täter
(Traum-Mörder), bis alle Schuld abgetragen ist.
Vielleicht ist Freddy auch deshalb so beliebt
geworden. Er war eben nicht einfach nur ein
eindimensionaler Killer. In seiner langsam ent-
hüllten Lebens- und Sterbensgeschichte steckte
soviel Schmerz, dass man unwillkürlich teilweise
Verständnis dafür bekam, warum er so ein ver-
dammter Irrer geworden war. Und die Serie
sollte auf dieser Linie noch weitergehen...
Ein Jahr später kehrte Freddy zurück. Am
Anfang von „Nightmare on Elm Street 4:
Dream Master“ pinkelt ein sträunender Hund auf
dem Schrottplatz das Weihwasser von Freddys
Knochen (was für eine abgedrehte Über-Sym-
bolik, köstlich!) - und der Klingenmann erwacht
erneut.
´Freddy 4´ war ein solide gemachter, aller-
dings recht genre-typischer Standard-Film. Er
hatte ein paar tolle Sequenzen, z.B. die, in der
sich eine Fitness-Anhängerin von einem knacki-
gen Modell in eine Küchenschabe (!) verwan-
delt, oder die, in der Freddy von den vielen
durch ihn verschlungenen Seelen zerrissen wird,
aber insgesamt bot der Film wenig neues. Die
Hintergrundgeschichte um die Tragik des Killers
wurde leider nicht weiterentwickelt. Es reihten
sich einige spektakuläre Teenager-Tode aneinan-
der und Traum und Wirklichkeit verschwammen Ihr wird klar, dass Freddy durch die unkon-
in gewohnter Weise: Die Helden gerieten z.B. in trollierbaren Träume ihres ungeborenen Kindes
eine Traumschleife, an deren Ausgang die Klin- erweckt wurde. Und das Monster will die Seele
genhand lauerte. des Kindes missbrauchen.
Alice wird fast verrückt vor Angst und Ekel,
Der einzige wirkliche Lichtblick war die Haupt- aber sie stellt sich einmal mehr dem Kinderquä-
Figur der Alice (Alice im (Alptraum)-Wunder- ler. Dabei können Teile ihrer eigenen Alpträume
land). Wie aus dem schüchternen Mädchen eine von Nutzen sein, die offenbar auch wieder
entschlossene Kämpferin gegen Freddy wurde, von Amanda Kruegers Geist (Teil 3) beeinflust
das war und ist schon sehenswert. Und wie sie werden:
ihn zum Schluß satt machte, wow! Das war Frau-
enpower pur! Alice selbst ist in der Traumwelt plötzlich
Alice war am Ende der ´Meister der Träume´, Amanda Krueger. Am eigenen Leibe erfährt sie,
ein Gegenpol zu Freddy. Der Killer war durch was vor Jahrzehnten genau geschah: Amanda
den Hass in die Welt gekommen, Alice verschloss Krueger kümmerte sich damals als junge Nonne
das Hasstor durch ihre Liebe und ihren Glauben um eine Horde von Geisteskranken,. die man in
(auch gab es wieder das christliche Motiv: Der einem verliesartigen Gefängnis grausam zusam-
Endkampf zwischen Alice und Freddy Krueger mengesperrt hatte. Eines Tages hatten die bruta-
fand in einer Kirche statt). len Wärter die Gefangenen nicht davon abhalten
Aus heutiger Sicht ist „Nightmare 4“ eine Art können, über Amanda Krueger herzufallen. Die
langer Prolog zum wohl abgefahrensten aller Nonne wurde von den Wahnsinnigen mehrfach
Nightmare-Filme, der Nummer 5! vergewaltigt. Das Kind dieser Höllennacht war
Freddy Krueger, der missgestaltet zur Welt kam.
Im TV ging vorher aber noch eine Serie unter Nach seinem Anblick nahm sich Amanda das
dem Titel „Freddy´s Nightmares“ mit Robert Leben. Auch sie wandert seitdem ruhelos, wie
Englund an den Start. Tobe Hopper („Texas ihr Sohn, in unserer Welt.
Chainsaw Massacre“) führt Regie beim Pilot- Alice sucht zusammen mit einer Freundin die
film, in dem das Gerichtsverfahren gegen Freddy Ruine des ehemaligen Irrenhauses auf. Und wäh-
Krueger gezeigt wird, das vor dem Lynchmord rend sie selbst in einem Labyrinth verzerrter
durch die Eltern lag. Und Freddys Feuertod ist Räume, das an die Bilder von M.C. Escher erin-
das grausame Finale. Desweiteren bringt die nert, mit Freddy um ihren ungeborenen Sohn
Serie im Stil von „Twilight Zone“ fantastisch- kämpft, versucht ihre Freundin Mutter Kruegers
dunkle Geschichten. Freddy ist dabei der erzäh- sterbliche Überreste zu finden.
lende Gastgeber. Am Ende verschmelzen Mutter und Sohn
in doppelter Weise: Amanda Krueger nimmt
„Das Trauma“ - so hieß „Nightmare on Elm- Freddy wieder in sich auf (rückgängig gemachte
street 5“ bei uns - kam 1989 heraus. Der Film Geburt), und Alice bekommt die Seele ihres
ist einer der rasantesten, bizzarsten und unge- Sohnes zurück (Vorbereitung einer Geburt).
wöhnlichsten Filme, die ich jemals gesehen habe.
Er ist ein Kaleidoskop aus Freddy-Motiven, Alle- Mit dieser Gut-Böse-Symmetrie endete Teil
gorien, schwarzem Humor und Ekel. Für Fans 5. Und das hätte ein befriedigender Abschluß
ist dieser Film ein Hochgenuß, für alle anderen sein können. Hier ist das Thema von Schuld
ein Stück Wahnsinn: und Sühne bis zuletzt erzählerisch durchgespielt
und der Kreis geschlossen worden. Das Vexier-
Alice hatte Freddy am Ende von Teil 4 besiegt. bild von Moral und Verbrechen war vollständig
Nun lebt sie zusammen mit ihrem Freund erschlossen.
Dan in einer erfüllten Liebesbeziehung. Leider Man hatte verstanden: Freddy war das irre
endet das junge Glück, als Dan bei einem son- Produkt einer herzlosen und kranken Gesell-
derbaren Autounfall ums Leben kommt. Kurz schaft, deren Brutalität und Herzlosigkeit nun
darauf erfährt Alice, dass sie von Dan schwanger auf sie selbst zurückfiel, bis der Teufelskreis
ist. Plötzlich hat sie wieder Alpträume, und ihre durch tapfere und mutige Herzen durchbrochen
Freunde sterben einer nach dem anderen. Die wurde.
junge Frau muß voller Entsetzen erkennen, dass
Freddy Krueger zurück ist. Aber wie kann das So war dann der Kult um Freddy am Anfang
sein? Sie selbst hat doch das Traumtor geschlos- der 90er Jahre am abflauen. Die Geschichte war
sen, durch das der Killer mit der Klingenhand in zuende, alle Erwartungen erfüllt. Doch Robert
unsere Welt eindringen konnte? Shaye entschied, es sollte noch einen weiteren,
55
(dann letzten) Film mit dem Klingenmonster
geben. „Nightmare on Elm Street 6: Freddy´s
Final“ wurde gedreht. Das Magazin Variety kün-
digte diesen Film in einer Werbeeinlage an:
„Freddy, der am 2. November 1984 geboren
ist, starb am 13. September 1991. Nach sieben
Jahren Klingenhand ist Schluß!
Rachel Ralalay wurde die Regisseurin von
Freddy 6. Sie war nach eigenen Aussagen zwar
kein Fan von Horror-Filmen, hatte aber bereits
an den fünf Vorgänger-Streifen mitgearbeitet und
kannte sich gut mit dem Thema aus.
Folgendes bildete dann den offiziellen Schluß
der Saga: Die junge Psychologin Maggie küm-
mert sich um Jugendliche, die von Freddy ver-
folgt werden (Wiederholung der Idee von Teil
3). Sie selbst ist ebenfalls Opfer von gräßlichen
Alpträumen (Hallo, Nancy!)
Mit einigen Jugendlichen fährt sie nach Spring-
wood, zu der Stadt also, in der Freddy mordete
und ermordet wurde. Sie betreten das Haus von
Freddy und werden nach und nach dezimiert, bis
Maggie die tragische Wahrheit erkennt: Sie ist
die Tochter von Freddy Krueger. Nur sie kann
ihren Vater für immer zerstören.
In traumatischen Sequenzen erlebt man Aus-
schnitte aus Freddy Kruegers Jugend. So sehen
wir z.B., wie sein Pflegevater (Alice Cooper!)
ihn im Suff immer wieder prügelt und wie er als
Mann seinen ´Hobbykeller´ einrichtet, in dem
er später morden wird.
Maggie tötet Freddy schließlich mit seinem
eigenen Klingenhandschuh.
Dieser Film war ein echter „Dran-Hänger“,
reine Ge- schäftemacherei! Er hatte keinerlei
eigene Substanz. Er zitierte die vorigen Filme,
kopierte und walzte unnötig aus. Nach den deut-
lichen Szenen von Teil 5 „Das Trauma“ brauchte
man keine weiteren Details, um Freddy zu ver-
stehen. Der Prügelvater war schon Übersät-
tigung, die platte Umsetzung all dessen, was
vorher elegant angedeutet worden war.
Und das sah man wohl auch bei den Machern
so. Teil 6 wurde mit einer 3D-End-Sequenz
versehen, einem Relief, in das man eintauchte,
sofern man eine entsprechende Brille hatte. Mit
diesem Gimmick wollte man einen besonderen
Effekt setzen. Schade, dass es kein inhaltlicher,
sondern nur ein formaler Knaller war. Und noch
ein Ärgernis: Freddy war plötzlich von bösen
Geistern besessen! Bisher dachte man, „unsterb-
licher Hass“ würde ihn antreiben, nein, nun
waren es leibhaftige Dämonen in Schlangenform.
Das wäre nicht nötig gewesen.
Nunja, vergessen wir „Freddy´s Final“. Wes Zwar hörte man in letzter Zeit Gerüchte, die
Craven selbst hatte noch einmal Erbarmen mit Film-Serie würde fortgesetzt werden - Freddy
der Fan-Gemeinde und sandte einen echt kul- soll angeblich gegen Jason aus ´Friday, the 13th´
tig-ironischen Abgesang auf Freddy Krueger: kämpfen - aber dieses marvel-comic-hafte Cros-
„Freddy´s New Nightmare“. sover blieb uns bisher gottlob erspart! Bitte,
bitte: Wenn ihr keine besseren Ideen habt, dann
Der in-offizielle Teil 7 der Saga erzählte eine lasst ´Pizzagesicht´ im Jenseits ruhen! Verdient
geniale Geschichte: Die Freddy-Serie ist längst eure Kohle lieber damit, dass ihr den tollen
Geschichte. Da besinnt man sich in Hollywood Nummer 1-Hit der Serie endlich in die Musik-
mehr und mehr auf den Klingenmann. Wes Charts bringt: Das enervierend gemeine Kinder-
Craven (gespielt von Wes Craven) trommelt lied der Elm-Street:
einige Stars zusammen (darunter Robert Eng-
lung als Robert Englund und Heather ´Nancy´ „1,2, Freddy kommt vorbei...
Langenkamp als Heather Langenkamp) und will 3, 4, verschließe Deine Tür...
einen weiteren Film drehen. Die Stars wollen 5, 6, es holt Dich gleich die Hex´...
nicht so recht, und da geschehen in der Films- 7, 8, es ist gleich Mitternacht...
zene bizarre Morde. Diese tragen die ´Hand- 9, 10, wirst den Morgen nicht mehr sehn...“
schrift´ von Freddy. Heather muß sich mehr und
mehr dem Wahnsinn stellen, so wie ihr Alter- [thomas kohlschmidt]
Ego Nancy es in `Nightmare 1 + 3` tat.
Schließlich kommt heraus, dass Freddy Kru-
eger wirklich existiert und seit Jahren Gewalt
über Wes Craven hat. Dieser wurde gezwungen,
die Freddy-Filme zu machen, um das Monster ins
wahre Leben der Menschen
zu rufen und ihm Macht
über unser aller Träume zu
geben(!). Das Kulturprodukt Dein Spielleiter ist
´Freddy´ befällt die Welt, zu hart, wenn...
das Böse ließ sich selbst
erschaffen. Wenn das nicht 10. ...Du erst seit drei Wochen spielst und schon über
schrill ist! 20 tote Charaktere hast.
9. ...Du eine Superheldenkampagne spielst und die
Und wieder nimmt die Eigenschaften Deines Helden schlechter sind als die
unverwüstliche Heather Lan- eines Kleinkindes.
genkamp den Kampf auf, 8. ...wenn das Barmädchen ihren Bogen und Pfeile der
nur sagt uns der Film dies- Stärke herausholt, nachdem Dein Krieger ihr auf
mal, es sei eine Dokumen- den Po geschlagen hat.
tation realer Vorgänge in 7. ...Dein Dieb der 15. Stufe gerade von einem achtjäh-
Hollywood und kein Mär- rigen Mädchen verprügelt wurde.
chen mehr... „Freddy´s New 6. ...es auf jeder Latrine tödliche Fallen gibt.
Nightmare“ ist so ziemlich 5. ...die meisten Einwohner der Kampagnenwelt das
das Genialste und Doppel- Wort der Macht „Sofortiger Tod“ kennen.
bödigste, was ich an Kino 4. ...plötzlich Bäume direkt neben Deinem Charakter
kenne! Ein Super-Ultra-Kult- in gewaltigen Feuerbällen explodieren - ohne Erklä-
Teil! Wer den Film nicht rung des Spielleiters.
kennt: Ab in die Videothek! 3. ...es keine normalen Hasen mehr gibt. Sie wurden
Ein Muß! alle gegen Killerhasen aus „Monty Python und die
Ritter der Kokusnuss“ ausgetauscht.
Tja, und so gab es doch 2. …jedes Haus, dass sich Dein Held mühsam erwirbt
noch ein Happy End: Der von Drachen, Naturkatastrophen oder ganzen
Vater von Freddy, Wes Armeen in Schutt und Asche gerissen wird.
Craven, hat unseren Traum- 1. …sich Dein Charakter mit einem einfachen Händler
Mann würdig zu Grabe anlegt und schnell feststellen muss, dass dieser ein
getragen, und nicht seine Elfenmagier der 22. Stufe ist.
Tochter!
56
 VORSTADTTHEATER
- EIN ETWAS ANDERER
Warum nicht einmal die Charaktere abseits
von Konzernburgen, Sicherheitsbunkern und
Lagerhäusern in eine etwas - sagen wir mal -
hochwertigere Umgebung schicken? Zum Bei-
spiel in dieses nette kleine Vorstadttheater, dass
der multimedialen Sintflut zum Trotz tapfer
seine zwischenmenschlichen Stücke darbietet
und damit in den letzten Jahren eine nicht zu
unterschätzende Schar an Zuschauern gewinnen
konnte.
Warum sollten nicht auch höher gestellte Per-
sonen, überdrüssig vom allseits hereinbrechen-
den Chaos der modernen Welt, nach Nostalgie
und einem ganz besonderem Abend auf der
Suche sein und ihre Wünsche in eben diesem
Theater erfüllt bekommen?
Vielleicht ist es aber auch nur eine billige
Absteige, heruntergekommen und vom sozialen
Müll der Gesellschaft verseucht, von Pennern
und Taugenichtsen, die hier ein warmes Dach
über dem Kopf und etwas Gesellschaft und
Ablenkung gefunden haben?
Wie auch immer der Spielleiter diesen Schau-
platz einsetzen möchte, wir wünschen dabei
gutes Gelingen und eine schöne Abwechslung
vom Runneralltag...
Was ist so besonders am Theater?
• Da es in den Anfangstagen des Theaters nach
seiner Neueröffnung zu unschönen Szenen
mit einigen Toten als Ergebnis gekommen ist,
herrschen am Eingang scharfe Sicherheitskon-
trollen. So werden alle Waffen eingesammelt
und an der Gardarobe abgegeben. Metall-
detektoren und nicht besonders zärtliche
Sicherheitsangestellte spüren die in diesem
Haus unerwünschten Argumentationsverstär-
ker auf.
• Ein Theater besteht nicht nur aus Zuschau-
erraum und Bühne. Über und unter diesen
Räumen erstreckt sich eventuell ein wahres
Labyrinth aus Gängen und Räumen: Umklei-
den, Waschräume, Lager, Seilzüge, Geheim-
gänge, Falltüren und vieles mehr warten nur
darauf, Verwendung zu finden.
Wie bekomme ich die
Charaktere ins Theater?
• Die Charaktere bekommen Karten für das
Theater geschenkt. Natürlich ist es dennoch
recht fraglich, ob sie auch wirklich an diesem
Hort der Kultur auftauchen werden.
SCHAUPLATZ FÜR
• Die Charaktere sollen im Theater den John-
son treffen, um den nächsten Auftrag zu
besprechen. Immerhin ist das Abhören hier
schwerer und die Gegenspieler müssten auch
Karten kaufen...
• Die Charaktere sollen eine Person als Body-
guards in das Theater begleiten. Hier dürfte
die optionale Waffenlosigkeit der Charaktere
besonders interessant werden.
• Die Charaktere sollen Machenschaften im • Die Helden arbeiten als Bodyguards und
Theater aufdecken und müssen sich aus
diesem Grund als Bühnentechniker, Putzper-
sonal oder Schauspieler beweisen.
• Bei der Verfolgung einer Person flieht diese
ins Theater. Die Helden müssen hinterher.
Auch hier sollten die Helden wieder entwaff-
net werden und während der laufenden Vor-
stellung möglichst unauffällig ihre Zielperson
aufspüren müssen.
• Im Theater wird ein Stück gespielt, dass die • Das Theater dient einer Drogenmafia als
Abenteuer der Helden wiedergibt. Der letzte
gelungene und spektakuläre Run zum Beispiel
wurde als Theaterstück umgesetzt. Es sollte
die Helden doch interessieren, ihre eigenen
Taten auf der Bühne mit ansehen zu können.
Abenteuerideen
• Nachdem sich alle gesetzt haben, das Licht
im Saal ausgeht, und eigentlich die Vorstellung
beginnen soll, erscheinen 10 Personen auf • Im Theater wird ein Varieté mit Zauber-
der Bühne, alle mit schweren Waffen bewaff-
net. Außerdem erscheinen in jedem Eingang
Bewaffnete. Es werden Lösegeldforderungen
an die Stadt, sowie an die großen, ortsansäßi-
gen Konzerne gestellt. Wenn diese nicht erfüllt
werden, dann werden die Geiseln erschoßen.
Kombiniert mit der Waffenlosigkeit ergibt
sich schnell ein hammerschweres Abenteuer,
dass den Helden viel abverlangt.
• Das Theater scheint verflucht zu sein und
es geschehen immer wieder seltsame und
mysteriöse Unfälle. Bühnenteile brechen
zusammen, Sandsäcke fallen von der Decke
und die Falltür in der Bühne geht zu den
unpassendsten Momenten einfach auf. Die
Helden müssen herausfinden, ob sich jemand
einen dummen Scherz erlaubt oder was wirk-
lich hinter den Unfällen steckt.
• Wenn im Theater ein Abenteuer der Helden
nachgespielt wird (siehe oben) und ein NPC
beteiligt war, ist dieser auch im Theater
und gar nicht über die Interpretation seiner
57
SHADOWRUN -
Rolle bzw. deren Besetzung erfreut. Zunächst
murrt er nur leise rum, dann lauter und
schließlich dreht er durch (er ist halt in
Wirklichkeit doch wahnsinnig) und nimmt
die Schauspieler und Zuschauer als Geiseln.
Können die Helden die Situation klären
oder machen sie alles noch schlimmer („Ihr
wurdet mal wieder besser dargestellt, immer
bekommt ihr den ganzen Ruhm ab...!“).
sollen den allseits beliebten Hauptdarsteller
beschützen. Was sie nicht wissen ist, dass er
sich früher großen Ärger mit einer Runner-
gruppe gemacht hat und sie um viel Geld
betrogen hat. Diese Runner versuchen nun an
den Schauspieler heranzukommen und damit
auch an das Vermögen. Dazu haben sie einen
aus ihrer Gruppe ebenfalls in die Riege der
Schauspieler geschmuggelt.
Umschlagplatz. Die Päckchen befinden sich
unter bestimmten Sitzen versteckt. Einer
der Runner landet zufällig und versehentlich
auf einem solchen Platz und wird entweder
von den lokalen Sicherheitskräften als Dro-
gendealer verdächtigt und beschattet oder
jemand hat das Päckchen bereits vorher
heimlich entwendet und der Runner wird von
der Mafia als schmutziger Dieb verfolgt.
künstlern aufgeführt. Einer der Tricks ist,
eine Person aus dem Zuschauerraum ver-
schwinden zu lassen - einen guten Freund der
Helden. Dieser verschwindet tatsächlich und
wurde von jemanden entführt, der noch eine
Rechnung mit ihm offen hat. Die Runner soll-
ten ihrem Freund zu Hilfe kommen, bevor er
mit Betonschuhen im Hafenbecken landet.
• Bei einem ihrer Runs jagen die Helden ver-
sehentlich einen Kleinbus in die Luft, in
der Schauspieler aus dem Theater sitzen.
Das Theater wird von einem Verbrecherring
geführt, der nicht sehr erfreut wäre, würden
die Vorstellung, die zur Tarnung ihrer Machen-
schaften dienen, ausfallen. Der Theaterleiter
versucht die Helden daher zu zwingen, die
Rollen der getöteten Schauspieler zu über-
nehmen bis er Ersatz gefunden hat, da sonst
das Syndikat hinter ihm und den Helden her
ist.
[tommy heinig]
[karte von peti heinig]
 SCHWARZES BRETT

HAUSREGELN
- ZWEITER TEIL DER SERIE VON REGELVARIANTEN IM ROLLENSPIEL -
Blutige Krallen Waffe; vergiftete Klingen werden nach den übli-
AD&D 2nd Vor dem Angriff muss ein Charakter, der Blu-
chen Regeln eingesetzt.
tige Kralle einsetzen will, die Anzahl der beab-
7-8: Straucheln: Die körperliche und magische
Charaktererschaffung sichtigten Angriffe ankündigen. Danach erleidet
WSK des Angriffers sinken bis zur nächsten eige-
er eine entsprechende Anzahl an Überanstren-nen Handlung um 1.
Rasse gungspunkten und muss seine Angriffssequenz 9: Freie zusätzliche Attacke: Falls es dem
Neueinsteigern in das Rollenspiel wird emp- bis zum Ende ausführen. Gegner von den äußeren Umständen her mög-
fohlen, als ersten Charakter einen Menschen lich ist, erhält er eine zusätzliche freie Attacke
zu spielen und eine allgemeine Charakterklasse Eiserner Wille auf den Angreifer. Dieser Hieb kann nicht abge-
(Kämpfer, Magier, Priester, Dieb) zu wählen. So Das Talent kann für einen zusätzlichen wehrt werden (Hieb ausweichen, Riposte und
kann man das Spielsystem von sich selbst aus Überanstrengungspunkt für eine Körperbeherr- dergleichen).
interaktiv erforschen, ohne sich in eine fremde schungsprobe (Erschöpfung, Müdigkeit, Angst 10: Stürzen: Der Angreifer stürzt bei seiner
Rasse hineindenken oder auf viele Sonderregeln unterdrücken usw.) verwendet werden. Attacke zu Boden und gilt somit als niederge-
Rücksicht nehmen zu müssen. schlagen.
Hat ein Charakter eine Stufenbeschränkung Fremdsprachen 11: Verlust der Waffe: Der Angreifer verliert
aufgrund seiner Rasse, so kann diese überschrit- Der Karma- und Überanstrengungspunkt den festen Griff um seine Waffe. Diese landet in
ten werden, der Charakter bekommt allerdings müssen und dürfen nur beim Erlernen einer einer Entfernung von Stufe 4 (W6) Schritt Ent-
nur mehr die Hälfte der verteilten Erfahrungs- neuen Fremdsprache aufgebracht werden. Ein fernung.
punkte. Charakter, der Fremdsprachen als Disziplinta- 12: Stolpern & Preisgabe des Rückens: Der
lent beherrscht, kann auch nach den üblichenAngreifer wird von dem Schwung seiner eigenen
Attribute Regeln bei der Anwendung einen Karmapunkt Attacke so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass
Die Attribute werden nach Methode VI erwür- einsetzen. er vorwärts stolpert und somit seine Schlacht-
felt. Alle Werte starten bei 8, der Spieler darf position (und gegebenfalls die geordnete Reihe)
7W6 Punkte dazuaddieren. Kampfsinn verlassen muss. Dies erlaubt seinem bisherigen
• Alle Punkte eines einzelnen Würfels müssen Bei einem erfolgreichen Einsatz dieses Talen-
Gegner bis zur nächsten Aktion des Angreifers
einem einzelnen Attribut zugeteilt werden, tes addiert der Charakter seinen Rang zur kör-seine Attacken aus dem toten Winkel durchzu-
wenn eine 5 geworfen wird, müssen also alle perlichen Widerstandskraft, als Bonus für dieführen.
5 Punkte zu einem einzelnen Attribut addiert Angriffsprobe benutzt er aber den Rang in 13-14: Abgelenkt: Durch Haare, Blut, Schweiß
werden. diesem Talent als Stufenbonus, anstatt den Rang
oder dergleichen im Auge oder andere ange-
• Die Attribute dürfen auf maximal 16, in Aus- zum Ergebnis zu addieren. messene Umstände ist der Angreifer für Stufe 3
nahmefällen 17 (mit dem Spielleiter abklä- (W4) Runden abgelenkt und erleidet einen Stu-
ren) gesteigert werden. Das erlaubt einen Riposte fenmalus von 1 auf alle seine Proben.
Spielraum für spätere Steigerungen, damit Bei einer erfolgreichen Abwehrprobe mit 15-16: Schadensstufe sinkt: Die Waffe des
der Charakter auch über längere Zeiträume Riposte muß eine erneute Nahkampf- oder Angreifers wird durch die Attacke beschädigt,
interessant bleibt. Waffenloserkampfprobe ablegt werden, um zu d.h. ihre Schadensstufe sinkt permanent um 1.
ermitteln, ob ein Gegenangriff trifft. Dabei unterliegt sie den herkömmlichen Regeln
Lebenspunkte für Schaden an Waffen aus dem ED Kompen-
Alle Charaktere beginnen ihre Karriere mit Spektakulärer Angriff dium.
der maximal möglichen Anzahl an Lebenspunk- Das Talent kann nur Nahkampf- und waffen- 17-18: Fuß verstaucht: Die Laufleistung des
ten, je nach Charakterklasse. losen Angriffe ersetzen, und man benötigt genü- Angreifers sinkt bis zur nächsten Erholungsprobe
gend Raum für das akrobatische Beiwerk. auf die Hälfte seines Wertes.

Earthdawn Patzertabelle
Bei einem Patzer mit Waffengebrauch benut- Shadowrun
Talente und Fertigkeiten zen wir folgende Tabelle (3W6):
3-4: Handgelenk verstaucht: Der Schwert- Bonuswürfel
Blattschuss arm des Angreifers ist bis zur nächsten Erho- Charaktere erhalten 1 Bonuswürfel wenn sie
Der Charakter darf insgesamt auch bei nicht lungsprobe nicht mehr tauglich; es können keine ihre Handlung besonders gut beschreiben. Wer
erfolgreicher Probe maximal eine Anzahl Karm- Zweihandwaffen mehr geführt werden. keine Panzerung trägt erhält 1 Bonuswürfel auf
apunkte gleich seinem Rang in Blattschuss ver- 5-6: Selbst verletzt: Der Angreifer erleidet den Kampfpool und 2 auf den Magiepool.
wenden. selbst normalen Schadenswurf mit der eigenen
[gesammelt von jan hohlfeld]

58

LASS DEINE SPIELER
GEWINNEN!
Rollenspiele kränkeln ein wenig daran, dass
man sie nicht wie klassische Gesellschaftsspiele
gewinnen kann. Der Wettbewerb gehört zum
Spielen dazu und jeder nur halbwegs strategisch
und taktisch interessierte Spieler sucht ihn in der
Regel auch. Ehrlich betrachtet sind Rollenspiele
aber ein bisschen wie „Kunst um der Kunst
willen“ - spielen um des Spiels willen: Es gibt
keine Sieger oder Verlierer. Für einige Leute ist
das genau der Grund, aus dem sie Rollenspiele
mögen - für viele andere ist es eher ein Hinder-
nis.
Deine Aufgabe als Spielleiter besteht darin,
stets darüber zu wachen, dass alle Spieler in
deiner Runde Spaß am Spielen haben. Es ist
wichtig, sich das immer wieder vor Augen zu
führen. Viel zu schnell verzettelt man sich als
Spielleiter in tolle Story-, Charakter- oder Hin-
tergrundideen und Regelfragen. Bevor man sich
versieht werden diese Dinge manchmal zum
Selbstzweck. Sie dürfen allerdings nie verhin-
dern, dass du dafür sorgst, dass deine Spieler
sich alle amüsieren. Wenn du bemerkst, dass
einer deiner Leute sich zurücklehnt, langweilt
oder genüsslich die Augen schließt, während du
gerade eine Regel nachschlägst, ist es höchste
Zeit dafür, das Buch zuzuklappen und diesen
Spieler wieder ins Spiel einzubeziehen.
Aus diesem Grund ist es auch wichtig, für die
erfolgsorientieren Spieler deiner Runde Anreize
bereitzuhalten. Mit anderen Worten: Lass sie
gewinnen! Sie brauchen es - und mal ganz ehr-
lich: Irgendwann und irgendwie braucht‘s jeder
Spieler.
Bleibt nur die Frage: Wie? Wie gewinnt man
in einem Spiel, das keinen Endpunkt hat und in
dem die Spieler kooperativ zusammen arbeiten,
anstatt gegeneinander anzutreten? Hier ein paar
Ideen dazu:
1. Erfahrungspunkte
Die klassische Variante, Spieler gewinnen zu
lassen. Sie überleben ein Abenteuer, bezwingen
die Monster, die du ihnen in den Weg stellst,
heben die Schätze und haben hinterher das
befriedigende Gefühl, dass ihre Charaktere um
Stufen ansteigen oder Fertigkeiten und Attribute
erhöhen können, sich Dinge für ihren Charakter
kaufen dürfen usw.
Diese Möglichkeit ist tatsächlich ein Zuge-
ständnis der meisten Rollenspieldesigner an den
wettbewerbsorientierten Spieler. Und das ist
MARCUS JOHANUS‘
SPIELLEITER-TIPPS
auch gut so. Aber die meisten Spieler werden
nach einer Weile merken, dass Erfahrungspunkte
allein nicht glücklich machen. Irgendwann ver-
kommt der Stufenanstieg zu Routine. Man kann
sich nicht mehr so recht freuen, wenn er die
einzige Belohnung für stundenlanges Spiel ist.
Zumal bei vielen Spielen sehr viele Abenteuer
gespielt werden müssen, bevor die Charaktere
eine Stufe aufsteigen.
In anderen Systemen gibt es keine Stufen
aber trotzdem Erfahrungspunkte, die direkt zum
Erhöhen von Spielwerten eingesetzt werden
können. Hier fällt aber das Gefühl einer Beloh-
nung, das Siegesgefühl meistens weg, denn es
werden nur sehr wenige Erfahrungspunkte ver-
teilt und alle Spieler erhalten auch mehr oder
weniger die gleiche Menge.
Und auch für dich als Spielleiter können Erfah-
rungspunkte schnell zu einer unangenehmen
Notwendigkeit verkommen. Du musst sie aus-
rechnen, verteilen, gut begründen können, wel-
cher deiner Spieler wann wie viele erhält - und
hinterher meckern deine Leute sowieso immer.
Oft sind Erfahrungspunkte für einen Spieler nicht
das Ergebnis seiner Leistungen im Rollenspiel
sondern seine Fähigkeit, hinterher zu feilschen.
Erfahrungspunkte sind also ein akzeptabler
Weg Spieler gewinnen zu lassen - aber nicht der
einzige und ganz bestimmt nicht der beste.
2. Monster, Gegner, Rätsel und Fallen
Die zweite klassische Variante, Spieler gewin-
nen zu lassen, ist ihr Sieg über mächtige Gegner
oder Monster und das Lösen von Rätseln oder
Umgehen von Fallen. Und wenn der Erfolg
das Produkt guter Überlegungen und nicht nur
reinen Würfelglücks ist, kann dies auch tatsäch-
lich ein sehr befriedigender und gerechtfertigter
Sieg sein.
Allerdings ist es für dich als Spielleiter nicht len. Vor allem sollten sie immer dann durch
gerade leicht, deinen Spielern auf diese Weise
Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Immerhin sind
sie dir zahlenmäßig überlegen. Und drei, vier
oder mehr Köpfe können fast immer besser und
schneller denken als einer. Außerdem ist es ver-
dammt heikel stets das richtige Mittelmaß zu
treffen: Sind die Hürden, die du deinen Spielern
bereitest, zu hoch für sie, verlieren sie schnell
das Interesse oder werden frustriert. Sind die
Fallen und Gegner zu leicht zu überwinden, fehlt wird, ist die des charakterbasierten Sieges: Geh
wiederum das Erfolgserlebnis.
59
Auch diese Variante stellt einen Weg dar, Spie-
ler gewinnen zu lassen, der sich aber schnell
abnutzt und dafür sehr anstrengend ist. Abgese-
hen davon kommt es auch bei dieser Variante
sehr stark auf die Kooperation der Spieler an,
sodass einzelnen Spielern kaum die Genugtuung
eines Sieges vermittelt werden kann.
3. Storybasierte Belohnungen
In manchen Rollenspielrunden gibt es gradli-
nige Ziele, welche durch das Abenteuer vorge-
geben werden - ganz so wie in einer Queste:
rettet die Prinzessin, findet den Schatz und
erschlagt den Drachen. Diese Methode ist nicht
schlecht, erfordert von dir als Spielleiter aller-
dings ebenfalls sehr, sehr viel Arbeit und ist eng
mit Methode 2 verknüpft. Außerdem fehlt der
Aspekt, des Wettbewerbs der Spieler unterein-
ander. Bei aller Kooperation, die ja das Schöne am
Rollenspiel ist, will sich der einzelne Spieler von
den anderen gerne unterscheiden. Und ein bis-
schen Konkurrenz hat noch niemandem gescha-
det. Aber storybasierte Belohnungen lassen dir
als Spielleiter meistens kaum Gelegenheiten, ein-
zelne Spieler siegen zu lassen.
Abgesehen davon ist es ein wenig heikel,
Siege im Rollenspiel zu eng mit dem Abenteuer
oder der Kampagne zu verknüpfen. Wenn die
Spieler versagen, werden sie frustriert und du
erreichst genau den gegenteiligen Effekt. Ande-
rerseits kann man die Spieler auch nicht immer
gewinnen lassen, denn dann würde das Spiel
seinen Reiz verlieren. Wer nicht weiß, wie eine
bittere Niederlage schmeckt, kann auch keinen
Sieg auskosten.
Aus diesen Gründen sind storybasierte Siege
für die Spieler zwar ein ganz passabler Weg,
die Spieler zu belohnen. Aber sie sollten wie-
derum nicht die einzigen Belohnungen darstel-
andere Methoden ersetzt werden, wenn die
Story eben nicht zum Sieg geführt hat. („Okay,
der Drache hat die Prinzessin gefuttert, sich den
Schatz geschnappt und ist weggeflogen, aber,
hey, er hat dieses coole Schwert da hinten ver-
gessen!“)
4. Charakterbasierte Belohnungen
Eine Methode, die dem Rollenspiel gerecht
als Spielleiter auf die Vorgeschichten der Cha-
raktere ein. Durchsuche sie nach Anknüpfungs-

punkten für dein Abenteuer: Welche Motive
verfolgen die Charaktere? Welche Persönlich-
keitsmerkmale besitzen sie? Wonach könnten sie
streben?
Gib ihnen, was sie wollen!
Vielleicht ist ein Charakter eher der fürsorg-
liche Typ? Dann gib ihm die Gelegenheit, ein
Kind aus einem brennenden Haus zu retten,
oder einem Bettler ein Dach über dem Kopf
zu verschaffen! Ein Charakter spielt eher den
Actionhelden? Dann gib ihm die Gelegenheiten,
seinen Bewegungsdrang auszuleben! Halte für
jeden Charaktere jeden Abend mindestens eine
Szene parat, in der er glänzen kann, die genau
für ihn - und nur für ihn - gedacht ist und an der
er sich bewähren kann.
Schon allein aus diesem Grund solltest du bei
der Charaktererschaffung darauf achten, dass
deine Spieler gute Hintergrundgeschichten für
ihre Charaktere anlegen.
Bedenke aber, dass die Szene eine Gelegen-
heit für den Charakter (und damit auch für
den Spieler) darstellt, sich zu bewähren - keine
Garantie. Wenn der Spieler die Chance nicht
erkennt oder sie nicht wahrnehmen will, hat er
einfach Pech gehabt, man kann ihn zu seinem
Glück nicht zwingen. Wie sollte sich der Spieler
auch über solche Szenen freuen, wenn sie ihm
hinterhergeworfen werden? Auch bei charakter-
basierten Siegen muss dem Spieler die Chance
zur Niederlage bleiben.
Bei dieser Methode musst du nicht viel
vorbereiten oder die Spielbalance wahren. In
der Regel lässt sie sich gut improvisieren. Du
musst nur darauf achten, dass entsprechende
Szenen geschickt in das Geschehen eingearbei-
tet werden. Sie dürfen nicht unmotiviert oder
zu offensichtlich und plump aus dem Rahmen
fallen.
5. Möge der Bessere überleben!
Eine Methode, die sich gut für One-Offs eignet
ist das Arenaprinzip: Nur ein Charakter kann
überleben. Stelle den Spielern eine Aufgabe, bei
der es tatsächlich um Leben und Tod der Cha-
raktere geht, die so gestellt ist, dass wirklich
nur einer von ihnen überleben kann. Oder spiele
ein Abenteuer, das nach dem „Zehn-kleine-
Negerlein“-Prinzip funktioniert.
Du wirst sehen, dass der Spieler, der über-
lebt, deine Spielrunde wärmstens im Gedächtnis
behalten wird.
Die anderen hingegen ...
Diese Methode ist die schwierigste von allen,
da es natürlich darauf ankommt, eine extrem
MARCUS JOHANUS‘
SPIELLEITER-TIPPS
gute Begründung zu finden, warum nur einer
der Spielercharaktere überleben kann. Außer-
dem macht sie dich beim Rest der Spielrunde,
deren Charaktere ins Gras beißen mussten, mei-
stens nicht besonders beliebt. Aber trotzdem
hat sie ihren Reiz und eignet sich vor allem
auf Cons oder zu ähnlichen Gelegenheiten. Für
Kampagnen ist sie nicht zu empfehlen.
6. Und wann gewinne ich als Spielleiter?
Berechtigte Frage. Wenn deine Spieler ein
Anrecht auf ihren Sieg im Spiel haben, solltest
du als Spielleiter ihn auch bekommen - immerhin
hast du die meiste Arbeit mit der Spielrunde.
Viele Spielleiter glauben, dass sie gewonnen
haben, wenn die Spieler ihr Abenteuer nicht
„lösen“ können. Sie fühlen sich intellektuell über-
legen, wenn die Spieler nicht die Rätsel knacken
oder die Fallen überwinden konnten, die er
ihnen gestellt hat. Aber das Gegenteil ist der Fall:
In der Regel hat man dann als Spielleiter verlo-
ren. Die Spieler sind frustriert und früher oder
später werden sie sich einen anderen Spielleiter
suchen, wenn sie nur Niederlagen erleben.
Gewonnen hast du als Spielleiter immer dann,
wenn die Spieler gerne zu den Spielrunden
kommen, wenn sie ihre Charakterblätter aus-
packen, die Chipstüten und Cola-Dosen um sich
herum vollkommen vergessen und ganz im Spiel-
geschehen aufgehen und noch Wochen später
von den Abenteuern erzählen, die sie erlebt
haben.
7. Fazit
Es reicht nicht, sich als Spielleiter tolle Cha-
raktere, Schauplätze oder Stories auszudenken,
die Regeln zu beherrschen und ein paar Tief-
kühlpizzen im Gefrierfach parat zu haben. Du
musst immer das Wohl deiner Spieler im Auge
behalten. Und Spieler brauchen den Sieg.
Nutze deswegen die vielen verschiedenen
Möglichkeiten, die du als Spielleiter hast so oft
wie möglich abwechselnd, um deine Spieler auf
vielfältige Weise siegen zu lassen. Was die Sache
so heikel macht ist das notwendige Feingefühl,
das du mitbringen musst: Mach ihnen den Sieg
nie zu leicht!
[marcus johanus]
[www.spielleiter-tipps.de]
60
STILBLÜTEN
Die Spieler einigen sich, sich erst-
mal an das Räuberlager anzuschlei-
chen, um es auszukundschaften.
Spieler 1: „Also, meine Freunde,
geht ihr lieber voraus. Meine
Kettenrüstung eignet sich nicht
besonders gut zum Schleichen.“
Spieler 2 (Zwerg): „Also… Einige
sehr schlaue Zwerge haben mal…
*Zögern* gerüchteweise haben die
vor einigen Generationen entdeckt,
dass man *langes Zögern und Schau-
dern* … Kettenhemden… *angewi-
dert* ausziehen kann…bäh!“
Spieler 1 protzt laut mit
seinen Kämpfen: „Ich habe schon 3
Kameraden verloren...“
Spieler 2: „DAS glaube ich dir.“
Spielleiter: „Ihr werdet von
einem Quietschen geweckt.“
Spieler: „Hat sich die Schatztruhe
wieder gefüllt?“
Letzte Worte: „Sucht einen
Heiltrank, ich halte sie auf!“
Spielleiter: „Er (Spieler 1) kommt
aus dem Zelt heraus mit einer
Statue in den Händen. Irgendwie
kommt er euch verändert vor!“
Spieler 2: „Ich zücke meine
Pistolen und schiess ihn nieder!!!“
Spieler 1: *stirbt*
Spielleiter: „Die Wände der Burg
sind spiegelglatt geschliffen.“
Spieler: „Unter einer
geschliffenen Burg stelle ich mir
etwas anderes vor.“
Spieler 1: „Die Tür ist
verschlossen und wir haben keinen
passenden Schlüssel.“
Spieler 2: „Die Tür ist aus
Holz und wir haben den
passenden Zwerg.“

CHOKRAL UND CTOK-MN
Chokral
Titel: Karak (Führer von 40-70 Orkkriegern)
Volk: Ork
Alter: 28 Jahre alt
Größe: 170 cm
Statur: Bullig, muskulös,
Haarfarbe: ähm,... wie´n Ork eben
Augenfarbe: Rot
Gewicht: 68 kg
Kurzbeschreibung: Man wird Chokral immer
mit einer Waffe in der Hand oder zumindest in
seiner Reichweite begegnen. Das ist das aller-
wichtigste, was man über ihn sagen kann. Zuge-
gebener Maßen hat jeder Ork immer eine Waffe
zur Hand, aber bei Chokral ist das noch etwas
schlimmer. Bei seiner Geburt (Wie auch immer
das geht! Haben Orks jetzt eigentlich Mütter
oder wachsen sie unbestätigten Gerüchten nach
doch in Pilzen?) warf der Schamane seines Stam-
mes die Runen, und weissagte dem jungen Ork
eine große Zukunft als Krieger und Führer! Aller-
dings verschwieg der Schamane nicht, dass er
auch den Tod des Kriegers in den Runen gese-
hen hatte: Chokral würde in einem gewaltigen
Gefecht umringt von mächtigen Feinden unter
den Hieben der Übermacht fallen! Eigentlich das
beste, was einem Ork passieren kann! Allerdings
sah der Schamane in seiner Vision nicht, dass
sich Chokral gewehrt hätte, denn er trug keine
Waffe bei sich! Und ein wehrloser Tod ist ein
ehrloser Tod! Daher kommt es, dass Chokral
stets eine Waffe bei sich führt, mit ihr zusam-
men isst, schläft und alles, was ein gesunder Ork
sonst noch so macht!
Zu Chokrals Erscheinung lässt sich nicht viel
sagen. Er sieht eben aus wie ein Ork aussieht (je
nach Spielwelt soll es da ja Unterschiede geben),
nur ein bisschen grösser, ein bisschen stärker
und ein bisschen mehr gefährlicher. Gekleidet
ist er nach orkischer Mode (?), Besonderheiten
sind ein Kettenhemd, dass er einem unglückli-
chen Abenteurer abgenommen hat, einen Helm,
der aus dem eisenharten Schädelknochen eines
Bären geschnitzt wurde, ein roter Umhang mit
goldenen Runen (den er der ebenso unglückli-
chen Begleiterin des oben genannten unglück-
lichen Abenteurer abgenommen hat) und sein
Säbel, der sehr alt und gebraucht aussieht, aber
dennoch eine sehr tödliche Waffe darstellt (Siehe
„Magie“).
Bekanntheitsgrad: Unter seinem Stamm ist
Chakral über alle Maßen bekannt, und man hat
auch schon in anderen Stämmen seinen Namen
NPC-ECKE
vernommen und sich vorgenommen, ihn dem-
nächst zu töten. Nur hat sich noch keiner gefun-
den, der es versuchen will!
Motivation: Chokral ist ein Ork. Da fällt es mir
schwer, eine klare Motivation zu erkennen. Er
liebt den Kampf und beherrscht ihn in aller Voll-
endung. Er will wie ein Ork leben, kämpfen und
sterben. Und was noch? Das liegt in der Hand
des Spielleiters!
Verhalten: Chokral ist ein Krieger, ein sehr guter
sogar und das lässt er auch raus. Er wird sein
Untergebenen herumschubsten, anbrüllen und
zusammenschlagen, wie es ihm gefällt. Anderer-
seits ist er auch ein geborener Führer und seine
herumgeschubsten, angebrüllen und zusammen-
geschlagenen Orks folgen ihm mit unnachgie-
biger Treue und würden für ihn sterben. Im
Gegenwart von Fremden wird er gerne seine
Macht demonstrieren und Erniedrigungen von
seinen Untergebenen fordern (z.B. sie grundlos
schlagen oder sie auf die Knie fallen lassen, ectr!).
Ansonsten ist er für einen Ork überraschend
klug. Er kennt seine Stärken, aber auch seine
Schwächen. Er spricht die Hauptsprache der
Spielwelt relativ gut, so dass er sich ohne Pro-
bleme mit Anderen unterhalten kann.
Ein weiterer erwähnenswerter Charakterzug
Chokrals (den man übrigens Scho-Krall aus-
pricht) ist, dass er sehr komisch auf Unbe-
waffnete und auf zerbrochene Waffen reagiert.
Erstere erkennt er nicht als vollständig erwach-
sen an (Er wird nicht mit ihnen reden und sie
automatisch, wenn sie ihn in sein Lager folgen,
im Frauenzelt unterbringen. Bewaffnete Frauen
hingegen hat er zu respektieren gelernt, so dass
er sie als vollkommen gleichberechtig ansieht.
(Naja, nicht ganz vollkommen gleichberechtigt,
immerhin hat der Gott des Eisens den Mann
für den Kampf aus dem Feuer erschaffen und
die Schwestergöttin das Weib aus Lehm für
das Küchenzelt! Und bewaffnete Weiber sind
zwar gefährlich, gehören aber eigentlich auch ins
Küchenzelt. Nur ist Chokral viel zu clever, um
einer bewaffneten, Kampferprobten Kriegrein
diese These näher zu bringen!), zweitere, also
zerbrochene Waffen, lösen bei ihm unterschied-
liche Reaktionen aus, angefangen von Schreck-
starre, bis hin zu plötzlicher Barbarenwut!
Warum das so st, lässt sich nur erahnen. Viel-
leicht hat der Schamane ja doch mehr gesehen
und Chokral gesagt, als wir wissen?
Magie: Chokral selber ist nicht magisch, abge-
sehen vielleicht von einem ganz leichten Schim-
61
mer, der von seinen Kriegsbemalungen ausgeht.
Wer weiß, was der Schamane da hineingemischt
hat. Anders als er selber, strahlt seine Waffe ein
wahres Feuerwerk an magischer Energie aus.
Der alte, schartige Säbel glüht auf der Geiste-
rebene in einem grellen, grün-gelblichen Feuer.
Chokral hat diese Waffe bei einem seiner Streif-
züge gefunden. Warum er ihn behalten hat,
erzählt er keinem. Nur der Schamane weiß mehr
und an dem Tag, an dem Chokral ihm die Waffe
gezeigt hatte, war der Zauberwirker weißlich
angelaufen (soweit das bei Orks geht) und hatte
zwei Ziegen geopfert, um größeren Schaden
von seinem Stamm ab zu halten. Der Säbel
hat Chokrals Kampftalente auf jeden Fall extrem
gefördert (regeltechnisch heißt das, dass der
Spielleiter je nach Ermessen ein oder zwei mal
einen schlechten oder sogar verpatzten Wurf
nachwerfen darf!).
Gerüchte: Es gibt jede Menge Gerüchte über
Chokrals Waffe, Abstammung und Biographie,
aber die SC werden von den Orks selber kaum
welche hören, weil sie sich in Chokrals Nähe
nicht trauen werden, über ihn zu sprechen.
Sollte tatsächlich mal ein Ork einem SC etwas
über den Karak erzählen, wird es stets ehr-
furchtsvoll und stolz klingen.
Besonderer Zitatschatz:
• Hum! Hkor-ga-k-tchark Hrrrrrrrr! (das kann
ich nicht übersetzen wegen FSK und Jugend-
schutz! Nett ist es aber nicht!)
• Dieser schweinebäuchige Tchark! Essen
werde ich ihn und seine ganze Sippe! Nur die
Hunde werde ich leben lassen, und sie bei
seinem Namen nennen! (Über einen Feind!)
• Dieser hundäugige Hkor! Ich werde ihn essen!
Langsam und während er noch lebt! Und
dann werde ich meine Weiber eine Suppe
aus ihm kochen lassen, mit Zwiebeln, und
seine Kinder das essen lassen! Das wird ihn
freuen!
• Große Waffe habt ihr da! Aber deswegen
werde ich euch nicht töten!
• Als ER das Feuer erschuf, dachte er an den
Mann! Als ER die Erde erschuf, dachte er
an das Weib! Und als ER die Feder erschuf,
dachte er an die Vögel, nicht an einen Ga-kh,
der damit Worte malt! (zu einem schreiben-
den SC!)
• Ihr tragt keine Waffe? Warum nicht? (zu einem
SC, der waffenlos ist. Dann, nachdem dieser
SC seine Erklärung gegeben hat:) Verstehe!
Wem gehört ihr also, Sklave?

Szenarienvorschläge: Chokral ist kein Ork
zum „eben mal totschlagen“! Er kann mehr!
Entweder er entwickelt sich zum permanenten
Gegenspieler einer Gruppe, oder er wird unge-
wollte Teil von einer. Wie wäre es z.B. damit,
Chokral und den SC einen gemeinsamen Feind
zu geben, vor dem sie fliehen müssen, bzw,
den sie bekämpfen sollen. Nur gemeinsam ist
das möglich, und trotzdem wird es Spannungen
geben. Man kann Chokral aber auch in manchen
Systemen als Auftraggeber verwenden. Oder die
SC erleben eine Woche in einem Orklager, wie
auch immer sie es geschafft haben, da rein zu
kommen. Orks sind nicht immer nur zum töten
da! Sie können mehr!
Ctok-Mn
(Blinder Sehender)
Titel: H-chon-Kttra (Hoher Schamane, eigent-
lich: der den Geistern befehlen kann!)
Volk: Ork und ?? (Siehe bei Besonderheiten)
Alter: unbekannt, jedoch mindestens 90 Jahre
Größe: 150 cm
Statur: Ctok-Mn geht vom Alter gebückt. Er ist
für einen Ork untypisch schlank und hat einen
ebenfalls sehr untypisch großen Schädel, der bei
jedem Schritt nach vorne baumelt
Haarfarbe: Die Haare und das Fell (sofern er
eines hat) leuchten in einem eigentümlichen,
ganz leichten Silberton
Augenfarbe: keine
Gewicht: 48 kg
Kurzbeschreibung: Der Blinde Sehende geht
stets gebückt. Er sieht wie ein alter, kranker und
sehr komisch gebauter Ork aus, weil seine Pro-
portionen irgendwie nicht zu stimmen scheinen!
Sein Kopf ist für den Rest seines Körpers zu
groß. Seine Haare und sein Fell schimmern leicht
silbern. Er läuft, wie oben bereits beschrieben,
immer vorübergebeugt, den Kopf hält er stets
zur linken Seite gedreht. Der Orkschamane ist
blind, hat aber die Macht, auf der Astralebene
sehen zu können. Da sein Gesicht furchtbar ver-
stümmelt sind, trägt er stets eine Maske auf dem
Kopf, die seine Augen und die Nase verhüllt,
den zahnlosen Mund allerdings frei lässt. Diese
Maske ist aus einfachen, roten Stoff, bedeckt
seinen Hinterkopf und mündet in einem sehr
langen Umhang, der, um seinen mageren Körper
geschlungen, das einzige Kleidungsstück ist, wel-
ches der Ork trägt. Ansonsten trägt der Ork
nichts mehr mit sich herum. Er bewegt sich nur
langsam und sehr schwerfällig. Seine Stimme ist
leise, wenn auch von orkuntypischer Weichheit
und Helligkeit. Und er stinkt nach Alter und Tod.
Meistens sitzt Ctok-Mn bewegungslos in seinem
Zelt und meditiert. Wenn er Besuch bekommt,
wird er nur selten selber laut antworten, son-
NPC-ECKE
dern einem seiner Schüler die Antwort ins Ohr
flüstern, der sie dann laut für alle wiederholt.
Verlangt es den Meister nach einem Privatissi-
mum mit einem seiner Besucher, so schaltet er
sich kurzerhand in dessen Kopf ein, um mit ihm
zu reden. (Gedankenlesen kann er dabei nicht,
wenn er es nicht unbedingt will!)
Jeder wird sehr froh sein, aus der Nähe des
komischen Orkes zu kommen.
Bekanntheitsgrad: Der Blinde Sehende ist
sehr bekannt. Alle Orks sprechen mit großem
Respekt und Angst vor ihm, manche auch mit
Hass. Aber niemals wird seine Stellung als Höch-
ster der Schamanen angezweifelt.
Sogar in manchen Kreisen der Menschen und
anderen Völker redet man von ihm. Viele mit
Furcht, denn dieser eine Ork eint die Macht
in sich, die Stämme zu einen und ein Heer
zu befehligen, das größten Schaden anrichten
könnte. Aber bisher hat Ctok-Mn noch keine
Anstallten diesbezüglich gemacht!
Seltene Gerüchte und Geschichten drehen sich
in den höchsten Kreisen der Bildung (Magier und
Priester) um den Schamanen, seine Macht und
seine Gestalt. Das Kind eines Dämonen wird er
von einigen genannt, das Experiment eines ver-
rückten Magiers von anderen, der Letzte einer
unbekannten Rasse von dritten, die in ihm den
letzten Tara-jan sehen, jenem Volk, dass vor
Äonen den Ersten und Ältesten, den Urvätern
der Elfen diente!
Und in den Städten droht man den kleinen Kin-
dern mit ihm, wenn sie nicht artig sind!
Motivation: Genauso wie seine Herkunft im
Nebel liegt, sind auch seine Ziele niemanden
außer ihm bekannt. Ctok-Mn lebt schon länger
las jeder Ork und verfolgte in seinem Leben
viele Ziele. Unsterblichkeit und Allwissen schei-
nen ihn nicht mehr locken (Wahrscheinlich hat
er es schon) und doch scheint er einen beson-
deren Plan zu verfolgen, für den er sich seines
Stammes, aber auch anderer Leute, wie z.B. den
SC bedient. Aber wohin dieser Plan führen soll,
hat er noch niemandem verraten.
Verhalten: Ctok-Mn ist sich seiner Macht
bewusst. Niemals wird er aufbrausend, niemals
verliert er die Fassung. Man muss sehr genau
beobachten können, um überhaupt eine Gefühls-
regung auf dem zerfallenen Gesicht des Orkes
entdecken zu können. Er weiß sehr viel und
wird dieses Wissen auch einsetzten, um sein Ziel
zu erreichen. Und er hält Wort, solange sein
Wille erfüllt worden ist. Offiziell hält er sich aus
der Führung des Stammes heraus, aber inoffiziell
wagt keiner der Führer, etwas ohne sein Einver-
ständnis zu unternehmen. Deswegen wird auch
jeder Ork seine Entscheidungen respektieren,
und sei es, eine Gruppe Nichtorks ins Lager ein
62
zu laden. Ctok-Mn ist der unnahbare, gefühlslose
Verwalter des Schicksals vieler. Und so wirkt er
auch!
Magie: Sollte ein Sc so töricht sein, auf den Scha-
manen oder in seiner näheren Umgebung Magie
zu wirken, so kommt er noch gnädig weg, wenn
er nur Opfer einer Rückkopplung wird, die ihm
Kopfschmerzen für einige Tage und Blindheit für
Wochen beschert. Um den Schamanen herum
liegt so viel Macht in der Luft, dass man sie förm-
lich greifen kann. Jeder Magiebegabte hat sofort
Kopfschmerzen, wenn er sich in der Nähe des
Orkes aufhält. Deswegen lieber keine Magie!
Gerüchte:
• Der Blinde Sehende ist ein Sohn von Ujreilo-
pia-ézeujaoi (Name eines Orkgottes?)
• Der große Geisterbeschwörer befielt den
Dafahjet! Seine Macht ist grenzenlos!
• Er kam zu unserem Stamm lange Jahre zuvor!
Woher er kam, weiß nur er!
• Er beobachtet den Karak Chokral wohlwol-
lend (Das stimmt! Was er nur vorhat?)
Und so viel mehr von orkischer Zunge! Anders
sind da die Stimmen seiner nichtorkischen
Nachbarn:
• Er ist ein Teufel. Seine Macht muss so groß
sein wie sie keiner von uns jemals erhalten
wird. Er muss sie geschenkt bekommen habe!
Nur zu welchem Preis? (Ein Magier)
• Wenn er ruft, werden ihm alle Orks folgen!
Und wir werden weggeschwemmt werden!
• Hilfäää! (Ein kleines Kind, das immer wenn es
nicht brav ist, vom Blinden Sehenden geholt
werden soll!)
Besonderer Zitatschatz: Ctok-Mn redet
nur sehr selten laut! Auch das Einklinken in
fremde Gehirne ist so selten, dass man ihm
keinen Zitatschatz zusprechen kann.
Szenarienvorschläge: Genau wie Chokral,
der öfrets als verlängerter Arm Ctok-Mn agiert,
kann auch Ctok-Mn den SC persönlich einen
Auftrag geben. Er wird ihnen dabei aber nichts
befehlen, was ihrer eigenen Persönlichkeit wider-
sprcht, wie z.B. das Überfallen und Töten von
Menschen, ectr! Um sich der Treue seiner
Arbeitnehmer zu versichern, wird er Mittel und
Wege finden. Am liebsten hat es Ctok-Mn aber,
wenn er die SC so manipuliert hat, dass sie die
Aufgabe freiwillig lösen (Z.B. wird er, wenn er
ein bestimmtes Artefakt benötigt, in die sich
kein Ork hineinwagt, dorthin einen wilden Eber
bannen, der den Bauern das Leben schwer
macht. Diese armen Bauern werden dann die
SC bitten, sich der Sache an zu nehmen, und
Ctok-Mn wird dafür sorgen, dass sie ihm das
Artefakt aus der Höhle holen!)
[christoph maser]
[astra19@fagamo.de]
 Willkommen, willkommen meine Freunde! Ich
freue mich euch wiedereinmal hier begrüßen zu
dürfen. Ich möchte euch heute mit einem exqui-
sites Mahl aus den Weiten von Melkhan verwöh-
nen. Natürlich sind die einzelnen Gänge an sich
schon ein Gedicht und gut geeignet um alleine
den Gaumen zu verwöhnen, aber was ist eine
Kirschblüte im Vergleich zu einem blühenden
Kirschzweig?
HEFEBROT; NAAN
(ergibt 9 Brote)
Zutaten:
150ml Milch
1/3 Würfel Hefe (15g)
2 Tl Zucker
500g Weizenmehl
1 TL Salz
1 TL Backpulver
2 EL Öl
150g neutraler Joghurt
1 Ei
Zubereitung:
Milch in einem Topf etwas erwärmen, in eine
Schüssel geben und die zerbröckelte Hefe hin-
zugeben. 1TL Zucker hinzufügen, alles gut ver-
rühren und etwa 15 Minuten stehen lassen bis
sich die Hefe aufgelöst hat.
Das Mehl in eine große Schüssel sieben, Salz
und Backpulver dazugeben und vermischen.
Nach und nach 1 TL Zucker, die Hefemilch, Öl,
Joghurt und Ei dazugeben, und alles zu einem
Teig verrühren. Den Teig kräftig durchkneten.
Zu einer Kugel formen und zugedeckt an einem
warmen Ort ca. 1 Stunde gehen lassen.
Den Backofen auf 225 °C vorheizen. Ein gefet- reichlich Salz hinzugeben. Das Gericht bei mitt-
tetes Blech im Ofen heiß werden lassen. Den
Teig erneut durchkneten und in 9 Stücke teilen,
daraus Kugeln formen. Die ersten 2-3 Kugeln
zu tropfenförmigen Naans, auf der bemehlten
Arbeitsfläche ausrollen (ca. 5-8 mm dick).
Die Naans auf das heiße Backblech legen,
und in die Mitte des Backofens schieben. In 6-8
Minuten hellbraun backen. Das fertige Brot in
ein Tuch einschlagen bis die anderen Brote auch brot und verschiedenen Chutneys.
fertig sind. Möglichst heiß als Beilage oder Vor-
speise (mit verschiedenen Chutneys) servieren. sollte man dort die Menge des Honigs auf etwa
KARTOFFEL-BLUMENKOHL-
CURRY
(ergibt 4 Portionen)
Zutaten:
1 kleiner Blumenkohl (ca. 500g)
350g festkochende Kartoffeln
2 mittelgroße Zwiebeln
2 mittelgroße Tomaten
2 frische Chilischoten
1 1⁄2 TL Kurkumapulver
1 1⁄2 TL Kreuzkümmelpulver
2 TL Paprikapulver, edelsüß
1⁄4 TL Chilipulver
200g Erbsen, tiefgefroren
3 EL Joghurt
1 TL Garam Masala
etwas Öl
Zubereitung:
Den Blumenkohl waschen und Röschen von ca.
5 cm Länge und 4 cm Durchmesser schneiden.
Kartoffeln waschen, schälen und in etwa 3cm
große Würfel schneiden. Zwiebeln schälen und
klein schneiden. Tomaten waschen, vierteln und
vom Stielansatz befreien. Chilischoten waschen
und klein schneiden, Stielansatz entfernen.
Öl in einem Topf erhitzen. Zwiebeln hinzu-
geben und bei mittlerer Hitze unter Rühren
anbraten, bis die Zwiebeln dunkelbraun sind.
Kartoffelwürfel, Blumenkohlröschen und Chi-
lischoten hinzufügen und bei mittlerer Hitze
unter rühren ca. 3 Minuten anbraten. Kurkuma,
Kreuzkümmel, Paprika und Chilipulver dazuge-
ben und alles zusammen weitere 3 Minuten
anbraten. Tomaten, Erbsen und Joghurt dazuge-
ben. Alles gut verrühren. 1⁄4 Liter Wasser und
lerer Hitze ca. 20 Minuten zugedeckt kochen
lassen bis Blumenkohl und Kartoffeln weich sind.
Ab und zu umrühren.
Zum Schluss das Garam Masala darüber
streuen.
Tipp:
Am besten serviert man das Curry mit Naan-
Reicht man das Nektargetränk zu dem Curry
80g reduzieren.
63
MANGOCREME
Zutaten:
1 reife asiatische Mango (ca. 300g)
200g Sahne
2 Tl Zucker
Zubereitung:
Die Mango waschen und abtrocknen. Mit
einem scharfen Messer schälen, das Fruchtfleisch
vom Kern lösen und in kleine Stücke schneiden.
Einen kleinen Teil davon zum Dekorieren zur
Seite legen, den Rest pürieren. Die Sahne steif
schlagen. Mangopüree und Zucker dazugeben
und vorsichtig unterheben. Die Creme in 4-6
Dessertschüsselchen geben, mit den Mangostük-
ken dekorieren und für ca. 1 Stunde kühl stel-
len.
NEKTARGETRÄNK
Zutaten:
1⁄2 frische Kokosnuss (ca. 150g)
2 reife asiatische Mangos (ca. 500g)
120g Honig
1⁄2 Liter Milch
250g Joghurt
50ml Kokoswasser (aus der Nuss)
1 EL Rosenwasser
Zubereitung:
Die Kokosnuss öffnen und das Fruchtfleisch
von der weichen braunen Haut befreien und
klein schneiden. Die Mangos waschen und klein
schneiden. Mit Kokosnussfleisch und Honig in
einen Mixer geben und pürieren. Milch, Joghurt,
1⁄4 Liter kaltes Wasser und das Kokoswasser
hinzufügen und alles gut vermischen. In einen
Krug umfüllen, Rosenwasser und zerstoßenes
Eis dazugeben und kurz umrühren.
Tipp:
Zum Öffnen der Kokosnuss den Backofen
auf 200°C aufheizen. Mit einem Schraubenzie-
her zwei der drei ‚Augen‘ der Nuss einstechen
und die Flüssigkeit herauslaufen lassen. Die leere
Nuss ca. 15 Minuten in den Backofen legen,
danach auf ein Brett geben und mit einem Ham-
merschlag zertrümmern.
[peti heinig]
 Rezensionen
Oriental Adventures
Art: Quellenband
System: D&D 3 (d20)
Verlag: Wizards of the Coast
Preis: ca. 35,- €
Bewertung: êêêê
Mit der 3. Edi-
tion des D&D
Spiels steht auch
eine Neuauflage
eines alten Bekann-
ten auf der Liste.
Oriental Adven-
tures, das Buch,
das sich traditi-
onsgemäß mit den
Kulturen ostasiati-
scher Herkunft auseinandersetzt, ist Gegenstand
dieser Rezension.
Mit der Neuauflage ändert sich neben den
Regeln vor allem eines, nämlich die Hintergrund-
welt. Nicht ein bekannter D&D Hintergrund wie
Kara-Tur auf Toril, sondern Rokugan, die Hin-
tergrundwelt von Legend of the Five Rings, ist
das gewählte Beispiel einer orientalischen Kultur.
Woran man nach ein paar Seiten wiederum
eines erkennt: Erneut geht es in diesem Buch,
wie seit Erscheinen der 3E immer wieder von
den Machern erwähnt, um Wahlmöglichkeiten.
Rokugan ist zwar Beispielwelt, aber alle Optio-
nen sind einfach für jede andere Kampagne,
die Vergessenen Reiche oder Greyhawk ein-
geschlossen, adaptierbar. So bleibt das Buch,
das sich nicht als Kampagnensetting sondern als
Regelergänzung, versteht, auch für nicht Roku-
gan-Kundige interessant.
So lebt das Buch trotz - oder gerade aufgrund
- des bei den D&D Regeln neuen Settings, von
seiner schier gewaltigen Vielfalt an Möglichkei-
ten, die den Leser eingangs nahezu erschlagen,
was angesichts einer Stärke von 256 Seiten im
Hardcovereinband nicht verwunderlich ist. Das
Buch ist durchgehend vollfarbig illustriert, und
die Aufmachung ist sehr ansprechend, obwohl
dies jeder Leser in diesem Punkt natürlich an
seinen persönlichen Ansprüchen messen muss.
Lediglich der Font der Überschriften hätte ein
wenig klarer gestaltet sein können. Zwar ist er
lesbar, und fängt den Flair des Settings sehr gut
ein, jedoch dauert es, bis das Auge sich daran
gewöhnt hat, und er ist nicht immer klar. Ein
angesichts des Inhaltes sehr gut verschmerzba-
rer Schönheitsfehler:
Das erste Kapitel des Buches startet mit der
Beschreibung der Völker. Zu den alten Bekann-
ten aus dem Player‘s Handbook, gesellen sich
einige Neue: Hengeyokai, eine Rasse gestaltwan-
delnder Tiere, und Korobokuru, ein Volk von
Zwergmenschen, teilen sich die ersten Seiten
mit Nezumi, Rattenwesen aus dem Rokugan
Hintergrund, sowie dem Spirit Folk, Menschen
mit Vorfahren in der Welt der Naturgeister und
den Vanara, einem neugierigen Folk von affen-
ähnlichen Wesen.
Neben diesen Völkern finden die Völker
des Spielerhandbuchs noch kurz Erläuterung
bezüglich ihrer Einbindung in eine Kampagne in
Rokugan oder einer östlichen Kampagne, und
Menschen bekommen je nach Klanzugehörig-
keit (in Rokugan, aber auch sonst nutzbar), eine
bevorzugte Klasse und eine weitere Klassenfer-
tigkeit zugewiesen.
Alles in allem ist die Sektion genau so gelungen
wie im Spielerhandbuch, und lässt keine Wün-
sche offen, auch die neuen Völker scheinen sich
gut in das Kraftverhältnis der bestehenden Wahl-
möglichkeiten einzugliedern.
Weiter geht es mit der Beschreibung der Klas-
sen. Neu ist der Samurai, ein Kämpfer, der
aber mit zunehmender Macht seinem Daisho
(dem Schwerterpaar Katana und Wakizashi),
Kraft seiner Vorfahren magische Kräfte verleihen
kann, und der Schamane, eine Art Kleriker der
auf die Naturgeister zurückgreift, der Shugenja,
ein Rokugan eigenen Zauberwirkerverschnitt,
der göttliche Zauber basierend auf Charisma
wirkt. Zu diesen gesellen sich der Sohei,
ein bewaffneter, religiöser Soldat, der in eine
Art Kampfrausch eintreten kann, und sich als
Mischung aus Kämpfer und Mönch offenbart,
und schließlich der Wu Jen, ein orientalischer
Magier, der ein paar ungewöhnliche Talente ent-
wickelt.
Alle scheinen ausgewogen und mit den Grund-
regeln vereinbar. Für die alten Klassen gibt es
jeweils einen erklärenden Paragraphen, sofern
sie in einer orientalischen Kampagne vertreten
sind. Nur Barden, Kleriker, Druiden, Paladine
und Magier gibt es per Definition nicht in Roku-
gan (und anderen orientalischen Kampagnen,
wobei aber letztlich der Spielleiter das Sagen
hat).
Besonders zu erwähnen wären einige Verän-
derungen des Mönchs, der nun eine geringfügig
erweiterte Waffenliste hat (die aber kräftemä-
ßig mit den bereits erlaubten auf einer Stufe
sind). Außerdem gibt es mehr Waffen, mit denen
er seinen Unarmed Base Attack Bonus verwen-
64
den kann, und er kann einige Talente die er im
Spielerhandbuch bekommt, gegen andere ein-
tauschen.
Das nächste Kapitel widmet sich Prestige Klas-
sen. Hier bekommt auch der Mönch endlich,
was ihm gebührt, nämlich drei Klassen, die seine
Fähigkeiten aufnehmen und fortführen. Aber
auch so ungewöhnliche Klassen wie der Void
Disciple oder Bear Warrior sind hier anzutreffen.
Und ein alter Bekannter aus Sword&Fist: Der
Weapon Master hat unter dem Namen Kensei
seinen Weg in den Orient gefunden.
Alles in allem ist auch dieses Kapitel sehr
gelungen, ausführlich und mit den bestehenden
Regeln im Einklang. Vor allem machen die Klas-
sen keinen zu mächtigen Eindruck, wie bisher
schon desöfteren geschehen.
Das folgende Kapitel widmet sich den Fertig-
keiten und Talenten. Neben neuen Gebrauchs-
weisen für alte Fertigkeiten, und neuen Sprachen,
findet sich eine gänzlich neue Fertigkeit: Iaijutsu
Focus. Diese dient dem Samurai im Schwert-
kampf, und lässt ihn, durch das Resultat der Wür-
felprobe bedingt, Extraschaden verursachen,
wenn er einen Gegner auf dem falschen Fuß
erwischt, und in derselben Runde sein Katana
gezogen hat. Sie ist allerdings lange nicht so
mächtig, wie sie auf den ersten Blick erscheint,
und dient mehr dem Flair als einem tatsächlichen
Vorteil, da sie auch in Samuraiduellen ein Rolle
spielt.
Im weiteren folgt die Beschreibung der neuen
Talente, und es sind VIELE. Einige alte Bekannte
aus dem Sword&Fist und aus dem Vergessene
Reiche Kampagnensetting feiern ein Wiederse-
hen, aber es ist keine Hand voll an der Zahl
und somit hat man auch nicht das Gefühl, sein
Geld wirklich noch einmal für dasselbe Material
auszugeben (was man wirklich nicht tut, denn
die Überschneidungen mit bereits erschienenem
Material sind durchweg minimal).
Vor allem Mönche dürften von den neuen
Möglichkeiten profitieren, da sie in einer OA
Kampagne wie bereits erwähnt einige ihrer Klas-
senfertigkeiten gegen Talente tauschen können.
Trotzdem hat man nie den Eindruck, dass etwas
unbalanciert sein könnte.
Das nächste Kapitel befasst sich mit Charak-
terbeschreibung und Ausrüstung und ist ebenso
gelungen wie das vorhergehende. Es ist dem
Gegenstück im Spielerhandbuch sehr ähnlich,
gibt aber Statistiken für ungewöhnliche Waffen
und Rüstungen, die Freunde orientalischer Kam-
pagnen bislang vermisst haben mögen.
Kurz abgehandelt wird in einem separaten, 4
Seiten umfassenden Kapitel, im Anschluss das
Thema Kampf, wobei die Ergänzungen zum
 Rezensionen
Spielerhandbuch allerdings tatsächlich nur aus 2
Dingen bestehen: Martial Arts und Iaijutsu Duels,
Duellen zwischen zwei Samurai. Kurz, aber aus-
reichend informativ. Mönche können nun einen
bestimmten Kampfstil als Talent erlernen, nach-
dem sie ein lange Kette anderer Talente als
Voraussetzung erlernt haben. Jeder Kampfstil
bringt dann einen anderen Vorteil, bspw. erhöh-
ter Schaden beim unbewaffneten Kampf oder
einen Ausweichbonus auf die Rüstungsklasse.
Das nun anstehende Kapitel ist erneut sehr
umfangreich: Es dreht sich um Magie. Die Zau-
berlisten der einzelnen Klassen (einschließlich
einiger - auch neuer - Domänen für Schamanen),
sowie ein Arsenal neuer Zauber erwarten den
Leser. Die meisten davon sind auch ohne Wei-
teres in einer normalen D&D Kampagne ver-
wendbar, einige jedoch sehr speziell auf den
Hintergrund eine OA Kampagne zugeschnitten.
Für alle Klassen werden Zauberlisten gegeben,
und alle Zauber scheinen mit denen aus anderen
offiziellen Quellen gleichwertig zu sein, wobei
allerdings erst die Zeit zeigen wird, ob dem
wirklich so ist.
Die Magie Rokugans unterscheidet sich von
der Torils oder Oerths stark, und dadurch ent-
steht ein gänzlich anderes Flair, dass jedoch
seinen ganz eigenen Charme hat. In einer von
Rokugan verschiedenen orientalischen Kampa-
gne kann man aber auch (fast) gewohnte Pfade
beschreiten.
Direkt darauf folgend beschäftigt sich ein Kapi-
tel mit magischen Gegenständen, ohne jedoch
großartig Neues hervorzubringen. Die Auswahl
ist nett, passend, und erweitert ein mittlerweile
sehr großes Sortiment der 3rd Edition um ein
weiteres Stück. Einige Verzauberungen sind sehr
spezifisch, und auf den Orient bezogen, während
andere durchaus generell verwendbar sind.
Das nächste Kapitel widmet sich Monstern.
Einige alte Bekannte wie Tako oder Tasloi
werden vorgestellt, aber auch sehr Rokugan-spe-
zifische, die Oni, haben ihren Auftritt. Besonders
sind in diesem Kapitel erneut die Illustrationen
hervorzuheben, die durchweg sehr hochwertig
sind.
Anschließend beschäftigt sich ein kleiner Teil
des Buchs mit der Erstellung einer eigenen orien-
talischen Kampagnenwelt. Dieser ist leider recht
kurz gehalten (nur 6 Seiten), beinhaltet aber
einige sehr nützliche Übersetzungen von Klas-
sennamen (z.B. Mönch gleich japanisch „Budoka“
gleich chinesisch „Seng“ gleich indisch „Muni“...)
und gibt auch Übersetzungen für Waffenbezeich-
nungen. Wer also das No-Dachi bislang vermisst
hat, sollte wissen, dass es eigentlich nur ein japa-
nischer Zweihänder ist.
Die letzten 2 Kapitel beschäftigen sich auf 50 eines mächtigen Kriegsherrn in einer mittelalter-
Seiten mit der Hintergrundwelt Rokugan. Alle lich-phantastischen Welt, in der Zauberer und
zum Spielen notwendigen Informationen sind Helden, furchterregende Kreaturen und mäch-
gegeben, und eigentlich kann man sofort anfan- tige Kriegsmaschinen alltäglich sind - beide Spiele
gen. Die Welt von Legend of the Five Rings verwenden die gleiche Hintergrundwelt.
offenbart sich in diesem Zusammenhang als sehr Im Grundspiel enthalten sind zwei Zinnfigu-
spielerfreundlich, da der Kosmos doch weit ren, die die Hauptstädte der beiden Spieler dar-
simpler gestrickt ist, als bspw. der Torils, und stellen. Im Grundspiel ist nämlich - anders als
die Geschichte der Welt doch einen eindeutigen auf der Packung aufgedruckt - nur ein Spiel zu
roten Faden aufweist. Insgesamt ist es ein sehr zweit sinnvoll möglich. Erst durch kommende
faszinierendes Setting, da sich trotz der Einfach- Erweiterungen und den Erwerb von Boostern
heit immense Möglichkeiten auftun, und es dem mit zusätzlichen Einheiten wird das Spiel auch
Leser enorm viele Ideen liefert. für bis zu sechs Spieler geöffnet. Dann bekommt
Weiterer Vorteil: Dank der Einfachheit, lässt man noch einen festen Spielplan, der in Hexfel-
sich das Setting auch ohne weiteres in eine beste- der eingeteilt ist, Pappcounter, die die Armee
hende Welt aufnehmen, so dass man kaum etwas darstellen, Tabellen zur Verwaltung des eigenen
verändern muss, will man die Kultur Rokugans Vermögens, zehn Würfel und einen Satz Res-
bspw. auf einem der unerforschten Kontinente sourcenkarten, auf denen Zaubersprüche und
Torils aufleben lassen. die Werte der Einheiten abgebildet sind.
Das Spiel an sich ist relativ offen für Modifi-
Fazit: kationen und Erweiterungen. So ist das Spielziel
Insgesamt kann man James Wyatt für ein zunächst einmal, die gegnerische Hauptstadt ein-
rundherum gelungenes Buch nur ein großes zunehmen. Dieses kann aber beliebig abgeändert
Lob aussprechen. Sein Werk beinhaltet eine werden, so dass eigene Szenarien entstehen.
immense Anzahl von Wahlmöglichkeiten, und Die Spieler stellen mit einer vorher verein-
selbst jemand, der sich normalerweise nicht für barten Summe ihre Armeen auf (genreüblich
orientalische Elemente begeistert, wird hier viel, muss für jede Einheit und jeden Zauberspruch
viel verwendbares Material finden. ein bestimmter Teil dieser Startsumme ausgege-
Preis/Leistung: ŒŽ… ben werden) und stellen ihre Starteinheiten auf.
Aufmachung: ŒŽ Abwechselnd werden dann die Phasen „Versor-
Nutzen: ŒŽ… gung“ (die Spieler müssen für ihre Einheiten auf
[david bücker] dem Spielplan zahlen), „Rekrutierung“ (die Spie-
[beitrag von www.rpg-gate.de] ler erhalten für Städte und Provinzen Einkommen
und dürfen Einheiten aus ihrer Armee auf dem
Spielplan platzieren), „Fernkampf“ (Fernkämpfe
werden ausgetragen), „Nahkampf“ (Nahkampf
wird in Reihenfolge der Initiative der Einheiten
ausgeführt) und „Bewegungsphase“ (die Einhei-
Empires ten werden bewegt und es werden die Siegbe-
dingungen überprüft) ausgeführt.
Art: Tabletop Das Würfelsystem ist sehr einfach gehalten:
Verlag: Hobby Products die sechsseitigen Würfel zeigen auf drei Seiten
Spielerzahl: 2-6 Schilde und auf den anderen drei Seiten einen
Preis: Grundspiel ca. 30,- € Stern („Treffer“). Man muss mit einer Anzahl von
Booster 5,- bis 10,-€ Würfeln, die dem Angriffswert der Figur ent-
spricht, mehr Treffer würfeln als der Gegner
Bewertung: êêê als Verteidigungswert hat. Manche Einheiten
können mehrere Treffer einstecken, bevor sie
Hobby Products, die vom Spielplan genommen werden müssen.
Macher des anspruchs- Dieses einfache Spielprinzip wird durch Zau-
vollen Tabletops „De- bersprüche und Artefakte erweitert, die zusätz-
monworld“, haben kürz- liche Elemente ins Spiel bringen. In kommenden
lich ihr neues Werk Erweiterungen werden zusätzliche Spielpläne
namens „Empires“ ver- mit neuen Geländeformen (z.B. Wasser oder
öffentlicht. Wie schon Wüste), Schiffe als Einheiten und neue Völker
beim großen Bruder (bisher nur Menschen und Orks) eingeführt. Da
schlüpft man in die Rolle das Spiel aber wie schon erwähnt sehr offen ist,
65
 Rezensionen
WIE WIR WERTEN
Œ „saumies“
 „schlecht“
Ž „durchschnittlich“
 „sehr gut“
 „genial“
Preis/Leistung: Wie viel Spiel bekomme
ich für mein Geld? Ist das Material dem
Preis angemessen?
Aufmachung: Wie gut ist das Produkt gelay-
outet? Ist es übersichtlich? Wie gut sind
die Regeln erklärt? Ist es optisch anspre-
chend? Ist das Material hochwertig?
Spielspaß: Wie viel Spaß macht das Spiel?
Wie hoch ist der Langzeitspielspaß?
Nutzen: Wie gut ist das Material geschrie-
ben? Wie viel Info bekomme ich? Ist
das Material einfach anzuwenden? Wie
sehr hat mir das Produkt beim Spielen
genutzt?
Bei Brettspielen werden die Einzelnoten
zu einer Durchschnittsnote verrechnet,
wobei der Spielspaß doppelt in die Wer-
tung eingeht. Wir spielen Brettspiele
immer mehrmals, um eine faire Bewer-
tung abgeben zu können. Dabei müssen
mindestens vier verschiedene Personen
das Spiel bewerten.
Bei Rollenspielen werden die Einzelnoten
zu einer Durchschnittsnote verrechnet,
wobei der Nutzen doppelt in die Wer-
tung eingeht. Abenteuer und Regelsy-
steme werden in einer Runde durch- bzw.
angespielt um eine Bewertung zu geben.
Bei Büchern wird nur eine Einzelnote ver-
geben.
Fanzines erhalten keine Endnote, nur den
Rezensionstext. Fanprojekte (z.B. kom-
plette Regelsysteme) werden wie kom-
merzielle Produkte bewertet.
kann man auch leicht eigene Ideen verwirklichen
und neue Einheiten erschaffen.
Leider ist das Spiel nur auf englisch erhältlich,
eine deutsche Anleitung kann aber von der Inter-
netseite www.demonworld-empires.de herun-
tergeladen werden. Zudem stört es das Spiel
zwar nicht, aber man sollte dennoch bedenken,
dass man ohne den Kauf von Zinnfiguren „nur“
ein Spiel für zwei Personen bekommt. Zinnfigu-
ren sehen aber nun einmal wesentlich besser aus
und gehören zum Hobby „Tabletop“ dazu. Um
die Einheiten aus dem Grundspiel dann auch
als Zinnfigur zu besitzen muss man schon tief
in die Tasche greifen und etwa 150,- € investie-
ren. Für das Geld bekommt man dann aber auch
detaillierte und gut verarbeitete Figuren, die eine
echte Augenweide darstellen können (man muss
sie halt noch selber bemalen).
Fazit:
Mit „Empires“ erhält man ein einfaches Table-
top, das aber dennoch durch seine zusätzliche
Rohstoffkomponente durchaus überzeugen kann.
Das Spiel auf dem Hexfeldplan dauert trotz der
einfachen Regeln relativ lang und die Anleitung
warnt davor sich bei einer Sechsspielerrunde
noch etwas anderes für‘s Wochenende vorzu-
nehmen. Allein der Preis schreckt gewaltig ab,
denn mehrere hundert Mark können schnell weg
sein, bevor man sein Wochenende wirklich mit
fünf Freunden und „Empires“ verbringen kann.
Tabletops sind teuer - daran hält sich eben auch
„Empires“
Preis/Leistung: ŒŽ„… wird. So Gerade in den Missionen der Marines
Aufmachung: ŒŽ„… wird man sich das eine oder andere Mal
Spielspaß: ŒŽ… dabei erwischen, auf ein paar einfache Kühl-
[tommy heinig]
Aliens vs. Predator 2
Art: Computerspiel
Genre: Ego-Shooter
Verlag: Sierra
Preis: ca. 50,- €
Bewertung: êêêê
Mit „Aliens versus
Predator 2“ kommt
nun bereits der zweite
Teil einer an sich
genialen Spielidee auf
heimische Rechner:
Bekriegen sich in
diesem Egoshooter
doch die furcheinflös-
senden Aliens mit dem
brutalen Jäger Predator - und die Marines stek-
ken zwischen den Fronten. So bekommt der
Käufer eigentlich drei Shooter, die sich jeweils
aufgrund der verschiedenen Eigenschaften der
Spielfiguren unterschiedlich spielen.
Alle drei Kampagnen haben einen sehr hohen
Schwierigkeitsgrad. So müsst Ihr als Alien erst
einmal als Facehugger unbemerkt durch eine
bewachte Station krabbeln um einen geeigneten
Wirt zu finden. Ist dieser erst einmal „befruch-
tet“, gilt es, sich durch einen Brustkasten ins
Freie beißen - guten Appetit. Auch ein Alien
muss erst groß und stark werden - daher geht es
auf die Suche nach Katzen und Kleintieren. Erst
später in der Kampagne kann man sich endlich
den gehassten Marines stellen. Auch hier zeigt
sich das Spiel streckenweise von seiner blutig-
sten Seite - als Predator zum Beispiel dürft Ihr
die Köpfe der Opfer als Erinnerungsstück mit-
nehmen. Dennoch sind die Kampagen gut gelun-
gen, abwechslungsreich und mal ganz ehrlich:
Unblutig ging es in den als Vorlage dienenden
Filmen auich nicht zu.
Als Grafikengine dient die Lithtechengine, die
bereits in „No one lives forever“ zum Einsatz
kam. Diese kann zwar keine herunterklappenden
Kinnladen verursachen, aber dennoch voll über-
zeugen. Wichtiger ist, dass die Atmosphäre im
Spiel eher durch geschicktes „Nichtzeigen“ von
Details als durch glasklare Grafikpracht erzeugt
schläuche geballert zu haben, die einem Alien
nicht unähnlich sahen. Unterstrichen wird diese
Stimmung durch die wirklich gelungene Musik-
und Geräuschkulisse, die sich dynamisch der
jeweiligen Situation anpasst.
Die Steuerung erfolgt per Maus und Tastatur
und ist schnell zu meistern. Nur die etwas wirre
Verteilung der Sonderfähigkeiten der Spielfigu-
ren auf der Tastatur ließe sich bemängeln.
Für Lanfans gibt es zahlreiche Multiplayermodi
für bis zu 32 Spieler.
Fazit:
Monolith hat mit Aliens vs. Predator 2 ein
ausgezeichnetes Actionspiel abgeliefert. Ich per-
sönlich habe noch nie so verkrampft vor dem
Monitor gesessen - spielt das Spiel unbedingt in
einem dunklem Raum in einem leeren Haus...
Die drei verschiedenen Kampagnen spielen sich
auch wirklich unterschiedlich und über die nicht
ganz aktuelle Grafik blickt man schnell hinweg.
Nur Anfänger und kleine Kinder sollten einen
Bogen um das Spiel machen - erstere weil das
Spiel sehr schwer ist, zweitere weil es recht
brutal ist.
Spielspaß Solo: ŒŽ
Spielspaß Multiplayer: ŒŽ…
Graphik: ŒŽ
Sound: ŒŽ
Bedienung: ŒŽ…
[tommy heinig]

66
 Rezensionen
Midgard - Das
Fantasy-Rollenspiel
Art: Regelsystem, Hardcover
System: Midgard
Verlag: Pegasus
Preis: ca. 35,- €
Bewertung: êêêê
Letzten Monat ist
endlich das langer-
sehnte Midgard Grund-
regelwerk erschienen.
Das Hardcover umfasst
gute 350 Seiten, die
in fünf Bücher und
einen Anhang unter-
teilt sind. Optisch kann
das Midgardregelwerk
zwar nicht mit den professionellen Zeichnungen
von D&D mithalten, aber wenigstens haben die
Autoren diesmal auf ein Aufteilung des Regel-
werk in fünf einzelne Bücher verzichtet.
Im „Buch des Ursprungs“ wird grundsätzlich
erklärt, wie ein Abenteuer abläuft und mehrere
grundlegende Abenteuerideen werden aufge-
führt. Danach folgt eine Beschreibung der einzel-
nen Abenteurertypen, mit ihrer Weltanschauung
und ihren Beweggründen auf Abenteuer zu
gehen. Das bisherige Angebot an Abenteurerty-
pen wird durch den Kundschafter, den Ermittler
und den Tiermeister ergänzt. Außerdem erlaubt
das Grundregelwerk dem Spieler nun die Aus-
wahl einer Rasse, was bisher nur durch Quellen-
bücher möglich war. Zur Verfügung stehen dem
Abenteurer Elfen, Gnome, Zwerge und natür-
lich auch Halblinge. Nach diesen Grundlegen-
den Erklärungen folgt die Charaktererschaffung.
Neu sind hier zwei Varianten zum Auswürfeln
eines Wunschcharakters. Nach dem alten System
wurden die Attribute unabhängig vom Aben-
teurertyp ausgewürfelt, was dazu führte, dass
manche Zauberer stärker als der eigene Krie-
ger waren. Der war dafür aber hochintelligent
und mit einem hohen Zaubertalent ausgestattet.
Kurz um, jetzt hat der Spieler endlich ein brauch-
bares Würfelsystem um sich einen Charakter
nach seinen eigenen Vorstellungen zu erschaf-
fen. Zu den bisherigen fünf Attributen (Stärke,
Geschicklichkeit, Konstitution, Intelligenz und
Zaubertalent) ist noch die Gewandheit hinzuge-
kommen. Die abgeleiteten Eigenschaften werden
durch Würfelwürfe und die Attribute bestimmt,
wie z. B. Willenskraft=W% + 3x(Ko/10 +
In/10)-40. Trotz dieses etwas kompliziert erschei-
nenden Äußeren ließen sich bisher alle Wert
ohne Taschenrechner berechnen. Und mit der
Willenskraft sind wir schon bei einer weiteren
Neuerung, nämlich der Aufsplittung von Selbst-
beherrschung in Selbstbeherrschung (wie leicht
man einer Versuchung erliegt) und Willenskraft
(Kontrollen über Geist und Körper bei extremer
Beanspruchung). Danach werden die Fähigkei-
ten des Abenteurers bestimmt. Auch hier gibt
es mehrere Änderungen, wie Fachkenntnisse,
die einem Abenteurer erlauben für ihn grund-
legende Fertigkeiten mit einem höherem Start-
wert als üblich anzufangen, Allgemeinwissen, das
abhängig davon ist, ob der Charakter in der Stadt
oder auf dem Land aufgewachsen ist. Ergänzt
wird das Ganze noch durch die ungewöhnlichen
Fähigkeiten, die einem Spieler erlauben auch
für seinen Abenteurertyp untypische Fähigkei-
ten zu erlernen. Unverändert sind die Waffen-
fertigkeit und Zauberkünste. Nach der Auswahl
eines Berufes, wobei wiederum zwischen Land
und Stadtberufen unterschieden wird, ist der
Abenteurer fertig. Alles in allem bietet das neue
Regelwerk damit eine gute Charaktererschaf-
fung, die noch dazu flüssig abläuft (wenn man die
Berufsfähigkeiten vor den anderen auswählt), so
dass sich mit etwas Übung durchaus in einer
halben Stunde ein Charakter erschaffen läst.
Im „Buch der Gesetze“ werden nun die
Grundlegenden Spielregeln erklärt. Neu sind hier
die Regelungen beim Widerstandwurf. Setzt eine
Person eine Fertigkeit gegen eine andere ein,
so steht ihr ein Widerstandswurf zu. Damit
gibt es nicht mehr nur ein gelungen, nicht gelun-
gen, einen kritischen Erfolg und einen kritischen
Misserfolg beim Einsatz einer Fertigkeit, son-
dern auch noch einen leichten Vorteil, wenn
der Erfolgswurf und der Widerstandswurf gelin-
gen, und einen großen Vorteil, falls der Erfolgs-
wurf gelingt und der Widerstandwurf scheitert.
Weitere Absätze behandeln Überlandreisen und
Aktionsphasen und den Kampf in seinen grund-
legenden Zügen. Zum Schluß wird noch kurz auf
Schaden, seine Folgen und seine Heilung bzw.
Erholung eingegangen.
„Das Buch der Begabungen“ beschreibt die
verschiedenen Fertigkeiten des Abenteurers.
Neu ist hier die Einführung der Sinne Sehen, Rie-
chen, Tasten, Hören, Schmecken und Sechster
Sinn. Diese Sinne sind, wie alle anderen Fertig-
keiten auch auf das W20 System von Midgard
genormt. Diese Norm umfasst auch alle angebo-
renen Fertigkeiten, das Sprechen und Schreiben
von Sprachen. Auch für Erste Hilfe, Lesen von
Zauberschrift, und mehrere andere Eigenschaf-
67
ten, die bisher keinen Erfolgswert hatten sind
nun auf das neue System geeicht und mit
einem entsprechenden Erfolgswert versehen
worden. Geändert haben sich auf viele Werte für
die ungelernten Fertigkeiten, die jeder Mensch
beherrscht, aber meist nur um sehr geringe
Beträge. Nachdem die etwa 70 Seitige Erläute-
rung der Fertigkeiten beendet ist folgt eine Auf-
zählung sämtlicher Waffen, die Migard zu bieten
hat. Auch hier wurde das Spektrum etwas ver-
breitert, bevorzugt um exotischere Waffen, wie
z. B. den Ogerhammer oder die Ochsenzunge.
Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es nun
möglich ist sich mit manchen Verteidigungswaf-
fen vor leichtem Schaden zu schützen. So fängt
z. B. ein Buckler 2 AP leichten Schaden auf.
„Das Buch des Kampfes“ behandelt, wie der
Name schon andeutet, spezielle Kampftechni-
ken und Kampfoptionen. Der Großteil handelt
von optionalen Regeln oder sehr speziellen Pro-
blemen. Aus diesem Grund und aus mangelnder
Praxiserfahrung möchte ich daher nur Erwähnen,
dass die Regeln beim Durchlesen einen durch-
aus sinnvollen und stimmigen Eindruck gemacht
haben. Bei fast allen Regeln wird auf eine mög-
lichst einfache Ausführung geachtet, die in den
meisten Fällen auch erreicht wird.
Im „Buch des Ruhmes“ wird zuerst ausführlich
erläutert wie Abenteurer Erfahrung sammeln,
wobei dem Meister drei Systeme zur Verfügung
gestellt werden: Ein Einsteiger-, ein Standard-
und ein Fortgeschrittenensystem. Das Fortge-
schrittenensystem führt zur gerechtesten Ver-
teilung von Erfahrungspunkten, ist jedoch relativ
aufwendig für den Spielleiter und enthält immer
noch Lücken und Interpretationsmöglichkeiten,
so dass der Spielleiter mit diesen Systemen zwar
eine gute Anregung für die Erfahrungspunktver-
gabe hat, jedoch in speziellen Situationen immer
noch den guten Menschenverstand entscheiden
lassen muss. Überarbeitet wurde auch das Erhal-
ten von Praxispunkten für spezielle Fertigkeiten,
Zaubern, Abwehr und Resistenzen, wodurch der
Abenteurer die Möglichkeit erhält vielgenutzte
Fertigkeiten schneller und billiger zu erlernen.
Nicht geändert hat sich dagegen das Tauschver-
hältnis von 1 Gesamtfähigkeitspunkt zu 10 Gold-
stücken. Dadurch müssen zum Erreichen von
Grad 4 ohne Praxispunkte zwischen 3333GS und
6666GS investiert werden, wofür man sich auch
ein großes Haus kaufen könnte. Sehr positiv
ist dagegen die Einführung von Schicksalsgunst.
Diese sehr spärlich vergebenen Punkte können,
ähnlich wie göttliche Gnade eingesetzt werden,
um das Leben des Abenteurers zu retten. Bei
Einsatz eines Punktes kann ein Würfelwurf wie-
derholt werden, und zwar auch ein den Aben-
 Rezensionen
teurer betreffender Schadenswurf oder den W%
Wurf beim bestimmen des kritischen Schadens.
Dadurch wird vor allem der Tot durch eine
20 - 100 Kombination vermieden. Abgeschlos-
sen wird das Kapitel mit einem umfangreichen
Tabellenwerk über Steigerungskosten von Fer-
tigkeiten, Zaubersprüchen, Waffen und anderen
Dingen. Leider muss man zu der Tabelle mit
den Waffenfertigkeiten sagen, dass die angege-
benen Lernschwierigkeiten nicht mit denen aus
den Beschreibungen der Waffen übereinstim-
men. Dadurch artet das ohnehin schon nervige
Tabellennachschlagen noch weiter aus, da man
gezwungen ist jedes Mal die Beschreibung der
Waffe zu suchen.
Im Anhang folgen dann noch die Kosten für
Waffen, Lebensunterhalt, Rüstungen, und wei-
tere verschiedene Dinge. Nach einer sehr knap-
pen Beschreibung einiger Kreaturen folgen nach
einer kurzen Beschreibung die Charakterbögen.
Beendet wird das Buch mit einem Glossar und
einem, wie üblich, zu kurzem Index.
Fazit:
Sieht man über die falsche Waffentabelle
hinweg, so erhält man ein sehr gutes Regelwerk,
das sich hinter D&D oder DSA nicht zu ver-
stecken braucht. Allerdings zieht die Anschaf-
fung des Grundregelwerks zwangsläufig auch
die des Arkanums mit sich, und für Spielleiter
kommt noch zusätzlich die Anschaffung eines
Sichtschirms und des Bestiariums dazu. Daher
rate ich allen Neueinsteigern auf jeden Fall sich
zuerst die Box „Das Abenteuer beginnt“ anzu-
schaffen, denn die Regeln werden hier zwar
„verstümmelt“ wiedergegeben, aber dafür muss
man nicht gleich über 50€ hinlegen.
Preis/Leistung: ŒŽ… Doppler vorgestellt. Da es hier um Klassiker
Aufmachung: ŒŽ„… geht hat die kleine Rubrik keine Neuigkeiten zu
Nutzen: ŒŽ… bieten, sonder lädt eher zu mehr oder weniger
[florian werunsky]
Mirakel #5
Art: Fanzine
Herausgeber: Martin Becker
Homepage: www.mirakel@arason.de
Preis: 2,- €
Mirakel ist ein 72 Seiten starkes, selbst kopier-
tes, systemunabhängiges Fanzine mit einer Auf-
lage von 200 Stück. Seit der Novemberausgabe
ist in Mirakel das Info-Fanzine Sphinx als Rezensi-
onsteil integriert. Zwar büßt die Sphinx dadurch
einiges an Eigenstän-
digkeit ein, kann aber
so regelmäßig erschei-
nen.
Der Bereich der
Sphinx umfasst eine
Menge an Rezensio-
nen von verschie-
densten Fanzines,
Romanen, Rollenspiel-
systemen, Abenteuer-
bänden und Spielhilfen. Der Mirakelteil dagegen
bietet ein breites Angebot an verschiedenen
Artikeln.
So wird zum etwa berichtet, dass Heyne seine
DSA-Reihe in der bekannten Form einstellen
wird. Dafür soll in Zukunft alle zwei Wochen bei
Bastei Lübbe ein 64 Seiten DSA-Heft erschei-
nen. Wahrscheinlich befürchtet hier die Mirakel-
redaktion zurecht einen Qualitätsverlust.
Dann hat ein interessierter Mirakelredakteur
einen Vortrag im Literaturhaus in München
besucht, der sich mit Fiction und Science aus-
einandersetzt. Klingt gar nicht so uninteressant,
aber sein Artikel zeigt schnell, dass die Veran-
staltung nicht sonderlich gut war. Leider ist sein
Artikel, vielleicht auch wegen des langweiligen
Vortrags, nicht sonderlich spannend geraten.
Für jeden Cthulhufan hat die Zusammenstel-
lung von Internetseiten zum Thema Cthulhu
einiges zu bieten. Kurz und knapp wird dort der
jeweilige Schwerpunkt vorgestellt.
In „Problemzone Shadowrun“ erhalten Spiel-
leiter einige leicht im Spiel einsetzbare Tipps wie
sie ihre verrohten Spielercharaktere wieder auf
den Weg der Tugend bringen können.
Unter der Rubrik „Monsterklassiker“ wird der
unangenehmen Erinnerungen an ganz besonders
fiese Begegnungen ein.
In einem sieben Seiten langen Artikel dürfen
wir dann gleich weiter in Erinnerungen schwel-
gen. Wir müssen uns nämlich in die ach so schö-
nen Zeit mit „Masters of the Universe“ einfühlen.
Hier wird wirklich gewissenhaft alles Wissens-
werte von den Anfängen des Kultprodukts bis
zum momentanen Stand aufgeführt. Nur ganz
ehrlich: für jemanden wie mich, der sich nicht
für diese seltsamen Figuren interessiert, sind die
sieben Seiten für die Katz.
Das Universalabenteuer ist definitiv universell
einsetzbar und gut durchdacht. Es kann ohne
Probleme in eine laufende Kampagne eingefügt,
oder auch als einzelnstehendes Abenteuer einge-
setzt werden. Die Helden finden einen völlig ver-
68
wirrten Mann im Wald herumirren. Seine Frau
bittet die Helden herauszufinden was ihren doch
sonst so intelligenten Mann in diesen Zustand
versetzt hat. Um diese Aufgabe zu bewältigen
ist nicht nur Spürsinn, sondern auch einiges an
Kampfeskraft nötig.
So gut gelungen die Cthulhu Kurzgeschichte
ist, so misslungen ist die Fantasykurzgeschichte.
Erstere ist nach dem klassischen Prinzip einer
Kurzgeschichte aufgebaut, dabei sprachlich sehr
gut und wirklich spannend. Letztere ist zwar
wesentlich länger aber dadurch nicht interessan-
ter. Sprachlich etwas holprig und teilweise unlo-
gisch ist sie nicht unbedingt ein „Muss“.
Die Einsicht, dass weniger manchmal mehr
sein kann ist dem Verfasser der „Dark Materi-
als“ Rezension wohl auch noch nicht bekommen.
Zugegeben, eine Rezension über drei zusam-
menhängende dicke Bücher zu schreiben ist
nicht leicht, aber der Versuch die komplette
Handlung auf beinahe zwei Seiten zu beschrei-
ben ist sinnlos. So unterschiedlich die Produkte
und die Rezensenten, so unterschiedlich ist auch
die Qualität der Rezensionen. Generell sind sie
eher lang als kurz. Leider findet sich keine
Bewertungsskala bei den einzelnen Artikeln und
nicht immer ein Fazit.
Fazit:
Mirakel 5 ist ein Heft, das eine Menge an
Rezensionen und einiges an interessanten und
bunt gemischten Artikeln bietet, aber wenig
direkt verwendbares Spielmaterial. Die Aufma-
chung ist die eines typischen Fanzines, also
selbstkopiert, einfaches, manchmal etwas konfu-
ses Layout mit durchwachsener Qualität bei den
Abbildungen. Dennoch hat man für 2 Euro ein
sympathisches Heft in der Hand, das einem gut
die Zeit vertreibt.
[peti heinig]
Half-Life (dt.)
Art: Konsolenspiel (PS2)
Verlag: Vivendi Universal
Genre: Egoshooter
Spielerzahl: 1-4
Preis: ca. 55,- €
Bewertung: êêê
Bei Half-Life handelt es sich um einen relativ
typischen Shooter. Der Spieler bewegt sich in
der Ich-Perspektive durch Gänge und Räume und
 Rezensionen
bekämpft mit verschie-
denen Waffen allerlei
Gegner. Allerdings
wollen auch einige
Hebel und Knöpfe
betätigt werden und
man trifft hin und
wieder auf freundlich
gesonnene NPCs mit
denen eine einge-
schränkte Interaktion
möglich ist, wodurch das Spiel einen leichten
Adventure-Einschlag erhält.
Im übersichtlichen Hauptmenü kann man sich
zwischen einem Trainingsparcours und drei ver-
schiedenen Spielmodi entscheiden: HALF-LIFE,
DECAY und HEAD-TO-HEAD.
Im Trainigsparcours wird man von einem
dezent lispelnden Hologramm mit sämtlichen
Steuerungsfunktionen vertraut gemacht. Nach
dem ca. 20-minütigem Programm kann sich der
Spieler dann auch getrost in das eigentliche Spiel-
geschehen stürzen.
Im HALF-LIFE-Modus schlüpft der Spieler in
die Rolle des Wissenschaftlers Gordon Freeman,
der in einem geheimen Regierungslabor anor-
male Materie untersucht. Nach einem Unfall
sieht sich Freeman in einem zerstörten Labor-
komplex mit diversen angriffslustigen, fremdar-
tigen Lebensformen konfrontiert, die nun mit
Waffengewalt bezwungen werden müssen. Aller-
dings vergehen inclusive des ca. 20-minütigem
Trainigsmodus an die 1,5 Stunden Spielzeit bevor
unser Held die erste Schusswaffe in Händen
halten darf. Dennoch ist die Atmosphäre gelun-
gen, kommt aber einem actiongeladenem Game-
play nicht entgegen.
Im DECAY-Modus gilt es parallel zur Story
von HALF-LIFE verschiedene Missionen zu mei-
stern. Hierzu übernimmt man die Steuerung von
zwei Charakteren. Entweder als Einzelspieler
zwischen den Spielfiguren hin- und herschaltend
oder im Team mit einem Mitspieler auf geteiltem
Bildschirm. Die Missionen werden nach erfolg-
reichem Abschluss bewertet, und es kann eine
Bonusmission freigespielt werden.
Im HEAD-TO-HEAD-Modus treten zwei
Spieler zum Duell gegeneinander an. Leider sind
die hierfür zur Verfügung stehenden Arenen sehr
klein, und es ist nicht möglich CPU-gesteuerte
Gegner (Bots) zuzuschalten. Es gibt auch kei-
nerlei Spielvariationen. Lediglich die Anzahl der
benötigten Kills für einen Sieg oder ein Zeitlimit
können eingestellt werden. Der Spielspass von
HEAD-TO-HEAD geht daher leider gegen Null.
Die Steuerung von HALF-LIFE mittels des
Gamepads ist gewöhnungsbedürftig, aber nach
längerer Einspielzeit duchaus zu meistern. Wer
sich extra eine USB-Maus und -Tastatur zulegt beschreibt das Buch
darf auch mit der vom PC gewohnten Steuerung die einzelnen Teile der
ballern. Grafisch liegt das Spiel im Genre-Durch- ADL (Allianz Deut-
schnitt, nutzt aber die Leistungsfähigkeit der PS2 scher Länder), wobei
nicht aus. dankenswerter Weise
Etwas dürftig fällt dagegen der Sound aus. auch auf einige Städte
FX und Musiklautstärke können zwar im Menü (z.B. Berlin oder Nürn-
getrennt eingestellt werden, wobei im Spiel berg) näher eingegan-
eigentlich keine Hintergrundmusik zu hören ist. gen wird.
Ein positives Feature ist hingegen die Funktion Jeder Teil ist
„Schnellspeichern“. Hierbei wird der Spielstand atmosphärisch dicht
in wenigen Sekunden auf der Konsole gespei- beschrieben und liefert wertvolle Anregungen
chert und kann ebenso schnell wieder abgerufen und Informationen für eine Kampagne in derADL.
werden. Nur vor dem Ausschalten des Gerätes Man erhält Einblicke in das Leben der Bevölke-
muss dann zum Speichern auf die Memory Card rung, in die Geschichte und Politik, in die geo-
zugegriffen werden. graphische Lage und natürlich auch in das Leben
in den Schatten. Gewürzt werden die Passagen
Fazit: durch Shadowtalk in Höchstform.
Alles in allem ist HALF-LIFE zwar ein solide Es folgen weitere beschreibende Texte, die
gemachtes PS2-Spiel, der Spielspass bleibt jedoch tiefere Einblicke in allgemeine Themen wie Wirt-
leider auf der Strecke. Der eigentliche Haupt- schaft, Fananzen, Verkehr, Ausrüstung, Medizin,
spielmodus HALF-LIFE braucht einfach zu lange Magie und Bürokratie geben. Dieser Part hat mir
um wirklich in Gang zu kommen, und HEAD-TO- besonders gut gefallen, denn die gewonnenen
HEAD ist praktisch unspielbar. Am Interessante- Informationen lassen sich ohne Probleme direkt
sten scheint noch DECAY im Zweispielermodus in eine laufende Kampagne einbauen und berei-
zu sein, aber ob sich dafür der Kauf lohnt ist frag- chern das Spiel ungemein. Nicht zuletzt durch
lich. An Spielspass und -motivation des bereits das besondere Setting mit vielen Details ist Sha-
vor einem Jahr erschienenen genreverwandten dowrun so interessant zu spielen - und hier
TIME SPLITTERS kommt HALF-LIFE trotz etwas werden genügend Details geliefert.
besserer Grafik bei weitem nicht heran. Abschließend folgt noch der Radiobericht
Spielspaß Solo: ŒŽ„… eines Kampfes zwischen zwei Drachen , der sich
Spielspaß Decay: ŒŽ… sehr gut liest, nur leider etwas kurz geraten ist,
Spielspaß Multiplayer: Œ‚ƒ„… und eine ausklappbare Farbkarte von Deutsch-
Graphik: ŒŽ„… land im Jahre 2062.
Sound: Œƒ„… Die Illustrationen sind auf hohem Niveau, nur
Bedienung: ŒŽ„… wenige nicht so passende Zeichnungen sind zu
[marcel müller] finden. Besonderes Lob hat das Cover verdient,
dass wirklich gut gelungen ist. Bei einem Preis
von über 35,- € hätte ich mir aber - auch auf-
grund der hohen Seitenzahl - ein Hardcover
Deutschland in gewünscht.
den Schatten 2 Fazit:
Inhaltlich kann „Deutschland in den Schatten
Art: Quellenband, Softcover II“ voll und ganz überzeugen. Die Texte sind
System: Shadowrun stimmungsvoll geschrieben und liefern tonnen-
Verlag: Fanpro weise Informationen. Dank des Shadowrtalk mit
Preis: ca. 36,- € gewohnt hohem Funfaktor macht das Lesen ein-
fach Spaß. Ich hätte mich, wie bereits erwähnt,
Bewertung: êêêê über ein Hardcover gefreut und auch eine grö-
ßere Karte von Deutschland wäre schön gewe-
Das neue „Deutschland in den Schatten“ stellt sen, aber dennoch hat Fanpro eine sehr gute
die gesammelten Beschreibungen Deutschlands Neuauflage herausgebracht.
im Jahre 2062 dar. Dabei übertifft es sogar die Preis/Leistung: ŒŽ„…
Seitenzahl des Grundregelwerks und ist somit Aufmachung: ŒŽ…
ein echtes Schwergewicht. Nutzen: ŒŽ
Nach einer kurzen Zusammenfassung der [tommy heinig]
Entwicklung von heute bis ins Jahr 2062
69

Das Geheimnis des
Drachenamuletts
Art: Gebundene Ausgabe
Verlag: Ueberreuter, Wien
Autor: Michael Borlik
Preis: 18,42 €
Bewertung: êêêêê
Der alte Zauberer
Meelen lebt zurückgezo-
gen auf einer Lichtung
in seinem kleinen Haus
und die idyllische Ruhe
wird nur durch seltene
Explosionen verunglück-
ter magischer Experi-
mente unterbrochen. Bis
eines Tages ein junger Elf
auf einem Drachen mit einer Nachricht des
Elfenkönigs erscheint. Der Prinz ist ausgerückt,
um Abenteuer zu erleben, und Meelen soll den
jungen Tunichtgut wieder einfangen und wohl-
behalten nach Hause geleiten. Doch Meelen hat
andere Pläne mit dem Prinzen. So weiß er, dass
dieser nicht anders als sein Vater ist, der in seiner
eigenen Jugend mit Meelen auszog, das Fürch-
ten zu lernen. Also beschließt der alte Zaube-
rer, dass Quinn, so lautet der Name des Prinzen,
genauso gut zusammen mit Meelen eine Aufgabe
erledigen könnte, die er schon viel zu lange hin-
ausgeschoben hatte. Das Drachenamulett liegt
im Herzen des verlorenen alten Elfenreichs, das
nun unter der Knechtschaft des Bösen leidet.
Noch wird es von einem Schutzzauber vor dem
Zugriff der Schergen bewahrt, doch dessen Kraft
droht nachzulassen. Und Eile ist geboten, will
man verhindern, dass dieser machtvolle Talis-
man in die falschen Hände gerät. Quinn und
Meelen machen sich auf ihre gefährliche Reise.
Für Meelen ist es eine Reise in die Vergangen-
heit, für Quinn eine Reise zu sich selbst, auf der
er unglaubliche Fähigkeiten entdeckt, die in ihm
schlummern. Vom Gelingen ihrer gefährlichen
Reise hängt die Zukunft ab. Unterwegs treffen
sie auf merkwürdige Geschöpfe, manche sind
freundlich gesinnt, die ihnen helfen oder sich
ihnen anschließen. Andere sind ihre Feinde und
versuchen sie aufzuhalten oder zu töten. Je näher
sie ihrem Ziel kommen, desto gefährlicher wird
es und nur ihrem Geschick und ihrer Freund-
schaft ist es zu verdanken, dass sie überleben.
Die leichte und fließende Erzählweise macht
Die Bücherecke
das Buch genauso kindertauglich, wie es die
Harry-Potter-Romane sind, ohne dass es dabei
an Attraktivität für Erwachsene verliert. Mit der
naiven, freundlichen Neugier eines Elfen werden
wir an die wunderlichsten Geschöpfe geleitet,
um uns dann wie auch Quinn, über Freundschaft
und Güte zu freuen, aber auch über Hass und
Bösartigkeit zu erschrecken.
Fazit:
Der einzige Nachteil des Buches ist das jähe
Ende. Während wir uns auf den dramatischen
Höhepunkt freuen und ihn auch gerade erst
wahr genommen haben, ist er schon vorbei. Zu
schnell ist das verbotene Land durchquert und
die Welt für‘s Erste gerettet (hier verrate ich
nicht zuviel, denn niemand hat hier wohl ein
anders lautendes Ende erwartet). Ungeachtet
dessen ist ein lohnendes Buch und jedem Freund
der Fantasy zu empfehlen.
[jens peter kleinau]
[www.x-zine.de]
Ash
Art: Taschenbuch
Verlag: FanPro
Autor: Lara Möller
Preis: 9,15 €
Bewertung: êêêêê
Niemand kann sich
ewig vor sich selbst und
seiner Vergangenheit ver-
stecken und niemand
kann ewig ein Doppelle-
ben führen, ohne seine
eigene Identität zu ver-
lieren. Beides geht schief
und wenn eine der Iden-
titäten auch noch in den
Schatten steckt und die andere mitten im Ram-
penlicht, dann ist dieses Leben ein wackliges
Gerüst, das irgendwann kippen muss.
Ash ist Leadsänger bei den Devil´s Play-
ground, einer Hardcore Metal Band, die für die
Gleichbehandlung von Menschen und Metamen-
schen (also Zwerge, Elfen, Orks, Trolle usw.)
mit ihren Texten und ihrem Verhalten einsteht.
Die Band befindet sich am Rand des Erfolgs und
ausverkaufte Häuser und ein Interview mit der
bekanntesten Zeitschrift der Szene scheinen die
70
Signale für einen unaufhaltsamen Aufstieg der
Rocker zu sein. Oft waren die Musiker kurz vor
dem Ende und hart war ihr Weg, nur Ash, der
immer wieder Gelder auftreiben konnte und an
die Band glaubte, hat sie davor bewahrt zu früh
aufzugeben und nun ist der Ruhm und der Erfolg
zum Greifen nahe. Doch Mitglieder eines rassi-
stischen Policlubs mögen weder die Band, noch
deren Texte. Ein Anschlag auf den Leadsänger
der Band soll eine deutliche Warnung sein.
Quickshot ist ein Runner. Skrupellos und
schnell, misstrauisch und tödlich. Er schreckt
auch nicht vor Wetwork zurück, dem eiskalten
Killen einer Person, die er nicht einmal kennt
und auch nicht beurteilen kann, wie verwerflich
sein Morden ist. Cool und mysteriös taucht er
auf, erledigt mit eiskalter Präzision einen Job, um
dann wieder für Wochen oder Monate in der
Versenkung zu verschwinden. Er ist ein eiskaltes
Phantom der Schatten. Doch ein Auftrag in Was-
hington DC verschafft ihm nicht nur eine Menge
Kohle, sondern auch einen Erzfeind mit Macht
und Kapital.
Taurus ist ein Ex-Runner, seine implantierte
Cyberware macht ihm zu schaffen. Sie ist veral-
tet und kaum noch kontrollierbar. Der Troll kann
aber das Geld nicht aufbringen, um sich neu ver-
cybern zu lassen. Sein Job als Leibwächter für
die Metalcombo Devil´s Playground bringt nicht
genug ein. Obwohl insbesondere Ash und die
Jungs und Mädels der Band echte Chummer von
Taurus sind, bleibt ihm nichts anderes übrig, als
die Band zu verlassen und zu versuchen in den
Schatten das notwendige Geld für die Opera-
tion aufzutreiben. Da kommt ihm ein Auftrag
gerade recht. Es ist Wetwork, Kopfgeld auf einen
Runner, namens Quickshot.
Taurus kann den Runner ausfindig machen
und besucht ihn in dessen Versteck, einem alten
Lagerschuppen. Doch es ist eine Falle. Taurus
erlebt die Überraschung und die Enttäuschung
seines Lebens.
Der Roman ist einfach klasse. Mehr kann ich
kaum dazu sagen. Spannend, gut geschrieben
und auch noch nicht zu kurz, so dass die Lese-
freude auch noch eine Weile anhält. Ich habe
das Buch verschlungen (natürlich nicht wort-
wörtlich) und es war keine Sekunde langweilig.
Die Personen sind glaubhaft geschildert und
deren momentane Gefühlsverfassungen, ob es
nun Freude, Wut oder Trauer sind, springen auf
den Leser über.
Besonders beeindruckt hat mich zum Einen
die Schilderung des Konzerts, in der auch ein
kleines Orkmädchen eine Rolle spielt, das immer
wieder, an Wendepunkten des Romans auf-
taucht. Diese kleine Konstante ist eine der

bemerkenswerten Eigenschaften des Romans,
der sich dadurch deutlich von der Masse abhebt.
Zum anderen ist die Darstellung der Trauerfeier
(wer betrauert wird, will ich hier nicht verraten)
wirklich gut gelungen und bewegt das Gemüt
des Lesers, ohne Chance ins Kitschige zu verfal-
len.
Fazit:
Die Komplexität der Geschichte hat die Auto-
rin nicht dazu verleitet mit einer Explosion von
Action den Knoten zu zerschlagen, sondern nach
und nach die verschiedenen losen Enden zu eli-
minieren oder an geeigneter Stelle festzubinden.
Das eine oder andere lose Ende ist jedoch noch
vorhanden und lässt zu hoffen übrig, dass es
eine Fortsetzung gibt, in der zu mindest der eine
oder andere Protagonist wieder auftaucht.
[jens peter kleinau]
[www.x-zine.de]
Envoyer #53
Art: Magazin
Verlag: ADRV
Autor: Chris Fischer
Preis: 1,50 €
Der Envoyer bietete
ein neues Inhaltsverzeich-
nis. Darauf trinken wir
erst mal einen oder zwei
oder drei. Dann schauen
wir es uns erst einmal
genauer an.
Wie immer fällt uns auf,
dass es hier um einen
Kästchenfanatiker hadeln
muss. Schon wieder alles in kleinen Kästchen. So
richtig gefallen, will es mir nicht, aber ich halte
mich erst einmal bedeckt und freue mich über
den kleinen Fortschritt.
Die Nummer 63 des Envoyers ist brechend
voll mit Inhalt. Vor allen Rezensionen nehmen
einen großen Teil davon ein. Dabei wird das
Feld der bearbeiteten Produkte auf Filme, Com-
puterspiele, Musik-CDs und Bücher erweitert.
Das ist nicht allzu tragisch, doch leider fehlt es
mir an dem geeigneten Proporz. Damit will ich
sagen, dass mich eine Rezension über themen-
verwandte Software oder Musik nicht stört, so
lange sie nicht zuviel Raum in einem Rollen-
Die Bücherecke
spielmagazin einnimmt, das sich eigentlich der
Pen&Paper Rollenspiele verschrieben hat. Da
darf das eine oder andere Computer-Rollenspiel
ruhig erwähnt werden. Aber wenn die verwand-
ten Themen, die Kernthemen in den Hinter-
grund drängen und eine Computer-Spielsoftware
Rezension mehrere Seiten einnimmt, dann bringt
das Magazin mehrere Seiten, die mich als Rol-
lenspieler nur peripher interessieren oder sogar
tangential am Arsch vorbei gehen.
So blättere ich munter an den Computer
Rezensionen vorbei und schaue auch die Herr
der Ringe Film Rezension nur mit einem halben
Auge an. Bis mir das eine oder andere auffällt,
was mich stört. So wird da behauptet, dass
der Fresstrieb der Hobbits viel zu kurz kommt.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich ist
dieser sogar dialoglastig erwähnt und sorgt kurze
Szenen später dafür, dass Frodo seine Wunde
bekommt. Auch sind die Hobbits durchaus gut
gezeichnet und Sam lässt sich von den anderen
gut unterscheiden.
Wenn man schon Filme rezensiert, dann
könnte man auch mal im Internet recherchieren,
was dort schon für Fehler entdeckt worden sind
(nach 3 Minuten Recherche):
1. Gandalf der tolle Zauberer als Schwert-
schwinger kann Frodo nicht retten
2. Gandalfs Zauberstab verschwindet nach
Kampf und ist plötzlich wieder da
3. Der Ring ist mal an einer Kette und mal
nicht
4. Frodo verliert Ring beim Stolpern im
Schnee, aber nicht wenn der Krake ihn schüttelt
Mit anderen Worten, eine weitere Buch/Film
Vergleichs Rezension fand ich relativ uninteres-
sant.
Aber auch Gutes, weiß ich vom Envoyer 63 zu
berichten. So hat der Humor Einzug gefunden
und es gibt neben der neuen Glosse auch einen
sehr netten Artikel über kiffende Shadowrun
Spieler, der auch etwas an der Entwicklung von
Shadowrun kritisiert.
Die neue Glosse – Guter Rat aus Envoria, muss
man wohl erst einmal mit
Vorschusslorbeeren ver-
sehen, da die Glossen-
schreiber sich wohl noch
vorsichtig verhalten. Die
Glosse ist ganz nett und
lästert mit Wortwitz über
die charakterschonenden
Spielleiter und deren
Pendant, den ignoranten
Spielern. Lustig, aber
sicherlich noch steige-
rungsfähig. Warten wir es
71
ab.
Neben der Glosse entdeckte ich eine Wer-
bung, die keine Werbung war, sondern ein neuer
einzeiliger Comic von Verena Schneider. Eigent-
lich sehr nett, aber leider kaum zu sehen. Bitte
demnächst etwas größer darstellen, vielleicht
sollte man den Kasten außen einfach weglassen.
Auch ein DSA-Abenteuer fehlte nicht. Dieses
ist gut illustriert und sehr ansprechend. Zwar ist
es wegen der Kürze eher ein Szenario, aber
ein erfahrener Spielleiter wird mit dem Text
schon sehr viel machen können. Denn eigent-
lich ist alles Wesentliche enthalten. Spannend
wird es sein, ob viele Spieler das Rätsel lösen
können. Auf den ersten Blick erschien es mir
recht schwer, aber eine andere textliche Dar-
stellung in Spalten und Reihen wird es sicherlich
vereinfachen.
Der Artikel über die Spannung in Abenteuern
richtet sich an Spielleiter und Abenteuerautoren.
Ich muss das wissen, denn er stammt von mir.
Hier soll gezeigt werden, dass es für ein Aben-
teuer extrem wichtig ist, Spannung zu erzeugen
und nicht einfach die Monster abzuschlachten.
Der Artikel gibt Beispiele und erläutert auf ver-
ständliche Weise deren Funktion im Abenteuer.
Auch die Serie über Freie Rollenspiele wurde
fortgesetzt und passend zum Herr der Ringe Film
beschäftigt sie sich mit dem X-Master Rollen-
spielsystem.
Soweit ein Überblick über den Envoyer 63.
Der Envoyer ist wie immer unschlagbar im Preis/
Leistungs-Verhältnis. Wer sich an den Compu-
terspiel-Rezis nicht stört (und das werden durch-
aus die meisten der Leser sein), der ist auch
mit dem neuen Envoyer gut bedient. Und ich
muss sagen, dass ich den Envoyer mag, obwohl
ich soviel daran zu meckern habe. Auch diese
Ausgabe hat deutlich mehr positive Aspekte, als
negative. Aber aufhören zu kritisieren, werde
ich nie.
[jens peter kleinau]
[www.x-zine.de]
 Die Abenteuer von
Bruno dem Banditen
Numth‘kul - Teil 3

Der Dämon Numth‘kul konnte sich aus seinem Gefägnis befreien, in das er vor langer
Zeit von Milo dem Postboten, einem Vorfahren von Bruno, gebannt wurde. Nun versucht
Numth‘kul in der Welt der Sterblichen zu überleben. Doch das ist einfacher gesagt als getan,
denn seit seiner letzten Weltvernichtung vor 1.000 Jahren haben sich die Regeln leicht geän-
dert. Numth‘kul muss das Geld für die Prüfung zur Magierlizenz auftreiben und hat einen
Job als Barkeeper angenommen...

72
 Die Abenteuer von
Bruno dem Banditen
www.brunothebandit.com

Bruno der Bandit ist ein Onlinecomic von Ian McDonald. Ihr findet die neuesten Abenteuer
von Bruno und Fiona auch im Internet (auf englisch) unter www.brunothebandit.com bzw.
www.keenspot.com. Und wer den Comic gut findet, kann auch eines der beiden erschiene-
nen Comicbücher kaufen (z.B. bei www.amazon.com).

73
 Leserbriefe
Anduin 66
von Jens Peter Kleinau
im Internet: www.x-zine.de
Normalerweise rezensieren wir aus redaktio-
nellen Gründen keine elektronischen Medien,
da wir personell zu dünn besetzt sind. Bei
der Anduin wollen wir eine absolute Ausnahme
machen. Denn das Magazin ist bereits mehrfach
auf Papier erschienen und wird es vielleicht auch
eines Tages wieder. Das notwendige Format
dazu hätte es ja.
So erscheint die Anduin 66 auch in einer Form,
die erlaubt sie sowohl auf Papier, wie auch auf
dem Bildschirm zu lesen. Durch die Verwendung
des Adobe PDF (Portable Document Format)
bleibt die Anduin ein echtes Din-A4 Magazin,
auch wenn sie im Internet vorliegt. So enthält
das monatliche E-Zine alles, was ein „normales“
Magazin auch auszeichnet: Cover, Inhaltsver-
zeichnis, Glosse und ein Layout, das sich von
denen der Papier-Brüder kaum unterscheidet.
Die Glosse „Njoltis spricht“ hat in der Anduin
schon lange Tradition. Sie spiegelt die Meinung
von Njoltis wieder und sonst auch nichts. Mann
oder Frau können sich der Meinung anschließen
oder nicht, das bleibt jedem selber überlassen.
Persönlich kann ich solchen Glossen nicht viel
abgewinnen, da sie mir insgesamt konzeptlos
erscheinen und ich oft das Gefühl nicht loswerde,
dass der jeweilige Verfasser leider viel zu oft im
Trüben nach Themen fischt, die der Betrachtung
lohnen. Dabei endet der Autor dann viel zu oft
in einer egozentrischen Darstellung der Umwelt
mit dem Hang zur Negativabbildung Andersden-
kender. Das ist meine persönliche Meinung, die
sicherlich daran liegt, dass ich zu viele derartiger
Glossen gelesen habe, anderseits finde ich diese
spezielle Glosse dieser Ausgabe auch ziemlich
doof (ein passenderes Wort habe ich für diese
„Untersuchung“ der BRAVO und BILD wirklich
nicht gefunden - wohl wissend, dass der Schrei-
ber der Glosse schon weitaus besseres geleistet
hat).
Spielleitermaterial für Earthdawn präsentiert
die Anduin satt. „Die Herberge“ ist ein kleiner
aber feiner Schauplatz von einer Earthdawn
Expertin, ausgestattet mit einer Karte und Nicht-
spielerbeschreibungen. Mit „Geteiltes Erbe“
kommt das Magazin mit einem wirklich tollen
Abenteuer daher, das nicht nur wunderbar illu-
striert ist, sondern auch noch ausgezeichnet aus-
gearbeitet und mit den notwendigen Daten und
Karten versehen ist. Dem Abenteuer werden
sich auch die widerspenstigsten Helden nicht
entziehen können. Ob sie es allerdings überle-
ben, hängt nicht nur von ihrem Heldenmut, ihrer
Kampfkraft, sondern auch von den Fähigkeiten
ihrer Spieler in brenzligen Situationen richtig
zu handeln. Und so kann ein ehemaliger Feind
zu einem Helfer werden, wenn es darum geht
einen noch mächtigeren Feind zu besiegen oder
auch nur zu entkommen.
Wer noch nicht genug Earthdawn Material
hat, der ist erstens ziemlich gierig und zweitens
hat er Glück. Denn mit dem Artikel „Die Macht
der Flüche“ werden nicht nur Earthdawn Spiel-
leiter glücklich, sondern auch alle anderen Fan-
tasy-Spielleiter, die sich schon immer überlegt
haben, welche Flüche betrogene Hexen oder
sterbende Schwarzmagier den Spielercharakte-
ren hinterschleudern hätten können, wenn ihnen
nur einer eingefallen wäre.
„Hast du auch ein Seil eingepackt?“ - Was man
als Held auf keinen Fall vergessen darf. Darüber
informiert der Artikel „Ausrüstungspakete“. Was
mir dabei noch gefehlt hat, war eine ungefähre
Gewichtsangabe, denn da ich oft in der Rolle
des Spielleiters stecke, interessiert es mich, ob
es wirklich möglich ist, dass die Helden all das
schleppen können, von dem sie behaupten, sie
hätten es dabei.
Auch eine Rollenspiel-Kurzgeschichte findet
sich in dem Magazin. „Schatten der Vergan-
genheit“ berichtet über eine Müdigkeit die nur
ein Krieger zu spüren vermag, der des Lebens
und seiner Vergangenheit überdrüssig geworden
ist und nun vor den Konsequenzen der üblen
Machenschaften seines mörderischen Lebens
steht.
Eine weiteres Abenteuer, diesmal für das
System „Gemini“. Da das schwedische System
nicht sehr verbreitet ist, wird eine kurze Ein-
leitung in das System gegeben. Damit dürfte es
auch möglich sein, das Abenteuer in anderen
Endzeit oder auch Fantasy Systemen zu spielen.
Auch dieses Abenteuer ist schön illustriert, mit
einer guten Struktur ausgestattet und lediglich
eine Karte fehlt zu Perfektion.
Ohne Spielleitertipps ist ein Rollenspielmaga-
zin nicht vollständig. So findet sich einer der
Artikel von Markus Johanus (www.spielleiter-
tipps.de), der inzwischen in diesem Bereich
schon eine Art Berühmtheit darstellt.
Eine nette Nichspieler-Charakter-Sammlung
wird man sicherlich sein eigen nennen können,
wenn die Anduin die Serie fortsetzt, die hier mit
zwei weiblichen Nichtspielerfiguren aufwartet.
74
Eine Nachtmahr-Hexe für ein beliebiges Fan-
tasy-System und eine Pennerin für Cyberpunk-
Systeme.
Hakim´s Kochecke ist eine der traditionellen
Serien der Anduin und versucht den Junk-Food
verseuchten Rollenspielern ein stimmungsvolles
Ambiente lukullischer Ausprägung zu vermit-
teln. Beim Lesen läuft mir zumindest schon das
Wasser im Mund zusammen.
Auch an Rezensionen fehlt es nicht in dem
Magazin. Die Wertungen sind nachvollziehbar
und gut begründet. Eine gute Basis für einen
Kaufentscheid.
Amüsantes Beiwerk findet sich verstreut in
der Zeitschrift: die Bezeichnung für Drachen
in verschiedenen Sprachen, ein Horoskop für
verschiedene Archetypen, Kontaktanzeigen, ein
Schwarzes Wiegenlied und natürlich die unver-
meidbaren Stilblüten aus dem echten Rollenspie-
leralltag.
Die Anduin 66 beweist erneut, dass nicht die
Form, sondern der Inhalt entscheidet. Es ist
und bleibt eines der lohnenswerten Magazine
der Szene und es ist zu hoffen, dass es wieder
einen Weg auf Papier findet, obwohl die aktu-
elle Verbreitungsform (www.anduin.de) durch-
aus zukunftsweisend sein kann.
Anduin 67
von Jens Peter Kleinau
im Internet: www.x-zine.de
Weihnachtszeit ist auch Anduinzeit und nun
können wir beruhigt in die Festtage ziehen mit
wieder mal ein paar schönen (wenn diesmal auch
nur wenigen) Seiten aus der Anduin Redaktion.
Njoltis spricht über Harry Potter und Herr der
Ringe und deckt damit ein ungeheures Geheimnis
auf: sie wollen alle nur das Geld der Fans. Nicht
überraschend, aber diesmal amüsant geschrie-
ben und ein paar nette Ideen versöhnen mich
mit der demletzt in meinen Augen misslungenen
Glosse.
Als nächstes folgt ein Weihnachtsabenteuer
für Shadowrun. Wie nett, dachte ich mir. Recht-
schreibung fällt jedoch diesmal unter „nicht so
wichtig“, aber dafür ist es humorig und mit einer
netten Nonchalance geschrieben, die mir sehr
gut gefällt. Im Grunde geht es um einen harmlo-
sen Babysitterjob in der Schweiz, der sicherlich
einen wohlverdienten Urlaub darstellen kann für
 Leserbriefe
gestresste Runner. Aber wie immer kommt es
anders als man denkt und dann kommt es wirk-
lich dicke. Am Ende können die Charaktere,
sofern sie nicht größenwahnsinnig werden und
sich selbst als Hehler versuchen, auch noch nett
absahnen. Das Abenteuer ist teilweise illustriert
und mit einer fast brauchbaren Karte ausgestat-
tet.
Ein weiteres Abenteuer ist wieder aus dem
Endzeit/Dark Fantasy-Rollenspiel Gemini ent-
lehnt. In dem Abenteuer geht es um einen Fried-
hof, einen Magier und ein schreckliches Ritual. Es
ist leidlich illustriert und leider fehlt eine Karte.
Das Abenteuer lässt sich mit Sicherheit auf jede
Fantasy Welt oder auch auf manch Horror Rol-
lenspiel übertragen, sofern man nicht zu den
wenigen Spielern des Rollenspielsystems Gemini
gehört.
Noch ein Abenteuer findet sich auf den 55
Seiten und zwar diesmal eines für das Endzeit-
Rollenspiel „Endland“. Das Abenteuer ist für
erfahrene Spieler/Helden konzipiert. Es geht
um das Aufspüren eines alten, geheimen Waffen-
lagers. Die Helden werden von einem Cebores
beauftragt, sich vor dem „eisernen Tor“, dem
vermuteten Eingang zum Waffenlager einzufin-
den und dann auf weitere Anweisungen zu
warten. Das Abenteuer ist gut illustriert aber
leider fehlt auch hier eine Karte.
Mit der Weihnachtskurzgeschichte „Krippen-
spiel“ wendet sich das Magazin wieder der Jah-
reszeit zu und merkwürdige Dingen gehen da
vor. Humorvoll und kurz, wie es sich gehört.
Noch eine Kurzgeschichte? Nun, vielleicht
weil Weihnachten ist? Die Vision ist ein Mini-
Fantasy-Epos mit viel Mystik und reichlich Emo-
tionen.
Der Artikel „Geld im Rollenspiel“ begründet
endlich mal dass, was wir arme Spieler sowieso
schon ahnten. Helden werden niemals reich
genug sein.
Das Szenario „Tempel unter der See“ über
einen Tempel der „Sahuagin“ (siehe Amigo Spiele
Quellenbuch „Teufel der See „) wird aus irgen-
deinem Grund durch den Earthdawn Artikel
„Wertvolles Gute, magische Artekfakte für Earth-
dawn“ unterbrochen. Sowohl der Artikel, wie
auch das mit Karte ausgestattete Szenario ist
recht gut.
Mit der (wahrscheinlich endlosen) Serie „Haus-
regeln“ wird sich die Anduin einen unendlichen
Pool an teilweise ausgegorenen Ideen gesichert
haben. Fest steht, dass es fast keine Spielgruppe
ohne Hausregeln gibt. Aber es ist trotzdem sinn-
voll, diese auszutauschen. Mit Chtulhu, Gurps,
Earthdawn und Midgard beginnt die Serie.
Auch die Serie der Spielleitertipps von Marcus
Johanus wird fortgesetzt. Diesmal geht es um
Horror-Abenteuer, auch wenn diese schon
im Internet (http://www.spielleiter-tipps.de/)
erschienen sind, so machen sie hier trotzdem
Sinn, da sie sich ausgedruckt und mit Layout ein-
fach besser lesen lassen.
Als NPCs für die Sammlung steht diesmal der
Fantasy Überlebenskünstler Janos und Charly
eine Imbissbudenaushilfe mit Akne (ist zwar egel-
haft, schreibt sich aber trotzdem mit „k“ ;-) Gut
passend, schön illustriert. Ich hoffe die Jungs und
Mädels gibt es irgendwann zum Abheften. Denn
so macht es zwar auch Sinn, aber als einzelnes
Blatt, das man als Karteikarte ablegen könnte,
wäre die Serie absolute Sahne.
Hakim ist zum Glück nicht Biolek und somit
sind die Gerichte aus seiner Kochecke zwar
lecker, aber erschwinglich und man wird nicht
von dummlabernden Prominenten am Kochen
gehindert.
Und wieder gibt es die liebenswerten Nettig-
keiten, welche die Anduin so schön auszeichnen.
Diesmal sind es ein paar Dinge, die SR-Archety-
pen niemals würden; ein merkwürdiger Hack-
Slay-Christmas Song; Dinge,die ein Magier von
seinem Lehrling nicht zu hören wünscht; Du bist
ein Runner, wenn...
Rezensionen zu Rollen- und Brettspielen,
sowie Büchern runden das Magazin ab.
Obwohl die Anduin wieder eine Menge Stoff
präsentiert, bin ich diesmal nicht so glücklich.
Die Serien begeistern mich, aber diese winzigen
Abenteuer stören mich fast. Besser wäre ein gut
ausgearbeitetes zu einem System oder ein Uni-
verselles. Dieses mit Karten, gut ausgearbeite-
ten Nichtspielercharakteren würde mehr mein
Herz erfreuen, als 3,5 Szenarien in einem Heft
mit 55 Seiten. Trotzdem ist die Anduin einfach
als gut zu bezeichnen, denn das Magazin besticht
nicht nur durch einen einzige Ausgabe sondern
durch kontinuierliche, nachprüfbare Qualität.
Und das ich solche Kleinigkeiten zu bemängeln
habe, ist eindeutig als Lob an die fleißige Redak-
tion zu verstehen.
Tommy antwortet:
Zu der Seitenzahl möchte ich einen kurzen Kom-
mantar abgeben: Wir haben die Anduin als eZine
mit der Planung gestartet, jeden Monat etwa 50
Seiten zu bieten. Immerhin sind diese Din-A4 und
werbefrei. Ausgaben mit mehr als 60 Seiten sind
(momentan) eher selten. Die Anduin 67 war daher
mit 55 Seiten nicht dünn... ;-)
75
Hakims Kochecke und
Formatierungen
von Tobias Schumacher
per eMail
Vielleicht ein Wort zu Hakim‘s Kochecke:
Meiner Meinung nach beibehalten. Die Rezepte
sind manchmal ganz cool. Und Mami freut sich
immer, wenn man sie ihr ausdruckt... Hm...
Tommy antwortet:
Irgendwie ist die Kochecke ein feste Institution
in der Anduin geworden. Selbst wenn die Leser
Sturm laufen, würden wir den lieben Hakim nicht
rauswerfen. Die 1-2 Seiten sollte jeder verkraften.
Außerdem weiß ich von fünf Gruppen, die vor dem
Rollenspiel regelmäßig die Rezepte nachkochen...
Tobias antwortet:
Wenn ich nicht wüsste, wie sinnlos das wäre,
hätte ich etwas ähnliches bei uns auch vorge-
schlagen. Aber die meisten wissen nicht Mal, wie
Küche geschrieben wird - geschweige denn, wo
genau die sich in ihrem Haus befindet. („Hey,
Papi, wo is denn Mami?“ - „In der Küche.“ - „Ich
mache mir Sorgen... Sollte sie wirklich so oft
in diese mysteriöse Ebene reisen? Ohne magi-
schen Schutz?“ - „Sohn? Habe ich die Bar nicht
abgeschlossen?“). Also bleiben wir bei Pizzaaa!
Und noch eine Frage zur Formatierung von
Artikeln: Formatierung wie im FAQ beschrieben
(Word, Times New Roman, 12 Punkt) ist klar.
Aber: Blocksatz oder linksbündig? Wie die Über-
schriften (Größe, Fett/Kursiv, zentriert, links-
bündig)? Und auch einen Einzug (von wie vielen
Millimetern?) bei der ersten Zeile eines Absat-
zes?
Tommy antwortet:
Eigentlich ist die Formatierung egal - Hauptsa-
che so einfach wie möglich. Je „besser“ die Artikel
formatiert sind (mit Farbe, Zeilenabständen, Über-
schriften oder gar unterschiedlichen Schriftarten)
desto mehr Arbeit habe ich beim Setzen. Wichtiger
ist eine gute Korrektur - das erspart unseren Lek-
toren viel Mühe.
Eine etwas ausführlichere Anleitung zum Einsen-
den von Artikeln (die ich auch bald noch einmal
anpassen werde, um einige seit dem gestellte
Fragen ebenfalls dort zu beantworten) findet Ihr
unter www.anduin.de in den FAQ (frequently asked
questions).
 A USGA BE NR. 69
DIE
AM
ERSCHEINT
2002
15. FEBRUAR
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INFOS UNT
UIN.DE
WWW.AND