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Freie Universität Berlin

Friedrich-Meinecke-Institut
Kunst und sozialer Raum
Wintersemester 2018
Dozentin: Birgit Eusterschulte

Kollaborative Kunstpraxis
Case study: The Womanhouse in Chicago 1972

http://www.womanhouse.net/

Irene Álvarez de la Concha


irene.adlc@hotmail.com
Matrikelnummer: 5315519
Erasmus

1
1. Einleitung

Diese Arbeit ist das Ergebnis meines persönlichen Interesses an Kunst von Frauen und

feministischen Kunstströmungen. Dieses Interesse ist nicht nur auf die Aktualität des Themas

zurückzuführen, das in den letzten Jahren weltweit einen Boom erlebt hat. Ich halte es zudem auch

für äußert wichtig, über Frauen zu studieren und zu schreiben, um zur Gleichstellung von Männern

und Frauen beizutragen. Dazu möchte ich vielen Künstlerinnen, die aufgrund ihres Status als

Frauen nicht so berühmt sind wie ihre Mitkünstler, Sichtbarkeit geben. Um meine Interessen in der

akademischen Arbeit anzuwenden, habe ich mich entschieden, das Womanhouse-Projekt (1972)

unter der Leitung von Judy Chicago und Miriam Shapiro zu nutzen, um nicht nur mein Interesse an

der Kunst von Frauen zu reflektieren, sondern auch die Theorie der kollaborativen Kunst im

Unterricht anzuwenden. Die Arbeit zielt darauf ab, die Theorie der kollaborativen Kunst zwischen

den 60er und 70er Jahren auf den spezifischen Fall dieses künstlerischen Projekts unter der Leitung

und Ausführung von Künstlerinnen zu reflektieren.

Zu diesem Zweck wird die Arbeit wie folgt strukturiert sein: Zunächst wird Kesters (2011)

Theorie der kollaborativen Kunst vorgestellt und mit künstlerischen Arbeiten zwischen 1960 und

1990 veranschaulicht, um dem Leser einen klaren theoretischen Rahmen über die kollaborative

Kunst und ihre Ausführungsformen zu geben. Zweitens werden wir erklären, was das Frauenhaus

war, wer teilgenommen hat und zu welchem Zweck es geschaffen wurde, um die oben erläuterte

Theorie auf den konkreten Fall dieser Arbeit anwenden zu können. In diesem Abschnitt wird das

Gemeinschaftsprojekt Frauenhaus sowie die Künstlerinnen, die die Kunstwerke im Haus einzeln

durchführen, hervorgehoben, da ich es für wichtig halte, alle Künstlerinnen zu nennen, die an einem

Pionierprojekt in den Vereinigten Staaten teilgenommen haben. Schließlich wird dank der oben

erläuterten Informationen versucht, die in dieser Arbeit gestellte Frage zu beantworten: Ist die

Womanhouse ein Beispiel für kollaborative Kunst praxis?

2
2. Collaborative Kunst praxis

Um die Frage von der Arbeit beantworten zu können, muss zunächst der Begriff der kollaborative

Kunst definiert werden, da laut Kester1 drei verschiedene Arten der Realisierung kollaborativer

Kunst unterschieden werden können. Auf der ersten Ebene sind die Künstlerpraktiken, in denen

mindestens zwei Künstler oder Künstler und Produzent zusammenarbeiten. Die zweite Definition,

die für kollaborative Kunst gegeben wird, ist die Beteiligung des Betrachters am Kunstwerk selbst,

der Betrachter wird zum Werk. Drittens wird kollaborative Kunst definiert als Kunst, die von einem

Künstler gemacht wird, der an einem Gemeinschafts-/Sozialprojekt beteiligt ist. Unter

Berücksichtigung dieser drei theoretischen Definitionen werden wir in der zweiten Hälfte des

letzten Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten kollaborative Kunst als künstlerische Praxis

kontextualisieren.

Kollaborative Kunst entstand zwischen den sechziger und siebziger Jahren des letzten

Jahrhunderts aus der Notwendigkeit heraus, eine der Umwelt verpflichtete Kunst zu schaffen und

die bis dahin existierende formale Idee der modernen Kunst verschwinden zu lassen. Der Ursprung

dieser Kunstform liegt im Kontext des Vietnamkriegs und der Diskurse, die in Bezug auf

Rassismus, Feminismus oder Ökologie wieder auf den Tisch gebracht werden.2

Es ist auch wichtig zu bedenken, dass wir in diesem Jahrzehnt von "Site-specific art"3

sprechen, die ihren Ursprung in der Entwicklung der öffentlichen Skulptur oder kontextuellen

Kunst hat. Im Rahmen dieser neuen Formen der Kunstproduktion kann der Künstler seine Arbeit

auf historische und soziale Probleme wie Identität, Rasse oder Geschlecht konzentrieren, um den

Betrachter zum Nachdenken zu bringen. Das Ergebnis dieser künstlerischen Praktiken ist die

1Kester,
G. H. (2011). The one and the many: Contemporary collaborative art in a global context.
Duke University Press.
2Blanco, P. (2005). Prácticas artísticas colaborativas en la España de los años noventa. En
Carrillo, J; Estella, I; García, L (Eds.). Desacuerdos 2. Sobre arte, políticas y esfera pública en el
Estado español. (pp. 188-205). Barcelona: Museo de Arte Contemporáneo de Barcelona
3Kwon, M. (2004). One place after another: Site-specific art and locational identity. MIT press.
3
Reflexion und aktive Beteiligung des Betrachters durch eine engere und zugänglichere Produktion.

Die Entwicklung dieser Art von Kunst ist auch auf das Interesse der lokalen Behörden

zurückzuführen, Investitionen in Künstler zu fördern, die in der Gemeinschaft tätig waren. Die

National Endowment for the Arts (NEA) beschließt, Mittel für Künstler bereitzustellen, die für die

kulturelle Entwicklung der Gemeinschaft, die soziale Integration oder die Staatsbürgerschaft

arbeiten.4

2.1 Beispiele für jede der drei Definitionen

Das folgende sind Beispiele für jede der drei Definitionen von Kester für kollaborative

Kunst, um in nächsten Abschnitt sie mit dem konkreten Fall verglichen werden sollen, an dem wir

arbeiten.

Das erste Kunstwerk, das Kesters erste Definition veranschaulichen wird, ist "Art / Life:

One Year Performance 1983-1984 (Rope Piece)" der Künstlerinnen Linda Montano und Tehching

Hsieh, in dem sie sich gegenseitig mit einem Seil verbinden. Das Kunstwerk dauerte ein Jahr

(1983-1984), in dem die beiden Künstler durch das Seil verbunden blieben, sich aber erst nach

Abschluss des Projekts berühren konnten5. Dies ist ein klares Beispiel für kollaborative Kunst, die

als Kunst verstanden wird, die zwischen zwei oder mehr Künstlern entsteht.

Der Künstler Mark Dion mit dem Projekt "The Chicago Urban Ecology Action

Group" (CUEAG) dient der Veranschaulichung der oben genannten zweiten Definition. Dieses

künstlerische Projekt war Teil eines größeren Projekts namens Culture in Action, das darauf

abzielte,”set out to provide forums for culture in otherwise undeserved communities by generating

culture from within the communities themselves, as opposed to simply serving up a local statue or

4Garrido, A. P. (2009). El arte comunitario: origen y evolución de las prácticas artísticas


colaborativas. Arteterapia. Papeles de arteterapia y educación artística para la inclusión social, 4,
197-211.
5Hsieh, T. (2019). TEHCHING HSIEH https://www.tehchinghsieh.com/artlife-
oneyearperformance1983-1984
4
mural.”6. Die CUEAG war einer der Teilnehmer dieser Ausstellung und ihre Arbeit wird von

fünfzehn Studenten durchgeführt, die im Lincoln Zoo in der Stadt Pflanzen und andere Objekte

sammeln, die dann in einem Raum ausgestellt werden. Hier stellen wir fest, dass der Künstler, um

ein Kunstwerk für die Öffentlichkeit zu schaffen, das Publikum (in diesem Fall die Studenten) zu

den Schöpfern des Raumes macht, der für die Realisierung des Werkes genutzt wird und der von

Culture in Action gefördert wurde.7

Kesters dritte Definition von kollaborativer Kunst wird durch die Chicago Public Art Group

perfekt veranschaulicht: Sie war eine gemeinnützige Organisation, die die Schaffung von

Gemeinschaftskunst in Form von Wandmalereien, Mosaiken oder Skulpturen organisiert und

fördert, an denen die Gemeinschaft immer beteiligt ist. Seine Ziele waren die Gestaltung von

öffentlicher Kunst in Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft, die Einführung kreativer Techniken

für Erwachsene und Kinder, die Ausbildung und Ausbildung professioneller Künstler in ihrem

Prozess der Schaffung verantwortungsvoller Kunst mit der Gemeinschaft und die Aufklärung der

Gemeinschaft über die sozialen und ästhetischen Aspekte der öffentlichen Zusammenarbeit. Dieses

Projekt entspricht Kesters Definition von kollaborativer Kunst, da es Künstler sind, die in

Zusammenarbeit mit der lokalen Gemeinschaft Kunst schaffen und Projekte durchführen, die

sowohl dem Künstler als auch der Gemeinschaft zugute kommen.8

3. Case Study: Womanhouse

The Womanhouse ist eine künstlerische Installation, die einen Monat lang 1972 in Los

Angeles stattfindet. Die Idee, einen Raum zu schaffen, in dem Künstlerinnen ihre Werke ausstellen

6 Scanlan, J. (1993) Culture in Action: Sculpture Chicago. Frieze https://frieze.com/article/culture-


action
7Scanlan, J. (1993) Culture in Action: Sculpture Chicago. Frieze https://frieze.com/article/culture-
action
8 http://www.chicagopublicartgroup.org/
5
können, geht auf Paula Harper zurück, obwohl die Durchführung des Projekts von Judy Chicago

und Miriam Shapiro geleitet wird. Dieser Raum wird mit der Absicht geschaffen, dass

Künstlerinnen ihre Werke ausstellen können, ohne sich mit Vermittlern beschäftigen zu müssen, die

ihre Ausführung erschweren. Auf diese Weise bringen Chicago und Shapiro 21 Schülerinnen des

California Institute of the Arts zusammen, um dieses gemeinsame Projekt zu starten.9

Der für dieses Projekt gewählte Raum ist ein Haus in der Mariposa Street in Hollywood.

Das Haus, das einer Dame gehörte, die dort aufgrund ihres schlechten Zustandes nicht mehr

wohnte, wurde für dieses Projekt gespendet, bei dem die Künstler mit dem Problem des Ruins

konfrontiert waren. Um ihre Kunstwerke im Raum ausstellen und gestalten zu können, mussten sie

dies erst ermöglichen. In nur sechs Wochen haben sie es geschafft, obwohl die geleistete Arbeit

enorm ist. Wie Chicago und Shapiro berichten, “On November 8 1971, 23 women arrived at 533

Mariposa Street armed with mops, brooms, paint, buckets, rollers, sanding equipment and

wallpaper. For two months we scraped walls, replaced windows, built partitions, sanded floors,

made furniture, installed lights, and renovated the 75-year old dilapidated structure.”10

Auf diese Weise wird das "Womanshouse" zu einem Gemeinschaftsprojekt von Frauen und

dient gleichzeitig als Werkzeug, durch welchem diese Frauen künstlerisch und persönlich

„wachsen“ konnten. Mit diesem Projekt sehen sich viele der Künstler zum ersten Mal mit

körperlicher Arbeit, dem Einsatz von Arbeitswerkzeugen oder groß angelegter Arbeit konfrontiert11,

was es uns erlaubt, zu bestätigen, dass es neben einem künstlerischen Projekt auch eine Möglichkeit

wird, die damals vorhandenen Geschlechterrollen zu dekonstruieren.12 Der pädagogische Zweck des

Projekts, das Chicago und Shapiro vorgeschlagen hatten, wird verwirklicht, weil es Kunst mit der

9De Biaso, Francesca, "Judy Chicago: Visions for Feminist Art" (2012). Student Publications. 6.
https://cupola.gettysburg.edu/student_scholarship/6
10 http://www.womanhouse.net/statement
11http://www.womanhouse.net/statement

12Raven,A. (1994). Womanhouse. The Power of Feminist Art: The American Movement of the
1970s, History and Impact, 48-65.
6
lokalen Gemeinschaft sowie mit dem Netzwerk von Feministinnen in Amerika in Verbindung

brachte und so seine beabsichtigte "Moral" des Projekts erreichte.

Nachdem die Arbeiten, die es den Künstlern ermöglichen sollten, die künstlerischen Räume

zu schaffen, abgeschlossen waren, wurden die verschiedenen Räume auf die verschiedenen

Teilnehmer aufgeteilt. Insgesamt gab es siebzehn Räume und in jedem von ihnen wird ein anderes

Kunstwerk geschaffen, obwohl das Kunstwerk in einigen Räumen mehr als einen Autor hatte. Dies

ist in dieser Arbeit von großer Bedeutung, da sie uns der Beantwortung der uns betreffenden Frage

näher bringt: Ist das "Womanshouse" ein Beispiel für kollaborative Kunst praxis?

3.1 Anwendung der Theorie auf den Fall Womanhouse.

Dieser Abschnitt zielt darauf ab, eine genauere Analyse vorzunehmen, ob das Womanhouse

als gemeinschaftliche Kunst angesehen werden kann oder nicht. Zu diesem Zweck wird die oben

dargestellte Theorie verwendet und das Argument für oder gegen sie wird durch die Anwendung der

drei von Kester vorgeschlagenen Definitionen auf den untersuchten Fall erhoben.

Erstens, nach Kesters erster Definition, qualifiziert sich das Frauenhaus als kollaborative

Kunst. Einerseits, weil es sich um ein künstlerisches Projekt handelt, bei dem viele Frauen an der

Reparatur des Raumes beteiligt sind, bevor er genutzt werden kann, weil es das Frauenhaus in

seiner Gesamtheit betrachtet. Wenn wir das Projekt nur als die Sanierung eines Hauses durch

Künstler betrachten würden, wäre es bereits gemeinschaftliche Kunst. Kollaborative Kunst

hingegen kann als die Tatsache verstanden werden, dass innerhalb des Hauses die Werke von zwei

oder mehr Künstlern recht zahlreich sind. Von den 32 im Rahmen des Projekts registrierten

Kunstwerken werden zehn von mehr als einem Künstler geschaffen. Das bedeutet, dass 31,21%1314

der Werke nach Kesters erster Definition als kollaborative Kunst klassifiziert werden können.

13 Die Berechnung ist auf den Informationen der offiziellen Womanhouse Website basiert.
14Dazu gehören: Lingerie Pillows, Dining Room, Birth Triology, Cock and Cunt Play, Pillow Jewels,
Doll House, Three Woman, Naturant Kitchen, Leah’s Room and Necco Wafers.
7
Für Kesters zweite Definition kann das künstlerische Projekt, das der Protagonist dieser

Arbeit ist, nicht als gemeinschaftliche Kunst betrachtet werden, da die Zuschauer des Projektes

nicht selbst Teil der Kunstwerke sind. Es ist wahr, dass einige im Raum präsentierte Kunstwerke

Performances15 waren, die zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Publikum erforderten, zu keinem

Zeitpunkt sollten sie Teil des betreffenden Kunstwerks sein, da sie ausschließlich von den am

Projekt beteiligten Künstlern geschaffen wurden.

Kesters dritte Definition von kollaborativer Kunst ist diejenige, die kollaborative Kunst als

Praxis von Künstlern definiert, die an der Gemeinschaft beteiligt sind, in der auch die Gemeinschaft

Teil des Kunstwerks ist. Im Falle des Womanhouse kann man deutlich sagen, dass es sich um ein

künstlerisches Projekt handelt, das eng mit der Gemeinschaft verbunden ist, in diesem Fall mit der

Gemeinschaft der Künstlerinnen in Chicago. Dies lässt sich sagen, weil das Womanhouse

Kunstprojekt im Rahmen des Feminist Art Program geboren wurde, das zunächst von Chicago

geleitet wurde, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten in der Kunstausbildung und der

Kunstwelt im Allgemeinen anzugehen.16 Dieses in Chicago geführte Programm zielte darauf ab,

einen akademischen Raum zu schaffen, in dem Künstlerinnen andere Künstlerinnen studieren, sich

zur Diskussion treffen oder einfach nur Kunst schaffen.17 Dieses Bildungsprogramm wurde 1970

entwickelt und 1992 abgeschlossen18 und bestätigt, dass es sich um kollaborative Kunst nach

Kesters dritter Definition handelt. Es ist nicht nur kollaborative Kunst durch die Schaffung eines

Programms, das zahlreichen Künstlerinnen Raum für ihre Entwicklung geben würde, sondern auch

kollaborative Kunst durch ihre Dauer. Kester legt in seiner Definition fest, dass kollektive

Waiting von Faith Wilding , The Cock-Cunt Play von Judy Chicago und Faith Wilding, Three
15

Woman, Maintenance und The Birth Triology.


16Schapiro, M. (1971). A Feminist Art Program. Art Journal, 31(1), 48-49.

Harper, P. (1985). The first feminist art program: A view from the 1980s. Signs: Journal of
17

Women in Culture and Society, 10(4), 762-781.


18 Schapiro, M. (1971). A Feminist Art Program. Art Journal, 31(1), 48-49.
8
Kunstkünstler langfristig mit der Gemeinschaft verbunden sein müssen, und in diesem speziellen

Fall war dieses Programm mehr als zehn Jahre lang aktiv.

4. Schlussfolgerung

Wie in dieser Arbeit gezeigt, ist das Chicago Womanhouse ein beispielloses Kunstprojekt in

den Vereinigten Staaten. Geführt und gestaltet von Künstlerinnen oder Kunststudentinnen,

ermöglicht es, die Kunst, die diese Frauen erschaffen, für jeden sichtbar und zugänglich zu machen.

Aber das Frauenhaus ist nicht nur ein "Museum", es ist auch ein Ort, an dem Frauen ihre

Weiblichkeit spüren, leben und praktizieren können, außerhalb der Stereotypen und Praktiken der

Gesellschaft. Es veranschaulicht auch exemplarisch die Probleme von Künstlerinnen in den

Vereinigten Staaten bei der Ausstellung und Produktion von Kunst, da sie "gezwungen" sind, einen

exklusiven Raum für die Ausstellung von Frauenkunst zu schaffen. Nach dem Schreiben dieser

Arbeit bin ich der Meinung, dass dieses künstlerische Projekt nicht nur als ein Raum für Kunst von

Frauen gesehen werden sollte, sondern auch als ein Ort, an dem neue Kanons der Weiblichkeit

etabliert werden und die die patriarchalische Gesellschaft, in der diese Künstler leben, hinterfragen.

Wie Chicago in einem Interview beschreibt, “moving away from the male- dominated art scene and

being in an all-female environment where we could study our history separate from men’s and see

ourselves in terms of our own needs and desires, not in terms of male stereotypes of women.”19

Betrachtet man das Projekt nicht nur als Kunst, sondern auch als einen Raum des Komforts

für künstlerische Praktiken von Frauen, so kann man ohne Zweifel feststellen, dass das Frauenhaus

ein perfektes Beispiel für gemeinschaftliche Kunst ist. Es ist auch wichtig zu bedenken, dass dieses

Projekt, wie Chicago es beschreibt, "aus der Notwendigkeit heraus entsteht, einen Raum zu

schaffen, der die Arbeit der Künstlerinnen beherbergen würde, die aus ihrer täglichen Erfahrung

19“Judy Chicago and Lloyd Hamrol Interview Each other,” Criteria: A Review of the Arts 1, no. 2
(November 1974): 9.
9
schufen. Und dieser Raum musste ein Haus sein; das Haus der weiblichen Realität, in das man

eintreten würde, um die wahren Fakten des Lebens, die Gefühle und Sorgen der Frauen zu

erfahren.”20 Diese Beschreibung von Chicago verrät viel über die Art des Projekts, da sie sich

immer im Plural auf das Projekt bezieht, was bestätigt, dass die Gründerin des Projekts selbst es als

eine Zusammenarbeit zwischen Frauen versteht.

Betrachtet man sowohl die von Kester vorgeschlagene Theorie als auch das Kunstprojekt

Womanhouse selbst, kann so mit Nachdruck feststellen, dass dieses Kunstprojekt nicht nur ein

Beispiel für kollaborative Kunst praxis in den 1970er Jahren in den Vereinigten Staaten ist, sondern

auch ein bisher beispielloses Beispiel für feministische Kunst.

20 Chicago, J. (1996). Beyond the flower: The autobiography of a feminist artist. New York: Viking.
10
Bibliographie

Literatur

- Blanco, P. (2005). Prácticas artísticas colaborativas en la España de los años noventa. En Carrillo,

J; Estella, I; García, L (Eds.). Desacuerdos 2. Sobre arte, políticas y esfera pública en el Estado

español. (pp. 188-205). Barcelona: Museo de Arte Contemporáneo de Barcelona.

- Chicago, J. (1996). Beyond the flower: The autobiography of a feminist artist. New York: Viking.

- De Biaso, Francesca, "Judy Chicago: Visions for Feminist Art" (2012). Student Publications. 6.

https://cupola.gettysburg.edu/student_scholarship/6

- Garrido, A. P. (2009). El arte comunitario: origen y evolución de las prácticas artísticas

colaborativas. Arteterapia. Papeles de arteterapia y educación artística para la inclusión

social, 4, 197-211.

- Harper, P. (1985). The first feminist art program: A view from the 1980s. Signs: Journal of

Women in Culture and Society, 10(4), 762-781.

- Kester, G. H. (2011). The one and the many: Contemporary collaborative art in a global context.

Duke University Press.

- Kwon, M. (2004). One place after another: Site-specific art and locational identity. MIT press.

- Raven, A. (1994). Womanhouse. The Power of Feminist Art: The American Movement of the

1970s, History and Impact, 48-65.

- Scanlan, J. (1993) Culture in Action: Sculpture Chicago. Frieze https://frieze.com/article/culture-

action

- Schapiro, M. (1971). A Feminist Art Program. Art Journal, 31(1), 48-49.

Internet Quellen

- http://www.womanhouse.net/statement (Letzen Besuch 23/4/19)

- http://www.chicagopublicartgroup.org/ (Letzten Besuch 23/4/19)

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