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Die jemenitischen JudenAuthor(s): S.

WeissenbergSource: Zeitschrift für Ethnologie,


41. Jahrg., H. 3/4 (1909), pp. 309-327 Published by: Dietrich Reimer Verlag GmbH
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/23030716Accessed: 01-05-2020 02:12 UTC
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I. Abhandlungen und Vorträge.


Die jemenitischen Juden. Von
S. Weissenberg-Elisabethgrad.
In Jemen sollen 40000 Juden leben, davon über 3000 in Aden.1) Ob gleich letzterer
Ort ein viel und oft besuchter Hafen ist, haben wir doch keine genauere Schilderung
des physischen Habitus der dortigen Juden, und nur einige Photographien geben uns
eine dunkle Vorstellung von diesem interessanten jüdischen Stamme.
Etwas besser steht es auf volkskundlichem Gebiete.
Vor 50 Jahren besuchte ein Jerusalemer Rabbiner Jakob Saphir Jemen. Er hielt sich
dort sechs Jahre auf und legte seine Studien an den dortigen Juden in einem
zweibändigen Werke nieder, das, vielleicht weil es hebräisch geschrieben, den
europäischen Porschern unbekannt ge blieben ist. Im Jahre 1869 besuchte Josef
Halevy, als Rabbiner ver
kleidet, Jemen, speziell um die Juden zu studieren, und legte seine Beobachtungen
in den Bulletins der Pariser geographischen Gesellschaft vom Jahre 1873 nieder.
Viel Interessantes bringt auch v. Maltzan in seiner „Reise nach Südarabien",
Braunschweig 1872.
Die hochinteressante Frage nach dem Ursprünge dieser Juden lässt sich einstweilen
nicht beantworten. Sie selbst geben an, von den Juden abzustammen, die nach der
ersten Tempelzerstörung nach Jemen geflohen sind. Als dann die babylonischen
Gefangenen nach einigen Jahrzehnten unter Esras Führung nach Jerusalem
zurückkehrten, soll Esra nach Jemen geschrieben und die dortigen Juden um Teilnahme
an der Restau ration gebeten haben. Diese glaubten aber, dass die Zeit dafür noch
nicht gekommen sei und blieben in Jemen, wofür Esra den Bann gegen sie
ausgesprochen haben soll, der seitdem auf ihnen lastet. Historische Tatsache ist es
aber, dass im Anfange des 6. christlichen Jahrhunderts in Jemen ein selbständiges
jüdisch-hiinjaritisches Königreich bestand. Es
1) Zeitschr. f. Dem. und Stat, der Juden 1905, Heft 12. Zeitschrift für Ethnologie.
Jahrg. 1909. Heft 3 u. 4, 21
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310 S. Wrissenberg.
war zwar nur von kurzer Dauer, aber einer seiner Proselytenkönige, Jussuf Dhu-
Nowas, zeichnete sich durch starken religiösen Eifer aus, der ihn sogar zu
Christenverfolgungen verleitete. Dies spricht dafür, dasszu jener Zeit entweder in
Jemen selbst oder in seiner nächsten Nachbar schaft grössere und einflussreiche
jüdische Gemeinden zu finden waren. Und wirklich sehen wir ein Jahrhundert später
bei Mohammeds Auf treten, dass die Juden im nördlichen Arabien eine gewisse Rolle
gespielt haben. Sie traten als Gegner des neuen, für sie falschen Propheten auf und
wurden erst nach mehreren Kämpfen besiegt und vertilgt. Möglich ist es, dass damals
ein Teil der zersprengten nordarabischen Juden sich nach Jemen wandte und dort die
nach dem Siege des äthiopischen Königs Elesbaa, der sich der verfolgten Christen
annahm, über Jussuf Dliu Nowas stark reduzierten jüdischen Gemeinden verstärkte.
Die weitere Geschichte der jemenitischen Juden ist ganz in Dunkel gehüllt. Dafür
aber, dass sie von Zeit zu Zeit mit dem übrigen Judentum in kürzere oder längere
Verbindung traten, spricht der Umstand, dass die ganze rabbinische Literatur ihnen
bekannt ist und dass sie in religiöser Beziehung auf talmudischem Standpunkte
stehen und vom allgemein gültigen Judentume kaum eine nennenswerte Abweichung
zeigen, was
sich von ihren nächsten Nachbarn, den abessinischen Falaschas, nicht sagen lässt.
Was ihre politische und soziale Lage anbelangt, so lässt sich ver
muten, dass sie seit dem Siege des Mohammedanismus nicht besser als
überall in den mohammedanischen Ländern war. Dafür spricht der heisse
Hang an Jerusalem, der in ihren liturgischen und Volksliedern klar zum
Ausdruck gelangt, hauptsächlich aber spricht dafür die seit etwa 30 Jahren
unaufhörlich und energisch stattfindende Emigration. Es lässt sich nicht
feststellen, was die direkte Ursache dieser Emigration war. Jedenfalls
waren es dunkle messianische Ideen, die auf von Verfolgungen und
Hungersnöten reich gedüngtem Boden leicht keimen konnten und bei den
zu Kabbala und Mystik geneigten Leutchen den Entschluss reifen konnten,
trotz der auf dem Wege bevorstehenden unsäglichen Mühen, nach der alten Heimat
zurückzukehren. Vielleicht war es aber nur nebelhafte
Kunde von einer besseren Lage der Juden in anderen Ländern, zur Emigration bewogen
hat. Entschieden haben aber auch die lei modernen Transportverhältnisse das ihrige
dazu beigetragen. W auch sei, aber vor etwa 30 Jahren, wie schon erwähnt, bega
Emigration der Juden aus Jemen nach Palästina, die seitdem nic nicht abnimmt,
sondern im Gegenteil sich immer steigert. Jetz man grössere Gemeinden jemenitischer
Juden in Kairo, Jaffa u salem, einzelne Familien aber fast überall in Palästina.
Die Jerusalemer
Kolonie ist etwa 2000 Personen stark.
Ein Reisestipendium der Rudolf Virchow-Stiftung nach dem nah Osten behufs
anthropologischer Erforschung der Juden ermöglichte mir auch mit ihrem
jemenitischen Zweig in Verbindung zu treten und psychisch und physisch näher kennen
zu lernen.
Die jemenitischen Juden fallen jedem Fremden auf den ersten Bl
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• ''
\% ^
Jemenitische Juden.
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auf. Es sind kleine, schmächtige Leutchen mit pechschwarzen Haaren und dunklen,
unruhig laufenden, aber dennoch den Beschauer durch dringenden Augen. Das Gesicht
ist von mächtigen, gut gepflegten Seiten locken und von einem schwarzen, massig
langen Bart umrahmt. Der Gesichtsausdruck ist intelligent, häufig verschmitzt. Man
sieht diese

Jemenitische Juden. Weber. FFig.i1ga.1a.JemenitischeJuden.Weber.Fig.F1ig.b1b..

Fig. 2 a. Jemenitische Juden. Lehrer. Fig. 2 b.


Leutchen die schwersten und undankbarsten Arbeiten verrichten. Alsihre ersten
Scharen nach Palästina kamen, war dieses Land für Immi gration noch weniger
vorbereitet, als es jetzt ist, weshalb viele sich damals dem im heiligen Lande
unter den Juden so häufigen Bettlerberufe widmeten oder richtiger sich widmen
mussten. Seitdem zeigt aber d Land einen grossen Aufschwung, zu dem die
europäischen Juden mit d
21*
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von ihnen gegründeten Ackerbaukolonien nicht wenig oder richtiger viel beigetragen
haben. Mit dem allgemeinen Aufschwünge stieg auch die materielle Lage der
jemenitischen Juden, und zwar nicht nur parallel, sondern in etwas grösserem Masse
als die der übrigen jüdischen Gruppen. So sind jetzt viele von ihnen Besitzer von
zwar ärmlichen, aber doch eigenen Häuschen, was sie nur ihrem Fleisse und ihrer
Liebe zur Arbeit verdanken. Sie sind in allen Gewerben vertreten, vom Tagelöhner in
der Stadt und auf dem Lande bis zum Fabrikarbeiter. Sie bewohnen in
Jerusalem, wie auch die anderen Gruppen, ihr eigenes Viertel und in letzter Zeit in
Gemeindeangelegenheiten ihre Selbständigkeit Unabhängigkeit von den Sephardim, zu
denen sie früher ger wurden, durchgesetzt. Schon diese Tatsache zeigt, dass wir es
h intelligenten Leuten zu tun haben, die nach gewissen Zielen streb ihren eigenen
Willen durchzusetzen verstehen. Rührend ist es, w meistens sehr armen Leute für
ihre noch ärmeren Neuangekom sorgen, indem sie für diese meist nur mit Lumpen
bedeckten U lichen ein Häuschen eingerichtet halten, in dem sie so lange unent
wohnen dürfen, bis sie Arbeit gefunden haben. Denn immer noch
kommen neue Scharen nach Jerusalem, jetzt aber wohl hauptsächlich an
gelockt durch das freie und nach ihren Begriffen armutslose Leben der
ersten Pioniere. Ich habe Gelegenheit gehabt, solche Neuangekommenen
zu sehen und zu sprechen. Nach ihrer Aussage ist ihr Leben in Jemen
nichts weniger als beneidenswert, sie werden nur geduldet und dürfen
zum Unterschied von Arabern nur dunkle Kleider tragen. Als ich aber
auf den hellen, mit Silbermünzen reich behangenen Kopfputz einer Frau
hinwies, wendete einer der Umstehenden diesen um und zeigte mir seine
innere dunkle Unterlage mit den Worten: „So machen wir es den Arabern vor."
Gross ist die Liebe dieser Leute zum Buche, was bei ihrer grossen Armut sehr
wundernehmen muss. Selbstverständlich handelt es sich um
die Bibel und die rabbinischen Gesetzbücher, die noch jetzt in Hand schriften
kursieren. Die Jemeniter werden als die besten und billigsten Sophrim,
Manuskriptenschreiber, geschätzt, welche Beschäftigung manchem das Augenlicht
gekostet hat. Mit dem Lernen fängt man gewöhnlich sehr früh an, meist schon mit 3—4
Jahren. Äusserste Liebe zum Buche verbunden mit äusserster Armut, und zwar
wirklicher, wie auch Armut
an Büchern an und für sich, zeitigte eine Lernmethode, von der man verschiedener
Meinung sein kann, die aber vollen Respekt vor diesen Leuten einflösst. Sie besteht
darin, dass man die Kinder um einige auf dem Boden liegende Bücher herumsetzt uud
ihnen das gerade und um gekehrte Lesen beibringt. Obgleich die Bücher in Jerusalem
billig sind, so haben doch die jemenitischen Juden ihre alte Sitte beibehalten und
noch jetzt kann man dort in ihren Chedarini (Schulen) Kinder um Manu skripte sitzen
sehen und diese bei verkehrter Haltung geläufig lesen hören. Die Folge eines so
fieissigen Studiums ist nicht nur gründliche Bekanntschaft mit der Bibel und der
rabbinischen Literatur, sondern auch gründliche Kenntnis der hebräischen Sprache,
die fast alle verstehen und
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.Jemenitische Juden.
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sprechen. Dabei ist bemerkenswert und für den Philologen von hohem Interesse, dass
ihre Aussprache des Hebräischen sich mehr dem aschkena sischen als dem
sephardischen Modus nähert, wodurch sie sich von allen anderen asiatischen Juden
unterscheiden. Für den Uneingeweihten muss hinzugefügt werden, dass die
aschkenasische Mundart in ganz Osteuropa herrscht, während die sephardische
Aussprache von den spanischen, afrika nischen und asiatischen Juden gebraucht wird
und auch seit Reuchlin die Aussprache der Gelehrten ist. Diese eigentümliche
Erscheinung weckt viele verwickelte Fragen auf, deren Beantwortung wir einstweilen
schuldig bleiben müssen. Die Hauptfrage ist, ob die Aussprache der Jemeniter die
Uraussprache des Hebräischen sei? Wie ist es dann zu erklären, dass in Jemen und in
Osteuropa sich die Uraussprache erhalten, während sich zwischen ihnen eine neue
ausgebildet hat? Ist dagegen das Sephardische die Uraussprache, so ist es dann
unerklärlich, wie die jemenitischen Juden
trotz grösserer Nähe zum Mittelmeer ihre Aussprache von Osteuropa ent lehnt haben.
Mit der Lösung dieser rein philologischen Fragen wird auch ein guter Teil der
Anthropologie der Juden gelöst sein.
Nebenbei möchte ich noch auf ein anderes auffallendes Verbindungs glied zwischen
den jemenitischen Juden und ihren osteuropäischen Brüdern hinweisen. Ich meine die
Seitenlocken, die Paies, die zwar für die Juden auf Grund einer Bibelstelle etwas
spezifisches sind, aber in so schöner und langer Form, weil nie gekürzt, einerseits
den jemenitischen und andererseits den polnischen Juden eigentümlich sind, während
die übrige Judenheit sich mit Seitenlocken begnügt, die nur etwas das Kopf haar an
Länge überragen, und die auch dann nur von den besonders Frommen getragen werden.
Einmal bei den Seitenlocken angelangt, möchte ich noch kurz darauf hinweisen, dass
diese Sitte eine für den vorderasiatischen Völkerkreis uralte zu sein scheint.
Schon auf den
hethitischen Reliefdarstellungen (Berlin und Konstantinopel) sind Sei locken, zu
Zöpfchen geflochten, an männlichen Figuren sichtbar. Eb solche Seitenzöpfchen
zeigen auch jetzt noch manche palästinensisch Beduinen, und die Fellahin des Hauran
teilen von ihrem prächtigen K haar, das sie lang tragen, Streifen vor die Ohren ab,
die ganz an
jüdischen Paies erinnern.Von einer guten Bewandertheit auf dem Gebiete des jüdische
Schrifttums zeugen die Lieder der jemenitischen Juden, die sehr zahlreic und teils
liturgischen Inhalts, meistens aber reine Volkslieder sind. E reiche und
verschiedenartige Auswahl solcher Lieder teilt A. Idelson 14. Jahrgange des
Palästina-Almanach mit.1) Trotz der grossen Arm und Bedrückung haben die
jemenitischen Juden den Lebensmut und Lebensfreude nicht verloren und suchen ihre
Familienfeste, wie Hoch und Beschneidung, durch Gesang und Lied zu verschönen. Und
wenn manches Lied durch seine gelungenen Hinweise auf biblische Stellen n Art der
mittelalterlichen Dichter, Paitonim, überrascht, so entzückt
1) A. M. Lunz, LiterarischerPalästina-Almanach, Jerusalem 1908. Die jemenitisch
Juden und ihre Gesänge nebst Notenbeispielen. S. 101—154. Hebräisch.
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anderes durch seine Glut und Leidenschaft, die im Hohenliede ihre Parallelen haben.
In Disharmonie mit der Bildung der Männer steht die totale Un wissenheit der
Frauen, die nur ausnahmsweise lesen können. Dessen ungeachtet ist die Lage der Frau
im allgemeinen eine höhere, als in der

Fig. 3. Jemenitische Jüdin.


mohammedanischen Welt zu nennen. Auffallend ist aber das Fehlen einer Frauen
abteilung in den jemenitischen Synagogen.
Nach dieser kurzen Schilderung des Charakters und der Psyche der jeme nitischen
Juden wollen wir zu ihrem phy sischen Habitus übergehen. In Jerusalem und Jaffa
habe ich Gelegenheit gehabt, bei 50 Männern und 14 Frauen einige
Körper-, Kopf-, Gesichts- und Nasenmasse
zu nehmen, und ausserdem bei anderen
28 Männern nur die Körperhöhe, die Kopf
länge und Kopfbreite zu bestimmen. Alle Gemessenen waren erwachsene Leute.
Der Kö rperhöhe nach sind die jeme nitischen Juden klein zu nennen, da sie im
Mittel nur 159,4 cm für den Mann, und
146,7 cm für die Frau beträgt. Jedoch schwankt die Körperhöhe, wie folgende
Zusammenstellung zeigt, von 146 bis 175 cm beim Manne, und von 136 bis 155,5 cm
beim Weibe, wobei beim Manne deutlich
zwei Zentren vortreten. Ob aber letztere
Erscheinung auf eine Mischung zweier ver
schieden hoher Yölker zurückgeführt werden darf, ist bei der geringe Zahl der
Untersuchten zweifelhaft.
Die Klafterweite beträgt im Mittel 164,5 cm beim Manne und 150,2 cm beim Weibe, sie
ist also im allgemeinen grösser als die Körper höhe und zwar um 5,8 cm beim Manne,
denn die Körperhöhe der be treffenden 50 Männer war 158,7 cm, und um 3,5 cm beim
Weibe. Indi viduell betrachtet waren Körperhöhe und Klafterweite bei 6 Männern und4
Frauen einander gleich, bei einer Frau war die Klafterweite um 1,5 cm kleiner als
die Körperhöhe und bei allen übrigen, also bei 44 Männern
und 9 Frauen, war die Klafterweite grösser als die Körperhöhe, wobei die maximale
Differenz beim Manne 12 cm und beim Weibe 11 cm betrug.
Ich habe noch bei 15 Männern die Sitzhöhe bestimmt. Sie schwankte zwischen 78 und
90 cm und zeigte eine mittlere Grösse von 83,3 cm, was auf die entsprechende
Körperhöhe — 159,6 cm, — bezogen, den relativen Wert von 52,2 cm ergibt.
Die grösste Länge und Breite des Kopfes schwankte zwischen 169 bis 200 bzw.
zwischen 128 bis 150 mm beim Manne und zwischen
156 bis 185 bzw. 127 bis 155 mm beim Weibe. Ihre Mittelwerte betragen
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Zahl der Gemessenen MinimumMaximumAtittel


78 14 146 136 175 155,5 159,4 146,7
50 14 150 140 177 164
161,5 150,2
135,1-140
Jemenitische Juden.

Schwankungsbreite in Zentimetern
der Klafterweite Männer Frauen Männer Frauen
der Körperhöhe
1_1 145— 3— 2 150 6714 155 20 2 5 4 160 12 1 10 2 165 29 —170 8 —
10 — 1753— 9— 180— — 2—
13 1

der grösstenKopflänge
der grösstenKopfbreite Männer Frauen
Männer
Frauen
Schwankungsbreite in Millimetern
155—ISO165 —170 1 1 140 . 29 3 175 4 3 145 . 21 1 180 5 5 150 . 7 —

1
126-130 .
185204155.— 1 19028— — — — 19514— — — — ————
200 6Minimum 169 156 — Maximum 200 185 —
Mittel187176—
121827 150 155
139 135
187 mm beim Manne und 176 mm beim Weibe für die Kopflänge, dagegen
nur 139 mm beim Manne und 135 mm beim Weibe für die Kopfbreite.
Während die ersteren den in Buropa gewöhnlichen entsprechen, zeigt die
Kopfbreite bedeutend geringere Masse, was auf eine ganz andere Kopf form hindeutet.
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3 3 1&185 .6

316 S. Wrissenberg:
Infolge der grösseren Schmalheit des Kopfes bei den Jemenitern ist anch ihr
Kopfumfang geringer. Er beträgt im Mittel, bei 50 Männern gemessen, nur 53.7 cm und
schwankte zwischen 50,5 und 56 cm.
Über die eigentliche Kopfform gibt der Kopfindex Aufschluss.
Hyperdolichocephal. Dolichocephel Mesocephal . Brachycephal
Hyperbrachycephal Minimum
Maximum Mittel
Kopfindex der Männer Frauen
44 < 21 5
52
68,1 71,3 83,1 87,2 74,8 7li,7
Yon 78 Männern waren 44 und von 14 Frauen 7 echte Langköpfe. Diesem Yerhältnis
entspricht auch der mittlere Kopfindex, der beim Manne einen "Wert von 74,3 und
beim Weibe einen solchen von 76,7 zeigt. Auf fallend ist der geringe Prozentsatz
der Kurzköpfe. Was die weiblichen Kopfmasse anbelangt, so muss ich hinzufügen, dass
die Entnahme der selben sehr schwierig und unsicher war, da die Tradition den
Jüdinnen das Entblössen des Hauptes verbietet. Vielleicht ist in diesem Umstände
die Ursache für das Auftreten hyperbracbycephaler Köpfe bei den Frauen
zu suchen.Das Hinterhaupt des Jemeniten ist mehr oder weniger prominent,
was den Eindruck der Langköpfigkeit verstärkt.In Verbindung mit der Schmalheit des
Kopfes steht die schmale
Stirn, die bei der Betrachtung des Gesichtes gleich auffällt. Die Richtung der
Stirn ist gerade, nur ein Jemeniter zeigte eine fliehende Stirn, und zwar in sehr
geringem Masse.
Was sonst die Gesichtsform anbelangt, so zeigten '24 unter50 Männern und 9 von 14
Frauen ein ovales Gesicht. Bei 12 Männernund einer Frau war die Form breitoval, bei
sieben Männern und einer Frau schmaloval und endlich bei sieben Männern und drei
Frauen
spitzoval, das heisst, das Gesicht zeigte eine deutliche Verjüngung gegen das Kinn
zu. Auffallend sind die mehr oder weniger vorstehenden Jochbeine, die ich bei elf
Männern und sechs Frauen notiert habe und die das Gesicht mehr platt erscheinen
lassen. Zwei Männer hatten ein etwas negerhaftes Aussehen, woran der geringe
Prognathismus und die etwas wulstigen Lippen schuld waren.
Zu den Gesichtsmassen übergehend, lässt sich auf Grund der bei stehenden Tabelle
sagen, dass die Jochbreite, 130 beim Manne und 124 beim Weibe, schmal ist, was wohl
in gewisser konstruktiver Ab hängigkeit von der Schmalheit des Kopfes steht.
Dagegen ist die
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96-100105 —110115120125 17—


13011 107 100
126 126 118 110
Minimum Maximum Mittel

120 117 145 135 130 124
Jemenitische Juden.
317
Gesichtslänge, von der Nasenwurzel bis zum Kinn gemessen, mässig zu nennen.
Dementsprechend steht das Gesicht seinem Indexe nach auf der Grenze zwischen Lepto-
und Chamäprosopie, wobei eine gewisse Konstanz des Gesichtsindex bemerkenswert ist,
indem zwei Drittel aller Gemessenen auf die AVerte 85 bis 95 fallen.
Schwankungsbreite in Millimetern der

Jochbreite Männer Frauen Männer Frauen


Gesichtslänge
_
1 116-120 1 5 4125 65
3 2 130 13 5 135 16 1 140
185 2 3
90 21 5
95 17 5 100 9 1
Mittel
75,1 - 80
MinimumMaximum 98,4
Der charakteristischste Teil des Gesichtes ist die Nase. Die Formdes Nasenrückens
war bei 32 Männern und 13 Frauen gerade. Fünf Männer und eine Frau hatten
semitische (krumme) Nasen, ausserdem noch andere fünf Männer leicht gekrümmte
Nasen. Ausserdem zeigten vier Männer eine leichte Adlernase, darunter einer mit
überhängender Spitze, und endlich war bei vier Männern der Nasenrücken kahn- oder
sattelförmig eingebogen. Sonst zeigte die Nase noch folgende Eigen tümlichkeiten:
bei einem Manne und einer Frau war die Spitze schräg abgeschnitten, drei Männer
hatten eine grosse Nase, zwei eine breite und
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21 2 15 2
6145 1—

Schwankungsbreite des Gesichtsindex


Männer Frauen
79,3 82,2 98,4 90,8 88,7

318 S. Wrissenberg:
bei einem war sie platt. Der Prozentsatz der semitischen Nasen ist somit
nicht besonders gross, eine echte sogenannte Judennase war nur bei einem Manne zu
finden.

Schwankungsbreite in Millimetern der


oberen unteren Nasenbreite Nasenbreite
Männer Frauen Männer Frauen
23 2 9 5
26-30 35
Minim27um30 29 28 Maximum 36 32 40 32 Mittel 31 31 33 30
Die Verhältnisse der oberen und unteren Nasenbreite bieten nichts
Besonderes, sie bestätigen nur das eben von der Nasenform Gesagte, wa auch auf die
Nasenhöhe, von der Nasenwurzel bis zum Nasenansatzgemessen, Bezug hat. Die obere
Nasenbreite war bei acht Männern undfünf von sieben Frauen grösser als die untere,
bei vier Männern und
einer Frau waren beide Masse gleich. Der Nasenindex ist bei beiden Geschlechtern
gleich gross und beträgt 61, also stark leptorrhin. Die Platyrrhinie fehlt ganz.
26 5 34 2 401— 7—

55
60 Minimum
Maximum Mittel
48 45 60 52 54 49
48,2 58,8 73,5 71,1 61,1 61,2
der Nasenhöhle Männer Frauen
des Nasenindex Männer Frauen
41-4550 9 4 60 31 2
Schwankungsbreite
3
26 2 70 15 5 15— 80 11
1 40,1-50
_
Noch einige Worte über den Farbentypus der jemenitischen Juden.Alle darauf
Untersuchten, 78 Männer und 14 Frauen, waren brünett,und zwar im wirklichsten Sinne
dieses Wortes. Auch habe ich sonst
keinen blonden jemenitischen Juden gesehen, und die Frage, ob Arabien blonde oder
wenigstens hellere Typen vorkommen, wurde
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Jemenitische Juden.
319
neint. Damit im Widerspruch steht die Angabe von Fritsch1), der in
Aden eine sehr grosse Anzahl blonder Juden gesehen haben will. Auch
gibt Andree2) nach Pickering an, dass in Aden blonde Juden vor
kommen sollen. Demgegenüber ist aber zu beachten, dass Aden eine
Hafenstadt ist, wo sich auch Juden aus anderen Ländern niedergelassen haben.
Was die Farben der einzelnen Organe anbelangt, so gibt folgende Zusammenstellung
darüber Aufschluss.
Hautfarbe Männer Frauen Hell 6 10
Etwas dunkel .... 3 — Dunkel 38 4 Sehr dunkel .... 3 —
Selbstverständlich bezieht sich d Körperstellen. Das Dunkle entspra
jedenfalls war es nicht tiefer.
Haarfarbe Männer Frauen Schwarz 73 14 Tiefdunkelbraun ... 5 —
Die Haarfarbe war also fast ausschliess einer sehr tiefen Tönung, pechschwarz
war meistens von derselben Farbe, aber
heller. Die Form des Haares war schlich haftem Gesicht hatten krauses Haar.
Irisfarbe Männer Frauen Hellbraun 6 —
Braun 10 1 Dunkelbraun 28 4 Tiefdunkelbraun ... 34 9
Die Irisfarbe war überwiegend tiefdunk wirklich Schwarzen stehend, wie man e
achten kann.
Fassen wir alles zusammen, so sehen wir, dass die jemenitischen Juden sich in
mancher, wenn nicht in allen Beziehungen von dem ge wöhnlichen jüdischen Typus
unterscheiden. Um dies klarer vor die Augen zu bringen, stelle ich die
anthropometrischen Merkmale der jemenitischen Juden denen der seinerzeit von mir
studierten südrussischen3), als Beispiel des europäischen Judentypus, gegenüber.
1) Über den heutigen Habitus der Völker des Orients, Z. f. E. B.8, Verhandl. S.
160. 2) Rote Haare, Z. f. E. B. 10, S. 335.3) S. Wrissenberg, Die südrussischen
Juden. Arch. f. Anthr. Bd. 23.
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Grösste KopfbreiteGesichtslängeJochhreite 130 138


Nasenlänge Nasenbreite, obere Nasenbreite, untere Kopfindex Gesichtsindex
Nasenindex Semitennase in pCt
Blonde in pCt Brünette in pCt
eissenberg:
Vergleichstabelle. Juden
Jemen Südrussland
JüdinnenJemen Südrussland
1467 1536 —

1' 94 16511645 1701 1502


Körperhöhe Klafter Sitzhöhe
KopfumfangGrösste Kopfläng
135 145
110 110 .124 130 49 50 31 30 30 31
833 859537 550187 183 176 176
139 151
118 119
54 5431 3133 3474,3 82,590,8 86,261,1 63,0 61,2 62,0 10 10 7 6
0 10,5 0 5 100 58 100 68
Die Tabelle lehrt uns somit, dass gerade in den für die Rassen zugehörigkeit
wichtigsten Merkmalen beide Gruppen sich am weitestenvon einander entfernen, wie
dies die Zahlen für die Körperhöhe, den Kopfindex und den Farbentypus zeigen.
Während die südrussischen Juden von mittlerer Grösse und kurzköpfig sind, lässt
sich für die jeme nitischen Juden eine kleine Statur und eine ausgesprochene
Langköpfig keit feststellen. Ebenso ausgesprochen ist der Unterschied im Farben
typus. Die absolute Abwesenheit von hellen Haaren und blauen Augen unter den
Jemenitern ist zu auffallend, um einem blossen Zufall zu geschrieben werden zu
können, um so mehr als diese Farben unter den europäischen Juden eine häufige
Erscheinung sind, indem unter ihnen etwa 10 pCt. echte Blonde gefunden werden.
Ausser diesen kardinalen Unterschieden lassen sich noch folgende feststellen. Der
jemenitische Jude hat einen geringeren Kopfumfang, ausserdem ist sein Kopf im
allgemeinen sehr schmal, was die Haupt ursache seiner auffallenden Langköpfigkeit
ist. Auch das Gesicht und die Nase sind etwas schmäler als beim europäischen
Bruder, was in den ab soluten Zahlen, sowie in den entsprechenden Indices deutlich
zum Vor schein gelangt. Dagegen lässt sich in den Nasenformen kein wesentlicher
Unterschied konstatieren, indem beide Gruppen in etwa 10 pCt. der Fälle
Semitennasen aufweisen. Werden aber auch die leichtgekrümmten Nasen berücksichtigt,
so ist das Verhältnis der gekrümmten Nasen bei den Jemenitern ein viel grösseres.
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——
— 536
76,7 82,4 88,7 84,6

Jemenitische Juden. 3-21


Aus obiger Analyse darf ohne Zögerung der Schluss gezogen werden,
dass zwischen den europäischen Juden und ihren jemenitischen Glaubens
brüdern in physischer Beziehung kein Yerwandtschaftsband existiert.
Während der äussere Habitus der «Temeniter an den des osteuropäischen
Juden lebhaft erinnert, was schon dem alten Niebuhr aufgefallen war,
zeigt ihr Körperbau bemerkenswerte Verschiedenheiten. „Die Juden in
Jemen sehen beinahe so aus als die polnischen", sagt Niebuhr1). Diese
Identität ist aber nur eine Folge eines rein äusseren Merkmals, der
Seitenlocken, worauf ich schon eingangs aufmerksam gemacht habe.
Dieses Beispiel wird vielleicht manchen
Anthropologen eines Besseren belehren,denn immer noch wird zu viel Wert auf
Äusserlichkeiten, wie Tracht und Aasdruck, gelegt, und zwar nicht nur in der Frage
von der Abstammung der Juden, wo dieses nebensächliche Element bis jetzt leider die
Hauptrolle gespielt hat. Ein Blick auf die beigegebenen Photographien wird dies be
stätigen. Wer wird bei Anblick von Fig. 1, die zwei jemenitische Weber darstellt,
zweifeln, dass wir es mit polnischen Judenzu tun haben? Eine Messung beweist aber,
dass nur die langen Paies beiden gemein sam sind, während sie in ihren anthropo
logischen Merkmalen sich gerade gegen überstehen. Dagegen wird das Bild des
äusserlieh etwas von Lokalkultur ange strichenen jemenitischen Juden (Fig. 4)
niemand zu einer falschen Diagnose ver führen und wohl kaum jemand wird in

ihm überhaupt einen Juden spüren.Wir haben also in der Judenheit selbst
Fig. 4. Jemenitischer Jude.
Hoteldiener.
glaubt sich berechtigt den Urtypus der Juden als Semiten mit dem semitischen zu
identifizieren. Aber der krasse Gegensatz, der zwische der Hauptmasse der modernen
Juden und dem alten semitischen Typus den man in den Arabern rein erhalten glaubt,
herrscht, hat manchen dazu verleitet, schon den Urtypus der Juden als einen nicht
semitischen
1) cit. n. Andree. Zur Volkskunde der Juden. S. 230.
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eine Gruppe entdeckt, die von dem herkömmlichen jüdischen Typus ganz und gar
abweicht. Es drängt sich deshalb die Frage von selbst auf, welche der beiden
Gruppen, ob die europäische oder die jemenitische, dem jüdischen Urtypus am
nächsten steht. Leider lässt sich aber diese Frage nicht definitiv beantworten aus
dem einfachen Grunde, weil der jüdische Urtypus bis jetzt keine bestimmte Gestalt
hat, und von verschiedenen wissenschaftlichen Autoritäten verschieden definiert
wird. Der einfache Menschenverstand

322 S. Weissenberg:
zu erklären. So glaubt die jetzt herrschende Theorie v. Luschans überalle
Schwierigkeiten dadurch Herr zu werden, dass sie die alten Hebräerals ein Gemisch
aus Semiten, Hethitern und Amoritern erklärt. DieHethiter sollten dabei die
Hauptmasse des Volkes gebildet haben und ihnen ist die jetzt überwiegende
Kurzköpfigkeit der Juden zuzuschreiben, während das blonde Element den Amoritern zu
verdanken ist. Wenn
diese Theorie Recht hat, dann sind die jemenitischen Juden als Nichtjud zu erklären
und wir werden in ihnen mit einem gewissen Rechtejudaisierte Araber sehen müssen,
von denen sie nur ihr kleiner Wuchs unterscheidet. Dieser Meinung sind die Araber
selbst, die Burchardt gegenüber äusserten: „Die Juden hier sind gar keine Beni-
Israil, es sind
Araber, die das Judentum angenommen haben1)".Obgleich die älteren Beobachtungen, da
sie nicht auf genauen
Messungen und Zählungen, sondern lediglich auf Schätzungen beruhen, für unsere
Disziplin wenig Wert haben, möchte ich doch v. Maltzans Charakteristik der
jemenitischen Juden, die zu ganz anderen Schluss folgerungen führt, hier
wiedergeben. „Die sesshafte jüdische Bevölkerung weist heutzutage keine Spuren
arabischer Elemente auf. Ihre Physiognomie, Hautfarbe, selbst ihr Gliederbau sind
so grundverschieden von dem der Südaraber, dass an eine innigere Vermischung nicht
zu denken ist. Ich sah Juden aus allen Teilen Südarabiens und alle zeigten
denselben Typus. Die Südaraber sind klein, die Juden selten unter, oft über
Mittelgrösse. Erstere sind mehr gedrungen, letztere schlank. Die Hautfarbe der
einen ist dunkel, oft fast schwarz, die der anderen stets weiss, oft weisser als
die mancher Südeuropäer. Die Züge der Juden sind gedehnt, regel mässig, die der
Südaraber klein, zierlich. Das Haar der Südaraber ist stets kraus, das der Juden
leicht gelockt, oft beinahe schlicht, so dass die Pais, die bekannten Hängelocken,
welche hier sehr dünn und fein, aber lang getragen werden, nur wenige lockige
Windungen zeigen. . Ein Süd araber würde gar nicht imstande sein, solche Pais zu
tragen, die das Gesicht einrahmen; sie würden sich bei ihm als krause Büschel um
die
Schläfen ballen. Im ganzen sind die arabischen Juden ein schöner Menschenschlag,
der an Schönheit nur den spanischen Juden nachsteht, aber die polnischen weit
übertrifft. . . . Der Bartreichtum ist auch wieder ein augenfälliges
Unterscheidungsmerkmal vom südarabischen Typus, der fast bartlos ist. Nur eines
haben die Juden mit den Südarabern gemein,
das ist die Magerkeit." Wie man sieht, stimmt diese Beschreibung mit den von mir
gemachten Angaben nicht in allen Punkten überein. Hier spukt der Glaube von der
Reinheit und Besonderheit des jüdischen Typus. Dass die Juden höher als die Araber
sein sollen, möchte ich doch bezweifeln. Was Farbentypus und Haarform anbelangt, so
scheinen sie von einer engeren Yermischung der Araber mit den benachbarten Negernzu
zeugen, was sich auch bei den Juden, aber in nur geringem Massstabe, bemerkbar
macht.
1) Hermann Burchardt. Die Juden in Jemen. Ost und West, 1902. Viele gute
Abbildungen.
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ab. br. brn. d.


e. fl.
ger. h.
= abgeschnitten. = breit.= braun.= dunkel.
= etwas.
= fliehend.
= gerade. = hell.
ov. = oval. schm. , = schmal. schw. = schwarz.
Jemenitische Juden.
323
Nach Berücksichtigung des im Obigen gebrachten geschichtlichen und
anthropologischen Materials scheint mir doch folgende Fragestellung die
nächstliegende zu sein: Warum sollen nicht die jemenitischen Juden, die so viele
echte semitische Züge zeigen und die Jahrtausende lang
ein streng abgesondertes Leben geführt haben, als wahre Abkömm
linge der alten Hebräer betrachtet werden? Eine Bejahung dieser
Frage muss selbstverständlich zum Sturze der von Luschanschen
Theorie führen und eine andere an ihre Stelle bringen zur Erklärung der
Kurzköpfigkeit der europäischen Juden. Ich begnüge mich einstweilen
mit diesen Andeutungen und behalte es mir vor zu dieser interessanten
Frage nach Bearbeitung des ganzen von mir gesammelten Materials zurück zukehren.
Messtabellen: Abkürzungen:
J. = Jochbeine.Körperhöhe, Sitzhöhe, Klafter und Kopfumfang in Zentimetern.
Alle übrigen Masse in Millimetern.
Ich folge hier dem Vorschlage, den A. Iwanowsky im Russischen Anthropologischen
Journal, 1905, gemacht hat und der darin besteht, in den Tabellen die Ziffern
auszulassen, die jeder Eingeweihte leicht ersetzen kann. So sind die Einsen in der
Körpergrösse sowie in der Kopflänge und -breite, wie auch die Fünf im Kopfumfange
eigentlich ganz über flüssig, da es selbstverständlich ist, dass die Körperhöhe der
Erwachsenen normal nicht unter einem Meter liegt und dass der Kopfumfang gewöhn
lich mehr als 50 cm beträgt. Durch diese Abkürzung wird viel Raum und Zeit und
somit auch Geld erspart, und es ist zu wünschen, dass dieser beachtenswerte
Vorschlag sich schnell in der Anthropometric ein bürgere.
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sem. Sp. sp. St.
y.
= semitisch. = Spitze.= spitz.= Stirn.
= vorstehend.

324S.Weissenberg: I. Männer.
Kopf Gr. Gr.flatter um Kopf Kopf Kopf Gesichtsform jcn
fang länge breite 160 53 188 128
12 371 464 5 71 654 7< 64 8 62 973
10 6111 7312 5913 7314 5915 7716 6817 5818 6119 49240
20678132 1,5
21 63 49033
brov. J. e. v. 32 ov. J. e. v. 25 brov. J. e. v. 34 schmov. 28 76,8 ov. 30 73.3
schmov. 30 76,5 spov. J. e. v. 31 75,6 brov. J. e. v. 38 83,1 schmov. 38 75 schmov.
35 71,5 ov. 26 76,2 spov. 26 63 3 75 4582,8 ov. 32 50 4 88 38 73,4 ov. J. e. v. 26
65 2,5 82 33 73,1 schmov. 29 65 4,5 91 42 74,3 ov. 32 55 4,5 85 40 75,7 ov. 35
56
2,5 86 30 4,5 92 41 2,5 80 40 5 89 45 4,5 96 39 4,5 93 35 3 86 38
ov. 25 ov. J. e. v. 33
spov. 23 76,7 brov. 31
58,5
spov.
27
. 22  70 2,5
. 23  69 3,5
. 24  59 4,5
. 25  67 0,0
. 26  74,5 2,5
. 27  67 3
. 28  64,5 3
. 29  72 6
. 30  70 3
31 6469647
73,6 74,6 74,6 71,8
32 54,5 3,5 93 38 33i 7638138 3435
36 37 38 39
40 41
56 3,5 85 37 74 63 6 92 50 78,1 55 4 81 43 79
brov. J. v. 33 brov. J. v. 45
5,5 200 5 99
74,2 70,5 69,8 74,2
4 86 0,5 73
41 39 38 42
3,5 88 41 5 91 39 o,o 89 46 4,5 90 40 2,5 83 39
75 ov. 31 72,8 brov. J. e. v. 39 77,2 ov. 32
86 37 85 38 89 41 95 40 81 39 87 37 83 40 93 46 78 48
index •eite
68,1 ov. L24
69,9 73.4
77,8
70,9 70
82,1
ov. J. e. v. 28 ov. 27 ov. 26
brov. J. e. v. 3(5 ov. kurz 20 ov. 29 ov. St. e. fl. 29 5 93 36 70,5 ov. 31
ov.1) Gesichtszüge negerhaft: geringer Prognathismus, wulstige Lippen, krauses
Haar.
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ov. J. e. v. 37 spov. 27
73,7 76
72,9
27 70 brov. 33
72,9
spov.

Jemcnitische Juden. I. Manner.


Ge Nasen NasenNasen Nasen Haut
sichts Nasenform höhe breite breite index Irisfarbe Haarfarbe farbe
index
94,388,891,79G,792,4 sem.
oben unten
55 30 33 54 29 30 58 33 32 56 27 29 58 32 34 52 32 37 60 30 31 49 30 36 53 33 35 51
27 33
54 5 ddbrn. schw. d.
53,7„ n h.
86,7 95,3 92,8 89,7 95,8 94,6 92,3 93,1
Sattel ger. ger.
ger. Sp. ab. e. Adler

ger.e. sem. e. Adler
95,486,192,990,589,886,586,498,49197,686,993,186,389.885,586,792,89687,188,995,3
87,985.9 sem. 88
34 53,6 34 54,2
. 32  60,4
. 33  65,3
. 34  59,3
34 58,5 31 59,2
. 33  53,7
. 34  61,5
32 57,428 o4, i33 52.6 brn. 35 63,6 dbrn. 32 54,4 ddbrn. 35 58 dbrn. 35 53,6
rt
e.d. h. d.
n„ dd.
d.

V
90.187 ger.
84,8 97,6
nn
ger. ger. ger.
56,9 48,2 55,2 61,5 50 61,2 62,3 52,9 53,6
d.
„ rtyy »„ rt d.
e. sem,
h.
rt
sem. 56 30 30
V dbrn. ddbrn. brn.
n » »
7)V n » ..
e.sem. ger.
ddbrn. „n
ger. Sattel
ger.
V
» Mn nn r> n Vn „ n „ „ rt r> „
ger.e. Adler
ger. ger. ger. ger. ger. Sattel
V 34 59,3 harn 37 61,4 dbrn.
ger. gross sem. gross ger. br.
35 53,3 hbrn. 38 59,6 dbrn.
VT
ddbrn.
y,
nV
ger.
ger.e. sem.
ger.
ger. platt ger.
sein.
32 53,830 50,932 62 brn. schw. n 29 56,6 hbrn. n h. 29 58,2 » V c d. 32 63.5 brn.30
64,6 ddbrn. * d.
. 34  73,5 dbrn.
. 35  62,3 ddbrn. „ V
ger.e. Sattel
56 30 59 32 53 32 49 32 54 32 53 31 49 29 54 29 52 32 54 31 53 29 57 30 55 35 57 31
50 29 56 30 54 32 57 85 60 32 52 31 52 28
53 2750 3153 3055 3252 3348 3149 3653 33 582932 50
Zeitschrift für Ethnologie. Jahrs- 1909. Heft 3 u. 4. 22
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W 5» n n „n
»
,
dbrn.


n

rt V rt

326S.Weissenberj I. Männer.
Sitz Kopf Gr. Gr.Nr. höhe höhe Klafter um Kopf Kopf index Gesichtsforin sichts
breit*

5 6 7 8 9
10 11 12 13 14
Nr.


-
82 39 76,4 82 43 78,6 77 54 87
ov. J. v. ov. J. e. v.
Körper
Kopf
Ge Joch länge
42 54 —
43 6044 6345 64 — 46 53 — 47 59,5 —
48 63,549 63 —
54 3 85 33 71,965 3,5 89 30 68,867 1,5 75 41 80,666 4 84 43 77,7 brov.59 3 84 37
74,5 spov.67 2,5 86 32 71 schmov.J.e.v. 16 28
50 54
60
456452534956 —
514546 — 57,5 —
Gr. Kopflänge 1
80 34 74,4


ov. ov. ov.
brov. .F. e. v. ov.
schmov.
122 27 24 803575ov. 17 23 32 35 17 19


71 5 91 46 76,4 72 5 92 42 74
11 40 20 30 20 29
fang länge breite
2
— 79 33 74 3
brov. schmov.

56 36 87,2 spov. 85 32 71,3 ov.


76 35 76,7 75 31 74.8 75 33 7670 27 74 7
III. Männer.
Gr.Kopfbreite Kopfindex
ov. J. e. v. ov. J. e. v. ov.ov.
Haarfarbe
28 24 19 23 20
Irisfarbe
dbrn. ddbrn.
15 24 8 22 7 28
23 33 10 28

1234 40—
spov. J. e. v. spov. J. e. v.
146 51
II. Frauen. 175 128 73,1
47,5 —
ov.


82 38 75,8 76 30 73,9

Körperhöhe
1812 62 88 37 72.9 „
152
350 80
4 •") S. -) 69
5 52,5 85
6 o3,5 86 766 98
8 63,5 88
137 75,7
schw.
1
36 75,634 79,333 71,935 72,645 73,241 75 * 45 81
9 61 7910 o3,o CO CCII 66.5 85 1255753376T dbrn 13 66 87 35 72.2 hbrn. It 61 89 37
72 5 Im.
n41 75 ddbrn. brn.
44 77,8 schw. ddbrn.
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•? ddbrn
brn. schw. dbrn.
„ ddbrn. r. r>

Jemenitische Juden. I. Manlier.


Ge Nasen Nasen Nasen Nasen Haut sichts Nasenform höhe breite breite index Irisfarbe
Haarfarbe farbe

index
92,7 88,5 83,6 92,5 85,9 89,9 79,3 92,3
93
92 6 89,8 83,1 89,7 90,2 <J0,9 82,2 90,6 94,1 98,4 88,7 85,7 85,4 83,3
oben unten
e. sem. 53 28 32 52,8 ger. 49 28 32 57,1
ddbrn. schw. d. r> 11 11 n 11 „
e. Habicht ger.ger. br. ger.ger. ger. gross
ger.
ger. V
..
V „ M
» „ V r>
gcr. sp. ab. ger.T)
54 29 34 53,758 35 34 60,3 dbru. 51 34 40 66,7 ddbrn. 52 30 34 57,7 brn. 50 32 36
64 dbrn. 59 32 37 54.254 30 30 55,6
dd.
d.
11
h. ddbrn. 11
II. Frauen. 48 32 30 (iß,7 51 30 29 58,8 49 31 31 63,3
———
———
———
———
———
———
———
50 31 30 62,0 52 31 30 59,6 47 30 32 63,8
11
ddbrn. dbrn. ddbrn.
brn. ddbrn. dbrn.

sem. 45 32 28 71,1 III. Männer.

Gr. Gr.Nr. Körperhöhe Kopflänge Kopfbreite Kopfindex Haarfarbe Irisfarbe


. 15  62 83
. 16  69 84
. 17  63 90
. 18  57,5 86
. 19  62 88
2072923369,3
schw.
. 21  62
. 22  58
. 23  68
. 24  61
. 25  55
. 26  69
. 27  61
. 28  57 94
36 72,7 T 43 78,1 r 45 78,439 73,5
87 83 85 89 90 96 90
40 73,7 r46 74,5 „32 69,5 y.44 74 2 ddbrn. -
22*
33 72,744 78,334 70,534 72 r 34 71,3 r
dbrn. brn. dbrn.
ddbrn.
dbrn.
r> ddbrn. dbrn.
hbrn. dbrn. brn. dbrn.

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