Arbeiten1
1. Inhalte
Im Praktikumsbericht, in Hausarbeiten oder in der BA-Arbeit sollen die bisheri-
gen in Theorie und Praxis erworbenen Wissensbestände und Erkenntnisse der
Studierenden systematisiert und individuell aufgearbeitet werden. Insbesondere
geht es darum, die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen, die im Praktikum und
während des Studiums gewonnen und einer (Selbst-) Reflexion unterzogen wur-
den, noch einmal zu rekonstruieren, in einen Zusammenhang mit fachwissen-
schaftlichen Erkenntnissen zu stellen sowie Schlussfolgerungen und Handlungs-
perspektiven für das weitere Studium bzw. die Berufspraxis zu entwickeln. Zu-
gleich geht es um die Dokumentation und Präsentation der gemachten und re-
flektierten Erfahrungen für Außenstehende.
Praktikumsberichte
Ein erster Teil des Praktikumsberichts besteht aus der Beschreibung von Pra-
xiseinrichtungen, Tagesabläufen und eigenen Tätigkeiten – dies ist ein not-
wendiger, aber keinesfalls der wesentliche Teil des Berichts!
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Dieser Text wurde 2006 von Prof. Dr. Iris Nentiwg-Gesemann und Prof. Dr. Annette Dreier an der Alice-
Salomon-Hochschule entwickelt und 2007 den Anforderungen des BABEK-Studiengangs an der FH Potsdam
angepasst.
Prof. Dr. Annette Dreier: Anforderungen wissenschaftliche Arbeiten im Praktikum 2
Insgesamt soll mit dem Praktikumsbericht eine Darstellung und kritische Re-
flexion der Erfahrungen und Erlebnisse im Praktikum und der eigenen Pro-
fessionalisierung geleistet werden. Hier wird auch ein Bezug zwischen Studium
und Praxis hergestellt: Welche im Studium erworbenen Wissensbestände waren
hilfreich, was hat gefehlt und sollte im weiteren Studium vertiefend (theoretisch)
erarbeitet werden? Ist die Praktikumseinrichtung weiteren Studierenden zu emp-
fehlen, unter welchen Bedingungen? Erschließt die Praktikumseinrichtung be-
rufliche Perspektiven?
Zum anderen kann im Bericht retrospektiv eine sich aus dem Praktikum erge-
bende, individuell von jeder/jedem Praktikantin/Praktikanten festzulegende
Fragestellung bzw. Forschungsfrage unter Einbeziehung von relevanter
Fachliteratur bearbeitet werden. Bei diesem letzten Punkt geht es darum, dass
die/der PraktikantIn nach Abschluss des Praktikums überlegt, welcher Aspekt
des umfassenden Kontextes von Bildung und Erziehung, den er/sie kennen ge-
lernt, beobachtet und mit gestaltet hat, genauer untersucht werden soll. Folgende
Fragen können bei der Auswahl einer solchen Fragestellung helfen: Was fanden
Sie besonders spannend? Worüber möchten Sie noch mehr erfahren, mehr wis-
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sen? Wo tauchten Ihrer Meinung nach Probleme auf? In diesem Teil des Be-
richts geht es in besonderer Weise darum, ausgehend von den praktischen Erfah-
rungen und dem gesammelten (Beobachtungs-) Material während des Prakti-
kums (Forschungs-) Fragen zu stellen und diese – unter Hinzuziehung von Fach-
literatur – zu bearbeiten. Beschränken Sie sich dabei auf eine ‚überschaubare’
Fragestellung, die realistischerweise im Rahmen eines solchen Berichts vertie-
fend bearbeitet werden kann!
Der Bericht sollte mindestens 20, maximal 25 Seiten umfassen (plus eines An-
hangs von maximal 10 Seiten, der z.B. Beobachtungsprotokolle, Fotos, Ge-
sprächsprotokolle u.ä. enthält).
2. Gliederung
Einleitung
1. Teil: Vorstellung der Einrichtung und des pädagogischen Konzepts,
Darstellung der eigenen Praktikumstätigkeit in ihrem zeitlichen Verlauf,
beteiligte Personen, ausgewählte Kinder/-gruppe
2. Teil: Beschreibung, Dokumentation, Analyse und Reflexion von Ent-
wicklungs- und Bildungsprozessen (einschließlich des eigenen!); Ent-
wicklung der Kooperationsbeziehung zwischen ErzieherIn und Praktikan-
tIn; methodische Verfahren und ihre theoretischen Grundlagen
3. Teil: Bearbeitung einer eigenen Fragestellung bzw. Forschungsfrage
unter Einbeziehung von relevanter Fachliteratur
4. Teil: Abschließende Einschätzung der gemachten Erfahrungen; Her-
stellung eines Bezugs zwischen Theorie und Praxis bzw. Studium und
Praktikum
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Literaturliste
Anhang mit Materialsammlung
Der 2. Teil kann auch als Portfolio der Bildungsgeschichte eines Kindes oder
auch der eigenen Bildungsgeschichte gestaltet werden, also aus einer Kombina-
tion aus schriftlichen Dokumentationen / Fotodokumentationen bestehen. Dazu
folgende Anregungen:
3.1 Heftung
Die Arbeit ist in gebundener Form abzugeben. Auf der Oberseite wird eine
durchsichtige Folie verwendet, so dass das Deckblatt gelesen werden kann, auf
der Unterseite ein stabiler Karton.
3.2 Textlayout
Schriftgröße: 12
Zeilenabstand: 1,5-zeilig
Standard-Seitenränder: 2,5; links: 3 (wegen der Bindung)
3.3 Seitenanordnung
Nach dem Deckblatt folgt eine Gliederung / ein Inhaltsverzeichnis mit Seiten-
verweisen, ev. ein Vorwort/eine Danksagung, schließlich der in sich gegliederte
Haupttext und am Ende ein Literaturverzeichnis. An das Literaturverzeichnis
schließen sich ev. Anlagen an, die durchzunummerieren sind. Die letzte Seite
enthält eine persönliche Erklärung und ist im Original zu unterschreiben: „Ich
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versichere, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.“ (Datum, Unterschrift)
3.4 Deckblatt
Praktikumsstelle (Name, Bezeichnung, Postanschrift der Einrichtung, Angabe der Subeinheit/Gruppe, in der Sie
tätig waren, Angabe der/des kooperierenden Erzieherin/Erziehers im Praktikum)
3.5 Kapitelüberschriften
3.6 Fußnoten
Die Fußnoten werden fortlaufend durchnummeriert und befinden sich immer auf
derselben Seite unten (keine Endnoten!). In die Fußnoten gehören keine einfa-
chen Literaturverweise, die ein Zitat oder einen Quellenverweis im Fließtext
belegen sollen, sondern inhaltliche Ausführungen, Anmerkungen, Kommentare,
weiterführende Ideen, die Ihnen zwar wichtig sind, aber für das Verständnis des
Haupttextes nicht zwingend erforderlich sind.
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Ausnahmslos alle wörtlichen Zitate, die Sie aus anderen Texten übernommen
haben, müssen exakt und nachvollziehbar belegt werden. Auch Quellen, aus de-
nen Sie wesentliche Anregungen bezogen haben, deren Gedanken Sie
reformulieren oder zusammenfassen, müssen belegt werden!
Beispiel:
Christoph Wulf betont die Performativität sozialen Handelns: „Reduziert man
soziales Handeln nicht auf Intentionalität, sondern betont seinen performativen
Charakter, dann wird es als Aufführung und Inszenierung sichtbar. Damit
kommt der Körper der Handelnden ins Spiel. Von Interesse sind nun seine Be-
wegungen, sein Rhythmus, seine Gestik. Eine neue Komplexität wird sichtbar.
Soziales Handeln wird ermöglicht durch ein praktisches körpergebundenes Wis-
sen, das auf vielfältige Weise performativ wird“ (Wulf 2005, 67).
Bei Auslassungen von Wörtern oder Satzteilen innerhalb eines wörtlichen Zitats
müssen diese ebenfalls gekennzeichnet werden und zwar durch drei Punkte in-
nerhalb einer Klammer (...).
Geben Sie eine Aussage eines Autors in eigenen Worten wieder oder wollen Sie
auf Quellen verweisen, in denen ein von Ihnen angesprochener Aspekt ausführ-
lich behandelt wird, muss auch dies belegt werden.
Beispiel:
Im Anschluss an Christoph Wulfs Theorien zur Genese des Sozialen spielen
körperliche Prozesse und körperbezogenes Wissen eine bedeutende Rolle (vgl.
Wulf 2005, 67ff.). Hier kann ggfs. auch auf ganze Werke verwiesen werden:
(vgl. Wulf 2005).
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Erstreckt sich ein wörtliches Zitat oder ein Quellenverweis über mehrere Seiten,
verwenden Sie folgende Abkürzung: (Wulf 2005, 67f.) meint: Seite 67-68;
(Wulf 2005, 67ff.) meint: Seite 67 und die folgenden Seiten.
3.3 Literaturverzeichnis
Im Literaturverzeichnis wird die Literatur, die im Text zitiert bzw. auf die im
Text verwiesen wurde, vollständig aufgelistet – und zwar alphabetisch nach
Nachnamen der AutorInnen (im Falle mehrerer AutorInnen eines Werkes wird
der zuerst aufgeführte Name gewählt). Bei mehreren Werken dersel-
ben/desselben Autorin/Autors wird chronologisch nach Erscheinungsjahr sor-
tiert, beginnend mit dem zeitlich frühesten Werk. Sind von einer/einem Auto-
rin/Autor mehrere Werke im gleichen Jahr erschienen, wird dies folgenderma-
ßen markiert: 2000a, 2000b, 2000c ...
Hier ein Beispiel für eine Literaturliste, in der sowohl Monographien, als auch
Artikel in Sammelwerken oder Zeitschriften enthalten sind:
Honig, Michael-Sebastian (1999): Forschung „vom Kinde aus“? Perspektivität in der Kind-
heitsforschung. In: Honig, Michael-Sebastian / Lange, Andreas / Leu, Hans Rudolf (Hg.):
Aus der Perspektive von Kindern? Zur Methodologie der Kindheitsforschung. Weinheim
und München: Juventa, S. 33-50.
Nentwig-Gesemann, Iris (2002): Gruppendiskussionen mit Kindern. Die dokumentarische
Interpretation von Spielpraxis und Diskursorganisation. In: ZBBS, H. 1/2002, S. 41-63.
Wulf, Christoph (2005): Zur Genese des Sozialen. Mimesis – Performativität – Ritual. Biele-
feld: transcript.