Gesundheit
Zur Notfallaufnahme gehen
Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau A2/B1
Kursgruppe
12 männliche TN an einem firmeninternen Deutsch-
kurs. Neben der Verbesserung der Deutschkenntnisse
hat der Kurs auch zum Ziel, die TN an den Umgang
mit IKT zu gewöhnen, damit sie mit der fortschrei-
tenden Technologisierung der Produktion mithalten
können. Der Unterricht findet zwei Mal in der Woche
um den Schichtwechsel statt, je 90 Minuten. Einige
der TN verlassen ihre Schicht etwas früher, die ande-
ren fangen etwas später an. Die Thematiken im Kurs
beziehen sich auf das Arbeitsumfeld, aber auch auf
den privaten Alltag. Um dem Kurs eine Struktur zu
geben und die Lernfortschritte festzuhalten, haben
die TN einen Ordner mit den Handlungsfeld-Regis-
tern von fide angelegt.
Ausgangssituation
In der vergangenen Woche ging es um die Verhinde-
rung von Unfällen am Arbeitsplatz. Daran schliesst
das Szenario «Zur Notfallaufnahme gehen» an.
fide | Deutsch in der Schweiz | © 2012 Bundesamt für Migration
Ablaufbeschreibung der Kursleitung
In diesem Kurs sollte wo immer möglich der Computer in den
Lernprozess integriert werden. Deshalb war meine erste Auf-
gabe an die TN, auf dem PC eine Karte und eine Wegbeschrei-
bung vom Betrieb zum Spital zu finden. Die Wegbeschreibung
wurde ausgedruckt, und die TN mussten mir Anweisungen
geben, wie ich zum Spital komme.
Danach haben wir in der Gruppe versucht, mit Hilfe der Foto-
karten und der Erfahrungen einiger TN, uns die Situation an
der Notfallaufnahme genau vorzustellen.
Mit Hilfe des Lernzielblatts haben wir dann besprochen, was
bei den einzelnen Schritten wichtig ist und welche sprachli-
chen Mittel nützlich sind. Als Hilfsmittel hatte ich auch die
Ich-kann-Beschreibungen kopiert und einzeln auf A4-Blättern
ausgedruckt. Die TN haben sich ihre individuellen Lernziele
aufgeschrieben (mit Stichwörtern), und in der Gruppe war
man sich einig, dass das Schwierigste ist, den Unfallhergang
oder die Krankheit zu schildern. Das sollte im Zentrum ste-
hen, aber ansonsten wollte man Schritt für Schritt vorgehen.
Ein TN brachte noch ein, dass man im Betrieb eine Unfallmel-
dung machen muss; vielleicht könnte man das auch noch an-
schauen. Dieses zusätzliche Ziel wurde auf dem Lernzielblatt
hinzugefügt.
Die erste Situation war die Ankunft im Spital, und diese Situ-
ation wurde ein paar Mal durchgespielt, mit mir in der Rolle
der Empfangsperson. Zuerst die Begrüssung, und dann soll-
ten die TN sagen, warum sie da waren. Die restlichen TN hat-
ten die Aufgabe, ein Feedback zur Verständlichkeit zu geben.
Dann ging es um die Aufnahmeformalitäten: Die TN waren
die Patienten und ich habe als Notfallarzt die Daten zur Per-
son aufgenommen und mir den Unfallhergang schildern las-
sen. Mit meiner Hilfe ist es den TN gelungen darzustellen, wie
es zu der Verletzung kam. Aber damit waren die Ziele der TN
noch nicht sicher erreicht. Ich habe darum die TN gebeten,
weitere grössere oder kleinere Unfälle, welche sie oder Fami-
1
 Gesundheit

Zur Notfallaufnahme gehen

Aus der Praxis 2 – Kurs Niveau A2/B1

lienangehörige schon hatten, mit Stichwörtern aufzuschrei-

ben und sie sich in Kleingruppen gegenseitig zu erzählen.

Nach einer Weile habe ich die Gruppen unterbrochen und

von einem eigenen Unfall erzählt. Beim Erzählen habe ich die
Verbgruppen an die Tafel geschrieben: ich bin ausgerutscht –
ich bin gefallen – ich habe die Hand gebrochen ... und wir ha-
ben festgehalten, dass es für die Erzählung eines Geschehens
in der Vergangenheit immer braucht: ich + bin / habe + Verb
mit der ge-Form. Danach haben die Gruppen weiter gearbei-
tet und versucht, bei den Erzählungen auf diese drei Elemente
zu achten.

Als Hausaufgabe für die nächste Lektion sollten die TN eine

Unfall-Geschichte aufschreiben – etwa die Hälfte der Gruppe
hat es versucht. Zu zweit besprachen die TN dann ihre Unfall-
Geschichten, nicht nur die schriftlich mitgebrachten. Einige
dieser Geschichten wurden in der Grossgruppe vorgetragen.
Nach jeder Erzählung habe ich einige Wörter und Ausdrücke
auf der Tafel festgehalten, und die TN haben notiert, was ih-
nen wichtig erschien.

Dann ging es um die Unfallmeldung. Die TN haben individu-

ell ein Formular für die Unfallmeldung ausgefüllt. Wenn es
sich um einen betriebsinternen Unfall handelte, habe ich das
Ereignisprotokoll verteilt, das ich auf der Webseite der suva
gefunden hatte. Für die privaten Unfällen habe ich auf dem
Internet ein ähnliches Formular einer Versicherung gefun-
den. Das Resultat wurde mit 1-2 Kurskollegen verglichen und
auch von mir durchgeschaut, und dann nochmals auf einem
frischen Formular ins Reine geschrieben. Dieses ausgefüllte
Formular wurde als Muster ins Arbeitsportfolio gelegt.

Ebenfalls ins Portfolio eingereiht wurde das Lernergebnis-

blatt, auf dem die TN zum Schluss die erreichten Ziele festge-
halten hatten und von mir bestätigen liessen.

fide | Deutsch in der Schweiz | © 2012 Bundesamt für Migration 2