Ikterus
- Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten
- hervorgerufen durch eine erhöhte Bilirubin-Konzentration im Blut und Gewebe
– sichtbar zuerst als Skleren-Ikterus ab einer Bilirubin-Konzentration 2 mg/dl
Krankheitsbilder der Leber
- Bilirubin
o Abbauprodukt des Hämoglobin
▪ im Blut
→ an Albumin gebunden = indirektes Bilirubin
kann auch bei Anhäufung
nicht durch die Nieren ausgeschieden werden
▪ in der Leber
→ Abtrennung des Albumins und
Kopplung an Glukuronsäure
= direktes = konjugiertes Bilirubin
wird mit der Galle über die Gallenwege
in den Dünndarm ausgeschieden
kann bei Anhäufung über den Urin ausgeschieden werden
Cholestase = Gallestau
- 2 Formen der Cholestase
o intrahepatische Cholestase
o Grund für den Stau der Gallenflüssigkeit
liegt innerhalb der Leber
• z. B. bei Hepatitis, Leberzirrhose
o extrahepatische Cholestase
o Der Abfluss ist gestört
durch ein mechanisches Hindernis in den außerhalb der Leber gelegenen Gallengängen
(z. B. durch Gallensteine, Tumoren)
- mögliche Symptome:
o bierbrauner Urin (weil das Bli über den Urin ausgeschieden wird)
o heller Stuhl (weil das Bili nicht über die Galenflüssigkeit in den Stuhl gelangt)
o Juckreiz (weil sich Gallensalze unter der Haut absetzen)
o Gestörte Fettverdauung (weil die Gallensäuren im Dünndarm fehlen)
o Ikterus (wegen der erhöhten Bilirubin-Konzentration in Blut und Gewebe
Aszites
- Bauchwassersucht = Ansammlung von Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle
- Zeichen einer ernsten Erkrankung
- klinisch nachweisbar ab einer Menge von 1 Liter, im Ultraschall schon ab etwa 30 ml
- Ursache:
– Zu 80 % durch Pfortaderhochdruck bei Leberzirrhose
– auch bei: malignen Tumoren,
Entzündungen im Bauchraum,
Rechtsherzinsuffizienz,
Mangel an Albumin im Blut
- Symptome
• Vergrößerter Bauchumfang, vorgewölbter Bauch mit verstrichenem Nabel
• Event. Gewichtszunahme
- Behandlung
• Behandlung der Grunderkrankung
• Einschränkung der Flüssigkeits- und Kochsalzaufnahme
• Ausschwemmung mit Diuretika
• bei Erfolglosigkeit → Entlastungspunktionen
Diagnostik
• Laboruntersuchungen
- Bestimmung der Aktivität der Leberenzyme
o bei Schädigung der Zellwand treten vermehrt Enzyme
aus den Leberzellen ins Blut über
und führen im Blut zu einer Erhöhung von
Transaminasen AST und ALT (früher GOT und GPT)
-GT, AP (alkalische Phosphatase)
Krankheitsbilder
verschiedene Ursachen:
o infektiöse Hepatitis
→ am häufigsten → Viren (Viren-Hepatitis A - E)
→ Begleiterkrankung bei manchen Infektionskrankheiten
o Autoimmun-Hepatitis
→ beginnt meist schleichend
→ betrifft häufig junge Frauen
mit anderen Autoimmunerkrankungen
o toxische Hepatitis
→ Alkoholhepatitis, Vergiftungen, Medikamente
verschiedene Verlaufsformen:
- Einteilung:
o Hepatitis A - E
o auch möglich:
anikterische Verläufe
asymptomatische Verläufe
- Komplikationen
Gefährlichste Frühkomplikation Wichtigste Spätkomplikation
- Diagnostik
• Bilirubin, Transaminasen, AP und Gamma-GT sind erhöht
• bei schwerem Verlauf sinken die Syntheseparameter ab
• Nachweis viraler Antigene und Antikörper
- Therapie
• Ausschaltung lebertoxischer Noxen
• Bettruhe
• Medikamentös nur
– bei fulminantem Verlauf der Hepatitis B
– bei Hepatitis C
- Vorsorge
• sorgfältige Händehygiene
• konsequente Benutzung von Kondomen
• Vermeidung von Blutkontakten
- Immunprophylaxe:
o Aktive + passive Impfung gg. Hepatitis A und B steht zur Verfügung
▪ Hepatitis B-Impfung schützt auch gg. Hepatitis D
5
- Definition:
• liegt vor, wenn in mehr als 50 % aller Leberzellen Fetttropfen abgelagert sind
• betrifft ca. 20 % der erwachsenen Bevölkerung
• ist reversibel
- Ursachen
• Alkohol
• metabolisches Syndrom
• lebertoxische Medikamente u. Schadstoffe
- Symptome
• keine Beschwerden
- Diagnostik
• meist Zufallsbefund bei Sonographie
• event. erhöhte Transaminasen und Gamma-GT
- Therapie je nach Ursache
• Verzicht auf Alkohol, wenn Alkohol die Ursache ist
• sonst:
o Gewichtsreduktion
o Bewegung
o gegebenenfalls gute Diabetes- Einstellung
• Definition:
o Funktionsausfall der Leber bei vorher Lebergesunden
innerhalb von Tage/Wochen nach Beginn einer Erkrankung
• Ursache:
o Fulminanter Verlauf bei Virushepatitiden
o Vergiftungen, z. B.
▪ Paracetamol,
▪ Knollenblätterpilze
• Symptome
o Ikterus
o Foetor hepaticus
o rasch zunehmende hepatische Enzephalopathie
▪ neurologische und psychische Auffälligkeiten v. a. durch Anstieg
von Ammoniak (NH3) und anderer Eiweißabbauprodukte im Blut
aufgrund der gestörten Entgiftungsfunktion der Leber
▪ Die schwerste Form: → Leberzerfallskoma
komplizierend
▪ Gerinnungsstörungen, Hirnödem, Organversagen, Infektionen mit Sepsis
• Therapie und Prognose:
o Intensivtherapie einschließlich Beatmung und Dialyse
o Maßnahmen zur Giftelimination
o Letalität: 80 %
6
Leberzirrhose = Schrumpfleber
Definition
• chronisch fortschreitende irreversible Zerstörung der Leberläppchen
Absterben von funktionstüchtigem Lebergewebe
Ersatz durch Bindegewebe
Im Endstadium ist die gesamte Leber knotig-narbig umgebaut
Ursachen
• am häufigsten
• 50 – 60% durch regelmäßig erhöhten Alkoholkonsum
• bis zu 30% Folge einer chronischen Virushepatitis B, C oder D
• selten: Autoimmunerkrankungen
Gallenwegserkrankungen mit Gallestau,
kardiovaskuläre Erkrankungen, Arzneimittel, Gifte,
• Kompensiertes Stadium
o Die Leber kann ihre Aufgaben bezgl. Synthese und Entgiftung noch erfüllen
o Symptome:
Uncharakteristische Zeichen
wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsabnahme, Oberbauchbeschwerden mit Völlegefühl
Auftreten von charakteristischen Hautveränderungen (→ Leberhautzeichen)
• Spätfolgen
• erhöhtes Risiko
für das Auftreten eines Leberzellkarzinoms
3 Schweregrade:
o Child A: (5-6 Punkte)
▪ leichte Zirrhose mit guter Prognose
o Child B: (7-9 Punkte)
▪ mittelschwere Zirrhose
▪ Letalität innerhalb des nächsten Jahres ca.15%
o Child C: (10-15 Punkte)
▪ schwere Zirrhose
▪ Letalität innerhalb des nächsten Jahres ca. 65%
7
• Weißnägel
• Lackzunge, Lacklippen
• Mundwinkelrhagaden
• Geldscheinhaut (Hautatrophie)
hormonelle Störungen • Gynäkomastie beim Mann
weil Östrogen und
Testosteron in der • Hodenatrophie
Leber abgebaut • reduzierte Bauch- und Schambehaarung
werden und deshalb
bei verringerter o Bauchglatze
Leberleistung länger o Feminisierung des Behaarungstyps beim Mann
wirken • Störungen der Menstruation
Auftreten eines Ikterus
weil die Ausscheidung
von Bilirubin über die
Galle vermindert ist
Komplikationen
Hepatorenales Syndrom
• Funktionelles Nierenversagen bei Patienten
mit fortgeschrittener Leberschädigung
• Auslöser → Hypovolämie
• bei Ösopagusvarizen-Blutung
• bei zu schneller Ausschwemmung des Aszites
Abnahme der Nierendurchblutung
Verminderte Urinproduktion
Anstieg der harnpflichtigen Substanzen im Blut
Hepatopulmonales Syndrom
• Störung der Lungenfunktion bei Patienten mit schwerer Leberschädigung
• Auslöser → eine vermehrte Freisetzung
von gefäßerweiternden Substanzen
Erweiterung der Lungengefäße
der Blutfluss in der Lungenstrombahn nimmt zu,
aber die Lungenbelüftung bleibt unverändert
Luftnot v. a. im Stehen, die sich beim Liegen verbessert
Hepatische Enzephalopathie
Aszites
9
Therapie
• keine Heilung möglich
Ziel: ► Verlangsamung des Prozesses
► Verhinderung von Komplikationen
• Möglichkeiten
➢ Verzicht auf Alkohol
und leberschädigende Medikamente
➢ bei Leberkoma
Intensivtherapie mit Darmsterilisation,
parenteraler Ernährung, Gerinnungsfaktoren…....
Leberdialyse
• Lebertransplantation
10
- Definition:
o maligner Tumor von den Leberzellen ausgehend
Bösartige Tumoren der Leber
o tritt häufig bei einer bereits bestehenden Leberzirrhose auf
- Risikofaktoren:
besonders gefährdet sind Patienten mit
o Leberzirrhose
o chronischer Virushepatitis vom Typ B und C
o Hämochromatose, Alkoholabusus, Aflatoxin (Gift eines Pilzes in verdorbener Nahrung)
- Therapie:
- operative Entfernung des Tumors (Leberteilresektion)
- event. Lebertransplantation
- palliativ → lokale Therapieverfahren; möglich sind z. B.
▪ regionale Chemotherapie
▪ lokalchirurgisch
▪ künstliche Embolisation der tumorversorgenden Blutgefäße
▪ Einbringen radioaktiver Substanzen
Lebermetastasen
- Definition:
o Tochtergeschwülste
o Der Primärtumor ist v. a. zu finden
▪ im Gastrointestinaltrakt (d. h. im Zuflussgebiet der Pfortader)
- Therapie:
o werden nur chirurgisch entfernt,
wenn der Primärtumor mit Aussicht auf Heilung behandelt werden kann
o sonst Behandlung mit Zytostatika