(1463-1878)“
angestrebter akademischer Grad / in partial fulfilment of the requirements for the degree of
Ein großer Dank geht an meine Betreuerin Doz. Ao. Univ.-Prof. Dr. Katja Sturm-Schnabl für
ihre fachliche und kompetente Unterstützung und die wertvolle Zeit, die sie sich für mich
genommen hat.
Ebenso möchte ich mich beim Personal der Schule „JU Medresa Džemaluddin ef. Čaušević“
in Cazin bedanken. Mein besonderer Dank gilt Prof. Izeta Veladžić, die mir mit ihren
wertvollen Ratschlägen geholfen hat.
Vielen Dank an meinen Ehemann für seine Geduld, Begeisterung und den Glauben an meine
Fähigkeiten.
Der allergrößte Dank gebührt meinen Eltern, die mich während meiner gesamten
Ausbildungszeit finanziell unterstützt und gefördert haben. Ich möchte ihnen für ihr
Verständnis und ihre Hilfe in jeder erdenklichen Form danken und ihnen als Dankeschön
diese Arbeit widmen.
Muhamed Nerkesija
Das Ziel meiner Diplomarbeit ist die Darstellung der Literatur der bosnischen Muslime in der
osmanischen Zeit, also im Zeitraum vom Anfang des 15. bis zur ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Mein Interesse gilt besonders den Veränderungen und der Entwicklung der
bosnischen Literatur während dieser Epoche. Am Anfang meiner Arbeit werde ich mich mit
der Geschichte Bosniens bzw. mit der Ankunft der Osmanen in Bosnien und mit der
Islamisierung der Bevölkerung befassen. Dies ist für mein Thema wichtig, weil die neue
Religion, der Islam, die bosnische Literatur beeinflusst hat. Anhand der Gedichte und Texte
der bosnisch-muslimischen Autoren wollte ich herausfinden, ob der Inhalt der Werke bzw.
die Meinungen der Autoren strikt religiös oder aufklärerisch sind. Hier spreche ich von der
umfangreichen Lyrik und Prosa verschiedener Autoren, die Gott, Liebe, Frau, Heimatland und
Sehnsucht zum Thema hatten. Diese Autoren waren gebildete Menschen, die in türkischer,
arabischer, persischer Sprache und in der bosnischen Volkssprache gedichtet haben. Als
gebildete Autoren haben sie für die gebildeten Leser geschrieben. Ihre Literatur war nicht für
die breite bosnische Bevölkerung gedacht.
Mit der Ankunft der Osmanen kam es zu vielen Veränderungen. Eine andere Kultur, Tradition
und Religion verbreiteten sich in ganz Bosnien. Für die Einheimischen entstand eine neue
Welt, an die sie sich anpassen mussten. Geist und Kultur der Osmanen waren anders als jene
der bosnischen Bevölkerung. Für mich ist es besonders wichtig, wie sich all das auf die
Sprache und Literatur ausgewirkt hat. Die türkische Sprache war zu dieser Zeit in Bosnien die
Sprache der Administration. Mit der neuen Religion kam noch die arabische Sprache als
Sprache der Religion und der Wissenschaft hinzu. Die persische Sprache war die Sprache der
Poesie. Man darf aber nicht vergessen, dass die bosnische Volkssprache und Volksliteratur
immer weiter bestanden. Manche Autoren haben sogar in ihren Gedichten zwischen dem
Türkischen und dem Bosnischen gewechselt. Alle diese Tatsachen sind das Besondere und
Interessante an der bosnischen Literatur und stellen sie als echte Herausforderung dar.
Auf Grund der Quellenlage habe ich die Texte der bosnisch-muslimischen Autoren in
orientalischen Sprachen in den jeweils bezeichneten Übersetzungen ins Bosnische verwendet.
Die Übersetzungen ins Deutsche wurden von mir verfasst.
Der Prozess der Islamisierung Bosniens, der eine wichtige Rolle in der Geschichte des Landes
hat, beginnt mit der Ankunft der Osmanen, im Jahr 1463. Vor der Eroberung durch die
Osmanen gab es in Bosnien drei Kirchen (die bosnische Kirche, die orthodoxe Kirche und die
katholische Kirche). Die staatliche Politik unterstützte keine davon. Nach Dominik Mandić
beteiligte sich der bosnische König Stjepan Tomaš 1459 an der Verfolgung der bosnischen
Christen, genannt Bogomilen. Einige mussten ihr Land verlassen und andere wurden zu
Katholiken, obwohl sie ihre alte Religion geheim weiter praktizierten.1 Die Bogomilen
akzeptierten also den Islam nicht aus dem Grund, dass ihr Glaube der Überzeugung der
Muslime am nächsten war, sondern aus politischen Gründen, weil sie das Ziel täglicher
Angriffe durch die Katholiken gewesen waren. Sie mussten sich entweder der Herrschaft des
osmanischen Reiches oder der katholischen Herrschaft unterwerfen. Deshalb kann davon
ausgegangen werden, dass die verfolgten bosnischen Christen im Jahr 1463 das Land
verrieten, ihre Städte den Osmanen übergaben und auf ihre Seite traten. Andere Einwohner,
einschließlich kleiner Grundbesitzer, flohen meist nach Dalmatien und Italien, wo sie sich als
Häretiker den Katholiken anpassten. Mustafa Imamović schreibt, dass unter einigen
Menschen, die bereits zum Islam konvertiert waren, Misstrauen aufgetreten war, und sie
stellten sich schon im Jahr 1463 auf die Seite des ungarischen Königs Matthias Corvinus,
nachdem dieser Jajce erobert hatte.2 Der Prozess der Islamisierung verlief im 15. und Anfang
des 16. Jahrhunderts langsamer. Dominik Mandić war der Meinung türkischer Forscher, die
behaupteten, dass die Osmanen die Religion der bosnischen Bevölkerung respektiert haben,
um die Sympathie der Menschen zu gewinnen.3 Während des Prozesses der Islamisierung
wurde tatsächlich keine religiöse Propaganda betrieben, sondern sobald sich die Bewohner
eines Orts zum Islam äußerten, fanden sich religiöse Menschen, die zum Lehren bereit waren.
Mustafa Imamović nannte als Hauptziel der Osmanen in Bosnien nicht die Islamisierung der
1
Mandić (1976), S. 135.
2
Imamović (1998), S.142.
3
Mandić (1976), S. 146.
Die physische Vernichtung der alten Herrscher übten auch die Osmanen aus. Dieses
Phänomen hatte seine Wurzeln bei den Assyrern und Babyloniern, die die Meinung vertraten,
dass die Idee der alten Herrscher von einer Wiederherstellung des alten Staates sofort zerstört
werden muss. Hasan Kafija Pruščak (1544 in Prusac geboren – 1615 gestorben) schrieb dazu
in seinem Werk Temelji mudrosti o uređenju svijeta (Die Grundlagen der Weisheit über die
Weltordnung), in dem er den Osmanen den Rat gab, die alten Machthaber und ihre
Nachkommen zu vernichten, damit ihr Hass ebenfalls ausgelöscht wird.5 Auf diese Weise
wurden viele, auch der König Stjepan Tomašević liquidiert. Durch diese fließende
Islamisierung in Bosnien unterschied sich die bosnische Bevölkerung von anderer
Bevölkerung unter osmanischer Herrschaft. So wurden die bosnisch-muslimischen Kinder
nach Istanbul zur Ausbildung geschickt. Laut Svein Mønnesland hatten zusätzlich zu den
bosnischen Muslimen auch die albanischen Muslime Privilegien. Ihre Kinder wurden auch
eher zum Hofdienst als zum Militärdienst eingesetzt, allerdings unter der Bedingung, dass
sowohl die Kinder als auch die Eltern damit einverstanden waren.6 Die Bevölkerung anderer
Glaubensrichtungen wurde nicht unter Druck gesetzt oder vertrieben, musste aber Tribut
(harač) zahlen. Dominik Mandić schreibt, dass den Franziskanern Religionsfreiheit garantiert
wurde solange sie dem Sultan loyal waren.7 Nach Johann Rośkiewicz kamen die
Franziskanern 1233 nach Bosnien, wo sie die Patarenen (Bogomilen) bekämpften. Zur Zeit
der osmanischen Eroberung Bosniens besaßen sie über 30 Klöster.8 Viele Klöster sind uns
nicht bekannt, weil sie bei der häufigen Kriegsführung zerstört und beschädigt wurden.
Mustafa Imamović erwähnt in seinem Werk franziskanische Klöster in Foča, Jajce, Zvornik,
Srebrenica und Bihać, von denen einige verlassen waren und zu Moscheen umgewandelt
4
Imamović (1998), S. 147.
5
Pruščak (1983), S. 107.
6
Mønnesland (2005), S. 161.
7
Mandić (1976), S. 146.
8
Rośkiewicz (1868), S. 78-79.
In der serbischen und kroatischen Geschichtsschreibung wird vielfach die These vertreten,
dass der Prozess der Islamisierung unter physischem und psychischem Zwang stattgefunden
habe. Diese These wurde vor allem im Buch Etnička povijest Bosne i Hercegovine (Ethnische
Geschichte von Bosnien und Herzegowina) von Dominik Mandić entwicklet. Darin behauptet
er, dass in ganz Bosnien seit dem Mittelalter ausschließlich identitӓtsbewusste Kroaten d.h.
Katholiken gelebt hätten.12 Vjekoslav Klaić war ebenfalls der Meinung, dass in Bosnien und
Herzegowina nur das kroatische Volk gelebt habe, das sich dann durch religiöse, politische
und soziale Gegebenheiten in drei Volksgruppen geteilt habe: Türken, Christen (Bogomilen)
und Katholiken. Er behauptet, dass in ganz Bosnien und Herzegowina nur eine Sprache
gesprochen wurde, nämlich das Kroatische. Die bosnischen Kroaten aber hätten dabei ihre
Muttersprache als Bosniakisch (bošnjački) oder auch als „unsere Sprache“ (naš jezik)
9
Imamović (1998), S. 143.
10
Sturm-Schnabl (1985)
11
Filipović (2010)a, S. 378.
12
Mandić (1976), S. 13.
Ovi su postali u Bosni od zločestih hrstjanah, koji svoje gospodstvo ne znajući drugačije
uzdržati, poturčiše se, iznevjeriše se Bogu, i najveći neprijatelj postadoše svig naroda i svoje
jednokrvne braće, samo zato, da uzdrže svoja posjedovanja zemaljska.17
(Diese (Muslime) sind in Bosnien aus schlechten Christen entstanden, die ihr Vermögen nicht
anders zu behalten wussten, zu Türken wurden, ihren Gott verrieten, zum größten Feind ihres
Volks und ihrer Blutsbrüder, nur um ihr weltliches Vermögen zu behalten.)
Ähnlicher Meinung war der Schriftsteller Ivo Andrić (1892 in Travnik geboren – 1975 in
Belgrad gestorben), der in seiner Dissertation Razvoj duhovnog života u Bosni pod utjecajem
13
Klaić (1878), S. 74 - 75.
14
Filipović (2010)a, S. 374.
15
Mandić (1976), S. 138.
16
Imamović (1998), S. 147.
17
Jukić (1973), S. 187-188.
3.1.3 Verwendung der Begriffe Patara, potur, Halbmuslime und balije in der
Gesellschaft und Literatur
Unter Patara versteht man bosnische Muslime, die zuvor einem anderen Glauben angehört
hatten und diesem nach der Annahme des Islams weiterhin verbunden blieben. Nur die
Ältesten des Hauses nahmen den Islam an, während alle anderen Mitglieder der Familie
Christen blieben. Diese Art der Ausübung des Islam war spezifisch für die nomadischen
Hirten. Poturica, Halbmuslime und balije sind Begriffe, die für die Bezeichnung solcher
Menschen ebenfalls verwendet wurden. Nach Mustafa Imamović existierten im 16. und 17.
Jahrhundert Kategorisierungen der Bevölkerung durch einen anonymen Verfasser. Dieser
teilte die Bevölkerung von Bosnien in drei Gruppen: die erste Gruppe umfasste die wahren
Muslime, zu der zweiten Gruppe gehörten die Christen und die dritte Gruppe waren die
sogenannten poturi. Er stellte potur als Halbmuslime dar. Seiner Meinung nach besuchten sie
sowohl Moscheen als auch Kirchen.20 Vjekoslav Klaić verwendet in seinem Werk die
Bezeichnung poturica für das kroatische Volk in Bosnien, das die Religion der Osmanen
angenommen hat, um seine Freiheit und seinen Besitz zu sichern. Diese Menschen gewannen
somit die Rechte und Macht im osmanischen Reich während ihre katholischen Brüder ohne
Rechte blieben.21 Wie Mustafa Imamović berichtet, hat der italienische Historiker
Montalbano Ende des 16. Jahrhunderts als erster in seiner Schrift Rerum Turcarum
18
Adrić (2009)a, S. 32.
19
Skarić (1985), S. 274.
20
Imamović (1998), S. 179.
21
Klaić (1878), S. 84.
22
Imamović (1998), S. 172.
23
Imamović (1998), S. 174.
Nach Mustafa Imamović ging die Entwicklung der bosnischen Städte sozusagen in drei
Entwicklungsphasen vor sich. Die erste Phase war gleich zu Beginn der Eroberung von
Bosnien. Die zweite Phase begann mit dem Prozess der Islamisierung der Bevölkerung und
die dritte Phase begann im 16. Jahrhundert und dauerte bis zum Ende der osmanischen
Herrschaft. In der letzten Phase bekamen die bosnischen Städte ihren erkennbaren und
unverwechselbaren Charakter. Das Ziel der Osmanen war die Expansion des Raumes, die
Wiederherstellung und Errichtung von neuen Städten. Sie arbeiteten an der Förderung der
Landwirtschaft, des Handwerks, des Baus von Bewässerungskanälen und des Baus von
Straßen und Brücken. Der Entwicklung des Handels wurde eine zusätzliche Aufmerksamkeit
geschenkt. Deshalb bemühte man sich um eine bessere Straßenkommunikation. Auf diese
Weise entwickelten sich in Bosnien drei Arten von Städten. Die erste war das Zentrum der
Produktion und Kultur. Die zweite Art waren größere Städte mit administrativem und
gerichtlichem Sitz. Die dritte Art waren die Städte mit entwickeltem Bergbau.24 Evlija Čelebi
(1611 in Istanbul geboren – 1679 gestorben) besuchte Bosnien im Jahr 1660 und schrieb, dass
Sarajevo eine kleine Stadt mit schönen Häusern ist und einem Fluss (Miljacka), der durch die
Stadt fließt. Jedes Haus hat klares Wasser. Menschen sind davon überzeugt, dass es in
Sarajevo insgesamt 1060 Wasserquellen gibt. In der Stadt befinden sich 77 Moscheen und
viele Medresen. Von allen Medresen ist die Gazi Husrev-beg Medrese die Schönste. An ihrem
Eingang sind folgende Worte zu lesen: Stjecište dobročinitelja, dom savršenih. (Ort des
Wohltäters, Heimat der Vollkommenheit.) Weiter schrieb er, dass die Menschen in Sarajevo
gesund und glücklich sind, weil es auf allen Seiten Wiesen und einen Überfluss an klarem
Wasser gibt. Es waren sogar mehr als tausend ältere Menschen, die das 70. Jahr erlebt
hatten.25
Die Entstehung und Entwicklung der Städte haben die Osmanen auch als ihre religiösen und
menschlichen Pflichten der Bevölkerung gegenüber angesehen. Für ihre Bedürfnisse wurden
Moscheen, Medresen, Krankenhäuser, Wasserwerke, Brücken und öffentliche Küchen gebaut.
Neben diesen Einrichtungen wurden auch Bäder, Basare mit Geschäften, Bäckereien und
kleine Lokale errichtet. Die städtischen Armen, Schüler der Medrese, Reisende und gewisse
24
Imamović (1998), S. 183.
25
Čelebi (1996), S. 102-117.
26
Filipović (2007)a, S. 337.
27
Klaić (1878), S. 87.
28
Džaja (1978), S. 72.
29
Džaja (1978), S. 74.
30
Malcolm (2011), S. 118.
[Text eingeben] Seite 16
Osmanlija charakterisierte eine gebildete Person mit unterschiedlichen Interessen, die eine
schöne Sprache sprach und persische und arabische Wörter verwendete. Der Begriff Turčin
bezeichnete den ungebildeten Mann, der die türkische Sprache sprach.31 Evlija Čelebi war ein
Beispiel für einen Osmanlija. Er lebte im 17. Jahrhundert und war ein Autor und
Reiseberichterstatter. Seine Interessen waren Kunst und Musik. Vjekoslav Klaić machte
keinen Unterschied zwischen den Begriffen Osmanlija und Turčin, da er in seinem Buch
folgendes schrieb: Pravih Osmanlija (Turaka) ima u Bosni veoma malo. (Echte Osmanen
(Türken) gibt es in Bosnien nur ganz wenige.) Er sagt, dass sich die bosnischen Muslime und
Osmanen (Türken) nicht vertragen konnten, obwohl sie derselben Religion angehörten.
Osmanen nannten die bosnischen Muslime poturice.32 Man merkte auch den Unterschied bei
der muslimischen und nicht muslimischen Bevölkerung. Nichtmuslime mussten sich von
Muslimen irgendwie unterscheiden. Nichtmuslimen war es verboten, Gewehr zu tragen und
Pferde zu reiten. Um sich besser von Muslimen zu unterscheiden, mussten sie sich anders
kleiden. Sie durften keine Kirchen bauen und die Kirchenglocke durften sie nur mit einer
Genehmigung verwenden.33
Zu Beginn der osmanischen Herrschaft in Bosnien wurde die feudale Ordnung eingeführt. Es
gab zwei Arten von Eigentum, welches ein spahija34 vom Staat bekommen konnte: zijamet
und timar. Dieses System wurde timarski sistem genannt und war streng militärisch-feudal.
Diejenigen, die auf diese Art etwas besaßen, mussten auf jede Aufforderung zum
Militärdienst reagieren. Da die Grundbesitzer bis zu neun Monate im Militärdienst
verbrachten, wurden ihre Felder von Bauern (Muslimen und Christen) bearbeitet. Ein Zehntel
des Gewinns mussten die Bauern dem Grundbesitzer übergeben und ihm harač bezahlen. Mit
der Zeit änderte sich auch dieses System. Die Bevölkerung machte Druck auf den
osmanischen Staat, es sollte erreicht werden, dass timari in čifluk geändert wird. Muhamed
Filipović bezeichnet den neuen Begriff čifluk als Privatgrundstück, das man den Bauern auf
eine begrenzte Zeit geben konnte.35 Durch die Änderung des Gesetzes bekam der Bauer
weniger Rechte. Mit dem neuen Gesetz lebten die bosnischen Bauern am Rande ihrer
31
Stavrijanos (2005), S. 92.
32
Klaić (1878), S. 115-116.
33
Stavrijanos (2005), S. 102.
34
spahija - der Soldat
35
Filipović (2004)b, S. 38.
Eine wichtige Rolle im osmanischen Reich hatte der bosnische Wesir Rüstem Pascha (Hrvat)
Opuković (1544). Safvet beg Bašagić (1870 in Nevesinje geboren – 1934 in Sarajevo
gestorben) behauptete, dass Rüstem Pascha aus Dalmatien stammte.38 Nach Mustafa
Imamović kam der Venezianer F. Navagero der Wahrheit am nächsten, dass nämlich Rüstem
Pascha ursprünglich aus einem Dorf in der Nähe von Sarajevo stammte.39 Rüstem Pascha war
ein fähiger Mann, der schnell im Dienst vorankam. Der Sultan Süleyman I. der Prächtige
(1494 in der Türkei geboren – 1566 in Siget gefallen) schätze ihn so sehr, dass er ihm die
Hand seiner Tochter Mihrimah gab. Im Jahr 1544 wurde er zum Großwesir ernannt und hatte
diese Position bis zum seinen Tod (1561). Er war ein wohlhabender Mann, der während
seines Lebens Moscheen, Medresen und Bibliotheken baute. In Sarajevo baute er das Brusa
Bezistan (1551) und eine Brücke in Ilidža. Viele seiner Gebäude wurden von mimar Sinan,
dem größten osmanischen Architekten, erbaut.
Mehmed Pascha Sokolović (1505 in Višegrad geboren – 1579 in Istanbul gestorben) lebte in
der Zeit von Süleyman I. dem Prächtigen. Mehmed Pascha Sokolović wurde in Istanbul
ausgebildet und bald mit wichtigen Aufgaben am Hof betraut. Am 28.06.1565 wurde er zum
Großwesir ernannt. Ein Jahr später starb Süleyman I. der Prächtige in der Schlacht von Siget.
36
Klaić (1878), S. 79.
37
Malcolm (2011), S. 184-185.
38
Bašagić (1994)a, S. 65.
39
Imamović (1998), S. 157.
Nach Werner Lehfeldt gab es in Bosnien und Herzegowina während der osmanischen
Herrschaft drei Schulstufen: die Grundschule (mekteb), die Mittelschule (medresa) und die
juristische Schule (viša medresa). In die Grundschule wurden die Kinder schon mit 5 Jahren
geschickt. Das Ziel des Unterrichts war, die Schüler in die Vorschriften des Islams
einzuführen und sie in die Lage zu versetzen, den Koran und andere islamische Bücher im
40
Baranin (1967), S. 239.
41
Bašagić (1994)a, S. 48.
42
Bašagić (1994)a, S. 48-49.
43
Imamović (1998), S. 161.
Die türkische Sprache hatte einen starken Einfluss auf die Balkansprachen. Nach Franz
Miklosich verlief der Prozess der Wirkung der türkischen Sprache auf die Sprache der Slawen
in drei Etappen. Die erste Periode fing in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Bei
den Slawen, die Türken als Nachbarn hatten, vermischten sich die türkischen Wörter mit den
Wörtern der slawischen Sprachen, zum Beispiel das Wort klobuk. Dieses Wort kommt aus
dem Türkischen und bedeutet „Mütze“. Die nächste Phase begann in der zweiten Hälfte des
siebten Jahrhunderts und die letzte in der Mitte des 14 Jahrhunderts. In der letzten Periode
wurden die meisten türkischen Wörter entlehnt.47 Während der osmanischen Herrschaft in
Bosnien wurden die Bücher in türkischer und arabischer Sprache gedruckt. Eine kleine
Anzahl von Büchern wurde in anderen Sprachen gedruckt. Gleichzeitig entwickelte sich die
mündliche Literatur der Bosnier weiter. Diese Werke waren meist anonym, in der
Volkssprache und wurden mündlich von Generation zu Generation weitergegeben. Auf diese
Weise entstanden zahlreiche Volkslieder. Während der osmanischen Herrschaft verwendeten
Adelige als Schrift die sogenannte Bosančica. Diese kursive kyrillische Schrift (Bosančica)
spielte eine wichtige Rolle bei der Erhaltung des slawisch geschriebenen Wortes. Bosnische
44
Lehfeldt (1969), S. 52.
45
Stavrijanos (2005), S. 87.
46
Stavrijanos (2005), S. 90.
47
Miklosich (1884), S. 3-4.
Ein Teil der bosnischen Literaturschöpfung dieser Zeit entstand in bosnischer Sprache. Noel
Malcolm schreibt, dass Mavro Orbini im 16 Jahrhundert die bosnische Sprache schöner und
eleganter als die restlichen Sprachen der slawischen Bevölkerung fand: Od svih naroda koji
govore slavenski, Bosanci imaju najglađi i najelegantniji jezik; i diče se činjenicom da jedini
oni dan-danas paze na čistotu slavenskoga jezika.48
(Von allen Menschen, die eine slawische Sprache sprechen, haben Bosnier die glatteste und
eleganteste Sprache; und sie sind stolz auf die Tatsache, dass nur sie auch heute noch auf die
Reinheit der slawischen Sprache achten.)
Viele bosnisch muslimische Autoren begannen ihre Karriere außerhalb der Grenzen Bosniens,
am häufigsten in Istanbul. Manche Autoren wurden dort ausgebildet und kamen zurück nach
Bosnien, um hier ihre literarische Werke zu schaffen oder im Staatsdienst zu arbeiten. Die
Werke der bosnischen Muslime dieser Epoche entstanden in türkischer, arabischer und
persischer Sprache. Die Gründe dafür waren unterschiedlich. Manche Autoren befassten sich
mit Themen der Philosophie aus der arabischen Welt. Da es schwieriger war diese
Terminologie ins Bosnische zu übersetzen, blieben die Autoren bei der arabischen Sprache.
Die bosnische Literatur in orientalischen Sprachen wurde zuerst von Safvet-beg Bašagić
erforscht. In seinem Werk Bošnjaci i Hercegovci u Islamskoj književnosti (Bosniaken und
Herzegowiner in der islamischen Literatur) hat er die Poesie bosnisch-muslimischer Autoren
in orientalischen Sprachen mit bosnischer Übersetzung ediert. Nach Muhsin Rizvić bestand
die osmanische Literatur bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich aus Poesie, die in
der Bevölkerung populär war. Als solche war sie ein unverzichtbarer Bestandteil des
gesellschaftlichen Lebens. Das Zitieren persischer Dichtung war geschätzt, und jemand der
Gedichte schreiben konnte, wurde von der Gesellschaft respektiert und als intelligente Person
angesehen. Die Hauptmotive der Poesie waren Liebe, Schönheit und Mystik. Die türkischen
Dichter übernahmen die Mystik aus dem Persischen. Diese Art von Dichtung hat folgende
Bedeutung: Der Mann hat eine doppelte Natur, "sein und nicht-sein", "gut und böse", "real
und irreal", die er in sich trägt. Der Mensch sehnt sich danach, sich mit Gott zu vereinen und
dies kann nur durch Liebe erreicht werden. Diese Art von Poesie wird auch sufijska poezija
48
Malcolm (2011), S. 199.
49
Rizvić (1994), S. 76-79.
50
Rizvić (1994), S. 80.
51
Nametak (1998)a, S. 503.
Einige Wissenschaftler behaupten, dass die bosnische Literatur in orientalischen Sprachen ein
Teil der osmanisch-türkischen Literatur sei. Hazim Šabanović ist anderer Meinung. Er
argumentiert, dass nicht nur Türken eine osmanisch-türkische Literatur schufen, sondern alle
Autoren, die in den Grenzen des osmanischen Reiches lebten. Deshalb stellt die Literatur, die
von den bosnischen Muslimen auf bosnischem Boden geschaffen wurde, das kulturelle Erbe
Bosniens dar.52 Nach Hazim Šabanović wurden Notizen einiger bosnischer Autoren im
Zeitraum von 1859-1884 veröffentlicht, die über die Literatur der bosnischen Muslime in den
orientalischen Sprachen schrieben. Einer dieser Autoren war Ibrahim beg Bašagić (1841-
1902), der auch selbst Gedichte auf Türkisch schrieb. Ibrahim beg Bašagić veröffentlichte
Biographien der 14 wichtigsten bosnischen Autoren, die auf Arabisch, Türkisch und Persisch
geschrieben haben. Etwas später tat auch Hafiz Mehmed Tevfik Okić (1870-1933) dasselbe.
Beide wurden in Sarajevo in der Fachzeitschrift Vatan (Mutterland) in türkischer Sprache
veröffentlicht.53 Diese Informationen waren für einen engen Kreis der bosnisch-muslimischen
Intellektuellen zugänglich, die auch das Türkische beherrschten. Der Wiener Orientalist
Joseph von Hammer-Purgstall (1774 in Graz geboren – 1856 in Wien gestorben)
veröffentlichte im Werk Die Geschichte der Osmanischen Dichtkunst eine Liste von
bosnischen Dichtern, die in orientalischen Sprachen geschrieben haben.54 Er ist der erste
Wissenschaftler, der der europäischen Öffentlichkeit diese Art von Literatur präsentierte. Das
Wirken seiner Vorfahren hat Safvet-beg Bašagić detailliert studiert. Jahrelang sammelte und
studierte er Manuskripte, Quellen und Werke, die in orientalischen Sprachen geschrieben
waren. Sein Bemühen führte zu seiner Dissertation über die islamischen Sprachen an der
Universität Wien im Jahr 1910. Zwei Jahre später veröffentlichte er seine Dissertation in
bosnischer Sprache unter dem Titel Bošnjaci i Hercegovci u islamskoj književnosti (Bosniaken
und Herzegowiner in der islamischen Literatur). In dieser Arbeit präsentierte er das Leben
und Wirken von 120 Personen aus Bosnien und den Nachbarländern, die in orientalischen
Sprachen geschrieben haben, und deren Werke im Original.55
52
Šabanović (1998)a, S. 214.
53
Šabanović (1998)a, S. 215.
54
Hammer-Purgstall (1837)a
55
Bašagić (2007)b
56
Filipović (1998)b, S. 152-153.
57
Šabanović (1998)a, S. 213.
58
Nametak (1989)b, S. 23-24.
59
bejit bzw. bejt – das Couplet
60
Nametak (1998)c, S. 470.
Die ersten literarischen Werke der bosnischen Muslime in türkischer Sprache entstanden
bereits in der Anfangsphase der Islamisierung in Bosnien und Herzegowina. Es handelt sich
hier um die Autoren, die unter den ersten nach Istanbul gebracht wurden. Die literarischen
Werke bosnischer Muslime in türkischer Sprache können nicht nach dem Standard der
modernen europäischen Literatur gemessen werden, weil sie nicht nach ihren Regeln
geschrieben wurden. Nach Ivo Andrić sind aber die besten Autoren die, die in ihrer Zeit für
Menschen ihrer Zeit und ihrem Verständnis schreiben können.62
4.1.1 Die Biografie und das Wirken von Muhamed Nerkesija (1584 in Sarajevo
geboren – 1634 in Istanbul gestorben)
Muhamed Nerkesija galt für einen Modernisten seiner Zeit. Er wird als der wichtigste Autor
der verzierten Diwan Prosa sowohl in Bosnien als auch im gesamten osmanischen Reich
betrachtet. Er hat in Sarajevo die Gazi Husrev-beg Medrese abgeschlossen. Die Hochschule
besuchte er in Istanbul. Zunächst arbeitete er als Professor und später als Richter in Mostar,
Novi Pazar und Banja Luka. Während seines Aufenthaltes in Banja Luka schrieb er 1629 ein
Werk über Murtez Pascha (?). Murtez Pascha war lange Zeit Gouverneur von Bosnien und
hinterließ schöne Erinnerungen bei den Menschen, diese hat Muhamed Nerkesija in seinem
Werk beschrieben. Er beschreibt Murtez Pascha als gutes Oberhaupt der Provinz und somit
gibt er Ratschläge, wie man das Land führen sollte. Dieses Werk besteht aus fünf
Beschreibungen:
61
Nametak (1989)b, S. 24.
62
Andrić (1986)b, S. 234.
(I. über die Frömmigkeit und Bescheidenheit des Wesirs, über sein Verhalten gegenüber
Wissenschaftlern, Untertanen, Armen etc.
II. über das Heldentum, den Mut, die Gerechtigkeit, das ritterliche Verhalten, die umsichtige
Verwaltung und andere Tugenden.
III. über die Beseitigung der verbleibenden Ungerechtigkeiten, Einführung von Ordnung und
Frieden, über die Errichtung und Aufrechterhaltung von Türmen und Städten usw.
IV. über sein Eindringen in Länder der Feinde, wo früher kein islamischer Fuß gesetzt wurde
und über die Überwinterung unter den Feinden.
V. über die energische Arbeit des betreffenden Wesirs, um den Feind zu zwingen Frieden
herzustellen, und auf diese Art und Weise, Recht und Ordnung an der Grenze herzustellen.)
Sein Werk Vrt grana (Nihalistan) ist eine Geschichtensammlung, die in fünf Zweigen
unterteilt ist. In dem ersten Zweig sind Geschichten über Wohltätigkeit und Großzügigkeit.
Der zweite Zweig enthält Geschichten über Liebesereignisse und der dritte Geschichten über
das Schicksal. Der vierte Zweig ist den Geschichten über die Gastfreundschaft und der fünfte
den Geschichten über die Buße gewidmet. Nevolje zaljubljenih (Mašakk al`-uššak) ist eine
Liebeslyriksammlung, die mit Poesie beginnt und mit Prosa endet. Das Werk Vojne
Meslemine (Gazavat-i Maslama) ist ein Text in Prosa, der von historischen Ereignissen
ausgeht. Dieses Werk ist die überarbeitete Übersetzung des Werkes aus dem Arabischen von
63
Bašagić (2007)b, S. 183-184.
Nach Fehim Nametak kann man Gedichte von Muhamed Nerkesija mit den Gedichten der
klassischen und postklassischen Zeit in der osmanischen Literatur vergleichen. Muhamed
Nerkesija war ein Dichter, bei dem man den Einfluss slawischer Elemente in der Poesie
bemerken kann. Charakteristisch für seine Poesie ist der sprachliche Ausdruck, der
verständlich ist. Ghasele sind „flüssig“ und „leicht“.64 Seinen Status in der Gesellschaft
drückte Muhamed Nerkesija durch die Poesie, wie folgt, aus:
Er war der Meinung, dass die gelehrten und gebildeten Menschen in der Gesellschaft nicht
genug respektiert wurden. Er dachte sogar, dass auch er nicht genug respektiert wurde, wie er
es verdient hätte. Darüber hat er öffentlich geredet:
Sad rastuženom Nerkesiji ne znaju vrijednost, ali će kasnije anlaisati: Koliko je vrijedio
bijedni siromah.66
(Sie sind sich jetzt den richtigen Wert von Nerkesije nicht bewusst, aber sie werden später
begreifen, wie wert dieser Arme war.)
64
Nametak (1989)b, S. 100.
65
Nametak (1989)b, S. 101.
66
Bašagić (2007)b, S. 175.
Nicht alle seine Gedichte haben diesen Charakter. Er schrieb auch „fröhliche“ Verse, die von
Liebe und Wein handeln. Sein schönstes Gedicht widmete er der Stadt Sarajevo und durch
dieses kann man die damalige Situation in Sarajevo erleben:
67
Nametak (1989)b, S. 101-102.
Tu se čovjeku čini da može dugo živjeti, jer na hiljadu mjesta po Sarajevu teku česme iz vrela
neumrlosti.
Po toplim sobama jatomice sastaju se ozbiljni starci i mladići iako je zimi studeno u Sarajevu.
Ali kad dođe doba Nevroza i behara, pretvori se u raj sredina đulistana u Sarajevu.
Do nebesa digne se galama pjanaca, a svijet napuni vika sarajevskih bekrija.
Kad to doba (proljeće) dođe, ljepotice izlaze na šetnju, njihovim društvima okiti se svaka
strana Sarajeva…68
(Auf meine Seele wirkte der Kummer, weil ich von Sarajevo Abschied nahm. Die Wunde
verursachte die Trennung von den Freunden in Sarajevo.
Hier scheint es dem Menschen, dass man lange leben kann, denn in tausend Stellen in
Sarajevo fließen Brunnen aus der Quelle der Unsterblichkeit.
In warmen Zimmern treffen sich ältere und junge Männer, weil es im Winter in Sarajevo sehr
kalt ist.
Aber sobald die Zeit des "Nevroza" und der Blumen kommt, verwandelt sich Sarajevo in ein
Rosenparadies.
Der Lärm der Säufer langt bis in den Himmel, und die Welt ist voller Menschengeschrei.
Wenn diese Jahreszeit (der Frühling) kommt, kommen die Schönen zum Spaziergang, sie
schmücken alle Seiten von Sarajevo...)
Über diesen Autor weiß man nicht, ob er wirklich in Bosnien geboren ist. Eine Handschrift in
der Gazi Husrev-beg Bibliothek in Sarajevo besagt, dass er ein Rumi war, d. h. vom Balkan
kam. Nach seiner Ausbildung entschied er sich für den Derwisch-Orden, wo er eine andere
Art von Poesie entwickelte. Er versuchte, auf den Weg der Erkenntnis Gottes und der
Reinigung des Herzens hinzuweisen. Der Gründer dieser Philosophie in der Poesie war Ibn
68
Bašagić (2007)b, S. 190-191.
Kad si Ti sve, kad je sve zakon Wenn du alles bist, und alles ist Gesetz
Šta je ovaj svijet: Was ist diese Welt:
Suncokreta cvijet ilˈ mjehurov let? Die Blüte der Sonnenblume oder der Flug
der Pusteblume?
Tragao sam dugo i učio mnogo Ich habe lange gesucht und viel gelernt
Alˈ ne nađoh ništa osim Tebe. Aber ich habe außer dich nichts gefunden.
Šta je briga, šta li strah? Was ist der Kummer, und was ist die Angst?
Dokle ide misao koja nemir stvara? Wohin geht der Gedanke, der die Unruhe
verursacht?
Sve je prah, sve je dah Alles ist Staub, alles ist Atem
Prolaznost što svemir razara. Die Vergänglichkeit, die das Universum
zerstört
U varljivosti ovoj, pitam ja, Bei dieser Täuschung, frage ich mich,
Čovjeku gdje je mjesto? Wo ist der Platz des Menschen?
Bez Njega, bez zakona čitam ja Ohne Ihn, ohne Gesetz, lese ich
69
„I čovjek bi postojati presto“. ”Und der Mensch würde aufhören zu
bestehen“.
Husein Lamekanija will mit diesen Versen den Menschen zeigen, dass er ein vorübergehendes
Wesen ist und die menschliche Existenz auf dieser Welt von kurzer Dauer. Durch dieses
Wissen kommt der Mensch näher zum höheren Wesen. Auf der anderen Seite möchte er, dass
der Mensch alles was existiert auslöscht und alles als ein Spiegelbild Gottes betrachtet. Das
Problem beim Verständnis dieser Poesie ist ihre Zweideutigkeit. Auf der einen Seite kann es
als ein Liebeslied, welches einem besonderen Menschen gewidmet ist, verstanden werden,
während der Mystiker dies als die Liebe Gottes verstehen wird.
69
Nametak (1989)b, S. 73-74.
Hasan Kaimija wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Sarajevo geboren, wo er
seine Grundschulbildung vollendete. Die vollständige Ausbildung hat er in Sofia erworben,
wo er Mitglied des Derwisch-Orden wurde. Nach Sarajevo kehrte er als Scheich der Sinan
Tekke zurück. In Sarajevo geriet er wegen seiner Gedichte, mit denen er die Ereignisse
prophezeien konnte, in einen Konflikt mit der Ulama70. Deshalb wurde er aus Sarajevo nach
Zvornik vertrieben, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er starb im Jahr 1691 und
wurde auf einem Friedhof in Zvornik begraben. In seinen Gedichten ging es meistens um
„Wahrsagereien“, diese wurden von Derwischen interpretiert. Neben den Prophezeiungen in
seinen Gedichten schrieb er auch über tatsächliche Ereignisse. Hasan Kaimija war mit seinen
türkischen Gedichten bekannt, aber er schrieb auch Bosnisch. Er hat oft in seinen Gedichten
bosnische Wörter oder Ausdrücke verwendet, sofern er keine adäquaten Ausdrücke im
Türkischen finden konnte. Folgendes interessantes Gedicht möchte ich als Beispiel
verwenden:
Bujrumuštur gospodar
Ustente se tutuna
Kim isterse Božji dar
Nek se odvada tutuna.
Zločesta je rabota
Pušit ga je sramota
Jer je vrlo grehota
Ostante se tutuna.
70
Ulama – islamische Funktionäre
71
Nametak (1989)b, S. 121.
4.1.4 Das Leben und Schaffen von Hasan Zijaija Mostarac (? in Mostar geboren -
1548/5 gestorben)
Hasan Zijaija Mostarac ist einer der ersten Autoren der Diwan Poesie. Über sein Leben
berichten am besten seine Manuskriptbeispiele, die in Edirne, Istanbul, London, Mostar und
Zagreb aufbewahrt werden. Einige Wissenschaftler behaupten, dass er ein Mitglied des
Derwich-Ordens kalendrija war. Die Gründe dafür sind, dass sein Name das Wort Ziya
beinhaltet, was in der Übersetzung „der Lichttragende“ bedeutet, und die Mitglieder von
kalendrija nannten sich işik, was in der Übersetzung "Licht" bedeutet. Ein weiterer Grund ist,
dass er in seinen Versen über kalendrija schreibt. Er sagt, dass er seine Augenbrauen rasiert
(Als Zijaija starb, hinterließ er einen Sohn namens Ubejdi-efendija. Auch er war Dichter.)
Hasan Zijaija Mostarac schrieb am meisten Kasside und Ghasele. Vier seiner Kasside sind
Hasan-Beg, zwei Mehmed-Beg und jeweils eine Mustafa-Beg, Osman-Beg und Sinan-Beg
gewidmet. Da er über die Sultane und Wesire nicht geschrieben hat, könnte man nur
vermuten, dass er vielleicht gar nicht in Istanbul gewesen war, und dass er die meiste Zeit
seines Lebens in Bosnien verbrachte. Über sein Leben erfahren wir mehr durch eine
Gedichtform namens tarih, die auf dem Chronogramm gedruckt wurde. Auf den
Chronogrammen wurden die Jahre eines wichtigen Ereignisses eingraviert. Sein erstes tarih
wurde auf dem Chronogramm über der Tür von Sinan-Begs-Moschee in Čajniče geschnitzt,
es bezieht sich auf die Jahre 1564/65, und lautet:
72
Ebd. 14.
73
Ebd. 17.
Erstes terih in seinem Diwan ist Tarih o mostarskom mostu, d. h. der Bau der Alten Brücke in
Mostar in den Jahren 1566/67. Diese Inschrift und die nächsten beiden sind mit den
Ereignissen in Mostar verbunden. Seine Inschriften können in der Regel mit Ereignissen
verknüpft werden, die nur in Mostar stattgefunden haben. Dies zeigt wiederum, dass er nicht
weit weg von seiner Heimatstadt gekommen ist.
Durch seine Werke erfahren wir auch etwas über seine Ausbildung. Er hat sich oft im
Türkischen ausgedrückt. Die Kenntnis der persischen Sprache sieht man in seiner
Transkription des Werkes Sunbulistan, in den Kassiden, Ghaselen und in der Geschichte
Priča o Šejhu Abdurezak (Geschichte über Scheich Abdurezak). Er schrieb keine Poesie in
arabischer Sprache, jedoch hat er häufig Zitate aus dem Koran verwendet, was über seine
islamische Erziehung spricht. In den folgenden gefundenen Versen schrieb Hasan Zijaija
Mostarac über sich selbst, dass er keinen Beruf und kein Handwerk hat, welche er ausüben
konnte, aber auch kein Geld:
Seine kreative Arbeit besteht aus zwei literarischen Werken: Gedichtsammlung Diwan und
Priča o Šejhu Abdurezaku. In der orientalischen Literatur beginnt ein Diwan in der Regel mit
dem Lob Gottes und seines Propheten Mohammed. Nach diesem Vorwort kommen dann die
Kasside und Ghasele. In einigen klassischen Gedichtsammlungen findet man auch kürzere
74
Ebd. 24.
Der bosnische Autor Fehim Nametak schreibt in seinem Werk Divanska poezija XVI i XVII
stoljeća folgende Definition: Kasida je pjesma koja se pjevala s određenim ciljem, što joj i
samo ime govori; često je njen autor tražio namještenje, ili kakvu drugu uslugu od onoga
kome posvećuje pjesmu.75
(Kasside ist ein Lied, das zu einem bestimmten Zweck gesungen wird, was auch der Name
schon sagt; Ihr Autor bat um eine Anstellung oder um einen anderen Gefallen die Person, der
das Gedicht gewidmet war.)
Kassiden lassen sich am besten mit dem deutschen Begriff "Zwecksgedichte" vergleichen. In
der bosnischen Alhamijado Literatur sprechen Kassiden darüber, wie alles mit realen
Ereignissen miteinander verbunden ist. Die Gemeinsamkeit der Kassiden in der bosnischen
und arabischen Literatur ist der Einfluss auf die soziale und moralische Haltung des Einzelnen
und der Gesellschaft sowie die Kritik und Beratung der Gesellschaft.
75
Nametak (1991)d, Uvod.
Die Eigenschaften, die in diesen Versen die Sonne beschreiben, die uns aber in der Regel
vertraut sind, sind die Pracht und Schönheit der Sonne. Die Verwendung der stilistischen
Figuren wird gern gebraucht, um die Dinge weit weg von der Realität unterzubringen. Einen
ähnlichen Schreibstil kann man auch in den Versen über Herbst sehen. In diesen schreibt
Hasan Zijaija Mostarac, wie mit der Ankunft des Herbstes und dem Schneefall im
menschlichen Körper etwas entsteht, was zur Melancholie führt:
76
Ćatović (2010), S. 34.
77
mejdan – der große leere Raum
(So kommt die Trauer und Wehmut in die Seele, und der Herbst auf die Welt
Die Erde wird vom Schnee und die Seele von Kummer und Weh erobert.)
Diese Art von Verständnis und Wissen über die Welt ist charakteristisch für fast alle
osmanischen Dichter und Gelehrten bzw. bosnisch-muslimischen Autoren. In der 9. und 11.
Kasside schreibt Hasan Zijaija Mostarac nicht über eine Persönlichkeit, sondern beschwert
sich über die Armut, in der er lebt. In Kasida razrušenoj kući (Die Kasside dem zerstörten
Haus) beschreibt er seine zerstörte Heimat und entfernt sich damit von dem, was Kassiden
eigentlich sagen wollen. Jedoch dominiert in dieser Kasside der Sarkasmus.
Medhiye ist ein Teil der Kasside, in dem ein Mensch gelobt wird. Dieser Teil der Kasside ist
reich an poetischen Figuren und aus diesem Grund kann das Lob nicht als die reale Tatsache
der Persönlichkeit gesehen werden. Die Persönlichkeit in der Kasside wird oft mit
historischen und mythischen Persönlichkeiten verglichen. Jedoch finden wir bei Hasan Zijaija
Mostarac selten solche Vergleiche mit historischen oder mythischen Persönlichkeiten. Eines
dieser seltenen Beispiele fand ich in der Kasside, die dem Mustafa Beg gewidmet wurde. In
folgenden Versen vergleicht Hasan Zijaija Mostarac den Beg Mustafa mit den Kalifen Omer
und Kisr:
Generell ist medhiye als Teil der Kasside bei Sprachforschern wegen der Lobhudelei und
Übertreibung des Dichters hinsichtlich der Persönlichkeiten, über die er schreibt, nicht
anerkannt.
78
Ebd. 35.
79
Ebd. 39.
(Der Herrscher aller Welten soll ihm immer geben, was ihm sein Herz begehrt
Solange die Sonne mit ihrem Licht die ganze Welt überflutet,
soll dieser Herrscher allezeit die Welt des Wohlstands genießen
Solange die Sonne über Boden der Erde scheint.)
Im Diwan von Hasan Zijaija Mostarac dominieren Ghasele, von denen es 496 im Türkischen
und 14 im Persischen gibt. Ghasele waren auch bei anderen Dichtern in großer Zahl, aber
nicht so viel wie bei ihm. Mit dieser Tatsache kann er als Dichter der Ghasele betrachtet
werden. Ein Ghasel ist in die türkische Literatur aus dem Persischen gekommen, so wie die
meiste Diwan Poesie. Der Begriff Ghasel bedeutet Flirt. Es kann als Poesie definiert werden,
die über die Liebe und den Wein spricht. Das Ghasel wurde in der osmanischen Gesellschaft
oft mit dem Musikinstrument Saz interpretiert. So wurde es auch gesungen und nicht nur
rezitiert.
Eine spezifische Gattung der Diwan Literatur sind Chronogramme, die über Ereignisse
sprechen. In Hasan Zijaija Mostaracs Diwan gibt es insgesamt 14 davon, die in
chronologischer Reihenfolge geschrieben sind. Hronogram smrti muftije hodže Čelebije (Der
Chronogramm über Čelebijas Tod) ist komplett in Arabisch geschrieben.
Zusammenfassend könnte ich sagen, dass man durch seine Gedichte Vieles erschließen kann.
Sowohl über die Zeit in der er lebte, als auch über sein Leben. In einem seiner Gedichte, das
in türkischer Sprache geschrieben ist, analysiert er seine psychische Verfassung, seine
80
Ebd. 44.
4.2 Poetisches Werk von Muhamed (Mehmed?) Hevai Uskufi (1601 in Tuzla geboren
– 1650 gestorben)
Über das Leben von Muhamed Hevai Uskufi ist nur wenig bekannt. Man kann auch nicht
sicher sagen, ob sein wirklicher Name Muhamed oder Mehmed war. Er war ein guter Kenner
der türkischen, arabischen und persischen Sprache, insbesondere zeigte er eine große Liebe zu
seiner Muttersprache, dem Bosnischen. Überall erzählte er stolz über seine bosnische
Herkunft und dichtete oft in bosnischer Sprache:
Bosanski da vam besidim, bratani, Ich rede mit euch Bosnisch, meine Brüder,
da slušaju prijatelji i dobrotelji i znani, damit mich Freunde, Wohltäter und
Bekannte hören,
vi moji virni drugovi.81 ihr, meine treue Freunde.
Die ursprüngliche Ausgabe dieses Wörterbuches wurde immer noch nicht gefunden, aber
dafür gibt es einige seiner Abschriften. Einige Abschriften befinden sich in der Gazi Husrev-
beg Bibliothek in Sarajevo und eine Abschrift befindet sich in der schwedischen Stadt
81
Huković u. a. (1990), S. 78.
Otto Blau, Konsul in Sarajevo von 1864-1872, arbeitete an einer detaillierteren Untersuchung
des Wörterbuches. Im Werk Bosnisch-türkische Sprachdenkmäler schreibt Otto Blau, dass
sich der Autor des Bosnisch-türkischen Wörterbuchs zweimal im Vorwort und am Ende des
siebten Kapitels Uskufi nennt. Angesichts der Zeit, in der das Wörterbuch entstand, sagt Otto
Blau, dass Muhamed Hevai Uskufi sein Wörterbuch dem Sultan Murad Chan widmete, der
von 1621-1640 herrschte.83
In der Einleitung seines Wörterbuchs spricht Muhamed Hevai Uskufi von Schwierigkeiten,
mit denen sich Autoren der Volkssprache konfrontiert sahen:
82
Čelebi (1996), S. 121.
83
Blau (1868), S. 50-51.
Der Originaltitel des Wörterbuches ist Maqbūli 'ārif und bedeutet ono što se sviđa učenu i
razumnu čovjeku.85 (…dass, was dem vernünftigen und gebildeten Menschen gefällt.) Ein
anderer Name des Wörterbuches ist Potur-Šāhidī und niemand weiß, wer ihm diesen Namen
gab und warum. Das Wörterbuch hat drei Teile: Vorwort, Vokabular und Nachwort. Alle
Teile des Wörterbuches wurden in Versen geschrieben, in der arabischen Metrik. Das
Vorwort besteht aus 102 Versen und spricht darüber, warum Muhamed Hevai Uskufi sein
Wörterbuch geschrieben hat. Das Nachwort hat 14 Verse und ist in keiner Handschrift als
Ganzes erhalten. Das Wörterbuch bzw. Vokabular hat 300 Verse, in denen 700 der
bosnischen Wörter aus dem Türkischen bzw. türkische Wörter aus dem Bosnischen
interpretiert werden.86 Dieser Teil seines Wörterbuchs besteht aus 13 Kapiteln und am Ende
84
Uskufi (2011), S. 66-68.
85
Huković u. a. (1990), S. 120.
86
Uskufi (2011)
[Text eingeben] Seite 41
jeden Kapitels schreibt Muhamed Hevai Uskufi einen Spruch in bosnischer Sprache mit
türkischer Übersetzung.
4.3.1 Die Wirkung des sufischen weltlichen Dichters Mevlana Dželaludin Rumi auf die
Arbeit der bosnisch-muslimischen Autoren
Die Literatur der bosnischen Autoren in persischer Sprache hat ihre Wurzeln bereits im
Manichäismus, auf dem das Bogomilentum beruhte. Die Bosnier waren mit dieser Art von
Literatur schon lange bevor die Osmanen Bosnien einnahmen, bekannt. Großen Einfluss
darauf hatten die Manichäer. Bećir Džaka schließt sich der wissenschaftlichen Meinung, dass
Mani in der Mitte des 3. Jahrhunderts nach Persien gekommen war. Mani wollte eine
universelle Religion in die Welt einführen. Seine Lehre bestand darin, dass die materielle
Welt bzw. das Leben auf dieser Welt nicht auf dem Grundsatz des Guten, also von einem
guten geschaffenen Gott, sondern auf dem Grundsatz des Bösen, aufbaut. Die Idee seiner
Bewegung war, dass die Seele von ihrer göttlichen Quelle getrennt ist und dass, das Leben in
dieser Welt dazu dient, den göttlichen Funken von den Fesseln der Materie zu befreien. Nach
dem Tode Manies verbreitete sich seine Bewegung, der Manichäismus, über die Grenzen des
Irans hinaus.87
Die Literatur der bosnischen Muslime in persischer Sprache weist auf den Sufismus, der sich
in der iranischen Tradition unter dem Einfluss der manichäischen Lehre entwickelte. Die
Gemeinsamkeit der bosnischen und persischen sufischen Literatur ist die Auffassung der
Trennung der menschlichen Seele von ihrer göttlichen Quelle und ihre ständige Suche nach
dieser göttlichen Quelle. Auch hier folgt Bećir Džaka der allgemeinen Diktion.88
Charakteristisch für die mystische Poesie ist die Schwierigkeit der Unterscheidung zwischen
87
Džaka (1998), S. 373-374.
88
Džaka (1998), S. 375.
Der Schriftsteller Husein Lamekani ist auch ein Vertreter dieser Art des Lernens. Er schrieb
das Werk Vahdetnamu (Buch der Einheit). In seinen Gedichten verwendet er manchmal den
Spitznamen Lazemani (zeitlose), da er von dieser Welt in die andere Welt übergehen wollte,
um sich dort mit dem grenzenlosen Wesen zu vereinigen. Der Dichter Muhamed Nerkesija
schrieb Gedichte in türkischer und persischer Sprache. In seinen Gedichten sieht man den
Unterschied im Schreibstil und im Verständnis des Inhalts der Gedichte. Seine Gedichte
können im Persischen ohne Schwierigkeiten verstanden werden. Die Schönheit seiner
poetischen Gedanken und den perfekten Schreibstil fand ich in den Versen geschrieben in
persischer Sprache:
89
Mevlana Dželaludin Rumi (2010).
90
Džaka (1998), S. 383.
(Ich bekam einen Brief von dir, der die Seele erquickte; nach dem er gelesen wurde, legte ich
ihn auf das brennende Herz.
Ich hatte Angst, dass der Seufzer meines Herzens ihn verbrenne - ich nahm ihn und legte ihn
auf die weinenden Augen. Aus Angst, dass die Tränen meiner Augen ihn wegwischen, nahm
ich ihn und legte ihn in meine Seele…)
4.3.2 Adni Mahmud paša Abogović (1420 in Kruševac geboren – 1474 gestorben)
Ein wichtiger Vertreter der persischen Literatur ist Adni Mahmud paša Abogović. Als Junge
wurde er nach Edirne gebracht, wo er zum Islam konvertierte. Es wird behauptet, dass sein
Vater ein Grieche und seine Mutter eine Serbin war. Er wird in der bosnischen Literatur, in
den orientalischen Sprachen, erwähnt, da sein Wirken zwanzig Jahre mit dem Gebiet von
Bosnien und Herzegowina verbunden war.92 Adni Mahmud paša Abogović spielte eine
wichtige Rolle im osmanischen Reich als Staatsmann, Gesetzgeber und Militärführer. Alle
großen Staatsmänner hatten ihre Feinde, so auch er. Sein Feind war ein schlauer Grieche.
Seine Gegner haben es versucht, ihn beim Sultan als bösartige Person darzustellen. Es gelingt
ihnen, ihn wegen des Mordes an Sohn des Sultans zu beschuldigen, in Jedikule einzusperren
und nach achtzehn Tagen Haft zu ermorden.93 Seine Schuld blieb unklar. Wie sehr Adni
Mahmud paša Abogović eine wichtige Person im osmanischen Reich und ein vorragender
Dichter war, zeigt die Inschrift, die über der Tür des Grabmals angebracht wurde:
91
Bašagić (2007)b, S. 192.
92
Džaka (1998), S. 385.
93
Ebd. 81-82.
(Der Begründer der Stiftung, die Quelle der Güte, gefeiert wegen seiner Vollkommenheit (von
Kemal gefeiert)
Ein wahrer Freund des Sultans, der edle Mahmud ging als ein Mensch, dem Unrecht getan
wurde, ins Haus des Segens (das Paradies)
Er starb gesegnet, und sein Chronogramm lautet:
Er starb als ein Šehit (Märtyrer) und Asket)
Mahmud paša Abogović hat in allen drei Sprachen geschrieben, seine vollkommensten Werke
sind aber auf Persisch geschrieben. Seine Poesiesammlung bzw. Diwan ist in der
Universitätsbibliothek in Istanbul erhalten. Dieser Diwan beinhaltet eine Kasside, 98 Ghasele
in türkischer Sprache, 45 Ghasele in persischer Sprache, 21 Verse in persischer Sprache und
einige Artikel in Prosa.95 Er hinterließ auch eine Dissertation über die Qibla, d.h. die
Anleitung, wie ein Muslim in einer unbekannten Gegend die Richtung findet, wie er beten
soll.
Derviš-paša Bajezidagić ist der wichtigste bosnische Dichter, der in türkischer und persischer
Sprache geschrieben hat. Über sein Leben und Wirken hat am besten Safvet beg Bašagić
geschrieben. Die Grundschulbildung absolvierte Derviš-paša Bajezidagić in Istanbul. Über die
Ankunft in Istanbul erzählt er selbst im Vorwort seines Werkes Muradnama:
94
Ebd. 83.
95
Džaka (1998), S. 385-386.
Muradnama ist kein Originalwerk, sondern eine Übersetzung des Werkes Sehaname. Nach
dem Wunsch von Sultan Murad III. hatte Derviš-paša Bajezidagić es aus dem Persischen ins
Türkische übersetzt. Nur die Einführung entspricht dem Original sowie zwei Gedichte am
Ende. Ein von diesen zwei Gedichten präsentiert seine Reflexion über das ganze Werk, und
im zweiten Gedicht erzählt uns der Übersetzter, weshalb er sein Werk Muradnama genannt
hat.
Fevzi Mostarac erzählt im Werk Bulbulistan über Derviš-paša Bajezidagić und seine Werke:
Derviš-paša spada među učene i hrabre ljude. Pjesme su mu pune duha i alegorije. On je
autor dva divana pjesama - jedan na perzijskom, drugi na turskom jeziku. Poezija u oba
divana je lijepa, puna elegancije, smisla i suptilnosti. Dvaput je bio namjesnik u Bosni i
nekoliko puta guverner u Egri. Smatraju da je bio evlija. Po ugledu na Mesneviju
Dželaluddina Rumija počeo je da piše naziru (imitaciju) i napisao je oko dva sveska, ali jedne
noći vidje u snu Rumiju koji mu reče: - Dervišu, moje djelo nije moguće podražavati! Okani
se te zanesenosti! On je tada odustao. Vidio sam ona dva toma koja je napisao. Puni su
ljepote i smisla. Mislim da među vezirima nije bilo tako savršena i učena čovjeka.97
(Derviš-Pascha zählt zu den gebildeten und mutigen Menschen. Seine Gedichte sind voll von
Weisheit und Allegorie. Er ist der Autor von zwei Gedichtsammlungen: einen persischen und
einen türkischen. Beide sind wunderschön und voller Eleganz, Gedanke. Er war zweimal der
Vize in Bosnien und mehrere Jahre Gouverneur in Egri. Nach dem Vorbild von „Mesnevija“
von Mevlana Dželaludin Rumi begann er mit einer Imitation, die dann auf zwei Bände
heranwuchs; eines Nachts sieht er im Traum Mevlana Dželaludin Rumi, der zu ihm sagte: "O
Derviš, mein Werke kann man nicht nachmachen! Befreie dich von diesem Überschwang!
Und er gab dann auf. Ich sah die zwei Bände, die er geschrieben hat. Sie sind voller
96
Bajezidagić (2008), Uvod.
97
Mostarac (2003), S. 122.
Derviš-paša Bajezidagić war beim Sultan Murat III. bis zu dessen Tod beliebt. Er war sogar
sein persönlicher Berater. Nach dem Tode des Sultans wurde er vom Hof entfernt und nach
Bosnien zurückgeschickt. In Sarajevo schrieb er Gedichte über diese Stadt und über Mostar.
Ein Gedicht über Sarajevo hat Mehmed Handžić (1906 in Sarajevo geboren – 1944 in
Sarajevo gestorben) gefunden und übersetzt, ohne aber zu wissen, dass es von Derviš-paša
Bajezidagić stammte. Dies erkannte später Omer Mušić:
Pohvalnica gradu Sarajevu
Wenn du, mein Herz, ein Bild vom Paradies sehen willst
Bemühe dich, Sarajevo zu sehen, gehe sofort hin.
Diese schöne Stadt ist die Kaaba, zu der die Verliebten streben
Dies sagten jene, denen sich ihre Wünsche erfüllten.
Ihre angenehme Luft und das Wasser schenken Leben und stärken die Seele
Ihr fließendes Wasser ist nichts anderes als die Paradiesesquelle.
98
Nametak (1989)b, S. 63.
Derviš-paša Bajezidagić baute in Mostar wichtige Gebäude, wie Moscheen und Medressen. In
der Bibliothek hinterließ er seine wertvollen Handschriften: Mesnevi von Mevlana Dželaludin
Rumi, Divan von Hafiz, Sadijevs Gulistan. Er zeigte in seiner Poesie die Liebe und Hingabe
zu seiner Heimatstadt. Dies ist ein schönes Gedicht, das die damalige Situation in Mostar
widerspiegelt:
Zar se čudiš, srce, što ga ljubim Wunderst du dich, mein Herz, da ich sie liebe
Sa ljubavlju sinovskoga žara? Mit der Liebe und Glut eines Sohnes?
S dvije kule velika ćuprija Die große Brücke mit ihren zwei Türmen
Pružila se preko rijeke čarne reicht über den verzauberten Fluss
I sa svojim veličajnim lukom Mit ihrem herrlichen Bogen
Pričinja se poput duge šarne. erscheint sie einem bunten Regenbogen
gleich.
99
Nametak (1989)b, S. 65.
Ako ona ljepotica čempresova stasa počasti nam kuću dolaskom svojim
U čast njene ljepote žrtvovaću sve ovoga i budućeg svijeta.
Žeđ ljubavi u srcu žednoga ugasiti se neće
Ako na dušak popije vode svih sedam mora…100
(Wenn jene Schönheit mit Zypressengestalt unser Haus mit ihrem Besuch beehrt
Ihrer Schönheit zu Ehren will ich alles auf dieser und jener Welt opfern.
Der Liebesdurst des Durstigen wird im Herzen nicht erlöschen
auch wenn er das Wasser aller sieben Meere trinkt...)
Seine Vorbilder waren persische Dichter, und er war einer von vielen Autoren, der einen
direkten Kontakt mit der persischen Literatur hatte. Als guter Kenner der persischen Sprache
und Literatur sind seine Gedichte voller persischer Begriffe und Phrasen. Sein Wissen über
die persische Literatur hat er dem berühmten Lehrer Sudiji zu danken. Sudiji war einer der
besten Experten auf dem Gebiet der persischen Klassik. Derviš-paša Bajezidagić schrieb oft
in seinen Gedichten über den Einfluss östlicher Dichter auf ihn und er war Gott dankbar, dass
Er ihm eine poetische Gabe geschenkt hatte. Folgendes Gedicht ist ein Beispiel seiner
Schöpfung in persischer Sprache:
100
Nametak (1989)b, S. 66.
Vor Scham habe ich den Kopf gesenkt, und darf ihn nicht mehr heben!
Solange du die Stimme Derviš hörst, habe keine Angst, alles ist gut,
Jeder wird nach seinen Taten und Sünden gerichtet werden.
Andere Schriftsteller liebten es Wörter und Phrasen zu verwenden, die nicht oder schwer zu
verstehen waren. Derviš-paša Bajezidagić tat genau das Gegenteil. Er schrieb seine Gedichte
nicht, damit sie nur die ausgewählten Leser verstehen können, sondern auch das gewöhnliche
Volk. Er ist ein großartiger Dichter, dank der Leichtigkeit seiner Sprache und der richtigen
Auswahl von Phrasen und Gedanken.
101
Bašagić (2007)b, S. 150.
Fevzi Mostarac gehört zu den letzten wichtigen Vertretern der Literatur in orientalischen
Sprachen. Nach der Ausbildung in seiner Heimatstadt Mostar studierte er in Istanbul weiter.
Das Hauptwerk von Fevzi Mostarac, Bulbulistan, war auf Persisch geschrieben. Er sah die
Werke der persischen Literatur als unerreichbar an und sagte, dass keines seiner Werke diese
Vorbilder erreichen könne. Nach Bećir Džaka ist die Fevzi Mostaracs Poesie dualistisch:
positive und negative Poesie bzw. positiver und negativer Sufismus. Positiver Sufismus
basiert auf der Liebe zum Schöpfer. Die Literaturforschung zeigt, dass es sich bei dem
positiven Sufismus um die Liebe zu den Menschen und zur Welt handelt. Anhänger dieser Art
des Lernens trennen die Welt nicht von Gott. Sie dienen den Menschen aus Liebe und
Mitgefühl und erledigen so ihre Menschenpflicht. Der negative Sufismus vergisst alles andere
außer Gott, verachtet diese Welt und alles in ihr.102 Der positive Sufismus ist jedoch der
Ansicht, dass alles in der Welt ein Spiegel Gottes ist und dass man sich auch
dementsprechend liebevoll verhalten soll. Mevlana Dželaludin Rumi, der ein Vertreter des
positiven Sufismus war, hatte einen großen Einfluss auf Fevzi Mostarac und sein Werk. Fevzi
Mostarac befindet sich in seinen Gedichten und im Werk Bulbulistan zwischen positivem und
negativem Sufismus. Er verachtete in seinen Werken manchmal alles, was weltlich und nicht
spirituell war. Weltlichen Dingen gibt er nicht viel Bedeutung:
Ako ga (Boga) zaista voliš, ukrasi i raskoš ovog svijeta neće ti nanijeti nikakvu štetu, kao što
nisu ni poslaniku Sulejmanu.103
(Wenn du ihn (Gott) wirklich liebst, so wird dir all der Schmuck und der Glanz dieser Welt
keinen Schaden zufügen, wie er es auch dem Propheten Sulejman nicht tat.)
Ich finde es interessant, dass er Liebe und Gott in einem Kloster oder in einer Moschee sucht.
Darum geht es in folgenden Versen:
To što tražih pokraj Ka'be i što dušom želih - to si bio ti, san i cilj žuđeni! Pagoda i Ka'ba u
dasima vrelim izlike su samo da bismo se sreli! Hodočasnik ide Mekki, ti moj vid naseli; kuću
traži, ja vlasnika da mi udijeli! 104
102
Džaka (1998), S. 389-390.
103
Mostarac (2003), S. 62.
104
Ebd. S. 125.
In seinen Ghaselen bemerkt man das Fehlen von starken Leidenschaften und Gefühlen. Er
bleibt immer in einer Höhe, auf einer ethischen Ebene. Die Liebe, die in ihnen zum Ausdruck
kommt, ist nie an eine bestimmte Person gerichtet. Seine Ghasele sind das Produkt seiner
Jugend, voller Rhythmus und Melodie. Im Gegensatz zu den Ghaselen schrieb er sein Werk
Bulbulistan im Erwachsenenalter, welches in Prosaform geschrieben wurde. Das Werk ist in
sechs Kapiteln unterteilt: šejhovi; mudrost i pokajanje; pravednost i iskrenost; kratka
antologija poezije; dosjetke; priča o darežljivosti.105
(Die Scheichs; die Weisheit und Reue; die Gerechtigkeit und Ehrlichkeit; eine kurze
Anthologie der Poesie; die Anekdoten; die Geschichte über die Großzügigkeit.)
In diesem Werk erkennt man eindeutig seinen Blick auf das Leben und die Welt. Er möchte
eine Botschaft an die Menschen senden, sie warnen und zurück in den Schoß der
Gotteszufriedenheit bringen. Wegen seiner allegorischen Ausdrücke ist es schwer sein Werk
zu interpretieren. Dies war eine Zeit, in der mehr auf die Form als auf den Inhalt geachtet
wurde. Die Sprache ist voller Metaphern und Übertreibungen, weshalb sie sehr unklar ist,
aber nicht wie die Sprache anderer Schriftsteller seiner Zeit. Dieses Werk ist von großer
Bedeutung, weil wir darin nicht nur auf die Verherrlichung Gottes und der Religion stoßen,
sondern auch auf die sozialen Probleme. Es wird sowohl das Leben der Bevölkerung als auch
der Derwische beschrieben. Derwische waren für ihn positive Charaktere der Menschen, sie
besaßen keinen Reichtum, wurden aber von ihren Tugenden geschmückt. Ein Derwisch ist für
ihn jemand, der positive Eigenschaften in sich trägt, während die Reichen die Träger der
negativen Eigenschaften sind. Kaiser sind mächtig, aber gewalttätig und Fevzi Mostarac
möchte nicht in deren Gesellschaft sein:
Kako uman može ikad u životu pouzdat se u silnih careva dobrotu, kad im je dobrota spojena
s nasiljem, jedno drugo vežu s istovrsnim ciljem?
105
Ebd. S. 5-7.
(Wie kann ein kluger Mensch in seinem Leben der Güte der Kaiser vertrauen, wenn ihre Güte
und Gewalt miteinander verbunden sind, beide verbindet ein gemeinsames Ziel.)
Die Rettung vor Grausamkeit der Regierung, wenn sie überhaupt möglich ist, kann nur durch
die Gnade Gottes erreicht werden!)
Die bosnisch-muslimische Literatur in arabischer Sprache ist weniger umfangreich als die
Literatur in türkischer Sprache. Es gab aber mehr bosnisch-muslimische Autoren in arabischer
Sprache als Autoren in persischer Sprache. Die wichtigsten und interessantesten Formen der
Literatur in arabischer Sprache sind Diskussionen. Mit diesen versuchten die Autoren, die
Welt und die Menschen in ihr zu verändern. Die Themen der Diskussionen waren
unterschiedlich, beginnend mit dem Verhältnis der Herrscher zu ihren Untertanen bis zur
persönlichen Kultur und Hygiene. Eine andere Form der Literatur in arabischer Sprache ist
der Kommentar. Der Kommentar war in solchem Maß vertreten, dass bestimmte Schriftsteller
auch ihre eigenen Werke kommentierten. Das Ziel dieser Werke bzw. Kommentare, war es,
den Text, über den ein Kommentar geschrieben wurde, zu erklären. Als Beispiel eines solchen
wird der Kommentar von Pruščak genannt: No, ono (djelo na koje se oslanja, S.G.) ipak nije
lišeno izvjesnih oprečnih i spornih mjesta koja zaokupljaju i opterećuju učenike željne
znjanja. Zato sam iz spomenutog djela izvukao osnovna pravila i stvarna značenja, navodeći
najpristupačnije primjere i odgovarajuće dokaze, skratio sam ga na mjeru korisnu za one koji
počinju, da im bude jasno i bez dosade, da im bude siguran priručnik i posrednik koji neće
dovoditi u zabludu, bez nedostatka a sa potrebnim podacima za najvažnija pitanja.107
(Aber es (das Werk, auf das er sich stützt, S.G.) ist nicht frei von gewissen und umstrittenen
Stellen, die die wissbegierigen Schüler belasten. Deshalb nahm ich aus dem erwähnten Werk
die Grundregeln und die wirklichen Bedeutungen, führte die Grundbeispiele und realen
106
Ebd. S. 35.
107
Grozdanić (1982)a, S. 94.
4.4.1 Ahmed Šemsudin Sarajlija und Hasan Kaimija (in der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts in Sarajevo geboren – 1690 in Zvornik gestorben)
Ahmed Šemsudin Sarajlija wurde Dank seinem Talent und seiner Ausbildung im Alter von 30
Jahren Professor an der Medrese in Istanbul und dann in Brusa, wo er 1575 starb. Er gilt als
Kenner der arabischen Sprache und Literatur. Mit seiner Leistungsfähigkeit fiel es ihm
einfach, sich in den Kreisen der Ulama von Istanbul zurechtzufinden und sie betrachteten ihn
als einen der Wenigen, der die Fähigkeit zur perfekten Sprache besaß und eine schöne
Handschrift hatte. Leider gibt es sehr wenige Informationen über ihn, auch Autoren, die über
ihn schrieben, haben keine weiteren Informationen außer Lob. Sein verfrühter Tod zerstörte
alle Hoffnungen und Erwartungen, die seine Schüler und Freunde in ihn gesetzt hatten. Er war
vielversprechend und man erwartete viel von ihm. Sein perfekter arabischer Schreibstil wird
an seinen Abhandlungen o peru und o sablji aufgezeigt:
To je jedno stablo koje izlazi iz brda Sinaj; korijen mu čvrsto stoji (u zemlji), a ogranci su mu
u nebu. Kad pane na njega voda, makne se, a kad dođe na rod, donese nove plodove. To je
Jusuf, koga su zagrlila braća zagrljajem ljubavi i složila se da ga metnu na dno čatrnje.
Košulja mu je razdrta bez da je zaveden, bačen je u tamnicu, a niko mu nije neprijatelj. Sad
(Dies ist ein Stamm, der aus dem Berg Sinai wächst; seine Wurzeln sitzen fest (in der Erde)
und seine Zweige sind im Himmel. Wenn Wasser auf ihn fällt, weicht er zurück, und wenn es
zur Geburt kommt, bringt er neue Früchte. Dies ist Jusuf, den die Brüder voller Liebe
umarmten, und entschieden, ihn auf den Grund des Brunnens zu werfen. Sein Hemd war
zerrissen, ohne dass er verführt wurde, er wurde ins Gefängnis geworfen, und niemand war
sein Feind. Jetzt siehst du ihn, wie er die Hände zum Wasser streckt, um zur Urquelle zu
gelangen (zum Mund), jetzt erwischst du ihn wieder, wie er wie ein Vogel auf den Flügeln im
Sturzflug fliegt. Er ist schön, seine Lippen sind dunkelrot, und er ist kastanienbraun. Er ist
nackt und kann sich nicht vor Verleumdern retten, und muss immer schweigen; Seine Zähne
stehen auseinander, seine Finger mit Henna bemalt, er ist von edlem Stamm, seine Hände
sind ausgestreckt. Manchmal sitzt er am Ufer des Flusses und streckt seine Beine aus, und
wenn er aufsteht, spricht er und Blut fließt aus seinem Munde. Es ist ein Leuchtturm, der in
der Dämmerung ruht.)
Poslanice bzw. Briefe über die Feder oder das Schwert treten häufig in orientalischen
Literaturen auf und viele Autoren reflektierten über diese. Ahmed Šemsudin Sarajlija schrieb
seine Briefe in einem schönen Stil und sprach in ihnen über die Stärken und Schwächen der
Feder bzw. des Schwertes. Über die Feder schreibt er wie über einen heiligen Baum, welcher
immer frisches Obst trägt, aber vergleicht sie auch mit einem Mann, der im Gefängnis endet.
Nach Sulejman Grozdanić sieht Ahmed Šemsudin Sarajlija das Schwert als Hilfe für Freunde
108
Bašagić (2007)b, S. 112.
Briefe kommen wieder in der Alhamijado-Literatur vor und zwar als Anschuldigungen und
Drohungen. Dem Inhalt entsprechend sind es Briefe, in denen es keine freundschaftlichen
Botschaften gibt. Die Briefe in der Alhamijado-Literatur wurden auch an Nichtmuslime
geschrieben, sie enthalten keine religiöse Intoleranz. Ein Beispiel sind die Gedichte von
Muhamed Hevaji Uskufi Poziv na vjeru (Der Ruf nach Glauben) und von Hasan Kaimija O
osvojenju Kandije (Über die Eroberung von Kandija). Hasan Kaimija war ein Dichter, der
sich gegen die Behörden und ihre politischen Aktivitäten wehrte. Wie schon Abdulvehab
Ilhamija unterstütze auch Hasan Kaimija die Aufstände und stand selber an der Spitze eines
Aufstands. Aufgrund seiner Tätigkeiten wurde er nach Zvornik abgeschoben, wo er im Jahre
1691 oder 1692 starb. Hasan Kaimija schrieb zwei Gedichte in bosnischer Sprache: O
osvojenju Kandije und O štetnosti pušenja (Über die Schädlichkeit vom Rauchen). Das
Gedicht O osvojenju Kandije entstand in den Jahren des türkisch-venezianischen Krieges, der
von 1645 bis 1669 geführt wurde. Mit seinem Gedicht lobt Hasan Kaimija die Türken. Er
drückt in seinem Gedicht die Unzufriedenheit mit den Venezianern aus und hat Mitgefühl mit
den christlichen Landsleuten, welche die Venezianer unterdrücken:
109
Grozdanić (1998)b, S. 298.
110
Nametak (1981), S. 202.
[Text eingeben] Seite 56
4.4.2 Ali Dede Bošnjak (1540 in Mostar geboren – 1598 in Mekka gestorben)
Nach Ismet Kasumović lautet sein richtiger Name Ali, Sohn von Mustafa Bošnjak. Er wurde
auch unter seinen Spitznamen Sigetvaranin und Scheich der Türbe111 bekannt, weil er einen
großen Teil seines Lebens die Grabstätte des Sultans bewachte und ein Haupt der Tekke in
der Nähe von Siget war. Der Spitzname Dede stellt den Lehrer der Tekke dar. Wegen seiner
Lehre blieb er in der Tekke und schrieb seine großen Werke. Selten verließ er seine Tekke,
bis auf die Pilgerfahrt nach Mekka. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Mekka. 112 Ali
Dede Bošnjak ist einer der ersten Autoren, die in arabischer Sprache geschrieben haben. Er
wurde in Mostar geboren, wo er die Grundschule besuchte, die höhere Schulausbildung
beendete er jedoch in Istanbul. Sulejman Grozdanić schreibt über ihn als über einen werten
Gelehrten und Theologen, den auch Sultan Murat III. schätzte. Der Sultan beauftragte ihn, die
Reparaturen der Gebäude in Mekka zu überwachen, worüber Ali Dede Bošnjak ein
besonderes Werk schrieb. Wie weise Ali Dede Bošnjak sprach und schrieb, ergibt sich aus
den Aufzeichnungen eines Historikers, der in seiner Zeit lebte. Die Aufzeichnung enthält die
Worte von Ali Dede Bošnjak über einen erfolglosen Militärführer:
Taj čovjek ima četiri mahane – oholost, ispraznost, samovolju i samoljublje, a ko od ta četiri
hrđava svojstva ima samo jedno, nikada neće svidjeti posla, niti će se obradovati kakvom
uspjehu.113
(Dieser Mann hat vier Fehler - Hochmut, Eitelkeit, Eigenwillen und Selbstliebe, und wer von
diesen vier rostigen Eigenschaften nur eine hat, wird nie eine Arbeit finden, und sich nie über
Erfolg freuen.)
Ali Dede Bošnjaks Werk ist von islamischer Mystik durchdrungen. Seine wichtigsten Werke
wurden in arabischer Sprache veröffentlicht. Sein Werk Predavanja o prvim događajima i o
potonjim zbivanjima (Die Lehre über die ersten Ereignisse und Geschehnisse) wurde in zwei
Ausgaben in Kairo im Jahre 1892 und 1893 veröffentlicht. Nach Sulejman Grozdanić schrieb
Ali Dede Bošnjak dieses Werk zur Zeit seiner Ausbildung in Istanbul und beendete es in der
Tekke im Jahre 1589. Dieses Werk behandelt Themen aus Wissenschaft, Kultur und
111
die Türbe - muslimisches Mausoleum
112
Kasumović (1998), S. 317.
113
Grozdanić (1998)b, S. 298.
4.4.3 Hasan Kafija (el Akhisari) Pruščak (1544 in Prusac geboren -1615 gestorben)
Die Türken nannten Hasan Kafija Pruščak auch Akhisar. Über sein Leben erzählt das
folgende Zitat, das Safvet beg Bašagić veröffentlichte116:
Pradjed mu je bio nastanjen u selu Vukovo, koje pripada prusačkom kotaru, a ime mu je bilo
Jakov. Kad je sultan Fatih Bosnu osvojio, (1463.) u stotoj godini života prešao je na islam.
Umro je u sto dvadeset i sedmoj godini u svome zavičaju ostavivši iza sebe sina Davuda, koji
je poginuo u Ugarskoj. Iza Davuda ostao je sin Turhan, koji je umro u rodnom mjestu. Naš
Kafija je sin Turhanov.
(Sein Urgroßvater bewohnte das Dorf Vukovo, welches zum Bezirk Prusac gehörte, und sein
Name war Jakov. Als der Sultan Fatih Bosnien eroberte, (1463) konvertierte er im 100.
Lebensjahr zum Islam. Er starb mit 127 Jahren in seinem Heimatort und hinterließ einen
Sohn namens Davud, der in Ungarn ums Leben gekommen war. Davud hinterließ einen Sohn
namens Turhan, der in seinem Heimatort starb. Unser Kafi ist der Sohn des Turhan.)
Ljubović Amir und Nametak Fehim schreiben in ihrem Buch, dass Jakov aus Skadar ins Dorf
Zib in der Nähe von Prusac umzog. Aber es ist unmöglich, dass dies in der Zeit von Sultan
Fatih passierte, da Prusac erst später von den Osmanen erobert wurde. 1516 waren in diesem
114
Grozdanić (1998)b, S. 298-299.
115
Kasumović (1998), S. 321.
116
Bašagić (2007)b, S. 160-161.
Hasan Kafija Pruščak beendete die Schule in Bosnien und wurde dann in die Reihen der
bosnischen Richter aufgenommen. Obwohl er in Istanbul Wissenschaft studierte, kehrte er
wieder zu seinem Beruf als Richter zurück. Diese Funktion übte er in mehreren Städten auf
dem Balkan aus. Er war überall beliebt, beschloss aber, sich als lebenslanger Richter in seiner
Geburtsstadt nieder zu lassen. Die Funktion des Richters in seiner Heimatstadt übte er mehr
als zwei Jahrzehnte aus. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit Literatur, er schuf belehrende
und kritische Werke. Das folgende Zitat erzählt uns über seine Lebensart:
Trideset je godina postio redovito, a kroz dvadeset godina svaki treći dan mrsio je jedanput i
držao ‘saomi Davud’ (Davidov post). Mjesto košulje nosio je džoku od kostrijeti i na taj način
provodio život kao pravedan sudija i pobožan asketa. Savremene šejhove je prezirao,
ponizivao ih šerijatskim dokazima i predbacivao im opsjenjivanje prostote govoreći: ‘Da se
‘keramet’ (tvorenje čudesa) moze postići pobožnošću i asketstvom, ja bih ga postigao!118
(Dreißig Jahre lang fastete er regelmäßig und in zwanzig Jahren aß er jeden dritten Tag
einmal und hielt 'saomi Davud' (Davuds Fastenzeit). Anstatt Hemden trug er Schotten aus
Tierfell und verbrachte auf diese Weise sein Leben als gerechter Richter und frommer Asket.
Zeitgenössische Scheichs verachtete er, setzte sie mit Beweisen aus der Scharia herab und
warf ihnen Folgendes vor: Wenn ´keramet´ (Entwicklung von Wunder) durch Frömmigkeit
und Askese erreicht werden könnte, würde ich es erreichen!)
Neben seinen literarischen Werken hinterließ er noch verschiedene Denkmäler, die bis heute
erhalten sind. In der Nähe von Prusac baute er eine Moschee, eine Tekke und eine Medresse.
Bekannt in Bosnien ist Ajvatovica, wo Ajvaz-Dede begraben wurde. Ajvaz-Dede hat viele
gute Taten vollbracht, weswegen Hasan Kafija Pruščak eine Türbe für ihn erbaute, und die
Menschen an seine Verdienste erinnerte. Jedes Jahr sammeln sich Menschen in Bosnien an
diesem Ort und feiern auf eine schöne Art und Weise den Tag von Ajvatovica.
Das Interesse an Hasan Kafija Pruščak und seinem Werk kam in der Europäischen
Orientalistik vor allem wegen seines Werkes Temelji mudrosti o uređenju svijeta auf, als es
117
Ljubović u.a. (1983), S. 18.
118
Bašagić (2007)b, S. 161-162.
(Die Macht des Herrschers liegt in seiner Gerechtigkeit. Die Stabilität des Staates ist mit der
Gerechtigkeit verbunden.)
Seiner Ansicht nach soll sich die Verwaltung des Staates nicht auf die traditionellen Träger
der Politik (Dynastien, Aristokraten) verlassen, sondern auf gebildete, talentierte und weise
Menschen:
Najbolji je vladar onaj koji sjedi u društvu s učenjacima, a najgori učenjak je koji sjedi u
društvu sa vladarima.120
(Der beste Herrscher ist der, der in der Gesellschaft von Gelehrten sitzt, und der schlimmste
Gelehrte ist der, der in der Gesellschaft von Herrschern sitzt.)
Hasan Kafija Pruščak engagierte sich für die unparteiische und gleiche Anwendung der
Gesetze für alle sozialen Schichten. Charakteristisch für seine Werke sind die historischen,
wirtschaftlichen und politischen Ereignisse. Sein Werk Temelji mudrosti o uređenju svijeta
119
Pruščak (1983), S. 95.
120
Ebd. 98.
Nasilje među muslimanskim vojnicima u evropskoj Turskoj pojavilo se prije tri godine (od
1004. godine). Mnogi od njih su se odmetnuli po pokrajini i čine nered: prljaju čast
muslimana, obesčašćuju njihove žene i djecu, otimaju od raje namirnice i nanose nepravdu
ubogim i slabim. Ovo se naročito odnosi na carski odred. 121
(Zur Gewalt unter den muslimischen Soldaten in der europäischen Türkei kam es vor drei
Jahren [seit 1004 (1595)]. Viele von ihnen marodieren durch die Provinz und machten
Chaos: beschmutzten die Ehre der Muslime, entehrten ihre Frauen und Kinder, raubten
Lebensmittel von Menschen und fügten den Armen und Schwachen Ungerechtigkeit zu. Dies
gilt insbesondere für die kaiserliche Truppe.)
Was Hasan Kafija Pruščak so außergewöhnlich macht, ist sein Mut zu schreiben, und auf die
Probleme, in denen sich die Verwaltung des Staates befindet, hinzuweisen. Er kritisiert
deutlich die herrschende Klasse, wobei er den Sultan auch nicht ausschließt. Temelji mudrosti
o uređenju svijeta ist voll von Empfehlungen, Lösungen und Weisheiten, die er aus seinen
Lebenserfahrungen und seiner Vernunft zog. Dies versuche ich durch die von mir
ausgewählten Beispiele zu dokumentieren:
Nema vodiča kao što je razum, čuvara kao što je pravda, mača kao što je istina, niti pomoći
kao što je iskrenost.122
(Es gibt keinen besseren Führer als die Vernunft, Hüter als die Gerechtigkeit, kein Schwert
wie die Wahrheit, und auch keine Hilfe wie die Ehrlichkeit.
Čudim se onome koji kupuje robove za novac, a ne kupuje slobodne ljude svojim velikim
djelima!
Najvrednije zakopano blago je ljubav u srcima ljudi.123
(Ich wundere mich über die Menschen, die Sklaven um Geld kaufen, und nicht freie Menschen
mit ihren großen Taten.
121
Ebd. 109.
122
Ebd. 95.
123
Ebd. 98.
[Text eingeben] Seite 61
Der wertvollste versteckte Schatz ist die Liebe in den Herzen der Menschen.)
Bog je nebesa okitio s troje: Suncem, Mjesecom i zvijezdama, a zemlju je ukrasio učenjacima,
kišom i pravednim vladarima.126
(Gott hat den Himmel mit der Sonne, dem Mond und den Sternen geschmückt und die Erde
mit den Gelehrten, dem Regen und gerechten Herrschern.)
An den oben angeführten Beispielen sehen wir die Größe dieses Autors, dessen Wissen sich
weit über den Rahmen des osmanischen Reiches erstreckte und in welchen ich einen großen
aufklärerischen Geist sehe.
Nach Sulejman Grozdanić sind seine Werke nicht nur auf die islamische Tradition beschränkt,
sondern auch auf die nichtislamische, griechische und ägyptische, sie sind aber als Teil der
islamischen Kultur entstanden.127
124
Ebd. 102-103
125
Ebd. 106.107.
126
Ebd. 94.
127
Grozdanić (1998)b, S. 332.
Der Begriff Alhamijado geht zurück auf das Wort al-adžemìjje und bedeutet fremd, nicht
arabisch. Die Alhamijado-Literatur ist eine Literatur in der Volkssprache, die mit der arebica
geschrieben wird. Das arabische Sprachsystem hat im Gegensatz zum Bosnischen nur drei
Vokale (a, i, u). Das Bosnische hat 30 und das Arabische 28 Laute. Nur 15 arabische
Konsonanten sind phonetisch gleich, wie in bosnischer Sprache. Damit sich das arabische
Alphabet dem bosnischen Lautsystem anpassen konnte, war es notwendig, neue Zeichen für
die Laute, die im Arabischen nicht vorhanden waren, einzuführen, solche sind z.B.: c, č, ć, dž,
g, lj, nj, p, v, ž und die Vokale e und o. Dieses ergänzte arabische Alphabet wird arebica
genannt. An der Anpassung der arebica haben Omer Humo und Ibrahim Berbić
teilgenommen, jedoch ohne großen Erfolg. Die besten Ergebnisse erzielte Mehmed
Džemaludin Čaušević.
Die bosnische Alhamijado-Literatur, geschrieben mit der arebica, war in Bosnien fast drei
Jahrhunderte in Gebrauch. Erst in den letzten Jahren gibt es viele Forscher der Alhamijado-
Literatur. Diese Literatur umfasste Poesie und Prosa, dabei wurde der Poesie mehr
Aufmerksamkeit geschenkt. Einer der umfassendsten Prosatexte in der Alhamijado-Literatur
ist in mehreren Handschriften aus verschiedenen Epochen erhalten. Der Autor des Textes
bleibt unbekannt. Der Text ist unter dem Titel Šejtannáma128 bekannt. In dieser Geschichte
geht es um die Diskussion zwischen dem Propheten Mohammed und dem Teufel. Der Teufel
wurde von Gott geschickt, um dem Propheten Mohamed alle seine Fragen zu beantworten:
128
Šejtannáma – die Geschichte über den Teufel
129
mèl-ūn – der Verfluchter
130
šućur – der Dank
131
sadàka, zèćāt – das Almosen, die Spende
Das Gespräch zwischen Mohammed und dem Teufel erfolgt in einer normalen Umgebung.
Der Prophet beendet das Gespräch durch folgende Worte:
Ja šejtan! Hodi ti tóbe135 učiniti od zálā da ja, kad budemo na ahiretde136 na božijem
divánu137 za te ćefil138 budem, da budeš ehli džènnet139.
132
ùmmet – die Anhänger
133
habs – das Gefängnis
134
Mehmed Velihodža (Razi) hat wahrscheinlich als Erster den Text ins Bosnische übersetzt. Die ganze
Geschichte ist bei Abdurahman Nametak in seinem Werk Hrestomatija bošnjačke književnosti (Sarajevo, 1981,
S. 315) ediert.
Die Hauptmotive der Alhamijado-Literatur bei den bosnisch-muslimischen Autoren waren die
moralische und soziale Kritik des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Bosnien. Die
Schöpfer der Alhamijado-Literatur bemühten sich um den Erhalt ihrer Muttersprache, welche
sie meist die bosnische Sprache nannten. Autor des ersten Buches, das im Jahr 1875 in
arabischer Schrift (arebica) in Sarajevo gedruckt wurde, war Omer-ef. Humo. Er kämpfte für
die Einführung der bosnischen Sprache in den Schulen. Die Liebe zur Muttersprache bringt er
auch in seinen Versen zum Ausdruck:
135
tóbe – die Reue
136
ahiretde – das Jenseits
137
diván – das Gespräch
138
ćefi – der Bürge
139
ehli džènnet – die Bewohner des Paradieses
140
šubha – der Zweifel
141
hak – die Wahrheit
142
Huković (1997), S. 137.
Omer ef. Humo gilt als ein bosnischer Aufklärer, der für ein religiöses und gebildetes Leben
der Bosniaken kämpfte. Als Dokumentation wählte ich folgendes Zitat aus:
Dobro znadi, svakom insanu svoj jezik od sviju jezika odveće lakši je. Nama Bošnjacima naš
jezik veoma je lagahan, da se opiše arapskim resmi-hat-tom [arapskim načinom pisanja,
M.R] i jazijom [pismom] kao sto je u Musafu [Kur’anu]. Ko umije „elif i bir-noktu“ i
hedželejisat [ko poznaje pismena arapske abecede i umije ih čitati povezano] ovaj kitab i
gornje razumiće. 143
(Du sollst wissen, für jeden Menschen ist seine Sprache von allen Sprachen die leichteste.
Unsere Sprache ist für uns Bosniaken leicht, so dass man sie mit ”resmi-hat-tom” ausdrücken
[die arabische Schreibweise, MR] und ”jazija” [die Schrift] wie es im Buch [im Koran]ist,
beschreiben kann. Wer das arabische Alphabet kennt und es zusammenhängend lesen kann,
das Buch beherrscht, wird auch das Obige begreifen.)
Das Zitat ist aus seinem Werk Sehletul-vusul. In diesem Werk schreibt Omer Humo über die
Religion bzw. den Glauben. Außerdem schreibt er auch über aktuelle Themen und Probleme
der Menschen seiner Zeit. Er interessierte sich besonders für das Schulsystem und engagierte
sich für die Einführung der bosnischen Sprache in den Schulen. All das führte ihn zum
Schreiben seines Werks Sehletul-vusul in bosnischer Sprache. Häufig verwendete er für seine
Muttersprache auch die Bezeichnung babin jezik, womit er zu der Reihe der Menschen zählt,
die die bosnische Identität förderten.
Sowie Omer Humo war auch Muhamed Velihodžić-Razija ein Alhamijado-Autor und kämpfte
für die Einführung der bosnischen Sprache in den religiösen Grundschulen. In Bosnien ist er
besonders durch sein Gedicht Čujte, dico, svikoli144 bekannt:
143
Humo (1875), Uvod.
144
Huković (1997), S. 138.
Ustajte na sabah,
Steht in der Frühe auf,
dohodite na sabah,
kommt zum Gebet,
jer vas veće ne fatah,
damit es euch nicht fehlt,
pravim putem iđite!
geht den richtigen Weg!
Dieses Gedicht ist eine Kasside und hat eine zweifache Bedeutung. Einerseits will Muhamed
Velihodžić-Razija mit seinem Gedicht erreichen, dass die Kinder fleißig sind und sich
ausbilden. Er will ihnen den richtigen Weg zeigen, so dass sie bessere Menschen werden.
Anderseits lehrt er die Kinder schönes Verhalten und moralische Prinzipien.
Der älteste Alhamijado-Text ist Kasida Ajvaz-Dede (Die Kasside von Ajvaz-Dede) von Prusac.
Nach Sulejman Grozdanić gibt es Forscher, die behaupten, dass das Gedicht 1480 entstanden
ist und über den Einfall der Ungarn in Bosnien spricht.145
Nach Abdurahman Nametak hingegen entstand das Gedicht zu Beginn des 18. Jahrhunderts,
nach dem Einfall der österreichischen Armee 1697 in Bosnien unter der Führung von Prinz
Eugen von Savoyen.146 Dieses Gedicht wurde mündlich übertragen und sein Inhalt ist unklar.
Der Autor des Gedichtes ist Ajvaz Dede. Dies wissen wir, da einige muslimische Autoren am
Ende ihres Gedichtes ihren Namen erwähnen und um ihr Seelenheil bitten. Das macht auch
Ajvaz Dede am Ende seines Gedichtes:
145
Grozdanić (1982)a, S. 113-114.
146
Nametak (1981), S. 18.
Über Avajz Dede gibt es keine anderen Informationen. Wegen des Dilemmas über den
zeitlichen Ursprung seines Gedichtes wird ein Gedicht von Mehmed Erdeljac Hirvat Türkisi,
entstanden 1588/1589, als der älteste Alhamijado-Text angenommen. Mehmed Erdeljac war
deutscher Abstammung, konvertierte zum Islam und lebte in der Gegend von Sedmograđe
(Siebenbürgen). In diesem Gedicht bittet der Dichter seine Geliebte um Verzeihung und um
eine Antwort auf seine Liebe. Aus dem Text des Gedichtes kann abgeleitet werden, dass das
Mädchen ihm gegenüber kalt, stolz und zornig ist, aber niemand weiß warum:
147
Ebd. 200.
Ne mori me, prosim tebe, Sei nicht so mühsam, ich bitte dich,
izgubil sam ja sam sebe, ich habe mich selbst verloren,
obden, obnoć molim tebe bei Tag und Nacht bitte ich dich
daj mi se da obveselim! lass dass ich mich freue!
Gizdava si, gizdav budi, Prächtig bist du, und prächtig bleibe,
što ću istom, zdrav mi budi! bleib gesund!
Ovu pesmu Mehmed zgodi, Dieses Gedicht schrieb Mehmed,
daj mi se da obveselim!148 lass dass ich mich freue!
Interessanterweise stoßen wir im Gedicht auf ikavische und ekavische Wörter, wie: cvit, živit,
pesma, aber auch auf Wörter, die charakteristisch für das kajkavische sind: izgubil sam und
prosim tebe.
Obwohl es in der orientalischen Literatur auch Liebesmotive gab, war in Bosnien die
Liebesdichtung meist nicht im Fokus der gebildeten Menschen. Jene Autoren, die über die
Liebe schrieben, waren meist zweisprachig und ihre Gedichte glichen eher Liebesgedichten in
türkischer Sprache. Ein solches Gedicht ist Čok severim, džânum seni149:
148
Ebd. 58-59.
149
Ebd. 63.
[Text eingeben] Seite 69
Čok severim, džânum, seni Ich liebe dich so sehr mein Schatz
Gèdže150 gündiz151 ráhat nisam Bei Tag und Nacht bin ich nicht ruhig
Gedže, gündiz ja ne spavam Bei Tag und Nacht kann ich nicht schlafen
Nerede kàldi154 da ne ludim. Wo bist du geblieben, ich werde verrückt.
.
Das Manuskript des Gedichtes befindet sich im Orientalischen Institut in Sarajevo, über den
Autor des Gedichtes gibt es keine Informationen.
Nach Sulejman Grozdanić weist die Alhamijado Liebespoesie auf die Volksdichtung hin, was
wir bei der einzigen Autorin der Alhamijado Poesie in Bosnien, Umihana Čuvidina, sehen.155
Ihr Gedicht Čamdži Mujo i lijepa Uma156 (Čamdži Mujo und schöne Uma) spricht über die
Beteiligung der osmanischen Armee aus Bosnien im Kampf gegen serbische Rebellen.
Umihana Čuvidina will mit ihrem Gedicht eine Botschaft des Friedens und von der
Sinnlosigkeit des Krieges und des Tötens vermitteln. Ein weiteres Motiv in ihrem Gedicht ist
ihr Glaube an die ewige Liebe:
150
gedže – die Nacht
151
gündüz - der Tag
152
sabur etmek kábil dejil - ungeduldig
153
džânum jàndi tákat - meine Seele brennt
154
nerede kàldi - wo bist du geblieben?
155
Grozdanić (1982)a, S. 117.
156
Nametak (1981), S. 76.
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Vino piju age Sarajlije, Age Sarajlije trinken den Wein,
vino piju, Zasavicu biju, sie trinken den Wein, führen den Krieg,
ranjenici mladi podvikuju. die jungen Verwundeten schreien.
Svaki veli: “Jallah157, moja majko!” Jeder ruft: ”Jallah”, meine Mutter!”
Čamdži Mujo: “Jallah, moja Umo!” Čamdži Mujo: ”Jallah, meine Umo!”
Čamdži Mujo družini govori: Čamdži Mujo spricht zu seinen Freunden:
“Ah, družino, moja braćo draga! ”Ah, meine Freunde, meine liebe Brüder!
Kada meni suđen danak dođe, Wenn für mich das letzte Gericht kommt,
suđen danak i umrli sahat, das Weltgericht und die Todesstunde,
ufat’te mi konja lastavicu, fangt einen Pferd,
i na konju zelenu dolamu158! und auf dem Pferd einen Mantel!
U dolami u džepu desnome, In der rechten Manteltasche,
u njemu je prsten i jabuka, in ihr ist ein Ring und ein Apfel,
u zadžepku mrko ogledalo, u in der zweiten Manteltasche ist
der dunkle Spiegel,
podajte ga mojoj Umihani, ihr gebt ihn meiner Umihana,
nek s’ ogleda, a mene ne gleda, sie soll sich selbst sehen, und nicht mich,
nek s’ udaje, a mene ne čeka, sie soll heiraten, auf mich nicht warten,
a ja ću se junak oženiti, ich aber, der Held, werde die
crnom zemljom i zelenom travom. schwarze Erde und das grüne Gras heiraten.
Aus Protest wegen der ums Leben gekommenen Soldaten schneidet Umihana Čuvidina ihr
Haar ab und hängt es an das Tor der Stadt:
157
Jallah! - O Gott!
158
dolama – der Mantel
Ko prohodi da joj kosu žali Wer vorbeigeht, soll ihr Haar betrauern
Ova kosa u devletu rasla Dieses Haar ist lange herangewachsen
U golemu jadu odrezana.161 Aus großem Schmerz wurde es
abgeschnitten.
Durch diesen Akt zeigt sie ihre Treue zu ihrem Geliebten, der sein Leben auf dem
Schlachtfeld lässt und verzichtet auf die Freuden des Lebens. Auch ihr zweites Gedicht
Sarajlije iđu na vojsku protiv Srbije (Sarajlije kämpfen gegen Serbien) ist im Stil der
Volksdichtung. Beide Gedichte zählen zu den erfolgreichsten Schöpfungen der Alhamijado-
Literatur, noch dazu war ihr Autor eine Frau.
Das schönste und originellste Alhamijado Liebesgedicht ist Ašiklijski èlif-bê162 von Fejzo
Softa163 (Ende des 18. Jahrhunderts). Dieses Gedicht wurde nur mündlich übertragen und
bekannt unter dem Titel seoska rič (Das Bauernwort). Über den Autor wissen wir nur dass er
Fejzo heißt und ein Schüler der Medresse war. Im Gedicht geht es um das Erlernen des
arabischen Alphabets und die Liebe. Um seiner Geliebten das arabische Alphabet
beizubringen, vergleicht er die Form der Buchstaben mit vertrauten Dingen. Während er ihr
die Buchstaben erklärt, überschüttet er seine Geliebte mit Komplimenten:
159
rusa kosa – rotes und lockiges Haar
160
dajo – der Onkel
161
Nametak (1981), S. 77.
162
Huković (1997), S. 33.
163
softa - der Schüler einer Medresse
[Text eingeben] Seite 72
– تtê – تtê
„Te“, tebi je ime Fata, „Te“, dein Name ist Fata,
u tebe su prsi zlatne, deine Brüste sind aus Gold,
prsi tvoje, „te“ je moje, deine Brüste, „te“ gehört mir,
da ih meni ko ukrade, wenn jemand sie von mir stehlen sollte,
dao bih mu altun164 sade.165 würde ich ihm das echte Gold geben.
Die beste Beschreibung des Mädchens gibt Fejzo Softa in der Strophe, die dem Laut m
gewidmet ist (mim):
Die Ilahija und die Kasside zählen auch zu den Formen der Alhamijado-Literatur. Die Ilahija
ist ein religiöses Gedicht, das zum Ziel die Verherrlichung und Gnade Gottes hat. Neben
diesem Hauptziel dient sie als Anleitung für die Art und Weise des Lebens, den Wert der
164
altun – das Gold
165
Nametak (1981), S. 65.
166
sadžmak - die Strähne
Wenn man über das Leben von Abdulvehab Ilhamija spricht, kommen viele Legenden auf. Er
soll eine Revolte gegen die Türken in Bosnien vorbereitet haben, und als die Behörden dies
entdeckten, wurde er zum Tode verurteilt.167 Er zählt zu den produktivsten Schriftstellern der
bosnischen Alhamijado-Literatur. Außerdem hat er viele Gedichte in türkischer Sprache
geschrieben, in bosnischer Sprache schrieb er Ilmihal in Prosa, d. h. ein Lehrbuch über den
Islam und seine Praxis. Er gehörte zum Derwisch-Orden und daher verherrlichte er ihn oft. Er
glaubte, dass der Mensch durch richtige Lebensweise und Erfüllung der religiösen Pflichten
zur Erkenntnis Gottes und in das Paradies kommen könnte. Er postuliert, dass man vor
niemandem außer Gott Angst haben muss, und dass der Mensch mit seinen guten Taten den
ewigen Frieden und Segen verdient.
Čudan zeman168 nastade169 ist ein Gedicht, das über die schwierige Situation in Bosnien zu
Beginn des 19. Jahrhunderts erzählt, als Bosnien unter dem ständigen Druck von Seiten der
167
Huković u.a. (1990), S. 45.
168
zeman - die Zeit
Im Gedicht Čudan zeman nastade... schreibt er über die Ungerechtigkeiten der herrschenden
Gesellschaft, über unfaire Gerichtsverfahren und Streitigkeiten mit den Behörden. Einige
Autoren vergleichen dieses Gedicht mit der Kasside, obwohl sie nicht dieser Art von Literatur
entsprach. Abdulvehab Ilhamija führt mehrere Faktoren und politische Probleme an, die die
schwierigen sozialen Bedingungen verursachten. Der Dichter will aus seiner Kritik
niemanden ausschließen, auch nicht den Sultan. Besonders ärgerte er sich über die
Religionsvertreter, die bedauerlicherweise mit ihrem Wissen nur Ruhm und Geld erwerben
wollten. Seine Ehrlichkeit und Kritik an den wahren Schuldigen des instabilen,
gesellschaftlichen und politischen Lebens in Bosnien haben ihn sein Leben gekostet.
169
Nametak (1981), S. 156.
Mit der Ankunft der Osmanen auf dem Boden von Bosnien und Herzegowina im Jahre 1463
kommt es zu enormen Veränderungen im gesamten Sozialsystem. Auf der einen Seite
bedeutet die Ankunft der Osmanen das Verschwinden des mittelalterlichen bosnischen
Staates, und auf der anderen Seite fließt der Prozess der Islamisierung ungehindert und
beschleunigt weiter. Die Islamisierung wirkt sich auf die Entwicklung der Muttersprache
dadurch aus, dass es Innovationen in die bosnische Sprache aus der Türkischen und
Arabischen einbringt. Dieser Prozess stellt gleichzeitig die Grundlage dar, auf der eine
literarische Tradition der bosnischen Muslime aufgebaut wurde. Eines der wichtigsten
Merkmale der orientalischen literarischen Tradition in Bosnien sieht man in der arabischen
Schrift (arebica). Arebica ist das arabische Alphabet, mit dem die Werke in der Volkssprache
aufgezeichnet wurden. Diese Art von Literatur ist als Alhamijado-Literatur bekannt. Motive
der Alhamijado-Literatur waren die Liebe Gottes, Kritik der Regierung, das Loben einer
bestimmten Person… Die Gedichte der einzigen Dichterin der Alhamijado-Literatur,
Umihana Čuvidna, gehören zu den vollkommensten Werken von Liebeslyrik in der
Alhamijado-Literatur.
Die Literatur der bosnischen Muslime in orientalischen Sprachen hat Safvet beg Bašagić am
besten untersucht. Die Werke der bosnisch-muslimischen Autoren im Türkischen sind am
häufigsten, während es in der arabischen und persischen Sprache weniger waren. Einige
Autoren haben in allen drei der genannten Sprachen geschrieben, was ein hohes
Bildungsniveau und eine gute Kenntnis der Philosophie, der Philosophie des Islams und der
Geschichte erforderte. Bereits im 15. Jahrhundert wurden die ersten Spuren des Schaffens der
bosnisch-muslimischen Autoren in orientalischen Sprachen gefunden. Obwohl diese Literatur
in fremden Sprachen geschrieben wurde, und nicht auf Bosnisch, gehört sie trotzdem zur
bosnischen literarischen Tradition, weil sie von bosnisch-muslimischen Autoren erstellt
wurde. Hauptmotive der Poesie in orientalischen Sprachen sind Mystik, Liebe und Schönheit.
Die meisten Werke, die in türkischer Sprache geschrieben wurden, gehören zu der Diwan-
Literatur. Das Wort diwan bedeutet eine Gedichtsammlung eines Autors. Diwan-Literatur
wurde durch die Hand von gebildeten Autoren für die gebildete, soziale Schicht der
Bevölkerung erzeugt. Die bekanntesten Diwane in der türkischen Sprache sind von bosnisch-
muslimischen Dichtern Hasan Zijaija Mostarac und Muhamed Nerkesija.
Die negativen Folgen des Schaffens der bosnischen Autoren in orientalischen Sprachen, war
eine Verzögerung in der Entwicklung der Muttersprache. Es sind nur wenige Autoren, die ihre
Werke in bosnischer Sprache geschrieben haben, und nur wenige, die für die Bewahrung ihrer
Sprache gekämpft haben. Wenn es um die Erhaltung der Muttersprache geht, ist es
notwendig, Autoren wie Muhamed Hevai Uskufi, Hasan Kaimija und Omer ef. Humo zu
erwähnen. Omer Humo war ein Befürworter der Einführung der bosnischen Sprache in der
Grundschule. Die Wichtigkeit des Autors Muhamed Hevai Uskufi für die Entwicklung der
bosnischen Sprache spiegelt sich in seinem Schreiben über die bosnische Sprache und seinem
Türkisch-bosnischen Wörterbuch aus dem Jahre 1631 wider.
Proces islamizacije bosanskih muslimana nije najbolje objašnjen, odnosno ne zna se tačan
razlog zbog kojeg su bosanski krstjani u velikom broju i kratkom vremenu prihvatali vjeru
Osmanlija. Teorije o nasilnom prevođenju bosanskog stanovništva na islam ili masovnom
prelasku na islam zbog očuvanja imanja su odbačene od strane velikih historičara. Od 16.
stoljeća muslimansko stanovništvo u Bosni i Hercegovini dobrovoljno je davalo svoju djecu
kako bi služili više dvorskoj nego vojnoj službi. Po zapisima Benedikta Kuripešića (1490-?)
osmanski su „janjičari i najbolje sluge, činovnici i kapetani, Bosanci. Turci ih smatraju
najboljim, najpobožnijim i najvjernijim ljudima, koji vole da se drže pravim Turcima, i time
se ponose; zato se njima više vjeruje nego pravim Turcima. I doista, oni se razlikuju od
ostalih Turaka okretnošću i ljepotom svojom. A ljepše se i nose nego Turci.170 Bosna i
Hercegovina je Osmanskom carstvu podarila velike ljude, autore i heroje. Iako su bosanski
muslimanski autori često izbivali duži vremenski period izvan svog rodnog kraja, najčešće
zbog obrazovanja u Istanbulu, oni su ipak osjećali veliku ljubav prema svom porijeklu. To su
izražavali kroz različite načine, pjesmom ili arhitekturom. Nerijetko su to bile džamije,
mostovi, mektebi i medrese. Takav je bio Derviš-paša Bajezidagić koji je pored tih zasluga
pjesnik poznatog tariha o izgradnji mosta u Mostaru (1566):
170
Kuripešić 1950, 36.
171
Mønnesland 2005, 162.
172
Jahić 1999a, 19-20.
173
Jahić 1991b, 18.
174
Jahić 1999c, 23.
Česta tema bosanskih muslimanskih autora u divanu je čežnja i opis rodnog zavičaja. Oko
desetak pjesama napisano je o Sarajevu i pet o Mostaru. Pjesme o zavičaju su uglavnom
nastajale kada je autor bivao daleko od rodnog grada. Zbog toga autor osjeća čežnju i svoj
rodni kraj doživljava kao rajsku baštu sa lijepim i obrazovanim ljudima. Uvodni dio pjesme
koju je Ahmed Čelebija napisao o svom voljenom Sarajevu govori upravo o tome:
175
Hadžiosmanović / Memija 1995, 13.
176
Nametak 1998e, 475.
Druga vrsta divanske književnosti koja je bila rasprostranjena među pjesnicima je tarih.
Tarihom se obilježavaju bitni historijski događaji i kroz njega saznajemo puno o historiji
Bosne i Hercegovine, kao što je Derviš Jakub-paša Bošnjak opisao tok Krbavske bitke
177
Nametak 1998a, 528.
178
Nametak 1998a, 530.
179
Hadžiosmanović / Memija 1995, 11-12.
180
Hadžiosmanović / Memija 1995, 17.
[Text eingeben] Seite 82
alhamijado književnosti imala su za temu vjeru.181 Ljubav je također bitan motiv u ovoj
književnosti jer su njome inspirisani mnogi alhamijado pjesnici. Takav je bio Fejzo Softa. On
ljubav prema dragoj izražava kroz pjesmu na originalan način. Dok joj se udvara i opisuje
njenu ljepotu, on je podučava arapskom pismu. Kroz pjesmu se provlače i neke riječi
orijentalnog porijekla, ali uglavnom je ostatak teksta u čistom narodnom bosanskom govoru.
Najljepše ljubavne alhamijado pjesme potječu od jedine bosanske alhamijado pjesnikinje,
Umihane Čuvidine. U svojim pjesmama ona oplakuje dragog, kojeg je zadesila smrt na
bojnom polju, te govori o besmislenosti rata. Alhamijado djela u prozi su malobrojna,
najpotpunije takvo djelo je Šejtanama, dijalog između Poslanika Muhammeda i šejtana, u
kojem šejtan gubi bitku.
Alhamijado književnost se nastavila i u XX stoljeću, u obliku tariha na mezarima Mehmed-
bega Kapetanović Ljubušak i reis-uleme Džemaludin Čaušević. Alhamijado književnost je
pravi primjer raznolikosti u bosanskom jeziku, ali i stanja bosanskog društva kroz stoljeća
vladavine Osmanskog carstva.
181
Idrizbegović 2003, 78.
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